Dunkelheit.

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  • Prolog


    Seid gewarnt.


    Der Raum war in Dunkelheit gehüllt, nur Bildschirme von verschiedenen PCs erstrahlten grell, Knöpfe und kleine Displays der breiten Armaturen, die die Wände hinter sich verschwinden ließen, blitzten immer wieder auf. Vor einem der Computer hing eine nur schemenhaft erkennbare Gestalt.
    Hielt sie nur ein Nickerchen, oder war sie in Ohnmacht zusammengesunken?
    Leises Surren vielerlei Lüftungen arbeiteten Überhitzungen der Technik entgegen, füllten den Raum mit Geräuschen ähnlich aggressiver Bibor. Damit waren sie so erfolgreich, dass es zwar keine Unregelmäßigkeiten in den Systemen gab, es jedoch so hitzig stickig wie in einer Sauna war, da der Raum über keinerlei Fenster verfügte, wodurch sich die Wärme nach draußen hätte verflüchtigen können.
    Am Rande des Bildschirms war eine Grafik zu beobachten, die sich immer zu ineinander und wieder auseinander sog, in scheinbar unberechenbarer Bewegungsabfolge. Doch in dem Kopf der Gestalt schlüsselte sich diese Reihenfolge auf, machte einen Sinn und gab ihr so einzigartiges Wissen.
    Das Feld mit der Grafik war verkleinert an die Seite verfrachtet worden.
    In der Mitte war groß ein Word Dokument geöffnet, auf denen Buchstaben tanzten. Buchstaben, die lebendig zu sein schienen, führten einen Reigen auf, als wollten sie Regen heraufbeschwören.
    Oder war es Unheil?
    Sie waren nicht unstrukturiert, sondern sprachen scheinbar mit dem Betrachter des Bildschirms, welcher weiterhin keine Regung zeigte, den Kopf seitlich auf der Tischplatte abgelegt. Sie formulierten Worte. Klare, erkennbare Worte.


    Dunkelheit,
    dem Götterschoß entsprungen,
    wandelt unbeständig her,
    hier und dort,
    nirgends, nur Vernebelungen,
    eingeschlossen in des Lichtes Sphär’.


    Unbändig, wie die Elemente,
    zerrt es an seines Pferches Tür,
    stark und stärker immer,
    bleibt euch wenig Zeit noch hier.


    Bösartig und unnachgiebig,
    wo steht die Türe offen?
    Der Schlüssel ist schon lang geschmiedet,
    euer Schicksal längst beschlossen.


    Seid gewarnt.

  • Dunkelheit.


    [Blockierte Grafik: http://i1266.photobucket.com/a…isu89/Northern-lights.jpg]


    Seid gewarnt!
    - ???


    Vorwort


    Vor langer, ich weiß nicht genau wie langer Zeit habe ich versucht diese Geschichte zu schreiben, war jedoch so unzufrieden mit mir und der Resonanz, dass ich es aufgab. Das Problem ist, dass ich die Idee nur sehr gerne mag und ich immer noch ein Bedürfnis empfinde sie nieder zu schreiben. Deshalb sind diese Worte jetzt hier in einem Topic gelandet. Falls euch also der ein oder andere Satz bekannt vorkommen sollte, liegt das daran, dass ihr ihn eventuell schon einmal von mir gelesen habt. Allerdings wurden einige Sachen überarbeitet, so dass es nicht mehr dasselbe ist.



    [tabmenu]
    [tab=Genre]
    School - Life|Fantasy
    [tab=Perspektive]
    Die Geschichte wird teils aus der Ich-Perspektive, teils aus der Erzählerperspektive erzählt werden.
    [tab= Warnung]
    Leider kann ich noch nicht vorhersagen inwieweit ich Gewalt/Liebe schildern werde. Von daher würde ich erstmal eine Einschränkung P 14 empfehlen, weil sich die Hauptcharaktere in diesem Altersdreh befinden werden.
    Wenn ich bedenken habe, werde ich betroffene Kapitel dementsprechend kennzeichnen.

    [tab=Charaktere]
    Ich werde mich um kurze, signifikante Steckbriefe bemühen, die allerdings erst nach vorstellen des jeweiligen Charakters veröffentlicht werden, um möglichst nicht vorzugreifen.
    [tab=Die Welt]
    Die Welt ist eine Kreuzung zwischen der realen und der Pokemonwelt. Isshu, Shinou, etc. sind alles japanische Regionen, hinzu kommen noch die uns bekannten Kontinente und eine von mir erdachte Inselgruppe.
    Das Schulsystem umfasst zehn Klassen, danach wechselt man auch eine Uni oder erlernt eine berufliche Tätigkeit oder reist als Trainer umher.
    Junge Talente auf dem Gebiet der Pokemon, haben auch die Möglichkeit schon nach der siebten Klasse auf eine spezialisierte Einrichtung zu wechseln.

    [tab=Sonstiges]
    Meine andere FF Winterschlaf (Link in meiner Signatur) und diese haben nichts miteinander zu tun. Des weiteren denke ich, dass sich beide im Stil unterscheiden werden, da ich noch jung bin und mich ausprobieren will, dass heißt dass es durchaus sein kann, dass man die eine Geschichte mag und die andere nicht. Trotzdem seid ihr herzlich eingeladen vorbei zu schauen.
    [tab=Apell an die Leser]
    Liebe Leser, da nicht alle von euch gerne Kommentare schreiben, würde ich mich freuen, wenn ihr vielleicht euch für die gelesenen Sachen bedanken könntet (vorausgesetzt euch hat es tatsächlich gefallen), dann weiß ich nämlich, dass ich mich hier nicht mit mir selbst unterhalte, sondern noch Leute mitmachen.
    Herzlichst, eure Finnea

    [tab=Benachrichtigungen]

    [/tabmenu]

    Klappentext


    Was ist meine Rolle im Leben?


    Diese Frage ist wohl die wichtigste im Leben, seinen Platz zu finden, seine Bestimmung, seine Aufgabe. Auf kurzen Kinderbeinen erreicht man den Aussichtspunkt noch nicht, von dem aus man auf den Weg zur Antwort blicken kann, erst mit dem Sprießen des Erwachsenwerdens erklettert man die nötige Höhe.
    So auch Milena und ihre Freunde. Doch während sie im Alltag ihre eigenes Meer an ganz menschlichen, alltäglichen Debakeln erfolgreich zu durchschiffen versuchen, ahnen sie noch nicht, dass das Schicksal längst die Rollen verteilt hat und eine unausgefochtene Partie um die Welt wieder ins Rollen kommt.



    Kapitelübersicht
    - Directlinks -

    Prolog

    Abschnitt 1: Mein Prolog
    Kapitel 1 - Das kleine Letarking

    Abschnitt 2: Die Prüfung - Regulärer Ablauf exklusive

  • Abschnitt 1: Mein Prolog



    Kapitel 1 – Das kleine Letarking


    „Milena, komm nach der Stunde zu mir!“
    Prompt schnellten die Köpfe sämtlicher Klassenkameraden der 8C zu mir herum und ich verbiss mich unangenehm berührt in meine Unterlippe. Wie peinlich, hätte die Donalds mich nicht bei dem Herausgehen darauf ansprechen können? Ich wäre gerne sauer auf sie gewesen, doch blöderweise war sie nicht nur unverschämt jung für eine Referendarin, sondern mir auch noch durchaus sympathisch.
    Jetzt bloß nichts anmerken lassen, das lässt dich ganz kalt!
    „Hey, kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten“, blaffte meine Sitznachbarin Andy den nächstbesten Gaffer an, der sich auch schleunigst daran machte weiter an seinem Arbeitsblatt zu werkeln. Oder tat wenigstens so.
    Unruhig begann ich mit dem Ende meines Kugelschreibers auf dem Tisch zu Trommeln, während das Blatt vor mir ein Resümee an Aufgaben präsentierte, welche ich mit dem Stoff den ich in diesem Jahr gelernt hatte bewältigen sollte.
    Was konnte sie bloß von mir wollen? War es wegen der mal wieder fehlenden Hausaufgaben meinerseits? War ich versetzungsgefährdet? Unwahrscheinlich. Ich war zwar nicht die fleißigste, aber mit dem Stoff kam ich dennoch hinterher und meine Arbeiten fielen im Schnitt solide aus. Also doch die Hausaufgaben. Schrecklich die Dinger! Da verbrachte man schon den halben Tag in Zwanghaft und wenn man endlich Feierabend machen wollte, funkten die Lehrer einem auch noch dazwischen.
    „Vollidiot“, zischte Andy neben mir, starrte dennoch unentwegt den Jungen an, der sich nicht mehr rüber zu schauen traute.
    Amüsiert whisperte ich ihr zu: „So idiotisch fandest du ihn auf dem Dorffest letzten Freitag aber nicht, als du mich ständig zu dem Büchsenwerfenstand geschleppt hast, weil er da geholfen hat. Wo du genau weißt, wie schlecht ich zielen kann!“
    Schlagartig drehte Andy mir ihr Gesicht zu. Sie war blass - man konnte das sowohl als vornehm als auch als käsig bezeichnen, je nachdem ob man sie mochte oder nicht - hatte auffallend viele Sommersprossen im Gesicht, hellblaue Augen, dunkles Haar und ein kleine Stupsnase, die sie immerzu blähte wenn sie sich aufregte, was eher niedlich, als bedrohlich wirkte.
    Ich kostete ihre Fassungslosigkeit vielleicht ein bisschen zu sehr aus, doch immerhin hatte ich für ihre Liebäugelei rund die Hälfte meines Taschengeldes geopfert und dabei war der Monat erst zu zwei drittel um und es standen die großen Ferien vor der Tür. Das hieß weniger Eis im Strandurlaub für mich, weniger herrlich fettige Pommes wenn ich erschöpft aus dem Wasser kam und – am schlimmsten – weniger Slushies!
    „Du blödes Fasasnobweib!“ Damit knuffte sie mich in die Seite und wandte sich mit demonstrativem Schmollmund ihrem Aufgabenblatt zu. Gespielt beleidigt hielt ich mir die Schulter und beschloss mich auch den vor mir liegenden Aufgaben zu widmen.
    Doch kaum hatte ich die erste Aufgabe fertig, klingelte es auch schon zur Pause. Allgemeines herumrücken der Stühle, raschelndes Papier, der ein oder andere herunterfallende Stift waren die Folge des leisen Summens, welches unsere vorübergehende Freiheit ankündigte, gefolgt vom aufleuchten einer viereckigen Wandlampe, was man allerdings kaum erkennen konnte, da Sonnenlicht hell durch die großen, doppelten Fenster floss und unsere Sehnsucht nach dem Draußen schürte. Bald, schien uns eine körperlose Stimme zuzurufen. Bald ist es soweit.
    Das Wort mit S, welches schon seit Schulanfang unsere Hausaufgabenhefte schmückte, gefolgt von seitenlangen Strichen, durchgekreuzten Seiten oder geradezu fanatische wieder und wieder niedergeschriebene Worte, die einander aufs Haar glichen. Sommerferien. Sommer. Ferien. S-o-m-m-e-r-f-e-r-i-e-n. Sommerferien!
    Doch zuerst musste ich irgendwie Frau Donalds umschiffen, denn auf schlechte Nachrichten hatte ich nun wirklich keine Lust, so kurz vor dem großen S. Um ehrlich zu sein hatte ich prinzipiell keine Lust darauf. Wer mag die schon?
    Also hielt ich mich dicht hinter Andy, so dicht, dass ich kurz davor war das Ende eines Verschnallbandes für die Schulterriemen zu packen und mich daran festzuhalten, hielt mich dann doch zurück und machte leise Sohlen. Es war der perfekte Moment, ein paar Nachzügler packten noch oder schauten versonnen durch die Fenster und die Lehrerin schien in das Klassenbuch vertieft, als wir an ihr vorbei zielgerichtet auf die dunkel angestrichene Tür zuzogen.
    „Milena! Ich habe dir doch gesagt, du möchtest bitte hier bleiben!“
    Von mögen konnte ja wohl keine Rede sein, aber eine andere Wahl hatte ich wohl nicht. Andy drehte den Kopf für einen Moment zu mir, warf mir einen mitleidigen Blick zu, dann gab sie Fersengeld. Die letzten Leute im Klassenraum, ausgenommen die Lehrerin und meine Wenigkeit, folgten unaufgefordert ihrem Beispiel. Eine Tüte Mitleid für Milena.
    Während auch der letzte Schüler nicht ohne visuelle Bekundung meines Leides den Raum verließ starrte ich abwesend auf die Uhr an der eierschalenfarbenen Wand neben der schiefergrauen Tafel. Fünf Minuten der kostbaren Pause waren damit schon mal verstrichen, dennoch schien der Sekundenzeiger mit seinen ruckartigen Bewegungen es provozierend langsam zu halten.
    Milena kriegt Ärger, tick.
    Sie ist ein faules Letarking, tack.
    Ganz großen Ärger, tick.
    Das hässliche Ding, tack.

