The Secrets of Lavender Town

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    Es wird gesagt, dass Trainer mit besonderen Talent aus Alabastia stammen. Menschen, die die Natur lieben, stammen aus Vertania. In Marmoria leben selbstbewusste Menschen. In Azuria sind die schönsten Blumen aufzufinden. In Orania soll es den schönsten Sonnenuntergang geben, den man sich vorstellen kann. Träumer leben in Prismania. In Fuchsania treffen Vertrautes und Neues aufeinander. Allerweltsmenschen sind in Saffronia aufzufinden. Leidenschaftliche Menschen stammen aus den Zinnoberinseln. In Lavandia hingegen leben Menschen mit Geheimnissen, die sich in die Stadt flüchten. Die Bewohner von Lavandia sind stets darauf bedacht, ihre dreckigen kleinen Geheimnisse im Dunkeln zu bewahren.


    Vorwort: Ich bin erfreut, dass ihr auf diesen Thread gestoßen seid. ^-^ Diese Geschichte spielt in der Welt von Pokémon Adventures/Special, daher werden auch Charaktere aus dem Manga auftauchen. Die Schwerpunktregion der FF ist Kanto und zu Arenakämpfen sowie Wettbewerben habe ich eigene Regelungen, zu denen in der Geschichte näher eingegangen wird. Lavandia wird, wie man aus dem Titel herauslesen kann, auch eine wichtige Rolle spielen, wie auch die Götter unter den Pokémon, zu denen ich eine eigene Geschichte erzählen und nicht exakt aus dem Manga übernehmen werde. ^-^ Diese Geschichte habe ich auch in FanFiktion.de veröffentlicht: http://www.fanfiktion.de/s/51d…-Secrets-of-Lavender-Town


    Damit keine Verwirrung wegen dem ersten Kapitel aufkommt: Ich habe einen Weg gebraucht, um die Trainergruppe von Lavandia nach Alabastia zu bringen. Da dachte ich mir, dass Orania eine Möglichkeit wäre, um über das Wasser nach Alabastia zu gelangen mit einem Schiff. Im Spiel ist es natürlich nicht möglich und ich hoffe, dass ihr darüber hinwegsehen könnt und erneut wird dieser Weg nicht benutzt. ^-^"


    [tabmenu][tab=Kapitelübersicht]
    Kapitel 1 - Being Alive
    Kapitel 2 - Don't Leave My Side
    Kapitel 3 - The Prince
    Kapitel 4 - Puppet Show
    Kapitel 5 - My Name Is ...
    Kapitel 6 - I'm Alive
    Kapitel 7 - Moments In The Woods
    Extra #1 Christmal Special
    Kapitel 8 - I Dreamed It (1)
    Kapitel 9 - And I Saw It (2)
    [tab=Charaktere und Pokémon]
    Bisher bekannte Charaktere sind hier aufgelistet, ebenso die Pokémon, die sie bisher gefangen/erhalten haben. Sollten noch keine Pokémon von vorgekommenen Charakteren bekannt sein, füge ich ein (-) hinter dem Namen ein. Außerdem habe ich auch Charaktere von Internetfreunden eingebaut, die hier nicht angemeldet sind, dazu gehören drei der Hauptcharaktere (Hana, Mary und Juliet) und fünf Nebencharaktere (bisher aufgetaucht sind Lily und Airis). Mit ihnen habe ich auch außer einer Ausnahme Love Interests für ihre Charaktere entworfen, da niemand alleine bleiben soll (außer wenn es die Person bevorzugt, dass der Charakter Single bleibt :p). Charaktere aus Pokémon Adventures/Special treten auch auf.


    Hauptcast:


    Richie (Zorua, Glumanda, Knofensa)
    Leila (Haspiror, Bisasam)
    Aiden (Schiggy)
    Belle (Pummeluff)
    Sakka (Sniebel, Keifel, Quiekel, Botogel)
    Hana (Pantimimi, Feurigel)
    Mary (Picochilla, Ottaro, Knospi)
    Juliet (Wablu, Panflam)
    Naoki (Simsala)


    Nebencast:


    Zack (-)
    Samira (Eneco)
    Christa (-)
    Takeo (-)
    May (Arbok, Ariados, Piondragi)
    Eve (-)
    Nathaniel (Mauzi, Plinfa)
    Lily (-)
    Viola (-)
    Airis (-)
    Mattheo (-)
    Daisuke (-)


    Mangacharaktere:


    Blue Eich (-)
    Professor Eich (-)
    Sarah Eich (-)
    [tab=Genres]
    Die Genres sind Reise und Shipping.
    [tab=Altersempfehlung]
    Ich stufe die FF auf P16 ein, wegen niedrigen bis exzessiven Gebrauch von Schimpfwörtern, Gebrauch von Gewalt und es wird Szenen geben, in denen der sexuelle Akt beschrieben wird, jedoch ist das Lime und nicht Lemon, also wird es nur grob beschrieben und kurz nach Beginn des Vorspiels erfolgt ein Schnitt. Jedoch ist es jedem selbst überlassen, ob er die Geschichte liest.
    [tab=Danksagungen]
    Ich bedanke mich bei meinen Freunden, die Charaktere für mich entworfen haben und mir immer zuhören, wenn ich über meine FF rede und eifrig Kommentare schreiben, sobald ein Kapitel veröffentlicht wird. Außerdem bedanke ich mich bei jedem aus BisaBoard, der die Geschichte liest und vielleicht einen Kommentar hinterlässt.
    [tab=Copyright]
    Die Regionen, Pokémon und vorkommende Mangacharaktere sind nicht mein Eigentum, sondern gehören Nintendo/Game Freak, Satoshi Tajiri und Hidenori Kusaka.[/tabmenu]


    Die ersten neun Kapitel der Geschichte und ein Extra veröffentliche ich hier im Startpost. In Extras gehe ich speziell in die Gefühlswelt eines Charakters oder Pokémon ein und sie sind meist kurz gehalten. Weitere Kapitel und Extras, die ich demnächst verfassen werde, werden ich in weiteren Beiträgen hinzufügen.


    [tabmenu][tab=Kapitel 1 - Being Alive]
    Es war spät in der Nacht. Die Menschen schliefen normalerweise tief und fest, was aber nicht der Fall war, wenn sie wachgehalten wurden, sei es aus den verschiedensten Gründen. Man bemerkte, dass das Leben am nächsten Tag durch ein bedeutendes Ereignis erst richtig beginnen würde, worauf man Freude verspürte, aber mit einem Funken Angst. Es könnte auch sein, dass man wachgehalten wurde, weil man Angst davor hatte, dass die Zeit vergeht und sich wachhielt, um in dem Irrglauben zu sein, dass man sich für alle Ewigkeit in seinem Bett verstecken konnte, wo man sicher vor der großen weiten Welt war, die voller Kummer war oder man würde am nächsten Tag einen Menschen wieder sehen, der einem viel bedeutete und an den man jeden Tag denken musste, aber mit dem Wissen, dass dieser Mensch einen wahrscheinlich seit langer Zeit aus dem Gedächtnis gestrichen hatte.
    Richie, der Protagonist dieser Geschichte freute sich auf den kommenden Tag, weil er die Trainerschule von Saffronia City 16 Jahren abschloss und seine Karriere als Trainer beginnen konnte. Von Professor Eich würde er einen Pokédex erhalten und dürfte sich ein Starter-Pokémon aussuchen, mit dem er durch die Kanto Region reisen würde. Dennoch hatte er seine Bedenken, ob er all dem gewachsen sei und er wusste noch nicht, was alles auf ihn zukommen würde.
    Die zweite Protagonistin dieser Geschichte, Prinzessin Leila, lebte in Anthuria, einem Königreich aus der Sinnoh Region. Ihre Eltern, der König und die Königin der Stadt wollten sie mit einem Prinzen namens Daisuke verheiraten, was ihr gar nicht gefiel. Der Prinz war attraktiv und begehrenswert, hatte aber eine schreckliche Persönlichkeit, mit der man schlecht auskam. Leila wollte ihn nicht als Mann nehmen und als sein Eigentum gelten, weil sie keine Liebe für ihn empfand. Im Bett zusammengekauert versuchte sie fest ihre Augen offen zu halten, durch die Angst vor dem Einschlafen.
    Sakka, eine der Hauptpersonen dieser Geschichte machte sich Gedanken über den nächsten Tag, durch die sie nicht einschlafen konnte. Nach langer Zeit würde sie dem Menschen wieder begegnen, den sie vermisste und an den sie jeden einzelnen Tag denken musste. Die Angst davor, abgewiesen zu werden durch eine schlechte Reaktion ließ sie nicht in den Schlaf fallen.
    Diese drei Menschen verband die schlaflose Nacht, die sie alleine, aber doch zusammen miteinander verbrachten und sie wussten zu dieser Zeit noch nicht, was sie alles miteinander erleben würden.
    Die Nacht neigte sich dem Ende zu, worauf die drei ihre Betten verlassen mussten, in denen sie sich unter ihren Bettdecken vor der Welt verstecken konnten, bis sie sie beseite legten und die Zimmerbeleuchtungen betätigten, sodass die schöne Stille verging.


    Richie, der Held dieser Geschichte machte sich eines frühen morgens in einem Haus in Lavandia fertig. Die Rubinrote Strähne von seinen sonst nachtblauen Haaren, also schwarzen Haaren mit einem bestimmten dunkelblauen Ton gemischt ließ er auf seine Stirn fallen, sodass ein kleiner Pony enstand, den man über seinen pechschwarzen Augen sehen konnte. Über seinem T-Shirt zog er sich einen Kapuzenpullover mit einem hohen Kragen an, zusammen mit einer dunkelblauen Röhrenjeans. Nachdem er alles in seinen Rucksack packte, was für ihn von Gebrauch sein könnte, zog er sich schwarzblaue Vans Schuhe an und wollte aus der Haustür verschwinden, bis er aufgehalten wurde.
    „Richie, wolltest du dich wirklich aus dem Staub machen, bevor ich mich von dir verabschieden kann?“, fragte seine ältere Schwester Viola, die ihn in ihre Arme nahm.
    „Sorry, ich hatte es eilig und habe das ganz verpeilt“, verteidigte er sich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.
    „Schon okay! Vergiss nicht anzurufen, wenn du in Alabastia angekommen bist.“
    „Bis bald“, verabschiedete er sich.
    Viola schaute erstmal einen Augenblick nach Richie, der ihm zuwinkte, weshalb sie zurück winkte mit einem aufgetragenen Lächeln, der ihre Trauer zeigte, dass sie ihn gehen lassen musste. Sie wusste als Top-Koordinatorin bestens, wie es ist, auf eine Reise mit seinen Pokémon aufzubrechen und in welche Verzweiflungsmomente man verzwickt wird.


    An einem entfernten Ort stand eine verlobte junge Frau im Alter von 16 Jahren mit einem Brautkleid vor ihrem Spiegel. Man sollte meinen, sie wäre glücklich ein Leben als Prinzessin führen zu können, in einem Schloss zu leben mit Dienstboten, die ihr helfen und in einem Luxusbett schlafen zu können. Schon bald sollte ihr vermeindliches Glück sogar noch größer werden, indem sie die Frau eines begehrenswerten Prinzen werden würde. Andere Frauen beneideten die Prinzessin dafür und warteten, die Hochzeit verfolgen zu können, sie selbst empfand aber nicht mehr als Verachtung gegen ihn und ihr selbst.
    Wenn man ihr ihren Hochzeitsschleier nehmen würde, würden ihre weißsilbernen Haare mit einem gewissen Beigeton darin enthalten auf ihre Schultern fallen und es wäre das Gesicht einer jungen Frau zu sehen. Einer jungen Frau namens Leila. Ihre Gefühle, ihre Träume und ihre Hoffnungen versteckte sie hinter ihrem falschen Lächeln, das sie versuchte zu trainieren. Als sie in ihre gelben Augen sah, wurde ihr klar, was sie wirklich wollte, verschwinden, an einen Ort weit entfernt vom diesem Königreich, welches für sie eher wie ein verschönertes Gefängnis wirkte. Sie dachte aber, sie hätte sich verpflichtet und es gäbe keinen Ausweg mehr, weshalb sie eine Mauer um die Gedanken stellte, die ihr sagten, sie solle flüchten und anfangen, ihr eigenes Leben zu leben. Diese Gedanken verfolgten sie seitdem sie denken kann, weshalb sie sich ohne sie einsam fühlte und tief in ihrem Inneren wusste, dass es sie auffraß. Sie war nicht mehr als eine gleichgültige Hülle, die als Marionette für den König diente, daher wollte sie, dass die Leute sie nicht mehr als die Tochter des Königs ansahen, sondern als Leila. Einer ihrer vielen Ängste war, ihr geliebtes Volk würde sie für eine Verräterin halten, weshalb sie sich förmlich gezwungen fühlte, weiterhin in dem Plan ihres Vaters mitzuspielen.
    Als die Weißhaarige aus ihrem Tagtraum erwachte, bemerkte sie die Stimme ihres Verlobten, der gerade das Zimmer betrat. Für die Hochzeit zog er einen Anzug mit einer roten Krawatte an. Im Spiegel betrachtete er seine nach hinten gekämmten Haare und näherte sich seiner Verlobten, mit seinen großen gepflegten Händen um ihre Hüfte gelehnt.
    „Schatz, was machst du denn für ein Gesicht?“, fragte er, als Leila ihr Gesicht verzog und abweisend wirkte.
    „N-Nichts“, antwortete sie schlicht und einfach, mit dem Gedanken, dass er sich von ihr entfernen sollte. Sie entfernte sich vom Spiegel und warf ihren Blick auf ihr Luxusbett, worauf sich der Schwarzhaarige vor sie stellte und seine rechte Hand über ihre Wange strich.
    „Du musst vor mir nichts verheimlichen, schließlich sind wir gleich verheiratet“, entgegnete er und näherte sich Leilas Lippen, die ihr mit ihrem Zeigefinger auf den Mund tappte.
    „Ähm, willst du dir das nicht für die Hochzeitsnacht aufsparen?“, fragte sie hektisch.
    „Die Hochzeitsnacht, wie konnte ich das nur vergessen. Das ist eine gute Idee.“
    Mit diesen Worten verließ er den Raum und Leila holte erstmal tief Luft. Ihr Herz pochte wie verrückt, als er sich ihren Lippen genähert hatte. Es war nicht schwer zu erkennen, wie gutaussehend ihr Verlobter war, dennoch verachtete sie ihn, weil er Frauen nur im altmodischen Stil sah und auch Leila als nichts anderes betrachtete. Am liebsten wollte sie ihn wegstoßen, aber für ihr Volk wollte sie den Tag schnellstens hinter sie bringen. Tief im Inneren wollte sie laut heraus schreien, ihrer Verzweiflung freien Lauf lassen, aber sie wusste, dass das nicht der richtige Moment und nicht die richtige Zeit war, weshalb sie sich zusammenriss. In diesem Moment betrat eine andere Person das Zimmer.
    „Leila! Ach, was für ein Glück, dass ich dich noch erwischt habe. Ich dachte, du wärst schon losgegangen“, freute sich ihre Freundin Juliet. Ihr langes, hellbraunes Haar fiel über ihr pinkweißes Kleid mit Spitze am Ende und Schleife am Rücken. Über ihr linkes Ohr trug sie eine Spange in Blumenform in ihren Haaren.
    „Juliet, was machst du denn hier?“, fragte die Prinzessin überrascht. Als sie ihre beste Freundin sah, konnte sie sich eine herunterkullernde Träne nicht verkneifen.
    „Leila, was ist denn los?“
    Juliet erkannte, dass ihre Freundin am Ende war und hielt sie an ihren zarten Händen fest.
    „Hast du dir Gedanken darüber gemacht, über was wir gestern gesprochen haben?“
    „Ja, das habe ich ...“


    Wieder zurück in Kanto traf Richie auf seine beste Freundinnen, Hana und Marian, die ebenfalls wie er aus Lavandia stammen.
    „Da bist du ja!“, bemerkte Hana und begrüßte ihn. Sie trug ein ärmelloses Oberteil mit Köperstoff Jeans, dazu hellblaue Vans Schuhe. Ihr langes Haar, welches einen besonderen Blauton, Lapislazuli hatte fiel über ihren Rücken und ihre kleine Statur war deutlich bemerkbar.
    „Wieso lässt du so lange auf dich warten?“, fragte Marian, mit Spitznamen Mary ungeduldig. Vorne fiel ein Pony von ihrem pinken kurzen Haar über ihre Stirn, dazu trug sie ein schwarzweißes Rüschenkleid. Ihre graugrünen Augen stachen besonders aus ihrem Gesicht heraus.
    „Es tut mir leid, ich wurde aufgehalten“, versuchte sich Richie rauszureden und setzte ein entschuldigendes Lächeln auf.
    „Ist ja auch egal, wir sollten uns beeilen und den Weg über Route 12 nach Orania City nehmen, um das Schiff pünktlich zu erreichen“, sagte Mary, worauf sie sich auf den Weg begaben.
    Richies Freundinnen standen ihm zusammen mit seiner Schwester am nächsten, da er sie seit dem Kindergarten kannte und zusammen mit ihnen die Trainerschule besuchte. Hana war eher die freundliche nette, wenn auch ein wenig tollpatschig und etwas zu sehr von sich selbst überzeugt. Das Wohl der Menschen, die ihr am nächsten waren, war ihr wichtiger als ihr eigenes. Mary war gerne direkt und sarkastisch, dennoch auch nett und selbstlos, was sich in wichtigen Momenten zeigte.
    „Was grinst du den so?“ Neugierig schaute die Pinkhaarige Richie an.
    „Ich bin gerade nur gut gelaunt“, merkte Richie an und fasste sich an seinen Hinterkopf, worauf Mary leicht schmunzelte.
    Was die drei nicht bemerkten, war eine weibliche Gestalt, die sie mit gewissen Abstand beobachtete und ihr Handy zückte.
    „Ai-nii, ich habe ihn gefunden“, rief sie in das Mobiltelefon, als sie ihren Komplizen anrief.


    Inzwischen schüttete Leila ihr Herz bei Juliet aus. Sie erinnerte sich an den vorherigen Abend, als sie spät in der Nacht, bevor sie ins Bett ging auf Juliet und ihren Freund Nathaniel auf dem Schlosshof traf. Nathaniel war Juliets fester Freund, der stets ein Hemd mit einer blauen Krawatte trug, zusammen mit einer orangenen Business Hose. Die blonden Haare waren stets gekämmt und Juliet gefielen besonders seine gelben Augen.
    Leila ging unbemerkt aus dem Schloss raus, um auf Juliet zu treffen, die sich hinter gestutzten Büschen zusammen mit Nathaniel versteckte. Langsam lief sie zu den beiden hinüber.
    „Was war so wichtig, dass ihr mit mir reden wollt? Wir könnten in Schwierigkeiten kommen, besonders ihr beide.“ Mit einem besorgten Blick schaute die Prinzessin in die hellgrünen Augen ihrer Freundin.
    „Wir machen es kurz und knapp, bevor uns jemand entdeckt, keine Sorge“, beruhigte Juliet die 16-Jährige.
    „Erzählt mir, weshalb wir uns hier treffen.“
    „Morgen, wenn die Sonne aufgeht, wollen wir an den Hafen von Anthuria gehen und mit einem Schiff nach Kanto auswandern.“ Leila konnte nicht glauben, was sie eben gehört hatte und ihr Mund klappte weit auf.
    „Wie bitte? Wieso?“, brachte sie mühevoll heraus, da sie vor Erstaunen ihren Ohren nicht trauen konnte.
    „Du hast richtig gehört. Du weißt, dass meine Eltern mich wie dich verheiraten wollen, nachdem sie herausgefunden haben, dass ich mit dem Sohn des königlichen Schneiders zusammen bin. Als wären sie als Berater der Königsfamilie etwas so viel besseres.“
    „Juliet, beruhige dich“, unterbrach Nathaniel, „Versuche dich zu mäßigen, bevor du noch angreiflich wirst.“
    „Du hast recht. Es tut mir leid, Leila ...“, entschuldigte die Brünette sich.
    „Ist schon in Ordnung. Was jetzt viel wichtiger ist, denkt ihr, ihr könntet euch so einfach aus dem Staub machen? Besonders du, Juliet, wir beide müssen für unsere Eltern und für das Volk da sein.“
    „Das ach so geliebte Volk weiß nicht, was wir alles durchmachen müssen. Vielleicht ist es jetzt einfach an der Zeit, unser eigenes Leben zu führen. Wir wollten dich eigentlich fragen, ob du dich uns nicht anschließen willst.“ Diese Frage traf Leila wie ein Schlag ins Gesicht. Anschließen? Sie hat sich oft gefragt, wie es wäre, ein normales Leben zu führen, aber sie hatte sich längst damit abgefunden, dass das nicht passieren würde.
    „Bist du noch ganz bei Trost? Ich verrate das Königreich nicht. Du weißt, was mich hier hält.“
    „Das weiß ich. Außerdem denke ich auch, dass sie dir raten würde, das Leben zu führen, dass du so unbedingt leben willst. Ich weiß noch, wie wir als Kinder waren.“ Juliet wusste, wie man auf Leute einreden konnte, was Leila an ihr liebte, aber in solchen Momenten auch hasste.
    „Ich … kann nicht.“ Ihr Blick fiel auf den Boden, sie konnte ihre Freunde nicht mehr ansehen. Nathaniel bemerkte, wie Leila in die Enge gedrückt wurde und wollte etwas sagen, aber Juliet ließ ihn nicht ausreden.
    „Leila, du bist meine beste Freundin und mir sehr wichtig. Ich wünsche mir so sehr, dass du mit uns kommst, wenn du dich aber dagegen entscheidest, soll es wohl nicht so sein. Du kannst weiterhin versuchen, den Schein zu wahren, aber ich ertrage das nicht länger. Es tut mir leid.“
    Mit diesen Worten zog Juliet Nathaniel an seiner Hand hinter ihr her und ließen Leila mitten im Königshof stehen. Nathaniel wagte einen Blick zu ihr und wendete sich mit einem bedrückten Blick zu Juliet. Die Prinzessin wusste, dass sie in ihr Zimmer gehen sollte, dennoch blieb sie für diesen einen kurzen Augenblick wie erstarrt stehen, kurz vor dem Zusammenbruch, nur für diesen einen Moment.
    Mit erstaunlicher Entfernung blieb Nathaniel stehen und ließ sich nicht mehr von Juliet zerren.
    „Was war das gerade eben? Ich dachte, Juliet wäre deine Freundin.“
    „Das ist sie auch, deswegen habe ich vorgeschlagen, dass wir sie in unseren Plan einweihen sollten. Wenn sie nicht will, dann ist das eben so.“
    „Aber, Juliet ...“ Nathaniel war für einen Moment sichtlich enttäuscht, im nächsten Moment sah er aber den traurigen Gesichtsausdruck seiner Freundin.
    „Mir fällt es schwer, wirklich, ich versuche im Moment stark zu sein. Haben wir denn eine andere Wahl?“ Der Blonde hielt seine Arme offen für Juliet, die sich in seine Arme fallen und von Nathaniel umarmen ließ, mit der rechten Hand und ihrem Kopf an seiner Brust gelehnt.
    „Wir kriegen das hin“, versuchte er es mit einem Beruhigungsversuch.
    Leila schaute ihre Freundin an und konnte nicht glauben, wie sie ihre Gedanken von heute auf morgen so durcheinander bringen konnte.
    „Leila, es tut mir le-...“, versuchte sie es mit einem Entschuldigungsversuch, bis Leila sie unterbrach.
    „Überspringen wir die Entschuldigungen, bitte. Benachrichtige Nathaniel und lass uns mit dem nächsten Schiff flüchten und nur das wichtigste mitnehmen. Ich habe euren Plan so schon durcheinander gebracht.“
    „Das ist egal, mir ist es nur wichtig, dass du mit uns kommst“, lächelte sie Leila an, die mit Tränen in den Augen zurück lächelte.


    In Orania City angekommen besuchten Richie, Hana und Mary das Pokémon Center der Stadt, um dort zu warten, bis ihr Schiff ankam.
    „Geben wir unsere Pokémon ab und lassen sie für alle Fälle durchchecken“, schlug Hana vor, bevor sie sich nach Alabastia begaben, worauf die anderen einverstanden waren. Als sie in der Pokémon-Akademie eingeschult wurden, durften sich alle ein Pokémon als ihr persönliches Partner-Pokémon aussuchen, welches sie bis zum heutigen Tag noch begleitete. Bei Richie war es sein menschenscheues Zorua, bei Hana ihr verspieltes Pantimimi und bei Mary ihr niedliches Picochilla.
    „Ich hoffe, in dieser Stadt gibt es erträgliche Schwestern“, meckerte Mary, die Menschen nicht lange ertrug, die sie als nervig empfand, was Richie genauso erging.
    „Ich denke, die Schwestern hier sind nett“, meinte Hana, die immer optimistisch blieb.
    Als sie das Pokémon-Center betraten, sahen sie jede Menge Trainer mit den unterschiedlichsten Pokémon, von klein bis groß, niedlich bis cool, normal bis speziell. Die anderen Trainer, die ihre Pokémon abgegeben hatten, machten langsam den Weg frei, sodass Richie und seine Freundinnen an der Reihe waren. Die erste war Marian, da Richie und Hana sich unbemerkt nach hinten fallen ließen, um ihr den Vortritt zu gewähren. Außerlich ließ sie sich nichts anmerken, innerlich fluchte sie und plante schon Rachepläne.
    „Ähm … Also … Hier ...“, brachte sie nur heraus und holte ihr Picochilla hervor.
    „Bist du schüchtern, Kleines? Keine Angst, ich beiße nicht. Wie heißt du denn?“, fragte die Schwester, die mitten in den Dreißigern war, mit kräftiger Statur und blonder Dauerwelle.
    „Marian“, nannte Mary ihren Namen, mit dem Gedanken, wieso sie nicht einfach ihr Pokémon annehme, damit sie sich zurückziehen und ihren Freunden den Vortritt lassen könnte.
    „Mein Name ist Judy. Einfach Judy“, nannte die Schwester ihren Namen, was Mary nicht im geringsten interessierte, da die Pinkhaarige nicht nach ihren Namen gefragt hatte.
    Mary nickte und war erleichtert, endlich ihr Pokémon abgegeben zu können. Der baldige Trainer gab sein Pokémon ab, wie auch Hana. Die beiden Mädchen begaben sich in die Mädchentoilette, weshalb Richie sich erstmal einen Tisch suchte, wo sie sich hinsetzten konnten.
    Als er gerade einen freien Tisch sah und sich hinsetzen wollte, kam ein besonderer Bericht in den Nachrichten, welcher von ihm vom höchster Interesse war.
    Es wurde von einem jungen Koordinator berichtet, der seinen zweiten Band in bisher drei bestrittenen Wettbewerben erhielt. Die Augen besaßen einen wunderschönen Goldton, die im Sonnenlicht schimmerten und seine aschblonden Haare, die nach hinten gekämmt waren, waren auch nicht zu übersehen. Für den Wettbewerb trug er diesmal einen Anzug mit einer Krawatte. Der Name des Koordinators war Ren, ein Name, der sehr beliebt war, aber einer besonderen Person gegeben wurde. Richie war klar, dass er ihn kennenlernen wollte, da er die Wettbewerbe verfolgte, die er bestritt und auch die Berichte in den Nachrichten nicht ausließ. Er selbst wollte zwar eine Karriere als Trainer starten, für ihn würde er aber an einem Wettbewerb teilnehmen wollen.
    Als der Bericht gerade vorbei war und Hana sowie Marian aus der Mädchentoilette gekommen waren, sprachen sie Richie an, der selbst nach dem Ende des Berichts in Gedanken versunken war und völlig verpeilte, sich einen Platz zu suchen.
    „Ähm, Richie, wollten wir uns da nicht hinsetzen, wo jetzt die Kinder sitzen?“, fragte Hana mit freundlichen Ton.
    „Oh Gott, hast du die scheiß Kinder da etwa hingelassen? Ich bin enttäuscht von dir“, ärgerte sich die Pinkhaarige.
    „Ähm, tut mir leid, da kam gerade etwas Interessantes im Fernsehen“, versuchte er sich auszureden.
    „Ist ja auch egal, setzen wir uns auf den Tisch nahe an dem Fenster. Der ist der einzige, der noch frei ist“, schlug die Blauhaarige vor.
    „Meinetwegen. Wenn ich aber wegen der scheiß Sonne einen Sonnenstich gebe, bist du verantwortlich, Richie!“, drohte Marian ihm, der es humorvoll nahm.


    Vor dem Pokémon Center beobachtete das mysteriöse Mädchen Richie weiterhin. Hinein konnte sie aber nicht gehen, ohne bemerkt zu werden, also wartete sie auf die Ankunft ihres Bruders. Derweilen war sie in Gedanken versunken. Mit gemischten Gefühlen schaute sie die Person an, die sie seit langem nicht gesehen hatte, nicht, weil sie kein Interesse daran hatte, sondern, weil es ihr befohlen wurde, sich ihm nicht zu nähern, bis zum heutigen Tag, was sie zum Teil glücklich machte, weil sie sich sonst immer wie eine leere Hülle fühlte, die sich unter ihrem eisblauen Kapuzenkleid versteckt hielt, den Kopf versteckt in der Kapuze, wo ihre langen dunkelvioletten Haare, die vorne über ihre Schultern fielen zu sehen waren und die Hände versteckte sie in ihren Ärmeln, sodass nur ihre Finger herausragten. Es gab Menschen in ihrem Leben, die ihr etwas bedeuteten, wie ihre Zwillingsgeschwister, die beide ein Jahr älter als sie waren, dennoch fühlte sie sich nicht ganz wie ein Teil der Familie, da sie nur Adoptivgeschwister sind, weil die Mutter der beiden die 16-Jährige vor 12 Jahren bei sich aufnahm, als sie allein und verlassen war. Die Frau war verstorben, die Beziehung zu ihren Adoptivgeschwistern wurde seitdem aber nur größer. Auch, wenn die beiden ihr sehr viel bedeuteten, erinnerte sie sich am liebsten an die Zeit zurück, als sie mit dem Jungen zusammen war, den sie anschaute. Ihr war klar, dass es immer eine Lehre in ihr gab, bei der sie dachte, er könnte sie füllen, was für eine kurze Zeit lang so war. Sie wusste auch, dass es falsch war, aber so verlockend.
    Gerade, als sie versuchte, sich von ihren Gedanken zu lösen, hörte sie eine ihr bekannte Stimme.
    „Sakka, es tut mir leid für die Verspätung“, entschuldigte sich ein Junge mit hellbraunen Shirt, darüber trug er einen dunkelroten Mantel.
    „Ah, da bist du, Ai-nii“, antwortete sie kurz darauf mit neutralen Gesichtsausdruck, als ihr Bruder Aiden kam.
    „Es ist endlich so weit.“ Aiden konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    „Wo ist Be-nee?“
    „Belle wartet vor dem Hafen auf uns, es dauert ja nicht mehr lange, bis wir losgehen können“, erklärte der Braunhaarige, dessen Haare sein linkes Auge bedeckte, welches braun war.


    Im Pokémon Center holten Richie und seine Freundinnen ihre Pokémon ab, diesmal von einer anderen Schwester, die Marian halbwegs erträglich fand. Es gab aber ein anderes Problem.
    „Zorua, willst du nicht in deinen Pokéball gehen?“, fragte Richie sein Pokémon, welches lieber draußen bei ihm bleiben wollte. Das Zorua schüttelte kräftig den Kopf.
    „Okay, ich werde dich nicht zwingen.“ Das Unlicht-Pokémon trug er mit etwas Verwunderung in seinen Armen, weil es sonst so menschenscheu war, bei Richie, Hana und Marian fühlte es sich aber wohl. Die Pokémon der Mädchen machten es sich in ihren Pokébällen gemütlich.
    „So, lasst uns gehen, damit wir das Schiff erwischen“, sagte Richie und sie brachen auf zum Hafen, wo Belle schon wartete; Sakka und Aiden folgten den dreien mit gewissen Abstand hinterher.


    Zu dieser Zeit fing gerade die Hochzeit an. Die Hochzeitskapelle spielte die Musik, während die Gäste, insbesondere der Bräutigam auf die Prinzessin warteten, welche von ihrem Vater zum Altar gebracht werden sollte, damit er sie seinem baldigen Schwiegersohn übergeben konnte.
    Als der König alleine und verwundert den Hochzeitssaal betrat, fand er keine Erklärung, die gut genug wäre, um zu erfahren, wieso seine Tochter noch nicht erschien.
    Diese war aber schon auf dem Schiff auf den Weg nach Kanto mit ihren Freunden, um sich ihren Kindheitstraum, Koordinatorin zu werden zu erfüllen. Ihr war nicht klar, wie es ihr in Kanto ergehen würde, daher versuchte sie, optimistisch mit ihren Freunden in das Land zu reisen.
    „Leila, du hast noch kein Pokémon, also bleib stets bei uns“, warnte Nathaniel Leila vor.
    „Ihr habt eure Pokémon, Wablu und Mauzi sowie die Starter, die ihr bekommen habt, oder? Mit euren Begleitern kommen wir schon klar und ich finde auch schon ein Pokémon, sodass ich euch hoffentlich nicht allzu lange zur Last falle.“
    „Mach dir keine Gedanken, für dich tun wir das gerne“, heiterte Juliet sie mit einem breiten Lächeln auf.
    „Eine Frage hätte ich noch … Wolltet ihr meinetwegen auswandern? Ihr habt eure Starter schon bekommen und hättet auf Reise gehen können.“ Das Mädchen war verwundert.
    „Nein, selbst, wenn wir in Sinnoh auf Reise gegangen wären, hätte das nichts geändert. Nur im Ausland könnten wir das Leben führen, das wir verdient haben.“ Selbstsicher versuchte sie ihre Freundin zu stützen. Auch, wenn es Leila nicht laut sagen konnte, innerlich bedankte sie sich bei ganzen Herzen. Außerdem wusste die baldige Koordinatorin noch nicht, dass ihr erster Begleiter, welches sie einfangen würde schon auf demselben Schiff wie sie war.


