Hoenn Legenden [Buch 1] - Die Sage des Phoenix

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  • Hoenn Legenden - Die Sage des Phoenix


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    Zuallerst muss ich sagen, dass ich wirklich Herzblut in diese Story gesteckt hab. Oder anders gesagt: sie liegt mir einfach sehr am Herzen, genauso wie die Charaktere.


    Diese Geschichte spielt zehn Jahre bevor Satoshi seine Reise antritt!
    Dies ist der zweite Teil von der Epikreihe Hoenn Legenden.
    Der Link zu Buch zwei:
    Hoenn Legenden - Das Siegel der Lichtgöttin


    Zum Inhalt
    Der einst friedliche Kontinent Hoenn steht vor dunklen Zeiten. Die Verbrecherorganisationen Team Magma und Team Magma streben ihrem Ziel, der Auferstehung der beiden Gottheiten Kyogre und Groudon, entgegen. Stets scheinen sie ihrem Ziel näher zu kommen.


    Genre
    Epik, Abenteuer, Fantasy, Shonen-Ai(Limeszenen wurden für Bisafans szensiert!),Romantik
    Rating
    P14-Slash


    Kapitelübersicht:
    Prolog: die blaue Kugel
    Entscheidungen
    Erste Begegnung mit Team Magma
    Trainingskampf
    What hurts the most - was being you so close [Teil1]
    What hurts the most - was being you so close [Teil2]
    Klärende Gespräche und Einsicht
    Wiesenflurs Blütenfest [Teil1]
    Wiesenflurs Blütenfest [Teil2]
    Gefangenschaft
    Kimi no soba de - always by your side
    Ein Neuanfang
    Lügen! Alles bloß Lügen!
    Erinnerungen
    Das Licht des Saphirs
    Traute Zweisamkeit
    Revanche
    Schattenmagier Hideaki 'Dark'
    Schein und Sein
    Versagen
    Pikachu
    Mein Pokemon - mein Freund
    Erste Begegnung mit Team Aqua
    Der Kampf um dich
    Lehrstunde
    Die rote Kugel
    Feindseligkeit
    Ich liebe dich, weil...
    Drachenherz
    Gebende Versprechen
    Der Beginn von Freundschaft [Teil1]
    Der Beginn von Freundschaft [Teil2]
    Das kleine Findelkind
    Suicune und das Drachenrudel
    Malvenfroh City [Teil1]
    Malvenfroh City [Teil2]
    Erzählungen
    Das Siegel der Lichtgöttin [Teil1]
    Das Siegel der Lichtgöttin [Teil2]
    Watashi Mekenai - I won't loose
    Das Band der Geschwisterliebe [Teil1]
    Das Band der Geschwisterliebe [Teil2]


    Dies ist der erste Teil der Reihe Hoenn Legenden. Schon gelesen? Dann geht es hier weiter:
    Hoenn Legenden - Das Siegel der Lichtgöttin


    Charaktersteckbriefe


    Hauptcharaktere


    Ken
    2.Name: Hikaru
    Namensbedeutung: die innere Stärke
    Namensbedeutung 2.Name: Das Licht
    Alter: 17
    Herkunft: Abstammung aus Blizzach/Shinou, aufgewachsen in Xenoverille/Hoenn
    Aussehen: zierliche Figur, etwa 1.70 groß, feminine Gesichtszüge, rotes, schulterlanges Haar, blaue, große Augen
    Haarfarbenbedeutung: Rothaarige Charaktere stehen für Verführung, Sturheit und Lebenslust. Oft regieren sie emotional und besitzen große Macht und Wissen.
    Augenfarbenbedeutung: Jungen mit blauen Augen werden in Animes oft als recht naiv, aufrichtig und emotional angesehen, haben aber eine sehr ausgeprägte Persönlichkeit.
    Westliches Sternzeichen: Krebs (gefühlvoll, sentimental, sensibel)
    Chinesisches Sternzeichen: Hase (hilfsbereit, mitfühlend, eigenwillig, gutmütig, redselig)
    Charakterzüge: emotional, sensibel, willenstark, aufrichtig, mitfühlend, gutgläubig,(zu)gutmütig, naiv, sanftmütig, begeisterungsfähig, etwas ängstlich, widerstandsfähig, ehrlich, freundlich, sehr eitel, aufopfernd, warmherzig, leicht zu verletzendes Selbstbewusstsein
    Stärken: Er kann keine Ungerechtigkeiten sehen und überwindet so von Zeit zu Zeit seine Ängste um eingreifen zu können. Auch ist er widerstandfähiger und willensstärker als es viele erst vermuten möchten. Geschieht etwas für ihn Verletzendes so braucht er Zeit um dies verkraften zu können, doch danach steht er den folgenden Ereignissen stets optimistisch gegenüber.
    Ken versteht es seine Pokemon zu trainieren und ihre Anmut in Vorführungen zur Geltung zu bringen sowie Kämpfe zu bestreiten. Obwohl er sich meistens auf seine Intuition verlässt, tut ein Gegner gut daran auch nicht seinen Verstand zu unterschätzen.
    Schwächen: Seine größte Stärke ist gleichzeitig die Eigenschaft seiner größten Schwäche: Aufrichtigkeit. Ken scheut sich nicht offen seien Gefühle zu zeigen und bietet so Feinden wie Team Magma oder Team Aqua eine große Anngriffsfläche. Generell ist er sehr sensibel und verletzlich sowie ein wenig ängstlich. Seine gutmütige Art bringt recht oft Menschen dazu ihn auszunützen oder ausnützen zu wollen, da Ken es nicht übers Herz bringt abweisend und so eventuell verletzend zu sein. Auch läuft er oft blind von einer Falle in die Andere. Oft gibt sein zierlicher Körper der Kraft der Magie nach und droht ab und an zu schwach für all die Strapazen zu sein.
    Eigenschaften: Ken hat es schon längst aufgegeben lügen zu wollen, denn seine aufrichtigen Augen verraten ihn dann stets. Er hat ein Händchen für Lichtmagie und Pokemon sowie Kämpfe und deren Strategien. Auch wenn es ihm Andere oft nicht von seinem Aussehen und Charakter zutrauen möchten, ist er ein Trainer und Koordinator, der viel von seinem Handwerk versteht.
    Schenkt er den Priestern Glauben, so kann bloß er die Kraft des mächtigen Gegenstandes, einen mächtigen Saphir, steuern.
    Tätigkeit: Koordinator, hält sich mit Nebenjobs über Wasser
    Magiebegabung: Lichtmagie; mittelmäßige Magiebegabung, die sich jedoch seinen Gefühlen anpasst und so unkontrollierbare Kräfte annehmen kann.


    Seine Pokemon: Papinella, Psiana, Galoppa, Entoron, Altaria, Pikachu


    Sonstiges: Seine Vergangenheit prägte ihn. Von seiner bettelarmen Mutter zu einer Ziehfamilie gegeben und von dieser verhasst. Der Grund stand für seinen Ziehvater schnell fest: Ken war nicht der Junge, der er hätte sein sollen. Viel zu gefühlsbetont und in seiner gesamten Art recht mädchenhaft, so hatte er sich seinen Adoptivsohn nicht vorgestellt.
    Mit zwölf Jahren schließlich verliebte sich Ken das erste Mal – ausgerechnet in einen Jungen.
    Von seinen Adoptiveltern für immer fortgeschickt, ließ Tama, seine große Liebe, seinen 'Engel' nicht alleine. Doch bloß zwei Jahre später trat ein neues Unglück ein...


    Amaya


    Namensbedeutung: (Regen)Nacht / Abend
    Herkunft: LaRousse/Hoenn
    Aussehen: nachtblaues, langes Haar, amethystfarbene Augen, strenge Gesichtszüge, athletische, sportliche Statur
    Alter: 15
    Westliches Sternzeichen: Widder (direkt, mutig, entschlossen, aggressiv, stolz)
    Chinesisches Sternzeichen: Tiger (mutig, stur, freiheitsliebend, intelligent, überheblich)
    Haarfarbenbedeutung: Charaktere mit blauem Haar sind meist zurückgezogen, kühl und einsam. Jedoch gelten sie auch als sehr aufopfernd und loyal.
    Augenfarbenbedeutung: Mädchen mit lilafarbenen Augen werden als recht gefühllos und kalt angesehen. Oft haben sie auch eine dunkle Seite.
    Charakterzüge: kalt, arrogant, unfreundlich, mutig, aufopfernd (für die Menschen, die sie liebt und gewisse Ziele) taktlos, besitzergreifend, selbstkritisch, stolz, selbstbewusst, jähzornig (versteckt dies aber unter einer kühlen Fassade), zielstrebig, intelligent
    Stärken: Amaya ist im Pokemonkampf eine kluge Strategin. Schon seit dem Kleinkindalter wurde die Agentin dazu gedrillt vieles zu können und stellt daher auch viele Anforderungen an sich. Auch Mut und ein ausgeklügelter Verstand zählen zu ihre Stärken, durch fehlendes Mitleid ihren Pokemon gegenüber werden auch diese immer stärker.
    Schwächen: Stolz zählt zu Amayas größten Schwächen. Die Agentin ist zu stolz sich helfen zu lassen und ist davon überzeugt alles im Alleingang regeln zu können. In diesen Alleingängen verliert sie ab und an, da kein Mensch auf Erden alleine sich durch ein schwieriges Leben schlagen kann. Freundlichkeit zählte noch nie zu ihren Stärken und so mancher hat ihr auch schon Arroganz nachgesagt. Gefühle verwirren sie, da sie der Meinung ist diese als Agentin nicht empfinden zu dürfen.
    Eigenschaften: Strategin, meisterhafte Diebin. Amaya versteht es zusätzlich ihre Gefühle hinter einer kühlen und arroganten Fassade zu verbergen. Da für die Tochter zwei berühmt-berüchtigter Kopfgeldjäger bloß die beste Ausbildung seit ihrem Kleinkindalter in Frage kam, versteht sie es meisterhaft in Gebäude einzubrechen, mit Waffen und Kampfsport sowie Pokemonkämpfen umzugehen.
    Tätigkeit: Agentin und Diebin
    Magiebegabung: keine


    Ihre Pokemon: Reptain/Gewaldro, Hundemon, Absol, Sengo


    Sonstiges:Auf andere wirkt sie recht rücksichtslos und kühl, meint sie doch seit dem Tod ihrer Eltern keine Schwäche zeigen zu dürfen und das schon gar nicht als Agentin. Bei ihrer Flucht aus Laubwechselfeld trifft sie einen gutgläubigen Koordinator, der sie mitnimmt und sodann erst von ihrer Mission erfährt. Auch ihm begegnet sie zuerst mit Misstrauen, Unfreundlichkeit und Arroganz, doch durch ihren Begleiter lernt sie auch andere Seiten an sich kennen.
    Ihre Pokemon drillt sie bis zu deren äußerste Grenze und scheint weder Rücksicht auf Feind noch auf Freund zu nehmen. Seit dem Kleinkindalter wurde sie dazu erzogen keine Gefühle zu zeigen und so verwirren sie jene.


    Hideaki


    Deckname: Dark
    Namensbedeutung: ausgezeichnet/ intelligent
    Alter: 15-16
    Westliches Sternzeichen: Steinbock (entschlossen, kühl, ehrgeizig)
    Chinesisches Sternzeichen: Ratte (angriffslustig, verlässlich intelligent, ehrgeizig)
    Haarfarbenbedeutung: Charaktere mit weiß-weiblonden Haaren besitzen große Mächte.
    Augenfarbenbedeutung: Charaktere mit rotfarbenen Augen haben oft etwas Dämonisches an sich.
    Charakterzüge: ernst, loyal, selbstlos, ehrgeizig, verliert recht leicht die Kontrolle über sich, willensstark
    Stärken: Einmal eine Meinung oder einen Entschluss gefasst, lässt sich Hideaki nicht davon abbringen. Er ist keinesfalls für seine Gutgläubigkeit bekannt und steht vielen erst kritisch gegenüber. Seinen Bruder gegenüber ist er sehr loyal und selbstlos.
    Schwächen: Sobald eine geliebte Person in Gefahr gerät oder bedroht wird, vergiss Hideaki alle Regeln der Vernunft. Hingegen zu seinem kühlen und ernsten Charakter verliert er auch ab und an die Kontrolle über sich und kann auch handgreiflich werden.
    Eigenschaften: Hideaki wird als mächtigster Magier Hoenns angesehen.
    Stellung bei Team Magma: Mächtiger Magier
    Magiebegabung: Schattenmagie, wird als mächtigster Magier angesehen


    Sein Pokemon: Simsala


    Sonstiges: Durch die hohe Position seines Bruders bei Team Magma wurde auch er in die Organisation mit eingebunden. Stets in Angst diesen zu enttäuschen gab 'Dark' von je an sein Bestes. Sein Deckname bei Team Magma weist auf seine Magie hin, denn von Kindesalter an will ihm nur der Umgang mit schwarzer Magie gelingen, das Licht engleitet stets seinen Kräften.
    Tsuyoshi gegenüber ist er sehr loyal und verehrt ihn schon fast. Doch die Bewunderung beruht auf Gegenseitig, ist der kleine Bruder von Team Magmas Anführer doch der mächtigste Magier Hoenns.


    Die Nebencharaktere


  • Prolog: die blaue Kugel



    Amaya war beauftragt worden mit einer neuen Mission, die vielleicht wichtigste Mission ihres Lebens werden sollte: Sie sollte die blaue Kugel an sich bringen! So wie ihre Eltern arbeitete sie bei der PSO, der Pokemon Secret Organisation. Die Enkelin der ehemaligen Wächterin der blauen Kugel, war gerade auf Urlaub im Laubwechselfeld und nahm die das wertvolle Stück mit sich - Wie töricht diesen machtvollen Gegenstand einfach auf Reisen mitzunehmen!


    Durch enge Gassen schleichend verfolgte sie die für eine Wächterin recht junge Frau. Warum sie sich in solch gefährlichen Gegenden herumtrieb war der Agentin unklar. Hatte sie dort etwa düstere Geschäfte abzuschließen? Amaya prüfte in Gedanken verschiedenste Situationen. Ihr Blick wanderte in der düsteren Gasse umher. Dies war sicherlich kein Ort an dem man leben wollen würde. Vereinzelt drangen die aufdringlichen Bettelrufe armer Kinder zu ihr durch, der Geruch von Schwefel lag in der Luft. Sie rümpfte kurz die Nase, nahm den Geruch aber nicht weiter wahr. Schon viel zu oft, trieb sie sich in solch zwielichtige Armengegenden von Städten herum, als dass der Geruch sie noch weiter gestört hätte. Ihre Augen suchten nach Sicherheitsleitern, an denen sie im Notfall auf Dächern fliehen konnte, suchten Lichtquellen an denen es galt unbemerkt vorbeizuschleichen.


    Ihre Aufmerksamkeit galt wieder der neuen Wächterin. Goldblondes Haar fiel ihr bis zur Hüfte hinab, geheimnisvolle schwarze Augen schweiften nervös in der Gegend umher. Fast schien es so als ob sie einen Punkt suchte um ihn zu fixieren, aber diesen nicht fand. Jetzt erst fiel Amaya ein wichtiges, aber fehlendes, Zeichen auf. Die Frau trug an ihrer Kette keinen Edelstein. Das Zeichen war von je an das unverwechselbare Symbol der Wächter über die unbezahlbaren Schätze. Amaya schmunzelte. 'Ironie, eine Diebin bestielt einer Diebin.'


    Amaya ließ ihren Blick weiter über die Frau schweifen. Am Handgelenk trug sie ein blaues Band mit unverkennbaren Zeichen. Es war das Zeichen Team Aquas, eine in Hoenn gefürchtete Verbrecherbande. Die Agentin war sich sicher, dass in den nächsten Minuten eine Übergabe erfolgen würde.
    Dies würde sie mit all ihr zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern. Und wenn sie über Leichen gehen müsste. Ein hartes Lächeln umspielte ihre Lippen, denn jener Satz hatte sie sich schon bewahrheitet. Team Magma drohte ihr damals mit dem Tod einer Geisel, sofern sie den zuvor gestohlenen Meisterball nicht überreichte. Amaya folgte der Forderung nicht und doch bereute sie ihre Entscheidung nicht.


    Die junge Agentin verärgerte es manchmal bloß als Diebin angesehen zu werden. Auch wenn sie mit knapp fünfzehn Jahren für eine Agentin sehr jung war - zu jung - wollte sie doch eine höhere Ordnung in ihrer Gruppe haben.
    Auf Diebe sahen viele herab. Sie zeigte ihren Ärger nie, doch stets versuchte sie andere zu übertrumpfen.
    “Absol, los Klingensturm!“, rief sie ihrem gerade eben aus dem Ball gekommenen Pokemon zu. Die sichelartige Energie verfehlte die falsche Wächterin um Haaresbreite und ließ jene erschrocken umwirbeln. Neben ihr stand eine Gestalt in einem Umhang gekleidet, der Körperform nach zu urteilen handelte es sich um eine noch sehr junge Frau. Doch sah sie ihr ins Gesicht, so funkelten bloß zwei kalte Amethyste aus dem pechschwarzen Stoff in ihre Richtung.
    "Gib mir die blaue Kugel!" Ihrer Stimme nach zu urteilen ließ die geheimnisvolle Fremde keine Kompromisse zu.


    Das ständig fauchende Absol, welches stets in Sagen als Unglücksbote angesehen wurde, jagte der Frau Angst ein und veranlasste sie all mögliche Gegenwehr zu unterlassen. Die Schattenkatze war in einen schneeweißen Fell gekleidet. Dies stellte einen großen, fast unwirklichen Kontrast zu den blutroten Katzenaugen sowie dem schwarzen Schweif und der Kopfsichel da. Absol wandelte sich wieder in einen Strahl um und verschwand so in einem weiß-roten Ball. Sie ergab sich und überreichte Amaya die blaue Kugel. Es war denkbar einfach gewesen! Vielleicht zu einfach?


    Rasch presste Amaya das wertvolle Stück schützend an sich und spurte davon. Sie wollte die Frau nicht verletzen, so wie es eigentlich vorgesehen war, und ließ sie in erstarrender Furcht stehen. Nein, es reichte ihr einen Schrecken einzujagen!


    Amaya sah sie einen Jungen mit schulterlangem, rotem Haar auf seinem Galoppa sitzen, ganz stolz sein Wettbewerbsband in einer Hand haltend. Ein Papinella, ein schmetterlingartiges Pokemon, saß auf seinen Schultern. Ungewöhnlich für einen Jungen waren seine femininen Gesichtszüge und sein zierlicher Körper, welche der Agentin auffielen und eine magische Anziehungskraft ausübten. Auffällig wirkte auch die viel hellere Haut, heller als die sonst doch sehr helle Hautfarbene der Bewohner Hoenns. Amaya schätzte seine Herkunft auf die nördlichen Gebiete Shinous.


    Die Agentin wandte sich für wenige Momente um. Noch war ihr niemand gefolgt. So schlich sie eines unsichtbaren Schattens gleich ihm hinterher. Galoppas gemächlicher Trab ließ sie Schritt halten. Neugierig musterte sie auch jenes. Es war ein herausragend schönes Flammenpferd, mit sehnigen, trainierten Muskeln, wohl geformten Körperbau und stechend rubinroten Augen. Sein Fell war glatt gestriegelt und glänzte, sowie die Schwingen Papinellas, in den einfallenden Sonnenstrahlen. Dieser Trainer verstand sein Handwerk.


    Rasch hatte sie Galoppa überholt und wartete an der nächsten Ecke um erneut dessen Trainer zu mustern. Ihre Augen hatten sie bei ihrem ersten Blick nicht getäuscht, seine Gesichtszüge waren sehr feminin und weich. Für wenige Momente verlor sie sich in blaue, große Augen.


    Die Lippen der Agentin zierten ein überhebliches Lächeln. Dieser Junge erschien ihr viel zu freundlich um ihr eine Bitte abschlagen zu können.
    Amaya zog den Umhang aus, damit sie wieder wie ein normales Mädchen aussah. „Halt!“, rief sie aus.
    Das Feuerpferd hielt inne und dessen Trainer wandte sich zu ihr um.
    „Nimmst du mich mit?“, fragte sie gespielt freundlich.
    Es war noch nie ihre Art gewesen freundlich zu sein, doch nun war dies angebracht. Schon lange wusste sie als Agentin, dass man Menschen ausnutzen konnte indem man ihnen mit Freundlichkeit begegnete. Von gespielten Emotionen und Aufrichtigkeit konnten bloß die wenigsten unterscheiden.
    „Ich bin schon lange unterwegs und muss heute noch die Meteorfälle erreichen, ich treffe mich mit jemanden, aber in diesen Tempo schaff ich das nicht!“, log sie.
    Lügen...Lügen waren für die Agentin etwas ganz Alltägliches. Auch klang ihre Stimme kein bisschen nervös. Es gab Zeiten, da waren Diebstähle und Lügen Alltag in ihrem Leben geworden.


    Erst glaubte Amaya, er wollte ihr keine Antwort geben, doch dann zierte ein freundliches Lächeln seine Lippen. „Sicher doch, spring auf Galoppa auf!.“
    Bevor er ihr eine Hand zur Hilfe reichen konnte, saß sie mit einem raschen Ruck auf dem Rücken des Pokemon.
    „Wie heißt du denn?“, ertönte seine sanfte Stimme.
    Die Agentin knurrte kaum hörbar, fasste sich dann jedoch wieder um den Schein der lieblichen Reisenden zu wahren.
    „Amaya“, antwortete sie schließlich.
    „Ken“, kam rasch die Gegenantwort.
    Interessiert beobachte sie ihn. Er schien dem Schauspiel der charismatischen Reisenden, die Hilfe benötigte, nicht zu erlegen.
    Seine Augen blitzten neugierig auf, als er das gestohlene Juwel sah. „Was ist das für eine Kugel?“
    Intuitiv drängte die Agentin sie enger an sich. „Nur ein Schmuckstück!“ Abermals hatte sie ihn belogen, doch Lügen erleichterten einen das Leben. Sie boten sich geradezu an benutzt zu werden.
    Nachdenklich betrachtete er die Kugel aus saphirblauem Glas. Wirbel aus blauem Gold schienen das Juwel in Bewegung zu versetzen und doch ruhte es ruhig in ihren Armen. Fast erschien es so als habe Magie ihm Leben eingehaucht.
    „Ich habe es wirklich eilig“, fauchte sie ihn schließlich an.


    Amaya sah einmal verstohlen zurück um sicher zu gehen, nicht verfolgt zu werden. In ihren Gedanken malte sie sich hunderte von Situationen aus. Es war viel zu einfach gewesen die blaue Kugel in ihren Besitz zu bringen!


    Ihr Wunsch bloß an die Stadtgrenze gebracht zu werden ging jedoch nicht Erfüllung. Es erschallten laute Sirenen hinter ihr. Die Frau hatte die Polizei verständigt!
    Ken wandte sich verwirrt sowie erschrocken um.


    „Was hat das zu bedeuten?“, fragte er sie wütend „Hast du die Kugel etwa gestohlen!?“ Ein wenig verängstigt wich er von ihr ab. Aus den Nüstern seines Flammenpferdes stiegen wutentbrannte Rauchwölkchen auf.
    "Bitte lass mich nicht im Stich!“, flehte sie ihn an. “...es hängt so viel davon ab!“
    Es war nicht ihre Art zu flehen, doch sie hatte schon erkannt, dass man bei ihm sicherlich Mitleid erregen konnte. Wenn der Junge nicht nachgab, konnte sie noch immer Galoppa die Sporen geben, aber dennoch wollte sie es zuerst versuchen. Er sollte sie bloß über die Stadtgrenze bringen, danach war es ihr egal was aus ihm wurde. Sollten die Polizei nur ihn zu fangen bekommen! Das brachte ihr wertvolle Zeit ein!
    „Was hängt davon ab?...geht es um Geld? Willst du sie verkaufen?“
    “Um mehr.“
    Für solche Diskussionen hatte sie nun wirklich keine Zeit! Er sollte Galoppa endlich den Befehl zum Sprinten geben! Er wusste, dass es sehr naiv von ihm war, diesem Mädchen zu glauben und so fragte er: „Um dein Leben?“
    „Um viel mehr!“ Er überlegte viel zu lange!
    „Jetzt hör du einmal zu!“ Ihre Stimme blieb recht gefühllos. Schon lange wusste sie, dass ein starkes, selbstbewusstes Auftreten die Menschen einschüchterte. Wenn sie nicht wegen seines Mitleides an ihr Ziel kam, dann eben anders! Ihr standen noch tausende andere Wege offen und jeder davon war mindestens genauso effektiv.
    „Sagen wir es einmal anders. Du gibst jetzt Galoppa die Sporen.“ Sie lächelte kalt. „Wenn sie nun uns beide zu fangen bekommen, dann kannst du dich auf folgende Aussage verlassen: 'Du bist mein Komplize, du gehörst du zu mir und vor allem hast du mich gezwungen zu stehlen.“
    „W-was!?“, stammelte Ken ungläubig.
    Er spürte wie sich ihm die Kehle zuzuschnüren schien. War es bloß ein böser Traum? Wohl kaum...
    Warum sollte es gerade er sein, der die Diebin antreffen musste? Warum nicht jemand anderes?
    Sie ließ ihm keine andere Wahl. Von einer Sekunde zur anderen war sie in sein Leben getreten und hatte dieses vollkommen verändert.


    „Galoppa lauf los!“, flüsterte er mit melancholisch betrübter Stimme.
    Amaya sah wie sehr er sich darauf konzentrierte seine Tränen zurückzuhalten. Die Agentin lächelte spöttisch. Er war viel zu zimperlich und emotional. Das war noch ein Grund nach der Verfolgungsjagd ihn einfach zurückzulassen.


    Das Flammenpferd wieherte aufgeregt. In eine solche Situation war es noch nie geraten. Zuerst bewegten sich dessen Hufe bloß langsam vorwärts, doch die klappernden Geräusche am Asphalt wurden stetig schneller. Galoppa spürte wie sich ihr Trainer ängstlich, für sie schon fast schmerzhaft, in ihre Mähne krallte. Seine Hände bebten vor Angst. Das Feuerpferd wollte ihren Trainer aufmuntern, doch die Situation ließ dies im Moment nicht zu.
    Eine schallende Sirene, trieb Galoppa an. Sie musste schneller als ihre Verfolger sein. Schneller...zuminderst schneller als ihre Verfolger.
    Die Zukunft ihres Trainers, ihres besten Freundes, hing schließlich davon ab. Zehn Jahre waren eine zu lange Zeit um seinen besten Freund im Stich zu lassen. Und sie wusste um bestimmte Ereignisse in der Vergangenheit, doch die Zukunft hing von ihr ab.


    Galoppas Blick war erneut auf den vor ihr liegenden Asphalt, die lange Straße, gerichtet. Panisch sprangen die Menschen zur Seite, die ihr in den Weg gekommen waren. Langsam aber doch ging ihr Atem schleppend. Lange würde sie dies nicht mehr durchhalten, doch einfach stehen zu bleiben...nein, daran war nicht zu denken.
    Der Griff um ihre Mähne wurde noch fester, doch plötzlich waren sie für einige Augenblicke nicht mehr zu spüren. Stattdessen hatte sich ihr Trainer außer sich vor Angst um ihren Hals geschlungen. Galoppa war froh die flammende Mähne, auch zu normalem Haar umändern zu können. Aber es war die Geste ihres besten Freundes, die anspornte noch schneller zu rennen. Hauptsache fort von hier.


    Erleichtert blickte sie auf das steigende Gebirge. Vierzig Schritt noch, dann bräuchte sie nur ihre letzte Kraft aufwenden auf einen der Vorsprünge zu springen. Ein panisches Wiehern tönte durch die Straßen. Erst Momente später, merkte das Flammenpferd, dass jenes aus ihrer Kehle entsprungen war.
    Ein tiefes Knurren schallte neben ihrem Ohr wieder. Ein Arkani. Man hatte ein Arkani zu ihr vorgeschickt. Der Feuerhund konnte ihr einige Zeit lang die Stirn bieten. Turbotempo. Eine recht einfache, doch Kräfte zehrende Attacke für das Flammenwesen.


    Dieses Mal war es nicht bloß die Sorge um ihren Trainer, die sie antrieb. Eine neue Energie, entsprungen aus ihrer eigenen Angst, sorgte dafür, dass sie nicht stehen blieb.
    Bald wäre es geschafft. Galoppas Hinterbeine stießen sich gezwungenermaßen von der Erde ab. Nun wurde auch der Griff um ihren Hals enger. Ihr Trainer bat mit dieser Geste darum, dass sein treues Pokemon ihn beschützen sollte. Ihre Hufe fanden zuerst keinen Halt auf dem schroffen Gestein des Vorsprunges, doch ein weiterer Sprung machte diese Tatsache gänzlich unbedeutend.
    In ihrer panischen Ekstase hastete Galoppa weiter, begab tief in den Wald hinein, der sich vor den berühmten Meteorhöhlen ausstreckte.


    Nun ganz in Sicherheit sprangen die beiden von Galoppa ab. Ihr rubinroten Augen funkelten zufrieden auf. Zwar hatte sich das Feuerpferd noch nie so erschöpft gefühlt, doch das Wohlergehen ihres Trainers war die Bemühung wirklich wert.
    Niedergeschlagen setzte er sich auf einen nahe gelegenen Stein. Ken zitterte. Sofort brachte Galoppa ihre letzten Kräfte auf um zu ihm hinzueilen. Auch Papinella, der kleine Schmetterling, wollte ihn Mut machen. Und dennoch schmiegte er sich an Galoppas besche Fell. Erst jetzt spürte sie wie sein ganzer Körper bebte. Angst. Wut. Hilflosigkeit.


    „Hör doch auf zu flennen! So schlimm war es auch nicht“, ertönte Amayas Stimme ein wenig genervt.
    „In was hast zu mich da hineingezogen?“, fragte Ken mit noch immer leicht zittriger Stimme. Ein wenig Wut schwang in ihr mit, doch weniger als von ihm gewünscht gewesen war.
    „Jammerlappen“, stellte Amaya kühl fest. Schließlich zuckte sie mit den Schultern. „Ich weiß noch nicht was ich mit dir machen werde. Wenn ich dich zurücklasse, gewinne ich vielleicht wertvolle Zeit, andererseits könntest du auch ausplaudern wer ich bin. Wenn ich dich mitnehme, trödeln wir bestimmt nur herum, das sehe ich schon kommen.“
    Ken sah sie verwundert an. Was dachte sie sich denn!? Die Diebin wollte über sein Schicksal entscheiden, so als wäre es ganz alltägliches. Da sie nun über die Stadtgrenze gebracht wurde, brauchte sie ihn nicht mehr. Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln. Amaya hatte ihn ausgenutzt, benutzt.


    War denn auch von nichts alledem war, was sie ihm sagte!? Welches Geheimnis schlummerte in der dieser Kugel, dass ihre Bedeutung jenseits von Geld lag.
    Macht... Ja, vielleicht stillte sie die Gier nach Macht.
    Mit solche Sachen wollte er doch nie zu tun haben. Und vor allem schwirrte ihm eine Frage durch den Kopf: was würde der für ihn am bedeutendste Mensch dazu sagen? Er hatte diesen genug gekannt um sich die Frage selbst beantworten zu können.
    „Weißt du was? Bis ich mich entscheide bleibst du bei mir.“
    „Ich werde trotzdem gehen. Was glaubst du eigentlich wer du bist um über mich zu bestimmen!?“
    Amaya wunderte es, dass dieser Junge auch so eine Seite hatte. Und doch verriet ihr seine Mimik, dass er genauso leicht wie vorhin einzuschüchtern sei.


    „Glaubst du wie schnell ich dich wieder einholen könnte. Und meine Teamkollegen wird es auch nicht erfreuen, woran hauptsächlich du die Konsequenzen dafür zu tragen hättest.“
    Sie lächelte Unheil voraussagend und belustigte sich, dass er einige Schritte zurücktrat. Was war es? Eine versteckte Drohung... Fürs Erste entschied Ken sich, sich nicht mit ihr anzulegen. Er wusste nicht was das für eine mysteriöse Organisation war, welcher sie angehörte. Jedenfalls schienen sie keine Spielchen zu spielen.
    Melancholie faltete sich langsam in ihm aus. Was er zu dieser Situation wohl gesagt hätte? Zu der Situation, dass sein 'Engelchen' in eine überhaupt solche gelangen konnte!?


    Doch eines wollte er unbedingt von ihr wissen. Was hatte es mit der in einem azurblau schimmernden Kugel auf sich?
    „Ist es wahr?“, fragte Ken zögerlich.
    „Was?“, kam es genervt zurück.
    „Ist es wahr, dass die Kugel über magische Kräfte verfügt? Irgendetwas, sodass sie für beispielsweise Verbrecherorganisationen wertvoller als Geld wird?“
    „Ja, frag nicht so viel. Aber wenn du schon die nächsten Tage wohl bei mir bleiben willst, dann kannst du auch einen Teil davon erfahren.“


    So setzte sie sich neben ihn hin und erklärte ihn alles: davon wie Kyogre und Groudon stritten bis hin zu den beiden Teams die, die noch verbliebene Kugel an sich reißen wollten.
    Das war nicht gerade das was Ken hören wollte, es klang zu unglaublich, aber es war besser als im Ungewissen zu sein.
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  • Bitte schreibt mir viel Kritik und wie euch meine Charaktere und die Storyline an sich gefallen.


    Hab auf einer anderen Seite schon 30Kapiteln on, deswegen geht es gleich weiter. ^_^


    Entscheidungen


    Eine leichte Brise vermischt mit dem Geruch von Tannenzapfen und Blumen weckten Amaya auf. Sie tastete mit der Hand nach der blauen Kugel, die sie im Schlaf unter ihre Hand gelegt hatte, doch sie lag nicht dort. Dann erinnerte sie sich wieder an den rothaarigen, femininen Jungen. Auch er war nicht zu sehen.
    Das hätte nicht geschehen dürfen! Amaya hatte gestern Nacht doch noch Absol als Wache für ihn aufgestellt. Auf die Schattenkatze war kein Verlass! Und wieder bestätigte sich ihre Annahme, Pokemon seien nicht mehr wert als wilde Tiere. Bloß sind gefangene Pokemon gezähmt, doch sie blieben trotzdem diese Wesen.
    „Verdammter Idiot!“, fluchte sie leise.
    Wohin war Ken verschwunden? Trug er etwa die blaue Kugel zur Polizeistadtion zurück!? Das durfte nicht geschehen!
    Amaya atmete tief durch. Sie musste einen kühlen Kopf bewahren. Mit diesen Gedanken hastete sie weiter durch den Wald.


