Schlüssel meiner Seele

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  • Schlüssel meiner Seele




    Nie bin ich ehrlicher, als wenn ich schreibe.


    Vorwort:
    Willkommen in meinen Kurzgeschichten und Gedichte Topic. Da ich in letzter Zeit doch häufiger auch kleine Werke verfasse dachte ich, ich könnte sie allmählich etwas mehr würdigen. Daher bekommen sie hiermit ein eigenes Topic.


    Die Schlüssel
    Ich bin nicht gut darin, Gedichte zu verfassen und auch Kurzgeschichten sind nicht gerade meine Stärke. Trotzdem überkommt mich manchmal das Verlangen, eines von beiden zu Papier zu bringen. Egal wie das Ergebnis letztendlich aussieht, ich habe immer wieder Spaß daran. Das liegt vor allem daran, dass ich meist all meine Emotionen in diese kleinen Werke stecke. Meine persönlichen Charakterzüge und Einstellungen fließen ihn sie hinein und machen sie für den aufmerksamen Leser zu Schlüsseln…


    meiner Seele
    Die Werke, die ihr hier lesen werdet, werden verschiedenster Stimmung sein. Manchmal bringe ich ein tottrauriges Gedicht zu Papier, ein anderes Mal eine freudestrahlende Kurzgeschichte. Ich bin also nicht auf eine Emotion spezialisiert, sondern schreibe einfach das auf, was mir gerade in den Sinn kommt. Daher mögen manche der Werke, vor allem der Gedichte, etwas planlos wirken. Ich möchte an dieser Stelle außerdem davor warnen, dass einige von ihnen sich auch mit Gewalt oder sexuellen Aspekten auseinander setzen könnten.
    Manche meiner Kurzgeschichten & Gedichte sind stärker an mir selbst orientiert, als andere. Vielleicht wird sich hie und da sogar ein komplett autobiographisches Werk finden. Was im Klartext bedeutet dass ihr hier nicht nur auf tiefgründige und philosophische Texte stoßen werdet. Ich schreibe durchaus auch ganz gerne Stuß und Unsinn.


    Zuletzt... wünsche ich euch viel Freude beim Lesen und bitte, mir zu verzeihen, wenn sich gerade meine Gedichte nur wenig an allgemein gültige Regeln halten. Ich kenne mich auf diesem Gebiet nicht sonderlich gut aus und bringe, wie bereits erwähnt, lediglich meine Emotionen zu Papier. Ich hoffe, ihr habt trotzdem Spaß an ihnen.


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    ...
    [tab=Kurzgeschichten]
    [subtab='Ungeschlagen']


    Niemals sind wir so verletzlich, als wenn wir lieben.
    ~ Sigmund Freud


    Er war ungeschlagen. Seit der Entwicklung vor knapp fünf Jahren, die er sich hart erkämpft hatte. Niemand konnte ihm gefährlich werden. Kein Fasasnob und kein Kronjuwild, kein Furnifraß und kein Brockoloss. Zu seiner Zeit als Toxiped war er nicht mehr als die vermeintlich ungeschützte Beute für einen Schwarm Navitaub gewesen, als Rollum unantastbar und nun, als Cerapendra, unbezwingbar. Er war König des Waldes geworden, in dem er geboren war, dann König der umliegenden Routen und zuletzt König der entfernten Höhlen und Seen. Er war berüchtigt und gefürchtet für seine Gnadenlosigkeit und seine perfekte Kombination aus stahlharter Abwehr, tödlichen Giftes und blitzartiger Geschwindigkeit. Das war es, was er hatte erreichen wollen. Er hatte den Geflügelten Respekt und Angst eingeflößt, sich vom Beutetier selbst zum Jäger ernannt. Jetzt reichte sein Einfluss weit und von seinen Taten würde auf der ganzen Welt berichtet werden. Es war Zeit nach Hause zu gehen, um dort den Ruhm und den Einfluss seiner Macht zu genießen. Und die Reise mochte zwar weit sein, doch war sie ohne Gefahren. Niemand würde sich ihm in den Weg stellen und wer es doch tat, der prallte an seiner Eisenabwehr ab, wie ein Kindwurm an einer Felswand. Es gefiel ihm, dass den ganzen weiten Weg lang nur eine Gruppe heißblütiger Praktibalk einen solchen Angriff auf ihn wagten. Das zeugte von seiner Berühmtheit und seiner Stärke, von seiner angst einflößenden Aura.
    Der kaum vorhandene Widerstand verkürzte seine Reise um viele Tage und ließ ihn seinen Heimatwald schneller erreichen, als es ihm lieb war. Das dunkle Geäst weckte düstere Erinnerungen an seine Jugend, die ihn wütend machten. Das Kreischen der Navitaub entfachte seine Wut und mit ihr seinen Kampfgeist. Es gab daher keinen genauen Grund, warum er das Kleoparda angriff, das sich unter dem Baum entspannte, unter dessen Wurzeln sein anfangs erbärmlicher und nun doch so glorreicher Lebensweg begonnen hatte. Keinen Grund, warum er sie vertreiben wollte und keinen Grund, warum er sie nicht in seinem Wald leben lassen wollte. Doch es gab einen Grund, warum er seinen perfekt geplanten Angriff plötzlich abrupt stoppte, als sich sein Gesicht und das des Weibchens fast berührten und das Gift aus seiner Schwanzspitze nur einen fast unbedeutenden Zentimeter neben ihrer Pfote auf den vom Regen durchnässten Waldboden tropfte. Er wusste, es war vorbei bevor es begonnen hatte. Seine Muskeln waren gelähmt von einer Hitze, die sein Herz mit jedem Pulsschlag schneller durch seine Adern fließen ließ. Seine Gedanken waren vernebelt von dem verrückten Gedanken, das Kleoparda nicht nur ziehen zu lassen, sondern ihr die ganze Welt zu Füßen zu legen, sollte sie dies wünschen. Er vernahm schwach das angespannte Schweigen des Waldes und deren Bewohner, die den Moment des bevorstehenden Machtwechsels keinesfalls verpassen wollten. Den Moment, in dem der Tyrann stürzen und ihm seine gerechte Strafe zu teil kommen werden würde. Wer war ein Tyrann? Er selbst? War es nicht sein Ziel gewesen, die Schwachen zu stärken und die Starken zu schwächen? Einen Ausgleich zu schaffen? Oder war es immer sein Ziel gewesen, sie zu treffen? Diesem Kleoparda niemals wieder von der Seite zu weichen schien viel erstrebenswerter, als alle Macht der Welt. Und doch wusste er, dass er schon bald nicht nur sie, sondern die ganze Welt verlieren würde, setzte sich doch gerade nur noch zum Angriff an. Geschockt von sich selbst bemerkte er, dass er den Moment herbeisehnte, in dem sie ihn, wie auch immer berührte und so gab er seine Deckung vollends auf. Doch sie putzte sich nur kurz über die Pfote, lächelte ihn aus schelmisch glitzernden Augen an und verschwand mit zwei weiten Sätzen im Dickicht.
    Die Macht der Anziehung ließ nach und doch blieb er seltsam schutzlos zurück. Seine Gedanken kreisten weiterhin um sie und würden es für immer tun. Und mit den Erinnerungen an sie und ihre strahlenden, allwissenden Augen wurde es ihm plötzlich ohne jeden Zweifel bewusst: Er war ungeschlagen. Seit der Entwicklung vor fünf Jahren, die er sich ach so hart erkämpft hatte. Und doch war er besiegt.
    [subtab='Verschlossenes Herz']


    Nummer Eins erwachte ruckartig und riss an den eisernen Ketten, die es in dem Versuchsraum fixierten. Seine mächtigen Schwingen waren auf seinem Rücken zusammengebunden und seine krallenbewehrten Füße mit zusätzlichen Fesseln versehen, um es so gut wie möglich in seiner Bewegungsfreiheit einzuschränken. Es kreischte aufgebracht, und peitschte mit seinem kräftigen Schweif gegen die Wände, bestehend aus drei Schichten Sicherheitsglas, die seinen Käfig bildeten. Obwohl Nummer Eins ein Maulkorb umgelegt worden war, um es an dem Einsatz mächtiger Attacken wie Hyperstrahl zu hindern, war das hohe Geräusch nur zu deutlich wahrnehmbar und fuhr Rufus durch Mark und Bein.
    Er war fasziniert und verschreckt zugleich von der Macht und Stärke, die das legendäre Lugia ausstrahlte. Zwar hatte er es zuvor auf zahlreichen Abbildungen betrachtet und sich alles Wissen über es angeeignet, was in irgendeiner Form irgendwo festgehalten worden war, doch wurde nichts von alledem dem lebenden Original auch nur ansatzweise gerecht. Nervös fuhr er durch sein kurzes, dunkelrotes Haar. Rufus glaubte nicht wirklich daran, dass ein paar Ketten und ein Raum aus Glas diese Naturgewalt würden halten können und er fragte sich, ob es überhaupt eine Chance gäbe dem Zorn des Lugia zu entkommen, sollte ihm der Ausbruch gelingen. Er ertappte sich dabei, wie er nach dem Pokéball an seinem Gürtel griff, in dem sich ein Brutalanda mit verschlossenem Herzen befand. Das Crypto-Pokémon war schnell und stark. Trotzdem hätte wohl selbst es dem legendären Vogel nicht lange etwas entgegenzusetzen. Um sich abzulenken ging er zu einem der Wissenschaftler, der seinen Blick abwechselnd dem Lugia und dann wieder seinem Computer zuwendete. Rufus wusste nicht genau, welche Daten dort gerade analysiert wurden, aber die Ruhe der vollkommen konzentrierten Laboranten sprang auch auf ihn über.
    Nummer Eins kreischte erneut und wankte hin und her. Es versuchte wohl, seinen Körper mit voller Wucht gegen eine der Wände zu rammen, doch die kurzen Ketten hinderten es daran. In seinen weit geöffneten Augen brannte glühend heiße Wut. Wieder schlug es mit dem Schweif gegen sein Gefängnis, was ein klatschendes Geräusch zur Folge hatte.
    „ Jemand hätte auch seinen Schweif fixieren sollen.“ Ertönte eine kalte Stimme hinter Rufus.
    Er wandte den Kopf und sah seinen Bruder Luzius auf sich zuschreiten. Sein langes blaues Haar wehte hinter ihm her und verschmolz mit seiner farblich dazu abgestimmten Kleidung. Aufgrund der dunklen Sonnenbrille, die er stets trug, war es unmöglich, ihm in die Augen zu sehen.
    Sofort ging Rufus einen Schritt zur Seite, um Platz für seinen Bruder zu machen. Der beachtete ihn gar nicht, sondern wandte sich direkt dem Computerbildschirm zu.
    „Scheint so, als sei es sehr wütend.“, sagte er, mehr zu sich selbst als zu irgendjemand Bestimmten. „Nur noch ein bisschen mehr und wir können einen weiteren Versuch starten.“
    Die Arme auf dem Rücken verschränkt stolzierte Luzius auf den Käfig des Lugia zu, das ihn direkt mit festem Blick fixierte und ein drohendes Knurren von sich gab. Der Mann ignorierte es einfach, öffnete eine kleine Klappe, die in eine der Wände eingebaut war und warf einen Pokéball hinein. Mit einem lauten Zischen erschien, umgeben von grellem, rotem Licht, ein humanoid wirkendes, gelbes Pokémon dessen Fell von schwarzen Streifen durchsetzt war: Ein Elektek. Sofort richtete es den Blick auf das gefesselte, legendäre Pokémon und schlug drohend die kräftigen Fäuste aneinander. Rufus wusste, dass dieses Elektek wie auch sein Brutalanda ein Crypo-Pokémon mit verschlossenem Herz war. Es war daher kein Wunder, dass es sich blitzschnell auf das Lugia stürzte, um seiner ausgeprägten Aggression nachzukommen. Der legendäre Vogel hatte keine Chance, sich zu wehren und musste Schlag um Schlag einstecken. Funken und Blitze stoben immer wieder aus Elekteks Fäusten und den Antennen auf seinem Kopf. Nummer Eins kreischte wütend und schmerzverzerrt. Die Ketten klirrten, wenn sie von einer Attacke getroffen wurden oder in der Hitze des Gefechts gegen die gläsernen Wände prallten. Das Elektek kannte keine Gnade. Es war auf den Rücken des Lugia geklettert, riss ihm mit Schlitzer die reinen, weißen Federn aus und hinterließ Kratzwunden auf der darunter liegenden Haut. Die Anspannung in den Muskeln des Vogels konnte man selbst als Außenstehender erkennen. Es stemmte sich mit ganzer Kraft gegen die Ketten, schüttelte sich und versuchte, den Kopf zu wenden, um den Angreifer loswerden zu können. Doch scheinbar waren die getroffenen Vorsichtsmaßnahmen doch ausreichend. Rufus beobachtete, mit einem kleinen Hauch von Entsetzen, wie die Bewegungen des wunderschönen Pokémon immer langsamer wurden, und es schließlich mit einem lauten Aufprall und unter Stöhnen zusammenbrach. Elektek, immer noch kampfeslustig, wollte einen weiteren Angriff starten, als Luzius es in seinen Pokéball zurückrief.
    „ Das sollte genügen, um seinen Geist zu brechen.“ sagte er zuversichtlich und erwiderte den hasserfüllten Blick Lugias.
    Rufus war sich da nicht so sicher. Soweit ihm bekannt war, war das bereits der fünfte Versuch, das legendäre Pokémon seelisch in die Knie zu zwingen. Er konnte sich nicht helfen: Nummer Eins tat ihm leid. Rufus Vater Phrenos, seines Zeichens Anführer des Team Crypto, wusste von dem weichen Herz seines Sohnes. Das war wohl der Grund, warum er erst jetzt die Erlaubnis erhalten hatte, sich das Lugia ebenfalls anzusehen. Er dachte manchmal darüber nach, aus dem Team auszutreten und ein ehrenhafteres Leben zu führen, anstatt die Misshandlung von Pokémon weiter zu unterstützen. Doch sein Vater hielt sowieso nicht sonderlich viel von ihm und Rufus wollte ihn unter keinen Umständen enttäuschen.
    Ein lautes Surren weckte ihn aus seinen Gedanken. Luzius hatte den Wissenschaftlern ein Handzeichen gegeben, die daraufhin den Prozess der künstlichen Versiegelung des Herzens des Lugias in Gang geleitet hatten. Es lief anders ab, als Rufus es gewöhnt war, was kein Wunder war, da das Herz des legendären Pokémon auf eine völlig neue Weise versiegelt werden sollte. Auf eine irreversible Weise. Im Gegensatz zu Rufus Brutalanda und dem Elektek, das Luzius bei sich trug, sollte es nie wieder in der Lage sein, sein Herz zu öffnen. Es sollte nie wieder etwas anderes spüren, als Hass und Wut. Bei dem Gedanken lief es Rufus kalt den Rücken herunter. Zwar war sein Vater sicher, das Lugia kontrollieren zu können, doch er selbst hatte das Gefühl, dass man das mächtige Wesen doch gehörig unterschätzte.
    Die metallenen, elektrisch gesteuerten Arme einer Maschine waren inzwischen durch die Klappe in das gläserne Gefängnis des vollkommen erschöpften Pokémon eingedrungen. Anstatt in Händen und Fingern wie bei Menschen endeten diese Arme jedoch in langen Injektionsspritzen, gefüllt mit einer in jahrelanger Arbeit entwickelten Flüssigkeit. Sie wirkte ziemlich unscheinbar, war farb-, und geruchlos, und doch enthielt sie ein kompliziertes Gemisch verschiedenster Stoffe, deren Bedeutung Rufus nicht nachvollziehen konnte. Alles was er wusste war, dass sie maßgeblich an der Verwandlung in das ultimative Crypto-Pokémon beteiligt sein sollte. Doch bisher hatte sich Nummer Eins immer erfolgreich gegen die Auswirkungen dieses Giftes wehren könnte. Tatsächlich schien es diesen Vorgang schon gewöhnt, denn es versuchte müde den Spritzen auszuweichen, zeigte jedoch keine Angst. Letztendlich war es jedoch viel zu erschöpft und verletzt, um den Bewegungen der herzlosen Maschine lange entkommen zu können. Die insgesamt fünf gefüllten Spritzen stachen zielsicher in die Haut des Lugia. Vier von ihnen in je eine seiner Gliedmaßen, die letzte direkt in das Herz des hilflosen Pokémon. Die Anspannung im Raum war deutlich spürbar. Die Wissenschaftler hatten sich von ihren Plätzen erhoben und blickten erwartungsvoll auf das schwer atmende Wesen. Luzius hatte sich direkt vor eine der Scheiben gestellt und wartete ebenfalls auf eine Reaktion, während Rufus sich bei dem Gedanken an den Wunsch ertappte, es möge weiterhin stark bleiben und sich widersetzen. Einige Augenblicke vergingen, ohne dass etwas geschah.
    Luzius wandte sich an den führenden Laboranten und teilte ihm seine Missgunst sehr deutlich mit. Selten hatte Rufus seinen sonst so ruhigen Bruder so aufgebracht erlebt. Doch im Gegensatz zu allen anderen Anwesenden, fühlte er sich erleichtert. Er konnte nicht anders, setzte ein leichtes Lächeln auf und blickte tief in die Augen des Lugia. Doch das was er sah, erschreckte ihn sehr. Die Augen des Pokémon färbten sich allmählich blutrot. Zunächst dachte er, es handle sich tatsächlich um Blut, doch nach und nach wurde ihm klar, dass es die ersten Auswirkungen des Mittels waren, das dem Lugia gespritzt worden war.
    Langsam stand es auf und gab ein undefinierbares Geräusch von sich, das ihm die erneute Aufmerksamkeit aller Anwesenden sicherte. Jeder Blinde hätte die Veränderung des armen Wesens augenblicklich erkennen können. Mit maßlosem Schrecken beobachtete Rufus, wie sich die perlmuttweißen Federn des Vogels nach und nach in einem tiefdunklen Lila färbten und jeder Hauch von Gefühl aus den nunmehr blutroten Augen verschwand. Er konnte regelrecht spüren, wie sich nicht nur das Äußere, sondern auch das Innere des bis vor kurzem noch so edel wirkenden Pokémon veränderte.
    Rufus machte unbewusst einen Schritt nach hinten, während sein Bruder Luzius synchron zu Nummer Eins, dessen Ketten per Knopfdruck gelöst worden waren, triumphierend die Arme ausbreitete und laut in die Runde rief:
    „ Begrüßt Extradunkel 001! Das ultimative Crypto-Pokémon!“
    [subtab=Reinigung]


