Wie pace ich eine Geschichte?

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Hallo meine lieben Hobbyautorinnen und -autoren,

    willkommen zum Schreibschulenkurs zum Thema Pacing, einem sehr umfassenden Thema, wie ihr vielleicht bereits seht.

    Zur Übersicht ist das Thema in folgende Punkte unterteilt,


    1. Was ist Pacing?

    2. Einleitung, Aufbau, Zwischenfinale, Finale

    3. Wie pace ich eine Kurzgeschichte?

    4. Wie pace ich eine etwas längere Geschichte?

    5. Wie pace ich eine lange Geschichte?

    6. Sonstige Tipps


    1. Was ist Pacing?


    Ja, das ist wahrscheinlich die Frage, die sich hier viele stellen werden. Ein Blick ins englische Wörterbuch sagt uns, dass Pacing soviel heißt wie „Mitgehen“, „Schrittsteuerung“ oder „Stufensteuerung“. Nun, nicht wirklich hilfreich, oder?

    Nun, ein wenig schon. Das Pacing ist das, was sozusagen euer Publikum, also eure Leser, zum „mitgehen“ anhalten wird.

    Etwas einacher ausgedrückt handelt es sich beim Pacing aber einfach um die Geschwindigkeit. Nämlich die Geschwindigkeit oder die Dichte eurer Erzählung. Damit hängt sie natürlich mehr oder weniger auch direkt mit dem Handlungsaufbau zusammnen und indirekt dadurch ebenso mit dem Spannungsaufbau, zu dem wir allerdings noch eine eigene Stunde haben ;)

    So oder so, Pacing ist wichtig, um eine Geschichte gleichmäßig aufzubauen, die Charaktere gleichmäßig zu entwickeln, die Geschichte spannend zu machen und eure Leser am Lesen zu halten.

    Nun, ohne weitere Umschweife, kommen wir zu den Begrifflichkeiten.


    2. Einleitung, Aufbau, Zwischenfinale und Finale


    In diversen Fachbüchern gibt es alle möglichen Begriffe und Bezeichnungen für Teile des Pacings, die komplett vom Autor abhängen. Daher habe ich beschlossen, es bei vier Begriffen zu lassen, weil ich diese vier am wichtigsten finde. Außerdem war ich so frei, sie selbst ins Deutsche zu übersetzen, anstatt mich erst nach deutschen Büchern umzusehen.

    Beginnen wir mit dem, womit auch jede Geschichte beginnen sollte: Der Einleitung oder auch Exposition. Diese ist normal weder sonderlich schnell, noch reich an Handlung, und hat für gewöhnlich die Aufgabe Charaktere und Grundlagen der Geschichte vorzustellen. Wird sie zu actionreich, nimmt sie die Spannung von späteren Verlauf weg und es kommt keine Steigerung zustande – doch dazu später.

    Der Aufbau folgt sowohl der Einleitung, als auch den Zwischenfinalen. Es ist der Bereich, in dem sich die Handlung beschleunigt. Es passiert immer mehr, es kommt auch zu immer mehr Kämpfen und sonstigen Actionanteilen. Es gibt mehr Interaktion zwischen den Charakteren. Mehr Konflikte. Alles steigert sich.

    Ein Zwischenfinale gibt es nur, wenn es mehrere Finale gibt. Es ist mehr oder weniger ein Finale vor dem eigentlichen Finale. Ein Zwischenkampf gegen einen sehr mächtigen Gegner. Zum Beispiel einem Commander des gegnerischen Teams. Oder eben auch ein Konflikt, der eskaliert, bevor der eigentliche Hauptkonflikt eskaliert – die Katastrophe.

    Und dann natürlich das Finale. Wie der Name schon sagt, steht dieses immer am Ende der Geschichte, sprich: Danach kommt nicht mehr viel, was man auch beherzigen sollte, denn zu viel Handlung nach dem Finale zerstört das ganze Pacing. Es ist der Endkampf, die Katastrophe, die Eskalation, der Punkt wo alle Handlungsstränge zusammenlaufen und sich miteinander vereinen. Hier sollte am meisten passieren, besonders viele Emotionen vorhanden sein, alles am schnellsten gehen. Es ist eben furios, so ein richtiges Finale.

