Ich glaube nicht an Gott, würde mich aber nicht als Atheisten bezeichnen, sondern eher als Agnostiker. Die Existenz einer höheren Macht leugne ich nicht, aber für mich ist diese höhere Macht einfach Mutter Natur. Wenn man sich anschaut, wie perfekt sie trotz ihrer Unterschiede harmoniert, ist es meiner Meinung nach kein Wunder, dass die Religionen entstanden sind.
Aufgrund von Anstand und Religionsfreiheit werte ich gläubige Menschen natürlich nicht ab. Nur mit religiösen Extremisten und Fundamentalisten habe ich manchmal erhebliche Probleme, weil diese Leute sehr oft versuchen, einen zu bekehren. Im vergangenen August war ich zum Beispiel bei einem Freund zu Besuch, der sehr gläubig ist und mir seine Heimatstadt gezeigt hat. Leider wurde diese Führung schon nach wenigen Minuten zu einer reinen Besichtigungstour von Kirchen und Kathedralen. Sicher, auch das sind interessante Sehenswürdigkeiten, ich habe mich darüber auch nicht bei ihm beschwert. Aber wenn man weiß, dass man einen Agnostiker durch die Stadt führt und dann verlangt, dass er doch bitte beten und sich am Weihwasser bedienen soll, finde ich das einfach nur noch übertrieben und unhöflich. Ich trage meinen Agnostizismus auch nicht als Aushängeschild vor mir her und sage anderen Leuten, dass sie ihn annehmen sollen, solange sie mit mir unterwegs sind.
Zum Glück sind solche Menschen in der Unterzahl. Wie gesagt, gegen Glauben habe ich nichts, nicht einmal gegen strengen Glauben. Ich habe muslimischen Freunden, die bei mir zu Besuch waren, meine Räumlichkeiten schon sehr oft zum Beten zur Verfügung gestellt. Wenn man allerdings versucht, mich von Gott zu überzeugen, werde ich schnell wütend. Dieses Verhalten kann ich überhaupt nicht leiden. Zum Glück kommt es in meinem Umfeld nur noch sehr selten vor, dass jemand versucht, mich zu bekehren. Das sah früher anders aus, schließlich bin ich streng katholisch erzogen worden. An solchen Beispielen sieht man, dass es im Endeffekt einfach das Beste ist, bezüglich des Glaubens jedem seine eigene Entscheidung zu überlassen.
Was mich traurig macht, ist, dass die Religionen in der Geschichte von vielen Extremisten als Rechtfertigung für Kriege genommen wurden und immer noch werden. Meiner Meinung nach haben solche Leute mit ihrer eigentlich Religion nichts zu tun, auch wenn sie das immer wieder behaupten. Aber dieses Thema weicht zu stark von der Ausgangsfrage ab.