    Ruhelos betrachte ich die Szenerie, die sich direkt vor meinen Augen abspielt. Sie treiben sie zusammen, die Menschen, ungeachtet ihrer ängstlich aufgerissenen Augen, ihrer zitternden Leiber, ihrer in Rinnsälen fließenden Tränen. Selten, nein, nie zuvor habe ich meinesgleichen so rücksichtslos und harsch erlebt. Ich will mich an diesem Spektakel nicht beteiligen, auch wenn unsere Beweggründe nachvollziehbar sind. Sie könnten wenigstens etwas sanfter, etwas vorsichtiger mit diesen Geschöpfen umgehen, die doch so viel kleiner und zarter sind als wir selbst und nur wenig Fell und keine Schuppen tragen. So verletzlich, so zerbrechlich. Es erstaunt mich, dass sie ihr Ziel, sich die gesamte Erde Untertan zu machen, fast erreicht hätten.
    „Riokulo, was ist los?“
    Als mein Name erklingt, wende ich meinen Kopf Kyrash zu, meinem besten Freund. Immer wenn ich ihn sehe, muss ich ihn kurz für seine Eleganz und sein süßes Lächeln beneiden, dass er nur selten verliert. Sein rotes Fell, hie und da von kürzeren, gelb strahlenden Härchen durchsetzt ist so lang, dass es über den Boden schleift und er es wie eine Schleppe hinter sich her zieht. Große, grün und blau glänzende Schuppen bedecken seinen breiten Brustkorb und reflektieren das Licht der Sonne, dass zu dieser Zeit kaum die Erde erreicht. Er erhebt sich von dem Felsen, auf dem er bisher gethront hat und macht Schritt für Schritt auf mich zu, seine krallenbewehrten Füße hinterlassen kleine Furchen in dem lockeren Erdreich, das noch vor ein paar Stunden die schwere Last menschlichen Betons tragen musste. Ich betrachte seine ebenso ausgebildeten Hände, seine stechend neongrünen Augen, deren Iris so riesig erscheint im Vergleich zu der winzigen Pupille und werde der vier Reihen blitzender Zähne gewahr, die er freundlich lächelnd entblößt.
    Hinter mir schreit ein Mensch in purer Panik, ich rieche den stechenden Geruch einer unaufhaltsam ansteigenden Konzentration von Adrenalin, Schweiß, und Tränen. Das Parfum des Krieges liegt schwer in der Luft, doch es scheint niemanden außer mir aufzufallen.
    „Nun sag schon.“
    Sorge blitzt in Kyrashs Augen auf, als er eine Pranke auf meine Schulter legt. Sie lastet schwer auf mir, wie das Leid der ganzen Welt. Die stickige Atmosphäre dieses einst so reinen Planeten verpestet meine Lunge und ich traue mich kaum zu sprechen, will nicht noch mehr von diesem Smog Zugang zu meinem Atemwegen verschaffen. Ich überwinde mich.
    „Sie fürchten sich. Sieh sie doch an! Wie müssen wir erscheinen für sie, die sie uns nicht kennen, nichts wissen von unserer Existenz?“
    „Nichts wissen von ihren Schöpfern“, unterbricht Kyrash und das Funkeln in seinen Augen, das aufsteigende Lachen in seiner Brust lässt meine Seele gefrieren.
    „Auch sie sind inzwischen Schöpfer, haben Dobermann und Dalmatiner, Thai und Tonkanese hervorgebracht. Um nur einen Bruchteil zu nennen. Sie sind Künstler“, werfe ich ein, um dieses grauenhafte Geräusch im Keim zu ersticken.
    „Künstler eines grauenvollen, verabscheuungswürdigen Bildes aus den dunkelsten Farben dieser und der meisten anderen Welten. Sie pinselten bunt auf die reinste aller Leinwände, verschönerten sie anfangs, wie ich gerne zugebe. Doch dann wollten sie immer intensivere Töne und sie mischten und mischten und übermalten, bis nur noch braun und grau und schwarz überblieb. Die Erde ist entstellt, ihre Seele gebrochen und du, mein Freund, du Gutherzigster, empfindest dennoch Mitleid?“
    Er schaut mich an und lächelt immer noch, streichelt sanft über meinen Rücken. Ich genieße die Zärtlichkeit, lege den Kopf in den Nacken und betrachte den blutroten Himmel, die tiefschwarzen Wolken, lausche dem Geräusch eines brechenden Knochens und fahre wütend herum, beschimpfe wie im Wahn den unerfahrenen Jüngling, der einen der Menschen zu grob anfasste. Er senkt schuldbewusst den Kopf und entschuldigt sich herzerwärmend ehrlich bei dem kleinen Geschöpf, das kein Wort versteht weil es eine so komplexe Sprache überhaupt nicht aufnehmen kann und das vor Angst und Schmerz in eine tiefe, dennoch unruhige Ohnmacht abdriftet.
    Die Gerüche, Geräusche, die Unruhe, sie rauben mir noch den Verstand. Ich wünschte, das hier wäre nicht nötig und wir könnten einfach wieder zurück in unsere Heimat, ohne diese „Reinigung“ zu vollziehen. Allein bei dem Gedanken an ein solches Wort um diese Situation zu beschreiben dreht sich mir der Magen um.
    Kyrash spürt meine erneut aufgekeimte Unruhe und spricht mir ruhig zu: „Es ist bald vorbei, Riokulo. Ich weiß, dass du darunter leidest.“
    Betreten schüttele ich den Kopf und versuche, meine Gefühle in Worte zu fassen: „Das ist alles so unnötig. Wie konnte es nur so weit kommen? Ich kann die Menschen nicht verstehen. Wir haben ihnen so viele Zeichen gegeben, haben den Himmel verdunkelt, die Meere gefärbt, die Wälder vertrocknen lassen. All das im Zeitraffer um ihnen unmissverständlich vor Augen zu führen, was aus der ihnen anvertrauten Welt wird, wenn sie so weiter machen. Wie konnten sie das nicht verstehen? Wie konnten ihre Diskussionen trotzdem auf Nebensächlichkeiten beruhen, während die Erde immer mehr in die Hände des Todes glitt?“
    Das anfängliche Mitleid wandelt sich allmählich in Wut. Wären die Menschen nicht so dumm gewesen, müssten wir nun nicht hier sein und diese Maßnahmen ergreifen. Vielleicht wäre heute der Tag gewesen, an dem ich endlich ein Weibchen kennen und lieben gelernt hätte. Könnte es sein, dass diese dummen, nackten Geschöpfe mich tatsächlich um dieses gute Schicksal gebracht haben?
    Ein bedrohliches Zischen bahnt sich den Weg aus meinem Rachen und erfüllt die Luft zwischen mir und Kyrash. Er schweigt, kann mir keine Antwort geben, keine Lösung auf meine Fragen. Vielleicht will er es auch nicht. Er war noch nie ein sonderlich großer Tierfreund und von einem so misslungenen Experiment wie den Menschen schon gar nicht. So klopft er mir nur aufmunternd auf die Schulter, ich solle mir nicht zu viele Gedanken machen. Seine Versuche, mich zu trösten, wirken plötzlich halbherzig und falsch. Ich winde mich aus dem Griff meines Freundes und schreite davon, vorbei an den Reihen von Menschen, die in die Transportschiffe getrieben werden. Wenigstens versuchen unsere Anführer, so viele wie möglich zu retten. Aber bei ihrer großen Population wird es trotzdem nur ein Bruchteil sein. Wie viele werden wohl ihre Familie und Freunde verlieren, wie viele Kinder ihre Eltern? Ich spüre einen gewissen Selbsthass in mir aufsteigen, obwohl ich weiß, dass ich nichts dafür kann, geschweige denn etwas ändern könnte. Trotzdem verharre ich reglos und ertappe mich bei dem Gedanken, hier bleiben und nicht zurück nach Hause kehren zu wollen, nur um mich selbst zu bestrafen. Die Entwicklung meiner Gefühlswelt ist besorgniserregend.
    Ich starre aus leeren Augen auf die brennenden Hochhäuser in der Ferne, das verdorrte Gras in meiner Nähe und einen federlosen, toten Vogel, der auf dem Wegrand sein Grab gefunden hat. Meine Seele fühlt sich wund an und stirbt, wie dieser wunderschöne Planet. Ich reiße mich von dem Anblick los. Die Übelkeit steigt von meinem Magen hoch in meinen Brustkorb, gewaltig wie ein Geysir und bringt mich zum rennen. Bebend flüchte ich mich in eines unserer gigantischen Transportmittel und suche, nicht gewillt mich dem Verlangen, meinen Magen zu leeren hinzugeben, einen ruhigen Platz in der Lagerhalle. Doch anstatt Frieden finde ich dort eine erbärmlich zitternde Menschenfrau vor.
    Sie starrt mich aus großen, grünen Augen an, ihr Atem wird schneller, der stinkende Geruch von wilder Angst kriecht aus all ihren Poren. Ihr langes, braunes Kopffell ist voller Schweiß und hängt ihr in Strähnen in das hübsche Gesicht. Auch sie hat wohl Zuflucht vor dem Schrecken dort draußen gesucht doch mit mir hat er sie wieder eingeholt. Diese Erkenntnis bedrückt mich. Ich weiß weder, wie mich verhalten soll noch, was ich nun mit ihr anstelle. Die Menschin ist auf die Knie gesunken und hat das Gesicht in den Händen vergraben, ihre Augen vor dem Alptraum verschlossen. Ich will sie berühren, sie trösten, auf eine ehrlichere Art, als Kyrash es zuvor bei mir getan hatte. Doch sie würde sich nur noch mehr fürchten, so wie wohl jeder andere ihrer Art auch. Ich bin einer der apokalyptischen Reiter aus ihren kindischen Zukunftsszenarien, die sie scheinbar selbst nie wirklich ernst genommen haben. Sonst hätten sie wohl besser auf die Warnungen der Erde und die unseren reagiert. Nun ist es zu spät. Selbst wenn sie es wollten, wenn sie noch so sehr bitten und betteln würden, man würde ihnen wohl keine weitere Chance einräumen. Stattdessen wird nun der Erde und ihren anderen Bewohnern unter die Arme gegriffen, ihre Wunden verarztet, ihre Krankheiten geheilt.
    Doch können wir den Menschen wirklich einen Vorwurf machen? War es nicht unsere Art, die sie in vielen Schritten gezüchtet und schließlich hier sich selbst überlassen hat, da sie komplexe Gefühle entwickelten und man ihnen ein freies Leben gönnen wollte? So war das Leid der Welt doch nur begrenzt ihre, und viel eher unsere Schuld. Möglicherweise sind die meisten von uns deshalb so erpicht darauf, das alles möglichst schnell zu beenden. Ich bete wirklich, dass es auch schmerzlos ablaufen wird.
    Diesen einen Menschen, der hier so weinerlich und verstört vor mir kniet, werde ich persönlich in meine Obhut nehmen und vor allem weiteren Leid bewahren. Tue ich dies aus Gutherzigkeit oder nur, um mein eigenes Gewissen zu beruhigen? Ich bleibe mir selbst der Antwort schuldig.
    [subtab=Neujahr]


    „Mein Herz, es schlägt so schnell. Gleich wird es zerspringen. Was soll ich tun? Was tue ich hier? Wie tief sinke ich denn gerade? Was ist mit meinen Prinzipien? Warum verrate ich sie, einfach so, als wären sie nichts wert? Ich habe durchaus meine Gründe, warum ich sie mir selbst so gesetzt habe. Ich bin doch vernünftig und ich bin doch auch treu. Oder etwa nicht?
    Wie konnte ich nur in diese Situation geraten? Ich sitze wie der letzte Depp auf dieser Kiste auf unserem Balkon und vor mir hockt sie. Meine ehemals beste Freundin, die ich auf genauso schreckliche Weise verraten habe, wie sie mich. Und was sagt sie nun? All diese Prügeleien, von denen ich vor so vielen Jahren gehört habe, soll sie für mich gefochten haben? Wenn jemand es wagte, schlecht über mich zu reden, mich zu beleidigen? Obwohl wir zu dieser Zeit schon zerstritten waren. Sie sagte doch damals, dass sie mich hasst. Was soll ich davon halten?
    Aber andererseits habe ich ihr vor all diesen Jahren doch niemals wirklich glauben können, oder nicht? Nun sagt sie die Wahrheit. Ich kenne sie. Sie sagt definitiv die Wahrheit. Vielleicht rede ich es mir aber auch nur ein. Vielleicht will ich ihr einfach nur glauben. Wie oft hat sie mich schon manipuliert? Ich bin ja so ein Idiot, dass ich jetzt schon wieder auf sie herein falle!
    Nein, dass stimmt nicht. Ich bin dumm, ihr nicht glaube zu wollen, nur weil mich schon so viele verraten habe. Sie redet mir ruhig zu. Ehrlich. Dennoch zweifle ich. Noch nie hat sich jemand so mit mir auf eine Stufe gestellt. Es reden doch immer nur alle auf mich ein, sehen auf mich herab. Und das liegt nicht nur an meiner Körpergröße! Doch jetzt hockt gerade sie vor mir. Ihre schönen Augen glitzern. Ich bin so viel schwächer, spüre die Tränen schon auf meinen Wangen! Wenn ich mich doch nur zusammenreißen könnte! Aber wie immer entblöße ich meine Seele vor ihr. Ich Dummkopf! Warum bin ich nur so verletzlich?
    Die ganze Situation läuft mir aus dem Ruder. Ich muss die Hände zu Fäusten ballen, ich muss meinen Körper spüren und bei mir bleiben. Bloß nicht in die Vergangenheit abdriften. Sonst bin ich ihr vollkommen hilflos ausgeliefert.
    Aber sie ist doch gar keine Bedrohung für mich. Sie will mir wirklich helfen, mir nur sagen, wie viel ich ihr bedeute. Die ganze Zeit schon schwört sie es. Selten, nein nie, habe ich so viel Ehrlichkeit auf einem Gesicht sehen können. Wie kann ich da überhaupt an ihren Worten zweifeln? Es ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Es war so viele Jahre lang mein geheimster Traum, dieses Gespräch mit ihr zu führen. Genauso, wie ich es mir immer erträumt habe. Sie hat mich nie gehasst, ich war ihr stets wichtig.
    Doch es läuft nie etwas so, wie ich es mir wünsche! Das Pech ist doch mein stetiger Begleiter, Glück ein selten gesehener Gast. Und wenn mir etwas Gutes widerfährt, dann nur, damit kurz darauf etwas viel Schlimmeres passieren kann! Wenn das hier nun wirklich wahr sein sollte, ihre Worte wirklich ehrlich sind, welches gewaltige Unglück kommt dann in Zukunft auf mich zu? Ich sollte mich hiervon losreißen und verschwinden, solange es noch geht. Schließlich hätte ich allen Grund dazu. Dort, direkt hinter dem Fenster neben mir, liegt meine Freundin in ihrem Bett und findet einen schnellen Schlaf nach all dem Alkohol, dem Tanzen und Trinken. Sie ruft nach mir, mit herrischer Stimme. Ich sollte zu ihr gehen.
    Aber ich bin doch noch gar nicht müde. Ich fange gerade erst an, richtig zu leben. Sie ist grausam zu mir, geht mir fremd, hat offiziell sogar einen festen Freund, der bestimmt nicht ich bin. Es ist nicht, weil ich ein Mädchen bin und sie sich schämt. Sie sucht das Abenteuer, sucht die Bestätigung, die Lust. Alle, denen ich dies und all ihre anderen Gemeinheiten – die Schläge, die Worte, den ständigen Streit, das Herumkommandieren – gestand, sagen mir immerzu, ich solle sie verlassen. Warum also kann ich diesen letzten Schritt nicht gehen? Ich bin nicht einmal böse auf sie, will ihr auch nicht weh tun, aber ich liebe sie nicht mehr. Das ist doch eigentlich ganz simpel! Warum also verlasse ich sie nicht? Weil ich ein elendiger Feigling bin. Dabei ist es doch so offensichtlich, egal wie sehr ich auch dagegen ankämpfe und es mir ausreden will, dass ich mich inzwischen in jemand gänzlich anderen verliebt habe. Deshalb kann ich meinen Blick nicht abwenden, von dem Mädchen, das immer noch vor mir sitzt.
    Wie verstohlen sie mich anlächelt! Mir wird ganz heiß. Ich muss mich jetzt befreien oder ich werde einen furchtbaren Fehler begehen. Oder wäre das genau das richtige? Wie soll ich so noch weiterleben? Ich fühle mich wie in einem Käfig, dessen Tür offen steht. Aber ich kette mich doch selbst an! Wenn ich schon so feige bin, mich nicht von ihr zu befreien, dann sollte ich meiner Freundin wenigstens treu sein und nicht heimlich von einer anderen Frau träumen. Schließlich kann sie so ein liebevolles Wesen sein.
    Doch nicht zu ihrer Liebsten. Furie. Ich kann das nicht mehr. Ich will mich in den strahlenden Augen dieser anderen Frau verlieren. Ich will nicht mehr dagegen ankämpfen. Aber was rede ich mir denn da ein? Als ob hieraus jemals etwas Festes werden könnte! Eigentlich will ich das ja auch gar nicht. Es fühlt sich nur so gut an, dass ich ihr wichtig bin. Jetzt beteuert sie es schon wieder. Ich bin ihr sehr wichtig, sagt sie sogar. Ich bin ihr eine sehr wichtige Freundin. Wie schön. Ich bedeute ihr viel. Ich bin ihr die liebste Dienerin.
    Jetzt hat sie mich. Und warum? Weil sie mich ihre Lieblingssklavin nennt. Bravo! Für jeden anderen halbwegs normalen Menschen wäre das eine Beleidigung. Und ich? Wäre ich ein Hund, ich würde mit der Rute wedeln! Aber das hatte ich doch schon alles. Damals habe ich sie meine Herrin genannt, meine Göttin, Mylady. Unsere Beziehung war sehr eng. Ich habe die letzten Jahre ständig versucht, das zu verdrängen.
    Warum eigentlich? Wir haben gemeinsam verrückte Erfahrungen gemacht, gemeinsam zu uns selbst gefunden. Eigentlich haben wir uns doch nur so zerstritten, weil die Gesellschaft dieses verdammten kleinen Dorfes uns Monster nannte, uns verachtete, verhöhnte, mit dem Finger auf uns zeigte. Habe ich sie geliebt? Wahrscheinlich. Aber hat sie mich geliebt? Ich glaube nicht. Liebe ich sie? Möglicherweise. Sie mich? Wohl kaum. Aber ist das überhaupt wichtig? Sie liebt mich nicht auf diese Weise, aber auf eine andere, vielleicht sogar noch viel tiefer gehende.
    Ich kann einfach keinen Ton hervor bringen. Ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll. Soll ich ihr sagen, was sie mir bedeutet? Noch einmal beteuern, dass alles was damals passiert ist mir leid tut? Oder sollte ich aufstehen und gehen, bevor die Situation noch unangenehmer für uns beide wird? Ich Lügner! Es ist alles andere als unangenehm für mich. Ich will diese Frau nie wieder verlieren!
    Jetzt hat sich meine Zunge selbständig gemacht, ohne dass ich richtig über meine Worte nachdenken konnte. Was habe ich gesagt? Lass mich nie wieder allein. Habe ich das wirklich gesagt? Ja, dass ist es wohl, was mein Herz denkt. Wie zärtlich sie schaut! So viel Liebe. Wie sehr habe ich mich gesehnt, nach einem solchen Blick, der mir gewidmet ist? Kann das denn wirklich wahr sein? Ja, ihre Worte sind die Wahrheit. Sie hat mich nie wirklich allein gelassen, so wie sie sagt. Ich glaube ihr. Ich weiß es. Doch was tut sie jetzt?
    Sie unterstreicht ihre Worte, nimmt mir alle Zweifel.
    Verdammt, fast sechs Jahre habe ich davon geträumt und heute bin ich das erste Mal in meinem Leben angetrunken! Wenn ich mich morgen nicht mehr richtig an das Gefühl ihrer Lippen erinnern kann, werde ich mich auf ewig hassen! Es stimmt also doch, dass man nichts denken kann. Da waren nur sie und ich und unsere Berührung. Nicht mehr, denn mehr geht wohl nicht. So schnell kann ich also meinen Verstand verlieren, auf den ich doch eigentlich so stolz bin.
    Wie seltsam leicht ich mich plötzlich fühle. Lächle ich etwa? Ja und zittern tue ich auch. Meine Hände sind schweißnass. Das habe ich alles gar nicht bemerkt. Warum nur ist dieser Augenblick schon vorbei? Ich will noch einmal, noch mehr!
    Doch sie erhebt sich, was wohl heißt, dass ich gleich gehen muss. Ja, ich hatte recht. Sie schickt mich ins Bett. Vielleicht beendet meine Freundin dann endlich ihr hysterisches Geschrei! Seltsam, wie gut ich es bis zu diesem Augenblick ausblenden konnte. Noch seltsamer, dass ich kein schlechtes Gewissen verspüre. Ich bin wohl doch ein böser Mensch. Dabei habe ich immer geglaubt, ich wäre sozial und hätte gute Prinzipien, gute Einstellungen. Aber letztendlich bin ich nur ein Heuchler.
    Wie konnte ich nur in eine solche Situation geraten? Warum ist mein Verstand verstummt? Ich habe auf mein Herz gehört und endete in diesem Labyrinth der Lust und Liebe.“
    [subtab=Das Felilou und das Roserade]


    Einst gelang es einem Felilou, eine Pirsifbeere zu stehlen. Um seine Beute in Ruhe verzehren zu können, ungeachtet all der Neider, die sie nur zu gerne für sich beansprucht hätten, kletterte es auf einen Baum und setzte sich dort auf den gemütlichsten Ast. Höchst zufrieden und voller Vorfreude auf die bevorstehende Mahlzeit, miaute das Felilou zunächst fröhlich vor sich hin und hielt dann die Beere mit seinen Zähnen fest, um nicht Gefahr zu laufen, hinab zu fallen. Seine Stimme drang an die Ohren eines vorbei wandernden Roserades, das sogleich nicht nur das Felilou, sondern vor allem auch die Köstlichkeit, die es bei sich trug, entdeckte. Nach einiger Zeit des Nachdenkens, kam dem Roserade eine hinterlistige Idee, wie es an diese gelangen konnte.
    Es begab sich zu dem Baum, auf dem das Felilou freudig lächelnd hockte, und lobte es aus vollem Munde: „Oh, Felilou, wie schön dein Fell ist. So glänzend und sicher auch weich wie Seide. So auch deine Augen, strahlend grün und groß“, das Roserade sank auf die Knie und reckte dem anderen Pokémon seinen rechten Arm entgegen, als wolle es ihm eine Rose anbieten. „Wenn dein Gesang nur halb so schön ist wie dein Anlitz, so werde ich mich in deiner Gegenwart wohl kaum mehr erheben können, denn dann, werter Freund, sollte man dich zum König aller Katzenpokémon krönen!“
    Das Felilou fühlte sich sehr geschmeichelt. Um den Roserade zu beweisen, wie wunderschön auch seine Stimme war, öffnete es das Maul weit und stieß ein lautes, freudiges Miauen aus. Dabei entglitt ihm die Pirsifbeere und fiel zu Boden, wo sie direkt vor die Füße des Roserades rollte. Dieses griff sogleich nach der Köstlichkeit, erhob sich und verspeiste sie noch vor den Augen des perplexen Felilou.
    Bei diesem Anblick rief es empört: „Das war gemein!“
    Doch das Roserade hatte nur Spott und Lachen für das törichte Felilou übrig.
    So ist der Stolze tief gestürzt, denn wie es jeher war und immer sein wird, kommt der Hochmut stets vor dem Fall.
    [subtab=Im Glasgarten]