    Währendessen erreichten Richie, Hana und Mary Alabastia. Nachdem sie aus dem Schiff ausgestiegen sind, wurden sie schon von Sakka und ihren Komplizen verfolgt.
    „Das sind sie also“, bemerkte Belle. Die Braunhaarige trug ein hellbraunes Longtop mit einem Jacke derselben Farbe, die sich Bolero koralle nannte. Darunter trug sie einen dunklen Jeansrock mit weißer Spitze, eine schwarze Strumpfhose und schwarze Stöckelschuhe. Ihr linkes Auge war blau, das andere grüngefärbt. Sie war die Zwillingsschwester von Aiden, außer der gemeinsamen Haarfarbe ähnelten sie sich aber nicht besonders.
    „Ja, jetzt ist es so weit. Teilen wir uns auf“, spielte Aiden den Anführer, worauf seine Geschwister auf den Befehl folgten, „Machen wir Shishou stolz.“
    Während Aiden und Belle im Dorf blieben, versteckte sich Sakka hinter den Bäumen. Richie und seine Freundinnen merkten nichts, nur Zorua sprang aus Richies Armen und rannte Sakka nach.
    „Was ist denn jetzt los?“ Marian war verwundert und wechselte verdutzte Blicke mit Hana.
    „Geht ihr schon mal vorraus zum Pokémon Labor, ich hole Zorua schnell“, schlug Richie vor, worauf die beiden eingingen.
    „Pass auf dich auf“, sorgte sich die Blauhaarige um ihn, als sie mit Marian losging.
    Der junge Trainer dachte nur, er müsse sein Pokémon in seinen Pokéball zurückschicken und könnte dann seinen Freundinnen auf den Weg zum Labor folgen, wenn er sich da mal nicht irrte. Als er Zorua verfolgte, wurde ihm immer kälter, je weiter er eingedrungen war. Das Pokémon blieb erstarrt stehen, worauf Richie es in seine Arme nahm.
    „Da bist du ja … Was war denn, Zorua?“ Richie fand keine Erklärung, bis er geradeaus schaute und ein ihm bekanntes Gesicht ansah.
    „Sa-Sakka?“


    [tab=Kapitel 2 - Don't Leave My Side]


    „Sa-Sakka?“, brachte er aus Erstaunen nur heraus, als er seine alte Bekanntschaft vor ihm sah und blieb mit seinem Zorua in den Armen wie eingefroren stehen. Hinter Sakka kam ein kleines Sniebel hervor, welches sich hinter ihr versteckt hielt.
    Die wilden Pokémon verschwanden hinter Bäumen und Büschen in der Abenddämmerung, weit und breit war keine Menschenseele in Sicht. Da waren nur die beiden zusammen mit ihren Pokémon.
    „Hallo, Richie“, begrüßte sie den Jungen schlicht. Von dem Mädchen ging eine beunruhigende Stille aus, dennoch war es verlockend für Richie, sich ihr zu nähern, sein Körper bewegte sich aber kein Stück.
    „Wieso bist du hier?“, fragte Richie schließlich aus Neugier.
    „Bist du nicht froh, mich wiederzusehen?“, kam Sakka mit einer Gegenfrage an.
    „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll“, sagte er sprachlos und wendete seinen Blick von ihr ab.
    „Sag einfach nichts. Es wird alles noch komplizierter werden“, meinte sie stets mit einem neutralen Blick.
    „Bedeutet das, wir werden uns wiedersehen?“
    „Wenn du das so sehen willst.“ Anstatt ihm Hirngespinste in den Kopf setzen zu wollen, war sie im weiteren Verlauf des Gesprächs darauf bedacht, mit der Wahrheit rauszurücken, dennoch nicht wirklich etwas zu verraten.
    „Unser erneutes Zusammentreffen war vorherbestimmt“, meinte das Mädchen.
    „Von den Göttern?“, warf er in den Raum ein.
    „Wie es aussieht, konntest du unser letztes Aufeinandertreffen noch nicht verarbeiten“, fiel Sakka auf.
    „Wie sollte ich das auch verarbeiten … Ich konnte ...“ Er wusste nicht, wie er seinen Satz beenden sollte. In dem Moment erhielt Zorua einen grimmigen Blick von Sniebel, als es ihn wiedersah, so, als würde es gegen ihn kämpfen wollen. Richie und Sakka waren aber zu sehr in ihr Gespräch vertieft, wobei sich keiner von beiden traute, jenen Tag richtig anzusprechen.


    In der Zwischenzeit begaben sich die Mädchen, Hana und Marian auf den Weg zu Professor Eichs Labor, welches sie in wenigen Minuten erreichen sollten.
    „I'm walking on sunshine, woh-oh! I'm walking on sunshine, wo-oh! I'm walking on sunshine, woh-oh! And don't it feel good? Hey, all right now! And don't it feel good? Hey, yeah!“, vertiefte sich die Blauhaarige in ihrem Gesang, worauf Mary sich gezwungen fühlte, das zu beenden.
    „Hana ...“, begann die Pinkhaarige.
    „Ja?“
    „Du machst es schon wieder“, meckerte sie.
    „Tut mir leid“, begann sie erst mit einer Entschuldigung, „Ich singe immer, wenn ich nervös bin.“
    „Wieso bist du denn nervös?“, sorgte sich das Mädchen um ihre Freundin.
    „Wir sind kurz davor, unsere Starter zu kriegen und Richie ist immer noch nicht zurück gekommen.“
    „Der sucht bestimmt noch nach Zorua. Was mich eher wundert, ist, dass das kleine Zorua einfach in den Wald läuft, obwohl es sonst nie von Richies Seite weicht“, sagte Mary verwundert.
    „Das stimmt“, antwortete Hana wie immer mit einem besorgten Blick im Gesicht, wenn sie sich um ihre Freunde Sorgen machte. Mit einem Gesicht, welches Marian immer depremierte, wenn sie es sah.
    „Schau doch nicht so. Ich bin mir sicher, die beiden kommen uns gleich nach“, munterte Mary ihre Freundin auf, wobei sich ihre Lippen zu einem kleinen Lächeln formten, welches Hana erwiderte. In dem Moment, als Mary abgelenkt war stolperte sie über ein kleines pinkes Pokémon.
    „W-Was … Scheiße!“, schrie sie aus Wut heraus, als sie auf ihre Knie stolperte, worauf Hana ihr aufhalf.
    „Hast du dir wehgetan?“, sorgte sich die Blauhaarige um sie.
    „Es geht.“ Als sie geradeaus schaute bemerkte sie ein Pummeluff, welches mit einem Schmollmund vor ihrer Nase stand.
    „Du kleines dreckiges ...“, fing sie an zu fluchen, wurde aber unterbrochen.
    „Hey, du Miststück, lass mein Pummeluff in Ruhe!“


    Währenddessen legte sich Leila in ihrer Kabine hin. Es gab mehrere Gründe, wieso sie sich in ihr Bett fallen ließ. Eines war, dass sie einen harten Tag hinter sich hatte, wobei sie doch eigentlich heiraten sollte.
    Sie hatte ein komisches Gefühl im Bauch, was nicht nur an ihren Bauchschmerzen lag, die plötzlich auftauchten. Nach dem Abendessen legte sie sich hin, während Juliet zusammen mit Nathaniel die Sterne anschaute. Die Prinzessin wusste, dass das frischgebackene Pärchen Zeit für sich brauchte, weshalb sie es ablehnte, dass ihre Freundin sich um sie kümmerte, nachdem sie von ihr in ihr Zimmer begleitet wurde.
    Die Schifffahrt zog sich in die Länge und es würde noch Tage dauern, bis sie den Hafen von Orania City erreichen würden. Das kümmerte die Weißhaarige aber nicht besonders. Durch den Gedanken, ein neues Leben mit ihren besten Freunden zu beginnen erwachte bei ihr eine große Vorfreude. Gleichzeitig war sie aber froh darüber, dass das Kapitel ihres Lebens nicht sofort beginnen würde, sodass sie Zeit hatte, sich mental darauf vorzubereiten.
    Wieder und wieder drehte sie sich um, legte sich auf auf ihren Bauch oder Rücken, aber sie fand keine bequeme Position. Aus Langeweile stand sie auf und wusch ihr Gesicht, worauf sie sich im Spiegel ansah. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit war sie stolz, als sie in den Spiegel sah und sich selbst anlächeln konnte.
    Als sie die Tür aufmachte und austreten wollte, schreckte ein kleines Haspiror auf, über welches sie fast gestolpert wäre.
    „Ah!“, erschrak sie sich und stolperte durch den Schock über ihre eigenen Füße. Das Haspiror schaute sie mit großen Augen an, worauf das Mädchen lachen musste, so peinlich, wie ihr das war.
    „Was macht denn ein kleines Pokémon wie du hier auf so einem riesigen Schiff?“, sorgte Leila sich um das Pokémon, welches sich anschließend mit den Pfoten an die Ohren fasste.
    „Ich tu dir schon nichts“, klärte sie die Situation auf, wobei sie sanft eine Hand auf den Kopf des Pokémons legte, welches ihr dann in die Arme sprang.
    „Es tut mir leid, wirklich. Ich bin gerade einfach durch den Wind“.


    Richie und Sakka, wie auch Zorua und Sniebel tauschten für einen Moment nur leere Blicke aus. Die Beteiligten wussten, dass hinter den Blicken mehr steckte, als sie die Mimik ihrer Gesichter betrachteten. Für alle schien die Zeit so, als wäre sie stehen geblieben, als würde der Moment nicht vergehen. Nur für diesen Moment gab das Universum seine Regeln auf.
    „Es tut mir leid“, brach Sakka schließlich das Eis, „Wirklich. Was damals passiert ist ...“
    „Hör auf.“ Eine Entschuldigung war das letzte, was Richie hören wollte. Das, was er wollte, war eine Erklärung.
    „Kannst du mir nicht einfach alles erklären?“, fragte der Junge erneut nach. Sakka zog alles möglichst lange in die Länge heraus, damit ihr Bruder Erfolg bei ihrem Plan hatte, bis sie letztlich mit der Sprache rausrückte.
    „Die Götter ignorieren unsere Gebete. Die Auserwählte hört all die Gespräche und nicht nur von den Göttern, sondern auch von den toten Seelen der Menschen, die sich auf dem Weg ins Paradies verirren und auf der Erde herumwandern, wie auch die Stimme ihres Geliebten, der vor Jahrhunderten starb. Die Auserwählte redet nur noch mit Shishou-sama“, begann sie letztendlich zu reden, was in Richies Kopf für nur noch mehr Verwirrung sorgte.
    „D-Das ist anders, als das, was du mir an jenem Tag erzählt hast.“
    „Ja. Mehr werde ich auch nicht sagen können. Irgendwann wirst du es verstehen.“ Mit diesen Worten war sie dabei, dem Jungen ihren Rücken zu zeigen, was er aber nicht zuließ.
    „Wieso bist du überhaupt zurückgekommen? Hast du mich aufgesucht, weil es dir befohlen wurde? Das glaube ich dir nicht, weil …“
    „Ja, du hast es erfasst, genau, weil es mir befohlen wurde“, log sie ihm und sich selbst vor, worauf sie nur noch mehr Abscheu sich gegenüber fühlte. Am liebsten würde sie zu ihm rennen wollen, an seinen Schultern rütteln und ihn anschreien, dass er für sie da sein sollte, dass er sie retten sollte, aber das konnte er nicht. Niemand konnte das.
    „Du lügst“, bemerkte er, „Du lügst … Ich glaube dir kein Wort.“
    Die Violetthaarige hielt einen Moment inne, wendete ihren Blick von ihm und drehte sich erneut um, ohne mit weiteren Wahrheiten raus zu rücken. Anstatt ihm zu sagen, dass sie ihm nur das Beste auf seiner folgenden Reise wünschte, zusammen mit seinen Begleitern und Freunden begann sie langsam davon zu laufen. Gerne würde sie hören, wie Richie ihr nachläuft und sie davon abhält, ihn zu verlassen. Im nächsten Moment wurde ihr aber klar, wie idiotisch das war und wie schwach. Sniebel folgte ihr dicht hinterher, traurig darüber, nicht gegen Zorua kämpfen zu können.


    Hinter Marian und Hana näherte sich eine Gestalt, der anscheinend das kleine Pummeluff gehörte.
    „Wenn nennst du hier Miststück, Miststück?“, kam Mary mit einem Konter.
    „Steck's dir sonst wohin, du pinkhaarige Schlange“, beleidigte sie das Mädchen, die nur noch mehr einen Grund hatte, ihrer Wut freien Lauf zu lassen.
    „Ich battle dich sowas von tot“, drohte sie ihr, worauf sie ihren Pokéball in Richtung des Himmels warf und ihr Picochilla rief.
    „Ich helfe dir!“, erklärte Hana sich bereit, ihrer Freundin zu helfen und holte ihr Pantimimi hervor.
    „Solche Zimtzicken wie euch besiege ich nur mit einem einzigen Pokémon. Pummeluff, setze Walzer ein!“, befahl sie ihrem Pokémon, welches Hanas Pantimimi härter verletzte als Marian vorhin.
    „Pantimimi, ist alles in Ordnung?“, sorgte sich die Blauhaarige um ihr Pokémon, welches sich wieder aufrappelte.
    „Super! Wir schaffen das schon, Pantimimi. Ich mit meiner Göttlichkeit und du mit deiner Niedlichkeit!“, erklärte sie Belle von sich selbst überzeugt den Krieg.
    „Setze Taumeltanz ein!“, befahl Hana ihrem Pantimimi, welches daraufhin anfing zu tanzen und alle beteiligten Pokémon, wie Pummeluff und Picochilla dazu verführte, ihm nachzueifern.
    „Ah, ich hab Picochilla ganz vergessen!“, bemerkte Hana zu spät.
    „HANA!“, schrie Mary sie an, die auch anfing zu tanzen.
    „Tut mir leid. Ähm, wieso fängst du an zu tanzen?“, fragte das Mädchen verwundert.
    „Ich habe keine Ahnung... Wieso zeigt mein verdammter Finger dahin?“
    „Ihr seid solche Amateure“, bemerkte Belle schnell und befahl ihrem Pokémon, welches verwirrt wurde Duplexhieb einzusetzen. Zu ihrem Glück tat es das dann auch und griff das wehrlose Picochilla an.
    „Du Miststück!“, beleidigte Mary die Brünette und befahl ihrem Picochilla, das gleiche zu machen, durch seine Verwirrung hat es sich aber selbst verletzt, indem es gegen einen Baum rannte.
    „Picochilla!“, sorgte sich Mary um ihr verletztes Pokémon. Als sie zu ihrem Pokémon rannte und es in den Pokéball zurück schicken wollte, stand dieses schon auf.
    „Oh, Picochilla, du kämpfst für mich!“ Das Picochilla war aber immer noch verwirrt und setzte Sternschauer ein, womit es alle in seiner Umgebung angriff, einschließlich die Trainer und ihre Pokémon. Während Hana sich an ihr Pantimimi klammerte, dachte Marian, die durch die Attacke ihres eigenen Pokémon umfiel, sie wolle aufgeben.
    „Mir wird’s zu bunt“, dachte sich Belle, rief ihr Pokémon in den Pokéball zurück, nur um es wieder zu rufen, damit die Verwirrung gelöst war.
    „Setz' Gesang ein!“, befahl sie ihrem Pokémon, woraufhin sie sich die Ohren zuhielt. Die Mädchen und ihre Pokémon fielen in einen festen Schlaf.
    „Genug mit dem Affentheater. Das müsste die Idioten genug abgelenkt haben, damit wir erfolgreich mit Aiden flüchten können.“ Das Pummeluff holte tief Luft und blaste sich selbst wie einen Luftballon auf, damit Belle mit ihm davonfliegen konnte.


    Sakka blieb weiterhin außerhalb von Alabastia, um nicht auf Richie zu treffen, der ins Dorf zurück gehen würde. Daher blieb sie an ihrem Treffpunkt stehen und wartete auf ihre Geschwister, die bald erscheinen sollten.


    Inzwischen begab sich Leila ans Deck, dicht gefolgt von dem kleinen Haspiror, welches sie nicht verlassen wollte. Es hat es Leilas Gutherzigkeit zu verdanken, dass sie das kleine Pokémon nicht alleine ließ.
    „Ich frage mich immer noch, was du auf diesem Schiff machst“, sprach die Prinzessin mit dem Pokémon, in dem Gedanken, dass sie sich gerne zu ihren Freunden gesellen würde. Die beiden brauchten aber für diesen Moment ihre Privatsphäre, weshalb Leila nicht den Weg gegangen war, den Juliet und Nathaniel einschlugen, sondern den anderen Weg wählte. In diesem Moment fragte sie sich, ob das öfter so laufen würde, dass sie das fünfte Rad am Wagen wäre.
    „Ich denke, für diesen Abend brauche ich dich genauso sehr, wie du mich. Hast du einen Trainer?“ Das Haspiror schüttelte den Kopf, als würde es das Mädchen verstehen.
    „So so!“, lächelte die Weißhaarige und machte sich Gedanken darüber, ob sie das Haspiror zu ihrem ersten Pokémon machen sollte. Durch die Verlockung holte sie einen Pokéball hervor, welches sie von Juliet als Geschenk am vorherigen Tag bekam. Wenn das Haspiror wirklich keinem Trainer gehörte, könnte sie es einfangen. Als sie dem Pokémon ihren Pokéball zuhielt, schaute es die baldige Koordinatorin mit großen Augen an, ließ sich dann aber ohne weiteren Zweifel einfangen.
    Als sie bemerkte, dass das genug frische Luft für sie war, entschied sie sich dazu, in ihre Kabine zurück zu gehen. Dafür holte sie ihr frischgefangenes Haspiror hervor, um etwas Gesellschaft zu haben. Dadurch, dass sie sich aber beobachtet fühlte, schaute sie sich um und bemerkte ein Magnetilo, welches hinter ihr vor sich hin und her schwebte.
    „Ah!“, erschrak sie sich, „Wie viele Pokémon laufen hier denn frei herum?“
    „Mein Magnetilo läuft nicht frei herum. Es gehört zu seinem Trainer“, machte eine weibliche Gestalt bemerkbar, die sich hinter den Fluren versteckte. Über ihrem schwarzen Latzkleid trug sie einen weinroten Pullover, mit einer Kapuze und Katzenohren begleitet. Ihr schwarzes Haar ragte durch die Kapuze hervor. Dazu trug sie schwarze Halbschuhe. Ihr gerader Pony fiel ihr auf die Stirn und ihre Augen schimmerten in einem limonengelb/grünlichen Ton.
    „Wer bist du?“, fragte Leila die weibliche Gestalt verwundert, die daraufhin weitere Magnetilo und ein Magneton aus ihren Pokébällen rief. Die Pokémon schwebten wild um Leila und das Haspiror umher, sodass man die elektrische Ladung an ihren Armen eine Gänsehaut auslöste. Das kleine Haspiror versteckte sich hinter den langen, zierlichen Beinen der Prinzessin.
    „Das wirst du schon früh genug erfahren.“ Das Mädchen kam ihr bedrohlich näher, Leila blieb aber stehen und machte sich auf alles gefasst.
    „Knockt die Kleine und ihr Pokémon aus“, befahl sie ihren Elektro-Pokémon, worauf die beiden durch den gemeinsamen Donnerschock der Pokémon aufschrien und in Ohnmacht fielen.
    „Ein frischgefangenes Haspiror brauche ich nicht. Das kann sie ruhig behalten“, dachte sie sich, als sie das Haspiror mit leeren Augen näher betrachtete. Sie griff nach einem weiteren Pokéball und holte ein Simsala hervor. Die Elektro-Pokémon wurden in ihre Pokébälle zurückgeschickt, wie auch das Haspiror in Leilas Pokéball, welches sie fürs erste einsteckte. Mit der einen Hand berührte sie das Simsala und mit der anderen das Mädchen. Mit einem Teleport begaben sie sich nach Alabastia, wo sie Leila liegen ließ und ihren Pokéball neben sie legte.
    „Das Simsala von Shishou-san habe ich gar nicht gebraucht“, sprach sie stolz mit sich selbst.
    Im nächsten Moment teleportierte sie sich zusammen mit dem Simsala an einen anderen Ort.


    Belle schaffte es auch an den Treffpunkt und wartete zusammen mit Sakka auf ihren Zwillingsbruder.
    „Wieder mal verspätet er sich“, seufzte die Brünette, worauf Sakka nichts zu sagen hatte. In schneller Eile erreichte Aiden die beiden mit einem entschuldigenden Lächeln, da er wusste, was sie dachten.
    „Ich weiß, ich weiß, dafür habe ich aber, was wir wollten.“
    „Was hast du mit dem Alten gemacht?“, fragte Belle neugierig nach.
    „Der liegt bewusstlos herum“, entgegnete der Junge nur, „Verschwinden wir von hier.“


    Richie, der in Richtung zum Pokémon Labor ging, war wieder mal in Gedanken versunken. Zorua, welches immer noch in Richies Armen lag setzte einen besorgten Ausdruck in seinem Gesicht auf. Der Trainer bemerkte dies und strich seine Hand leicht über das Fell des Pokémon, um ihm mitzuteilen, alles wäre gut. Als er geradeaus schaute, bemerkte er Hana und Marian, die auf dem Weg einschliefen, wie auch ihre Pokémon. Der Junge bemerkte, dass sie nur eingeschlafen waren und rüttelte erstmal sanft an Hanas Schulter, ihm sie aufzuwecken.


    [tab=Kapitel 3 - The Prince]



    Leila fand als Kind großes Gefallen an den Märchen, die ihre Mutter ihr vor dem Schlafengehen vorlas. Nach einer bestimmten Erzählung träumte sie davon, sie wäre in einen ewigen Schlaf gefallen, aus dem nur der Kuss eines Prinzen zum Erwachen führen würde. Als sie erwachte, blickte sie in die tiefen violetten Augen des Prinzen, die sie in seinen Bann zogen. Mit seiner großen rechten Hand strich er über die Wange des Mädchens, während seine braunen Haare im Sternenlicht zu glänzen schienen. Nur zu gerne erinnerte sie sich an den Traum zurück und wurde traurig, als sie aus diesem erwachte.
    In der Situation, in der sie sich gerade befand wäre sie allzu glücklich gewesen, wenn ein Prinz ihr zur Hilfe geeilt wäre. Zu ihrem Glück machte sich aber eine junge Frau bemerkbar, die eine Einkaufstüte in der Hand hielt. Um ihren Hals trug sie eine Kette in Form eines Wassertropfen, welches auf ihren weißen Pullover fiel. Darüber trug sie einen Kittel derselben Farbe. Ihre hellbraunen Haare fielen über ihren Rücken und vorne über die Schultern, wobei eine Strähne auf der Seite bemerkbar war.
    Die Frau war darauf bedacht ihrem weiteren Alltag nachzugehen, bis sie die ohnmächtige Leila inmitten von Alabastia erblickte. Geschockt löste sie ihre Hände von der Einkaufstüte, die mitsamt den eingekauften Waren auf den Boden fiel.
    Sie überprüfte, ob die Weißhaarige noch atmete und bereitete sich vor Erste-Hilfe zu leisten, als das Mädchen langsam ihre Augen öffnete. Erst nahm Leila die Frau verschwommen war, bis ihr Augenlicht schärfer wurde und sie in das besorgte Gesicht der Frau blickte.
    Die Prinzessin zitterte durch den Angriff der Elektro-Pokémon mit ihrem ganzen Körper, worauf die Frau langsam ihre Hand ergiff. Leila wirkte immer zerbrechlich auf andere Menschen, was sie an sich nicht mochte. In diesem Moment nutzte sie aber den warmen Händedrück der Braunhaarigen aus, den sie allzu gerne erwidert hätte, hätte sie die nötige Kraft dafür noch gehabt. Langsam half die Frau der Weißhaarigen auf die Beine und stützte sie ab, wobei sie Leila ihren Pokéball in die Hände überreichte, in dem Haspiror sich befand.
    „Ist alles in Ordnung?“, fragte die Frau mit einer warmen Stimme.
    „E-E-s geht.“
    „Was ist dir zugestoßen?“, fragte die Braunhaarige verdutzt.
    „Eben noch … War ich auf einem Schiff und jetzt bin ich hier.“
    „Auf einem Schiff? Hast du ein Schiff von Orania City aus genommen?“ Orania City? Diese Stadt war ihr nicht bekannt.
    „Ich komme aus Sinnoh“, brachte sie langsam heraus, worauf die Frau noch geschockter wirkte. Die Braunhaarige sah die Hände des Mädchens, die den Pokéball umringten.
    „Darin befindet sich ein Pokémon, nicht wahr?“, kam sie erneut mit einer Frage.
    „Mein Haspiror“, antwortete sie.
    „Okay, ich kümmere mich später um das kleine. Erstmal helfe ich dir und über alles weitere können wir dann reden. Von vornherein muss ich dir sagen, dass wir in Kanto sind. Die ganze Situation ist ziemlich merkwürdig“, sagte die Frau und legte eine Hand auf die Schulter des Mädchens. In Kanto? Das Mädchen verstand nun gar nichts mehr. Es würde mit dem Schiff noch einige Tage dauern, bis sie Kanto erreichen würden, also was hatte das alles zu bedeuten? Wurde sie von dem Mädchen mit den Katzenohren an diesen Ort gebracht? In Gedanken versunken versuchte sie, sich daraus eine logische Schlussfolgerung zu bilden, während sie langsam vorangingen.


    „Hana!“ Richie rüttelte an der Schulter seiner Freundin, die zusammen mit Marian auf dem Weg zum Pokémon-Labor eingeschlafen war. Sein Zorua schickte er vorher zurück in den Pokéball.
    „Hana! Marian!“ Die beiden waren nicht aufzuwecken, sodass Richie es aufgab, bevor er seine Stimme verlor. Ihm wurde klar, dass etwas passiert war, worauf er sich fragte, ob es was mit Sakka zu tun hatte.
    „Oh Gott!“, kam aus der Frau nur heraus, die mit Leila dicht hinter ihr den selben Weg ging.
    „Wieso liegen hier überall Mädchen herum?“, fragte sie geschockt und starrte Richie an.
    „Sie … Sie sind doch ...“ Richie schien die Frau erkannt zu haben. Die Frau schaute den Jungen fragwürdig an.
    „Es … Also, die beiden sind meine Freundinnen. Wir sind zusammen nach Alabastia gekommen, um Professor Eich aufzutreffen. Wir mussten uns … Erstmal trennen, als ich ihnen aber nachgehen wollte, habe ich sie eingeschlafen auf dem Weg entdeckt.“
    Die Frau schien die Situation verstanden zu haben. Leila, die ihren Blick abwechselnd an Richie und die eingeschlafenen Mädchen wendete verstand die Welt nicht mehr. Normalerweise hätte sie sich in solch einer Situation Sorgen gemacht, wenn sie nicht selbst von Problemen überhäuft wäre. Sie war zu sehr von ihren immernoch währenden Schmerzen abgelenkt, wobei sie durch ihre Nervösität mit dem ganzen Körper zitterte.
    Die Braunhaarige achtete auf die Mädchen und überlegte sich, wie sie den beiden helfen sollte. Richie hingegen bemerkte Leila und schaute sie mit einem neugierigen Blick an.
    „Hey, ich bin Richie“, begrüßte er Leila mit einem leichten Lächeln im Gesicht, welches durch die Situation, in der er vorher verwickelt war wie aufgesetzt wirkte.
    „Hallo.“ Die Prinzessin sah, dass der Junge ihr zur Begrüßung seine Hand ausstreckte. Dabei zögerte sie, ihm die Hände zu schütteln, weil sie das zuvor bei Zivilisten nicht gewöhnt war. Der Junge bemerkte, dass etwas nicht mit dem Mädchen stimmte und streckte ihr seine Hand noch näher, mit einem Lächeln im Gesicht, das weniger aufgesetzt wirkte. Das Mädchen wurde lockerer und gab ihm schließlich die Hand, wobei sie das Lächeln erwiderte.
    „Das war anscheinend die Attacke eines Pokémon“, bemerkte die Frau.
    „Solch eine Attacke wie Gesang?“, stellte Richie fest.
    „Genau. Es ist mir aber ein Rätsel, was hier passiert ist. Wilde Pokémon, die derartige Attacken beherrschen setzen sie bei Menschen nur ein, wenn sie sich bedroht fühlen.“
    Richie überlegte, ob es etwas mit Sakka zu tun hatte. Vielleicht war sie nicht alleine gekommen?
    „Vielleicht waren das keine wilden Pokémon“, wendete Richie ein.
    „Denkst du, das war das Werk von Trainern? Das klingt eigentlich logisch … Heute ist ein merkwürdiger Tag.“ Die Braunhaarige fasste sich mit einer Hand an den Hinterkopf und schmunzelte leicht.
    „Wie sollen wir sie aufwecken?“, fragte der Junge.
    „Wir müssten einen Aufwecker benutzen oder solche Attacken wie Weckruf einsetzen. Weckruf ist aber doppelt so effektiv, wenn der Gegner eingeschlafen ist“, merkte die Braunhaarige an. Richie und Leila waren erstaunt über den zweiten Vorschlag, worauf ersterer ihn gleich ablehnte.
    „Wir können sie nicht hier liegen lassen.“
    „Denken Sie, dass ein Aufwecker bei Menschen helfen könnte?“ Der Junge wollte einen Versuch wagen, war sich aber nicht ganz sicher. Die Prinzessin hielt sich ganz aus dem Gespräch raus.
    „Ein Versuch wäre es wert, ich selbst habe es noch nie versucht. Ein Aufwecker ist nicht giftig.“
    Der Junge ging darauf ein und dachte, es wäre einen Versuch wert. Erst hielt er das Spray, welches er von seiner Schwester bekam vor Marians Gesicht, worauf sie ihre Augen langsam öffnete. Schockiert schlug sie ihm den Aufwecker aus der Hand, welches auf das trockene Gras fiel.
    „Du bist ja wach!“, erkannte der Junge und schaute geschockt in die ärgerlichen Augen der Pinkhaarigen.
    „Natürlich bin ich … Was ist eben passiert?“ Richie hielt Marys Hände und half ihr langsam auf die Beine.
    „Also“, fuhr sie fort, „Ein kleines pinkes Viech, das sich Pummeluff nennt hat Walzer gegen mich eingesetzt und sein Trainer gab sich zu erkennen. Dann kam es zu einem … Pokémon-Kampf, falls man das so nennen kann und am Ende setzte das Pokémon Gesang ein, weshalb wir hier schlafend im Gras lagen.“ Richie und die anderen Frauen schienen verstanden zu haben, was vor sich ging. Mary bemerkte ihr kleines Picochilla, welches immer noch nicht erwachte und schickte es in seinen Pokéball zurück, damit es sich weiterhin ausruhen konnte.
    „Du siehst bedrückt aus“, bemerkte der Junge.
    „Es war ein harter Tag.“ Das Mädchen wartete, bis sie und ihre Freunde später etwas Privatsphäre hätten, bevor sie von ihrem ersten Kampf erzählte.
    „Was machen wir mit dem anderen Mädchen?“, fragte die Braunhaarige.
    „Ich schicke ihr Pantimimi in seinen Pokéball zurück und trage Hana auf den Armen. Ich habe Angst, dass sie in dem Moment, in der ich ihr den Aufwecker entgegen halte aufwachen und mich anscheißen wird.“ Das Vokabular war die Prinzessin nicht gewohnt, weshalb sie leicht verdutzt den Jungen anblickte. Mary hingegen fing an zu kichern und fand die Idee gut.


    Juliet und Nathaniel, die weiterhin auf mit dem Schiff auf dem Weg nach Kanto waren konnten ihre Freundin nicht in ihrem Bett auffinden. Zusammen suchten sie das ganze Schiff ab, die Prinzessin schien aber verschwunden.
    „Wo kann sie nur sein?“ Juliet wurde von Sekunde zu Sekunde besorgter, bei den Gedanken, die ihr kamen.
    „Denkst du, sie versteckt sich irgendwo im Schiff, um alleine zu sein?“, fragte Nathaniel die Braunhaarige und fasste ihr mit der Hand auf die Schulter.
    „Nein, Leila ist niemand, die spurlos verschwindet. Sie war noch nie alleine unterwegs“, meinte Juliet.
    „Denkst du nicht, dass ihr das vielleicht überkommen ist und sie die Freiheit ausnutzt?“ Nath versuchte zwar sie zu beruhigen, das Mädchen schien aber nur noch ärgerlicher.
    „Leila wäre entweder bei uns oder in ihrer Kabine. Ich kenne das Mädchen.“
    „Das ist sie aber nicht, leider.“ Das Mädchen fasste an die Krawatte des Blonden, der mit seiner Hand langsam den Griff löste und mit der anderen Hand langsam an ihren Hinterkopf fasste, um sie zu umarmen.
    „Ich will weiterhin nach ihr suchen, bis ich ein Lebenszeichen von ihr finde.“ Der Junge seufzte, da er sich sicher war, dass der Prinzessin nichts zugestoßen war. Für seine Freundin ließ er sich aber leiten und machte sich weiterhin auf die Suche nach der Weißhaarigen.