    Schließlich fand sie Ken. Er saß an dem Ufer eines Sees und ließ seine Füße im Wasser baumeln. All seine Pokemon saßen bei ihm.
    Bei ihm saß auch Absol, die verräterische Schattenkatze, welche wieder einmal erzogen werden musste. Dabei hatte sie ihre eigenen Methoden. Wenn ihre Pokemon etwas Falsches getan hatten, dann kämpften diese gegen wilde Pokemon. Dabei ging Amaya wenig zimperlich an deren äußerste Grenzen. Erst wenn sie wirklich nicht mehr kämpfen konnten, dann hatten sie ihre Strafe abgearbeitet. Diese Vorgehensweise war bloß fair. Ihre Teamkollegen wollten es ihr so oft ausreden. Sie erzählten ihr, dass es nicht richtig sei ihr Pokemon zu behandeln, doch Amaya hatte nie zugehört. Sie hasste es von so manchen in die Schranken gewiesen zu werden und dagegen nichts tun zu können. Doch im Moment sollte dies noch warten. Absol würde schon noch seine rechte Strafe bekommen.


    Ihre Aufmerksamkeit galt wieder Ken. Gedankenverloren hielt er die blaue Kugel in der Hand und ließ sie im Wasser spiegeln. Sie erstrahlte im frühen Sonnenlicht in einem wunderschönen saphirblau. Erleichtert atmete Amaya auf. Er schien ihr aufrichtig und treu. Er sah wirklich zu süß aus, und dieses Papinella trug auch ihren Teil dazu bei.
    Sie lächelte verschmitzt - vielleicht würde er auch ein schönes Schmuckstück abgeben. Oder manchmal auch mehr. Und dann würde sie ihn sitzen lassen.


    Amaya sah gen den Himmel. Keine Wolke trübte den klaren Sonnenschein. Die Sonnenstrahlen ließen die Welt in einem reinen Licht erstrahlen. Sie wusste schon warum ihr tobender Schneefall und prasselnder Regen lieber war.
    Ein kurzer Blick ihrerseits galt der Wasseroberfläche. Die Agentin betrachtete sich darin. Es gab sicherlich hübschere Mädchen. Wenn sie sich mit ihnen verglich, dann war ihre Figur vielleicht doch ein wenig zu knabenhaft und ihre Augen waren kleiner als die der anderen Mädchen. Ja, ihre komplette Ausstrahlung schien hart und unnahbar zu sein.


    Amaya lehnte sich an einem Baum, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und machte nach einer Weile auf sich aufmerksam. „Idiot!“, fauchte sie. "Was ist dir eingefallen dabei als du einfach die blaue Kugel genommen hast!"
    Ken wirbelte erschrocken um. Bevor er noch antworten konnte, sich verteidigen konnte, nahm sie ihn den mächtigen Gegenstand wieder aus der Hand.


    Doch für die nächsten Momente schien er unbedeutend geworden.
    Ihre kalten, amethystfarbenen Augen musterten streng Absol. „Hierher! Das wird Konsequenzen haben, das weißt du auch!“
    Das Unlichtpokemon trottete mit gesenktem Kopf zu seiner Trainerin zurück.


    "Ken! Gib mir die blaue Kugel. Sofort!" Ihre Stimme klang kalt und gleichgültig.
    Er reichte sie ihr ohne Widerworte.
    „Die Polizei wird mich verhaften, weil ich dir geholfen habe zu fliehen“, flüsterte er und senkte dabei traurig den Kopf. Im Gegensatz zu ihr, spielte er ihr nicht etwas vor.
    Ja, offenbar war es ihr gleichgültig was nun aus ihrem ‚Retter’ vom Vortag wurde. Sicherlich hätte sie auch noch einen anderen Weg gefunden um der Polizei zu entgehen, doch er war eben der Einfachste. Am vorigen Tag hatten ihre Augen ihn hilflos angefunkelt, dies war alles nur gespielt. Das Einzige was sie wollte an die Stadtgrenze und darüber hinaus zu gelangen.


    „Okay, du kommst mit mir!“
    Wenn er bei ihr war, konnte er nichts ausplaudern und so war ihre Organisation in Sicherheit, und vor allem sie selbst. Kens himmelblaue Augen funkelten sie verwirrt an. Schließlich stimmte er entschlossen zu. Hatte er denn eine andere Wahl?
    „Warum hast gerade du die Kugel gestohlen?“, fragte er vorsichtig an.
    „Weil ich...“
    Sie konnte doch nicht diesen Jungen von der PSO erzählen. Seine Augen fixierten sie weiterhin. Amaya sah sich kurz in der Gegend um, wollte so feststellen ob vielleicht jemand von der Gegenseite in der Nähe war.
    „Hör zu“, flüsterte sie und deutete Ken mit einer Handbewegung näher zu kommen. Vor diesem Jungen hatte sie nichts zu befürchten, er gehörte sicherlich nicht den so sehr verhassten Verbrecherbanden in Hoenn an. „Ich bin Agentin…“
    Wenn er ihr neuer Wegbegleiter war, so musste sie sich ihn auch anvertrauen. „…der PSO, Pokemon Secret Organisation. Ich habe die blaue Kugel gestohlen, damit Team Magma sie nicht bekommt“, beendete sie ihren Satz. „Ich werde nach Seegrasulb City aufbrechen und dort treffen wir den Rest meines Einsatzteams.“


    Ken nickte nur, unfähig darauf irgendetwas zu sagen. Doch nun auszusteigen war zu spät, und zugeben hatte dies seinen Abenteuergeist geweckt.
    Doch was würde er, der für Ken bedeutenste Mensch, dazu sagen? Dazu, dass er mitten in einer Intrige zwischen drei Organisationen war? Die Entscheidung seines 'Engelchens' würde er vielleicht ankreiden, doch nie ihn selbst verurteilen. Nein, das würde er nicht tun. Dazu hatten sich die beiden in diesen zweieinhalb wunderschönen Jahren zu sehr geliebt.
    Ken gab sich eine mentale Ohrfeige. Er wollte doch seit vor zwei Jahren jenen nicht mehr nachtrauern, auch wenn sie das seine Gefühle für ihn nicht änderte. In keinster Weise.


    Er hörte Amayas Stimme wie aus weiter Entfernung. Sie erzählte gerade etwas von den kommenden Wochen, und sie ermahnte ab und zu, dass er ihr 'gehorchen' musste, doch Ken hörte ihr nur nebenbei zu.
    Amaya wollte noch ihre Sätze ergänzen, doch sie wurde von Stimmen unterbrochen.
    „Da oben! Da sind sie hingegangen.“
    Das durfte doch nicht wahr sein! Sie wurden verfolgt wie Schwerverbrecher.
    Wenn diese Polizei bloß wüsste, dass die Organisation plante Hoenn vor seinem sicheren Untergang zu bewahren. Es war Ziel dieser Verbrecherbanden Kyogre oder auch Groudon zu rufen und somit an unermessliche Macht zu gelangen. Unter keinen Umständen durfte man dies zulassen und da kam die PSO ins Spiel. Auch wenn es Amaya sich nicht gerne eingestand: sie alleine konnte die beiden Verbrecherorganisationen nicht alleine aufhalten. Das war unöglich. Doch sie konnte ihrer Organisation wertvolle Zeit einbringen.


    Ken ließ augenblicklich all seine Pokemon im Ball verschwinden und sah danach vorsichtig den nächst gelegenen Hügel hinab. Der Trupp, welcher ihnen auf den Fersen war, war kaum noch einen Kilometer entfernt.
    „Auf was wartest du, verdammt?“
    Er konnte nicht einmal darauf reagieren, schon wurde er unbarmherzig mit ihr gezogen.


    Amaya war um einiges schneller als er, trotzdem zügelte sie ihr Lauftempo nicht. Vor den Meteorhöhlen lockerte schließlich der Griff um sein Handgelenk und die Agentin gab ihm einige Minuten zum Verschnaufen. Hatte man schon so etwas gesehen? Nicht einmal eineinhalb Kilometer gelaufen, lehnte er sich außer Atem gegen die Höhlenwand.
    „Willst du hier Wurzeln schlagen?“
    Amaya sah ihn abschätzend an. Er war sehr schlank, aber trotzdem so unsportlich! Vielleicht lag es daran, dass die PSO ihre Agenten regelrecht dazu drillte in einer guten körperlichen Verfassung zu sein. Auch bei Jungendlichen machte sie keine Ausnahme.
    „Nein, ich will hier keine Wurzeln schlagen!“
    „Na, dann komm mit.“
    Amaya war schon längst in der Dunkelheit der Höhle verschwunden. Ken stand noch immer am Eingang und sah verängstigt in das finstere Nichts. Wie ein schwarzes Loch breitete es sich vor seinen Augen aus.
    „Das darf doch nicht wahr sein!“ Amaya war sichtlich genervt.
    So nahm sie ihn einfach wieder am Handgelenk und zog ihn mit sich.
    Der Kampfschrei eines Iksbats ließ ihren Begleiter zusammenzucken. Dieses Pokemon betrachtete wohl diesen Teil der Höhle als sein Revier und stürmte auf die beiden los. Ken ließ sich in die nächste Ecke sinken und starrte ängstlich auf das wütende Fledermauspokemon, welches sich vor ihm begab und so tat als ob es gleich angreifen würde.
    Amaya griff sich währenddessen auf die Stirn und schüttelte ungläubig den Kopf.
    „Psiana, Psystrahl!“, rief ihr Begleiter nun endlich seiner Lichtkatze zu.
    Ihr Stirndiamant begann rubinfarben aufzuglühen, als sie den Strahl aus Energie auf das Iksbat entfesselte.
    „Feigling! Idiot!“, zischte sie wütend und doch strahlte sie eine beängstigende Ruhe aus. „Blaue Kugel, Verfolgung, Polizei… klingelt es da irgendwo bei dir? Wir müssen weiter!“ Wieder war der überhebliche Unterton in ihrer Stimme nicht zu überhören.


    Ein gedämpftes Geräusch war schon aus der Ferne kommend zu vernehmen. War das etwa schon wieder die Polizei? Amaya hätte ja zu gerne mit ihnen kooperiert, doch aus einem auch ihr unbekannten Grund untersagte ihr Chef ihr dies und so musste sie sich eben weiterhin auf Flucht begeben.
    „Renn“, flüsterte sie Ken kaum hörbar zu.
    „Es ist dunkel, wie soll ich rennen, wenn ich nicht weiß woh..“ Er wurde unterbrochen indem Amaya ihm den Mund zuhielt.
    "Pssstt!“, fauchte sie ihren Begleiter regelrecht an. „Außerdem wenn ich sage renn, dann meine ich das auch so!
    Eine Widerrede wollte sie nicht geltend werden lassen, ab nun musste er tun was sie sagte. Ob er nun wollte oder nicht. Einfach zurücklassen konnte sie Ken nicht, schließlich hatte sie ihm schon von ihrem Vorhaben erzählt. Schon viel zu viel. Und wenn sie ehrlich war, so musste sie zugeben, dass sie dies auch gar nicht wollte. Er war doch ihr schönes Schmuckstück. Hübsch war er ja und von seinem Charakter und seiner Vergangenheit wusste sie noch nicht viel, doch so etwas brauchte ihr neues Spielzeug nicht.


    So nahm sie Ken wieder einmal einfach am Handgelenk und zog ihn mit sich.
    „Ich bin nicht dein Fukano“, kam der Protest, doch jener wurde einfach ignoriert.
    Amaya musste über den Vergleich mit dem Hundepokemon schmunzeln - Er war so naiv! Naiv, gutmütig und süß...perfekt für ihr Vorhaben.
    Wenigstens würde er ihr nicht so oft widersprechen, das glaubte sie jedenfalls.
    Und auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte: sie fühlte sich zu ihm seltsam hingezogen.
    Amaya tat dieses Gefühl als Gefühl der Schuldbegleichung ab. Er verhalf ihr zur Flucht aus Laubwechselfeld und sie war ihm etwas schuldig! Sie verwarf den lächerlichen Gedanken ihn anziehend zu finden.


    Der feste Griff um ihre Hand ließ sie aus ihrem Gedanken zurückkehren. Ken klammerte sich hilfesuchend an sie. Sein Blick wanderte eine schier unendlich tiefe Schlucht hinab. „Bitte, gehen wir einen anderen Weg, ich habe...“
    „Du hast Höhenangst? Sehe ich aus, als würde mich das interessieren?“


    Auch in dieser stockdunkeln Höhle schaffte sie es rasch und geschickt voranzukommen. Kens Psiana strahlte durch den Stirndiamanten schließlich gerade noch genügend Licht aus um die Hand vor den Augen zu sehen.
    Sie ignorierte seine Angst und doch machte ihr sein zitternder Griff zu schaffen. Amaya dachte mit bitterem Nachgeschmack auf der Zunge daran, sich auch manchmal vor Situationen zu fürchten. Doch sie zeigte es nicht. Wie konnte man bloß so aufrichtig mit seinen Gefühlen sein!? Aufrichtigkeit tat selten gut. Meist wurde man von den Menschen enttäuscht, wenn man ihnen Vertrauen schenkte und wer aufrichtig mit seinen Gedanken und Gefühlen war, war für andere ein offenes Buch - War er etwa noch nie enttäuscht worden? War er schon äfters enttäuscht worden, setzte aber selbst unerschüttliches Vertrauen in das Gute im Menschen? Wie naiv!


    Doch es kam wie es kommen musste, Ken schaffte es doch tatsächlich doch über einen Stein zu stolpern.
    „Du schusseliger Idiot“, schimpfte Amaya. ‚Wäre ich alleine hätte ich sicherlich schon den Ausgang erreicht, doch ich musste ja unbedingt diesen Nichtsnutz mitnehmen’, gab sie sich im Inneren eine mentale Ohrfeige. Sein Papinella stupste ihn auffordernd an, meinte sie wohl er solle aufstehen und weitergehen.


    Vor Amaya tauchte nun auch ein Lichtkegel auf, dies musste der Ausgang sein. Gerade noch rechtzeitig schafften sie es dort hin. Kaum war auch ihre Begleiter dort angekommen, zog die junge Agentin ihn unsanft zur Seite. Der dichte Wald sollte eigentlich genügend Unterschlupf bieten, so glaubte Amaya. Vorsichtig lugte sie aus den Ästen hinaus.
    Ein alter Polizist sah sich kurz vor der Höhle um, brüllte „Die beiden müssen noch irgendwo da drinnen sein“, wandte sich wieder um und ging schließlich wieder in die Meteorfälle zurück.


    Amayas Blick wanderte zu ihrem Begleiter. Er lehnte mit eingezogenen Armen und Beinen an einem Baum. Sie beschloss nun etwas ‚netter’ zu ihm zu sein. Wenigstens ein kleines bisschen. 'ein ganz kleines bisschen nur!', erinnerte sie sich gedanklich daran.
    „Bist du verletzt?“
    Ken schüttelte bloß den Kopf.
    „Lass uns weitergehen…“
    „Ich will nicht, dass mein ganzes Leben eine Verfolgungsjagd wird. Ich will doch von neu anfangen und dann das!“
    Sein schmetterlingsartiges Papinella seufzte kaum hörbar und stieß ihren Trainer aufmunternd an. Dieser strich Papinella kurz über den Kopf um ihr die Dankbarkeit über ihre Anteilnahme auszudrücken. Amaya wusste zwar nicht was er genau mit dem letzten Satz meinte, doch fragen würde sie ihn auch nicht. Zu einem kannte sie ihren Begleiter kaum, zum Anderen war sie daran auch nicht ernsthaft interessiert.
    „Du kannst doch nicht hier sitzen bleiben!“, brummte sie ungeduldig.


    Schlussendlich hatte sich ihr Begleiter wieder gefasst und trotte wieder neben ihr her, noch immer in Gedanken versunken.


    Nach etwa zwei Stunden hatten sie nun endlich Metarost erreicht. Die Stadt an sich war wunderschön. Ein altes, herausragendes Gebäude, welches Teil der Devon Kooperation war, stand im Mittelpunkt der hergerichteten Altstadt. Gegenüber befand sich Felizias Arena, eine Steinpokemonarena.
    „Ist diese Stadt nicht wunderschön?“, schwärmte ihr Begleiter.
    „Es ist doch nur eine Stadt.“ Amayas trockener, abweisende Tonfall verunsicherte ihn ein wenig.
    „Amaya warte einmal…“, flüsterte Ken leise, als die Agentin schon erste Schritte über die Stadtgrenze trat.
    „Hmm?“, war ihre Aufforderung weiterzumachen.
    „Sollten wir nicht außen herum, ich meine wenn uns jemand sieht…“


    Amaya schüttelte nur den Kopf und erklärte ihm, sie würde sich noch mit einen ihrer Kollegen hier treffen. So wagte er es auch langsam Metarost zu betreten. Amaya hielt nicht einmal eine Verkleidung für nötig, schließlich würde man sie mit oder ohne erkennen. Ein paar Mal schon sah sie zu Ken hinüber, seine blauen Augen wanderte nervös durch die Menge. Schätzte er etwa jetzt jeden einzelnen ab, ob derjenige die beiden erkannte?


    „Wir sind da“, sagte sie und deutete auf ein schier gewöhnliches Haus.
    Gelassen klopfte sie an die Tür. Es war unglaublich was für eine Ruhe sie ausstrahlte.
    Ein junger Mann mit goldblondem Haaren öffnete ihr die den Eingang zu seinem Haus. Seine Augen in einem sanften Rotton leuchteten vor Freude auf. Er war gegenfalls etwa drei oder vier Jahre älter als Ken selbst und wirklich gutaussehend wie dieser zugeben musste.
    „Amaya!“, rief Kiyoshi glücklich aus. „Hast du das... Schmuckstück dabei?“ Er suchte sichtlich eine Umschreibung für die blaue Kugel.
    Sie nickte kaum merklich. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und sah abschätzend Ken an. „…und wer ist das?“
    Amaya beantwortete ihm diese Frage erst, als sie mit ihrem Begleiter schon in Kiysohis Haus angekommen waren.
    „Er gehört ja wohl kaum zum Team!“ Ein leicht verärgerter Unterton schwang seiner Stimme mit.
    Amaya schüttelte den Kopf, stellte Ken vor und dann die Sache klar. „Er hat mir geholfen aus Laubwechselfeld zu fliehen. Dann habe ich ihn von der PSO erzählt und ja ich kann ihn ja nicht mehr gehen lassen, wenn er etwas ausplaudern würde, das wäre ...“
    „...das wäre fatal“, beendete ihr Teampartner.


    Von einer Sekunde zur anderen fühlte sich Ken wie ein Gefangener und nicht wie ihr freiwilliger Begleiter. Schließlich sagte ihr Satz ja auch deutlich genug aus, dass sie ihn nur in ihrer Nähe ‚duldete’, da er sonst ihre Mission gefährden könnte.
    „Warum hast ihm überhaupt das alles erzählt, natürlich kannst du ihn jetzt nicht gehen lassen, schon klar, doch du kannst doch nicht ewig in seiner Nähe bleiben…“
    Amaya zuckte ratlos mit den Schultern und deutete Kiyoshi mit einer abweisenden Handbewegung, dass dieses Thema nun für sie erledigt sei.


    „Ähm…können wir über Abend bei dir bleiben, weil…“, fing Ken seinen Satz an, doch es war gar nicht nötig ihn zu beenden. Kiyoshi nickte den beiden zu und zeigte ihnen jeweils eine Coach für die Nacht.


    Schlafen jedoch konnte Amayas Begleiter nicht wirklich, die ganze Zeit über fragte er sich wie er es wohl nur verdient hatte wegen eigentlich nichts verfolgt zu werden, wollte er doch einfach nur ein normaler Koordinator sein… Ken spielte mit den Gedanken einfach zu fliehen und nach Johto oder auch nach Kanto weiter zu ziehen. Dort gab es auch nichts, das Ken an ihn hätte erinnern können. Schlussendlich entschied er sich auch dafür, dass dies besser sei. Sowohl für sich selbst als auch für sie. So ließ er ihr einen Zettel zurück, schließlich würde sie sich ja sonst vielleicht sorgen machen. Nicht um ihn, sondern eher um ihr Geheimnis.


    Es tut mir leid……
    Ich kann so nicht leben, jedes Mal in Angst sein zu müssen bei meinem nächsten Schritten geschnappt zu werden.
    Meine nächste Reise wird mich nach Johto führen, werde mich dort auch weiterhin als Koordinator versuchen.
    Und habe bitte keine Angst um dein Geheimnis, ich werde schweigen.
    Viel Glück und alles Gute für dich,
    Ken


    „Papinella, komm“ flüsterte er kaum hörbar seinem Schmetterling zu. Dann sah er nocheinmal zu Amaya hinüber. Er hatte seine Begleiterin enttäuscht...

  • Erste Begegnung mit Team Magma


    Vor drei Minuten hatte Amaya noch im Halbschlaf den Blick suchend durch das Zimmer gleiten lassen. So hatte die Agentin diesen Zettel neben sich entdeckt. Ken war abermals verschwunden.
    „Lies das!“ Amaya reichte den Brief ihren gerade erst ins Zimmer gekommenen Kollegen.
    „Ich wusste es doch! Du hättest diesen Jungen von nichts erzählen sollen. Er schreibt zwar, er würde niemanden etwas erzählen, doch woher willst du wissen, dass du ihm trauen kannst?“
    "Und du hast ihn entkommen lassen!", giftete Amaya und nahm im am Handgelenk, damit er sie ansah. "Idiot. Verdammter Idiot, du!" Kiyoshi sah ihr erstaunt entgegen. "Ich dachte, du passt auf ihn auf!"
    Ihr Teampartner seufzte. Mit ihr hatte man es nicht immer leicht. Früher, bevor ihre Eltern gestorben waren, waren sie richtig gute Freunde gewesen. Jetzt erkannte er Amaya nicht wieder.
    Jene ließ sich in die Coach fallen. „Ich werde ihn so bald wie möglich finden. So weit weg kann er ja noch nicht sein! Dieser dumme Junge weiß wohl auch nicht, dass er sich selbst in Gefahr bringt.“
    Eine gelassene Bewegung Amayas in Richtung der blauen Kugel, ließ Kiyoshi wissen von welcher Sache sie sprach.
    „Du glaubst doch nicht Team Magma oder von mir aus Team Aqua verfolgt euch?“
    Seine Teampartnerin nickte bloß.
    Kiyoshi fuhr fort: „Wenn er alleine ist, so schnappt ihn sich Team Magma schneller.“
    Ein weiteres Nicken Amayas unterstützte ihn in seiner Vermutung.


    **


    „Entoron Hydropumpe!“
    Das große Wasserpokemon ließ einen Schwall Wasser auf das Pokemon des Team Magma Vorstandes los. Dieses wehrte die Attacke mit Schutzschild ab. Rasch hatte es mit einer Donnerattacke zurückgeschlagen. Grelle Blitze zuckten um Blitza, die Elektrokatze, des Gegners. Geleitet von Blitzas Willen fanden sie den Weg zu ihrem Gegner. Eine funkelnde Kugel aus gleißender Elektrizität legte sich um das einem Kappa ähnliche Pokemon. Langsam schlang sie sich enger um Entoron, so wie ein Vitipis sein Opfer würgte. Mit einem Mal löste sich die Elektrizität um Entoron auf, denn sie war auf das Wasserpokemon übergegangen. Sie hatte sich wie tausend spitze Nadeln in den Körper von Blitzas Gegner gesucht. Die sehr effektive Attacke ließ das ohnehin schon Schaden genommene Entoron zusammenbrechen.
    „Entoron, geht es dir gut?“
    Ohne Bedacht darauf zu nehmen, dass noch immer der Vorstand der Verbrecherbande anwesend war, stürmte Ken zu ihm hin. Er stützte sein Pokemon und wollte in dessen Augen sehen. Es nickte leicht auf Kens Frage.
    „Dann ruh dich aus.“ Entoron glaubte eine gewisse Erleichterung in seiner Stimme zu hören.
    Sich wieder in einen Energiestrahl verwandelnd, verschwand Entoron in seinem Ball.


    „Ich wiederhole mich nicht gerne. Junge, wo ist die blaue Kugel!?“
    „Verdammt noch mal, ich weiß es nicht!“, versuchte Ken abzuwehren.
    Der kalte Blick des Vorstandes ließ ihn aufschrecken, am Liebsten wäre er aufgestanden und davongelaufen.
    Es entsprach der Wahrheit, er wusste wirklich nicht wo Amaya mit der blauen Kugel im Moment war. Kurz nachdem der Vorstand mit den Fingern geschnipst hatte, kamen auch schon drei normale Mitglieder heran, nahmen Ken seine Pokebälle weg und fesselten ihn. Ein Trainer ohne Pokemon war hilflos und verletzbar. Mit Pokemonpartnern an seiner Seite jedoch sah die Sache schon ganz anders aus.
    „Lassen Sie das, lasst mich frei! Ich weiß das doch wirklich nicht.“ Die Angst, die keine Antwort mit fester, klarer Stimme zuließ, war nicht zu überhören.


    Bis auf die Augen sah er nicht viel von den mysteriösen Leuten. Ganz in einem rotfarbenen Gewand gekleidet mit roter Kapuze und dem zughörigen ‚Groudon’ Zeichen darauf wirkte die Verbrecherbande unnahbar, sie ähnelnden unheilvoraussagenden Dimonen. Das Groudonzeichen war so alt wie die Menscheit selbst und tausende von Legenden wurden über Groudon verfasst. In der bekanntesten Sage sollte sich der Schaffer der Kontinenten mit dem Meeresgott Kyogre auseinandergesetzt haben. Rayquaza, wiederum der Drache des Himmels, sollte sie beiden besänftigt haben. So fielen sie in einen tiefem Schlaf aus dem sie heute noch nicht erwacht waren. Jedes noch so kleine Kind kannte diese Mythen.
    Das Ziel von Team Magma war es Groudon wieder zum Leben zu erwecken. Warum musste ein normaler Koordinator bloß mit dieser Verbrecherbande in Berührung kommen?
    In der Zwischenzeit bereute er es Amaya so leichtsinnig mitgenommen zu haben. Sie hatte ihn höflich gefragt ob er sie zu den Meteorfällen bringen würde. Hätte er doch geahnt wer hinter diesem Mädchen verbarg!


    Eine gefühlskalte Stimme riss ihn wieder aus seiner Gedankenwelt. „Dann weißt du doch sicher bei wem sie ist?“ Der Vorstand lächelte überheblich.
    „Nein das weiß ich nicht!“, log er ihn an.
    Er hatte Amaya es versprochen ihr Geheimnis für sich zu bewahren. Nun wusste er auch welche Ursache es für ganz Hoenn haben würde, wenn er ihr Geheimnis preisgab.
    „Du lügst! Ich glaube dir kein Wort…“, kam es weiter von dem Vorstand.
    Er verschränkte die Arme und wartete noch immer, dass dieser sture Junge sein Wissen mit ihm teilte. Langsam wurde er ungeduldig. „Jetzt hör mal zu…“
    Er zog ihn ruckartig an seinem roten, schulterlangen Haar zurück.
    „Hören Sie auf damit, Sie tun mir weh! Ich weiß doch nichts!“
    Ken war ein schlechter Lügner. Seine zittirge Stimme, der in der Gegend umherschweifende Blick und all jene Kleinigkeiten enttarnten die Lüge. Doch preisgegeben hätte er den Aufenthaltsort der blauen Kugel nicht! Auch wenn er manchmal noch so feige war, verraten würde er hier nichts!
    So wie der Vorstand diesen verweichtlichen Jungen einschätzte, dauerte es nicht mehr lange bis er anfangen würde zu erzählen.


    „Ich würde mich an deiner Stelle machen was wir sagen.“
    War dies etwa eine Drohung?
    „Lassen Sie mich gehen, ich weiß nichts“, flehte er ihn regelrecht an.
    Ken versuchte sich zu fassen, in einer solchen Situation sollte man doch ruhig bleiben! „Na gut, sie ist in Xenoverille. Die blaue Kugel ist in der Obhut eines Kollegen von mir.“
    Wenn Team Magma schon ein Katz-und-Maus-Spiel hier veranstalten wollte, so hatte er wenigstens nicht vor die Rolle der Maus zu übernehmen!
    Da war wieder dieser eiskalte Blick, der ihn zurückschrecken ließ und ihn von seiner neuen Sichtweise wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte.
    „Das ist ein netter Versuch“, der Vorstand lächelte bedrohlich. „..aber wenn das nicht stimmt, Rotschopf, dann..“
    Schlussendlich entschied er sich seinen Satz nicht vollenden zu müssen.


    Ken kämpfte währenddessen mit Angsttränen, hätte er es bloß dabei gelassen nichts zu wissen!
    „..oder du sagst uns einfach die Wahrheit.“
    Die Versuchung war groß die Wahrheit zu sagen. Es waren doch bloß einige Worte und Ken wäre diesem Matyrium entgangen, hätte sich nicht länger seiner panischen Angst stellen müssen.
    "Die blaue Kugel ist nicht in Xenoverille", flüsterte Ken mit zittriger Stimme.
    Der Vorstand erwartete eine weitere Antwort, fast so als ob jene ein Geständnis wäre, doch er schwieg. Ratlos sah er dem Jungen entgegen. Dessen verängstigter Blick bat um Gnade, seine Stimme bebte vor Angst und doch wollte er den Aufenthaltsort der blauen Kugel nicht verraten.
    „Und wo ist deine Begleiterin mit der blauen Kugel nun!?“ Der letzte Satz wurde regelrecht gebrüllt.
    Ken sah kurz auf. Woher wusste Team Magma, dass es sich um eine 'Begleiterin' handelte!?
    Im letzten Augenblick biss sich Ken auf die Zunge und schwor sich selbst kein Wort gegenüber des Vorstandes oder irgendjemanden, der mit Team Magma auch nur in Entferntesten zu tun hatte, zu sagen.
    Ein umbarmherizes Schmunzeln, welches nichts Gutes zu verheißen hatte, jagte Ken ein weiteres Mal einen unwohligen Schauer über den Rücken.
    Er musste an etwas anderes denken. An seinen einstigen Geliebten...
    Auch jener würde wollen, dass er in dieser Situation nicht den Mut verlor!


    Im nächsten Moment konnte sein Gefangener ein kaltes Metall am Hals spüren.
    "Wenn ich tot bin nütze ich euch nichts mehr!"
    Schließlich siegten die Angsttränen, doch nachgeben würde er nicht! Bei aller Angst siegte doch manchmal die Vernunft aber ein Versprechen war stärker als die Angst.
    "Dies ist wohl wahr, aber.."
    Diese Worten wurden ruhig gehaucht, der Druck des Metalles auf seinen Hals wurde stärker. "..wir könnten es auch anderen Personen entlocken."
    Abschätzend betrachtete er den verzweifelten, dennoch so sturen, Jungen. Seine blauen Augen sahen geradezu flehend zu ihm auf.


    "Wir kennen kein Mitl..."
    Er wurde von einem lauten Geräusch in Form von raschelnden Blättern und immer schneller werdenden Schritten unterbrochen. Aus dem
    Die Silhouette eines Reotils zeichnete sich hinter den Blättern ab, war zuerst bloß als schwarzer Schatten sichtbar. Mit dem aufkommenden Wind raste ein Reptain aus dem Dickicht des Waldes hervor.
    Das reptilähnliche Pflanzenpokemon zerschnitt mit einer Laubklinge den Gürtel des Team Magma Vorstandes, an dem die gestohlenen Pokebälle hingen. Flink hatte das Reptil auch Kens Fesseln durchgeschnitten. Dieser eilte sofort zu seinen Pokebällen und ließ Papinella frei. Natürlich die meisten Menschen sahen in ihr bloß einen hübschen Schmetterling, doch hielten diese es nicht für möglich, dass Papinella auch eine gute Kämpferin war.


    „Aero-Ass!“, rief sein Trainer ihr zu.
    Papinella schnellte auf zwei freigelassene Magnayen zu und überraschte jene, wohl schlecht trainierten, Pokemon mit einer sehr effektiven Silberhauchattacke.
    Reptain hatte sich zur Sicherheit hinter einem Baum versteckt. Schließlich hatte der Silberhauch eine weite Bandbreite und auch auf das Reptil eine verheerende Wirkung. Nachdem die silber schimmernde Aura des Silberhauches verschwunden war, kam auch Reptain wieder aus seinem Versteck hervor. Die schmalen, gelben Augen funkelten bedrohlich ihre Gegner an. Die Arme mit den krallenbestückten Pfoten hatte es gänzlich vor dem Körper angewinkelt. Die harmlos wirkenden Blätter am Handgelenk verwandelten sich nun in gefährlichen Säbeln, dessen Aura grün funkelte.


    Ein paar weitere Magnayen, hundeartige Pokemon, bekamen den Befehl zu einer Spukballattacke. Die von dunklen Energiebälle trafen nicht. Jeden davon wich das Repitl mit der Anmut eines Tänzers gleich aus und schlug ein Magnayen nach dem anderen mit seiner Laubklingenattacke in die Flucht. Seine Bewegungen waren präzise und gut durchdacht. Wie viel musste es trainiert haben und um so ein Ergebnis zu erzielen? Ein wenig erschöpft ließ Reptain die grüne Auraschwerter um seine Handgelenke verschwinden.


    „Reptain, wir flüchten.“
    Ken ließ Galoppa frei und stieg auf das Feuerpferd auf. Würde das Reptil denn auf ihn hören?
    Team Magmas Vorstand fluchte noch etwas Unverständliches hinterher. Er erwog es gar nicht diesen Jungen noch einholen zu können, ein Galoppa galt als schnellstes Pokemon, und so würde eine Verfolgungsjagd keine Erfolge erzielen. Eigentlich war der Trainer des Feuerpferdes es gewohnt gemütlich durch die Lande zu reisen, dieses irrsinnige Tempo ließ ihn im Glauben, dass sich sein Magen jeden Moment aufbäumen würde. So klammerte er sich fest an die feurige Mähne, die Galoppa je nach Gebrauch zu züngelnden Flammen oder zu einer normalen Mähne umwandeln konnte.


    Nachdem Galoppa schon eine weite Strecke zurückgelegt hatte, hielt es an. Schwindelig stieg ihr Trainer von ihr ab. Reptain hatte währenddessen den Anschluss verloren und stieß erst viel später hinzu.
    Amaya wartete auf ihren Begleiter. Ihr wütender Blick sprach Bände.
    „Was hast du dir dabei gedacht?!“ Ihre Stimme jedoch blieb ruhig und zurückhaltend. Doch genau diese Tatsche ließ Ken noch unsicherer werden.
    „Ähmm, ich wollte doch…“, versuchte er sich zu verteidigen, doch wusste er nicht was er ihr nun sagen sollte.


    „Du Idiot!“ Ihre Amethyste funkelten ihn zornig an.
    Sie unterdrückte nicht den Impuls in ihrer Hand eine Ohrfeige auszuteilen.
    Ein klatschendes Geräusch erfüllte die Luft. Verwundert sah ihr Begleiter sie an. Langsam wanderte Kens Hand an die schmerzende Wange. Amaya hatte mit einer anderen Situation gerechnet. Die Agentin dachte er würde mit ihr zum Streiten beginnen. Doch der im Moment perplexe Junge sagte kein Wort. Es herrschte Totenstille. Er war nicht wütend auf sie ob der Ohrfeige. Beinahe hätte Ken ihre Mission zerstört. Das Unheil, welches für Hoenn, gefolgt hätte, wollte sich ihr Begleiter nicht vorstellen, es wäre zu grausam für diesen Kontinenten ausgegangen. Und trotzdem war es nicht richtig von ihr gewesen. Man schlug doch seine Begleitung nicht einfach so!
    Rasch war sie seinen Blicken ausgewichen, sie wurden unterträglich. Vorwurfsvoll und vor allem traurig sahen sie seine himmelblauen Augen an. Blaue Augen kamen Amaya oft wässrig vor, das geschah nicht selten, dass diese Augenfarbe ihr am wenigstens ausdrücken konnte, doch nicht bei ihm. Sie wirkten klar und jeder konnte darin lesen.