    Welche Schönheit! Ich wage kaum, meinen eigenen Augen zu trauen. Überall um mich herum blitzt mir die Reinheit entgegen, dringt in mein Innerstes, streichelt meine Seele. Das Licht der hoch am Himmel stehenden Sonne verfängt sich in den eisgleichen Blättern eines gläsern schimmernden Baumes. Sie fächern die Strahlen, treiben die Helligkeit durch den gesamten paradiesischen Garten, der sich vor mir auftut. Dies muss Eden sein, in all seiner Pracht und Anmut. Kein heiliges Buch und kein darin niedergeschriebenes Wort wären der reinen Schönheit dieses Ortes gerecht geworden. Womit nur, frage ich mich, habe ich mir das Privileg verdient gerade hier zu erwachen? Wer brachte mich hierher?
    Bei jedem meiner Schritte scheint der Boden zu singen, wenn Gräser und Blumen unter meinen Schritten in tausende, winzige Kristalle zerspringen, während ich langsam durch den Garten streife auf der Suche nach einem unbekannten Ziel. Meine Sinne können die Pracht der Natur die dieses Paradies hervorgebracht hat nicht fassen, dennoch fühle ich mich nicht fremd, spiegelt sich doch mein eigenes Antlitz tausendfach in jedem Grashalm, jeder Blume, jedem Stamm wider, als wäre ich selbst ein Teil von alledem. Ich sehne mich danach, den Augenblick zu genießen, zügele meine Schritte bis ich stehen bleibe und die Augen schließe. Ein wohliges Seufzen bahnt sich seinen Weg aus meiner Kehle. Sanfte Kühle berührt meine Wange. Wie engelsgleiche Fingerspitzen streicht sie über meine Haut. Langsam öffne ich die Augen und blicke in das glashafte Gesicht wahrer Anmut.
    „Kathrin?“ flüstere ich überrascht und bin zu perplex um zu reagieren, als das Mädchen ihre Hand von meinem Gesicht löst und sich zurückzieht.
    Sie entfernt sich schnell, fast als würde sie schweben. Doch ich kenne diesen für sie so typischen, tänzelnden Gang und ich liebe ihn so sehr wie ich sie liebe, seid ich sie das erste Mal erblickte. Es verwundert mich kaum, dass sie selbst in einer solch strahlenden Umgebung all meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Sie scheint heller als Licht in den Blättern, Ästen, Stämmen. Keine Sekunde länger kann mich die Faszination dieser unbelebten Geschöpfe fesseln. Stattdessen bewegen sich meine Füße wie von selbst und ich folge meiner Geliebten rennend, während der Gesang der brechenden Gräser unter mir klirrend erklingt. Wie ein Eissturm zieht die Umgebung immer schneller an mir vorüber. Doch ich habe das Gefühl auf der Stelle zu laufen, während sich Kathrin immer weiter aus meinem Gesichtsfeld entfernt. Werde ich diesen Engel denn niemals einholen können?
    „So warte doch!“, rufe ich, von Verzweiflung getrieben.
    Warum nur will Kathrin mein Flehen nicht erhören? Kaum habe ich mir diese Frage gestellt, da erblicke ich sie. In all ihrer Schönheit steht sie inmitten eines Feldes aus gläsernen Blumen und lächelt. Schwer atmend gehe ich auf sie zu, strecke ihr sehnsüchtig meine Hände entgegen. Sacht hebt sich Kathrins Brustkorb und mit jedem Atemzug drücken sich ihre wohlgeformten Brüste gegen das glänzende Kleid, das ihren Leib bedeckt. Ihre Ruhe erfasst mich, beruhigt meinen Atem und lässt gleichwohl mein Herz noch schneller und heißer gegen sein Gefängnis aus Geweben, Muskeln, Rippen und Haut schlagen. Tief blicke ich in ihre eisblau schimmernden Augen, bis ich darin zu ertrinken scheine. Kräftig drücke ich ihre Hände, fest entschlossen sie nie wieder durch meine Finger gleiten zu lassen. Sie erwidert den Griff nicht, lacht stattdessen herzlich und löst sich erneut von mir, tanzend. Das Kleid umschmeichelt ihre schlanke Figur, während sie um mich herum ihre Kreise dreht, ein freundliches Lachen nach dem anderen in die Welt hinaus sendend. Der Anblick weckt die Armada der Schmetterlinge in meinem Magen und sie flattern freudig im Takt des Klangs ihres Lachens und des Lieds, das urplötzlich in meiner Seele zu spielen begonnen hat und von der wahren Liebe erzählt. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht und wieder greife ich nach Kathrins Hand, dieses Mal sanfter und vorsichtiger als zuvor. Sie bleibt nicht stehen, sondern zieht mich mit sich, bis sich meine Füße und die ihren aneinander zu gewöhnen scheinen und bald schon harmonisch miteinander tanzen. Jede Bewegung ist begleitet von dem Chor der klingenden Blumen unter uns. So singt ganz Eden mit all seinen Engeln nur für uns beide. Für die beiden Liebenden, die nun doch endlich zueinander gefunden haben. Ach, wie lange hatte sich Kathrin gegen ihre Gefühle gestemmt, sich mir entzogen. Wie lang war sie vor mir geflohen, um meiner und gleichsam ihrer Liebe entkommen zu können? Doch nun, hier, an diesem Ort der Reinheit an dem alles klar und glatt im glänzenden Licht der Sonne schimmert und erblüht, konnte nun auch endlich ihre Liebe gänzlich aufgehen.
    Ich lege meine Hände sanft um ihre Hüften, bremse ihren wilden Tanz bis wir uns unbewegt gegenüber stehen. Sie blickt auf. Ihr Lächeln ist verschwunden. Zärtlich streiche ich eine lange, weiße Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Ihre glatte Haut schmeichelt meinen Fingern. Ich versuche, das Gefühl noch einen Augenblick länger genießen zu können, während Kathrin weiterhin die tiefgehende Liebe studiert, die ihr aus meinen Augen entgegen blitzen muss. Doch schon beginnen meine Hände zu zittern. Dieses Mädchen ist so schön das ich nicht weiß, wie ich mich länger beherrschen soll. Je mehr ich sie betrachte, desto heißer brennt das Feuer in mir, lodert, verzehrt jeden klaren Gedanken. Es versengt die Flügel der Schmetterlinge und sie stürzen taumelnd in die Tiefe meiner Seele.
    Meine Finger vergraben sich in Kathrins langem Haar, ich drücke meine Stirn gegen die ihre, sauge gierig ihren Duft ein. Die Hitze ist jetzt überall, ungebändigt schmilzt sie mein Innerstes. Die süße Pein ist fast unerträglich. Mein Griff wird grob. Wie von weit her spüre ich, wie ich dem Mädchen an den feinen Haarsträhnen reiße. Ihre Berührung ist im Vergleich dazu erstaunlich sanft. Ich blicke auf, als sie sacht nach meinen Händen greift und lasse von ihren Haaren ab. Erneut blicke ich in das Gesicht meiner Liebsten und suche nach dem Feuer, das zweifelsohne auch in ihr brennen und rot auf ihren Wangen schimmern muss. Vergebens. Sie lächelt jetzt wieder. Trotzdem wirkt sie fast schockierend emotionslos. Meine Sorge um sie erwacht, doch bevor ich Worte formen kann legt Kathrin ihren Zeigefinger zärtlich auf meinen Mund und spricht an meiner Stelle.
    „Ist die Liebe etwas Wunderbares?“, fragt sie leise und obwohl ihre Stimme noch immer wie Gesang an meine Ohren dringt, klingt sie zugleich klirrend kalt.
    „Aber natürlich“, antworte ich, zutiefst verwirrt von einer solchen Frage in einem so intimen Moment, „So wunderbar wie sonst nichts auf dieser Welt.“
    „Selbst dann, wenn sie erzwungen ist?“
    Leise pirscht sich die Wut in meiner Seele heran.
    „Was redest du denn da?“, frage ich, etwas zu barsch und wende mich um, einerseits weil ich den Anblick dieses Mädchens plötzlich nicht mehr ertragen kann, andererseits um nach einer Blume zu suchen, die ich hinter Kathrins Ohr legen kann, wie ich es in unserer Kindheit oft zu tun pflegte. Möglicherweise könnte ich so ihre Schönheit erneut erblühen lassen.
    Unser Tanz hat die meisten der gläsernen Blumen in Stücke zerspringen lassen. Dennoch gelingt es mir, eine scheinbar vollkommen unberührte Blüte zu entdecken. Ich beuge mich hinab, um sie zu pflücken, doch augenblicklich zerbricht sie zwischen meinen Finger. Es bleiben nichts als Scherben.
    „Willst du mir diese spröde Kälte schenken?“ höre ich Kathrins Stimme hinter mir, fast spottend.
    Sie macht sich lustig über mich. Selbst jetzt. Wo ist die Liebe, wo die Intimität, die noch vor wenigen Momenten die Luft erfüllte? Sie spielt mit mir, sie foltert mich, zerreißt mein Herz und vermutlich lacht sie dabei hinter ihrer zuckersüßen Fratze. Die Wut in mir macht einen Satz und auch ich springe nach vorne, umfasse den Hals des Mädchens und zwinge ihren Kopf in den Nacken.
    „Die Liebe ist immer etwas Wunderbares“, hauche ich, „Selbst dann, wenn sie erzwungen ist!“
    Ich presse meine Lippen auf ihre. Grob, gierig. Ich achte nicht darauf, wie sie mich ansieht.
    „Ich liebe dich!“, keife ich, noch immer von Zorn erfüllt.
    Meine Arme umschlingen ihren schlanken Körper, drücken sie immer fester an mich. Urplötzlich erfasst mich Eiseskälte, meine Fingerspitzen und Lippen scheinen zu gefrieren. Ich blicke auf und erschaudere.
    „Wie blind war ich?“, rufe ich aus, „Du bist ja ganz aus Glas!“.
    „Ist sie nicht wunderschön?“, fragt sie, grinsend, „Diese falsche Liebe, die du dir immer so sehr gewünscht hast? So schön, so klar, so rein. Doch, ach, so zerbrechlich.“
    Ich umfasse sie noch fester, fürchte, sie könnte wieder davon laufen.
    Zu stark brennt meine Liebe zu ihr, zu fest halte ich sie. Ihr gläserner Körper zerbricht unter meinem gnadenlosen Griff und tausend spitze Scherben dringen in meine Haut, zerschneiden meine Finger, stechen in mein Herz. Ich sehe mein Spiegelbild tausendfach in der gläsernen Natur um mich herum und jedes Einzelne ist durch die Spiegelung des gefangenen Lichts so verzerrt wie die Fratze eines Dämons. Schmerzhaft sticht das grelle Licht in meine Augen. Überall um mich herum blitzt mir nichts als leblose Leere entgegen. Ich bete zu Gott, er möge mir meine Sünden vergeben und mich aus dieser Hölle befreien. Doch mein schlechtes Gewissen hält mich auf ewig in diesem gläsernen Albtraum gefangen.
    [subtab=Die Pflanzen des Himmels]


    Es begab sich einst, dass das Universum ein junges Geschwisterpaar gebar und rücksichtslos in die Welt spie. Schwester und Bruder, Xerneas und Yveltal, wurden, wenngleich mit erstaunlichen Kräften gesegnet, schon bald von den anderen Bewohnern der noch rauen und unfertigen Erde verspottet. Denn kein Schöpfungsgedanke wollte sich in ihren jungen Köpfen formen, keine Kreation die sie ihr Eigen hätten nennen können war Zeuge ihrer Macht, die mit jeder vergehenden Stunde zweifelhafter erschien. Es schien fast so, als könnten die Geschwister als einzige seiner Kinder die Aufgabe, die Arceus für sie vorgesehen haben mochte, nicht erfüllen.
    Verzweifelt entschieden sich Xerneas und Yveltal Hilfe bei den anderen, beinahe allmächtigen Erdenbewohnern zu erfragen, um nun doch endlich ihren Teil zu der endgültigen Fertigung der Welt beitragen zu können. Jedoch waren die beiden Geschwister im Herzen zu verschieden, um sich auf ein und denselben Herrscher einigen zu können, den sie als ihren Mentor auserkoren wollten. Stattdessen entbrannte zwischen den beiden ein heftiger Streit, der in einem von Wut und Verzweiflung angefachten Kampf mündete.
    Nach zwei Tagen des pausenlosen Schlagabtauschs gelang es Xerneas ihren Bruder Yveltal in die Tiefen des Meeres zu stoßen. Von ihrer Kraft und Ausdauer beeindruckt und somit wieder von der in ihr schlummernden Macht überzeugt, erschien Xerneas Groudon, der Herr der Landmaßen selbst, und gratulierte ihr zu ihrem Sieg. Ihrerseits imponiert von der riesenhaften Gestalt und seiner Schöpfung, verneigte sich Xerneas vor dem Mächtigen und bat ihn um eine Unterweisung, um ihre Kräfte voll entfalten und nutzen zu können. Groudon, das Potential in ihr erblickend und gleichwohl auch geschmeichelt durch ihre unterwürfige Haltung, stellte Xerneas die von ihm geschaffene Erde zur Verfügung, auf das sie der Nährboden der Jüngeren und Unerfahrenen sein mochte.
    Durch solch großzügige Hilfe unterstützt gelang es der Schwester bald, die in ihr schlummernde Macht zu entfalten und zu manifestieren. Und so brachte Xerneas am dritten Tag ihrer Existenz das Grün in die Welt. Sie ließ Pflanzen und Blumen erblühen, schickte Bäume an, den Himmel zu erreichen und erbaute ganze Wälle aus Büschen. All die Lebensfähigkeit ihrer Schöpfung band sie für immer an die Erde und somit an die Güte Groudons, der an ihrem Werk jedoch keinen Fehler finden konnte und, von Stolz erfüllt, bei den anderen Schöpfern mit seinem Schützling prahlte, die ein so wundervoll anzusehendes Werk vollbracht hatte.
    Die Nachricht drang bald auch an Kyogres Ohren. Der Herrscher über das Meer wurde sehr erzürnt, als er erkennen musste, dass die Schöpfung seines größten Rivalen nicht nur Teil eines weiteren Werkes geworden war, sondern sich diese auch in seinen eigenen Gefilden fand. Algen und Wasserpflanzen sprossen plötzlich aus dem Meeresboden, den Groudon einst gegen Kyogres Willen erschaffen hatte. Auf Rache sinnend begab sich der Herr über das Wasser in die tiefsten Tiefen seines Reiches, um dort den vergessenen Yveltal zu finden. Er plante nun die Macht des Bruders auf so grauenhafte Art und Weise zu erwecken, dass er nicht nur wie auch sein Rivale mit einem Schützling prahlen konnte, sondern außerdem das Werk Xerneas’ schwächen würde. Doch wenngleich Yveltal von tiefgehendem Hass auf seine Schwester beinahe verzehrt wurde, hatte er seine Niederlage längst akzeptiert und sein Stolz verbot es ihm, gegen ihre Schöpfung vorzugehen.
    Wütend schleuderte Kyogre ihn daraufhin aus seinem nassen Reich und als Yveltal an die Oberfläche drang und das Werk seiner Schwester zum ersten Mal mit eigenen Augen und in seiner ganzen Pracht erblickte, da füllte sich sein Herz mit Stolz, doch nicht minder mit Trauer. Er empfand sich selbst als unwürdig, auch nur eine einzige der Pflanzen zu berühren und erhob sich so ohne langes Zögern in die Weiten des leer wirkenden Himmels.
    Von dort aus beobachtete er, wie die Schöpfung seiner Schwester immer schöner und eindrucksvoller erblühte und bald schon den ersten niederen Lebewesen, die nach und nach geschaffen wurden und immer größere Teile der Erde bewohnten, als Lebensgrundlage und einigen gar als Heim diente. Wütend über seine eigene Unfähigkeit versuchte Yveltal immer wieder das Werk Xerneas’ in den Himmel zu kopieren. Doch da er die noch immer tief in ihm schlummernden Kräfte nicht gänzlich zu erwecken vermochte, war seine Schöpfung farb-, und formlos. So sehr einige gute Seelen, die Mitleid mit dem ewig trauernden Yveltal hatten, auch versuchten ihn davon zu überzeugen, dass die von ihm geformten Wolken den blauen und leeren Himmel dennoch verschönerten, sie konnten ihn nie von seinem eigenen Werk überzeugen, das er selbst als nutzlos empfand.
    Mit jedem weiteren vergehenden Tag wurde Xerneas hingegen stolzer auf ihre Schöpfung. Sie erfreute sich des blühenden Lebens und der Dankbarkeit aller lebenden Geschöpfe, die in ihren Wäldern ein Zuhause fanden. Manches Mal blickte sie auch sanft lächelnd in den Himmel hinauf, der stets ein etwas anderes Gesicht zeigte, seid ihr Bruder ihn wie eine Leinwand zu benutzen schien. Doch als Xerneas eines Tages erwachte, da spürte sie wie ihre Macht schwand. Die Pflanzen konnten nicht mehr genügend Kraft aus dem Boden Groudons ziehen und verdorrten zusehends. Grüne Fläche verwandelten sich in braune Einöden und die verzweifelt um Gnade flehenden Lebewesen, die glaubten Xerneas erzürnt zu haben, starben ohne Nahrung und Heim. Hilflos wandte sie sich an ihren Mentor und fragte nach dem Fehler in ihrer Schöpfung, die sie so vergänglich werden ließ. Da musste Groudon sich eingestehen, dass seine Macht allein niemals ausreichen würde, um das Leben lange erhalten zu können. Wohlwissend das auch Kyogres Kräfte von Nöten wären, verriet er seinen Schützling jedoch, erklärte ihre Fähigkeiten für unausgereift und lachte über ihre angebliche Schwäche, bevor er sich von ihr abwandte und Xerneas hilf-, und ratlos zurückließ.
    Yveltal jedoch konnte von seinem hohen Aussichtspunkt fast die ganze Welt überblicken und litt beinahe so sehr wie seine Schwester, als die Schönheit unter ihm zusehends schwand. Bald konnte er nur noch in den Tiefen des Meeres das so geliebte Grün ausmachen und so entschloss er sich, Kyogre um Hilfe für die Welt und all ihre Lebewesen zu bitten. Ein weiteres Mal tauchte er in die Dunkelheit des Wassers hinab, doch als er den Herrscher dieser Gefilde antraf, lachte dieser über Yveltals Bitte, ein wenig Nässe über das Land zu bringen. Unter keinen Umständen wollte er jene Schöpfung unterstützen, die sich auf die Landmaßen Groudons stützte. Nur überschwemmen, so seine Worte, würde er sie sehr gern, doch dies ließe sein Rivale niemals zu. Schnell erkannte Yveltal, dass er Kyogre nicht würde überreden können und so griff er zu einer List. Er erklärte dem Herrscher der Tiefe, dass er ihm helfen könne, die Welt zu überschwemmen, denn auch er selbst sei sehr wütend auf Groudon, habe der doch seiner Schwester geholfen und ihn selbst verschmäht. Nach einigem Überlegen war Kyogres Gier nach dem Sieg über seinen Rivalen größer als sein Verstand und er bot Yveltal an, er könne als das Wasser nutzen, dass durch die Hitze der Sonne so oder so nicht mehr gänzlich seinen Vorstellungen entsprach. Das sei keine geringe Menge und sollte ausreichend sein, um Nässe über die Welt zu bringen. Sich tief verneigend dankte Yveltal dem Herrscher über das Meer für seine Großzügigkeit und begann sobald das zu heiß gewordene Wasser in den von ihn geschaffenen Wolken zu sammeln. Um diesen Vorgang noch zu beschleunigen gebot der ungeduldige Kyogre seiner Schöpfung, in winzigen Tropfen in den Himmel aufzusteigen auf das der, den er für seinen Komplizen hielt, sie leichter erreichen könnte.
    So füllten sich die Wolken mehr und mehr mit Wasser, doch bevor es in einem gigantischen Schwall aus ihnen ausbrechen konnte, stärkte Yveltal sie mit der Macht, die er in seinem Innersten gefunden zu haben glaubte. Nur einigen Tropfen erlaubte er, hinab zu fallen. So ergoss sich bald der erste Regen dieser Welt aus den grau verfärbten Kindern des fürsorglichen Bruders, der freudig beobachtete wie die Kraft der Schöpfung seiner Schwester stetig mehr zurückkehrte. Bald schon konnte er sich wieder an der alten Schönheit erfreuen. Da gebot er den Wolken sich zu verschließen, um der Erde nicht zu viel Wasser zu schenken. Dem wütenden Kyogre jedoch berichtete er unterwürfig, dass seine Kräfte noch zu schwach seien, um die Macht der Schöpfung des Älteren gänzlich zu nutzen, doch im Laufe der Zeit würde es ihm gelingen, ein zweites Meer auf Groudons Landmaßen zu erschaffen. Da der Herrscher seinen ewigen Kampf gegen die Erde nicht aufgeben wollte, erlaubte er Yveltal so weiterhin, auf einen Teil seines Wassers zuzugreifen.
    Bald darauf begegneten sich Xerneas und Yveltal an einem Ort, an dem sich Himmel und Erde treffen und begutachteten ihr gemeinsames Werk, das überall zu sehen war und vor dem sich kein Auge verbergen konnte. Von Stolz und unsagbarer Freude erfüllt erkannte das Geschwisterpaar, dass Hass und Liebe beidermaßen an dem Erfolg ihrer Schöpfung beteiligt gewesen waren und so verurteilten sie im Laufe ihrer langen Leben weder das Gute, noch das Böse jemals.
    [subtab=Engel der Einsamkeit]