    Schön jetzt bildete ich mir auch noch ein die Uhr lachte mich aus, manchmal hatte ich einfach zu viel Phantasie.
    „Milena?“
    „Ja?“, antwortete ich und bekam vor Schreck einen Schluckauf. Und damit meine ich keinen mädchenhaft putziges kicksen, wenn ich Schluckauf hatte hörte sie das an, wie ein Walraisa mit hochgradigen Zwerchfellproblemen. Als ich mich zu ihr wandte, blickte sie von unserem Klassenbuch aufmerksam zu mir auf. Ich fühlte mich unwohl, da ich stand und sie noch auf ihrem Stuhl saß. Eigentlich hätte ich mich auch lieber hingesetzt …
    „Wie geht es dir?“
    „Wie es mir geht?“, fragte ich verwirrt. „Hicks!“
    Ich räusperte mich, versuchte einen angebrachten Ton für ein Schüler-Lehrer-Gespräch an den Tag zu legen: „Entschuldigung. Mir geht es gut. Hicks. Die Klausuren sind im Rahmen ausgefallen und nehmen Sie es mir bitte nicht übel, aber ich freue mich schon sehr auf die Sommerferien.“ Zaghaft lächelte ich.
    „Oh nein, ich nehme euch allen das nicht übel, ich freue mich auch schon sehr darauf, die Klausurenzeit ist als Lehrer noch schrecklicher, als damals als Schüler.“
    Stumm nickte ich zustimmend, auch wenn ich vom Lehrerdasein keine Ahnung hatte. „Hicks!“
    „Aber genug von mir, welche Schule besuchst du nach den Sommerferien?“
    Komische Frage eigentlich, hier gab es nur eine Schule mit integrierter Oberstufe einschließlich der 10. Klasse. Erst wenn man studieren wollte musste man wechseln. Und wo blieb eigentlich die befürchtete schlechte Nachricht? Worauf wollte sie überhaupt hinaus?
    Ein wenig kniff ich die Augen zusammen, eine Angewohnheit, wenn ich versuchte jemanden zu durchschauen.
    „Ich gehe in die neunte Klasse?“, antwortete ich, obwohl sich das nicht so richtig auf ihre Frage bezog. „Hicks!“ Vielleicht, wollte sie mit Samthänden mir beibringen, dass ich durchfiel? Aber, wo, bei ihr …
    „Hmm“, meinte sie darauf versonnen und schwieg einen Moment, fixierte einen unbestimmten Punkt durch ihre gerahmten, rechteckigen Brillengläser, eine Hand unter dem Kinn, die andere kratzte eine Stelle zwischen den krausen rotblonden Locken.
    Mein Blick viel auf das Tafelbild, dort war ein Raupy abgebildet daneben die wichtigsten Daten. Seine Augen schienen mich anzustarren.
    „Hast du nicht mal darüber nachgedacht dich an der Cresselia zu bewerben?“, ließ sie mit einem Mal die Bombe hochgehen.
    „Die Cresselia?“, quietschte ich dass sogar mein Zwerchfell in erstaunter Haltung den Schluckauf vergaß, meine Gesichtszüge entglitten mir und ich hörte für einen Moment auf nach zu denken. „Wollen sie mich veräppeln?“
    Gut das war nun wirklich kein angemessener Umgangston, aber das konnte sie doch unmöglich ernst meinen.
    „Ja, ich meine die Cresseliacademy. Du bist meine beste Schülerin an der ganzen Schule, zumindest was Pokemonfächer betrifft. Die Oberstufe eingeschlossen. Deine anderen Fächer sind auch in Ordnung, da habe ich mich schon mit deinen anderen Lehrern abgesprochen.“
    „Aber, aber“, stotterte ich, bis das Laufwerk in meinem Kopf wieder ansprang. „So schlau bin ich nun auch wieder nicht!“ Ein bisschen trotzig.
    „In welchen Farben kommen Sumpex vor?“
    „Was? Ach so, blau und rosa, aber was ich … “
    „Auf welchen Trainingslevel wird ein wildes Abra eingeschätzt, wenn es Psychokinese beherrscht?“ Ich schaue sie völlig verständnislos an. Was war dass den für eine Frage?
    „Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Abras kognitiven Fähigkeiten sind zwar schon in der ersten Form hoch veranlagt, aber ungezähmte haben allgemein ein scheues Naturell und würden sich statt zu kämpf schnell woanders hin materialisieren. Also gar nicht, außer man vernachlässigt die Wildheit. Wenn es sich um ein Pokemon mit Trainer handelt, zu dem das Abra eine gute Bindung hat, kann es sich überwinden auch anzugreifen. Das ist doch eine Fangfrage – aber egal, ich will doch nur sagen, dass…“
    Sie unterbrach mich schon wieder: „Siehst du, das meine ich, mit beste…“
    „DAS!" Na, wie fühlt sich es sich an unterbrochen zu werden, Fräulein Lehrerin. Ätschbätsch! „Ist die beste Akademie überhaupt und wir sind hier in einer Dorfschule. Also, beim besten Willen, wieso wollen sie mich dafür, ähm, warum sollte ich mich da einschreiben? Der Bewerberpool ist riesig. Und wir sind zwar nicht arm, aber jeder weiß, dass die Akademie sauteuer ist.“
    „Eben weil wir eine Dorfschule sind, wärst du doch für eine so profilierte Schule eine interessante Kandidatin für ein Stipendium. Und ich fände es schade, dass, nur weil du hier lebst, du nicht auch deine Chance nutzt. Schließlich haben wir immerhin den einen Vorteil, dass die Akademie quasi vor unserer Tür steht, wenn auch ein Meer dazwischen ist.“
    Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Ich an einer, nein, der renommiertesten Akademie für so ziemlich alles was mit Pokemon zu tun hatte? Lächerlich!
    „Hicks!“