    „Es tut mir leid, ich wusste doch nicht, dass Team Magma uns auf den Fersen ist", flüsterte er schließlich kaum hörbar.
    Offenbar galten die Vorwürfe nicht ihr sondern ihm selbst. Innerlich atmete sie erleichert auf. Endlich hatte er darauf geantwortet!
    "Ich muss es wissen, hast du ihm irgendetwas gesagt?“, fuhr Amaya fort und wollte distanziert und unberührt wirken.
    Er schüttelte den Kopf.
    „Beweis es!“, entfuhr es ihr, obwohl sie genau wusste, dass es nichts gäbe womit er beweisen sollte, sein Versprechen gehalten zu haben.


    Amaya sah abschätzend in seine blauen Augen. Innerlich schüttelte sie über sich den Kopf und wandte den Blick wieder ab. Sie, die professionelle Agentin welche doch nur das Ziel hatte Team Magma den Untergang zu bereiten, drohte nun –wieder einmal - in den Augen eines gewöhnlichen Jungen zu versinken.
    „Bitte glaub mir doch!“
    Amaya seufzte auf, was blieb ihr denn auch anderes übrig?
    „Von nun an bleibst du an meiner Seite“, sagte sie entschlossen.


    Sie nahm ihn bei der Hand um das Zeichen zu setzen 'ich lass dich bis zum Ende meiner Mission nicht mehr aus den Augen'.
    Amaya schmunzelte, während sie kurz darüber strich. Seine Haut war so weich, erschien genauso zart und zerbrechlich wie er selbst. Danach bemerkte sie seine Aufregung.
    "Du zittert!", meinte sie unverbindlich und mit einem Schmunzeln auf den Lippen. "Anscheinend haben sie Angst machen können. Bei dir ist das auch wohl kein Wunder."
    "Wie würdest du dich fühlen, wenn man dir ein Messer unter den Hals hält und dir droht?" Ken sah sie traurig an. Er hatte sie doch für ein wenig mitfühlender gehalten, auch wenn sie sich nicht so gab...
    Eine Antwort auf diese Frage sollte er nie bekommen, denn Amaya wandte sich schulterzuckend von ihm ab.
    „Komm, vielleicht folgt uns Team Magma, ziehen wir weiter.“
    Mit diesen Worten saß sie rasch auf Galoppa, vorne mit den Zügeln in der Hand und gab dem Feuerpferd die Sporen. Schließlich wollte sie doch den Ton angeben, sie wollte ihm sagen wo es lang geht, was er tun oder lassen sollte.
    Er ließ es zu. Proteste brachten nichts und doch kam er sich wieder in ihrer Gegenwart wie ein gehorsames Fukano vor. Es war so nicht richtig, es war nicht richtig so behandelt zu werden.

  • Trainingskampf


    Amaya begutachtete ihren Begleiter fortwährend kritisch - Ob er ein guter Trainer war? Zugegeben glaubte sie dies nicht. Eventuell kämpfte er manchmal aus Leidenschaft zu den Pokemon, doch einen professionellen Kampf traute sie ihm nicht zu. Auf der anderen Seite jedoch hatte Ken gesagt, er wäre Koordinator. Doch wenn sie Papinella, den süßen Schmetterling, so betrachtete, dann kamen in ihr wieder Zweifel auf - Was konnte man mit dieser halben Portion von Pokemon denn schon anfangen, wenn es wirklich hart auf hart kam?


    „Sag mal, kannst du kämpfen?“ Sie wandte sich zu ihm um.
    Amaya musste dies einfach testen, und was wäre dafür besser geeignet als ein Kampf statt nur darüber zu reden? Außerdem war es eine gute Gelegenheit Absol seine Strafe abarbeiten zu lassen.
    „Vor dir steht Hoenns zukünftiger Topkoordinator“, erwiderte Ken lächelnd und in Amayas Augen recht kindisch.
    Er jagte irgendwelchen Träumen, Hirngespinster, hinterher.
    „Achja?“, gab Amaya unglaübig, fast schon spöttisch, zurück.
    Ohne ihm Zeit für eine Reaktion zu lassen, hatte sie rasche zwei Pokebälle aus ihrer Tasche genommen. Gespielt nachdenklich sah sie zwischen ihnen und ihren Begleiter hin und her.
    „Du willst kämpfen?“, stellte dieser fest.
    „Also ich würde es deine Fähigkeiten austesten wollen nennen!“ Ihr arroganter Unterton in der Stimme war nicht zu überhören.
    Sie selbst war jahrelang regelrecht gedrillt worden zu kämpfen. Amaya verlor nicht einfach gegen selbst ernannte Trainer. Koordinator wurde in ihren Augen bloß jemand, der sein fehlendes Talent als Trainer mit schönen Aufführungen zu verschleiern versuchte. Außerdem lag ihr Kampfvermögen bei ihrem Mentor.
    Zwölf Jahre lang, seit dem Kleinkindalter, war sie animiert worden zu kämpfen. Ein Kind mit drei, vier Jahren musste man erst zwingen, doch mit dem Alter kam der Ehrgeiz und der Gefallen daran. Selbst wenn sich Pokemon verletzten...wer scherte sich schon darum? Es gab so viele Pokemon auf der Welt und jedes von ihnen war so leichtsinnig für seinen Trainer seine Gesundheit, in Extremfällen gar sein Leben, aufzugeben. Amaya sah in Pokemon dumme und ebenso loyale Wesen. Wenn sie nicht intelligent genug waren um zu sehen, dass sie für Menschen eigentlich bloß Kampfmaschinen waren, dann konnte man sie aufgrund dessen ausnutzen.


    Bevor er erwidern konnte – eine Erwiderung hätte sie nicht geltend werden lassen-warf sie die beide Bälle vor sich. Der Lichtstrahl, der sich öffnenden Pokebälle, formte ein Hundemon und ein Absol. Das Licht der einfallenden Mittagssonne umschmeichelte Hundemons hundeartigen Körper, genauso wie die bedrohlich aussehenden, gebogen Hörner auf seinem Kopf. Absols schneeweißes Fell sowie dessen anmutige Katzengestalt wurden durch das leicht rötliche Licht hervorgehoben und ließ die Schattenkatze noch schöner aussehen als zuvor. Kens Blick haftete unruhig wie auch bewundernd auf den beiden Unlichtpokemon.


    „Wir kämpfen bis eines der Pokemon besiegt ist, okay?“
    „Ich weiß nicht Amaya“, flüsterte ihr Begleiter unsicher.
    „Angst dich zu blamieren?“
    Ein protestierendes ‚nein’ kam zu Antwort und hatte zugleich den Kampfgeist des Jungen geweckt.
    „Na gut, Entoron und Galoppa. Ihr seid dran“, rief er aus und ließ sodann das einem Kappa ähnlichem Wasserpokemon frei und das Feuerpferd hervortreten.


    „Los geht’s! Absol Klingensturm, Hundemon Solarstrahl!“
    Die sichelartige Energieaura raste unbarmherzig auf ihre Gegner zu. Das Sonnenlich bündelte sich in Hundemons Maul, jederzeit bereit auf seine Gegner gezielt zu werden.
    „Galoppa, Feuersturm! Entoron, Psystrahl!“
    Der züngelnde Feueratem verbündete sich mit Energiestrahl des Kampfpartners. Zu einem einheitlichen Strahl geworden hielt die Attacke den Gegnerischen stand. Eine riesige Staubwolke, entstanden aus der Explosion zusammentreffender Energien, hatte sich über das Kampffeld gelegt.


    „Galoppa, Entoron passt auf!“, wurden die Pokemon ermahnt.
    Aus der Staubwolke heraus kam plötzlich ein feuriger Ball, fast eines Meteoriten gleich, geschossen, dessen Innerstes in einem Schwarlilaton hervorstach.
    „Halt, mit Hydropumpe dagegen“, rief Ken rasch Entoron zu.
    Ein Schwall aus Wasser hätte den eigenartigen Feuerball löschen müssen, dennoch blieb dieser bestehen. Nun verstand der Koordinator, mit welcher Attacke er es hier zu tun hatte. Noch besser gesagt mit welchen Attacken. Seine Pokemon standen einer Kombination aus Spubkall und Feuersturm entgegen, sahen dabei bewundernd den Metoriten an.
    Verbissen versuchte das Wasserpokemon den Spukball abzuwehren. Doch die Geistattacke war ungewöhnlich stark. Aus der sich bereits etwas aufgelösten Staubwolke kam ein Eisstrahl hervorgeschossen. Zu Kens Verwunderung war dieser auf den Spukball gerichtet. Offenbar wollte seine Gegnerin eine weitere Explosion hervorrufen.


    „Okay, Entoron lass die Hydropumpe und setz Schutzschild ein! Galoppa Bodycheck.“
    Für einige Sekunden sah ihn das Feuerpferd aus zwei klugen Rubinen verwundert an. Ihr sonst so liebevoller Trainer schickte sie in das Ungewisse, dennoch war ihr Vertrauen in ihn stärker als ihre Unsicherheit. Da sich die Rauchwolke langsam aufzulösen begann, sah nicht nur sie sondern auch ihr Trainer minimale Konturen seiner Gegner.
    Eine magische Barriere, aus grünlicher Aura einen Kreis um Entoron bildend, schützte den Kappa vor weiterne Angriffen.


    „Absol Klingensturm“, hörte er seine Gegnerin durch die Staubwolke rufen.
    „Galoppa, Sprungfeder und Feuerwirbel.“
    Zu Amayas Überraschung entging das Feuerpferd geschickt der sichelartigen Energie und begab sich hoch in die Lüfte. In ihrem Maul bündelte sich ein gleißender Flammenatem, der im richtigen Moment sich seinen Weg zu den Gegnern suchen würde.
    „Absol, Eisstrahl!“, rief Amaya ihren Pokemon siegessicher zu.
    Die eisige Energie hielt den Flammen stand. Der sich langsam auflösende Rauch wich entstander Nebel.
    „Hundemon, Spukball.“
    „Ausweichen“, gab Ken zurück.
    Der Koordinator hatte schon gehofft in einigen Minuten wieder klar seine und vor allem ihre Pokemon erblicken zu können, doch nun trennte ihn und Galoppa eine dichte Schicht Nebel, welche seine Niederlage bedeuten würde, wenn er nicht sobald etwas dagegen unternahm. Wie eine trennende Schicht legte sie sich zwischen ihm und seinen Pokemon.
    "Papinnellla?", fragte der Schmetterling, welcher es sich schon wieder auf Kens Kopf bequem gemacht hatte.
    „Natürlich schaffen wir das!“, versicherte er ihr und nahm sie zu sich auf den Arm.
    „Entoron, Psystrahl in diese Richtung.“ Er zeigte auf den Punkt, an dem Absol seines Achtens war.
    Ein durch das Licht der Abendsonne gefäbrter Strahl verließ den Stirndiamenten des Kappa.
    Sieben Gestalten, sieben Silhouetten der Schattenkatze, zeichneten sich für einige Momente im Nebel ab. Eine Doppelteamattacke! Absol hatte sechs identische Trugbilder von sich erzeugt.
    Sodann entfesselte Absol eine sichelartige Energie, einen Klingensturm.
    Durch den Nebel hindurch erklang ein dumpfes Geräusch und kurz darauf wieherte Galoppa. Natürlich war ihrem Trainer klar, dass sein Pokemon getroffen wurde, jedoch wusste er genauso wenig wie er zu reagieren hatte, wenn er doch nichts sah.


    Endlich verzog sich der Nebel. Da wieder klare Sichtverhältnisse herrschten, hatte der Koordinator auch wieder eine reelle Chance auf den Sieg.
    „Schon mal überlegt mit Strategie zu kämpfen?“, fragte Amaya überheblich.
    „Nicht jeder hat den gleichen Kampfstil wie du!“
    Amaya lächelte kurz, es machte einfach so Spaß ihn zu necken.
    „Stimmt, aber es kommt darauf an ob man überhaupt einen gewissen Kampfstil hat“, gab sie schnippisch zurück.


    „Weiter geht’s“, rief er seinen Pokemon ausweichend zu. Was hätte er denn erwidern sollen?
    Außer Atem, jedoch bereit für mehr, stellten sie sich wieder vor ihren Trainer. In ihren Augen fand sich ein feuriger Schimmer wieder, die arroganten Bemerkungen der Gegnerin hatten wieder den Willen zum Kampf in ihnen geweckt. Entoron war in recht guter Verfassung, doch Galoppa sah schon sehr mitgenommen aus.
    „Kannst du weiterkämpfen, Süße? Geht es dir gut?“, erkundigte sich ihr Trainer liebevoll und fürsorglich.
    Galoppa funkelte ihn dankbar an. So kannte sie ihren Trainer. Schließlich nickte sie.
    Amaya rollte ungläubig mit den Augen, sein Feuerpferd war vorhin gerade einmal dreimal getroffen worden und Ken sorgte sich schon.
    „Du verhätschelst deine Pokemon, ja!“
    „Tu ich gar nicht!“, protestierte dessen Trainer.


    „Hundemon, Solarstrahl!“, sagte das Mädchen freudig.
    Offenbar glaubte sie in nahester Zukunft den Sieg davonzutragen.
    Ken wollte schon sein Feuerpokemon zu einer abwehrenden Flammenattacke ansetzen lassen, doch war dies denn nicht Amayas Plan? Zu viele aufeinander treffende Energien hätte die nun klare Luft nur wieder mit einer dichten Schicht Rauch bedeckt.
    „Ausweichen, Galoppa, dann Bodycheck.“
    Gehorsam raste das Feuerpferd an dem Solarstrahl vorbei, konnte nur noch die Energie des Angriffes spüren, der sie für kurze Zeit aus der Bahn warf. So wollte sie das Pokemon gleichen Elementes rammen.
    „Zur Seite Hundemon! Absol Eisenschweif!“, gab die junge Agentin klare Anweisungen.
    Mit einem metallischen glänzenden Schweif stieß die Schattenkatze Galoppa zu Boden.


    „Beende es! Spukball.“
    Abermals handelte der Trainer aus reinem Bauchgefühl. „Nicht so schnell! Entoron Hydropumpe.“
    Der kräftige Wasserschwall wurde jedoch von Absols Eisstrahl vereist. Mit dem Klirren des auf dem Boden aufschlagenden Eises, zerbrach auch Kens Hoffnung diesen Kampf zu gewinnen.


    Ein dunkler Schattenball traf das bereits in die Knie gegangene Galoppa und sorgte für dessen Niederlage.
    "Eisstrahl!"
    Ken erstarrte, als eine eisige Energie zusätzlich auf sein Pokemon niederging. Galoppa war doch schon besiegt! Wie konnte sie dann bloß ihrem Pokemon eine weitere Attacke befehlen? Diese Kampfphilosophie sträubte sich gegen die Seine. Pokemon waren fühlende Lebewesen, und sie waren momentan Kens beste Freunde. Man durfte ihnen doch kein Leid zufügen. Bei Kämpfen ging es doch um Können, und um den Zusammenhalt von Pokemon und Trainer.


    „Gewonnen!“, stellte Amaya trocken fest, so als ob dies selbstverständlich wäre.
    In den Gedanken des Trainers wiederholte sich noch einmal deutlich Galoppas erschrockener Gesichtsausdruck, bevor sie von der Kugel aus dunkler Aura getroffen worden war.
    „Galoppa nein!“, rief Ken erschrocken aus, als Galoppa mit schmerzerfüllter Stimme wieherte, und hastete so zu dem Feuerpferd.
    Sogleich hatte er sich zu seinem Pokemon gekniet und bettete ihren Kopf auf seinen Beinen.
    „Geht es dir soweit gut?“
    Langsam blinzelte sie ihren Trainer an. In ihrem Blick lag eine Entschuldigung für den verloren Kampf.
    „Du warst echt klasse. Komm zurück und ruh dich aus“, lobte Ken während er den Pokeball aufspringen ließ.
    Sich wieder in Energie zurückverwandelnd lösten sich die Konturen des Pokemon langsam auf, solange bis der rot-weiße Ball mit einem lauten Klicken wieder zugesprungen war. Auf die Selbe Art und Weise verschwand auch Entoron wieder in seinem ‚Heim’.


    „Hab schon schwierige Kämpfe bestritten.“
    „Willst du sagen, ich bin ein schlechter Trainer?“
    Seine Begleiterin schüttelte den Kopf. „Nein, du bist nicht schlecht, aber auch nicht gut…nicht wirklich.“
    Ohne einen weiteren Kommentar zu geben verschwand er. Papinella warf Amaya noch für einige Momente böse Blick zu, folgte jedoch gleich ihrem Trainer als er sie rief. Verspielt stupste sie diesen an - wollte ihn offenbar auch ein wenig aufmuntern.


    Niedergeschlagen ließ ihr Trainer sich gegen einen Baum sinken. Sofort war der Schmetterling auch zur Stelle und schmiegte sich an ihn. Ein leichtes Lächeln huschte über dessen Lippen.


    „Sag mal, wegen einer Niederlage brauchst du doch nicht gleich so drauf sein.“ Amaya rollte mit den Augen. „Musst eben eine Strategie entwickeln, darum geht es beim Kämpfen. Wer die bessere Strategie hat gewinnt!“
    Ken schüttelte energisch den Kopf. „Es geht um dein Vertrauen in deine Partner“
    „Mit Partner meinst du hoffentlich nicht deine Pokemon?“
    „Natürlich meine ich meine Pokemon!“
    Amaya hob fragend eine Augenbraue und fuhr in einem arroganten Tonfall fort. "Pokemon sind dumme Wesen, die sich dir unterwerfen. Also nützt du ihre Unterwürfigkeit aus. Wenn du gewinnen willst, dann musst du kalt dabei bleiben."
    Langsam aber doch entwickelte sich die Diskussion zwischen den beiden zu einem Wortgefecht.
    „Es war auch falsch, dass du Galoppa nochmals am Ende des Kampfes angegriffen hast! Pokemon haben genauso Gefühle, Gedanken und Erinnerungen. Nur weil sie keine Menschen sind heißt es noch lange nicht, dass sie nichts fühlen.“
    „Sie sind gezähmte, aber mächtige, Wesen mit denen du Kämpfe austragen kannst.“ Amaya sah ihn nun abschätzend an. „Sag mal, warum liegt dir so viel an deinen Pokemon?“
    „Sie haben mir schon sehr oft in schwierigen Lebenslagen geholfen.“


    Rasch hatte Amaya ihn an der Hand gepackt und brachte den sensiblen Jungen dazu ihr tief in die Augen zu sehen. „Entschuldigung für das und für die Ohrfeige“, zischte sie leise. Damit hatte sie das erledigt! Dafür entschuldigte sie sich nicht gerne...sie entschuldigte sich überhaupt nicht gerne.
    „Danke“, hauchte er.
    „Danke?", fragte Amaya mit hochgezogenen Augenbrauen verwundert. Konnte man denn ob einer Entschuldigung dankbar sein?
    Amaya nickte bloß, wenn sie ihn erst besser kannte, so würde sich Ken ihr sicherlich auch anvertrauen. Mit dem Vertrauen kam auch der langsam in sich zerbrechender Wille gegen sie aufzubegehren.
    Ken fiel ihr dankbar in den Arm. "Dankeschön, für die Entschuldigung."
    Zuerst war Amaya wie erstarrt, doch langsam schlangen sich ihre Arme um den zierlichen Körper, der sich ihr so sehr in diesem Moment mit aufrichtigen Gefühlen hingegeben hatte.
    „Emotionales Wrack, du", knurrte die Agentin.
    Er sah kurz auf. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
    „Du magst mich doch", antwortete er.
    Amaya sah ihn nicht an. Ihr Blick war gegen das Blättterdach des Waldes gerichtet. Sie spürte wie ein eigenartiges Gefühl in ihr aufkeimte und sich langsam entfaltete. Es fühlte sich warm und richtig an und als er ihr in den Arm gefallen war, kam der Wunsch ihn zu beschützen.
    Warum konnte sie denn ihre Gefühle nie richtig deuten!? Wieso hatte sie dies noch nie empfunden?
    Amaya schüttelte diese Fragen ab. Gefühle waren lästig und sie wollte es so rasch wieder loswerden!

  • Die Story ist super! Ich meine mich daran zu erinnern, den Anfang schon mal gelesen zu haben. Könnte das auch hier im BB gewesen sein?
    Also, ich finde die Story so toll! Du hast alles klasse beschrieben, man kann das Denken und Fühlen der Personen gut nachvollziehen, außer bei Amaya, aber das liegt ja nur daran, dass ich in Sachen Pokemon eher Kens Ansichten teile. Und wie man sicherlich vermuten kann, Amaya hat sich in Ken verliebt, der immer noch seinem Freund hinterhertrauert. Dies ist hier im BB glaube ich, auch etwas neues, mal keine "normale Liebe" (Also keine Junge - Mädchen Beziehung). Ich werde diese Story auf jedenfall weiterverfolgen, ach wenn ich wahrscheinlich zum Kommi geben zu faul bin. MfG Foli

  • What hurts the most- was being you so close (Teil1)


    Die meiste Zeit der nun schon zwei Woche andauernden Reise herrschte Stille zwischen den beiden, auch wenn Ken immer wieder versuchte Amaya in ein Gespräch zu verwickeln. Doch diese gab meistens nur kurze, knappe Antworten.
    „Ach, halt die Klappe, du nervst!“, rief sie schlussendlich schroff.
    Er verstummte augenblicklich.
    Ken verwirrte sie, natürlich wusste Amaya bescheid, dass er dies nicht mit Absicht tat.
    Er sah sie unglücklich an.


    Die beiden waren auf Galoppa unterwegs, so hatte das Feuerpferd mehr Last als sonst zu tragen.
    Schnaubend blieb es stehen, dies riss auch Amaya aus ihrer Gedankenwelt. Irgendetwas hatte Galoppa aus der Fassung gebracht. Amaya sah angestrengt in die Dunkelheit der bereits angebrochenen Nacht und versuchte auch einen Blick auf das was Galoppa sah erhaschen zu können. Noch immer tänzelte das Feuerpferd unruhig auf einer Stelle. Kurz warf sie einen fragend Blick zurück. Ihr Begleiter schüttelte nur den Kopf, offenbar wusste er auch nicht was in seinem Pokemon vor sich ging.
    „Ihr seid geflohen, aber jetzt habe ich euch wieder eingeholt“, kam eine höhnische Männerstimme aus der Finsternis, die im Wald herrschte.
    Verwirrt sahen sich die beiden um, jedoch waren bloß einige Bäume zu sehen. Entschlossen griff Amaya nach einen ihrer Pokebällen, wieder nach Reptain Seinem.
    Neben den zu hörenden Schritten, konnte die Trainerin nun auch Umrisse eines Menschen erkennen. Ein dunkles Weinrot zeichnete sich in der herrschenden Finsternis ab.
    „Team Magma“, flüsterte sie ihrem Begleiter zischend zu.
    „Junge, glaubst du, du hast nun Ruhe von uns.“
    Die kalte Stimme ließ Ken wieder zusammenzucken. Er hatte eindeutig genug von Team Magma und wollte nie wieder der Verbrecherbande begegnen.


    Amaya hingegen lächelte bloß überlegen. Rasch war sie von Galoppa abgesprungen und hielt zum Kampf bereit schon Reptains Pokeball zwischen den Fingern. Ohne zu zögern warf der Vorstand Team Magmas einen seiner eigenen Bälle in die Mitte. Der Lichtstrahl, der für kurze Zeit die umgebende Dunkelheit erhellte, des sich öffneten Pokeballes formte ein Brutalanda. Von Kopf bis zum Schwanz maß der Drache gute zweieinhalb Meter. Sie konnte spüren wie sich jemand an ihren Arm schon regelrecht klammerte. Kurz fiel ihr Blick neben sich, dies war ihr Begleiter.
    „Komm schon lass uns so schnell wie möglich verschwinden, wenn Galoppa alles gibt, kann uns auch ein Brutalanda nicht einholen.“
    Angst lag in seiner Stimme. Einige Schritte trat er zurück und ließ sich in einer kauernden Position auf den Boden sinken, beide Arme schützend über den Kopf gehoben. Die entstanden Bilder der Vergangenheit waren jedoch noch schlimmer als die Tatsache einen gefährlichen Drachen vor sich zu haben.



    „Jetzt komm schon“, rief ein sechszehnjähriger Junge mit wirren, brünnetem Haar aus.
    Zögerlich trat, der um zwei Jahre jüngere, Ken an den Rand der Klippe und sah hinab. Neben ihnen rauschte ein Wasserfall in die Tiefe. Verschiedenste Pokemon spielten indem, sich in der Sonne spiegelten, See. In diesen fiel der Wasserfall mit lautem Getöse. Der Wind spielte mit dem in voller Pracht blühenden Grün und trug einen wunderbaren Blumenduft auch noch in luftige Höhen.
    „Es ist wunderschön hier“, flüsterte Ken bewundernd dem Jungen neben sich zu.
    „Tama…“, fügte er noch schüchtern hinzu. „Es ist so hoch, ich habe Angst.“
    „Hey du wolltest doch mitkommen und das Brutalanda auch sehen“, erwiderte Tama, sein Gegenüber neckend.
    Währenddessen suchten seine Beine festen Halt auf dem schroffen Gestein. Seine linke Hand umfasste schützend Kens Hüfte, während seine Rechte noch immer Papinellas Fadenschuss umklammerte.
    „Da hab ich auch noch nicht gewusst, dass das so steil hier ist.“
    Sein Blick wanderte unsicher den schon fast in den Himmel ragenden Berg hinab.
    „Wenn du auch so verrückt nach Drachen bist!“, meinte er dann leicht lächelnd. Ein Lächeln, welches Tamas Herz Luftsprünge vollführen ließ.
    Seine bernsteinbraunen Augen funkelten Ken liebevoll an.
    „Du bist mir unendlich Mal wichtiger als das Brutalanda. Ich kann mir auch ein Kindwurm fangen und es trainieren. Wenn du solche Angst hast, gehen wir zurück.“
    Ein energisches Kopfschütteln von Ken zeigte, dass er auf keinen Fall zurückgehen wollte. „Es ist nicht mehr weit“, begründete er seine Entscheidung.
    „Ich pass schon auf dich auf, versprochen“, wurde dem ängstlichen Jungen versichernd ins Ohr gehaucht.
    „Danke, ich weiß.“
    In Gedanken vertieft schweifte Tamas Blick in der Gegend umher.
    „Vertraust du mir?“, fragte sein Freund nun, die Antwort wohl wissend.
    „Natürlich tu ich das!“, rief Ken empört über diese Frage.
    „Halt dich da an.“
    Er platzierte, sich seiner Sache sicher, die Hand des rothaarigen Jungen auf einen nahe gelegenen Fels. Dann ließ er Papinellas reißfesten Faden, den der Schmetterling zuvor gesponnen hatte, los und band diesen um Kens Handgelenk. Dennoch hielt Tama die Hand seines Freundes immer in der Seinen und ließ sie kein einziges Mal los. Mit einem Ruck hatte er ihn auf den nächsten Fels gezogen.


    Von dieser Stelle aus war das Brutalanda auch schon gut zu sehen. Ein ungewöhnlich großer Drache hielt in einem tiefen Felsvorsprung sein Mittagsschläfchen. Schneidend scharfe Flügeln, in der Farbe eines Rubin, glitzerten im Sonnenlicht und gaben einen schönen Kontrast zu dem blassblauem Körper ab.
    „Forderst du ihn heraus?“, flüsterte Ken verunsichert.
    Hingegen begannen Tamas bernsteinbraune Augen siegessicher aufzufunkeln, und doch blieb Tama recht ruhig. „Ich werde Brutalanda fangen!“
    Mit diesen Worten war er über den letzten, hinderlichen Fels gesprungen. Vorsichtig war auch Ken über den Vorsprung geklettert und erfreute sich erstmals wieder sicheren Boden unter den Füßen zu haben.


    „Impegartor, ich wähle dich!“, rief Tama sodann aus und ließ ein gefährlich aussehendes Krokodil, welches seinen doch recht großen Trainer ein wenig überragte, frei.
    „Brutalanda, ich fordere dich heraus“, rief der Drachentrainer begeistert aus. Langsam öffnete der selbst für seine Art riesiger Drache schwermütig die Lider über den blutroten Augen.
    Als es ganz zu sich gekommen war und wusste was um sich vor ging, eröffnete Tama den Kampf. „Okay wir fangen an! Impegartor, setz den Eisstrahl ein.“
    Die sehr effektive Attacke hinter sich lassend, wollte das Ungeheuer mit einer Drachenklaue zurückschlagen.
    „Setz ebenfalls Drachenklaue ein“, gab der Junge klare Anweisungen.
    Rote Auren, welche jeweils eine Pfote der Kämpfenden umgaben, stießen aufeinander und lieferten sich einen erbitterten Machtkampf. „Wechsel zu Eisstrahl“ Ein kräftiger Strahl aus Eis traf den Drachen und schleuderte diesen gegen die nächste Klippe.


    Schon einen Pokeball werfend wollen, hielt Tama in seiner Aktion inne. Die Augen des Drachen funkelten in einem aggressiven Rotton auf.
    „Tama, was ist da los?“, erkundigte sich Ken.
    Augenblicklich war er zu seinem Liebsten gerannt und wollte ihn überzeugen zu gehen. Dieser Hass, der in Brutalandas Blick lag, war ihm nicht geheuer.
    „Was machst du hier mitten im Kampffeld“, schrie dieser Ken an. Seiner Lage bewusst, entschuldigte sich Tama sofort wieder seiner laut gewordenen Tonlage und fuhr ruhiger fort. „Um Arceus Willen, verschwinde vom Kampffeld. Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“
    Stur wie eh und je schüttelte Ken den Kopf. „Wir kämpfen jetzt zusammen, Brutalanda ist viel zu stark für ein Impegartor alleine.“
    „Das ist bloß eine Rasereiattacke, nichts weiter.“
    Ein lauter Schrei von Impegartor ließ Tama umwirbeln. Ein gebündelter Energiestrahl, durch den in Raserei vertieften Brutalanda, hatte Impegartor besiegt.
    „Verschwinde, verdammt!“, rief er Ken zu.
    „Nicht ohne dich!" Er klammerte sich an Tamas Arm
    „Mein Engel, bitte.“


    Mit der freien Hand zog der junge Drachentrainer einen weiteren Pokeball, nachdem er sein krokodilähnliches Monster zurückgeholt hatte, aus seinem Gürtel
    „Gut, wenn es Brutalanda nicht anders will. Los Arkani!“
    Wütendes Drachengebrüll und ein starker Wind, entstanden aus den schlagenden Schwingen des Drachen, hießen den Feuerhund auf dem Kampffeld ‚willkommen’ . Als Zeichen sich nicht so einfach unterkriegen zu lassen, entfuhr Arkanis Kehle ein tiefes Knurren.
    „Flammenrad!“
    Sich mit züngelnden Flammen ungebend, raste Arkani auf das schier monsterähnliche Wesen zu. Geschickt wich dieses mit einer Schraubenbewegung aus.
    „Okay, stoße doch vom Felsen ab und Turbotempo“, rief Tama aus.
    Blitzschnell wurde der Befehl von seinem Feuerpokemon befolgt und so konnte er einen weiteren Treffer für sich verbuchen.


    „Ich muss es versuchen!“
    Mit diesen Worten warf er einen gelb-weißen Ball in Brutalandas Richtung.
    Das Pokemon wandelte sich in einen Energiestrahl, um für wenige Sekunden in den Hyperball zu kehren, einige Momente später jedoch brach er wieder aus und stand wieder in Lebensgröße vor Tama. Außer sich vor Wut breitete Brutalanda die mächtigen Schwingen aus und erhob sich noch wütender als zuvor in die Lüfte. Seine Atemzüge gingen schwer und unregelmäßig, ein sicheres Zeichen für Erschöpfung. Trotz seiner geringen Energie, besaß es nun deutlich mehr Angriffkraft als vor dem Angriff. Auch wenn einige Trainer die Raserei unterschätzten, so war sie in diesem Fall eine wirksame Waffe. Das Drachenpokemon war selbst für die Verhältnisse seiner Rasse außerordentlich stark.
    „Was meinst du wie alt es wohl ist? 400-500 Jahre?“, fragte Tama ehrfürchtig.
    „Bitte, gehen wir. Ich habe Angst… um dich und mich. Hattest du nicht zuvor gesagt, ich wäre dir wichtiger als Brutalanda?“, wurde ihm vorgeworfen.
    Diese Worte holten Tama wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
    „Okay wir verschwinden.“ Ein langer Pfiff verließ seinen Mund und machte Arkani auf ihn aufmerksam. „Arkani, komm her!“


    Schnellen Schrittes war der Feuerhund bei seinem Trainer angelangt und ließ diesen aufsitzen. Tama reichte Ken helfend die Hand und zog ihn mit einem Ruck zu sich auf Arkani.
    „Halt dich ganz fest.“
    Zitternd schlug Ken beide Arme um Tama. Für einige Momente, alles um sich vergessend, sah dieser in zwei ängstliche, himmelblaue Augen. Bevor Arkani die Anweisung zur Flucht erhalten sollte, strich er seinem Liebsten zärtlich durch das rote Haar, danach über seine Wange. Schließlich hielt sein Finger bei Kens zarten Lippen inne und er küsste diese schließlich liebevoll, wie leidenschaftlich.


    Ohne je den Befehl dazu bekommen zu haben raste Arkani los, unterbrach dadurch die Verliebten in ihrem Kuss. Ein gebündelter Energiestrahl traf auf einen nahe gelegenen Stein und sprengte diesen in hunderte kleine Teile. So geschah es, dass Ken von einem der Steine getroffen wurde und in Ohnmacht fiel. Sofort lockerte sich sein Griff um Tama. Ohne über seine Tat nachzudenken versuchte er seine Hand zu erfassen, verlor jedoch selbst das Gleichgewicht. Ein entsetztes
    „Arr-Arrkannii!“, wurde ihnen nachgerufen, dennoch war es dem treuen Pokemon nicht so viel Zeit gegönnt seine Menschen zu retten, wurde er doch wieder von Brutalanda angegriffen.


