Im Schneesturm

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    Ein Schneesturm war über uns hereingebrochen und die Temperatur sank von Minute zu Minute. Mein verletzter Körper lag längs im Schnee und war zur weiteren Fortbewegung unfähig. Mein treues Mamutel stand an meiner Seite und versuchte mich, so gut es ihm gelang, vor Wind und Wetter zu schützen. Wir waren ausgezogen die Schneelande der Krone zu erforschen, doch schienen wir mit unseren Handlungen Boreos verärgert zu haben, weswegen es uns den Garaus zu machen versuchte.



    Für Mamutel war das Wetter weiter kein Problem, war es doch ein Pokémon vom Typ Eis, aber für mich Mensch konnte es mein letztes Stündlein eingeläutet haben. Die Stunden vergingen und erst nach langer Zeit erbarmte sich das Wetter. Auf der Suche nach Schutz vor dem Sturm war mein Bein weggeknickt und wohl mindestens verstaucht, wenn nicht schlimmeres. War das die Strafe dafür, dass wir den Schneelanden ihre Geheimnisse zu entreißen versuchten? Auf jeden Fall war ich unfähig, mein getreues Pokémon zu besteigen, auf das es mich zur nächsten Behausung getragen hätte. Egal, wie tief es sich auch in den Schnee legte, mein Bein war zu marode, um mich auf Mamutels Rücken zu erheben.



    Mit sorgenvollem Blick betrachtete es meine missliche Lage und schien bereit sein Leben geben zu wollen, wenn es mich damit nur retten konnte. Ich war den Tränen nahe. Nicht nur, weil mich seine Großmut zutiefst berührte, auch, weil ich nicht wollte, dass ich meinem Gefährten zur Last fiel und Kummer bereitete. Als ich einst auf Pokémonreise ging, wollte ich meinem Begleiter ein ebenbürtiger Kamerad sein, jemand, auf den es stolz war, sich sein Pokémon nennen zu dürfen. Niemals sollte es meinetwegen leiden müssen, weder seelisch noch körperlich. Und doch war ich ihm Ballast geworden. Ohne mich hatte es keine Probleme in der Wildnis zu überleben. Weilte es an meiner Seite und konnte nicht die Umgebung nach Nahrung absuchen war auch sein Dasein gefährdet.



    Langsam brach auch die Nacht über uns herein und wilde Pokémon machten sich auf zur Nahrungssuche. Die meisten von ihnen waren gewohnt sich von Pflanzen und Beeren zu ernähren und nur selten Fleisch zu bekommen. Aber was würde sein, wenn sie auf ein verletztes Wesen wie mich aufmerksam würden, das, unfähig sich zu wehren, leichte Beute für sie bot? Gerade Mitglieder der Nidoran-Familien waren versiert darin sich auch Kampf‑Attacken zu eigen zu machen. Gegen diese war auch mein mächtiges Mamutel nicht allzu standhaft. Die Gesetze der Natur waren hart, aber gerecht. Wenn es galt junge, gesunde Leben zu erhalten, in dem ein dem Tode nahes Geschöpf wie ich geopfert wurde, galt mein Einspruch, dass auch ich am Leben hing, nicht viel. Das Schicksal vieler stand über dem Schicksal einzelner.



    Mamutel und ich lagen eng beieinander und betrachteten den strahlend klaren Himmel. Die Sterne leuchteten am Firmament und es kam mir beinahe so vor als wachten die Augen vergangener Reisender über uns. Es war ein Anblick, wie ihn besonders Verliebte zu schätzen wussten. Sie nutzten ihn gerne um sich ihrer ewigen Liebe und Treue zu versichern, Händchen zu halten und sich zärtlich zu küssen. Aber er bedeutete so viel mehr und jeder sah etwas anderes in ihm. Für mich war er in meiner Lage ein Trost meiner Seele und ließ mich beinahe meine Angst in meiner immer kälter werdenden Umwelt vergessen.