  • Abschnitt 1: Mein Prolog



    Kapitel 2 – Jäger und Beute


    Ständig blitzten endlose Reihen von hohen, schlanken Baumstämmen an ihr vorbei. Sie ragten hoch in den Himmel, standen dabei so engstirnig beieinander, dass sie bei ihren Tempo zu hölzernen, mit rauer Rinde überzogenen Mauern zu verschmelzen schienen. Die Luft war schwer, da es die vorherigen Tage geregnet hatte. Der nassfeuchte Waldboden schmatzte bei jedem Schritt den sie tat, als würde er jeden ihrer Füße küssen. Die Sonne starrte mit ihrem brennend heißen Gesicht vermutlich schon von der Mitte des Himmels herab, doch die meisten ihrer Sonnenstrahlen wurden von den dichtgedrängten Bäumen verschluckt, so dass der Wald an sich nur von spärlichen Licht zerschnitten wurde. Die vereinzelten Sonnenstrahlen die bis hierunter drangen, wanderten schnell über mich hinweg, malte bewegliche Muster auf sie, als hätte sie ein lebendiges Tattoo.
    Vor ihr galoppierte ein vierbeiniger Schatten dahin, die gespaltenen Hufe schleuderten beim ausholen ihr immerzu dunkle Erde entgegen. Als ob nur immerzu die schier unerreichbar scheinenden, weglaufenden Schenkel vor sich zu sehen nicht schon provozierend genug gewesen wäre.
    Wie schon einige Male zuvor vermaß sie den Abstand zwischen ihr und ihrem Ziel. Es war ein faszinierendes Szenario, Jäger und Beute. Dieses Biest, welches sich ständig ihrer Reichweite entzog, sobald sie zu nahe kam. Langsam wurde der Wald lichter.
    Eins, zwei, drei große Sprünge, die schwarze Silhouette fast schon zwischen ihren Fingern geglaubt, sprang die Gejagte quer über ein paar niedrige Farnsträucher, welche sich zwischen dem Moos hervor gekämpft hatten und brachte sie so aus der Fassung. Allerdings nur kurz, denn kaum dass sie sich gesammelt hatte und sicher war nicht über ihre offenen Schnürsenkel zu stolpern, setzte sie mit einem Sprung der jedem Haspirorkindergarten Ehre gemacht hätte über die Hecke, um wieder den Schatten vor ihr für den nächsten Angriff fixieren zu können. Das Sonnenlicht, welches nun durch die Bäume drang blendete sie kurzzeitig. Trotzdem versuchte sie noch einmal zu beschleunigen und wunderte sich einen Moment, warum der Schatten auf einmal zu wachsen schien, da erst merkte sie, dass das Fluchttier vor ihr mit einem mächtigen Sprung über eine Hecke setzte, die sich an dem Rand des Waldes hochgezogen hatte. Nun ja, war jetzt auch egal, sie versuchte erst gar nicht auszuweichen. Über Sprungkräfte, in dem Ausmaß, um diese Hecke meistern zu können, verfügte sie auch nicht durch das Adrenalin, welches mit hoch getriebenem Puls durch ihre Adern rauschte.
    Stattdessen stob sie durch das Dickicht ohne Rücksicht auf ihre freiliegenden Hautpartien zu legen. Dornen schnitten oberflächlich in ihre Haut, aber sie spürte es kaum.
    Die Lichtung war kreisrund von grünem Gras gespickt, viel heller als der düstere Rahmen des Waldes. Der Himmel über uns erstrahlte in einem traumhaften Hellblau.
    Das Wesen, welches vor ihr über die Lichtung fegte, glitzerte in der Sonne von dem Tau, den es durch seinen wilden Galopp von dem hohen Gras mit sich riss und der nun seinen Körper wie ein Spinnenetz umwob. Seine Brust, sein Hals und sein Kopf waren von gelbem Fell bedeckt, durch das sich braune Flecken zogen. Über den Bauch verdunkelte sich das Fell und die Farben wechselten ihr Spiel, bis das Fell kastanienbraun über die Flanken rankte und die Flecken sich im hellem gelb abhoben. Das der nun in Farbe getauchte Schatten wandte sich zu seiner Verfolgerin um. Sie blickten nun zwei Gesichter an. Zu einem der kleine Giraffenkopf mit rosa Nüstern, die Haut dort, die von dem Fell ausgespart wurde, war von dem hitzigen Sommer leicht angesengt. Von dort bis zu seiner Stirn zog sich eine weiße Blässe aus der zwei Onyxe blickten. Dahinter, wo eigentlich die Mähne hätte sein sollen, bildeten immer größer werdende Zacken aus rotem Horn eine Linie über den Widerrist bis hin zu seinem zweiten Gesicht. Es saß anstelle eines Schweifes oder eines Schwanzes und blickte mich aus seinen schwarzen Gesichtszügen mit gebleckten Reißzähnen an.
    Ohne auf dieses immer wieder verwirrende Bild zu achten, hechtete sie aus dem Zwielicht des Waldrandes in die Sonne meiner inzwischen wieder in den Trab verfallenen Beute hinterher.
    Der Giraffenkopf prustete durch die Nüstern, als sein Blick auf sie fiel, der zweite klapperte nur unheimlich mit den Zähnen und gab merkwürdige Geräusche von sich, die wohl ein Lachen darstellen sollten. Sie konnte es meinem Gegenüber kaum übel nehmen, da sie inzwischen eher einem wilden Pokemon, als einem Menschen glich.
    Die hochgeschlossenen, ursprünglich schwarzen Sneakers, von Schlamm überzogen, der sich weiter die eng geschnittene, schwarze Sporthose hochzog. Neben Schlammspuren zogen sich Striemen, die von den unzähligen durchstobenen Dickichten herrührten, über das weite, nachtblaue Shirt.
    Ihre fast schwarzen Augen gierten nach der Beute, der darüber sitzende, rotbraune Schopf war größtenteils unter einer weinroten Beanie versteckt und die wenigen Strähnen die hervorlugten, schienen im Sonnenlicht wie Kohle zu glühen. Ein Blick auf ihre Arme am unteren Rande ihres Blickfeldes, offenbarten ihre lauter Kratzer von der Jagd , von denen sie auch einige im Gesicht wusste, doch durch den fiebrigen Adrenalistoß spürte sie den Schmerz so gut wie gar nicht.
    Dann rannte sie auf ihre Beute zu, die endlich stehen geblieben, endlich erreichbar, fassbar war.
    „Hab ich dich Girafarig!“, mit ungestümen Grinsen, machte sie einen letzten Satz auf das stark schnaubende Pokemon zu, breitete im Flug die Arme aus und umschlang damit den Hals des Pokemons. Sie landete mit dem Oberkörper auf ihm. Das Gewicht reichte eigentlich bei weitem nicht um ein stolzes Girafarig auf den Boden zu zwingen, doch in dem wilden Gerangel ließ es netterweise seine Beine einknicken, um ihr diesen Sieg zu gewähren.
    Sier war allerdings überzeugt davon es niedergerungen zu haben und streckte ihm auch prompt, unüberlegt wie so oft, frech die Zunge raus und meinte: „Du warst ein würdiger Gegner! Betonung auf war, Präteritum!“
    Prustend erhob sich Girafarig, wand sich dabei aus ihren Armen und richtete sein Hinterteil auf sie. „Ach, jetzt sei doch nicht eingeschnappt, Milo!“, gluckste das Mädchen noch über meinen eigenen schlechten Witz zuvor und bemerkte fast zu spät, was gerade geschah.
    „Nein, nein“, immer noch halb kichernd schüttelte sie den Kopf, als sie die Ernsthaftigkeit dieser Reaktion des Pokemon sah. Die Mütze flog und enthüllte ihren völlig verrutschten Dutt. „Das wirst du nicht tun!“
    Sie wartete kaum einen Wimpernschlag ab, bis sie schlussfolgerte, dass Milo sehr wohl ernst machen würde, richtete sich unbeholfen auf, um dann in entgegen gesetzter Richtung davon zu stürzen. Und zwar stürzen im wahrsten Sinne des Wortes, wobei sie den allgemein populären Rat vernachlässigte, dem Gegner niemals dem Rücken zuzukehren.
    Währenddessen formte sich vor dem Reißzahngesicht eine schwarze Energiekugel und schoss ihr, dem anvisierten Ziel, hinterher, so dass sie beinahe am Allerwertesten getroffen wurde, doch es gelang ihr noch ein lächerlich wirkender Sprung in die Luft, bevor sie strauchelte, so dass sie haarscharf hinter dem Energieball landete. Bauchlandung eingeschlossen.
    Um nicht weiter dem Zorn des Pokemon ausgesetzt zu sein, versuchte sie sich mit allen vieren gleichzeitig vom Fleck wegzubewegen, dabei rutschte sie auf dem taunassen Gras weg und machte sich schließlich mit wehenden Fahnen davon. Sie wollte auf keinen Fall riskieren, dass Girafarig sein restliches Attackenarsenal an ihr erprobte.
    Einen gespielten Kampfschrei ausstoßend, setzte Girafarig hinterher. Endlich, jetzt durfte es Jäger sein. Sie spielten das Spiel viel zu selten.


    Kaum stand das Mädchen samt Girafarig in der Haustür, wurde ihr prompt klar wieso sie so selten zusammen Fangen spielten. Wobei selten subjektiv war, denn dem Gesicht der Person nach zu urteilen, die die beiden in der Haustür erwartete, spielten sie das immer noch zu oft.
    Missbilligend zog die Mutter, die Mundwinkel nach unten. Sie war hübsch und sah noch sehr jung aus. Ihre Hautfarbe war auch winters oliv, jetzt im Frühsommer bereits braungebrannt, das Haar, lang, dick, dunkel und gewellt. Das Gesicht glich dem des Mädchens offensichtlich, nur die Nase der Tochter war länger, wie die von ihrem Vater.
    „Wie alt bist du, Milena?“, fragte sie sie streng.
    „Vier“, kam die Antwort grinsend und unverhohlen gut gelaunt. „Höchstens!“
    „Ich dachte du wolltest joggen gehen?“
    Die Angesprochene legte dem Kopf schief, als sagte sie ihr: War ich doch offensichtlich.
    Dann gab sie ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange, kickte die Sneakers in die grobe Richtung des Schuhschrankes, nah genug, dass man die Intention erkennen konnte und weit genug entfernt, dass sie keinen unnötigen Schritt von der Mitte des Flurs wegtun musste. Schnell verschwand sie anschließend schleunigst aus dem Blickfeld ihrer Mutter, bevor sie entschied, dass sie ihr zu frech wurde und ihr eine Predigt hielt, bei der, vom Enthusiasmus her, jeder Spitzenpolitiker anerkennend in die Hände geklatscht hätte.
    „Dieses unerhörte Kind!“, hörte sie es schon meckern. „Und du, Milo, weg mit den Nüstern von meiner Hose, die war preislich im selben Bereich wie deine letzte Winterration Silage und Stroh zusammen, sieh also zu, dass du nächsten Winter nicht auf Diät gesetzt wird, wenn ich mir die noch einmal neu kaufen muss!“

  • Hey Finnea :)
    Nachdem ich gesehen habe, was für ein nettes Kommentar du mir hinterlassen hast, wollte ich mir im Gegenzug deine FFs ansehen. Und ich sag dir gleich vorab: Ich habe es nicht bereut! Hat mir sehr gut gefallen bis jetzt. ^^ Übrigens finde ich es schade, dass so wenig Leute (hier bis jetzt ja keine) schriftliche Rückmeldung auf diese FF gegeben haben! Wenn man sich die Zeit nimmt, die Kapitel zu lesen, fände ich es auch fair, dem Autor/der Autorin wenigstens ein kurzes Kommi zu schreiben.


    Prolog:
    Fängt bereits spannend und beinahe eine Spur unheimlich an. Zumindest stellte ich es mir so vor, in einem dunklen Raum zu sitzen, wo nur die Bildschirme leuchten. Das Gedicht finde ich auch schön gelungen und vor allem ein guter Abschluss. Ich mag diese Art von "Prophezeiungen" sowieso, je verschnörkelter, desto besser. ^-^


    Startpost:
    Das Bild ist schön gewählt, der Post übersichtlich und gut strukturiert, alles Nötige wurde erwähnt - Kurz, habe gar nichts daran auszusetzen. Finde es auch gut, dass du keine ausführlichen Charakterbeschreibungen in den Startpost gibst, da der Leser die Figuren meiner Meinung nach mit der Geschichte kennen lernen soll.

    Kapitel 1-2:

    Der Prolog war wohl für einen kleinen Spannungsschub gedacht, mit den darauffolgenden Kapiteln stellst du deine Hauptfigur Milena vor. Welche mir, im Übrigen, schon äußerst sympathisch ist! :D Ich liebe es, dass sie/bzw du als Autor immer diesen erfrischenden Witz einbringt - das lockert die Geschichte auf und gibt mir wirklich das Gefühl, Teil von Milenas Gedanken zu sein. Ich weiß nicht, wie andere das sehen, aber bei mir hast du es auf jeden Fall geschafft, mir deine Prota schmackhaft zu machen. Einfach ein fröhliches, herzensgutes Teenie-Mädchen, aus dessen Perspektive ich gerne lese. :)
    Ansonsten gefällt mir der Inhalt bis jetzt auch gut: Milenas Lehrerin empfiehlt ihr, auf eine andere, laut unserer Prota eine Elite-Schule zu wechseln, weil sie besonders viel über Pokemon weiß. Das 2. Kapitel stürzt sich sofort in eine wilde Verfolgungsjagd mit einem Girafarig, von dem man später erfährt, dass diese Jagd nur gespielt ist und es sich bei dem Pokemon eigentlich um ein Haustier handelt.
    Ich bin gespannt, wie es Milena auf dieser Cresselia-Schule ergehen wird (sollte sie dem Drängen ihrer Lehrerin nachgeben), aber zuerst kommen ja mal die Sommerferien, auf die sie schon eine Ewigkeit hinfiebert. Als Leser frage ich mich natürlich gleich neugierig, ob du die Ferien beschreiben wirst (z.B. weil in dieser Zeit etwas Wichtiges passiert) oder ob wir mit einem Zeitsprung zur neuen Schule "switchen". xD
    Ich freu mich jedenfalls, mehr von Milena zu lesen; durch die zwei Kapitel ist sie mir irgendwie schon sehr ans Herz gewachsen. ^^ Und wird sie auf der Cresselia-Schule möglicherweise einen schnuckeligen Jungen kennen lernen? xD (In der "empfohlenen Altersfreigabe" erwähntest du ja, dass punkto Romantik etwas kommen wird ;) )


    Kurz noch zum Schreibstil:
    Ich wollte unbedingt anmerken, dass ich deine Wortwahl sehr ausgefallen und künstlerisch finde :love: Du setzst auf starke Verben, was für einen guten Schreibstil unabdinglich ist. Behalte dir das bei! :)


    So, ich hoffe, ich konnte dir mit meinem Kommentar zeigen, wie die Geschichte auf mich gewirkt hat. Oh und ich melde mich gleich mal für die Benachrichtigungsliste an ;D


    LG
    Sanny


  • Abschnitt 1: Mein Prolog



    Kapitel 3 - Lächerlich?