    Tama hatte versprochen auf seinen Engel, wie er ihn immer nannte, aufzupassen und dieses Versprechen würde für nichts in der Welt gebrochen werden! Noch im Sturz gelang es ihm seinen Freund zu umklammern, drehte sich mit ihm, wohl bewusst, dass er so zuerst aufschlagen würde. Mit einem harten Aufschlag auf der Wasseroberfläche wusste Tama deutlich um sein Schicksal bescheid, doch sein einziger Gedanke galt Ken. Ihm sollte dies erspart bleiben.Ein starker Schmerz durchfuhr den sich opfernden Jungen und alle Lebenskraft schien aus ihm zu weichen. Obwohl Tama alles vor die Augen langsam aber stetig verschwamm, ergriff er Entorons Pokeball an Kens Gürtel. Natürlich war ihm bewusst, dass das Wasserpokemon nur einen von ihnen an die Oberfläche tragen konnte. Vor allem musste es schnell handeln, die See um ihn wurde immer dunkler, ein sicherer Zeichen für große Tiefe. Ein letztes Mal strich er liebevoll über die Wange des von ihm geliebten Jungen. Wie sein weiterer Lebensweg wohl aussehen würde? Tama hätte gerne daran teilgehabt.
    Entoron musste hilflos mit ansehen wie Tama in die Tiefe der See glitt, doch zu aller Freundschaft zu ihm, sein Trainer war ihm deutlich wichtiger.


    Langsam, nach etwa zwanzig Minuten, schlug Ken schwermütig und mit brummenden Kopf die Augen auf. Seine Hand war blutig als er seine Wunde, von der er bis jetzt nicht gewusst hatte, am Hinterkopf berührte. Hinzu war auch seine Kleidung völlig durchnässt und ein schneidender Wind ließ ihn erzittern. Als sich seine verwirrten Gedanken und Erinnerungen langsam schlichten ließen, schlussfolgerte er, dass er wohl von einen der Steine getroffen worden war. Normalerweise hätte Tama ihn doch schon längst einen Verband angelegt und ihn in eine wärmende Decke gewickelt. Und er wäre nun vor ihm aufgetaucht um besorgt nach seinem Wohlbefinden zu fragen.


    Kens Blick traf seine Pokemon, diese saßen alle am Ufer, schienen zutiefst zu trauern, und erwiderten den Blickkontakt nur kurz.
    „Wo ist denn Tama“, fragte er danach. Selbst Papinella, die sonst immer so übermütig war, ließ Flügeln und Fühler hängen. Mitfühlend schmiegte sie sich in den Arm ihres besten Freundes.
    „Wo ist Tama?“, fragte dieser geschockt nach. Entoron stieß einen langen Seufzer aus und versuchte Ken ganz behutsam das Geschehen klar zu machen.
    „Tama, nein!“, rief dieser aus und stieß Entoron von sich. Ein kalter Schauer legte sich über seine Partner. Dieser Schrei drang in ihr Unterbewusstsein vor, hätten sie es ungeschehen machen können, hätten die eines Menschen treuste Freunde es ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden getan - egal wie hoch der Preis sein mochte!
    Tränen sammelten sich in Entorons Augen, nun schüttelte dieser den Kopf.
    „Das…das kann doch nicht so lange her sein, ich bin sicher nur fünf Minuten da gelegen. Los spring rein und hol ihn raus, ich weiß dass wir ihn noch retten können.“
    Das Wasserpokemon wich den wütenden Blick seines Trainers aus.
    „Na los!“, schrie dieser in seiner Verzweiflung. Entoron zögerte etwas, sprang dennoch in den See.


    Kaum war das Pokemon außer Sichtweite brach Ken schluchzend in sich zusammen - Bestimmt war dies nur einer jener Albträume bei denen er jeden Moment aufwachte und sich neben Tama in einem warmen Bett wiederfand! Tama würde ihn sanft über die Wange streicheln, ihn in den Arm nehmen. Mit seiner beruhigenden Stimme würde er seinem ‚Engel’ zuflüstern, dass dies nur ein böser Traum gewesen sei. Doch es geschah nichts! In seinem Inneren wusste Ken nur zu genau, dass dies die grausame Realität war.


    Alles kam ihm so unwirklich vor. Noch immer spielten die wilden Pokemon vergnügt am Ufer des Sees und die Sonne schien höhnisch vom Himmel herab. So als wäre nichts gewesen! Wie konnte der Rest der Welt bloß so ausgelassen und fröhlich sein, als wäre nie etwas Schlimmes passiert. Eine unbändige Kälte breitete sich in ihm aus. Es war als ob sich ein dichter Nebel über seine Gedanken legen würde und es dem vom Schicksal gepeinigten Jungen nicht mehr zuließ klar zu denken. Schon fast apathisch wirkend ging er langsamen Schrittes auf den klaren Gebirgssee zu, der Tamas Tod bedeutet hatte. Was wäre wenn er ihn einfach folgen würde? Noch nie hatte er sich Gedanken über das Leben nach dem Tod gemacht! Wenn auch nur in seinen Gedanken verfluchte er Arceus und all die anderen Götter, diese von den Menschen genannte heiligen Pokemon, welche angeblich die Menschen und Pokemon beschützten! Wo war deren Schutz für Tama geblieben!?


    „Psiana!“ Dieser Ruf riss ihm aus seinen wirren Gedankengänge heraus.
    Seine in einem blassen Lavendel gefärbte Katze hielt ihn fest. Auch Papinella und Ponita zerrten an seiner Kleidung, wollten ihren besten Freund um jeden Preis zurückhalten. Abermals in Tränen ausbrechend fiel er Ponita um den Hals, vergrub sein Gesicht in das weiche, beschfarbene Fell des Feuerpferdes. Dieses stupste Kens Wunde an. Natürlich wusste sie, dass es ihm im Moment nicht interessierte - vermutlich bekam er seine Schmerzen gar nicht mit, da der innere Schmerz stärker war - doch es war wichtig die Wunde zu versorgen. Nun kam auch Entoron betrübt den Kopf senkend zurück. Langsam löste das Wasserpokemon Ponita ab und nahm seinen Trainer in die Arme. Dieser sah aus verweinten Augen in zwei unendlich schuldig wirkende Rubine.
    „W…warum h…hast du mich…“ Nur stockend brachte er diesen Satz über seine Lippen „ge…gerettet und nicht ihn?“
    Entoron entging den vorwurfsvollen Blick seines besten Freundes.
    „Warum?“, hakte dieser nach, krallte sich in das blaue Fell Entorons und gab sich erneut seiner Gefühle hin.
    „Warum traf es Tama? Warum nicht mich?“, fragte er nocheinmal, seine Stimme fast schon in Tränen erstickend - Dies konnte nicht sein, nein dies durfte nicht sein! Tama durfte nicht tot sein!


    So hatte er sich in den Schlaf geweint, immer wieder in neuen Weinausbrüchen endend. Träume, aus sich selbst entstanden nahmen sie wirre Formen an, ließen Ken selbst nicht im Schlaf zur Ruhe kommen. Schließlich fand er sich in einem dunklen Raum wieder. Es war nicht die Dunkelheit, die um herum herrschte, welche ihm Angst bereitete. Viel mehr, dass dieser Raum ein Spiegel seiner nun vorhandenen Situation war. Ein schneidend kalter Windstoß streifte den verzweifelten Jungen und schien sich in sein tiefstes Inneres zu bohren. Im Traum wusste er nicht, dass dies bloß durch seine nassen Sachen hervorgerufen wurde.


    Das Kapitel ist sehr lang, genaugenommen fast sechstausend Wörter lang, deswegen wird es hier jetzt geteilt. ^^ [/font][/size]

  • What hurts the most-was being you so close(Teil2)


    In der wirklichen Welt hatte Entoron ihn in eine wärmende Höhle gebracht. Ponitas Feuer sollte ihn so gut wie möglich aufwärmen. Auch in seiner Traumwelt wurde es plötzlich wieder wärmer. Die bedrohliche Finsternis wandelte sich in allmählich hellere Farben. Als er die Augen erneut aufschlug fand er sich auf einer Wiese neben Tama wieder.
    „Tama!“, rief Ken glücklich wie nie aus und fiel dem brünneten Jungen mit Tränen in den Augen in den Arm - bloß waren es dieses Mal Tränen der Freude und des Glückes.
    „Wein nicht, mein Engel“, flüsterte dieser mit wärmender Stimme und strich sanft seinem ‚Engel’ eine Träne aus den Augen.
    „Es ist nicht fair, ich will bei dir bleiben“, So als würde er seinen Liebsten nie wieder loslassen wollen, griff Ken nach seiner Hand und machte keine Anstalten den Griff darum jemals wieder zu lockern.
    „Ich kann nicht ohne dich weiterleben“, fügte Ken weinerlich hinzu.
    „Doch, du kannst und du wirst! Hörst du mich!“, eine gewisse Strenge schwenkte seiner Stimme bei.
    „Ken-chan?“, fragte Tama nach.
    Der Befragte nickte nur zögerlich.
    „Ich bin schuld an deinem Tod, ich hätte dir sagen müssen, dass wir umkehren sollen.“
    Sofort wurde er von Tama tröstend in den Arm genommen. Für einige Sekunden lagen sie schweigend beisammen. Er schloss die Augen und konzentriertes sich auf Tamas regelmäßigen Herzschlag - Wenn dies bloß echt wäre! Wenn er bloß wieder aufmachen und den echten Tama neben sich vorfinden würde.
    „Gib dir nicht dir Schuld dafür. In Wirklichkeit hätte ich nie zu Brutalanda gehen dürfen und schon gar nicht dich mitnehmen“, unterbrach er die Stille.
    „Ich habe doch versprochen auf dich aufzupassen, nicht? Ich habe mein Versprechen eingehalten.“
    Ken nickte dem bloß zu.
    „Ich will dass du der lebenslustige, fröhliche und liebe Junge bleibst in dem ich mich verliebt habe! Ich will dass du deine Träume verwirklichst und eines Tages Top-Koordinator wirst, so wie du es mir erzählt hast.“
    „Ich verspreche es dir, Tama“, beantwortete Tamas Engel rasch seine Frage mit Überzeugung.
    „Es macht keinen Sinn mir ein Leben lang nachzutrauen“, fuhr sein Geliebter fort.
    „Abe…“ Rasch wurde Ken durch einen Kuss unterbrochen.
    Ken war sich bewusst, dass dies der letzte sein würde und genoss es ihn vollen Zügen. Verträumt warf er nun einen Blick in Tamas bernsteinbraune Augen. Diese würde er nie mehr sehen.
    „Ich liebe dich“, flüsterte Tama ihm zu, Ken verstummte und lehnte sich an seine große Liebe. Diesen Satz hatte er von ihm nur selten gehört. „Das habe ich dir viel zu selten gesagt“, kam der Satz von ihm, so als ob er seine Gedanken gelesen hätte. Erwidern braucht er nicht, denn es war nur allzu aus seinen Augen abzulesen.
    „Es tut mir leid mein Engel“ Seine Hand fuhr noch einmal durch Kens rotes Haar, bevor er sich begann langsam aufzulösen. Zuerst versuchte dieser Tamas Hand festzuhalten, doch es gelang ihm nicht mehr. Mit liebe- und gleichzeitig verständnisvollen Blick sah sein Liebster ihn an und schüttelte schließlich den Kopf. Er meinte, er solle es nicht einmal versuchen, er müsse jetzt loslassen!
    „Entschuldigung, dass ich nicht länger mit dir zusammen sein konnte“ Tama war nicht mehr zu sehen, doch seine Worte klangen im Raum wieder und all die gesprochenen Wort berührten Ken tief.


    „Tama!“, rief Ken aus.
    Erschrocken sah sich der Junge um. Graue Wände und seine Pokemon, die ihn besorgt ansahen, waren zu erblicken. Es war ein Traum gewesen, doch alles hatte sich so real angefühlt. Noch immer spürte er Tamas Lippen auf seinen, seine sanften Berührungen und genauso hallten seine Worte nicht nur in Kens Kopf sondern auch tief in seiner Seele wieder.
    „Ich liebe dich auch“, er nahm seine Halskette, welche ein Geschenk Tamas und mit einem wunderschönen Saphir bestückt war, in die Hand und presste diese fest an sich.
    „Genauso blau wie deine Augen“, hatte Tama damals lächelnd dazugesagt.
    Obwohl ihn selbst seine Pokemon dafür belächelten, er war sich sicher, dass dies nicht nur ein Traum gewesen war. Dieses Erlebnis gab ihm den Mut weiterzumachen, doch aufhören zu lieben, oder gar vergessen, würde er Tama niemals. Dies schwor er sich…


    Amayas Aufmerksamkeit galt kurz Ken, der noch immer zusammengekauert dasaß. Leichte Tränen glaubte sie über seine Wangen funkeln zu sehen. Mitgefühl keimte in der Agentin auf. Ihre Gesichtszüge verspannten sich bei dem Gedanken ihre abweisende Kälte verloren zu haben. Gefühle waren bloß hinderlich in ihrem Beruf, doch gegen sie konnte Amaya sich nicht wehren.
    Ihr Blick schweifte wieder zu Ken ab. Es war sicherlich nicht bloß die Angst vor dem Brutalanda, welche ihn so abwesend wirken ließ. War es ein Erlebnis, welches er einmal mit dieser Art von Pokemon machte? Amaya konnte es nicht sagen.
    „Hey, Ken! Was ist los?“, flüsterte sie ruhig.
    Diese Worte schienen ihn aus seiner Scheinwelt - oder wo immer er mit den Gedanken auch war - losgerissen zu haben. Verwirrt blickten sie zwei unendlich blaue Augen an.
    „Geht es dir gut?“, erkundigte sich Amaya.
    So hatte sie sich selbst noch nie erlebt, doch von diesem kribbelnden, warmen Gefühl in ihrem Bauch schien sie schier nie genug bekommen zu können. Amaya wollte diese Gefühle doch gar nicht, wollte sie wie etwas los werden, das sehr lästig war. Anfangs war er doch nur ihr Spielzeug gewesen und war danach ein schönes Vorzeigeobjekt geworden. Man empfand für ein Solches keine Gefühle!
    Er nickte schwach, so wandte sie sich gleich wieder von ihm ab. Schließlich sollte ihr Begleiter nicht im Glauben gelassen werden, sie würde sich ihren Gefühlen hingeben. Amaya glaubte verbissen daran über jenen zu stehen!


    „Brutalanda, wir beginnen!“, rief der Vorstand. Die Schwingen des mächtigen Drachen trugen ihn mit Leichtigkeit in die Lüfte und lösten somit eine starke Wirbel aus. Unberührt von diesem Versuch ihr Angst einzujagen verschränkte Amaya die Arme, ihre Amethyste wirkten gelangweilt. Ken hingegen zuckte zusammen. Dies hatte auch das Brutalanda von damals getan...
    „Feuersturm“, wurde dem Drachen der erste Befehl erteilt.
    Ein glühender Flammenatem verließ das Maul des fliegenden Drachen und war auf Reptain gerichtet.
    Reptain sah angespannt den züngelnden Flammen entgegen. Im letzten Moment erst befahl dessen Trainerin auszuweichen.
    Seine Beine stießen ihn rasch vom Boden ab, sodass der Wind bloß die unerträgliche Hitze des nahe Flammenatems zu ihm trug. Das Reptil blieb unversehrt.
    „Mach weiter mit Laubklinge.“
    Reptain stieß sich von einem der vielen Bäume ab um auch auf die Höhenebene des Drachen zu gelangen. Schließlich formte sich eine smaragdgrüne Aura um die zuvor so zierlich wirkenden Arme des Pflanzenpokemon.
    „Abwehren mit Stahlflügel.“
    Ein klirrendes Geräusch, so als hätte man Metall fallen lassen, entstand als die schneidend scharfe Aura auf den Stahl der Drachenschwinge stieß.
    „Ablassen“, befahl Amaya in einen schon fast militärischen Tonfall.
    Augenblicklich verschwand das aus Aura bestehenden Schwert und Reptain stieß sich mit einem kräftigen Schwung von Brutalandas nahe gelegenen Kopf ab um sich in die Lüfte zu begeben, für einen Moment zu glauben, er könne die Wolken am Himmel berühren.
    „Jetzt Kugelsaat.“
    Kleine Kügelchen, aus Energie bestehend, fielen auf den Drachen herab und explodierten in Kopfnähe. „Defensiver Stahlflügel“, reagierte dessen Trainer recht spät.
    Noch im Sturz hatte sich Brutalanda umgewandt und die Flügeln zu Schilder umfunktioniert.


    Kurz bevor der Drache die schmerzende Bekanntschaft mit dem steinharten Boden machen konnte, hatte er abermals die rubinfarbenen Schwingen ausgebreitet.
    „Kugelsaat“, rief Amaya aus.
    Die kleinen Aurakügelchen wurden spielend von Brutalandas Feuersturm aufgelöst. Ohne jegendlichen Schutz brachen die züngelnden Flammen zu dem Pflanzenpokemon hindurch.
    Ken wandte den Blick ab. Wie konnte er Reptain bloß helfen? Seine Hand wanderte fast automatisch, so wie bei jedem Trainer, zu seinen Pokebällen. Zum Nachdenken war keine Zeit! So befreite er Entoron aus dem Ball. „Hydropumpe“, rief er aus, wollte wenigstens für diese einzige Attacke seinen Mut bewahren.
    „Spinnst du? Das ist mein Kampf, halt dich da hinaus!“, giftete Amaya ihn an.
    Der Schmerzensschrei ihres Reptils ließ sie recht unberührt. Leichter Rauch lag noch immer auf dessen Blättern.
    „Weitermachen, du hast schon einmal einen Kampf verloren. Wenn du verlierst, wirst du dein blaues Wunder erleben!“
    Schwankend hievte sich Reptain wieder auf die Beine. Amaya Drohungen waren nie bloß leere Versprechen. Wo war die Amaya geblieben, die sie einst gewesen war?
    „Gib auf“, kam es höhnisch von Team Magmas Vorstand.
    Dies war ihr genug Grund weiterzumachen, würde sie verlieren hätte er ihr die blaue Kugel wegnehmen können und dies auch sicherlich getan.
    „Reptain Schlitzer!“, befahl Amaya, wollte sich ihre Verzweiflung zu keinem Preis ansehen lassen.
    Brutalanda hatte sich schon längst von der nicht effektiven Hydropumpe erholt und feuerte nun einen Hyperstrahl auf Reptain ab. Unaufhörlich schoß der Lichtstrahl aus Energie auf das Reptil zu.
    „Ausweichen, danach Schlitzer.“
    Widerwillig befolgte Reptain die klaren Anweisungen. Am Liebsten wäre er in seinen Ball zurückgekehrt und sich ausgeruht, doch Amaya wollte unbedingt, dass er weiterkämpfte.
    Durch die Bewegungsunfähigkeit des Drachen hatte Reptain leichtes Spiel und so griff er ihn mit krallenbestückten Klauen an. Kurz darauf folgte ein Hagel von Laubklingenattacken. Reptain wollte nicht abermals das Martyrium einer Bestrafung miterleben. Hatte man Amaya als Trainerin, war es klüger man gewann. Die Schwerter aus grünlicher Aura halfen ihn zu seinem Sieg und dadurch zu seiner wohlverdienten Ruhe. Schon fast von alleine schienen die Arme mit den Schwertern an den Handgelenken auf den Drachen einzuschlagen. Brutalandas Kehle verließ ein schmerzerfüllter Schrei.
    Keuchend schlug der Drache seinen Gegner mit dem kräftigen Schweif zu Boden. Reptain blieb für einige Momente liegen, wollte erst wieder zu Atem kommen.


    Ken hatte die ganze Zeit über den Blick zu Boden abgwandt, wollte weder sehen noch hören. Reptains Gegner war ein Brutalanda...Er hätte sich über seine bevorstehende Niederlage freuen sollen und doch taten ihm beide Kontrahenten leid. Wie wilde Arkanis hatte man sie aufeinander gehetzt. Keiner von ihnen wollte den Kampf.
    „Feuersturm“, rief der Team Magma Vorstand triumphierend.
    Es schien als wäre auch dem Drachen eine Niederlage nicht verziehen worden.
    Eine gleißende Kugel aus Flammen bildete sich im Maul des Gegners. Er schien keine Grenzen zu kennen, schier ungewohnte Größe nahm er an. Auch Brutalanda war nicht gewillt diese Schlacht zu verlieren.
    Ein Feueratem verließ sein Maul.


    „Renn direkt durch den Feuersturm mit deinen Laubklingen.“
    Reptain sah ihr zweifelnd entgegen. Schließlich befolgte das Reptil Amayas Anweisungen. Er wagte es nicht sich seiner Trainerin zu weigern.
    Das Pflanzenpokemon hielt beide Klingen vor sich und bahnte sich dadurch einen Weg durch den glühend heißen Flammenatem. So traf den Drachen abermals eine Laubklinge.
    „Beende es mit Kugelsaat!“
    Aus nächster Nähe trafen das Pokemon noch hunderte von Energiekügelchen. [/size][/font]


    "Feuersturm!", konterte ihr Gegner.
    Ein dumpfes Geräusch verriet auch durch den entstanden Nebel, dass das Reptil zu Boden gegangen war.
    „Reptain?“, fragte Amaya mit kalter Stimme nach.
    Sie ging zu dem Reptil hin und sah nach dessen Gesundheitszustand. Schier gefühlskalt sah sie zu ihrem Pokemon hinab. Er bewegte sich nicht. Kurz hatte sie ihn mit dem Fuß angestoßen, wagte es jedoch nicht nach ihrem Pokemon zu treten. Eine unüberwindbare Barriere verbot ihr dies zu tun, doch der Gedanke war ihr durchaus in den Sinn gekommen.
    „Geht es ihm gut?“, erkundigte sich Ken fürsorglich. Das arme Reptain...
    „Idiotisches Pokemon", fluchte Amaya. Der Kampf um die blaue Kugel war so schnell verloren... Das durfte und konnte doch nicht sein. „Nutzloses Pokemon", fügte sie zischend hinzu.
    Ken kniete sich, sich in diesen Momenten nicht um die Anwesenheit Brutalandas bewusst, zu Reptain und streichelte über seinen Kopf. „Geht es dir gut?"
    Es kam keine Antwort.
    „Hör auf mein Pokemon zu verhätscheln!", giftete die Agentin.
    Ihr Begleiter wich schüchtern einige Schritte von Reptain zurück.
    „Reptain?“, fragte dessen Trainerin an.
    Amaya fragte sich nach der Niederlage eines ihrer Pokemon für gewöhnlich, wann es wieder zu einem Kampf bereit war und so geschah auch hier keine Ausnahme. Ein Pokemon wurde in den seltensten Fällen schwer verletzt oder starb gar an den Folgen eines Kampfes.
    Er öffnete angestrengt die Lider über den gelben Augen.
    „Komm zurück.“ Weder Erleichterung noch Freude lag in ihrer Stimme, denn jene blieb kalt.


    Ken sah verängstigt auf den nach wie vor kampffähigen Drachen. Dieser verkündete seinen Sieg mit lautem Gebrüll.
    Er konnte doch nicht ewig Angst vor Brutalandas haben! Es waren seine Pokemon, die kämpfen mussten und nicht er selbst. Er brauchte sie doch bloß zu befehligen...
    Und es klang so einfach! Warum konnte es denn dann nicht einfach sein sich gegen den Drachen zu stellen!?
    „Entooron!", sagte sein Pokemon ruhig. "Entoo."
    Wenn das Pokemon entschlossen war den Kampf zu gewinnen, dann musste es der Trainer auch sein.
    Ken schüttelte über sich selbst den Kopf. Er wollte Amaya nicht im Stich lassen, so wie er Tama damals im Stich gelassen hatte!
    „Greif an, Entoron."
    Der Kappa sah Ken an. Schon fast schüchtern hatte sein Trainer den Befehl zum Angriff gegeben. Welche Attacke sollte er denn benützen?
    Er wusste um sein Erlebnis in der Vergangenheit, doch ein Trainer musste stets an seine Partner glauben. Sonst war der Kampf verloren!
    Entoron entschied sich für einen Eisstrahl. Eine Kugel kalter Energie sammelte sich in seinem Schnabel, schier immer mächtiger werdend wuchs sie stetig heran. Das Pokemon entlud die Attacke.
    Der Drache wich spielerisch aus.


    „Hydropumpe, Entoron!", mischte sich die Agentin ein.
    Ihr Begleiter war zu unfähig zu kämpfen! Ken zitterte vor Angst. Er war schwach!
    Entoron schenkte seinem besten Freund unsichere Blicke. Sein verängstigte Anblick erregte Mitleid in ihm. So gerne hätte er ihn geholfen, doch er wusste nicht wie.
    „Hörst du schlecht, Wasserviech? Hydropumpe, los!", fauchte Amaya ihn an.
    Ein Schwall Wasser raste auf den Drachen zu. Jener wurde getroffen, doch die Attacke richtete keinen großen Schaden. Entoron hatte wenigstens eine Chance, da Brutalanda schon zuvor schwer tragende Treffer ertragen musste.


    „Entooron!", rief der Kappa schließlich, an Ken gewandt, aus. Es war ihm lieber, wenn sein eigener Trainer ihm Befehle erteilte. „Entooron! Ento!" Das Wasserpokemon war sich bewusst, dass er nicht die genauen Bedeutungen der Wörter verstehen konnte, doch Ken wusste was gemeint war. Das Selbstvertrauen eines Pokemon hing von dem Vertrauen des Trainers in ihm ab. Entoron schaffte das schon! Sie waren seit vielen Jahren ein gutes Team, und würden sich auch in diesen Momenten nicht besiegen lassen!
    Ken reagierte nicht. Ängstlich sah er gen Boden.
    „Ento!", zischte der Kappa.
    Der Blick seines Menschenpartners war ungewöhnlich leer. Fast war es so als starre er in ein tiefes, schwarzes Loch von dem er seinen Blick nicht abwenden konnte.


    „Entoron, Hydropumpe und Eisstrahl, aber schnell!" Das Pokemon seufzte. In diesem Kampf musste er wohl auf Kens Begleiterin hören.
    Eisiger Enerige folgte ein magischer Wasserschwall. Team Magmas Vorstand fluchte ob der Attacken. Glas gleichkommend zersprang das vereiste Wasser am Boden. Ein leises Klirren erfüllte das Schlachtfeld.
    Amaya lächelte höhnisch. "Psychokinese! Entoron, setz Eissplitter ein!"
    Blaufarbene Energie, gleich Entorons blauem Funkeln in den Augen, umgab die Splitter, welche sich sodann wie von der Hand eines Geistes geführt in die Luft erhoben. Sie folgten dem Takt Entorons dirigierenden Händen.
    Hundert von messerscharfen, im Mondlicht auffunkelnde, Splittern bannten sich den Weg zu ihrem Gegner, geleitet von Entorons Fähigkeit. Die Niederlage des geschwächten Drachen war gesichert.


    Ken war rasch zu Entoron geeilt und hatte ihn umarmt.
    „Entoron, es tut mir so leid."
    Sein Partner strich ihm beruhigend durch das Haar. Mit Vorwürfen war niemanden geholfen.
    „Ento", sagte er ruhig.
    Damals als dies mit Tama geschehen war hätte er auch einschreiten können, hatte dies aber nicht getan.
    „Es tut mir so leid, ich habe mein Pokemon im Stich gelassen", sagte Ken mit Tränen in den Augen.
    Er wandte den Kopf an Amaya. „Dankeschön."
    Die Agentin antwortete ihm nicht. So ein Schwächling!


    Die Blicke beider wanderten auf den Platz, auf dem zuvor noch der Vorstand von Team Magma gestanden hatte. Er war verschwunden, genauso wie sein besiegter Drache.


    Das Klicken eines sich öffneten Pokeballes holte beide aus ihrer Gedankenwelt heraus. Kens Papinella hatte sich aus dem engen ‚Gefängnis’ befreit und flatterte übermütig um ihren Trainer herum. Mit einem schwachen Stoß erregte sie nun die volle Aufmerksamkeit ihres Trainers.
    „Ihr beiden hört zu“, rief Amaya gereizt. „Dort ist ein See, dort bleiben wir für heute.“
    „Wenn wir schon nicht in ein Center oder in ein Hotel gehen können, können wir wenigstens ein verlassenes Haus aufsuchen“, kam der Protest von Ken.
    „Verwöhnte Diva!“, antwortete sie ihm.
    Er schüttelte beleidigt den Kopf, bevor er noch kontern konnte, nahm sie ihn wieder am Arm und zog ihn mit sich.
    „Oder hast du vielleicht Angst draußen im Wald, am See und vor allem dunkel ist es auch.“
    „Ein wenig..."
    Amaya schmunzelte belustigt. So ein Feigling! "Genauso wie du bei Brutalanda Angst hattest."
    „Lass das!“, kam es traurig von Ken zurück. Wenn sie bloß wüsste, welches Erlebnis er damit verband. Natürlich konnte Amaya nicht ahnen, dass er seine große Liebe verlor.


    Dennoch: Sie faszinierte Ken. Ein solches Mädchen war ihm noch nie begegnet. Amaya war eines jener Mädchen, die nicht so recht in das typische Bild einer Frau passen mochte. Nach zwei Wochen lernte man sich ein wenig kennen, auch wenn er nicht sehr viel von ihr erfahren durfte. Es gab aber dennoch etwas das sie ihn beiläufig erzählt hatte. Ihre Eltern waren ebenfalls Agenten und bei einem Einsatz gestorben. Dies machte sie für ihn bloß noch interessanter, denn Erlebnisse dieser Art prägten Menschen. Ein bitterer Beigeschmack legte sich auf Kens Zunge. Das wusste er nur zu genau.


    Und es hatte ihn zuvor gefallen, als sie ihn, für sie schon fast fürsorglich, gefragt hatte ob es ihm auch gut gehen würde. Amaya hatte sein Interesse geweckt. Sie versteckte sich doch bestimmt bloß hinter der Fassade einer kaltherzigen Agentin. Mit der Zeit und dem wachsenden Vertrauen würde sie sich bestimmt öffnen, ihre verschlossene Art ablegen. Zuminderst war seine Hoffnung noch nicht gestorben, dass die Agentin eine gute Seite hatte.


    Doch er hatte sich geschworen Tama immer zu lieben. Mit der Zeit hatte er verstanden, dass er dankbar sein musste ihn gekannt zu haben, doch es war einfach zu früh sich erneut zu verlieben und dann war da noch dieses Versprechen sich selbst gegenüber! Papinella schien genau zu wissen an wen ihr bester Freund dachte und schmiegte sich an ihn. Bevor ihn der Schlaf überfiel sah er noch lange seine Halskette mit dem wunderschönen Saphir an. Er vermisste Tama doch so sehr!

  • Klärende Gespräche und Einsichten


    Ein lautes, dennoch sehr dumpfes, Geräusch ließ Ken aus dem Schlaf hochschrecken.
    „Reptain, Laubklinge!“, rief eine Mädchenstimme aus.
    Verschlafen sah sich der Junge um. Es war noch immer tiefste Nacht und noch kein Anzeichen deutete auf den anbrechenden Tag hin. Sich langsam zurechtgefunden, richtete er so gut wie möglich das noch zersauste Haar zurecht, so wollte er auf keinen Fall vor seine Begleitung treten.


    „Amaya was’n los?“, fragte er noch immer im Halbschlaf, sich herzlich streckend und gähnend.
    Von der einen Sekunde zur anderen war er wach geworden. Dem schon vom Tag angeschlagene Reptain standen drei rasenden Ibitak, habichtähnliche Pokemon, gegenüber.
    „Die Pokemon haben euch angegriffen?“, schlussfolgerte Ken.
    „Man wird doch noch etwas nachhelfen dürfen!“, kam es von Amaya lächelnd zurück. „Reptain muss sich ja schließlich noch entwickeln!“


    Unschlüssig sah er zwischen den wild gewordenen Pokemon und dem Reptil hin und her. Schließlich blieb sein Blick bei Amaya haften. Währenddessen brodelte der Zorn in ihm.
    „Sag mal spinnst du?“, rief er wütend aus.
    Verwundert über den plötzlichen Stimmungswandel, galt die Aufmerksamkeit der Agentin kurz Ken.
    „Du lässt Reptain kämpfen? Hat es denn nicht heute schon genug durchgemacht?“
    Amaya zuckte nur gelassen mit den Schultern.
    „Sieh es dir an!“, kam es fordernd von Ken.
    So hatte seine Begleiterin ihn noch nie erlebt.
    „Was bist du für eine Trainerin? Hast du gar keine Interesse an dem Wohlergehen deiner Pokemon?“
    Überrascht von der Intensität seiner Worte hielt sie kurz inne. Ihre Amethyste funkelten ihn verwirrt an. Genauso schnell jedoch hatte sie sich wieder gefasst und gab als spöttische Antwort zurück: „Ich dachte schon du gehörst du der Sorte Junge, die nie ihre Meinung preisgeben. Aber ich muss dich leider enttäuschen, auch wenn du mal den Mut dazu hattest: wir werden trotzdem weiterkämpfen.“


    Dieser wunderte über sich selbst für dieses Mädchen mehr etwas zu empfinden, sie interessant und faszinierend zu finden. Sie kam ihn wie ein Snobilikat vor. Klug, selbstischer und anmutig, aber dennoch sehr gefährlich und kein Mitgefühl für andere. Auf der anderen Seite war sie doch schon einige Male nett zu ihm gewesen. Nachmittags als sie ihm mit zärtlicher Stimme fragte, ob es ihm gut gehen würde, hatte er sich über seine Begleiterin doch schon sehr gewundert.


    „Reptain Kugelsaat!“
    Ken ließ seinen Blick zu Boden schweifen, er konnte es nicht mit ansehen wie sie ihr Pokemon so quälte. Schon fast ohnmächtig vor Schwäche versuchte es Energiekügelchen um sich zu erzeugen. Kaum entstanden verschwanden sie auch schon wieder, denn das Reptil war nicht kräftig genug um diesen Angriff auszuführen.
    „Aufstehen, na los“, war die Reaktion seiner Trainerin.
    Wankend stemmte es sich langsam auf. Warum war Amaya so kalt zu ihm? Warum konnte sie ihren Pokemon nicht wie andere Trainer das Gefühl von Freundschaft, Liebe und Geborgenheit vermitteln? Reptain bemühte sich auf den Beinen zu halten. Ein tiefes, schwarzes Loch schien sich vor ihm auszubreiten. Verbissen hielt er sich an einem Ast fest. Er musste es schaffen. Vielleicht gelang es ihm ja doch, und war es bloß für ein einziges Mal, seine Trainerin miit Stolz und Freude zu erfüllen. Der Ast in seiner Hand krachte, gab unter seinem Gewicht nach. In diesem Augenblick fühlte er auch seine annähernde Ohnmacht.


    Die Aufmerksamkeit der wütenden Ibitak galt nun vollends Amaya. Dies war einer jener Momente in denen selbst der jungen Agentin die Panik ins Gesicht geschrieben war. Rasch wollte sie Hundemons Pokeball aus der Halterung des Gürtels befreien, doch ihre Hand fasste ins Leere. Ihr Blick war starr auf den Lagerplatz gerichtet, denn dort hatte sie ihre Pokebälle liegen lassen.
    „Lasst mich in Ruhe!“ rief sie aus, doch die Ibitak hatten sie bereits umzingelt.
    Mit den Augen eines Greifvogels sahen die Pokemon sie wie ein Ratzfratz an, welches zu verspeisen galt. Wie sollte es ein Mensch mit drei Ibitak aufnehmen können!? Amaya atmete tief ein und aus. Auf keinen Fall wollte die stolze Agentin Ken um Hilfe bitten. Sie brauchte keine Hilfe!
    Ein Ibitak erfasste sie mit seinem Schnabel und stieß sie gegen einen Baum. Sie hatte schützend die Arme vor den Kopf genommen. Im nächsten Moment würde Ibitak sie tatsächlich angreifen, dies wusste sie.