    Die Zeit verging und ich begann meinen Körper immer weniger wahrzunehmen. Mamutel bemerkte, dass ich dabei war es hier zurückzulassen. Ich hätte ihm gerne noch so vieles gesagt. Ich wollte ihm dafür danken, dass es mich bis hierhin begleitet und mir stets die Treue gehalten hat. Dass es mir verzeihen mochte für jedes Mal, da wir fasten mussten, wenn kein Geld für Lebensmittel übrig war.



    Ich hatte es kennengelernt, als es noch ein Quiekel war, das von seinen Artgenossen verstoßen wurde, weil es kleiner und schwächlicher als seine Geschwister war. Ich nahm mich seiner an und pflegte es, bis es auf eigenen Beinen stehen konnte. Aber es wollte nicht alleine in der Wildnis bleiben, sondern an meiner Seite stehen. So wuchsen wir zu einer richtigen Familie zusammen. Wir beide, und die anderen Pokémon, die sich uns auf unserem langen Weg angeschlossen hatten. Sie hatte ich in Freezedale gelassen, damit sie auf unsere Basis Acht gaben. Mamutel war das einzige von ihnen, das dem rauen Klima der Schneelande gewachsen war. Sicher würden sie bald einen neuen Trainer finden, den sie ebenso, wenn nicht noch mehr, liebten wie mich und er sie. Ich hoffte, dass sie mich bald vergessen würden. Auch von Mamutel wünschte ich mir das. Mir war lieber, ich verschwand vollends aus ihren Herzen, als dass sie ihr Leben lang in Trauer an mich dachten.



    Ich konnte kaum noch meine Augen offen halten, so schwer waren meine mit Schnee bedeckten Lider geworden. Mit tauben Fingern versuchte ich Mamutels Fell zu berühren, doch ich konnte nicht einmal mehr erahnen ob es mir gelang. Mein Atem war ganz ruhig und flach geworden, kaum noch bemerkbar wahrscheinlich. Ich war bereit diese Welt zu verlassen und schloss die Augen.



    Als die Kälte beinahe vollständig Besitz von meinem Körper ergriffen hatte, war mir so, als vernähme ich das Getrappel von Hufen, das immer näher kam. Allein ich war unfähig die Augen noch einmal zu öffnen. Es schien, als käme der eine Klang aus dem Norden und der andere aus dem Süden. Schließlich machten sie nahe unserer kleinen Gruppe Halt. Mamutel knurrte und schnaufte laut auf. Es fürchtete, dass man mir Böses wollte. „Reisender, du machst wahrlich einen bemitleidenswerten Eindruck auf mich. Mir scheint, du bedarfst wirklich einer helfenden Hand. Ich bin bereit sie dir zu gewähren.“ Ich konnte es nicht fassen, dass das Schicksal noch einmal Erbarmen mit mir zu zeigen schien. Wie gerne wäre ich meinem Retter aus Dankbarkeit um den Hals gefallen oder hätte ihm wenigstens die Hand gereicht. Und sei es nur um von seiner Wärme zu profitieren. Mir kam es ein wenig so vor, als spräche er ohne seinen Mund zu bewegen und kommunizierte direkt mit meinem Herzen. Dies war wohl das Werk der Kälte, die mich nicht mehr zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden ließ. Es war mir auch egal. Ich war viel zu dankbar noch einmal einem menschlichen Wesen begegnen zu dürfen, welches mir mein Leben zu schenken imstande war.