    Wir wohnten am wahrscheinlich einsamsten, zivilisierten und ständig bewohnten Ort der Welt, ein kleines unscheinbares Fleckchen Erde namens Blue - Island, das zu einer Inselgruppierung vor der japanischen Küste gehörte, welche auf der Höhe von Isshu lag. Diese Gruppierung wiederum, war im Besitz der USA, die hatten – ganz patriotisch – den ganzen Spaß Washington Islands getauft, nach dem ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten. Auf der Hauptinsel, thronte die Akademie, ansonsten gab es nur drei bewohnte Inseln, von denen unsere die kleinste war, mit einem 800 Seelen Dorf. Die restlichen Inseln, von denen es noch zahlreiche gab, waren Naturschutzgebiete, welche, außer von Forschern und Rangern, eigentlich nicht betreten wurden.
    Achthundert Menschen, na ja, meine Familie abgezogen, also 796 Einwohner mit denen ich in Kontakt treten konnte auf Englisch übrigens, der Amtssprache hier. Das hieß, wenn ich mich die viertel Stunde zwischen unserem Haus und dem Dorf bequemen wollte. Zuerst hatten wir im Dorf in einem unscheinbar langweiligen Reihenhaus gewohnt, doch da mit uns das einzige Pokemon – mal abgesehen von umherreisenden Flugpokemon – hergezogen war und die Leute im Dorf sich einfach nicht daran gewöhnen wollten, teilweise sogar überhaupt erst vom Festland übergesiedelt waren, weil es hier so gut wie keine Pokemon gab, hatten meine Eltern beschlossen ein Haus auf einer großzügigen Waldlichtung zu bauen.
    Unser neu gebautes Haus, war anders als die Reihenhäuser oder entzückenden Einfamilienhäuser im Dorf. Es war großzügig angelegt, weiß verputzt und schien mehr aus riesigen Glasfronten, als aus Mauern zu bestehen. In Vollmondnächten brauchte man nachts eigentlich gar nicht das Licht anzumachen. Ein Luxus, den man sich unbesorgt nur leisten konnte, wenn man im einzigen Haus weit und breit wohnte. Die Einrichtung, die hauptsächlich meine Mutter an sich gerissen hatte, hatte in den allgemein benutzten Räumen die schlichte Eleganz von großrahmigen, meist schwarzen, grauen, weißen oder cremefarbenen, Möbeln aus dem Luxuskatalog. Ja, sie legte großen wert auf das Wort mit L. Luxus.
    Das war nicht verwunderlich, denn sie kam aus ärmlichen Verhältnissen in Kroatien und hatte nun mit meinem Vater eine ganz gute Partie gemacht. Wir waren nicht reich, das Haus gehörte nicht etwa uns sondern der Firma für die mein Dad arbeitete, war eigentlich so etwas ein Beispiel für die Qualität der Firma. Uns war es gestattet darin zu wohnen und es stilvoll einzurichten, solange wir es bei Interesse für Führungen zur Verfügung stellten. Quasi: ein bewohntes Musterhaus. Mein Vater, ursprünglich in Nordamerika geboren, hatte es selbst entworfen, denn er war Architekt bei der Firma, die Blue – Island als Baugrund aufgekauft hatte und als solcher bekam er angesichts der dünnen Bevölkerung der Insel nicht sonderlich viele Aufträge. Meine Mutter arbeitete auch, früher vor Ort nun von Haus aus für einen kroatischen Techniksupport im Telefondienst. Die beiden hatten sich in den USA kennengelernt, als meine Mutter dort als Au – Pair arbeitete. Sie waren erst Freunde und nach der ersten Ehe meiner Mum mehr. Und meine Mutter hatte die Hosen an, dank südländischem Temperament.
    Das einzige Zugeständnis welches sie meinem Vater also gemacht hatte, waren sein Bücherregal aus warm leuchtend braun gebeizten Teakholz, welches mit alt duftenden, bunt eingebundenen Büchern gefüllt war und seinem ausgesessenen schwarzen Lesesessel aus Leder.
    In genau diesem saß er, als ich hereinkam.
    „Na Lenka, mein Schatz, bringst du mein Mädchen wieder auf die Palme?“, lachte er gedämpft, legte sein Buch zur Seite – Moby Dick – und öffnete seine Arme in die ich mich fallen ließ.
    „Ja, ich lass sie nur für dich tanzen. Also im übertragenen Sinne, außerdem bin ich doch dein Mädchen“, erklärte ich ihm, während ich seitlich auf seinem Schoß platz nahm und sein Buch in die Hand nahm, einfach nur um etwas zwischen den Fingern zu haben, spielte Daumenkino damit.
    „Ach, also tanzen im nicht übertragenen Sinne fände ich auch nicht schlecht!“
    „Papa!“, maßregelte ich ihn und gab ihn einen Knuff. Wenn man von einer Sache nichts wissen wollte im Leben, war es die Existenz jeglicher körperlicher Anziehungskraft zwischen den Eltern. „Nenn sie doch Baby.“
    „Baby?“
    „Ja wie in Dirty Dancing, sollen manche ja sehr romanisch finden.“
    „Aber du bist doch mein Baby, ich hab dich auf die Welt kommen sehen.“
    „Ja, wir haben’s auf Band“ Eine Tatsache, die ich mir nicht gern ins Gedächtnis rief. „Nenn mich dann lieber Lenka. Damit machst du mich und Mama glücklich, wenn du die slawische Kurzform von Milena benutzt.“
    Damit sprang ich ohne Rücksicht auf Verluste von seinem Schoß hoch, was er mit einem Ächzen quittierte und machte mich auf Richtung Treppe, nachdem ich mich versichert hatte, dass Mum in die Küche weitergezogen war.
    „Lenkaaa“, schallte es mir im Rücken und als ich mich umschaute, sah mich mein Vater mit Schnute an. Ich verdrehte spaßeshalber die Augen, ging noch einmal zu ihm, um ihn einen Schmatzer auf die Wange zu drücken und verkrümelte mich schließlich über die erste Etage.


    C. C wie Cresselia. Cresselia.
    Nein, nichts hier, Washington. So was Lächerliches hatte ich selten gehört. Ich und eine Elite – Akademie, na klar, sonst noch Wünsche? Darf es nächstes Jahr ein Nobelpreis sein? Nein, nein, nein. Völlig lächerlich, hörst du hier Ernsthaftigkeit? Ich lach dir ins Gesicht: haha, haha!
    Doch so sehr ich in Gedanken darauf herumritt, hätte ich es wirklich lächerlich gefunden, wäre es mir egal gewesen und ich hätte mir es nicht selbst ständig madig machen müssen.
    Eigentlich war mein eigenes Zimmer mein Ziel, welches auf der nach Westen gewandten Seite des Hauses lag. So konnte ich mir jeden Tag durch die Panoramafensterfront, an die ich auch mein Bett hatte aufstellen lassen, den Sonnenuntergang anschauen. Schließlich landete ich jedoch am Ende des Flures, bei dem Zimmer Richtung Norden. Dem Zimmer meines Bruders.
    Der studierte im Übrigen schon auf dem Festland Ingenieurswesen. Obwohl er also Ahnung von Maschinen haben musste, hatte meine Mutter mich gebeten um nicht zu sagen angefleht weiterhin den Sonntagskaffee für sie und meinen Dad zu machen. Derzeit waren Semesterferien, deshalb war mein Bruder zu Hause. Er war gestern Nacht irgendwann mit einem Leihboot angekommen, ich hatte schon schlafen müssen, denn gestern war erst Donnerstag, also ein Tag nach dem wahnwitzigen Vorschlag meine Lehrerin gewesen. Diese Frau Donalds, aber gut, wer nach einer Fastfoodkette benannt ist, kann ja nicht ganz sauber laufen.
    Ich trat ohne anzuklopfen herein.
    Mein Bruder saß auf dem Boden inmitten von verstreuten Klamotten, hatte knallrote Kopfhörer auf, doch ich konnte die Musik trotzdem bis zu meinem Standpunkt hören. Wenn man bedenkt, dass solche gedämpft sind, dann machen es seine Ohren wohl nicht mehr lange, andererseits kann das durchaus vorteilhaft sein, falls er später in einer Maschinenhalle arbeiten sollte. Vorraussetzung war natürlich er würde weit mehr als die Funktionsweise der Espressomaschine verstehen, was bisher ja eher semigut funktionierte.
    Er sah ein bisschen aus als hätte er meditiert, aber vermutlich war er nur kurz weggenickt – und das bei Devil in a Midnight Mess von Billy Talent. Manchmal hielt man ihn für den jüngeren Bruder meiner Mum, weil sie sich sehr ähnlich sahen, nur war sein Gesicht, typisch männlich, markanter. Er modelte auch neben seinem Studium.
    Seine dunklen Augen fixierten mich, dieselben wie meine. Mit einer fließenden Bewegung legte er seinen Kopfhörer in den verschwitzten Nacken.
    „Was ist hier passiert, dass man nicht mehr anklopft, bevor man reinkommt?“
    „Ich bin passiert!“
    „Ich hab es schon befürchtet“, meinte er und raufte sich mit einer seiner großen langen Hände den Stirnschopf.
    „Was gibt’s Zwerg?“
    „Nichts“, antwortete ich und merkte im selben Moment, dass es gelogen war.
    „Ja, was frag ich auch, war wohl zu viel erwartet, dass du einen Grund brauchst um mich zu nerven.“ Tiefes, ziemlich gut gespieltes Bedauern lag in seiner Stimme, am Ende setzte er noch einen, langen sehr geschafften Seufzer oben drauf.
    „Dafür werde ich mich nicht entschuldigen, das ist mein Job!“, erklärte ich ihm mit aller Inbrunst, die ich dafür aufbringen konnte. Was offen gestanden eine beträchtliche Menge war. Wozu war denn ein großer Bruder sonst da?
    Und noch wichtiger, wieso war eigentlich ich gerade hier, jetzt in seinem Zimmer?
    „Miiiirkoooooh?“
    „Zweeeeeheeeerg?“, äffte er meine Stimme nach, was aber eher witzig, als beleidigend klang. „Willst du etwa doch was?“
    „Na ja … “, murmelte ich so leise, dass es fast verschlungen wurde. Ich hatte den Vorschlag von Frau Donalds noch niemandem anvertraut. Es war die eine Sache für sich darüber zu grübeln, eine andere es auszusprechen.
    „Also meine Lehrerin in Pokemonkunde, sie … “ Ich hielt inne, die Worte zögerten in meinem Mund, traten vor den Zahnreihen zurück, als stünden sie vor einem Eissee, den sie durchschwimmen mussten. So breit wie die Themse. Ja oder nein? Vor oder zurück? Jetzt hatte ich noch die Chance einen Rückzieher zu machen, aufzulachen, sagen: „Reingelegt!“, eine Unterhose von ihm, die vor meinen Füßen lag zu klauen und mich aus den Staub zu machen, die Wäsche wie eine Fahne in der Hand gehisst.
    War die eigentlich gewaschen?
    Konzentrier, dich, Milena!
    Ich schüttelte den Kopf, die Augen geschlossen, holte einmal tief Luft und machte die Augen wieder auf. Mein Bruder blickte mich immer noch an, ein merkwürdiger Ausdruck lag in seinem Augen. Er merkte, dass das hier mir wichtig war. Er wusste es bevor ich es wusste.
    „Frau Donalds hat gesagt ich sollte mich an der Cresselia bewerben, du weißt schon;
    Cresselia, eine Akademie mit Standards.
    Oh Cressiaaaahcademyyy,
    Fleiß, Tapferkeit, Wahrheit,
    diese Schüler bringen es weit.

