Saisonales Schreiben

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    Saisonales Schreiben

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    Herzlich Willkommen

    In dieser kleinen Sammlung möchte ich meine saisonalen Kurzgeschichten gerne mit Euch teilen. Meine Geschichten beziehen sich entweder auf Monate oder Jahreszeiten. Wie es sich vielleicht schon erahnen lässt, werde ich mit dem Herbst anfangen, und dann mit den Jahreszeiten wandeln.

    (Inwiefern meine Sammlung aktualisiert wird, hängt ganz davon ab, wie viele Kürbisse ich zu schnitzen und wie viele Gläser Apfelkompott ich einzukochen habe.)


    Das Schreiben begleitet mich inzwischen seit vielen Jahren. Kleine Drabbles und Kurzgeschichten bringe ich gerne zu Papier, um meinen Kopf zu entspannen, oder um mich vor dem Arbeiten an meiner Novelle in den Fingern ein wenig aufzuwärmen, doch leider verlassen diese kleinen Wortehäppchen nie ihren langweiligen Ordner in Google Docs. Nun haben sie endlich die Möglichkeit, etwas frische Luft zu schnuppern...🏔️



    Figuren und Orte

    In meinen Erzählungen werden ausschließlich Figuren aus Pokémon in unterschiedlichen Situationen dargestellt, in der Regel in der Kombination Trainer und sein treuer Begleiter. Die Orte beziehen sich stets auf eine der Regionen.

    "Virginia, when you're in this car, you're not my wife, you're my deputy."

    "Well, this deputy would rather be home under the covers with the sheriff."

    ~Misery (1990)

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    SEPTEMBER

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    Die Erntezeit war vorbei. Das Fell von Lottas Sesokitz, ein kräftiges, unersättliches Grün, hatte bereits zarte Flecken von Goldorange an den Ohrenspitzen und schimmerte wie die späten, warmen Strahlen der untergehenden Herbstsonne. Lotta und Sesokitz standen auf dem Acker. Sie hatten die letzten Tomaten geerntet und die restlichen Paprikaschoten passten nur knapp in den großen Weidenkorb. Damit sollten sie gut durch den Winter kommen.


    „Nun, das sollte für heute genügen.“ Lotta zog den Schlüssel zur alten Scheune heraus. Sie lächelte sanft, ein Ausdruck, der so erschöpft, aber unverkennbar zufrieden war. „Lass uns das Gemüse erst einmal einlagern, Sesokitz, das Einkochen erledigen wir morgen früh, in Ordnung?“


    Sesokitz nickte träge. Sie waren seit dem Morgengrauen auf dem Acker unterwegs. Eine Auszeit hatten sich beide mehr als verdient.


    „Sehr gut, das dachte ich mir.“ sagte Lotta. Sie seufzte schwach.


    Das rostige Schloss der alten Holztür sprang mit einem müden Knarzen auf. Der Geruch von feuchter Erde und dürrem Stroh lag in der kühlen Luft der Scheune, drängte sich kräftig durch den schmalen Spalt hinaus auf den Acker, und erfrischte ihre schweißgetränkten Gesichter. Sesokitz summte wohltuend.


    Lotta kniete sich zu dem Weidenkorb hinunter. Sie umklammerte die Trageriemen fest mit beiden Händen und schnaubte vor Anstrengung, als sie anfing die Paprikaschoten mit aller Kraft in die trockene Scheune zu wuchten. Gleichzeitig neigte Sesokitz den Kopf herab. Es schob den schweren Sack roter Tomaten mühsam über den verstaubten Boden, die Hufe rutschten ihm unter der Last beinahe nach hinten weg. Ein Kraftakt, aber, oh, wie gut die Tomaten dufteten! Sesokitz freute sich schon darauf, sie bald mit Lotta einzukochen und eine herzhafte Tomatensuppe für verregnete, faule Herbsttage zu zaubern.


    Der Weidenkorb kam an einem Holzpfosten in der Scheune zum Stehen. Der Tomatensack folgte wenig später.


    „Das sollte fürs Erste reichen“, ächzte Lotta. Keuchend wischte sie sich mit dem Handrücken über die Stirn, dann klatschte sie abschließend in die Hände. „Gut gemacht, Sesokitz. Danke für deine Hilfe. Komm, lass uns jetzt hineingehen, die Sonne ist gleich weg. Und wenn wir Glück haben, hat die Sendung über Kamillas Modelkarriere noch nicht angefangen."

    "Virginia, when you're in this car, you're not my wife, you're my deputy."

    "Well, this deputy would rather be home under the covers with the sheriff."

    ~Misery (1990)

    Einmal editiert, zuletzt von Jane ()