    Mit diesen Grundlagen widmen wir uns einigen klassischen Pacing-Modellen, nach der geplanten Länge der Geschichte gegliedert.



    3. Wie pace ich eine Kurzgeschichte


    Nun, eine Kurzgeschichte, beziehungsweise eine kurze Geschichte, die zwischen 500 und sagen wir einmal 5000 Wörtern haben – also etwa eine Seite bis zehn Seiten DinA4. Bei Geschichten der Kürze gibt es kaum Zeit und Platz für viel Aufbau und ein wirklich furioses Finale.

    Daher ist es hier nicht vollkommen falsch, entweder Aufbau oder Finale ein wenig „zusammen zu streichen“, also beides reinzunehmen und nichts davon so wirklich umzusetzen.

    Deswegen hat man hier nicht zuletzt die Möglichkeit, direkt mit dem Finale zu beginnen, also direkt mit mit dem Konflikt anzufangen. Sei es nun mit einem Kampf, einem Missverständnis und den dazugehörigen Streit oder irgendeiner anderen Katastrophe. Dadurch, dass die Geschichte demnach folglich nur aus dem Finale besteht, ist das Handlungstempo sehr schnell und dementsprechend schnell liest es sich auch. Dinge, die der Leser vielleicht wissen sollte, um die Situation zu verstehen, kann man kurz in Gesprächen, Gedanken oder Flashbacks aufklären, ohne einen direkten Aufbau zum Finale.


    Beispiele:

    Erstens: Zwei Trainer, langjährige Rivalen, stehen sich in einem Kampf in der Pokémonliga gegenüber.

    Zweitens: Zwei Jugendliche sind schon länger in einander verliebt. Anstatt sich diese Gefühle zu gestehen, schweigen sie sich aus. Dadurch ist ein Missverständnis entstanden und sie gehen im Streit auseinander. Während sie jedoch getrennt sind und zwischen Gefühlen hin und her gerissen sind, überwiegt die Liebe aber doch.


    Es gibt natürlich auch die ruhigere Variante, die, um sie spannend zu gestalten, aber mehr Fingerspitzengefühl erfordert. Das wäre der Aufbau, der sozusagen kein Finale hat. An der Stelle, wo es zum Finale kommen würde, hört die Geschichte auf – ein offenes Ende sozusagen. In dieser Variante kann man natürlich viel mehr über die Charaktere schreiben, mehr auf ihre Entwicklung eingehen, als mit der schnelleren Finalvariante.


    Beispiele:

    Erstens: Immer wieder geraten die beiden Rivalen aneinander, ehe sie schließlich in der Liga ankommen und ihren Kampf beginnen, dessen Beginn das Ende der Geschichte darstellt.

    Zweitens: Zwei Freunde kommen gut miteinander aus, werden sich langsam dessen bewusst, ineinander verliebt zu sein, wissen aber nicht wie sie es sagen sollen. Es kommt zu einem Missverständnis und zum Streit, der hier das Ende ausmacht.


    Einzig von der gemischten Version, also kompletter Aufbau mit komplettem Finale, ist hier abzuraten, weil es auf der Länge dazu führt, das man nichts von beidem zu genüge ausführen kann, es würde gesamt zu gehetzt wirken, weil der Aufbau nicht langsam genug ist und das Finale auch nicht genug ausklingen kann, weshalb nichts von beidem so wirkt, wie es sollte.


    4. Wie pace ich eine etwas längere Geschichte?


    Bei einer etwas längeren Geschichte – sagen wir mal zwischen 5000 und 25000 Wörtern in der Länge (also 10 bis 50 Seiten DinA4 in etwa) – wird das mit dem Pacing, zugleich einfacher, als auch schwerer.

    Einfacher, weil ihr hier ein normales Schema anwenden könnt, mit Aufbau und Finale, schwerer, weil es nun einmal schwerer ist, einen Leser über 50 statt sagen wir 8 Seiten am lesen zu halten.