    Jeden Augenblick seines unsterblichen Lebens war Cassiel getaucht in ein Meer aus schreiender Einsamkeit und alles verzehrender Trauer. Er erwachte aus tranceartigen Zuständen, all das neue Leid der vergangenen Minuten auf seinen Schultern aufgebürgt und spürte für einen sehr kurzen Moment, wie es auf ihn überging und ihm einen Eindruck menschlicher Emotionen verlieh. Plötzlich fühlte er sich allein. Nur für eine nicht beendete Sekunde lag der Schleier der Einsamkeit vor seinen Augen und spielte Cassiel vor, er besäße vielleicht doch eine Seele. Doch das größte Geschenk göttlicher Güte war keinem Engel, keinem Cherubim oder Seraphim vergönnt. Selbst dann nicht, wenn man sich wie er sowohl Erzengel als auch Prinzregent des siebten Himmels bezeichnen konnte.
    Seine Heimat war unvorstellbar weit von den Menschen entfernt, doch erreichten ihre Gebete ihn selbst hier, laut flehend und jeden Gedanken übertönend. Zurzeit fiel es ihm manches Mal schwer, sie zu ignorieren, wie es manchmal nötig war um nicht von all dem Leid taub zu werden. Welch seltsam menschliche Regungen und Gedankengänge waren das, die immer mehr Besitz von ihm ergreifen zu schienen! Er hatte diese ungewollte Veränderung wohl selbst heraufbeschworen, als er sich auf dieses Mädchen eingelassen hatte.
    Ihre Bitte war eines Tages urplötzlich in seinem Geist erklungen, kreischend aufdringlich wie das Geräusch über einer Tafel kratzender Kreide. Nie war ihm ein solcher Tonfall untergekommen und er hatte gar nicht anders gekonnt, als seine ganze Aufmerksamkeit diesem einen, ungehörigen Gebet zuzuwenden. So hatte Cassiel gar seinen Geist an jenen Ort gesandt, von dem aus die Stimme in den Kosmos hinaus gesandt wurde, um zu sehen was für ein Mensch es sein mochte, der eine so anmaßende Bitte hervorbrachte. Es hatte ihn kaum überrascht, als er ein Kind entdeckt hatte. Die Seele des zehnjährigen Mädchens war nicht mehr so rein gewesen, wie der Engel es sich bei einem so kleinen Geschöpf gewünscht hatte. Sie stand auf einem kleinen Hügel einer Insel, irgendwo im Nordpazifik, schleckte wie wild an einem Eis mit dem feinen Geschmack von Vanille und blickte in die unendlichen Weiten des Himmels hinauf. Cassiel konnte sehen, wie sie die Augen zusammenkniff, da das Licht der hell strahlenden Sonne sie blendete.
    „Da steht’s!“, rief sie mit forderndem Tonfall und deutete mit der freien Hand auf ein aufgeschlagenes Buch, das zu ihren Füßen im saftigen, grünen Gras lag wie ein unbeweglicher Stein, „Cassiel, Engel der Einsamen und Traurigen. Das heißt, du bist für mich zuständig! Ich habe keine Lust mehr einsam zu sein, weil das voll langweilig ist!“
    Sie drehte kurz das Eis in ihrer rechten Hand und versuchte, die am Hörnchen hinab fließenden Tropfen fort zu schlecken, bevor sie ihre Haut benetzten. In kindlicher Manier abgelenkt schwieg sie daraufhin einen ganzen Moment, während sie mit offenem Mund auf das offene Buch starrte und die Zeichnung des mächtigen Engels betrachtete, die Cassiel selbst darstellen sollte. Erst als ein Windstoß die langen, braunen Haare des Mädchens erfasste und in ihr Gesicht wehte, während er gleichsam die aufgeschlagene Seite umblätterte, entsann sie sich wieder ihres Gebetes. Wenn man es denn so nennen konnte.
    „Wenn du also so toll und lieb bist, dann komm hier runter und sei mein Freund! Ich weiß, dass du auf Wolke sieben wohnst und dass es da super cool sein muss, aber wenn du hierher kommst, zeige ich dir die tollsten Geheimverstecke, die nur ich kenne! Das ist viel cooler! Und du musst gar nicht denken, dass du mir irgendeinen Seelenverwandten schicken kannst! Du sollst mein Freund sein und mit mir spielen. Jetzt!“
    Sie stampfte auf, plötzlich tatsächlich wütend. Cassiel war erstaunt von ihrer respektlosen Forderung. Was für eine seltsame Art, zu beten. Fast schon empfand er es als tragisch, dass sie die Worte des Buches missverstand, wie so viele. Er war der Engel der Einsamen und Traurigen, denn er brachte den Menschen ebendiese Gefühle. Es gab keine Heilung davon, außer Glück und Gemeinschaft. In einer Welt ohne Licht gab es keine Schatten. Dunkelheit und Licht, Gut und Böse reichten gerne einander die Hand und funktionierten nur zusammen perfekt. Gleichsam wussten die Menschen nur wirklich was Glück bedeutete, wenn sie schon einmal Trauer gespürt hatten. Nur wer allein gewesen und darunter gelitten hatte, konnte die Anwesenheit anderer wirklich wertschätzen. Einsamkeit und Trauer waren Cassiels Aufgabe und gleichsam sein Geschenk an die von ihm geliebten und vergötterten Geschöpfe, wenn seine Pflicht ihn auch gerade zu Beginn oft zweifeln lassen hatte. Er heilte sie nicht davon. So würde er auch dieses Mädchen nicht heilen.
    Ihre Tapferkeit war dahingeschmolzen wie das süße Eis in ihrer Hand. Tränen rannen aus ihren Augen und wild schreiend schlug sie auf das Buch ein, als keine Reaktion auf ihre Bitte erfolgt war. Das Schicksal meinte es tatsächlich nicht gut mit ihr. Sie hatte ihre geliebte Mutter vor einigen Monaten an eine Krankheit verloren, ihren Vater nie gekannt und selbst ohne gottgegebene Kräfte hätte Cassiel anhand des zerfetzten Lumpens den sie trug ausmachen können, dass sie seitdem auf der Straße lebte. Das Eis war gestohlen, einem anderen Kind aus der Hand gerissen. Sie weinte und jammerte herzzerreißend. Doch Cassiel konnte ihr nicht helfen.
    So hatte er sie zurückgelassen, von da an verfolgt von ihren täglichen Gebeten und Anschuldigungen, von ihrem Zorn und ihrer Trauer. Schnell war ihm klar geworden, dass er einen Fehler gemacht hatte, als er sich ihr Antlitz vor Augen geführt hatte. Nun stand er ihr zu nah. So beging er wenig später eine noch viel Größeren: Er erfüllte des Mädchens Wunsch. In der Gestalt eines Jungendlichen hatte er sich auf die Erde begeben, auf die kleine Insel auf der sie hauste.
    Als er das Mädchen dort traf, hatte sie gerade eine Mango aus dem großen Angebot eines Händlers auf dem Markt stibitzt und sich auf den Hügel zurück gezogen, auf dem sie weiterhin zu beten pflegte. Zu seinem Erstaunen war sie nicht vorsichtig gewesen, als er sich ihr genähert hatte, sondern hatte offen mit dem ihr fremden Jungen, der nach eigenen Aussagen nur für einen Urlaub auf der Insel untergekommen war, geredet. Sie erzählte ihm viel von Engeln, Cherubinen und Seraphinen, von dem Thron der Herrlichkeit der, wie sie heraus gefunden hatte, auf Wolke Sieben residierte. Sie erklärte ihm lachend, dass es eigentlich siebter Himmel hieße, aber dass dies wohl der falsche Ausdruck uninspirierter Erwachsener war. Schließlich lebe Gott dort und somit alles Gute dieser Welt und es müsse wunderbar sein, dort zu sein. Also könne es doch auch so nennen. Schließlich meine man doch, wenn man sage, man fühle sich wie auf Wolke Sieben eigentlich, dass man sich fühle als spaziere man durch den siebten Himmel.
    Sie sprach von Luzifer, Gabriel und Michael. Cassiel erwähnte sie mit keinem Wort. Zwischendurch gab sie ihm ein wenig der gestohlenen Mango, die sie gierig verspeiste. Er aß nichts. Engel essen nichts. Doch sie schien es ihm nicht übel zu nehmen und zeigte ihm noch am ersten Tag eines ihrer lautstark angepriesenen Verstecke, das sich als eine einfache, längst vergessene und vermoderte Hütte herausstellte.
    Sie lachte viel, tanzte viel, sprach viel. Cassiel öffnete kaum seinen Mund, beobachtete nur dann und wann lächelnd ihre wachsende Freude. Jeden Tag. Immer wieder kehrte er auf die Erde zurück und pflegte die Freundschaft zu dem jungen Mädchen, verbrachte Stunden mit ihr und ihren kindlichen Ideen und mahnte sie, nichts mehr zu stehlen. Sie nahm es sich nicht zu Herzen.
    Doch mit jedem vergehenden Tag wurde Cassiel klarer, dass er dies nicht aufrecht erhalten durfte. Eine Freundschaft zwischen Engel und Mensch konnte nicht für die Ewigkeit sein und mit seinem Eingreifen erschwerte er dem Mädchen, wirkliche Freunde zu finden. Zu sehr klammerte sie an ihm, zu strahlend war ihr Lächeln, wenn sie ihn sah. Doch noch bevor er sich endlich dazu entschließen konnte, dem Urlaub seines anderen Ichs auf der Erde ein Ende zu setzen, forderte die Natur ihren Tribut.
    So drangen in jenem Moment, als er noch darüber nachdachte ob die Freundschaft wohl der Auslöser der zu wachsen schienenden Menschlichkeit in seinem Inneren war, eine wahre Welle an frustrierten Gebeten in seinen Geist ein. Es ging um Verlust und die Bitte eines guten Neuanfangs. Die Menschen der kleinen Insel mussten ihre Häuser verlassen, nachdem der auf ihr befindliche Vulkan bedenklich zu grollen begonnen hatte. Fast verspürte Cassiel so etwas wie Erleichterung. In einem anderen Land würde man dem armen Weisenmädchen Asyl bieten und ihr möglicherweise ein besseres Leben ermöglichen. Zugleich musste er sich nicht von ihr verabschieden, denn die Flucht von der Insel war hektisch und chaotisch. Die Menschen packten alles zusammen, das sie tragen konnten und begaben sich auf die zur Verfügung gestellten Schiffe. Niemand wusste genau, wann es zu dem Vulkanausbruch kommen würde, so suchte man so schnell es irgend möglich war das Weite.
    An diesem Tag kehrte Cassiel das erste Mal seid Wochen nicht auf die Insel zurück und als er am nächsten Morgen dort nach dem Rechten sah, war sie wie leer gefegt. Kein Mensch weit und breit zu sehen, kein Brüllen der Marktschreier erfüllte die Luft, das Bellen der vielen Hunde war verstummt. Ohne zu wissen warum, zog es den Engel ein letztes Mal hinauf auf den Hügel, auf dem er sich so oft mit dem Mädchen getroffen hatte. Mit seiner menschlichen, kleinen Freundin. Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand so schnell, wie es gekommen war, als er sein Ziel erreicht hatte und sie dort sitzen sah, die Beine angewinkelt, ein Vanilleeis im Hörnchen in der rechten Hand, eine Mango neben dem Buch zu ihren Füßen liegend. Sie blickte zu dem nicht allzu weit entfernten Vulkan hinüber und leckte gedankenverloren an dem Eis.
    Cassiel vergaß plötzlich seine angeborene Ruhe und hetzte zu ihr hinüber, noch im Rennen brüllend: „Was tust du noch hier? Du solltest längst fort sein!“
    Sie wandte den Kopf langsam, wie in Trance und lächelte sanft an ihm empor.
    „Ich mag gar keine Vanille“, sagte sie ruhig während sie mit der linken Hand nach der Mango griff und sie empor hob, „und die mag ich auch nicht. Ich war nur so hungrig und die waren am leichtesten zu bekommen. Aber jetzt mag ich sie. Vanille und Mango schmecken nach dir.“
    Der Engel schüttelte den Kopf. Was redete dieser törichte Mensch denn nur da? Sie war verloren, alle Schiffe fort und Gott allein wusste, wann der Vulkan seine Macht demonstrieren und sich ein weiteres Mal als unangefochtener Herrscher über diese Insel zeigen würde.
    „Warum bist du noch hier?“ fragte er ein weiteres Mal und fasste sie dabei an den Schultern.
    Als Antwort stand sie auf, schlich um ihn herum und griff nach seinen Flügeln, die sie nicht sehen konnte.
    „Eins…nicht wegziehen!“, sie verfestigte ihren Griff, als er sich ihr entziehen wollte, „Zwei.“
    Sie lachte herzlich und stellte sich wieder vor den perplexen Cassiel, der nicht verstehen konnte, wie und wann sie ihn enttarnt hatte.
    „Du dachtest, ich wäre dumm. Aber das bin ich nicht. Ich wusste sofort, dass du es bist und dass das Buch recht hatte. Deshalb weiß ich jetzt auch, dass es stimmt, dass du entscheidest, wer auf Wolke Sieben kommt. Weil das doch auch in dem Buch steht“, erklärte sie mit solcher Überzeugung in der Stimme, dass ihn fröstelte.
    Ungläubig schüttelte Cassiel den Kopf. Was für ein teuflisches Werk hatte er dort vollbracht? Was für ein Narr war er gewesen? Niemals in seinem unendlich langen Leben hatte er sich in irgendeine Angelegenheit der Menschen eingemischt. Stets war er der stille Beobachter gewesen. Warum nur hatte er seine Prinzipien gerade für dieses unschuldige Mädchen über den Haufen geworfen. In diesem Augenblick erschien sie ihn mehr wie ein naives, gutgläubiges Kind, als jemals zuvor.
    Nicht bereit, die Konsequenz die sie gezogen hatte zu akzeptieren und in der närrischen Hoffnung, sie vielleicht doch falsch verstanden zu haben flüsterte er ein letztes Mal: „Warum bist du noch hier?“
    Sie lächelte.
    „Weil ich mit dir komme.“
    [tab=Gedichte]
    [subtab='Cherry']


    Lasziv, unerwartet: Dieses Lächeln, nein, dieses Grinsen so fies, so zart.
    Diese Augen, so weit, so tief, bis zur Hölle - durch die Hölle bis zum Himmel – so tief.
    Kurz, scharf: Dieses Lachen, furchteinflößend, furchteinflößend berauschend.
    Der Stimmenklang, wie Gesang, Gesang der Sirene, todbringend, verführerisch, wohlklingend.


    Mein Blick; zu Boden. Nein, zu lang, zu auffällig, zurück.
    Ihr Blick: So tief, leuchtend, so stark.
    Zu schwach. Links, rechts, oben, unten, viel zu lang, viel zu auffällig, die Nervosität entblößt.
    Die Welt zeigt viele Eindrücke, doch sie gibt meinen Blick nicht frei. Zurück, mein Mut zerbricht in tausend Stücke.


    Nicht schon wieder nachgeben, schwach werden, verlieren – mich selbst verlieren.
    Rausch: Kalt, heiß, kalt und heiß, so kalt, dass mir ganz heiß wird - Frostbrand.
    Zittern, zucken, zweifeln. Schaudern, schwächeln, weiter schweigen.
    Sie schwingt das schimmernde Glas, bietet mir mehr, nach so langer Zeit, gefühlter Ewigkeit.


    Noch mehr? Mehr Rausch, noch mehr Kontrollverlust?
    Sinnlos. Bin schon genug betäubt, ihre bloße Anwesenheit wie süßes Gift, Nervengift.
    Kann das Geschenk nicht ausschlagen, trinke Zug um Zug. Hitze. Hitze überall, Eis schmilzt, Tränen fließen.
    Kein Mensch, sei noch so viel Mut in seinem Herzen drin, hält stand dem Blick einer Göttin.
    [subtab='Ergebenheit']


    Deiner Augen Farbengeflecht leuchtet hell
    Und voller Wissen, erfahren und mächtig
    Wirkt dein Gang, so stolz erhoben und prächtig
    Trägst du deinen Körper durch die Welt, so schnell


    Dein Lächeln kann so hart sein, voller Wut
    Die versteckt in deinem Herzen lauert
    Doch schau wie meine Seele vor dir kauert
    Vergieß’ anstatt deiner Tränen heut’ mein Blut


    Ich will dir deine wahre Stärke zeigen
    Und wenn du sprichst um deiner Willen schweigen
    Schenke dir vollstes Vertrauen und mein Ich


    Ich gebe mich dir hin ohne jede Angst
    Auf das du die Macht über mich erlangst
    Und endlich das Vertrauen findest in dich
    [subtab='Leben I']


    An jenem reinsten Ort so wolkenweiß,
    Lebten einst zwei Seelen, durch das Schicksal eng vereint.
    Die eine Gottes Liebling. bekannt für ihren Fleiß,
    Die andere nicht so wichtig und doch stolzer als man meint.


    Gott war nicht immer gütig,
    Sah man seine Lämmer an.
    Trotzdem waren diese reumütig.
    Das war, wo der Streit begann.


    Einst ihrem Herrn stets treu ergeben,
    Wies die eine ihn nun an.
    „Lass den Menschen doch ein gutes Leben,
    Auf dass ich dir stolz dienen kann“


    Der Mächtigste duldete diesen Aufstand nicht
    Doch sie kämpfte weiter für der Schöpfung Recht,
    Bis die Wut des Herrn ihre Flügel zersticht
    Und sie verbannte wie einen einfachen Knecht.


    Die andere erfuhr es bald aus ander’m Mund
    Und lauschte mit wachsender Wutes
    Den angeblichen Verfehlungen, die ein jeder gab kund,
    Niemand erkannt’ der Gefallenen Mut.


    So trat auch sie sobald vor Gott.
    Ihren Unmut sie ihm vor die Füße spie
    Und sprach zu ihm voller Spott,
    Dann fiel sie zitternd auf die Knie.


    „Vergib mir meinen Fehler nicht!
    Bleib hart und lass mich leiden!
    Ich verdiene nicht das Licht,
    Werde dich von nun an meiden.


    Für mich ist hier kein Platze mehr.
    Bitte lass mich gehen.
    Auf dass ich mit ihr wiederkehr’.


    Denn ich muss gestehen
    Für immer diene ich ihr,
    Mit besserem Gewissen noch, als dir.“


    Für die Anmaßung die sie begangen,
    Wurde auch sie sogleich gefangen.


    Dem woran kaum ein Mensch glaubt,
    Wurden so beide Seelen gleichermaßen beraubt.


    Vollkommen ohne jeden Sinn,
    Starteten beide einen Neubeginn.


    In einer ihnen fremden Welt
    Wo niemand zu dem andern hält.


