Hi, ich bin wie immer zu spät ):. (zu meiner schlechten Verteidigung: Ich bin mitten in den Prüfungen, da vergisst man sowas leider schonmal). Aber ich habs auch noch geschafft; hier meine Story zum Setting von Woxie! (Ich hoffe dir gefällt die Umsetzung ♥)
weil ich bisschen Lust hätte dazu ne Umsetzung zu sehen: Person X baut einen Unfall, trifft dabei auf Person Y und sucht diese seitdem. Ob sie sich finden oder was passiert, ist dem Schreiber überlassen. Warum sie sie sucht ebenfalls.
Blutspritzer
Blutspritzer auf der Windschutzscheibe. Der Schock saß noch tief in Naomis Brust und ihre Hände klebten verschwitzt am Lenkrad und erst als sie sie löste, um die Türe zu öffnen, merkte sie, wie sehr sie zitterten. So sehr, dass es ihr kaum gelang, den Griff zu ziehen. Die kaum beleuchtete Landstraße war still, es gab kein Geräusch, was sie noch nervöser machte. Ein Keuchen oder schnelles Atmen hätten es leichter gemacht. Hätten ihr versichert, dass dort keine Leiche auf der Straße lag. Doch so schien alles auf das Schlimmste hinzuweisen. Würde sie das zur Mörderin machen? Sie presste ihre Hände aneinander und versuchte sich mit ein paar Atemzügen zumindest etwas zu beruhigen, ehe sie um das Auto ging.
Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte. Vielleicht, dass sie sich verguckt hatte und dort anstatt einer Person nur eine Katze liegen würde. Oder am besten gar nix und es war nur eine Illusion gesehen; ein Schatten, der im schwachen Licht wie eine Person gewirkt hatte. Aber sie hatte einen Aufprall gespürt, hatte Sprünge in der Windschutzscheibe und dort lag eine echte Person mit echten Verletzungen umgeben von echtem Blut. Sie hatte das Gefühl, einer Panikattacke nah zu sein. Was sollte sie jetzt tun? Hätte sie im Erste-Hilfe-Kurs nur besser aufgepasst! Sie biss sich auf den Daumen, so fest, dass sie den metallenen Geschmanck von Blut im Mund hatte. Noch mehr Blut.
„Gott, das hilft mir jetzt nicht!“, rief sie aus. Sie musste etwas tun. Jetzt.
Und – wie als hätte irgendjemand ihr Flehen erhört – strahlte plötzlich ein helles Licht auf sie. Es kam aber nicht vom Himmel, sondern von der Seite und war auch nicht in Begleitung eines Engelschors, sondern dem Geräusch einer Fahrradkette. Und dennoch war es das Beste, was ihr hätte geschehen können. Das Fahrrad hielt sobald die Person auf dem Boden in den Lichtkegel kam, abrupt an und Naomi verschwendete keine Zeit, um den Fahrer um Hilfe zu bitten. Bei diesem handelte es sich um einen Jungen in ihrem Alter – vielleicht auch jünger, es war schwer es im schwachen Licht auszumachen – mit kurzen, ungekämmt wirkenden Haaren. Er schien die Situation noch nicht ganz begriffen zu haben, doch dafür ließ Naomi ihm auch keine Zeit: „Oh gott, bitte, du musst mir helfen! Ich hab jemanden angefahren und ich weiß nicht, oh gott oh gott…“ Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und spürte, wie sich Tränen in ihren Augenwinkeln bildeten. „Bitte hilf mir!“, flehte sie schließlich und auch wenn der Junge immer noch verstört wirkte, stieg er vom Rad. Er beugte sich dem Verletzten hin und hielt sein Ohr über sein Gesicht, mit einer Ruhe, die für Naomi unerklärlich war, dann sah er zu ihr. „Hast du ein Handy?“
Sie nickte – unfähig zu reden – und fingerte es aus ihrer Hosentasche. „Ruf einen Krankenwagen und einen Notarzt. Schnell!“ Sie nickte wieder und wählte mit zitternden Händen die Nummer, die er ihr diktierte. Das Gespräch und das Ankommen des Notarztes und der Polizei war eine einzige, verschwommene Erinnerung. Sie konnte sich nur erinnern, wie viel und bitterlich sie geweint hatte. So sehr, dass man auch sie ins Krankenhaus brachte, um sicher zu gehen, dass sie keine Kopfverletzungen oder Ähnliches erlitten hatte.
Als sie am nächsten morgen erwachte, saßen ihr Vater und Hideaki an ihrem Krankenbett, in ein flüsterndes Gespräch vertieft, das sie jedoch einstellten, als sie sahen, dass sie wach war. „Naomi“, stieß Hideaki als erster aus, „bitte tu so etwas nie wieder. Was glaubst du wie sehr ich mich erschreckt hab, als deine Schwester mich um drei Uhr nachts angerufen hat, weil du ihr seltsame Nachrichten geschickt hast?“
Seltsame Nachrichten? Daran konnte sie sich nicht erinnern. Er schien ihren Blick zu bemerken, denn er zückte sein Handy um ihr Beweisfotos zu zeigen. Tatsächlich: Screenshots von einem Gespräch mit ihrer Schwester, wobei es mehr einem Monolog glich. Sie konnte verstehen, wie sie ihrer armen Schwester einen Schrecken versetzt hatte, immerhin bestanden ihre Nachrichten aus „ich habe jemanden getötet“ oder „ich bin eine mörderin“. Anhand der Zeit hatte sie die wohl aus dem Krankenhaus geschickt, höchstwahrscheinlich nachdem man ihr einen Haufen Beruhigungsmedikamente verabreicht hatte. Scheinbar dennoch nicht genug.