    Richie lief mit Hana in seinen Armen voran, wobei die beiden Mädchen und die Braunhaarige ihm dicht hinterher folgten. Mary bemerkte Leila, die neben ihr lief und wagte einen Blickkontakt, worauf Leila sofort den Blick wendete. Leila war sich nicht im klaren darüber, ob sie den Menschen, die sie gerade erst kennengelernt hatte trauen sollte. Die drei schienen ihr aber nett auf ihre eigenen Weisen und sie konnte den Händedruck der Frau nicht vergessen, als sie aus ihrer Ohnmacht erwachte. Der Händedruck nahm ihr für einen kurzen Moment die Angst, die sie verspürte, als sie auf dem trockenen Gras lag. Die Wärme, die von der Frau ausging war unglaublich. In dieser Situation brauchte sie jemanden, der für sie da war.
    „Ähm ...“, begann die Weißhaarige, worauf Mary sie anschaute, „Also, hallo, ich habe dich noch gar nicht begrüßt.“
    „Hey!“, begrüßte Mary die Prinzessin, „Ist schon in Ordnung.“ Leila war erleichtert, verspürte aber immer noch Angst. Sie war darauf bedacht, was der weitere Verlauf des Tages mit sich bringen würde.
    „Hier ist es, das Pokémon-Labor von Alabastia!“, merkte die Braunhaarige an, als sie vor dem Labor standen. In dem Moment wachte schließlich auch Hana auf, die bemerkte, dass sie in den Armen von Richie lag.
    „W-Was?“ Die Blauhaarige erschreckte den Jungen, worauf er sie fallen ließ.
    „Verdammt!“ Richie wedelte mit den Armen entschuldigend umher.
    „Richie!“ Mary half ihrer Freundin sofort auf die Beine.
    „E-Es tut mir leid!“
    „Ist schon gut“ Obwohl Hana sauer sein müsste, nahm sie die Entschuldigung an, da sie bei solchen Dingen nicht nachtragend war. In diesem Fall wusste sie, dass es ein Versehen war.
    „Also ...“, begann sie zu reden, wobei Mary sie unterbrach.
    „Ich habe ihnen alles erzählt. Alles weitere können wir später besprechen“, flüsterte sie ihr ins Ohr, worauf sie einwilligte.
    Gemeinsam betraten sie das Pokémon-Labor. Als die Braunhaarige den Lichtschalter betätigte, sah sie Professor Eich ohnmächtig auf dem Boden liegen.
    „AHHHH!“, begann sie zu schreien, „Großvater!“
    Sofort wendete sie sich an ihren Großvater und schaute, ob er noch atmete und alles in Ordnung war. Langsam öffnete auch dieser seine Augen und schaute in das Gesicht seiner Enkelin.
    „Sarah, es ist was Schreckliches passiert“, sprach er die berühmte Pokémon-Ärztin langsam an.
    „Was denn, Großvater?“
    „Ich erkläre gleich alles, erstmal ...“ Sarah ließ ihn nicht ausreden und half ihm zusammen mit Richie auf die Beine, der zur Hilfe eilte.
    „Vielen Dank, junger Mann“, bedankte sich der Professor ausgiebig.
    „Ihr drei solltet heute eure Starter und den Pokédex erhalten, nicht wahr?“, wurde ihm klar, als er die jungen Abgänger der Pokémon-Akademie bemerkte.
    „Ähm“, begann Hana zu reden, „Ja, schon, erstmal sollten Sie sich aber erholen“, sorgte sich Hana um den Professor, obwohl es ihr selbst nicht gut erging.
    „Genau, sie hat recht! Was ist mit diesem Dorf heute eigentlich los?“, fragte Sarah in die Runde.
    „Was soll den ansonsten passiert sein?“, fragte der Professor neugierig.
    „Nicht nur dich habe ich ohnmächtig aufgefunden, sondern auch die Mädchen“, merkte die Frau an.
    „Was? Das ist wirklich merkwürdig. Ich widmete mich den Startern, die ich verteilen sollte und schickte sie zurück in ihre Pokébälle, als gerade ein junger Mann in das Labor stürmte. Er hatte anscheinend nicht erwartet, dass ich mich hier aufhalten würde und knockte mich mit einem Schlag in den Bauch aus“, erzählte der Professor.
    „Dich kann jemand ausknocken?“, wunderte sich Sarah.
    „Ich bin auch nicht mehr der Jüngste und der Junge war außerordentlich groß und nicht gerade schwach. In etwa so groß wie dieser junge Mann“, deutete der Mann auf den Jungen.
    „Mein Name ist Richie“, stellte er sich vor und hielt eine Hand an seinen Hinterkopf. Währenddessen schaute Sarah im Labor nach, ob etwas gestohlen wurde.
    „Großvater! Ein Starter wurde gestohlen“, bemerkte die junge Frau.
    „Was? Welches?“, fragte der Professor verwundert.
    „Unser Schiggy“, sagte Sarah, was Erinnerungen hervorlockte.
    „Das erinnert mich an die Sache mit Green“, merkte der Professor an, „Ich schaue später die Aufnahmen unserer Kameras an und benachrichtige die Polizei.“
    Richie und die beiden Mädchen schauten sich verwundert an, während Leila ihre Hände zusammenfaltete.
    „Kinder, das ist ja nicht euer Problem. Kümmern wir uns um die Starterverteilung und die Austeilung der Pokédex'.“ Professor Eich holte zusammen mit seiner Enkelin die Pokébälle mit den Startern hervor und ließ sie auf einem Tisch frei. Die Pokémon Glumanda, Feurigel, Ottaro und Bisasam standen nebeneinander und schauten die Menschen, die ihnen gegenüber standen neugierig an. Normalerweise sehen sie nicht so viele Menschen auf einmal, weshalb sie leicht scheu wirkten. Der Professor nahm eine Liste hervor und rief nacheinander die Namen auf.
    „Richie“, lächelte er den Jungen an, „Komm hervor und hol dir dein Glumanda ab. Meine Enkelin gibt dir gleich deinen Pokédex.“
    „Danke.“ Richie ging langsam auf das Pokémon zu, welches ihn neugierig mit seinen Augen anschaute. Die Flamme an seinem Schwanzende bedruckte Richie am meisten. Eine Hand legte er auf den Kopf des Pokémon, woraufhin es erst leicht zurückschreckte. Danach gewöhnte es sich langsam daran und fand Gefallen an dem Jungen. Sarah überreichte ihm den Pokéball von Glumanda und einen Pokédex dazu. Das Pokémon schickte er in seinen Pokéball zurück und steckte es sein, um den Mädchen den Vortritt zu lassen.
    Als nächstes bekamen Hana ihren Starter. Die drei durften nach ihrem Abschluss die Starter nennen, die sie wollten und die Blauhaarige entschied sich für Feurigel. Da ihr Vater aus Kanto kam und ihre Mutter in Johto geboren wurde, hatte sie freie Auswahl zwischen den Startern der beiden Regionen. Sofort erweckte das Feurigel eine Symphatie in Hana, besonders den Augen konnte sie nicht widerstehen.
    Mary entschied sich für ein Ottaro, weil sie freie Auswahl zwischen den Startern aus Kanto und Einall hatte. Sie war in Einall geboren, lebte aber beinahe die ersten zwei Jahre ihres Lebens in einem Waisenhaus, bevor ihre Adoptiveltern aus Kanto sie zu sich holen konnten. Auch sie näherte sich ihrem Starter, war aber nicht so locker wie ihre Freunde. Die Pinkhaarige schickte es zurück in seinen Pokéball, um es auf ihrer Reise näher kennenzulernen und bekam wie ihre beiden Freunde vor ihr ihren Pokédex.
    „Junge Frau, bist du auch wegen der Starterverteilung hier? Du stehst ab-...“ Der Professor wurde von Leila unterbrochen.
    „Mein Name ist Leila“, bekannte sich die Prinzessin und allen Beteiligten wurde klar, dass sie ihren Namen zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal hörten.
    „Ich lag ohnmächtig mitten im Dorf und ihre Enkelin war so nett und hat mich hierher gebracht.“ Der Professor schaute seine Enkelin an, wobei sie noch was hinzuzufügen hätte.
    „Das Erstaunliche daran ist, dass sie vorher auf einem Schiff war, welches sie von Sinnoh nach Kanto führen sollte.“
    Geschockt schauten alle in die Richtung der Weißhaarigen, was ihr unangenehm war.
    „Alles weitere erzähle ich dir später. Die Kinder sollten sich erstmal ausruhen“, schlug Sarah vor.
    „Du hast recht. Die Nacht bricht langsam an. Für heute solltet ihr euch zur Gaststätte in Alabastia begeben und dort die Nacht verbringen.“
    Die jetzigen Trainer schauten sich zustimmend an, wobei Leila außen vor stand und das Bisasam betrachtete, welches noch übrig blieb. Professor Eich bemerkte, wohin der Blick der Prinzessin fiel.
    „Dir scheint das Bisasam zu gefallen, nicht wahr?“, fragte der Professor.
    „Es gefällt mir“, entgegnete das Mädchen und betrachtete den Knospen auf dem Rücken des Pokémon.
    „Eigentlich sollte es zusammen mit Schiggy übrig bleiben. Die Starter aus Kanto haben wir eigentlich immer parat. Nun, es könnte einen Freund gebrauchen. Hast du vielleicht den Wunsch, ein Trainer oder Koordinator zu werden?“ Die Prinzessin schien überrumpelt von der Frage, antwortete aber sofort.
    „Ja! Ich wollte Koordinator werden und an Wettbewerben teilnehmen“, brachte sie heraus, worauf der Professor das Bisasam in seinen Pokéball zurückschickte und es zusammen mit einem Pokédex dem Mädchen übergab.
    „Eigentlich läuft das anders ab, für dich mache ich aber eine Ausnahme.“ Das Mädchen war für diesen Moment glücklich über ihren neuen Begleiter. Trotzdem machte sie sich Gedanken darüber, was sie machen sollte.
    „Du kannst mit uns zur Raststätte gehen, wenn du willst“, schlug Richie dem Mädchen vor, als könnte er Gedanken lesen. Der Junge wollte das verwirrte Mädchen nicht alleine lassen.
    „W-Wirklich?“ Die Prinzessin schien überglücklich, worauf die Mädchen auch einwilligten. Zusammen machten sie sich auf den Weg zur Raststätte.


    In der Zwischenzeit saß Sakka in der Bibliothek des Hauptquartiers, wo sie und ihre Geschwister sich aufhielten. Alle drei waren Mitglieder einer noch unbekannten Rebellengruppe. Der Plan startete an diesem Tag und bisher verlief alles erfolgreicher, als sie sich dachten.
    Die Violetthaarige legte ein Buch zurück, welches sie vor zwei Tagen begonnen hatte und nun beendete. Dicht neben ihr stand Sniebel, welches mit seiner Kralle auf ein Buch zeigte, das Sakka ihr vorlesen sollte.
    Das Mädchen nahm das Buch hervor und begann vorzulesen, um sich von den Ereignissen des bisherigen Tages abzulenken. Nach einiger Zeit traf sie Richie wieder und sie sollte ihn wieder treffen, so waren die Befehle von oben.
    In diesem Moment war sie aber in ihrer Bibliothek, ihrer eigenen kleinen Welt zusammen mit ihrem Sniebel. Hier war sie abgeschottet von der Welt und nur für sich alleine. Viele Bücher erwarteten sie hier, wobei sie viele schon gelesen hatte und viele noch gelesen werden mussten. Nachdem, was alles passiert war, war sie froh, in ihren Rückzugsort zurückkehren zu können.


    Die Zeit verging und es war spät in der Nacht. Richie erwachte aus seinem leichten Schlaf und schaute in das Doppelbett, welches Mary und Hana einnahmen. Der Junge stand auf, um das Bad zu betreten und bemerkte, dass Leila nicht mehr oben im Etagenbett lag, wobei er unten schlief. Nach seinem Besuch im Bad ging Richie leise aus der Gaststätte raus und suchte nach ihr. Als er Leila bemerkte lief er ihr langsam nach.
    „Ah, Richie!“, bemerkte Leila den Jungen.
    „Was machst du hier? Ist dir nicht kalt?“, fragte Richie, als er Leila in einem schwarzvioletten Tunika Oberteil mit weißer Spitze sah.
    „Es ist schon etwas kalt“, entgegnete die Prinzessin mit gekreuzten Armen. Der Trainer legte seine Hände in die Hosentaschen.
    „Hätte ich einen Mantel oder so dabei, hätte ich ihn dir gegeben“, sagte Richie, worauf Leila rot wurde, was der Junge bemerkte.
    „Danke!“, brachte sie erst nur heraus und fuhr fort, „Heute … war ein merkwürdiger Tag, oder?“ Der Trainer bemerkte, dass der Themenwechsel erzwungen war, weshalb er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
    „Eindeutig, besonders in deinem Fall, wobei du noch gar nicht hier sein solltest, oder?“, merkte Richie an.
    „Ja … Du warst heute anscheinend der einzige, der nicht in irgendwelche Probleme geraten ist“, meinte Leila, wobei sie aber nicht wusste, wie sehr sie sich irrte.
    „Eigentlich schon … Ich habe jemanden wiedergesehen, den ich mal kannte.“ Die Prinzessin spitzte ihre Ohren und war bereit, dem Jungen zuzuhören. Der fragte sich aber, ob er fortfahren sollte. Könnte er einem Mädchen, das er vor einigen Stunden erst kennengelernt hatte das anvertrauen? Andererseits konnte er nicht mit seinen Freundinnen darüber reden und wie lange würde er es noch schaffen, den Mund zu halten?
    „Außerhalb in Alabastia verstecken sich die wilden Pokémon hier und mein Zorua rannte dorthin, wo ich ein Mädchen wieder traf, welches vor zwei Jahren an meiner Schule war. Wir verstanden uns immer besser und haben uns in unserer Freizeit getroffen, aber alles änderte sich in den letzten Tagen“, rückte der Junge mit der Sprache heraus. Leila bemerkte, dass es ihm unangenehm war, darüber zu sprechen. Sie bemerkte aber auch, dass er jemanden zum Reden brauchte, weshalb sie offen zuhörte.
    „Den Rest der Geschichte erzähle ich dir ein anderes Mal“, lächelte Richie das Mädchen an.
    „Ein anderes Mal?“ Die Prinzessin war verwundert über die Aussage und dachte, dass ihre Wege sich nach dieser Nacht trennen würden.
    „Du weißt nicht, aus welchem Grund du hier gelandet bist und du hast hier niemanden. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn dir was passiert und wir das später hören. Ein Leben als Trainer ist hart.“ Leila schien für den Moment glücklich, aber wieder zerstörte ein Gedanke diesen Moment, weshalb sie eine Miene zog.
    „Ist was?“, fragte der Junge besorgt.
    „Die Enkelin des Professors hat mir einen C-Gear mitgegeben, damit ich wie du und deine Freunde auch eines besitze. Ich weiß aber nicht, wie ich es benutzen soll. Ich würde gerne eine Freundin anrufen.“ Der Junge nahm die Hände aus den Hosentaschen hervor und nahm das C-Gear in die Hand, um die Adresse ihrer Freundin abzuspeichern und ihr zu zeigen, wie er funktioniert.
    „Danke!“, bedankte sich das Mädchen und rief Juliet an, die vor Sorge die ganze Nacht die Augen offen hielt. Nathaniel lag seitlich neben ihr mit einem weißen Tank Top im Bett und lag einen Arm um das Mädchen. Als Juliet den Anruf bemerkte wandte sie sich an ihr C-Gear, worauf Nathaniel auch aufstand.
    „W-Was?“ Nathaniel wachte auf und setzte sich hin, worauf Juliet den Anruf annahm. Auf dem Bildschirm sah sie Leilas Gesicht, worauf sie aufschrie.
    „Leila! Wo bist du denn?“, fragte die Braunhaarige hastig vor Neugier, „Wir haben den ganzen Tag bis vor einer Stunde das Schiff nach dir abgesucht und dich nicht gefunden.“
    „Tut mir leid … Ihr werdet geschockt sein, aber ich bin in Kanto. Genau genommen in Alabastia.“
    „WAS?“, schrie Juliet auf, „Wie bist du auf einmal dorthin gekommen?“
    „Ich wurde angegriffen von einem Mädchen mit Katzenohren, worauf ich ohnmächtig wurde und in Alabastia aufwachte.“ Richie hörte dem Gespräch aufmerksam zu.
    „Das ist alles merkwürdig … Ein Mädchen mit Katzenohren?“, sagte Nathaniel, den Leila auf dem Bildschirm des C-Gear auch bemerkte.
    „Ich habe hier eine kleine Gruppe von drei Trainern getroffen, einem Jungen und zwei Mädchen, bei denen ich zurzeit bin. Hier ist der Junge, sein Name ist Richie“, erklärte die Prinzessin und zog Richie unfreiwillig auf den Bildschirm, der dem Paar zuwinkte und sie begrüßte.
    „Gut, dann bist du nicht alleine und du bist in Kanto. Wir sollten einen Treffpunkt vereinbaren“, schlug Nath vor.
    „Also“, meldete sich Richie zu Wort, „Wir wollten von hier aus nach Vertania City und dann nach Marmoria City reisen, um die dortigen Arenaleiter herauszufordern. In Marmoria kann man übrigens an einem Wettbewerb teilnehmen.“
    „Ein Wettbewerb?“, sagten Leila und Juliet gleichzeitig.
    „Das passt perfekt“, merkte Juliet an, „Wir könnten uns in Marmoria treffen..“
    „Die Idee klingt gut“, meinte Leila, worauf die Jungs einwilligten.
    „Ich bin so froh zu wissen, dass es dir gut geht, Leila. Wir sollten das Gespräch beenden und uns alle hinlegen. Das war ein harter Tag“, schlug Juliet vor.
    „In Ordnung, schlaft gut“, verabschiedete sich Leila und beendete das Gespräch.
    „Der Junge im weißen Tank Top war heiß“, meinte Richie.
    „Huch?“
    „Also ...“, begann der Junge, „Ich … bin bisexuell. Also, ich gehe eigentlich recht offen damit um. Der Junge war ziemlich süß“, merkte Richie mit einem Lächeln an. Erst wirkte das Mädchen leicht geschockt, lachte dann aber auf.
    „Du wirst immer symphatischer. Sag das aber nicht in Juliets Anwesenheit, wenn du sie triffst, sonst erlebst du was“, warnte Leila den Jungen.
    „Noch eine Frage …“, fuhr sie fort, „Wie viele Bänder muss man genau als Koordinatorin sammeln und wann findet das Große Festival statt?“
    „Also, so wie ich das in der Pokémon-Akademie verstanden habe, musst du insgesamt fünf Bände von jeder Klasse sammeln, also Normal, Super, Hyper- und Master. Die Wettbewerbe sind unterteilt in die Kategorien Schönheit, Klugheit, Stärke, Coolness und Niedlichkeit. Also musst du insgesamt 20 Bände sammeln, um am Großen Festival teilzunehmen“, erklärte Richie der Prinzessin.
    „20 Bände?“, wunderte sich Leila über die Anzahl.
    „Ja, leicht wird das nicht. Die Pokémon Liga findet in zwei Jahren statt und drei Monate vorher wird das Große Festival eröffnet. Die beiden Events finden alle drei Jahre statt und letztens haben sie vor einem Jahr stattgefunden“, meinte der Junge.
    „Also haben wir noch zwei Jahre Zeit?“
    „Genau“, bejahte er.
    „Dann viel Glück.“
    „Dir auch“, lächelte Richie und ging zusammen mit dem Mädchen zurück zur Gaststätte.


    Der nächste Morgen brach an. Im Hauptquartier der Rebellengruppe befand sich Aiden unter der Dusche und wusch erst sein braunes Haar. Mit Shampoo seifte er seine Brustmuskeln, bevor er auf seinen restlichen Körper überging. Der muskulöse Junge nahm ein Handtuch und wickelte es um seinen Unterkörper, bevor er das Bad verließ.
    „Hey!“ Hinter ihm stand Christa, die sich an die Wand lehnte und sich ihm näherte.
    „Hast du auf mich gewartet, bis ich mit dem Duschen fertig bin?“ Der Junge konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    „Darauf stehe ich nicht“, kicherte sie, wobei sie in die violetten Augen des Jungen blickte.
    „Was gibt’s dann?“, fragte der Braunhaarige neugierig.
    „Ich habe sie erfolgreich nach Alabastia gebracht“, berichtete das Mädchen, weil sie den Jungen am vorigen Tag nicht rechtzeitig erwischte.
    „Glückwunsch, aber die Arme ist wahrscheinlich völlig verwirrt“, dachte sich Aiden.
    „Wen interessiert's. Ich geh mal, du kannst dich ja weiterhin im Spiegel bewundern, werter Prinz. Bis später“, nannte sie den Jungen bei seinem Spitznamen, der sich auch von ihr verabschiedete. Er war gespannt darauf, Leila zu treffen, da er sich immer fragte, wie es wäre, mit einer richtigen Prinzessin auszugehen. Er ging den Weg zu seinem Zimmer und zog sich an.


    [tab=Kapitel 4 - Puppet Show]


    Nachdem sie den harten Tag in den Einstieg ins Trainerdasein überstanden hatten, standen Richie und die anderen mit kleinen Hintergedanken auf. Ihnen kam die Befürchtung, dass der Wahnsinn wieder von vorne losgehen würde. Am liebsten würden sie sich wieder in ihre Betten legen, aber ihnen war bewusst, dass sie die Pension verlassen mussten um nach Vertania City zu gehen.
    Die Mädchen machten sich fertig, nur Hana wollte nicht aus ihrem Schlaf gerissen werden und flüchtete weiterhin ins Land der Träume. Marian war gerade im Bad, als Leila sich zu ihr begab.
    „Ha-“ Die Prinzessin wurde von Richie unterbrochen, der ihr seine Hand vor den Mund hielt.
    „Egal, was du machen wolltest, tu's nicht.“ Selbst in einer ernstzunehmden Stimmlage klang das für das Mädchen albern.
    „Ich wollte sie nur aufwecken“, murmelte sie durch die Hand.
    „Du wolltest es aufwecken?“, fragte er geschockt, „Du kennst sie noch nicht. Sie ist morgens ein Monster und sehr schwer aufzuwecken. Halte dich lieber fern von ihr, bevor sie dich zerfleischt.“
    Der Weißhaarigen war nicht klar, ob sie lachen sollte oder nicht. Sie hörte auf den Rat des Jungen, der seine Hand von ihr entfernte.
    „Was machen wir dann mit ihr?“, fragte sie verwirrt.
    „Wir machen uns fertig, wecken sie dann auf, lassen uns von ihr zehn Minuten anscheißen und dann gehen wir los“, erklärte Richie mit einem Lächeln.
    „O-Okay.“ Leila war verwundert, da Hana der erste Morgenmuffel war, den sie kennengelernt hatte. Verdutzt blickte sie rein und wollte sich im Badezimmer zurecht machen, als Mary fertig war. Diese blickte Richie mit einem Schmollmund an.
    „Ist was?“, fragte Richie.
    „Ich schlafe nie wieder neben ihr. Ich habe sie gern, aber sie macht sich total breit, obwohl sie so klein ist. Ich wäre fast aus dem Bett gefallen. Außerdem ist es scheiße warm, ich hasse den Sommer“, merkte die Pinkhaarige an, wobei Leila mit gespitzten Ohren zuhörte.
    „Gestern Nacht ging es nicht anders mit der Verteilung der Betten. Du bist die einzige, die nicht von Hana im Schlaf geschlagen wird“, meinte der Junge.
    „Ich weiß …“
    In dem Moment murmelte Hana etwas im Schlaf und öffnete ihre Augen. Alle Blicke waren auf die Blauhaarige gerichtet. Langsam stützte sie sich mit ihren Händen am Bett ab und setzte sich gerade hin. Ihre Haare ähnelten einem Wischmopp, so zersaust wie sie waren. Ihr sonst so niedliches Gesicht sah in dem Moment wie das eines Monsters aus, das aus seinem Schlaf erwachte und seine Opfer angreifen wollte.
    „Wie konnte das passieren?“, fragte Richie verwundert.
    „Das ist ein Weltwunder“, entgegnete Mary.
    Die Prinzessin blieb wie erstarrt stehen und schaute das blauhaarige Monster an, welches sich gerade umschaute. Das Monster sah Richie und die Mädchen mit einem Blick an, das die drei zittern ließ.
    „Ihr … Niemand darf mich so sehen und sein erbärmliches Leben weiter leben!“ Das Monster war sich sicher, die drei sollten sterben, hier und jetzt. Die frischgebackenen Trainer hätten keine Zukunft mehr. Die Bettdecke legte sie beiseite, worauf sie langsam aufstand und sich ihren Opfern näherte.
    „Jetzt ist alles aus.“ Richie legte seine Arme um die beiden Mädchen, bevor das Ende sich näherte.
    „Du übertreibst mal wieder“, merkte Mary an.
    „ … Leila-chan!“ Hana lächelte und nahm ihre neue Freundin in die Arme. Für die Prinzessin war es verwunderlich, wie die Blauhaarige von einer Sekunde zur anderen vom niedlichsten Menschen der Welt zur einer Machtbesessenen mit einem Gottkomplex wurde. Dennoch erwiderte sie die Umarmung.
    „Sie schreit uns nicht an?“, flüsterte Richie zu Mary.
    „Sie hat sie jetzt schon lieber als mich“, flüsterte Mary zurück.
    „Richie, halt die Klappe, sonst wische ich den Boden mit dir!“, drohte Hana dem Jungen, weshalb er zurückschreckte.
    „Ist das Bad frei?“, fragte das Mädchen, worauf alle nickten, obwohl Leila noch nicht fertig war.
    „Ähm ...“, begann sie, wurde aber von Hana unterbrochen.
    „Schon gut, Leila-chan, wir können uns zusammen fertig machen“, schlug die Blauhaarige vor. Der Weihaarigen kam es so vor, als könnte Hana Gedanken lesen, aber sie ging auf den Vorschlag ein.
    „Ähm, ich habe was im Bad vergessen“, sagte Richie. Im nächsten Moment wurde ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen und Mary konnte sich ein schadenfreudiges Grinsen nicht verkneifen.


    Währenddessen waren Juliet und Nathaniel immer noch auf dem Weg nach Kanto und die Schifffahrt würde sich weiterhin in die Länge ziehen. Solange wollte das Paar Zeit miteinander verbringen, bevor sie ihr gemeinsames Leben miteinander beginnen würden. Juliet war bereit, ihr Freund war aber noch dabei sich umzuziehen. Die Braunhaarige konnte ihren Blick nicht von Nath abwenden, der nur in Boxershorts bekleidet seine Kleidung zurechtlegte. Am liebsten würde sie seine Kleidung beiseite legen und den ganzen Tag mit ihm im Bett verbringen, weil sich so eine Gelegenheit in Kanto nicht mehr bieten würde. Doch der Blonde wollte gemeinsam mit ihr zu Frühstück essen. Der einzige Trost für sie war, dass sie ihn in der Nacht in ihre Kabine schleifen und ihn von seiner Kleidung befreien könnte, auch von seinen Boxershorts, um mit ihrer Hand über seine Brustmuskeln zu schleifen.
    „An was denkst du gerade?“, fragte der Junge, als er gerade dabei war sein Hemd zuzuknöpfen.
    „Ähm, über den heutigen Abend“, log sie ihm vor. Der Junge grinste und zog sich einen dunkelblauen Blazer über das Hemd an. Darunter trug er eine graue Jeanshose und holte seine schwarze Krawatte hervor.
    „Der Blazer?“, fragte das Mädchen.
    „Ja, das wäre mal was anderes. Wir sind ja nicht mehr in Anthuria, als mir mein Vater immer diese Hemden aufgezwängt hat.“
    „Ein Blazer über deinem Hemd ändert das also vollkommen, oder wie soll ich das verstehen?“, verärgerte Juliet ihren Freund absichtlich.
    „Den Blazer hast du mir geschenkt“, lächelte der Junge.
    „Ja, er steht dir wirklich gut!“, merkte das Mädchen an, worüber sich Nathaniel freute. Zusammen gingen sie aus der Kabine, um einen schönen Tag zu verbringen und ihre Sorgen vom Tag davor hinter sich zu lassen.


    In der Zwischenzeit ging Christa durch die Flure, um auf eine gewisse Person zu treffen, die ihr sagte, sie solle bei ihr vorbeischauen. Die Schwarzhaarige hörte eine ihr bekannte Stimme, die nach ihr rief und sie lief weiter, diesmal schneller.
    „Christa-san!“ Die Stimme erkannte sie sofort. Abrupt blieb sie stehen und schaute den 12-Jährigen an, der vor ihr stand.
    „Takeo, du sollst mich nicht Christa-san, Christa-chan, Christa-kun, Christa-sama oder was auch immer nennen!“, meckerte Christa Takeo an.
    „Wie soll ich dich dann nennen?“
    „Einfach nur 'Christa'!“
    Mit großen Augen schaute der Junge Christa an, die seinen weißen Matrosenanzug begutachtete. Dazu trug er eine kurze dunkelblaue Hose und weiße Socken, die ihm bis zu den Knien gingen.
    „Du hast die Prinzessin gesehen! Erzähl mir von ihr!“ Takeo gab nicht nach, bis Christa mit der Sprache herausrücken würde.
    „Du benimmst dich wieder zu kindisch.“
    Den traurigen Blick auf Takeos Gesicht wegen der Bemerkung konnte das Mädchen nicht ansehen, weshalb sie anfing zu reden.
    „Sie ist eine Prinzessin, hat lange weiße Haare mit einem Beigestich, hatte ein komisches Haspiror dabei und an ihr ist sonst nichts so besonders, außer, dass sie eben eine Prinzessin ist. Bist du jetzt zufrieden?“, fragte die Schwarzhaarige angenervt, doch der Junge schien immer noch wissbegierig. Belle, die gerade an den beiden vorbeilief begrüßte Takeo und ignorierte Christa, als wäre sie heiße Luft.
    „Dir auch einen guten Morgen!“, sagte Christa ihr in einem harten Ton hinterher.
    „Habt ihr immer noch Streit?“, sorgte sich der Junge.
    „Das ist mehr als Streit … Am liebsten würde ich auf sie herfallen, dann würde Shishou-san mir aber eine Predigt halten, da sie unter seinem besonderen Schutz liegt. Außer Sakka hat sie keine weiblichen Freundinnen“, meinte Christa. Ihre Stimmung war nun auf dem Tiefpunkt, obwohl der kleine Matrose versuchte sie aufzuheitern.


    Die Braunhaarige lief zu ihren Geschwistern, die sich im Trainingsraum aufhielten. Der Raum war enorm, wobei sich Aiden oben als Zuschauer aufhielt, während Sakka auf der Kampffläche stand.
    „Es ist komisch, dich nicht unten auf der Kampffläche zu sehen“, merkte Belle gegenüber ihrem Bruder an.
    „Ich gönne mir heute eine Pause, stattdessen sollte sich Sakka mal abreagieren. Sie hat es sich verdient.“ Der Braunhaarige ließ an diesem Tag seiner Adoptivschwester den Vortritt, damit sie sich nicht hinter ihren Büchern versteckt hielt.
    Die Violetthaarige bemerkte nicht, dass ihre Schwester den Raum betrat und konzentrierte sich voll und ganz auf die riesigen Pokémon, die sie umgaben. In der Mitte stand sie mit ihre eigenen Pokémon; Sniebel, Keifel, Quiekel und Botogel. Dabei war sie von Giganten umgeben, die sie zerquetschen könnten, wenn ihre Eis-Pokémon nicht an ihrer Seite wären.
    Das Mädchen fühlte sich wie eine ihrer Puppen aus ihrer Puppensammlung, leblos und ohne Gefühle. Durch Richie wurde sie schwach, aber das versuchte sie hinter sich zu lassen. In diesem Kampf war sie aber keine Puppe, sie war die Marionettenspielerin und die Pokémon ihre Puppen, die von ihr gelenkt wurden. Die Giganten blickten in das Gesicht des Mädchens und sahen ihre seelenlosen Augen und die Aura, die sie umgab, wodurch sie erschraken.
    Nach und nach vielen ihre Opfer durch die Attacken ihrer Eis-Attacken um, wobei Sakka sich nicht vom Fleck rührte. Es war eiskalt, Aiden und Belle fingen an zu zittern. Nur Sakka genoss die Kälte, die sie umgab.
    „Das war wirklich beeindruckend“, meinte Aiden, wobei er mit den Zähnen klapperte.
    „Nach zwei Jahren ist sie endlich wieder zurück.“
    Die Zwillinge waren stolz auf ihre kleine Schwester. Die beiden dachten zwar, dass sie nach der Begegnung mit Richie wieder verweichlichen würde wie vor zwei Jahren, aber das machte sie nur stärker.


    Der frischgebackene Trainer ging zusammen mit Leila und seinen Freundinnen Route 1 entlang, bis sie nach einer Weile Vertania City erreichten. Die Stadt war nicht weit entfernt und die wilden Pokémon an diesem Ort versteckten sich eher, als sich Trainern in den Weg zu stellen.
    „Wir treffen endlich auf Blue!“, freute sich Richie, als er seine ersten Schritte in Vertania City machte.
    „Willst du gleich gegen ihn kämpfen?“, fragte Marian den Jungen, der fast Freudensprünge machte.
    „Nein, nicht heute, er ist viel zu stark und beinahe unerreichbar“, entgegnete der Nachtblauhaarige.
    „Jetzt übertreibst du aber“, meinte die Pinkhaarige.
    „Er ist einer der stärksten Trainer in Kanto und der stärkste Arenaleiter hier, gegen ihn kommen wir noch nicht an. Trotzdem will ich ihn treffen, bevor wir weiter reisen.“
    „Er ist wirklich heiß“, meinte Hana dazu.
    „Ja, eindeutig“, stimmte der Junge zu.
    Leila war wieder mal überfordert, da sie den Arenaleiter nicht kannte, weshalb sie sich im Hintergrund hielt und nichts zu sagen hatte.
    Zusammen liefen sie den Weg entlang zur Arena von Vertania City, wobei sie feststellten, wie viel grün in der Stadt zu sehen war. Die Menschen, die dort lebten schienen sehr naturfreundlich. Als sie die Arena erreichten bemerkten sie zu ihrer Enttäuschung, dass Blue nicht anwesend war.
    „Argh!“ Richie war sichtlich enttäuscht darüber, dass der Arenaleiter nicht in der Stadt war.
    „Ähm. Ja. Das ist total … schade.“ Mary war gleichgültig gegenüber der Abwesenheit von Blue, wobei Hana versuchte den Jungen zu trösten.
    „Hier in der Nähe ist ein Poképark. Wir könnten dort unsere Zeit vertreiben und später zum Pokémon Center gehen. Dort erfahren wir bestimmt, wann Blue gegangen ist und vielleicht auch, wann er zurück kommt.“ Die Gruppe ging auf den Vorschlag ein und machten sich auf den Weg zum Poképark, um ihren Pokémon eine Freude zu machen.


    Im Hauptquartier der Rebellengruppe verließ ein junges Mädchen im zarten Alter von 16 ihr Zimmer. Über ihrem roten Top trug sie eine schwarze Weste, darunter eine schwarze Jeans. Als sie dabei war, die Tür zu öffnen erwischte sie einen falschen Zeitpunkt, weil ein Bekannter vorbeilief und sie aufeinander prallten, wodurch das Mädchen hinfiel.
    „Samira! Es tut mir leid“, entschuldigte er sich auf den Knien abstützend, wobei er eine Hand auf die Schulter des Mädchens legte. Dabei bemerkte er ihre bezaubernden kirschroten Haare, die ihr über die Schulter fielen und sie konnte nicht anders, als in seine blauen Augen zu schauen, die einem so vorkamen, als würde man direkt in den Himmel sehen.
    „Samira?“ Das Mädchen war in Gedanken versunken, weil der muskulöse 17-Jährige seine Hand noch immer auf ihrer Schulter ließ. Die Arme des Jungen kamen durch sein schwarzes Tank Top besonders zur Geltung, dazu trug er Röhrenjeans und Schnürstiefel.
    „I-Ist schon okay, Z-Zack“, stotterte Samira.
    „Ich dachte schon, ich müsste dich ins Krankenzimmer tragen, Sami“, machte sich Zack Sorgen.
    „Nein, es ist wieder nur meine Tollpatschigkeit.“ Sami konnte dem unwiderstehlichen Lächeln von Zack nicht widerstehen, was sie mit erröteten Wangen erwiderte.
    In dem Augenblick lief Christa an den beiden vorbei, die ihnen zuwinkte und zum Forschungslabor lief. Als sie die Tür öffnete bemerkte sie May, die für das Forschungslabor der Rebellengruppe zuständig war. In dem Raum trug sie stets einen weißen Laborkittel wie auch Handschuhe der selben Farbe, die sie gerade anzog. Ihre silbergrauen Haare bindete sie zu einem Zopf zusammen. Im Gegensatz zu den restlichen Mitgliedern der Rebellengruppe und Richies Gruppe, die im Alter von 12 bis 17 waren, war sie bereits 31, fünf Jahre älter als Shishou.
    „Da bist du ja, Christa. Ich habe dich schon erwartet.“ Die Schwarzhaarige betrat das Labor und schloss die Tür hinter sich, bevor sie anfing von dem gestrigen Erfolg zu erzählen.
    „Ich habe es geschafft und die Prinzessin in Alabastia abgelegt“, begann sie zu erzählen, worauf die Grauhaarige stolz wirkte.
    „Sehr schön. Ich wusste, dass du das schaffst. Es war eine weise Entscheidung, bei Naoki ein gutes Wort für dich einzulegen.“
    „Nochmal vielen Dank dafür, dass du mit Shishou-san geredet hast“, bedankte sich die 16-Jährige. Man sah ihr an, wie ihr Verhalten vor May lockerer wurde, wobei sie vor anderen stets darauf bedacht war, sich von ihrer harten Seite zu zeigen.
    Die Frau zeigte Christa ihren Rücken. Was das Mädchen nicht bemerkte war das schelmische Lächeln von May, welches in ihrem Gesicht entstand. Als sie mit ihr Blickkontakt hielt verschwand das bösartige Lächeln wieder so schnell, wie es aufgekam.


