Pokémon Quest [Buch 1] - Das Erbe des Giratina

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  • 36. Kapitel


    Rettung naht! (Teil I)


    Ein pochender Schmerz breitete sich im Kopf der Schwarzhaarigen aus, als sie wieder zur Besinnung kam. Ihr Körper war von einer Lähmung befallen; es regte sich kein Muskel in ihrem geschundenen Körper.
    Langsam hob Rika den rechten Arm, um sich an den vor Schmerz pulsierenden Kopf zu fassen. Unvermittelt hielt das Mädchen inne. Mit gedämpfter Stimme kam ein leiser Fluch über ihre Lippen.
    Der Arm wies einige Abschürfungen auf; einige waren lediglich leichte Kratzer, aus denen Blut sickerten, andere waren mit einem schwachen Blau unterlegt. Das Mädchen konnte von Glück spreche, dass sie soweit unverletzt war. Der Sturz hätte noch weitaus anders sein Ende nehmen können.
    Mühsam setzte sich das Mädchen auf und spähte in ihrer unmittelbaren Umgebung her. Eine Weile ließ sie die Stille auf sich einwirken und registrierte, wie ausgestorben der Wald war. Warum war sie hier? Was war geschehen?
    Abrupt schreckte Rika auf, als ihr der Grund für ihren physischen Zustand zurück in den Sinn kam.
    Das Rennen! Es war in großer Gefahr und nicht nur das Rennen, sondern auch ihre Großeltern, Haruka, Kyouji und alle anderen Teilnehmer waren gefährdet!
    Das Mädchen versuchte sich hochzuraffen, doch es fand nicht die Kraft dazu; seine Beine knickten ein und es merkte, wie ein stechender Schmerz sich um seinen Fußknöchel klammerte.
    Entkräftet ließ sich das Mädchen wieder auf den Boden sinken. Seine Hände stabilisierten den angeschlagenen Fuß, während es den Knöchel näher betrachtete. Dieser hatte einen zarten Lilaton angenommen, wohl eine Prellung oder Verstauchung. Mit bloßem Auge konnte Rika keine genaue Diagnose stellen.
    Doch was sollte sie tun?! Um Hilfe schreien brachte nichts; sie war allem Anschein nach alleine im Wald. Und Gallopa hatte die Flucht ergriffen.
    Rika lehnte ihren Kopf gegen den Baumstamm und suchte resigniert nach einer Lösung. Eines stand jedoch fest: untätig hier herumzusitzen brachte nichts!
    Es lag an ihr, ob sie noch rechtzeitig ihre Freunde vor der Bedrohung warnen konnte oder nicht. So schöpfte sie neue Kraft durch den Gedanken, ihre Freunde und Familie vor der Gefahr zu schützen.
    Mühevoll zog sich Rika den Abhang hinauf, den sie zuvor hinuntergeschleudert worden war, mit dem letzten Funken von Kraft, die ihr noch innewohnte. Nur schleppend kam das Mädchen voran, denn jeder Muskel schrie bei jeder Bewegung vor Schmerz.
    Doch Rika ignorierte die Höllenqual, sie hatte nur eines im Sinn: ihre Freunde beschützen!
    Nachdem die erste Hürde genommen war, musste die Schwarzhaarige nach Luft ringen. Es hatte sie viel Kraft gekostet, aber nun wartete eine weitaus schwierigere Aufgabe auf Rika. Aber wie sollte sie diese bewältigen, wenn ihr Körper so ausgelaugt war? Was würde nur geschehen? Was würde auch Haruka und Shuu werden? Und vor allem aus Kyouji?
    Rika krallte ihre Finger in den Erdboden; sie fühlte sich, als ob sie ihre Freunde und ihre Großeltern im Stich gelassen hätte.
    Verzweiflung ergriff Rikas Herz und sie spürte, wie seichte Tränen über ihr Gesicht liefen. „Verdammt! Warum bin ich so schwach?“, jammerte das Mädchen. „Hatte Ryo tatsächlich Recht damit, dass ich so unbrauchbar bin?!“
    In ihrer Mutlosigkeit nahm Rika nicht wahr, dass es im Gebüsch raschelte und Faita daraufhin auf das niedergeschlagene Mädchen zuging.
    Mitfühlend blickte er die Tochter seiner Trainerin an; Trauer und Kummer erfüllten ihr Herz. Das kluge Pokémon erkannte, dass Rika in ihrem jetzigen Zustand nicht fähig war sich zu bewegen.
    Behutsam stupste das Pokémon das Mädchen an, welches alarmiert zusammenzuckte.
    „Faita…“, wisperte Rika atemlos. Die Hand streckte die Schwarzhaarige nach seinen Nüstern aus um diese vorsichtig zu berühren. Dieser ließ die zarte Annäherung geschehen und merkte, wie erleichtert Rika war. „Ich bin so froh, dass du zurückgekommen bist“, sagte sie schwach. Erneut versuchte die Schwarzhaarige auf die Beine zu kommen, doch noch immer waren ihre Glieder wie eingefroren. Ihre innerliche Hilflosigkeit berührte das Feuerpferd.
    Faita legte sich auf den Boden und musterte das Mädchen auffordernd. Er schnaubte.
    Rika starrte Faita einige Momente fassungslos an. Wie kann es möglich sein? Faita hatte nie jemanden auf seinen Rücken gelassen, außer ihrer Mutter… „Ich soll auf deinen Rücken steigen?“, wollte das Mädchen zweifelnd wissen. Faita blies die Nüstern auf und nickte zustimmend. Unsicher dachte Rika über seine Aufforderung nach. Was blieb ihr anderes übrig?
    Schließlich stützte sich Rika auf Faita ab, um sich wenigstens halbwegs auf den Beinen halten zu können. Dann setzte sich die Schwarzhaarige auf seinen Rücken und hielt sich krampfhaft an Faitas flammender Mähne fest. Abwartend ließ Rika einen bevorstehenden Abwurf auf sich zu kommen.
    Faita richtete sich ruckartig auf, sodass Rika für kurze Zeit die Luft anhielt. Ihre Befürchtungen trafen nicht ein. Es war zwar ein atemberaubendes Gefühl, auf Faitas Rücken zu sitzen, aber würde das stolze Gallopahengst auch auf sie hören?
    Rika trieb mit sanfter Schenkelhilfe voran. „Los Faita, wir müssen uns beeilen“, sprach sie das Feuerpferd an und klopfte seinen Hals.
    Faita schnaubte, stellte sich halb auf die Hinterbeine, um im selben Moment nach vorne zu schnellen.
    Das Herz der Schwarzhaarigen begann vor Aufregung zu pochen, während Faita durch den Wald jagte.


    Die Braunhaarige schnappte nach Luft. Wer war diese Frau, die solch eine Forderung stellte? Haruka kannte zwar einige üble Organisationen, die in erster Linie Handel mit gestohlenen Pokémon betrieb, aber diese Frau hatte das Mädchen noch nie gesehen.
    Sie spähte zu Kyouji umher, der mit regloser Miene die Grauhaarige ansah.
    Hunter Js Geduld schwand mit einem Mal und wurde reagierte nun gereizt. „Soll ich sie mir etwa mit Gewalt holen?“, sie schnippte mit dem Finger und gab somit ihrem Drachen Brutalanda das Zeichen zum Angriff.
    Der Drache formte einen machtvollen Energiestrahl. Diesen schleuderte es auf Hiroshi und Dodri, die nur knapp der vernichtenden Attacke entgingen.
    Die enorme Druckwelle warf den Weißhaarigen von seinem Dodri und ließ diesen hart auf den Boden aufschlagen.
    Er konnte nur zusehen, wie Hunter J augenblicklich ihren Arm auf das verstörte Pokémon richtete. Dodris Körper erstarrte unerwartet zu Stein.
    Benommen erhob sich der Weißhaarige und ballte die Faust zusammen, wütend darüber, dass die unbekannte Frau sein Pokémon gestohlen hatte. „Gib mir mein Pokémon zurück!“
    Ausdrucklos sah Hunter J auf den Jungen hinab, der eine solch absurde Forderung stellte, dass sie beinahe darüber lachte.
    Gallopa schnaubte nervös, die Frau verängstigte das Flammenpferd. Irgendetwas war unheimlich an ihr. Auch Haruka erahnte Böses – und sie hasste es, Recht zu haben.
    Hunter J verzog die Mundwinkel zu einem finsteren Lächeln. „Brutalanda, zeig ihnen, was wir mit aufsässigen Kindern machen.“
    Wieder erschallte das Gebrüll des Drachens und entfachte gleich darauf einen flammenden Odem, der auf Hiroshi zu raste.
    Blitzartig schnellte der vage Schatten von Arkani vor Hiroshi und holte ihn aus der Gefahrenzone. Kyouji war selbst überrascht, dass er solch eine heldenhafte Tat vollbrachte, um seinen Rivalen zu schützen.
    „Alles in Ordnung?“, fragte der Blonde mit harter Stimme. Hiroshi straffte seine Schultern. „Tse. Auf deine Hilfe bin ich nicht angewiesen!“, keifte der Weißhaarige undankbar darüber, dass Kyouji ihm aus der Klemme verholfen hat.
    Mit diesen Worten wandte sich Hiroshi an Hunter J, die währenddessen von Brutalandas Rücken gesprungen war. Fauchend machte sich Brutalanda wieder kampfbereit.
    Haruka beobachtete angespannt die Lage. Sollte sie es wagen zu kämpfen? Oder besser ein Pokémon losschicken um Hilfe zu holen?
    Durch das Gebrüll eines weiteren Pokémons wurde Haruka in die Realität zurückgeholt.
    Der rot-weiße Pokéball strahlte ein gleißendes Licht aus, aus dem sich daraufhin ein monströses Nidoking von gewaltiger Kraft. Nur mit einem Schlag des Schwanzes konnte es einen Telegrafenmast umknicken lassen.
    Hunter J war amüsiert darüber, dass der Weißhaarige sie anscheinend herausfordern wollte. Diese Kampfansage ließ die Jägerin nicht ungeschehen. „Brutalanda, Flammenwurf!“, befahl Hunter J gelassen.
    Ein flammender Feuerstrahl sammelte sich in Brutalandas halb geöffnetem Maul, während ein leises Fauchen aus der Kehle des Drachens drang.
    „Hyperstrahl, Nidoking! Mach es fertig!“ Nidoking brüllte laut auf. Ein machtvoller Energiestrahl entsprang aus dem Maul des kolossalen Monsters und traf auf den Flammenwurf. Die beiden Attacken entfachten eine mächtige Explosion. Das erneut aufgepeitschte Wasser trennte beide Pokémon voneinander.
    Hunter J befahl ihrem erneut Drachen einen Hyperstrahl, der durch das Wasser brach. Nidoking wurde durch die bloße Kraft des Hyperstrahls auf den Boden geschleudert.
    Abermals richtete Hunter J ihren Arm auf das Pokémon und ließ seinen Körper zu Stein werden. Hiroshi konnte nur tatenlos zu sehen, wie der Pokémonjägerin ein weiteres Pokémon in die Fänge fiel.


    Die Schwarzhaarige beugte sich tief über Faitas Hals. Ein wahnsinniges Gefühl hatte sich in dem Mädchen ausgebreitet, als sie von dem treuen Pokémon ihrer Mutter akzeptiert wurde. Doch dieses Gefühl veränderte sich schlagartig; eine böse Vorahnung brach über sie hinein. „Faita! Schneller! Wir müssen noch rechtzeitig ankommen!“, trieb sie das Flammenpferd weiter zur Höchstleistung an.
    Faita schnaubte bestimmend. Seine Hufe donnerten auf den Waldboden; sie klangen dumpf und rhytmisch.
    Das Herz der Schwarzhaarige hörte nicht auf, wild zu schlagen. Irgendetwas erfüllte Rika mit tiefer Beunruhigung. War diese vielleicht berechtigt?


    Faita spürte den unendlichen Willen des Mädchens, der so tiefgründig in ihrem Herzen lag. Und er wollte diesen Wunsch unbedingt erfüllen!


    Harukas Fingern klammerten sich um die Zügel. Was sollten sie tun? Wenn es so weiterging, würde einer nach dem anderen seine Pokémon verlieren! Es waren bereits zwei Pokémon in Js Besitz!
    Durch Arkanis aufgebrachtes Knurren lenkte das Mädchen wieder ihre Aufmerksamkeit auf das scheinbar aussichtslose Geschehen.
    Fassungslos wurde ihr bewusst, dass Kyouji der Bedrohung direkt in die Arme lief. Warum tat er das? Wollte der Blonde etwa unbedingt eine Niederlage erleiden und dafür den zu hohen Preis bezahlen – sein Arkani verlieren?
    Sie hätten doch einfach fliehen können! Galoppa war um ein vielfaches schneller als das Brutalanda!
    Ungeachtet des Risikos gab Kyouji seinem Pokémon das Kommando, das die Jugendlichen noch mehr in Schwierigkeiten bringen sollte.
    Zähne fletschend stellte sich Arkani der drachenartigen Bestie, die fauchend sich dem neuen Gegner widmete. Blitzschnell schnellte der majestätische Feuerhund auf Brutalanda zu.
    Hunter J jedoch warf erneut einen Pokéball in die Luft, aus dem Piondragi erschien. „Giftstreich!“, konterte die Frau. Mit überkreuzten Klauen, die violettfarben aufglühten, stoppte der drachenartige Skorpion den Feuerhund und schlug ihn auf den Boden.
    „Wie unfair!“, rief Haruka empört, wodurch sie die Aufmerksamkeit Js auf sich zog.
    Gallopa wurde unruhig und nervös. Das Nichtstun und Zusehen, wie einer nach dem Anderen der Frau unterlag, machte das Feuerpferd beinahe verrückt!
    Unberührt wandte Hunter J wieder ihre Blicke dem Arkani zu, das sich inzwischen aufgerafft hatte. „Arkani! Flammenwurf, auf geht’s!“
    Um Js Lippen war ein kaltes Grinsen zu sehen. Es beunruhigte Haruka; sie schwankte immer noch zwischen der Entscheidung einzugreifen oder einer Konfronation aus dem Wege zu gehen. Aber was blieb ihr anderes übrig?
    Die Pokémonjägerin gab nun wieder ihrem monsterhaften Drachen das Zeichen zum Angriff. Brutalanda hob den Kopf, seine Zähne wurden in orangefarbenes Licht getaucht, während im Rachen des Ungeheuers Feuer brodelte. Kurz darauf schoss eine mächtige, aufglimmende Flammenwalze auf den wehrlosen Feuerhund zu.
    Der übermächtige Feuerstrahl schlug vor Arkanis Pfoten in den Boden und wurde durch die ausgelöste Druckwelle auf die Erde geschleudert.
    Reglos blieb der Feuerhund liegen, nicht mehr fähig, seinen Körper zu bewegen. Die Druckwelle hatte eine weitaus verheerendere Wirkung herbeigeführt als ein direkter Treffer. Erzürnt musste Kyouji den Preis für diese Niederlage hinnehmen und konnte nichts dagegen unternehmen.
    Hunter J deutete erneut mit ihrem Arm auf das niedergeschlagene Arkani, das aufgebracht zu knurren begann. Ein Strahl aus gebündelter Energie formte sich in der Öffnung, der direkt auf den Feuerhund zielte.
    Doch plötzlich zischte eine gewaltige Feuerbrunst zwischen Arkani und dem Energiestrahl, der Lebewesen in Stein verwandelte. Eine schwache Erschütterung entstand dadurch.
    Hunter J, Kyouji, Haruka und auch Hiroshi, der wie betäubt das Geschehen betrachtet hatte, wandten nun die Blicke in die Richtung aus der der machtvolle Feuersturm kam.
    Auf einem kleinen Hügel stand Faita, zusammen mit Rika auf dem Rücken. Diese verzerrte die Lippen zu einem erzürnten Ausdruck. „Ich lasse nicht zu, dass du dir noch mehr Pokémon in die Hände fallen!“, rief sie erbost.
    Haruka und Kyouji schauten irritiert das Mädchen an, das selbstsicher auf Faitas Rücken saß. Sie wussten, dass das stolze Flammenpferd niemanden an sich heran ließ, geschweige denn es zuließ, dass sich jemand auf seinen Rücken setzte. Und nun?
    Hunter J jedoch betrachtete Rika kalt lächelnd. Es amüsierte die Pokémonjägerin, dass das Mädchen dem Hyperstrahl unbeschadet entkommen war.
    Faita ging langsam auf die erschöpfte Gruppe zu; Rika schaute zuerst Hiroshi, dann Haruka kurz an. Zuletzt fiel ihr Blick besorgt auf Kyouji.
    Nach diesem stummen Austausch der Blicke wandte sich Rika nun wieder der Pokémonjägerin zu. Sie sprang von Faitas Rücken herab und presste die Zähne aufeinander. Der Schmerz stach wie tausend brennende Nadelstiche in ihrem Knöchel. Doch sie ignorierte diese Qual.
    Belustigt sah J die Schwarzhaarige an. „Du hast zwar unsere erste Begegnung überstanden, aber was willst du gegen mich ausrichten?“, wollte die Frau wissen.
    Rika lachte leise, während der Schmerz immer stärker wurde. „Ich sage mal so: bei unserem ersten Treffen war ich nicht vorbereitet“, sie lächelte finster.
    „Dann werde ich dir nun eine Lektion erteilen müssen!“, drohte Hunter J mit ernster Stimme. „Brutalanda! Piondragi!“
    Die Schwarzhaarige wandte sich zu Faita und blickte ihm in die schwarzen Augen. War er nun bereit, ihren Befehlen zu folgen? War es nun an der Zeit, dass Faita eine neue Herrin bekam? War Rika bereit dazu, ihm das Vertrauen zurückzugeben?
    Kyouji starrte sie wie versteinert an. Warum sah sie Faita bloß an und unternahm nichts? Sie war in Gefahr! Hatte sie überhaupt eine Chance gegen zwei Pokémon gleichzeitig?
    „Brutalanda. Hyperstahl! Und Piondragi, Nadelrakete!“
    Die Schwarzhaarige sah Faita immer noch stumm an. Dieser war unsicher, wie er sich entscheiden sollte. Sollte er dem Mädchen vertrauen, sie beschützen?
    Entschlossenheit trat nun in Faitas Augen hervor; er war bereit, an Rikas Seite zu kämpfen! Bis zum bitteren Ende! Der Hengst stieg und demonstrierte allen Anwesenden seine wilde, eiserne Unerschrockenheit.
    Rika nickte ihm dankbar zu, lenkte dann aber ihre Aufmerksamkeit auf das Kampfgeschehen. „Faita, noch einmal Feuersturm!“, forderte das Mädchen das Flammenpferd auf.
    Faita schnaubte; in seinem Maul formte sich eine Feuerkugel. Das Flammenkreuz wehrte den Hyperstrahl und die Nadelrakete effektiv ab.
    Der dichte Rauch, der dadurch entstanden war, verschleierte jedem die Sicht, aber Rika wartete trotzdem nicht ab, bis der aufgewirbelte Staub sich verzogen hatte. „Und jetzt, Faita, deinen Solarstrahl!“
    Faita hob den Kopf; im Maul entstand eine Kugel aus reinem Licht, die stetig an Größe und Kraft gewann, während das Feuerpferd weiterhin Sonnenenergie absorbierte.
    Die Staubwolke, die den Anwesenden den Blick auf das Kampfgeschehen verwehrte, vertrieb der reine Lichtschall mit Leichtigkeit. Dann traf diese gewaltige Kraft auf Piondragi und katapultierte den Skorpion mehrere Meter weiter. Faita scharrte kriegerisch. Es war erhitzt aufs Kämpfen.
    Hunter J biss sich auf die Unterlippe. Sie fühlte das erste Mal, das Panik in ihr aufstieg. Nach diesem kraftvollen Angriff stand Piondragi, ihr Pokémon, nicht mehr auf. Verlor sie, die skrupellose und kalte Pokémonjäger, etwa diesen Kampf?
    Aufgebracht darüber ballte sie ihre Hände zu Fäusten zusammen. „Brutalanda! Flammenwurf!“
    Der Drache erhob sich fauchend in die Lüfte und spie einen glühend heißen Flammenstrahl auf Faita.
    Rika grinste nur; sie hatte bereits mit einem solchen Angriff gerechnet. „Sprungfeder“, sagte das Mädchen ruhig.
    Durch einen hohen Sprung in die Luft befand sich das Feuerpferd nun auf gleicher Höhe mit Brutalanda. Es schien, als würde Faita erhaben in der Luft schweben.
    Rika verfolgte das Geschehen mit angespannter Körperhaltung. Worauf wartete J bloß? „Drachenklaue, Brutalanda! Gib ihm den Rest!“, befahl die Jägerin wütend.
    Die Klaue des Ungeheuers wurde von einer starken Aura umspielt und schließlich raste der Drache auf Faita zu, der sich ihm zugewandt hatte. Die Drachenklaue traf das stolze Feuerpferd und schleuderte dieses hinab auf den Boden. Schon raste Brutalanda auf Faita zu, bereit für einen nächsten fatalen Angriff.
    Tapfer erhob sich das Pokémon wieder; eine Niederlage akzeptierte Faita nicht! Niemals!
    Auch in dieser Situation spielte Rika ihre völlige Gelassenheit aus und gab dabei ihre Ruhe an Faita weiter; sie hatte vollstes Vertrauen in das Pokémon ihrer Mutter. Schon unzählige Male hatte Faita ihr in ihrer Kindheit aus der Klemme geholfen, auch wenn das Feuerpferd stets unerreichbar für sie gewesen war. Jetzt war die Zeit gekommen, dass sich dies ändern sollte!
    Die Schwarzhaarige richtete ihren Blick starr auf Faita. „Faita, höre mir zu, ich habe Vertrauen in deine Stärke und deinen Willen! Setz deinen Gigastoß ein!“
    Faita nickte dem Mädchen zu, die er bereits als seine Trainerin anerkannt hatte. Dann drehte er sich wieder zu Brutalanda herum, das ihn abermals mit seinen Klauen angreifen versuchte.
    Eine rote Aura umgab Faita, wurde immer größer und gewann an gewaltiger Stärke. Das Feuerpferd stürmte auf den Drachen los. Beide Pokémon trafen frontal aufeinander, aber Faita gewann die Oberhand und schleuderte den blauen Drachen mit Leichtigkeit auf den Boden. Faita schnaubte und stampfte wild auf den Boden. Brutalanda würde nicht so bald wieder aufstehen.
    Rika lächelte. „Ich bin stolz auf dich, Faita“, bedankte sich das Mädchen bei dem Pokémon, das seinen eigenen Stolz überwunden hatte und nun der Tochter seiner einstigen Herrin gehorchte.
    Hunter J jedoch fluchte leise. Ihre besten Pokémon waren kampfunfähig. Zwar hatte sie noch eines übrig, aber dieses hatte keine Chance gegen ein Feuerpokémon wie Faita.
    Die Schwarzhaarige wandte sich nun wieder der Pokémonjägerin zu. „Lass die Pokémon wieder frei, die du gestohlen hast!“, forderte Rika Hunter J mit ernster Stimme auf.
    Diese verdammte Rika im Stillen, da sie es wagte ihre Pläne zu durchkreuzen. Aber was blieb ihr anderes übrig als ihrer Anweisung nachzukommen? Ihre Niederlage war bereits besiegelt. Warum sollte sie also weiter ihren Plan verfolgen?
    So betätigte die Frau einen Knopf an ihrem Amreif, der die Versteinerung schmelzen ließ. Nidoking und Dodri waren wieder frei.
    Hunter J kehrte ihnen den Rücken zu, und bevor sie ging, warf sie Rika und Faita noch einen letzten Blick zu. Irgendwie kam ihr das Mädchen seltsam bekannt vor, auch wenn sie die Schwarzhaarige noch nie zuvor gesehen hatte. Dann wandte sich die Frau wortlos um und verschwand.

  • 36. Kapitel


    Rettung naht! (Teil II)


    Rika war erleichtert darüber, dass die Bedrohung nun endgültig gewichen war. Aber kaum war ihr dies klar geworden, begann der Schmerz in ihrem Knöchel nun, ihre Sinne zu betäuben.
    Faita kam ihr zu Hilfe, um sie zu stützen. „Danke Faita“, flüsterte sie dem treuen Pokémon zu. „Danke für deine Hilfe…“
    Kyouji rannte auf Rika zu, nachdem er sich versichert hatte, dass es seinem Arkani soweit gut ging. „Rika!“
    Die Angesprochene wandte sich zu ihm um. Sie biss sich auf die Unterlippe, um ihm nicht ihre Qual zu offenbaren. „Geht es euch allen gut?“, wollte das Mädchen wissen, dabei überspielte sie ihre eigenen Bedürfnisse. Sie war es, die Hilfe brauchte!
    Kyouji wandte sich zu Haruka und dann zu seinem Rivalen Hiroshi. „Ja, wir wurden nicht verletzt. Es ist noch mal alles gut gegangen“, erwiderte der Junge.
    Haruka gesellte sich ebenfalls zu ihnen. „Rika!“, sie war überrascht das Mädchen in so nahem Kontakt mit Faita zu sehen. „Was hat das zu bedeuten?“
    Das Mädchen schüttelte bloß den Kopf und verzögerte somit die Antwort auf diese Frage, die sie selbst nicht beantworten konnte. „Das hätte weitaus schlimmer ausgehen“, wich das Mädchen der Antwort nun aus.
    Haruka seufzte. „Das Rennen ist wohl gelaufen“, sagte sie bekümmert. Rika schaute ihre Freundin an. „Gebt doch jetzt nicht so schnell auf. Ihr habt noch eine reelle Chance, auch wenn euer Vorsprung dahin ist.“
    Skeptisch schaute Kyouji das Mädchen an. Doch dieses war keinesfalls auf Scherze ausgelegt. In seinen Augen lag Entschlossenheit, die Überzeugung, das sie es noch immer schaffen konnten.
    Der Blonde lachte leise in sich hinein. Haruka und Hiroshi sahen den Jungen irritiert an. „Wenn du meinst“, gab Kyouji zurück. Die Schwarzhaarige nickte ihm bloß aufmunternd zu, dann wandte sie sich an Haruka und Hiroshi zu. „Was ist mit euch? Gebt ihr so einfach auf?“, fragte Rika.
    Haruka zögerte. Die Pokémon waren bereits viel zu erschöpft. Würden sie noch bis zum Ziel durchhalten? Was, wenn nicht?
    Gallopa neigte den Blick auf ihre Trainerin, sie schnaubte und begegnete Haruka mit derselben Beharrlichkeit wie der von Kyouji.
    Die Braunhaarige schwankte zwischen ihrer Unsicherheit und einem sicheren Entschluss. Dann aber sagte sie schließlich: „Ich stimme zu.“ Auch Hiroshi nickte schweigsam.
    Somit bestiegen die Drei den Rücken ihrer Pokémon wieder.
    Haruka sah letztlich noch auf Rika hinab, die sich noch immer auf Faita stützte und bei einer falschen Bewegung des Knöchelns leicht das Gesicht verzerrte. „Was ist mit dir? Kommst du zurecht?“, fragte das braunhaarige Mädchen besorgt.
    Rika bejahte die Frage mit einem kurzen Nicken. „Macht euch um mich keine Sorgen.“ Sie schaute zu den dunklen Bergen zurück. „Eure Konkurrenz ist euch auf den Fersen. Macht, dass ihr weg kommt.“
    Kyouji lächelte. Da war wieder Rikas altbekannte, kühle Art. Manchmal konnte sie zahm wie ein dressiertes Fukano sein, aber im nächsten Moment war sie ein kratzbürstiges Snobilikat. Dennoch konnte diese Feststellung ihn nicht wirklich froh stimmen. Etwas bedrückte den Blonden…
    „Bis später!“, hauchte Kyouji hervor, ehe Arkani losrannte. Haruka wandte ihren Blick von Rika ab und schon hetzte Gallopa hinter dem Feuerhund her.
    Rika schaute ihnen hinterher, neigte dann aber ihren Kopf zu Hiroshi. Sie sah den Weißhaarigen schweigend an. Was tat er noch hier?
    „Du hast dich verändert, Rika“, kam es von dem Jungen. Er wandte seine Augen nicht von dem Mädchen. Irgendwie mochte Hiroshi sie.
    Doch in Rikas Augen war ein kalter Ausdruck erkennbar – Verachtung. „Was soll das werden? Du hast schon zuviel falsch gemacht“, lachte die Schwarzhaarige verhasst. „Verschwinde oder du erhältst den letzten Platz für die Loser.“
    Hiroshi gab ihr ein falsches Lächeln als Antwort. „Trotzdem danke.“ Dann verschwand auch er mit seinem Dodri.
    Rika atmete tief durch. Ihr Körper zitterte. Der Schmerz zerriss sie förmlich. Das Mädchen hätte ihre Qual laut herausschreien können, aber selbst ihre Stimme war bereits zu schwach.
    Faita sah das Mädchen sorgenvoll an. Wie viel musste Rika noch durchstehen? Hatte sie in der Vergangenheit nicht schon viel zu viel standhalten müssen?
    Die Schwarzhaarige schlang ihre Arme um Faitas Hals, um einen Hauch von Geborgenheit in sich aufkeimen zu wissen. Das Feuerpferd ließ auch diese Zärtlichkeit geschehen, dann aber ließ sich Faita nieder um Rika den Aufstieg zu gewähren.


    Haruka, Kyouji und Hiroshi erreichten zwar das Ziel, aber keiner von ihnen schaffte es rechtzeitig. Ihre Pokémon waren viel zu müde gewesen und durch den Kampf mit Hunter J hatten sie zu viel Zeit verloren.
    Doch der Gedanke, das sie der Pokémonjägerin entkommen waren, tröstete sie. Doch wo war ihre Retterin? Die Siegerzeremonie war bereits beendet und Rika war immer noch nicht zurückgekehrt! Hatte sie ihnen nicht versprochen, dass sie sich keine Sorgen um das Mädchen zu machen brauchten?
    Kyouji war nervlich sehr angespannt. Auch wenn Rika gewollt hatte, dass er sich keine Sorgen machte, so beunruhigte ihn jede Minute, die er tatenlos herumsaß. Rika hatte auf ihn solch einen schwachen Eindruck gemacht. Ja, sie wirkte beinahe schon zerbrechlich. Was war nur geschehen? Er machte sich große Sorgen um sie!
    „Kyouji.“ Harukas Stimme riss den Jungen aus den Gedanken. Scheu blickte er das Mädchen an, das in eine Wolldecke gewickelt war. Die kühle Abendluft war kalt und frisch. „Ihr ist schon nichts passiert.“
    Neben ihr standen noch Shuu und Rikas Großeltern, die dem Mädchen nickend bei pflichteten.
    Im selben Moment erklangen dumpfe Hufschläge auf dem Boden, sie wurden lauter und klarer, je näher sie kamen. Im fahlen Mondschein erschien nun Faita, auf seinem Rücken saß Rika. Sie wirkte angestrengt.
    Mayu brachte kein Wort heraus, während sie Faita und Rika betrachtete. Ihr Blick verschwamm, ihre Sinne versuchten sie zu täuschen. War es ihre geliebte Tochter, die auf Faitas Rücken saß? So selbstverständlich wie immer?
    „Was…?! Das kann doch nicht sein…“, wisperte sie, aber dann wurde ihr klar, dass es Rika war, die ihrer Mutter so sehr ähnelte.
    Als Faita schließlich vor ihnen stehen blieb, sah Kyouji das Mädchen nur schweigend an. Eine Welle der Erleichterung überkam ihn, aber diese konnte er Rika nicht preisgeben.
    Entkräftet ließ sich die Schwarzhaarige von Faitas Rücken gleiten, stolperte und verlor das Gleichgewicht. Ihre Beine konnten sie einfach nicht mehr tragen, sie war zu schwach.
    Der Blonde konnte das Mädchen gerade noch auffangen, bevor sie Bekanntschaft mit dem Boden machte. Er betrachtete Rika, die ihn schwach anlächelte, dann fielen seine Augen auf die kleinen Kratzer an ihren Oberarmen und letztlich auch zu ihren angeschwollenen Knöcheln. Ihr gesamter Körper zitterte leicht und war warm, sehr warm! Sie fieberte! „Verdammt. Sie ist verletzt und hat Fieber!“, fluchte der Junge.


    Rika saß ruhig auf dem Sofa. Ihr Knöchel war in einem dicken Verband gehüllt, und verbarg dessen bedrohliche Färbung. Der Schmerz war aber nun erträglicher geworden, und das Fieber wurde auch zunehmend schwächer. Rika hatte sich einfach verausgabt. In vollsten Zügen genoss das Mädchen nun die Ruhe.
    Als schließlich Kyouji ins Wohnzimmer kam, neigte sie den Kopf zu ihrem Freund und lächelte. „Na? Musst du Krankenpfleger spielen?“, neckte das Mädchen ihn, doch dieser zuckte noch nicht mal mit den Mundwinkeln. Rika schaute ihm aufmerksam an. Er war zutiefst erschüttert gewesen, als er erfahren hatte, in welche Gefahr sich das Mädchen gebracht hatte. Sie hatte eine eine dumme Tat vollbracht und diese Verletzung sich selbst zuzuschreiben.
    „Ich wechsle dir eben den Verband“, erwiderte er trocken und fasste Rika an den verletzten Knöchel. Sie zuckte verschreckt zusammen, entspannte sich aber direkt wieder um den Schmerz zu ignorieren, der sich um den Knöchel legte, als Kyouji den alten Verband abwickelte. Rika beobachtete den Jungen eine Weile dabei, bis sie ihren Kopf gegen die Decke richtete und seufzte. „Das wird sicherlich nicht unsere letzte Begegnung sein mit Hunter J“, sagte sie leise.
    Kyouji merkte, wie sein leichter Zorn wieder in ihm hochstieg und wehrte sich vehement dagegen. Ihr böse zu sein, konnte der Junge nie lange durchstehen! Seine Berührungen wurden ungeduldiger, beinahe grob.
    Warum bemerkte Rika nicht, dass er sich Sorgen um sie gemacht hatte? War sie zu blind, um diese Tatsache zu erkennen?
    Ihr unterdrückter Aufschrei riss ihn wieder aus seinem Gedanken. „Verdammt, du Idiot! Das tut weh!“, fauchte Rika ihn an.
    Der Blonde verzog die Lippen zu einem schmalen, gereizten Grinsen. „Selber schuld. Du musst ja immer die Heldin spielen!“, erwiderte er bitter.
    Rika schaute ihn wortlos an. In seinen Augen lag Enttäuschung und die Schwarzhaarige fühlte sich unerwartet dafür schuldig. Rika wandte den Kopf wieder von ihm ab, um nicht in seine Augen sehen zu müssen. Eine bittere Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Keiner sprach ein versöhnliches Wort zum anderen, bis Rika letztlich über ihren Schatten sprang.
    „Kyouji…“, noch immer sah das Mädchen ihn nicht an. „Es tut mir Leid. Ich habe dich enttäuscht.“
    Der Blonde ließ ihre Worte in seinem Kopf wiederklingen. Die Worte wirkten wie Balsam für sein verletztes Vertrauen. Ein leichtes Lächeln umspielte Kyoujis Lippen. „Ich habe dir versprochen, bei dir zu sein, aber ich…“, fuhr Rika traurig fort.
    Weiter kam die Schwarzhaarige nicht, denn Kyouji brachte sie mit einem strengen Blick zu schweigen. „Du brauchst mir nichts zu erklären“, erwiderte der Junge und streichelte ihr kurz über die Wange. Dann erhob er sich schließlich und ließ das Mädchen alleine zurück.
    Rika schaute ihm wie in Trance hinterher. Sie war ihm dankbar, dass Kyouji ihr verziehen hatte. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass Kyouji einer der wenigen Menschen war, der ihr wirklich wichtig war. Sie mochte gar nicht daran denken, was gewesen wäre, wenn der Streit ihre Freundschaft vielleicht zerstört hätte… Erleichtert schlief das Mädchen ein und vergaß dabei die Schmerzen in ihrem Knöchelns.