    Einige Sekunden später öffnete sie die Augen zu einem schmalen Spalt, sich davon überezugen wolltend, dass sie die Habichte verschonten. Überrascht sah sie Kens Psiana, welches sich mit den wilden Pokemon schlug.
    „Psystrahl!“, wurde er der lavendelfarbenen Lichtkatze zugerufen.
    Ein in allen Farben des Regenbogen gefärbter Strahl raste auf einen der habichtähnlichen Vögel zu. Elegant wich dieses mit einer schraubenähnlichen Bewegung aus.
    „Richtung ändern mit Psychokinese."
    Die Habichte waren aufeinander eingespielt. Der Psystrahl vermischte sich mit der Macht eines Hyperstrahles. Aufeinandertreffende Energien erzeugten eine Explosion durch dessen Druckwelle die Lichtkatze zu Boden geschleudert wurde.
    "Süße, alles in Ordnung?"
    Psiana nickte entschlossen.


    Reptain sah das Kampfgeschehen mit an, hatte immer wieder für kurze Zeit die Augen geöffnet. Amaya hatte ihre Pokemon nie gefragt ob es ihnen gut ging, ob ihnen etwas weh tat, oder ihnen gar Spitznamen gegeben.


    „Okay, drei gegen drei! Entoron, Galoppa! Ich brauche euch!“
    Mit einem herzlichen Gähnen verließen die Pokemon ihren Ball. Auch sie hatten eben noch geschlafen und waren verwundert um diese Uhrzeit noch gebraucht zu werden. Ein drohender Hyperstrahl löste die beiden von ihrer Schlaftrunkenheit und ließ sie sofort agieren. Galoppa gab ein entsetztes Wiehern von sich - Zuvor war man zufrieden in das Land der Träume gekehrt und sodann bekam man es mit so einer unangenehmen Überraschung zu tun!
    „Galoppa, Entoron, entschuldigt bitte, dass ich euch um diese Uhrzeit noch brauche.“
    Mit einem Nicken deuteten sie an bereit für einen Kampf waren.
    „Entoron schütz Psiana mit Schutzschild.“
    Auf das bereits geschwächte Psychopokemon wurde von Ibitaks Seits aus noch ein Hyperstrahl entfesselt. „Galoppa Feuerwirbel!“ Das Feuerpferd entließ sofort züngelnde Flammen, die sich um eines der wilden Pokemon schlang. In seinem feurigen Gefängnis gefangen glitt es langsam zu Boden, wobei sich auch wieder das Feuer um ihm herum löste. „Galoppa, gut gemacht zurück!“ Mit einem lauten Klicken sprang der Pokeball auf und ließ das Feuerpokemon wieder in ihr Heim zurückehren. Schließlich stand es auch am Kampffeld nur mehr zwei gegen zwei, so wollte Ken den Pokemon eine faire Chance bieten.
    „Psiana, Sternenschauer! Los!“
    Da Entoron langsam die schützende Kapsel aus Licht auflöste drang auch wieder eine Attacke nach Außen hindurch. Komplett überrascht über diese Attacke wurde eines der Vogelpokemon von dem Energien in Form vieler Sterne getroffen.
    „Entoron, Eisstrahl!“
    Durch den vorhergehenden Sternenschauer schwer getroffen ließ das Wasserpokemon den Habicht durch die sehr effektive Attacke zu Boden gehen.
    „Entoron, sehr gut gemacht, zurück!“, lobte sein Trainer und ließ auch Entoron wieder in einen Energiestrahl umwandelnd in seinen Ball zurückkehren.
    „Psiana Sternenschauer!“, rief ihr Trainer aus.
    Sodann entfesselte sie die Salve aus gehorchenden Energiesternen, wobei das übrig gebliebene Ibitak jedem einzelnen Stern geschickt entkam.
    „Dann eben anders, Psychokinese!“
    Wohl bewusst, dass eine solche Attacke der Katze eine Menge Energie kostete, sah er keine andere Wahl. Solch schwere und große Gegner wie ein Ibitak waren schwieriger wegzuschleudern als ein einfaches Glumanda. Desto leichter ein Pokemon war, desto weniger kostete es Psiana an Energie.
    Dem verwirrten Habicht umgab eine Schicht lilafarbener Energie, bevor es gegen einen Baum geschleudert wurde. Im Gegensatz zu seinen besiegten Partnern breitete es erneut die braunfarbenen Schwingen aus und war bereit für mehr. Keuchend hielt sich die Lichtkatze auf den Beinen.
    „Kannst du weitermachen, Psiana?“
    Ein entschlossenes, schon fast gefauchtes „Psii-Psiaanna!“ kam als Antwort. Ihre schwarzen Augen sahen kampfeslustig zu dem Ibitak hinüber und ließen es nicht mehr los.
    „Na dann! Psiana erneuten Sternenschauer!“
    Der aus der Fassung gebrachte Vogel wich erneut aus, doch dieses Mal hatte es Ken so gewollt.
    „Psystrahl!“
    Dies bedeutete den Sieg für das gut aufeinander eingespielte Team. Freudig sprang die Katze in den Arm ihres Trainer und ließ sich kraulen. Ein schnurrender Laut entwich ihrer Kehle.
    „Super Süße, zurück!“, lobte dieser.


    Amaya sah die ganze Zeit über beschämt das Geschehen mit an. Ken ging auf sie zu. „Hat dich eines der Ibitak verletzt?“
    Sie schüttelte bloß den Kopf. Die Agentin hätte sich für ihre Angst ohrfeigen können!
    „Willst du nicht zu Reptain gehen und es umsorgen?“, kam es von ihm, eher als Aufforderung als Frage gedacht.
    Langsam erhob sie sich aus ihrer Position. „Das hätte ich auch alleine gekonnt“, murmelte die Agentin, sichtlich in ihrem Stolz verletzt, ihren Begleiter zu.
    „Hättest du nicht und das weißt du selbst nur zu gut!“, meinte Ken kritisch.
    Ein leises Brummen kam zur Antwort.
    „Ach, kümmere du dich doch um Reptain oder lass ihn einfach da mal liegen“, gab sie schließlich schlecht gelaunt von sich und verschwand langsam aus seinem Sichtfeld.


    Seufzend wandte Ken sich ihrem Reptain zu. "Entoron, ich brauche dich nochmal." Mit diesen Worten verließ der Kappa erneut sein Heim. Behutsam und ganz vorsichtig nahm Entoron das Reptil und trug es zum Lagerplatz hinüber. Das Pokemon fühlte sich ausgelaugt und energielos.
    „Wie geht es dir soweit?“, wollte Ken von dem Pokemon wissen, während er es regelrecht umsorgte.
    Statt sich selbst wieder in seinen Schlafsack zu legen wurde Reptain darin gebettet.
    „Reptaaainnn?“, fragte er verwundert, dennoch mit heiserer Stimme.
    Er strich über den weichen Stoff seines Bettes. In soetwas war er nie gelegen, denn kein Mensch erlaubte ihm dies. Reptain sah Ken an. Dankbarkeit lag in seinem Blick. Aber wenn er selbst hier schlief, bedeutete das doch, ein Mensch lag aufgrund seines eigenen Luxus auf dem harten Steinboden. Wegen ihm, einem Pokemon,...
    Das Reptil schüttelte den Kopf. "Reptainn!"
    "Das geht in Ordnung", zwinkerte der rothaarige Junge ihm zu.
    Erschrocken wich das Reptil erst zurück, als er eine Menschenhand auf seinem Kopf spürte. Es war ungewohnt, dass ihn jemand über den Kopf streichelte.
    Ken seufzte, als er dies sah. Solch fürsorgliche und liebevolle Gesten war das Pflanzenpokemon wohl nicht gewöhnt.
    „Schlaf dich gut aus“, wurde ihm aufgetragen und ihm langsam über den Kopf gestreichelt, solange bis er die Augen vor Erschöpfung schloss und eingeschlafen war.
    Ken sah gedankenverloren gen den Himmel. Wo Amaya jetzt bloß war?


    Amaya warf schlecht gelaunt Steine auf den dunklen See. Konzentrische Kreise um sich bildend versanken sie schnell wieder. Das Erlebnis vorhin verwirrte die junge Agentin. Normalerweise war doch sie es, die niemandes Hilfe brauchte und dann wurde sie nicht einmal mit solch lächerlichen Pokemon fertig. Rasch hatte sie einen zweiten Stein genommen und ihn auf das Gewässer geworfen. Warum musste sie auch unbedingt ihre anderen Bälle liegen lassen?
    Ein weiterer Stein versank in der Tiefe. Wenigstens konnte sie sich an diesen ihre Wut abreagieren.
    Ken hatte ihren Stolz angekratzt. Sie hätte es alleine geschafft - irgendwie….
    Aber eigentlich hatte ihr Begleiter doch nichts getan außer zu helfen.
    Noch mehr als dies irritierten sie seine Worte. War sie wirklich eine schlechte Trainerin? Im Kampf konnte ihr kaum jemand das Wasser reichen, doch behandelte sie ihre Pokemon wirklich so schlecht? Auch im Kampf selbst wurde sie einmal von Wataru, einer ihrer Teamkollegen und von sich selbst behauptender neuer Drachenmeister sowie zukünftiger Champ der Johtoliga, besiegt. War sie wirklich eine so miese Trainerin?
    Zusätzliche zwei Steine hatten ihr Schicksal in der dunklen See gefunden. Enttäuscht musste sie feststellen alle um sich herum, bis auf einen, aufgebraucht zu haben.
    Die Ellbogen auf den angezogenen Beinen stützend, starrte Amaya den Mond an.
    Als kleines Kind hatte sie dies gerne immer getan. Einmal war sie mitten in der Nacht mit ihren Eltern in einen dunklen Wald gegangen. Nach etwa zweistündiger Wanderung waren sie auf einer Lichtung angekommen wo man den von Sternen bedeckten Himmel betrachten konnte. Das war das letzte Mal indem sie ihre Eltern sah. Danach verunglückten die beiden Agenten bei einer Mission.
    Da war ihr Verhältnis zu den damals noch gewesenen Geckarbor auch noch anders. Er war auf ihren Kopf geklettert und funkelte begeistert die silbern glänzenden Sterne an - Wie es Reptain wohl ging?
    Amaya schüttelte den Kopf. Das konnte ihr doch egal sein!
    Der letzte Stein versank.
    „Amaya, Reptain ist bloß erschöpft. Es geht ihm wieder soweit gut“, ertönte Kens Stimme sanft hinter ihr.
    Sie brummte etwas Unverständliches und wandte sich gekonnt überheblich von ihm ab.
    Ja eigentlich war sie froh, dass er um sie sorgte und sie aufsuchte, doch Amayas Stolz verbot dies preiszugeben.
    „Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte er vorsichtig an.
    „Von mir aus…“
    Etwas verunsichert sah er sie an.
    „Sitz! Platz!“
    Augenblicklich galt Kens Gedanke Tama, er hätte ihn nie so behandelt, obwohl auch er ein wenig besitzergreifend war – aber er hätte ihn nie wie ein Fukano behandelt!
    „Ich bin nicht dein Fukano!“, kam die protestierende Antwort.
    Schon wurde er beim Arm gepackt und zu ihr hinuntergezogen. „Was willst du denn?“
    „Reden…“, flüsterte er schüchtern.
    „Wenn du mir schon wieder erzählen willst was für eine miese Trainerin ich bin, dann geh!“
    „Das wollte ich doch nicht.“


    Langsam wich Kens Schüchternheit ihr gegenüber. So lehnte er sich an ihr an. Etwas perplex fiel Amayas Blick auf ihren Begleiter. Sie fühlte ihr Herz rasen. Im gleichen Moment kam wieder der selbstkritische Gedanke sich im Moment wie ein naives Mädchen zu verhalten. Was sollte denn ihr Begleiter denken? Sie schluckte schwer um den schieren Kloß in ihrem Hals loszuwerden.
    „Was denkst von mir?“, kam plötzlich die für Ken überraschende Frage.
    „Bitte...?“
    „Was denkst von mir?“, wiederholte Amaya in einer selbstbewussten Tonlage.
    Amaya erhielt verwunderte, zuteils auch hilflose, Blicke. Langsam unterbrach er das Schweigen, bedacht eine ehrliche Antwort zu geben, die sie aber dennoch hören wollte. Ein einfaches ‚du bist okay’ wäre nicht ehrlich gewesen und hätte sie tief verletzt. Auch wenn sie dies nie zugeben hätte.
    „Du bist unfreundlich, besitzergreifend, arrogant, behandelst deine Pokemon wie Sklaven..."
    Amaya zog verwundert eine Augenbraue hoch. "Dankeschön aber auch."
    "Aber du faszinierst mich..."
    Überrascht funkelten ihre Augen auf.


    Amaya schmunzelte. Dies konnte der richtige Augenblick sein. Sie wollte, dass ihr schönes Schmuckstück sie mochte und ihr vertraute und so wie es für sie aussah gelang ihr dies. Nun durfte sie mit ihm machen was sie wollte!
    Ihre Hände legten sich um seine Hüften. Er hatte nicht einmal reagieren konnte, als sie ihn zu sich gezogen hatte.
    „Amaya, nicht!“, flüsterte er. Verletzlichkeit schwang seiner Stimme bei.
    Seine Gedanken kreisten andauernd um Tama. Solange er nicht loslassen konnte wollte er Amaya nicht küssen. „Tut mir leid!“, fügte er kaum hörbar hinzu.


    „Warum nicht!?“
    Er seufzte auf. In seinen Augenwinkeln schimmerten vereinzelte Tränen. „Ich habe vor zwei Jahren meine große Liebe durch einen Unfall verloren, deswegen nicht!“
    „Wie hieß sie?“
    Amaya war klar ihm Zeit lassen zu müssen. Zu ihrer eigenen Überraschung war sie selbst daran interessiert.
    „Kein Mädchen.“
    Für einige Sekunden starrte sie ihren Begleiter perplex an. Er hatte ihr doch einige Minuten zuvor gesagt, sie sei faszinierend.
    „Wie hieß er?“, hakte sie nach.
    In diesen Momenten war es ihr egal, ob es sich dabei um ein Mädchen oder einen Jungen gehandelt hatte. Dennoch war es für ein eigenartiges Gefühl diesen Jungen zu begehren.
    „Tama…ich...“ Er wisch sich schnell eine Träne aus den Augen.
    „Du kannst einfach nicht loslassen“, schlussfolgerte sie.
    Ein stummes Nicken kam zur Antwort.
    Mit einem leisen ‚okay’ ließ sie ihn alleine.
    „Wie…“ Nur einige Schritte entfernt wandte sie sich um. „...ist er gestorben?“ Ihr Interesse war doch stärker gewesen.
    „Wir wollten ein Brutalanda fangen und..“ Er stockte kurz.
    Seiner Begleiterin wurde einiges klarer. Jedoch schämte sie sich für ihr taktloses Verhalten nicht, sie wusste es eben nicht – außerdem verhielt sie sich jedem Menschen gegenüber so. Warum hätte sie bei ihm eine Ausnahme machen sollen?
    „…wir versagten kläglich. Brutalanda verfiel in Raserei, wir..“ Mit Mühe hielt er sich zurück in einen neuen Tränenausbruch zu enden. „…wollten flüchten. Ich war von Arkani gefallen und er hatte mich gerettet. So schlug Tama zuerst…“
    Wieder wischte er sich mit dem Handrücken Tränen aus seinem Gesicht, die eine klare Sicht verhinderten. Außerdem wollte er sich seiner Begleiterin gegenüber wenigstens ein bisschen Stolz bewahren. „…auf der Wasseroberfläche auf und ertrank. Ich habe im Traum ein letztes Mal gesehen, doch ich bin mir sicher, dass es kein Traum war…“
    Amayas gerade eben aufgekeimtes Mitgefühl wichUngläubigkeit und leichtem Spott - Wie lächerlich war denn das? Träume, die gar keine Träume sind. Magie? Geister?
    „Uh Magie“, spottete sie.
    Dabei fing sie sich von Ken entsetzte Blicke ein. Er hatte ihr gerade von der Person erzählt, die er über alles liebte und was tat Amaya? Sie verspottete ihn!
    „Was ist mit dir los?“, rief er wütend aus.
    „Entschuldigung“, murmelte sie schließlich ehrlich, sich fragend warum es immer und immer wieder zu solchen Situation kommen musste. Warum konnte sie ihn nicht einfach so behandeln wie er es verdient hätte? - Unsicherheit? Angst?
    Letzteres schüttelte sie sofort wieder ab. Die Agentin war von sich selbst überzeugt von nichts, niemand und keiner Situation Angst zu haben! Nein, sie wollte keine Angst haben! Angst machte schwach, sie veranlasste die Menschen Fehler zu machen und andere im Stich zu lassen!
    Mit einer weiteren Handbewegung hatte er sich die letzten übrig gebliebenen Tränen aus den Augen gewischt. Amaya war sich wieder im Klaren über ihr taktloses Verhalten. Eigentlich hätte sie ihn umarmen und trösten sollen, doch es wäre ihr seltsam vorgekommen jemanden zu umarmen und deswegen war es ihr so lieber.
    Sie ließ ihren Blick über ihren Begleiter schweifen. Er hatte es nicht verdient dauernd von ihr so behandelt zu werden. Wenn sie kurz an die letzten Tage zurückdachte, so kam sie auf den Beschluss, dass sie ihn eigentlich wie einen Idioten behandelte. Kurz zuckte sie zusammen. Nicht selten hatte sie den doch sehr klugen Jungen einen Idioten gerufen oder auch nur so gedacht.
    „Erzähl“, forderte sie dann jedoch harsch auf. „Erzähl mir wie es dazu kommt, dass du mich, eine Frau, faszinierend findest.“
    Erst fröstelnd ließ Ken seine Beine in das klirrende Gewässer gleiten. Ein Schauer durchlief seinen Körper ob der Kälte, doch sie brachte klare Gedanken mit sich. Er war froh dass Amaya sich auf dieses Gespräch einließ, denn sein Gefühlschaos in seinem Inneren. hätte ihn ohnehin nicht in den Schlaf sinken lassen.
    Ken legte überlegend den Kopf schief, musterte die Agentin genau, bevor er antwortete: „Du bist anders als die Mädchen, die ich sonst so getroffen habe.“
    „Natürlich bin ich das.“
    Verwundert wandte Ken seinen Blick an sie. Dieses eine Mal war es nicht bloße Selbstüberzeugung, die er ihrer Stimme entnahm, nein etwas schwang bei, das er bei ihr noch nie gehört hatte: etwas weiches. Es gab einen Grund und jene nicht wie sonst gefestigte Stimme weckte den Ehrgeiz in Ken diesen erzählt zu bekommen und müssten sie noch tausende solcher Gespräche führen!
    Dann kam ihm in den Sinn, dass ihre Eltern bei einem Einsatz gestorben waren. Vermutlich nicht der einzige Grund, doch er verstand ihren Schmerz, bloß nicht ihre Weise damit umzugehen.


    „Wegen dem Tod deiner Eltern? Es muss schrecklich für dich gewesen sein.“ Ken lächelte aufmunternd. „Sind wir nicht inzwischen so etwas wie...Freunde?“
    Amaya antwortete nicht, denn sie sah mehr als nur ihr schönes Schmuckstück mittlerweile in ihm, doch Freundschaft würde sie mit niemanden schließen. „Ich bin dir dankbar, dass du vorhin mir zugehört hast. Ich würde gerne mehr über dich erfahren.“
    So legte er seine Hände auf die Ihre, sah ihr dabei tröstend in die Augen, welche jedoch sein Verständnis und sein Mitgefühl nicht anzunehmen schienen. Stattdessen wanderte der Blick kalter Amethyste auf die aufeinander ruhenden Hände. Kens Blick folgte ihm. Sodann funkelten ihre Augen zornig auf, doch ihre Stimme blieb gekonnt ruhig, einem eisigen Hauch gleich. „Ich zähl von zehn runter, wenn du dann nicht meine Hände losgelassen hast, dann kracht's!“
    Erschrocken löste er sich von ihr.


    „Wie hast du das von vorhin aufgenommen? Ich würde gerne wissen was du von mir denkst.“ Erschaudernd zog Ken seine Beine wieder aus dem Wasser, zog sie eng an sich.
    „Warum?“
    „Weil ich gerne wissen würde ob die Menschen, mit denen ich meine Zeit verbringe, sich vielleicht innerlich oder hinter meinen Rücken über mich lustig machen oder ob sie mich ernst nehmen und mögen.“
    „Deine Probleme möcht ich mal haben“, meinte seine Begleiterin zynisch.
    Ken ließ sich jedoch nicht davon abbringen seine Gedanken und Gefühle zu äußern, war er sich doch dessen sicher, dass die schier kalte Agentin ein starkes aber dennoch auch sanftes Mädchen in ihrem Inneren verbarg. „Für viele bin ich eine Art Aushängeschild für Vorurteile, zuminderst auf den ersten Blick, aber so bin ich nicht und die meisten Menschen nehmen sich nicht mal die Zeit zum Unterhalten, dass ich sie vom Gegenteil überzeugen könnte.“
    „Bring's jetzt endlich auf den Punkt, Ken“, giftete Amaya. „Es ist spät und ich habe keine Lust aufs Philosophieren!“
    „Ich möchte doch nur wissen ob du mich wirklich magst oder ob du insgeheim schlecht über mich denkst oder über mich lachst. Übrigens: Wer hat denn hier mitten in der Nacht "trainiert"?“
    „Ich mag dich...okay!?“, meinte sie mit solch Entgültigkeit in der Stimme, dass das Gespräch sofort beendet zu sein schien, gar nicht merkend welches Glück sie in ihrem Begleiter entflammte.


    Kurz wandte sie ihren Blick in sein Gesicht und sah Ken lächeln, lächelte so bezaubernd süß und unschuldig, dass sich auf die Lippen der Agentin ungewollt selbst ein Lächeln schlich.

  • Jaaaa! Mal wieder ein super Kapitel! In einer Weise teile ich Amayas Ansichten, ich wäre auch in meinem Stolz verletzt, wäre mir jemand zu Hilfe geeilt. Obwohl ich noch nie in der Situation war, dass mich wilde Ibitak angreifen (Was wohl auch nie geschehen wird), deshalb weiß ich nicht, wie ich genau reagiert hätte.
    Ich fand dieses Kapitel mal wieder sehr schön, diesmal ging es um Liebe (Zanwar lüncht dich) und darum, dass Ken seinen Tama immer noch nicht vergessen kann.
    Armes Reptain! Da muss es ein geheimnis in Amayas Vergangenheit geben, dass sie dazu bewegt hat, ihre Pokemon so gemein zu behandeln. Nur der Tod ihrere Eltern wird es wohl nicht gewesen sein?
    Freue mich schon auf das nächste Kapitel. MfG Foli

  • Tja, das BB schreibt, die Zeichen wären zu viele. Sieht so aus, als müsste ich es wieder teilen. Wenn jemand alles in einen Post bekommen möchte, lernt man hier wahrlich sich kurz zu fassen. ^^


    User125660
    Dankeschön für dein Review. In den 32Kapiteln habe ich das bis jetzt noch nicht erklärt, da ich mir das für einen ganz bestimmten Zeitpunkt aufheben möchte ^^


    Wiesenflurs Blütenfest


    „Wir werden durch Wiesenflur müssen“, benachrichtigte Amaya ihren Begleiter. Dabei zeigte sie auf das idyllische Dorf vor sich. Inzwischen waren abermals drei Tagen vergangen in denen sie sich doch so langsam näher kennen lernten. Es kam überraschend für Amaya, dass sie seine herzensgute, aufrichtige Art mochte. Gewöhnungsbedürftig war es jedoch noch immer für sie, dass er einen Jungen geliebt hatte und noch immer liebte.
    „Was wollen wir dort?“
    „Kiyoshi hat mich gestern angerufen, dort sollen sich angeblich Team Magma Mitglieder befinden.“
    „Außerdem findet heute das alljährliche Blütenfest statt, es soll wunderschön sein“, ergänzte Ken ihren Satz schwärmend.
    „Deswegen sind wir nicht hier, außerdem Grünzeug hin oder her, wir haben etwas zu tun.“
    „Du kannst Blumen doch nicht einfach Grünzeug nennen!“, empörte sich ihr Begleiter sofort.
    „Habe ich aber gerade.“
    Wieder schien ein Wortgefecht zwischen den beiden zu entstehen.
    „Du hast einfach kein Auge für die Schönheit dieser Welt“, erklärte er, während Papinella begeisternd nach Wiesenflur deutete.
    „Natürlich kaufen wir Honig und Blütensaft“, wurde von ihrem Trainer versichert.
    Amaya seufzte kurz auf. Noch wusste nur die Polizeizentrale eines Dorfes oder einer Stadt über das Verschwinden der blauen Kugel bescheid und auf dem alljährlichen Blütenfest Wiesenflurs gab es keine Bedenken entdeckt zu werden.
    „Warte, was ziehst du an?“, fragte Ken nach.
    Amaya deutete auf sich, so auf ihre schwarze Kleidung „Normale Kleidung.“
    „Keinen Kimono? Die sind doch wunderschön!“
    Sie zog fragend eine Augenbraue hoch und fragte dann ungläubig: „Du willst einen dieser...“ Dazu räusperte sie sich demonstrierend. „…Bademäntel anziehen?“
    „Du kannst das doch keinen Bademantel nennen!“ Abermals war ihr Begleiter entsetzt über diese Wortwahl.
    „Habe ich aber gerade getan! Schon wieder.“


    „Wir sehen uns dann gegen fünf vor der großen Wettbewerbshalle wieder“, verkündigte sie schließlich.
    Seufzend sah er seiner Begleiterin nach wie sie sich langsam unter die ankommende Masse mischte, er wurde einfach nicht schlau aus ihr - Was sie jetzt wohl die sieben Stunden bis dorthin tat? Wahrscheinlich wieder irgendetwas was mit der blauen Kugel zusammenhing.


    "Papinella!", rief der Schmetterling aus und landete erneut auf Kens Kopf.
    „Wir gehen jetzt einen Kimono kaufen“, kündigte Ken ihr an und hielt vor dem nächsten Laden an.
    Wenn ihr Trainer einkaufen ging konnte das Stunden dauern! Sich mit der Tatsache zufrieden gegeben, dass sie jetzt nicht an die von ihr geliebte Leckerei herankam, begutachtete sie ebenfalls die Auslage. Begeistert wanderte der Blick ihres Trainers von einem Stück zum Anderen - Hatte Papinella zuvor etwas von Stunden erwähnt? Gut, so wollte sie sich auf Tage ausbessern.
    „Pappinn-Pappinenella? Nella?“, fragte sie nach und deutete auf die Tür.
    „Mach ja schon!“, gab ihr Trainer lächelnd zurück.


    „Guten Tag, junge Dame“, wurde er im Geschäft von der Verkäuferin begrüßt.
    Wie angewurzelt blieb er auf einer Stelle stehen und sah die Frau unglaubwürdig an. Diese erwiderte den Blickkontakt verwundert.
    „Guten Tag“, brachte Ken schließlich doch gezwungenermaßen heraus.
    Augenblicklich stieg der Verkäuferin die Schamesröte ins Gesicht.
    „Tut mir leid, Junge“, stammelte sie schließlich erschrocken.
    „Schon gut.“ Ein freundliches Lächeln seinerseits beruhigte die Frau. Es war ja schließlich nicht das erste Mal gewesen, dass dieses Missverständnis geschehen war.


    Kurz wanderte ihr Blick abschätzend über ihn. Einige Sekunden später kam sie mit einem Berg Stoffen wieder. Doch an jeden, den sie den Jungen reichte, hatte er etwas zu bekritteln.
    „Zu blau!...Da fehlen ja jedendliche Blautöne…ich ziehe doch keinen rosa Stoff an!"
    Papinella kicherte. Seit wann tat er dies denn nicht?
    "…zu matt!…zu glänzend!… zu bunt! Da fällt ja selbst Papinella daneben nicht auf…“
    „Papinnellla?“, fragte der Schmetterling kritisch, welcher dies als Beleidigung verstanden hatte.
    „ …zu einfarbig!…zu gewöhnlich…zu ausgeflippt…“
    Langsam gab sich die Verkäuferin geschlagen und reichte ihm weitere Stoffe.
    „…ich mag dieses Grün nicht! … und das Grün schon gar nicht."
    Die Frau seufzte.
    „Der gefällt mir wirklich gut!“, rief Ken erfreut aus.
    Die Frau an der Theke glaubte schon endlich etwas Passendes gefunden zu haben. Einige Sekunden später wurde ihr diese Hoffnung dennoch wieder geraubt.
    „Schön, aber passt nicht zu mir… zu spießig!…ganz in weiß? ... viel zu durchsichtig!… das ist viel zu bedeckend! Ich bin doch kein Mönch…der sticht sich mit meiner Haarfarbe…“
    „Ich denke der passt zu dir.“
    Die Verkäuferin reichte Ken einen recht einfach und dezenten gehaltenen, lavendelfarbenen Stoff aus feinster Raupyseide, inständig hoffend, dass sich diese ‚männliche Diva’ nun zufrieden geben würde. Zu ihrer Verwunderung kam kein Protest. In seine blaue Augen legte sich ein gewisses Funkeln.
    „Wie viel?“, fragte er mit funkelnden Augen nach.
    „In fertiger Ware mehr als 30.000. Mit Gürtel 35.000“
    Innerlich seufzte sie erleichtert auf.
    Geschockt sah er zwischen den wunderschönen Stoff, von dem er sich eigentlich nicht wieder trennen wollte, und der Verkäuferin hin und her.
    „Na gut“, mit diesen Worten ging er auf das Angebot ein.
    Papinella schüttelte nur unglaubwürdig den Kopf. Sie konnte ihn selbst eine solche Seide spinnen - Warum war er nur so verrückt danach?
    „Ich denke du brauchst ihn heute schon?“, fragte die Verkäuferin, worauf ein energisches Nicken zur Antwort kam.
    „Die Ladenbesitzerin braucht dafür etwa fünf bis sechs Stunden.“


    „Ken“, rief eine schon recht alte, dem Jungen bekannte, Frauenstimme aus.
    Erfreut wandte sich dieser um. Er war so wie sie ihn in Erinnerung hatte, sah jedoch um einiges erwachsener aus als vor zwei Jahren. Von Jahr zu Jahr verlor er sein kindliches Aussehen und sah erwachsener aus...und femininer. Dies war eine Tatsache, die sie ein wenig beunruhigte. Ein Junge sollte nicht wie ein hübsches Mädchen aussehen!
    Mit Tränen des Glücks in den Augen fiel er ihr in die Arme. „Sachiko…“ Ken schüttelte den Kopf. Nein, es war zu unpersönlich sie bei ihrem Namen zu nennen. Er sah ihr dankbar in die Augen. „Ich meine Oma.“


    Weiches Fell schmiegte sich an sein Bein, ein Schnurren ertönte von unten herab. „Charmi-mian“, miaute das Katzenwesen freudig.
    Rasch war es in seine Arme gesprungen, schnurrte dabei behaglich.


    Sachikos Lippen umspielte ein zartes Lächeln, denn Ken kümmerte sich seit je an um jedes Wesen, liebte das Leben, schien sich auch wieder an Seinem zu erfreuen.
    Sie seufzte melancholisch. Letztes Mal hatte er sie nach den Tod seines Geliebten besucht. Noch allzu gut erinnerte die alte Frau sich daran als ihr 'Enkel' schluchzend vor ihrer Tür gestanden war und nicht wusste wohin er gehen sollte. Sie hätte ein Herz aus Stein haben müssen um sich nicht um ihn zu kümmern.


    Ein Klopfen ertönte den Raum. Sachikos Charmian sprang rasch von ihrem Schlafplatz herab, hatte es sich zur Aufgabe gemacht jeden Besucher herzlich zu begrüßen. Das blaufarbene Katzenwesen schmiegte sich in freudiger Erwartung an die Tür.
    „Charmian, hast du das auch gehört?“
    Das Pokemon antwortete schnurrend. Sachiko war bekannt dafür durchwandernden Reisenden ein warmes Zimmer anzubieten. Niemals hatte sie dafür eine Gegenleistung verlangt.


    „Sachi...Oma, bitte.“
    Die verweinte Stimme des Jungen, welcher ihr Herz beinahe jedes Jahr durch seine bloße Anwesenheit mit Freude erfüllte, ließ sie zurückschrecken, beinahe mechanisch die Türe öffnen. Ken war schon immer ihr kleiner 'Sonnenschein' gewesen.
    Das einstige Lächeln, das trotz aller Widrigkeiten des Lebens nie von seinen Lippen gewichen war, so schwer sein Leben auch sein mochte, war verschwunden.
    Stattdessen füllten Tränen seine Augen. Himmelblaue Augen sahen sie tieftraurig an. Sachiko wusste nicht um sein Erlebnis, doch sie wusste dass ihm etwas widerfahren war, das sein Leben veränderte.
    „Ken.“ Bloß ein seichtes Wispern ihrerseits. „Was ist geschehen?“ Suchend sah sie sich um. „Wo ist Tama?“


    Sein Haar war zersaust, seine Kleidung schlissig, eine ungesunde Blässe war in sein Gesicht gewichen...dieser Anblick ließ Sachiko das Blut in den Adern gefrieren. Sie kannte Ken als sehr eiteln und doch nicht oberflächlichen Jungen, der sich unter normalen Umständen nicht dermaßen ungepflegt aus dem Hause begeben hätte.


    Schluchzend fiel er ihr in die Arme. Sachiko konnte sich allmählich aus dem ersten Schock befreien, schlang beinahe schützend ihre Arme um ihn. Seine Tränen waren versiegt, denn sein Körper war schon lange zu schwach dafür geworden. Längst waren keine Tränen übrig geblieben, die geweint werden konnten.


    „Was ist los, Ken?“
    Beinahe willenslos ließ er sich von ihr in den anschaulichen Wohnraum ziehen. So ließ sie ihn in einen Fauteuil gleiten. Sein hilfloser Anblick mochte sie um den Verstand bringen, doch er brauchte sie, wusste er doch nicht bei wem er sonst Zuflucht suchen sollte.
    Zärtlich streichelte sie über seine Hand, wollte abwarten bis er mit ihr sprach.
    Sachiko konnte sich noch nicht erklären wovon der Zuflucht suchte, doch vermutlich war es so wie bei jedem Menschen. Vermutlich suchte er bloß Zuflucht vor seinem Schicksal.


    „Danke“, hauchte Ken schließlich schwach, strich sich beschämt eine rote Strähne seines zersausten Haars zurück.