Ihr Vater schien mehr Verständnis zu haben: „Es ist gut, dass du ihr geschrieben hast, sie hat sich bei uns gemeldet, sodass wir Bescheid wissen. Wobei es natürlich noch besser gewesen wäre, wenn du dich direkt bei uns gemeldet hättest.“ Er lachte. „Jedenfalls geht es der jungen Frau, die du angefahren hast gut. Es wird keine Anzeige geben; sie meinte selber, dass sie mit der dunklen Kleidung bei dem Licht kaum erkennbar war.“ Naomi nickte erleichtert. Da war sie ja gerade noch mal so davongekommen. Dann fiel ihr der Junge wieder ein.
„Was ist mit dem Jungen?“
Hideaki und ihr Vater tauschten verwunderte Blicke. „Welcher Junge?“, fragte ihr Vater schließlich.
„Da war ein Junge… er hat mir geholfen. Er hat Erste Hilfe geleistet. Ich wollte mich noch bedanken.“
Hideaki schüttelte den Kopf. „Wer auch immer er war, er ist nicht mit bis zum Krankenhaus gekommen. Zumindest haben wir ihn nicht getroffen.“ Naomi sah aus dem Fenster. Sie wusste nicht mal seinen Namen…
Die Monate verstrichen, aus dem Sommer wurde Herbst und schließlich Winter. Der Unfall lag tief in Naomis Erinnerungen vergraben. Verdrängt.
Hideaki umklammerte seinen Kaffee als wäre es das Einzige, was ihn am Leben hielt. War es höchstwahrscheinlich auch, denn die Frostbeule war trotz dicker Kleidung am Zittern, während Naomi selbst in den kälteren Monaten noch in Strumpfhose und Shorts herumlief. Sie schlürfte an ihrem Kakao, war aber in Gedanken komplett woanders. Zumindest, bis Hideaki sie aus diesen riss. „Das sieht nach Ärger aus“. Er hatte die Brauen zusammengezogen und als Naomi seinem Blick folgte, erkannte sie auch, warum. Eine Gruppe aus drei Jungen hatten einen anderen Jungen umzingelt. Sie waren die typischen Schlägertypen: Groß, breite Schultern, kurz rasierte Haare. Ihr Opfer war mindestens zwei Köpfe kleiner und dünn wie ein Stock im Vergleich zu ihnen.
Naomi mischte sich eigentlich nicht in solche Angelegenheiten ein. Mit solchen Kerlen war nicht zu spaßen und manchmal musste einfach jeder für sich selber verantwortlich sein, aber als sie den Jungen in der Mitte erkannte, fiel ihr fast ihr Getränk aus der Hand. Ihr geheimnisvoller Retter! Auch wenn sein Gesicht nicht allzu gut sichtbar gewesen war, gab es keinen Zweifel: Er war es. Die braunen Augen erfüllt mit Angst. Sie stellte auch ihr Getränk zur Seite und wollte losgehen, doch da fiel bereits der erste Schlag. Hideaki neben ihr zuckte zusammen und schaute weg, aber Naomi konnte ihren Blick nicht abwenden. Sie ballte wütend ihre Fäuste zusammen uns zögerte nicht, auf die Gruppe zuzulaufen. Sie überhörte Hideakis Rufe und packte die Hand des Schlägers.
„Hör auf“, zischte sie und starrte ihn mit dem finstersten Blick an, den sie zustande bekam. Ihr Gegenüber schien nicht besonders beeindruckt und zog seine Hand mit Leichtigkeit aus der Umklammerung. „Misch dich nicht ein, Kleine.“
Hideaki, der inzwischen dazugestoßen war, legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Lass gut sein“, versuchte er es, aber Naomi ignorierte ihn, holte aus und klatschte dem Kerl vor ihr eine. Seine Freunde grölten und johlten im Chor. Naomi machte sich bereits auf das Schlimmste gefasst, aber tatsächlich zuckte ihr Gegenüber nur mit den Schultern. „Ich schlage keine Mädchen.“ Und damit verschwand die Dreiergruppe ohne nochmal einen Blick zurückzuwerfen.
Hideaki sah aus, als würde er gleich tot umfallen, so bleich wie er im Gesicht war, dennoch kniete er sich zu dem Jungen. Er hatte Nasenbluten und der Prellung nach zu urteilen wohl auch eine gebrochene Nase. Hideaki wischte ihm mit einem Taschentuch etwas Blut aus dem Gesicht, während er ihn mit der anderen Hand stützte, sodass er sich aufrichten konnte. Besorgt fragte er: „Wie geht es dir?“
„Alles okay“, murmelte der andere. Es war sichtlich ein böser Treffer gewesen, aber scheinbar kam er noch mit einer gebrochenen Nase davon.
„Wie heißt du?“, erkundigte Naomi sich dann.
„Ren“, erwiderte der Fremde mit Blutspritzern im Gesicht.