    Die nächsten Tage genossen Rika und ihre treuen Freunde Kyouji, Haruka und Shuu in aller Ruhe. Die Geschehnisse des letzten Tages waren beinahe nur noch ein finsterer Fleck der Erinnerungen und so hoffentlich schnell vergessen.
    Auch Rika hatte sich von ihrem Unfall rasch erholt und humpelte nun mit Krücken durch die Gegend. Doch das Mädchen war schon immer sehr früh auf den Beinen und traf auch nicht beim gemeinsamen Frühstück ein.
    Oft war sie im Stall bei Faita. Das Feuerpferd genoss die Gegenwart des jungen Mädchens sehr. Es schien ihm, als wäre es wie früher mit seiner Herrin. Nur dass es nun Rika war, die ihm Gesellschaft leistete.
    Aber Rika war bedrückt, irgendwie traurig. Faita bemerkte dies rasch und wollte den Grund für ihren Kummer erfahren. Mit der Nase stupste er das Mädchen an den Arm, zuerst sanft, dann aber ungeduldiger, als sie nicht zu reagieren schien.
    Mit einem trüben Lächeln auf den Lippen legte die Schwarzhaarige die Hand auf Faitas Stirn. „Bald ist es Zeit, Abschied zu nehmen, mein Freund. Ich setze meine Reise fort“, erklärte das Mädchen den Auslöser für ihre Traurigkeit. Es fiel ihr schwer, das Pokémon zurückzulassen. Jetzt wo sie sich angefreundet hatten… „Es gibt so viele Kämpfe, die ich noch bestreiten muss, um endlich zu beweisen, dass Ryo mich fürchten muss.“
    Faita schnaubte. Auch er kannte dieses Gefühl, neue Herausforderungen, neue starke Gegner zu treffen. Dieses Gefühl berauschte den Flammenhengst - trieb ihn zu seiner Höchstleistung.
    Tröstend zupfte Faita an ihrer Kleidung, um sie auf andere Gedanken umzustimmen, aber es gelang ihm nicht. Rika stand wortlos auf und humpelte heraus, flüchtend. Sie wollte nur so wie möglich weit weg. Weg vom Stall sein.
    Der Gedanke, Faita zurücklassen zu müssen, widerte sie an. Gerade jetzt, als Faita sie zu akzeptieren schien. Aber was blieb Rika anderes übrig?
    Auf dem Hof begegnete das Mädchen Kyouji, der ihr irritiert ins Gesicht schaute. Dabei entging ihm auch nicht ihre Bedrücktheit. „Was ist los? Du siehst so bedrückt aus?“, wollte er wissen, denn er kannte seine Freundin gut. Zu gut!
    Die Angesprochene schüttelte bloß den Kopf, konnte aber kein Wort heraus bringen.
    Kyouji jedoch konnte ahnen, welchen Grund ihr Kummer hatte. Dabei war er nicht der Einzige, der dies bemerkt hatte. Auch ihre Großeltern kannten die Ursache ihrer trübsinnen Miene.
    Rika verzog die Lippen zu einem müden Grinsen, als sie sah, wie Mayu und Junzo auf sie zukamen. Hinter ihr waren Haruka und Shuu, bereit abzureisen. „Was soll das bitte werden?“, fragte das Mädchen leicht gekränkt, dass sie nicht einfach alleine sein durfte. Ihr Blick wechselten zwischen den Anwesenden hin und her, mal hafteten ihre Augen auf ihrem Opa, dann wieder auf Haruka und Shuu, und zuletzt auf ihrer Großmutter, die etwas hervor holte. „Rika… Faita war der engste Partner deiner Mutter, er hat niemanden vertraut. Keiner hat es geschafft, sein wildes Herz für sich zu gewinnen, aber du…“, in ihren Händen glitzerte eine Kette auf. Rika erkannte das Schmuckstück. „…du hast sein Vertrauen wieder erweckt. Nun sollst du diese Kette bekommen.“
    Das Einzige Fundstück ihrer Mutter, die Kette, an der sie Faitas Pokéball befestigt hatte. „Oma…“, wisperte Rika lautlos, als sie den Schmuck annahm. Es musste Mayu viel Kraft kosten, das einzige Überbleibsel, abgesehen von Faita, aus ihren Händen zu geben.
    Während sie die goldene Kette zwischen ihren Fingern näher betrachtete, spürte Rika die vertraute Anwesenheit Faitas. Lange sah sie Faita in die schwarzen Augen und dachte über das den Vorschlag ihrer Großmutter nach. Letztlich willigte das Mädchen ein. Sie nahm Faita in ihr Team auf!
    So übergab Mayu ihr auch den verkleinerten Pokéball, auf dem ein kleiner Sticker haftete. Es war das typische Erkennungszeichen ihrer Mutter. Somit gehörte Faita nun ihr.
    Aber Rika hatte doch bereits ihr Team vollständig. Wie konnte sie also noch ein siebtes Pokémon im Team aufnehmen?
    „Rika! Dein Team ist doch voll!“, widersprach Shuu, nachdem Rika ihre Entscheidung gefällt hat.
    Die Angesprochene wandte sich lächelnd dem Jungen zu. „Da meine Mutter Faita stets an der Kette getragen hat, durfte sie sieben Pokémon mit sich führen“, erläuterte die Schwarzhaarige. Sie drehte sich wieder zu Faita um, und warf mit einem Mal die Krücken zur Seite. „Na? Bist du bereit?“, fragte sie ihren neuen Gefährten. Auf ihre Frage bekam sie eine klare Antwort: Faita wieherte schrill.
    Haruka grinste, zwischen ihren Fingern blitzte ein Pokéball auf. „Na dann können wir ja endlich weiter, nicht wahr?“ Ihr Grinsen war so diabolisch, dass es Shuu nicht geheuer war. Und seine Vorahnung bestätigte sich. Aus Harukas Pokéball kam ihr Feuerpferd. „Oh nein! Ich setze mich nicht noch mal auf ein Gallopa!“, protestierte Shuu, aber die Mädchen ließen sich nicht umstimmen. „Dir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, mein lieber Shuu“, entgegnete die Schwarzhaarige.
    Der Grünhaarige strich sich mit den Fingerspitzen durch die Haare. „Pah! Da laufe ich lieber.“
    Haruka blickte ihren Freund streng an. „Du benimmst dich wie ein Kleinkind, Shuu! So was von albern!“
    Shuu erwiderte kühl ihren Blick. „Ich habe unseren letzten gemeinsamen Ausflug auf Gallopas Rücken noch in guter Erinnerung“, rechtfertigte er sich.
    Rika zuckte mit den Schultern und warf dabei einen Pokéball in die Höhe. „Hoffentlich hast du wenigstens keine Flugangst.“ Aus dem Schein des rot-weißen Balls erschien Panzeron, Rikas Stahlvogel. Misstrauisch starrte Shuu Panzaeron an. Es war nicht das gleiche Fliegen, wie er es mit Libelldra erlebt hatte. Aber immerhin besser auf die Rösser der Mädchen zu steigen! Schließlich kletterte Shuu auf den Rücken des Panzaerons. Kurzerhand hob der Stahlvogel ab und kreiste über ihren Köpfen.
    Der Blonde begann nun ebenfalls zu Grinsen. „Dann wird’s Zeit, das wir uns verabschieden, nicht wahr?“, stellte er fest.
    Rika schaute ihren Freund an. „Ja… Wir werden uns sicher bald wieder über den Weg laufen“, erwiderte sie leicht verlegen. Kyouji lächelte nur. „Ja, bald. Jetzt macht, dass ihr loskommt. Shuu wartet schon auf euch.“
    Dies ließen sich Haruka und Rika nicht zwei Mal sagen und stiegen auf den Rücken ihrer Gallopa. Rika drehte sich zu ihren Großeltern um. „Wir sehen uns! Bis bald!“, rief sie ihnen zu.
    Dann jagten beide Feuerpferde los, über ihnen Panzeron.


    - - - - - -


    Anmerkung:
    Rika wird Faita nicht oft gebrauchen, da es einfach zu stark wäre. ^^"

  • *lach*
    Das war doch echt süß, so wie du Rikas Kranksein beschrieben hast. Das Powergirl muss verarztet werden.^^ Und dann auch och von ihrem langjährigen Freund Kyouji...läuft etwa da auch was an?*grins* Allerdings find ich's gut dass Faita nicht oft benutzt wird. Sonst wär's unfair. Was mich noch immer etwas irritiert ist dass Haruka und Shuu nicht mehr viel zusammen machen...*seufz*
    Die sind an sich das einzig wahre Pärchen und doch viel "inaktiver" als man es sich von zwei Frischverliebten erwarten würde. Da haben ja sogar Rika und Kyouji noch mehr auf dem Kasten*lach* Ich würde es jedenfalls toll finden wenn du das wieder ausbauen würdest. Und was ich sinst noch toll finden würde weißt du ja*grins**auf Rika und Kyouji deut*
    Tja, Rechtschreibung und Stil waren auch mal wieder super, ich finde du schreibst echt gut^^ Hab zwar wieder ein Paar Fehlerchen hie und da(=nicht das Gallopahengst sondern der Gallopahengst) gefunden, ist aber nichts herausragendes^^

  • 37. Kapitel


    Schleiede (Teil I)


    Das Trio machte an einem steilen Abhang, der eingezäunt war, Halt. Sie sahen auf die bunten Dächer ihres Zieles Schleiede herab. Neben den hohen Häusern, ragten auch Bäume in ihrer vollen grünen Pracht in den Himmel. Dies verlieh der Stadt einen naturverbundenen Eindruck. Andere Städte, die Haruka und Shuu bereits auf ihrer Reise gesehen hatten, waren stets eintönig und grau gewesen.
    Auf den Straßen unterhalb war ein reger Betrieb in der Nachmittagszeit. Einwohner und Touristen eilten durch die Straßen und Gassen.


    Rika und Haruka schwangen sich von dem Rücken ihrer Gallopa herunter und fassten wieder festen Boden unter den Füßen.
    „Endlich angekommen!“, seufzte Haruka auf und ließ ihre Augen über die Umgebung streifen. Somit trafen ihre Blicke Rika, die auf den letzten Metern der Strecke sehr ruhig geworden war. Vielleicht lag es daran, dass ihr dritter Arenakampf in greifbarer Nähe lag? Diese Ruhe war eine ganz neue Erfahrung für sie, denn Satoshi wäre in dieser Situation kaum zu bremsen!
    Mit schier lautlosen Flügelschlägen landete Panzaeron neben den Feuerpferden, die lebhaft begannen auf den Boden herum zu scharren.
    Shuu, der sehr erleichtert war, dass der Ritt auf den Gallopa der Mädchen ihm erspart wurde, sprang von Panzaerons Rücken herab. Mit einer schnellen Handbewegung fuhr er sich durch das vom Wind zerzaustem Haar.
    Auch er wandte sich an die Schwarzhaarige, die sehr nachdenklich wirkte. „Mit dem Kopf schon in einem Kampf, hm?“, kam es von dem Jungen.
    Rika schreckte aus ihren Gedanken auf als das Mädchen Shuus Stimme vernahm. Ihre Miene wurde schlagartig ernst.
    Ja, sie war bereits bei ihrem Kampf. Und sie wusste, dass es kein leichtes Spielchen wurde. Immerhin war die Arenaleiterin dieser Stadt berühmt für ihre Kampf-Pokémon und ihre harten Methoden.
    Die Schwarzhaarige wandte wortlos den Kopf wieder ab, und rief Faita zurück in seinen Pokéball. „Lasst uns gehen.“, erwiderte sie bloß. Ohne auf ihre Freunde zu achten, machte sich Rika auf den Weg in die Stadt.


    Den ersten Halt in der Stadt machte das Trio im örtlichen Pokémon Center. Eine Weile ruhten sie sich dort aus, während Schwester Joy die Pokémon der Freunde durchcheckte.
    Es war kein großer Betrieb, so war es relativ ruhig in der Eingangshalle. Aber Haruka gönnte sich keine lange Pause. Sie bevorzugte es, dass Pokémon Center einwenig in den Augenschein zu fassen.
    Shuu gesellte sich nach kurzer Zeit zu ihr. Seine Arme schlangen sich um ihre Taille, und seine kalten Finger strichen über ihre unbekleidete Haut. Diese Berührung jagte dem Mädchen einen kalten Schauer über den Rücken. „Deine Hände sind mir zu kalt.“, entgegnete Haruka gereizt. Leichtfertig befreite sich das Mädchen aus seinem Griff.
    Shuu schmunzelte einen Moment, strafte sie aber im selben Augenblick mit seiner üblichen arroganten Art. „Tse, warum bist du schon wieder so genervt?“, mit einer flinken Handbewegung schnippte der Grünhaarige eine Strähne aus dem Gesicht.
    Haruka sah giftig in seine smaragdfarbenen Augen. „Ist es zu viel verlangt mal ein bisschen alleine zu sein?“, erwiderte das Mädchen.
    Shuu grinste nur, und bevor er seiner Freundin widersprechen konnte, mischte Rika sich in das Gespräch ein. „Hey. Darf ich mal stören?“, die Schwarzhaarige blickte das Pärchen an und konnte regelrecht Harukas Gereiztheit fühlen. „Schwester Joy hat unsere Pokémon untersucht. Ihre Werte sind in Ordnung.“
    Der Grünhaarige drehte sich von Haruka weg. „Gute Information.“, meinte Shuu und seine Augen streiften kurz Haruka. „Dann können wir sie wieder abholen.
    Rika stimmte mit einem wortlosen Nicken zu. Shuu ging gemeinsam dem Mädchen an die Rezeption des Centers. Zögernd folgte auch Haruka und nahm ihre Pokémon wieder in Empfang.
    Somit war ihr Arenakampf nun in baldiger Nähe und auf dieses Ereignis wollte die Schwarzhaarige optimal vorbereitet sein! „Ich gehe noch einwenig trainieren.“, entschied Rika schließlich.
    Haruka schaute ihre Freundin beunruhigt an. „Jetzt noch?“ Die Angesprochene nickte bloß. So war es beschlossen und Haruka konnte Rika nicht umstimmen. „Treffen wir uns wieder hier?“, wollte Shuu wissen.
    Rika warf einen kurzen Blick auf ihren Póketch. Dieser zeigte an, dass es noch nicht mal 12 Uhr war. „Um 14 Uhr bin ich wieder im Pokémon Center.“
    Kaum hatte das Mädchen ausgesprochen, verließ Rika auch schon das Gebäude und ließ das Pärchen wieder alleine.
    Haruka kehrte wortlos in die Eingangshalle zurück. Shuu folgte ihr unentschlossen. Ihr Blick war seltsam betrübt.
    Das Mädchen seufzte leise. Es war kaum hörbar, trotzdem konnte Shuu es deutlich hören. Es klang traurig.
    Prüfend sah er seine Freundin an. „Haruka, was ist los?“, seine grünen Augen funkelnden das Mädchen lebhaft an.
    Doch die Braunhaarige wich seinem durchdringenden Blicken aus. „Nichts.“, erwiderte sie wortlos. Insgeheim hoffe Haruka, das er weiter fragen würde, aber er tat es nicht. Dieses Mal hielt sich der Junge mit seinen Kommentaren und Ratschlägen zurück.
    Ruhig legte Shuu seine rechte Hand auf ihre Schulter. Das Mädchen wandte sich zu ihm um. Starr blickte der Junge ihr in die Augen. „Haruka, sag was mit dir los ist!“, seine Stimme war hart und befehlerisch, aber er wollte sie nicht bedrängen oder gar zum Weinen bringen!
    Unwillkürlich begannen Harukas Schulter unter ihrem Schluchzen zu beben. Sie konnte nicht wirklich sagen, ob es nur wegen ihrer Aufgelöstheit oder ob der Grund Shuus strenger Ton war.
    Shuu blieb stumm, während seine Freundin mit den Tränen kämpfte. Doch diesen Kampf verlor Haruka, sie ließ ihrem Kummer freien Lauf.
    Behutsam nahm Shuu das Mädchen in den Arm, spürte wie ihre Hände sich in sein Shirt krallten und dieses benetzte. Er wog sie in seinen Armen, bis der Tränenfluss langsam abnahm und schließlich versiegte.
    Haruka kuschelte sich in Shuus Arme. Gerade so als fühlte sie sein Verlangen nach der Ursache für ihren Schwermut, sagte das Mädchen: „Shuu… Mir fehlt die Herausforderung… Ein echter Kampf!“
    Der Grünhaarige löste sich von Haruka und schaute sie wortlos an. Leise lächelte er und strich ihr über die Wangen, die noch feucht waren. Unbewusst wusste der Junge, wie sich Haruka fühlte.
    Unerwartet ertönte ein lautes Klicken aus dem im Lichtschein Riolu heraus hüpfte. „Riolu Rio!“
    Überrascht schaute Haruka ihr Pokémon an, welches sich unverhofft aus seinem Pokéball befreit hatte und die getraute Zweisamkeit gestört hatte. „Riolu? Warum hast du dich befreit?“
    Ohne Interesse musterte das junge Pokémon seine Trainerin, drehte sich aber gleichgültig von ihr weg. Einen Augenblick harrte Riolu aus, bevor es blitzartig davon rannte.
    Verwirrt blickte Haruka kurz Shuu an, erst nach wenigen Momenten realisierte, was soeben geschehen war. „Riolu! Bleib stehen!“, schrie das Mädchen. Aber ihr ungehorsames Pokémon reagierte auf ihren herrischenden Ruf keinesfalls.


    Die Rosahaarige lehnte sich erschöpft an einen Baum. Ihr Atem ging rasch und ihr Herz pochte wild. Das Mädchen schloss die Augen und versuchte die Anspannung ihres Körpers zu lösen. Schließlich trat die Rosahaarige aus ihrem Versteck. Ein Zweig knackste geräuschvoll unter ihren Füßen. Sie harrte aus und spähte wachsam umher. Plötzlich vibrierte die Luft und ein zischender aurorablauer Energieball verfehlte das Mädchen nur knapp. Vor Schreck fiel sie auf den Boden und knallte mit dem Kopf gegen einen Baum.
    Nur wenige Augenblicke später sah sie sich einem menschenähnlichem Pokémon gegenüber, das einen hellblauen Stab, einem Knochen gleich, in den Händen hielt und auf ihr Brustbein hielt.
    „Lucario! Lass mich los!“, flehte das junge Mädchen. Doch ihr Pokémon erwiderte nur ein verächtliches Grollen. „Warum bist du so wütend auf mich?“
    Sie versuchte sich aufzusetzen, aber Lucario stieß seine Trainerin achtlos auf den harten Boden zurück. Unsicher blickte das Mädchen Lucario in die Augen.
    „Sumomo!“, ertönte besorgt eine männliche Stimme. Die Angesprochene neigte den Blick zu jener Person hin. Erleichtert versuchte das Mädchen sich ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zwingen. „Reiji!“
    Der Violetthaarige ließ seine Augen zu Lucario streifen, welches noch immer Sumomo zu Boden zwang. „Es reicht, Lucario! Hör auf.“, verlangte Reiji.
    Der Knochenstab löste sich in Luft auf, während Lucario den Züchter barsch anknurrte. Dann aber lockerte es seine Haltung und wandte sich von ihm und Sumomo ab.
    Reiji reichte Sumomo die Hand. „Alles in Ordnung bei dir?“, wollte dieser wissen. Verwirrt sah die Rosahaarige den jungen Züchter an und nickte zögernd. „Ich denke schon…“ Sie rieb sich den Hinterkopf, der durch den Aufprall gegen den Baum schmerzte.
    Als Reiji Lucario anblickte, wandte es sich Sumomo und Reiji wieder zu. „Lucario ist immer noch verärgert?“
    Sumomo senkte den Kopf. „Ja. Ich weiß auch nicht. Vielleicht bin ich einfach eine schlechte Trainerin?“ Es schmerzte sie diese Vermutung festzustellen. „Vielleicht wäre Lucario nicht wütend auf mich, wenn ich den Kampf gegen Satoshi gewonnen hätte?“
    Reiji legte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter. „Sumomo, hör mir zu.“, sagte der Violetthaarige ernst. „Du solltest dringend an deinem Selbstbewusstsein arbeiten.“
    Sumomo starrte Reiji irritiert an. „An meinem Selbstbewusstsein?!“
    Schlagartig spannte Lucario seinen Körper wieder an. Ein fauchender Laut war aus seinem halb geöffneten Maul hörbar. Reiji und Sumomo wandten sich dem Pokémon augenblicklich zu als sich dieses alarmiert zum Kampf bereit machte.
    Es raschelte verräterisch in einem Gebüsch. Lucario fühlte sich von dieser unbekannten Gefahr bedroht. In seinen Pfoten erschuf es einen auraauströmenden Energieball, der auf blitzartig das Gestrüpp los schoss. Ein dunkler Schatten sprang hervor und wich somit der Aurasphäre geschickt aus. „Rio-lu Rio!“, erwiderte das kleine Etwas verärgert.
    Verdutzt schaute Lucario das Pokémon vor sich an. Das Pokémon war um einiges kleiner als es selbst, aber eine gewisse Ähnlichkeit war trotzdem leicht erkennbar.
    „Ein Riolu?“, kam es erstaunt von dem Züchter. Sumomo war ebenfalls verblüfft über das Auftauchen des Pokémons.
    Lucario aber fühlte sich noch immer bedroht und sammelte eine weitere Aurasphäre zwischen den Pfoten. Abermals wich Riolu dem Angriff mit einem geschickten Sprung aus und pöbelte nun seinen Angreifer empört an. Lucario zog geringschätzig die Lefzen hoch und entblößte dabei seine spitzen Eckzähne. Der hellblaue Knochenstab formte sich in Lucarios Pfoten und das wolfsähnliche Pokémon stürmte auf Riolu zu. Das Kleine war völlig wehrlos und wurde durch den Stab durch die Lüfte katapultiert.
    Hart prallte Riolu auf den Boden auf. Vor Schreck blieb es bewegungslos liegen. Doch Lucario ließ sich nicht täuschen und sprang mit gekreuzten Armen, dessen Dornen zu messerscharfen Lichtklauen wurden.
    „Lucario! Hör auf! Schluss!“, wies Sumomos strenge Stimme das Pokémon zurecht. Dieses hielt inne und schaute zu seiner Trainerin. Es grollte leise, aber gehorchte der Rosahaarigen.
    Keuchend erhob sich Riolu und blickte zu Lucario herauf, welches nur herabsehend herunter schaute. Riolu war fasziniert von dem kraftvollen Pokémon.
    Sumomo näherte sich dem Pokémon achtsam. Dieses wandte seinen Kopf dem Mädchen zu. „Geht es dir… gut?“, wollte Sumomo wissen.
    Riolu nickte dem Mädchen nur zu. Schließlich neigte es den Kopf im halbem Winkel den Kopf. Aus den Augenwinkeln nahm das junge Pokémon wahr, dass Haruka sich näherte.
    „Riolu!“, es war die Stimme seiner Trainerin, genau wie Riolu ihr Auftauchen erspürt hatte. Kurz nach ihr kam Shuu heran gelaufen.
    Das Kleine sah zu Haruka herauf. „Warum bist du weggelaufen?“ Den wachsamen Augen seiner Trainerin entgingen nicht die kleinen, blutigen Kratzer, die Lucario ihm zugefügt hatte. „Und… Was ist geschehen?“ Riolu sah Haruka nur zaghaft an.
    Shuu legte seiner Freundin die Hand auf die Schultern. „Überfordere Riolu nicht. Es ist noch jung.“
    Sumomo wandte sich nun lächelnd den Koordinatoren zu. „Es ist also dein Riolu?“, fragte die Rosahaarige und sah Haruka in die blauen Augen.
    Die Angesprochene nickte bloß wortlos. „Es tut mir Leid, das dein Riolu verletzt ist, aber mein Lucario ist auf es losgegangen.“, das Mädchen kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
    Haruka blickte das stolze Lucario an, das die Arme vor der Brust verschränkt hatte, und die Fremden mit unbeteiligter Miene an.
    Nun trat Reiji neben Sumomo. „Hast du nicht etwas vergessen?“, sagte der Züchter grinsend.
    Die Rosahaarige begann beschämt. „Oh verdammt! Mein Name ist Sumomo!“, stellte sich das Mädchen vor, dann drehte sie sich zu dem Violetthaarigen. „Und das ist mein Freund Reiji. Er ist Pokémonzüchter!“
    „Du meinst ein Freund.“, korrigierte der Züchter das Mädchen. Um Sumomos Nase zierte ein leichter Rotschimmer ihr Gesicht.
    Shuu konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Sumomo war in Reiji verliebt!
    Haruka ignorierte dies. Sie wandte sich direkt an Reiji. „Du bist Züchter?“
    Der Angesprochene bejahte mit einem kurzen Nicken. „Genau wie Takeshi!“, fiel der Braunhaarigen auf. „Takeshi?“, kam es von Sumomo. „Seid ihr Freunde von Satoshi und Takeshi?“
    Verwirrt schauten Haruka und Shuu ihre neuen Bekanntschaften an. „Ihr kennt Satoshi und Takeshi?“, erwiderte die Braunhaarige irritiert.
    Reiji nickte abermals. „Vor einiger Zeit sind sie hier vorbei gekommen.“, antwortete der Violetthaarige.
    Shuu strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Satoshi hat sicherlich um den Orden von Schleiede gekämpft.“ Seine Blicke streiften kurz Sumomo, die ruhiger geworden war.
    Das Mädchen zuckte unwillkürlich zusammen, auch wenn Shuu nicht wusste, dass sie die Arenaleiterin von Schleiede war.
    Reiji schaute die Rosahaarige seitlich an. „Ja, aber es war ein sehr knapper Kampf.“, bejahte der Züchter. „Beide Trainer haben ihr Bestes gegeben.“
    Sumomo hob den Kopf, sie schaute Reiji wortlos an, und lächelte schließlich erleichtert.
    „Woher habt ihr von uns gehört?“, erkundigte sich der Grünhaarige.
    „Sie haben viel von euch erzählt. Und wir haben das Festival von Johto sehr interessiert verfolgt.“, gab Sumomo zurück.
    Haruka war überrascht. Satoshi und Takeshi hatten von ihnen berichtet? Und das Johto Festival lag bereits ein halbes Jahr zurück. Oder sogar länger? Trotzdem erinnerten sich noch die Menschen an das Ereignis. Für Haruka und Shuu war es unvergessliches Erlebnis gewesen.
    Reiji schaute das Pärchen aufmerksam an. „Ihr seid sicherlich hungrig, nehme ich an?“, fragte der Violetthaarige. „Kommt doch mit zu mir nach Hause!“


    Haruka und Shuu wollten das Angebot ungern ausschlagen und begaben sich mit Reiji und Sumomo zum Haus des Pokémonzüchters. Es war ein schönes Gelände, das mit Zäunen eingegrenzt war. Aber es bot den Pokémon, die Reiji pflegte, eine ausgewogene Bewegungsfreiheit.
    Der Innenraum des Hauses war gemütlich eingerichtet. Im Wohnzimmer stand ein kleiner Tisch, umringt von weißen Sofas. Auf dem Sims des Kamins standen Bilderrahmen, in denen die Orden der verschiedenen Regionen eingefasst waren.
    Haruka und Shuu blieben vor ihnen stehen und blickten auf sie herab. Die Braunhaarige erinnerte sich an die schwere Reise mit Satoshi durch Hoenn und dann schließlich durch Kanto. Es war kein leichtes Stück die Orden sich zu erkämpfen.
    Shuu strich behutsam mit der Fingerspitze über das Glas eines Rahmens. „Sind das alles deine Orden, Reiji?“, wollte der Grünhaarige wissen.
    Der Violetthaarige betrachtete die Orden der verschiedenen Regionen Kanto, Johto, Hoenn und Shinou. „Schon lange her.“, erwiderte der Züchter.
    Haruka musterte den jungen Mann. Sie hätte nicht gedacht, dass Reiji ein solch guter Trainer war.
    „Hier.“, die Stimme Sumomos riss Haruka wieder aus Gedanken als das Mädchen ihr einen dampfenden Teetasse in die Hände gab. Die Braunhaarige legte ihre kalten Finger um den Becher um sie zu wärmen. Eine wohltuende Wärme breitete sich in ihr aus als sie den ersten Schluck dem schwarzen Tee nahm.
    Sumomo bot auch Shuu einen Becher mit Tee gefüllt an, doch dieser lehnte ab. Mit ernstem Blick fixierte der Koordinator den jungen Züchter. Reiji entging dies nicht und lächelte Shuu an. „Ich kenne diesen Blick.“, meinte der Violetthaarige ruhig.
    Haruka sah ihren Freund an und sein Grinsen verwirrte das Mädchen. „Reiji, möchtest du gegen mich Kämpfen?“, forderte Shuu den Züchter heraus.
    Seine Herausforderung kam für Haruka so plötzlich, dass sie sich an ihrem heißen Tee verschluckte und ihren Freund geschockt anblickte. Auch Sumomo war darüber überrascht.
    Reiji lachte. „Natürlich nehme ich deine Herausforderung an, junger Freund.“, erwiderte der Züchter. „Aber denke ja nicht, dass ich zimperlich bin!“
    Shuu antwortete mit einem kühlen Grinsen. „Ganz meinerseits.“

  • 37. Kapitel


    Schleiede (Teil II)