    „Nun wisse, ich nenne zwei treue Rösser mein eigen. Das eine ist ein mächtiger Rappe. Es wird dich von allem Leid forttragen. Du wirst keine Angst mehr kennen, noch nicht einmal Hunger und Durst. Es wird dich mit jenen wiedervereinen, die vor dir ausgezogen sind über ihre Liebsten zu wachen. Du wirst mit ihnen an einer Tafel sitzen, die sich nie leeren wird. Weiter wirst du an der Seite deiner Getreuen sein und sie vor Unbill beschützen. Das andere ist ein kräftiger Schimmel, so weiß wie der Schnee, der dich umgibt. Er wird dich sicher durch die Kälte bringen und deinen Leib mit Wärme versorgen, bis du wieder unter den deinen bist. Du wirst weiter Freude empfinden, Frohsinn und Glückseligkeit. Er kann dich aber weder vor Trauer noch Kummer schützen, vor Schmerz oder vor Leid. Du wirst weiter durch die Lande ziehen und Kameraden um dich scharen, die dich mit der Zeit ohne Wiederkehr verlassen werden, bis auch dein Körper eines Tages zu Staub zerfällt. Ich gestehe, ich weiß nicht, welches Schicksal das glücklichere ist und bin unfähig dir zu raten, welches Ross du wählen sollst. Es ist allein an dir einen Weg zu beschließen.“ Ich begann zu lächeln. In meiner Lage noch wählen zu können war ein großes Glück. „Ich weiß, du meinst es gut mit mir und gäbe es nur ein Ross wäre ich auch glücklich mit dem Rappen reisen zu dürfen. Allerdings möchte ich meinen Weg noch nicht zu Ende gehen lassen, weswegen ich den Schimmel wähle. Seine Stärke soll mich heimbringen zu jenen, dir mir am Herzen liegen und mein Mamutel soll mir auf dem Fuße folgen.“



    Mein neuer Freund brach in Gelächter aus. Dann hob er mich auf den Rücken seines Pferdes, so sanft, als schwebte ich. Gerne hätte ich ihm noch Worte meines Dankes entrichtet, doch schließlich war ich zu schwach dazu geworden. Es galoppierte so schnell es konnte durch die eisige Landschaft und mein Mamutel hatte gute Mühe Schritt zu halten, doch hielt es tapfer durch um meine Sicherheit zu gewährleisten. In Freezedale angekommen strömten sogleich die Bürger um mich in Sorge herbei, auch meine Pokémon waren bestürzt über meinen Zustand herbeigelaufen. Den Schimmel allerdings hatte niemand außer Mamutel und mir gesehen und wäre ich zuvor nicht noch in strengster Wildnis dem Tode nahe gewesen, ich hätte ihn wohl auch für eine Sinnestäuschung gehalten. Die Leute meinten, es müsse mein Mamutel gewesen sein, das mich sicher durch die Kälte nachhause getragen hätte und lobten es für seine Tapferkeit. Ich gönnte ihm die Anerkennung, die sicherlich nicht unverdient gewesen war. Doch wir beide kannten die Wahrheit und wussten es besser. Ein nobles Wesen von wahrhaft königlicher Natur hatte uns seine Aufwartung gemacht und uns sicher heim geleitet.

  • Hallo,


    die Kronen-Schneelande bieten sich mit ihrer rauen Umgebung und den vielfältigen Geschichten rund um Coronospa regelrecht an, um dies zu behandeln. Das hast du so weit auch gut umgesetzt und am meisten gefällt mir hier eigentlich die beschriebene Partnerschaft zwischen dem erzählenden Ich und Mamutel. Auch wenn vorwiegend die beißende Kälte im Vordergrund steht, sind die Gedanken rund um die Team-Pokémon gut eingewoben und man könnte glauben, dass es bald vorbei wäre. Coronospas Gütigkeit sowie Ankunft, der kurze Dialog und dass seine Gestalt nicht näher enthüllt wurde, runden die Geschichte als Stoff für weitere Legenden ab.


    Wir lesen uns!

  • Hallo,


    da hat sich jemand Gedanken gemacht, mir hat deine Geschichte zu/aus den Schneelanden der Krone seht gut gefallen. DIe erwähnten Pokemon wie Mamutel und Quiekel passen optimal zur dort bekannten Umgebung. Man kann sich gut in die Person hineinversetzen, wie diese die gesamte Situation erlebt. Die Geschichte macht einen neugierig, wer Coronospa ist und was die Legende betrifft.


    Liebe Grüße