    Ich kannte den Werbespot ziemlich gut. Ich hatte ihn schon so oft gesehen. Natürlich brauchte die Cresseliacademy eigentlich keine Werbung, um Bewerber zu finden, aber sie schienen eben die Besten auch aus den fernsten, kleinsten Ecken locken zu wollen. Internationalität. Multikulti.
    Der Werbespruch war mir so gut ins Blut gegangen, ich hätte ihn im Zweifel auch Rückwärts im dreifachen Tempo aufsagen können. Sdradnast tim Eimedaka enie, Ailesserc …
    Und ja, ich hatte auch schon selbst überlegt hinzugehen. Aber das war eher so ein Tagtraum, den jeder einmal hatte. Wer dachte denn nicht schon mal daran, wie es wäre auf der besten Schule für irgendwas zu sein. So was wie Harvard zum Beispiel. Aber nicht jeder glaubte eben tatsächlich an diesem Traum.
    Tat ich das, also?
    Tust du das Milena?
    „Total lächerlich, die sagt ich sollte mich an dieser supertollen Akademie bewerben. Weil ich angeblich ihre beste Schülerin bin, total lächerlich, nicht wahr?“
    Ich weiß nicht ob ich ihn erwartungsvoll, oder verzweifelt anstarrte.
    Er schaute mir tief in die Augen, stand auf und stellte sich vor mich. Er war anderthalb Köpfe größer als ich, aber schlank und wendig, wie ein Wiesenior. Langsam legte er den Kopf schief, als wolle er meinen Schädel mit Augenmaß bemessen und daraus errechnen was darin vorging, beziehungsweise darin vorgehen konnte. Ich wusste offengestanden selber keine Antwort darauf. Aer Gehirnteil, indem sich mein logisches Denken befand, träumte wohl selbst gerade, wie es wäre in einem klügeren Kopf zu sitzen.
    Mirko atmete hörbar aus. Er sprach ganz ruhig.
    „Du hast recht. Das ist total lächerlich.“
    „Was?“, quietschte ich mindestens so entsetzt, wie zwei Tage zu vor. Wie konnte er so etwas sagen? Dieser Vollidiot! Dieser kleine …
    „Was, was? Das ist doch was du hören wolltest.“
    „Ich“, wollte ich mich verteidigen, aber dann machte es Klick in meinem Kopf. Er hatte recht. Er gab mir genau das was ich wollte. Und das ich damit nicht einverstanden war, war nicht seine, sondern meine Schuld, weil ich das eigentlich falsche hören wollte. Mein Herz wusste ziemlich genau, wo es schlagen wollte. Dort wo die talentiertesten das Gebiet der Pokemon studierten. Das große C.
    Da ich mitten im Satz stehen geblieben war, stand mein Mund immer noch offen. Mirko schob mein Kinn hoch und wuschelte mir durch den Schopf mit den Wort: „Mund zu, es zieht und ich will meine Ferien nicht mit einer Erkältung im Bett liegen, Zwerg. Ich würd’ übrigens langsam mal den Hintern hochbekommen und überlegen, wie du Mum das beibringst.“
    Den letzten Satz hörte ich zwar, begriff ihn aber nicht ganz, weil ich viel zu abgelenkt von meiner eigenen Erkenntnis war. Danach verließ er das Zimmer.


    „Was willst du?“, fragte meine Mutter mich, obwohl ich nicht genuschelt hatte. Sie hat es wohl verstanden, gab mir eine Chance zurückzunehmen, was ich gerade von mir gegeben habe. Ich schaute sie trotzig an, ohne die Miene zu verziehen.
    Wir saßen am Essenstisch, die beiden Männer stocherten verhalten in ihrem Essen herum. Keiner im Haus legte es gerne darauf an meine Mutter zu provozieren. Den beiden war es einfach zu anstrengend, sie konnten sich als Erwachsene auch so ihr Recht nehmen. Ich dagegen war das Nesthäkchen und hatte dennoch dasselbe Temperament wie sie, so dass es schnell laut wurde, wenn wir aneinander gerieten.
    „Du willst von hier weg, mit deinen 14 Jahren? Auf eine andere Insel, in ein Internat? Ich bitte dich, das kann doch nicht dein ernst sein!“
    „Doch.“
    Sie schaute mich an, als hätte ich den Verstand verloren, schwieg einen Moment, um sich zu fassen und schüttelte den Kopf bevor sie sich wieder ihrem griechischen Salat widmete.
    „Hör mir doch zu, und tu nicht so, als ob das so ein Schwachsinn ist. Ich bin doch nicht doof! In den Sommerferien finden die Auswahlprüfungen statt, da möchte ich mitmachen. Man darf sich ab 13 bewerben, das ist ein ganz gängiges Verfahren dort. Und ich meine, das ist die beste Akademie auf der ganzen Welt für diesen Studienbereich, auf dem Festland in den ganzen etablierten Trainerregionen schicken die besten Schüler mit Kusshand zur Prüfung“, redete ich mich in Rage.
    „Genau. Das ist eine sehr gute Akademie und du weißt doch kaum was vom Leben, da werden auch ältere Bewerber sein, ältere Schüler, die können mit solchem jungen, naiven Gemüse doch kaum was anfangen. Dort gibt es Studienräte und keine Babysitter! Ich bin dagegen! Mach deine Schule zu Ende und dann kannst du dich meinetwegen an der an der Kuhmuhmilch – Akademie bewerben oder was auch immer du willst.“
    „Aber darf ich es nicht wenigstens versuchen? Ich meine vielleicht ist die Konkurrenz zu stark für mich … bitte, bitte lass es mich wenigstens versuchen, zur Prüfung ist jeder mit Empfehlung zugelassen und die bekomme ich von meiner Lehrerin!“ Da war ich mir sicher und meine Mutter musste das doch auch verstehen!
    „Das ist absurd, Kind!“ Nein, wollte ich sagen, aber sie gebot mir mit dem Zeigefinger zu schweigen.
    „Du hast hier doch Milo und den Fachbereich für Pokemon an der Schule. Du kannst daran doch bis dahin auch studieren. Wieso solltest du dafür soweit weg müssen. Das ist völlig unnötig!“
    „Girafarig, kann doch nicht das einzige Pokemon in meinem Leben sein, außerdem ist er dein Pokemon, das ist doch nicht dasselbe“, schnaubte ich erbost. An der Akademie hatte jeder ein Pokemon, das wusste ich. Ich wollte auch meinen eigenen Pokemonfreund haben. Auch wenn ich mit Milo viel Spaß hatte, stand ich immer nur an 4. Stelle seiner Interessen:
    Meine Mutter, Futter, knisternde Plastiktüten, ich. Damit stand ich zwar noch über dem Rest meiner Familie, aber das Wahre was es auch nicht.
    Ein dumpfes Klopfen ertönte. Girafarig stand vor der nächstgelegenen Fensterfront und betastete das kühle Material mit seiner Oberlippe, sodass ich seine Zähne sehen konnte. Es hatte wahrscheinlich seinen Namen gehört und stand nun bereit, was auch für einen Spaß auch immer man für es bereit hielt.
    Ein bisschen vorwurfsvoll schaute mich Milo dabei an.
    Um nicht auch noch das Pokemon gegen mich zu haben fügte ich hinzu: „Es war nicht persönlich gemeint, Milo!“ Und dann wieder an meine Mutter gewandt: „Ich will unbedingt zu dieser Akademie!“
    „Ja, das ist ja schön und gut, aber ich erlaube es dir erst, wenn du fertig mit der Schule bist, Milena! Alles andere wäre lächerlich!“, meinte meine Mutter barsch und würdigte mich dabei keines Blickes.
    „Mum!“, sagte ich nur wutentbrannt über ihre Sturköpfigkeit.
    Ich stand auf und stemmte die Arme auf dem Tisch um mehr Standhaftigkeit auszustrahlen, als ich gerade in der Lage war zu empfinden.
    „Und ihr hättet mir auch ruhig mal helfen können!“, warf ich meinem Vater und Mirko vor die beide einen Blick tauschen, sich aber nicht trauten mir in die Augen zu schauen. Feiglinge!
    Ich drehte mich um und ließ mein Essen stehen. Nicht auf zu essen, war in unserem Haus vermutlich ein noch größeres Verbrechen, als Bankraub. Allerdings war ich dennoch damit nicht zu frieden. Grob rieb ich mir die Wuttränen aus den Augenwinkeln.
    Wir würden ja noch sehen wer sich hier lachhaft machte.

  • Abschnitt 1 - Mein Prolog



    Kapitel 4 – Keine Macht der Klammer


    „Hm“, machte Andy nur und rollte sich auf den Bauch. Auch wenn ich ihr gerne sehr prägnant gesagt hätte, dass das nicht das Maß an Anteilnahme war, welches ich von ihr erwartete, vertraute ich darauf, dass da noch etwas kommen würde. Sie spielte mit der blau karierten Picknickdecke zwischen ihren Fingern, die wir auf dem Boden der Waldlichtung halb unter einem Baum ausgebreitet hatten, so dass die Sonne uns die Füße wärmte und unsere Köpfe kühl blieben. Der Schlagschatten des Geästes über uns malte uns dunkle Muster auf die Haut. Ungeduldig wartend wackelte ich mit meinen Zehen. Es war Samstag, der Tag nach dem Zusammenklatsch mit meiner Mutter. Die Luft war mit Vogelgesang erfüllt.
    „Das gefällt mir nicht“, fügte sie überlegend hinzu. Ich warf mich seufzend auf den Rücken herum und stieß mit einem Mal die ganze Luft und mit ihr symbolisch auch die sämtliche Last aus, die mir auf dem Herzen lag.
    „Und mir erst.“ Ich wandte das Gesicht zu ihr, inzwischen hatte sie sich auf ein gerupftes Gänseblümchen verlagert und zog ihm unerbittlich die Blütenblätter aus dem Kranz der sein gelbes Köpfchen rahmte. „Ich verstehe das nicht, wieso ist sie so stur? Die sollte doch eigentlich, ich weiß nicht, vielleicht euphorisch sein, so oft wie wir uns zoffen.“
    „Vielleicht“, sagte sie in ein bedächtigen Tonfall als wüsste sie das folgende würde mir nicht gefallen, rümpfte die Nase, so das die vielen Sommersprossen auf ihrer Nase tanzten. „Vielleicht, klammert sie ja noch an dir … “
    „Was? Meine Mutter an mir klammern?“, sprudelte es aus mir hervor. Darauf schaute sie mich aus ihren blassblauen Augen an und hob eine Augenbraue. Ich hatte wohl genauso reagiert, wie sie es erwartet hatte. Schnell holte ich Luft um nachzulegen: „Komm, schon, du kennst doch meine Mum. Die hat schon fast eine Party geschmissen, als mein Bruder ausgezogen ist … “
    „Dein Bruder ist – versteh mich nicht falsch, ich mag deinen Bruder – er ist was anderes. Er ist halt ein Junge. Und du bist eben eine Miniausgabe deiner Mutter, auch wenn du nicht komplett nach ihr geschlagen bist. Ich denke … also, es könnte doch sein … dass sie sich in dir …“
    „Okay, Themenwechsel!“, gebot ich ihr Einhalt. Im Moment war mir nicht danach das Verhältnis zu meiner Mutter zu definieren, viel wichtiger war doch, wie ich mich da, sozusagen, irgendwie rausbugsieren konnte. Andy hatte sich vorher auf die Ellenbogen gestützt, ließ sich niedersinken und schmiegte mit einem wohligen Seufzer die Wange an die Decke.
    „Gut, wie bekommen wir dich zur Aufnahmeprüfung? Wie lange, hattest du gesagt, soll die gehen?“
    „Zwei Tage, das ist ja mein Dilemma, wenn es nur einer wäre würde es gar nicht so auffallen, morgens hin abends zurück und du könntest mir ein Alibi geben, ich wäre bei dir. Oder mit dir unterwegs, oder so.“
    Meine Freundin runzelte die Stirn und warf das zerpflückte Gänseblümchen weg: „Können wir nicht sagen, du übernachtest bei mir?“
    „Hab ich auch schon überlegt, aber unsere Eltern kennen sich so gut, das würde bestimmt rauskommen, bevor ich wieder da bin. Oh Arceus, stell dir vor, die holten mich da vor Ort ab. Mitten aus einer Prüfung oder so!“
    „Das dürfen wir nicht riskieren!“ Sie sah versonnen in das verworrene Laubdach hinauf. „Obwohl wieso eigentlich nicht? Schau, meine Familie hat zwei Boote, wenn du deinen Bruder dazu bringen kannst, dich hin und zurück zu fahren und dich ebenfalls zu decken, könnte das funktionieren. Wir würden deine Mum hinhalten, zumindest bist du wieder da bist …“
    „Warte, warte!“, unterbrach ich ihren Redeschwall, weil mir ein Geistesblitz gekommen war. Wieso hatte ich nicht schon früher daran gedacht? Wieso zweifelte ich so sehr an dem vorhaben, dass ich es mir ständig ausredete?
    Mit dem Gefühl von Heimlichkeit flüsterte ich ihr zu: „Meine Mum wird irre schnell Seekrank und an einen Hubschrauber kommt sie nicht so ohne weiteres. Den beordert höchstens das Krankenhaus, wenn jemand in eine Fachklinik verlegt werden muss … das könnte wirklich funktionieren!“ Lachend klopfte ich ihr überschwänglich auf den Rücken.
    „Aua!“, protestierte Andy daraufhin.
    Ich legte mich zurück und grinste verklärt nach oben und stellte fest: „Du bist eine super Freundin! Was soll ich nur ohne dich machen?“
    „Dein Bestes geben!“, freute sich Andy. Für sie stand wohl eindeutig fest, dass ich das alles schaffen würde. Ich zog eine Schnute.
    „Vielleicht, kann ich dich ja reinschmuggeln?“, überlegte ich laut, doch wenig ernsthaft.
    „Was dir Pokemon sind, sind mir tote Dichter und Denker. Schuster, bleib bei deinen Leisten!“
    Da hatte sie recht, mir ging das interpretieren und analysieren von Texten ab, wie Öl dem Wasser. Und Andy hatte eine ganz andere Bindung zu Pokemon als ich. Dank meiner Mutter war ich mit Girafarig aufgewachsen, für meine beste Freundin war Milo eher so was wie eine Seltenheit, eine Rarität. Und eine solche hätte sie vermutlich nur interessiert, wenn es sich dabei um die Erstauflage eines William Shakespeares handelte. Ich konnte noch nicht von Wehmut sprechen, wie locker sie die Möglichkeit hinnahm, dass ich von hier fort ging, dafür schien das ganze noch zu weit entfernt. Es war ja noch nicht mal sicher, dass ich es zur Auswahlprüfung schaffen würde. Nichts Halbes und nichts Ganzes war es.
    Und selbst wenn ich ginge würde sie nicht ganz alleine sein, denn auch wenn wir zwei sehr dicke Freundinnen waren, waren wir eigentlich ein Trio und kein Duo. Linda, die dritte im Bunde war momentan in Frankreich auf einen Schüleraustausch, wir hatten alle beide schon die ein oder andere bunte Karte von ihr erhalten. Sie würde nach den Sommerferien zurückkommen.
    Ja, am Ende würde ich diejenige sein, die einsam war. Weg von der Familie und den Freunden. Doch ich durfte nicht das Ende als Schluss sehen.
    Ich musste das Ende als Anfang sehen.
    „Und, wann steigt das ganze Spaß?“
    „Generell die erste Hälfte der Sommerferien, wahrscheinlich bin ich die dritte Woche dran, weil meine Lehrerin mich erst noch anmelden muss“