    Haruka starrte mit leerem Blick auf die ruhige Oberfläche ihres Tees. Dann hob sie ihren Kopf und sah Shuu, der völlig selbstsicher war, an. ‚Warum tut er das?’, fragte sich das Mädchen in Gedanken. Die Hände klammerten sich mehr an die warme Tasse zwischen ihren Händen. Haruka zwang sich vollends auf den Kampf zu konzentrieren.
    „Drei gegen drei, Shuu?“, rief Reiji zu seinem Kontrahenten, der mit einem wortlosen Nicken einstimmte.
    Der Grünhaarige nahm einen Pokéball in die Hand. „Okay, Bamelin! Los!“, aus dem rot-weißen Ball löste sich der braunfarbene Meereswiesel. Dieses gähnte verschlafen und streckte sich genüsslich.
    Der Züchter grinste. „In Ordnung, auf geht’s Bidifas!“ Aus dem Licht des Pokéball, den Reiji soeben in die Luft geworfen hatte, erschien ein biberartiges Pokémon – Bidifas, die Weiterentwicklung von Bidiza.
    Haruka blickte neugierig auf und befragte ihren PokéDex: „Bidifas, das Biber-Pokémon: Bidifas bauen sich Nester, indem sie Dämme in Flüssen bauen. Im Wasser kann es so schnell schwimmen, wie ein Barschwa.“
    Die Stimme des PokéDexes erstarb. So verstaute die Braunhaarige das rote Gerät wieder sorgfältig in ihrer Tasche und richtete ihren Blick wieder auf das Kampfgeschehen.
    „Ich überlass dir den Vortritt, Shuu!“, sagte Reiji und machte eine kurze Handbewegung. Diese Geste ließ sich der Grünhaarige nicht entgehen. „Bamelin, Ultraschall!“, befahl der Junge.
    Bamelins Schweif glänzte auf als es empor sprang und einige weißglühende Sicheln auf Bidifas zu schossen. Der Biber spannte seine Muskeln an. „Benutze Superzahn!“
    Der scharfkantige Schneidezahn Bidifas glühte auf und zerbiss die Sicheln des Ultraschalls spielend leicht. Shuu blickte verwirrt und gleichzeitig fasziniert von Reijis Kampfstil. Doch dieser wartete nicht darauf bis Shuu seine Irritation überwunden hatte. „Bidifas! Geheimpower!“
    Das braune Pokémon begann violettfarben zu leuchten. Ein grünlicher Schleier löste sich vom Boden, der sich um Bamelin legte. Die Augenlider des Wiesels wurden unsagbar schwer und schließlich fiel es zu Boden. Es war eingeschlafen.
    Shuu fluchte innerlich. Der Koordinator hatte nicht gerade die Oberhand in diesem Kampf. Und Reiji ließ es nicht zu, dass Shuu das Blatt wenden konnte. „Bodycheck, Bidifas. Gib alles!“
    Bidifas rannte auf das schlafende Bamelin zu. Das Wiesel wurde durch den heftigen Stoß gegen einen Baum geschleudert. Doch auch Bidifas trug durch diesen Angriff einige Blessuren davon.
    Glücklichweise war Bamelin jedoch wieder erwacht und machte sich wieder zum Kampf bereit. „Aquaknarre, Bamelin, los!“
    Bamelin gehorchte und spie einen heftigen Wasserstrahl auf das erschöpfte Bidifas. Es wurde durch die Aquaknarre zurückgestoßen und der Boden weichte durch die Nässe sehr auf.
    Reiji grinste. Ihm gefiel dieser Kampf, aber aufgeben war für ihn, wie auch für Shuu, keine Option. „Eisstrahl!“
    In Bidifas’ Maul formte sich ein gebündelter Strahl aus Eis, der auf Bamelin rasend schnell zu schoss. „Mit Ultraschall abwehren!“, konterte der Grünhaarige.
    Bamelin drehte Bidifas den Rücken zu und ließ seinen leuchtenden Schweif rotieren. Schimmernde Sichel prallten auf den Eisstrahl und lösten diesen in einer kleinen Explosion auf. „Und jetzt Wasserdüse!“
    Bamelins Körper wurde von Wasser umspült und mit einem kräftigen Stoß in die Magengegend wurde Bidifas gegen einen Baum geschleudert. Der Wiesel landete nach dem Angriff graziös auf den Beinen wieder, aber Shuu gönnte seinem Pokémon und dem Gegner keine Pause. „Wir beenden es mit Aquaknarre!“, befahl der Junge.
    Bamelin nickte und formte einen Wasserstrahl im Maul, während Bidifas sich schwerfällig aufraffte. Doch es war schon zu spät um noch dem Angriff Bamelins rechtzeitig ausweichen zu können. Das Pokémon wurde durch den Druck der Aquaknarre gegen den Baum gepresst, bevor es zusammenbrach.
    Reiji war beeindruckt von Shuus Können. Er war nicht zu unterschätzen, dass hatte Reiji als Top-Koordinator erwartet. Aber auch er selbst sollte man nicht als leichten Gegner hinnehmen. „Sehr gut, Shuu. Ich habe nichts anderes erwartet.“, lobte der Violetthaarige und steckte Bidifas Pokéball sorgfältig fort. Shuu lächelte nur wortlos. Es war eine reine Floskel, nichts weiter.
    Reiji zückte einen weiteren Pokéball hervor. „Okay, los Staraptor!“, ein großer Vogel mit scharfen Klauen und einem ebenso gefährlichen Schnabel erschien aus dem Licht des Pokéballs und war zum Kampf bereit. Es war hervorragend. Dies war ihm auf dem ersten Blick anzusehen.
    Der Grünhaarige ballte die Faust. „Bamelin, versuche es mit Aquaknarre zu treffen!“, rief er seinem Pokémon zu, dass schon sehr müde war durch den Kampf mit Bidifas. Dennoch gehorchte der Meereswiesel seinem Trainer bedingungslos.
    Staraptor aber gelang es ohne Mühe jedem von Bamelins Aquaknarren geschickt auszuweichen. Nun war es an der Zeit, das Reiji den Gegenangriff befahl, der Bamelin zum Aufgeben bringen sollte. „Flügelschlag, Staraptor. Bringe es zu Ende.“
    Staraptor zog einen weiten Kreis über Bamelins Kopf, dann stürzte es vom Himmel herab mit glühenden Schwingen.
    Shuu biss sich auf die Unterlippe. Was sollte er dagegen tun? Sollte er Bamelin ins offene Messer laufen lassen um dem Angriff nicht hilflos ausgeliefert zu sein?
    Der Aufschrei seines Pokémons riss den Koordinator aus seinen Gedanken. Es geschah so schnell, dass Shuu keinen Gegenbefehl geben konnte.
    Reiji grinste bloß. „Was ist los mit dir?“, wollte der Züchter wissen, aber Shuu erwiderte nichts auf seine Frage. Seine Augen waren auf Bamelin gerichtet, dass entkräftet zu Boden gegangen war. „Es tut mir Leid, Bamelin. Komm zurück. Du hast gut gekämpft.“, mit diesen Worten hob er den Pokéball des Wiesels und der rote Lichtstrahl sog Bamelin zurück ins Innere des Balles zurück. Dann wandte er seine Blicke auf Staraptor, das auf dem Boden gelandet war. Es war nicht zu leugnen, dass ein schwerer Gegner für ihn war. Welches Pokémon sollte er in den Kampf rufen?
    Schließlich zückte er einen Pokéball hervor. Er musste die Oberhand im Kampf zurückgewinnen! „Ich vertraue dir! Los Glumanda!“ Aus dem Schein des Pokéballs löste sich die rote Echsendame.
    Staraptor erhob sich kreischend in die Luft. „Und die nächste Runde beginnt… Staraptor, Ruckzuckhieb!“, rief der Züchter seinem Pokémon zu, dass sofort zum Angriff überging. Glumanda spannte ihre Muskeln an und die Flamme auf seiner Schwanzspitze begann stärker zu leuchten. „Glumanda, halt es mit Metallklaue auf, los!“, befahl Shuu seinem Pokémon.
    Die Feuerechse verstand, spreizte ihre Klauen, die metallisch zu glühen begannen. Kurz bevor Staraptor es zu Boden warf, packte der Feuerdrache das Pokémon am Schnabel und wurde einige Zentimeter zurückgestoßen. Doch das Resultat war, dass der Angriff des Vogels fehlgeschlagen war. „Und jetzt Feuerwirbel!“
    Aus dem Maul des Glumanda kam ein wirbelnder Flammenstrahl, der Staraptor völlig in sich einschloss. Es gab kein Weg dieser Attacke zu entkommen.
    „Gut gemacht, Glumanda.“, lobte der Grünhaarige sein Pokémon. Dieses nickte ihm dankbar zu.
    Reiji lachte. „Du solltest den Tag nicht vor dem Abend loben.“, meinte der junge Züchter. „Staraptor! Flügelschlag!“
    Das braune Pokémon beruhigte sich als es die Stimme seines Trainers erkannte. Es breitete seine Flügel aus und wehte den Feuerwirbel in Windeseile davon, bis nur noch ein leichter Glutregen auf den Boden herabfiel. „Beenden wir es! Sturzflug!“
    Ein weiteres Mal erhob sich Staraptor in den Himmel und kreischte laut. Schließlich stürzte es herab, von Flammen umgeben.
    Glumanda warf ihrem Trainer einen kurzen Blick zu. „Manda~.“, sagte die Echse und wollte ihrem Trainer ermutigen. „Okay, warte ab und stoße dich mit Flammenwurf vom Boden ab!“
    Der Körper des roten Pokémons war angespannt, während es geduldig die Bewegungen Staraptors studierte. Dann umspielten Flammen sein Maul und es katapultierte sich selbst kraftvoll in die Luft. Staraptor unterbrach seinen Angriff und spähte um sich.
    „Glumanda! Drachenwut!“, befahl Shuu hastig um die Verwirrung des Pokémons auszunutzen.
    Dies gelang ihm und Glumanda auch. Staraptor wurde von der kraftvollen Drachenwut stark verletzt. Es war kaum noch in der Lage sich in der Luft zu halten, bis es schließlich entkräftet auf dem Boden landen musste. Seine Erschöpfung war nicht zu übersehen, es keuchte schwer.
    „Sehr gut, Shuu. Ich habe nichts anderes erwartet.“, sagte Reiji ruhig, obwohl sein Pokémon bereits an seine Grenzen gegangen war und nicht mehr lange dem Druck des Gefechts standhalten konnte. „Nochmals Ruckzuckhieb!“
    Staraptor folgte dem Befehl seines Trainers und raste, auch wenn es am Boden war, auf Glumanda zu. „Ausweichen und benutz deinen Flammenwurf!“, konterte Shuu, der sich sicher war, dass Staraptor nicht mehr lange durchhielt.
    Glumanda aber wich zunächst spielend leicht aus, drehte sich dann wieder dem Vogel zu um ihm einen glühenden Flammenwurf entgegen zu speien. Staraptor wurde durch den direkten Treffer außer Gefecht gesetzt.
    Reiji holte sein zweites Pokémon in den Pokéball zurück und warf einen kurzen Blick auf ihre Zuschauer Sumomo und Haruka. Die Mädchen verfolgten den Kampf mit einer innerlichen Unruhe.
    Dann drehte sich Reiji dem Kampfgeschehen wieder zu. „Und hier mein letztes Pokémon, Sengo!“
    Ein weißes, katzenähnliches Pokémon auf zwei Beinen stehend, wurde aus dem Inneren des Pokéballs hervor geholt. Es hatte gefährliche Pranken, ausgestattet mit ebenso bedrohlichen Klauen.
    Glumanda war aber durch die Erscheinung des Pokémons nicht beunruhigt. Im Gegenteil, die Echsendame knurrte Sengo leise an. „Diesmal überlasse ich dir wieder den Vortritt, Shuu!“, rief Reiji seinem jungen Gegner entgegen.
    Shuu nickte ihm zu. „Glumanda, angreifen mit Feuerwirbel!“, wurde der Echse zugerufen. Es gehorchte und spie einen Tornado aus Flammen auf Sengo, das dem Angriff gelassen stand. „Wehr die Attacke mit Zermalmklaue ab!“
    Sengo tat wie geheißen. Die weiße Katze spreizte seine Klauen und zerteile den Feuerwirbel mühelos. Dann attackierte es Glumanda, das durch die scharfen Klauen schwer verletzt wurde. „Nun schwäche es mit Silberblick!“
    Glumanda starrte reglos in Sengos Augen, die unerwartet aufblitzten und die Feuerechse
    Zutiefst ängstigte. „Kratzfurie, Sengo! Es ist wehrlos!“, gab Reiji bereits den nächsten Befehl an sein Pokémon, das auf Glumanda zu stürmte.
    „Glumanda!“, brüllte Shuu. „Pass auf!“
    Durch den Ruf ihres Trainers erwachte Glumanda aus der Erstarrung und versuchte der nahenden Katze verzweifelt auszuweichen. Doch es wurde hart zu Boden geworfen und musste mehrmals schmerzhafte Krallenhiebe einstecken. Dann entfernte sich Sengo von seinem ‚Opfer’, welches nun sich nun nicht mehr bewegte.
    Die Krallen der Feuerechse bohrten sich in die aufgewühlte Erde unter ihr. Mühselig erhob sich das Pokémon wieder, überall waren Kratzer an ihren Körper.
    „Glumanda…“, Shuu war erstaunt über die Willensstärke seines Pokémons. Aber mutete sich Glumanda nicht zu viel zu? Was wollte die Echsendame ihm beweisen? Das es ein vollwertiges Mitglied seines Teams war, dass keine Schwäche zeigte, wenn es darauf ankam? „Es reicht, Glumanda!“
    Die Feuerechse blickte ihm in die Augen. Nein! Es war noch nicht vorbei! Auch sie, die Ausgestoßene, hatte ihren Stolz!
    Reiji blickte Shuu und Glumanda an. Zwischen ihnen bestand eine besondere Beziehung, die die Feuerechse nicht erschüttern wollte durch ihre eigene Schwäche. „Sengo, Ruckzuckhieb!“
    Sengo hetzte ein weiteres Mal auf Glumanda zu, die ihre Augen erschrocken auf die Katze richtete.
    Shuu zückte den Pokéball Glumandas und richtete ihn auf das Pokémon. „Ich lasse nicht zu, dass seine Dickköpfigkeit dich schwer verletzt, Glumanda!“ Mit diesen Worten wurde das Pokémon in den Pokéball gesogen. Sengo hielt inne.
    „Die richtige Entscheidung, Shuu.“, meinte der Züchter und rief nun auch Sengo zurück in seinen Pokéball.
    Der Grünhaarige schaute Reiji irritiert an. „Unser Kampf ist noch nicht beendet!“, widersprach der Koordinator. Der Violetthaarige lächelte. „Ich weiß, aber du hättest den Kampf sowieso gewonnen.“, antwortete der Züchter.
    Shuu wich seinem Blick aus. Ob er wirklich den Kampf gewonnen hätte, nachdem Glumanda ein weiteres Mal bewiesen hatte, dass es ziemlich starrköpfig war und seinem Trainer etwas beweisen wollte.
    Reiji war erstaunt über die Reaktion des Koordinators. „Was bekümmert dich?“, wollte der Violetthaarige wissen, während Sumomo und die Braunhaarige sich zu ihnen gesellten.
    Shuu spürte Harukas Hand auf der Seinen. „Nun ja, Glumanda wurde von seinem vorherigen Trainer schlecht behandelt, aufgrund seiner angeblichen Schwäche.“, erzählte Haruka. Dies war wohl der Grund, das Glumanda ihrem neuen Trainer das Gegenteil beweisen wollte.
    Reiji schaute in die Ferne. „Verstehe. Solche Pokémon brauchen sehr viel Zuwendung und Geduld.“, den Kopf wieder zu Shuu wendet, fügte er hinzu: „Du bist ein ausgezeichneter Koordinator. Du wirst es schaffen.“
    Shuu nickte seinem Gegenüber zu. Es machte ihm Mut Glumandas Dickköpfigkeit in den Griff zu bekommen und der Feuerechse klarzumachen, dass er jedes seiner Pokémon liebte.
    Haruka schaute auf ihren Pokétch, der bereits nur wenige Minuten vor 14 Uhr anzeigte. „Shuu! Wir müssen zurück ins Pokémon Center.“
    Der Junge nickte. „Du hast Recht.“, er wandte sich Reiji zu. „Vielen Dank für den Kampf.“ Der Züchter lächelte. „Macht’s gut.“, erwiderte er. „Bis bald.“, sagte die Rosahaarige und winkte dem Pärchen hinterher.


    „Da seid ihr ja!“, nörgelte die Schwarzhaarige ungeduldig. „Ich warte bereits schon auf euch.“ Das Mädchen erhob sich
    Shuu grinste. „Warum so ungeduldig? Hast du dich gut auf deinen Arenakampf vorbereitet?“, er blickte Rikas Hundemon an, dass entspannt auf dem Boden lag.
    Rika warf ihre schwarzen Haaren nach hinten. „Was denkst du von mir?“, erwiderte die junge Trainerin kühl.
    Haruka war angespannt. Einem Arenakampf beizuwohnen war etwas Besonderes für sie, auch wenn ihr Vater eine Arena leitete in ihrer Heimatstadt. „Wo wart ihr überhaupt?“, fragte das Mädchen nun wieder in einem freundlicheren Ton als zuvor.
    Inzwischen hatte sich der Schattenhund erhoben und reckte seinen Hals. Etwas Bedrohliches erfüllte die Luft.
    „Wo wir waren? Wir waren-“, doch Haruka unterbrach as plötzlich Hundemon eilend davon stürmte.
    Rika sah ihrem Pokémon irritiert hinterher. „Hundemon, bleib hier!“, rief die Schwarzhaarige ihrem Pokémon nach, dass im Eingang des Centers inne hielt und dem Trainertrio einen Blick zu warf. Dann, als Rika hinausgerannt war, jagte es davon.

  • 38. Kapitel


    Kampf mit der Unbekannten


    „Hundemon! Warte!“, rief Rika ihrem Pokémon nach, aber sie musste stehen bleiben um nach Luft zu ringen. Sie sah ihrem Pokémon hinterher, dass nicht Halt machte um auf seine Trainerin zu warten.
    Das Mädchen schaute sich um und stellte fest, dass Haruka und Shuu ihr gefolgt waren. Sie selbst war überstürzt ihrem Schattenhund nachgelaufen und hatte nicht darauf geachtet, ob ihre Gefährten die Verfolgung ebenfalls aufnahmen oder im Pokémon Center auf sie warteten.
    Plötzlich hörte sie einen kehligen Schmerzesschrei. Es war der Schrei eines Pokémons, das unter Qualen zu Boden ging.
    Rika ballte die Faust. Was ging nur vor sich? Das Mädchen schlug leicht auf die Wand, an die sich die Schwarzhaarige zuvor gelehnt hatte, bevor sie ihren Weg fortsetzte.
    Das Mädchen begegnete einigen Menschen auf den Straßen, die ihr aufweichen mussten. Sie blickten das düstere Mädchen erschrocken an, andere pöbelten sie an. Doch Rika lief unbeirrt weiter, bis sie in einiger Entfernung Hundemon warten sah. Als sie in Sichtweite war, lief der Schattenhund erneut los. „Verdammt! Hundemon, bleib stehen!“, schrie die Schwarzhaarige atemlos.


    Wieder zog sich ein verzweifelter Ruf durch die Umgebung als Rattikarl unter den Klauen des Gegners begraben wurde. Das schwarze Pokémon verzog seine Mundwinkel zu einem gehässigen Grinsen. Es war ein Glurak von unbeschreiblicher Größe und Stärke.
    „Ich sagte doch bereits, dass du dich nicht mit Team Galaxy anlegen sollst, Junge.“, es war eine weibliche Stimme, die den jungen verängstigten Trainer mit fester Stimme drohte. „Andernfalls wird dein Pokémon Schmerzen haben.“
    Mit angstgeweiteten Augen beobachtete der Junge, wie seinem Pokémon noch mehr Leid zugefügt wurde.
    Mit diesen Worten wurde der Kopf des Rattikarls auf den kalten Asphalt gedrückt. Ein heiserer Schrei ertönte abermals, der nach kurzer Zeit wieder erstarb. Die Stimme des Rattikarls war bereits zu geschwächt um einen weiteren Laut aus der Kehle zu lassen. „Lasst mein Pokémon frei!“, forderte der kleine Junge mit Tränen in den Augen. „Oder ihr werdet es bereuen!“
    Die maskierte Frau lachte schallend auf. „Du bist nicht in der Position Forderungen oder Drohungen auszusprechen!“, höhnte diese.
    Gluraks Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Es roch förmlich die Angst des Pokémons unter seinen Klauen.
    Doch plötzlich erfasste ein segnender Flammenwurf das Pokémon und warf es zurück. Das Rattikarl suchte, mit letzter Kraft, sein Heil in der Flucht.
    Derzeit wandten sich die Augen des Gluraks gierig auf seinen nächsten Gegner, Hundemon.
    Nun tauchte auch Rika auf dem Schauplatz dieser qualvollen Auseinandersetzung auf. „Aufhören!“, verlangte die Schwarzhaarige.
    Die Unbekannte wandte sich nun Rika um. Sie erstarrte für einen Moment als sie in das junge Gesicht des Mädchens blickte. Jenes Mädchen traf sie bereits vor geraumer Zeit im Kraterberg. „Du wagst es dich einzumischen?“
    Rika erkannte die unbekannte Gestalt und war schockiert. „Du?!“, entfuhr es ihr. Die Gedanken an das Ereignis im Kraterberg weckte Rika nur unangenehme Erinnerungen wach. Doch es gab kein Entkommen mehr, der Kreis schloss sich um Rika. Überall standen schwarz gekleidete Männer, die Team Galaxy angehörten.
    Diese grinste bloß unter ihrer Maske, die das Gesicht verdeckte, ohne ein weiteres Wort an das Mädchen zu richten. Doch sie spürte die verwirrten Gedanken des Mädchens.
    „Dir wird es genauso ergehen, wie deinem jungen Kollegen.“, ein teuflisches Gelächter ertönte und dann erhob sie den Arm. „Glurak!“
    Das drachenartige Pokémon brüllte laut auf und trat näher auf Rikas Hundemon zu. Die Augen des Drachens strömten eine eisige Kälte aus, die die Schwarzhaarige in eine beklemmende Aura hüllten, während sie das geflügelte Pokémon atemlos betrachtete. Riesige, pechschwarze Schwingen, dessen Innenseiten wie dunkles Blut im Sonnenlicht wirkten, gaben dem Glurak einen weitaus bedrohlicheren Ausdruck.
    Jene Augen dieses Drachens blickten dem Schattenhund gierig und voller Hass entgegen.
    Rikas Hände wurden feucht vor kühler Angst, die diese kalte Schönheit in ihr hervorrief. Ein Schmerz legte sich um ihre Gedanken, doch sie konnte wahrhaftig nicht sagen, aus welchem Grund diese quälenden Erinnerungen nach ihr griffen.
    Das schwarze Glurak fauchte Hundemon erregt an. Der Schattenhund antwortete mit einem tiefen, grollenden Knurren mit hochgezogenen Lefzen und gefletschten Zähnen. Jenes erzürnte Knurren ließ Rika aus ihren Gedanken aufschrecken.
    „Drachenklaue.“, befahl die Fremde, ohne jegliche Gefühlsregung in ihrer Stimme.
    Rasch war der Drache vorgestürmt und spreizte seine klauenbesetzte Pfote, die in ein rötliches Licht getaucht wurde.
    Rika ließ nicht zu, dass Hundemon eine Niederlage erlitt! „Ausweichen, Hundemon!“ Mit einem geschickten Ausfallschritt entging der Schattenhund den scharfen Klauen des Gluraks. Doch da schnellte der Schwanz dem Pokémon entgegen und schleuderte es gegen einen Baum. „Nochmals Drachenklaue!“
    Glurak presste seine Klaue an Hundemons Kehle, während die andere Pfote wieder in eine glühende Aura getaucht wurde. Der Schattenhund knurrte erbost und formte, auch ohne, dass Rika einen Befehl dazu gab, einen dunklen Schattenball, den er an Gluraks Brust platzierte.
    Mit einem wütenden Grollen unterbrach Glurak seinen hinterhältigen Angriff auf den Schattenhund und wurde stattdessen weggestoßen.
    Zum selben Augenblick trafen nun auch endlich Haruka und Shuu ein. „Rika!“, rief die Braunhaarige ihrer Freundin zu.
    Die maskierte Frau neigte den Kopf zu den Neuankömmlingen und ihre Gesichtszüge wurden ernst.
    Währenddessen ließen Shuu und Haruka ihre Blicke umherschweifen. Das graue Emblem Team Galaxys stach ihnen sofort heraus und rief nur üble Erinnerungen an das letzte Treffen mit diesen üblen Verbrechern wach. „Team Galaxy!“, flüsterte Shuu verächtlich.
    Rikas Gegnerin grinste kalt und wandte sich nun an ihre Lakaien. „Schnappt sie euch.“, sagte sie mit solcher Gleichgültigkeit, die Haruka und Shuu erschreckte.
    Nun sahen sich die Koordinatoren einer Schar von Team Galaxy Rüpel gegenüber.
    Shuu legte beschützerisch einen Arm um seine Freundin und zog sie an sie. „Haruka, weich nicht von meiner Seite, verstanden?“
    Diese grinste bitter. „Wie soll ich dir denn weglaufen, wenn du mich fest hältst?“, gab sie schelmisch, aber befreite sich spielend leicht. Der Grünhaarige lächelte. Wenigstens kämpfte er an ihrer Seite!
    Dann richtete Shuu seine Augen auf die Schar der Rüpel, die ihre Pokébälle zückten und bereit zum Angriff waren.


    Rika spähte besorgt zu ihren Freunden herüber. Die Übermacht war viel zu riesig. Sie konnten einfach nicht gegen solch viele Gegner ankämpfen!
    Doch ihre Aufmerksamkeit wurde wieder auf ihre eigene Gegnerin gezogen, denn Hundemon war unter den Klauen des Gluraks zu Boden gegangen und benötigte dringend Hilfe! „Du solltest deine Konzentration auf den Kampf lenken, oder dein Hundemon wird schmachvoll untergehen.“, drangen die eisigen Worte der Schwarzgekleideten in ihre Ohren.
    Der Schattenhund grollte aggressiv, doch sein Zorn verhalf ihm nicht gegen die Stärke des schwarzen Drachens anzukommen. Rika biss sich auf die Lippen. „Hundemon! Halt durch!“
    Harukas Blicke streiften das Mädchen für einen kurzen Moment. „Rika! Pass auf! Sie ist die Anführerin!“, warnte die Braunhaarige.
    Rika wandte sich genervt an das Mädchen. „Kümmert euch um euren eigenen Scheiss!“, fuhr die Schwarzhaarige ihre Gefährten gereizt an.
    Haruka schreckte zurück. Warum war Rika bloß nur so wütend? Was war der Grund für ihre unbändige Wut, die in ihr aufgestiegen war?
    Die Unbekannte kümmerte sich nicht um die Aufgebrachtheit der Schwarzhaarigen. Sie hatte nur noch baldigen Sieg vor sich. „Setz dem ein Ende, Glurak. Flammenwurf!“
    Der Drache hob den Kopf, seine Fänge wurden in einen rötlichen Schein getaucht, während ein leichtes Glimmen im Maul zu sehen war.
    Hundemon starrte seine Trainerin in die Augen. Ließ sie etwa zu, dass beide, Pokémon und Trainer, eine solch schmachvolle Niederlage erleiden? Nein! Rika war viel zu stolz um ein sich ihre Schwäche einzugestehen! Und diese Eigenschaft seiner Trainerin gefiel dem Schattenhund an ihr. Er hatte es seit ihrem ersten Treffen gespürt, nur durch sie konnte er stärker werden um seinen verhassten Rivalen, der es gewagt hatte seinen Stolz zu verletzten, zu besiegen.
    Um Hundemons Körper sammelte sich eine unheilvolle Aura, die solch Finsternis ausstrahlte, die schwachgesinnten Menschen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Diese Welle der schwarzen Energie stieß Glurak von dem Schattenhund fort.
    Die Schwarzhaarige blickte Hundemon irritiert an, das soeben die Attacke Finsteraura freigesetzt hatte.
    „Hundemon…“, sagte Rika leise. Das Mädchen war erstaunt über die Willensstärke und die Entschlossenheit ihres Pokémons. Schließlich nickte sie ihm dankbar zu.
    „Ts. Schwachsinnig…“, kam es nur von der unbekannten Gestalt. „Glurak, Aero-Ass! Trenn die enge Verbindung zwischen ihnen.“
    Glurak kräuselte seine Lippen zu seinem verachtenden Grinsen, bevor es in die Luft schnellte um im nächsten Moment auf Hundemon herabzustürzen.
    Der Schattenhund sah das Pokémon auf sie zu rasen und spannte berauscht die Muskeln an. Doch vor Aero-Ass gab es kein Entkommen, die Attacke traf Hundemon schwächsten Punkt und warf es zu Boden.
    Mühevoll raffte sich Hundemon wieder auf die Pfoten, doch es strauchelte stark und konnte sich nur schwer auf den Beinen halten. Eine schmale, aber tiefe Wunde klaffte an der Schulter des Schattenhundes.


    Haruka und Shuu wehrten sich indessen tapfer gegen die Rüpel. Ihre Pokémon hatten sie bereits in die Ecke gedrängt, doch Gallopa hatte ebenso viele Pokémon von ihnen ausgeschaltet.
    Doch Shuu war besorgt. Rika war in ernsten Schwierigkeiten. Ob sie es schaffte gegen diese Frau zu bestehen? Immerhin war sie offensichtlich eine von den berühmten Commandern, die die Befehlsgewalt über einige Rüpelgruppen besitzen.
    „Macht sie alle.“, sagte einer von ihnen gleichgültig. „Windschnitt, los!“ Ihre Golbats schlugen mit den Flügeln und beschworen einen heftigen Wind. „Nachtara! Spukball!“
    Die Schattenkatze erzeugte im Maul einen schwarzen Energieball, durchtränkt von einer dunklen Aura, und fegte einige der Golbats vom Himmel.
    „Shuu! Es sind zu viele!“, rief Haruka ängstlich. Der Angesprochene schaute seine Freundin an. „Okay, Roselia, du musst uns helfen!“
    Aus dem Pokéball sprang Shuus treues Pflanzenpokémon mit dem der junge Trainer schon einige Wettbewerbe und Kämpfe bereits gewonnen hatte. „Blende sie mit Sonnentag!“
    Haruka musste unwillkürlich grinsen. Sie wusste was ihr Freund vorhatte. Diese Kombination würde alle lästigen Rüpel mit einem Schlag auslöschen!
    Die Golbats mussten notgedrungen landen und verdeckten ihre Augen mit den Flügeln. Die Sonne war so verstärkt worden, dass ihnen das Sonnenlicht wehtat. Sie waren Nachtpokémon! Sie scheuten das Sonnenlicht nicht ohne Grund!
    Nun blickte Shuu zu Haruka herüber, die ihm wortlos zu nickte. „Okay, Solarstrahl, Roselia!“ „Gallopa! Feuersturm!“
    Roselia schleuderte einen schillernden Energiestrahl auf die panischen Golbats, die in alle Himmelsrichtungen versuchten zu fliehen, aber es gab kein Entrinnen. Die Golbats fielen schließlich endgültig vom Himmel als die Flammenwalze den Pokémon den Rest gab.
    Die Rüpel waren schockiert, ihre Pokémon wurden in wenigen Augenblicken allesamt besiegt, aber ihre größte Furcht war vor der Bestrafung ihres Commanders.


    Diese blickte nur wortlos herüber und verfluchte in Gedanken diese Unwürdigen. Wieso anderen etwas überlassen, wenn man es gleich selbst machen könnte?
    Nun aber richteten sich ihre Augen wieder auf Rika, die vergeblich versuchte fieberhaft einen Weg zu finden ihre Gegnerin auszuschalten. Doch ihr Hundemon war sehr geschwächt, eine üble Wunde zierte seine Schulter. Es konnte kaum mehr aus eigener Kraft auf den Beinen stehen! Darüber musste die Maskierte stets nur grinsen. „Beende es mit Drachenklaue, Glurak!“
    Der Schwarze willigte mit einem kurzen Nicken ein und lief, mit gespreizten Krallen, auf den Schattenhund zu, der unwirsch begann seine Zähne zu fletschen. Das Pokémon versuchte vergeblich auszuweichen. Gluraks messerscharfen Klauen rissen Hundemon das Fell an der Brust fort und letztlich gab der Drache seinem Konkurrenten einen niederschmetternden Schwanzhieb. Hundemon prallte, vor Schmerz stöhnend, an einem Baum ab. Gluraks mächtigen Kiefer umfassten Hundemons Hals. Mit voller Wucht schleuderte der Drache den Schattenhund gegen den nächsten Baum.
    Der Schattenhund jaulte vor Schmerz auf. Eins scheußliches Geräusch war zu hören als ob etwas im Inneren des Körpers zerbrach.
    Als Hundemons Körper schlaff zu Boden ging, ließ Glurak von seinem Opfer ab.
    Rika konnte nur hilflos zu sehen, wie Hundemon unter Qualen litt. Nannte sich dies etwa einen Pokémonkampf oder war es reine Mordlust?
    „Shuu! Rika ist in Schwierigkeit!“, schrie Haruka panisch vor Furcht. Shuu und Haruka ließen von den Rüpeln ab, die ängstlich zurückwichen und ihnen den Weg freimachten. Gemeinsam wollten sie ihrer Freundin zur Hilfe eilen!
    Doch plötzlich wandte sich die Schwarzhaarige um. Ihr Gesicht war wutverzerrt. „Mischt euch gefälligst nicht ein!“, herrschte das Mädchen ihre Freunde an, die inne hielten.
    War Rika etwa so stolz, dass sie sich eine Niederlage nicht eingestehen wollte? Ihr Hundemon war schwer verletzt! Es konnte nicht mehr weiterkämpfen!
    Aber sie täuschten sich; Hundemons Pfoten zuckten und zornig knurrend erhob sich wieder. Auch wenn die Beine mehrmals einknickten und es kaum sein eigenes Gewicht halten konnte.
    Rika war erleichtert, auch wenn es keinen Grund dafür gab. Die Schwarzgekleidete war einfach zu stark – selbst für sie, die sich niemals ihre Schwäche eingestand.
    Höhnisches Gelächter erklang und Rika ballte die Faust zusammen. „Beachtlich. Aber wie lange soll dein Hundemon noch durchhalten? Gib auf und gesteh dir endlich ein, dass du zu schwach bist um mich zu besiegen.“
    Der schwarze Drache zog die Lippen zu einem abschätzigen Grinsen. Seine Trainerin machte eine kurze Handbewegung. Glurak verstand.
    Seine Krallen flackerten erneut auf und verströmten ein rötliches Licht. Es griff Hundemon erneut an! Und dieses Mal sollte es ein vernichtender Angriff werden!
    „Lucario! Auraspähre!“, ertönte eine weibliche Stimme so plötzlich, dass Glurak in seinem Angriff inne hielt. Das Licht um seine Kralle erlosch.
    Unerwartet zurrte ein kraftvoller Energieball, der reinblaues Licht ausströmte, auf den Drachen herab und hüllte diesen in eine Explosion. Nachdem sich der aufgewirbelte Staub gelegt hatte, sah es sich einem blaufarbenen Werwolf, der einem Menschen sehr ähnlich war, gegenüber. Zwischen seinen Pfoten formte sich einen Knochenstab und richtete diesen folglich auf Glurak.
    Sumomo war herbei geeilt und gestellte sich nun zu Haruka und Shuu. „Sumomo!“, begrüßte Haruka das Mädchen überrascht. Diese nickte ihr kurz zu. „Ich habe zufällig von Passanten gehört, dass Team Galaxy wieder Unruhe macht.“
    Die Schwarzhaarige blickte das junge Mädchen an, die ihr ungewollt zur Hilfe gekommen war. Sie musste zugeben, dass der Zeitpunkt gut gewählt war um ihr Beistand zu leisen.
    Die maskierte Frau konnte nun nicht mehr ihre Ungeduld unterdrücken. Was wollten diese Jugendlichen, die ohnehin keine Ahnung hatten von der Welt, bewirken?
    „Was soll das werden? Wollt ihr Helfen spielen?!“, wollte die Unbekannte erzürnt wissen. „Oder sucht ihr schlichtweg die Niederlage?“
    Der schwarze Drache grollte. Seine blauen Augen waren auf die Gruppe von Trainern gerichtet. Voller Hass und Verachtung.
    Ein leises Piepen ertönte. „Relena? Kehre unverzüglich ins Hauptquartier zurück.“, erklang eine raue Stimme.
    „Jawohl.“, willigte die Unbekannte ein und kehrte nun Rika und ihren Freunden den Rücken zu.
    Rika hob geschockt den Kopf und starrte die Frau an. Ihr schwarzes Haar funkelte im Sonnenlicht. „Relena…?“, flüsterte das Mädchen tonlos und senkte den Kopf zu Boden.
    Ehe die Unbekannte mit ihren Untertanen verschwand, richtete sie ihre dunklen Augen auf Rika. „Du solltest dich nicht in Angelegenheiten einmischen, die dich nichts angehen.“
    Rika schaute die Frau wortlos an. Sie glaubte ein leichtes Lächeln unter der Maske der Frau zu sehen. „Du solltest dich um dein Hundemon kümmern.“
    Mit diesen Worten verschwand diese. Niemand wagte es sie aufzuhalten. Eine unerwartete Stille trat ein.
    Und Rika? Sie fühlte sich zutiefst erschüttert, verwirrt. Es war so als ob jemand ihr den Boden wegzog und sie in die endlose Leere stürzte.
    Shuu fasste ihr an die Schulter und spürte, wie sie furchtsam zusammen zuckte. „Wir sollten schnell ins Pokémon Center.“, er deutete auf Hundemon. „Und du siehst auch nicht gerade gut aus. Ist alles in Ordnung?“
    Zögernd nickte die Schwarzhaarige. Sie hatte dem Grünhaarigen nicht ihre volle Aufmerksamkeit zugeteilt.
    „Okay, dann kommt. Es ist Eile geboten!“, sagte die Rosahaarige hastig.