    Wichtig ist es daher natürlich voraus zu planen, was passieren soll, wie das Finale aussehen soll und wie ihr dahin kommt.

    Zugegebenermaßen, für die Länge bietet sich teilweise durchaus das klassische drei oder fünf Akt Dramaschema an, dass man auch im Deutschunterricht lernt. Sprich: Exposition (Einleitung), ansteigende Handlung, Climax (Finale), abnehmende Handlung, Dénouement (Auflösung/Ausklang).

    Das Problem mit dem klassischen Aufbau ist, dass dieser sehr symmetrisch ist und der Climax, also das eigentliche Finale, hier die Mitte kennzeichnet. Das mag früher bei Bühnenstücken funktioniert haben, aber gerade bei rein geschriebenen Geschichten verliert man mit dem Tempo nach dem vermeintlichen Finale auch die Spannung. Es wird zwischen der Katastrophe und ihrer Auflösung weder neue Spannung, noch Handlung aufgebaut – was nicht falsch ist, denn immerhin müssen aufgeworfene Fragen auch irgendwann beantwortet werden, das Problem ist nur, dass der vierte Akt hier oft verzögert.

    Deswegen ist demjenigen, der sich ein wenig auf dieses Prinzip berufen will zu raten, den „Climax“ nicht auf die direkte Mitte zu legen, sondern in etwa auf zwei Drittel der Geschichte, damit also den „vierten Akt“ ein wenig zu kürzen. Auch ist es nicht zwingend erforderlich, die Geschwindigkeit und Handlungsdichte gegen Ende wieder ganz auf das Level herunter zu schrauben, das sie zu Beginn hatten. Es ist viel eher sinnvoller diese auf vielleicht der Hälfte des Finales auslaufen zu lassen.

    Grafisch dargestellt, könnte das in etwa so aussehen:


    [Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v481/kaen_kazui/Pacing-Mittel.jpg]


    Man beginnt mit einer Einleitung in der Charaktere und Gegebenheiten eingeführt werden – das gehört zum Aufbau, nicht zum eigentlichen Pacing, ist aber für dieses auch wichtig – Dinge, die zum Verlauf der Handlung gehören passieren und, je weiter die Handlung voran schreitet, verdichten sich. Ein Ereignis jagt das nächste. Dann kommt es zum Finale, der direkten Katastrophe und der Auseinandersetzung. Hier passieren die Dinge am schnellsten. Danach bleibt es noch Fragen zu beantworten und die Geschichte, auch für die Charaktere, ein wenig auslaufen zu lassen.


    Beispiel:

    Erstens: Zwei Trainer sind auf Reisen und alles scheint sehr normal. Doch in einer Stadt passieren merkwürdige Dinge und sie treffen auf einige Schurken von dem feindlichen Team. Damit hört es jedoch nicht auf, immer öfter stoßen die beiden Trainer auf die Spuren des Teams und böses bahnt sich an. Auch der Champion der Liga schließt sich unseren Trainern an und erklärt ihnen Dinge über die Legenden der Welt. Dann finden sie das Hauptquartier der Schurken, doch ihr Plan ist bereits am Laufen. Unsere beiden Trainer kämpfen sich durch die Reihen der Handlanger zum Boss, können diesen jedoch nicht besiegen, als der Champ eingreift und sie rettet. Nachdem das böse Team besiegt ist, werden verbleibende offene Fragen geklärt und die Trainer ziehen weiter.

    Zweitens: Ein Junge und ein Mädchen kennen sich schon lange. Doch erst als sie in die Oberschule kommen, gehen sie zusammen in eine Klasse und das Mädchen stellt fest, dass sie sich in ihn verliebt hat. Doch leider muss sie feststellen, eine Rivalin zu haben. Während der Folgemonate geschehen immer mehr Dinge, die ihn mehr zur Rivalin und von unserer Hauptcharakterin wegtreiben. Schließlich, auf Klassenfahrt, kommt es zu einem Missverständnis und dadurch zum Streit. Die Situation eskaliert. Ein Schlichter jedoch hilft, dass die beiden doch noch zueinander finden.