    Mein Bruder war einfach für mein Vorhaben zu gewinnen, weil er mir schlicht und ergreifend etwas schuldig war. Wie oft hatte ich ihn gedeckt, wenn er Abends nicht etwa ins Bett ging, sondern zu einer der größeren Inseln fuhr, um dort mit seinen Freunden feiern zu gehen und ihn des weiteren am nächsten morgen herausgeredet, wenn er mal wieder den Kater seines Lebens hatte? Das war sehr praktisch, denn so musste ich nicht erpresserisch werden. Ihm drohen Mum zu erzählen, von den Saufpartys, dem ein oder anderen Mädel, welches er auf seinem Zimmer rauchte und zwar nicht nur Zigaretten. Ich war also für alle fälle gewappnet. Intrigen gehörten schließlich zum Berufsbild einer kleinen Schwester, das hieß aber nicht, dass ich sie gerne ausspielte.
    „Wir sind gleich da!“, ich hibbelte schon die ganze Zeit am Geländer des Motorbootes, sodass mir beinahe meine Sonnenbrille von der Nase rutschte. Mirko gab nur noch ein resigniertes Stöhnen von sich, da ich den Satz ständig rausposaunte, seit die Insel in mein Blickfeld gerückt war und das war schon eine Stunde her. Ich konnte nichts dagegen machen, mit jedem Mal, das ich die Worte aussprach wurden sie schöner. Wirklicher. Echter.
    Der Fahrtwind war erfrischend, manchmal hätte er mir fast meine schwarze Beanie vom Kopf geweht. Die Haare hatte ich nicht geschafft zu waschen, so dass ich sie nur fahrig unter die Mütze gestopft hatte. Ansonsten trug ich einen unförmigen, blau geringelten Sommerpullover, eine Skinny Jeans in Acid Waschung und abgetragene eierschalenfarbene Converse.
    Nervös schaute ich auf das runde Ziffernblatt, welches ich an einer Kette um den Hals trug und moserte: „Fahr mal ein bisschen schneller, ich will noch mein Schlafzeug ablegen bevor ich zur Prüfung muss, außerdem muss ich mich vor 14 Uhr als anwesend eintragen!“
    „Ich hab dir schon zigmal gesagt, dass das nicht geht, der Motor ist gedrosselt!“
    „Schneller“, feuerte ich ihn daraufhin nur noch euphorischer an und war insgeheim froh, dass er mich nicht schon ins Meer geschmissen hatte, so wie ich mit meiner guten Laune um mich warf. Obwohl, von hier aus hätte ich es wahrscheinlich auch schon alleine zum Strand geschafft, wollte jedoch nicht riskieren einem Tohaido zu begegnen.
    Beglückt beobachtete ich den Ableger einer Sanganabyssschule. Immer wieder machten die rosa Pokemon Luftsprünge neben dem Boot her und riefen uns unverständliches in ihrer Sprache zu.


    „Soll ich nicht hierbleiben?“, fragte Mirko vorsichtig, als ich vom Boot auf den Steg kraxelte. Der war wohl neugierig.
    „Nein, das ich doch total peinlich, wenn ich meinen großen Bruder mitschleppe! Außerdem, wer soll mich denn dann zu Hause decken?“, erklärte ich ihm im ungeduldigem Tonfall. „Nein, nein, nein. Du tankst jetzt auf und saust nach Hause. Ich helf’ dir auch, wenn du willst.“ War die nennte Version von: Mach dich vom Acker.
    „Schon gut, dass mach ich schon alleine. Wenn du sagst du willst helfen, hab ich am Ende immer mehr zu tun als vorher, da du irgendwie wieder eine Sauerei veranstaltest oder was kaputt machst. Also, zisch ab!“
    Tollpatschig zu sein hatte auch seine Vorteile. Manchmal zumindest.
    „Ich hab dich auch lieb, mein liebstes Brüderchen“, schmeichelte ich ihm noch Augen klimpernd vom Steg aus.
    „Zisch, ab Zwerg!“
    Hach, mein Bruder liebte mich wirklich innig.
    Mit einem Blick auf meine Uhr, sank die Relevanz dessen allerdings auf das Umfallen eines Sackes in China, denn es war schon 20 Minuten vor 14 Uhr. Rasch trabte ich vom Steg auf einen Sandweg, der von der Bucht in der wir angelegt hatten eine kurze Steigung hinaufführte und sich dann gabelte. Mist. Wo musste ich nur lang? Hätte ich das doch nur nachgeschaut! Egal! Wozu hatte ich denn weibliche Intuition? Also nahm ich mehr Tempo auf, versuchte mich an einem Steigerungslauf. Bis der Pfad einen Haken schlug, den ich volle Möhre schnitt und dafür sogleich mit einem heftigen Aufprall bestraft wurde.


    Eine Frau stand in einem großen, hohen Büro am Fenster und schaute hinunter. Dort tummelten sich viele Jugendliche, begrüßten einander unvoreingenommen. Scharten sich zu der ein oder anderen kleinen Gruppe zusammen oder beobachteten einander aus Distanz, trafen Entscheidungen. Wen sie sympathisch fanden, wen nicht. Wie stark die Konkurrenz wohl war. Oder sie dachten über gar nichts nach sondern erfreuten sich so etwas zu erleben.
    All das konnte die stille Beobachterin aus der Ferne nicht ganz erkennen, trotzdem freute sie sich jedes Jahr darüber. Es war einfach ihre Berufung mit jungen Menschen zusammen zu arbeiten, etwas anderes hatte sie auch nie machen wollen. Dennoch war sie betrübt. Sie sprach still zu dem Mann, der auf einem imposanten, mit dunkelgrünem Leder bezogenen, Sessel hinter dem schweren Mahagonitisch saß.
    „Ob er oder sie wohl dieses Jahr dabei ist?“
    „Es ist genauso wahrscheinlich wie jedes Jahr“, erwiderte der grau melierte Mann, mit blauem haar und schwarzem teilweise ergrautem Stoppelbart.
    „Ach Wahrscheinlichkeit“, höhnte die Frau, indes sie auf dem Fenstersims platz nahm und sich die haselnussbraunen Haare in den Nacken warf. „Es wird in einem Jahr passieren, in den anderen nicht.“
    „Da hast du nicht Unrecht meine Liebe.“ Der Mann sprach ruhig, um das Temperament der Dame zu schlichten.
    „Wenn wir nur wüssten wer. Was ist denn wenn dieser jemand es nicht auf die Schule schafft, oder gar, überhaupt nicht hier ist und nie herkommen wird?“, sinnierte sie betrübt. Sie machte sich Sorgen und das ließ sie älter aussehen, als sie war.
    Der Mann stand auf und stellte sich hinter sie, schaute ebenfall in den Hof hinaus, auch für ihn war das jedes Jahr wieder ein Ereignis. „Ich denke wir können uns auf das Schicksal verlassen. Früher oder später wird es soweit sein. Bisher hat Jirachi ihren Job noch nie vernachlässigt!“
    „Das sagst du als Wissenschaftler?“, jetzt lachte sie fast schon wieder.
    „Ja, das sage ich als Wissenschaftler! Und jetzt lächle wieder, du freust dich doch auf diesen Tag immer fast mehr, als auf Weihnachten!“
    Tatsächlich ließ sich die Frau zu einem Lächeln hinreißen, fügte dann jedoch nachdenklich hinzu: „Ich hoffe es!“
    Ungewiss blieb, ob die Göttin für oder gegen sie spielte.

  • Abschnitt 2: Die Prüfung – Regulärer Ablauf exklusive




    Kapitel 5 – Nein, so heiße ich nicht.