    Im Pokémon Center nahm Schwester Joy Hundemon in sofortige Behandlung. Rika und ihre Freunde konnten nur warten, warten bis Schwester Joy die erlösende Nachricht brachte.
    Das schwarzhaarige Mädchen konnte nicht sagen, wie lange sie bereits warten. Doch ihr Gefühl sagte ihr, dass es bereits eine halbe Ewigkeit war. Ihre aufgewühlten Gedanken quälten sie in dieser Zeit, nach dieser schicksalhaften Begegnung. Sie machte sich selbst Vorwürfe Hundemon nicht aufgehalten zu haben. Wie wäre der Kampf ausgegangen, wenn Sumomo nicht eingegriffen hätte?
    Shuu starrte auf das Licht oberhalb der Behandlungstür. Dann aber streiften seine Blicke die Schwarzhaarige. „Rika? Was ist los?“, fragte der Junge, auch wenn er keine Antwort von dem verwirrten Mädchen erwartete.
    Er täuschte sich. „Sie wurde Relena genannt…“, kam es wispernd von ihr, ohne den Blick zu heben. Die Anwesenden verstanden nicht. „Der Name meiner Mutter…“, fügte Rika in trauernder Stimme hinzu.
    Haruka starrte Shuu geschockt an. Doch der Junge verstand sie. Er bohrte nicht weiter in den aufgerissenen Wunden, nur um Antworten auf seine Fragen zu bekommen.
    Seine Blicke schweiften zu Sumomo herab, die neben Haruka saß. Ihr Lucario lehnte sich lässig gegen die Wand und verzog keine Miene, nach den Geschehnissen.
    „Sumomo?“ Das Mädchen blickte auf und schaute Shuu an. „Warum hast du eingegriffen?“
    Die Angesprochene seufzte. Lucario sah sie streng an. „Ich musste es einfach tun.“, erwiderte das Mädchen. Nun hob auch Haruka interessiert den Kopf.
    Nun öffnete sich die Tür des Behandlungsraumes. Schwester Joy trat heraus. An ihrer Seite war Hundemon, der an Brust und Schultern einen weißen Verband trug.
    Rika sah auf. „Hundemon!“, flüsterte sie erleichtert. Das Mädchen stürmte auf ihren Schattenhund zu, der ihr freudig entgegen sah. Sie drückte seine Schnauze gegen ihr Gesicht und verdrückte eine leichte Träne, die ihrem Gesicht herunter rann. „Bin ich froh!“, hauchte Rika erleichtert. Hundemon grollte nur beschwichtigend.
    „Hundemon geht es soweit wieder gut. Die Verbände sind nur da um die Salbe nicht zu verschmieren. Es kann bald wieder kämpfen.“
    Die Schwarzhaarige wischte sich kurz durch das Gesicht und erhob sich schließlich. „Danke.“
    Die Krankenschwester lächelte. „Dein Hundemon ist sehr willensstark. Du solltest gut auf sein Temperament Acht geben.“, meinte diese und verabschiedete sich nun.
    Haruka legte ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter. „Ganz schön gut ausgegangen, was?“, neckte das Mädchen Rika.
    Rika verdrängte ihre Gedanken und ein leichtes Lächeln huschte ihr über das Gesicht. „Es tut mir Leid.“
    „Hm? Für was?“, entgegnete Shuu ruhig. Rika schaute ihm in die smaragdfarbenen Augen. „Das ich eure Hilfe abgelehnt habe als ich sie brauchte.“, antwortete das Mädchen.
    Shuu grinste und schob mit seinen Fingern eine Strähne beiseite. „Gegen Sturheit helfen keine Worte.“
    Sumomo lächelte. „Nun, ich werde dann wieder aufbrechen.“, mischte sich das Mädchen wieder ein. Sie wollte sich bereits zum Gehen wenden als Rika sie aufhielt. „Du hast uns noch nicht den Grund gesagt, warum du dich eingemischt hast!“
    Die Angesprochene neigte den Kopf zu den Jugendlichen. „Es war meine Pflicht als Arenaleiterin.“
    Rika zuckte unwillkürlich zusammen. „Du bist die Arenaleiterin von Schleiede?!“, entfuhr es ihr. Sumomo nickte zögernd.
    Die Schwarzhaarige ballte die Faust. Es machte ihr nur noch schwerer diese Niederlage zu akzeptieren, auch wenn Sumomo sie vor weitaus schlimmeres bewahrt hatte als nur diesen lächerlichen Misserfolg.
    Lucario blickte Hundemon mit einem leichten Grinsen auf den Lippen an. Der Schattenhund zog die Lefzen hoch und knurrte erzürnt. Lucario zeigte ebenfalls seine spitzen Eckzähne. Zwischen beiden Pokémon war eine Rivalität aufgeflammt. Und schon bald sollten sie gegeneinander kämpfen. Doch Hundemon würde sich niemals den Stolz nehmen lassen!

  • 39. Kapitel


    Orden Nummer 3


    Es war eine klare und kühle Nacht. Der Nebel kroch durch die Gassen und Straßen und verlieh der dunkel daliegenden Stadt etwas Unheimliches zu diesen Stunden.
    Der eisige Wind spielte mit den Gardinen des offenen Fensters und das Mondlicht tauchte den Raum in ein helles, sanftes Licht.
    Es war eine friedliche Nacht, aber nicht für Rika. Sie konnte einfach nicht in den Schlaf finden. Das Licht des Vollmonds war nicht der Grund für ihre innere Unruhe. Ihre Gedanken waren sehr aufgewühlt um die selige Ruhe finden zu können.
    Mit starrem Blick waren ihre Augen auf die Decke gerichtet. Das Mädchen seufzte schwer, dann wandte sie ihren Blick ab und schloss die Augen.
    Eine Weile harrte Rika aus, sich wünschend, dass bald der Schlaf über sie käme. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Die quälenden Gedanken des Tages kehrten immer wieder zurück, legten sich wie ein dunkler Schatten um die Schwarzhaarige, die das Mädchen stets begleiteten.
    Rika setzte sich kurzerhand wieder auf und hielt einige Zeit inne, während ihre Blicke zum Fenster gerichtet waren. Der Mond… Er ließ Rika melancholisch werden. Schließlich schob das Mädchen die Bettdecke beiseite, schlüpfte in ihre Schuhe, und erhob sich schwungvoll. Leise und vorsichtig schlich Rika an Harukas Bett vorbei, auf deren Decke auch das kleine Lugia schlief. Doch das Kleine erwachte, was soeben noch friedlich geschlafen hatte. Ein fragender Laut entwich dem Pokémon und ließ Rika unwillkürlich zusammen zucken. Sie drehte den Kopf herum als sie das Geraschel der Decke vernahm. „Schlaf weiter, Lugia.“, sagte das Mädchen in gedämpfter Stimme. „Es ist alles in Ordnung.“
    Einige Male blinzelte Lugia schlaftrunken, ehe es wieder den Kopf niederlegte und wenige Sekunden wieder im Traumland verschwunden war.
    Rika atmete tief durch, bevor sie sich auf die niedrige Fensterbank setzte und mit getrübten Blick hinunter auf die finstere Straße. Um diese späte Uhrzeit, es war nach Mitternacht, streiften nur wenige Menschen umher. Nachzügler, die noch keinen Schlafplatz gefunden hatten, oder einfach erst zur späten Stunde nach Hause taumelten. Durch den seichten Nebel wirkten diese Gestalten, die ziellos umher irrten, gespenstisch und unheilvoll. Rika fröstelte es bei ihrem Anblick, sie dachte an den Kampf mit dem Commander. Doch es kamen ihr wieder nur die Tränen in den Augen und schlang somit ihre Arme mehr um die Beine um ihr Gesicht zu verbergen. Sie schloss ihre Augen, versuchend sich von den Geistern der Vergangenheit loseisen.
    Wenige Augenblicke verweilte Rika bewegungslos, bis sie ihren Kopf hob. Ihre Augen waren auf die helle, volle Mondscheibe gerichtet.
    Warum? Warum fühlte sie sich so leer, so ausgedörrt? Wieso zweifelte sie plötzlich an sich selbst? Sie hatte ihr Selbstvertrauen wieder, seit langem hatte sie wieder den Mut gefasst ihre Vergangenheit ein für alle Mal aus ihrem Leben zu verbannen. Doch nun rissen alte, verheilte Wunden wieder auf, ließen Rika den ganzen Schmerz von neuem durchleben und dies löste Zweifel aus. Zweifel an sich selbst. Warum tat es bloß so weh?
    Einsamkeit griff nach ihrem Herzen. So einsam wie seit langem nicht mehr. Mit niemanden konnte sie diese Einsamkeit teilen, denn sie war immer auf sich selbst gestellt, alleine. Ihre Eltern bevorzugten nicht sie, sondern ihren Bruder Ryo. Ihr wurde die Liebe, die sich Rika immer gewünscht hatte, nie zuteil. Wäre sie vielleicht ein anderer Mensch, wenn ihre Eltern sie so geliebt hätten, wie sich es Rika in ihrer Kindheit immer herbeigesehnt hatte?
    Plötzlich schrak Rika aus ihren Gedanken hoch als eine kalte Schnauze sich auf ihre nackten Knie legte. Aufgewühlt blickte das Mädchen in die hellen Augen Hundemons. Rika strich mit den Fingern über die Stirn des Pokémons. Dieses schloss kurz die Augen und brummte friedlich. Rika lächelte. Wie dumm konnte sie bloß sein? Sie war nicht einsam. Im Gegenteil. Sie hatte Freunde. Freunde, die jederzeit für sie da waren. Und ihre Pokémon würden ihre Trainerin niemals im Stich lassen. Ihre Freunde und Pokémon waren ihre Familie. „Ich musste blöd gewesen sein, dass ich mich für einsam halte, nicht wahr?“, sagte Rika mit leiser Stimme. Der Schattenhund hob den Kopf und grollte bestimmend. Die Schwarzhaarige lächelte abermals und lehnte den Kopf gegen die Wand. Sie dachte wieder nach. Über die Geschehnisse des Tages. Dem Kampf mit der Maskierten, die genau wie ihre Mutter Relena genannt wurde.
    Hundemon knurrte mahnend und riss Rika aus ihrem Gedankenstrom. „Wir sollten uns nicht von der Vergangenheit beeindrucken lassen.“, sie schloss die Augen für einen kurzen Moment und schöpfte neue Kraft aus Hundemons Zuversicht und Beistand. „Wir haben einen Arenakampf zu gewinnen.“


    „Wir haben euch bereits erwartet.“, grüßte Sumomo das Trio und Harukas Riolu, die soeben die Arena betraten. Rika aber nickte bloß wortlos. Ihre Gedanken waren bereits im Kampf. Weit weg von der Realität, dem Hier und Jetzt.
    Es war nicht üblich, dass man ihr diese Anspannung vor einem Kampf ansehen konnte. Das Mädchen war sonst gelassen, ruhig und ohne jegliche Furcht. Doch nun schnürte ihre Unruhe beinahe den Brustkorb ab. Ihr dritter Orden war in greifbarer Nähe. Sie war fest entschlossen diesen Kampf zu gewinnen!
    Sumomo, die junge Arenaleiterin Schleiedes, grinste. Den letzten, erregenden Kampf hatte sie zuvor mit Satoshi ausgefochten. Doch sie war der Überzeugung, das auch dieser Kampf großartig werden würde.
    Haruka und Shuu beobachteten gespannt die Begegnung von Sumomo und Rika. Sie fühlten regelrecht die Anspannung, die von beiden Trainerinnen ausging. Beide jagten Ziele hinterher, Sumomo musste die Würde ihrer Arena verteidigen und Rika? Das Mädchen hatte viele Absichten. Ihr größtes Ziel galt jedoch endlich ihren Bruder zu schlagen.
    „Na dann zeig mal, was in dir steckt.“, forderte die Rosahaarige auf, während sie einen Pokéball bereits zwischen den Fingern hielt. Rika lächelte verschlagen. „Dies hatte ich auch vor!“
    Zeitgleich mit Sumomo beförderte die Mädchen ihre Pokébälle in die Luft aus denen sich die wagen Schatten ihrer Pokémon abzeichneten. Als dieses grelle Licht verloschen war, standen sich nun Frizelbliz und ein Meditie gegenüber.
    Rikas Elektrohündin war genauso gewillt diesen Kampf für sich zu entscheiden, wie ihre Trainerin. Aber auch zwischen Sumomo und ihrem Meditie bestand ein großes Band des Vertrauens.
    Nun hob der Schiedsrichter bei Beginn die Flaggen hoch. Ein Zeichen, das es losging. „Der Kampf zwischen der Arenaleiterin Sumomo und der Herausforderin Rika kann beginnen. Es dürfen drei Pokémon eingesetzt werden. Nur der Herausforderin ist es gestattet Pokémon zu wechseln.“
    Mit einer raschen Bewegung läutete der Schiedsrichter nun das Gefecht ein. Rikas Nervosität schwand und ließ sich nicht den ersten Zug nehmen. „Frizelbliz! Wir beginnen mit Ruckzuckhieb!“
    Sumomo aber war darauf vorbereitet. „Konfusion!“, entgegnete das Mädchen gelassen, während Meditie die Hände hob und Frizelbliz in die Luft empor hob als wäre diese bloß ein Fliegengewicht. „Und nun schenke Frizelbliz einen Freiflug!“
    Durch Medities Psychokräfte wurde die Elektrohündin auf den Boden geschleudert. Rika fluchte. „Steh auf und Tackle!“
    Das Pokémon schlug schlagartig die Augen wieder auf und rannte flink auf Meditie zu. Sumomo musste, um ihr Pokémon zu schützen, schnell etwas unternehmen! „Scanner!“
    Eine seltsame Aura umfloss den Körper des Kampf Pokémons, die den Körper schützen sollte.
    Aber Rika grinste. Sie hatte solch eine Reaktion geradezu erwartet. „Zum Ruckzuckhieb übergehen.“
    Frizelbliz beschleunigte ruckartig, anstatt Meditie anzugreifen, sprang es um das Pokémon herum. Verwirrt darüber fuhr Meditie verunsichert herum. Seine schützende Hülle löste sich wieder auf.
    Rika war amüsiert darüber, dass ihr Plan sichtlich aufging. Es war nun der Zeitpunkt eines Angriffes gekommen! „Frizelbliz, greif es jetzt an!“
    Ihr Pokémon hielt inne, wandte sich geschmeidig zu Meditie um es kraftvoll zu rammen. Dieses wurde zurückgestoßen. „Mist.“, sagte Sumomo. „Ableithieb!“
    Nachdem sich Meditie einigermaßen von dem harten Tackle wieder erholt hatte, erhob es seine Faust, die in ein grünliches Licht getaucht wurde. Frizelbliz spannte ihren Körper an. Ein leises Knurren entwich ihrer Kehle.
    Flink sprang das Kampf Pokémon über Frizelbliz, welches erstarrte und nicht fähig war sich zu bewegen. Mit einem festen Schlag beförderte Meditie die Elektrohündin gegen die Wand. Mühsam richtete sich Frizelbliz wieder auf. Schwache Funken aber zuckten an ihrem Körper, die das Pokémon zu lähmen schienen.
    „Konfusion, Meditie!“, befahl die Rosahaarige, die zunehmest selbstbewusster wurde.
    Abermals hüllte eine violettfarbene Aura Frizelbliz ein, die es über das gesamte Kampffeld beförderte. Doch nun war die Lähmung überwunden. „Gut gemacht, Frizelbliz.“, lobte Rika. „Nun setzte deinen Funkensprung ein!“
    „Stopp es mit Konfusion wieder!“, konterte Sumomo rasch. Meditie folgte ihrer Anweisung. Bevor Frizelbliz genügend Energie geladen hatte, wurde es wieder in die Luft empor gehoben. Es zappelte wild umher, wollte sich von der unsichtbaren Energie befreien, die es umgab und unfähig machte zu handeln. Die Elektrohündin war erzürnt. Dies erkannte ihre Trainerin. „Frizelbliz, beruhige dich und setze Ladungsstoß frei!“, rief Rika bestimmend ihrem Pokémon zu.
    Beim Erklang von Rikas Stimme beruhigte sich Frizelbliz, ließ seinen Körper von seiner Elektrizität durchfluten, die wenige Augenblicke später wie ein polterndes Donnern auf den Anwender der Psychokraft niederfuhr. Meditie sank auf die Knie und löste dadurch den Einfluss von Konfusion. Frizelbliz schlug hart auf dem Boden auf, konnte sich aber wieder mühsam aufrichten. Beide Pokémon begannen keuchten erschöpft.
    Bevor Rika agierte, rief Sumomo: „Ableithieb, Meditie! Los!“ Doch sie unterschätzte die Schwarzhaarige. Diese ließ Frizelbliz nicht einfach untätig ins offene Messer laufen. „Ausweichen und Funkensprung!“
    Die Elektrohündin reagierte blitzartig. Das Pokémon brach zur Seite aus, haarscharf entging es der Faust Meditie, welches nun irritiert seine Balance verlor. Diesen Fehler nutzte Frizelbliz schamlos für einen zielbewussten Angriff aus. Durch den Stoß wurde Meditie gegen die Wand geschleudert, an der es reglos liegen blieb.
    Frizelbliz hechelte abgekämpft. Doch der Sieg berauschte das Pokémon und ließ dessen Müdigkeit völlig in den Hintergrund treten. Sie war stolz auf sich selbst. Ob Rika es auch war?
    Sumomo hob den Pokéball, fing Meditie wieder in seinen Pokéball ein und blickte auf diesen herunter. „Du hast gut gekämpft, Meditie.“, sie steckte ihn schließlich fort und zückte einen weiteren Pokéball heraus. „Maschock!“
    Aus dem grellen Lichtstrahl formte sich ein muskulöses, durchtrainiertes Pokémon an dessen Hüfte ein schwarz-goldfarbener Gürtel prangte. Es wirkte bereits jetzt mächtig, obwohl es seine Muskeln noch nicht gestrafft hatte.
    „Frizelbliz, nimm dich in Acht.“, mahnte die Schwarzhaarige, denn ihr war bewusst, dass die Reserven der Elektrohündin ausgezehrt waren. Sumomo wusste dies natürlich auch. „Karateschlag, Maschock!“
    Dieses gehorchte, rannte auf Frizelbliz zu, während seine linke Hand vorstreckte. Duckend wollte sich die Elektrohündin vor dem Angriff schützen, wurde dennoch hart getroffen und wurde zurückgestoßen. „Und jetzt Kreuzhieb!“
    Maschocks Arme leuchteten als es diese überkreuzte und brachte Frizelbliz in arger Bedrängnis. In die Enge getrieben, war ihr jede Möglichkeit zum Flüchten verwehrt.
    „Greif es weiter an!“, rief die Rosahaarige, während sie mit ihren Armen den bevorstehenden Angriff beschrieb.
    Maschock ging ihrem Befehl nach und schlug mehrere Male hemmungslos auf Frizelbliz ein. Ihre Beine erzitterten und konnten nicht mehr das eigene Körpergewicht tragen. Entkräftet fiel Frizelbliz zu Boden. „Du hast toll gekämpft. Deine Pause hast du dir verdient, Frizelbliz.“, mit diesen Worten aussprechend, verstaute Rika den Pokéball der Elektrohündin und brachte einen Neuen hervor. „Auf geht’s! Panzaeron!“
    Aus dem Pokéball formend erschien der robuste Körper des Stahlvogels. Ein gellender Schrei zog sich über das Kampffeld, bevor seine Krallen auf den Boden aufsetzten.
    „Ein Flugtyp, hm?“, kam es von Sumomo. „Setz Durchbruch ein! Schnell!“
    Maschock lief geschwind auf Panzaeron zu, dass soeben die scharfkantigen Flügel ausbreitete und sich in die Luft erhob. Maschocks glühender Armschlag ging ins Leere. Angestrengt hob es seinen Blick auf den imposanten Stahlvogel, der anmutig in der Luft schwebte. „Stahlflügel!“
    Die grauen Schwingen wurden von einem metallischen Licht reflektiert, begleitet von einem weiteren Kreischen des Panzaerons. Eines Adlers gleich, stieß der Vogel von der Luft auf Maschock herab. Nur ein leichtes Streifen der Flügel genügte bereits um dem Kampf-Pokémon eine lange Wunde beizubringen. Mit einer geschmeidigen Drehung wiederholte Panzaeron diesen Angriff.
    Sumomo schloss für einen Moment die Augen. Nervosität ergriff sie, die sie rasch in den Griff bekommen musste. „Maschock! Setze Kreuzhieb ein!“
    Maschock überkreuzte seine Arme abermals, stieß sich dann kraftvoll vom Boden ab um in Panzaerons Reichweite zu kommen.
    Das schwarzhaarige Mädchen war gelassener als ihre Gegnerin. „Agilität.“, sagte Rika ruhig. „Und dann Sternschauer!“
    Gerade als Maschock zuschlagen wollte, verblasste Panzaerons Körper und tauchte hinter dem Pokémon wieder auf. Folglich öffnete der Vogel den Schnabel, schleuderte goldfarbene Sterne auf Maschocks Rücken, die es zu Boden stießen.
    Rasch war jedoch das Kampf-Pokémon wieder auferstanden. „Benutze deinen Stahlflügel, Panzaeron!“, rief Rika ihrem Vogel zu. „Durchbruch, Maschock!“, konterte Sumomo zeitgleich.
    Nochmals versuchte Panzaeron einen heftigen Treffer mit Stahlflügel landen. Diesmal entging Maschock aber keine einzelne Bewegung Panzaerons. Auch das Kampf-Pokémon riskierte einen Angriff. Doch es gestaltete sich schwieriger gegen einen fliegenden Gegner zu kämpfen, der obendrein noch sehr schnell war in seinen Bewegungsabläufen. Maschock aber wartete geduldig. Als dann ein Zusammenstoß beider Pokémon nicht mehr unumgänglich war, ließ Maschock seinen Arm auf Panzaerons Genick hinabschnellen. Der Stahlvogel kam unsanft auf dem Boden auf und krümmte sich vor Schmerz. Bedeutete dies das Ende?
    Leichtfertig aufgeben tat Panzaeron allerdings nicht. Es kämpfte bis zum bitteren Ende. Mühsam erhob sich der Stahlvogel, breitete seine Schwingen aus und kreischte entschlossen.
    Rika atmete tief durch, sie musste nun Panzaerons restliche Energie klug einsetzen. Es war ihre einzige Trumpfkarte – abgesehen von ihrem Teamleiter Hundemon, das vielleicht imstande wäre gegen die Kampf-Pokémon anzukommen. Aber dieser Einsatz war ihr zu heikel als blindlings in eine Niederlage zu rennen.
    „Maschock! Es ist am Ende!“, stachelte Sumomo ihr Pokémon auf, dass ebenfalls bereits schwer atmete. „Durchbruch!“
    „Sternschauer, Panzaeron.“, rief die Schwarzhaarige. Scharfkantige Sterne blitzten auf als Panzaeron diese auf Maschock schmetterte. Dies nutzte der Stahlvogel aus um sich wieder in die Lüfte zu erheben. „Stahlflügel, schnell!“, brüllte Rika erregt.
    Panzaeron stürzte mit glühenden Schwingen auf Maschock herab, dass sich soeben vom Sternschauer befreit hatte und nun einen heftigen Volltreffer einstecken musste. Maschock sank geschlagen auf die Knie, sein Atem ging stoßweise. Seine Augen wirkten plötzlich seltsam starr, wie die eines Kriegers, der im Angesicht des Todes war.
    Dann geschah es. Es dauerte nur wenige Herzschläge bis es bäuchlings nieder fiel und regte sich nicht mehr.
    Erhaben stieß Panzaeron einen Schrei aus, der Haruka und Shuu einen Schauer über den Rücken jagte.
    Nachdem Sumomo Maschock in seinen Pokéball zurückgerufen hatte und für seine Dienste dankte. „Wenn du denkst ich gebe einfach so leichtfertig auf, hast du dich getäuscht, Rika! In der nächsten Runde werde ich nicht zimperlich mit dir umgehen.“
    Rikas Gesicht verfinsterte sich, doch Sumomos Warnung berührte sie nicht.
    „Es ist Zeit für mein drittes und stärkstes Pokémon! Lucario, komm raus!“, rief die Arenaleiterin.
    Der Lichtstrahl des erscheinenden Pokémon bündelte sich und verwandelte sich ein lebendiges Wesen. Rika war bewusst, dass sich Sumomos wohl stärkster Gefährte vor ihr materialisierte und seine Gliedmaßen streckte. Es war bei bester Gesundheit und vollends ausgeruht – im Gegensatz zu Panzaeron. Doch Rika ließ sich durch diese Tatsache nicht entmutigen. Sie hatte Vertrauen, großes Vertrauen, in ihre Pokémon. „Bist du bereit, Panzeron?“, der Stahlvogel erwiderte ein einstimmiges Kreischen. „Gut, dann nochmals Stahlflügel!“
    Abermals blitzten Panzaerons Schwingen grell auf, während dieses mit unglaublicher Geschwindigkeit auf Lucario zuraste. Das werwolfähnliche Pokémon regte keinen Muskel, keine Anzeichen von Furcht merkte man ihm an. Es wartete bloß geduldig auf den Befehl seiner Meisterin. „Benutz Metallklaue dagegen!“, konterte die Rosahaarige. „Und dann Auraspähre!“
    Lucario trat einen Schritt vor, die weißen Zacken an seinen Händen formten sich zu gefährlich, gebogenen Krallen, die aufblitzten als Panzaerons Angriff leichtfertig abgeblockt wurde. Der Stahlvogel krachte mit geballter Wucht auf den Boden. Versuchend sich wieder aufzurichten, bohrte der stolze Vogel seine Klauen in den Boden. Eine azurblaue Energiekugel rauschte durch die Luft und streckte Panzaeron endgültig nieder.


    Riolu, das soeben noch neben Haruka saß und stumm den Kampf verfolgt hatte, war nun aufgesprungen. Der Kampf erregte das kleine Pokémon. Seine Nerven waren angespannt. Mit angehaltenem Atem beobachtete Riolu die fließenden Bewegungen Lucarios. Das Pokémon faszinierte ihn; den mühelosen Parierschlag gegen Panzaeron und dem nachfolgenden Angriff, der den Stahlvogel außer Gefecht setzte…
    Ob es ebenso geschickt und furchteinflößend stark werden würde?


    Rika war über die Niederlage ihres Pokémons nicht erzürnt. Es bestürzte sie bloß, dass sie Lucarios Kräfte falsch eingeschätzt hatte und es ein solch gefährlicher Gegner war. Und nun, in dieser verbliebenen Runde, würde entscheiden, wer siegreich aus dem Kampf hervorgehen würde. Das Mädchen wollte sich kein Urteil darüber verschaffen, wer dies sein würde. Dafür war der Ausgang des Kampfes viel zu ungewiss.
    Trotzdem zog sie mit ruhiger Gelassenheit nun einen weiteren Pokéball und warf ihn wortlos auf den Boden.
    Aus dem Lichtkegel formte sich die Gestalt von Rikas treuem Hundemon. Reglos starrte es auf seinen Kontrahent. Bloß sein Schweif zuckte lebhaft durch die Luft. Als dann Lucario seinen Körper zum Angriff bereit machte, entblößte Hundemon seine spitzen Fangzähne.
    „Lucario! Metallklaue!“, befahl Sumomo. Blitzschnell attackierte das Pokémon den Schattenhund, der sich ebenso rasch duckte. „Deinen Spukball!“, erwiderte Rika.
    Dunkles, unheilvolles Licht umspielte Hundemons Schnauze als dieses einen Schattenball heraufbeschwor, den der Schattenhund auf Lucarios Brust platzierte, sodass der Werwolf zurück gestoßen wurde. „Und jetzt Flammenwurf!“
    Hundemon legte den Kopf in den Nacken, während ein glimmender Feuerstrahl aus seinem Maul sprang. „Knochenhatz, schnell!“, rief die Rosahaarige nervös.
    Zwischen Lucarios Pfoten erschien ein Energiestab, der zu rotieren begann und den Flammenwurf teilte. Unversehrt glitten die lodernden Flammen an Lucarios Körper hinweg und hinterließen keinerlei Brandspuren. Dann sprang Lucario mit einem geschmeidigen Satz vor Hundemon, hieb mit zwei Schlägen auf die Beine des Pokémons ein, aber der Schattenhund entging jeder Attacke mit wenigen Ausfallschritten. Knurrend verbiss sich Hundemon in den Knochenstab, und presste seinen Kiefer so fest zusammen, dass sich der Stab unter dem Druck auflöste. Alarmiert darüber sprang Lucario wieder auf seinen Standpunkt. „Ist das schon alles?“, fragte Rika grimmig.
    Sumomo lachte. „Noch lange nicht!“, antwortete das Mädchen. „Aurasphäre!“
    Lucario erschuf einen Energieball, welcher ob der gebündelten Kraft erleuchtete. Hundemon konnte diesem Geschoss nicht ausweichen. Der Hund wurde nach hinten gestoßen und zog den Kopf reflexartig zurück, verharrte aber regungslos. Kein wütendes Knurren entwich seiner Kehle. Unerwartet neigte es wieder den Kopf zu Lucario als hätte die Aurasphäre niemals getroffen. Geschweige denn gespürt.
    „Was?!“, entfuhr es Sumomo, die zuvor der festen Überzeugung gewesen war, dass Hundemon diese Attacke nicht lange standhalten konnte.
    Hundemon kräuselte bloß belustigt die Lippen. Rika fuhr sich durch die Haare, schlug diese dann zurück und schaute die Arenaleiterin grinsend an. „Ausweichen und weglaufen ist nicht unsere Art…“, entgegnete die Schwarzhaarige. „Wir kämpfen jederzeit von Angesicht zu Angesicht!“
    Der Schattenhund zog die Lefzen hoch, sodass sein Gebiss sichtbar wurde, begleitet von einem dominanten, boshaften Zähne fletschen.
    Sumomo überwand ihre Sprachlosigkeit. „Dann kann’s weitergehen!“, rief sie entschlossen. „Knochenhatz!“
    Lucario preschte auf Hundemon zu, zwischen seinen Pfoten materialisierte sich der blaue Knochenstab, schwang ihn dann mit einem Schlachtruf über den Kopf und traf den Schattenhund an der rechten Schulter. Dieses wich grollend zurück. Nachfolgend rasten weitere Hiebe auf ihn zu, die allesamt auf die Beine zielten. Doch würde der Schattenhund niemals den gleichen Fehler zweimal begehen. „Hundemon, Flammenwurf!“
    Aus dem Maul des Pokémons züngelte eine rötliche Flamme. Lucario versuchte dem heißen Feuerstrahl zu entgehen, aber das Geschoss traf direkt auf seine Flanke. Kurz ließ sich Lucario auf die Knie fallen, um nach Luft zu ringen. Rasch hatte sich der Werwolf einigermaßen erholt und erhob sich wieder.
    „Lucario, Aurasphäre!“, befahl Sumomo, während sie mit ihren Händen einen Kreis beschrieb, den Lucario nachahmte. In der Handfläche, der zusammen geführten Pfoten, schimmerte bläuliche Energie auf und formte sich dann zu einem Energieball heran. Die Kugel schoss zischend durch die Luft auf Hundemon zu. „Hundemon! Spukball dagegen!“
    Die Schnauze des Schattenhunds wurde in dunkles, schattenartiges Licht getaucht als dann der unreine Ball vor seinem Maul sich formierte.
    Mit geballter Wucht prallten beide Attacken aufeinander, riefen eine erschütternde Explosion herbei, die das Kampffeld in einer schweren Staubwolke hüllte.
    Unerwartet hörte die Rosahaarige bloß, wie Rika ihrem Pokémon trotz der schlechten Sichtverhältnisse einen Befehl zum Angreifen gab. Die Wahrscheinlichkeit, das der Angriff ihr Pokémon treffen würde, war sehr gering. Und trotzdem ließ Rika solch Wagemut walten? Die Arenaleiterin war fasziniert über den Mut der Schwarzhaarigen. Doch ihr Zögern wurde unredlich bestraft – der Flammenwurf brach durch die Staubwolke hindurch und Lucario schrie vor Schmerz auf.
    Durch den Schrei ihres Pokémons zuckte Sumomo zusammen und ihre Aufmerksamkeit wurde auf das Kampfgeschehen gelenkt. Schweratmig stand Lucario auf den Beinen. Der Werwolf neigte den Kopf zu seiner Trainerin. Sein mahnender Blick riss sie aus ihrer Erstarrung. „Metallklaue!“
    Lucario nickte, sprang mit überkreuzten Pfoten auf, während die Zacken auf dem Handrücken aufblitzten und zu scharfen, gebogenen Klauen sich formten. Diese ließ es auf Hundemon hinabschnellen, aber der Schattenhund duckte sich schützend.
    Sumomo Lippen wurden von einem Grinsen umspielt. Diese Tatsache merkte die Schwarzhaarige jedoch zu spät um auf diesen verräterischen Hinweis zu reagieren. „Kraftwelle!“, ertönte ihre Stimme schallend in der Kampfhalle.
    Unerwartet spürte Hundemon die Pfote Lucarios auf seiner Brust, die von einem gelblichen Licht umhüllt wurde, die den Schattenhund in einem weiten Bogen zurück katapultierte. Mit dem Kopf prallte Hundemon stöhend auf den Boden auf. „Und jetzt noch mal Metallklaue, Lucario! Es ist dir ausgeliefert!“
    Hundemon begann wütend und aufgebracht zu knurren als Lucario plötzlich über ihm stand und seine leuchtenden Klauen präsentierte.
    Rika ballte ihre Faust und über ihre Lippen kam ein leiser Fluch. Ihre Ruhe, die während des Kampfes angewährt hatte, schwand und schwang in einen unendlichen Eifer um. „Finsteraura!“, schrie das Mädchen schon fast, vom Kampfgeschehen erregt.
    Um den Körper des Schattenhundes sammelte sich eine Aura schwarzer Energie, die das Pokémon umhüllte und eine geisterhafte Gestalt verlieh. Plötzlich schwärmte die finstere Energie in alle Himmelsrichtungen aus und riss Lucario von Hundemon fort.
    Erzürnt erhob sich der Schattenhund, auch wenn seine Energiereserven beinahe aufgebraucht waren. Lucario aber war reichlich geschwächt – seine Beine zitterten als es wieder aufstand um sich Hundemon entgegen zu stellen. „Lucario! Bist du in Ordnung?“, wollte Sumomo besorgt wissen, aber ihr Pokémon nickte bloß. „Flammenwurf, Hundemon! Los!“, rief die Schwarzhaarige ihrem Pokémon zu. Den Kopf in den Nacken legend, schmetterte der Schattenhund einen lodernden Flammenstrahl auf Lucario. „Mit Kraftwelle kontern!“
    Der Werwolf ließ den Flammenwurf geradewegs auf sich zu kommen, machte einen Schritt nach vorne um den Strahl mit der Pfote aufzuhalten, die von einer funkelnden Aura umgeben wurde. Der Aufprall löste wieder eine Erschütterung aus, die sowohl Lucario als auch Hundemon zurückwarf. Doch Lucario konnte sich im letzten Moment abfangen, im Gegensatz zu Hundemon, der gegen die Wand geprallt war. „Hundemon!“, es vergingen einige Sekunden bis sich der Schattenhund regte. Dieser signalisierte mit einem kurzen Zunicken darauf seiner Trainerin, das es ihm gut ginge. Rika verstand und atmete tief durch. Beide Pokémon waren angeschlagen. Sie würden der Hitze des Gefechts nicht lange standhalten. Beide. Sowohl Lucario als auch Hundemon. „Smog, Hundemon!“
    Das Pokémon verpestete die Luft mit einer dichten Giftwolke, die schwer über den Boden hing. Lucario aber blieb unversehrt. Das Gas verflüchtigte sich, ein geringer Teil haftete jedoch weiterhin unbemerkt an Lucarios Körper.
    Sumomo lachte. „Eine Giftattacke hat auf Lucario keine Wirkung. Hast du das vergessen?“, wollte die Arenaleiterin wissen.
    Rika lächelte hinterhältig. „Nein, wie könnte ich?“, entgegnete das Mädchen. Die Rosahaarige hielt inne, unsicher was Rika als nächstes vorhatte. „Hundemon, Spukball!“, befahl nun die Schwarzhaarige schließlich.
    „Lucario, setz eine Aurasphäre dagegen ein!“, konterte Sumomo, all die möglichen Fallen vergessend.
    Der Schattenball glimmte im Maul des Hundemon auf, während Lucario seine Arme zurückzog um darin einen azurblauen Energieball zu formen.
    Als die Geschosse aufeinander los rasten, schrie Rika plötzlich: „Und jetzt mit Flammenwurf verstärken!“
    Der Schattenhund ließ eine übel riechende Stichflamme aus dem Maul züngeln, die auf den Spukball trafen und seine schwarze Färbung in eine rötlich glühende Kugel veränderte. Der Feuerschattenball prallte auf die Aurasphäre und drängte diese auf den Anwender zurück. Lucario wurde von seiner eigenen Attacke getroffen und nachfolgend von dem glühenden Schattenball. Die Wirkung traf vernichtender ein als ursprünglich gedacht, denn der Körper des Werwolfes wurde in grünliche Flammen gehüllt.
    Als diese dann verloschen waren, war Lucarios Körper von Brandwunden geziert. Erschöpft brach das Pokémon dann zusammen.
    „Lucario!“, rief Sumomo und fing ihr Pokémon, das das Bewusstsein verloren hatte, auf. Auch Rika trat zu Hundemon, das sich müde niedersetzte. Ihre Hand fuhr über den Kopf des Pokémons. „Du warst klasse. Deine Pause hast du dir verdient, Hundemon.“, lobte das Mädchen den Schattenhund.