    Wobei man hier aufpassen sollte ist jedoch, nicht versehentlich zu früh bereits so viel Handlung einzubauen, also eine so große Dichte zu erzeugen, dass das Finale diese unmöglich übertreffen kann. In dem Fall wird das Finale für den Leser nämlich sehr schnell enttäuschend.

    Was allerdings noch möglich ist, ist durchaus an einem schnelleren Punkt zu starten, dann erst einmal langsamer zu werden und dann mit dem gewohnten Aufbau weiter zu machen. Um bei dem ersten Beispiel zu bleiben, könnte einer der beiden Trainer zu Beginn einen Arenakampf haben, in dem – natürlich – auch einige Dinge passieren oder die beiden Trainer könnten sich gerade erst treffen und gegeneinander kämpfen.

    Auf diese Art kann man Leser manchmal, zumindest wenn man es richtig macht, schneller an die Geschichte fesseln.


    5. Wie pace ich eine lange Geschichte?


    Eine lange Geschichte, also eine Geschichte, die mehr als 25 000 Worte (sprich 50 Seiten hat) zu pacen ist wohl in jeder Hinsicht am schwierigsten.

    Denn nicht nur muss man den Leser über eine lange Zeit unterhalten, nein, man kann auch ab einem bestimmten Punkt das klassische System von vorher nicht weiter verwenden, denn was bringt es mir bei 200 Seiten, wenn ich entweder das Finale bei Seite 130 habe und den Leser danach noch über 70 Seiten bei Laune halten muss, beziehungsweise erst mal dazu bringen muss, soweit zu lesen?

    Dazu muss man, um ein Pacing zu planen, auch die Handlung sehr weit voraus planen, sich also diverse Punkte des Plots bereits feststecken.

    Und gerade für solch lange Geschichten gibt es hunderte von Vorschlägen, wie man das denn nun machen könnte. Und viele Vorschläge, die nicht so wirklich funktionieren, wenn man sie sich dann ausgeführt einmal ansieht.

    Ich werde mich bei dem Grundprinzip meines persönlichen Lieblings festhalten. Rising Action, wie es ein Buch so schön nannte. Ansteigende Handlung.

    Doch zuerst einmal eine Grundregel für lange Geschichten: Eine Geschichte darf lang, aber nicht endlos sein! Bei jeder Handlung, die etwa 300 Seiten DinA4 überschreitet, funktioniert Pacing nicht mehr wirklich, ein Problem unter dem diverse endlose Anime leiden. Es gibt zwar Mittel und Wege, das funktionieren zu lassen, aber es ist sehr, sehr kompliziert und anstrengend und eben doch sehr nahe an unmöglich.

    Steckt euch also ein Ende fest, bevor ihr anfangt zu schreiben. Wo wollt ihr hin?

    Nun, wo das gesagt ist, kommen wir zur „Rising Action“. Diesen Begriff gibt es übrigens in der Dramatheorie auch, wo er im englischen den zweiten Akt eines Fünfakters beschreibt. In Bezug auf modernes Pacing jedoch beschreibt es etwas ganz anderes:

    Nämlich ein Aufbau einer Geschichte über verschiedene Arcs, dazugehörige Zwischenfinale und Wenden.

    Etwas, das grafisch dargestellt in etwa so aussieht:


    [Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v481/kaen_kazui/Pacing-Lang.jpg]


    Natürlich ist auch hier die Möglichkeit vorhanden etwas höher anzufangen, dann etwas anzufangen und dann eben etwas abfallen und dann mit der eigentlichen Einleitung anzufangen.

    Das Prinzip ist zu Beginn von der mittellangen Geschichte nicht sonderlich unterschiedlich. Der Unterschied kommt erst dann auf, wenn die Handlung sich beschleunigt. Denn immerhin sollte das schon schneller passieren, doch wohin sollte das führen, wenn sich die Handlung beständig beschleunigt über sehr lange Zeit? Irgendwo muss sich die Spannung auch einmal entladen, oder die Spannung an sich wird langweilig.