    Zurück in Vertania City waren Richie und seine Gruppe bereits im Poképark, wo sich Leila und Mary auf eine Bank setzten. Richie und Hana hingegen bevorzugten es zu stehen. Sie redeten miteinander und hielten Blickkontakt zu ihren Pokémon, die gerade im Sandkasten miteinander spielten.
    „Ich wusste gar nicht, dass du ein Haspiror besitzt“, sagte Richie, als er das Pokémon anschaute.
    „Es tut mir leid. Ich bin nicht dazugekommen es euch zu erzählen“, entschuldigte sich die Prinzessin.
    „Du musst dich nicht entschuldigen, Leila-chan. Es kam nur überraschend. Abgesehen von den Dingen, die uns allen gestern zugestoßen sind, haben wir wenigstens einige neue Freunde gewonnen.“
    Es lag an Hanas Wesen, dass sie jeden tröstete, der Trost brauchte. Das Besondere daran ist, dass sie damit immer Erfolg hatte.
    Kleine Kinder machten sich bemerkbar, die sich zwischen die Pokémon stellten und den Frieden zerstörten.
    „Verscheuchen wir die Dreckskinder“, schlug Mary vor, was abgelehnt wurde.
    „Zorua macht das schon“, meinte Richie, der seine Arme kreuzte und das Schauspiel beobachtete. Das Zorua verwandelte sich durch seine Fähigkeit in seinen Trainer, wodurch die Kinder erschraken und die Fliege machten.
    „Was war denn das?“, fragte Leila verwundert.
    „Das ist Zoruas Fähigkeit. Auch, wenn das lebensecht wirkte, war das nur eine Illusion, eine Täuschung. Am liebsten verwandelt es sich in mich, als ich noch ein Kind war“, merkte der Junge an, was Leila beeindruckte.
    „Es ist schön, wie wir unsere alten und neuen Pokémon zusammen spielen lassen, oder?“, wechselte Hana das Thema.
    „Wie meinst du das?“, fragte der Trainer.
    „Sie müssen oft in ihren Pokébällen bleiben und auf unserer Reise sogar öfter als sonst. Da haben sie es verdient, im Poképark miteinander Spaß zu haben, wenn man bedenkt, wie abhängig wir von ihnen sind.“ Die anderen Beteiligten der Gruppe starrten alle auf Hana, was sie sichtlich nervös machte.
    „Was denn? Darf man nicht einmal tiefgründig sein?“, schmollte die Blauhaarige. Richie näherte sich seiner Freundin und konnte es sich nicht verkneifen, ihr über den Kopf zu streicheln, wodurch ihr Schmollmund noch größer wurde.
    „Alles wird gut, Hana“, provozierte der Junge seine Freundin.
    „Du mich auch!“


    Die Stunden vergingen und der Abend brach heran. Während Richie und seine Freundinnen zum Pokémon Center gingen, betraten die Mitglieder der Rebellengruppe ihre Zimmer und legten sich auf's Ohr.
    Der Tag war für die anderen vorbei, wobei er für Juliet und Nathaniel erst anfing. Zusammen machten sie sich auf den Weg zum Ball, wo sie miteinander tanzten. Juliet vergrub ihre Hand im Blazer des Jungen und gab ihm einen Kuss auf seine Wange.
    „Wofür war das?“
    „Danke, dass du für mich da bist, nach all dem, was gestern vorgefallen ist.“
    Juliet trug nur für den Ball einen braunen Hut mit einer Schleife, den Nathaniel ihr abnahm. Das Mädchen wirkte erst verwundert, bis sie erfuhr, was Nath vorhatte.
    „Du könntest dich auch so bedanken.“ Der Junge drückte seine Freundin mit der freien Hand an sich. Ihre Lippen berührten sich, wobei Juliet die Wärme der Lippen des Jungen spürte und beeindruckt von der Zungentechnik war.
    Zu dem Zeitpunkt flog Juliets Wablu herbei, welches den Kuss unterbrach und sich auf dem Kopf seiner Trainerin absetzte. Das Wablu wurde zusammen mit Nathaniels Mauzi und den Startern Panflam und Plinfa im Pokémon-Bereich abgelegt, doch das Pokémon war nicht daran gewöhnt, zu lange von seiner Trainerin getrennt zu sein.
    Die Braunhaarige war erst traurig darüber, dass der Kuss, der so perfekt schien unterbrochen wurde. Im nächsten Moment musste sie aber zusammen mit Nathaniel lachen.
    Gemeinsam gingen sie zurück in die Kabine, die Pokémon waren in ihren Pokébällen. Juliet lag in den Armen von Nath, der sie in ihr Zimmer trug und auf das Bett fallen ließ. Ein weiterer Kuss folgte, diesmal leidenschaftlicher, als er über ihr lag. Die beiden befreiten sich gegenseitig von ihrer Kleidung, die verstreut auf dem Boden lag, bis sie auch ihre Unterwäsche auszogen.
    Nun lag Juliet oben, die Bettdecke war über den beiden. Naths rechte Hand war in Juliets Haaren verfangen, während die linke auf ihrem Rücken lag. Als sie das Vorspiel beendeten, begutachtete Juliet die beeindruckenden Genitalien des Jungen, was hervorstand. Die Nacht zog sich in die Länge und diese besondere Erinnerung würden sie nie vergessen, als sie ihre Unschuld verloren.


    Die Nacht brach an. Während die Mitglieder der Rebellengruppe in den Schlaf fielen, musste der Anführer noch ein Gespräch führen.
    „Naoki, ich bin stolz auf die kleinen, besonders auf dich. Es ist wirklich alles nach Plan verlaufen“, merkte eine geheimnisvolle Person an, die sich hinter ihrem schwarzen Kapuzenumhang versteckte.
    „Ich weiß. Nach langer Zeit, in der ich mich um alles gekümmert habe, kann ich ihnen endlich den Vortritt lassen. Ich freue mich darauf die Entwicklung der Kinder zu sehen.“ Der 26-Jährige blickte bei dem Gespräch aus dem Fenster und zeigte der Auserwählten den Rücken, wobei sie dicht hinter ihm stand. Unter seinem schwarzen Pullover trug er ein weißes Top, welches bemerkbar war. Darunter trug er Röhrenjeans und beigegraue Halbschuhe.
    „Die Kinder machen ihre Sache gut.“ Die Auserwählte tippte den Rücken des Mannes an, der sich zu ihr umdrehte. Sanft befreite Shishou die Auserwählte von ihrem Kapuzenumhang, den er auf den Boden fallen ließ. Dadurch bemerkte er die kurzen dunkelblauen Haare der Auserwählten, wie auch ihre lichtblauen Augen.
    „Jetzt können wir uns im Hintergrund aufhalten und den Kindern den Vortritt lassen, nicht nur deinen Schützlingen, auch der Prinzessin und Richie. Hana weiß auch noch nicht, was sie erwarten wird. Die Menschen, auf die sie treffen werden, werden auch bedeutende Nebenrollen in dem Stück bekommen.“ Naoki war in die Worte der Auserwählten verfangen, die ihre rechte Hand auf seinen Hinterkopf legte und sie in seinen türkisen Haaren vergrub. Ein Kuss auf seine warme Wange folgte, wobei sie ihre Hand entfernte und auf die breiten Schultern des Anführers legte. Der Mann näherte sich langsam ihren Lippen, als er sie gegen die Wand drückte. Die Hände der Auserwählten lagen auf den Brustmuskeln des Mannes. Auch für die beiden war klar, dass das eine lange leidenschaftliche Nacht werden sollte.


    [tab=Kapitel 5 - My Name Is ...]
    Ein weiterer Tag war vergangen. Die vierköpfige Gruppe machte sich in Vertania City bereit, um in einen Café in der Nähe vom Pokémon-Center zu gehen. Richie wartete auf die Mädchen, die sich im Bad fertig machten. Nur Leila versuchte, wieder ins Land der Träume zu kommen, weil sie meinte, sie wolle sich wegen Bauchschmerzen hinlegen. Der Junge war das Warten leid und klopfte an der Tür.
    „Seid ihr bald fertig?“, fragte er mit dem Rücken an die Tür gelehnt, als er anklopfte.
    „Warte!“, sagte Hana wütend.
    „Hana hat ihren Kamm durch ihren Wischmopp, das sie als Haar bezeichnet zerstört“, erklärte Mary das Problem. Der Nachtblauhaarige versuchte vergeblich sein Lachen zu verkneifen, was zu seinem Leiden bemerkt wurde.
    „Wenn du nicht aufhörst zu lachen verprügle ich dich mit dem kaputten Kamm!“, drohte Hana, worauf Richie augenblicklich das Lachen verging.
    Leila, die nicht einschlafen konnte hörte alles mit. Dennoch schloss sie ihre Augen und bewegte sich nicht, damit die anderen dachten, sie wäre eingeschlafen.
    Schließlich waren die Mädchen bereit und gingen zusammen mit Richie aus ihrem Zimmer im Pokémon-Center, während sie Leila zurückließen, die die Situation nutzte und sich durch einen steifen Nacken umdrehte.
    Mit ihren Armen umringte sie das Kissen, als sie ihren Kopf auf die weiße Matratze legte. Sie dachte über die Geschehnisse der letzten beiden Tage nach und darüber, dass sie in einer Lüge lebte. Nach und nach musste sie ihren drei neuen Freunden, die sie vor drei Tagen nicht kannte Lügen erzählen, die zu einem Lügengebilde wurden.
    Die erste Lüge war, dass sie aus Herzhofen kommen würde. Die zweite, sie hätte ein normales Leben gelebt, wobei sie nicht erwähnte, dass sie eine Prinzessin war. Die dritte, dass sie mit ihren zwei besten Freunden zusammen nach Kanto aufgebrochen wäre, was zwar stimmte, aber die Gründe dafür waren andere, als die, die sie nannte.
    Das ewige Umdrehen im Bett brachte sie in den Wahnsinn, weshalb sie sich dazu entschloss in das Bad zu gehen. Im Spiegel betrachtete die Weißhaarige sich und das, was sie sah gefiel ihr nicht. Sie bemerkte das Mädchen, das sie vor der Hochzeit war, die nicht stattfand.
    Damals war sie schwach und lebte in einer Welt voller Lügen. Vorher lügte sie sich selbst an, sie wäre glücklich und zufrieden und hatte jeden Tag den Schein gewahrt, nur um es ihrem Vater recht zu machen.
    Als die Prinzessin sich dazu entschloss, mit ihren Freunden ein neues Leben in Kanto zu beginnen, würde sie trotzdem in einer Lüge leben. Den Leuten würde sie vorlügen, sie wäre keine entflohene Prinzessin, was sie bisher bei Richie und den Mädchen machte.
    Was würde passieren, wenn das Kartenhaus der Lügen in sich zusammenbricht? Daran wollte sie nicht denken, doch es musste etwas geändert werden.
    Die Tränen konnte sie nur schwer zurückhalten, als sie sich das Gesicht mit kalten Wasser wusch. In dem Moment machte sie sich Gedanken darüber, Richie und den Mädchen nachzugehen, aber sie würden nur fragen, ob die Bauchschmerzen vergehen würden, womit sie wieder eine Lüge erzählen müsste.
    Auch, wenn das nur eine kleine Lüge wäre, so konnte sie es nicht weitergehen lassen. Um einen klaren Kopf zu bekommen zog sie sich um und begab sich zum Poképark.


    Währenddessen erreichten Richie, Hana und Marian das Café, zu dem sie gehen wollten. Richie, der Gentleman, der er ist öffnete die Tür und ließ die Mädchen vorgehen, bevor er ihnen folgte und die Tür hinter sich schloss.
    „Was ist denn mit dir, Richie?“, wunderte sich die Blauhaarige. Der Junge zog die Stühle von den Tischen, damit Hana und Mary Platz nehmen konnten.
    „Darf ich nicht einmal nett sein, Lady Hana?“, fragte dieser.
    „Hana ist alles andere als eine 'Lady'“, warf Mary ein.
    „Du darfst mich jetzt nur noch dreimal beleidigen, Mary“, wurde die Pinkhaarige von Hana gewarnt.
    „Wie meinst du das?“ Der Trainer war sich nicht gewiss, was seine Freundinnen abgemacht hatten.
    „Mary darf mich wöchentlich nur dreimal beleidigen, ohne, dass ich sie in die Verdammnis schicke“, erklärte das Mädchen grinsend.
    „Wie oft darf ich dich beleidigen?“
    „Kein einziges Mal, obwohl du es sowieso nie lässt. Deswegen plane ich für dich eine Spezial-Folter, nach der du im ganzen Universum zerstreut sein wirst.“ Richie kreuzte seine Arme auf dem Tisch, wobei er seinen Kopf darauf abstütze.
    „Lahmer Plan. Von deinen Folterkünsten hätte ich viel mehr erwartet, Hana“, meinte der Trainer, was Hana verärgerte.
    „Pff! Du wirst schon sehen …“
    „Holen wir uns was? Ich komme mir so unrein vor, wenn wir hier sitzen und nichts bestellen“, schlug Mary vor, worauf die Gruppe einging.


    Im Hauptquartier der Rebellengruppe war Frühstückszeit. Während Aiden und Zack es bevorzugten an einem heißen Sommertag im Tank Top und Boxershorts zu schlafen, war Takeo der einzige Junge, der zusammen mit Naoki und den Mädchen Platz am Esstisch nahm, welches im Esszimmer war. May war auch nicht mit von der Partie, da sie sich ganz ihrer Arbeit widmete.
    Das Esszimmer war enorm, ebenso der Esstisch. An der oberen Seite des Tischs saß Shishou, an der unteren normalerweise May. Dazwischen saßen Aiden, Belle und Sakka auf der linken Seite, wobei Zack, Samira, Christa und Takeo an der rechten Platz nahmen.
    Belle, die die Abwesenheit von Aiden nutzte setzte sich nahe neben Shishou-san, was Christa sehr verärgerte. Die anderen wussten auch, dass sie die Gelegenheit nutzte, aber sie standem dem gleichgültig gegenüber. Nur Takeo bemerkte nichts und lächelte vor sich hin.
    „Halten wir alle kurz inne, bevor wir anfangen zu essen. Das ist unser erstes Frühstück gemeinsam, seitdem unser Plan in die Tat umgesetzt wurde. Vorher waren wir zu beschäftigt und eure Gedanken spielten verrückt, wobei ich zu beschäftigt mit der Auserwählten war. Ich möchte euch sagen, dass ich sehr stolz auf euch bin und auch auf die Jungs, die gerade nicht hier sind“, verkündete Shishou mit einem Lächeln, worauf alle auf andere Weisen reagierten.
    Der Matrose war wie immer am Lächeln, wobei Christa und Belle gleichgültig blieben und stets darauf bedacht waren, die andere nicht direkt anzuschauen. Samira hingegen konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, wobei sie noch nicht am Plan beteiligt war, aber ihr großer Auftritt sollte auch noch kommen. Sakka konnte ihren Blick nicht von Shishou abwenden, wobei ihre Mundwinkel neutral blieben und ihre kalte Aura am Tisch zu spüren war.
    Als sie anfingen zu essen hustete Naoki auf, worauf alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Es war kein normales Husten und es wirkte so, als würde er ersticken. Plötzlich fiel um, als er versuchte aufzustehen und lag bewusstlos auf dem Boden. Schockierte Gesichter waren zu sehen und alle rannten auf ihn zu. Das nächste, was man hörte war Takeo, der aufschrie und nach der Hilfe von Aiden und Zack rief.


    Zurück im Café holten Richie und seine Freundinnen ihre Bestellungen ab, worauf sie sich wieder hinsetzten.
    „Schön, wieder hier zu sein“, sagte der Junge.
    „Ja, das letzte mal waren wir auf dem Ausflug nach Vertania City hier, als wir in unserer Freizeit das Café betraten“, lächelte die Blauhaarige.
    „Das war eine tolle Zeit.“
    „Ja, die Zeit verging schnell. Zu schnell“, meinte Mary.
    „Eindeutig. Die Schule ist wohl froh, das Trio Rimana losgeworden zu sein“, sagte Hana, worauf Gelächter am Tisch ausbrach.
    „Versteht mich nicht falsch, aber ich bin froh, dass wir drei Zeit für uns haben. Ich habe nichts gegen Leila, ich habe sie gern, eigentlich war es aber nicht geplant, zu viert zu reisen“, entgegnete Mary ihre Meinung.
    „In Marmoria trennen wir uns wahrscheinlich von ihr, wenn sie auf ihre Freunde trifft“, dachte sich Richie, wobei er zu dieser Zeit noch nicht wusste, wie falsch er lag.
    „Es wäre wohl besser, auch für sie. Kontakt könnten wir trotzdem halten“, meinte die Blauhaarige.
    Stille brach aus. Das sonst so gesprächige Trio war nach dem Thema schlecht gelaunt, besonders, weil sie Mitleid mit Leila empfanden. Es musste schwer für sie gewesen sein, in einer anderen Region nach einer Ohnmacht zu erwachen, vollkommen alleine. Die drei fühlten sich verpflichtet, sich um sie zu kümmern, bis sie auf Juliet und Nathaniel treffen würde.


    Einige Stunden vergingen. Im Poképark setzte sich die Prinzessin auf die Schaukel, die für Kinder erbaut wurde, die mit ihren Pokémon in den Park gingen. Anstatt zu schaukeln blieb sie mit ihren Füßen im Sand stehen, den Kopf nach unten gerichtet.
    In der einsamen Stille kamen ihr der Gedanke, ihren neuen 'Freunden' die Wahrheit zu erzählen. Das war aber leichter gesagt als getan und ihr war klar, dass sie ihr keinen Glauben schenken würden.
    Die Tränen konnte sie nur schwer zurückhalten. Sie wollte nicht, dass die anderen ihre roten Augen sehen und nachfragen, ob was mit ihr nicht stimme. Die Prinzessin war dagegen, dass die anderen sich Sorgen um sie machen würden.
    „Leila!“ Die Weißhaarige hörte eine ihr bekannte Stimme, die nach ihr rief.
    „Richie?“ Leila hob leicht den Kopf und entfernte die Strähnen aus ihren Haaren, als sie den Jungen sah.
    „Was machst du hier? Wir haben schon nach dir gesucht“, sorgte sich Richie, der neben ihr auf der Schaukel Platz nahm. Das Mädchen zögerte mit einer Antwort und wandte ihren Blick von dem Jungen ab, der besorgt nach ihr schaute.
    „Ist es, weil du entfernt von deinen Freunden bist?“, fragte der Nachtblauhaarige nach.
    „Zum Teil, und ...“
    „Und?“
    Leila biss sich an die Lippen, um durch den leichten Schmerz die Tränen zurückzuhalten. Alleine war das schon schwer genug, durch Richies warme Stimme konnte sie sich aber kaum noch zurückhalten.
    „Komm schon, Leila, erzähl mir, was los ist. Du machst mir langsam Sorgen.“ Der Trainer ließ nicht nach, bevor er ein Erklärung für das Verhalten des Mädchens bekam. Als sie Richie in die leeren schwarzen Augen sah, konnte sie eine Träne nicht mehr zurückhalten, die ihr warm über die Wangen lief.
    „Es tut mir leid“, schluchzte Leila, während ihr weitere Tränen über die Wangen liefen.
    „Was tut dir leid?“
    „Alles. Ich kann dir nicht sagen, wie mein Leben wirklich abgelaufen ist, weil du mir sowieso keinen Glauben schenken könntest. Ich kann dir nicht sagen, wie ich in Alabastia gelandet bin, weil ich selbst nicht weiß, wer das Mädchen mit den Katzenohren war. Ich kann dir auch nicht sagen, was ich im Moment fühle, weil ich nicht will, dass du dir unnötig um mich Sorgen machst, aber dafür ist es schon zu spät“, platzte es aus ihr heraus, worauf Richie erstmal nicht wusste, wie er reagieren soll.
    „War all das, was du bisher von dir erzählt hast eine Lüge? Weshalb warst du mit deinen Freunden wirklich nach Kanto unterwegs?“ Das Mädchen dachte sich schon, dass sie Fragen erhalten würde, die unmöglich beantwortet werden könnten. Trotzdem konnte sie den Jungen nicht alleine mit seinen Fragen lassen, wobei er darauf bedacht war ihr zu helfen.
    „Ja, das war es und sie haben nichts damit zu tun, das ist ganz alleine mein Problem“, meinte sie.
    „Es wäre einfacher für dich, wenn du deine Probleme nicht alleine tragen und dich uns anvertrauen würdest, wir sind deine Freunde. Oder siehst du das nicht so?“, redete er ihr ins Gewissen.
    „Du bist mit Hana und Marian seit Ewigkeiten befreundet und ich habe das Gefühl, dass ich mich bei euch einzwänge. Bei meinen Freunden aus Sinnoh empfinde ich das gleiche. Ich liebe beide, besonders Juliet, aber sie ist mit Nathaniel zusammen und ich fühle mich wie das fünfte Rad am Wagen. Langsam denke ich, dass es das Beste für die beiden war von mir loszukommen.“ Je länger Leila über ihre Gefühle und Gedanken sprach, desto schwerer fiel es ihr Richie in die Augen zu sehen.
    „Das denkst du nur, weil du eine schlimme Zeit durchmachst. Solche Momente hat jeder Mal. Nach dem, was du von Juliet erzählt hast und was ich von ihr gesehen habe, scheint sie ein sehr netter und fürsorglicher Mensch zu ein. Egal, ob sie einen Freund hat oder nicht, deinen Platz in ihrem Leben kann niemand einfach übernehmen“, versuchte es Richie mit einem weiteren Aufheiterungsversuch, wobei es Leila immer schlechter ging.
    „Du weißt nicht, was sie wegen mir jetzt durchmachen muss“, meinte Leila, worauf Richie wieder mit einem fragenden Blick dreinschaute.
    „Was kann so schlimm sein, dass du deswegen solche Schuldgefühle empfindet?“, fragte er nach.
    „Sie hätte mit Nathaniel durch Sinnoh reisen können, nur wegen mir ist sie auf dem Weg hierher. Dann kommt so ein dahergelaufenes Mädchen mit Katzenohren und bringt mich hierher. Ich frage mich nur, wieso?“
    „An dem Tag ist viel passiert, was merkwürdig war“, meinte Richie.
    „Was ist bei euch eigentlich passiert? Was wolltest du mir wegen dem Mädchen erzählen?“, kam sie mit Gegenfragen an, um von ihr abzulenken.
    „Na gut, ich erzähle von mir, wenn du dann auch von dir erzählst. Fangen wir ganz von vorne an, in Ordnung?“, schlug Richie vor.
    „I-In Ordnung“, schluchte Leila leise.
    „Mein Name ist Richie. Ich bin 16 Jahre alt und habe letztens meinen Abschluss an der Pokémon-Akademie gemacht, zusammen mit Hana und Mary“, begann er, bevor es ernst wurde, „Meine Eltern sind gestorben, als ich vier war. Violette, meine Schwester und ich mussten bei meinen Großeltern leben. Als sie verstarben, mein Großvater durch einen Schlaganfall und meine Großmutter durch einen Autounfall, war meine Schwester schon 18, weshalb ich alleine mit ihr gelebt habe. Jetzt ist sie 26, also zehn Jahre älter als ich. Auch wenn ich mich mit anderen Jungen aus meiner Schule verstand, waren meine besten Freundinnen größtenteils Mädchen, einen wirklichen besten Freund hatte ich nie. Meine Ansprechpartner waren Hana, Mary und meine Schwester.“
    Leila war geschockt, als sie bemerkte, dass auch andere Menschen ihre eigenen Probleme hatten, die sie tief im Inneren versteckt hielten. Durch Richies gleichgültigen Gesichtsausdruck erkannte sie den Schmerz, was vorher unter seiner Maske nicht bemerkbar war.
    „Zu dem Mädchen, ihr Name ist Sakka. Zusammen mit ihrem Adoptivbruder ging sie vor zwei Jahren an meine Schule, als wir beide 14 waren und ihr Bruder 15. Trotzdem waren wir alle in einem Jahrgang und in der gleichen Klasse, da ihr Bruder nur acht bis neun Monate älter ist als ich. Aiden fand leicht Freunde, Sakka hingegen blieb eher im Hintergrund und war sehr zurückgezogen. Da habe ich mich entschieden, sie anzusprechen und so fing alles an. Wir haben angefangen uns zu treffen und ich habe sie an meinen Lieblingsort in Lavandia geführt, wo ich sonst nur mit Hana und Mary war. Dort haben wir uns sogar geküsst, was völlig plötzlich kam. Sie war das einzige Mädchen, das mich damals wirklich interessiert hat.“
    Leila schaute den Jungen nun wieder an und war überrascht, dass er ihr alles von Anfang an erzählte.
    „Also“, erzählte er weiter, „Ich wusste nicht, was sie an mir fand. Ich bin nicht immer der netteste und kann manchmal ein Arschloch sein, was Hana und Mary gekonnt ignorieren können. Wenn man jemanden etwas bedeutet, fällt es einem wohl leichter, die Macken zu ignorieren.“
    In dem Moment fühlte sie sich dem Jungen hingezogen, obwohl sie ihn schon vorher attraktiv fand. Dennoch sah er nicht wie der Prinz aus ihrem Traum aus, an den sie sich klammerte.
    „Aiden, ihr Bruder hat Wind davon bekommen. Er ist in etwa so groß wie ich und ist sehr talentiert in Pokémon-Kämpfen, was ich in den Kampfstunden bemerkt habe. Er übertraf mich, obwohl ich einer der Jahrgangsbesten im Kampfunttericht war. Eines Tages kam er wütend auf mich zugerannt, hat mich kurz vor dem Kampfunttericht gegen meinen Spind gedrückt und mich dabei angeschrien. Als ich ihn von mir wegdrückte, habe ich ausgeholt, um ihn zu schlagen, wobei er gekonnt auswich und mich am Arm packte. Dabei zog er mich hinter sich her zum Kampfunttericht, wobei wir zu spät kamen. Anfangs mussten wir im Kampfunttericht Pokémon wie Magby oder Seeper nehmen, um zu kämpfen, damals durften wir schon an Pokémon wie Magmar oder Seemon ran. Besonders talentierte durften sich auch für die letzten Entwicklungsstufen entscheiden, was Aiden vorschlug. Der Kampf artete aus, alle flohen und es gab keinen Sieger, wobei Sakka unter den Zuschauern war. Wir wurden beide zum Direktor geschickt, wobei Aiden am nächsten Tag nicht mehr da war. Ich bin zu ihrem Haus gelaufen, weil sie in den vier Monaten auch in Lavandia lebten. Als ich die offene Haustür gesehen und das Haus betreten habe, habe ich mich umgeschaut und erfahren, was ich nie wissen wollte, niemals.
    Der Junge biss seine Zähne zusammen und verkrampfte seine Hände.
    „Was ist passiert?“, fragte Leila nach.
    „Meine Eltern … Und ihre sind am gleichen Tag gestorben, als ich vier war“, erzählte der Junge.
    „Als du vier warst … Das erzähltest du ja bereits. Da fällt mir ein, dass meine Mutter auch gestorben ist, als ich vier war.“
    Der Junge blickte sie mit einem fragenden Gesichtsausdruck an.
    „Dieser Zufall und all das, was vor zwei Tagen passiert ist. Da stimmt was nicht“, dachte er sich.
    „Wie hat das alles geendet?“, fragte Leila.
    „Die beiden haben mich entdeckt und ich erkannte ein drittes Mädchen, das an dem Tag total aufgelöst und zerbrochen wirkte, als hätte man eine Vase umgeschmissen. Alles artete wieder aus, es ging so plötzlich. Aiden und ich schlugen uns, diesmal richtig. Das letzte, an das ich mich erinnern kann war, dass ich außerhalb von Lavandia zusammenbrach. Alles um mich herum wurde kälter, ich spürte eine riesige Gänsehaut. Das hielt mein Körper nicht aus.“
    „Richie ...“ Der Junge blickte sie mit einem neutralen Gesichtsausdruck an.
    „Ich wollte ihr helfen“, fuhr er fort, „Egal, wie die letzten Tage verliefen, ich wollte ihr helfen. Aiden war mir egal, aber Sakka nicht. Sie hat mir einiges von sich erzählt, was mich verwirrt hat und ich wünschte, ich hätte sie nachgefragt, was genau los war. Bei dir will ich nicht den selben Fehler durchmachen“, erklärte er, weshalb Leila verstand, wieso er sich so für sie interessierte.
    In dem Moment machte sich die Wut, die seit langer Zeit in Richie loderte bemerkbar. Die sonst so leer wirkenden schwarzen Augen waren voller Zorn, wobei sie das Böse in ihm bemerkte.
    „Ri-Richie, ist alles in Ordnung?“, sorgte sie sich um ihn, worauf er tief Luft holte.
    „Ja … Es tut mir leid, ich sollte mich beruhigen. Jetzt bist du dran.“
    „In Ordnung …“


    In der Rebellengruppe ging es Shishou besser, sodass er wieder bei Bewusstsein war. In seinem Zimmer wachte er auf. Aiden und Zack eilten nach Takeos Aufschrei zur Hilfe und halfen ihm in sein Bett.
    Langsam öffnete sich die Tür, wobei Belles Kopf herausragte.
    „Geht's dir besser?“, fragte sie nach, wobei sie nicht besorgt klang. Es wirkte auf Shishou eher so, als wäre sie daran interessiert, weshalb er zusammengebrochen war.
    „Einigermaßen“, antwortete er, „Schließ die Tür hinter dir und setz' dich ruhig hin.“ Darauf ging sie ein und setzte sich neben Shishou auf die Bettdecke. Ihr Gesichtsausdruck wirkte besorgter, als sie dem gutaussehenden Mann in die Augen sah. Shishou kam es so vor, als hätte sie etwas zu verbergen.
    „Belle, hattest du etwas damit zu tun?“
    „Wie kannst du so was nur von mir denken?“, kam sie mit einer Gegenfrage in einem sarkastischen Tonfall.
    „In letzter Zeit wirkst du so bedrückt und hast mich gemieden. Heute setzt du dich auf einmal neben mich und es geschieht so etwas.“
    „In deinem Salat war etwas Gift“, sagte sie plötzlich, wobei sie Schadenfreude empfand.
    „Was?“ Geschockt stützte er sich mit seinen Händen ab und setzte sich aufrecht hin.
    „Ich sagte nur etwas Gift. Nicht so viel, dass du davon sterben könntest, nur, dass du zusammenbrichst, weil dein Körper schlecht darauf reagiert.“
    „Wieso machst du so was?“, fragte er in einem wütenden Tonfall. Auch Belle sah man die Wut an, die sie spürte, als sie dem Mann ansah..
    „Ich weiß es, okay? Ich weiß von deiner Affäre mit der Auserwählten“, gab die Braunhaarige bekannt. Shishou wollte nie, dass jemand davon erfährt, schon gar nicht Belle. Er bemerkte, wie sie darauf reagieren würde.
    „Woher wei-?“
    „Woher ist unwichtig. Erklär mir, was du dir dabei denkst“, unterbrach Belle Naoki.
    „Bist du immer noch das kleine Mädchen, das ich damals aufgenommen und sich in mich verguckt hat?“
    „Nein!“, log sie ihm vor, wobei sie errötete, „Es ist mir auch egal, wen du flachlegst, muss es aber die Auserwählte sein?“
    „Rede nicht so über sie.“
    „Wie soll ich sonst über sie reden?“
    „Es geht dich nichts an, dafür gibt es einen besonderen Hintergrund und erzähl es den anderen nicht. Wenn ich dir etwas bedeuten würde, würdest du wegen so etwas erst mit mir reden, bevor du mich vergiftest. Hast du das gemacht, um mich zu bestrafen? Du denkst nie über Dinge bis zum Schluss nach“, fuhr er fort.
    Belle wusste nicht, was sie antworten sollte. Die Wut in ihr, die sich aufstaute wurde so groß, dass sie Halsschmerzen bekam.
    „Hast du dabei überhaupt an uns gedacht, wenn du mit der Auserwählten geschlafen hast? Hast du dabei an mich und meine Gefühle gedacht? Du hast mich tief verletzt, dagegen war die Vergiftung nichts. Du weißt nicht, wie groß die Verlockung war, die Dosis zu erhöhen. Vielleicht denke ich nie über Dinge bis zum Schluss nach, meinetwegen, aber das hast du in diesem Fall auch nicht getan. Ich dachte, dass du nach dem Vorfall vor über zwei Jahren immer für mich da wärst. Dabei hätte ich nie vermutet, dass du so einen Vertrauensbruch begehst.“
    Der Türkishaarige hörte gebannt den Worten des Mädchens zu, die sonst so oberflächlich wirkte. Naoki bedeutete ihr viel. Viel mehr, als er sich vorstellte.
    „Belle ...“
    „Fass mich nicht an“, flüsterte sie schluchzend und begab sich aus dem Zimmer, um das nächstliegende Bad zu betreten. Die Braunhaarige verschloss die Tür hinter sich und ließ ihren Tränen freien Lauf, wobei sie ihre Hände tief in ihren Haaren vergrub.