    Riolu war fasziniert über die Intensität des Kampfes. Mit fiebrigem Eifer hatte das Kleine das Geschehen verfolgt. Die gesamte Zeit war der Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit stets Lucario gewesen. Riolu war begeistert über seine Schnelligkeit und Stärke. Und es wollte genauso werden, wie Lucario es war.
    „Riolu! Beruhig dich.“, mahnte Haruka, die die Begeisterung toleriert hatte. „Der Kampf ist vorüber.“
    Als Riolu die Stimme seiner Trainerin hörte, neigte es den Kopf zu ihr. Seine Verspannung löste sich, nachdem es tief durchatmete.


    Nun ging Sumomo auf Rika zu, die sich folglich aufrichtete und Hundemon neben sie erhob als die Arenaleiterin vor ihnen stehen blieb. Die Schwarzhaarige merkte, wie Haruka und Shuu hinter ihr standen.
    Dann holte Sumomo den funkelnden Orden hervor und legte diesen auf Rikas Handfläche. „Mit Freuden übergebe ich dir, Rika, den Bergorden. Du hast Stärke und Mut erwiesen.“, sagte Sumomo feierlich. „Der Kampf war super.“
    Rika lächelte, schloss ihre Hand und spürte das kühle Metall des Ordens. „Danke Sumomo. Du warst ebenfalls eine gute Gegnerin. Es hat Spaß gegen dich kämpfen.“
    Anerkennend reichte Rika der Arenaleiterin die Hand als Zeichen der Freundschaft und der Hochachtung. Diese reichte ebenfalls Rika die Hand, dann richtete sie ihr Wort an das Trio: „Euer nächstes Ziel ist Weideburg. Dort findet ein Wettbewerb statt und auch dein nächster Orden wartet dort, Rika.“


    Nachdem Shuu, Haruka und Shuu die Arena verlassen hatten, genossen sie die warmen Sonnenstrahlen, die auf ihre Wangen fielen. Der kühle Wind, der aus nördlicher Richtung kam, ließ die Blätter rauschen, die sich allmählich bunt färbten. Es war erst früher Vormittag. Und ein schöner noch dazu.
    Sumomo begleitete sie bis zum Stadttor. „Hier trennen sich unsere Wege.“, sagte das Mädchen. Haruka lächelte. „Und viel Glück bei euren Kämpfen.“, wünschte die Arenaleiterin. „Du auch.“, entgegnete der Grünhaarige.
    Rika schaute auf den Pokétch. „Es wird Zeit.“, meinte das Mädchen und blickte Sumomo an. „Wir werden dich sicherlich noch einmal besuchen und dann werden wir nochmals gegeneinander kämpfen.“, versprach das Mädchen, ehe sich Rika umwandte, gefolgt von Haruka und Shuu und gen Süden ging. Und hier nächstes Ziel hieß Weideburg!

  • Der Anfang war sehr, sehr gefühlvoll. Es ist toll wie sehr du die noch so zarten und kaum wahrnehmbaren Gefühle eines Menschen beschreiben kannst. Toll, das kann nicht jeder.
    Und dann kamen die Kämpfe. Wenn ich ehrlich bin, hätte es gereicht einen Kampf vollends zu beschreiben und die anderen beiden anzudeuten. Der Kampf war sehr spannend beschrieben, ohne Frage, aber ich bin nicht jemand der gerne so lange Kämpfe liest. Trotzdem: toll gemacht. Auch kann nicht jeder Kämpfe so toll beschreiben wie du es kannst, darauf kannst du auch stolz sein.
    hdl Chari <3

  • Klingt doch recht mechanisch, oder? Sie sagt beruhig dich und schwupps ist es ruhig. Det ist nicht realistisch, passt irgendwie nicht so recht ins Geschehen.


    Ansonsten- ich habe noch so eine Stelle im Text entdecken können- war's aber ganz okay. Eben ein paar kleine logistische Fehler, das macht aber weiter nichts aus. R&S waren mal wieder super, gibt nix zu zu sagen...


    Ich find's auch recht süß dass Riolu sich ein Vorbild gesucht hat^^ Echt knuffig, wie begeistert es ist, lol^^ Und wie schon Chari gesagt hat: dein Kampf war echt gut beschrieben. Sonst- mir fällt mal wieder nix anständiges ein, das nervt voll... -.-

  • 40. Kapitel


    Illusionen der Angst (Teil I)


    Haruka, Shuu und Rika hatten Schleiede bereits weit hinter sich gelassen. Es war ein sonniger Tag, trotz des kühlen Windes, der die bunt gefärbten Blätter von dem Bäumen blies. Der Herbst kündigte sich an. Die Luft wurde deutlich kühler und die Bäume verloren ihre grüne Blätterpracht des Sommers. Dies hinderte das Trio jedoch nicht daran schnell voran zu kommen, auch wenn der Weg zur nächsten Stadt weit war. Dort aber fand, nach Sumomos Auskunft, ein weiterer Wettbewerb statt und für Rika wartete dort ihr vierter Orden, der sie ein Stück näher zur Pokémon Liga brachte. Und somit auch zu ihrem eigentlichen großen Ziel.


    Rika schaute auf den funkelnden, verzierten Orden. Das polierte Metall fühlte sich kalt, aber dennoch störte sie diese Kühle nicht. Nun besaß sie bereits drei Orden der offiziellen Shinou Liga. Es war jedoch keine stolze Anzahl von gesammelten Orden, immerhin fehlten noch fünf weitere dieser Schmuckstücke. Erst dann konnte Rika stolz auf ihre Leistung sein. Aber dazu lag noch ein steiniger Weg vor ihr – es lagen fünf schwere Kämpfe vor ihr, die Kräftezehrender wurden als die Bisherigen.
    Seufzend legte Rika den Orden ins Etui in dem ihre bereits erkämpften Orden lagen. Das Mädchen spürte daraufhin den Blick Harukas auf sich. Sie neigte den Kopf zu dem Mädchen, schwieg jedoch. „Du bist so still. Was ist los, Rika?“, wollte die Braunhaarige wissen. Die Angesprochene wandte den Blick wieder ab. „Alles in Ordnung.“, erwiderte das Mädchen knapp, fügte dann aber nach einer kurzen Pause hinzu: „Habe nur über unbedeutende Dinge nachgedacht.“
    Die junge Koordinatorin verstummte. Es half nichts weiter zu fragen, denn Rika beschäftigte sich lieber alleine mit ihren Problemen als diese mit jemandem zu teilen.
    Stattdessen blickte Haruka in den Himmel empor. Dichte Wolkenfelder schleppten sich vorbei und Vogel-Pokémon kreisten über ihren Köpfen am Horizont.
    „Im schlimmsten Fall schlägt das Wetter um.“, ertönte Shuu neben den Mädchen, der Harukas Blicken gefolgt war. Diese sah ihn an. „Glaubst du?“
    Ratlos zuckte Shuu mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“, er hielt kurz inne. „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber wenn es zum Wolkenbruch kommt, dann möchte ich bitte im Trockenem sein.“
    „Da hast du Recht. Der Wind frischt auf.“, pflichtete Rika bei, während sie ihre Hände gegeneinander rieb. „Wir haben kein Glück mit dem Wetter.“
    Haruka seufzte. „Was schlagt ihr vor? Mitten in der Pampa können wir leider kein Lager aufschlagen.“
    Shuu ließ die Blicke umherschweifen. Vielleicht besaß er das Glück und seine Augen würden einen geschützten Unterschlupf entdecken. Aber leider ohne Erfolg.
    Rika zog einen Pokéball hervor. „Was hast du vor?“, fragte der Grünhaarige. Die Angesprochene reagierte nicht. Vor ihnen materialisierte sich der Stahlvogel. „Du willst aus der Luft suchen?“, erriet Haruka den Gedankengang des Mädchens.
    Rika nickte bloß. „Keine Sorge. Ich komme rechtzeitig zurück.“ Mit diesen Worten drehte sich die Schwarzhaarige Panzaeron zu, das plötzlich sehr angespannt war. Ein leises Zischen entwich seinem Schnabel, bevor es seine Flügel ausbreitete und kreischte.
    Seine Trainerin legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter. Rika spürte das Beben des Körpers, entfernte die Hand dann aber wieder. „Was ist los?“, wollte Haruka wissen, aber Rika schwieg. Sie sah sich um, suchte nach Etwas, was Panzaeron so aufregte. Das Mädchen drehte sich wieder Haruka und Shuu zu. „Nichts. Panzaeron muss sich irren.“
    Der Stahlvogel begann noch lauter zu Schreien. Es war ein angstvolles Kreischen, was Rika und ihre Freunde beunruhigte.
    Plötzlich verdunkelte sich der Himmel als eine Wolke sich vor die Sonne schob und die Umgebung in zwielichtiges Licht tauchte.. Eine Weile war es still, kein Wind war zu spüren als dann dieser unerwartet umschlug und dem Trio ins Gesicht peitschte. Regentropfen benetzten leicht ihre Haut. „Mir gefällt das nicht.“, flüsterte Shuu den Mädchen zu, woraufhin Haruka sich an ihn schmiegte.
    Die Schwarzhaarige fluchte leise. „Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen.“, meinte diese. Haruka und Shuu nickten zustimmend.
    Rika richtete den Blick gen Himmel. Wie konnte ihnen das Wetter nur so ein Trick spielen? Am Morgen war noch ein klarer Tag und jetzt?!
    ‚Moment mal… Mir ist gar nicht kalt!’ Sie ließ den Regen auf ihre offene Handfläche rieseln. Es fühlte sich nicht kalt an, nein! Sie spürte nichts.
    Rika schaute ihre Freunde an. Ob sie nichts davon bemerkten?! „Irgendetwas stimmt hier nicht.“, murmelte die Schwarzhaarige. Haruka und Shuu richteten schlagartig ihre Augen auf Rika. „Was meinst du?“, entfuhr es Haruka erschrocken.
    Mit eisernem Blick starrte Rika das Mädchen an. „Wundert ihr euch nicht, warum euch nicht kalt ist? Warum eure Kleider nicht durchnässen?“
    Shuu bemerkte diese Tatsache erst als Rika ihm dies bewusst machte. Nein, er fror nicht und Haruka auch nicht. Und kaum hatte sie dieses Phänomen aufgedeckt, lichtete sich die Wolkenwand und die goldenen Strahlen der Sonne tasteten wieder hervor als wäre nichts geschehen.
    Rika brummte. Irgendetwas schien hier ein Spielchen mit ihnen zu spielen. Aber welches? Und vor allem wer?
    Nervös blickte Haruka zuerst ihren Liebsten an, dann Rika. „Wir sollten weiter.“, mahnte Shuu mit tadelndem Ton. Die Schwarzhaarige nickte und auch Haruka war derselben Meinung.
    Ohne zu zögern kehrte das Trio dem Schauplatz des seltsamen und zugleich unheimlichen Ereignisses den Rücken zu.


    Shuu, Haruka und Rika waren bereits eine Weile wieder unterwegs. Trotzdem schwiegen sie. Der Vorfall war ihnen immer noch frisch im Gedächtnis. Und ja, es beunruhigte sie. War es vielleicht das Werk von Geistern? Solch ein unheimliches Zusammentreffen hatten sie bereits im Ewigwald gehabt und teilten daran keine schönen Erinnerungen. Haruka fröstelte es dabei als sie daran dachte. Dann aber drehte sie den Kopf zu Rika, die den Blick des Mädchens nicht zu bemerken schien. Damals war sie ihnen zur Hilfe geeilt. Auf dem ersten Eindruck hatte Haruka sie für eine unnahbare Person gehalten, die nichts für ihre Mitmenschen übrig hatte. Und jetzt? Jetzt hatte das Mädchen den Eindruck, das die eisige Festung um Rikas Herz zu schmelzen begann. Zum Vorschein kam jemand, der ein gutes und warmes Herz hatte – trotz der kühlen Haltung.
    Rika neigte den Kopf zu Haruka. Fragend schaute sie das Mädchen an, aber Rika schwieg. Harukas Blick verwirrte sie etwas. Kaum aber hatte die Braunhaarige den Blick Rikas gemerkt, wandte sie hastig die Augen ab und starrte in die Ferne.
    Die Schwarzhaarige lächelte leicht. „Wir sollten Rast machen.“, schlug das Mädchen vor.
    Plötzlich fuhr Haruka erschrocken um. Ein tiefes Grollen, gleich dem eines Drachens, legte sich über die Gedanken des Mädchens. „Was war das?“, wisperte sie atemlos, nahm dabei intuitiv die Hand ihres Liebsten. Shuus Hand glitt durch sein Haar, so selbstbewusst wie eh und je. „Ein tiefes Knurren. Hast du das etwa nicht gehört?“ So wandte sich auch die schwarzhaarige Begleiterin an ihre Freunde. „Ich ebenfalls nicht.“
    Haruka wirkte ängstlich. „Hier spukt es!“
    Shuu befreite sich aus Harukas festem Handdruck. „Unsere Nerven sind überstrapaziert.“, entschuldigte er Harukas Phantasien, aber diese gab sich nicht zufrieden. „Aber Shuu-“, dieser schnitt ihr mit einer kurzen Handbewegung das Wort ab. „Lass gut sein, Haruka. Und warum sollten Geister hier Unwesen am Tag treiben?“
    Zornig funkelte die Braunhaarige Shuu an. Auch wenn sie ihn liebte, so konnte Haruka in manchen Situationen dem Jungen an die Gurgel gehen. Genau wie jetzt, aber sie unterdrückte dieses Bedürfnis. „Du bist ein Idiot!“, zischte Haruka böse.
    Shuu aber ging auf ihre Stichelei nicht ein. Immer wenn Haruka keine passende Schimpftirade übrig hatte, so nannte sie ihn Idiot.
    Rika räusperte sich hörbar, wodurch die Aufmerksamkeit der Liebenden auf sich gelenkt wurde. Diese legte ihr Gepäck neben einem kleinen Stein ab und setzte sich nieder. Dann wandte sie wieder den Blick zu Haruka und Shuu. „Wollten wir nicht Pause machen?“, meinte das Mädchen mit einem kühlen Tonfall in der Stimme. Irritiert schauten beide Rika an, willigten dann aber schweigsam ein.
    Unmerklich zuckte Shuu zusammen als er eine Hand auf der Schulter spürte. Als er Haruka ansah, verschwand dieses Gefühl. „Wolltest du noch was?“, wollte er mit einem arroganten Tonfall wissen. Diese sah ihn giftig an. „Unsere Nerven sind überstrapaziert!“, keifte sie bloß, setzte sich neben Rika um nicht bei Shuu zu sein, der sie ohnehin nur aufziehen würde.
    Dieser blieb zurück, blickte unsicher um sich. Shuu hätte schwören können, dass ihn soeben jemand die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Aber als er um sich sah, war niemand dort. Zögernd und leicht unsicher, ob an Harukas Phantasie vielleicht doch etwas Wahres war, setzte sich auch der Grünhaarige nieder.
    Rika schaute ihm scharf in die Augen. Sie spürte seine Unsicherheit. „Was hast du?“, wollte sie wissen, aber dieser schüttelte nur den Kopf. „Nichts. Keine Sorge.“
    Plötzlich raschelte es im Gebüsch und alarmiert sprangen die jungen Trainer wieder auf die Füße. Ihnen war keine Pause vergönnt. Angespannt starrten auf das besagte Gebüsch, was sie beunruhigte. Es dauerte nur wenige Sekunden bis das Trio sich unerwartet schläfrig fühlten. Shuu strauchelte leicht, schaute zu den Mädchen, denen es nicht besser erging als ihm selbst. Sein Blick verzerrte sich, wurde irreal. Dann fiel er mit einem dumpfen Laut zu Boden, Haruka und Rika neben ihm.


    Haruka war allein, allein in einem dunklen Wald. Kein Licht fiel durch das dichte Blättergeflecht der Bäume. Ein sanfter Wind fuhr ihr durch die Haare und ließ die Blätter an den Bäumen rascheln. Ein leises Heulen erzeugte dieses Reiben. Wo war sie?
    Auf einmal vernahm sie ein leises Knurren. Jenes Knurren hatte sie zuvor gehört und niemand hatte ihr Glauben geschenkt. Harukas Blicke schossen umher. Doch die Finsternis verschlang jede Gestalt, die in diesem dunklen Gefilde stand. Ein Hauch von Angst umklammerte sie, schlang sich immer fester um ihre Kehle.
    Jenes Knurren kam näher, und näher. Haruka spürte den kalten Atem dieser Kreatur im Nacken, aber ihr Blick war verschleiert. Eine kalte Furcht ergriff die Braunhaarige als sie erkannte, dass sich eine gewaltige Gestalt vor ihr auftat. Die Augen jenes Wesens glühten blutrot auf. Haruka wich zurück, nicht wissend, was sie nun erwartete. Dann erhoben sich schwarze Flügel vor ihr, der Körper war blass gräulich gefärbt.
    Haruka behagte es gar nicht. Das Geschöpf hatte etwas Furchterregendes an sich.
    Die Kreatur öffnete sein Maul und die spitzen Fangzähne lugten heraus als es leise fauchte. Sein Atem stank faulig.
    Haruka trat einen Schritt zurück, der Drache einen Schritt nach vorne. Schließlich spürte sie, dass es kein Entkommen mehr gab als sie sich gegen die kalte Rinde eines Baumes schmiegte. Und wo waren Rika und ihr Shuu?
    Der Drache begann plötzlich leise zu Kichern. Die Braunhaarige war geschockt darüber, dass es sich so menschlich anhörte. Was war diese Kreatur?
    Das Wesen legte seine Krallen um Harukas Schulter, fest und bestimmend. „Du bist allein!“, zischte das Wesen in ihr Ohr. „Ganz allein!“
    Haruka zuckte zusammen. Die kalte Stimme ließ ihr eine Gänsehaut über den Rücken fahren. Sie dachte an Shuu, der immer für sie da war, wenn sie sich einsam und verlassen fühlte. Aber wo war er jetzt?
    Die Augen des Drachenwesens wurden schmal. Ein diabolisches Grinsen legte sich auf sein Gesicht. „Ja! Auch dein Liebster hat dich im Stich gelassen. Für ihn bist du doch ein nichts. Ein Niemand!“
    Der Griff um ihre Schulter wurde schmerzhafter. Die elfenbeinfarbenen Krallen bohrten sich in ihre Schulter.
    Haruka begann zu Schreien, rief nach Shuu, doch es kam keine Antwort. „Schrei nur! Es wird dich niemand hören!“, zischte die Stimme. „Du bist immer auf dich alleine gestellt. Vertraue niemanden! Nicht Mal dir selbst!“
    Über ihre Wangen rannen Tränen der Verzweiflung. Sie schloss die Augen. Hatte Shuu sie tatsächlich alleine gelassen? War sie wirklich so unbedeutend für ihn? Heuchelte er ihr seine Liebe nur vor um sie schwach werden zu lassen?
    Die Haut des Drachens färbte sich schwarz mit jeder Sekunde, die Haruka an Shuus Liebe anzweifelte. „Ja! Empfinde Hass, sehne dich auf Rache.“
    Vor ihrem geistlichen Auge erschien plötzlich Shuu, der sie anlächelte und ihr versprach, dass er sie immer beschützen wolle, egal was kommen mag. Und ihr wurde klar, dass dies, was sie zuvor gedacht hatte, nicht wahr war. Eine Illusion. Das Wunschdenken jener dracheschen Kreatur.
    Haruka öffnete die Augen in denen Entschlossenheit lag. Der Drache wich zurück, brüllte laut auf, aber der Zauber seiner Worte prallte an Haruka ab. Das Wesen verschwand im Inneren des tiefen Waldes, nur das Brüllen des Drachens konnte man noch aus der Ferne hören, aber Haruka ließ sich nicht mehr ängstigen.
    Ein Schwindelgefühl packte sie und zerrte in das bodenlose Loch der Bewusstlosigkeit.


    Auch Rika war zunächst alleine. Sie stand auf einem Marktplatz einer Stadt, der belebt von Menschenmassen war, aber sie schenkten dem Mädchen keine Beachtung. Das Mädchen sah sich um. Plötzlich verschwanden die Menschen um sie herum. Ihre Blicke schossen umher und sie sah auf die in schwarz gekleidete Frau. Ihr Haar wallte über ihre schmalen Schultern und der Umhang flatterte leicht im sanften Windhauch. Ihre Kleidung war schlicht, was ihre Schönheit nicht minderte. An ihrem Gürtel hingen sechs Pokébälle und neben ihnen war ein kleiner Dolch befestigt.
    Mit langsamen, anmutigen Bewegungen ging die Frau auf das Mädchen zu. Doch um Rikas Herz schloss sich Angst, Angst vor der kalten Wahrheit. Gehetzt wie ein Tier wich Rika vor der Gestalt zurück. „Aber Rika, warum weichst du mir denn aus?“, säuselte die liebliche Stimme der Frau. „Hast du Angst? Angst die Wahrheit zu erfahren?“
    Rika wurde zornig. „Wahrheit? Welche Wahrheit?“, spie die Schwarzhaarige wütend, aber ihr Ärger berührte die Kommandantin von Team Galaxy nicht. Ein hinterhältiges Grinsen schlich sich auf ihre Lippen, und dann legte sie die rechte Hand auf ihre Maske.
    Rika hielt inne, wartete ab, was nun geschah. Die Frau beugte ihren Oberkörper über als sie die Maske von sich schleuderte. Ihr rabenschwarzes Haar warf die Frau zurück und offenbarte nun ihr schönes Gesicht, was zuvor unter der Maske verborgen gewesen war.
    Rika erstarrte vor Schreck, dann aber entrann aus ihrer Kehle ein verzweifelter Schrei, der die Frau bloß in ein böses Lachen versetzte. Dann verschwand diese so schnell, wie sie gekommen war und ließ Rika mit der schmerzenden Erkenntnis zurück…


    Shuu stand in einem leeren Raum. Alles um ihn herum war dunkel, wirkte unrealistisch. Er fühlte sich benommen als ob er einen Schlag auf den Kopf bekommen hätte. Die Luft war schwer, beinahe erdrückend. Die Wände waren kahl und leer. Der Raum hatte kein Fenster, es fiel kein natürliches Licht hinein. Die Finsternis war abscheulich. Etwas was Shuu zutiefst fürchtete. Wo war er bloß? Und wo zur Hölle waren Haruka und Rika? Der Trainer behagte es nicht in diesem fremden Raum zu sein, der ihm völlig entfremdet erschien. Und zu seinem Verdruss war er auf sich gestellt. Ganz alleine.
    Plötzlich verschwamm seine Sicht und ihm war so als würde die Bewusstlosigkeit nach ihm greifen.
    Der leere Raum wandelte sich, die Wände färbten sich ockerfarben, Fenster erschienen und aus grauen Rauchschwaden wandelten sich Möbelstücke – ein runder Tisch um den vier Stühle gereiht waren. Daneben befand sich die Küche, die mit brauen Fliesen gekachelt war. Der sonst kahle Raum wirkte nun wahrhaft lebhaft.
    Unerwartet schlug hinter Shuu die Tür auf und dieser wirbelte vor Schreck herum. Er erstarrte. Er sah in sein eigenes Gesicht. Vor ihm stand ein Junge, der ungefähr fünf oder sechs Jahre alt war. Neben ihm waren seine Eltern. Sie zu sehen schmerzte Shuu, denn dies war ein Bruchstück der Erinnerung kurz vor den Tod seiner Eltern, die in diesem Haus in einem mörderischen Feuer umgekommen waren.
    Shuus Blick streifte umher und blickte aus dem Fenster. Es war morgens, der Tag war wunderschön. Dann neigte er wieder den Kopf wieder zu dem Jungen. Sein Gesicht war lebhaft und aufgeweckt, so wie bei jedem Kind in seinem Alter.
    „Shuu! Gehst du bitte nach deiner Schwester sehen?“, bat seine Mutter, dessen Gesicht warme und weiche Züge hatte, dennoch war etwas nicht in Ordnung. Ihre Stimme wirkte merkwürdig traurig. Der Grünhaarige schreckte auf als die Stimme seiner Mutter sein Herz berührte.
    Der fröhliche Blick fixierte seine Mutter, er nickte und ging summend die Treppe hinauf, die in das obere Stockwerk führte.
    Shuu blickte diesem Trugbild seiner Selbst hinterher, bis ihm ein Schwindelgefühl packte. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen um nicht umzukippen. Als er die Augen wieder öffnete, vernahm er das Krächzen eines Stuhles. Seine Aufmerksamkeit lenkte Shuu wieder zu seinen Eltern, die an einem Tisch saßen. Ihre Gesichter wirkten bekümmert. Plötzlich brach seine Mutter in Tränen aus, die sich nicht zurückhielten ließen. Fürsorglich nahm ihr Ehemann sie in den Arm und wog sie leicht, wie bei einem Baby gleich. Doch es half nicht. Die salzigen Tränen nahmen kein Ende.
    Würde ihn nicht eine unbekannte Macht fesseln, so wäre er zu seiner Mutter gerannt und die Arme um sie geschlungen. Doch er konnte nicht, irgendetwas hielt ihn davon ab.
    „Beruhige dich, Ayana.“, flüsterte der dunkelhaarige Mann. Die Angesprochene sah ihn aus verweinten Augen an. Sie schluchzte leise. „Wie soll ich mich beruhigen? Wir haben kaum mehr etwas zum Leben.“, ihre Stimme bebte vor Aufregung. „Wie… Wie sollen wir die Kinder ernähren?“
    Shuu erschrak. Sie waren arm gewesen! Seine Eltern hatten alles aufgegeben, nur für ihn und seine Schwester. Und sein Vater und seine Mutter hatten ihn damals die heile Welt vorgespielt – alles sei in Ordnung und sie hätten nichts zu befürchten. Aber es waren nicht die Geldprobleme, die seine Mutter so sehr Kummer bereitete. Nein, es war etwas anderes. Aber nur was?
    Wieder begann der Tränenfluss Ayanas. „Oh Shouta! Wir haben alles für die Kinder aufgegeben, alles! Aber was ist… Was ist, wenn sie erfahren, dass sie…“, die Stimme brach ab und sie kämpfte erneut gegen die Tränen an. „…adoptiert sind?!“
    Plötzlich stand alles in lichterlohen Flammen. Umhüllt von einem roten Schleier, verzerrte das Feuer das Haus seiner Kindheit. Und er stand noch immer in dem Esszimmer mit der Küche, die ebenfalls von den Flammen verschlungen wurde.
    Dies war der Schock, die Shuu niemals vergessen sollte. Seine Gedanken nahmen wirre Formen an, seine Erinnerungen an seine Kindheit wirkten plötzlich so absurd. Und doch überfiel ihn eine Erkenntnis, die Shuu niemals verkraften würde. Er sollte adoptiert sein? Nein! Das konnte nicht die Wahrheit sein! Er war hier in diesem Haus aufgewachsen!
    Als er die Augen wieder auf seine Umgebung richtete, wurde ihm klar, dass dies der Tag war an dem er seine Mutter sterben sah. Langsam schritt er zur Tür. Die Flammen verzerrten seinen Körper nicht, Shuu spürte bloß ihre Hitze, die vor ihm zurückschreckte.
    Dann als er die Tür öffnete, blickte auf das Andenken, was er immer versuchte hatte zu vergessen.
    Auf dem Boden lag seine Mutter, neben ihm saß er selbst und hielt die Hand seiner Mutter. Ihre Kleidung war zerrissen, an manchen Stellen verbrannt und verkohlt. Ihr Körper war von Verletzungen gezeichnet, die Shuu nicht zählen konnte. Ihre Atmung ging stoßweise und unregelmäßig.
    Der Junge neben ihr weinte, fühlte sich hilflos. Doch die Frau lächelte ihren Sohn glücklich an. „Shuu… Hör mir zu.“, sagte Ayana schwacher Stimme. „Pass auf deine Schwester auf… und auf dich.“ Der kleine Junge Shuu schluchzte. Seine Schultern bebten unkontrolliert unter dem zurückhaltenden Tränenfluss.
    Ayana verzerrte das Gesicht als sie sich anstrengte etwas hervorzuholen. Ihre Hand umschlossen etwas Rundes. „Hier… Das ist das letzte Geschenk, was ich dir geben kann… mein Sohn!“ Ihre Handfläche offenbarte einen rot-weißen Pokéball, der aufschimmerte als das rote Licht der Flammen sich in ihm widerspiegelte. Mit zitternden Fingern griff ihr Sohn nach dem Pokéball, schloss ihn an seine Brust als ob er ihn beschützen wollte vor den gierigen Flammen, die ihm alles genommen hatten.
    Ayana hustete und Shuu schaute geschockt auf seine Mutter. Er wusste, dass sie den Todeskampf ausfocht, und er konnte nur unbeholfen dabei zusehen. Ihre schwachen Augen sahen den kleinen, grünhaarigen Jungen an. „Shuu… Ich liebe dich, aber du sollst wissen, dass du…“, sie unterbrach. Ein heftiger Hustenreiz entzog ihr die letzten Kräfte, die in ihrem Körper ruhten. Die vielen Verletzungen ihres Körpers forderten nun ihren schrecklichen Tribut. Ihr Brustkorb hob und senkte sich das letzte Mal, dann schloss sie die Augen als würde sie friedlich schlafen wollen. Der Kopf fiel zur Seite.
    Shuu fasste seiner Mutter weinend an den Schultern, schüttelte sich, rief ihren Namen, aber sie wachte nicht mehr auf. Nie mehr sollte sie ihn in den Arm nehmen. Nie mehr konnte Shuu ihr in die wunderschönen Augen sehen und sich geboren fühlen. Nie mehr…
    Der Grünhaarige, der den Kampf seiner Mutter erneut durchleben musste, fasste sich an den Kopf, schloss die Augen und schüttelte heftig seinen Kopf um die quälenden Gedanken loszuwerden. Er schrie aus Leibeskräften, doch niemand erlöste ihn von seinem Leiden. Niemand gab ihm die Antworten auf seine Fragen, die er sich ersehnt hatte. Es war ein Albtraum aus dem Shuu nicht mehr aufwachen würde.