    Selbstlose Sünder.
    [tab=Drabbles][subtab=Erkenntnis]Das Leben küsst das Mädchen, heiß und sanft, alle Zweifel sind verwischt. Ihr Herz, es schlägt so wunderbar in ihrer Brust, voll Kraft. Voll Leben. Der blaue Himmel, unerreichbar wie ein ferner Traum, weiß das Kunstwerk namens Welt noch zu perfektionieren. Ein Vogel singt, ein Milan kreischt. Engelsgesang und Dämonengruß. Auf Wiedersehen, Willkommen.
    Sie spürt ihren Körper, spürt das Blut in ihren Adern, spürt das Leben. Sauerstoff in ihren Lungen, der Wind pfeift laut in ihren Ohren und vorbei an ihrem Körper. Über ihr, immer ferner, die Brücke. Unter ihr, immer näher, Beton. Unter ihr der Tod. Zu spät.
    [subtab=Frostbrand]Kaum hat mein Auge den König erblickt, gefriert mein Blut zu Eis. Ich habe Berge bezwungen, Wälder durchquert und Höhlen erkundet. Meine meisterlichen Kampfkünste wurden in Liedern besungen. Doch diesem eisigen Hauch habe ich nichts entgegen zu setzen. Der Meister des Frosts schlägt mit den Flügeln und sogleich scheint diese ganze kleine Welt von Eiskristallen bedeckt zu sein. Eisblaue Blicke dringen tief in meine Seele und lassen selbst die Zeit erstarren. Die Kälte verbrennt meine schutzlose Haut. Die Schönheit des Eises blendet mich. Ich muss die Augen schließen. Bis Arktos, Herrscher der Kälte, mich zu einem seiner Kinder macht.
    [/tabmenu]


  • Payaaaa =)


    So, meine sehr geehrte Kollegin, jetzt ist dein Topic fällig, thihi x)
    Ich werde mir im ersten Kommi deine drei KG’s vornehmen- ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel, dass ich mich zuerst darauf stürze ^^
    Zu deinem Stratpost, was kann ich dir da wohl gross noch sagen? Die Schrift erinnert mich an die von Clio, ist das dieselbe? Ich hoffe, sie ist in jedem Style lesbar, aber wenns bei Clio keine Probleme gab/gibt, dann sollte das ja auch hier klappen. In dem Style den ich verwende ist es jedenfalls schön ersichtlich (: Ich denke, dein Sp hat grob gesagt alles Wichtige, was der so braucht. Auch dein Topictitel ist recht speziell, ich denke, das passt ganz gut zu dir, da du ja nicht jemand bist, der sein Leben so rausposaunt, sondern eher stiller bist und dich erst zeigst, wenn man dich ein bisschen kennen gelernt hat. Aber das kennen sicher viele, nur, zu dir passt so ein Titel halt einfach wie Faust aufs Auge. Dass ich benachrichtigt werde freut mich, ich denke, ich werde hier öfter reinschneien ^^


    Ungeschlagen
    Na wenn die KG den ersten Platz abgestaubt hat, werde ich wohl das Fehlersuchen gleich unterlassen. Nur, wenn man doch welche findet, dann nennt man sie auch ^^
    So, ein Pokémon der fünften Gen, welches noch selten genannt wird und vermutlich noch nicht so in den Gehirnen verankert ist, wie die vier Generationen davor. Ich wundere und frage mich, wie du genau auf Cerapendra kommst, aber ich gebe zu, ich mag das Ding ja irgendwie. Ins Team würde ich es vermutlich nicht nehmen, aber es sieht schon furchteinflössend aus. Aber ob es wirklich gegen Flugangriffe standhalten könnte? Dann muss es ja sehr stark sein (wo dann auch der Titel natürlich passt). Wie für eine KG üblich hast du praktisch keine Beschreibungen, was mir als Beschreibungsfanatiker zwar schade erscheint, aber trotzdem schreibst du erstaunlich bildlich und flüssig, sodass man auch ohne grosse Beschreibungen ein Kopfkino vor sich hat- interessant, das muss ich dir lassen.
    Oh mein gott, wie süss, dieser Schluss x) Ich muss dir lassen, diese Idee ist echt niedlich und ganz toll verpackt, da ist es kein Wunder, dass die KG nicht nur mir gefällt/gefiel. Wie gesagt, einen Tick mehr beschrieben, dann wäre sie noch toller, aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt, den du schnell ausgemerzt hättest. Dass du eine Art offenes Ende nimmst ist cool, immer Happy Ends sind auch langweilig- aber klar, so ohne Abschluss ist das auch schade. Aber auf eine gewisse Art liest man raus, dass aus den beiden nichts wird (das wär mal ein Paar xD) denn nur deshalb passt ja dein toller Schlussatz. Alles in Allem eine gelungene, kleine hübsche Story (:
    -Das zeugte von seiner Berühmtheit und seiner Stärke, von seiner angst einflößenden Aura.
    -warum er das Kleoparda angriff, das sich unter dem Baum entspannte, unter dessen Wurzeln sein anfangs erbärmlicher und nun doch so glorreicher Lebensweg begonnen hatte. Keinen Grund, warum er sie vertreiben wollte und keinen Grund, warum er sie nicht in seinem Wald leben lassen wollte. [mit den Pronomen musst du aufpassen- entweder es, oder sie ;') ]


    Die Welt der Wilden
    Ich hab schon geahnt, was kommt und ich lag richtig, yey ^^“ Hier fehlt mir am Anfang aber wirklich etwas mehr Würze, denn gerade ihr Ausbruch aus der Pension hättest du ruhig mit mehr Spannung und nicht so schnell abwickeln können. Gerade in Kurzgeschichten ist es gar nicht so einfach, worauf man den Fokus legt, da es so ist, wenig zu Beschreiben und eigentlich keinen Schluss zu haben. Aber wenns hier darum gehen soll, dass die Trainerpokémon zu Wilden werden, dann ist ihr Ausbruch ja wichtig, oder? (;
    Warum dürfen sie eigentlich nicht erwähnen, dass sie einen Trainer haben? Würden sie dann verstossen oder wie dachtest du dir das? O: Die Idee, dass so eine Art Trennung zwischen Pokémon herrschen würde, erinnert mich immer an das Rassendenken. Aber vermutlich hat das schon was, wilde Tiere begutachten Haustiere sicher auch anders, vermutlich merkt man einfach einen Unterschied in der Haltung oder so.
    Haha lol, war irgendwie klar, dass du das weibliche Pokémon zur kleinen Heldin machst :‘) Folipurba ist ja auch süss und da ist es nur zu erwarten, dass es einen Ausweg finden wird. Auch wenn ich finde, dass hier alles Schlag auf Schlag geht- so schnell, dass man mit Lesen gar nicht nachkommt- so finde ich die Idee, dass sie jetzt vermutlich doch merken, was sie an ihrem Trainer haben, eine süsse Idee. Und ich rate mal, Luxtras Frage nach der Spannung war ein kleines Wortspiel. Wenn nicht, wars unbemerkt lustig xD Und auch hier gelingt dir ein echt cooler Schluss- wie machst du das?
    -Doch Snibunna beachtete ich gar nicht und ging zielsicher auf einen großen Felsen zu.[why ich-Form?]

    Verschlossenes Herz

    Wundervoller Titel *O*
    Lugia in einem Käfig, mit Maulkorb? Was machst du denn ;A; Aber eines muss ich sagen: das hier ist dir an Beschreibung gelungen, das ist Gänsehautfeeling ^^“ Nennst du es so oft Nummer Eins, weil es ein Versuchspokémon ist? Das wirkt wiederholt dann seltsam, aber irgendwie macht es auch neugierig. Ich habe fast das Gefühl, dass Rufus das alles gar nicht will, oder sehe ich wieder nur das Gute im Menschen? xD Dass Pokémon ein verschlossenes Herz haben tut einem als Leser ja beinahe weh, sowas ist doch krank >.> Aber Brutalanda könnte Lugia doch sicher Schaden zufügen, ich glaube zwar, dass ein legendäres durchaus stärke r ist, aber so schwach ist so ein fetter böser Drache ja nun nicht, oder? Da hätte ich Elektek noch schwächer eingeschätzt, wenn es auch durchaus sicher weh tut, gefesselt elektrisiert zu werden.
    Ah, ich wusste es, Rufus ist doch einer der Guten. Das hast du ja geschickt eingefädelt xD Aber ich hoffe, (was, verspiegeln? Wtf ö_ö) ich hoffe, sie tun das nicht, das klingt irgendwie so dermassen brutal. Und wieso dieser Typ seinem gestörten Vater so treudoof ergeben ist, weiss ich auch nicht,sowas kapier ich nie, aber nun gut. Nah Paya was machst du ;A; dieses arme Ding. Aber das hast du…wirklich so spannend beschrieben, dass ich fast vergessen hätte weiterzutippen. Zwar ein schreckliches Ende im moralischen Sinn, aber schreiberisch eine grosse Leistung, ich bin nur etwas irritiert über den Inhalt, aber das soll ja das Ziel sein. I’m impressed!
    liebe Grüsse (:

  • Huhu Eryn :)


    Jetzt bin ich endlich auch dazu gekommen, deinen ausführlichen Kommentar durchzulesen. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Dankeschön. Jetzt werde ich natürlich auch etwas darauf eingehen.





    Abschließend noch einmal ein großes Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Es freut mich, dass dir die Geschichten im Großen und Ganzen doch recht gut gefallen zu haben scheinen. Ich werde die Fehler, die du gefunden hast, ausbessern und vor allem "Die Welt der Wilden" noch einmal überarbeiten. Das wird sowieso mal Zeit.


    Wenn ich die nächsten Werke veröffentliche bist du die Erste, die es erfährt :)

  • Hallo Paya.
    Dein Titel hatte eine äußerst magische Wirkung, weswegen ich nicht widerstehen konnte zu sehen, was sich dahinter verbirgt. "Schlüssel meiner Seele" ist ein wundervoller Name für ein Topic und zeigt gewissermaßen schon auf, dass man hier nur sehr hochwertige und persönliche Geschichten und Gedichte vorfinden wird. Aber alles der Reihe nach; sehen wir uns einmal die Struktur an.


    Startpost
    Man muss gar nicht viel dazu sagen und weiß trotzdem, dass der Startpost sehr ansprechend aussieht. Der Header selbst zeigt sich sehr abstrakt und untermalt in diesem Fall wohl die Seele, die sich von Wesen zu Wesen stark unterscheiden kann. Weder Rot noch Schwarz überwiegen hier und es passt meines Erachtens sehr gut zum Thema.
    Der Rest zeigt sich schlicht, durch die angepassten Farben der Unterpunkte aber sehr harmonisch und verbessert den Gesamteindruck noch weiter. Du schweifst auch nicht zu stark ab, sondern erzählst alles Wichtige und bringst es auf den Punkt. Ich weiß nicht, ob du deine zukünftigen Werke so handhaben wirst, dass du sie in den Tabs ergänzt; wenn das nicht der Fall ist, wäre für später eine Beitragsverlinkung vielleicht ganz sinnvoll, um etwas schneller wieder zu finden. Ansonsten hast du hier aber sehr saubere Arbeit geleistet. Gefällt mir.
    Nachdem meine Kollegin schon gute Arbeit bei den Kurzgeschichten geliefert hat, werde ich mich einmal einem deiner Gedichte annehmen. Dazu muss ich aber sagen, dass ich bei der Bewertung ebensolcher kaum Erfahrung habe, aber ich werde mir Mühe geben.


    Leben I



    Mit den ersten beiden Strophen stellst du klar, worum es geht. Das Gedicht handelt also von zwei zueinander gehörenden Seelen, die sich offenbar im Paradies befinden und unbeschwert in den Tag leben. Wobei ich hier das Gefühl habe, dass alle Ausdrücke auf etwas Bestimmtes hindeuten wollen, nur ist es für mich gerade leider nicht greifbar genug. Dieses Paradies könnte auch einen Ort auf der Erde darstellen, in dem die sich beiden wohl fühlen; jedenfalls werden durch die beiden Fleiß und Stolz präsentiert und diese Gegensätze präsentieren sich erstaunlich gut. Es gibt in Serien oft Gruppen, in denen eine Person stolz auf ihre Fähigkeiten ist und eine andere hingegen fleißig an sich arbeitet, um dieses Genie übertreffen zu können. Gefällt mir.
    Danach beginnt sich allerdings eine der beiden aufzulehnen, obwohl sie bis vor Kurzem noch ihrem Herrn treu ergeben war. Ihre Einstellung zeigt sich trotzig, weil sie sich offenbar für die Menschen einsetzen möchte und das scheint ihm nicht zu gefallen. Mit dem Zerstechen der Flügel sprichst du wohl den Tod der einen Seele an, was in sich gesehen ein Paradox wäre, aber selbst das lässt sich hervorragend umgehen. Die Verbannung an sich mag ja recht harmlos wirken, in dem Zusammenhang wurde ihr wohl wieder ein Leben geschenkt, um die endlosen Freuden des Paradieses nicht mehr auskosten zu können. Ich kann mich täuschen, aber mein Gefühl lässt mich nicht los, dass diese Anspielung sehr subtil sein soll und erst später seine Wirkung entfalten soll, was sie auch tut. In der Hinsicht ist dir dieser Abschnitt bis auf das teils unregelmäßige Versmaß gelungen.
    Die Tat bleibt nicht ungesehen und schon bald erfährt die andere Seele davon, nur um sich in ihrer Wut auf Gott wortwörtlich zu baden. Es wurde nie richtig angesprochen, welche genaue Beziehung sie eigentlich eingegangen sind, aber anhand ihrer Verzweiflung kann man annehmen, dass sich die beiden sehr nahe gestanden sind. Ob es sich wohl um ein Liebespaar gehandelt hat, das eben durch Schicksal zueinander gefunden hat? Ihr Hass ist auf jeden Fall zu spüren und dabei überraschen nicht einmal die ausufernden Gesten. Der große Umschwung aus dem Part zuvor wurde konsequent übernommen und leitet damit wieder einen vollkommen Neuen. Das Versmaß ist ähnlich dem letzten Part teils etwas durcheinander, allerdings hat sich die Wortwahl, wie oben im Spoiler angezeichnet, ins Seltsame verkehrt.
    Nun spricht sie sich ihre Trauer vom Leib, indem sie ihre eigene Revolte in Worte fasst und dass er ihr nicht verzeihen soll. Allein diese Aussage spricht prinzipiell schon ein schweres Vergehen an, weil eigentlich niemand im Paradies leiden dürfte; auch die Ablehnung des Lichtes unterstreicht die plötzliche Entscheidung zu dieser Aktion. Wenn jemand verzweifelt ist, können viele Dinge passieren und vollkommene Kehrtwendungen sind keine Ausnahme. Diese Strophen haben mir ganz gut gefallen.
    Besonders ist mir dann die Strophe ins Auge gesprungen, dass die Seelen etwas beraubt wurden, woran kaum ein Mensch glaubt und jetzt bestätigt sich, was ich vorher vermutet hatte. Das hieße, sie befinden sich nun jenseits des Todes im Leben; ohne das Wissen, einandern gekannt zu haben oder sich je wieder sehen zu können und diese Tatsache gibt dem Gedicht nach der anfänglichen Ruhe und dem gefühlsstarken Mittelteil noch eine sehr melancholische Note. Dieses Ende zeigt sich aber je nach Sichtweise in einem anderen Licht, denn auch, wenn sie jetzt voneinander getrennt sind, so müssen sie keine Trauer um das andere Wesen vergießen und diesen Zwiespalt hast du auch noch gut gefüllt.


    Zusammenfassend muss ich sagen, dass mir dieses Gedicht inhaltlich gefallen hat. Ich kann leider nicht sagen, ob du in der Hinsicht auf gewisse Dinge anspielen wolltest oder nicht, aber nichtsdestotrotz weiß die Umsetzung dieser Geschichte zu gefallen. Oftmals zeigen sich aber Fehler im Versmaß, die das Gedicht holprig haben werden lassen und dazu gesellen sich auch meist unregelmäßige Reime. Das Schema an sich ist insofern besonders, dass du in der Gestaltung und Absatzsetzung zuerst mit vier Versen pro Strophe und dann immer wieder einen weniger, bis am Ende nur noch ein einzeln stehender Vers übrig geblieben ist und die Idee dazu ist nett.
    Von daher war es das auch schon. Ich hoffe, dass dir die Kritik hilfreich war.


    ~蛇

  • Hallo Paya


    Beim Stöbern bin ich auf dein Topic gestossen und konnte mich dank dem wirklich gut gewählten Titel nicht mehr von deinen Texten fernhalten. =)
    Da ich leider keine begabte Dichterin bin, werde ich diese Werke mal leise und vorsichtig umschleichen und hoffen du nimmst mir das nicht zu übel >-<


    Ungeschlagen
    Mit dieser Geschichte hast du mich total beeindruckt. Als ich den Titel und das Vorwort gelesen hatte, war ich ziemlich heiss auf die Geschichte. Den Wettbewerb hab ich leider nicht gefunden (wahrscheinlich einfach zu doof zum suchen ... ) aber ich habe in den oberen Kommentaren gelesen, dass du wohl ziemlich weit vorne mitgemischt hast ^^
    In meinen Augen völlig berechtigt!
    Die Geschichte eines Aussenseiters, der sich selbst zum Ungeschlagenen Sieger erklärt, der Attacke Anziehung unterliegt und danach mit diesem Gefühl der Verlassenheit zurück bleibt - wirklich eine tolle Grundlage für eine mitreissende Geschichte. Das setzt du auch wunderbar um. Die Beschreibungen am Anfang - die in wenigen Sätzen sein ganzes Wesen definieren, finde ich einfach klasse. Es stimmt zwar, das die Umgebung etwas zu kurz kommt, aber ich finde es sowieso viel spannender zu erfahren, was in den Charakteren vorgeht ... (persönliche Vorliebe ^^)


    Er kehrt zurück in seinen Heimatwald, in welchem er immer nur der Schwache war, um dort seinen Triumpf herumzuzeigen. Nach der Rückblende leuchtet das ein und ist total nachvollziehbar. Kleoparda wird also ohne Grund angegriffen. Vieleicht hätte man da diese schlechten Erinnerungen noch etwas erläutern können - vieleicht ist das aber auch nur meine Sucht nach Flashbacks (Flaschbacksuchtii ^^) die sich hier wieder mal meldet ...


    Das Ende gefällt mir, wie gesagt, besonders gut. Gerne würde ich noch länger zu hören, wie sich die Gedanken des Cerapendra um diese Begegnung drehen, warum ihm plötzlich bewusst wurde das er unterlag ...


    Alles in Allem ist die Geschichte einfach toll =)
    Ich mag deinen Schreibstiel und finde diese Geschichte einfach super =)


    Wenn ich wieder etwas Zeit habe, werde ich mich auch noch zu deinen anderen Geschichten auslassen =D


    Grüsse Neru

  • :eeeek: Kaum zu glauben, dass dieses Thema noch existiert. Meine Güte, habe ich das lange vernachlässigt. Aufjedenfall kam es mir heute wieder in den Sinn und da habe ich einfach mal in den Tiefen des FF-Bereiches recherchiert, ob ich es noch wiederfinde. Und siehe da: Here it is^^
    Ich habe ein paar Werke aus dem Startpost entfernt, die mir im Nachhinein irgendwie nicht so wirklich gefallen wollen. Und natürlich gibt es jetzt auch gleich neuen Stoff. Zunächst einmal leider nur welchen, den ich für die Wettbewerbe hier im Board geschrieben habe. Ich hoffe, ihr habt dennoch etwas Spaß damit. Ich liebe es, an den Wettbewerben teilzunehmen, da ich mich so an so vielen Themen üben kann, auf die ich nicht unbedingt von selbst gekommen wäre. Und weil ich gezwungen bin, mich kurz zu fassen, was wirklich eine große Schwäche meinerseits ist. Es ist einfach eine tolle Übung, die auch noch Spaß macht.


    Desweiteren entschuldige ich mich dafür, wenn ich nicht mehr genau auf Snakes und Nerubinas Kommentare eingehe. Nach all der Zeit erscheint mir das...komisch. ;( So blöd irgendwie... Ich möchte dennoch sagen, dass ich selbstverständlich beide gelesen und mich sehr darüber gefreut habe. Die Verbesserungsvorschläge zu "Leben" habe ich übernommen. Danke dafür, Snake. Und danke für all das Lob, Nerubina.