    Sachiko lächelte leicht. Sie hielt ihn trotz seiner vierzehn Jahre für sehr erwachsen. An die Umstände, die ihn dazu geführt hatten, wollte sie sich jedoch nicht erinnern.
    „Keine Ursache“, antwortete sie rasch, wollte das Gespräch keinesfalls das Gespräch erlischen lassen. Wie glücklich sie doch war, dass er mit ihr sprach.
    „Willst du mir denn erzählen was denn vorgefallen ist?“
    Schweigen erfüllte den Raum.
    Sachikos Hände umschlossen beide Seine. „Darf ich denn raten?“ Verzweifelt war ihre Stimme, bettelnd sahen ihn ihre Augen an.
    Er nickte.
    „Da Tama nicht hier ist...Er hat dich verlassen?“ Sachiko wollte ihren Worten selbst keinen Glauben schenken. Freilich wäre Ken nach diesem Erlebnis niedergeschlagen gewesen, doch nicht in jenem Ausmaß. Außerdem hatte das Paar viel zu glücklich ausgesehen...
    „Das hätte er nicht gemacht, bestimmt nicht.“
    Und auch in all anderen Lagen, indem man verlassen verstehen konnte, konnte es nicht stimmen. Ken war tiefgläubig, glaubte an ein Leben nach dem Tod und an Arceus und seine untergebenen Götter. Tamas Seele konnte nicht erloschen sein, sie durfte einfach nicht, der Traum musste ebenfalls Realität gewesen sein. Egal was geschah: Tama war immer bei ihm.


    „Hätte?“ Sachikos Augen weiteten sich ob des Schreckens. „Tama ist...gestorben.“ Wie schrecklich vermochte der Willen der Götter zu sein um das junge Glück der beiden zu brechen?
    Rasch hatte sie Ken in den Arm genommen, drückte ihn an sich.
    „Wann ist denn das geschehen?“ Der Schmerz schien noch zu tief zu sitzen als dass es lange her sein konnte.
    „Vor drei Tagen.“ Ken legte seinen Kopf auf ihre Schultern, ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen und doch war er so leer wie nie zuvor. Zum ersten Mal konnte Sachiko keine Gefühle aus seinen Augen lesen, denn jene bedeckten ein Schleier, bestehend aus Gefühlen, zu dicht um sie benennen zu können. „Der fünfte August...am Vormittag war es ein Tag wie jeder andere, so wunderschön wie jeder Tag, den ich mit Tama verbringen durfte.“
    Ihre Umarmung wurde stärker. Sachiko hörte bloß zu, wagte es nicht den trauernden Jungen zu unterbrechen.


    „Er hat mich im Schlaf im Arm gehalten, die Sonne hat uns beide aufgeweckt. Bernsteinbraune Augen haben mich zärtlich angesehen. Ich möchte wieder so angesehen werden, doch ich weiß dass es nie wieder so sein wird. Es war ungewöhnlich, dass er fordernd mich an sich zog. Tamas Nähe zu spüren reichte mir fürs Erste und so wies ich ihn zurück. Ich sagte ihm, ich wäre noch bereit dazu und Tama reagierte so wie ich es anders nicht erwartet hätte: liebe und verständnisvoll. Tama schwor mir so viel Zeit zu lassen wie ich brauchen würde...er wollte mich nach Shinou mitnehmen, wollte mich Blizzach sehen lassen, wollte mir pünktlich zu meinem achtzehnten Geburtstag in Shinou einen Antrag machen.“


    Ken schloss die Augen, krallte seine Finger in den Stoff ihrer Kleidung.
    „Verdammt, wir hatten Zukunftspläne!“ Er rief mit seiner übrig gebliebenen Kraft aus, so laut dass Charmian von ihrem Schlafplatz umwirbelte, so dass über Sachikos Rücken ein kalter Schauer lief. Seine Stimme war heiser, zeigte ihr wie viel er schon geweint haben musste.
    Es tat gut mit Sachiko darüber zu reden. Über seinen Tod jedoch fühlte er sich noch nicht bereit zu erzählen. „Diese wunderschönen Versprechen sind nur drei Tage her und nichts ist davon übrig geblieben.“


    Sachiko hatte Ken solange im Arm gehalten bis er eingeschlafen war. Selbst dann bekam sie ein schlechtes Gefühl ihn für wenige Momente von sich zu lösen. Schaudernd hörte sie auf seine Worte, welcher er stets im Schlaf wiederholte. „Bitte Arceus, nimm mir Tama nicht weg. Ich liebe ihn doch.“
    Immer wieder traf sie auf Menschen - so auch ihr Sohn und Kens Ziehvater- die fest der Meinung waren, es konnte keine Liebe zwischen zwei Jungen geben. Zärtlich strich sie ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wie sollte sie dies denn sonst betiteln?
    „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun um dir zu helfen.“ Dies schwor die alte Frau sich.


    In den nachfolgenden Tagen sprach Ken kaum, erzählte ihr bloß noch wie Tama gestorben war und Sachiko befürchtete ebenfalls, er würde sich noch zu Tode hungern um Tama wieder zu sehen. Er war von Natur aus von zierlicher Statur, doch trotz seiner Trauer brachte sie ihn schließlich mit viel geduld dazu sich zu wenigstens zu wenige Bissen zu überwinden. Sachiko wollte eisern um sein Leben kämpfen, erklärte ihn dass Tama sich nicht geopfert hätte damit Ken sein eigenes wegwarf. Seine Pokemon standen ihm ebenfalls treu zur Seite.


    In den ersten Wochen, gar Monaten, hatte Ken sich den ganzen Tag in dem Zimmer, das sie ihn zugeteilt hatte, eingeschlossen. Manchmal ließ er sich gerne tröstend in den Arm nehmen, ein anderes Mal akzeptierte er bloß die trost- und mutschenkende Gegenwart seiner Pokemon - seiner Partner.
    Sachiko half ihn soweit es ihr möglich war. Sie konnte ihm bloß zeigen, dass es Menschen und Pokemon gab die sich um ihn sorgten und ihn liebten. Mit seiner Trauer jedoch musste er alleine umzugehen lernen. Sie gab ihm die Zeit die er brauchte. Allmählich erfreute er sich wieder an seinem Leben, lachte wieder, sah der Zukunft wieder optimistisch entgegen. Es glich einem Wunder, dass er innerhalb eines Jahres seine Trauer um Tama verarbeiten konnte. Verdanken hatte er dies vermutlich seinen Pokemon, seinen besten Freunden in dieser Zeit, die sich wie sie aufopfernd um ihn bemühten.
    Schließlich, Sachiko vermutete um auf neue Gedanken zu kommen und sich ein Ziel zu setzen, setzte Ken seine Reise durch Hoenn fort. Dies war ein dreiviertel Jahr her.


    Sachiko war glücklich darüber gewesen, dass er bei ihr Trost und Unterkunft gesucht hatte. Zu seinen Pflegeeltern wollte und konnte er nicht zurück und schuld daran war ihr eigener Sohn. Sein Ziehvater hatte sich von je an einen typischen Jungen gewünscht, der sich als Kind für Technik interessierte, als Jugendlicher gute Noten schrieb und seinen Eltern ein hübsches Mädchen vorstellte und als Erwachsener einen von anderen beneideten Beruf ergriff.
    Sachiko wollte ihn seine Idealvorstellungen ausreden, ihm sagen, er würde seinen Träumen von einem perfekten Ziehsohn hinterher jagen und dabei doch den Jungen vergessen um den es ging.


    Als er schließlich von seiner Beziehung zu Tama erfuhr, setzte er ihn vor die Tür und überließ den damals knapp dreizehnjährigen Jungen seinem Schicksal. Mit einer Ohrfeige hatte er ihn für immer aus seinem Haus verbannt. Sachiko hatte dies ihrem Sohn nie verziehen. Seit je an war Ken ihr ‚Sonnenschein’, wie sie ihn immer nannte, gewesen. Wie konnte er ihm dann nur so etwas antun!?

  • Sachiko ließ den Blick gegen die Decke des Zimmers wandern, während sie weiterhin in Erinnerungen schwebte. Tama, seinen Liebsten, hatte sie selbst einmal treffen dürfen. Damals waren sie in der Nähe, bei einem Wettbewerb, der in Wiesnflur stattgefunden hatte, gewesen und so gewährte sie dem jungen Paar Unterkunft für eine Woche. Ken hatte sie von seinem Liebsten überzeugen können. Er war zwar des Öfteren still gewesen und war sehr zurückhaltend, doch er war dafür auch höflich und zeigte einen guten Charakter sowie ein gutes Benehmen. Das Paar war so glücklich miteinander gewesen, kein Mensch auf Erden schien je Tamas Position einnehmen zu können.
    Sachiko konnte sich noch gut an die Situation erinnern, als sie die beiden am Tag der Abreise verabschiedet hatte. „Tama…“, hatte sie dem Jungen nachgerufen. „Pass mir ja immer gut auf meinen Sonnenschein auf.“
    Die Antwort würde sie wohl nie wieder vergessen… „Ich würde mein Leben für Ken geben“…diese Worte hallten ihr noch heute in ihrem Kopf wider. Noch nie hatte sie ein Paar gesehen, das sich so sehr liebte um dies sagen zu können. Damals hatte sie nach einem Zwinkern gesucht, nach einem Lächeln oder einer anderen Gestik, die gezeigt hätte, dass Tamas Worte unüberlegt gewählt waren. Nichts dergleichen geschah. Tama war sich seiner Worte sichtlich bewusst.


    Sachiko löste sich von ihren Erinnerungen, wandte sich wieder an Ken, der sich an sie geschmiegt hatte. „Wie geht es dir, Sonnenschein?“
    Er löste sich von ihr, trat sodann einige Schritte zurück. Rasch hatte er sich die Glückstränen aus den Augen gewischt und lächelte fröhlich. Sachiko war froh ihn wieder so sehen zu dürfen.
    „Ja, es geht mir gut.“ Er nickte. „Wirklich gut.“
    Natürlich vermisste er Tama noch immer, doch es war erträglich geworden. Die Welt war für ihn schon einiger Zeit nicht mehr ein Ort, der mit Finsternis gefüllt war. Hingegen war jeder Tag eine Art Geschenk, vieles ein kleines Wunder.


    So erzählte er ihr von Amaya, von all dem, das eigentlich niemand hätte erfahren dürfen. Interessiert hörte Sachiko zu, schwor ihn alles, das er bereits wusste, dass sie nie jemanden mitteilen würde. Ken legte vollendetes Vertrauen in ihr Schweigen, denn niemand sonst durfte um seine Erlebnisse wissen.


    „Sag mal du willst bestimmt wieder dein Altaria wieder“, wechselte seine Großmutter schließlich das Thema.
    „Natürlich, ich habe es dir doch gebracht, weil es verletzt war. Ich habe es schon etwa ein Jahr nicht gesehen!“ In seiner Stimme lag Freude und Begeisterung.
    Die Frau reichte ihm den Pokeball seines Pokemon wieder.
    Sein Blick fiel fragend zu ihr hinüber.
    „Jetzt geh schon und befass dich mit deinem Pokemon“, meinte sie lachend.
    Ken nickte bloß und lief hinaus.
    „Altaria komm raus da!“, rief er erfreut aus. Nachdem sich der vogelähnliche Drache mit den Schwingen, welche wie Wolken aussahen, zurechtgefunden hatte, stürzte sie sich freudig auf ihren Trainer.
    „Geht es dir wieder gut?“, fragte jener sofort nach.

    Altaria nickte heftig und zeigte ihm ihren Flügel. Eine kaum erkennbare Narbe zeugte nur mehr an die tiefgehende Verletzung.
    „Ich hab dich vermisst, Süße.“
    Ihr Trainer strich ihr fürsorglich über den Kopf. Das Pokemon gab zufriedene Summgeräusche von sich und schloss die Augen um das Kraulen zu genießen.


    „Momentan sind wir auf der Flucht vor Team Magma.“
    „Alltt-aaria?“ fragte sein Pokemon verwundert nach. Wie kam ihr bester Freund mit einer Verbrecherorganisation in Berührung!?
    „Ich habe vor etwa eineinhalb Wochen eine Agentin getroffen“, erklärte Ken. „Von nun an begleite ich sie, doch es würde mir große Freude bereiten, wenn auch du mich weiter begleitest.“
    Abermals nickte das Pokemon entschlossen, worauf ihr Trainer ein ehrliches ‚Danke’ flüsterte.***


    Die Straßen waren bereits überfüllt von einzelnen Blüten und überwältigender Duft legte sich über Wiesenflur nieder. Am Zentrum stand eine riesige Celebistatue aus rosafarbenen Kirschblüten. Ken hatte bereits den für ihn zugeschnittenen Kimono angeholt und brauchte nicht einmal bezahlen. Sachiko hatte darauf bestanden und ließ sich nicht davon abbringen.


    Am abgemachten Ort vor der Wettbewerbshalle angekommen fand er nach einigen Suchen auch schon die bereits wartende Amaya. Mit Staunen bewunderte Ken ihr Auftreten. Ebenfalls in einen Kimono gekleidet fiel ihr nachtblaues Haar leicht bis zur Hüfte hinab. Amaya schaffte es trotz allem in dem Kimono nicht wie ein normales Mädchen zu wirken. Ihre amethystfarbenen Augen wirkten noch immer recht kalt - Aber was erwartete Ken von einer Agentin auch? Nur durch das Austauschen ihrer schwarzen Kleidung gegen einen anmutigen Kimono hatte sie noch lange nicht ihren Charakter abgestreift.
    „Hallo, da bist du ja“, wurde er für Amayas Verhältnisse recht nett begrüßt.
    „Entschuldige bitte die Verspätung.“


    Kurz musterte auch sie ihren Begleiter. Die Farbe stand ihm wirklich gut und brachte seine Augenfarbe vollendend zur Geltung. Um den Hals trug er eine Kette mit einem, nicht gerade recht kleinen, Saphir. In Amaya kam die Frage auf wie er sich dies überhaupt leisten konnte. Eine leichte Brise zupfte an seinen rotem Haar und ließ es am späten Abend kupferfarben aussehen.
    „Du siehst toll aus“, meinte die Agentin schließlich, welche versuchte dabei kühl und objektiv zu bleiben.
    Ein leicht schüchternes Lächeln seinerseits zeigte ihr seine Annahme.


    Sich wieder gefasst trat Ken einige Schritte näher an sie heran.
    „Wo hast du nun die blaue Kugel?“, flüsterte er ihr kaum hörbar ins Ohr.
    „Seit wann so interessiert?“, kam es neckisch von Amaya zurück. Kurz wanderte der Blick der jungen Agentin auf ihre doch recht große Hüfttasche. „In Sicherheit.“
    „Sag mal sagte Kiyoshi nicht es wären Team Magma Mitglieder in der Stadt?“
    „Auch er kann sich mal irren. Du bist so verspannt, mach dir darum keine Sorgen. Wenn es Probleme gibt werde ich sie lösen“, meinte sie.
    „Du würdest meine Hilfe brauchen“, kam sofort sie Erwiderung. „Du glaubst, du bräuchtest nie Hilfe, doch jeder muss sie hin und wieder annehmen.“
    „Hilfe annehmen? Als ob ich welche brauchen würde!“ Sie wollte es zwar auf keinen erneuten Streit ankommen lassen, aber solche Aussagen musste sie einfach widerlegen. „Und in Kämpfen schlage ich dich!“
    „Nicht mit meiner neuen, alten Partnerin. Ich habe vor längerer Zeit ein Altaria zurücklassen müssen, da es schwer verletzt war, doch jetzt kann mein Pokemon wieder kämpfen.“
    „Hört sich ja fast so an als hättest du es auf eine Revanche angelegt?“, stellte Amaya sofort fest.
    „Schon, aber weder hier noch jetzt!“
    Ein Nicken von Amayas Seite machte ihm klar, dass sie verstanden hatte und es auch nicht vergessen würde.


    „Übrigens.. hast du es auf ein Endivie abgesehen?“, fiel seiner Begleiterin ein und sie deutete in das Zentrum der Stadt. „Da findet eine kleine Koordinatoraufführung statt. Eine Jury bewertet die Aufführungen und der Gewinner bekommt das Endivie. Jedoch wird nicht gekämpft. Achja du sollst zwei Pokemon nehmen und sie zusammen Etwas aufführen lassen.“
    Zuerst funkelten Kens Augen begeistert auf, danach wurde er jedoch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. „Ich habe mir doch noch gar keine Aufführung ausgedacht…“
    „Kommst du mit?“
    Amaya verdrehte leicht genervt die Augen. „Wenn es denn sein muss.“


    Nach einigen Minuten waren die beiden im altertümlichen Zentrum angelangt. Die Stadt war doch schon relativ alt und zeugte von einigen Jahrhunderten, welche sie überstanden hatte.
    „Papinella bist du für eine kurze Aufführung bereit? Wenn alles gut geht hast du bald einen Teamkollegen mehr im Team!“
    „Papinelllaaaa!“, rief er Schmetterling siegessicher aus.
    So rasch wie möglich hatten sie sich durch die Menschenmasse gekämpft und waren nun am Bühnenrand angekommen.
    „Ich würde gerne unbekannt bleiben und werde von hier zusehen“ flüsterte Amaya und begab sich an einen recht ungesehen Ort.
    „Wer möchte noch sein Glück versuchen?“, wollte der Moderator wissen.
    Mit Papinella kam er auf die Bühne gestürzt und rief sodann auch Altaria aus ihrem Ball.
    „Na los! Altaria, Papinella, on stage!“
    So traten beide Pokemon vor und bekamen einen großen Applaus.


    „Feuersturm Altaria!“ Dabei blickte er auf seinen Schmetterling. Das drachenähnliche Wesen ließ sich ,von der Tatsache ihre Teamkollegin angreifen zu müssen, nicht aus der Fassung bringen und entfesselte einen glühenden heißen Atmstoß auf Papinella.
    „Papinella, Windstoß!“
    Sich um ihre eigene Achse drehend erzeugte sie einen Tornado, welcher die sehr effektive Attacke von ihr fernhielt und sich allmählich mit der Luft vermischte. Amaya staunte über die Fähigkeiten ihres Begleiter als Koordinator. Kurz schämte sie sich für sich – in ihm steckte so viel mehr Talent als sie es ihm jemals zugetraut hätte. Währenddessen betrachtete sie den Tornado aus Flammen. Nun wusste die Agentin auch was er mit den Schönheit von Attacke und Pokemon meinte.
    „Bring es mit Silberhauch zu Ende!“
    In Windeseile hatte Papinella die sie umgebenden Flammen von sich geschleudert und ein Feuerregen breitete sich über die Bühne aus.
    Das Publikum tobte vor Begeisterung.
    „Nun… wir haben hier wohl einen viel versprechenden Nachwuchskoordinator…“ rief der Moderator nun aus und bat die nächsten Teilnehmer auf die Bühne.


    „Na wie war ich?“, fragte er Amaya, mit seiner eigenen Leistung recht zufrieden.
    „Das hätte ich auch hinbekommen, das ist doch leicht!“, erwiderte sie sofort.
    „Meinst du? Dafür muss man lange trainieren!“
    „Du schon, aber ich nicht“, lächelte sie.
    Gespielt beleidigt fragte Ken noch einmal nach wie sie seine Aufführung fand.
    „Du hast eventuell recht gute Chancen zu gewinnen, gar nicht mal so übel war das.“
    Altaria, welche noch immer neben ihrem Trainer stand, beäugte dessen Begleiterin kritisch. „Alllta-rriiaa?“
    „Yup, das ist sie, mit ihr werden wir noch einige Monate reisen.“
    „Nur weil du ein neues Pokemon hast wirst du mich auch nicht besiegen“, meinte Amaya in einem überheblichen Tonfall.
    „Das wirst du sehen wenn wir kämpfen“, widersprach er ihr rasch.
    Papinella seufzte in der Zwischenzeit genervt auf - warum Menschen auch immer streiten müssen?! "Zurück ihr beiden!"


    „Und das Endivie gewonnen hat…“, lenkte der Moderator wieder aller Aufmerksamkeit auf sich und rief sodann den Namen einer Frau, welcher das Pflanzenpokemon überreicht wurde und sie machte es sofort ihrer kleinen Tochter zum Geschenk. Diese war überglücklich über ihr erstes Pokemon.
    „Auch wenn ich es besser gekonnt hätte als du, deine Aufführung war besser.“
    „Ist doch egal, sieh wie die Kleine sich freut. Hast du dich etwa nicht so gefreut wie du dein erstes Pokemon bekommen hast?"
    „Nein, nicht so sehr. Ich sehe das Alles professioneller als du!“, erwiderte sie gelassen, wohl darauf bedacht so gleichgültig wie immer hinüberzukommen. In Wirklichkeit war dies einer ihrer wichtigsten Tage in ihrem Leben gewesen. An ihrem sechsten Geburtstag überreichte ihr ihre Mutter ein kleines Babyhunduster. Jenes war schon lange zu einem starken, anmutigen Hundemon geworden.
    „Komm schon jetzt spiel nicht immer die Unnahbare!“
    Rasch hatte Ken ihre Handgelenke umfasst und sah ihr tief in die Augen. Die Wangen seiner Begleiterin zierte augenblicklich eine leichte Röte – eine Tatsache, welche die junge Agentin über sich selbst ärgern ließ. Sie war doch geübt darin keinerlei Emotionen zu zeigen und dann gab sie sich dieser Blöße hin!


    „Du machst mir es wirklich schwer dich zu verstehen“, fuhr ihr Begleiter fort.
    Augenblicklich wollte sie ablenken. „Warum willst du denn das?“, gab sie zynisch zurück.
    „Wir werden noch lange miteinander reisen, ich möchte einfach mit dir…“ Ken wollte schon seinen Satz mit. ‚mit dir gut auskommen’ beenden, doch es hätte Amaya sicherlich enttäuscht dies so zu hören. „…weil du mir wichtig geworden bist.“
    So verschlug es selbst Amaya die Sprache. Innerlich jubelte das Mädchen, wollte es aber dennoch nicht zeigen denn dazu war sie viel zu stolz.
    „Ach hör ja bloß mit deinem Geschleime auf!“, knurrte sie.


    „Warum bist du immer nur so abweisend mir gegenüber?“, flüsterte er sodann in einem traurigen Tonfall.
    „Bin ich doch gar nicht, du bist bloß zu soft!“
    Ken antwortete ihr nicht und sah sie bloß aus tiefblauen Augen viel sagend an. Amaya kannte dies schon – gleich würde sie wieder darin zu versinken drohen.
    Insgeheim erwischte Amaya sich dieses Blau mit den Tiefen des Ozeans zu vergleichen. Sofort schüttelte sie diese eigenartigen Gedanken ab. ‚Ich verweiche hier ja noch ganz’, ermahnte die Agentin sich streng in Gedanken.


    Strenger Rauch der sich wie aus dem Nichts über den Hauptplatz der Stadt gelegt hatte, riss Amaya aus ihrer Welt. Nach einigen Sekunden hatte sich dieser wieder gelegt und Handlanger von Team Magma standen vor ihr.
    Einer hatte rasch Kens Handgelenkte fest umklammert und sah höhnisch zu Amaya hinüber. „Rück die blaue Kugel raus!“
    „Warum sollte ich?“, gab die Agentin schnippisch zurück.
    „Weil ich mir dachte, dir könnte eventuell etwas daran liegen, dass er am Leben bleibt.“
    Erschrocken sah der gefangen genommene Junge zu ihm auf, danach fiel sein Blick flehend zu Amaya hinüber. Obwohl er sich versuchte aus dem Griff zu winden, gelang ihm dies nicht.
    „Schluss damit!“, schrie der Mann mit tiefer Stimme aus und hatte Ken offensichtlich damit eingeschüchtert.


    Sofort hatte Amaya die Hand wütend zu einer Faust geballt und sah außer sich vor Zorn zu dem Team Magma Mitglied hinüber. Dies war einer wenigen Momente, in denen sie nicht mehr weiter wusste. Sie liebte es, wenn alles nach ihrem Plan lief, alles nach ihrer Pfeife tanzte, doch nun war es schier auswegslos ‚Die blaue Kugel herzugeben wäre fatal für Hoenn, aber kann ich sie denn nicht auch zurück stehlen? Wenn ich auf Nummer sicher gehe würde Ken sterben, aber das kann ich nicht. Genauso wenig kann ich die blaue Kugel hergeben? Was solle ich verdammt noch einmal tun?’ überlegte sie verzweifelt in Gedanken. Für was sie sich auch immer entscheiden würde, wäre zugleich falsch aber dennoch richtig gewesen. Noch immer rang die Agentin für das Für und Wider ihrer Gedanken, während das Team Magma Mitglied ungeduldig zu werden schien. Kurz fiel ihr Blick in die flehenden Augen ihres Begleiters, danach wieder auf die blaue Kugel – wenn ihr bloß jemand diese Entscheidung abgenommen hätte… wenn sie sich bloß entscheiden könnte.

  • Super, super, super! Langsam fällt mir echt kein Lob mehr ein. Ich finde deine Story so super gut, wirklich 1a!
    Aha, also gibt es da ein Geheimnis um Amaya? *Augenbrauen hochzieh* Ich liebe Geheimnisse! *Neugierig sei* Und da läuft was zwischen Amaya und Ken, wer das nicht sieht ist blind. *Hüstel, hüstel* Mit dem Namen Ken konnte ich mich noch nicht ganz anfreunden, die Bedeutung ist zwar sehr schön, aber ich denke immer an Barbie, der Mann heißt da ja auch Ken. Ich lasse das dann mal mit der Kritik, zu verbessern gibt es wie immer nichts und ich wundere mich, dass du nur von mir Kommis bekommst. Deine Story gehört 100% zu den besten im ganzen Forum! Ich freue mich auf das nächste Kapitel und grüße dich herzlich, Foli

  • User125660


    XDD Bei der Namensgebung habe ich auch an den Ken von Digimon gedacht. Irgendwie so vom Aussehen her. ^^ Keine Ahnung mehr warum genau. Außerdem ist das doch ein ganz normaler, japanischer Name. :/
    Außerdem: sieh mal hier was ich über den Namen geschrieben habe. Das hat noch einen anderen Grund gehabt:
    Kens leibliche Mutter wollte ihm den Namen Hikaru – das Licht – geben. Seine Adoptiveltern hielten sich jedoch nicht an ihr Versprechen, welches sie abgelegt hatten, und tauften ihn schließlich Ken, denn nach der Meinung seines Ziehvaters klang Hikaru zu sehr nach einem Mädchennamen. Mit den Namen waren von seinem Kleinkindalter an auch viele Erwartungen verbunden.
    Jetzt fällt es mir wieder ein, wieso er mich in dieser Weise an den Ken von Digimon erinnert hat. (zur Erinnerung ist dessen hochintelligenter Bruder Osaru(?), oder eben Samy gestorben, seine Eltern stellten jedoch die gleichen Anforderungen an ihren verliebenen Sohn) In einer gewissen Weise ist dieser Name mit einer Art Forderung verbunden, habe ich mir von jemanden, der sich mit Japan auskennt sagen lassen, und dieser Anforderung kann nicht jedes Kind gerecht werden und hat daher das Gefühl eines bestimmten Druckes und einer Erwartung, die man an das Kind stellt. Wieder zurück zu meinem Ken aus Hoenn Legenden, hat er aber nie die Erwartungen seiner Zieheltern erfüllen können. Un dich verwende nun einmal nur japanische Namen. So ich hoffe, du hast jetzt ein anderes Bild. ^^


    Gefangenschaft
    Wenn sie sich bloß entscheiden könnte! „Du hast bis morgen Mitternacht Zeit dich zu entscheiden!“ rief der Handlanger Team Magmas kalt aus und zog seinen Gefangen langsam mit sich.
    „Vergiss es, Rept…“ Schon nach ihrem Pokeball greifen wollend unterbrach er sie.
    „Ich würde diesen Unsinn jetzt nicht machen!“ rief er aus und hielt Ken ein Messer unter den Hals. So blieb Amaya nichts anderes übrig als den Ball wieder einzustecken.
    „So ist es brav“ kam es wieder höhnisch von ihm, während er sich umsah ob auch die restliche Masse nach seinem Willen handelte. Diese standen alle verschreckt um ihn.
    Amayas Blick fiel auf dem Boden, sie konnte nicht zusehen wie ihr Begleiter nun mit ihnen gezerrt wurde. Ein in Schlafgas getränktes Tuch wurde dem sich wehrenden Jungen vor die Nase gehalten und so fielen diesem sofort die Augen zu.


    ***


    „Na, auch endlich aufgewacht?“, löste Ken eine kalte Stimme ihn nun völlig vom Schlaf und lies ihn hochschrecken. Er erblickte –wieder einmal- den Vorstand Team Magmas und stieß sich ruckartig von Boden ab um weiter von ihm weg entfernt zu sein.
    „Wie oft denn noch? Die blaue Kugel habe ich nicht!“
    „Das weiß ich auch, aber die Göre, die dich begleitet besitzt die blaue Kugel.“ In seiner Stimme lag Sicherheit und Überheblichkeit. „Achja… fesselt ihn!“
    Ken ließ es widerwillig über sich ergehen. "Und ich werde euch nicht verraten wo sie ist oder wie sie heißt."
    Überrascht sah der Vorstand zu ihm herab. „Das weiß ich doch alles, diese Nervensäge heißt Amaya. Die ist schon oft in die Quere gekommen. Mit dir scheine ich ihren wunden Punkt getroffen zu haben.“ Ein überhebliches Grinsen ließ Ken abermals zurückschrecken.
    „Was? Ich verstehe nicht!“
    „Wir versuchten schon einmal sie durch eine Geißel zu erpressen, sie blieb kalt und rückte unter keinen Umstanden den Meisterball, den doch wir haben wollten, heraus. Ob es mit dir anders laufen wird?“
    Gelangweilt wirkend sah er nun aus dem Fenster des offenbaren Lagerhauses.
    Ken lief augenblicklich ein kalter Schauer über den Rücken - war Amaya wirklich so grausam? Würde sie ihn im Stich lassen?
    „Sie wird mich nicht für die blaue Kugel opfern“, rief er schließlich entschlossen dem Team Magma Vorstand zu.
    „Wirklich? Warum hat sie den Tausch dann nicht schon am Hauptplatz vollführt?“
    „Weil…das wird bestimmt einen Grund haben!“
    Eigentlich sagte er dies nur um sich selbst Mut zuzusprechen. Auf der anderen Seite schüttelte er den Gedanken Amaya würde ihn einfach sterben lassen ab, und glaubte wirklich an sie. Aber was konnte er sich eigentlich schon erhoffen von einer Agentin, die ihn nicht noch einmal zwei Wochen kannte?
    „Raus!“, befahl die rechte Hand des Boss in Form eines weiblichen Vorstandes der Verbrecherbande gelassen und sah dabei die restlichen Mitglieder an. Mit einem großen Gehorsam, eines Fukanos gleich, begaben sie sich vor die Tür und mit ihnen selbst der vorher in der kleinen Kammer gewesene Vorgesetzte.


    **


    Amaya hiebte wütend gegen die nächstgelegene Wand. „Verdammt!“ fluchte sie laut und donnerte sodann nochmals dagegen. Ein Gefühl der Hilflosigkeit keimte in ihr auf und entfaltete sich langsam. Kaum sichtbare Tränen legten sich in ihre Augen, wurden jedoch rasch wieder weggewischt. Geweint hatte sie seit dem Tod ihrer Eltern nicht mehr – und dann die nächsten Tränen wurden wegen einem Jungen vergossen. Obwohl sie sich doch vornahm nie von einem Jungen Kummer bereiten zu lassen. Dennoch weinte sie nun vor Sorge und schämte sich für ihren Gefühlsausbruch.


    ‚Ich bin schwach, ich halte nicht was ich mir vornahm’ schallte das aufgelöste Mädchen sich weiter in Gedanken. Noch mehr verärgerte sie der Verdacht versagt und Schuld zu haben. ‚Wäre ich ihm nie begegnet, hätte ich ihn nie in diese Lage gebracht…’ Wie sie doch das Gefühl der Schwäche hasste! Nach außen wirkte sie oft als starkes, selbstbewusstes Mädchen, doch oft sah es ganz anders in ihr selbst aus. Kurz fragte sie sich ob vielleicht daher ihre Unfreundlichkeit kam und ob sie überdecken wollte einfach nicht so stark zu sein wie sie es gerne hätte und so auch vorgab. Immer wenn sie ihre verstorbenen Eltern vermisste, ermahnte Amaya sich, sie solle sich doch nicht wie ein kleines Kind benehmen, welches beständig die Hilfe von Mutter und Vater brauchte.


    „Alles in Ordnung, Mädchen?“, fragte ein Polizist, der vor ich stand, wie aus heiterem Himmel.
    „Sieht es denn so aus?“, fauchte die Agentin. Es beschämte sie sich fremden Leuten mit Tränen in den Augen zeigen zu müssen. So wandte sie den Blick sofort wieder ab.
    „Nein…warte doch du bist dieses Mädchen… du hast die blaue Kugel in Laubwechselfeld gestohlen!“
    „Ach…wirklich?“, fragte sie mit ironischen Unterton genervt.
    „Ich muss dich festnehmen, du bist eine Diebin!“, rief dieser aus.
    „Sie sind wohl ein helles Köpfchen. Eins und eins zusammenzählen…“ Somit wollte sie wieder ihre eigentliche, momentane Schwäche überspielen und rollte nun zusätzlich mit den Augen.
    Entsetzt sah dieser sie an und ärgerte sich, anhand seines Gesichtsaudruckes, wohl auch über die Wortwahl dieser ‚Diebin’ „Jetzt hör mal du Göre, so spricht man nicht mit einem Polizisten!“
    „Belehrungsversuche?“, fragte Amaya weiter und legte ein gespieltes Grinsen an den Tag.
    Sie glaubte nicht recht was sie nun sah. Der Mann wollte sie schon in Handschellen legen und sie abführen.
    „Jetzt hören Sie mal!“ Ihre Stimme war bestimmend, aber dennoch schien sie ruhig zu bleiben, obwohl sie innerlich vor Sorge um Ken bebte. „Die Polizei…! Wo waren Sie denn zuvor? Haben Sie denn nicht gemerkt, dass Team Magma gerade einen Jungen entführt hatte und morgen gegen die blaue Kugel wieder eintauschen will und wenn ich das nicht tue, dann…“ Schließlich sah sie doch zu ihrem Gegenüber. „Wenn wir schon dabei sind wie ich mit Polizisten spreche, dann frage ich Sie wie Sie mit einer Agentin sprechen!“
    Dies brachte Amaya verwirrte Blicke und ein „bitte was?“ ein. So zeigte sie sofort ihren Ausweis her.
    „Mädel, so einen Ausweis kann ich mir auch basteln!“
    „Und Sie glauben wirklich ich lass mich so einfach in Handschellen legen?“
    Amayas herausfordernde Blicke sprachen für sich.