  • 40. Kapitel


    Illusionen der Angst (Teil II)


    „Shuu! Shuu!“, rief eine weibliche Stimme. „Wach auf!“
    Der Grünhaarige spürte wie sein Geist wieder in seinen Körper zurückfloss und er das Bewusstsein wiedererlangte. Seine Gliedmaßen fühlten sich unsagbar schwer an und seine Gedanken waren wie betäubt. Zögernd öffnete er die Augen und blickte in Harukas Gesicht. „Ha-Haruka?“, keuchte er schwach und versuchte sich aufzusetzen, aber er fühlte sich dazu zu ausgelaugt.
    Die Braunhaarige legte den Arm um ihn und half ihn dabei seinen Oberkörper aufzurichten. Schweifperlen rannen seiner Stirn herunter. „Was ist geschehen?“, fragte Shuu, während seine Erinnerungen an dem Tod seiner Mutter noch frisch waren. Er zog jenen Pokéball hervor, den damals seine Mutter ihm zum Abschied gegeben war. Glanzvoll strahlte die Oberfläche des Pokéballs. In diesem Pokéball wohnte Roselia, jenes Geschenk, was seine Mutter ihm damals vermacht hatte. ‚Mutter…’, flüsterte in Gedanken traurig.
    Rika stand mit verschränkten Armen an einem Baum gelehnt. „Du hast geschrieen.“, erwiderte die Schwarzhaarige bloß und dachte dann an ihren eigenen Albtraum.
    Shuu hob den Kopf und schaute Haruka an, die sehr besorgt um ihn war. „Ist dir was passiert?“, wollte der Grünhaarige wissen, aber Haruka schüttelte den Kopf. „Nein. Ich weiß selber nicht, was geschehen ist, aber…“, sie unterbrach und hatte das Bild des geisterhaften Drachens vor ihren Augen. Sie bekam eine Gänsehaut bei diesen Gedanken.
    Rika blickte das Pärchen einige Zeit nachdenklich an, dann sagte sie unvermittelt: „Ich bin mir sicher, dass es das Werk eines Pokémons war.“
    „Da hast du Recht.“, ertönte eine Stimme und ließ das Trio kurz in sich zusammen zucken. Neben einem Baum stand ein Junge, dessen Haare schwarz waren und mit einem blauen Stirnband zurückgehalten wurden. „Wie töricht muss man sein um darauf hereinzufallen.“
    Rika schaute den Jungen funkelnd an. Sie hasste es, wenn sich Fremde in ihre Angelegenheiten oder die ihrer Freunde einmischte. „Wer bist du, der sich ohne Erlaubnis einmischt?“, zischte das Mädchen.
    Der Junge lachte bloß. „Dir sage ich sicherlich meinen Namen nicht.“, mit diesen Worten wandte er sich von ihr ab. Rika knurrte leise, schwieg aber.
    „Falls ihr euch fragt wessen Werk diese Täuschungen sind, dann sage ich euch, dass es Damhirplex waren. Sie sind Meister der Illusionen.“
    Shuu erhob sich mit wackligen Beinen. „Woher wissen wir, dass wir dir vertrauen können?“, meinte der Grünhaarige.
    Auf dem Gesicht des Unbekannten war ein Lächeln zu sehen. „Tut euch keinen Zwang mir zu glauben.“, sagte dieser.
    Haruka, Shuu und Rika sahen sich aneinander ratlos an, dann neigten sie wieder ihren Blick zu dem Jungen, der aber spurlos verschwunden war. „Wo ist der hin?“, kam es von Haruka. Shuu und Rika zuckten bloß mit den Schultern. „Abgehauen. Das ist wohl offensichtlich.“, entgegnete Rika, die über das Verhalten des Bengels zornig war. Sie verabscheute solche Kinder, die sich für besonders klug und voraussehend hielten.
    Die Braunhaarige blickte sich noch einige Male um, dann seufzte sie. „Wir sollten weitergehen. Hier ist es unheimlich.“
    Shuu atmete schwer. Der Schreck saß ihm noch tief in den Knochen. Seine Mutter hatte sich geopfert, nur um das Leben von ihrem Sohn und seiner Schwester zu retten. Doch zu welchem Preis? Er hatte alles verloren, was ihm wichtig war – das Haus, die glückliche Zeit und seine Eltern… Dies war ein Andenken, das lange gedauert hatte bis Shuu es verkraftet und einigermaßen gut umgehen konnte. Und jetzt, jetzt waren die Wunden wieder frisch für die er Jahre gebraucht hatte um über den Tod seiner Eltern hinweg zu kommen.
    „Du siehst blass aus.“, riss Rikas Stimme ihn aus den Gedanken. „Ist alles in Ordnung?“ Shuu schaute die Schwarzhaarige einen Augenblick an, dann nickte der Junge zögernd. „Ich denke schon.“
    Harukas Aufmerksamkeit wurde währenddessen auf verräterisches Geraschel in den Büschen gelenkt. Sie fühlte sich plötzlich an ihren Albtraum erinnert und erwartete jeden Moment, das der Todesdrache wieder hervor kam um sie mit Lügen und Intrigen in seinen Bann zu ziehen. Doch stattdessen teilte sich das Gestrüpp und ein Rudel Damphirplex schlich heraus. Ihre Augen waren sanft, dennoch war ihr Verhalten untypisch für die ruhigen Pokémon. Sie traten auf die kleine Gruppe zu, senkten ihren Kopf mit dem prächtigen Geweih herab um Haruka, Shuu und Rika in die Ecke zu treiben. „Ich glaube wir kriegen Schwierigkeiten.“, meinte Haruka und schaute nervös zu Rika herüber, die ohne zu zögern einen Pokéball gezogen hatte. Haruka tat es ihr gleich. Shuu aber schaute nur gleichgültig und unternahm nichts um die Mädchen zu unterstützen.
    „Chelcarain, los!“, Rika warf den Pokéball auf den Boden aus dem ihr schildkrötenähnliches Pokémon erschien in einem grellen Lichtschein. „Schiggy, hilf ihm!“, rief die Braunhaarige und ließ das kleine Pokémon aus seinem engen Pokéball frei. Beide Pokémon machten sich kampfbereit, da die Damhirplex das Trio nun eingekreist hatte. „Chelcarain, Blättersturm!“
    Um Chelcarains Körper scharrten sich mehrere grünlich glühende Blätter, die anmutig um den Körper des Pokémon tanzten, dann aber schossen sie in einem heftigen Wirbel auf die Damhirplex zu und streckte diesen mit dieser Attacke sofort zu Boden. Doch den Angriff vergolten die aufgebrachten Hirsche sofort, indem eines von ihnen mit gesenktem Haupt auf Rikas Pokémon zu rannte und ihn mit einer heftigen Zen-Kopfstoß-Attacke verletzte. Schwerfällig kam Chelcarain wieder auf die Beine, keuchte aber nun schweratmig. Ein Weiteres lief auf das bereits geschwächte Pokémon zu. „Schiggy! Schütze Chelcarain!“, befahl Haruka hastig, bedachte aber nicht, dass Schiggy leichtfertig von Damhirplex hochgeworfen werden konnte und somit einem Angriff schutzlos ausgeliefert war. „Eisstrahl!“
    Das Maul des Wasser-Pokémon leuchtete als sich die Energie für den Eisstrahl aufstaute und diesen auf die Damhirplex niederschlug. Doch dieser Aufwand kostete ihm sehr viel von seiner Kraft. Nun zog sich eine kalte Eiswand zwischen Schiggy, Chelcarain und den Damhirplex. Dies ermöglichte beiden Seiten eine kurze Verschnaufpause, aber die Damhirplex wollten diese Menschen auf ihrem Territorium vertreiben. Sie sprangen über die kalte Wand hinweg und drei von ihnen griffen Chelcarain an, dass den Pokémon hilflos ausgeliefert war. „Verdammt.“, fluchte Rika und schaute auf Haruka, die sich vor Nervosität auf die Unterlippe biss. „Du musst wohl übernehmen. Dein Lover fühlt sich nicht imstande uns zu helfen.“ Haruka nickte ihr zu, dann wandte sie ihre Augen wieder auf die Damhirplex und ihrem Pokémon. „Aquaknarre, los!“
    Ein Wasserstrahl fegte auf zwei angreifende Damhirplex zu, die dem Angriff gekonnt auswichen und nun Schiggy mit mehreren Huftritten zu Boden warfen. „Schiggy!“, schrie Haruka besorgt, aber ihr Wasser-Pokémon unternahm nichts gegen die Übermacht.
    Plötzlich glühte Schiggy auf. Seine Gestalt wurde größer und beeindrucker. Als das Licht erlosch, stand Haruka nun nicht mehr ihrem Schiggy gegenüber, sondern einem starken Schillok. Der Körper war kräftiger geworden und die Farbe hatte nun ein dunkles Blau angenommen. Die Ohren und der Schweif waren buschiger geworden und waren wunderschön geschwungen. Schillok streckte sich kurz in seinem neuen Körper. In seinen Augen flackerte Entschlossenheit auf.
    „Du hast dich entwickelt!“, rief Haruka glücklich. Die Schildkröte nickte ihr aufmunternd zu. „Schillok! Turbodreher!“
    Das Pokémon gehorchte. Schillok zog sich in seinen harten Panzer zurück und begann wild zu rotieren. Sand wirbelte es mit dieser Attacke auf, die die Damhirplex völlig orientierungslos machte. „Und jetzt Aquaknarre!“
    Nun holte Schillok zu einer heftigen Aquaknarre aus, die an Kraft und Stärke deutlich zugenommen hatte. Mit Leichtigkeit die Aquaknatte schleuderte mehrere Damhirplex hinfort. Dann stellte sich das Wasser-Pokémon auf seine Vorderpfoten und sein Schweif begann azurblau zu leuchten. Dann brach ein Wirbel Wasser hervor und ließ Schillok wundervoll anmutig erscheinen. Doch die Kraft war nicht zu unterschätzen, obgleich sie wunderschön war. Die Damhirplex wichen vor dieser Attacke zurück und flüchteten.
    Schillok hüpfte vergnügt. „Schillok! Was war das für eine Attacke?“, wollte Haruka fasziniert wissen, denn die Schönheit war einfach wunderbar gewesen. Rikas Blick ruhten auf Schillok. Dieses Pokémon hatte ein ungeheures Talent, was den wunderschönen Auftritt anbelangte. „Nassschweif.“, erklärte die Schwarzhaarige. „Eine äußerst gute Attacke, die sicherlich in Wettbewerben gut machen wird.“
    Haruka war stolz auf ihr Pokémon, das sich entwickelt hatte und darüber hinaus noch eine neue Attacke gelernt hatte. „Du bist wunderbar, Schillok.“, lobte das Mädchen ihr Pokémon als sie die Arme um es geschlungen hatte.
    Shuu hatte all dies mit apathischer Miene beobachtet. Er fasste sich an den Kopf. Die Bilder, die er zuvor gesehen hatte, ließen ihn einfach nicht los. Unerwartet wurde er aus seinen Gedanken rissen und schaute ihn Harukas saphirfarbenen Augen. „Haruka…“, flüsterte er leise. Sie war besorgt um ihn, und er, Shuu, konnte sich ihr nicht einfach anvertrauen.
    Rika verschränkte die Arme vor der Brust, ihr Blick war müde und erschöpft, genauso wie Shuus und Harukas. „Wir sollten ein Pokémon Center aufsuchen und uns dort ausruhen.“, schlug das Mädchen. Nickend stimmten Haruka und Shuu ihr zu, rafften ihr Gepäck zusammen um diesen Ort schnellstmöglich verlassen zu können.


    Rika blickte auf die Karte herab und dachte kurze Zeit nach. „Es kann nicht mehr weit sein.“, sagte sie um ihre Freunde etwas aufzumuntern. Diese waren still und schweigsam geworden. Besonders Shuu schwieg, aber jeder von ihnen war seinen tiefsten Ängsten im Herzen begegnet, die die Damhirplex mithilfe von Illusionen heraufbeschworen hatten.
    Nachdem sie Haruka und Shuu angesehen hatte, setzte das Mädchen ihren Weg fort. Nach kurzer Zeit erhob sich vor ihnen eine kleine Hütte, die mit Symbol des Pokémon Centers gekennzeichnet war. „Da sind wir!“, sagte Haruka feierlich. Sie freute sich auf das warme Bett, was sie erwartete, wie sich auch Shuu und Rika darüber freuten.

  • Hui, Aki schreibt wieder! XD
    Wieder mal ein sehr gelungenes Kapitel. R&S sind super, das muss ich ja an sich nicht sagen, es stimmt aber. Hmmm...diese Damhirplex...wo sind sie noch mal? Auf Route...nja, mact nix XD Ich denk mal auf der Route unterhalb von Schleiede, ne? Ich hab zwar anfangs gedacht es wär Giratina das dieses ganzen Spektakel aufgeführt hat ö,ö Nja, auch egal. Ich nehm mal an, dieser Junge ist ein Damhirplex-Flüsterer, hm? XD Allerdings- ich hab eine Menge über Shuu gelernt XD So ziemlich sein ganzer Traum war so...hui! O.o Nix für Kiddies sag ich mal, liest sich aber super. Obwohl- der Rest der Story auch XD*lach*
    Grammatik ist auch okay, Umschreibungen, Beschreibungen sowieso...einfach nur geil. Ja, ich weiß, ich wiederhiol mich andauernd... -.-'

  • Shuus Vergangenheit ist bewegend. Ich muss gestehen Tränen in den Augen gehabt zu haben. Nicht nur der Inhalt seiner Vergangenheit, es war auch dein Schreibstil, der so wunderschön war.
    Harukas traum hat mir ebenfalls gut gefallen, genauso wie Rikas. Nur war Harukas Ihrer recht kurz. Ich hab das Gefühl, du vernachlässigst sie ein ganz klein wenig in letzter Zeit. Naja, dafür hat sich ja ihr Shiggy entwickelt.
    hdl Phoenix<3

  • Ancalagon
    Danke für den Kommi. x3
    Die Damhirplex sind normalerweise nicht auf der Route. Ich geh nicht nach den Fundorten von den Spielen. Aber Giratina ist wirklich kurz aufgetaucht. xD Wen würde ich sonst als 'Todesdrache' bezeichnen?!
    Und an Shuus Vergangenheit habe ich lange dran gearbeitet. x3


    Phoenix
    Thx, sag ich nur! XD


    Und hier das nächste Kapitel:
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    41. Kapitel


    Der Hinterhalt (Teil I)


    Nachdem sich das Trio ausgiebig im Pokémon Center ausgeruht und sich von dem Vorfall des letzten Tages erholt hatte, machten sie sich auf um ihre Reise wieder aufzunehmen. Schließlich lag noch ein weiter Weg vor ihnen.


    In den frühen Morgenstunden verließen Shuu, Haruka und Rika das Pokémon Center. Der morgendliche Dunst lag noch in der Luft und ließ die Umgebung noch geradezu schläfrig wirkten. So fühlte sich auch die Jugendlichen, das in der Ruhe des anbrechenden Morgens ein gutes Stück ihres Weges zurücklegte.
    Die ersten goldenen Strahlen berührten den Boden und weckten die schlafenden Kreaturen in ihren Verstecken. Um sie herum wurde es lebendig. Wilde Pokémon trauten sich in ihre Nähe, behielten trotzdem ihre Scheu vor den Menschen.
    Bislang waren sie schweigsam ihren Weg entlang, ohne ein Wort miteinander zu wechseln, bis begann Haruka interessiert ihre Umgebung zu beobachten. Mit wachsender Neugier betrachtete sie die wilden Pokémon um sie herum. In ihrer Heimat, in Hoenn, lebten ebenfalls viele Pokémon, aber sie hatte noch nie die Vielfalt von diesen Kreaturen begriffen. Es waren wunderbare Wesen der Natur. Und das sie einst vor diesen Wesen tiefe Angst verspürt hatte? Dies war nur noch ein Schatten ihrer alten Persönlichkeit – vor dem Beginn ihrer Pokémonreise.
    Dann schaute sie zu Shuu, der eisern vor sich her starrte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Dies fühlte Haruka instinktiv. Zaghaft legte sie ihre Hand auf die Seine und spürte, wie der Junge ihre Hand mit sanftem Druck an sich drückte. Ihre Nähe spendete ihm Trost. Trost über die traurigen Gedanken, die sein Bewusstsein befielen wie dunkle Schatten. Diese Nacht hatte Shuu kaum schlafen können. Immer wieder plagten ihn Angstträume und nicht nur einmal war er schweißgebadet aufgewacht. Aber Haruka war für ihn da gewesen, wie jetzt. Als ihre zärtlichen Blicke ihn streiften, lächelte er schwach, nur dankend, dass sie bei ihm war.


    Auf ihrer weiteren Reise wechselten sie kein Wort. Jeder von ihnen war in sich gekehrt. Es tat gut von Zeit zu Zeit Ruhe und Abstand zueinander zu haben, aber Haruka behagte dies nicht.
    Shuu sah schweigend gegen das dichte Blätterdach des Waldes. Die kräftigen Bäume strotzten dem tosenden Wind, der um sie heulte und eine unerbittliche Kälte mit sich brachte. Der Regen, der nun auf den Boden herab prasselte, versteckte die grüne Schönheit und ließ sie in einem grauen Schleier erscheinen. Dieser währte bereits den gesamten Morgen an. Vielleicht war der Regen der Grund für ihre missmutige Laune?
    Shuu zog seine zitternde Liebste an sich und küsste sie sanft auf die Stirn. Ihre Haare waren nass und ihr Körper fühlte sich kalt an.
    „Vielleicht sollten wir eine Höhle oder ähnliches suchen.“, meinte Rika, die die Kapuze ihrer Jacke tiefer ins Gesicht zog. Trübselig schaute sie in den dunklen Himmel. Es gab keine Anzeichen, das der Regen bald versiegte und ebenso der eisige Wind. Der Herbst Shinous war zwar kurz, aber kalt und unerbittlich. Bloß ein Vorbote des tiefen Winters Shinous war der Herbst. Doch bald sollten bereits die ersten Schneeflocken zu Boden gleiten und die Umwelt in eine bizarre Landschaft aus Schnee und Eis verwandeln.
    Shuu schlang seine Arme um Haruka um sie mit seiner Körperwärme warm zu halten. „Wo gedenkst du mit der Suche zu beginnen?“, wollte der Junge mit genervter Stimme wissen, während Shuu das Zittern von Harukas Leib spürte.
    Rika schaute ihn forsch an. „Nicht weit von hier habe ich einen Unterschlupf gesehen, bevor dieses Unwetter uns überrascht hat.“, erwiderte die Schwarzhaarige.
    Shuu nickte resegniert. „Dann mal los.“


    Die Höhle war nicht besonders groß, aber sie schützte vor dem Wind und dem Regen. Ein leises Feuer knisterte und wärmte sie wieder auf. Das leise Prasseln des Regens versetzte Rika in Trance und nach kurzer Zeit fiel sie in einen leichten Schlaf.
    Shuu aber konnte nicht schlafen. Sein leerer Blick fixierte das Feuer, das an dem Holz lechzte und in der glühenden Hitze verschlang. So wie die Flammen das Haus seiner Kindheit zerstört und ihm seine Eltern genommen hatten. Wie grausam konnte das Schicksal sein?!
    Es verging einige Zeit, in der Haruka den Grünhaarigen schweigsam angesehen hatte. Dann aber konnte sie diese Stille zwischen ihnen nicht mehr aushalten.
    „Shuu?“, Harukas sanfte Stimme zog seine Aufmerksamkeit auf die Braunhaarigen, die in seinen Armen lag. „Was ist los?“
    Shuu schwieg, grübelte darüber nach, ob es klug war ihr seinen Kummer zu offenbaren. Aber würde sie ihn verstehen? Schließlich rang er sich zu einer Antwort durch und sagte mit gleichgültigem Tonfall: „Nichts.“
    Doch Haruka befreite sich aus seinem Griff und sah ihn überaus vorwurfsvoll an. „Nichts? Du bist so abweisend und kühl in letzter Zeit. Und deine Antwort ist ‚nichts’?“, fuhr sie ihn enttäuscht an.
    Shuus Gesichtszüge wurden hart und verbittert. „Was weißt du schon?“, zischte der Grünhaarige sie an. „Du weißt doch gar nicht, wie es ist seine Eltern zu verlieren und dann daran schmerzvoll erinnert zu werden.“
    Haruka erstarrte. Ihr wurde mit einem Mal klar, welcher Grund sich hinter seinem schroffen Verhalten lag. „Du hast deine Eltern verloren?“, fragte sie vorsichtig und legte den Kopf auf seine Schulter.
    Shuu atmete tief durch und blickte weiterhin auf die rötlichen Flammen. „Sie sind in einem Feuer ums Tod gekommen. Meine Mutter rettete mir das Leben und hat dabei diese Schuld mit ihrem Leben beglichen.“, erwiderte er traurig. Beschämt schlug Haruka die Augen nieder, sich strafend ihn nach dem Grund seiner geistigen Abwesenheit zu fragen, aber Haruka spendete ihm dem Beistand, den er brauchte, denn sie wusste, dass Worte nicht seine Trauer mindern konnten. Bloß für ihn da zu sein, bewirkte Wunder.
    Liebevoll zog das Mädchen den Kopf ihres Liebsten zu sich, küsste ihn sanft auf die Lippen und sah, wie leichte Tränen über die Wangen Shuus rannen. Noch nie hatte Haruka ihren Rivalen und Geliebten in einer solch verletzlichen Gefühlslage gesehen, geschweige denn hatte sie ihn jemals weinen sehen in der Zeit, in der sie sich kannten und lieben gelernt haben.
    Shuu streichelte Haruka über die Wangen. Er blickte in ihre Augen und verlor sich gänzlich in ihnen. Die Braunhaarige schmiegte sich eng an Shuus Körper. „Ich liebe dich.“, raunte der Grünhaarige seiner Haruka zu, die neckisch zu grinsen begann. „Ach ja? Tust du das?“, lachte sie leise.
    Shuu drückte sie bestimmend auf den Boden, auch wenn dies nicht gerade der passende Ort war um solche Liebesspielchen zu unternehmen. Der Grünhaarige drückte sanft seine Lippen auf ihren Mund und verwickelte sie in einen leidenschaftlichen Kuss. Als er sich von ihr lösen konnte, hielt Shuu inne. Haruka war die einzige geliebte Person, die ihm noch geblieben war und er wollte sie nicht verlieren. Nicht auf solch schmerzliche Weise, wie er seine Eltern verloren hatte.
    Fragend schaute Haruka ihn an. „Was hast-“, Shuu aber legte ihr einen Finger auf den Mund und versiegelte ihre Lippen. Seine kalten Hände fuhren über ihre Hüfte zu ihren Oberschenkel hinab.
    Da Rika eingeschlafen war, dachten sie, sie wären befreit von unredlichen Zuschauern, doch die Schwarzhaarige schlug die Augen wieder auf und begann breit zu grinsen. „Lasst euch von mir nicht stören.“, meinte Rika mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme.
    Haruka und Shuu lösten die Berührung augenblicklich. Das Grinsen des Mädchens wurde noch intensiver als die Köpfe des Pärchens eine rötliche Farbe annahmen „Ich sagte doch, dass ihr euch nicht von mir stören lassen sollt.“
    Shuu wandte errötet den Blick ab und starrte ins Freie. Der Regen hatte nachgelassen, nur der Wind heulte noch immer und brachte kalte Luft mit sich. „Der Regen hat nachgelassen.“, bemerkte der Junge.
    Die Mädchen folgten seinem Blick und seufzten erleichtert auf. Endlich konnten sie ihren Weg fortsetzen!


    Es war bereits Nachmittag als der Regen endlich aufgehört und die Umwelt rein gewaschen hatte. Die Wege waren matschig geworden und überall waren große Pfützen. Der kühle Wind ließ das Trio immer noch erzittern, wenn der eisige Hauch sie erfasste.
    Zur ihrer Rechten lag ein weitflächiges Waldgebiet, denen sie sehr nahe waren und auf der anderen Seite war felsige Ebene. Das wenige Gestrüpp, was dort vorhanden war, war vertrocknet.
    Die Äste krächzten in den Wogen des Windes und die gefärbten Blätter an den Zweigen rauschten verräterisch. Die Sonne neigte sich schon wieder gen Westen der Erde zu. Diese zwielichtige Stunde erweckte die Pokémon, die nachts ihre Gebiete durchstreiften. Rika blickte unruhig um sich. Von Zeit zu Zeit hatte sie das Gefühl unablässig verfolgt zu werden. Dieses Gefühl legte sich auch nicht, bis die Dämmerung bereits ansetzte.
    Um das Trio herum, wurde der nahe Wald in die Dunkelheit getaucht. Der Wind, der nun stärker geworden war, blies gegen ihre Rücken.
    Rika ließ ihre Umgebung keine Sekunde aus den Augen. Sie verfolgte jedes Geraschel in den Büschen, jeder winzige Laut erregte ihre Aufmerksamkeit. Einen Augenblick erhaschte sie sogar einen Blick, wie ein wager Schatten an sie vorbei huschte. Doch sie zweifelte daran dies wahrhaft gesehen zu haben. Ihre Nerven waren angespannt – nichts weiter.
    Über den Wipfeln der Bäume schreckten Vögel hoch, als ein tiefes Heulen zu vernehmen war. Verwirrt und ziellos flatterten die gefiederten Pokémon umher, ließen sich wieder in den Baumkronen nieder um gleich erneut aufzufliegen. Ein weiterer Ruf zog sich über die Bäume hinweg, klang so fern, die Vögel aber waren trotzdem beunruhigt.
    Das Trio hielt inne, lauschte, aber kein erneutes Heulen durchschnitt die Stille der Abendstunden ein weiteres Mal. Zögernd setzten sie ihren Weg fort, auch wenn die Ungewissheit ihnen den Magen zuschnürte. Plötzlich wichen diese Zweifel. Ihnen war klar, dass sie sich – wieder Mal –Schwierigkeiten eingehandelt hatten.
    Das beharrliche Rascheln kam ihnen so sonderlich klar vor. Das Geräusch von Pfoten, die in einem raschen Lauf über Moos und Farn dahin rannten, drangen an ihre Ohren. Aus der Finsternis hoben sich hundeähnliche Gestalten – Hunduster - ab, die leichtfüßig zwischen den dicht stehenden Bäumen hindurch liefen. Bald hatten sie das Trio gänzlich eingekreist. Ihre Leiber, dicht an dicht gereiht, nahmen sie die Halde ein. Noch immer gaben sie kein Laut von sich, ihre Haltung war auch nicht feindlich gestimmt – noch nicht. Das Fell der Hunduster war schwarz, an den Pfoten, Rücken, sowie am Kopf waren wulstige Auswüchse zu sehen, die die Härte von Knochen besaßen.
    Shuu schlang seine Arme um Harukas Hüfte und zog sie nah an sich heran. Diese schmiegte sich verängstigend an ihren Liebsten. Rika beobachtete die dunkle Schar aufmerksam. Hatten sie die Absicht einzugreifen? Was auch immer die Hunduster wollten, es gab keinen Ausweg als einen Kampf. Aber wer war ihr Alpha-Pokémon, ihr Anführer?
    Als die Schwarzhaarige einen Pokéball hervor holte und diesen mit einem Knopfdruck vergrößerte, begannen die Hunduster grollend zu knurren. Doch das Mädchen ließ sich davon nicht einschüchtern. „Na? Habt ihr Angst oder warum fangt ihr an zu knurren?“, murmelte die Schwarzhaarige, aber gut hörbar für die feinen Ohren der Hunduster.
    Ohne weiter auf das böse Grollen dieser Pokémon einzugehen, warf Rika den Pokéball auf den Boden aus dem sich die Konturen des Schattenhundes abzeichneten. Mit einem tiefen, befreiten Heulen senkte es sein Haupt auf das Rudel der Hunduster, die vor Schreck erstarrt waren. Ihr Nackenfell sträubte sich. Einige von ihnen begannen die Zähne zu fletschen, andere jaulten verwirrt, aber Hundemon ließ sich keinesfalls von diesen lächerlichen Drohgebärden einschüchtern.
    Ein tiefes Aufheulen erklang, und zog über das Waldgebiet hinweg. Die Schar teilte sich, wich zu beiden Seiten zurück, machte einen schmalen Weg frei. Mit Entsetzen sah Hundemon einen alten Bekannten auf sich zu schreiten. Ein Hundemon, das an Größe und Stärke jedem einzelnen der Hunduster weit überlegen war. Sein Fell schimmerte, im Gegensatz zu Rikas Schattenhund, in einem grauen Ton. Bei jedem Schritt sah man das Spiel der Muskeln unter dem Fell. Ohne Eile, Pfote vor Pfote setzend, bewegte sich der fremde Schattenhund mit ruhiger Würde voran. Seine dunklen Augen funkelten den schwarzen Schattenhund böse an. Über seinem rechten Auge prangte eine sichelförmige Narbe, die jenes Hundemon ihm zugefügt hatte.
    Rika beobachtete mit Gelassenheit dieses Szenario an. Sie kannte die Geschichte ihres Pokémon gut, und so begriff das Mädchen, was dieses Treffen bedeutete – dieses Hundemon war jenes, das ihren treuen Gefährten aus dem Rudel verstoßen hatte und stark verwundet hatte. Und jener Kampf sollte in wenigen Augenblicken von neuem beginnen.
    Haruka begann zwischen der Schar der Hunduster unwohl zu fühlen. Ihre Augen richteten sich auf Rika, die angespannt den Verlauf der Begegnung abwartete. „Rika? Was hat das zu bedeuten?“, wollte die Braunhaarige wissen.
    Rika starrte ihr Hundemon eine Weile an, bis sie schließlich erneut erzählte, wie sie damals Hunduster aufgefunden hatte und durch die Dorfbewohner Sandgemmes erfahren hatte, dass dies der frühere Anführer des Rudels gewesen war, bis ein Hundemon aufgetaucht war. In einem Kampf über die Herrschaft des Rudels wurde Hunduster schwer verwundet und von seinem Rudel zurückgelassen. Er war ausgestoßen worden.
    Rika seufzte. „Wir können nichts tun. Mir sind die Hände gebunden. Es würde bloß Hundemons Stolz brechen, wenn ich mich einmischen würde.“, beendete das Mädchen die Erzählung und richtete ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen.
    Die Schattenhunde standen sich noch immer lautlos gegenüber. Die Gestalt der Hundemon ließ die Hunduster klein erscheinen. Dann aber, stellte sich Rikas Schattenhund seinem Rivalen breitbeinig entgegen. Er schloss einen kurzen Moment die Augen.

  • 41. Kapitel


    Der Hinterhalt (Teil II)


    Hunduster lag reglos auf dem Boden. Sekunden vergingen, ehe sich das Pokémon schwerfällig auf die Pfoten raffte. Unzählige Wunden zeichneten seinen Körper. Blut strömte aus einer Verletzung an der Stirn und trübte ihm den Blick.
    Mit einem letzten verzweifelten Aufbäumen sprang Hunduster auf seinen Gegner, der ihm an Größe und Kraft weit überlegen war. Hundemon warf sich dem Kleineren mit voller Wucht entgegen, zwang ihn zu Boden. Seine mächtigen Kiefer schlossen sich um Hundusters Kehle und schleuderten den Unterlegenen hinfort. Seine Glieder wurden schlaff, und die absolute Finsternis kehrte ein als Hunduster schmerzhaft gegen einen Baum prallte.


    Hundemon öffnete die Augen. Welch Qualen hatte er durch diese schändliche Niederlage erfahren müssen? Rachegefühle stiegen in dem Schattenhund auf, doch keiner von den Kontrahenten regte sich.
    Ein leichter Windhauch ließ die Gräser und die Blätter rauschen. Hundemon zog die Lefzen hoch, sein Nackenfell sträubte sich als es begann seine Zähne zu fletschen.
    Die Pupillen in den schwarzumrandeten Augen seines Widersachers verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ohne jegliche Erregung stand das fremde Hundemon dem Gegner gegenüber. Es zeigte nicht das gewaltige Gebiss um seinen Rivalen einzuschüchtern, nicht ein Haar in seinem grauen Fell sträubte sich.
    Das Rudel der Hunduster verharrte reglos auf der Wiese. Selbst Haruka, Shuu und Rika standen wie erstarrt da und beobachteten unsichtbaren Kampf zwischen den Hundemon.
    Mit einer so raschen Bewegung, das die Augen der Menschen kaum folgen konnte, sprang Rikas Hundemon seinen verhassten Rivalen an, der ebenso schnell auswich. Die Zähne des Schattenhundes schnappten ins Leere.
    Wieder sprang er, wurde abgewehrt und griff von neuem an. Doch dieses Mal verbissen sich die Gegner ineinander. Als keiner den Anderen zu Boden drücken konnte, trennten sich die Hundemon voneinander. Aber nur einen Herzschlag lang, dann waren sie wieder übereinander hergefallen, mit weit geöffneten Rachen, das Gebiss entblößt. Sie kämpften stumm, bis auf ein dumpfes Knurren aus ihren Kehlen, wälzten sie sich in einem rasenden Knäuel auf dem Boden oder versuchten, auf den Hinterbeinen stehend, die Kehle des Gegners zu packen.
    Dies war kein Kampf, der endete, sobald der Schwächere merkte, dass er unterlegen war und sich mit einer Demutsgebärde unterwarf oder sein Heil in der Flucht suchte.
    Der Fremde und Hundemon kämpften nicht um die Vorherrschaft, kämpften nicht um den Stärkeren in der Rangordnung zu bestimmen – sie kämpften, weil nur einer von ihnen siegen konnte.
    Rika aber sah, wie die Kräfte ihres Pokémons nachließen – wie seine Bewegungen langsamer wurden. Und wie Hundemon, wenn er strauchelte, sich immer mühsamer aufraffte. An seinen Flanken und am Nacken klafften tiefe Wunden. Doch der Schmerz kümmerte den Schattenhund nicht.
    Wie lange dieser Kampf bereits anhielt, konnte niemand sagen. Die Zeit schien still zu stehen für die Anwesenden.
    Rika stand wie betäubt da, zweifelte daran, ob die Entscheidung sich nicht in diesen Kampf einzumischen doch falsch war. „Hundemon…“, wisperte die Schwarzhaarige leise, aber ihre Stimme war für den Schattenhund noch hörbar. Er schöpfte durch sie neue Kraft und Mut. Ein grollender Laut entfuhr jenem Hundemon.
    Unerwartet glimmte ein rötlicher Schein in seinem Rachen. Der Graugefellte jaulte schmerzerfüllt auf als der Flammenstrahl, der aus dem Maul seines Gegners entsprungen war, auf die Flanke schoss. Sogleich grollte er erzürnt und richtete seine durchdringenden Augen auf seinen Rivalen, der den Mut hatte nochmals gegen ihn anzutreten.
    Einen Spalt breit öffnete das graue Hundemon das Maul. Daraufhin fegte ebenfalls ein sengender Flammenatem auf Hundemon zu, der jedoch mit einem raschen Ausfallschritt auswich. Ein Schattenball, umschwirrt von einer dunklen Aura, formte sich in Maul von Rikas Hundemon. Sein Rivale taumelte verletzt als der Spukball auf seine Brust aufprallte.
    Eine wabernde Rauchschwade hüllte das Geschehen des Kampfes ein, verhinderte jede Sicht. Es dauerte einige Zeit, nachdem die Sicht wieder klarer wurde und so den Anwesenden einen Blick auf den Kampf gewährte. Die schwarze Wolke offenbarte, dass das graue Hundemon zu Boden gegangen war.
    Ohne Eile trat Rikas Schattenhund seinem Rivalen gegenüber, die Lefzen drohend hochgezogen. Mühsam erhob sich der Gefallene, blickte seinem Gegenüber stumm an, bevor es sein Gebiss entblößte.
    Abermals fielen sich übereinander her, versuchten die Kehle des Gegners zu packen. Achtlos darüber, dass die Zähne des Anderen das Fell zerfetzten. Das Blatt hatte sich gewendet, zugunsten für Rikas Hundemon.
    Mit blutenden Flanken und Seiten richtete sich der Graugefellte auf. Verzweifelt wagte es einen Angriff, seinen Letzten, denn der Schattenhund sprang ihm mit voller Wucht auf ihn und zwang seinen Rivalen zu Boden. Das Rudel der Hunduster jaulte triumphierend auf.
    Mit Angst geweiteten Augen sah der Unterlegene seinem Gegner in die Augen, bis Rikas Hundemon den Rachen aufriss, bereit zu töten. Furchtsam schloss der Schwächere die Augen, erwartete, dass die Dunkelheit einkehrte, doch nichts geschah. Hundemon hatte kurz vor der dargebotenen Kehle inne gehalten. Der Schattenhund fletschte bloß zornig die Zähne. Dann aber wandte er seinem Rivalen den Rücken zu, der sich mühselig aufrappelte und wütend knurrte.
    Aus dem Wald lösten sich zwei Schatten, die behutsam ihre Pfoten aufsetzten und auf Hundemon zu schlichen. Die Luft war vom schweren Geruch des Blutes verpestet. Diese Tatsache verschleierte ihre Witterung.
    „Hundemon! Pass auf!“, warnte seiner Trainerin. Knurrend wirbelte der Schattenhund herum und sah sich erneut zwei Hundemon gegenüber, die allerdings kleiner waren als ihr Anführer und er selbst.
    Eines von ihnen stieß Hundemon unvermittelt seine Hörner in die Schulter. Das Andere ging um den geschwächten Schattenhund herum, suchte eine geeignete Position zum Angriff, doch Hundemon ließ seinen Gegner keine Sekunde aus den Augen. Doch bevor dieses sich auf Hundemon werfen konnte, so waren die Hunduster Zähne fletschend auf die Kumpanen ihres früheren Anführers losgegangen bissen sich in ihren Leibern fest, zerrten sie von Hundemon fort und vertrieben sie schließlich, mitsamt des Unterlegenden.
    Die Hunduster kehrten zu Hundemon zurück, leckten ihm freudig die Schnauze ab und sprangen an ihm hoch. Es war ein Wiedersehen alter Bekannten, immerhin war Hundemon in diesem Rudel hineingeboren.
    Rika hielt sich währenddessen zurück und sah dem Wiedersehen nur lächelnd zu. Auch Haruka und Shuu beobachteten aufmerksam das Verhalten der Pokémon.
    Hundemon und das Rudel der Hunduster reckten ihre Schnauzen zum Himmel empor. Sie heulten in an- und abschwellenden Tönen. Ihre Stimmen vereinten sich und verebbten dann schließlich in der Finsternis der Nacht.