    Und jetzt kommt das kleine Update:
    [tabmenu][tab=*]Ich bin hier der Türsteher, damit dir nicht direkt eine WoT entgegenspringt...ok, du kannst jetzt rein(lesen).[tab=Kurzgeschichten][subtab=Reinigung]


    Ruhelos betrachte ich die Szenerie, die sich direkt vor meinen Augen abspielt. Sie treiben sie zusammen, die Menschen, ungeachtet ihrer ängstlich aufgerissenen Augen, ihrer zitternden Leiber, ihrer in Rinnsälen fließenden Tränen. Selten, nein, nie zuvor habe ich meinesgleichen so rücksichtslos und harsch erlebt. Ich will mich an diesem Spektakel nicht beteiligen, auch wenn unsere Beweggründe nachvollziehbar sind. Sie könnten wenigstens etwas sanfter, etwas vorsichtiger mit diesen Geschöpfen umgehen, die doch so viel kleiner und zarter sind als wir selbst und nur wenig Fell und keine Schuppen tragen. So verletzlich, so zerbrechlich. Es erstaunt mich, dass sie ihr Ziel, sich die gesamte Erde Untertan zu machen, fast erreicht hätten.
    „Riokulo, was ist los?“
    Als mein Name erklingt, wende ich meinen Kopf Kyrash zu, meinem besten Freund. Immer wenn ich ihn sehe, muss ich ihn kurz für seine Eleganz und sein süßes Lächeln beneiden, dass er nur selten verliert. Sein rotes Fell, hie und da von kürzeren, gelb strahlenden Härchen durchsetzt ist so lang, dass es über den Boden schleift und er es wie eine Schleppe hinter sich her zieht. Große, grün und blau glänzende Schuppen bedecken seinen breiten Brustkorb und reflektieren das Licht der Sonne, dass zu dieser Zeit kaum die Erde erreicht. Er erhebt sich von dem Felsen, auf dem er bisher gethront hat und macht Schritt für Schritt auf mich zu, seine krallenbewehrten Füße hinterlassen kleine Furchen in dem lockeren Erdreich, das noch vor ein paar Stunden die schwere Last menschlichen Betons tragen musste. Ich betrachte seine ebenso ausgebildeten Hände, seine stechend neongrünen Augen, deren Iris so riesig erscheint im Vergleich zu der winzigen Pupille und werde der vier Reihen blitzender Zähne gewahr, die er freundlich lächelnd entblößt.
    Hinter mir schreit ein Mensch in purer Panik, ich rieche den stechenden Geruch einer unaufhaltsam ansteigenden Konzentration von Adrenalin, Schweiß, und Tränen. Das Parfum des Krieges liegt schwer in der Luft, doch es scheint niemanden außer mir aufzufallen.
    „Nun sag schon.“
    Sorge blitzt in Kyrashs Augen auf, als er eine Pranke auf meine Schulter legt. Sie lastet schwer auf mir, wie das Leid der ganzen Welt. Die stickige Atmosphäre dieses einst so reinen Planeten verpestet meine Lunge und ich traue mich kaum zu sprechen, will nicht noch mehr von diesem Smog Zugang zu meinem Atemwegen verschaffen. Ich überwinde mich.
    „Sie fürchten sich. Sieh sie doch an! Wie müssen wir erscheinen für sie, die sie uns nicht kennen, nichts wissen von unserer Existenz?“
    „Nichts wissen von ihren Schöpfern“, unterbricht Kyrash und das Funkeln in seinen Augen, das aufsteigende Lachen in seiner Brust lässt meine Seele gefrieren.
    „Auch sie sind inzwischen Schöpfer, haben Dobermann und Dalmatiner, Thai und Tonkanese hervorgebracht. Um nur einen Bruchteil zu nennen. Sie sind Künstler“, werfe ich ein, um dieses grauenhafte Geräusch im Keim zu ersticken.
    „Künstler eines grauenvollen, verabscheuungswürdigen Bildes aus den dunkelsten Farben dieser und der meisten anderen Welten. Sie pinselten bunt auf die reinste aller Leinwände, verschönerten sie anfangs, wie ich gerne zugebe. Doch dann wollten sie immer intensivere Töne und sie mischten und mischten und übermalten, bis nur noch braun und grau und schwarz überblieb. Die Erde ist entstellt, ihre Seele gebrochen und du, mein Freund, du Gutherzigster, empfindest dennoch Mitleid?“
    Er schaut mich an und lächelt immer noch, streichelt sanft über meinen Rücken. Ich genieße die Zärtlichkeit, lege den Kopf in den Nacken und betrachte den blutroten Himmel, die tiefschwarzen Wolken, lausche dem Geräusch eines brechenden Knochens und fahre wütend herum, beschimpfe wie im Wahn den unerfahrenen Jüngling, der einen der Menschen zu grob anfasste. Er senkt schuldbewusst den Kopf und entschuldigt sich herzerwärmend ehrlich bei dem kleinen Geschöpf, das kein Wort versteht weil es eine so komplexe Sprache überhaupt nicht aufnehmen kann und das vor Angst und Schmerz in eine tiefe, dennoch unruhige Ohnmacht abdriftet.
    Die Gerüche, Geräusche, die Unruhe, sie rauben mir noch den Verstand. Ich wünschte, das hier wäre nicht nötig und wir könnten einfach wieder zurück in unsere Heimat, ohne diese „Reinigung“ zu vollziehen. Allein bei dem Gedanken an ein solches Wort um diese Situation zu beschreiben dreht sich mir der Magen um.
    Kyrash spürt meine erneut aufgekeimte Unruhe und spricht mir ruhig zu: „Es ist bald vorbei, Riokulo. Ich weiß, dass du darunter leidest.“
    Betreten schüttele ich den Kopf und versuche, meine Gefühle in Worte zu fassen: „Das ist alles so unnötig. Wie konnte es nur so weit kommen? Ich kann die Menschen nicht verstehen. Wir haben ihnen so viele Zeichen gegeben, haben den Himmel verdunkelt, die Meere gefärbt, die Wälder vertrocknen lassen. All das im Zeitraffer um ihnen unmissverständlich vor Augen zu führen, was aus der ihnen anvertrauten Welt wird, wenn sie so weiter machen. Wie konnten sie das nicht verstehen? Wie konnten ihre Diskussionen trotzdem auf Nebensächlichkeiten beruhen, während die Erde immer mehr in die Hände des Todes glitt?“
    Das anfängliche Mitleid wandelt sich allmählich in Wut. Wären die Menschen nicht so dumm gewesen, müssten wir nun nicht hier sein und diese Maßnahmen ergreifen. Vielleicht wäre heute der Tag gewesen, an dem ich endlich ein Weibchen kennen und lieben gelernt hätte. Könnte es sein, dass diese dummen, nackten Geschöpfe mich tatsächlich um dieses gute Schicksal gebracht haben?
    Ein bedrohliches Zischen bahnt sich den Weg aus meinem Rachen und erfüllt die Luft zwischen mir und Kyrash. Er schweigt, kann mir keine Antwort geben, keine Lösung auf meine Fragen. Vielleicht will er es auch nicht. Er war noch nie ein sonderlich großer Tierfreund und von einem so misslungenen Experiment wie den Menschen schon gar nicht. So klopft er mir nur aufmunternd auf die Schulter, ich solle mir nicht zu viele Gedanken machen. Seine Versuche, mich zu trösten, wirken plötzlich halbherzig und falsch. Ich winde mich aus dem Griff meines Freundes und schreite davon, vorbei an den Reihen von Menschen, die in die Transportschiffe getrieben werden. Wenigstens versuchen unsere Anführer, so viele wie möglich zu retten. Aber bei ihrer großen Population wird es trotzdem nur ein Bruchteil sein. Wie viele werden wohl ihre Familie und Freunde verlieren, wie viele Kinder ihre Eltern? Ich spüre einen gewissen Selbsthass in mir aufsteigen, obwohl ich weiß, dass ich nichts dafür kann, geschweige denn etwas ändern könnte. Trotzdem verharre ich reglos und ertappe mich bei dem Gedanken, hier bleiben und nicht zurück nach Hause kehren zu wollen, nur um mich selbst zu bestrafen. Die Entwicklung meiner Gefühlswelt ist besorgniserregend.
    Ich starre aus leeren Augen auf die brennenden Hochhäuser in der Ferne, das verdorrte Gras in meiner Nähe und einen federlosen, toten Vogel, der auf dem Wegrand sein Grab gefunden hat. Meine Seele fühlt sich wund an und stirbt, wie dieser wunderschöne Planet. Ich reiße mich von dem Anblick los. Die Übelkeit steigt von meinem Magen hoch in meinen Brustkorb, gewaltig wie ein Geysir und bringt mich zum rennen. Bebend flüchte ich mich in eines unserer gigantischen Transportmittel und suche, nicht gewillt mich dem Verlangen, meinen Magen zu leeren hinzugeben, einen ruhigen Platz in der Lagerhalle. Doch anstatt Frieden finde ich dort eine erbärmlich zitternde Menschenfrau vor.
    Sie starrt mich aus großen, grünen Augen an, ihr Atem wird schneller, der stinkende Geruch von wilder Angst kriecht aus all ihren Poren. Ihr langes, braunes Kopffell ist voller Schweiß und hängt ihr in Strähnen in das hübsche Gesicht. Auch sie hat wohl Zuflucht vor dem Schrecken dort draußen gesucht doch mit mir hat er sie wieder eingeholt. Diese Erkenntnis bedrückt mich. Ich weiß weder, wie mich verhalten soll noch, was ich nun mit ihr anstelle. Die Menschin ist auf die Knie gesunken und hat das Gesicht in den Händen vergraben, ihre Augen vor dem Alptraum verschlossen. Ich will sie berühren, sie trösten, auf eine ehrlichere Art, als Kyrash es zuvor bei mir getan hatte. Doch sie würde sich nur noch mehr fürchten, so wie wohl jeder andere ihrer Art auch. Ich bin einer der apokalyptischen Reiter aus ihren kindischen Zukunftsszenarien, die sie scheinbar selbst nie wirklich ernst genommen haben. Sonst hätten sie wohl besser auf die Warnungen der Erde und die unseren reagiert. Nun ist es zu spät. Selbst wenn sie es wollten, wenn sie noch so sehr bitten und betteln würden, man würde ihnen wohl keine weitere Chance einräumen. Stattdessen wird nun der Erde und ihren anderen Bewohnern unter die Arme gegriffen, ihre Wunden verarztet, ihre Krankheiten geheilt.
    Doch können wir den Menschen wirklich einen Vorwurf machen? War es nicht unsere Art, die sie in vielen Schritten gezüchtet und schließlich hier sich selbst überlassen hat, da sie komplexe Gefühle entwickelten und man ihnen ein freies Leben gönnen wollte? So war das Leid der Welt doch nur begrenzt ihre, und viel eher unsere Schuld. Möglicherweise sind die meisten von uns deshalb so erpicht darauf, das alles möglichst schnell zu beenden. Ich bete wirklich, dass es auch schmerzlos ablaufen wird.
    Diesen einen Menschen, der hier so weinerlich und verstört vor mir kniet, werde ich persönlich in meine Obhut nehmen und vor allem weiteren Leid bewahren. Tue ich dies aus Gutherzigkeit oder nur, um mein eigenes Gewissen zu beruhigen? Ich bleibe mir selbst der Antwort schuldig.
    [subtab=Neujahr]


    „Mein Herz, es schlägt so schnell. Gleich wird es zerspringen. Was soll ich tun? Was tue ich hier? Wie tief sinke ich denn gerade? Was ist mit meinen Prinzipien? Warum verrate ich sie, einfach so, als wären sie nichts wert? Ich habe durchaus meine Gründe, warum ich sie mir selbst so gesetzt habe. Ich bin doch vernünftig und ich bin doch auch treu. Oder etwa nicht?
    Wie konnte ich nur in diese Situation geraten? Ich sitze wie der letzte Depp auf dieser Kiste auf unserem Balkon und vor mir hockt sie. Meine ehemals beste Freundin, die ich auf genauso schreckliche Weise verraten habe, wie sie mich. Und was sagt sie nun? All diese Prügeleien, von denen ich vor so vielen Jahren gehört habe, soll sie für mich gefochten haben? Wenn jemand es wagte, schlecht über mich zu reden, mich zu beleidigen? Obwohl wir zu dieser Zeit schon zerstritten waren. Sie sagte doch damals, dass sie mich hasst. Was soll ich davon halten?
    Aber andererseits habe ich ihr vor all diesen Jahren doch niemals wirklich glauben können, oder nicht? Nun sagt sie die Wahrheit. Ich kenne sie. Sie sagt definitiv die Wahrheit. Vielleicht rede ich es mir aber auch nur ein. Vielleicht will ich ihr einfach nur glauben. Wie oft hat sie mich schon manipuliert? Ich bin ja so ein Idiot, dass ich jetzt schon wieder auf sie herein falle!
    Nein, dass stimmt nicht. Ich bin dumm, ihr nicht glaube zu wollen, nur weil mich schon so viele verraten habe. Sie redet mir ruhig zu. Ehrlich. Dennoch zweifle ich. Noch nie hat sich jemand so mit mir auf eine Stufe gestellt. Es reden doch immer nur alle auf mich ein, sehen auf mich herab. Und das liegt nicht nur an meiner Körpergröße! Doch jetzt hockt gerade sie vor mir. Ihre schönen Augen glitzern. Ich bin so viel schwächer, spüre die Tränen schon auf meinen Wangen! Wenn ich mich doch nur zusammenreißen könnte! Aber wie immer entblöße ich meine Seele vor ihr. Ich Dummkopf! Warum bin ich nur so verletzlich?
    Die ganze Situation läuft mir aus dem Ruder. Ich muss die Hände zu Fäusten ballen, ich muss meinen Körper spüren und bei mir bleiben. Bloß nicht in die Vergangenheit abdriften. Sonst bin ich ihr vollkommen hilflos ausgeliefert.
    Aber sie ist doch gar keine Bedrohung für mich. Sie will mir wirklich helfen, mir nur sagen, wie viel ich ihr bedeute. Die ganze Zeit schon schwört sie es. Selten, nein nie, habe ich so viel Ehrlichkeit auf einem Gesicht sehen können. Wie kann ich da überhaupt an ihren Worten zweifeln? Es ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Es war so viele Jahre lang mein geheimster Traum, dieses Gespräch mit ihr zu führen. Genauso, wie ich es mir immer erträumt habe. Sie hat mich nie gehasst, ich war ihr stets wichtig.
    Doch es läuft nie etwas so, wie ich es mir wünsche! Das Pech ist doch mein stetiger Begleiter, Glück ein selten gesehener Gast. Und wenn mir etwas Gutes widerfährt, dann nur, damit kurz darauf etwas viel Schlimmeres passieren kann! Wenn das hier nun wirklich wahr sein sollte, ihre Worte wirklich ehrlich sind, welches gewaltige Unglück kommt dann in Zukunft auf mich zu? Ich sollte mich hiervon losreißen und verschwinden, solange es noch geht. Schließlich hätte ich allen Grund dazu. Dort, direkt hinter dem Fenster neben mir, liegt meine Freundin in ihrem Bett und findet einen schnellen Schlaf nach all dem Alkohol, dem Tanzen und Trinken. Sie ruft nach mir, mit herrischer Stimme. Ich sollte zu ihr gehen.
    Aber ich bin doch noch gar nicht müde. Ich fange gerade erst an, richtig zu leben. Sie ist grausam zu mir, geht mir fremd, hat offiziell sogar einen festen Freund, der bestimmt nicht ich bin. Es ist nicht, weil ich ein Mädchen bin und sie sich schämt. Sie sucht das Abenteuer, sucht die Bestätigung, die Lust. Alle, denen ich dies und all ihre anderen Gemeinheiten – die Schläge, die Worte, den ständigen Streit, das Herumkommandieren – gestand, sagen mir immerzu, ich solle sie verlassen. Warum also kann ich diesen letzten Schritt nicht gehen? Ich bin nicht einmal böse auf sie, will ihr auch nicht weh tun, aber ich liebe sie nicht mehr. Das ist doch eigentlich ganz simpel! Warum also verlasse ich sie nicht? Weil ich ein elendiger Feigling bin. Dabei ist es doch so offensichtlich, egal wie sehr ich auch dagegen ankämpfe und es mir ausreden will, dass ich mich inzwischen in jemand gänzlich anderen verliebt habe. Deshalb kann ich meinen Blick nicht abwenden, von dem Mädchen, das immer noch vor mir sitzt.
    Wie verstohlen sie mich anlächelt! Mir wird ganz heiß. Ich muss mich jetzt befreien oder ich werde einen furchtbaren Fehler begehen. Oder wäre das genau das richtige? Wie soll ich so noch weiterleben? Ich fühle mich wie in einem Käfig, dessen Tür offen steht. Aber ich kette mich doch selbst an! Wenn ich schon so feige bin, mich nicht von ihr zu befreien, dann sollte ich meiner Freundin wenigstens treu sein und nicht heimlich von einer anderen Frau träumen. Schließlich kann sie so ein liebevolles Wesen sein.
    Doch nicht zu ihrer Liebsten. Furie. Ich kann das nicht mehr. Ich will mich in den strahlenden Augen dieser anderen Frau verlieren. Ich will nicht mehr dagegen ankämpfen. Aber was rede ich mir denn da ein? Als ob hieraus jemals etwas Festes werden könnte! Eigentlich will ich das ja auch gar nicht. Es fühlt sich nur so gut an, dass ich ihr wichtig bin. Jetzt beteuert sie es schon wieder. Ich bin ihr sehr wichtig, sagt sie sogar. Ich bin ihr eine sehr wichtige Freundin. Wie schön. Ich bedeute ihr viel. Ich bin ihr die liebste Dienerin.
    Jetzt hat sie mich. Und warum? Weil sie mich ihre Lieblingssklavin nennt. Bravo! Für jeden anderen halbwegs normalen Menschen wäre das eine Beleidigung. Und ich? Wäre ich ein Hund, ich würde mit der Rute wedeln! Aber das hatte ich doch schon alles. Damals habe ich sie meine Herrin genannt, meine Göttin, Mylady. Unsere Beziehung war sehr eng. Ich habe die letzten Jahre ständig versucht, das zu verdrängen.
    Warum eigentlich? Wir haben gemeinsam verrückte Erfahrungen gemacht, gemeinsam zu uns selbst gefunden. Eigentlich haben wir uns doch nur so zerstritten, weil die Gesellschaft dieses verdammten kleinen Dorfes uns Monster nannte, uns verachtete, verhöhnte, mit dem Finger auf uns zeigte. Habe ich sie geliebt? Wahrscheinlich. Aber hat sie mich geliebt? Ich glaube nicht. Liebe ich sie? Möglicherweise. Sie mich? Wohl kaum. Aber ist das überhaupt wichtig? Sie liebt mich nicht auf diese Weise, aber auf eine andere, vielleicht sogar noch viel tiefer gehende.
    Ich kann einfach keinen Ton hervor bringen. Ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll. Soll ich ihr sagen, was sie mir bedeutet? Noch einmal beteuern, dass alles was damals passiert ist mir leid tut? Oder sollte ich aufstehen und gehen, bevor die Situation noch unangenehmer für uns beide wird? Ich Lügner! Es ist alles andere als unangenehm für mich. Ich will diese Frau nie wieder verlieren!
    Jetzt hat sich meine Zunge selbständig gemacht, ohne dass ich richtig über meine Worte nachdenken konnte. Was habe ich gesagt? Lass mich nie wieder allein. Habe ich das wirklich gesagt? Ja, dass ist es wohl, was mein Herz denkt. Wie zärtlich sie schaut! So viel Liebe. Wie sehr habe ich mich gesehnt, nach einem solchen Blick, der mir gewidmet ist? Kann das denn wirklich wahr sein? Ja, ihre Worte sind die Wahrheit. Sie hat mich nie wirklich allein gelassen, so wie sie sagt. Ich glaube ihr. Ich weiß es. Doch was tut sie jetzt?
    Sie unterstreicht ihre Worte, nimmt mir alle Zweifel.
    Verdammt, fast sechs Jahre habe ich davon geträumt und heute bin ich das erste Mal in meinem Leben angetrunken! Wenn ich mich morgen nicht mehr richtig an das Gefühl ihrer Lippen erinnern kann, werde ich mich auf ewig hassen! Es stimmt also doch, dass man nichts denken kann. Da waren nur sie und ich und unsere Berührung. Nicht mehr, denn mehr geht wohl nicht. So schnell kann ich also meinen Verstand verlieren, auf den ich doch eigentlich so stolz bin.
    Wie seltsam leicht ich mich plötzlich fühle. Lächle ich etwa? Ja und zittern tue ich auch. Meine Hände sind schweißnass. Das habe ich alles gar nicht bemerkt. Warum nur ist dieser Augenblick schon vorbei? Ich will noch einmal, noch mehr!
    Doch sie erhebt sich, was wohl heißt, dass ich gleich gehen muss. Ja, ich hatte recht. Sie schickt mich ins Bett. Vielleicht beendet meine Freundin dann endlich ihr hysterisches Geschrei! Seltsam, wie gut ich es bis zu diesem Augenblick ausblenden konnte. Noch seltsamer, dass ich kein schlechtes Gewissen verspüre. Ich bin wohl doch ein böser Mensch. Dabei habe ich immer geglaubt, ich wäre sozial und hätte gute Prinzipien, gute Einstellungen. Aber letztendlich bin ich nur ein Heuchler.
    Wie konnte ich nur in eine solche Situation geraten? Warum ist mein Verstand verstummt? Ich habe auf mein Herz gehört und endete in diesem Labyrinth der Lust und Liebe.“
    [subtab=Das Felilou und das Roserade]


    Einst gelang es einem Felilou, eine Pirsifbeere zu stehlen. Um seine Beute in Ruhe verzehren zu können, ungeachtet all der Neider, die sie nur zu gerne für sich beansprucht hätten, kletterte es auf einen Baum und setzte sich dort auf den gemütlichsten Ast. Höchst zufrieden und voller Vorfreude auf die bevorstehende Mahlzeit, miaute das Felilou zunächst fröhlich vor sich hin und hielt dann die Beere mit seinen Zähnen fest, um nicht Gefahr zu laufen, hinab zu fallen. Seine Stimme drang an die Ohren eines vorbei wandernden Roserades, das sogleich nicht nur das Felilou, sondern vor allem auch die Köstlichkeit, die es bei sich trug, entdeckte. Nach einiger Zeit des Nachdenkens, kam dem Roserade eine hinterlistige Idee, wie es an diese gelangen konnte.
    Es begab sich zu dem Baum, auf dem das Felilou freudig lächelnd hockte, und lobte es aus vollem Munde: „Oh, Felilou, wie schön dein Fell ist. So glänzend und sicher auch weich wie Seide. So auch deine Augen, strahlend grün und groß“, das Roserade sank auf die Knie und reckte dem anderen Pokémon seinen rechten Arm entgegen, als wolle es ihm eine Rose anbieten. „Wenn dein Gesang nur halb so schön ist wie dein Anlitz, so werde ich mich in deiner Gegenwart wohl kaum mehr erheben können, denn dann, werter Freund, sollte man dich zum König aller Katzenpokémon krönen!“
    Das Felilou fühlte sich sehr geschmeichelt. Um den Roserade zu beweisen, wie wunderschön auch seine Stimme war, öffnete es das Maul weit und stieß ein lautes, freudiges Miauen aus. Dabei entglitt ihm die Pirsifbeere und fiel zu Boden, wo sie direkt vor die Füße des Roserades rollte. Dieses griff sogleich nach der Köstlichkeit, erhob sich und verspeiste sie noch vor den Augen des perplexen Felilou.
    Bei diesem Anblick rief es empört: „Das war gemein!“
    Doch das Roserade hatte nur Spott und Lachen für das törichte Felilou übrig.
    So ist der Stolze tief gestürzt, denn wie es jeher war und immer sein wird, kommt der Hochmut stets vor dem Fall.
    [subtab=Im Glasgarten]