    Benommen öffnete ich die Augen, alles wirkte für ein paar Momente etwas verschwommen, als hätte jemand meine Welt in Pastell originalgetreu nachgemalt und dann mit dem Ärmel drüber gewischt. Ein Paar Augen blickten mich leicht bekümmert an. Im ersten Moment erschrak ich mich, da sie fast weiß wirkten, wie in einem dieser Exorzistenfilme, als meine Sicht wieder mehr Konturen bekam, erkannte ich einen Moment später, dass sie hellblau waren und alles andere als bedrohlich wirkten.
    In meinem Kopf hallte heimtückisch der Aufprall nach, kaum klarte meine Benommenheit auf.
    Mein Arceus, hatte der Kerl vielleicht einen Dickschädel!
    Meine Schläfen pulsierten mit einem ziehenden Schmerz und ließ mich aufstöhnen: „Urgh!“
    Als spielte ein Hariyama auf meinem Kopf Bauchtrommel. Nun ja, sozusagen Kopftrommel …
    „Hey, alles in Ordnung?“, fragte seine leicht vom Stimmbruch angehauchte Stimme, indes er sich seine haselnussbraunen Fransen aus dem Gesicht strich, die ihm wohl ins Gesicht gefallen waren, indes er sich über mich beugte, um nachzuschauen, ob ich noch bei Sinnen war. Meine Wenigkeit lag nämlich vor ihm im Dreck. Der hatte vielleicht Nerven! Erst mich umrennen und dann wie ein Unschuldsvoltilamm aus der Wäsche schauen. Ja. Er war schließlich in mich gerannt, nicht ich in ihn. Ich bin hier das Mädchen!
    „Seh’ ich so aus?“, antwortete ich darum bissig.
    „Den Umständen entsprechend“, erklärte er lachend. Irgendwie schon sympathisch, auch wenn dieses klang, wie ein Kronjuwild in der Brunftzeit. Trotzdem, so leicht ließ ich mich nicht besänftigen, wenn man mich ohne weiteres umrannte.
    „Hör auf so zu grinsen!“ Da lachte er nicht mehr, guckte mich stattdessen irritiert an. Empfindlich?
    Er machte mir Platz als ich versuchte aufzustehen, dabei drehte es sich in meinem Kopf kunterbunt wie auf einem Jahrmarkt, ich sah wohl auch ähnlich dabei aus, denn er räusperte sich vernehmlich, um anzubieten: „Soll ich dir helfen?“
    „Nein!“, gab ich entschieden zurück ignorierte seine ausgestreckte Hand und kam mit Schwung strauchelnd auf die Beine, klopfte mir den Sand von den Jeans. „Schau, ich kann das ganz allein. Bin ein großes Mädchen, Grinsebacke!“
    „Ich heiße Fynn“, stellte er sich daraufhin eifrig vor. Ich sah von meiner Hose ab, ihm ins Gesicht und kniff die Augen leicht zusammen. Ob er wohl ein Typ war, mit dem ich zu recht kam, oder war mir das nichts? Ich hatte bisher noch keine männlichen Freunde, in der Dorfschule baute sich gerade erst die: Jungs/Mädchen – sind – doof – Einstellung, ab. Andererseits, guckte er so lieb drein, gleich einem Yorkleff am Küchentisch. Da musste auch ich lächeln.
    „Ich bin Milena.“
    „Hey, Melina!“ Und da war mein Lächeln auch schon wieder Geschichte. Wortlos verdrehte ich die Augen. Die Ohren eines Yorkleff hatte er offensichtlich schon mal nicht.
    Gerade als ich mich von ihm abgewandt hatte, ein paar wenige Schritte weiter meines Weges gegangen war, fiel mir etwas ein. Mit fragendem Blick drehte ich mich grob zurück in seine Richtung, aber er stand nur einem halben Schritt schräg hinter mir. Na so was, der kam mir ja nach! Unentwegt einen freundlichen Ausdruck im Gesicht. Aufmerksam erwiderte er meinen Blick.
    „Sag mal, du weißt nicht zufällig wie ich zur Akademie komme? Ich habe mich nämlich noch nicht als Anwesend gemeldet und …“
    „Was? Noch nicht angemeldet? Dann aber schnell! Hop, hop, hop!“ Ehe ich mich versah hatte er mich an meinem linken Handgelenk gepackt und zog mich im Eiltempo hinter sich her.


    Alles Zetern und Schimpfen half nichts, im Gegenteil, denn das förderte nur mein Seitenstechen. Als wir am Pförtnerhäuschen, welches direkt an einem riesigen Torbogen samt schmiedeisernem und definitiv geschlossenem Tor lag, ankamen, japste ich nur noch händeringend nach Luft, wie ein Karpador auf dem Trockenen. Der Junge war vielleicht Schwerhörig aber rennen konnte er. Ich trainierte mich zwar auch gerne im Laufen, doch ich war mehr der Typ Steher als ein Sprinter.
    „Oh hallo F- … ähm, dich habe ich doch vorhin schon gesehen“, rief ein dicklicher Mann freundlich, welcher in dem Pförtnerhäuschen hinter einer mit ein paar Löchern gespickten Scheibe saß, meinem Begleiter zu. Hatte der gerade Fynn sagen wollen? Komisch, entweder hatte er ein herausragendes Namensgedächtnis, so viele potentielle Schüler wie er heute durchwinken musste oder die beiden kannten sich. „Wie heißt denn die Dame, die du da mitgebracht hast?“
    „Sie heißt Melina!“
    Sauerstoffzufuhr wieder ausreichend! „Geh zur Seite!“, fuhr ich ihn unterdrückt schroff an und schob ihn, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, schlichtweg beiseite, nahm seinen Platz vor dem Herren, welcher sich wohl auf der Zielgeraden zur Rente befand, ein. „Ich heiße Milena, wäre schön, wenn du den Namen richtig aussprechen könntest, Grinsebacke!“
    „Und ich wünschte mir, du würdest mich Fynn nennen!“, moserte er prompt offenbar dezent beleidigt zurück.
    „Tja, wir haben alle Wünsche, die nicht in Erfüllung gehen, Grinsebacke!“
    Der Pförtner ließ ein Glucksen vernehmlen. Nachdem er etwas geschäftig am Computer, der mir abgewandt rechts neben ihm stand, getippt hatte, kramte er eine Weile herum und beförderte schließlich einen schmalen, mit einer Büroklammer fixierten, Stapel Blätter zutage und reichte mir weiterhin eine Karte mit Mikrochip. Das dauerte mir viel zu lange, ich hatte es eilig, denn bald würde die Prüfung anfangen und sicherlich würde es schwer sein noch einen Platz zu finden. Ich fing an auf der Stelle zu treten, um ihn mein Anliegen offensichtlich zu machen. Mach! Dampf! Alter!
    Er übersah dies geflissentlich, indem er seelenruhig erklärte: „Die Karte ist für die theoretische Prüfung, die tust du in deinen Prüfungscomputer, den du belegst. Der Papierkram ist für später, falls du soweit kommen solltest, denn …“
    „Ja, ist gut hab verstanden! Karte rein, Papierkram raus, wenn ich nicht raus bin!“, versicherte ich ihm hastig mein Verständnis und langte ungeschickt nach den Dingen.
    „Melina, hör ihm zu er …“ „Keine Zeit, keine Zeit!“, wimmelte ich Fynns predigt ab, verzichtete gar darauf ihn zu korrigieren und wich Richtung Schulgrundstück blindlings zur Seite bevor ich meinen Kopf in Gehrichtung drehte.
    Wumms!
    Ein tiefer hohler Klang, begleitet von einem nachhallenden Zittern, erschallte als Antwort auf meine kopflose Hetzerei.
    Kopf gegen Tor. 0:1. Einen Schmerzenschrei bekam ich nicht zur Schande, hielt nur meinen hämmernden Kopf.
    „Melina, das Tor ist nicht …“
    „Halt ja die Klappe und mach das scheiß Tor auf!“ Das er das gar nicht konnte überging ich und auch er verkniff sich dies zu bemerken, sondern beeilte sich schleunigst den Pförtner um den Gefallen zu bitten.
    Auch hier bewies er erneut Talent zur Geschwindigkeit und im nu glitt das Tor mit leisem, elektronischem Summen zu beiden Seiten zur Seite. Schnellstmöglich passierte ich es mit eiligen Schritten.
    „Viel Erfolg bei der Prüfung, ihr beiden. Und übrigens: nettes Mädel hast du dir da geangelt!“
    Da wurde es mir zu blöd und ich gab Fersengeld.