    „Mein Name ist Leila. Ich bin ebenfalls 16 Jahre alt und komme aus Anthuria, einem Königreich aus der Sinnoh-Region.“
    Gebannt hörte Richie ihren Worten zu, bis sie weiter erzählte.
    „Ich bin die Prinzessin aus dem Königreich und wurde in eine Königsfamilie hineingeboren. Meine Mutter ist gestorben, als ich vier war und mein Vater war ein Tyrann, dem alles egal war, auch das Wohl seiner eigenen Tochter.“
    Der Junge wusste nicht, was er sagen und ob er ihr Glauben schenken sollte, dennoch ließ er sie weiter reden.
    „Ich durfte nicht Koordinatorin werden. Ich durfte nicht entscheiden, wen ich heiraten wollte, weil das schon geplant war. Ich durfte kein eigenes Leben leben. Andere Mädchen träumen davon, eine Prinzessin zu sein. Ich habe als Kind davon geträumt, Koordinatorin zu werden. Zusammen mit meinen Freunden andere Leute kennenzulernen, die mir etwas bedeuten. Pokémon zu fangen, die meine Gefährten auf meiner Reise werden würden. All das sollte ich nicht bekommen, hätte ich nicht mein eigenes Leben in die Hand genommen, weshalb ich zusammen mit Juliet und Nathaniel an meinem Hochzeitstag geflüchtet bin.“
    Der Junge wirkte gleichgültig, was Leila bemerkte und erst verletzte.
    „Was hast du dabei gefühlt?“
    „W-Wie?“
    Diese Frage hatte dem Mädchen noch niemand gestellt.
    „Also … Ich war traurig und hatte … Wut in mir. Ich wollte hinausschreien, dass ich ein anderes Leben führen wollte, dass ich ein anderes Leben verdient habe. Ich wollte nicht mehr die Prinzessin sein, ich wollte Leila sein. All diese Gedanken habe ich tief in meinem Herzen verschlossen, damit sie jahrelang von niemanden entdeckt werden, auch nicht von Juliet. Ich habe früher nie über meine Gefühle geredet, weil ich nicht wollte, dass jemand fragt, wie es mir geht. Niemand sollte sich Sorgen um mich machen. Jeder sollte nur das aufgesetzte Lächeln sehen, welches ich jahrelang nicht ablegen konnte und sogar vor euch aufgesetzt habe.“
    Richie bemerkte, wie lange sie das mit sich herumtrug und wie alles auf einmal hochkam.
    „Ich war so glücklich, als ich die warme Hand von Sarah Eich in so einer schrecklichen Situation gespürt habe. Das Glück hielt an, als ich zusammen mit dir und den Mädchen war, weil ich es liebe, wie ihr miteinander umgeht und ihr bedeutet mir sehr viel. Das klingt verrückt, nicht? Ich … kenne euch ja erst seit zwei Tagen. Ich wusste, dass das Glück nicht echt war und nicht lange anhalten würde, das war mir klar. Ihr seid ein Trio, ich gehöre nicht zu euch. Ich war mir dessen bewusst, dass ihr euch nur um mich gekümmert habt, weil ich Hilfe brauchte. Richie, ich würde es verstehen, wenn du aus dem Park gehen und nicht mehr zurückkommen würdest.“
    Vor Tränen konnte Leila nicht mehr richtig sehen, was sich vor ihr abspielte. Die Tränen flossen hinunter wie ein Wasserfall, der nicht zu stoppen war. Das Atmen fiel ihr schwer.
    Das nächste, was sie bemerkte waren die warmen Hände von Richie, die ihre linke Hand umringten. Mit der rechten Hand wusch die Prinzessin ihre Tränen aus den Augen und blickte den Jungen an, der mit einem leichten Lächeln auf den Lippen vor ihr stand.
    „Erstmal muss ich dir sagen, dass ich dir glaube. So etwas kann niemand erfinden, besonders, wenn er so reagiert wie du jetzt. Auf dieser Welt gibt es nicht so talentierte Schauspieler, daher weiß ich, dass du das tief in dir herumgetragen hast.“
    „Richie ...“
    Richies Hände, die ihre Hand umringten war das einzige, was sie davon abhielt, in ein tiefes schwarzes, leeres Loch zu fallen, aus dem sie niemals hinaussteigen könnte.
    „Hör mir gut zu, okay? Wir alle haben unsere Päckchen zu tragen. Wir sind alle nur Menschen. Auf dieser Welt gibt es keine fehlerlosen Menschen ohne Sorgen. Jeder erlebt früher oder später schreckliche Dinge, die einen zerreißen, wenn man es zulässt. Das einzige, was du dagegen machen kannst, ist dein eigenes Leben in die Hand zu nehmen und für dein eigenes Glück zu sorgen. Du hast Menschen getroffen, die dir dabei helfen können, dein Päckchen zu tragen und die dir etwas bedeuten, uns bedeutest du auch etwas. Hier bist du keine Prinzessin mehr, sondern Leila. Du bist hier und du bist echt. Du kannst die Person werden, die du immer sein wolltest. Gib dir selbst eine Chance, in Ordnung?“
    Das Mädchen bekam diesmal Tränen der Freude. Ihre Brust fing an zu schmerzen. Langsam stellte sie sich auf ihre Beine und fiel Richie in die Arme, der sie mit seinen Armen umringte.
    Zusammen gingen sie zurück zum Pokémon-Center, in dem sie ihr Zimmer betraten. Hana und Mary, die fertig vor Sorge waren, wendeten Richie und Leila ihre Blicke zu.
    „Wo wart ihr?“, fragte Mary.
    „Wir haben uns Sorgen gemacht“, sagte die Blauhaarige.
    Leila schaute erst Richie an, der hinter ihr stand. Mit seiner Mimik zeigte er dem Mädchen, dass sie vorgehen und ihnen auch alles beichten sollte, so wie ihm. Langsam wendete sie sich den Mädchen zu, wobei die beiden ihre roten Augen bemerkten.
    Als sie zu Ende ihnen alles erzählte, verhielt sich Mary zurückhaltend und bewegte sich nicht. Die Pinkhaarige stand nur da mit gekreuzten Armen und wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte.
    Hana hingegen stiegen die Tränen in die Augen. Die Blauhaarige konnte ich nicht anders, als das Mädchen in die Arme zu nehmen. Den beiden war wie Richie auch klar, dass sie bei so einer Reaktion die Wahrheit erzählte.


    Zur selben Zeit näherte sich ein Schiff zum Hafen von Orania City. Die Leute stiegen nach und nach aus, wie auch ein Mädchen mit einem Sonnenhut.
    „Nathaniel, wir sind endlich da“, strahlte Juliet, die Hand in Hand mit Nathaniel lief.
    „Glücklicherweise … Rufen wir Leila an und geben ihr Bescheid?“
    „Daran habe ich auch gerade gedacht.“
    Das Mädchen betätigte ihren C-Gear, worauf es bei Leila klingelte und sie bemerkte, dass der Anruf von Juliet kam.
    [tab=Kapitel 6 - I'm Alive]
    Leila war ein Mädchen. Ein Mädchen mit einem Geheimnis, das sie vor ihren neuen Freunden offenbarte. Der eine reagierte verständnisvoll, die andere empfand Mitleid, während die dritte wütend und unüberlegt handelte.
    Hana und Leila fielen sich in die Arme, während Richie mit den Händen am Hinterkopf gehalten lächelte. Nur Marian stand im Raum ohne sich zu bewegen. Die Hände lagen verkrampft neben ihren Hüften, während sie ihren Blick auf den Boden fallen ließ. Ihre Stränen fielen ihr vor die Augen. Als die Mädchen die Umarmung lösten, bemerkten sie Mary, die die drei keines Blickes würdigte.
    „Mary?“, rief Hana ihren Namen.
    Die Pinkhaarige war wutentbrannt, wobei sie sich erst einmal sammeln musste. Das Mädchen wusste nicht, was sie denken und sagen sollte. In dem Moment fiel es ihr schwer, die Prinzessin anzuschauen und Augenkontakt zu suchen.
    „Mary?“, rief Richie ihren Namen erneut in einer besorgten Stimmlage.
    Die Körperhaltung der Pinkhaarigen verkrampfte sich immer mehr, während sie auf ihre Lippen biss. Durch ihre Strähnen waren ihre Augen nicht zu erkennen, als sie ihren Blick auf den Boden fallen ließ.
    „Ähm … Mary?“, erwähnte nun auch Leila ihren Namen, was Mary richtig aus der Fassung brachte.
    „Was?“, sagte sie bissig, als sie die Prinzessin erblickte. Die Weißhaarige schreckte zurück.
    „Mary, was ist mir dir los?“, fragte die Blauhaarige.
    „Was mit mir los ist? Ernsthaft?“
    Die drei verstummten, weil ihnen keine Antwort einfiel, wobei sie auch keine erwartet hatte.
    „Erst rennt Zorua weg, okay. Eine Trainerin stellt sich uns in den Weg, die Gesang einsetzt und wir schlafen auf dem Weg zum Pokémon Labor ein, meinetwegen. Aber dann sehen wir ein Mädchen aus Sinnoh, das in Alabastia erwacht. Zur Krönung von allem bricht jemand im Pokémon Labor ein, Professor Eich wird ohnmächtig und ein Starter wurde gestohlen. Denkt ihr jetzt nicht vielleicht daran, dass das alles irgendwie mit ihr zusammenhängt?“
    „Wieso sollte das alles etwas mit Leila zu tun haben? Das ergibt gar keinen Sinn“, warf Richie ein.
    „Ich sagte nur „vielleicht“, aber ich denke nicht, dass ich dabei so falsch liege. Wir sind drei normale Schulabgänger einer Trainerschule, die eine Reise als Trainer starten wollten und sie ist eine Prinzessin. Gerade, wenn wir ihr begegnen passiert an einem einzigen Tag all das.“
    Auch bei Hana kam Zweifel auf, was Leila förmlich bemerkte. Die Blicke der Mädchen konnte sie nicht mehr ertragen, weshalb sie ihren eigenen Blick abwendete.
    „Das ist nicht alles ganz so, wie du denkst“, meinte der Junge mit einem vergeblichen Versuch, das Mädchen da rauszureden.
    „Es klingt so, als würdest du mehr wissen“, sagte die Pinkhaarige.
    „Richie, ist vielleicht etwas passiert, als du Zorua nachgelaufen bist?“, fragte Hana.
    Dem Nachtblauhaarigen fiel keine passende Ausrede auf diese Frage ein. Einerseits wollte er den beiden die Klarheit darüber geben, dass Leila nichts mit dem Geschehenen am Hut hatte. Andererseits wollte er seinen Freundinnen nicht von Sakka erzählen, der er begegnet war.
    „Ihr seid alle so scheiße“, schüttelte Mary ihren Kopf und stürmte aus dem Zimmer hinaus.
    „Mary!“, rief Hana erneut nach ihrer Freundin.
    Leila, die kein Wort heraus bringen konnte, starrte Richie hilflos an. Ihr war nicht klar, wie sie reagieren sollte und was sie sagen sollte. Das letzte, was sie wollte, war für weitere Probleme zu sorgen.
    Die beiden wirkten nicht wütend, wie sie erst dachte, eher versuchten sie eine Lösung zu finden, damit weitere Streitereien nicht mehr aufkamen. Die beiden waren in der Situation genauso hilflos wie das Mädchen selbst, was sie merkwürdigerweise beruhigte.
    In dem Moment klingelte ihr C-Gear mit der Benachrichtigung, dass sie einen Anruf von Juliet erwartete, die so eben Kanto erreichte. Erst entfernte sie eine weiße Strähne aus ihrem Gesicht, während sie kurz auf ihr C-Gear starrte.
    Die Prinzessin nahm mit ihrer anderen Hand zitternd den Anruf auf ihrem C-Gear an, der auf ihrem linken Arm befestigt war. Richie und Hana spitzten ihre Ohren. Leila bemerkte ihre Freundin auf dem kleinen Bildschirm ihres C-Gears, die sich zusammen mit Nathaniel am Hafen von Orania City befand.
    „H-Hey“, begrüßte Leila ihre Freunde leise mit einem falschen Lächeln, auf das sie nicht reinfielen. Selbst durch den Bildschirm bemerkte Juliet die roten Augen und die ebenso rote Nase ihrer Freundin.
    „Leila? Geht's dir gut? Du siehst völlig fertig aus“, sorgte sich Juliet um sie, was dem Mädchen unangenehm war.
    „Es ist nichts. Ich habe versehentlich eine Tamotbeere gegessen und du weißt, wie ich beim Verzehren dieser Beeren reagiere“, erfand Leila eine Notlüge.
    „Du lügst!“, bemerkte die Braunhaarige, „Du machst immer diese Bewegung, wenn du lügst.“
    „Was macht sie denn?“, fragte Nathaniel, der neben Juliet stand und Leila daraufhin zuwinkte.
    „Als würde ich dir oder jemand anderen verraten, wie Mädchen reagieren, wenn sie lügen“, meinte Juliet.
    „Könntest du zur Abwechslung mal damit aufhören, mich wie deine kleine Schwester zu behandeln, die du immer fragst, wie es ihr geht? Ja, ich bin eine schlechte Lügnerin. Ja, mir geht es scheiße. Ja, ich habe gerade ein Problem, aber du bist nicht da, um mir zu helfen und ich muss es alleine bewältigen. Du musst dich eben damit abfinden, dass du mir nicht immer und überall helfen kannst“, machte sie ihre Freundin zur Sau und legte auf, was sie schockierte, besonders wegen ihrem Vokabular.


    „Was war das denn?“, wunderte sich das Mädchen.
    „Ich denke, sie hatte Streit mit ihren neuen Freunden und musste ihren Frust an jemanden auslassen. Das du sie angerufen hast, passte eben perfekt dafür. Nimm es dir nicht allzu sehr zu Herzen und rufe sie später erneut an. Lass uns erstmal zum Pokémon Center von Orania gehen, um uns etwas auszuruhen“, schlug Nathaniel vor, worauf Juliet nur teilweise einging.
    „In Ordnung, während wir laufen, rufe ich erneut an.“
    „Während du läufst?“ Nathaniel seufzte.
    „Ja, stell dir vor, Schätzchen, ich kann gleichzeitig laufen und reden.“
    Während sie sich zum Pokémon Center der Stadt begaben, versuchte es Juliet erneut mit einem Anruf, bei dem Leila auflegte.
    „Diese ...“
    „Juliet!“
    „Ja, ja. Ich benehme mich damenhaft, in Ordnung.“
    Die Braunhaarige legte ein schnelles Tempo an, als sie voranlief und Nathaniel fiel es schwer, mit ihr mitzuhalten.
    „Kommt es mir nur so vor oder wirst du dich gleich weniger damenhaft werden?“, fragte der Junge.
    „Ich brauche auch etwas, um meinen Frust abzulassen.“
    Nath, der glaubt, die Metapher verstanden zu haben, hackte nochmal nach, um sich ganz sicher zu sein.
    „Und wie?“
    „Du weißt schon ... Wenn man erstmal Gefallen daran findet, ist es schwer aufzuhören“, erklärte Juliet und zog ihn an seiner Krawatte hinter ihr her, weshalb er fast über seine eigenen Füße stolperte.


    Leila, die den erneuten Anruf ablehnte, fühlte sich unwohl in der Gegenwart von Richie und Hana. Anstatt wütend auf sie zu sein, empfanden sie ihr gegenüber nur noch mehr Mitleid, was sie nicht ertrug.
    „E-Es tut mir leid“, sagte sie, was sie sofort bereute, weil die beiden nur noch mehr Mitleid empfanden.
    „Ich will kurz alleine sein, nur kurz. Ich komme wieder und ihr solltet erst einmal nach Mary schauen“, sagte sie und verschwand aus dem Raum, wobei Richie kurz davor war, ihr zu folgen.
    „Halt!“, stoppte Hana ihn, die direkt vor ihm stand.
    „Wir sollten Leilas Wunsch respektieren, Richie. Du hast schon genug getan, also ruh dich erstmal aus, während ich mich um Mary kümmere, okay?“
    Richie, dem alles zu viel wurde, ging darauf ein. Während Hana nach ihrer Freundin suchte, ließ er sich auf sein Bett fallen, mit den Händen auf dem Hinterkopf gelegt.
    Hana begab sich aus dem Zimmer und verließ das Pokémon Center, in der Hoffnung, Mary schnell zu finden, bevor sie eine Dummheit beging. Sie suchte überall nach ihr; im Poképark, im Café und an weiteren Orten, bis sie die Pinkhaarige letztendlich in der Nähe vor dem Vertania Wald fand.
    „Mary!“, rief Hana nach ihrer Freundin, die sie sofort erblickte. Neben Marian stand ihr Picochilla.
    „Den nächsten, der nach meinem Namen ruft, werde ich töten“, drohte die Pinkhaarige.
    „Tut mir leid … Ich wollte nach dir ...“
    „Ich weiß, ich habe überreagiert“, unterbrach Mary ihre Freundin, „Ich habe eben nicht verstanden, wie ihr so … so reagieren konntet.“
    „Wie meinst du das?“, fragte Hana, die ihre Aussage nicht verstand.
    „Wie konntet ihr so normal auf so eine Information reagieren?“
    „Normal?“ Hana dachte, sie hätte sich verhört.
    „Das, was wir über sie erfahren haben, war alles andere als 'normal'. Es hilft keinem von uns, wenn wir den anderen fertig machen. Wir alle haben unsere Probleme und sie war so weit, dass sie sich jemanden geöffnet hat und gerade wir sollten wissen, wie schwer das ist. Sie ist auch nur ein Mensch, die ihr eigenes Leben führen will.“
    Die Blauhaarige bemerkte, wie der Gesichtsausdruck des Mädchens sich veränderte. Ihr war klar, wie schrecklich es ihr ging und das, was sie wollte, war sich bei der Prinzessin zu entschuldigen.
    „Es tut mir leid … Ich wollte dir nur klar machen, was sie selbst gerade durchmacht. Am besten wäre es, wenn wir zu ihr gehen“, schlug die Blauhaarige vor.
    Marian, die das bejahen wollte bemerkte, dass ihr Pokémon ihr anscheinend etwas sagen wollte.
    „Was ist denn, Picochilla?“, fragte sie verwundert und sah, wohin das Pokémon deutete. Es bemerkte Leila, die einige Meter entfernt von den Mädchen zusammen mit ihrem Pokémon stand. Erst wollten sie nach ihr rufen, bis sie sich in den Vertania Wald begab und sie sich dazu entschlossen, ihr nachzulaufen.


    In der Rebellengruppe herrschte nach dem Chaos, das morgens stattfand und bis zum Mittag anhielt Stille. Naoki war darauf bedacht, dass niemand von der Ursache der Vergiftung erfährt, was ihm misslungen war. Jeder konnte sich denken, dass Belle etwas mit der Sache zu tun hatte, da die Auserwählte abends darauf mit ihr reden wollte.
    Samira, die sich in Zacks Zimmer befand, setze sich neben ihm auf sein Bett. Dieser nahm sich ein anderes Tank Top, wobei er sein jetziges auszog. Das Mädchen musste sich zurück halten und konnte den Jungen nicht direkt anschauen, als sie seinen muskulösen Körper bemerkte.
    Mit dem Tank Top wusch er sich über seine Brustmuskeln, bevor er das andere auszog und ein Deodorant übertrug. Der Schwarzhaarige, dessen Haare nach hinten verwachsen waren, legte sich neben Samira in sein Bett.
    „Würdest du nicht so viel Zeit damit verbringen, dir deine Haare zu machen, müsste ich nicht jeden Tag so lange warten“, merkte Sami schmollend an, worauf Zack mit einem Lachen reagierte.
    „Ich weiß, heute gehen wir nicht mal irgendwo hin. Unser großer Tag kommt erst noch.“
    Zack fand keine bequeme Stellung, weshalb er sich dazu entschloss, sich neben Samira zu setzen. Diese bemerkte seine bewundernswerten starken Arme, wie auch seine Schultern, die durch das Tank Top besonders zur Geltung kamen. Die Rothaarige war zu schüchtern, um einen Schritt weiter zu gehen und ihre Arme um seine zu legen. Stattdessen saß sie neben ihm und verstummte.
    „Geht's dir nicht gut?“, fragte Zack mit einem fraglichen Blick.
    „N-Nein, e-es geht. Wo du es gerade nur erwähnt hast... Ich bin ein wenig aufgeregt“, redete das Mächen sich raus, was Zack ihr sofort glaubte.
    Dem Mädchen war nicht klar, wieso sie so reagierte. Die einzige, die dem im Weg stand, war sie selbst. Der Junge war seit Jahren ihr bester Freund und der Mensch, der ihr am nähesten stand.
    Die beiden waren hier und der Moment war echt, dennoch bereitete ihr das große Angst.
    Das Mädchen warf ihren Blick auf ihr Eneco, welches sich auf ihren Schoß legte, um es sich bequem zu machen. Das Pokémon bemerkte, wie es Sami erging und stand auf, um auf Zacks Schoß über zu gehen. Im Gegensatz zu ihr hatte sie keine Angst davor, einen Schritt weiter zu wagen.
    „E-Eneco!“, brachte sie nur heraus, wobei Zack seine Hand auf den Kopf des Pokémon legte.
    „Sami?“, rief er nach ihr, worauf diese übereilt reagierte.
    „J-Ja?“, stotterte Samira.
    „Wie wäre es, wenn ich Liegestütze mache und du dich mit deinem Eneco auf mich legst, um es mir zu erschweren?“, schlug er ihr vor, um das Eis zu brechen.
    Die Rothaarige wusste erst nicht, was sie darauf entgegnen sollte und schaute ihn erst einmal nur fraglich an. Dann fand sie die Idee gar nicht so abwegig.
    „I-In Ordnung!“, sagte sie und nahm das Eneco in ihre Arme.


    In der Zwischenzeit befand sich Belle in Aidens Zimmer, der seine Pokébälle polierte.
    „Wenn es um so was geht, bist du sogar noch schlimmer als ich“, merkte Belle an.
    „Wenn ich dazu kommen sollte, erneut gegen ihn anzutreten, sollte wirklich alles passen“, meinte der Braunhaarige.
    Obwohl Belle nervös war, ließ sie es sich nicht anmerken. Das war das zweite Mal, dass sie auf die Auserwählte treffen würde, wobei außer Naoki und der Auserwählten selbst niemand vom ersten Mal weiß.
    „Du hast dich doch nicht ungeschickt benommen, als du das Schiggy geklaut hast, oder?“, wechselte Belle das Thema.
    „Ich habe mich da an die Tipps der Spezialistin gehalten.“
    „Ich nehme das mal als Kompliment.“
    „Habt ihr wirklich keine Interesse an dem Pokémon?“, fragte Aiden nach, um sicher zu gehen.
    „Ich habe kein Interesse an irgendwelchen Startern, Sakka ebenso wenig. Meinetwegen kannst du es behalten.“
    „In Ordnung“, erfreute sich Aiden darüber, der gerade dabei war, Schiggys Pokéball zu polieren.
    „Aiden, wehe dir, wir sehen später, dass dich die Kameras von vorne erwischt haben“, drohte Belle, worauf Aiden sich ein Lachen nicht verkneifen konnte.
    „Wenn sie mich von vorne aufgenommen haben, sehen sie mein unwiderstehliches Lächeln und sollte es von hinten sein, sehen sie meinen Knackarsch. Auch wenn es für mich ein Problem geben sollte, können sie sich so oder so an etwas erfreuen.“
    Die Braunhaarige schaute den Jungen verdutzt an.
    „Aiden?“
    „Ja?“
    „Zu viele Informationen.“


    Hana und Mary, die vor dem Weg zum Vertania Wald standen, bemerkten Leila. Diese lief in den Wald hinein, wobei sie das Mädchen erst aufhalten wollten. Wenn die Nacht anbrach, wurde es dort sehr unübersichtlich. Es könnte leicht passieren, dass Leila sich dort verlief.
    „Leila!“, rief Hana nach ihr, was sie entweder nicht bemerkte oder ignorierte. Die beiden liefen ihr von Marys Picochilla gefolgt nach.
    Nun fühlte sich Leila gezwungen stehen zu bleiben, als die Mädchen sie einholten. Die Prinzessin wagte keinen direkten Blickkontakt und ließ ihren Blick auf das Picochilla fallen, welches sich hinter Marys Beinen versteckt. Dieses wiederum schaute das Haspiror an, welches seinem Beispiel folgte und sich hinter Leilas Beinen befand.
    „Leila, du solltest nachts nicht in den Vertania Wald gehen“, warnte die Blauhaarige die Prinzessin.
    Das klang für Leila so, als würde jemand mit Kreide auf einer Tafel quietschen. Leila war es leid, zu hören, was sie durfte und was nicht. Andererseits wollte sie für Hana keine Wut hegen.
    „Ich weiß nicht, wieso ich hierher gekommen bin. Ich mag große Bäume“, entgegnete sie darauf nur, worauf die Mädchen keine Antwort wussten.
    „Hier ist es nachts zu gefährlich und unübersichtlich. Wir sollten zurück ins Pokémon Center gehen.“
    Die Mädchen schauten durch die Gegend, wobei keine von ihnen den Weg zurück kannte. Leila und Marian waren völlig orientierungslos, wobei Hanas Aussage sich bewahrheitete.
    „Es tut mir leid … Wegen mir sind wir zu sehr in den Wald eingedrungen“, meinte Leila, die ein schlechtes Gewissen hatte.
    „Ja, das stimmt“, stimmte Mary ihr zu, worauf sie einen Tritt auf den Fuß von Hana kassierte.
    „Autsch! E-Es tut mir leid. Wir sollten niemanden die Schuld geben und einfach einen Weg hier raus finden“, entschuldigte sie sich.
    „Mary hat recht. Irgendwie sollten wir das schaffen, schließlich sind wir nicht dumm“, sagte Hana. Erneut musste Mary lachen, weshalb die Blauhaarige ihr erneut auf die Füße trat.
    „Hör auf damit!“


    Richie, der nun eingeschlafen war, erwachte durch das Klingeln seines C-Gears. Nachdem er realisierte, dass er in den Schlaf gefallen war, schaute er auf das Gerät. Er bemerkte Hanas Nummer, die ihn in ihrer Verzweiflung anrief.
    „Ja?“, nahm er den Anruf an und erblickte Hana auf dem Bildschirm.
    „Richie! Wir haben uns im Vertania Wald verlaufen ...“, erklärte Hana die Situation.
    „Natürlich habt ihr das.“
    „Spar dir das. Was sollen wir machen?“, fragte die Blauhaarige.
    „Ich komme euch nach … Vielleicht schaffen wir es uns mithilfe des C-Gears zu finden.“
    „Und dann?“
    „Ich nehme unser Campingzeug mit und wir warten, bis die Sonne aufgeht und wir nach Marmoria reisen können.“
    Richie konnte durch den Bildschirm bemerken, wie sich Hanas Gesichtsausdruck verzog.
    „C-Campen? Sonst geht es dir noch gut?“
    „Hast du eine bessere Idee?“, fragte der Trainer, worauf ihr nichts einfiel. Die Blauhaarige seufzte.
    „Na gut, wir warten auf deine nächsten Anruf und rühren uns so lange nicht von der Stelle.“


    Belle, die von der Ankunft der Auserwählten erfahren hat, lief durch die Gänge. Auch, wenn sie nicht zu ihr gelangen wollte, lief sie weiter und machte keinen Stop. Ihre Gedanken waren durcheinander und sie versuchte, ihre Nervosität zu vertuschen.
    Die Auserwählte sollte sie im Thronsaal erwarten, den sie betrat. Hinten war der Thron zu sehen, worauf ein ausgelegter, roter Teppich von der Tür bis zum Thron ging.
    Alles andere, was den Thronsaal ausmachte ignorierte die Braunhaarige. Während die Auserwählte mit ihrem Umgang um sie umhüllt auf dem Thron saß, stand Belle reglos auf dem anderen Ende des roten Teppichs.
    Sie musste sich selbst dazu bringen, voran zu laufen. Das letzte Mal, dass sie der Auserwählten begegnete, war vor drei Jahren. Damals half die Auserwählte ihr und ihr war nicht klar, wie sie reagieren würde, nachdem sie ihr Lieblingsspielzeug vergiftete.
    Die Auserwählte erhob sich und lief auf das Mädchen zu, was ihr eine Gänsehaut bereitete. Mit ihrer rechten Hand fasste sie sich auf ihren linken Ellbogen, als sie vor ihr stand.
    „Ich habe dich erwartet, Belle.“
    Ihre Stimme nach drei Jahren erneut zu hören ließ sie erschaudern. Ihr war nicht klar, welch bedrohlichen Klang sie haben konnte, wenn sie erzürnen sollte.
    „Hier bin ich“, gab Belle sich gelassen und versuchte, möglichst keine Emotionen zu zeigen, was ihr durch ihre Mimik misslang. Das Mädchen entfernte ihre Hand von ihrem Ellbogen und stand verkrampft vor der Auserwählten.
    „Du hast etwas getan. Etwas Schreckliches“, fing die Auserwählte an zu reden. In dem Moment bemerkte Belle, dass sie wie damals einen Umhang trug, der sie bedeckte. Das Mädchen verstummte.
    „Antworte mir, wenn ich mit dir rede“, befahl die Auserwählte.
    „J-Ja“, stotterte sie.
    Dadurch, dass ihr Gesicht nicht zu sehen war, wurde Belle noch mulmiger. In solchen Situationen wurde ihr schlecht, was normalerweise eine körperliche Reaktion bei ihr auslöste. Aber sie versuchte, sich zurück zu halten, weil das in diesem Moment mehr als unpassend war.
    „Du weißt gar nicht, wie weit du gegangen bist, oder?“, hackte die Auserwählte nach, worauf Belle wieder keine Antwort fand. Eine erneute Verwarnung gab es nicht, stattdessen wurde sie mit der flachen Hand der Auserwählten geschlagen.
    „Ich sagte dir, dass du mir antworten sollst, Belle“, merkte die Auserwählte an.
    „I-Ich weiß, dass das falsch war, wirklich. Ich habe es bereut, aber ...“
    „Aber was?“
    Dem Mädchen war nicht klar, ob sie so weit gehen und ihr sagen sollte, was die Auserwählte selbst falsch gemacht hat. Ihr Blick fiel auf den Boden.
    „Sie haben mit ihm geschlafen“, brachte es Belle aus sich heraus, wobei sie auf jede Reaktion gefasst war, nur auf diese nicht.
    „Na und?“
    „W-Wie?“
    Die Auserwählte versteckte ihre Hände wieder in ihrem Umhang.
    „Ich weiß nicht, wo da das Problem liegt“, erklärte sie, „Belle, ich lebe schon lange. Sehr lange. Ich habe einige Menschen getroffen, die mich verlassen haben, meist durch den Tod. In Naoki habe ich den einzigen und letzten Menschen gefunden, der mein Begleiter ist. Ich will nicht, dass er mir wegstirbt, weil er eine eifersüchtige 17-Jährige am Hals hat.“
    Erneut verstummte Belle. Ihre Augen öffneten sich weit und sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, also reagierte sie am besten gar nicht.
    „Ich weiß davon, dass er mit dir vor einem Jahr erstmals geschlafen hat, Belle. Ich weiß es“, rückte die Auserwählte mit der Sprache raus, was die Braunhaarige schockte.
    „W-Was? Woher?“
    „Belassen wir es einfach dabei, dass ich es weiß, in Ordnung? Ich weiß davon, dass er etwas mit dir angefangen und es vor wenigen Wochen beendet hat. Vor einigen Monaten habe ich eine Affäre mit ihm angefangen.“
    Belle wirkte noch geschockter, als ihr klar wurde, dass er für einige Monate zwei Frauen in seinem Leben hatte.
    „Genau, wir haben uns unwissentlich einen Mann zur gleichen Zeit geteilt, meine teuerste. Es tut mir sehr leid, wirklich, dass du es auf diese Weise erfahren musst. Wenn ich erst einmal einen Mann gefunden habe, will ich ihn mit niemanden teilen müssen, also habe ich ihn zur Rede gestellt und er hat sich für mich entschieden. Sonst wäre er nie darauf gekommen, mit dir zu schlafen. Du bist noch ein kleines Mädchen, das grün hinter den Ohren ist. Da hat er mehr Gefallen an mir gefunden.“
    „Das ist doch kein Wettstreit! Begleiter, in Ordnung, aber das er wegen Ihnen mit mir Schluss gemacht hat. Sie wissen gar nicht-...“
    „Halt!“, unterbrach die Auserwählte das Mädchen, „Du weißt gar nicht, wie dir geschehen wird, wenn du nicht augenblicklich deinen Mund hältst. Sonst lasse ich dich den Boden vor deinen Füßen lecken, hast du mich verstanden?“
    Erneut verstummte Belle, als sie gerade den Mut auffasste, der Auserwählten die Meinung zu geigen.
    „Als ich dir damals geholfen habe, warst du ein Kind. Ein kleines hilfloses Kind, welches nicht die Hilfe gefunden hat, die sie benötigte. Damals waren Naoki und ich für dich da, aber jetzt bist du fast eine erwachsene Frau. Du solltest lernen, selbstständig zu werden. Du bist noch jung und lebst nicht annähernd so lange wie ich. Du kannst noch jemanden finden, der die Lücke in deinem Leben füllt, die Naoki hinterlassen hat. Mir bedeutet er viel, wenn auch nicht alles. Aber er ist wahrscheinlich der letzte Mann, den ich in meinem Leben haben werde. Ich bitte niemanden gerne um etwas, aber dich bitte dich, deine Finger von ihm zu lassen.“
    „Aber ...“
    „Geh jetzt“, befahl die Auserwählte, „Dreh dich um und verlasse den Thronsaal. Ich habe alles gesagt, was ich sagen wollte.“
    Belle folgte ihrem Befehl und zeigte der Auserwählten ihren Rücken. Sie war stets darauf bedacht, keine überflüssigen Emotionen hochkommen zu lassen. Ein Gedanke kam ihr aber auf, sie wollte Naoki nicht aufgeben. Es mag zwar falsch gewesen sein, aber das es falsch war, war genau das, was ihr an der Affäre mit ihm gefiel.