    **


    „Weißt du, dass ich zuerst dachte du seiest ein Mädchen..“, murmelte die Commandantin.
    „Vielen Dank!“, erwiderte der Angesprochene rasch mit einem ordentlichen Schwung Sarkasmus in der Stimme.
    Doch im gleichen Moment versuchte Ken sich ihren prüfenden Blicken zu entwinden, indem er immer weiter bis zur Mauer rückte bis er schließlich an ihr anstieß. Erschrocken sah er nach beiden Seiten.
    „Aber da du das nicht bist…“
    „Was wollen Sie?“, fragte er verängstigt.
    „Du bist ja gar nicht mehr vorlaut, Süßer“, stellte sie amüsiert fest und begab sich langsamen Schrittes näher an ihn heran.
    „Wie haben Sie mich gerade genannt?“ wollte er vorsichtig wissen - hätte ja auch sein können, dass er sich verhört hatte.
    „Hmm?“, gab diese von sich und kniete sich neben ‚hren Gefangenen.
    Ken konnte sein Puls rasen fühlen und wie seine Atemzüge stetig kürzer wurden. Vorsichtshalber versuchte er noch weiter in eine andere Richtung zu rücken, musste aber feststellen schon in einer Ecke angekommen zu sein.
    „Du bist ein wirklich hübscher Junge“, flüsterte sie viel sagend.
    „Danke, das weiß ich selbst!“, kam es erwidernd und ablehnend von Ken zurück.
    Von jedem anderen hätte er dies sofort als Kompliment gewertet und sich gefreut., doch nicht bei ihr.
    „Wehr dich doch!“, zischte sie und hatte Kens Kinn gepackt, wollte ihn sich so zu ihr hochziehen. Dieser sah ihn ihren Satz einen Ansporn. Ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken, biss Ken sie ihn den Finger. Sofort packte den verzweifelten Jungen wieder die Angst und so drängte er sich noch weiter in die Ecke.


    Die Commandantin wollte schon zu einer Ohrfeige ausholen und schrie aufgebracht „Du elend..“
    Mitten im Satz stockte sie. Mit weit aufgerissen Augen wanderte ihr Blick zu dem Anhänger ihres Gefangenen. Aus dem seidenen Stoff des Kimonos blitzte ein Saphir.
    „Woher hast du den?“, forderte sie streng zu einer Antwort auf.
    „Das war ein Geschenk meines Freundes, warum?“, gab Ken schüchtern die
    gewünschte Information.
    „Wie heißt er?“
    „Der Name würde Ihnen nichts sagen!“, kam die Erwiderung.
    „Verrat ihn mir trotzdem, das ist ein Befehl“, fauchte die Commandantin.
    „Tama. Aber warum ist das denn wichtig?“ Dem verängstigten Jungen stiegen erneut Tränen der Angst in die Augen. Die ganze Situation war ihm einfach zuviel geworden – er wollte doch nur hier weg; wollte doch bloß ein ganz normales Leben führen.
    „Tama!“, wiederholte sie lang ausgesprochen und schien jede einzelne Silbe auf ihrer Zunge zergehen zu lassen. „Tama, also?“
    Langsam hatte sich Ken wieder gefasst „Ja, genau Tama. Sie meinen doch nicht, dass…“ Er schluckte schwer und sah sie angsterfüllt an.
    „Nein, Tama war nie bei Team Magma.“
    Ken fiel ein Stein vom Herzen. Eigentlich nahm er dies auch nie an, er kannte seinen verstorbenen Freund in und auswendig und erinnerte sich sofort an das Versprechen, welches sie sich gegenseitig gaben. Ein Versprechen auf dass das für eine Beziehung notwendige Vertrauen beruhte, denn es war das Versprechen sich nie anzulügen.
    „Aber, er war einer unserer Erzfeinde, dieser Saphir…“ Kurz hielt sie inne um über ihre Wortwahl nachzudenken „..ist etwas Besonderes und Tama gelang es immer und immer wieder ihn bei sich zu behalten und wo finden wir ihn jetzt? Bei einem verweichlichten Jungen. Den Wächter dieses besonderen..“ wieder pausierte sie kurz um nicht zuviel zu verraten – Es war gut möglich, dass dieser Junge von alledem nichts wusste „..Schmuckstückes muss es ganz schön erwischt haben, wenn er dir den Saphir anvertraut!“



    „Ich blicke da nicht mehr durch! Ich verstehe das nicht“, jammerte Ken nur und bat somit indirekt um eine nähere Erläuterung.
    „Ich weiß nicht wer du bist, es ist mir auch ziemlich egal, aber wie blöd muss er sein wenn er dir den Saphir anvertraut?“, lächelte sie zynisch bei diesen eiskalt ausgesprochenen Worten. Ken schnaubte verächtlich bei den Beleidigungen seiner großen Liebe.
    „War?“, fragte sie nach.
    „Aber für einen gewöhnlichen Saphir braucht man doch gar keinen Beschützer, er ist sicherlich kein Vermögen wert…“, wechselte ihr Gefangener rasch das Thema.
    „Wenigstens bist du nicht auf den Kopf gefallen. Nein Millionen ist er nicht wert, viel mehr. Jenseits von Geld!“
    Neugierig musterte sie ihn nun und genauso beruhte dies auf Gegenseitigkeit –was meinte sie mit ‚Jenseits von Geld?’
    „Sag mal, du gehörst nicht auch etwa der gleichen Organisation an, wie diese verdammte Nervensäge und dieser Kiyoshi?“
    Kurz überdachte Ken seine Antwort, schließlich entschied er sich doch einmal etwas zu wagen, ihm wohl bewusst, dass dies riskant war „Doch, ich bin Amayas Partner. Und sollte mir Etwas geschehen, wird Amaya nicht mehr so zimperlich mit euch umgehen!“


    Rasch nahm die Commandantin Ken den Saphir ab und steckte diesen zu sich in die Tasche.
    „Gib das sofort wieder her!“, schrie er sie ungehalten an. Im Moment war es ihm egal was es damit auf sich hatte. Einzig und alleine, dass der Edelstein ein Geschenk seines geliebten Tamas war, schien ihn nun zu interessieren. Mit verachteten Blicken, welche kurz ihrem verletzen Finger schweiften, und danach wieder ihren Gefangenen, verließ sie schließlich die dunkle Gefängniszelle. Wenigstens durch seine Gegenwehr hatte er ihr zuvor zeigen können, nicht alles über sich ergehen zu lassen.


    Sofort waren seine Gedanken wieder bei Tama angelangt –Er hatte ihn belogen! Nein, eigentlich nicht belogen, sondern wichtige Tatsachen verschwiegen. Ken vertraute seinem Liebsten immer blind, doch anscheinend beruhte dies nicht auf Gegenseitigkeit. Diese wirren Gedankengänge schüttelte der verwirrte Junge sofort wieder ab - so durfte er einfach nicht über Tama denken! Vielleicht war es eher eine Art Schutz ihm gegenüber gewesen, da dieser nicht sein ‚Engelchen’ in Gefahr bringen wollte? ‚So war es!’ kam Ken zu diesem Entschluss und beendete für sich selbst dieses Thema.


    **


    „Und Sie glauben tatsächlich, ich würde mich einfach in Handschellen legen lassen?“, fragte Amaya gelassen, wie ein wenig provozierend.
    „Amaya!“, rief plötzlich eine ihr allzu bekannte Stimme aus.


    Innerlich vor Freude jubelnd wandte sich die Agentin um, dennoch glaubte sie wieder einmal über ihren Gefühlen stehen zu müssen und sagte sarkastisch: „Na, Blondschopf, lässt auch lange auf dich warten!“ Zwei zweifelnde Augen in einem sanften Rotton sahen zu ihrer Partnerin hinüber. Schließlich umspielte ein leichtes Lächeln Kiyoshis Lippen. „Ach, willst du sagen, du wärest alleine mit der Situation zurechtgekommen. Lass dir doch von deinen Freunden einmal helfen.“
    „Ich brauche keine Freunde! Du bist höchstens mein Kampfpartner, aber nicht mein Kumpel und schon gar nicht ein guter Freund!“ Amayas Stimme klang arrogant und überheblich.
    „Naja wie auch immer, du änderst dich wohl nie.“ Mit diesem eigensinnigen Mädchen zu diskutieren, brachte nie etwas Gutes ein. Meistens stritten sie sich, jeder in seiner eigenen Weise. Kiyoshi traurig, enttäuscht, aber dennoch ehrlich und Amaya immer überheblich. Gab sie doch einmal ihre Gedanken preis, so waren diese beleidigend.


    Der Polizist erkannte Kiyoshi sofort und ließ so auch Amaya gehen. Er hatte einmal einen wichtigen Computercode gehackt und so das schöne Wiesenflur noch rechtzeitig vor einem Angriff von Team Aquas Seite gewarnt. „Spiel dich nicht wie ein Held auf!“, keifte seine Kampfpartnerin in ihrem Stolz verletzt, dass man nur ihn kannte und nicht auch sie.


    "Sag mal wo ist dieser Junge?", fuhr Kiyoshi unberührt fort.
    Ihre ametheystfarbenen Augen blitzten ungewöhnlich traurig auf. Genauso konnte ihr langjähriger Partner Verzweiflung in ihnen lesen. Recht stockend begann sie langsam zu erzählen, fügte dennoch am Ende hinzu seine Hilfe nicht zu brauchen.
    "Amaya wenn wir bis morgen Mitternacht Zeit haben, können wir noch immer in das Gebäude von Team Magma einbrechen." Kiysohi legte ihr vertrauenswürdig beide Hände auf die Schultern und veranlasste dadurch, dass sie sich ein wenig besser fühlte. Ein zögerliches Nicken ihrerseits bejahte seine Idee. "So habe ich dich noch nie erlebt...so besorgt...!", lächelte ihr Kollege ihr zu.
    Ein Protest hätte zu nichts geführt und so gestand Amaya es sich zum Ersten Mal selbst ein.
    Kiyoshi überlegte ein wenig. Sollte er diese Frage denn stellen? "Liebst du ihn?"
    "Ich weiß es nicht", antwortete sie zögerlich.
    Diese Frage war ihr unangenehm und so lange sie auch versuchte es zu verstehen, die Gefühle zu interpretieren....sie wusste es einfach nicht. Noch nicht.
    "Mir würde so eine Gefangenschaft nichts ausmachen, aber ich bin ja auch nicht so sensibel und zerbrechlich", begründete sie, versucht recht neutral zu wirken.
    "Du redest sonst nie so über Andere. Mach dir keine Sorgen, denn ich denke er ist schon ein wenig widerstandsfähiger als du denkst."
    "Wartet nur Team Magma, ich mache euch die Hölle heiß!", rief sie siegessicher aus, bevor sie sich mit Koyshi an das Pläneschmieden machte.


    **
    Auch wenn für Ken das Thema zur Ende war, so konnte er doch nicht verstehen warum Tama ihm kein Sterbenswörtchen darüber verraten hatte. Hatte er wirklich so wenig Vertrauen in ihn gesetzt- nein bestimmt nicht. Zu gerne hätte der verwirrte Junge mit seinem Liebsten gesprochen....

  • Hikaru? Stand im Steckbrief nicht irgendetwas davon, dass Ken viel Lichtmagie besitzt? Seine Mutter musste hellseherische Kräfte gehabt haben!Wenn sie ihn nach dem Licht benennen wollte, und er Lichtmagie hat, wäre das passend gewesen.
    Wow! Wieder ein tolles Kapitel! Und Amaya hat indirekt zugegeben, dass sie Ken liebt! Ich wusste es! War ja auch nicht zu übersehen.
    Du baust sehr geschickt Geheimnisse in deine Story ein, die sich langsam aufklären. Jetzt kommt z.B. das Geheimnis um Tama. *Schon wieder neugierig sei* Ken ist wirklich enttäuscht, dass Tama ihm nichts erzählt hat, aber vielleicht durfte er es ja nicht.
    Und ich will nicht wissen, was Team Magmas Commandantin mit Ken gemacht hätte... Aber hat nicht eigentlich Team Aqua eine Commandantin und Team Magma einen Commandant?
    Freue mich jedenfalls wieder auf neue Kapitel, mfG Foli

  • Nein, ist bloße Symbolbedeutung. Eine Commandantin von mir wird auch Rin heißen, und ihre Eltern konnten ja nicht schon bei der Geburt wissen, dass ihre Tochter einmal so kaltherzig sein wird.


    Puncto pro Commandantan: die Story spielt ja zehn Jahre vor Satoshi. Da werden die Teams noch von meinen eigenen Leuten besetzt XD
    So, jetzt ist doch das 'Echte' da. ^^



    Kimi no soba de - always by your side



    Ken spürte unter sich feinsten Stoff und Wärme umgab ihn. Doch wie konnte das sein? Er war doch gerade noch am harten Boden gelegen. Deutlich konnte er noch die Anwesenheit einer zweiten Person spüren. Es fühlte sich fast so wie der Traum damals an, indem Tama sich bei ihm verabschiedet hatte - Nein es war kein Traum, da war er sich sicher! Auch dieses Mal glaubte er sich nicht in einen Traum zu befinden.


    Zärtlich fuhr eine Hand unter seinen Kimono, welchen er noch immer trug, und schließlich seinen Rücken entlang.
    „Engelchen.“ Diese wohl bekannte Stimme drang in sein tiefstes Inneres vor und ließ dieses wohlig erschaudern.
    Zögerlich öffnete Ken die Augen - War das wirklich Tama? Warum tat er ihm dies an? Er hatte doch gerade gelernt ohne ihn zu leben! Vor ihm erschienen bernsteinbraune Augen, welche Kens Herz dazu veranlassten schneller zu schlagen.
    „Tama?“, fragte er nach, konnte es zugleich nicht verhindern, dass durch in die Augen steigende Tränen ihm das Bild verschwamm.
    Neugierig betrachtete er seinen Freund, welchen bloß eine fließende Seidendecke bedeckte. Dennoch lag in keinem der Beiden Scheu.
    „Warum so zurückhaltend?“, ertönte Tamas sanfte Stimme.
    „Tama!“, rief er schließlich überglücklich aus und fiel seinem Liebsten schluchzend in die Arme.
    „Ich habe dich so vermisst, du kannst dir nicht vorstellen wie sehr.“


    Dieser strich ihm die Tränen aus den Augen, hob sanft sein Kinn hoch und funkelte ihn verliebt an, sich an den Anblick seines Freundes erfreuend.
    „Du siehst ein wenig erwachsener aus und du bist so wunderschön.“
    Ken erwiderte nicht, es brauchte keine Worte zwischen ihnen. Tama wusste auch so wie sehr er sich über dieses Kompliment freute. Obwohl er wusste, dass sein Liebster sich in den Menschen Ken, in seine Seele, verliebt hatte war er dennoch froh, dass auch auch sein Körper für Tama begehrenswert war.
    Jenes Finger tänzelnden den zierlichen Körper des von ihm geliebten Jungen entlang. Sie kamen für ihn einer lauen Sommerbrise gleich. Mit Freuden beobachte Tama wie sein Engel die Augen schloss und sich den sanften Berührungen hingab.


    Bei seiner schlanken Taile hielten die Finger des brünneten Jungen schließlich inne und er kuschelte Ken an sich.
    „Ich muss dich etwas fragen“, nuschelte dieser, während er sich zufrieden an Tama schmiegte.
    Zufrieden konzentrierte er sich auf Tamas Atem neben seinem Ohr. Das verliebte Pärchen lag oft an Abenden einfach nur einandergekuschelt da, schwiegen oder redeten miteinander.
    „Was denn? Alles was du willst.“
    „Ich weiß, dass du mich so nennst, weil du mich liebst, aber hat es nicht noch einen anderen Grund warum du mich Engelchen nennst?“
    Erwartungsvoll sah er seinen Geliebten an, sodass dieser gezwungen war ihn in die Augen zu sehen.
    Jener schmunzelte. „Du warst ja schon immer ein helles Köpfchen. Ja, den gibt es sehr wohl.“
    „Verratest du ihn mir auch?“ Ken zog fragend, sowie ein wenig neckend, eine Augenbraue hoch.
    „Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass in dir verborgene Kräfte stecken?“, fuhr Tama fort.
    Er sah ihn unglaubwürdig an. „Ich doch nicht, ich bin doch nur…“
    „Hör auf! Du bist etwas ganz Besonderes!“, erwiderte Tama.
    Ken sah ihn noch immer ein wenig unglaubwürdig an. „Und was wäre das…“
    „Du wirst es erfahren, wenn die Zeit reif dafür ist!“
    Was war mit ihm los? Er war sonst immer so direkt zu ihm gewesen und nun sprach er wortwörtlich ihn Rätseln.
    Sofort wollte Ken protestieren, doch Lippen, welche die Seine versiegelten, unterbrachen ihn und ließen keine Kompromisse zu. Das lang schon vermissten Gefühle von Geborgenheit, Wärme und Liebe breitete sich in ihm aus. Er schloss genüsslich die Augen und erwiderte Tamas Zärtlichkeiten - dieser Moment sollte nie vergehen. Nie wieder! Wie sehr hatte der seit dem Tamas Tod einsame Junge sich gewünscht am nächsten Morgen aufzuwachen und von Tama erneut bedingungslose Liebe erfahren zu dürfen? Langsam wich Tama einige wenige Zentimeter zurück, blieb aber so nahe, dass Ken seinen warmen Atem spüren konnte.
    „Ein Kuss ist ja bekanntlich die höflichste Art, jemanden zu unterbrechen und ihn von seinem eigentlichen Vorhaben abzubringen“, lächelte er.
    „Und … gelungen?“, fragte Tama nach, während sein Herz bei diesem Lächeln Luftsprünge vollführte.
    „Yupp, und wie.“
    Von einer Sekunde zur Anderen wurde Ken wieder ernst. „Lass mich nie wieder alleine, bitte!“
    „Du weißt, dass das nicht geht.“


    Ken sah sich kurz um. Sie lagen auf einem Bett. Einige Kerzen schenkten ihrer Umgebung dezentes Licht und tauchte sie in warme Farben.


    Er ließ den Blick über den allzu leicht bedeckten Tama schweifen. Bestimmend, aber dennoch ein wenig zaghaft, strich dieser bedächtlich die Seidendecke von dem wohlgeformten Körper seines Freundes. Bernsteinbraune Augen funkelten verwirrt auf – so hatte er seinen Engel noch nie erlebt … so verführend.
    Sich seiner Sache sicher rückte er ein wenig näher an Tama und legte diesem die Arme um den Hals.
    „Wie lange kannst du hier… bei mir… bleiben?“, hauchte Ken seinem Liebsten ins Ohr und verwirrte diesen somit durch sein Verhalten.
    Jede dieser wunderschönen Sekunden mit ihm würde sich ewig in Kens Gedächtnis einprägen. Die einzige Sache, die in diesen Stunden zählte, war das hier und jetzt!
    „Vier… fünf Stunden, wenn du willst."
    „Natürlich will ich das.“


    Ken ließ sich, mit dem Wissen aufgefangen zu werden, sorglos zurückfallen. Zuverlässig stützen ihn zwei Hände am Rücken und ließen den zierlichen Jungen langsam auf die edlen Stoffe gleiten – bei ihm konnte sich jener fallen lassen und sich trotzdem sicher sein aufgefangen zu werden.


    Auch wenn es bedeuten würde, dass Ken ihn nachher noch mehr vermissen würde, so wollte er doch sich darauf einlassen.
    Eine Woche vor Tamas Tod hatte sein Freund die klaren Annäherungsversuche zurückgewiesen und bereute es so auch im Nachhinein. Ken war damals knappe vierzehn Jahre alt gewesen und kein Interesse gehabt. Es hatte ihm gereicht von Tama liebevoll berührt zu werden und jener ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Er hatte sich noch nicht erwachsen genug gefühlt, noch nicht erwachsen genug um dies in allen Phasen genießen zu können.


    Tama sah auf das entspannte Gesicht seines Engels und lächelte liebevoll. Er schien sich ihn vollends anzuvertrauen. Weder Angst noch Scheu lag in seinem Blick, er vertraute Tama.
    Erwartend schloss dieser die Augen und lud mit einer Handbewegung seinen Freund ein näher heran zu kommen. Tamas Finger zupften fordernd an dem Obi.
    Schließlich umfassten abermals zwei Hände den sensiblen Jungen und zogen ihn zu Tama auf den Schoß. Er nahm die Schleife des Obi und öffnete diese langsam. Eines Snobilikat gleich schmiegte sich jener enger an den Brünneten. Tiefe blaue Augen zogen Tama in den Bann. Langsam erwiderte er die liebenden Blicke seines Freundes. Gleichzeitig legte Ken einladend den Nacken frei um diesen von hauchsanften Küssen bedecken zu lassen.
    Sein Geliebter war ein wenig unsicher geworden, die Verhaltensweise des von ihm geliebten Jungen war ihm neu.


    „Ich liebe dich, Engelchen.“ Tamas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und doch konnte die Person, die von je her ihm am Wichtigsten war, die Liebe und Wärme deutlich heraushören.


    Die zärtlich gehauchten Worte sowie Tamas Berührungen lösten in Ken wieder angenehme Schauer aus und er wünschte sich für immer und ewig bei seinem Liebsten sein zu können.


    Ken ließ sich rücklings auf das Bett sinken. Bersteinbraune Augen sahen ihn unsicher an. Seine Hand strich bedächtig langsam den Stoff des Kimonos zur Seite.
    Von Moment zu Moment mutiger werdend wanderte seine Hand zu Kens Bauch und zog sanfte Kreise auf der schon fast marmornen Haut. Tausend kleine Schmetterlinge schienen ihre Flügeln auszubreiten und davonzufliegen. Ein wohliger Seufzer verließ Kens Kehle.
    Tama strich den fliederfarben Stoff des Kimonos von seinem Körper, legte diesen behutsam zur Seite. Sein Blick ruhte liebevoll auf seinem Engel. Durch die behaglichen Flammen der Kerzen erschien ihm die weiße Unterkleidung des Kimonos leicht durchscheinend.
    Nicht bloß Ken begierte auf die zarten Berührungen. Auch Tama wollte den zierlichen Körper des von ihm geliebten Jungen berühren, erforschen, ihm schöne Gefühle schenken.


    Er schob langsam den störenden Stoff zur Seite, küsste jedes Stückchen Haut, das er freigelegt hatte.
    Tama wusste nicht wie lange er sein Engelchen schon mit Zärtlichkeiten verwöhnt hatte, doch dieses Mal würde man dem verliebten Paar die benötigte Zeit lassen.
    Es verwirrte Tama nicht, dass Ken dies alles still genoss. Bloß ab und an seufzte sein Engelchen wohlig, doch er wusste wie sehr er sich gewünscht hatte auf diese Art und Weise von ihm berührt zu werden.


    Tama küsste ihn, bevor er ein wenig zurückwich um den Anblick von Kens entkleideten Körper zu genießen. Es war freilich nicht das erste Mal, dass er ihn nackt sah, doch im behaglichen Licht der Kerzen erschien er ihn noch begehrenswerter als sonst. Sie unterstrichen seine Zerbrechlichkeit, ließen Tama im Glauben seine Haut wäre zerbrechliches Porzellan.
    "Du bist so wunderschön, Engelchen."


    Kens Augen verrieten seine Liebe gegenüber Tama und seine aufgeflammte Leidenschaft. Ihm entging dies nicht und er spürte sein eigenes Begehren. Doch es suchte ihm erneut Unsicherheit heim, als Ken ihn mit einer Handbewegung einlud noch näher zu kommen, als er seine Beine um Tamas Hüften schlang.


    Er wollte seinem Engel keinen Schmerz zufügen.


    Tamas Stimme war bloß ein leises Flüstern. „Ken, hast du Angst?“
    Sein Engel schüttelte bloß den Kopf. Er nahm Tamas Hand und küsste die Kuppe seines Fingers. Es war bloß eine so kleine Berührung, und doch verspürte er ein angenehmes Kribbeln.
    „Du solltest auch keine Angst haben, ich vertraue dir.“ Auch Kens Stimme war ein kaum hörbares Hauchen.
    Tama strich zärtlich seine Körper entlang, empfand jeden Kuss, den er ihn auf seine Haut geben durfte, als Geschenk.
    Seine Hand fuhr durch das im Licht der Flammen bronze gefärbte Haar, ließ es wie wertvolle Seide durch seine Finger gleiten.
    Kens Blick war die ganze Zeit über in die liebenden, bernsteinbraunen Augen vor sich gerichtet. Er legte die Hände auf seine Schultern, wollte sich ihm ganz hingeben, wollte ganz ihm gehören.


    Das flackernde Licht der Kerzen verriet die Geschichte von zwei Seelen, die sich nie trennen wollten, verriet von aufrichtiger Liebe, erzählte von zwei Körpern, die sich in inniger Liebe vereinten.


    Dem Liebesspiel folgte wohlige Ruhe. Der zierliche Körper wurde von dem Größeren in den Arm genommen, es wurde ihm ein sanfter Kuss auf die Lippen gehaucht.
    In einer inniger Umarmung lagen sie beisammen, sich gegenseitig liebende Blicke zuwerfend, sich über die Nähe des anderen freuend. Einige Tränen perlten Kens Wange entlang, landeten auf der Hand seines Geliebten. Es waren Tränen des vollkommenen Glücks.
    „Ich liebe dich, Ken“, hauchte Tama den vor etwas längerer Zeit ausgesprochen Satz und wurde mit einem warmen Blick sowie einen liebevollen Lächeln belohnt. Er unterbrach das lange Schweigen beider, welches aber keineswegs unangenehm gewesen war. Viel mehr zeugte es von ihrer Liebe. Es brauchte keine Worte zwischen ihnen.
    Der sich wie im Paradies fühlende Junge lehnte sich wieder an Tama und nuschelte ein: „Ich dich auch.“
    Es war ein wunderbares Gefühl nichts, wirklich nichts, zu bereuen. Er fühlte seine Liebe zu Tama noch inniger, wenn er in diesen Momenten bei ihm lag. Dessen Engelchen schloss kurz die Augen und ließ seine Hand den entkleideten Körper seines Liebsten entlang gleiten. Tama seufzte leise, es war ein schönes Gefühl für Ken auch einmal Zärtlichkeiten, schöne Gefühle, schenken zu können. Kens Hand ruhte auf dem Bauch seines Geliebten. Seine Finger fuhren die sich leicht abzeichnenden Muskeln nach. Für kurze Zeit schloss er die Augen und vergrub seine Nase in Tamas Halsbeuge, vernahm die herb männliche Duftnote seiner Haut.
    "Du riechst auch gut", meinte er sodann leicht lächelnd mit flüsternder Stimme. "Sehr gut sogar." Er vernahm den angenehmen Duft von Kirschblüten und Lavandel.
    Ken hob den Kopf, sah Tama in die Augen.
    Dies war das erste Mal, dass er die Initative ergriff und seinen Liebsten küsste. Tama war zuerst ein wenig überrascht, aber ließ es geschehen, schien Gefallen an seinem Verhalten zu finden.


    „Wie geht es dir eigentlich, seit…“, fragte er, wollte reden. Er keuchte ein wenig. Der leidenschaftliche und doch so sanfte Kuss war wirklich atemberaubend. Tama wagte es aber dennoch nicht den Satz zu beenden.
    „Es wird von Tag zu Tag leichter, auch wenn ich dich noch immer sehr vermisse.“ Ohne ersichtlichen Grund brach Ken in Tränen aus. „Ich fühle mich so…schäbig und…“
    Tamas leichte Umarmung wurde inniger.
    „…ich habe mir geschworen für immer und ewig nur dich zu lieben, aber da ist dieses Mädchen, ich liebe dich noch immer so sehr, aber…“
    „Sssccchttt, ist doch in Ordnung so. Ich möchte doch, dass du glücklich bist und du sollst mir nicht ewig nachtrauern, das habe ich dir doch einmal gesagt, nicht?“
    Zögerlich nickte Ken und schien sich wieder langsam zu beruhigen.


    „Tama, wie …oder warum… bist du eigentlich bei mir. Ich freue mich sehr darüber, keine Frage, aber, ist es nicht deine Aufgabe mir vielleicht mir etwas über den Saphir erzählen?“, wechselte er das Thema.
    Augenblicklich herrschte Stille. Tama schluckte den vermeintlichen Kloß, welcher in seinem Hals zu sein schien, hinunter und antwortete: „Aber ich will nicht, dass du in diese gefährliche Sache mit hineingezogen wirst, aber ja deswegen bin eigentlich bei dir...“
    „Das bin ich schon“, erwiderte Ken rasch.
    „Wodurch?“, wollte er entsetzt wissen – Ken würde sich nur in Gefahr begeben, doch Tama wollte ihn doch in Sicherheit wissen.
    So erzählte Ken ihm von den vergangenen Wochen und so auch von Amaya.


    „Na gut, jetzt höre zu und bitte, um meinen und deinen Willen, befolge das auch. Dieses Saphir ist der Schlüssel zu deiner eigenen, inneren Kraft. Er formt deine Wünsche in Energie um oder auch in das was du dir gewünscht hattest. Aber versuch niemanden wieder zum Leben zu erwecken, hörst du?“
    Ken wich den fordernden Bersteinen vor ihm aus. Als er die Worte vernahm, dass dieser machtvolle Edelstein all seine Wünsche in die Wirklichkeit umsetzten, so dachte er sofort daran Tama wieder zu sich zu holen.
    „Engelchen bitte!“
    Ken nickte widerwillig.


    Lange Zeit herrschte Schweigen und der im Moment überglückliche Junge genoss die Streicheleinheiten seiner großen Liebe, während seine Hände selbst Tamas Körperkonturen abfuhren.


    „Du weißt ich kann nicht mehr lange bleiben“, ertönte Tamas Stimme neben Ken so sanft, dass dieser nicht einmal in der Lage war darüber Tränen zu vergießen. Er wusste genau welche Sache ihm jetzt bevorstand - Tama würde sich von ihm verabschieden, schließlich konnte er ja wirklich nicht ewig in dieser Zwischenwelt verweilen.
    Langsam setzte sich Ken wieder auf und küsste 'seinen' Tama nochmals innig, kostete diesen wieder für lange Zeit oder gar für alle Zeiten vermeintlich letzten Kuss in volllen Zügen aus. Diese Momente, diese letzten vergangenen Stunden, mit ihm würden ihn immer in Erinnerung bleiben.


    „Danke, Tama“, flüsterte er schließlich. „Für alles, dafür, dass du mir zwei wunderschöne Jahre mit dir geschenkt hast, für deine Liebe und für das hier jetzt ..und einfach alles, aber ich will dich bei mir haben.“
    Tama wusste nicht wie er antworten sollte und so schwieg jener. Rasch hatte Ken ihn umarmt. Es war ein seltsames, und zugleich so schönes, Gefühl für Tama nicht derjenige zu sein, der ihn liebevoll in die Arme schloss. Sein Engel hatte nicht nachgedacht, hatte sich diesem Impuls hingeben. Tama schmunzelte. Er wusste doch schon längst, dass dieser nicht der schwächere Teil der Beziehung war und jener war sich dessen auch bewusst. Es hatte nur gedauert bis Ken dies verinnerlichte.


    Langsam spürte Ken wie sich Tamas Aura langsam auflöste. Rasch schlug er die Augen auf und sah in zwei liebevolle Bernsteine und dieses Gesicht, welches er nie vergessen würde. Dieses Bild prägte sich in sein Gedächtnis.
    „Tama, nicht…nein…“, flüsterte Ken.
    Eine warme Hand fuhr nochmals die Wange seines Liebsten entlang. Tama sagte nichts mehr, er sah Ken nur an und doch sagten diese Blicke mehr als es tausend Wörter je getan hätten.


    Ken wusste, als er die Augen aufschlug nur allzu gut, wieder alleine zu sein - Tama nicht mehr bei sich zu haben. Doch dieses Erlebnis betrachtete er dieses Mal als eine Art Geschenk und er nahm es dankbar an.


  • Ich habe ja das "richtige" Kapitel gelesen und kann nur sagen: Hier im BB geht einiges an guter Schreibweise verloren. An dieser Stelle werde ich nicht zu sehr auf das "richtige" Kapitel eingehen, da ich weiß und denke, dass *~Charizard~* ihre Gründe hatte, es hier nicht hineinzustellen. Nur noch eines: Mich hätte es bestimmt erheblich mehr Überwindung gekostet, dies Kapitel zu schreiben.
    Das Kapitel hier war auch sehr schön, wie ich schon sagte geht aber viel gutes verloren, und ich will jetzt endlich mehr wissen! *Vor Neugier an den Fingernägeln knabber* Was hat es mit dem Stein auf sich? Außerdem bin ich dafür, dass Ken endlich Tama vergisst und einsieht, dass das Leben mit Amaya weitergeht. Obwohl ich ja auch diesen Kiyoshi mag. Wie immer erwarte ich freudig das nächste Kapitel, mfG Foli

  • Ein Neuanfang



    Grelles Licht fiel gebündelt durch die schmalen Eisengitter ein und weckte den Gefangenen Team Magmas. Es schienen nicht die ersten Sonnenstrahlen des Tages zu sein, da sie an ihrer Morgenröte verloren hatten und nun gleißend hell waren. Ken schallte sich in Gedanken selbst so lange geschlafen zu haben, er wollte doch noch vor Sonnenaufgang sich mit allen Mitteln versuchen zu befreien. Außer Frage stand für ihn mittlerweile, dass er Amaya blind vertrauen konnte. Er war ihr wichtig geworden und ihn würde sie wohl nicht aufgeben. Und er empfand etwas für sie. Nein seine Menschenkenntnis sagte ihm, sie würde ihn nicht im Stich lassen, doch wenn er es gelang selbstständig zu entkommen, wäre die blaue Kugel auch weiterhin in sicheren Gewahrsam gewesen. Nun galt es zu handeln und keine Zeit mehr zu verlieren.


    Mit Freuden bemerkte er seine Hände und Füße wieder frei bewegen zu können, anscheinend hielt Team Magma es nicht für nötig ihn weiterhin zu fesseln, da die steinerne Tür von außen versperrt war. Durch ein Sichtloch entdeckte er sogleich auf einem nah gelegenen Tisch seine Pokebälle.


    Sein Blick wanderte aufmerksam durch den von sich abgetrennten Raum, es schien kein Mitglied Team Magmas zur Stelle zu sein. Ein perfekter Augenblick zu fliehen!?
    „Entoron, hey hörst du mich?“, flüsterte er.
    „Entoron!“
    Ken wagte es seine Stimme ein wenig zu erheben. Verstohlen sah er zur Treppe hinüber, prüfend ob ihn jemand vernahm.
    „Entoron!?“
    Wieder blickte er ängstlich zum Ausgang hinüber, doch niemand kam.


    Augenblicklich erhellten sich die Gesichtszüge des verzweifelten Jungen. Der Ball wippte an seinem Platz hin und her.
    „Entoron?“, fragte Ken noch einmal wispernd an. Wieder bewegte sich der Pokeball.
    „Sag mal findest du das lustig? Jetzt komm raus da! Wenn ich dich frage, ob du mich hören kannst, dann heißt es, dass du aus deinem Ball kommen sollst!“
    Seine Nerven lagen ohnehin schon blank, und dann trieb sein Pokemon noch solch eigenartige Späße mit ihm. Ein lautes Klicken ertönte und kurz darauf befreite sich ein Energiestrahl, welcher nach einigen Sekunden Entoron geformt hatte. Mit einem heftigen Wasserschwall in Form einer Hydropumpe war auch Kens Problem namens Tür beseitigt worden.
    „Danke, Entoron!“
    Kurz fiel sein Trainer ihm um den Hals und war dem Pokemon unendlich dankbar.
    „Entoo-roon!“, ermahnte das Wasserpokemon, schließlich war dies weder der richtige Augenblick noch der rechte Ort sich zu bedanken. Rasch nahm Ken sich auch die restlichen Pokebälle und prüfte den Raum auf weitere Fluchtmöglichkeiten. Eigentlich wollte er anfangs die Treppe benutzen, doch dies war wohl der Hauptausgang und so bestand auch die größte Chance entdeckt zu werden.


