(Ai)
Ein Sonnenstrahl schien durch unser Zelt auf mein Gesicht. Zuerst versuchte ich ihn zu ignorieren, doch es ging nicht. Also musste ich als erste aufstehen. Verschlafen torkelte ich aus dem Zelt und stolperte, so doof wie ich war, über einen Stock. „Blöder, beknackter Stock“, fluchte ich immer noch halbmüde vor mich hin. Wenn ich nicht genügend schlaf bekam, sollte man mir lieber aus dem Weg gehen. Das galt sowohl für Menschen, Pokemon und Stöcke. Nachdem ich mich ein paar Mal gestreckt hatte, war ich etwas wacher. Und sofort machte mir mein Magen verständlich, dass ich doch nun frühstücken sollte. Nein, Moment, es war gar nicht mein Magen. Der machte ein anderes Geräusch. Ich drehte mich um und sah Ash vor mir stehen. „Guten Morgen“, gähnte er. Dann öffnete sich das Zelt von mir und Maike wieder und auch Maike kam nun zum Vorschein. Auch ihr Magen gab deutlich zu verstehen, dass es Zeit zum Essen war. Doch wir standen vor einem riesigen Problem: Keiner von uns konnte kochen. „Und was jetzt?“, fragte Ash. „Wir können ja Beeren essen“, machte ich den Vorschlag. „Ich kenne mich aus und weiß, welche man essen kann.“ „Na toll“, seufzte Maike. „Wenn du einen besseren Vorschlag hast, dann lass es mich wissen“, motzte ich sie an und drehte mich weg. Darauf hatte sie keine Antwort. „Also. Da ihr zwei mich sowieso beim Suchen stört, gehe ich alleine. Bis später“, meinte ich und ging los, bevor auch nur einer der beiden sich hätte beschweren können. Mein Plinfa half mir bei der Suche. Es war ein schöner Morgen, keine Frage, doch ich hätte liebend gern noch ein paar Stunden mehr gehabt. Die Blumen am Wegesrand hatten sich auch noch nicht geöffnet. Und die Pokemon waren auch noch ziemlich ruhig. Nur wenige Geräusche waren zu hören. Es war sogar so still, dass ich den Kies unter meinen Füßen hören konnte. Nach einiger Zeit kamen Plinfa und ich an einem Fluss an, an dessen Ufern lauter Essbare Beeren wuchsen. Einige waren groß und rot, andere wiederum waren klein und blau. Wir pflückten so viele, bis Plinfas und mein Korb voll waren. Die Beeren sahen so lecker aus. Schnell machten wir uns auf den Rückweg. Auf der Hälfte der Strecke sah ich eine rote Rose. Sie war die einzige weit und breit, die bereits geöffnet war. Es war ein kräftiges und intensives rot und da sie mir so gut gefiel, beschloss ich sie Maike als Geschenk mit zu bringen. Aus irgendeinem Grund wurde sie beim Anblick von Rosen immer so glücklich. Nur für einen kurzen Moment stellte ich den Korb mit den Beeren auf den Boden, um die Rose zu pflücken, doch als ich mich wieder umdrehte, waren unsere Körbe verschwunden. Ich drehte mich um und mein Blick „scannte“ die Umgebung. „Da!“, schrie ich. Ein Schatten war blitzartig hinter einem Busch verschwunden. „Haltet den Dieb“, rief ich zu meinem Pinguin. Wir rannten los, doch dieses etwas war ziemlich schnell. Dann kamen wir zurück zum Fluss und es musste anhalten. Jetzt konnte ich erkennen, dass es sich um ein kleines grünes Pokemon handelte. Es erinnerte irgendwie an einen Samen. Es blickte abwechselnd zu uns und dann in den Fluss. Es hatte doch nicht etwa vor zu springen, oder? „Gib uns sofort die Beeren wieder. „Knospi“, sagte es und schüttelte den Kopf. Ich wurde langsam sauer. Und noch einmal sagte ich, es solle uns die Beeren wieder geben, doch auch diesmal keine Reaktion. Wenn es so weiter machte, wurde es gefährlich für das grüne Ding. „GIB MIR DIE BEEREN!“, forderte ich langsam und laut. Ich war schon total rot im Gesicht. Gleich war es soweit, gleich würde ich durchdrehen. Das Pokemon blieb aber Stur. Jetzt war es zu weit gegangen. Urplötzlich sprang ich mit einem großen Satz auf das Pokemon zu. Es hatte fast keine Zeit zum Reagieren. Und ohne, dass ich mich versah, war es auch schon in den Fluss gesprungen. Ich landete am Ufer und hatte meine Beeren wieder. „Haha“, rief ich ihm hinterher. Doch irgendwas stimmte nicht. Ich fing an mir Sorgen zu machen. Und meine Wut war sofort verflogen. „Lass uns kurz sehen, ob es zu Recht kommt.“, bat ich meinen Partner. Doch es kam alles andere als zu Recht. „Ich glaube es kann nicht schwimmen“, rief ich aus. Ohne auch nur nachzudenken sprang ich sofort hinterher und das obwohl ich selbst nicht die beste Schwimmerin war. Die Strömung war stärker als Erwartet und das Wasser war tiefer als es aussah. Die Strömung hatte uns total erwischt. Ich schluckte Wasser. Und dann befand ich mich schon unter Wasser, aber nicht freiwillig. Neben mir stiegen die Blubberblasen auf. Schnell versuche ich an die Oberfläche zu gelangen. Ich sah nach links und nach rechts. Wo war das Knospi? Dann drückte mich eine Welle wieder nach unten und da entdeckte ich es. Es sank auf den Grund des Flusses. Ihm stiegen nur noch wenige Blasen auf der Seite hoch. Es war, dass glaube ich, unmächtig geworden. Ich tauchte nach unten um es zu holen. Je tiefer ich tauchte, desto größer wurde der Druck in meinen Ohren. Und dann hatte ich es. Keine Ahnung wie, aber ich hatte es. Mit aller Kraft versuchte ich nach oben zu schwimmen, wobei das schwerer war als gedacht. Wo war oben? Ich hatte die Orientierung verloren und nun ging mir die Luft aus. Ich versuchte alles, doch es gelang mir nicht. Ich durfte jetzt nicht Luft holen. Ich durfte nicht. Es wurde alles viel verschwommener, bis ich nur noch verschwommenes Irgendwas sah. Und eines dieser Irgendwas kam auf mich zu. Oder kam ich darauf zu? Das konnte ich nicht sagen. Ich konnte gar nichts mehr sagen. Und dann verlor ich das Bewusstsein. Und mit dem Bewusstsein verließ ich auch die Dunkelheit in Richtung Licht.