    Sakka hing einen Ast eines Baumes herab, entfernt von dem Unterschlupf der Rebellen. Reglos hing sie den Ast herab, ihren Kopf nach unten gelehnt. Ein Arbok sowie ein Piondragi machten sich bemerkbar, die die Violetthaarige mit ihrem Giftstachel angriffen.
    „Ah!“, schrie das Mädchen durch ihre brennenden Schmerzen auf, als die Giftstachel sie an ihrem ganzen Körper erwischten.
    Eine weitere Attacke von Arbok folgte, welches sich den Baum hoch schlängelte und das Mädchen mit seinem Schweif zu erwürgen drohte. Mit ihren Händen fasste sie den Schweif an, was ihr nichts nützte. Das Pokémon hatte sie fest im Griff.
    Arbok schlängelte mit dem Kopf zu Sakka und biss mit einem Feuerzahn fest auf ihren Arm zu. Dem Mädchen war es nicht möglich, ein Geräusch von sich zu geben, das für ihren Schmerz stand.
    Das Pokémon lockerte den Griff und zog sich zurück, damit Piondragi Matschbombe einsetzen konnte, worauf Sakka voll von Matsch bedeckt war.
    Ein Ariados, welches hervorkam setzte Elektronetz gegen Sakka ein, die damit gefangen wurde. Sakkas Sniebel, welches hinter ihr alles ansehen musste, sprang hervor und befreite Sakka mit einem Schlitzer von dem Seil. Das Mädchen fiel hinunter, gefangen in dem Elektronetz, welches ihr großen Schaden zufügte. Die Violetthaarige zuckte zusammen und die Qualen, die sie erleiden musste, konnte ihr Sniebel nicht mehr mitansehen. May, die alles beobachtete, kam nun hervor.
    „Sniebel, wer hat dir gesagt, dass du das unterbrechen sollst?“, fragte die Wissenschaftlerin, was das Pokémon ignorierte.
    „Schreckliches Viech“, entgegnete sie, worauf Sniebel ihr einen kalten, hasserfüllten Blick schenkte. Die Silberhaarige schaute Sakka an, die reglos auf dem Boden stand.
    „Sakka!“, rief May nach ihr und trat auf sie ein, worauf Sniebel dabei war, sie anzugreifen.
    „Sniebel, es reicht“, sagte sie, weshalb das Pokémon sich zurückhielt.
    „Braves Pokémon. Wie geht es dir, Sakka?
    „Ich bin am Leben“, sagte Sakka, die die einzige Person war, die auf dieser Insel nicht sterben konnte.


    Richie, der auf dem Weg zum Vertania Wald war, holte erstmal seine Pokémon hervor. Zorua und Glumanda, die den ganzen Tag über in ihren Pokébällen waren, freuten sich darüber, dass ihr Trainer sie zum Vorschein holte.
    „Es tut mir leid, Jungs. Ich habe meine Pokémon in letzter Zeit etwas vernachlässigt, obwohl es bei dieser Reise ganz anders sein sollte. Es ist viel geschehen und ab sofort bin ich stets darauf bedacht, euch genug Aufmerksamkeit zu schenken“, sprach Richie, was die Pokémon erfreute.
    „Gehen wir voran.“
    Leila, Hana und Mary, die immer noch auf einen Anruf warteten, rührten sich wie bestätigt nicht von der Stelle.
    „Wann kommt er endlich?“, fragte Mary ungeduldig.
    „Ich bin sicher, dass er gerade auf dem Weg hierher ist.“
    Leila, die ihr Haspiror anblickte, wurde etwas klar. Sie nahm den Pokéball zum Vorschein, in dem sich ihr Bisasam befand und sie befreite es.
    „Was soll das?“, fragte Mary, die die Koordinatorin verdutzt anblickte.
    „Wir sind hier in einem Wald und es ist meine Schuld, dass wir hier sind, dagegen kann niemand etwas sagen. Um die Nacht sicher zu überstehen, sollten wir uns auf unsere Pokémon verlassen“, erklärte Leila ihr Handeln, dem Hana und Mary folgten.
    „Du hast recht, Leila“, stimmte Hana ihr zu und nahm Pantimimi und Feurigel hervor.
    „Ja ...“, entgegnete Mary nur und holte ihr Ottaro hervor, welches sich neben Picochilla stellte.
    In diesem Moment waren Pokémon um die Bäume verteilt zu erkennen, die die Mädchen bemerkten. Als sie ihnen näher kamen, bemerkten sie, dass es mehrere Ariados waren, die sich ihnen näherten.
    Hana, die fast ohnmächtig wurde, schloss die Augen.
    „Hana, das ist nicht der richtige Moment!“, machte Marian ihr klar, die ihre Hände verzweifelt um ihren Pokéball umringte.
    „D-Die-se Scheiß-Scheißviecher! I-Ich k-kann n-nicht ...“
    „Schließ einfach deine Augen und folge meinen Anweisungen. Wir müssen diese Viecher zusammen angreifen.“
    Die Mädchen stellten sich Rücken an Rücken zusammen, wobei Hana für einen kurzen Moment ihre Augen schloss, um sich zu sammeln.
    Währenddessen war Richie dabei, einen Anruf auf seinem C-Gear zu wagen, als er gerade das Gebrüll eines Pokémon bemerkte.
    „Das kommt mir bekannt vor. Das ist das Gebrüll eines ...“
    Gerade, als er sich denken konnte, welches Pokémon das war, machte sich ein Ursaring bemerkbar. Das Pokémon näherte sich langsam dem Trainer, der seine Pokémon zum Kampf bereithielt. Der Nervenkitzel ließ ihn vor Freude zittern und ein breites Grinsen konnte er sich nicht verkneifen.
    „Ich bin am Leben.“
    [tab=Kapitel 7 - Moments In The Woods]
    Ein Ursaring machte sich in Richies Blickfeld bemerkbar, was dem Jungen so großes Herzklopfen bereitete, dass es ihm so vorkam, als würde sein Herz aus der Brust springen. Er hielt einen leeren Pokéball in seiner rechten Hand, in dem sich Zorua vorher noch befand. Das letzte, was das Pokémon an diesem Tag erwartete, war ein Kampf, dem es noch nicht gewachsen war. Richie hörte dem Gebrüll des Ursaring zu, während Zorua ängstlich hinter den Beinen des Jungen verschwand. Hinter Richie zu stehen gab dem Pokémon ein Gefühl von Sicherheit.
    Bei seinem Trainer fühlte es sich wohl, auch wenn es sich nur in seinem Pokéball befand. Selbst in seinem Pokéball fühlte das Pokémon Richies Wärme, die es dazu brachte, ihm sein Vertrauen zu schenken. Zorua war klar, dass Richie es nicht zu lange in seinem Pokéball aufhalten lassen würde. Für ihn wollte es stark werden und aus sich heraus kommen, um später als starkes Zoroark seine rechte Hand zu sein.
    Glumanda hingegen zeigte keinerlei Reaktionen. Es war sich nicht bewusst, welche Art von Trainer Richie war und vorher verbrachte es sein ganzes Leben in Professor Eichs Labor. Noch hatte es nicht genügend Zuneigung für Richie empfunden. Es vermutete, dass Richie eher auf Zorua setzen würde.
    Der Trainer zitterte mit dem ganzen Körper, wobei sich seine Mundwinkel nach oben wagten. Zorua war bewusst, dass Richie nicht aus Angst zitterte, sondern aus Vorfreude. Glumanda jedoch war verwirrt über das Verhalten seines Trainers.
    Der Schrei des Ursaring war der Grund, von welchem sich Richie zum Kampf verleiten ließ. Diesen Giganten wollte er bezwingen, deshalb entschied er sich, ein Trainer zu werden. Der Nervenkitzel war ihm wichtig.
    Das Pokémon kam näher, die Klauen dicht am Gesicht gehalten. Der Nachtblauhaarige ging einen Schritt zurück, bis sich das Pokémon schneller näherte und eine Entscheidung fällig war. Jedoch entschied er sich für eine Spezial-Attacke, weil der Nahkampf zu riskant gewesen wäre, wenn er nicht vorhatte, diesen Kampf zu schnell zu verlieren.
    „Los, Glumanda, Feuerwirbel!“, befahl er dem Feuer-Pokémon, welches seinen Trainer erst verwirrt anschaute. Der Befehl kam so plötzlich und das Pokémon hatte nicht erwartet, dass Richie beim ersten Zug auf es zählte.
    Im nächsten Moment leistete es seinem Befehl Folge, als es das Ursaring erblickte. Ein Feuerkreis bildete sich um Ursaring, was das Pokémon erst einmal in Schach hielt. Ein Angriff von Zorua folgte, welches in die Nähe des Ursaring kam, als der Feuerkreis verschwand. Es setzte Finte ein, eine Unlicht-Attacke, bei der das Pokémon eine Unschuldsmiene aufsetzt und das Pokémon zuschlägt, wenn das gegnerische Pokémon unachtsam wird.
    Richie befahl dem Pokémon, sich zügig aus der Sicht des Pokémon zu entfernen, was ihm aber misslang. Das Normal-Pokémon setzte Hammerarm ein, bei dem es die Erde mit einem häftigen Hieb zum Bröckeln brachte. Das Zorua war sofort besiegt, weil Attacken vom Typ Kampf gegen Unlicht-Pokémon sehr effektiv waren.
    Richie kramte seinen Pokéball heraus und schickte es zurück, wobei er mit seinem verbleibenden Pokémon Blickkontakt hielt.
    Der Junge hatte keine Zeit, dem Glumanda gut zuzureden. Er schenkte dem Pokémon ein kleines Lächeln, welches ihm Mut gab, weiterzukämpfen. Das Feuer-Pokémon setzte Glut gegen Ursaring ein, wobei Richie hoffte, dass es Verbrennungen erlitt. Stattdessen wehrte das Pokémon die Attacke leicht ab und näherte sich Richie mit einem weiteren Hammerarm, wobei Richie das Glumanda in seine Arme nahm und sich mit dem Rücken an einen Baum lehnte. Als das Ursaring zuschlug, duckte sich der Trainer, wobei er für einen Moment die Augen schloss.
    Als er sie wieder öffnete, bemerkte er Ursaring, dessen Kralle im Baum einstach. Das Pokémon blickte ihn ebenso an und bemerkte die Angst in den Augen des Trainers. In diesem Augenblick fragte sich Richie, ob er ein kleines Lächeln im Gesicht des Pokémon entdecken konnte.
    Glumanda lag mit geschlossenen Augen auf Richies Brust, umringt von Richies Armen. Eine weitere Attacke des Ursaring folgte, wobei es mit einem einfacheren Klauenhieb angriff, mit der Attacke Schlitzer. Richie rollte mit Glumanda im Arm zur Seite, wodurch er dem Angriff knapp entkommen konnte. Langsam versuchte er aufzustehen, wobei Glumanda weiterhin in seinen Armen lag.
    Dem Trainer wurde klar, dass es hier nicht darum ging, ob er einen Kampf verlor oder nicht. Wenn sich eine Person für das Trainerdasein entschied, musste er darauf gefasst sein, dass ihm der Tod in der Wildnis am nahesten stand.
    Das Ursaring erblickte den Trainer. Der Körper des Jungen zitterte durchgehend, wodurch Glumanda die Angst spürte, die auf es abfärbte. Er hielt Glumanda dem Ursaring entgegen, welches ihn erblickte.
    „Setze Rauchwolke ein!“, befahl er dem Feuer-Pokémon, welches tat, was ihm befohlen wurde. Ursaring verschwand in dem Rauch, wobei es wild um sich schlug. Das war die Chance für Richie, die Flucht zu ergreifen. Die Flucht vor diesem Giganten, welchem er nicht gewachsen war. Noch nicht.
    Sein Herz schlug wie verrückt. Mit geschlossenen Augen legte das Pokémon seinen Kopf auf Richies Brustkorb. Der Schutz des Starters und dem besiegten Zorua war im Moment das Wichtigste für den jungen Trainer. Nie könnte er es sich verzeihen, wenn seinen Pokémon unter seiner Aufsicht etwas zustieß.
    Beim Rennen stolperte er über einen Ast, das Glumanda fiel vor ihm auf den Boden. Als er sich mit den Armen abstützte und schaute, ob das Pokémon wohlauf war, nahm er es in seine Arme. In diesem Moment hörte er das Gebrüll des Ursaring, welches ihn einholte.
    Richies Kopf war leer, was sehr selten passierte. Keine Gedanken kamen auf. Das einzige, was er spürte, war Todesangst. Er schaute in das wütende Gesicht seines Gegners, das nicht davor zurückschreckte, ihn zu zerfleischen.
    Glumanda versteckte sich stets hinter seinem Trainer. Zorua, Richies jahrelanger Partner konnte schon nichts gegen dieses Pokémon ausrichten. Das Pokémon fragte sich, was es unternehmen könne, um seinen Trainer zu retten, bevor alles verloren schien.
    „Glumanda!“
    Die warme Stimme des Trainers ging durch den ganzen Körper des Feuer-Pokémon. Es blickte ihn an, obwohl es nur seinen Rücken betrachten konnte.
    „G-Glumanda, wir müssen weiter kämpfen. Zorua wurde schon besiegt, nur du bleibst übrig. W-Wir müssen das schaffen. Welche Attacken beherschst du nochmal? Ich darf sie in diesem Moment nicht vergessen ...“
    Der Trainer schien verzweifelt. Sein Leben lag in Glumandas Händen. Nur es könnte dafür sorgen, dass Richie seine Freunde wiedertrifft. Nur Glumanda könnte Richies Zukunft erhalten. Es musste diesen Kampf gewinnen und seinem Gegner gegenüberstehen.
    Das Ursaring kam näher und näher. Wenige Sekunden erschienen dem Jungen wie Stunden. Wird eigentlich nicht gesagt, dass man in solchen Momenten sein ganzes Leben vor den Augen sieht? Das einzige, was Richie sah war das Ursaring und die schrecklichsten Gedanken kamen ihm auf.
    Er hielt seinen Arm vor seinem Gesicht, als das Ursaring ausholte. In diesem Moment sprang Glumanda hervor, wobei Richie seinen Arm zur Seite bewegte.
    Glumanda war von roter Aura umgeben, die Augen erstrahlten in einem rötlichen Ton. Sein Gegner hielt einen Moment inne und bemerkte die Energie, die aus dem Pokémon ausging. Ein kräftiger Flammenwurf folgte, sodass der Oberkörper des gegnerischen Pokémon in dem Feuerstrahl verschwand.
    Die Flammen erloschen im selben Moment, in dem Glumanda sich beruhigte. Das Pokémon war am Ende seiner Kräfte, dennoch war es dazu in der Lage, das Ursaring zu besiegen.
    Der Junge staunte nicht schlecht, als er die verborgenen Kräfte seines Pokémons bemerkte. Nach einem Moment der Stille nahm er den Pokéball des Feuer-Pokémons hervor und schickte es darin zurück. Für Glumanda war der Pokéball zu diesem Zeitpunkt kein Käfig, in das es gesperrt wurde, sondern ein Rückzugsort nach einem harten Kampf, den es siegreich hinter sich brachte.
    Der Nachtblauhaarige ließ das Pokémon zurück, ohne es zu fangen. Ihm war bewusst, dass er es nicht fangen konnte, da er noch nicht die nötige Erfahrung besitzt, mit einem starken Pokémon dieser Art umzugehen. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass es ihm auch nicht gehorchen würde.


    Leila, Hana und Mary hingegen waren von wilden Ariados' umzingelt. Obwohl Ursaring ein Pokémon der stärkeren Art war, war es gefährlicher, von einer Schar Ariados umzingelt zu werden, die eindeutig in der Überzahl waren.
    Die wilden Ariados' setzten Fadenschuss gegen die Mädchen ein, die von dem Flammenwurf von Hanas Feurigel verbrannt wurden.
    „Das war toll, Hana!“, lobte Mary ihre Freundin.
    „Wir werden nicht so versagen wie letztes Mal, Zwilling“, meinte Hana siegessicher, obwohl der Kampf noch lange nicht gewonnen war. Ihre Augen waren geschlossen, weil sie sich nicht traute, die Ariados' anzusehen.
    „Zwilling?“, fragte Leila verwundert.
    „Erkläre ich dir spä-“
    Das Mädchen wurde unterbrochen, als die Ariados' Giftstachel einsetzten, wobei die Pokémon und ihre Trainerinnen aufschrien. Obwohl Giftstachel eine schwache Attacke des Typs Gift war, brannten die betroffenen Stellen heftig, besonders bei Menschen, die es nicht gewöhnt waren, Attacken von Pokémon abzuwehren. Die Mädchen hatten Glück, dass keines ihrer Pokémon vergiftet wurde.
    „Teilen wir uns auf!“, befahl die Blauhaarige.
    „Was?“ Mary war verwundert über die Aussage ihrer Freundin.
    „Die Ariados' würden sich auch aufteilen, so wäre es einfacher. Schnell, wir haben keine Zeit zu verlieren!“
    Die Mädchen verteilten sich in verschiedene Richtungen. Die Pinkhaarige war stolz auf ihre Freundin, die sich halbwegs zusammenriss, obwohl sie eine Phobie vor Ariados' und Voltulas hatte, die sich vom Aussehen her ähnelten.


    Als Leila rannte, spürte sie den stechenden Schmerz, der sich in ihrem rechten Bein bemerkbar machte. Die Giftstachel der Käfer-Pokémon trafen sie besonders in diesem Bereich, was ihr es erheblich erschwerte, weiterhin auf den Beinen zu stehen.
    Die Ariados' folgten ihr und ließen ihre Beute nicht aus den Augen, wie Hana es sagte. Sie stolperte, als der Schmerz sie übermannte. Reflexartig fasste sie sich an ihr Bein und kniff vor Schmerz fest die Augen zu, wobei sie sich im nächsten Moment wieder zusammenreißen musste, weil die Ariados' sie einholten.
    Haspiror versteckte sich hinter ihr, während Bisasam sich vor sie stellte. Das Mädchen bemerkte die Angst, die Haspiror spürte, was ihr bekannt vorkam. Die selbe Angst spürte sie in dem Moment auch, als sie die Ariados sah, die weitere Giftstachel einsetzten.
    Haspiror fasste sich vor Schreck an die Ohren. Als es aufschaute, bemerkte es Leila, die sich schützend vor sie setzte.
    „A-Alles ist gut, Haspiror“, log sie, was das Pokémon bemerkte. Die Hand der Koordinatorin zitterte, als sie ihre rechte Hand auf das Pokémon legte.
    „Bisasam!“, sagte sie, als sie schaute, ob es ihrem Starter gut ging, was dem nicht so war. Das Pokémon kniff ein Auge zu, wobei es stets versuchte, das andere vor Schmerz nicht zu schließen und die Käfer-Pokémon im Auge zu behalten.
    Ein Ariados, welches vor den anderen Ariados' stand, biss den Pflanzen-Starter, was nach der Attacke Käferbiss aussah. Das Bisasam schrie auf und versuchte, sich mit Rankenhieb von dem Pokémon zu befreien, was fehlschlug. Zwar war es noch nicht ganz besiegt, dennoch wurde das Pokémon zurück in Leilas Pokéball geschickt, damit es keinen weiteren Schaden davonträgt.
    Das Atmen fiel der Weißhaarigen schwer, als sie die Käfer-Pokémon mit Zorn in den Augen anschaute.
    „Ich bin nicht aus diesem Königreich geflohen, um von drittklassigen Käfer-Pokémon besiegt zu werden“, sprach sie mit sich selbst und stützte sich auf dem Gras ab, um aufzustehen. Auf wackligen Beinen beschützte sie ihr Haspiror, welches auf das Mädchen hinaufschaute. Obwohl es dachte, dass Leila diejenige war, die beschützt werden müsste, legte sie selbst alles daran, dass ihre Pokémon beschützt werden.
    Ihre Arme taumelten neben ihrem zerbrechlich wirkenden Körper. Die Prinzessin bemerkte, dass die Pokémon sich auf ihren nächsten Angriff vorbereiteten. Vor Verzweiflung lachte sie aus dem ganzen Körper hinaus. Das Lachen erfüllte den ganzen Wald und die Pokémon waren erstaunt. Die Käfer-Pokémon stoppten ihren Angriff und das Haspiror wusste nicht, was es denken sollte. Mit einem verzweifelten Lächeln blickte sie die Pokémon an und dem Haspiror wurde klar, was das Lachen zu bedeuten hatte.
    Das Pokémon stellte sich vor die Prinzessin und griff die gegnerischen Pokémon mit einem Eisstrahl an, wodurch sie zu Eis erstarrten. Ausnahmslos alle Ariados', die Leila verfolgten, waren nun keine Gefahr mehr.
    Das Mädchen ließ sich auf ihre Knie fallen, wobei sie sich auf ihren Händen abstützte. Das Haspiror legte sich mit leichtem Bedenken in ihre Arme, die sie vor es ausbreitete. Das Mädchen konnte sich ein weiteres Grinsen nicht verkneifen.
    „Manchmal muss man einfach lachen, Haspiror. Vielen Dank.“


    Die Blauhaarige spürte einen stechenden Schmerz in ihren Armen, die von den Giftstacheln der Ariados' verletzt wurden. Das Mädchen traute sich nicht, sich nach den Pokémon umzusehen. Stattdessen rannte sie mit ihren Pokémon weiterhin in den Wald hinein, wobei sie nicht wusste, wohin sie rannte. Obwohl es ihre Strategie war, sich aufzuteilen, damit die Ariados' sich auch aufteilen und sie so leichter besiegt werden können, hatte sie gehofft, dass sie die Käfer-Pokémon gar nicht bekämpfen müsse. Dafür hatte sie zu große Angst vor den Pokémon, was seit sie denken konnte so war.
    Das Mädchen dachte, dass sie den Pokémon vielleicht entkam, wobei sie sich irrte. Durch einen Fadenschuss war Pantimimi außer Gefecht gesetzt, welches sich nicht bewegen konnte.
    „PANTIMIMI!“, schrie die Blauhaarige, die zu ihrem Pokémon rannte. Ihr Begleiter war wichtiger als ihre Angst vor Ariados', was sich trotz der Situation nicht besserte. Als sie bemerkte, wie nah ihr die Ariados kamen, schaute sie umgehend zur Seite. Durch einen Flammenrad ihres Feurigels konnte sie gerettet werden, welches sich in Feuer hüllte und die Ariados, die ihr am nahesten standen besiegte.
    Dennoch folgten weitere Ariados, wobei Hana gezwungen war aufzustehen. Hana fühlte, wie sich ihr Brechreiz bemerkbar machte.
    „Es tut mir leid, Pantimimi“, entschuldigte sie sich und stand auf, wobei sie sich mit dem Rücken an einen Baum lehnte. Dem Mädchen war klar, dass die Pokémon es eher auf sie abgesehen hatten, weshalb sie sich von ihrem Pokémon entfernte.
    „Hush, my darling, don't fear, my darling! The lion sleeps tonight! Hush, my darling, don't fear, my darling! The lion sleeps tonight“, sang sie leise vor sich hin, die Augen stehts geschlossen.
    Das Mädchen fragte sich, wieso ihr in solchen Momenten Ohrwürmer aufkamen. In dem Moment konnte sie sich nicht auf ihre Göttlichkeit verlassen, was ihr sonst immer Selbstvertrauen gab.
    „F-Feurigel?“, stotterte sie, als ihr klar war, dass sie keine weitere Zeit mehr verlieren durfte. Ihr war bewusst, dass ihr Starter sie erhörte.
    „Feurigel, du kannst die wilden Ariados sehen, nicht war? Wie sie sich über mich lustig machen, über meine Angst vor ihnen. Du musst für diesen Moment meine Augen ersetzen und sie für mich ausschalten.“
    Das Feurigel erhörte sie wirklich, weshalb es Flammenwurf gegen die Käfer-Pokémon einsetzte. Die Trainerin öffnete leicht ihre Augen, wobei sie stets darauf bedacht war, die Ariados nicht anzusehen und sich langsam zu Pantimimi zu begeben, um das Pokémon aus dem Fadenschuss zu befreien.
    Hana schickte ihre Pokémon zurück in einen Pokéball. In diesem Moment wurde sie unachtsam und sah die Ariados an. Obwohl sie besiegt waren und keine Bedrohung mehr darstellten, zuckte sie zusammen und rannte hinter den nächsten Busch, um sich zu übergeben. Das Mädchen fühlte sich hundeelend.
    „Auch Götter brauchen ab und an Hilfe ...“


    Marian hingegen war von den Giftstacheln nicht so betroffen wie ihre Freundinnen. Auch sie rannte einen Weg entlang, der sie ins Nichts führte. Ihre Pokémon folgten ihr und sie bemerkten, dass der Pinkhaarigen schnell die Ausdauer ausging.
    „Ach, VERDAMMT!“, schrie sie und holte tief nach Luft, als die Ariados sie einholten.
    „Picochilla, Sternschauer!“, befahl sie ihrem Pokémon mit dem Hintergedanken, dass es den Käfer-Pokémon unmöglich ist, diese Attacke abzuwehren. Trotzdem hielten sich die Käfer-Pokémon wacker, womit Mary auch rechnete.
    „Scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, SCHEIßE!“, fluchte sie in dem Moment vor sich hin. Ihr Kopf war leer, keine Attacke kam ihr in den Sinn. Die Pinkhaarige wusste nicht, wie sie sich ihren nächsten Zug ausmalen sollte.
    Eines der Ariados kam hervor und setzte Käferbiss ein, wobei Ottaro es mit Kalkklinge zurückhielt. Für die Attacke benutzte es die scharfe Muschelschale auf seinem Bauch, was dem gegnerischen Pokémon großen Schaden zufügte. Mary wurde klar, dass sie sich auf ihre Pokémon verlassen konnte, wenn sie sich selbst eine Blösse gab.
    Das Mädchen dachte nach. Ihr kamen die merkwürdigsten Gedanken, was ihr in diesem Kampf nichts brachte. Als ihr Belle in den Sinn kam, kam Wut in ihr auf und sie sprach zu ihr selbst, es wäre nicht der richtige Zeitpunkt, um sich darüber aufzuregen. In dem Moment dachte sie daran, welche Attacke ihr Pummeluff gegen Hana und sie einsetzte, welches ihr Picochilla auch beherrscht.
    „Das ist es!“
    Die Pinkhaarige nahm den Pokémon ihres Ottaro hervor und schickte es zurück. Ihrem Picochilla befohl sie Gesang einzusetzen, wobei sie ihre Ohren zuhielt, um selbst nicht von der Wirkung dieser Attacke betroffen zu werden. Die Ariados fielen augenblicklich in einen tiefen Schlaf. Dem Mädchen fiel ein großer Stein vom Herzen und sie schickte das Normal-Pokémon zurück in seinen Pokéball, damit es sich eine Auszeit gönnen konnte.


    Weit entfernt in Leilas ehemaliger Heimat lief ein junges Mädchen im Alter der Prinzessin auf dem Palasthof umher. Dabei trug sie eine Lederrüstung mit Metall-Armschienen, wobei ihre langen dunkelbraunen, in bestimmten Licht schwarz wirkenden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Ihre grünen Augen glänzten im Sonnenlicht.
    Die Prinzessin war also verschollen, schon seit mehreren Tagen. Was brachte eine Prinzessin dazu, zusammen mit anderen zu fliehen? Das Mädchen, das nie direkt mit Leila befreundet war, machte sich seit dem Verschwinden der drei große Gedanken darum. Wäre sie mit ihnen befreundet gewesen, wäre sie vielleicht mit den dreien gegangen? Oder wäre sie dem Königreich gegenüber treu geblieben, treuer als die Prinzessin selbst es gewesen war?
    Ja, letzteres wäre es gewesen. Das Mädchen war eine treue, vernünftige Seele, die sich nicht wegen sinnlosen Kindheitsträumen von ihren Pflichten entledigen ließ. Schließlich war ihr Vater der Anführer des Ritterordens im Königreich und sie die stärkste Frau in der Truppe.
    Ihr Leben spielte sich im Königreich ab. Ihr war es nicht gestattet zu fliehen, weil sie an einem anderen Ort nie so bedeutend wäre wie hier. Ebenso hätte die Prinzessin auch nicht fliehen dürfen.
    „Airis, was machst du den hier?“
    Airis drehte sich zu der ihr bekannten Stimme um.
    „Verschwinde, Matty“, meinte sie Mattheo gegenüber, den nur sie alleine mit Spitznamen Matty nannte.
    Der Nussbraunhaarige besaß blau-türkise Augen und trug wie seine Bekannte eine Lederrüstung. Matty war beachtlich größer als das Mädchen.
    „Du hast so verträumt gewirkt, so bist du sonst nie“, meinte der Junge.
    „Es sind schwere Zeiten.“
    „Geht's dir gut? Machst du dir Sorgen um die Prinzessin?“, sorgte sich der Junge um sie.
    „Nein, sie interessiert mich einen Dreck. Wieso sollte ich meine Zeit damit verschwenden, mir Sorgen um ein dummes Gör zu machen, dass von ihrem Vater ach so schlecht behandelt wurde. Unter ihren teuren Kleidern und dem Schmuck ist sie nur ein uninteressantes Mädchen, das nicht weiß, wo sie sich reingestürzt hat.“
    Das Gesicht des Jungen wurde ernst, als das Mädchen so über die entflohene Prinzessin sprach.
    „Dennoch wird die Suchaktion beginnen, wenn wir nähere Informationen über ihren Aufenthaltsort haben und dein Vater hat gesagt, dass ich auf alle Fälle einer derjenigen bin, der dich begleiten soll. Bist du vielleicht deswegen aufgeregt?“
    Das Mädchen konnte sich bei der Frage kein Grinsen verkneifen.
    „Dann werde ich dich beschützen, Prinzessin.“
    „Ich bin wohl eher derjenige, der dich beschützt. Außerdem solltest du mich nicht als Prinzessin bezeichnen, wenn du nicht riskieren willst, dass ich dir in die Weichteile trete. Trotz Rüstung wird dir das höllisch wehtun.“
    Bei dem Gedanken kamen dem Jungen Phantomschmerzen auf.
    „Autsch.“


    Im Forschungslabor der Rebellengruppe setzte sich Sakka vor May, die eine Untersuchung an ihr durchzog. Mit einem reglosen Gesichtsausdruck blickte sie die Forscherin an, die das Mädchen skeptisch betrachtete.
    „Hast du damit aufgehört?“, fragte May nach. Sakka wusste sofort, was gemeint war, gab jedoch keine Antwort.
    „Antworte mir. Hast du damit aufgehört?“
    „Sieh es dir selbst an“, schlug die Violetthaarige vor und zeigte ihre freien Arme, wobei sie ihre Ärmel hochkrempelte. Tiefe Wunden waren zu erkennen, die Sakka in ihre Arme einritzte. Einige waren älter, andere kamen erst auf, was man dadurch bemerkte, dass die Blutung sich erst vor kurzem gelegt hat.
    „Ich sagte dir doch, dass du das lassen sollst!“
    „Wieso?“, fragte das Mädchen.
    „Muss ich dir das erneut erklären, bis du es endlich verstehst, du kleines Drecksstück?“
    Sakka war daran gewöhnt, bei Mays Anwesenheit Beleidigungen einzustecken. Für sie waren das keine Worte, die eine große Bedeutung hatten. Es waren nur Worte, die Menschen benutzten, die Probleme damit haben, sich auf eine andere Art und Weise abzureagieren.
    „Die Götter wollen das nicht, oder?“
    „Exakt.“
    Das Mädchen war diese Antwort leid.
    „Die Götter dies, die Götter das. Auf jede Frage bekomme ich das als Antwort.“
    Die Grauhaarige war erstaunt darüber, wie das sonst so wortkarge Mädchen auf einmal ihr gegenüber frech wurde.
    „Du redest auch mal?“
    Darauf gab das Mädchen keine Antwort.
    „Die Götter sind es auch, die wollen, dass ich dieses spezielle „Training“ durchführe, wie du es bezeichnest“, meinte Sakka.
    „Diese Frage bejahe ich gerade zum hundertsten Mal. Hör auf, dumme Fragen zu stellen.“
    Ein Moment der Stille kehrte ein, bis May ein Gedanke kam, den sie vor Sakka ansprechen wollte.
    „Sakka ...“
    „Ja?“
    „Gestern hast du eine merkwürdige Reaktion gezeigt. Das, was ich mit dir anstelle, machst du nie freiwillig. Du hast mich zwar nie beschimpft, aber ich konnte immer den Hass, den du mir gegenüber verspürst in deinen Augen sehen. Beim letzten Mal scheinst du dich aber gefreut zu haben.“
    Das Mädchen zögerte mit einer Antwort.
    „Ich habe mich nicht gefreut, ich habe es nur akzeptiert. Außerdem hasse ich dich nicht, May.“
    Eine Augenbraue der Frau streckte sich nach oben. Das Mädchen hasse sie also nicht?
    „Wie, du hasst mich nicht?“
    „Ich bemitleide dich eher“, kam Sakka mit der Wahrheit an, „Ich bemitleide dich. Die Götter, wie auch die Auserwählte haben ihren Glauben an dich verloren. Sie verwenden jetzt stattdessen mich als Mittel zum Zweck. Darum bin ich nicht froh, aber dir schien es damals anscheinend gefallen zu haben, eine wichtige Rolle dieser Art zu übernehmen. Außerdem sind die Götter, wie wir sie nennen auch nur Pokémon, oder? Arceus, Dialga, Palkia und Giratina, wobei auch Mewtu und Mew eine große Rolle spiel-“
    Die Forscherin hielt ihre Hand vor den Mund des Mädchens.
    „Du quatschst wieder zu viel, halt dein dreckiges Schandmaul! Ich nehme jetzt meine Hand langsam weg, beruhige mich und versuche nicht, mit einem Küchenmesser auf dich einzustechen und dein Blut davon zu lecken, einverstanden?“, schlug die Forscherin vor.
    „E-Es tut mir-“
    Die Frau verpasste ihr eine Backpfeife und legte ihre Hände um den Hals des Mädchens, um sie zu erwürgen. Die Violetthaarige versuchte sich zu befreien, was fehlschlug.
    „DU DUMMES GÖR, DU BIST ZWAR UNSTERBLICH, ABER DAS BEDEUTET NICHT, DASS DU KLEINER PARASIT ES WAGEN KANNST, SO IN DER ART MIT MIR ZU REDEN! ICH SCHEISS AUF DIE GÖTTER, ICH SCHEISS AUF DIE AUSERWÄHLTE, ICH GEBE EINEN DRECK AUF ALLES. DENK BLOSS NICHT, DASS DU EINE WICHTIGERE ROLLE IN DIESEM STÜCK SPIELST, DIE HAUPTROLLE GEHÖRT IMMER NOCH MIR! BLOSS, WEIL DU JETZT DIEJENIGE BIST, DIE NICHT STERBEN KANN, BEDEUTET DAS NICHT, DASS ICH DICH NICHT TROTZDEM FOLTERN KANN, BIS DEINE AUGÄPFEL SICH IN DEINEM GESICHT UMDREHEN! DU WEISST GAR NICHT, WIE WEIT MAN NOCH MIT DER FOLTER AN JEMANDEN GEHEN KANN, WENN EINEM KLAR IST, DASS DAS OPFER NICHT STERBEN KANN! DA MACHEN SICH VIELE WEITERE MÖGLICHKEITEN AUF!“
    Langsam lockerte May den Griff und ihr Hals schmerzte durch ihren Geschrei. Das Mädchen atmete tief ein und aus und legte ihre Hände auf ihren Brustkorb, wobei das sonst so gleichgültig wirkende Mädchen ihre Wut bemerkbar machte.
    „Schau mich nicht so an, kleines, sonst kotze ich dich vor Trauer noch an.“
    Der Gesichtsausdruck des Mädchens lockerte sich, als sie auf die Grauhaarige aufschaute. In dem Moment zeigte die Frau Narben, die um ihren ganzen Hals gingen.
    „Sei froh, dass ich noch im Vergleich zu denen vor mir gnädig bin und zolle mir etwas Respekt, dann werde ich nicht so weit gehen.“
    Das Mädchen verspürte etwas, das ihr vorher fremd war. Es war Angst, die sich bemerkbar machte. Die Frau ging aus dem Raum und ließ das Mädchen alleine mit ihren Gedanken, wie es immer war. In einem Gefängnis, aus dem sie nicht ausbrechen konnte.