    Eine abgelegene Tür erfasste seine Aufmerksamkeit. Was auch immer dahinter wäre, es war allemal besser als die Haupttreppe zu nehmen. Vorsichtig lehnte er eine Hand gegen die Tür und spähte in die schier verlassene Kammer. Zögerlich betrat er die stockdunkle Kammer, gefolgt von Entoron. Einfallendes Licht ließ Konturen von Kisten, Pokebällen und Team Magma Uniformen ersichtlich werden. Team Magma Uniformen! Ein verschmitztes Schmunzeln umspielte Kens Lippen.
    „Mach da bitte wieder zu!“, flüsterte er und deutete auf die Tür.
    Sogleich nickte das Wasserpokemon energisch und verschloss die Tür wieder von innen. Auch wenn der Gefangene Team Magmas alleine war, so hämmerte sei Herz wild gegen den Brustkorb, schließlich hätte jeden Moment ein Handlanger dieser Verbrecherbande erscheinen können.
    „Entoron, darf ich dich bitten, mir den Obi zu öffnen?“
    Verwunderte, rubinrote Augen sahen den Trainer an. Ken hielt bloß die Uniform vor sich hoch und zwinkerte dem Pokemon zu.Er war auch ohne Tama oder Amaya in der Lage sich selbst zu helfen! Entoron verstand und öffnete sofort die Schleife.


    So rasch wie es bei einem Kimono nur möglich war, versuchte er sich aus diesem wirren Kleidungsstück mit den scheinbaren hunderten von Einzelteilen zu schlüpfen.


    Die ganze Zeit über musste er an Tama denken. Kurz schaffte er alles um sich herum zu vergessen und an seine letzte Begegnung mit seinem Liebsten zu denken. Er schloss die Augen und spürte für einige Momente nochmals Tama neben sich, die sanften Berührungen, die ehrlich und lieb gehauchten Worte sowie die Wärme und Geborgenheit, welche von ihm ausging verankerte sich tief in seinem Gedächtnis. Doch gleichzeitig wunderte er sich über sich selbst; er verstand sich selbst nicht mehr! Das Gefühl des Schmerzes, Hoffnungslosigkeit und der Schwäche war kaum mehr spürbar.
    Ken lächelte leicht bei dem Gedanken an letzte Nacht. Seine Unschuld gehörte bloß Tama, den Jungen den er liebte. Es war richtig so. Auch wenn es ihm ein wenig schmerzte...Ken bereute nichts.


    Mitten in diesen Gedankengängen entledigte er sich auch seiner Unterkleidung, die dem Kimono angehörte. Diese traditionelle Kleidung war ohne Zweifel wunderschön anzusehen, doch im Moment einfach nur ein weiteres Hindernis. Sie verbrauchte einfach zu viel seiner kostbaren Zeit. „Entoron, reichst du mir das Oberteil?“ fragte er mit flüsternder Stimme und deutete auf die Uniform.


    Ja...vielleicht waren es seine Worte. Ken fühlte sich lange nicht mehr so alleine und verlassen wie zuvor. Es war die Sicherheit, dass Tamas Liebe ebenfalls nicht verloschen war. Und es war die Bestätigung, dass es in Ordnung war sich nochmals zu verlieben. Nein! Tama wollte dies sogar; wollte doch einfach sein 'Engelchen' glücklich sehen. Und dies würde fortan auch sein...


    Rasch schnappte er sich noch die Hose und schlüpfte in ihr hinein. Aber den edlen Stoff wollte er andererseits ebenfalls nicht hier lassen. Erfreut fand er in einem dunklen Eck einen Rucksack und stopfte die Einzelteile des Kimonos hinein, sowie seine restlichen Pokebälle in einer kleinen Hüfttasche verschwanden.
    „Komm zurück, Entoron, wir fallen sonst auf.“
    Sich die Kapuze des roten Gewandes tief in sein Gesicht gezogen verließ er schließlich wieder die dunkle Kammer. So konnte er auch die Haupttreppe passieren. Neugierig wanderte sein Blick durch die schier endlosen Korridore des Hauses. Offenbar befand er sich in einem alten Lagerhaus. Zuminderst glaubte er dies anhand der spärlichen Beleuchtung. Auch die Mauer aus Gestein sprach für sich. - Wo wohl das Zimmer des Vorstandes war?
    Ken brauchte den Saphir wieder…


    **


    „Amaya das musst du alleine machen.“ Kiyoshi faltete eine Karte des alten Gebäudes vor sich aus und deutete ihr den Weg.
    „Als ob ich Hilfe brauchen würde!“, erwiderte die Agentin spöttisch.
    Ihr Partner wollte ihr noch viel Glück wünschen, doch sofort meinte sie dies nicht zu brauchen. Was zähle sei doch ihr Können!
    Bevor Kiyoshi ihr antworten konnte drängte sie sich auch schon in den schmalen Luftschacht des Gebäudes. Mit den genauen Bildern der Karte in ihrem Kopf kroch sie die engen, dunklen Schächte entlang. „Du bist mir etwas schuldig!“ murmelte sie sich selbst kaum hörbar zu und dachte sich währenddessen was ihr Schwarm ihr geben könnte. Amaya schmunzelte bei den Gedanken der in ihr aufkam, sie würde einfach einen Kuss einfordern.


    **


    „Der Gefangene ist verschwunden!“, vernahm Ken nun die aufgeregte Stimme eines Handlangers von Team Magma.
    Sich immer und immer ermahnend er müsse bloß ruhig bleiben schritt er weiter die Gänge entlang. Solange die Kapuze mehr als die Hälfte seines Gesichtes bedeckte brauchte er doch eigentlich nichts zu befürchten, oder doch?
    „Hey du!“, kam eine in einer vorstandähnlichen Uniform gekleidete Frau auf ihm zu. „Du bewachst die Außentüren!“
    ‚Das ist die Chance!’, fuhr es Ken durch die Gedanken, doch wie wollte er dann zu seinem Saphir kommen?
    Ihren Blickes nach zu Urteilen forderte sie sofort eine Antwort an.
    „Jawohl..“, flüsterte er mit gepresster Stimme, die eigentlich seine Aufregung verbergen sollte, aber es dennoch nicht tat. Sofort dachte er an Amaya, sie würde sich sicherlich nicht so unprofessionell verhalten wie er es tat. Sie würde keine Gefühlsregung zeigen.
    „Na geh schon!“, keifte die Frau. Ken nickte widerwillig und ging langsamen Schrittes in einen anderen Korridor. Kaum war der Blickkontakt erloschen, hastete der sich als Team Magma Mitglieder ausgebende Junge wieder zum Hauptgang. Schüchtern spähte er nach allen Seiten, ob sie nicht doch zurückkomme. Doch an diesem Tag meinte das Schicksal es wohl einmal gut mit ihm.


    Eine Frau zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie war eindeutig diejenige, die ihn den Saphir abgenommen hatte. Ohne über weitere Konsequenzen nachzudenken lief er hinterher. Mitten im Laufen überlegte er wie an diesen mächtigen Edelstein wieder herankommen sollte, doch kaum kam eine Idee auf wurde sie sofort wieder verworfen. Eine erschien ihm unsinniger als die Andere.


    „Was willst du?“, fragte diese nun schroff. Ihren Kopf wandte sie nur halb zur Seite und Ken zog die Kapuze augenblicklich noch tiefer in sein Gesicht.
    „Der Boss…er hat mich beauftragt den Saphir… ihm zu bringen!“, stotterte er. Obwohl er seine Stimme so gut wie möglich verstellte, glaubte er einem kritischen Blick unterzogen zu sein.


    Kens Nerven waren zum Zerreißen angespannt und so schickte er ein Stoßgebet zum Himmel. Wann hatte er dies zuletzt getan? Seit Tamas Tod suchte er abwechselnd in sich und in Arceus einen Schuldigen, doch seit vergangener Nacht schloss der vom Schicksal gepeinigte Junge auch mit ihm seinen Frieden und so auch mit sich selbst. Tama machte ihm so einiges klar. Es lag vor ihm doch Ken schaffte bis dato nicht durch diesen Schleier, welcher sich über seine Gedanken gelegt hatte, hindurch zu sehen. Von Tag zu Tag legte er sich, aber dennoch war dies nicht rasch genug.



    Eine kalte Stimme riss ihn seinen Gedanken „Gut dann werde ich ihn persönlich den Saphir überreichen.“
    Dies durfte nicht geschehen – nein er brauchte den Edelstein.
    „Nein, das werden sie nicht!“, rief Ken unüberlegt aus und riss ihr den Saphir aus der Hand.
    Sofort hatte sie ihm die Kapuze vom Kopf gezogen.
    „Du haltest dich wohl für besonders schlau?“, lächelte sie überheblich. Es gab Momente in denen Ken sich ohrfeigen hätte können. Dies war einer derjenigen. Warum konnte er sich nicht einfach stillschweigend zum Ausgang begeben? Warum hätte er sich den Saphir nicht einfach später holen können? – Im Nachhinein ist man ja bekanntlich immer klüger!


    **


    Zu Amaya drangen aufgebrachte Stimmen durch. Vorsichtig lugte sie durch das Gitter hindurch. Team Magma Mitglieder liefen alle in eine Richtung. –Was dort wohl los war? Dann blickte sie auf die leer stehende Gefängniszelle, weit und breit die einzige die es hier gab.
    „Idiot!“, murmelte sie böse und öffnete sofort das Gitter unter ihr. Als niemand mehr zu sehen war sprang sie hindurch und hastete so den anderen nach. Hinter einer ihr ausreichend Schutz bietenden Ecke verfolgte sie das Geschehen. Zuerst sah sie bloß Team Magma Uniformen, doch dann erblickte sie auch rotes Haar im Menschengewirr.
    „Reptain, los geht’s!“


    Ken hielt in seiner Bewegung inne. Dort stand Amaya! – Sie war gekommen um ihn zu retten!
    Bei diesem Gedanken wurde ihm warm ums Herz. Sie erwiderte anscheinend seine Gefühle. Sofort legte sie sich einen Finger auf ihren Mund um ihn anzuzeigen er solle nun still sein.


    „Reptain, Kugelsaat!“, rief die Agentin sodann aus. Ein Hagel aus Energiekügelchen ging auf die Team Magma Mitglieder nieder und erzeugte die nötige Aufregung um Ken entkommen zu lassen. Augenblicklich war er zu Amaya gelaufen.
    „Kommt beide!“, gab sie weiter Befehle und blickte auch zu Reptain hinüber. Amaya riss eine nahe gelegene Tür auf, welche nach Draußen führte.


    Ken wurde langsamer, doch seine Begleiterin zog den Jungen unbarmherzig mit sich. Nach einer langen Strecke ließ er sich gegen einen Baumstamm fallen und konzentrierte sich darauf wieder regelmäßig zu atmen.


    „Du hast …mich…gerettet! Danke Amaya“, presste er zwischen zwei Atemzügen keuchend aus.
    „Leichtigkeit, ja glaubst du denn ich lass dich verrecken?“, fragte sie.
    Ihre Amethyste funkelten ungewöhnlich warmherzig zu ihm hinüber. Ob sie es nun wollte oder nicht, die sonst so stolze Agentin gestand sich ein, ihn zu verlieren hätte sie wohl nie verkraftet.
    "Ich habe mir Sorgen gemacht"
    Amaya nahm sich vor ihre Gefühle mit ihm zu teilen. Wenn sie darüber nachdachte war dies eigentlich ein Priveleg. Niemand sonst würde wissen, was in ihr vorging.
    Ohne Scheu beobachte sie den hübschen Jungen vor sich. Diese himmelblaue Augen, welche wie eine Tür zu seiner Seele waren, schienen ihr in diesem Moment besonders zu glänzen.
    „Das weiß ich zu schätzen“, lächelte Ken. Bei diesem Lächeln schien die ganze Welt um Amaya zu strahlen. 'Ich verweiche hier ja noch ganz!', schallte sie sich in Gedanken. 'Wenn das jemals zu einer Beziehung werden sollte, dann bin ich der Boss. Basta! Dürfte auch nicht schwer sein bei ihm', überlegte sie weiter. Doch erstmals musste sie herausfinden ob er genauso entfand.


    Rasch nahm sie seine Hände in Ihre und führte sie zu ihrer Hüfte. Überrascht sahen sie diese blauen Augen, nach denen sie in den letzten zwei Wochen so verrückt geworden war, zu ihr hinüber. Der Verwunderung wich einer Wärme, die sich in seinen Blick legte.
    „Du bist mir was schuldig“, hauchte sie ihm verführerisch in sein Ohr.
    „Was denn?“, kam es neckend von Ken zurück.
    „Schließ die Augen, das wirst du gleich sehen.“


    Selbstverständig fügte er sich ihren Wunsch und schloss erwartend die Augen. Ihre Lippen vereinten sich in einer flüchtigen Berührung. Amaya glaubte sich als das glücklichste Mädchen der Welt. Ihr Schwarm erwiderte ihre Zärtlichkeiten und ließ sich vertrauend in ihre Arme sinken. Geborgenheit. So hätte er dieses schon seit Tamas Tod vermisste Gefühl genannt, doch war Amaya denn nicht ein wenig zu leidenschaftlich?! Langsam nahm sie sich ein wenig zurück, und wurde sanfter..einfühlsamer. Ein Kribbeln in ihrem Bauch bestätigte Amaya in ihren Gefühlen für ihn, schien es zu ihrer Freude umgekehrt genauso zu sein.
    Amaya deutete das angenehme Kribbeln in ihrem Bauch als dass was man Liebe nannte.


    War es die Sehnsucht nach dem Anderen was man als Liebe bezeichnete?
    War es das Gefühl, alles um sie herum sei unwichtig, wenn er in ihrer Nähe war?
    War es die Sorge um den Anderen wenn er in Gefahr war?
    War es das Wissen für den Anderen alles zu tun und immer für ihn da zu sein?
    War es das Gefühl den Anderen um jeden Preis beschützen zu wollen?
    War es die Rücksicht die man nahm?
    War es dieses unglaublich warme Gefühl, wenn sie ihn im Arm halten, küssen und verwöhnen durfte?
    Waren all diese Gefühle das was man als Liebe bezeichnete?


    Nach einigen Sekunden löste sich wieder voneinander. „Bitte mein es ernst mit mir“ flüsterte Ken ihr zu, die Augen nun wieder zu einem schmalen Spalt geöffnet sah er sie verträumt an.
    „Tu mir nicht weh, sag mir nicht jetzt du würdest dich in mich verliebt haben, wenn es nicht stimmt, bitte spiel nicht mit mir“, flüsterte er verletzlich.
    Nun wurde Amaya auch klar warum sie sich ihn, in genau diesen Jungen, verliebt hatte.
    „Das tu ich nicht“, versicherte das Mädchen beruhigend und wurde mit einem dankbaren Blick belohnt. Es lag so viel Gefühl darin.
    Amaya musterte ihn sodann und lächelte verschmitzt „Diese Uniform steht dir.“
    „So du stehst also auf Bad-Boys?“, fragte Ken kritisch nach.
    „Nein auf gute Jungs in solchen Kostümen.“ Sie hauchten ihm abermals einen Kuss auf die Lippen. "A good girl needs a bad boy. Warum denn nicht umgekehrt genauso!?"
    Die beiden Verliebten standen noch immer Arm in Arm an den Baum gelehnt und mussten gleichzeitig auflachen. Amaya hatte das Leben noch nie mit so viel Leichtigkeit genommen, er tat ihr durchaus gut.


  • Da ich ja immer noch über einen guten Namen nachdenke, poste ich hier mal wieder ein Kommi. Wieder sehr schön! *Ich sag auch immer das Gleiche* Ich wusste es! Jetzt ist es passiert, Amaya und Ken verliebt! *Ach, ist das nicht schön?* Und er ist wirklich wiederstandsfähiger als man denkt, immerhin hat er es geschafft, sich zu befreien. Wer war aber auch so doof und lässt die Pokebälle da liegen? Klar, dass der so entkommt.
    Das danach war sehr schön beschrieben, hat mir gut gefallen. (Jetzt in diesem Moment würde Zanwar dich töten, du hast etwas über Liebe geschrieben! xD)
    Ich freue mich auf das nächste Kapitel, frage mich wo die anderen Leser bleiben und grüße dich herzlich, Foli

  • Oh je, werde in Zukunft noch mehr rumschnulzen. ^^" Ja, ja ich lüfte Geheimnisse, es werden aber neue dazukommen. ^_^


    Lügen! Alles bloß Lügen!


    „Oh nein nicht die schon wieder!“, rief Amaya aus, als aus der Ferne schon Stimmen zu vernehmen waren. Team Magma war ihnen offensichtlich gefolgt.
    „Gegen so viele können wir nicht kämpfen, und ich habe keine Lust weder wegzulaufen.“
    „Ach, du bist doof!“
    Ihr freundlicher Gesichtsausdruck nahm den Worten gänzlich an Schärfe. Amaya zersauste mit einer Handbewegung spaßend sein Haar und nahm dann einen seiner Pokebälle. „Ist da Galoppa drinnen?“
    „Ja, dürfte ich wissen, warum wir dann vorher unbedingt laufen mussten!?“
    Ken legte den Kopf schief und sah sie fordernd an.
    „Weil wir keine Zeit hatten Galoppa aus ihrem Ball zu lassen, und wenn wir hier noch länger diskutieren fehlt es uns wieder an Zeit!“
    Die Agentin warf den Pokeball vor sich und ließ das Feuerpferd erscheinen. Sofort war sie aufgesprungen und reichte ihm die Hand. „Ich sitze vorne!“ gab sie zu verstehen. Ihren ernsten Blick nach zu urteilen ließ sie keine Kompromisse zu.
    „Obwohl sie mein Pokemon ist?“, fragte ihr Freund nach.
    „Genau, obwohl sie dein Pokemon!“, bestätigte Amaya schmunzelnd. Wie sie es doch liebte wortwörtlich die Zügel in ihrer Hand zu halten oder zuminderst nur über andere bestimmen zu können.
    Ken brummte etwas unverständliches, nahm ihre Hand und sprang auf Galoppa.
    „Geht doch! Galoppa los!“, rief sie aus.
    Das Feuerpferd sah bloß kurz zu Amaya zurück, wieherte belustigt und rührte sich keinen Zentimeter. Augenblicklich konnte sie auch ihren Trainer schelmisch schmunzeln sehen. Auf Kens Befehl jedoch gehorchte das Pokemon augenblicklich.


    Nur ein paar Sekunden später waren die am Asphalt klappernden Hufe nicht ehr zu vernehmen. Galoppa blieb ruckartig stehen und sah einer Frau entgegen, welche in einem langen, weiten Kimono mit der Färbung zarter Kirschblüten und sanftem Lila gekleidet war, entgegen. Pechschwarzes Haar fiel ihr gebunden zur Hüfte hinab. Ihre Augen glitzerten in der Selben Farbe wie ihr Haar und bildeten einen fast unheimlich wirkenden Kontrast zu der beinahe milchweißen Haut.
    „Ich habe auf euch gewartet“, meinte sie mit schon fast singender Stimme und nickte sodann knapp.
    „Und wer sind Sie?“, fragte Amaya bloß genervt und unbeindruckt nach. Kens Blick hingegen haftete schon die ganzen Zeit auf der mysteriösen Frau. Sie schien eine besondere, nicht vergleichbare Aura auszustrahlen. In diesen traditionell gekleideten Kimono und in ihrem ganzen Auftreten machte sie auf ihn den Eindruck einer mächtigen Priesterin - oder gar einer Magerien.
    „Gehen Sie aus’m Weg, wir haben es eilig. Na los!“, pfauchte Amaya sie an.
    „Du musst lernen deine Wut zu zügeln“, antwortete sie schließlich geheimnisvoll.
    „Jetzt spucken Sie hier keine großen Töne, sondern gehen Sie aus dem Weg!“ entgegnete Amaya gereizt.
    „Es ist weiser innere Ruhe zu finden und den Beweggründe eines Menschen festzustellen. Die Gabe zuzuhören und auch Verständnis sind wichtige Eigenschaften eines Menschen. Wenn alle mitfühlend und verständnisvoll wären, so gäbe es weniger Leid auf dieser Welt.“
    Genervt verdrehte die Agentin die Augen. „Sie nerven! Stimmt’s?“ Mit erwartungsvoller Miene wandte sie sich Ken zu, dieser saß bloß wie versteinert hinter ihr. „Ken?“


    Sein Blick haftete auf einem Tatoo der Frau. Es konnte doch kein Zufall sein, dass Tama auch so Eines getragen hatte. Oder doch? Es bildete einen gestreckten, sehr schlanken Drachen ohne Flügeln, welcher sich von der Wange bis hin zur Schulter zog. Ken hatte nie verstanden wie Tama dies mögen konnte, doch er war eben auch üblicherweise in ‚Punkkleidung’ bekleidet und so wunderte Ken eigentlich der Drache nicht mehr. Doch nun wurde das Bild des Drachensymbols für ihn in ein anderes Licht gerückt.


    Unentschlossen biss sich Ken auf die Unterlippe – Diese eine Frage zu stellen hätte vielleicht für ihn geltende Wahrheiten als Lügen entlarvt und so vielleicht auch nie erzählte Tatsache zum Vorschein gebracht. Tama hatte ihn belogen. Aus einem guten Grund: um Ken zu beschützen. Und doch blieb das Meiste bloß eine Lüge. Wohl bewusst an der Wahrheit zerbrechen zu können, entschloss er sich schließlich nachzufragen. In Unsicherheit zu leben hätte er auch nicht Tag ein, Tag aus verkraften können. Irgendwann musste mit offenen Karten gespielt werden, wenn dies auch eventuell noch so weh tat.


    „Sie kannten Tama, nicht wahr?“, fragte Ken schlussendlich zögerlich nach.
    Die Frau nickte wieder knapp.
    „Ja, und auch wenn er nicht mehr unter unser weilt, so hat er doch sein Schicksal erfüllt.“
    In ihre Stimme versuchte sie keine Gefühlsregung zu zeigen und doch lag ein wenig Bedauern sowie Wärme darin. Dennoch sah sie ihm weiterhin unverwandt in die Augen und hielt seinen verzweifelten, sowie ein wenig aufgebrachten, Blick stand. Ihre schwarzen Augen schienen ihn den Seinen lesen zu wollen – seine Gedanken lesen zu wollen. Doch wenn dies wirklich eine mächtige Magerien war, so war sie auch im Stande dazu. Sofort blieb sein Blick an Amaya hilflos haften.
    „Es ist dir vielleicht ein Trost zu hören, dass Menschen mittels mächtiger Magie wiederbelebt werden können. Doch uns Menschen ist es leider nicht gestatten diese Form der Magie auszuüben.“
    Mit diesen Worten hatte sie Kens Aufmerksamkeit gewonnen.
    „Kommt ihr bitte mit mir?“
    „Oh ja!“, strahlte er und wollte schon sich von Gallopa schwingen. Ein fester Griff um sein Handgelenk machte ihm dieses Vorhaben unmöglich.
    „Nein!“, Amaya sah ihn eindringlich an. „Nein, hörst du?!“
    „Aber Amaya, du kannst dir nicht vorstellen wie wichtig das für…“, versuchte Ken zu erwidern.
    „Nein, sagte ich, verdammt noch mal!“, wurde er unsanft unterbrochen.


    Ohne dass Amaya es wollte, lockerte sich ihr Griff. Die mysteriös wirkende Frau schien Magie auszuüben. Ein wenig zweifelnd sah Ken nun zwischen Amaya und der Frau hin und her. Was wenn dies bloß eine Falle der Gegner war? Aber für bis jetzt im Dunkeln gewesene Wahrheiten an das Licht des Tages zu bringen, war ihm jedenfalls das Risiko wert – Es ging schließlich um Tama!
    Rasch war er vom Flammenpferd gesprungen und begab sich zu ihr.
    „So, gehen wir. Du hast noch einiges zu lernen“, sagte sie ruhig.


    Das zwischen den Bäume einfallenden Licht wurde immer seltener, bis sich gänzlich eine drückende Atmosphäre, ausgelöst von den immer dichter werdenden Schatten, ausbreitete. Dies jagte Ken unwohle Schauer über den Rücken. Prüfend fiel sein Blick auf die Frau. Ihre entspannten Gesichtszüge waren unverändert, sie schien den Weg offensichtlich schon einige Mal gegangen
    zu sein.
    „Darf ich Ihren Namen erfahren?“, fragte er schüchtern. Mittlerweile stellte er sich Amayas Reaktion vor, wenn er wieder zu ihr zurückkam. Schon alleine die Vorstellung ließ ihn erschaudern. Tama hätte… Schnell schüttelte er diesen Gedanken ab. Amaya war eben nicht Tama! Er hatte sich doch in sie verliebt, weil sie doch einfach sie war. Mit all ihren Fehlern und Macken.
    „Namen sind vergänglich genauso wie alle Menschen es sind. Doch mache dir nicht allzu viele Sorgen, Seelen sind es nicht und so auch Tama nicht“, antwortete die anscheinende Priesterin rätselhaft.
    „Ja wie soll ich denn wissen, wie ich Sie denn ansprechen soll. Und umgekehrt!“, protestierte er.
    Mit jeder Sekunde in dem der Wald um ihn dünkler wurde, wünschte er sich doch auf Amaya gehört zu haben. ‚Sie hat Recht!’ schallte er sich in Gedanken ‚Ich bin wirklich ein Idiot!’
    „Aber mir ist dein Name doch gut bekannt. Tama hat wirklich oft von dir gesprochen.“
    Ken verärgerte es, dass die Frau bei jedem ihrer Sätze den Namen seines verstorbenen Freundes in den Mund nahm. So gut kannten sie sich nicht, dass sie sich dies erlauben durfte! Oder vielleicht doch? Bei diesen Gedanken breitete sich augenblicklich eine klirrende Kälte in seinem Innersten aus. Ein bitterer Nachgeschmack legte sich auf seine Zunge.
    „Kannten Sie Tama gut?“, fragte er bedacht und sprang schnell über eine ihm in Weg liegende Wurzel. Dieser Wald war gefährlich je weiter sie vom Weg abkamen. Im nächsten Augenblick wäre ihm fast ein Ast ins Gesicht geschlagen, hätte er nicht aufgepasst.
    „Ja, sehr“, war ihre für Ken alles andere als zufrieden stellende Antwort.
    „Sie geben mir immer rätselhafte Antworten! Sie wollten mir etwas über ihn erzählen! Dann hören Sie doch end..“


    Sich schon in eine Schimpftriade vertiefen wollend, legte die fremde Frau sich einen Finger auf dem Mund.
    „Psssttt! Wer immer gleich so aufbrausend, wie du es bist, reagiert, der kann nie klar sehen lernen. Auch Tama hatte dies erst begreifen müssen. In solchen Lektion versagte er kläglich. Und dennoch habe ich in ihm eine große Bestimmung gesehen, so wie ich es auch in dir sehe.“
    Schon wieder fing sie an von Tama zu sprechen! – ohne zu ahnen wie sehr jedes ihrer Worte Ken verletzte. Und doch schien sie es auf ihre eigene Art zu wissen!
    Einzelne Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln, wurden jedoch schnell wieder weggewischt. Dieser Frau gegenüber wollte er keine Schwäche zeigen. Er wusste nicht noch einmal ob er ihr auch vertrauen konnte.
    „Nein, damit gebe ich mich nicht zufrieden! Sie wollten mir doch alles erzählen!“


    „Wir sind da!“, war ihre einzige Antwort und deutete auf einen kleinen Tempel. Er war in traditioneller Bauweise errichtet worden. Der Tempel selbst war nicht beleuchtet und schien noch dünkler als der umgebende Wald zu sein. Rasch hatte die Frau eine Kerze entzündet, welche ihrer nächsten Umgebung düsteres Licht schenkte.


    „Dein Saphir ist von großer Macht. Doch diese hängt von deinen Fähigkeiten ab. Verfügst du nicht über genug innere Stärke und Willen, wird das Licht des Saphirs nie erstrahlen“, verriet sie während zwei weitere Kerze entzündet wurden.


    „Keine Sorge, noch nie hat mir jemand vorgeworfen nicht genug Willen zu besitzen!“, erwiderte er leicht schnippisch.
    Sie war ihm mittlerweile sehr unsympathisch geworden.
    „Mit einem starken Willen habe ich nicht nur die Tatsache, ob du nun ein Sturkopf bist oder nicht … und einer sehr vertrauenswürdigen Informationsquelle zufolge bist du es sehr wohl…“
    ‚Wer das wohl ausgeplaudert hat?!’, dachte sich Ken und schweifte mit seinen Gedanken wieder einmal zu Tama ab.
    „...gemeint, sondern wirkliche Willensstärke!“, beendete sie.
    „Ich würde aber gerne wissen, wie Sie heißen. Wie Sie ja von Tama erfahren haben kann ich wirklich sehr stur sein!“, entgegnete er ihr süffisant.
    „Tomoko.“ Schließlich gab sie sich geschlagen.
    „Und jetzt möchte ich endlich alles über Tama wissen!“
    „Setz dich doch!“, forderte sie auf und deutete auf ein Kissen am Boden. Natürlich war Ken diese Tradition bekannt.


    Immer mehr verstärkte sich seine Annahme, dass Tomoko Priesterin war. Anstelle von Möbeln schmückten den Raum mit gold überzogene Statuen. Sie zeigten verschiedene heilige Pokemon – Götter. In der Mitte befand sich zu Überraschung von Ken nicht Arceus, sondern einem Phoenix ähnelnden Vogel. Mit weit gefächerten Schwanzfedern und majestätischen Schwingen schien es sich über alle Anderen heben zu wollen. Respektvoll fuhren Tomokes Finger die Statue ab. „Ho-oh, der Sonnenvogel!“, erklärte sie mit bedachter Stimme. „Ist es nicht das prachtvollste Geschöpf, welches es je gegeben hat?“
    ‚Ja, sie ist definitiv Priesterin!’, fuhr es ihm durch den Kopf. „ Wir waren damals zu fünft. Meine Stimme galt gegen drei weitere und drohte zu versinken. Schlussendlich konnte ich Tama doch zum Wächter des Saphirs erheben.“
    „Warum haben Sie sich dafür entschieden?“, wollte Ken nun neugierig wissen; wollte das endlich entfachte Gespräch über seinen Liebsten nicht wieder erlöschen lassen.
    „Er war anders als wir“, entgegnete sie ruhig. In ihre Stimme legte sich Wärme. Und doch gefiel ihm die Art wie sie über seine Liebe sprach nicht.
    Inzwischen hatte er auch sich den Zeitraum ausgerechnet, in dem Tama diesen Priestern beitrat. Er war ungefähr sechzehn gewesen. In dieser Zeit hatte er nicht nur mit seinem Drachentattoo geprallt, sondern war auch ein wenig ernster geworden.
    Auch wenn dies anderen nicht auffiel, aber Ken kannte ihn in und auswendig.
    Wenige Tränen legten sich in seine Augen. „Tama gehörte nicht zu euch!“, entfuhr es ihm schließlich. "Er gehört zu mir, noch immer und für immer!"


    Zum ersten Mal zierte ein leichtes Lächeln Tomokos Lippen. „Du bist wirklich sehr aufrichtig mit deinen Gefühlen, so wie es mir Tama erzählt hat. Doch willst du wirklich alles wissen? Manches wäre besser, wenn es nie ausgesprochen werden würde.“
    Ohne zu zögern bejahte Ken diese Frage - was könnte ihn denn jetzt noch entsetzen?


    „Er war mit mir liiert gewesen!“, entgegnete sie ein wenig traurig und erblickte tiefblaue Augen, welche geschockt zu ihr hinüber sahen. Erst als Ken diese Information langsam zu ihm durchdrangen, füllten sich seine Augen mit Tränen. Rasch hatte er Tomokos Hand, diese wollte sie ihm tröstend auf die Schulter legen um den nun doch sehr betrogen fühlenden Jungen wenigstens ein wenig entgegenzukommen, von sich gestoßen und lief aus dem Tempel hinaus. Einfach nur weg von dieser Priesterin!


    Zu diesem Zeitpunkt befreite sich Papinella wieder aus ihrem Pokeball. Sie schien immer zu wissen, wenn es ihrem Trainer schlecht ging und schmiegte sich an ihn. In vollendender Dunkelheit, dies bot ihm eine Stelle des Waldes, ließ er sich in einen weichen Laubhaufen fallen und gab sich seinen Tränen hin - Tama hatte ihn die ganze Zeit nur angelogen! Noch immer hielt Ken daran fest, dass Tama ihn aufrichtig liebte. Dies wusste er! Doch trotzdem war dies alles nicht in Ordnung gewesen. Vor kurzem war er seinem Liebsten so nahe gewesen und erfuhr auch von den Kräften des Saphirs. Doch, dass sein Lügengestrick solches Ausmaße annehmen würde, dachte er nie. Hatte Tama sein Versprechen ihm gegenüber vergessen? Sein Versprechen ihn nie anzulügen...hatte er das denn vergessen?
    Sein eines Schmetterling ähnlichen Pokemon versuchte ihn mit all ihr verfügbaren Mitteln sie zu trösten und doch schaffte sie dies nicht. Nein, ihr bester Freund schien sie gar nicht wahrzunehmen.


    „Ken?“, drang eine sehr vertraute Mädchenstimme zu ihm hindurch. Ein wenig Sorge schwenkte in ihr mit, und doch bewahrte sie stets ihre stolze Haltung. Langsam vernahm er sie immer lauter. Schnell schüttelte er den Gedanken ab ,- dies war bloß eine Einbildung!?
    Eine Hand rüttelte sanft an seiner Schulter.
    „Lassen Sie mich Tomoko, bitte!“, flüsterte er nur mit verweinter Stimme.
    „Sieh mich an!“, kam es von der ihm doch so vertrauten Stimme.
    Ungläubig sah der sich zutiefst verletzt fühlende Junge Amaya entgegen. Dem Unverständnis, welches in ihrem Blick lag, wich langsam Mitgefühl. Es war neu für sie zu trösten und einfach nur Anteilnahme zu zeigen, doch dieses Gefühl helfen zu können… Ken helfen zu können… gefiel Amaya immer besser.


    Zärtlich umarmte sie ihn und strich beruhigend über seine Rücken. Nach einigen Minuten sah er mit verweinten Augen zu ihr auf. Die himmelblaue Färbung seiner Augen schien durch die Tränen ein wenig dünkler und erwiesen Amaya wie viel er geweint haben musste.
    „Danke, dass du für mich da bist…einfach nur, dass du da bist“, flüsterte er schließlich und schmiegte sich enger an sie.
    Amayas Bauchkribbeln wurde schlagartig stärker.
    ‚Ich liebe dich’, dachte sie und so legte sich in ihre sonst so strengen Amethyste Wärme. Vor ihrem inneren Auge sah sie es sich ihm schon sagen. Warum wollten die Worte, dann nicht auch in der Realität über ihre Lippen kommen?