    Welche Schönheit! Ich wage kaum, meinen eigenen Augen zu trauen. Überall um mich herum blitzt mir die Reinheit entgegen, dringt in mein Innerstes, streichelt meine Seele. Das Licht der hoch am Himmel stehenden Sonne verfängt sich in den eisgleichen Blättern eines gläsern schimmernden Baumes. Sie fächern die Strahlen, treiben die Helligkeit durch den gesamten paradiesischen Garten, der sich vor mir auftut. Dies muss Eden sein, in all seiner Pracht und Anmut. Kein heiliges Buch und kein darin niedergeschriebenes Wort wären der reinen Schönheit dieses Ortes gerecht geworden. Womit nur, frage ich mich, habe ich mir das Privileg verdient gerade hier zu erwachen? Wer brachte mich hierher?
    Bei jedem meiner Schritte scheint der Boden zu singen, wenn Gräser und Blumen unter meinen Schritten in tausende, winzige Kristalle zerspringen, während ich langsam durch den Garten streife auf der Suche nach einem unbekannten Ziel. Meine Sinne können die Pracht der Natur die dieses Paradies hervorgebracht hat nicht fassen, dennoch fühle ich mich nicht fremd, spiegelt sich doch mein eigenes Antlitz tausendfach in jedem Grashalm, jeder Blume, jedem Stamm wider, als wäre ich selbst ein Teil von alledem. Ich sehne mich danach, den Augenblick zu genießen, zügele meine Schritte bis ich stehen bleibe und die Augen schließe. Ein wohliges Seufzen bahnt sich seinen Weg aus meiner Kehle. Sanfte Kühle berührt meine Wange. Wie engelsgleiche Fingerspitzen streicht sie über meine Haut. Langsam öffne ich die Augen und blicke in das glashafte Gesicht wahrer Anmut.
    „Kathrin?“ flüstere ich überrascht und bin zu perplex um zu reagieren, als das Mädchen ihre Hand von meinem Gesicht löst und sich zurückzieht.
    Sie entfernt sich schnell, fast als würde sie schweben. Doch ich kenne diesen für sie so typischen, tänzelnden Gang und ich liebe ihn so sehr wie ich sie liebe, seid ich sie das erste Mal erblickte. Es verwundert mich kaum, dass sie selbst in einer solch strahlenden Umgebung all meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Sie scheint heller als Licht in den Blättern, Ästen, Stämmen. Keine Sekunde länger kann mich die Faszination dieser unbelebten Geschöpfe fesseln. Stattdessen bewegen sich meine Füße wie von selbst und ich folge meiner Geliebten rennend, während der Gesang der brechenden Gräser unter mir klirrend erklingt. Wie ein Eissturm zieht die Umgebung immer schneller an mir vorüber. Doch ich habe das Gefühl auf der Stelle zu laufen, während sich Kathrin immer weiter aus meinem Gesichtsfeld entfernt. Werde ich diesen Engel denn niemals einholen können?
    „So warte doch!“, rufe ich, von Verzweiflung getrieben.
    Warum nur will Kathrin mein Flehen nicht erhören? Kaum habe ich mir diese Frage gestellt, da erblicke ich sie. In all ihrer Schönheit steht sie inmitten eines Feldes aus gläsernen Blumen und lächelt. Schwer atmend gehe ich auf sie zu, strecke ihr sehnsüchtig meine Hände entgegen. Sacht hebt sich Kathrins Brustkorb und mit jedem Atemzug drücken sich ihre wohlgeformten Brüste gegen das glänzende Kleid, das ihren Leib bedeckt. Ihre Ruhe erfasst mich, beruhigt meinen Atem und lässt gleichwohl mein Herz noch schneller und heißer gegen sein Gefängnis aus Geweben, Muskeln, Rippen und Haut schlagen. Tief blicke ich in ihre eisblau schimmernden Augen, bis ich darin zu ertrinken scheine. Kräftig drücke ich ihre Hände, fest entschlossen sie nie wieder durch meine Finger gleiten zu lassen. Sie erwidert den Griff nicht, lacht stattdessen herzlich und löst sich erneut von mir, tanzend. Das Kleid umschmeichelt ihre schlanke Figur, während sie um mich herum ihre Kreise dreht, ein freundliches Lachen nach dem anderen in die Welt hinaus sendend. Der Anblick weckt die Armada der Schmetterlinge in meinem Magen und sie flattern freudig im Takt des Klangs ihres Lachens und des Lieds, das urplötzlich in meiner Seele zu spielen begonnen hat und von der wahren Liebe erzählt. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht und wieder greife ich nach Kathrins Hand, dieses Mal sanfter und vorsichtiger als zuvor. Sie bleibt nicht stehen, sondern zieht mich mit sich, bis sich meine Füße und die ihren aneinander zu gewöhnen scheinen und bald schon harmonisch miteinander tanzen. Jede Bewegung ist begleitet von dem Chor der klingenden Blumen unter uns. So singt ganz Eden mit all seinen Engeln nur für uns beide. Für die beiden Liebenden, die nun doch endlich zueinander gefunden haben. Ach, wie lange hatte sich Kathrin gegen ihre Gefühle gestemmt, sich mir entzogen. Wie lang war sie vor mir geflohen, um meiner und gleichsam ihrer Liebe entkommen zu können? Doch nun, hier, an diesem Ort der Reinheit an dem alles klar und glatt im glänzenden Licht der Sonne schimmert und erblüht, konnte nun auch endlich ihre Liebe gänzlich aufgehen.
    Ich lege meine Hände sanft um ihre Hüften, bremse ihren wilden Tanz bis wir uns unbewegt gegenüber stehen. Sie blickt auf. Ihr Lächeln ist verschwunden. Zärtlich streiche ich eine lange, weiße Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Ihre glatte Haut schmeichelt meinen Fingern. Ich versuche, das Gefühl noch einen Augenblick länger genießen zu können, während Kathrin weiterhin die tiefgehende Liebe studiert, die ihr aus meinen Augen entgegen blitzen muss. Doch schon beginnen meine Hände zu zittern. Dieses Mädchen ist so schön das ich nicht weiß, wie ich mich länger beherrschen soll. Je mehr ich sie betrachte, desto heißer brennt das Feuer in mir, lodert, verzehrt jeden klaren Gedanken. Es versengt die Flügel der Schmetterlinge und sie stürzen taumelnd in die Tiefe meiner Seele.
    Meine Finger vergraben sich in Kathrins langem Haar, ich drücke meine Stirn gegen die ihre, sauge gierig ihren Duft ein. Die Hitze ist jetzt überall, ungebändigt schmilzt sie mein Innerstes. Die süße Pein ist fast unerträglich. Mein Griff wird grob. Wie von weit her spüre ich, wie ich dem Mädchen an den feinen Haarsträhnen reiße. Ihre Berührung ist im Vergleich dazu erstaunlich sanft. Ich blicke auf, als sie sacht nach meinen Händen greift und lasse von ihren Haaren ab. Erneut blicke ich in das Gesicht meiner Liebsten und suche nach dem Feuer, das zweifelsohne auch in ihr brennen und rot auf ihren Wangen schimmern muss. Vergebens. Sie lächelt jetzt wieder. Trotzdem wirkt sie fast schockierend emotionslos. Meine Sorge um sie erwacht, doch bevor ich Worte formen kann legt Kathrin ihren Zeigefinger zärtlich auf meinen Mund und spricht an meiner Stelle.
    „Ist die Liebe etwas Wunderbares?“, fragt sie leise und obwohl ihre Stimme noch immer wie Gesang an meine Ohren dringt, klingt sie zugleich klirrend kalt.
    „Aber natürlich“, antworte ich, zutiefst verwirrt von einer solchen Frage in einem so intimen Moment, „So wunderbar wie sonst nichts auf dieser Welt.“
    „Selbst dann, wenn sie erzwungen ist?“
    Leise pirscht sich die Wut in meiner Seele heran.
    „Was redest du denn da?“, frage ich, etwas zu barsch und wende mich um, einerseits weil ich den Anblick dieses Mädchens plötzlich nicht mehr ertragen kann, andererseits um nach einer Blume zu suchen, die ich hinter Kathrins Ohr legen kann, wie ich es in unserer Kindheit oft zu tun pflegte. Möglicherweise könnte ich so ihre Schönheit erneut erblühen lassen.
    Unser Tanz hat die meisten der gläsernen Blumen in Stücke zerspringen lassen. Dennoch gelingt es mir, eine scheinbar vollkommen unberührte Blüte zu entdecken. Ich beuge mich hinab, um sie zu pflücken, doch augenblicklich zerbricht sie zwischen meinen Finger. Es bleiben nichts als Scherben.
    „Willst du mir diese spröde Kälte schenken?“ höre ich Kathrins Stimme hinter mir, fast spottend.
    Sie macht sich lustig über mich. Selbst jetzt. Wo ist die Liebe, wo die Intimität, die noch vor wenigen Momenten die Luft erfüllte? Sie spielt mit mir, sie foltert mich, zerreißt mein Herz und vermutlich lacht sie dabei hinter ihrer zuckersüßen Fratze. Die Wut in mir macht einen Satz und auch ich springe nach vorne, umfasse den Hals des Mädchens und zwinge ihren Kopf in den Nacken.
    „Die Liebe ist immer etwas Wunderbares“, hauche ich, „Selbst dann, wenn sie erzwungen ist!“
    Ich presse meine Lippen auf ihre. Grob, gierig. Ich achte nicht darauf, wie sie mich ansieht.
    „Ich liebe dich!“, keife ich, noch immer von Zorn erfüllt.
    Meine Arme umschlingen ihren schlanken Körper, drücken sie immer fester an mich. Urplötzlich erfasst mich Eiseskälte, meine Fingerspitzen und Lippen scheinen zu gefrieren. Ich blicke auf und erschaudere.
    „Wie blind war ich?“, rufe ich aus, „Du bist ja ganz aus Glas!“.
    „Ist sie nicht wunderschön?“, fragt sie, grinsend, „Diese falsche Liebe, die du dir immer so sehr gewünscht hast? So schön, so klar, so rein. Doch, ach, so zerbrechlich.“
    Ich umfasse sie noch fester, fürchte, sie könnte wieder davon laufen.
    Zu stark brennt meine Liebe zu ihr, zu fest halte ich sie. Ihr gläserner Körper zerbricht unter meinem gnadenlosen Griff und tausend spitze Scherben dringen in meine Haut, zerschneiden meine Finger, stechen in mein Herz. Ich sehe mein Spiegelbild tausendfach in der gläsernen Natur um mich herum und jedes Einzelne ist durch die Spiegelung des gefangenen Lichts so verzerrt wie die Fratze eines Dämons. Schmerzhaft sticht das grelle Licht in meine Augen. Überall um mich herum blitzt mir nichts als leblose Leere entgegen. Ich bete zu Gott, er möge mir meine Sünden vergeben und mich aus dieser Hölle befreien. Doch mein schlechtes Gewissen hält mich auf ewig in diesem gläsernen Albtraum gefangen.
    [subtab=Die Pflanzen des Himmels]


    Es begab sich einst, dass das Universum ein junges Geschwisterpaar gebar und rücksichtslos in die Welt spie. Schwester und Bruder, Xerneas und Yveltal, wurden, wenngleich mit erstaunlichen Kräften gesegnet, schon bald von den anderen Bewohnern der noch rauen und unfertigen Erde verspottet. Denn kein Schöpfungsgedanke wollte sich in ihren jungen Köpfen formen, keine Kreation die sie ihr Eigen hätten nennen können war Zeuge ihrer Macht, die mit jeder vergehenden Stunde zweifelhafter erschien. Es schien fast so, als könnten die Geschwister als einzige seiner Kinder die Aufgabe, die Arceus für sie vorgesehen haben mochte, nicht erfüllen.
    Verzweifelt entschieden sich Xerneas und Yveltal Hilfe bei den anderen, beinahe allmächtigen Erdenbewohnern zu erfragen, um nun doch endlich ihren Teil zu der endgültigen Fertigung der Welt beitragen zu können. Jedoch waren die beiden Geschwister im Herzen zu verschieden, um sich auf ein und denselben Herrscher einigen zu können, den sie als ihren Mentor auserkoren wollten. Stattdessen entbrannte zwischen den beiden ein heftiger Streit, der in einem von Wut und Verzweiflung angefachten Kampf mündete.
    Nach zwei Tagen des pausenlosen Schlagabtauschs gelang es Xerneas ihren Bruder Yveltal in die Tiefen des Meeres zu stoßen. Von ihrer Kraft und Ausdauer beeindruckt und somit wieder von der in ihr schlummernden Macht überzeugt, erschien Xerneas Groudon, der Herr der Landmaßen selbst, und gratulierte ihr zu ihrem Sieg. Ihrerseits imponiert von der riesenhaften Gestalt und seiner Schöpfung, verneigte sich Xerneas vor dem Mächtigen und bat ihn um eine Unterweisung, um ihre Kräfte voll entfalten und nutzen zu können. Groudon, das Potential in ihr erblickend und gleichwohl auch geschmeichelt durch ihre unterwürfige Haltung, stellte Xerneas die von ihm geschaffene Erde zur Verfügung, auf das sie der Nährboden der Jüngeren und Unerfahrenen sein mochte.
    Durch solch großzügige Hilfe unterstützt gelang es der Schwester bald, die in ihr schlummernde Macht zu entfalten und zu manifestieren. Und so brachte Xerneas am dritten Tag ihrer Existenz das Grün in die Welt. Sie ließ Pflanzen und Blumen erblühen, schickte Bäume an, den Himmel zu erreichen und erbaute ganze Wälle aus Büschen. All die Lebensfähigkeit ihrer Schöpfung band sie für immer an die Erde und somit an die Güte Groudons, der an ihrem Werk jedoch keinen Fehler finden konnte und, von Stolz erfüllt, bei den anderen Schöpfern mit seinem Schützling prahlte, die ein so wundervoll anzusehendes Werk vollbracht hatte.
    Die Nachricht drang bald auch an Kyogres Ohren. Der Herrscher über das Meer wurde sehr erzürnt, als er erkennen musste, dass die Schöpfung seines größten Rivalen nicht nur Teil eines weiteren Werkes geworden war, sondern sich diese auch in seinen eigenen Gefilden fand. Algen und Wasserpflanzen sprossen plötzlich aus dem Meeresboden, den Groudon einst gegen Kyogres Willen erschaffen hatte. Auf Rache sinnend begab sich der Herr über das Wasser in die tiefsten Tiefen seines Reiches, um dort den vergessenen Yveltal zu finden. Er plante nun die Macht des Bruders auf so grauenhafte Art und Weise zu erwecken, dass er nicht nur wie auch sein Rivale mit einem Schützling prahlen konnte, sondern außerdem das Werk Xerneas’ schwächen würde. Doch wenngleich Yveltal von tiefgehendem Hass auf seine Schwester beinahe verzehrt wurde, hatte er seine Niederlage längst akzeptiert und sein Stolz verbot es ihm, gegen ihre Schöpfung vorzugehen.
    Wütend schleuderte Kyogre ihn daraufhin aus seinem nassen Reich und als Yveltal an die Oberfläche drang und das Werk seiner Schwester zum ersten Mal mit eigenen Augen und in seiner ganzen Pracht erblickte, da füllte sich sein Herz mit Stolz, doch nicht minder mit Trauer. Er empfand sich selbst als unwürdig, auch nur eine einzige der Pflanzen zu berühren und erhob sich so ohne langes Zögern in die Weiten des leer wirkenden Himmels.
    Von dort aus beobachtete er, wie die Schöpfung seiner Schwester immer schöner und eindrucksvoller erblühte und bald schon den ersten niederen Lebewesen, die nach und nach geschaffen wurden und immer größere Teile der Erde bewohnten, als Lebensgrundlage und einigen gar als Heim diente. Wütend über seine eigene Unfähigkeit versuchte Yveltal immer wieder das Werk Xerneas’ in den Himmel zu kopieren. Doch da er die noch immer tief in ihm schlummernden Kräfte nicht gänzlich zu erwecken vermochte, war seine Schöpfung farb-, und formlos. So sehr einige gute Seelen, die Mitleid mit dem ewig trauernden Yveltal hatten, auch versuchten ihn davon zu überzeugen, dass die von ihm geformten Wolken den blauen und leeren Himmel dennoch verschönerten, sie konnten ihn nie von seinem eigenen Werk überzeugen, das er selbst als nutzlos empfand.
    Mit jedem weiteren vergehenden Tag wurde Xerneas hingegen stolzer auf ihre Schöpfung. Sie erfreute sich des blühenden Lebens und der Dankbarkeit aller lebenden Geschöpfe, die in ihren Wäldern ein Zuhause fanden. Manches Mal blickte sie auch sanft lächelnd in den Himmel hinauf, der stets ein etwas anderes Gesicht zeigte, seid ihr Bruder ihn wie eine Leinwand zu benutzen schien. Doch als Xerneas eines Tages erwachte, da spürte sie wie ihre Macht schwand. Die Pflanzen konnten nicht mehr genügend Kraft aus dem Boden Groudons ziehen und verdorrten zusehends. Grüne Fläche verwandelten sich in braune Einöden und die verzweifelt um Gnade flehenden Lebewesen, die glaubten Xerneas erzürnt zu haben, starben ohne Nahrung und Heim. Hilflos wandte sie sich an ihren Mentor und fragte nach dem Fehler in ihrer Schöpfung, die sie so vergänglich werden ließ. Da musste Groudon sich eingestehen, dass seine Macht allein niemals ausreichen würde, um das Leben lange erhalten zu können. Wohlwissend das auch Kyogres Kräfte von Nöten wären, verriet er seinen Schützling jedoch, erklärte ihre Fähigkeiten für unausgereift und lachte über ihre angebliche Schwäche, bevor er sich von ihr abwandte und Xerneas hilf-, und ratlos zurückließ.
    Yveltal jedoch konnte von seinem hohen Aussichtspunkt fast die ganze Welt überblicken und litt beinahe so sehr wie seine Schwester, als die Schönheit unter ihm zusehends schwand. Bald konnte er nur noch in den Tiefen des Meeres das so geliebte Grün ausmachen und so entschloss er sich, Kyogre um Hilfe für die Welt und all ihre Lebewesen zu bitten. Ein weiteres Mal tauchte er in die Dunkelheit des Wassers hinab, doch als er den Herrscher dieser Gefilde antraf, lachte dieser über Yveltals Bitte, ein wenig Nässe über das Land zu bringen. Unter keinen Umständen wollte er jene Schöpfung unterstützen, die sich auf die Landmaßen Groudons stützte. Nur überschwemmen, so seine Worte, würde er sie sehr gern, doch dies ließe sein Rivale niemals zu. Schnell erkannte Yveltal, dass er Kyogre nicht würde überreden können und so griff er zu einer List. Er erklärte dem Herrscher der Tiefe, dass er ihm helfen könne, die Welt zu überschwemmen, denn auch er selbst sei sehr wütend auf Groudon, habe der doch seiner Schwester geholfen und ihn selbst verschmäht. Nach einigem Überlegen war Kyogres Gier nach dem Sieg über seinen Rivalen größer als sein Verstand und er bot Yveltal an, er könne als das Wasser nutzen, dass durch die Hitze der Sonne so oder so nicht mehr gänzlich seinen Vorstellungen entsprach. Das sei keine geringe Menge und sollte ausreichend sein, um Nässe über die Welt zu bringen. Sich tief verneigend dankte Yveltal dem Herrscher über das Meer für seine Großzügigkeit und begann sobald das zu heiß gewordene Wasser in den von ihn geschaffenen Wolken zu sammeln. Um diesen Vorgang noch zu beschleunigen gebot der ungeduldige Kyogre seiner Schöpfung, in winzigen Tropfen in den Himmel aufzusteigen auf das der, den er für seinen Komplizen hielt, sie leichter erreichen könnte.
    So füllten sich die Wolken mehr und mehr mit Wasser, doch bevor es in einem gigantischen Schwall aus ihnen ausbrechen konnte, stärkte Yveltal sie mit der Macht, die er in seinem Innersten gefunden zu haben glaubte. Nur einigen Tropfen erlaubte er, hinab zu fallen. So ergoss sich bald der erste Regen dieser Welt aus den grau verfärbten Kindern des fürsorglichen Bruders, der freudig beobachtete wie die Kraft der Schöpfung seiner Schwester stetig mehr zurückkehrte. Bald schon konnte er sich wieder an der alten Schönheit erfreuen. Da gebot er den Wolken sich zu verschließen, um der Erde nicht zu viel Wasser zu schenken. Dem wütenden Kyogre jedoch berichtete er unterwürfig, dass seine Kräfte noch zu schwach seien, um die Macht der Schöpfung des Älteren gänzlich zu nutzen, doch im Laufe der Zeit würde es ihm gelingen, ein zweites Meer auf Groudons Landmaßen zu erschaffen. Da der Herrscher seinen ewigen Kampf gegen die Erde nicht aufgeben wollte, erlaubte er Yveltal so weiterhin, auf einen Teil seines Wassers zuzugreifen.
    Bald darauf begegneten sich Xerneas und Yveltal an einem Ort, an dem sich Himmel und Erde treffen und begutachteten ihr gemeinsames Werk, das überall zu sehen war und vor dem sich kein Auge verbergen konnte. Von Stolz und unsagbarer Freude erfüllt erkannte das Geschwisterpaar, dass Hass und Liebe beidermaßen an dem Erfolg ihrer Schöpfung beteiligt gewesen waren und so verurteilten sie im Laufe ihrer langen Leben weder das Gute, noch das Böse jemals.
    [subtab=Engel der Einsamkeit]