    Daher baut man Zwischenfinale ein. Die Anzahl an Zwischenfinalen hängt von der Gesamtlänge des Textes ab, aber allgemein kann man erneut davon reden, dass vier so das Maximum sind, denn danach fühlt es sich irgendwie auch wiederholt an.

    Ein Zwischenfinale wäre zum Beispiel ein Kampf gegen einen Untergebenen des Hauptgegners.

    Danach senkt sich das Pacing etwas. Also die Handlung wird etwas langsamer und befasst sich damit, dass die Charaktere ein wenig reflektieren, was zu einem wichtigen Teil der Charakterentwicklung gehört. Dann jedoch kommt eine Wende, etwas, was die Handlung erneut dazu bringt sich zu beschleunigen bis zum nächsten Zwischenfinale, welches, im Pacing, noch etwas schneller ist, als das Finale zuvor, dabei jedoch nicht kürzer – es passiert nur einfach mehr.

    Um es beispielhaft auszudrücken, wäre das erste Zwischenfinale das erste Zusammentreffen mit dem bösen Gegnerteam bei Pokémon, wo die Gegner ein, zwei Pokémon einsetzen und dann fliehen. Das zweite Zwischenfinale wäre ein weiteres Zusammentreffen mit dem Team, dieses Mal kämpft jedoch einer der Vorstände mit, und es kommen drei bis vier Pokémon zum Einsatz, ehe die Situation irgendwann aufgelöst wird. Im eigentlichen Finale dann, muss der Protagonist nicht nur noch einmal gegen den Vorstand, sondern auch gegen den Anführer des Teams kämpfen.

    Nach dem großen Finale kommt natürlich erneut eine Auflösung des Ganzen. Jedoch muss man hier gerade bei sowieso schon langen Geschichten aufpassen, dass diese nicht zu lang wird, sich also nicht zu lang hinziehen.

    Denn die Versuchung ist groß, nachdem man so viel mit den Charakteren durchgestanden hat, diesen noch einen langen, fröhlichen Ausklang zu gönnen, aber macht es lieber kurz und hört auf, wenn es sprichwörtlich am schönsten ist.

    Wenn die Handlung nach einem schnellen Finale nämlich zu lang ist, bleibt dem Leser am Ende der Geschichte ein bitterer Nachgeschmack, weshalb meist ein halbes bis ein ganzes Kapitel und ein Epilog als Abschluss reichen.


    6. Sonstige Tipps


    Man kann jetzt noch viele Beispiele für verschiedene Modelle aufführen, was ich jetzt aber lassen werde.

    Was ich jedoch noch anmerken wollte, war, dass es unter anderem, vom Pacing der Geschichte als solche einmal abgesehen, noch diverse Modelle gibt, einzelne Kapitel zu pacen, die allerdings meist mit dem Pacing einer kurzen oder mittellangen Geschichte übereinstimmen. Wichtig wäre jedoch auch hier zu sagen, dass es manchmal sinnvoll ist alle paar Kapitel noch einmal eine ruhige, langsame Einführung zu machen, selbst wenn es mitten in einer Schlacht ist.

    Genau das führt mich zu dem nächsten Punkt: Ich wollte noch ein paar Beispiele nennen für schnelle und langsame Elemente.


    Beispiele für langsame Elemente:

    Einfache Dialoge: Ein einfacher Dialog zwischen zwei Charakteren, also ein komplett spannungsloser Dialog (sprich etwas, das weder Streit noch eine Liebeserklärung oder vergleichbares ist) gilt normal als langsames Element. In einer actionlastigen Handlung wird auch eine zwischenmenschlicher Dialog – also auch eine Liebeserklärung – zu einem langsamen Element.

    Reflektionen/Monolog: Ein Monolog, beziehungsweise die innere Reflektion eines Charakters, ist immer ein langsames Element, in dem wenig Handlung zusammenläuft und daher wunderbar geeignet zum einen den Charakter weiter auszuarbeiten, zum anderen dem Leser etwas Ruhe zu gönnen.