  • Huhu Jane! ^-^


    Ich mag die bedächtige Herbststimmung, die du in deiner kurzen Alltagsszene sehr gekonnt einfängst. Das beschriebene Gefühl von Erschöpfung nach einem langen und scheinbar arbeitsintensiven Sommer kommt gut zur Geltung und dass sich die Abnutzung nicht bloß emotional bei Lotta und ihrem Sesokitz zeigt, sondern auch etwa am rostigen Schloss der alten Holztür, sorgt für ein durch und durch stimmiges Gesamtbild. Dies gilt gleichermaßen auch für die Wahl der auftauchenden Farben, die mal explizit benannt sind (Goldorange) und mal über die bloße Erwähnung von Objekten deutlich gemacht wird (Tomaten, Paprika, Stroh, Rost). Allesamt sind es eher warme Herbstfarben im Bereich zwischen Gelb und Rot, welche zur typischen Darstellung des Herbstes passen. Die Szene wirkt auf diese Weise enorm malerisch und ich könnte sie mir tatsächlich auch gut als Bild vorstellen. Der abschließende Satz der kurzen Szene sorgt schließlich für eine Art Cut; wird mit der herbstlichen Arbeitsszene an dieser Stelle doch sehr abrupt gebrochen, um Lotta und Sesokitz quasi noch einmal nachdrücklich aus dem Sommer zu entlassen. Gleichzeitig macht der Erwähnung der Fernsehsendung Lotta und Sesokitz etwas greifbarer, da ihre Interessen fernab der Arbeit kurz angerissen werden. Falls zu den beiden noch mehrere Alltagsszenen folgen sollten, würde ich es auf jeden Fall spannend finden, wenn dieser Hintergrund noch etwas stärker beleuchtet werden sollte. Es wäre zum Beispiel interessant, immer eine kurze Alltagsszene zu zeigen und zum Ende hin immer etwas mehr die Interessen zu beleuchten oder aufzuzeigen, inwiefern ein eigener Traum schon verwirklicht wurde. Quasi immer kleine Hinweise, dass die beiden nicht mehr bloß die Sendung schauen, sondern selbst schon etwas umsetzen. Das aber nur als sehr spontane Idee. Sprachlich ist mir bei dem nachfolgenden Satz ansonsten noch aufgefallen, dass das sanft etwas verrutscht ist:

    Sie sanft lächelte, ein Ausdruck, der so erschöpft, aber unverkennbar zufrieden war.

    Alles in allem finde ich deinen Text aber wirklich toll und ich bin total gespannt, was hier noch von dir folgen wird. Das Konzept, sich an Jahreszeiten zu orientieren, klingt auf jeden Fall sehr spannend! :3

  • Vielen herzlichen Dank, Flocon , für dein detailverliebtes Feedback! Es freut mich sehr, dass dir der kleine Einblick in das Farmleben von Lotta und Sesokitz gut gefallen hat. Der Herbst ist meine Lieblingsjahreszeit, die Inspiration für das September-Drabble kam sogar von meinem Fensterblick: Das große Gewächshaus im Garten, das bis vor ein paar Tagen noch vor reifen Tomaten und Paprika nur so strotzte.


    Tatsächlich habe ich schon in Erwägung gezogen, einige der Figuren erneut aufzugreifen oder sie zumindest in eine kommende Geschichte passiv mit einzubeziehen.


    Vielen lieben Dank! herzkonfekt

    Sprachlich ist mir bei dem nachfolgenden Satz ansonsten noch aufgefallen, dass das sanft etwas verrutscht ist:

    Sie sanft lächelte, ein Ausdruck, der so erschöpft, aber unverkennbar zufrieden war.

    Huch, da waren die Finger mal wieder schneller als der Kopf und die Augen :winker: Danke, für den Hinweis!

    "Virginia, when you're in this car, you're not my wife, you're my deputy."

    "Well, this deputy would rather be home under the covers with the sheriff."

    ~Misery (1990)

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    OKTOBER

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    Ein kleines Gedicht-Drabble für Zwischendurch an eines meiner Lieblingspokémon, Vivillon…💭




    An VivillonVivillon Kontinentalmuster



    Im Dämmerlicht, in Nouvarias Blätterdach,

    Da regt sich Leben, leicht und wach.

    Ein Käferflug, so sanft und klar,

    Vivillon, es schwebt majestätisch dar.

    Die Flügel, in pink, in grün, in gelb, in blau,

    Sein Körper klein, doch der Kopf so schlau.


    Mit Flügeln, die die Winde lenken,

    Kann es selbst die tiefsten Farben schenken.

    Vom Regenbogen prachtvoll aufgesogen,

    Erstrahlt es, wie von Magie gewogen.


    Doch hinter diesem Farbenspiel,

    Lauert der Kämpfer, kalt und kühl.

    Ein Falterreigen, glitzernd grün,

    Verstärkt den Tanz, oh, was wird's dem Gegner blüh'n.


    Dann bricht ein Orkan los, wild und frei,

    Die Stürme toben, laut wie Krakeelos Geschrei.

    Vivillon herrscht im Winde brausend,

    Der Gegner schwankt, am Boden jauchz'nd.


    Käfergebrumm, ein dumpfer Hall,

    Dringt durch die Lüfte, bricht auch Brigarons Wall.

    Die Käferstimmen, mysteriös und laut,

    Machen den Weg zum Sieg vertraut.


    Gefährlich, wie die Winde weh’n,

    Sein Schwarm, er folgt, unüberseh’n.

    Von Smettbo bis zum winzig' Mabula,

    Die Käfer streben stets nach einem Halleluja.


    Doch Vivillon, der stille Held,

    Erkämpft den Sieg mit Sturm im Feld.

    Mit jedem Flügelschlag ein forscher Plan,

    Es weiß genau, was es fortan ersann.


    So zart und leicht, doch voller Macht,

    Im Tanz der Käfer, stets bedacht.

    Vivillon, der Käferkönig fein,

    Führt seine Schar ins Licht hinein.

    "Virginia, when you're in this car, you're not my wife, you're my deputy."

    "Well, this deputy would rather be home under the covers with the sheriff."

    ~Misery (1990)