    Jeden Augenblick seines unsterblichen Lebens war Cassiel getaucht in ein Meer aus schreiender Einsamkeit und alles verzehrender Trauer. Er erwachte aus tranceartigen Zuständen, all das neue Leid der vergangenen Minuten auf seinen Schultern aufgebürgt und spürte für einen sehr kurzen Moment, wie es auf ihn überging und ihm einen Eindruck menschlicher Emotionen verlieh. Plötzlich fühlte er sich allein. Nur für eine nicht beendete Sekunde lag der Schleier der Einsamkeit vor seinen Augen und spielte Cassiel vor, er besäße vielleicht doch eine Seele. Doch das größte Geschenk göttlicher Güte war keinem Engel, keinem Cherubim oder Seraphim vergönnt. Selbst dann nicht, wenn man sich wie er sowohl Erzengel als auch Prinzregent des siebten Himmels bezeichnen konnte.
    Seine Heimat war unvorstellbar weit von den Menschen entfernt, doch erreichten ihre Gebete ihn selbst hier, laut flehend und jeden Gedanken übertönend. Zurzeit fiel es ihm manches Mal schwer, sie zu ignorieren, wie es manchmal nötig war um nicht von all dem Leid taub zu werden. Welch seltsam menschliche Regungen und Gedankengänge waren das, die immer mehr Besitz von ihm ergreifen zu schienen! Er hatte diese ungewollte Veränderung wohl selbst heraufbeschworen, als er sich auf dieses Mädchen eingelassen hatte.
    Ihre Bitte war eines Tages urplötzlich in seinem Geist erklungen, kreischend aufdringlich wie das Geräusch über einer Tafel kratzender Kreide. Nie war ihm ein solcher Tonfall untergekommen und er hatte gar nicht anders gekonnt, als seine ganze Aufmerksamkeit diesem einen, ungehörigen Gebet zuzuwenden. So hatte Cassiel gar seinen Geist an jenen Ort gesandt, von dem aus die Stimme in den Kosmos hinaus gesandt wurde, um zu sehen was für ein Mensch es sein mochte, der eine so anmaßende Bitte hervorbrachte. Es hatte ihn kaum überrascht, als er ein Kind entdeckt hatte. Die Seele des zehnjährigen Mädchens war nicht mehr so rein gewesen, wie der Engel es sich bei einem so kleinen Geschöpf gewünscht hatte. Sie stand auf einem kleinen Hügel einer Insel, irgendwo im Nordpazifik, schleckte wie wild an einem Eis mit dem feinen Geschmack von Vanille und blickte in die unendlichen Weiten des Himmels hinauf. Cassiel konnte sehen, wie sie die Augen zusammenkniff, da das Licht der hell strahlenden Sonne sie blendete.
    „Da steht’s!“, rief sie mit forderndem Tonfall und deutete mit der freien Hand auf ein aufgeschlagenes Buch, das zu ihren Füßen im saftigen, grünen Gras lag wie ein unbeweglicher Stein, „Cassiel, Engel der Einsamen und Traurigen. Das heißt, du bist für mich zuständig! Ich habe keine Lust mehr einsam zu sein, weil das voll langweilig ist!“
    Sie drehte kurz das Eis in ihrer rechten Hand und versuchte, die am Hörnchen hinab fließenden Tropfen fort zu schlecken, bevor sie ihre Haut benetzten. In kindlicher Manier abgelenkt schwieg sie daraufhin einen ganzen Moment, während sie mit offenem Mund auf das offene Buch starrte und die Zeichnung des mächtigen Engels betrachtete, die Cassiel selbst darstellen sollte. Erst als ein Windstoß die langen, braunen Haare des Mädchens erfasste und in ihr Gesicht wehte, während er gleichsam die aufgeschlagene Seite umblätterte, entsann sie sich wieder ihres Gebetes. Wenn man es denn so nennen konnte.
    „Wenn du also so toll und lieb bist, dann komm hier runter und sei mein Freund! Ich weiß, dass du auf Wolke sieben wohnst und dass es da super cool sein muss, aber wenn du hierher kommst, zeige ich dir die tollsten Geheimverstecke, die nur ich kenne! Das ist viel cooler! Und du musst gar nicht denken, dass du mir irgendeinen Seelenverwandten schicken kannst! Du sollst mein Freund sein und mit mir spielen. Jetzt!“
    Sie stampfte auf, plötzlich tatsächlich wütend. Cassiel war erstaunt von ihrer respektlosen Forderung. Was für eine seltsame Art, zu beten. Fast schon empfand er es als tragisch, dass sie die Worte des Buches missverstand, wie so viele. Er war der Engel der Einsamen und Traurigen, denn er brachte den Menschen ebendiese Gefühle. Es gab keine Heilung davon, außer Glück und Gemeinschaft. In einer Welt ohne Licht gab es keine Schatten. Dunkelheit und Licht, Gut und Böse reichten gerne einander die Hand und funktionierten nur zusammen perfekt. Gleichsam wussten die Menschen nur wirklich was Glück bedeutete, wenn sie schon einmal Trauer gespürt hatten. Nur wer allein gewesen und darunter gelitten hatte, konnte die Anwesenheit anderer wirklich wertschätzen. Einsamkeit und Trauer waren Cassiels Aufgabe und gleichsam sein Geschenk an die von ihm geliebten und vergötterten Geschöpfe, wenn seine Pflicht ihn auch gerade zu Beginn oft zweifeln lassen hatte. Er heilte sie nicht davon. So würde er auch dieses Mädchen nicht heilen.
    Ihre Tapferkeit war dahingeschmolzen wie das süße Eis in ihrer Hand. Tränen rannen aus ihren Augen und wild schreiend schlug sie auf das Buch ein, als keine Reaktion auf ihre Bitte erfolgt war. Das Schicksal meinte es tatsächlich nicht gut mit ihr. Sie hatte ihre geliebte Mutter vor einigen Monaten an eine Krankheit verloren, ihren Vater nie gekannt und selbst ohne gottgegebene Kräfte hätte Cassiel anhand des zerfetzten Lumpens den sie trug ausmachen können, dass sie seitdem auf der Straße lebte. Das Eis war gestohlen, einem anderen Kind aus der Hand gerissen. Sie weinte und jammerte herzzerreißend. Doch Cassiel konnte ihr nicht helfen.
    So hatte er sie zurückgelassen, von da an verfolgt von ihren täglichen Gebeten und Anschuldigungen, von ihrem Zorn und ihrer Trauer. Schnell war ihm klar geworden, dass er einen Fehler gemacht hatte, als er sich ihr Antlitz vor Augen geführt hatte. Nun stand er ihr zu nah. So beging er wenig später eine noch viel Größeren: Er erfüllte des Mädchens Wunsch. In der Gestalt eines Jungendlichen hatte er sich auf die Erde begeben, auf die kleine Insel auf der sie hauste.
    Als er das Mädchen dort traf, hatte sie gerade eine Mango aus dem großen Angebot eines Händlers auf dem Markt stibitzt und sich auf den Hügel zurück gezogen, auf dem sie weiterhin zu beten pflegte. Zu seinem Erstaunen war sie nicht vorsichtig gewesen, als er sich ihr genähert hatte, sondern hatte offen mit dem ihr fremden Jungen, der nach eigenen Aussagen nur für einen Urlaub auf der Insel untergekommen war, geredet. Sie erzählte ihm viel von Engeln, Cherubinen und Seraphinen, von dem Thron der Herrlichkeit der, wie sie heraus gefunden hatte, auf Wolke Sieben residierte. Sie erklärte ihm lachend, dass es eigentlich siebter Himmel hieße, aber dass dies wohl der falsche Ausdruck uninspirierter Erwachsener war. Schließlich lebe Gott dort und somit alles Gute dieser Welt und es müsse wunderbar sein, dort zu sein. Also könne es doch auch so nennen. Schließlich meine man doch, wenn man sage, man fühle sich wie auf Wolke Sieben eigentlich, dass man sich fühle als spaziere man durch den siebten Himmel.
    Sie sprach von Luzifer, Gabriel und Michael. Cassiel erwähnte sie mit keinem Wort. Zwischendurch gab sie ihm ein wenig der gestohlenen Mango, die sie gierig verspeiste. Er aß nichts. Engel essen nichts. Doch sie schien es ihm nicht übel zu nehmen und zeigte ihm noch am ersten Tag eines ihrer lautstark angepriesenen Verstecke, das sich als eine einfache, längst vergessene und vermoderte Hütte herausstellte.
    Sie lachte viel, tanzte viel, sprach viel. Cassiel öffnete kaum seinen Mund, beobachtete nur dann und wann lächelnd ihre wachsende Freude. Jeden Tag. Immer wieder kehrte er auf die Erde zurück und pflegte die Freundschaft zu dem jungen Mädchen, verbrachte Stunden mit ihr und ihren kindlichen Ideen und mahnte sie, nichts mehr zu stehlen. Sie nahm es sich nicht zu Herzen.
    Doch mit jedem vergehenden Tag wurde Cassiel klarer, dass er dies nicht aufrecht erhalten durfte. Eine Freundschaft zwischen Engel und Mensch konnte nicht für die Ewigkeit sein und mit seinem Eingreifen erschwerte er dem Mädchen, wirkliche Freunde zu finden. Zu sehr klammerte sie an ihm, zu strahlend war ihr Lächeln, wenn sie ihn sah. Doch noch bevor er sich endlich dazu entschließen konnte, dem Urlaub seines anderen Ichs auf der Erde ein Ende zu setzen, forderte die Natur ihren Tribut.
    So drangen in jenem Moment, als er noch darüber nachdachte ob die Freundschaft wohl der Auslöser der zu wachsen schienenden Menschlichkeit in seinem Inneren war, eine wahre Welle an frustrierten Gebeten in seinen Geist ein. Es ging um Verlust und die Bitte eines guten Neuanfangs. Die Menschen der kleinen Insel mussten ihre Häuser verlassen, nachdem der auf ihr befindliche Vulkan bedenklich zu grollen begonnen hatte. Fast verspürte Cassiel so etwas wie Erleichterung. In einem anderen Land würde man dem armen Weisenmädchen Asyl bieten und ihr möglicherweise ein besseres Leben ermöglichen. Zugleich musste er sich nicht von ihr verabschieden, denn die Flucht von der Insel war hektisch und chaotisch. Die Menschen packten alles zusammen, das sie tragen konnten und begaben sich auf die zur Verfügung gestellten Schiffe. Niemand wusste genau, wann es zu dem Vulkanausbruch kommen würde, so suchte man so schnell es irgend möglich war das Weite.
    An diesem Tag kehrte Cassiel das erste Mal seid Wochen nicht auf die Insel zurück und als er am nächsten Morgen dort nach dem Rechten sah, war sie wie leer gefegt. Kein Mensch weit und breit zu sehen, kein Brüllen der Marktschreier erfüllte die Luft, das Bellen der vielen Hunde war verstummt. Ohne zu wissen warum, zog es den Engel ein letztes Mal hinauf auf den Hügel, auf dem er sich so oft mit dem Mädchen getroffen hatte. Mit seiner menschlichen, kleinen Freundin. Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand so schnell, wie es gekommen war, als er sein Ziel erreicht hatte und sie dort sitzen sah, die Beine angewinkelt, ein Vanilleeis im Hörnchen in der rechten Hand, eine Mango neben dem Buch zu ihren Füßen liegend. Sie blickte zu dem nicht allzu weit entfernten Vulkan hinüber und leckte gedankenverloren an dem Eis.
    Cassiel vergaß plötzlich seine angeborene Ruhe und hetzte zu ihr hinüber, noch im Rennen brüllend: „Was tust du noch hier? Du solltest längst fort sein!“
    Sie wandte den Kopf langsam, wie in Trance und lächelte sanft an ihm empor.
    „Ich mag gar keine Vanille“, sagte sie ruhig während sie mit der linken Hand nach der Mango griff und sie empor hob, „und die mag ich auch nicht. Ich war nur so hungrig und die waren am leichtesten zu bekommen. Aber jetzt mag ich sie. Vanille und Mango schmecken nach dir.“
    Der Engel schüttelte den Kopf. Was redete dieser törichte Mensch denn nur da? Sie war verloren, alle Schiffe fort und Gott allein wusste, wann der Vulkan seine Macht demonstrieren und sich ein weiteres Mal als unangefochtener Herrscher über diese Insel zeigen würde.
    „Warum bist du noch hier?“ fragte er ein weiteres Mal und fasste sie dabei an den Schultern.
    Als Antwort stand sie auf, schlich um ihn herum und griff nach seinen Flügeln, die sie nicht sehen konnte.
    „Eins…nicht wegziehen!“, sie verfestigte ihren Griff, als er sich ihr entziehen wollte, „Zwei.“
    Sie lachte herzlich und stellte sich wieder vor den perplexen Cassiel, der nicht verstehen konnte, wie und wann sie ihn enttarnt hatte.
    „Du dachtest, ich wäre dumm. Aber das bin ich nicht. Ich wusste sofort, dass du es bist und dass das Buch recht hatte. Deshalb weiß ich jetzt auch, dass es stimmt, dass du entscheidest, wer auf Wolke Sieben kommt. Weil das doch auch in dem Buch steht“, erklärte sie mit solcher Überzeugung in der Stimme, dass ihn fröstelte.
    Ungläubig schüttelte Cassiel den Kopf. Was für ein teuflisches Werk hatte er dort vollbracht? Was für ein Narr war er gewesen? Niemals in seinem unendlich langen Leben hatte er sich in irgendeine Angelegenheit der Menschen eingemischt. Stets war er der stille Beobachter gewesen. Warum nur hatte er seine Prinzipien gerade für dieses unschuldige Mädchen über den Haufen geworfen. In diesem Augenblick erschien sie ihn mehr wie ein naives, gutgläubiges Kind, als jemals zuvor.
    Nicht bereit, die Konsequenz die sie gezogen hatte zu akzeptieren und in der närrischen Hoffnung, sie vielleicht doch falsch verstanden zu haben flüsterte er ein letztes Mal: „Warum bist du noch hier?“
    Sie lächelte.
    „Weil ich mit dir komme.“
    [tab=Drabbles][subtab=Erkenntnis]Das Leben küsst das Mädchen, heiß und sanft, alle Zweifel sind verwischt. Ihr Herz, es schlägt so wunderbar in ihrer Brust, voll Kraft. Voll Leben. Der blaue Himmel, unerreichbar wie ein ferner Traum, weiß das Kunstwerk namens Welt noch zu perfektionieren. Ein Vogel singt, ein Milan kreischt. Engelsgesang und Dämonengruß. Auf Wiedersehen, Willkommen.
    Sie spürt ihren Körper, spürt das Blut in ihren Adern, spürt das Leben. Sauerstoff in ihren Lungen, der Wind pfeift laut in ihren Ohren und vorbei an ihrem Körper. Über ihr, immer ferner, die Brücke. Unter ihr, immer näher, Beton. Unter ihr der Tod. Zu spät.
    [subtab=Frostbrand]Kaum hat mein Auge den König erblickt, gefriert mein Blut zu Eis. Ich habe Berge bezwungen, Wälder durchquert und Höhlen erkundet. Meine meisterlichen Kampfkünste wurden in Liedern besungen. Doch diesem eisigen Hauch habe ich nichts entgegen zu setzen. Der Meister des Frosts schlägt mit den Flügeln und sogleich scheint diese ganze kleine Welt von Eiskristallen bedeckt zu sein. Eisblaue Blicke dringen tief in meine Seele und lassen selbst die Zeit erstarren. Die Kälte verbrennt meine schutzlose Haut. Die Schönheit des Eises blendet mich. Ich muss die Augen schließen. Bis Arktos, Herrscher der Kälte, mich zu einem seiner Kinder macht.[/tabmenu]


    Das war es mit dem kleinen, wirklich lange nötigen Update. Demnächst werde ich dieses Thema hoffentlich mehr pflegen und sicher auch einmal etwas veröffentlichen, dass nicht extra für Wettbewerbe verfasst wurde xD

  • Hey, Paya! :)


    Mal vorneweg - weder Kurzgeschichten noch Drabbles gehören zu meinem Spezialgebiet, weshalb mein Feedback nicht so 'toll' geworden ist wie die anderen Kommentare hier. ^^' Allerdings hat mir deine KG "Die Pflanzen des Himmels" schon beim Vote für den Wettbewerb schon so gut gefallen, dass ich mir dachte, ich schreibe dir bei dieser Gelegenheit gleich eine Kleinigkeit dazu.~
    Erst mal ein paar Wörtchen zu dem Titel der Geschichte, der mich schon "damals" wirklich angesprochen hat. Er klingt eben nicht wie ein herkömmlicher Titel, sondern gut durchdacht und passt letztendlich auch zur Handlung, was einem allerdings erst bei genauerem Durchlesen und vielem Hineininterpretieren auffällt.
    Nun aber zu der eigentlichen Geschichte; die Idee, dass Xerneas und Yveltal Schwester und Bruder sein sollen, gefällt mir ausgesprochen gut. So stehen sie in einem gewissen Bezug zueinander. Ich muss zugeben, dass mir so etwas sicher nicht so schnell eingefallen wäre, vielmehr hätte ich die zwei Pokémon unabhängig voneinander agieren lassen. Außerdem passend ist, dass sich Xerneas quasi dem Wohl der Erde widmen soll bzw. "zu Groudon gehört", da man nach dem X/Y-Trailer (von dem ich klarerweise annehme, dass du ihn gesehen hast) schon annimmt, dass Xerneas eher ein Bodenbewohner und kein fliegender Hirsch ist, hehe. Groudon hat in der Pokémon-Welt ja das Land geschaffen, aber da es ja ein Boden- und kein Pflanzenpokémon ist, wird wohl größtenteils angenommen werden, dass man ihm nur eine feste Erdkruste und nichts weiter zu verdanken hat. An dieser Stelle kommt bei dir nun Xerneas ins Spiel, sie lässt offensichtlich Pflanzen wachsen. Wieder eine Idee, die mir eher weniger in den Sinn gekommen wäre und so dein Einfallsreichtum beweist. Ebenso die Tatsache, dass Yveltal, obwohl es höchstwahrscheinlich ein Flug-Pokémon darstellen soll, das Wasser aus Kyogre's Meer benutzt, um seiner Schwester zu helfen.
    Was mir in der ganzen Geschichte allerdings ein wenig fehlt und von dem ich während dem Lesen angenommen habe, dass es noch vorkommen wird, ist das Pokémon Rayquaza. Dieses gehört ja in irgendeiner Weise zu Groudon und Kyogre dazu, außerdem kommt in deiner Geschichte ja Yveltal vor, welches eigentlich gut zu Rayquaza passen würde. Allerdings muss ich zugeben, dass ich in 1500 Wörtern auch kein Rayquaza hätte einbauen können, sonst wäre die eigentliche Handlung wegen den vielen legendären Pokémon irgendwie untergegangen.
    Insgesamt hattest du hier aber viele gute Ideen, die du auch allesamt genauso gut umgesetzt hast.
    Ganz besonders loben muss ich dich für den Schreibstil, in dem du den Text verfasst hast. Durch bestimmte Wörter und Redewendungen klingt dieser eben, wie eine Legende auch klingen soll. Für Jüngere möglicherweise etwas anstrengend zu lesen, ansonsten aber sehr passend gewählt. Die Geschichte klingt so altertümlich erzählt und so weiter und so fort.
    Ganz allgemein kann ich nur sagen, dass dies hier eine der gelungensten wenn nicht sogar die gelungenste Abgabe für den Wettbewerb war. Wie oben bereits erwähnt - gute Idee, gute Umsetzung, schöner Schreibstil und so weiter. Es gibt hier wenig daran auszusetzen, ebenso wenig an der Rechtschreibung und Grammatik. Jedenfalls habe ich hier kaum einen gravierenden Fehler entdeckt.


    Sou, das war's auch schon wieder von mir. Wie gesagt, KGs sind nicht mein Spezialgebiet, darum ist mein Feedback auch nicht sonderlich lang (und hilfreich) geworden. Ich hoffe, es hat dich trotzdem gefreut, nach mehr als einem Jahr [voller Inaktivität] wieder einen Kommentar zu bekommen. :)
    ~LG