    Die Dämmerung brach an. Der Wald wurde in helles Licht getaucht, während die Strahlen der Sonne durch das Dickicht fielen.
    Das Trio hatte an diesem Ort übernachtet, umringt von ruhenden Hunduster. Hundemon hatte die gesamte Nacht auf einem Hügel gelegen und den Mond angestarrt – genauso nachdenklich wie seine Trainerin.


    Rika kniete am nahen Flusslauf und wusch sich das Gesicht mit dem klaren, kühlen Wasser. Sie blickte auf das Wasser hinab, und dachte an Hundemon. Noch nie hatte sie ihren Gefährten so glücklich gesehen, wie in der letzten Nacht. Der Schattenhund hatte bereits zuviel erleben müssen. Ihr Entschluss stand fest.
    Das Mädchen schreckte aus ihren Gedanken auf als sie Hundemons Atem spürte. Neben ihm standen Haruka und Shuu.
    Rika legte ihre Hand auf Hundemons Schnauze und kraulte das Pokémon, so wie sie es immer tat. In ihren Augenwinkel sammelten sich salzige Tränen- „Hundemon… Es ist besser du bleibst bei deinen Freunden.“, sagte das Mädchen, während sie darauf bedacht war zu verbergen, dass es ihr nicht diese Entscheidung nicht leicht fiel.
    Ihr Schattenhund blickte sie stumm an. Er konnte nicht begreifen, was Rika von ihm verlangte. Er und sie hatten so viel erlebt, so viele Kämpfe bestritten. Warum wollte Rika plötzlich, dass er hier bleibt?!
    Rika umfasste Hundemons Schnauze und drückte ihr Gesicht dagegen um leichten Tränen zu verbergen. Der schwarze Hund ließ es geschehen, genoss ihre Nähe, aber er wusste, was dies bedeutete - Abschied. Dann schlang Rika ihre Arme um Hundemons Hals. „Es tut mir Leid.“, flüsterte das Mädchen, erhob sich rasch und rannte weg.
    Hundemon blickte seiner Trainerin nur wehmütig hinterher, dann wandte er seinen Blick ab und trottete zu den Hunduster, die auf ihn warteten.


    Rika lehnte sich schweratmig an eine stämmige Eiche. Sie war so besinnungslos losgelaufen, von ihren Gefühlen überwältigt, dass sie kaum darauf geachtet wohin sie gelaufen war. Es schmerzte sie Abschied von Hundemon zu nehmen. Auch wenn sie sich immer kalt und rücksichtslos gab, diese Tatsache ging nicht einfach so an ihr so spurlos vorbei. Sie hatte Hundemon gepflegt als es verwundet war – als es niemanden mehr hatte. Das Pokémon war für sie immer ein treuer Gefährte. Sie konnte sich immer auf Hundemon verlassen, egal in welcher Lage sie sich je befunden hatte.
    „Rika!“, rief Haruka atemlos als Shuu und sie angelaufen kamen. Das Mädchen wandte sich ihren Weggefährten zu. „Warum tust du das?“, wollte Shuu wissen.
    Rika senkte den Blick. „Hundemon ist wieder zu Hause. Ihm wird es bei den Hundustern sicherlich besser ergehen.“, erwiderte sie, versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen, aber es gelang ihr nicht.
    Haruka und Shuu sahen sie stumm an. Die Entscheidung war dem Mädchen auch nicht leicht gefallen. „Wir sollten weiter.“, hauchte Rika leise und schulterte ihren Beutel.


    Das Trio sprach auf ihrer weiteren Reise kein Wort zueinander. Rika entzog sich ihren Freunden vollständig und versuchte mit dem Schmerz alleine zu recht zu kommen. Es war so als wäre plötzlich eine große Leere in ihrem Herzen. Sie versuchte ihre Gedanken auf etwas anderes zu lenken, aber sie kehrten immer wieder zu den Erinnerungen an Hundemon zurück. Rika dachte daran, wie sie Hundemon das erste Mal getroffen hatte und ihn gepflegt hatte, nachdem sie ihn schwer verletzt aufgefunden hatte. Und wie Rika von Zeit zu Zeit sein Vertrauen gewann und wie sich Hundemon damals ihr angeschlossen hatte. Die gesamten Kämpfe, die sie mit ihm gemeinsam bestritten hatte, rauschten an ihr schemenhaft vorbei.
    Als plötzlich Haruka und Shuu ruckartig anhielt, realisierte das Mädchen dies erst gar nicht und lief ihnen beinahe in den Rücken. Sie hob den Kopf.
    Der Weg wurde ihnen von drei groß gewachsenen Kreaturen versperrt. Ihr Körper wirkte katzenhaft, geschmeidig, aber dennoch bedrohlich. Stellten sie sich auf die Hinterbeine, so glichen sie einem Kind, das nicht älter war als zehn Jahre.
    Rubinrote Augen blitzten die Menschen kampfeslustig an, rote Zeichen durchzogen das weiße Fell der Sengo. Noch beeindruckender waren die gefährlichen schwarzen Krallen, die jederzeit zuschlagen konnten.
    Haruka und Shuu waren auf diese Bedrohung sofort bereit und zückten zwei Pokéball hervor. Auch Rika wollte dies tun, doch ihre Finger schnappten ins Leere. Der Platz am Gürtel, an dem normalerweise Hundemons Pokéball befestigt war, war leer. Das Mädchen fluchte leise.
    In Sekunden hatten die Sengo Nachtara und Psiana niedergestreckt. Die katzenartigen Wesen kreisten Haruka, Shuu und Rika ein, die nicht wussten, was sie entgegen setzen sollen. Welches ihrer Pokémon konnte sich ihnen zur Wehr setzen?
    Plötzlich erschallte ein tiefes, schauerliches Geheul, das die Sengo kurz erstarren ließ. Dann, blitzartig, sprang ein schwarzer Schatten vor die Trainer und knurrte erzürnt. „Hundemon…?“, kam es überrascht von Rika. Der Schattenhund streifte sie kurz mit einem raschen Blick, dann wurde er auch schon von den Katzen-Pokémon von allen Seiten attackiert. Der Hund wich zurück als es mehrere Krallenhiebe einstecken musste, aber dies vergalt es direkt mit einem glühenden Feuerstrahl, der das Fell der Sengo ansengte. Knurrend trat er an zwei der Sengo heran, die am Boden waren. Kaum waren sie aufgestanden, so versuchten die Katzen einen erneuten Angriff, der von Hundemon mit einem Schattenball zunichte gemacht wurde. Auch wenn dieser Gegenangriff kaum Wirkung zeigte, so suchten zwei der Sengo das Heil in der Flucht, während das letzte, mutige Sengo sich Hundemon entgegen stellte.
    Rika begriff zunächst nicht, dass Hundemon zu ihr zurückgekehrt war und sich entschieden hatte mit ihr den Weg zur Spitze bestritt. Ihre Gesichtszüge wurden ernster. „Hundemon!“, ertönte ihre schroffe, altbekannte Stimme. Der Schattenhund erwiderte ein kurzes, grollendes Zähne fletschen – seine Zustimmung, das er bereit für einen Kampf war. „Nimm dich vor den Krallen in Acht. Halte es zunächst auf Distanz.“
    Kaum warnte Rika Hundemon vor den Krallen Sengos, so preschte dieses mit schräg angewinkelten Krallen vor. Der Schattenhund spannte seinen Körper an und wich im letzten Moment aus. „Pack es!“
    Hundemon schloss seinen Kiefer um Sengos Genick und drückte es zu Boden, obwohl sich das katzenartige Pokémon zu wehren versuchte. Erst als die starken, ruckartigen Bewegungen erstarben, ließ der Schattenhund Sengo los. Dieses blieb reglos liegen. Schwächlich öffnete die Katze die Lieder über den blutroten Augen. Sie wirkten müde und leer, dennoch ließ der Kämpferinstinkt seine Kräfte zurückkehren. Schwerfällig erhob sich Sengo wieder, mit einer Kralle stützte es sich am Boden ab und fauchte Hundemon wütend an. Dann, blitzschnell, spurtete Sengo auf den Schattenhund los, streckte eine Kralle hervor um mit dieser anzugreifen. Hundemon hatte nicht die Absicht auszuweichen. Ein schmaler Kratzer zeichnete seine Schnauze. Auf der Zunge schmeckte er Blut als er über die schmale Wunde leckte. Ein tiefes, feindseliges Knurren entwich Hundemons Kehle. Geschockt darüber vernachlässigte Sengo seine Deckung.
    Ein siegessicheres Grinsen umspielte Rikas Lippen. „Beende es mit Finsteraura!“, befahl die Schwarzhaarige einem harten, unnachgiebigen Tonfall in der Stimme.
    Hundemons Körper wurde von einer schwarzen Aura umgeben, die den Schattenhund wie eine Welle Wassers gleich, umschloss. Mit einem Grollen, tief aus der Kehle heraus, löste sich diese Welle der schwarzen Energie und brach über Sengo hinweg. Die schlanke Katze prallte an einem Baum ab und sank erschöpft in sich zusammen.
    Haruka und Shuu hatten nervös den kurzweiligen Kampf verfolgt und waren überrascht darüber, dass Hundemon so unerwartet aufgetaucht war und ihnen aus der Klemme geholfen hatte. Mit Erfolg. Rika und Hundemon waren ein tolles Team.
    Rika dachte rasch nach, bevor sie einen leeren Pokéball warf. Sengo wandelte sich bei der Berühung in einen roten Energiestrahl um. Angespannt ballte die Schwarzhaarige die Faust zusammen. Eine Minute lang, die dem Trio wie etliche Stunden vorkamen, wehrte sich Sengo im Inneren des Pokéballs und kämpfte um seine Freiheit. Mit einem lauten Klicken erstarb das Zucken des Pokéballs.
    Zögernd hob Rika den rot-weißen Ball ihres neuen Pokémons vom Boden auf und betrachtete diesen einige Zeit. Ob sie mit diesem Sengo genauso Freundschaft schließen würde, wie mit Hundemon und ihren anderen Pokémon?
    Der Schattenhund stupste das Mädchen mit der kalten Schnauze an. Rika zuckte leicht zusammen, schlang aber dennoch die Arme um den Hals des Hundemons und schmiegte sich an das Pokémon. Dieses lenkte die Schnauze auf Rikas Schulter und blies ihr seinen warmen Atem in den Nacken. „Willkommen zurück.“, flüsterte das Mädchen erleichtert, dass ihr Team wieder komplett war – mit Hundemon.


    ---


    Wie fandet ihr den Kampf zwischen den Hundemon? Bitte um Meinung. Hilfe habe ich mir aus dem Buch 'Wolfsaga' geholt. <3
    Vielleicht kommt euch das Lied bekannt vor, ich musste es einfach verwenden, da ich dazu diese Idee bekommem habe:
    http://www.youtube.com/watch?v=j-kFSCS-egk

  • Oooch, Rika! Hast alles vermasselt! XD Da war doch grade was am Anlaufen...taktlos, so was *kopfschüttel*


    Jaaah....der Hundemonkampf also. An erster Stelle muss ich hier sagen: super beschrieben. Der Kampf hat jedenfalls eine recht lebendige Atmosphäre. Das ganze stiltechnische Zeugs lass ich auch mal aussen vor- du weisst, dass du super schreibst, imo.
    Warum du allerdings diese Freilass-Wiederkomm-Szene geschrieben hast ist mir allerdings ein bisschen unklar...Nicht, dass es schlecht geschrieben wäre oder so, aber es erinnert mich einfach nur zu sehr an die eine Folge im Anime, wo Satoshi Pikachu "freilässt" und Pika dann wiederkommt. Nix für Ungut, aber das fand ich jetzt nicht so dolle :/


    Ansonsten war's aber wieder gelungen, super,...(lobendes Adjektiv deiner Wahl^^)

  • Ancalagon
    Ich hab doch gesagt, dass ich mich aus der Folge inspiriert habe. XD Und außerdem war Hundemon der Anführer des Rudels, seine Familie. Rika möchte, dass ihr Pokémon bei der Familie bleibt. XD
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    42. Kapitel


    Die Kraft des Wassers


    Die Lichter einiger Häuser durchdrangen den lichten Wald der Bäume. Es dauerte bis zur Abenddämmerung noch einige Zeit. Die Gebäude standen in verschiedenster Weise, einige waren ebenerdig gebaut, andere waren auf Hügeln angebaut. Neben dieser stillen Idylle war ein großer See, der von einem Nebelschleier umgeben war. Die Luft war klar und erfrischend kühl.
    Dieses riesenhafte Areal war das Hotelgelände und der Schauplatz eines großen Wettbewerbs, der bald hier, an diesem Ort, stattfinden würde. Der berühmt berüchtigte Mikuri Wettbewerb, der in allen Medien lobpreist wurde.


    Hikari saß auf dem Balkon des Pokémon Centers und betrachtete den Himmel. Vögel zogen vorbei, oder ließen sich am Ufer des Sees nieder um zu rasten. Das Mädchen seufzte schwer. Ihr Herz fühlte sich trüb an, so unsagbar schwer und leer. Ob sie tatsächlich an diesem Wettbewerb teilnehmen sollte? Sie hatte bereits vier Bänder gesammelt. Ihr fehlte nur noch eines um ihren Traum am großen Festival teilzunehmen, wahr werden zu lassen. Doch sie fühlte sich einfach nicht bereit dafür.
    „Pli-Pliprin!“, riss ihr Gefährte, das pinguinartige Pokémon aus ihren Gedanken. Hikari lächelte leicht. „Pliprin? Ist es eine gute Idee an dem Wettbewerb teilzunehmen?“, wollte die Blauhaarige verunsichert wissen.
    Pliprin schaute seine Trainerin stumm an und nickte schließlich. „I-Ich weiß nicht…“, erwiderte das Mädchen.
    Wütend über Hikari blies Pliprin ihr einige sanfte Wasserblasen ins Gesicht, die an ihrem Gesicht zersprangen und die Haut mit Feuchtigkeit benetzte. Hikari sah Pliprin erschrocken an, dass seiner Trainerin immer noch eines finsteren Blickes würdigte. Lächelnd strich die Blauhaarige ihrem Pokémon über den Kopf. Sie war Pliprin dankbar, dass das Pokémon sie von Entscheidungen abhielt, die ihr nicht gut taten.
    Es war schon immer ihr Traum gewesen Mikuri, dem Champion der Hoenn-Liga und dem weltbesten Koordinator, gegenüberzustehen. Und dieser Wettbewerb ermöglichte ihr, ihrem Idol zu treffen!
    „Hikari?“, sprach eine männliche Stimme das Mädchen an. Hikari neigte ihren Kopf um. „Was ist, Satoshi?“ Ihre blauen Augen blickten den Jungen an.
    „Hast du nicht Lust zu trainieren für den Wettbewerb?“, fragte der Schwarzhaarige. Hikari schwieg, aber als Pliprin sie anstupste, nickte das Pokémon ihr aufmunternd zu. „Okay!“, erwiderte sie, dank ihrem Pokémon gestärkt.


    „Abwehren mit Ultraschall, Bamelim!“, befahl Satoshi energisch. Der Meereswiesel wandte Schlapor den Rücken zu und ließ die Schweife rotieren. Eine silbrige Windklinge löste sich, die den Eisstrahl spaltete und umlenkte. „Gut gemacht, und jetzt Aquaknarre!“ Bamelin spie einen kraftvollen Wasserstrahl auf Schlapor. „Spukball!“, konterte Hikari.
    Schlapor hielt die Pfoten zum Himmel empor und ein dunkler Schattenball formte sich darin, der die Aquaknarre gekonnt abhielt.
    Satoshi war jedoch nicht bereit leichtfertig die Hoffnung auf einen Sieg aufzugeben. „Wasserdüse, schnell!“
    Umspielt von Wasser raste Bamelin auf Hikaris Pokémon und schleuderte Schlapor an auf den harten Boden. Ohnmächtig blieb der Hase liegen.
    Satoshi lobte Bamelin und trat nun zu Hikari herein, die etwas enttäuscht den Kopf hingen ließ. „Du bist nicht ganz bei der Sache, Hikari. Was ist los?“
    Die Blauhaarige wich seinem Blick aus. Sie konnte ihm nicht sagen, welcher Grund für ihre Unkonzentration war. Es war Shinji, der in ihren Gedanken umher spukte. Nachdem sie im Streit getrennte Wege gegangen waren, dachte Hikari unentwegt an ihn.
    „Vergiss ihn.“, hörte die junge Koordinatorin Takeshi sagen. Aber wie sollte es gehen? Wie konnte man die Person einfach vergessen, die man gerne hat, nein, liebt?!
    „Sagst du so einfach…“, flüsterte Hikari kaum hörbar.
    Takeshi lächelte leicht. „Du wolltest mal auf andere Gedanken kommen. Wie wäre es, wenn wir zum See gehen?“, schlug der Braunhaarige vor. Satoshi lachte. „Gute Idee, Takeshi.“, erwiderte der Junge.
    Hikari folgte ihnen zögernd zum See, gefolgt von Pliprin. Der See war von einem Nebelschleier umgeben, der so dicht war, dass man kaum etwas sehen konnte. Die Trainer wagten sich näher an das Ufer heran. Ein sonderbarer Klang erfüllte die Luft. Satoshi hielt inne und lauschte dem friedlichen Gesang. „Hört ihr das?“
    Die Blauhaarige nickte ihm zu, „Was ist das?“, flüsterte Hikari. Ihr Blick war auf einen wagen Schatten gerichtet. Der Nebel offenbarte die Gestalt. „Ein Milotic!“, erwiderte Takeshi. Hikari sah dieses edle Pokémon fasziniert an. Während das Pokémon sang, wirkte es friedlich und unsagbar schön. Als ihre Blicke dann schließlich auf eine dunkle Gestalt auf einem Felsen fiel, wurde Hikari nervös. Dort, auf dem Felsen, saß Mikuri! Ihr größtes Idol, der Superstar Hoenns und Shinous! „Das… Das kann nicht wahr sein!“, sagte die Blauhaarige lauter als sie eigentlich beabsichtigte. Satoshi und Takeshi blickten ihre Freundin irritiert an. „Was ist los, Hikari?“
    Der Mann, dessen Blicke zuvor über die Landschaft streiften, neigte seinen Kopf zu dem Trio. „Oh hallo.“, begrüßte Mikuri sie, während der Nebel sich vollends lichtete und Milotics Stimme verklang.
    Hikari vergaß all ihren Kummer und begann zu schwärmen. „Mi-Mikuri?“, kam es stotternd aus ihrem Mund. Der türkishaarige Mann lächelte sanft. „Champion der Hoenn-Liga, Top-Koordinator – was auch immer.“, antwortete Mikuri.
    Hikari war sprachlos, sie konnte einfach kein weiteres Wort herausbringen. „Ich hoffe, wir stören dich nicht.“, entschuldigte sich Takeshi höflich.
    Mikuri lächelte bloß und schüttelte den Kopf. „Keinesfalls. Wir freuen uns über Gesellschaft.“, er streichelte über Milotics Kopf. Dieses schien glücklich und völlig entspannt zu sein. „Seit wir in Shinou angekommen sind, könnten wir wenigstens einen Tag uns entspannen.“ Mikuri seufzte. „Es ist nicht einfach berühmt zu sein.“ Mit diesen Worten sprang er von seinem Felsen herab. Milotic legte ihren Körper um den schlanken Mann. Dieser lächelte zärtlich und schmiegte sein Gesicht an sein Pokémon. „Das Wichtigste für Mensch und Pokémon ist das Vertrauen zueinander. Außerdem…“, er schaute Hikari eine Weile an, die seinem Blick auswich. „…ist der Trainer derjenige, der seinem Pokémon Zuversicht schenkt.“
    Sie wusste, was er ihr damit sagen wollte und es stimmte! Seit dem sich die Gedanken an Shinji in ihren Gedanken festgesetzt hatte, so vermochte keine Performance mehr zu
    gelingen. Das Vertrauen ihrer Pokémon schmolz dahin. Und wer war Schuld?! Shinji! Er hatte ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt, aber seitdem dem Eklat ihres letzten Treffens verspürte Hikari nur noch zwiespältige Gefühle. Zum einem verspürte sie Hass, zum Anderen Trauer und wiederum sagte ihr Herz, das sie sich nach ihm sehnte.
    Mikuri lächelte weiterhin, wandte sich dann aber ab um zu Gehen. „Warte, Mikuri!“, hielt Satoshi den Trainer auf, der den Jungen verblüfft musterte. „Hikari ist eine Koordinatorin und wird an deinem Wettbewerb teilnehmen.“
    Hikari schaute ihn erschrocken an. „So ist das? Das würde ich gerne eine Kostprobe deiner Techniken sehen.“, bat Mikuri freundlich.
    Überrascht und gleichzeitig verunsichert wusste Hikari nicht so Recht, was sie davon halten sollte. Satoshi hatte doch selbst erlebt, wie unkonzentriert sie gewesen war bei ihrem Trainingskampf.
    Erst als Satoshi sie leicht berührte, schreckte Hikari aus ihren Gedanken hoch. „Was hältst du davon, wenn du gegen mich kämpfst, Hikari?“, wollte der Junge wissen. Die Angesprochene senkte den Blick. „Ich weiß nicht…“
    Pliprin öffnete neben ihr den Schnabel und blies ihr ein weiteres Mal an diesem Tag sanfte Wasserblasen ins Gesicht. „Pli-Pliprin Pli!“, fuhr das Pokémonn sie schroff an. Hikari sah Pliprin einige Zeit an, dann nickte sie. „Okay. Ich nehme deine Herausforderung an!“, erwiderte Hikari.
    Satoshi nickte ihr zu. „Das Zeitlimit ist fünf Minuten, so wie beim Wettbewerb.“
    Hikari stimmte zu. „Dann gehen wir auf diese Lichtung.“, schlug Mikuri vor und führte sie auf einen geeigneten Platz für einen Kampf.
    Satoshi holte einen Pokéball hervor und warf diesen in die Luft. „Bamelin, auf geht’s!“, sagte dieser.
    Aus dem Lichtschein des Balles materialisierte sich der orangefarbene Meereswiesel. „Pliprin, alles klar?“, fragte Hikari. Ihr Pokémon nickte. „Pliprin!“
    Takeshi und Mikuri wohnten dem Kampf in einiger Entfernung bei. Der Top-Koordinator schaute aufmerksam zu und musterte Hikari.
    „Pliprin, leg los mit Blubbstrahl!“, befahl das Mädchen. Das Pokémon rannte auf Bamelin los und ein Strahl von wunderschön funkelnden Wasserblasen fegten auf Bamelin los. „Abwehren mit Ultraschall!“
    Bamelin sprang ein Stück in die Höhe, seine Schweife lösten abermals eine silberne Windklinge auf den Blubbstrahl, der bei der Berührung kollidierte. „Und jetzt Aquaknarre!“
    Das Meereswiesel spuckte einen kraftvollen Wasserstrahl auf Pliprin, das seinen schlanken Körper anspannte. Der schimmernde Strahl glitzerte im Sonnenlicht wunderschön. „Metallklaue, schnell!“, konterte Hikari.
    Pliprin überkreuzte seine Flossen, die aufglühten und mit unglaublicher Leichtigkeit die Aquaknarre zerteilten. Pliprin wurde in einen Regen aus feinen Wassertropfen gehüllt. „Pli Pliprin!“, sagte das Pokémon selbstbewusst.
    Mikuri war fasziniert über die Unerschrockenheit des Pokémons. Wann hatte er solch ein motiviertes Pokémon beim Kämpfen können?
    Satoshi rieb sich unter der Nase und rief dann bestimmend: „Bamelin, Wasserdüse!“,
    Wasser schmiegte sich an Bamelins Körper, welches das Pokémon völlig einschloss. Das Meereswiesel raste im Blickwinkel der Sonne auf Pliprins Angesicht zu.
    Mikuri sah dieser Vorführung mit ungewohnter Leidenschaft zu. „Bamelin ist wirklich gut!“
    Takeshi nickte. „Hikari war vor Satoshi Bamelins Trainerin.“
    Hikari dachte kurz nach, dann neigte sie den Blick auf Pliprin. „Los, Whirlpool!“ Das Wasser-Pokémon erschuf über seinem Kopf einen reißenden Wirbel aus geballter Kraft des Wassers und schleuderte diesen Bamelin entgegen. Der Meereswiesel kämpfte dagegen an, wurde jedoch abgelenkt und zu Boden geschleudert. Wassertropfen rieselten auf beide Pokémon herab und warfen sie in ein schimmerndes Licht, das von der Sonne gebrochen wurde. „Gut gemacht, Hikari.“, lobte Satoshi. „Du bist konzentrierter als bei unserem vorherigen Kampf.“
    Hikari lächelte, froh über das Lob. Doch es war zu früh um Lobeshymnen zu sprechen. „Du bist auch nicht schlecht.“
    Mikuri unterbrach den Kampf der jungen Trainer mit einem begeisterten Applaus. „Wundervolle Vorführung. Sehr gut.“, sprach der Türkishaarige feierlich. Er trat an Hikari und Satoshi heran. „Du hast Bamelin sehr gut aufgezogen, Hikari.“, er wandte sich an Satoshi. „Ich nehme an, du wirst ebenfalls am Mikuri Wettbewerb teilnehmen, mit Bamerlin?“, fragte der erfahrene Koordinator.
    „Was hältst du davon, Bamelin?“ Das Pokémon nickte seinem Trainer zu. „Bamelin!“
    Mikuri sah Hikari an. „Hikari, deine Vorführung war schön, aber du konzentrierst dich zu sehr auf Pliprins Attacken an sich. Denke mehr über die Natur Pliprins nach.“ Mikuri erhob sich. „Ich werde euch zeigen, was ich damit meine!“
    Hikari schaute Mikuri irritiert an. „Du zeigst uns eine Performance von dir?“, fragte das Mädchen ungläubig. Der Angesprochene nickte. „Sicher. Als Dankeschön für eine wundervolle Zeit.“
    Mit diesen Worten trat Mikuri ans Ufer des Sees, verneigte sich vor seinem Publikum. Milotic durchstieß mit dem Kopf die Oberfläche des Wassers. „Lass uns beginnen mit Bodyguard!“
    Das schlangenartige Pokémon tauchte wieder ab. Sein Körper glitt leise durch das Wasser und erhob sich der Kopf von der Wasseroberfläche. Milotic begann mit sanfter Stimme zu singen und der See wurde abermals in einen grünlichen Nebelschleier gehüllt. Leichte Wellen gingen von Milotics Körper aus, wirkten so friedlich und atemberaubend.
    „Wunderschön.“, flüsterte Hikari fasziniert. Satoshi und Takeshi waren es ebenfalls.
    Mikuri begleitete die Performance mit schwungvollen und eleganten Bewegungen. „Wasserring!“
    Wie durch eine unsichtbare Macht erhob sich Milotics Körper aus dem Wasser, krümmte sich leicht, ehe das Pokémon kraftvoll in die Höhe sprang. Regenbogenfarbenes Licht umtanzte Milotic. Die Gestalt des Pokémons wurde in hunderte von Wassertropfen gehüllt, die im goldenen Licht der Sonne silbrig funkelten. Die Ringe legten sich um Milotics leuchteten Körper und schmiegten sich sanft ab das Pokémon. „Drachenpuls!“
    Das Wasser wurde in alle Richtungen hinweg gesprengt und rieselten herab. „Beenden wir es mit Windhose!“
    Milotic begann sich um ihre eigene Achse zu drehen und sog regelrecht das Wasser an sich, sodass sich dieses kraftvoll um den Körper des Pokémons legte. Ein machtvoller Wassertornado erhob sich und die heftigen Windstöße, die dadurch entstanden war, fegten die Blätter der Bäume von den Ästen und Zweigen. Dann kehrte die unglaubliche Schönheit des Wassers in seine ursprüngliche Form zurück. Milotic schwebte noch immer anmutig über dem Wasser.
    Takeshi begann lobend zu klatschen. „Wunderbare Performance, Mikuri.“
    Dieser lächelte. „Es wird Zeit für mich zu gehen.“, er sprang auf den kleinen Felsen. „Wir sehen uns beim Wettbewerb.“ Mit einem kraftvollen Sprung landete der würdevolle Mann auf dem Rücken seines Milotics und brauste davon.


    Zurück im Pokémon Center kümmerte sich Hikari liebevoll um ihre Pokémon. Es war bereits Abend gewesen. Es war nicht mehr lange, bis der Wettberb begann und somit eine unruhige Zeit für die Trainer anbrach.
    Für Hikari jedoch stand fest: sie würde ihr Bestes geben. Mikuris Worte und seine Vorführung hatten ihr Mut und Kraft gegeben. Auch Satoshi und Takeshi waren bei ihr. „Hikari, nimmst du dir die Worte von Mikuri zu Herzen?“, fragte Takeshi, während sie von der Pflege ihrer Pokémon aufblickte. „Natürlich. Er hat ja Recht. Ich kümmere mich viel zu sehr darum, wie meine Pokémon aussehen.“
    Das Mädchen senkte den Blick und konzentrierte sich darauf das Fell Keifels angemessen zu bürsten. Doch ihre Gedanken waren woanders, ganz woanders.
    Satoshi blickte Hikari forschend an, dann aber wurde seine Aufmerksamkeit auf die Eingangshalle gezogen. Es traten drei Trainer ein – zwei Mädchen und ein grünhaariger Junge. Sein Gesicht hellte sich auf. „Na sieh mal einer an.“, sagte er erfreut.
    Hikari und Takeshi folgten überrascht seinem Blick. Zur Tür des Pokémons Center trat Shuu ein, an seiner Seite waren Haruka und ein Mädchen, das keiner von Satoshis Sippe kannte. „Haruka und Shuu! Was für ein Zufall!“

  • Zitat

    können wir wenigstens einen Tag uns entspannen.

    können wir uns wenigstens einen Tag lang entspannen.

    Zitat

    Der Meereswiesel

    Das Wiesel

    Zitat

    Mikuri war fasziniert.

    In wiefern? Da musst du schreiben, woran man das erkennt, sonst wirkt's mechanisch ;)

    Zitat

    Der Meereswiesel raste gen die Sonne auf Pliprin zu.

    Hö? Imo macht der Satz keinen Sinn. Entweder es rast in Richtung Sonne, oder in Richtung Pliprin. Oder aber Pliprin befindet sich genau unter der Sonne im Blickwinkel Bamelins. Allerdings musst du dann präzisieren.

    Zitat

    Pliprin überkreuzte seine Flossen, die aufglühten und mit schierer Leichtigkeit die Aquaknarre zerteilten.

    "schier" passt hier nicht wirklich hin ;) Hört sich ebenfalls nach einer Adjektivakkumulation an^^

    Zitat

    Wasser schmiegte sich an Bamelins Körper, die das Pokémon völlig einschlossen.