    Im selben Augenblick befand sich Belle vor ihrem Lieblingsspiegel, der eine ovale Form hatte. Neben ihr stand Pummeluff, welches tief Luft einatmete und Grimassen vor dem Spiegel schnitt, was das Mädchen nicht länger ertrug.
    „Hör auf mit dem Mist, du dummes pinkes Viech!“, befahl sie ihrem Pokémon, welches ihr gehorchte.
    „Gutes Pinki.“
    Das Mädchen betrachtete sich vor dem Spiegel, wobei ihr ein Gedanke aufkam. Wieso fing Naoki etwas mit der Auserwählten an? War sie ihm nicht genug? So alt, wie sie sich gab, schien sie weitaus mehr Erfahrung zu haben.
    „Denkst du, dass ich schlecht im Bett bin, Pummeluff?“
    Das Pummeluff schaute das Spiegelbild der Braunhaarigen verdutzt an.
    „Was weißt du schon?“
    Belle nahm eine Nerdbrille ohne Sehstärke mit schwarzer Umrandung hervor, die sie anzog. Die Brille bekam sie von Naoki, der sich einen Witz daraus machte, wenn sie die Brille anzog, aber sie hat Gefallen daran gefunden.
    „Bald ist es so weit, Pinki, bald ist es so weit. Mein dummer Zwilling freut sich wahrscheinlich darum, dass sein Auftritt auch bald kommt.“


    Die Stunden vergingen, bis der nächste Morgen heranbrach. Hana und Mary, die sich nach Stunden des Verirrens fanden, waren die ersten, die am anderen Ende des Vertania Waldes ankamen. Sie standen kurz vor Marmoria City und warteten auf Richie und Leila, wobei sie hofften, dass sie bald auftauchten. Sie bemerkten die beiden, die ihnen zusammen entgegen liefen.
    „Da seid ihr ja endlich!“, merkte Hana an.
    „Wir haben uns zufällig gefunden, wie ihr anscheinend auch?“, fragte Richie, was die Mädchen bejahten. Der Hals des Jungen war durch seinen Kragen bedeckt.
    „Das war eine ...“
    Mary wusste nicht, wie sie ihren Satz beenden sollte.
    „... schreckliche, schreckliche Nacht, die uns auseinander riss, was nie wieder geschehen sollte?“, beendete Mary ihren Satz.
    „Genau!“
    Zusammen ging die Trainergruppe in das städtliche Pokémon Center, wo sie ihre Pokémon abgaben und sich selbst untersuchen ließen, da die Schwestern bemerkten, dass sie auch Schaden davongetragen hatten. Als sie das hinter sich brachten, gingen sie in ein Zimmer und Richie war der erste, der sich in ein Bett warf. Die Blauhaarige setzte sich dicht neben ihn auf das Bett und suchte eine alte Freundin aus ihrer Kontaktliste heraus.
    „Ich rufe kurz das Miststück an. Danach kannst du Juliet anrufen, Leila, aber jetzt solltest du erstmal mithören.“
    „DAS Miststück?“, fragten Richie und Mary nach.
    „Ja, DAS Miststück.“
    Leila war erneut die einzige, die nichts verstand.
    „Besitzt dieses sogenannte 'Miststück' auch ein C-Gear?“, fragte Leila Mary, die nebeneinander saßen.
    „Ja, das C-Gear ist sehr beliebt. Es erschien erstmals in meiner Heimatregion. Wir besitzen jetzt alle ein neueres Modell davon“, erklärte die Pinkhaarige.
    „Pscht!“
    Das Miststück nahm den Anruf an. Es war eine Klassenkameradin von Hana und den anderen, die sie mit einem breiten Grinsen begrüßte.
    „Hana, Honey!“, begrüßte sie ihre Freundin, wobei durch den C-Gear der leichte Pony bemerkbar wurde, der über ihre Stirn fiel.
    „Lilith, wie geht es dir, Darling?“
    „Nenn mich Lily, Schätzchen.“
    „Oh mein Arceus“, sagte Richie, der sich das nicht verkneifen konnte.
    „Wir hören ja schon auf“, lachte Hana auf, „Lily, ich habe eine Frage.“
    „Schieß los.“
    „Du als Fotografin bist ja immer nach Fotos von den berühmtesten Trainern aus. Weißt du, wo sich der Arenaleiter von Vertania City, also Blue befindet?“
    „Gute Frage. Eines ist sicher, er befindet sich nicht in Vertania“, meinte die Blondhaarige.
    „So weit sind wir auch gekommen, Schlaukopf.“
    „Jedenfalls steckt da etwas dahinter, Hana, sodass nicht einmal ich weiß, was es mit seiner Abwesenheit auf sich hat.“
    Die Trainergruppe warf sich gegenseitig fragwürdige Blicke zu, wobei Lily außer acht gelassen wurde.
    „Hallo?“
    [tab=Extra #1]
    Mutter, ist dir Weihnachten ein Begriff? Mir ist nicht wirklich bewusst, worum es dabei geht. Ich weiß nur, dass die Menschen, die dir am nahesten stehen beisammen sind und untereinander Geschenke verteilen.
    Wieso haben wir das nie gefeiert? War dein Trainer damals dagegen? Mein Trainer feiert diesen Tag jährlich mit seinen Freunden und seiner Schwester, was immer ein schönes Ereignis ist, weil ich dann den ganzen Tag über aus meinem Pokéball gelassen werde, aber ich wüsste gerne, wie es wäre, diesen Feiertag einmal mit dir zu verbringen.
    Obwohl ich eine gute Beziehung zu meinem Trainer führe, will ich diesen Tag einmal mit dir feiern. Es wäre in Ordnung, wenn du mir kein Geschenk bringst. Mir würde es ausreichen, wenn wir gemeinsam vor einem Weihnachtsbaum liegen könnten und ich diese Wärme spüren könnte, die du mir bei Umarmungen gibst.
    Diese Wärme habe ich bisher nur wieder bei meinem Trainer gespürt, aber bei einem Menschen ist das nicht das gleiche. Trotzdem sehe ich ihn als einen Freund an, sogar als besten Freund. Die Freunde meines Trainers besitzen auch jeweils ein Pokémon, ein Pantimimi und ein Picochilla, die ich auch als Freunde bezeichnen würde. Normalerweise freunde ich mich nicht so leicht mit Pokémon an, jedoch war es bei den beiden einfacher, weil sie die ersten waren, die auf mich zukamen.
    Mutter, hast du jemals Weihnachten gefeiert? Ich meine, bevor du von deinem Trainer gefangen wurdest? Oder lebst du schon dein ganzes Leben bei ihm? Vielleicht kann es auch sein, dass er nicht mehr dein Trainer ist, weil wir uns lange nicht mehr gesehen haben.
    Dennoch kann ich mich daran erinnern, dass wir Heiligabend gemeinsam verbracht haben, Mutter. Erinnerst du dich noch daran? Damals waren wir in Kanto, die Region, durch die ich jetzt mit meinem Trainer reise. Wir befanden uns seiner Heimatstadt, Lavandia. Damals wusste ich aber noch nicht, dass ich mich schon ganz in seiner Nähe befand.
    In der Kirche, wo uns dein Trainer hinführte, waren an den Wänden von Phione bis Arceus alle legendären Pokémon abgebildet. Dank dir kenne ich alle nichtlegendären Pokémon, da du mir erzählt hast, das gehöre zum Allgemeinwissen. Durch deine Beschreibungen denke ich, dass ich sie alle erkannt habe.
    Unter den wenigen nichtlegendären Pokémon waren auch wir zu finden, Mutter. Ein Zorua zusammen mit einem Zoroark, welches das Zorua in seinen Händen hielt. Wahrscheinlich war es ein weibliches Zoroark, wie du.
    Kurz nachdem wir in der Kirche waren, hast du mir merkwürdige Worte zugeflüstert, als dein Trainer gerade nicht hinhörte. Mit Tränen in den Augen hast du mir den Rücken gekehrt, weil du meintest, du müsstest gehen. Aber wieso? Aus welchem Grund konntest du mich nicht mitnehmen? Du weißt, dass ich dir an jeden Ort gefolgt wäre.
    Wieso er ein weiteres Pokémon ausgeschickt hat, welches ich noch nie zuvor gesehen hatte? Sein Äußeres glich dem eines Pflanzen-Pokémon, wobei ich mich auch irren könnte und es setzte eine Attacke gegen mich ein, durch die ich eingeschlafen bin.
    Als ich aufwachte, lag ich in einer Decke eingehüllt in einem Körbchen. Die erste Person, der ich zu dem Zeitpunkt begegnet bin, war mein Trainer. Damals war er noch ein Kind, wie ich. Mir war damals nicht bewusst, weshalb er sich dort befand. Außerdem habe ich damals noch nicht verstanden, was er mir gesagt hat. Ich bemerkte nur seine rot gewordenen Augen und die Tränen, die aus ihnen kamen.
    Wahrscheinlich machte er damals selbst eine schwere Zeit durch und er brauchte mich genauso sehr wie ich ihn. Ohne ihn wäre ich wohl in das Pokémon Waisenhaus geschickt worden, welches sich in der Stadt befindet.
    Erstmals habe ich Weihnachten mit seiner Schwester und seinen beiden Freunden gefeiert. Es war ein schöner Tag und eine meiner liebsten Erinnerungen. Nachdem das Fest vorbei war und seine Schwester auf der Couch mit einer Flasche in der Hand eingeschlafen war, übernachteten wir gemeinsam im Wohnzimmer. Ich lag neben meinem Trainer, der mit seiner Hand durch mein Fell ging. Gemeinsam fielen wir langsam in den Schlaf.
    Ich weiß nicht, wieso mir diese Gedanken gerade im Sommer kommen. Zeitlich hätte es besser gepasst, wenn ich mir darüber dieses Jahr an Weihnachten Gedanken darüber machen würde. Dennoch kommen mir einige Fragen auf.
    Wieso konntest du nicht das Zoroark sein, das ihr Kind hält? Wieso hast du dich damals nicht für mich eingesetzt? Wieso hat dein Trainer mir nie einen Pokéball zugeworfen? War es meine Schuld? Was habe ich falsch gemacht? Obwohl ich weiß, dass du nie von diesen Gedanken erfahren wirst, die mich täglich plagen, hoffe ich, dass du mich erhörst.
    Hier habe ich zwar ein Leben, aber ich vermisse dich und denke an die Tage mit dir zurück, obwohl ich vergessen habe, wie sich die Wärme anfühlt, die durch dich in mir aufkam. Um ehrlich zu sein habe ich auch vergessen, wie sich dein Ruf anhört, der mir damals so gefiel. Außerdem bekommt mich die Angst, dass du schon längst vergessen hast, wie ich aussehe und ich weiß nicht, ob du auch täglich an mich denkst.
    Ich will vorankommen mit meinem Leben, aber das ist nicht möglich, solange ich das nicht hinter mir lassen kann. Vielleicht hilft mir diese Reise weiter und sobald ich mich entwickelt habe, sehe ich vielleicht alles ein wenig klarer.
    [tab=Kapitel 8 - I Dreamed It (1)]
    „P-Picochilla … S-Setze Gesang ein!“, befahl Mary ihrem Pokémon, um den Giganten, der sich vor ihr befand, in einen Tiefschlaf zu versetzen. Ihr Picochilla reagierte jedoch nicht und wirkte wie versteinert.
    „Picochilla!“
    Das Normal-Pokémon reagierte wieder nicht auf den Befehl seines Trainers. Das sonst so verspielte Picochilla stand unter Schock durch das Onix, das sich vor ihm bemerkbar machte.
    „Onix, setz' Kreideschrei ein!“, befahl der Arenaleiter seinem Pokémon, welches dem Befehl folgte. Es stützte seinen Kopf am Boden vor Picochilla ab und setzte die Attacke ein. Das Pokémon schrie auf und die Pinkhaarige bedeckte ihre Ohren mit den Händen.
    Im nächsten Moment wachte das Mädchen auf und bemerkte, dass alles nur ein Traum war. Neben ihr lag Hana in dem Doppelbett, die sich an sie klammerte und friedlicher schien als sonst, wenn sie wach war. Mary wischte sich mit der Hand die Tränen aus ihrem Gesicht und fragte sich, ob sie durch den Traum wirklich geweint hätte. Sie schaute ihr Picochilla an, das neben ihrem Ottaro und Hanas Pokémon auf dem Fußende lag. Ihr wurde klar, dass es ihrem Pokémon gut ging.
    Die Nacht neigte sich dem Ende zu und die Pinkhaarige wachte durch den Lärm auf, den ihre Freunde verursachten.
    „Richie, du kleines Arschloch, gib mir mein Pantimimi zurück!“, schrie Hana den Jungen an. Richie hielt das Pokémon seiner Freundin in den Händen und hielt es hoch, sodass Hana es nicht erreichen konnte. Leila lachte, während sie sich die Haare kämmte. Pantimimi breitete seine Arme aus und dachte, es könne fliegen.
    „Deinem Pantimimi scheint es doch zu gefallen, Hana. Wenn du ihn hochhältst, hat es nicht so einen Spaß, da es nur leicht über dem Boden ist“, provozierte der Nachtblauhaarige das Mädchen.
    „Scher dich doch zu Giratina!“
    Mary wollte am liebsten unter der Decke verschwinden, da sie keine Begeisterung für das Training zeigte, das wegen dem baldigen Arenakampf anstand.
    „Mary“, rief Leila leise ihren Namen. „Mary, du bist wach, oder? Tut mir leid, wir hätten dich früher aufwecken sollen, aber Hana ließ das nicht zu, weil du bis eben so friedlich geschlafen hast.“
    Die Pinkhaarige dachte sich, dass sie nicht von dem Traum wusste, der sie letzte Nacht plagte.
    „Du hast noch genug Zeit, dich fertig zu machen“, lächelte Leila das Mädchen an.
    „Wir sind jetzt wohl wirklich Freunde“, dachte sich Mary, als sie in das Bad ging, jedoch folgte Picochilla ihr hinterher, weshalb sie die Tür öffnete und es wieder herausschickte.


    „Gehen wir wirklich in den Vertania Wald?“, fragte Leila wegen den Geschehnissen des gestrigen Tages, während sie ihr Haspiror in den Armen trug.
    „Tagsüber ist es dort sicher und wir sollten uns nicht verirren. Wir müssen nur rechtzeitig wieder in die Stadt zurück gehen, bevor es zu spät wird“, erklärte Richie, der mit den Händen auf dem Hinterkopf voran lief. Dieses Mal ließ die Trainergruppe ihre ganzen Pokémon raus, damit sie Auslauf hatten.
    „Heute ist ein wundervoller Tag zum Trainieren“, strahlte Hana, die sich wie ein Pandir freute. „Nicht wahr, Pantimimi und Feurigel? Ihr werdet großartig in der Arena sein. Erst werden Rocko und seine Trainer vor Verwirrtheit anfangen zu tanzen und dann werde ich die Arena zum Brennen bringen!“
    „Ich denke, das ist gegen die Regeln, Hana“, sagte Richie.
    „Ab sofort ignoriere ich nachtblauhaarige Trainer mit albernen roten Strähnen, die meine Pokémon außerhalb meiner Reichweite halten“, schmollte die Trainerin.
    Mary lief hinter den Dreien her, wobei sie so wirkte, als wäre sie neben der Spur. Ihre Pokémon machten einen besorgten Ausdruck, als würden sie bemerken, was sich in der Gefühlswelt ihrer Trainerin abspielen würde, im Gegensatz zu ihren Freunden, die anderen Gedanken nachgingen.
    „Vielleicht können wir heute neue Pokémon fangen!“, merkte Hana an, als sie sich tief im Vertania Wald befanden. Das Mädchen suchte in ihrer Tasche nach Pokébällen.
    „Oh nein!“ Hana kramte vergebens in ihrer Tasche.
    „Was ist los, Hana?“, fragte Leila.
    „Ich habe keine Pokébälle dabei!“
    „Du kannst Pokébälle von mir haben, wenn du wieder mit mir redest“, sagte der Junge.
    „Hmpf! Meinetwegen!“, gab Hana nach und schlug dem Jungen versehentlich den Pokéball aus der Hand, als sie danach greifen wollte. In dem Moment machte sich ein Knofensa vor der Trainergruppe bemerkbar, als Hana den Pokéball aufheben wollte.
    „Ein Knofensa? Ich lasse einem von euch den Vortritt“, meinte Hana und ging einen Schritt zurück.
    „Glumanda, Flammenwurf!“, befahl Richie seinem Starter, welches dem Befehl Folge leistete. Richie warf einen Pokéball auf das Pokémon, wobei es sich nicht wehren konnte und eingefangen wurde.
    „Das war ja ein einfacher Fang“, staunte die Weißhaarige.
    „Knofensas sind anfangs eher schwache Pokémon, jedoch gefallen mir die Weiterentwicklungen, die ich beeindruckend finde“, merkte Richie an und schickte das geschwächte Pokémon aus seinem Pokéball, um ihm eine Sinelbeere zu geben, die er in einer Beerentasche aufbewahrte. Das Pokémon fühlte sich wieder besser.
    „Wirst du es bei dem Arenakampf benutzen?“, fragte Hana.
    „Vielleicht bei den Trainerkämpfen in der Arena. Wir sind uns noch nicht sicher, wer von uns dreien gegen den Arenaleiter antritt“, merkte der Trainer an.
    „Nur einer von euch tritt gegen den Arenaleiter an? Ich dachte, ihr drei bestreitet nacheinander einen Kampf gegen ihn“, stellte Leila eine Frage.
    „Stimmt, das haben wir dir noch nicht erklärt. Wenn Trainer in einer Gruppe zusammen reisen, müssen sie alle acht Orden einer Region sammeln, jedoch reicht es, wenn nur einer aus der Gruppe einen Orden erhält. Sollte ich alleine gegen Rocko antreten und gewinnen, hätte ich den Orden für uns drei ergattert. Bei der nächsten Arena würde dann einer der beiden antreten und ich würde mich zurückhalten. So geht es weiter bis zur letzten Arena. Außerdem sind weitere Trainer außer dem Arenaleiter in jeder Arena, die vom Arenaleiter persönlich trainiert werden und gegen die man antreten kann. Würden Richie und ich gegen die Trainer kämpfen, wären Marys Pokémon noch fit für den Arenaleiter. Trainer, die jedoch alleine reisen, haben es schwerer, weshalb sich immer mehr Gruppen von Trainern zusammenfinden. Wenn ein einzelner Trainer aber im Besitz aller acht Orden in der Pokémon Liga ist, was selten vorkommt, kann er die Vorrunden überspringen. Dein Freund Nathaniel könnte aber auch an der Pokémon Liga teilnehmen, selbst wenn er alleine nicht alle Orden dieser Region ergattert, er müsste nur die Vorrunden überstehen, an denen Trainergruppen mit insgesamt acht Orden aber nicht teilnehmen müssen. Es bietet Vorteile, wenn Trainer in Gruppen zusammen reisen, aber es ist ja jedem Trainer selbst überlassen, ob er sich einer Gruppe anschließen oder alleine reisen will“, erklärte Hana, „Hast du es verstanden oder soll ich es dir erneut erklären?“
    „Ich denke, ich habe es verstanden. Diese Arenaleiter sind wohl eine Klasse für sich.“
    „Mach dir keine Sorgen darüber, Leila. Wir kriegen das schon hin. Du solltest dir lieber Gedanken um den Wettbewerb machen, der bald stattfindet“, sprach Richie.
    „Stimmt, den hatte ich ganz vergessen. Ich hoffe, dass Juliet bis dahin da ist.“
    „Das wird sie schon schaffen und wir werden zugucken!“, heiterte Hana das Mädchen auf. „Jetzt haben wir jedoch genug geredet. Lasst uns mit dem Training beginnen!“


    „Ja! Mary, du hast das Knospi gefangen!“ Hana freute sich bemerkbar über den Fang ihrer Freundin, die jedoch nicht so begeistert wirkte, wie sie sollte. Wäre sie nicht von ihrer Freundin ermutigt worden, hätte sie das Pokémon wahrscheinlich nicht eingefangen. Die Blauhaarige verbreitete jedoch genug Freude für beide.
    „Bei mir hat sie sich nicht so gefreut“, flüsterte Richie Leila zu.
    „Herzlichen Glückwunsch, Mary“, gratulierte Leila der Pinkhaarigen für ihren erfolgreichen Fang.
    „Ihr benehmt euch so, als hätte ich ein Heilmittel gegen PokéRus entdeckt. Ich habe nur ein Pokémon gefangen, dass ich mithilfe meiner Pokémon geschwächt habe“, merkte die Pinkhaarige an.
    „Mary, ist alles in Ordnung?“, sorgte sich Hana um ihre Freundin. „Du wirkst den ganzen Tag über schon bedrückt.“
    „Nein, nein, tut mir leid. Es ist alles in Ordnung.“ Die 16-Jährige umklammerte den Pokéball des Pflanzen-Pokémon mit ihren Händen.
    „Richie, kannst du mir bitte eine Sinelbeere leihen für Knospi?“, bat die Pinkhaarige.
    „Natürlich“, lächelte der Junge sie an.
    Während Mary sich auf das Gras setzte, führten Richie und Hana einen Trainingskampf, wobei sie einen Doppelkampf führten. Richie setzte Zorua und das neu gefangene Knofensa ein gegen Hanas Pantimimi und Feurigel. Dabei wurden sie von Leila beobachtet, die sich ebenso auf dem Gras absetzte und sich Gedanken darüber machte, wie sie ihre Pokémon im Wettbewerb einsetzen könnte. Mary hingegen fütterte das Knospi mit der Sinelbeere, das es nicht so flink verschlang wie Knofensa.
    „Es tut mir leid, dass ich dich eben mithilfe meines Picochilla angegriffen habe, Knospi. Leider läuft das so. Erst muss man ein Pokémon verletzen und es einfangen, bevor man sich mit ihm anfreunden kann.“
    Dem Mädchen war nicht klar, ob das Pokémon sie verstanden hat. Jedenfalls wirkte Knospi nicht nachtragend.
    „Zorua, setze Trugträne ein!“ Zorua täuschte die gegnerischen Pokémon, indem es anfing zu weinen.
    „So leicht lassen sich meine Lieblinge nicht reinlegen! Feurigel, setze Rauchwolke ein!“
    Richies Pokémon waren von Rauch umhüllt, wodurch sie anfingen zu husten, bis der Rauch verschwand.
    „Das war clever, Hana. Knofensa, Schlafpuder!“
    Knofensa verstreute seinen Schlafpuder, der bei Pantimimi wirkte, jedoch fehlschlug bei Feurigel.
    „Spukball gegen Pantimimi!“
    Ein Spukball von Zorua folgte, der Pantimimi völlig außer Gefecht setzte.
    „Ruh dich aus, Pantimimi.“ Hana zückte ihren Pokéball und rief das Pokémon zurück.
    „Feurigel, Sternschauer!.“ Es war ein cleverer Zug, die Attacke einzusetzen, da die sternenförmigen Strahlen jeden Gegner in Reichweite treffen. Richies Pokémon versuchten aufzuweichen, was Zorua auch gekonnt meisterte, jedoch war Knofensa nicht schnell genug, weshalb es besiegt schien und wie Pantimimi in ihren Pokéball zurückgerufen wurde.
    „Führen wir den Kampf zu Ende?“, fragte Richie die Trainerin, während er Knofensas Pokéball noch in den Händen hielt.
    „Worauf du dich verlassen kannst!“


    Die Tage vergingen, wobei Richie und Hana ihr bestes beim Training gaben, jedoch hinkte Mary durch ihre betrübte Stimmung hinterher und war nicht so entschlossen wie ihre Freunde, wenn das Training anstand. Leila hingegen versuchte mit ihren Pokémon für den kommenden Wettbewerb zu trainieren und sie überlegte, in welchen Kategorien sie ihre Pokémon einbringen würde.
    In der letzten Nacht, bevor sie Kämpfe gegen Rocko und seine Schüler bestreiten wollten, schaffte es kein Mitglied der Trainergruppe einzuschlafen. Richie lag auf dem Rücken und Zorua auf seinem Bauch, welches er streichelte. Glumanda und Knofensa waren neben dem Hochbett zusammen mit Leilas Pokémon, wobei sich das Knofensa langsam an die Trainergruppe und die Pokémon gewöhnt hatte. Es liebte die Natur und schien offen und nett gegenüber neuen Bekanntschaften, was normalerweise nicht vom einem Knofensa und seinen Weiterentwicklungen zu erwarten war.
    Leila lag oben auf dem Hochbett auf ihrem Bauch, wobei sie ihre Füße in der Luft hielt. Ihren Kopf vergrub sie in ihrem Kissen. Normalerweise schlief sie mit einem ihrer Pokémon zusammen, jedoch wollten Haspiror und Bisasam in dieser Nacht nicht voneinander getrennt werden, was zeigte, dass sie gut miteinander auskamen.
    Hana lag wie Richie auf dem Rücken und Mary auf dem Bauch, jedoch blickte sie in die entgegensetzte Richtung, um Hana nicht ansehen zu müssen. Der Blauhaarigen war nicht bewusst, ob ihre Freundin schlief oder nicht, weil sie keinen Mucks von sich gab. Die Pokémon der beiden lagen um das Bett verstreut.
    „Wer ist eigentlich unser Anführer?“, fragte Richie in die Runde und brach das die Stille.
    „Anführer? Wieso sollte es einen Anführer geben?“, kam Hana mit einer Gegenfrage, auch Leila wirkte verwirrt.
    „Wir reisen in einer Gruppe zusammen. Sollte es da nicht normalerweise einen Anführer geben?“
    „Etwa jemanden, der Befehle erteilt? Wenn einer von uns den anderen sagen würde, was sie zu tun haben, würden die anderen doch nicht darauf hören“, meinte die Nachwuchsgöttin.
    „So ist das nicht gemeint. Eher jemanden, der sofort weiß, was zu tun ist. Jemanden, der in Notsituationen eine Stütze für die anderen ist, dem das Wohl der Gruppe am Wichtigsten ist und es auch vor den Sieg gegenüber dem Gegner stellt. Eigentlich jemanden wie dich, Hana.“
    „Mich? Bei dir ist doch Hopfen und Malz verloren.“
    „Wer wäre dafür, dass Hana unsere Anführerin wird?“ Der Junge wollte eine Abstimmung erreichen.
    „Zu Hana würde die Anführer Rolle passen“, meinte Leila.
    „Ich nehme das als ja. Mary, was sagst du?“
    „Okay“, murmelte die Pinkhaarige.
    „Also ist es einstimmig! Glückwunsch, Hana, du bist unsere Anführerin.“
    „Ich fühle mich geehrt. Dann ist Mary die stellvertretende Anführerin und ohnehin ist sie meine Zwillingsgöttin.“
    „Wieso bezeichnet ihr euch gegenseitig eigentlich als Zwillinge? Das wolltet ihr mir ja erklären“, fragte die Prinzessin verwirrt.
    „Wir sind am gleichen Tag geboren, deshalb. Was für ein Zufall, nicht wahr?“
    „Oh, wie niedlich.“
    „Ich mag das Wort nicht, aber ich gebe dir recht. Übrigens, Leila, mir gefällt es, dass du langsam wirklich wie ein Teil der Gruppe wirkst“, wechselte Hana das Thema.
    „W-Wirklich?“
    „Ja, nach all dem, was in den letzten Tagen geschehen ist, haben wir endlich einen Moment der Klarheit und Ruhe. Wir mögen dich“, fuhr die 16-Jährige fort.
    „Außerdem würde es keinen von uns dreien was ausmachen, wenn du mit uns weiterhin reisen würdest“, schlug Richie dem Mädchen vor.
    „Ihr seid mir auch symphatisch, aber seid ihr euch sicher? Juliet und Nathaniel werden bald Marmoria erreichen und wir kennen uns noch nicht lange.“
    „Die beiden sind ein Paar, da hätten sie sicherlich auch gerne Zeit für sich alleine. Wir sind eine Gruppe von Freunden, da würde uns ein weiteres Mitglied nicht stören. Außerdem würden wir den beiden ohnehin immerzu begegnen, weil Juliet wie du an Wettbewerben teilnehmen will und Nathaniel wie wir drei an Arenakämpfen. Ich muss zugeben, dass die ganze Prinzessinen Sache erst verrückt klang, aber diese Leila kennen wir nicht. Wir kennen dich als die Person, die gemeinsam mit ihren besten Freunden eine andere Region betritt, um ein neues Leben zu beginnen und ihren Traum zu verfolgen. Diese Leila mögen wir. Es passiert oft, dass Leute während ihren Reisen neue Bekanntschaften machen, mit denen sie dann zusammen reisen. Es passiert einfach“, offenbarte Hana ihre Gedanken.
    „Ich lasse es mir durch den Kopf gehen. Du hast ja auch recht, dass die beiden ein Paar sind und ich wünsche ihnen alles Glück der Welt. Ich bin froh, euch getroffen zu haben, nachdem diese Irre mit den falschen Katzenohren mich angegriffen hat.“
    „Wir würden uns jedenfalls freuen“, fügte Richie hinzu und klopfte gegen das obere Bett.
    „Mary, schläfst du gerade?“, flüsterte Hana ihrer Freundin zu, die in dem Moment wirklich in den Schlaf gefallen war, weil sie sich nicht mehr wach halten konnte.