    Erklärungen: Ein weiterer klassischer langsamer Punkt, sind Szenen, die reine Erklärungen darstellen. Diese werden gerade nach (Zwischen-)Finalen gerne verwendet, um die Handlung etwas abzubremsen.


    Beispiele für schnelle Elemente:

    Action: Egal ob ein Kampf oder eine Verfolgungsjagd. Szenen, in denen sich viel und schnell bewegt wird, sehen nicht nur in einem Film schnell aus, sondern bestehen auch aus vielen, schnell hintereinander folgenden Handlungen und sind damit schnell.

    Streitgespräche: Streitereien oder allgemein Dialoge in denen viele Emotionen aufkommen sind allgemein ein schneller Punkt, da auch hier viele Handlungen zusammen kommen. Die schnell hintereinander abgewickelt werden.


    Zuletzt noch ein Tipp: Beschreibungen sind immer wichtig! Aber zu viele Beschreibungen können das Tempo in einer schnellen Szene gefährlich abbremsen und daher die Szene als langsamer wirken lassen, als sie eigentlich ist. Es ist daher, auch bei Beschreibungen immer darauf zu achten, wie sie mit dem Tempo der Geschichte harmonieren.

    Falls ihr noch Fragen haben solltet, könnt ihr diese hier posten.

  • Flocon

    Hat das Label Guide hinzugefügt.
  • Pacing. Mein Erzfeind. :')


    Meine, hoffentlich halbwegs erfolgreichen Strategien und was ich bereits von anderen Autor*innen und co. gelernt habe, sind:


    - Nicht zu viele Schachtelsätze, ein gut zu lesender Schreibstil, verständliche Sprache und Aktiv


    Zu lange Sätze und eine unverständliche und steife Sprache, machen die Handlung viel langsamer, als sie in Wahrheit ist.

    Sätze in normaler Länge sind sehr viel besser zu verstehen und zu verdauen und wenn man unnötig kunstvoll klingen will, klingt es am Ende nur geschwollen und nach "gewollt, aber nicht gekonnt."


    Ich neige aber leider auch zu Schachtelsätzen und lass sie beim Schreiben erstmal stehen. Später steh ich zurück und trenne viele Schachtelsätze in zwei oder drei etwas kürzere und leichter verständliche Sätze auf.


    Ein häufig verwendetes Passiv, viele Füllwörter, viele Nomisierungen und das Partizip I verlangsamen den Text ebenso unnötig, finde ich.

    Diese Punkte haben nicht unbedingt etwas der Handlung zu tun, aber sie lassen die Handlung eben langsamer aussehen.



    - Monologe streichen oder kürzen


    Das bezieht sich nun nicht auf das Pacing der gesamten Handlung, sondern auf jede Szene individuell für sich.


    Es klappt mittlerweile schon um einiges besser als früher. Sobald ich eine gewisse Menge an Text habe und bei einer Stelle angelangt bin, an dem man den Text mal ruhen lassen kann, scroll ich rauf, um die letzten Passagen nochmal durchzulesen und das Erste, was ich tue, ist, dass ich viele Monologe etwas kürze.


    Das ist für die Charakterdarstellung ebenfalls wahnsinnig hilfreich, finde ich.

    Der 24/7-Overthinker darf ein paar Zeilen mehr Monolog haben haha, aber ebenfalls nicht so lang, dass es nervig wird.


    Außerdem wirken Dialoge extrem langsam, wenn sie immer wieder von einem längeren Monolog gekreuzt werden. Es wirkt so, als würde derjenige Minuten zum Antworten brauchen, die andere Person aber nicht darauf reagieren.

    Vieles kann man auch unkommentiert stehen lassen. Wenn die andere Person offensichtlich lügt oder aus anderen Gründen nervös wirkt, muss der Perspektivencharakter keine lange Begründung dazu abliefern, weshalb er das denkt.