    Wasser ist ein unzählbarer Begriff, da kann kein Plural kommen ;)


    Puuuh...also Aki, ehrlich. Was ist los? Bist auch dekonzentriert, was? XD Macht nix. Die Story ans ich war gut^^ Wunderbar detailliert, schöner geht's nicht. Aber du musst wirklich mehr auf deine Grammatik aufpassen...Oder kann es sein, dass du so langsam die Lust verlierst? Oder- ach, ich lass mal meine Vermutungen. Jedenfalls wieder ein gutes Kapitel, trotz der recht vielen Fehler. Generell ist's ut, und es ist ja wie bei einem Kunstwerk nur der Gesamteindruch der zählt^^

  • 43. Kapitel


    Zusammenkunft


    Harukas Blick wirbelte umher als sie eine bekannte Stimme vernahm. Als ihre Augen den vertrauten Freund sahen, lächelte sie fröhlich. Lange Zeit war sie mit ihm gereist und der Abschied war ihr schwer gefallen. Doch von ihrer Entscheidung nach Johto zu gehen, konnte niemand sie abbringen. Und nun war sie selbst hier, in Shinou, um am diesjährigen Festival des Landes teilzunehmen – zusammen mit Shuu. Jetzt war die Freude größer als die Erinnerungen, die in ihrem Kopf umher schwirrten.
    „Schau mal, wer da ist, Shuu!“, sagte Haruka. Der Grünhaarige erblickte nun ebenfalls die alten Freunde seiner Liebsten. Ihm bedeuteten Harukas Freunde nicht viel. Sie hatten sich damals oft bei Wettbewerben getroffen und Shuu hatte nie eine wirkliche Freundschaft mit ihnen geschlossen.
    Harukas Blick streifte kurz die Schwarzhaarige. Rika neigte den Kopf zu ihren Gefährten und nickte ihr bloß zu. „Geht nur. Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen. Wir sehen uns später.“
    Mit diesen Worten trat Rika an den Tresen des Pokémon Centers und ließ Haruka und Shuu alleine. Zögernd gingen sie auf Satoshi, Takeshi und Hikari zu, die ihnen bereits entgegen kamen. „Haruka! Schön dich zu sehen.“, begrüßte Satoshi seine Freundin und einstige Wegbegleiterin. Shuu nickte ihm schweigsam zu. „Lange nicht gesehen, Shuu.“, sagte der zukünftige Pokémonzüchter. Shuu strich sich durch seine Haare. „Seit unserem Aufbruch nach Johto, nicht wahr?“, erwiderte der Grünhaarige, mit einem Hauch seines arroganten Tonfalls in der Stimme. „Satoshi hat viel von dem Festival erzählt. Übrigens herzlichen Glückwunsch ihr Beiden. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr euch mal findet.“, antwortete Takeshi.
    Ein zarter Rotschimmer zierte daraufhin Harukas Gesicht. Es dauerte wahrhaftig lange bis aus ihrer Rivalität mit Shuu sich etwas Besonderes entwickelt hatte. Vielleicht war dies der Grund für die Besonderheit ihrer Beziehung?
    Satoshi blickte sich um. „Wer war das Mädchen, das gerade eben noch bei euch war?“, fragte der Junge interessiert.
    „Du meinst Rika? Wir haben sie bei einem Turnier in Ewigenau kennen gelernt.“, erzählte die Braunhaarige. „Sie nimmt an der Pokémon-Liga teil.“
    Satoshi zuckte leicht zusammen. Dann war sie also indirekt eine Rivalin für ihn, neben Shinji, der ebenso an der Liga teilnahm.
    Shuu schaute die Braunhaarige seitlich an. „Sie ist eine ausgezeichnete Trainerin.“, fügte er hinzu.
    Der Schwarzhaarige grinste süffisant. „Dann werde ich mal schauen, wie gut sie in Wirklichkeit ist.“, meinte Satoshi, schon im Siegesgefühl schwelgend.
    Haruka gähnte. „Davon rate ich dir ab. Rika mag keine Spielchen und schon gar nicht im Moment.“, antwortete das Mädchen erschöpft und müde.
    Takeshi schaute Shuu und Haruka an. „Ihr seht müde aus. Was ist passiert? Hattet ihr Probleme?“
    Haruka zuckte bloß mit den Schultern. „Wie man’s nimmt.“, erwiderte das Mädchen und schaute Shuu von der Seite an. „Die Pokémon auf Route 214 waren sehr unruhig und haben uns Probleme bereitet.“
    Takeshi verzog sorgenvoll das Gesicht. „Die Pokémon? Ist euch etwas Ernsthaftes passiert?“, fragte der Junge, aber Shuu und Haruka schüttelten schweigend mit dem Kopf. Auch wenn sie in den Nächten kaum Schlaf gefunden hatten, so hatten sie keinen ernsten Schaden genommen. Sie waren sichtlich froh darüber, dass die Pokémon ihnen nicht getan hatten. „Zuerst haben Damhirplex uns nicht in ihrem Gebiet geduldet und heute Nacht war es ein Rudel Hunduster.“, erzählte Haruka, während sie immer noch Shuu besorgte Blicke zuwarf.
    Stumm musterte Hikari Shuu und Haruka. Sie hatten viel gehört von dem Pärchen, das zum ersten Mal den Bänder Cup gemeinsam gewonnen hatten. Nicht nur von Satoshi und Takeshi, sondern auch durch Medien. Ob sie wirklich so gute Koordinatoren waren, wie die Gerüchte zu sagen schienen? Im Moment wirkten Haruka und Shuu erschöpft und müde von der Reise.
    Während Hikari sie schweigend ansah, redete Satoshi wie besessen auf Haruka und Shuu ein als ob er nicht bemerkte, dass sie viel zu müde waren um noch zu hören zu können. So räusperte sich das Mädchen und hob ihre zierliche Stimme gegen die von Satoshi an: „Ihr wollt euch sicherlich erstmal ausruhen.“, meinte Hikari und warf Satoshi einen mahnenden Blick zu. Takeshi nickte zustimmend, doch ehe sie ihr Gespräch fortsetzen konnte, kam Rika mit anmutigen und schwungvollen Schritten zu den Freunden hinzu. Satoshi beäugte Rika abschätzig. Die Schwarzhaarige erwiderte diesen Blick mit einem kühlen und funkelnden Ausdruck in den Augen. Satoshi wandte eingeschüchtert den Kopf ab. Ebenfalls sah Takeshi Rika von der Seite an. Er schluckte hart und legte seine Hand auf die Brust. Das Blut schoss ihm in den Kopf und dies konnte der Junge nicht verhindern. Doch Rika nahm ihn nicht wahr. Sie ignorierte Takeshi leichtfertig als er ob Luft wäre.
    Shuu grinste. Rika war Fremden gegenüber immer sehr distanziert, gar misstrauisch. „Wo warst du, Rika?“, wollte der Grünhaarige wissen, damit das Grinsen aus dem Gesicht wich.
    Das Mädchen neigte ihm den Blick zu und hob zwei Schlüssel hoch. Shuu streckte selbsttätig die Hand aus als Rika einen von den Schlüsseln in seine Handfläche fallen ließ. „Habe euch einen Schlüssel besorgt.“, erwiderte Rika bloß.
    Shuu schloss seine Hand um das kühle Metall und blickte nachdenklich auf den Schlüssel. Rika wollte nicht die Zweisamkeit zwischen ihnen stehlen und diese Tatsache war dem Jungen bewusst. Er nickte dankbar. „Danke.“
    Rika lächelte leicht, wandte ihnen den Rücken zu und wollte mit ebenso schnellen Schritten gehen, wie sie gekommen war. „Was ist mit dir?“, erklang Harukas Stimme, wodurch Rika inne hielt und auflachte. „Macht euch um mich keine Sorgen.“
    Haruka hatte keine Zeit gehabt Rika am Gehen zu hindern, doch das Mädchen war schneller als Haruka hätte reagieren können.
    „Nun? Ihr wollt euch sicherlich ausruhen.“, meinte Takeshi. „Ihr habt einen langen Tag gehabt.“ Shuus Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Schmunzeln. Es war eher ein schwieriger Tag! Während er Haruka seitlich anblickte und dabei entging ihm nicht, dass seine Freundin sehr erschöpft war, antwortete der Junge: „Ja, so könnte man es bezeichnen.“


    Es war ein heiterer nächster Morgen. Von der abendlichen Müdigkeit war alles verflogen, dennoch genoss Haruka die körperliche Nähe von Shuu sehr. Dieser hatte schützend seine Arme um seine Liebste gelegt und eng an seinen Körper geschmiegt. Eine wohlige Wärme umgab sie. Jene Wärme trotzte selbst vor den kühlen Herbsttagen. Verträumt schloss Haruka die Augen. Gedankenverloren zog sie Kreise auf dem nackten Bauch und seufzte zufrieden. Als sich Shuu nicht regte, hob Haruka den Kopf. „Schläfst du?“, fragte sie sanft, aber Shuu antwortete nicht.
    Nachdem Haruka ihren Freund einige Zeit lächelnd ansah, legte sie den Kopf nieder und schloss abermals die Augen.
    Shuu öffnete gemächlich die Lider über den smaragdfarbenen Augen. Sie hatten einen besonderen Zauber, den Haruka so sehr liebte. Niemals wollte das Mädchen das dieser Moment endete.
    Sanft küsste Shuu auf ihr braunes Haar. „Jetzt nicht mehr.“, kam es süffisant von ihm, aber er zog Haruka noch dichter an sich. Haruka schlug schlagartig die Augen auf und schaute in sein Gesicht. Ein Grinsen umspielte seine Lippen. „Warum sieht es immer so aus als hätte hier ein Sturm getobt, wenn wir alleine sind?“, fragte er neckisch, dabei betonte der Junge sehr deutlich das Phanomän, das sie sich ihrer Liebe wieder alleine hingeben konnten. Haruka wich beleidigt seinem spöttischen Blick aus und setzte sich mit verschränkten Armen auf. „Du bist so... so…“, das Mädchen suchte ein passendes Wort, doch vergebens. Sein Grinsen wurde noch breiter. „…so ein Idiot?“, beendete Shuu den Satz. Haruka neigte den Kopf wieder in seine Richtung und schaute ihren Liebsten finster an. Dieser stützte seinen Arm auf die Matratze und legte das Kinn in die Handfläche. Seine wachsamen Blicke ließen Haruka keine Sekunde aus den Augen.
    Haruka öffnete den Mund, ihre Augen fielen auf seinen entblößten Oberkörper und brachte das Mädchen völlig aus der Fassung. Sie schloss den Mund wieder und wandte errötet den Kopf weg. „Da-Das musst du-du wieder gu-gut machen.“, brachte das Mädchen stotternd heraus.
    Shuu setzte sich nun ebenfalls auf. Sein Grinsen war verschwunden und blickte Haruka nun ernst an. Bevor diese auch nur reagieren konnte, packte Shuu ihre Handgelenke und drückte sie zurück in die Matratze. „Shuu!“, kam es erschrocken von dem Mädchen, aber diese drängte bloß seinen Körper eng an Haruka. Seine Fingerspitzen fuhren über ihren Bauch, während sich ihre Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss vereinten.
    Zunächst versteifte sich Haruka, doch eher vor Schreck als vor Abneigung. Dann genoss auch die Braunhaarige seine bestimmende, aber zärtliche Berührung, indem sie ihre Augen schloss und sich vom Strom der Gefühle mitreißen ließ.
    Als sich die Lippen voneinander lösten, schaute Shuu in ihre saphirblauen Augen, die ihn erzürnt anfunkelten. „Ist das eine Entschuldigung genug?“, hauchte Shuu zart, sodass Haruka seinen Atem auf dem Gesicht spürte.
    Das Mädchen grinste schwach. „Nein.“, erwiderte sie gespielt wütend, nahm dann aber sein Gesicht zwischen ihre Hände, zog ihn an sich und versiegelte seine Lippen. Shuu ließ sich nicht lange bitten und vergalt den Kuss mit seiner tiefen Zuneigung.
    Shuu löste sich von ihren Lippen, die dem Geschmack von Erdbeeren gleich kamen. Er legte sich neben sie, mit dem Ellenbogen auf die Matratze gestützt und den Kopf auf der Hand ruhend. „Wofür hab ich das verdient?“, fragte der Junge und strich dem Mädchen eine Strähne aus dem Gesicht. Haruka kuschelte sich an seine Brust, schloss halb die Augen und erfreute sich an die Wärme seines Körpers schweigend.
    Shuus Blick wanderte derzeit zum kleinen Wecker, der neben ihnen auf dem Nachtisch stand. Ein leises Stöhnen entrann seiner Kehle – es war Zeit aufzustehen. „Haruka?“, seine Stimme war sanft, vermochte aber, dass Haruka schlagartig den Blick ihm zuwandte. „Wir müssen aufstehen.“
    Nun klagte auch Haruka mit einem genervten Stöhnen und ließ den Kopf wieder auf Shuus Brust sinken. Sie schaute ihm in die schönen Augen. „Müssen wir wirklich?“, kam es von ihr. Shuu nickte kaum merklich. „Leider.“
    Haruka setzte sich auf und fuhr sich benommen durch das zersauste Haar. „Geh schon Mal, du brauchst immer so lange.“, sagte Shuu und fing sich einen anklagenden Blick Harukas ein. „Vielen Dank, ich kann nichts dafür, dass ich eine Frau bin.“
    „Und eine Wunderschöne noch dazu.“, ergänzte Shuu sarkastisch, nur abwartend, wie Haruka darauf reagierte.
    Diese beugte sich herunter, hob sein Shirt und seine Hose vom Boden und schmiss diese ihm ins Gesicht. „Du kommst jetzt mal schön mit!“, keifte das Mädchen. Diese wartete bis Shuu sich aus dem Bett bewegte. „Los! Aufstehen!“, triezte sie ihn.
    „Ich komm ja schon.“, brummte der Junge mit einem Grinsen, gehorchte aber dann letztendlich. Ungern wollte er sich am frühen Morgen mit Haruka anlegen, denn sonst war sie den gesamten Tag beleidigt.
    Als sich Haruka und Shuu ins Bad begaben, hob Psiana in ihrem Körbchen den Kopf und legte diesen auf den Rand. Nachtara lag außerhalb und hatte den Kopf auf die Seite der Lichtkatze gelegt. Er schlief noch.
    Shuu hielt inne und schaute auf Psiana herab. Er musterte das Pokémon unter dem verwirrten Blick seiner Freundin. Dann sah er Haruka ernst an. „Fällt dir nicht auf, dass Psiana in letzter Zeit etwas träge ist?“, wollte der Grünhaarige wissen.
    Haruka sah ihn giftig an. „Wage es nicht mein Pokémon zu beleidigen, denn sonst-“, warnte sie ihn, aber Shuu schüttelte bloß den Kopf. „Nein, im Ernst!“, schnitt er ihr grob das Wort ab. „Psiana ist rundlicher geworden, findest du nicht auch?“
    Nun schaute Haruka irritiert zu Psiana herunter, die sie glückselig anblickte, dann wieder auf Shuu. Auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck von Entsetzen. „D-Du meinst…?“ Der Grünhaarige nickte. „Wenn du denkst, was ich denke, dann sag ich ja.“, kam es unvermittelt von ihm. Shuu ging schließlich ins Bad, so wie es das Mädchen ihm aufgetragen hatte. Haruka blickte ihm fassungslos nach. Konnte er sich etwa an den Gedanken gewöhnen, dass Psiana sehr wahrscheinlich von seinem Nachtara trächtig war?
    Nun aber hob auch Nachtara den Kopf, blinzelte verschlafen, dann richteten sich seine Augen auf Haruka. Auf seinem Gesicht huschte ein leichtes, fröhlich Grinsen. Die Schattenkatze wandte sich dann Psiana zu und leckte ihr fürsorglich über den Kopf.
    Die Braunhaarige beobachtete einen Moment die zärtliche Vertrautheit der beiden Pokémon, dann musste auch Haruka lächeln. Sie waren füreinander bestimmt, so wie es sie und Shuu es waren. Warum sollten sie nicht ihre Liebe leben können?
    Das Mädchen beugte sich lächelnd vor und strich Psiana über den Kopf. „Freut mich für euch Beiden.“, dann streichelte Haruka Nachtaras Kopf, das zufrieden maunzte. Schließlich betrat sie das Badezimmer.


    Hikari saß in der Eingangshalle. Alleine. Das Mädchen wirkte betrübt, ihre Gedanken waren weit weg von der Realität. Mit einem abweisenden Blick wandte sie ihren Kopf zum Fenster. Es war bezauberndes Wetter. Die Sonne schien und einige Trainer bereiteten sich auf den Wettbewerb vor. Doch die Blauhaarige verspürte nicht den Drang zu trainieren. Sie war furchtbar lustlos, auch wenn sie wusste, dass keine Vorbereitung auf den Wettbewerb fatal sein würde. Aber würde sie es überhaupt in die Endrunden schaffen? Ihre Konkurrenz war hart. Viel härter als sich Hikari zuerst erhofft hatte. Zu ihrem Leidwesen nahmen auch Haruka und Shuu an diesem Wettbewerb teil. Hatte sie dann noch Chancen das Band zu gewinnen?
    Schließlich raffte sich das Mädchen auf, trat aus dem Pokémon Center heraus und spürte die warmen Strahlen der Sonne auf ihrer Wange. Sie schritt langsam durch die belebten Straßen. Der Wettbewerb wurde bereits sehnlichst erwartet. Es war kein Wunder, immerhin wurde dieser von Superstar Mikuri veranstaltet. Er galt für jeden Koordinator als größtes Idol.
    Spielende Kinder rannten an Hikari vorbei. Der Luftzug streifte das Mädchen sanft. Gedankenverloren schaute sie hoch in den Himmel und beobachtete wie Luftballons höher trieben. Das Mädchen seufzte. Was brachte es Gedanken an ihn zu verlieren, wenn er sowieso doch nur ein blinder Idiot war, der nichts von Gefühlen verstand?!
    „Hallo Hikari.“, ertönte unerwartet eine weibliche Stimme hinter dem Mädchen, die beim Klang ihres Namens merklich zusammenzuckte. Hikari wirbelte herum und blickte in das Gesicht eines rothaarigen Mädchens. „No-Nozomi?“, kam es überrascht, dann fiel ihr Blick auf ihre Begleitung. Nun war ihre Überraschung größer als die Tatsache, das sie auf Nozomi getroffen war. „Kengo!“
    Dieser lächelte und hob bloß eine Hand zur Begrüßung. „Hallo!“, sagte der Junge schüchtern. Hikari schaute verwirrt auf Nozomi und Kengo. „Was macht ihr hier?“
    Kengo lachte. „Du scheinst sichtlich überrascht zu sein. Was der Grund ist? Hast du erwartet, dass deine Konkurrenz vielleicht schwächer ausfällt als du es dir erhofft hast?“, erwiderte der Braunhaarige grinsend.
    Hikari senkte den Kopf. „Nein.“, murmelte das Mädchen. „Natürlich nicht. Es ist schon schwer genug.“, sie hob wieder den Blick. „Haruka und Shuu aus Hoenn nehmen an diesem Wettbewerb teil.“
    Nozomi lächelte vergnügt. „Dann wird es mal wieder ein spannender Wettbewerb werden.“, sagte die Rothaarige daraufhin.
    Hikari nickte kaum merklich. Sie war gar nicht richtig anwesend. Ihre Gedanken kreisten momentan zu sehr um klar im Kopf zu sein.
    Kengo räusperte sich. „Ich gehe ins Pokémon Center. Man sieht sich.“, schon war der Kindheitsfreund Hikaris auch schon verschwunden. Das Mädchen wusste, dass es wegen ihr war. Kengo hatte ihr vor längerer Zeit seine Gefühle gestanden und was tat sie? Sie hatte ihn abgelehnt, nur wegen ihm, in der Hoffnung, er würde bald seine wahren Gefühle für Hikari nicht mehr verbergen. Doch nun war ein tiefes Loch in der Brust, das von Tag zu Tag sich weiter in sie hinein fraß. Der Schmerz war unerträglich. Was hätte Hikari gegeben um ihn nur zu sehen? Aber ihr Stolz verbat es ihr ihn zu verzeihen.
    Nozomi schaute ihre Freundin schief an. „Was hast du? Du bist so bedrückt.“, meinte das Mädchen, die auf dem ersten Augenschein erkannte, dass es Hikari nicht sonderlich gut ging. Die Blauhaarige wandte sich hernach Nozomi zu. „Gehen wir ein Stück? Dann erkläre ich es dir.“, antwortete das Mädchen.
    Nozomi stimmte mit einem kurzen Nicken zu, harkte sich bei der Freundin ein und, während Hikari begann von Shinji und sich zu erzählen, schlenderten sie zusammen durch die Gassen. Nozomi hörte sich den Kummer der Freundin aufmerksam an. Hikaris Augen füllten sich leicht mit Tränen als sie schließlich von Shinjis übertriebener Eifersucht erzählte. War es überhaupt Eifersucht, die ihn dazu getrieben hatte?
    Schließlich gelangten Nozomi und Hikari am Pokémon Center wieder an. Dort hielten die Mädchen kurz inne. „Möchtest du meine Meinung hören?“, wollte Nozomi wissen. Hikari schaute das Mädchen zaghaft an und nickte zögernd. „Du solltest ihn vergessen. Immerhin hat er dir sehr wehgetan.“, Nozomis Augen wanderten umher, dabei musterte sie kurz jeden Menschen der an ihnen vorbei rauschte. Dann fügte sie in einem ernsten Ton hinzu: „Konzentrier dich auf den Wettbewerb. Lässt du zu, dass er dir diesen Wettbewerb zunichte macht und somit auch deine Zulassung für das große Festival aufs Spiel setzt?“
    Hikari biss sich auf die Unterlippe. Wie stellte sich Nozomi dies vor? Sie konnte einfach nicht ihre Gefühle abschalten, wann es ihr beliebt. Dafür war die tief klaffende Wunde in ihrer Brust viel zu schmerzhaft um sie zu verdrängen. „Und wenn ich ihn nicht vergessen will?“, fragte Hikari mit erstickter Stimme. „Und nicht kann?“
    Nozomi lächelte schwach. „Du wirst darüber hinweg kommen. Glaub mir.“
    Hikari versuchte ebenfalls ein glaubwürdiges Lächeln sich auf die Lippen zu zwingen, doch es gelang ihr nicht. „Nun. Jetzt trainieren wir gemeinsam.“, meinte Nozomi selbstbewusst und in einem motivierenden Ton.
    Leicht zuckte die Blauhaarige zusammen. „Jetzt?!“ Nozomi bestätigte ihre Annahme mit einem zustimmenden Nicken. Hikari stöhnte daraufhin lautlos.


    Ein sanfter Windhauch ließ das schwarze, seidige Haar Rikas wehen. Auch wenn dieser kalt und unerbittlich war, so hatte das Mädchen fest die Augen geschlossen und genoss die Ruhe. Die Gewissheit sich ihrer einstigen Einsamkeit hinzugeben, schenkte Rika Zeit ihre Gedanken schweifen zu lassen. Ihre Erinnerungen klammerten sich an jene Ereignisse, die in jüngster Vergangenheit lagen. Erinnungen, die sie zu verdrängen versuchte. Jeden Kampf wollte das Mädchen ohne fremde Hilfe gewinnen - jedes Ziel alleine erreichen, aber sie vermochte es nicht zu schaffen. Dinge, mit denen sie in ihrer Vergangenheit hervorragend gelebt hatte, waren plötzlich so absurd. Niemanden offenbarte Rika ihre Sorgen, doch ihre neuen Freunde – Haruka und Shuu – hatten ihr etwas Wichtiges gelehrt: zu vertrauen.
    Schlagartig öffnete Rika die Augen auf. Sie blinzelte in das grelle Sonnenlicht und hielt sich die Hand vor die Augen. Diese Gedanken… Sie schienen Rika so fremd zu sein. Den Glauben an geliebten Menschen hatte die Schwarzhaarige beinahe verloren. Doch nun hatte sie wieder die Gewissheit vertrauen zu können.
    Hernach schweiften ihre Gedanken ab. Sie dachte über den Wettbewerb nach, an den einige Koordinatoren teilnehmen würden, so auch Haruka und Shuu. Dies veranlasste Rika über ihre eigenen Techniken des Kampfes nachzudenken. Wie Haruka oder Shuu ihre Kämpfe führten, war einfach faszinierend für das Mädchen. Dagegen war ihr Kampfstil nichts, denn sie ging in jedem von ihren bisherigen nach dem gleichen Schema, schnelles K.O.-Gehen ihres Gegners. Vielleicht sollte sie es wagen an diesem Wettbewerb teilzunehmen? Vielleicht würde es ihr helfen ihren eigenen Stil zu wandeln?
    Ein erschöpftes Seufzen entrann ihr und sie schlug wieder halb die Augen nieder. Unerwartet beugten sich rubinfarbene Augen über das Mädchen und starrten sie grinsend an. Erschrocken riss Rika die Augen weit auf und setzte sich rasch auf. Ihr Blick glitt nun auf einen Jungen, der in einem sanften Ton auflachte. Die Gesichtszüge Rikas entspannten sich. „Kenta!“, rief erfreut. „Du hast mich erschreckt.“ Ihre Stimme klang nun vorwurfsvoll, jedoch nicht anklagend.
    Dieser strich sich kurz durch seine Haare und lächelte zaghaft. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“, beschwichtigte der Junge reumütig.
    Rika erhob sich. Sie grinste. „Was machst du hier?“, sie hielt kurz inne, dann fiel ihr wie von selbst der Grund ein. „Du willst beim Wettbewerb mitmachen?“
    Kenta nickte zustimmend. „So ist es.“, erwiderte er knapp. „Und du? Was tust du hier?“
    Die Schwarzhaarige ließ die Augen umher schweifen. Ihre Unentschlossenheit ließ sie einen Moment schweigen, denn sie hatte noch immer nicht entschieden, ob es eine weise Wahl war an dem Wettbewerb tatsächlich teilzunehmen. Immerhin war es für Rika eine vollkommene neue Erfahrung.
    Als das Mädchen ihre Augen auf Kenta wandte, blickte er seine Freundin fragend an. Sie wusste nicht, was sie erwidern sollte, geschweige denn, ob sie selbst die Antwort kannte. Schließlich atmete die Schwarzhaarige durch. „Ich spiele mit den Gedanken, ob ich bein Wettbewerb mitmache.“
    Kenta schaute Rika verdutzt an, es passte nicht zu ihrer Art an einem Wettbewerb teilnehmen zu wollen. Dann aber wandelte sich sein Gesichtsausdruck in ein überzeugtes Lächeln. „Das wirst du schon hinkriegen, Rika!“
    Diese erwiderte bloß ein Schmunzeln über Kentas Optimismus. War sie sich überhaupt sicher, ob sie teilnahm? „Kenta.“, sagte Rika zurechtweisend. „Ob ich am Wettbewerb teilnehme oder nicht, dass steht momentan noch gar nicht fest.“
    Kenta seufzte. „Zu schade. Wäre sicherlich für dich sehr nützlich.“, meinte der Junge mit den lavelfarbenen Haaren.
    Rika gab ein leises, missbilligendes Brummen von sich. Kenta machte es ihr nur noch schwerer eine treffende Entscheidung zu fällen, warum drängte er sie zur Teilnahme? „Lass uns zurück zum Pokémon Center gehen.“, sagte Rika trocken, wandte sich ab um zu Gehen. Kenta grinste. „Okay, dann kann ich dich vielleicht überzeugen am Wettbewerb teilzunehmen.“
    Streng warf das Mädchen dem Jungen einem finsteren Blick zu. „Versuch’s doch.“


    „Psianas Trächtigkeit ist noch in einem frühen Stadium und verläuft ganz normal. Sorgen sind daher unangebracht.“, erklärte Schwester Joy, während sie das Ultraschallgerät abschaltete und Psiana den Bauch trocken rieb. All dies unter der wachsamen Augen Nachtaras.
    Erleichtert seufzte Haruka. Sie hatte befürchtet durch die späte Erkenntnis wäre diese Untersuchung zu spät um einen eventuellen Fehlverlauf festzustellen. Doch die Besorgnis löste sich soeben in Luft auf. Nun fühlte Haruka bloß, wie das Glück ihres Pokémons auf sie übergriff. Das Mädchen hätte Shuu um den Hals fallen können als ob sie diejenige wäre, die ein Kind erwarten würde. Doch Haruka behielt ihre Euphorie für sie und blickte stattdessen Shuu seitlich an. Sein Unbehagen fiel von herab, machte stattdessen einer Art Hochstimmung Platz. Er lächelte Haruka freudig an. „Wir sind sehr froh.“, antwortete der Junge, dabei blickte in die schönen Augen seiner Freundin, die Harukas Freude nicht vor ihm verbergen konnten.
    Schwester Joy erwiderte sein Lächeln. „Zu sehen, wie sich Trainer über den Nachwuchs ihrer Pokémon freuen, finde ich sehr schön.“, sie schaute zu Haruka. „Bei euch ist es etwas Anderes.“
    Ein leichter Rotschimmer erschien auf Harukas Gesicht. Sie verstand die Andeutung. Ihr war bewusst, dass Nachtara und Psiana ein Symbol für ihre Beziehung mit Shuu waren.
    Shuu nickte der Krankenschwester anerkennend zu. Ob er auch so verstand, wie sie? Sein Gesichtsausdruck war ihr momentan ein Rätsel. „Nachtara, komm.“, sagte der Grünhaarige. Die Schattenkatze gehorchte und erhob sich. Haruka folgte ihm zögernd. Psiana ging ihr mit leisen Samtpfoten hinterher.
    „Die Anderen warten sicherlich bereits.“, meinte Shuu, ohne auf Harukas fragenden Blick zu achten. Mit schnellem Schritt ging er in die Eingangshalle. Dort, wie er erwartet hatte, warteten bereits Satoshi, Takeshi, Hikari und Nozomi. Rika und Kenta waren noch nicht eingetroffen, die jedoch soeben zur Tür herein traten.
    „Tut mir Leid. Wir mussten noch was erledigen.“ Mit diesen Worten streifte Rika kurz Kenta, der neben ihr stand und sie anlächelte.
    Shuu und Haruka begrüßten Kenta und wechselten wenige Worte mit diesem. „Du nimmst am Wettbewerb teil?“, stellte Haruka wissend fest. Kenta nickte bloß. „Ja.“, war seine Antwort. Interessiert musterte Hikari den Jungen an Rikas Seite, dessen Gesichtszüge eher feminin waren.
    Nun ergriff Nozomi das Wort: „Dann werden die nächsten Tage wohl turbulent.“, ihr Blick neigte sich zu Hikari, dessen Kopf zu Boden geneigt war. Dann schwankten ihre Augen wieder zu den anderen Teilnehmern des Wettbewerbs. Es war eine bedrückte Stimmung. Diejenigen, die soeben Freundschaft geschlossen hatten, mussten diese in den folgenden Wettkämpfen in den nächsten Tagen auf die Probe stellen.
    Shuu strich sich mit einer flinken Handbewegung durch die Haare. „Morgen wird ein anstrengender Tag. Gebt alle euer Bestes.“
    „Denk nicht, ich werde es dir einfach machen, Shuu! Nur weil du glaubst, du könntest uns aufmuntern.“
    Den Kopf zu seiner Freundin neigend, grinste der Angesprochene. „Dich werde ich sofort aus dem Wettbewerb schmeißen, Süße.“, seine Stimme klang gedämpft und verführend.
    Haruka sah ihn böse funkelnd an. „Shuu Takasagi! Pass auf, was du sagst, sonst mach ich dich zur Schnecke!“
    Die Anwesenden verzogen grinsend das Gesicht, nur um zu verhindern laut zu lachen. Doch wenig später brach zuerst Satoshi, dann fielen auch die Übrigen in das Gelächter ein. Haruka verzog missbilligend die Lippen. „Vielen Dank auch, Shuu.“


    „Hallo liebe Koordinatoren! Seid ihr ebenso gespannt, wie ich?“, rief Marilyns klare Stimme dem Publikum entgegen. „Diesmal aus der schönen Umgebung des Kühnsheitssees!“
    Ein Jubelansturm kam der Moderatorin entgegen, während sie eine feierliche Rede zum Beginn des Wettbewerbs hielt. Dann hob sie ihren rechten Arm. „Nun begrüßen wir unseren Gast, der einst Arenaleiter, dann war er Champions Hoenns und nun kennen wir ihn als Top-Koordinator. Und ihr kennt alle seinen Namen?“
    In diesem Moment begann das Wasser des Pools zu brodeln, bis es in einer Fontäne in die Luft schoss. Als sich das Wasser teilte, schwebte die wundersame Gestalt Milotics in der Luft, umgeben von einem Ring aus perlenartigen Tropfen. Mit sanfter Stimme schien es zu singen. Schließlich öffnete Milotic die Augen. Zwei Wellen, die wie von Geisterhand geleitet, prallten aufeinander.
    Milotic begann sich zu winden und schickte die Wasserringe auf die Wasserfronten. Diese wurden zu sanften Wirbelstürmen aus der geballten Kraft des Wassers. Hernach verschwand der Wirbel und gewährte dem Publikum den Blick auf die Gestalt des Wasserillusionskünstlers, der in würdevoller Verbeugung niedergekniet war. Nun wurde er in einem Ring aus Wasser gehüllt.
    „Er ist ein wahrhaftes Genie, ein Künstler! Mikuri!“, schrie Marilyn begeistert. Das Publikum jubelte als der junge Mann sich erhob, seinen Mantel von sich warf und den Zuschauern entgegen rief: „Hallo Shinou und einen herzlich guten Morgen!“
    Gegen das Kreischen der weiblichen Fans war nicht gegen anzukommen. Sie waren kaum zu Bremsen. „Ich freue mich euch beim Mikuri Wettbewerb begrüßen zu dürfen und in diesem wunderschönen See der Kühnheit!“
    Er ließ den Blick über die Zuschauer gleiten. Etwas, was ihm schon zur Gewohnheit geworden war. Doch es erfüllte ihn immer wieder mit Freude. „Steht alle auf und freut euch mit mir!“
    Geballte Frontänen schossen gen Himmel, umgaben Mikuri vollständig, aber dies steigerte bloß die ungeheure Schönheit dieser Eröffnung. Neben den Superstar schwebte Milotic herab. Sein Körper hatte einen wundervollen Glanz.
    „Wer hat das Können einer der Besten zu werden?“, er deutete mit den Finger auf das Publikum. „Ich bin hier um es herauszufinden.“
    Auf den Lippen lag ein herausforderndes Lächeln. Schließlich trat Marilyn neben ihn. „Vielen Dank für dieses besondere Jurymitglied! Und nun kommen wir zu unseren Juroren!“, ihre anmutigen Bewegungen glichen denen eines Tanzes. „Jemanden, den ihr alle kennt – Mister Contesta!“
    Dieser lächelte. „Ich freue mich auf viele wundervolle Vorführungen der Koordinatoren!“
    „Der Nächste, Vorsitzender des Pokémon Fanclubs, Mister Sukizo!“
    „Einfach bemerkenswert!“, war sein Kommentar, während er auch den Zuschauern ein Lächeln schenkte. „Und nun unsere altbekannte Schwester Joy!“
    Nun wandte sich Marilyn wieder dem Publikum zu. „Und jetzt möchte ich euch den Preis zeigen – das wunderbare Aqua-Band!“
    Sie hob ein Band hoch, das eine wunderschöne, blaue Farbe hatte. „Und für dieses Band kämpfen in den nächsten Tagen einige junge Koordinatoren! Und wie ihr wisst, benötigt jeder von ihnen fünf Bänder um am großen Festival teilzunehmen!“
    Jubelrufe schlugen Marilyn entgegen. „Okay, lasst uns sehen, was die Koordinatoren und ihre Pokémon können! Und hier unser erster heutige Kandidat… Shuu aus LaRousse City!“

  • >>Streng warf das Mädchen dem Jungen<<
    Was? Der Arme. XD
    Ich glaube ja eher, dass sie ihm strenge Blicke zuwarf. ;)


    Ich glaube, Rika hasst Sato-chan. Q_Q Hoffe allerdings dass es bloß so aussah.
    Die freundscahftlichen Gespräche zwischen Hikari und Nozomi und Rika und Kenta waren einfach sehr süß zum Lesen.
    Was Haruka und Shuu anbelangt... Haruka ist viel zu leicht auf 180 und das ist auch nicht so ganz verständlich. Schließlich ist Shuu ihr Freund, da braucht sie nicht gleich so wütend werden.
    Toll, dass Psiana trächtig ist. Aber Haruka hat jetzt ein Pokemon weniger für den WB. Ich denke ja nicht, dass sie Psiana kämpfen lassen wird!?


    hdl Chari <3