    Die Nacht wurde wieder zum Tag und die Trainergruppe stand vor der Arena.
    „Worauf wartet ihr eigentlich?“ Die Prinzessin wirkte erneut verwirrt durch das Verhalten ihrer neuen Freunde.
    „Auf diesen Tag warten wir, seit wir zusammen im Sandkasten gespielt haben. Wir brauchen eine Minute“, erklärte Richie.
    „Die Minute ist um!“, sagte Hana und stürzte in die Arena, wobei sie die Aufmerksamkeit von Rockos Schülern erlangte, ein Junge und ein Mädchen, die ungefähr im Alter der Trainergruppe waren.
    „Da ist jemand ja hektisch, nicht war, Dave?“, meinte das Mädchen mit den Händen auf ihren Hüften.
    „Da gebe ich dir recht, Daisy.“
    „Ich freue mich total, euch zu sehen. Wo ist Rocko? Oder muss ich erst gegen euch antreten?“
    „Sei doch nicht so ungeduldig, Schätzchen. Willst du nicht erst unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, während deine Freunde hinter dir warten, als hätten sie Stöcke in ihren Allerwertesten?“, provozierte Daisy die Nachwuchsgöttin.
    „Ich gebe dir gleich 'Schätzchen'. Mit mir willst du dich nicht anlegen, Liebes“, drohte Hana.
    „Wie bitte? Du reichst mir gerade mal bis zur Hüfte.“
    Richie und Dave zerrten die Mädchen voneinander weg.
    „Hana, gleich können wir die beiden aufmischen, warte erst einmal“, flüsterte Richie ihr zu, wobei er mit seinen Händen ihre Arme festhielt.
    „Aber diese dreckige-“
    „Dave, Daisy, hört auf mit dem Unsinn“, erhob Rocko das Wort, der Oberkörper frei auf dem Kampffeld mit verschränkten Armen stand. Rocko war ein simpler Mann, so war auch seine Arena gehalten.
    „Da ist er!“, bemerkte die 16-Jährige.
    „Verdammt, dieser Körper“, fiel dem Jungen sofort auf.
    „Ja, in echt sieht er besser aus als im Fernsehen.“
    „Was gibt es da zu flüstern?“, fragte der Arenaleiter.
    „W-Wir wollten gegen Sie antreten, wenn wir dürfen“, sprach Hana den Mann an.
    „Erst müsst ihr gegen die beiden antreten. Es reicht, wenn ihr einen Doppelkampf führt, also zwei von euch gegen die beiden. Seid ihr vier alle Trainer?“
    „A-Außer mir, ja, ich bin Koordinatorin“, stotterte Leila, wobei sie sich meldete.
    „Okay, also zwei von euch gegen die beiden. Gegen den Dritten trete ich dann an. Das geht perfekt auf.“
    „Wie entscheiden wir das jetzt aber?“, fragte der Junge. Rocko schien zu überlegen, gegen wen er antreten wollte, wobei er jedoch keine Miene zog. Es war schwer zu erkennen, was in seinen Gedanken vorging.
    „Ich trete gegen die Pinkhaarige an. Ihr beiden könnt gegen meine Schüler antreten.“
    „Ich?“, fragte Mary, wobei sie verwundert schien. Rocko nickte. Die Blauhaarige schien enttäuscht, dass Rocko nicht gegen sie antreten wollte und Richie wirkte eher besorgt. Die drei unterhielten sich und Leila hörte zu.
    „Es ist schon in Ordnung. Ich habe keine andere Wahl. Kämpft ihr erst einmal gegen die beiden.“
    „Mary, du musst den Kampf nicht gewinnen. Versuch es erst einmal. Arenaleiter vergeben manchmal Orden, auch wenn ihre Opponenten in einem Kampf gegen sie verloren haben und wenn dies nicht der Fall sein sollte, trainieren wir einfach härter.“
    „Hana“, erwähnte Richie ihren Namen.
    „Ja?“
    „Es wäre besser, wenn du aufhörst zu reden.“


    „Das kann doch nicht war sein!“, ärgerte sich Daisy über den verlorenen Kampf, in dem sie und Dave jeweils ein Kleinstein einsetzten. Für den Kampf setzten Richie und Hana Knofensa und Pantimimi ein.
    „Hast du jetzt immer noch so eine große Klappe?“ Hana erfreute sich sichtlich über den Sieg.
    „Ihr habt nur Glück, dass wir mit unseren schwächeren Pokémon gegen euch antreten müssen, weil ihr noch Anfänger seid“, meinte Dave.
    „Auch wenn wir schon alle acht Orden ergattert und die Pokémon Liga aufgemischt hätten, hätten wir gegen euch gewonnen, ihr arroganten-“
    „Hana!“, rief Richie ihren Namen und zerrte das Mädchen aus dem Kampffeld.
    „Spare dir deine restliche Energie, um Mary jetzt anzufeuern.“
    „Ich gebe es ungern zu, aber du hast recht. Viel Glück!“ Die Blauhaarige schloss ihre Freundin in ihre Arme, wobei es dem Mädchen schwer fiel, sich von der Umarmung zu befreien.
    „Danke.“
    Wie in ihrem Traum stand sie auf dem Kampffeld gegen den Arenaleiter aus Marmoria City. Das Mädchen konnte es nicht glauben. Nach all den Jahren, in denen sie in der Trainerschule darüber redeten, wie sie mit ihren Pokémon durch Kanto reisen wollten, stand sie diesmal wirklich in einer Arena. Rocko hatte sie gewählt, was sie nicht für möglich hielt, weil ihre Freunde enthusiastischer wirkten als sie. Vielleicht war jedoch genau das der Grund, weshalb er sie herauspickte.
    „Du kennst die Regeln ...“
    „Marian.“
    „Genau. Ich setze zwei meiner Pokémon gegen dich ein, die ich nur gegen Anfänger einsetze. Sobald ich ein Pokémon einsetze, muss es auf dem Kampffeld bleiben, bis es besiegt oder der Kampf beendet ist. Du darfst deine Pokémon jedoch so oft austauschen, wie du willst und du kannst all deine Pokémon gegen mich einsetzen, wobei ich jedoch nur die zwei in den Kampf rufe, die ich gerade bereit halte. In diesem Fall rufen wir die Pokémon nacheinander in den Kampf, anstatt alle auf einmal in das Kampffeld zu rufen, wie das oft in Trainerkämpfen gemacht wird.“
    „Aye.“
    „In Ordnung. Los, Kleinstein!“ Auch Mary schickte ein Pokémon in den Kampf und entschied sich für Ottaro.
    „Du verlässt dich auf den Typvorteil, nicht wahr? Kleinstein, setze Walzer ein!“
    Das Pokémon rollt auf Ottaro zu und verletzt es, jedoch richtete die Attacke anfangs nur geringen Schaden an.
    „Ottaro, nimm deine Muschelschale in die Hand und ziel auf das Kleinstein, um dann Kalkklinge einzusetzen!“
    Ottaro vertraute seinem Trainer und traf das Pokémon, welches anhielt.
    „J-Jetzt A-Aquaknarre, schnell!“
    Der Wasserstrahl traf es auch, wie die Trainerin es erwartete.
    „Clever, mit Kalkklinge Walzer zu stoppen“, merkte Richie an, was Hana und Leila bejahten.
    „So weit so gut“, sagte Rocko und schickte Kleinstein zurück in seinen Pokéball. Als nächstes schickte er sein Onix in den Kampf, was als Signatur-Pokémon von Rocko bekannt war, obwohl stärkere Gestein-Pokémon in seinem Besitz waren.
    „Das Ding ist ja riesig“, fiel Hana auf.
    „Im Vergleich zu dir wirkt alles riesig“, ärgerte Richie seine Freundin, was er sich nicht verkneifen konnte.
    „Ja, besonders ein gewisser Teil deines Körpers.“
    Mary stand wie versteinert vor dem Pokémon. Krampfhaft versuchte sie, Ottaros Pokéball in der Hand zu halten und es zurück in seinen Pokéball zu schicken. Sie zögerte damit, ein weiteres Pokémon in das Kampffeld zu schicken und ihren Freunden war nicht klar, was in ihr vorging.
    „Sollten wir ihr nicht helfen?“, fragte die Prinzessin ratlos.
    [tab= Kapitel 9 - And I Saw It (2)]
    Das kleinere Übel war kampfunfähig, jedoch kam es zu dem Moment in Marys Traum, durch den sie schweißgebadet und weinend aus ihrem Traum erwachte.. Wie versteinert stand sie vor dem Giganten, mit Ottaros Pokéball in der Hand und sie war völlig ratlos, welches Pokémon im Kampf gegen Onix geeignet wäre. Die Angst, die sie spürte, sah man ihr an. Ihre Freunde hingegen achteten nicht auf das Gestein-Pokémon, sondern auf die Pinkhaarige.
    „Ich wiederhole, sollten wir ihr nicht irgendwie helfen?“, fragte die Prinzessin ratlos.
    Die beiden, die sie ansprach, waren sprachlos. Es kam zu dem Moment, den die drei herbeigesehnt haben und Mary hatte die Ehre, den ersten Arenakampf bestreiten zu dürfen, jedoch wussten sie nicht, was in ihrer Freundin vorging.
    „Ich weiß es nicht“, gab Hana zu, „Was soll man in so einem Moment unternehmen?“
    „Ich habe die Befürchtung, dass es sie noch mehr aus der Fassung bringen könnte, wenn wir sie ansprechen.“
    Die drei verstummten. Marys Gedanken spielten verrückt, weshalb sie versuchte, sich zusammenzureißen und sich selbst Mut zuzusprechen.
    „Ich habe Ottaro zurück geschickt, ich Idiotin. Dabei ist es am besten geeignet dafür, gegen das Onix anzutreten. Sollte ich jedoch nicht meinen weiteren Pokémon den Vortritt lassen? Da käme nur Picochilla in Frage, Knospi ist noch ein Baby-Pokémon und hat zu wenig Kampferfahrung, jedoch ist Picochilla ein Normal-Pokémon. Ihre Angriffe fügen dem Pokémon nur wenig Schaden zu, aber Gestein-Attacken des Onix würde ihr nur wenig Schaden zufügen.“ Die Trainerin sprach leise mit sich selbst.
    „Wird das bald noch etwas?“
    „Ja, einen Moment bitte!“, bat die Pinkhaarige höflich, was ihr peinlich in solch einer Situation war.
    „Jedoch muss Picochilla es nicht angreifen, sie hat andere nützliche Attacken“, fiel ihr ein, weshalb sie das Normal-Pokémon in den Kampf schickte.
    Das Picochilla blickte verwirrt auf den Riesen, der sich vor ihr befand. Es wirkte so, als würde Rocko auf den ersten Zug von Mary warten.
    „Picochilla, setze Gesang ein!“, befahl Mary dem Pokémon. Marys Freunde reagierten schnell, indem sie ihre Ohren abdeckten, was Rocko, der mit verschränkten Armen auf der anderen Seite des Kampffeldes stand, nicht befolgte.
    „Onix, Kreideschrei!“
    Onix stieß einen Schrei aus, welches den Gesang des Normal-Pokémon übertönte und die Verteidigung des Picochilla stark senkte. Das bedeutete, dass nur ein weiterer Angriff dafür sorgen könnte, dass das Pokémon kampfunfähig wäre. Der Schrei brachte das Pokémon aus der Fassung, wie auch die Trainergruppe, die dachten, ihr Trommelfell würde platzen.
    Das Onix verstummte zur Erleichterung von Picochilla und den Trainern. Mary schloss bei dem Schrei die Augen und als sie sie wieder öffnete, bemerkte sie, wie das Pokémon sich auf dem Boden zusammenrollte.
    „Onix, Steinwurf!“
    Das Pokémon würgte einen kleinen Stein in Richtung des Pokémon heraus, das zu verängstigt war, um sich zu bewegen. Mary erkannte das, rannte auf das Kampffeld und rollte mit dem Pokémon in den Armen zur Seite, um es vor dem Angriff zu schützen. Der Stein verfehlte die beiden, dennoch war Mary verängstigt, als der Stein auf den Boden einschlug.
    Die Pinkhaarige stand mit den Pokémon in ihren Armen auf und bat um eine kleine Pause, um mit dem Pokémon zu reden. Der Arenaleiter nickte mit dem Kopf.
    „Das ist so spannend“, bestaunte Leila den Kampf, worauf Richie zustimmte. Hana sprang auf und ab und feuerte ihre Freundin lauthals an.
    „Picochilla …“ Mary versuchte, die Aufmerksamkeit des Pokémon zu erlangen und hoffte, dass es ihr zuhörte.
    „Ich weiß, dass du Angst hast. In den Kämpfen, die du sonst geführt hast, musstest du gegen Zorua und Pantimimi kämpfen oder gegen die Partner-Pokémon der anderen Schüler der Trainerschule. Bei den großen Kämpfen haben wir Pokémon eingesetzt, die uns die Trainerschule angeboten hat. Ich kann also verstehen, dass du Angst hast. Das habe ich auch. Ich hatte Angst im Vertania Wald, als wir uns tief in der Nacht dort verirrten und jetzt ist es nicht anders. Ich weiß, dass du nicht verletzt werden willst. Das will ich auch nicht, aber ich zwinge dich nicht, diesen Kampf für mich weiter zu führen und wenn du willst, schicke ich dich zurück in deinen Pokéball.“
    Die Trainerin strich mit ihrer freien Hand über das Fell des Pokémon, welches durch die ermutigenden Worte Blickkontakt mit Mary aufnahm.
    „Du willst in deinen Pokéball, nicht wahr?“
    Das Pokémon schüttelte den Kopf und entschied sich dazu, für seine Trainerin weiter zu kämpfen.
    „D-Der Kampf kann weiter gehen“, stotterte Mary.


    „Was kann ich für Sie tun?“, fragte die fröhliche Krankenschwester am Empfang des Pokémon Centers. Neben ihr stand ein ebenso glücklich wirkendes Chaneira. Juliet und Nathaniel, die es schafften, nach Marmoria zu gelangen, betraten eben das Pokémon Center.
    „Das ist ein Pokémon Center, oder?“, fragte Juliet.
    „Ja, das steht auch vor dem Gebäude, Juliet.“
    „Entschuldigung, das habe ich übersehen. Wir haben eine weite Reise hinter uns und unsere Pokémon sind auch erschöpft. Können wir sie hier abgeben?“
    „Kein Problem, wir sehen viele junge Leute hier, denen es genauso geht. Natürlich könnt ihr eure Pokémon abgeben. Ich rufe euch, wenn wir sie Ihnen zurückgeben können“, sagte die verständnisvolle Schwester.
    „Noch eine Frage hätte ich“, meinte Juliet.
    „Ja, Liebes?“
    „Haben Sie vielleicht vier Trainer in unserem Alter hier gesehen? Ihre Namen sind Leila … Wie heißen die anderen drei nochmal, Schatz?“ Nathaniel wusste keine Antwort darauf.
    „Hier kommen so viele Leute rein, da kann ich mir leider nicht alle Namen merken, aber ich werfe kurz einen Blick auf dem Zimmerverteilungsplan.“
    „Vielen Dank“, bedankte sich Juliet. Die Schwester setzte ihre Lesebrille auf und erkannte Leilas Namen auf dem Plan.
    „Ja, vier Trainer haben hier ein Zimmer gemietet, darunter auch ein Mädchen namens Leila. Die Zimmer hier sind kostenlos, müssen Sie wissen. Nicht alle Trainer in eurem Alter bringen das Geld auf, um sich ein Hotelzimmer zu mieten, deswegen bieten wir hier kostenlos das Heilen von Pokémon, ein Zimmer, wie auch essen und trinken an.“
    „Das wissen wir schon, danke“, sagte Nathaniel.
    „Sie haben uns wirklich geholfen, aber eine weitere Frage hätte ich noch. Wissen Sie, ob die vier sich gerade hier im Pokémon Center befinden?“, fragte Juliet erneut.
    „Beschreibe sie mir näher“, bat die Schwester, was Juliet auch machte.
    „Genau, jetzt weiß ich, wen Sie meinen! Auch, wenn ich mir Namen schlecht merken kann, ist das ganz anders mit Gesichtern. Die Trainergruppe ist wirklich auffällig und der hübsche Junge unter ihnen hatte meine ganze Aufmerksamkeit“, erinnerte sich die Schwester.
    „Ja, da stimme ich zu“, lachte Nathaniel und warf dabei einen Blick auf Juliet, von der er auf die Schulter geschlagen wurde.
    „Das tat weh!“
    „Also, sind die vier hier oder haben Sie sie zufälligerweise aus dem Eingang laufen gesehen?“
    „Ich glaube, dass sie sich auf den Weg zur Arena gemacht haben, von dem, was ich mitbekommen habe. Meine Pokémon und ich haben unsere Augen und Ohren überall“, zwinkerte die Schwester den beiden zu.
    Juliet und Nathaniel wirkten beunruhigt.
    „Okay, vielen Dank für die Hilfe!“, bedankte sich das Mädchen und setzte sich mit ihrem Freund an einen freien Tisch, auf dem noch ein halb aufgegessenes Sandwich lag.
    „Willst du das noch essen?“, fragte Juliet, worauf Nath ein Lachen vortäuschte.
    „War ja nicht ernst gemeint, Schatz. Denkst du, dass alle Schwestern aus Kanto so merkwürdig sind? Leila hat mir von der Krankenschwester aus Vertania erzählt.“
    „Erst wirkte sie nett, aber der letzte Kommentar von ihr war wirklich beängstigend.“ Nath verzog sein Gesicht.
    „Was auch immer. Warten wir erst einmal, bis sie zurück sind. Macht es dir etwas aus, wenn du den Eingang im Auge behälst und ich meinen Kopf auf den Tisch lege?“ Nathaniel schüttelte lachend den Kopf und strich mit seinem Finger über Juliets Haar.


    „Ich sehe zum ersten Mal, dass eine Trainerin mit einem Ottaro als Starter hier antritt“, erwähnte Daisy, die sich mit Dave neben Richie, Leila und Hana setzte.
    „Diese Kämpfe der Anfänger sind immer so langweilig“, fügte Dave hinzu.
    „Könntet ihr euch weit weit entfernt von uns setzen, bitte?“, bat Hana in einem aggressiven Unterton.
    „Schätzchen, ihr seid die Gäste in unserer Arena. Ihr solltet höflich zu uns sein“, sagte Daisy, während sie sie sich eine Strähne aus ihrer Stirn strich.
    „Das ist unsere Freundin, die für uns unseren ersten Arenakampf austrägt. Sie ist eine von uns und im Moment habe ich keine Nerven dafür, mit euch einen Zickenkrieg zu führen, also solltet ihr lieber den Mund halten, bevor ich euch wirklich Schmerzen zufüge und dafür brauche ich keine Pokémon“, drohte Hana dem Mädchen, die daraufhin verstummte.
    Mary konnte nicht hören, was ihre Freunde von sich gaben, jedoch dachte sie, dass die besorgten Blicke der drei alles sagen würden. Das kolossale Gestein-Pokémon brachte sie aus dem Konzept. Ohne jeden Zweifel hatte Rocko die Oberhand in dem Kampf und sorgte dafür, dass Mary sich so fühlte, als würde sie den Boden unter den Füßen verlieren.
    Picochilla wartete auf einen Befehl seines Trainers, jedoch vergebens. Die Pinkhaarige verstummte. Dabei wollte Picochilla nur die Chance nutzen, glänzen zu können und Mary zeigen, dass es seinen Platz auf dem Kampffeld verdient hat. Egal, wie groß und stark das gegnerische Pokémon im Vergleich schien, Picochilla war es nur wichtig, dass Mary stolz auf es ist.
    „Onix, setze Steinhagel ein!“, befahl Rocko schließlich seinem Pokémon, da er die Geduld verlor.
    „P-Picochilla, ausweichen!“, reagierte Mary schnell, sodass Picochilla ihrem Befehl Folge leistete. Das flinke Picochilla wich jedem Felsen aus, die Onix auf es schleuderte.
    „Jetzt Schaufler!“
    Das Gestein-Pokémon vergrub sich unter der Erde.
    „Picochilla, gehe zum Loch und setze Sternschauer ein!“
    Picochilla führte die Attacke aus, welches Onix traf, da die sternenförmigen Strahlen stets treffen würden, jedoch keinen großen Schaden an Gestein-Pokémon ausrichten. Onix kam aus der Erde hervor und Picochilla schaffte es nur knapp, beim Sprung auszuweichen.
    „Onix, Tarnsteine!“
    Um Picochilla herum schwebten spitze Steine, die gegnerische Pokémon verletzen würden, die im Nachhinein in den Kampf geschickt werden.
    „Endlich! Picochilla, Zugabe!“
    Die Attacke zwingte das gegnerische Pokémon, die zuletzt ausgeführte Attacke für einen kurzen Zeitraum zu wiederholen, sodass es keine anderen Attacken ausführen kann.
    „Du warst toll, Picochilla! Ruh dich etwas aus“, lobte Mary ihr Pokémon und schickte es zurück in den Pokéball, um Ottaro in den Kampf zu schicken, welches Schaden durch die spitzen Steine nahm. Die Pinkhaarige wollte den Kampf schnell beenden, solange sie die Oberhand hatte.
    „Ottaro, Aquaknarre!“, befahl Mary dem Pokémon, weshalb das Gestein-Pokémon aufschrie. Da es als Zweittyp auch ein Boden-Pokémon war, nahm es vierfachen Schaden durch die Attacke.
    „Beende es mit Kalkklinge!“ Der Schneideangriff mit Ottaros Muschelschale sorgte dafür, dass Onix kampfunfähig war. Es liess sich zu Boden fallen und Rocko gab sich geschlagen. Daisy und Dave schrien vor Wut auf, jedoch wurde Mary lauthals gelobt von ihren Freunden, auch von Leila, die eine Gänsehaut durch den Kampf bekam.
    „Gegen Ende wurde es ein toller Kampf, ich bin beeindruckt. Du hast dir den Felsorden wirklich verdient“, sagte der Arenaleiter und übergab Mary den Orden, der einem geschliffenen Stein darstellte. Mary bedankte sich mehrmals aufrichtig vor Freude und rannte mit Tränen in den Augen in die Arme ihrer Freunde.


    Nachdem der Orden errungen war, begab sich die Trainergruppe in das Pokémon Center, um ihre Pokémon zum Behandeln abzugeben. Als sie das Gebäude betraten, erblickten sie Juliet und Nathaniel, die im Sitzen einschliefen. Juliet schlief, während sie ihren Kopf mit ihren Armen auf dem Tisch ablegte und Nathaniel fiel mit hängenden Kopf in den Schlaf.
    „Das sind doch--“
    „J-Ja, das sind sie“, unterbrach Leila den Jungen, „Oh Arceus, um ehrlich zu sein habe ich vergessen, dass die beiden auf den Weg hierher waren.“
    Leila ging langsam zu ihrer besten Freundin und tippte leicht auf ihre Schulter. Die Augen der Braunhaarigen öffneten sich und langsam wurde ihr klar, wer da vor ihr stand.
    „LEILA!“, schrie sie auf, was dafür sorgte, dass Nathaniel aus seinem Schlaf erwachte.
    „Wieso schreist du so?“, fragte er verwirrt und rieb sich die Augen.
    „Ich bin so froh, dich wieder zu sehen“, sagte Juliet und breitete ihre Arme um ihre beste Freundin aus. Zögernd erwiderte die Prinzessin die Umarmung. Ihre neuen Freunde freuten sich über das Wiedersehen zwischen den dreien, jedoch war Mary abgelenkt, weil sie einen Blick auf die Ordensbox warf, die sie von Richies Schwester erhalten haben.
    „Ich muss mit euch beiden reden. Folgt mir.“
    Verwirrt folgten Richie und Hana der Pinkhaarigen und gaben Leila Auskunft darüber, dass sie für einen Moment austreten würden.


    Nahe dem Vertania Wald hielt Mary an und drehte sich zu ihren Kindheitsfreunden um, während sie ihre Hände hinter ihrem Rücken hielt.
    „Wieso mussten wir so weit laufen?“, schnaubte Hana auf, „Mary, ist alles in Ordnung?“
    Mary musste sich erst sammeln, bevor sie beginnen konnte zu reden.
    „Ich habe es geträumt! Ich habe es gesehen! Ich habe davon geträumt, dass ich den ersten Arenakampf für uns bestreite und es kompliziert wurde, als Rocko dieses Gestein-Monster in den Kampf schickte“, sagte Mary heraus, nachdem sie sich sammelte.
    „Ich hatte Angst. Ich hatte Angst vor dem heutigen Tag. Seit Beginn des Trainings erging es mir so. Ich will das alles hier genauso sehr wie ihr, aber vor solchen Ereignissen habe ich keine so große Vorfreude wie ihr beiden, sondern Angst. Ich zücke nicht sofort den Pokéball, wenn mich jemand zum Kampf herausfordert. Ich zögere erst.“
    „Mary ...“, erwähnte Richie ihren Namen.
    „Aber unser Leben fängt erst jetzt wirklich an!“, unterbrach Mary ihren Freund. „Endlich haben wir die Trainerschule hinter uns gelassen und unser Leben fängt erst an! Davor waren wir in einer Blase und haben nur von all dem geträumt, was uns jetzt erwartet. Wir haben unsere ersten neuen Pokémon gefangen und einen Orden errungen. Ich war großartig auf dem Kampffeld und ich habe uns zum Sieg geführt. Ich weiß, dass ich eine gute Trainerin sein kann, nein, ich werde eine gute Trainerin sein, aber dafür brauche ich euch beide auf meiner Seite.“
    „Mary, wir sind immer auf deiner Seite“, machte Hana ihr klar.
    „Das weiß ich, aber heute habt ihr beide an mir gezweifelt. Ich habe es euch angesehen.“
    Mary konnte den beiden anerkennen, dass sie recht hatte.
    „Ich nehme es euch nicht übel, weil ich selbst Zweifel an mir hatte, was auch dafür sorgte, dass meine Pokémon an mir zweifelten. Seit Beginn des Trainings habe ich mich nur zurückgehalten und euch den Vortritt gelassen. Selbst in der Arena habe ich mich hinter euch beiden versteckt. Das war der Grund, wieso Rocko mich ausgewählt hat. Er wusste, dass ihr siegreich aus dem Kampf gegangen wärt, aber er wollte sehen, ob ich es auch schaffen würde. Richie, Hana, ich brauche euch auf meiner Seite. Ich will eine großartige Trainerin sein, was ihr euch auch ersehnt und ich will den Weg mit euch gehen. Ich will weitere Pokémon fangen, Orden mit euch sammeln und in der Pokémon Liga mit euch antreten. Ich will sehen, wohin dieser Weg uns führt. Ich will mich in unseren ruhigen Momenten dem Zeichnen widmen und was weiß ich, vielleicht einen Film in Pokéwood drehen. Ich will das alles und viel mehr, aber meine Art sorgt einfach dafür, dass ich es immer unbeabsichtigt bevorzuge, einen Schritt zurück zu gehen und ihr müsst mich dazu bringen, mit euch nach vorne zu gehen.“
    Richie und Hana verstummten und wagten es nicht, einen Ton zu sagen.
    „Ich bin jetzt fertig“, erwähnte die Pinkhaarige.
    „Mary, du hast recht. Du hast vollkommen recht und ich denke, wir sprechen für uns beide, wenn ich sage, dass es uns leid tut, auch wenn du das vielleicht nicht hören willst. Du hast recht, du warst großartig auf dem Kampffeld und wir beide hätten den Kampf keinesfalls besser beenden können als du. Du warst eine Göttin auf dem Kampffeld und ich bin stolz auf dich und deine tollen Pokémon. Ja, du hast recht, wir müssen füreinander da sein, weil wir alles sind, was wir haben. Wir sind alles, was wir haben und entweder gehen wir normal durch diese Reise oder wir enden als Kampf besessene Trainer im Silberberg, ohne Familie und Kinder und wir haben nur uns, weil uns sonst niemand ausstehen kann“, sagte die Blauhaarige stolz über ihre Freundin. Der Junge nickte, weil er nichts mehr hinzuzufügen hatte, nachdem Hana das Wort hatte.
    „Okay“, sagte Mary lachend, „Gehen wir wieder rein, bevor die Ariados' aus dem Vertania Wald kommen und uns finden. Es ist spät geworden.


    Im Pokémon Center nutzte Leila den günstigen Moment, um sich alleine mit Juliet und Nathaniel zu unterhalten. Die Prinzessin führte die beiden zu dem Zimmer, in dem die Trainergruppe übernachtete. Sie hatte vor, ein Gespräch unter sechs Augen mit den beiden zu führen.
    „Was soll das bedeuten? Du willst mit diesen Fremden reisen?“, fragte Juliet.
    „Sie sind keine Fremden“, erwähnte Leila.
    „Du kennst diese Menschen erst seit wenigen Tagen, also überlege es dir besser“, warnte Nathaniel die Prinzessin.
    „Das geschieht doch oft. Trainer gehen in eine andere Region und treffen andere Menschen, mit denen sie reisen wollen. Es passiert einfach“, wiederholte Leila Hanas Worte.
    „Was wird dann aus uns? Wirfst du uns weg, wie deine ganze restliche Vergangenheit und reist mit anderen Leuten, die dich nicht wirklich kennen?“, schrie die Braunhaarige Leila an.
    „Jul-“
    „Erklär es mir!“
    „Juliet, du bist meine Freundin, meine Schwester und meine Familie. Du bist alles, was ich habe!“, antwortete Leila, „Ich liebe euch beide, aber so ist es am besten für uns drei. Ihr seid ein Paar und habt mehr verdient, als euch wie früher jede Nacht in den Schlossgarten zu schleichen und euch dort zu küssen. Ihr habt eure Privatsphäre verdient und ich hab in den dreien Freunde gefunden, die bereit wären, mich mit ihnen reisen zu lassen, aber du wirst immer meine beste Freundin bleiben, Juliet. Außerdem ist es nicht so, dass wir uns nie treffen werden. Nathaniel will Orden sammeln, wie Richie, Hana und Mary und wir beiden wollen an Wettbewerben teilnehmen, daher werden wir uns des Öfteren treffen. Trainer können in Gruppen Orden sammeln, wie ich kürzlich erfahren habe und Koordinatoren können das auch, wenn wir uns zusammen eintragen lassen. Näheres dazu erkläre ich dir noch.“
    Juliet brachte erst kein Wort heraus, bis sie Leila schließlich in die Arme nahm.
    „Meinetwegen, es ist in Ordnung“, murmelte sie in ihr Ohr.
    „Wir lieben dich auch“, sagte Nathaniel zu der Prinzessin mit verschränkten Armen, was Leila zum Lächeln brachte. [/tabmenu]

  • Hallo Cloud,


    da sich eine Elektromaus in der Feedbackkette Kritik für dich wünscht, dachte ich mir, dass ich dem Wunsch einmal nachgehe. Eigentlch hatte ich ohnehin vor, hier einmal reinzulesen, da sowohl der Titel als auch der Klappentext durchaus interessant klangen, allerdings, wie soll ich sagen, wurde ich dann etwas enttäuscht, aber dazu später mehr.


    Der Startpost kann sich durchaus sehen lassen. Du hast alles Wichtige drin, was an Informationen benötigt wird und gehst auch entsprechend ausführlich darauf ein. Es gäbe so weiters eigentlich nichts zu bemängeln, wären da nicht die Charaktere. Stell dir das vor, man öffnet den Tab und denkt sich "Hui, in zehn Kapiteln so viele Charaktere?". Sprich, die Masse überzeugt hier im ersten Eindruck einmal. Falls du einmal die Laune besitzen solltest, kannst du ja zumindest den Hauptcharakteren richtige Steckbriefe verpassen, vielleicht auch mit einem Charakterbild, damit man gleich von Anfang an eine gute Meinung von ihnen bekommt. Helfen kann dabei dieses Topic, das einige Punkte dafür auflistet. Ist dir freigestellt, ob du das machen möchtest.
    So nebenbei wollte ich erwähnen, dass noch ein Header fehlt. Davon abgesehen klingt das alles schon mal gar nicht so schlecht.


    Aufgrund der doch großen Menge an Text habe ich mich entschlossen, zumindest das letzte, also neunte Kapitel zu bewerten.
    Der Beginn kann sich durchaus sehen lassen, wird doch der Arenakampf aus dem letzten Kapitel noch weitergeführt und du beschreibst dabei eine interessante Spannungskurve, wenngleich ich mich frage, warum Mary nicht gleich Ottaro eingesetzt hat, wenn es doch schon auf dem Kampffeld war. Hier hast du zumindest die Information unterschlagen, dass sie es zurückgerufen hat. Dass die Entscheidung dabei auf Picochilla fiel, war dementsprechend nicht schwer. Was mir dabei während des Kampfes aufgefallen ist, dass die Pokémon durchaus eine gewisse Dynamik an den Tag legen und den Kampf dadurch recht lesenswert machen. Dabei kannst du aber gern noch ausführlicher werden, denn immerhin wollen die Pokémon noch mehr von sich zeigen. Sei das dadurch, dass du Bewegungen genauer beschreibst oder wie sie ihre Attacken ausführen, der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ein Beispiel wäre dabei "Picochilla führte die Attacke aus.", das doch nur sehr beiläufig eingefügt ist und man eigentlich ernüchtert zurückbleibt, weil genauere Details nie erwähnt werden. Die entsprechende Stelle könnte dabei auch anders lauten:

    Zitat

    Picochilla lief voller Anstrengung zu dem Loch, in dem sich Onix vergraben hatte, sammelte seine ganze Kraft und erschuf einige Sterne, die es hinterher Onix nachschickte und ihm etwas Schaden zufügten.

    Was nun natürlich nicht der beste Versuch war, aber das klingt doch durchaus ansprechender, nicht wahr? So ähnlich kannst du das eigentlich im gesamten Text anwenden, wenn du möchtest, denn nicht nur Pokémon wollen mehr Bewegungen machen, auch für die Trainer, die meist nur etwas sagen, aber kaum Gesten zeigen.
    Insgesamt betrachtet handelt der Rest dann nur vom Nachspiel des Arenakampfes, Zweifeln untern Freunden und auch der Gewissheit, dass sie ihr Trainerleben so genießen können, wie sie das möchten. In beiden Gruppen kann man dabei Gründe und Erklärungen nachvollziehen und verstehen und das kann für die weitere Reise hilfreich sein. Außerdem passte das hier wirklich gut als Abwechslung zu dem hektischen Kampf am Anfang und bietet einen netten Ausklang aus dem Kapitel.


    Weiter oben habe ich bereits erwähnt, dass du verschiedene Bewegungen mehr beschreiben darfst, was sich auf ein "Show, don't tell" zurückführen lässt. Als Leser möchte man die Welt, die du beschreibst, verstehen, ja richtig greifen können und wenn du ausführlicher wirst, erreichst du das mitunter schneller. Worauf du allerdings auch aufpassen solltest, ist die Darstellung deiner Charaktere. Ich muss zugeben, beim Durchlesen der Kapitel hatte ich Mühe, den einzelnen Figuren zu folgen, weil sich diese kaum unterscheiden und meist nur ein kleineres Detail auf ihre Persönlichkeit schließen lässt. Vermutlich entsteht dieser Eindruck daher, da man bereits im ersten Kapitel von etwa zehn Charakteren begrüßt wird, deren Namen man sich auch noch merken muss und das, nun ja, es sind zu viele. Mittlerweile hat sich die Anzahl auf ein Minimum beschränkt, wodurch du dich eher auf deren Persönlichkeiten und Entwicklungen konzentrieren kannst. Öfters scheinen einige Charakterzüge durch, allerdings zeigen sich diese viel zu selten und darauf solltest du auch in Zukunft weiter wert legen.
    Eine weitere Sache sind die Szenenwechsel. Diese können durchaus spannend sein, wenn sie an der richtigen Stelle gesetzt werden und auch derer bedienst du dich meist zu oft. Wie auch in diesem Kapitel war der Einwurf von Juliet und Nathaniel im Pokémon Center nicht zwingend notwendig und hat eher die Aufregung des Kampfes kurzzeitig verworfen, bevor es dort wieder weiter ging. Da in meinen Augen der Fokus der Geschichte auf der aktuellen Vierer-Gruppe liegt, wäre es auch sinnvoll, das Geschehen hauptsächlich aus deren Sicht zu beschreiben.
    Und da wir schon dabei sind, Ausdrücke wie "Pinkhaarige" oder "Braunhaarige" verwirren eher, als dass sie jemanden treffend umschreiben. In dem Fall würde ich dir anraten, den Namen zu verwenden. Es ist keine Schande, diesen zu erwähnen und man bekommt als Leser schneller einen Überblick, wer das nun war.


    Das mag nun nach viel Kritik geklungen haben, allerdings soll sie dir auch helfen, noch besser zu werden. Du hast durchaus einige Qualitäten, an denen du weiterhin arbeiten und diese verfeinern kannst, damit das Leseerlebnis noch umfangreicher wird. Gefühlvolle Momente liegen dir meist ganz gut, während die Charaktere selbst in ihren Bewegungen noch eingeschränkt sind. Ob du die genannten Punkte dabei umsetzen möchtest, ist vollkommen dir überlassen.
    Von daher verabschiede ich mich hier und eventuell liest man sich ja wieder einmal.


    ~Rusalka

  • Erst einmal danke für den ausführlichen Beitrag. :)


    Eine kleine Frage hätte ich, du hast anfangs geschrieben, dass sowohl der Titel und der Klappentext durchaus interessant klingen, du jedoch etwas enttäuscht wurdest und später darauf eingehen würdest, aber ich habe nicht verstanden, inwiefern du da enttäuscht wurdest. Liegt es vielleicht daran, dass ich Lavandia bisher nicht wirklich in die Geschichte eingebaut habe? Also auf Lavandia und die "Geheimnisse" der Stadt werde ich im späteren Verlauf der Geschichte noch eingehen, falls es daran liegt. Wenn es dir nichts ausmacht, wäre es nett, wenn du darauf beim nächsten Kapitel, wenn ich es hier poste näher eingehen würdest.


    Dass die Charaktere und Pokémon in ihren Bewegungen eingeschränkt sind stimmt wohl, das werde ich auf jeden Fall ändern, zumindest versuche ich es in den nächsten Kapiteln. Danke, dass du darauf näher eingegangen bist. Ich versuche, meinen eigenen Weg zu finden, wie ich das umsetze. Das mit den Szenenwechseln stimmt wohl auch, darauf werde ich auch Rücksicht nehmen, also, dass es weniger unpassende Szenenwechsel gibt, jedoch werde ich das Geschehen nicht nur aus der Sicht der Vierergruppe beschreiben, sondern auch aus der Sicht der Rebellengruppe. Auf Juliet und Nathaniel werde ich auch eingehen, wenn sie in der Nähe der Trainergruppe sind. Nun zu der Anzahl der Charaktere, ja, das ist ein wenig unübersichtlich. xD Seit den letzten zwei Chaps versuche ich, weniger Charaktere in einem Kapitel unterzubringen, sodass es für die Leser angenehmer ist und so bekommen jedes Kapitel die Charaktere, die auftauchen auch mehr Screentime. Worauf ich jedoch nicht zustimme, ist, dass die Charaktere sich von der Persönlichkeit her kaum unterscheiden, aber wenn es auf einen Leser so wirkt, werde ich darauf achten, dass die Unterschiede der Charaktereigenschaften bemerkbar sind.


    Nochmals danke für deinen Beitrag. Jedenfalls werde ich darauf achten, was du geschrieben hast, wenn ich am nächsten Kapitel weiter schreibe.