    Und natürlich sollte man in den meisten Fällen Actionszenen nicht mit langen Flashbacks und Monologe unterbrechen, wie so einige Anime es gerne tun, imo. xD



    - Genügend Planung aka ein Handlungsgerüst parat haben, auf dem man aufbauen kann


    Das bezieht sich auf den überspannenden Handlungsbogen und ich nenne es Handlungsgerüst, weil ich es persönlich nicht mag alles komplett und bis ins Detail durchzuplanen. Dazu bin ich einfach ein viel zu chaotischer Mensch lol


    Dennoch finde ich es wichtig, dass man bei einer längeren Geschichte zumindest Anhaltspunkte hat, die man hat.

    Demnach weiß man bereits, was in etwa geschehen wird und kann das schon früher anteasern und Foreshadowing ein wenig streuen.


    Ich hab für mich gelernt, dass man sowas auch gut im Nachhinein einfügen kann, um ein wenig Spannung aufzubauen. Zumindest hoffe ich das. xD

    Also beispielsweise geschieht in Kapitel 20 etwas Wichtiges und Plotrelevantes und wenn man an der Überarbeitung dransitzt und in Kapitel 8 eine passende Stelle findet, kann man hier kleine Hinweise miteinbauen.


    Ich finde es wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass der erste Draft nicht absolut perfekt sein soll und man im Nachhinein noch solche Kleinigkeiten einbaut.

    Man kann im Nachhinein auch noch diverse, kleine Quirks und Vorlieben einbauen, wenn zu einem Charakter noch etwas einfällt. Das wirkt einfach cute, finde ich. Also etwa, wenn meine Rae gestresst oder niedergeschlagen ist, näht sie bei der nächsten Gelegenheit an einem Stück weiter oder etwas Kleines, um sich abzulenken.


    Sowas muss nicht alles ab dem Prolog stehen, finde ich. Sowohl Foreshadowing wie auch solche Kleinigkeiten, können bei einer Überarbeitung auch noch eingebracht werden und im Idealfall sieht es so aus, als ob alles von Anfang an so geplant gewesen wäre. :wink:



    - Eine eher ausgeglichene Abwechslung aus Action- und Charakterszenen


    Damit tu ich mir schwer, weil ich mich viel zu sehr in Charakterszenen verlieren kann. Man sollte aber halt nicht den roten Faden und Ziele aus den Augen verlieren und manche Charakterszenen, die man schreiben wollte, könnte man unter Umständen auch etwas später einbringen. Kommt natürlich drauf an, was man schreiben wollte.


    Ein anderer Trick ist, dass man kein "Fish out of water"-Szenario hat; also einen Charakter, der bereits mit einigen anderen wichtigen Charakteren und der Welt bereits vertraut ist, und es einem daher erspart bleibt ihm alle vorzustellen und alles zu erklären.



    - Sich gut überlegen welche (menschlichen / interpersonellen) Konflikte man tatsächlich benötigt


    Normalerweise bauen Konflikte Spannung auf, aber zu viele Konflikte sind einfach anstrengend, finde ich. Vor allem menschliche Konflikte unter den Hauptcharakteren, bei denen manche recht unnötig sind.


    Muss es wirklich sein, dass alle entstehenden oder bereits vorhandenen Liebespaare mit ihren Konflikten und ihrem Liebesgeplänkel vom eigentlich Plot ablenken? Müssen Eifersuchtsdrama über fünfzig Seiten, übertrieben (manchmal nicht übertrieben lol) hinweg sein? Müssen Freund*innen so häufig dumm rumzicken?

    Mich hat das immer gestört, vor allem in Young Adult-Büchern, dass das Love Triangle den Fokus der Story bekommt und der eigentliche Plot zum hübschen Beiwerk verkommt.


    Natürlich sind menschliche Konflikte und allgemein Dynamiken zwischen den Charakteren sehr wichtig und viele, inklusive mir, lesen diese sehr gerne, aber sie wirken mit Maß und Ziele besser und lassen die Story auch nicht wie eine Soap Opera aussehen.