Berlin - Für die einen ist der neue Ausweis ein Fortschritt, der unter anderem verbesserte Internetsicherheit beim Handel und erleichterte Authentifizierung im Dienste der Terrorprävention verspricht, für die anderen Teil des Alptraums einer zunehmend vernetzten Gesellschaft, in der Staat, Wirtschaft und Lobbygruppen am gläsernen Bürger arbeiten. Für alle aber gilt: Was da im Spätherbst 2010 kommt, ist für alle verbindlich und nicht mehr zu vermeiden. Nach den Pässen werden auch die Personalausweise "elektronisch".
Der neue elektronische Personalausweis im Scheckkartenformat rückt also näher. Am 1. November 2010 wird er wie geplant in Deutschland eingeführt, teilte das Bundesinnenministerium am Montag in Berlin mit. Die auf die Karte gedruckten Informationen sind dann zusätzlich im Ausweis digital gespeichert. Der integrierte RFID-Chip enthält auch ein digitales Passfoto. Freiwillig kann der Inhaber darüber hinaus zwei Fingerabdrücke speichern lassen.
Bundesinnenministers Thomas de Maizière (CDU) warb für den neuen Ausweis: "Er ist kleiner als der alte, kann aber viel mehr."
Tolle Technik mit bedrohlichem Nebenwirkungspotential
Das steht außer Frage: Das Dokument ist ohne Berührung auslesbar. RFID-Chips funken zwar nicht, ihre Informationen können aber aus einer gewissen Distanz - man spricht von rund zwei Metern - abgerufen werden. Das kann beispielsweise der Sicherheit beim Online-Handel dienen: Dienstleister können mit staatlicher Berechtigung Online-Anwendungen anbieten, bei denen sich Nutzer mit ihrem Personalausweis anmelden und authentifizieren können. Auch die Nutzung an Automaten ist möglich, etwa zur Überprüfung des Alters der Halter. Auf der Negativ-Seite steht die Möglichkeit, per RFID-Sensoren zu erfassen, wer sich da wo herumtreibt, im Extremfall bis hin zur Erstellung von Bewegungsprofilen - was aber natürlich so wenig angedacht ist, wie der Einsatz von Mautbrücken zu Fahndungszwecken das ursprünglich war.
Dass all das von vielen Bürgern mit zunehmendem Unbehagen beobachtet wird, scheint den Offiziellen inzwischen klar zu sein. Im Verlauf der letzten zwei Jahre hat sich das Thema Privatsphäre und Datenschutz von einem Alte-Herren-Thema, das niemanden interessierte, zu einem In-Thema gemausert, das zuletzt bei der Bundestagswahl der monothematischen Piratenpartei rund zwei Prozent der Stimmen brachte. Vorsorglich beschwichtigte da auch Innenstaatssekretär Hans Bernhard Beus wachsende Bedenken: "Die Bürgerinnen und Bürger bestimmen, wem sie welche Daten übermitteln wollen." Nutzer geben die Daten durch die Eingabe einer sechsstelligen PIN frei.
Mit der entsprechenden technischen Ausrüstung kann der neue "Perso" das Versenden von Kreditkartennummern, Passwörtern oder PIN- Nummern ersetzen. Zudem kann der Ausweis - der kleiner, aber voraussichtlich auch teurer als bisher wird - auf Wunsch mit einer elektronischen Signatur ausgestattet werden, mit der etwa Kaufverträge oder behördliche Anträge via Internet unterschrieben werden können.
Alle alten Personalausweise bleiben bis zum Ablaufdatum gültig. Ein vorzeitiger Umtausch ist ab November möglich. Vorzeitige Ausweisverlängerungen übrigens auch: Wer noch ein paar Jahre länger ohne RFID-Ausweis unterwegs sein will, kann sich sein altes Dokument 2010 letztmalig verlängern lassen.
Quelle: Spiegel Online
...Tja, das erwartet uns definitv ab November nächsten Jahres. Mir geht das alles zu weit. Es ist ja bekannt, dass solche Sachen manipuliert und missbraucht werden können und das ist meine größte Befürchtung. Ich werde versuchen, meinen alten Ausweis verlängern zu lassen.