    „Challo!“, vernahm ich eine angenehme tiefere Mädchenstimme. Sie sprach kein richtiges H sondern machte einen kehligen Laut daraus, der mich fern an ein Ch erinnerte. Ich hob den Blick und erblickte ein hübsches, blasses Mädchen mit fast schwarzen, großen Augen und schwarzer Lockenpracht. Man was hätte ich für dieses Volumen gegeben! Ein bisschen erinnerte sie mich an Andy, doch ihr Gesicht war viel puppenhafter als das meiner Freundin und auch Sommersprossen hatte sie keine. Dennoch sah sie ganz nett aus.
    „Das ist mein Platz, du sitzt auf meiner Jacke“, damit wies sie mit ihrer schmalen Hand auf das zerknüllte Kleidungsstück, welches sich tatsächlich unter meinem Hinterteil hervorlugte. Sie hatte einen interessanten Akzent den man nicht immer merkte, doch da war eine auffällig deutliche und manchmal überdeutliche Betonung in ihrem Sprachfluss.
    „Oh, entschuldige, das habe ich nicht gesehen!“, entschuldigte ich mich schnell, stand auf und rückte einen Schritt nach außen, um sie durchzulassen, so musste ich an einem unbeliebten Stuhl am Gang Platz nehmen. Jederzeit könnte der Prüfer vorbeikommen, darauf spähen, ob ich vielleicht spickte. Nicht das ich das vorhatte, mich machte es lediglich nervös von jemanden bei Klausuren beobachtet zu werden, weil ich mich auf schriftliche Prüfungen ohnehin immer so schlecht konzentrieren konnte.
    Dabei gab es nur wenige solcher Stühle, da jede Reihe sich einen Tisch teilte, welche auf Ränge verteilt war, die man treppauf treppab erklimmen konnte über einen Mittel- und zwei Außengänge. Der Raum war sehr groß, bestimmt mehr als hundert, ach was zweihundert Leute konnten hierin Platz nehmen und darauf lief es auch Augenscheinlich hinaus. Unglaublich! So viele Bewerber, die innerhalb von zwei Tagen abgefertigt wurden. Wobei sich noch eine weitere ebensogroße Gruppe auf dem Schulgelände aufhalten musste, die bereits gestern diese Prüfung, die für mich erst anstand, abgelegt hatte und nun die verbliebenen den zweiten Teil bestritten.
    „Nie sa schto. Ich bin übrigens Svetlana, aber alle nennen mich Sveta!“ Sie streckte mir die Hand hin. Aha, sie war also eine Russin oder ähnliches.
    „Mein Name ist Melina – ähh – Milena, aber Lenka ist mir eigentlich lieber!“
    An der Stelle wurde unsere Vorstellung auch leider schon unterbrochen, denn vorne und relativ weit unten, von mir aus betrachtet, ich saß in der drittletzten Reihe, erhob jemand das Wort.
    Wie hoch war es von hier aus nach unten? Vielleicht acht Meter oder mehr? Also von der Treppe wollte ich nicht runterfallen …
    „Meine Damen und Herren, herzlich willkommen an der Cresselieacademy!“, sprach unten eine junge, motiviert klingende Lehrerin mit blauschwarzem Haar, das zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden war, die Augenfarbe konnte ich von meinem Platz aus nur schlecht ausmachen, da war alles drin von taubenblau bis schlammgrün. Ob sie wohl in dem Alter von Frau Donalds war? Oder noch jünger? Sie schien jedenfalls sehr hübsch schon von weitem.
    Angespannter Applaus von den Rängen. Viele wirkten nervös und die meisten schienen auch ungefähr in meinem Alter zu sein. Ich fand es gerade nur seltsam mit „Dame“ angesprochen zu werden. War das so eine Institution, wo man nur gesiezt wurde? Ist zwar höflich, aber für mein Alter doch etwas übertrieben.
    „Sie sind heute hier um die schriftliche Prüfung für die diesjährig verfügbaren Studienplätze an dieser renommierten Akademie teilzunehmen. Nach der Auswertung dieser Klausur wird nur rund die Hälfte von ihnen heute Abend noch da sein, die Aushänge finde sie ab 19 Uhr hier in diesem Raum an der Tafel hinter mir.“ Sie machte eine große Handbewegung zu ebendieser, welche zwei hoch und runter verschiebbare Flächen hatte, welche sicherlich um die zehn Meter breit und zwei Meter hoch waren.
    „Alle weiteren Informationen werden dann ebenfalls hier aushängen und nun bitte ich euch, die Karte, die ihr an der Pforte bekommen habt in den Schlitz zu schieben, der sich an jedem eurer Plätze im Tisch befindet.“
    Allgemeines tuscheln und auf der Sitzfläche herumrutschen. Ich schaute mir die Kante meines kleinen Teils des Tisches genauer an und erkannte dort eine einfache Einschiebemöglichkeit für meine Elektrochipkarte. Kaum verschwand sie scheinbar in der Tischfläche, sprang dieses Abteil des Tisches, etwa doppelt so groß wie ein DinA4 Blatt auf. Ich erschrak mich mindestens so wie Sveta neben mir, denn die Tischplatte hatte ganz normal ausgesehen. Jetzt entpuppte sie sich als Schubfach für einen dieser ultraleichten und lächerlich schmalen Laptops mit dem bekannten Symbol einer Frucht darauf. Man die Schule musste echt Geld haben, um sich allein für die Prüfungen so etwas leisten zu können.
    Nachdem ich den Tisch wieder zugeklappt hatte und das gute Stück öffnete, stellte ich fest, dass der Laptop schon hochgefahren worden war und ein Programm für die Klausur bereits geöffnet war.
    „Aufnahmeprüfung der Cresseliacademy“, stand in Buchstaben von einem tiefen Blau geschrieben, welches mich an das Meer erinnerte. „Willkommen Frau Melina Smith!“
    Na toll, nicht mal dieses Ding, konnte meinen richtig Namen schreiben! Der konnte doch, verdammt noch mal, nicht so schwer sein! Wie gerne hätte ich den Computer die Treppen runterpurzeln sehen, doch leider war ich auf ihn angewiesen. Heute war irgendwie nicht mein Tag.
    Genervt klickte ich auf das erschienene Symbol in der Taskleiste am rechten Rand mit dem Titel „Weiter“. Doch es ging nicht weiter. Nix da weiter. Was war denn da los? Kaputt?
    Irritiert schaute ich zu meiner Nachbarin, deren PC gerade noch hochfuhr.
    „Sind alle fertig?“, kam es von unten. Hier und da noch verneinende Einwürfe, knallende Tischplatten, Begrüßungsmelodie des Computersystems. Warten. Schließlich wurde es still.
    Die Frau unten schien jeden einzelnen von uns mit einem anerkennenden Blick zu mustern, bevor sie erneut die leicht rauchige Stimme erhob: „Nun, ich wünsche Ihnen allen eine erfolgreiche Prüfung. Sie haben Zeit bis um 18 Uhr.“ Und ohne weitere einleitende Worte, griff sie nach der Fernbedienung, die vor ihr auf dem Lehrerpult lag, betätigte einen Knopf darauf – schwups – ging es weiter. Nichts kaputt. Alles tutti. Jetzt musste ich nur noch diese Prüfung schaffen.
    Die ersten anderthalb Stunden arbeitete ich ruhig vor mich hin. Die anfänglichen Themenfelder bezogen sich noch auf die allgemeine Schulbildung, man musste angeben in welche Klasse man ging und dann erschienen dazu passende Aufgaben aus dem Bereich Mathemathik, Englisch, wahlweise Musik oder Kunst, und dann noch eines der Fächer Physik, Bio und Chemie, je nach dem was man meinte einem am meisten lag. So wählte ich zu den Standardfragen für meine Klassenstufe noch Musik, obwohl ich auch gerne Kunst genommen hätte und Biologie, da es noch am meisten mit der Tierwelt und Pokemon zu tun hatte.
    Allerdings viel mir das konzentrieren mit der Zeit, wie bereits vorausgeahnt schwerer, während ich begann mich den spezifischeren Themen zu Pokemon zu widmen. Und als dann zu allem Überfluss auch noch die Lehrerin hinter mir stand und nach meiner Meinung viel zu lange auf meinen Bildschirm starrte, wollte mir nicht mal mehr einfallen, was Schwalboss Lieblingsspeise war. Dabei wurden die Fragen mit fortschreitender Nummerierung innerhalb eines Themas immer schwerer. So schwer, dass ich mich fragte, ob diese Prüfung überhaupt ausgelegt dazu war, komplett beantwortet werden zu können von unserem Leistungsstand her. Ich meine woher um Himmels Willen sollte ich wissen wie lang ein Rayquaza war? Ist ja nicht so, als würde das Pokemon sich oft sehen lassen. Und selbst wenn, würde ich, trotz dieser einmaligen Gelegenheit doch eher die Flucht ergreifen, als es auszumessen. Das schrieb ich auch genauso hin.
    Sehr geehrter Prüfer, wenn mir jemals ein Rayquaza so nahe kommen würde, dass ich es ausmessen könnte, hätte ich mehr Sorge um meine Gesundheit, als darum wie lang seine imposante Nasenspitze wohl ist.
    Dass ich im Gegensatz von einigen Forschern durchaus einen gesunden Menschenverstand besaß, ließ ich dann doch lieber ungeschrieben. Schließlich sollte man mich für gescheit halten, vielleicht auch frech, aber nicht für beleidigend. Auch wenn sie damit eventuell nicht ganz Unrecht hätten.
    Endlich ging die Frau weiter. Also erlaubte ich mir etwas in die Luft zu starren. Ich fühlte mich, als würde mein Gehirn Ausdauertraining machen und es hätte Seitenstechen. Langsam genervt von dem schier unaufhörlichen Strom von Fragen und Forderung von Wissen rieb ich mir die Schläfen.
    Ich kniff die Augen für wenige Momente zusammen. Ganz ruhig, Milena. Jetzt nicht schlappmachen!
    In diesem Moment schrie jemand auf.

  • Abschnitt 2: Die Prüfung – Regulärer Ablauf exklusive




    Kapitel 6 – Freunde?


    Bevor ich gedanklich hinterherkommen konnte, drehte sich mein Körper schon in Richtung des Geschehens und ich riss meine Augen reflexartig auf.
    Der Aufschrei kam von einem Mädchen mit geflochtenem Haar, an einem Fensterplatz, ein paar Reihen weiter unten. Es hatte wohl verträumt hinausgeschaut, nun war das träumerische vorbei, hatte sich in Entsetzen verwandelt, denn auf das Fenster kam ein Schatten zugesaust. Jetzt schrien auch ein paar weitere auf, während ich irritiert versuchte heraus zu finden, was da genau auf uns zu kam. Als wäre dies lediglich eine weitere Aufgabe aus der Klausur.
    Es konnten nur wenige Sekunden vergangen sein, seit dem Initiationsschrei, da flog das fragwürdige Objekt auch schon mitten durch die Scheibe. Ein ordentlicher Aufprall ertönte, mahlende Geräusche von einander vorbei schiebender Glasbruchstücken, dann berstende Scherben, Klirren und im nächsten Moment, landete das Etwas irgendwo zwischen schlitternd und schleudernd auf dem Tisch wenige Reihen vor mir, wo es gleich ein paar Computer mitnahm. Die Benutzer dieser versuchten gleichzeitig auszuweichen und ihre digitalen Klausuren vor dem Untergang zu retten, was erstaunlicher Weise auch allen gelingen zu schien. Es flogen Anmeldebögen – vielleicht auch ein paar Spickzettel – und Federn durch die Luft. Moment, Federn?
    Nachdem der Störenfried durch den Reibungswiderstand der Tischflächen und nicht zuletzt unzähliger Computer zum Stillstand kam, konnte ich endlich ausmachen, dass es ein Pokemon war, welches da mitten durch das Fenster hereinspazierte. Die letzten Schreckensrufe verebbten, als alle realisierten, dass keine wirkliche Gefahr drohte.
    Es war bräunlich, trug auf seinem Haupt bunten Federschmuck, welcher sich wie Haare in seinen Nacken legte. Bevor es sich auf seine Füße mit drei krallenförmigen Zehen hochstemmte, schüttelte es den kleinen Kopf, mit dem es wohl zuerst durch die Scheibe geschlagen war. Ein Vogelpokemon, dessen Namen ich mich noch entsinnen konnte, aber in welcher Region war es noch mal beheimatet? Sollte ich mir das Schauspiel ansehen oder lieber die Zeit für meine Aufgaben nutzen? Es war wie immer mit Unfällen, man will nicht hinsehen, kann aber auch nicht weggucken.
    „Tauboga“, schrie das Pokemon, plusterte sein Federkleid auf, dabei starrte es angriffslustig in Richtung des zerstörten Fensters. Prompt erschallte von draußen eine Antwort. Alle in meinem Blickfeld lehnte sich über ihre Tische, konnte jedoch wie ich ebenfalls noch nichts ausmachen. Was kam denn da jetzt noch?
    Wieder ein überraschtes Quieken von dem armen Mädchen, das den Fensterplatz hatte. Hatte, denn jetzt war es wohl eher ein Türplatz. Am Fenstersims griffen auf einmal kleine, kräftige Hände empor und herauf zog sich ein gelenkes, ziemlich grimmig ausschauendes Affenpokemon. Ein sehniges Panpyro mit leuchtend blauen Augenliedern, es wohl gerade Paarungssaison.
    Tauboga lies abermals einen Kampfschrei ertönen, was der Feueraffe mit Brusttrommeln quittierte. Was war denn bitte hier los? Flogen hier tagtäglich Pokemon anstatt Fußbällen durchs Fenster?
    Ich schien nicht die einzige zu sein, der die Situation ganz und gar nicht passte. Von unten meldete sich eine aufgebrachte Stimme.
    „Eduard, was treibt ihr da unten?“ Irritiert schaute ich in die Richtung der Prüfungsaufsicht. Wer zum Hoothoot war denn Eduard? Da bemerkte ich, dass sie nicht mit uns sprach sondern ein weißes Handy an ihr Ohr hielt. Nana, Frau Lehrerin, Handys sind doch in der Schule verboten!
    Indes kletterte Panpyro behände auf allen Vieren hinein in die gute Stube. Die Schüler an denen es vorbeimusste um seinen Gegner anzuvisieren lehnte sich soweit wie möglich weg.
    „Warum ich frage? Tu nicht so scheinheilig, hier oben führen sich eure Prüfungspokemon auf wie Rambo und Freunde!“, meinte sie erstaunlich ruhig, jedoch mit einem nicht zu überhörenden Knurren in der Stimme. Um ihren Worten Richtigkeit zu verleihen stürzte sich das Feuerpokemon in diesem Moment mit imponierendem Gebrüll auf den Vogel, welcher rasch mit den Flügeln schlug, so dass dem Angreifer die Scherben um die Ohren flogen. Allerdings auch dem einen oder anderen Prüfling.
    Prüfungspokemon also. Wahrscheinlich zwei Männchen, die offizielle Ausfechtungen nicht von Revierkämpfen unterscheiden konnten
    „Nichts hier: oh gut! Ich hab hier 200 Prüflinge sitzen, von denen keiner Nassmacher beherrscht! Also tanz hierher oder ich benutz den Feuerlöscher!“ Die Lehrerin gefiel mir. Sveta neben mir hatte tatsächlich nicht den Blick von ihrer Klausur abgewandt, während zu meiner anderen Seite ein Junge seinem Kumpel in die Rippen stieß und ihn beschuldigte durchaus Nassmacher zu beherrschen. Männer.
    Immerhin schien Eduard – wer hat den armen Kerl nur so genannt? Den konnte man doch gar nicht ernst nehmen! Es war schon schwer genug für mich meine Pokemonkunde nicht mit Ronald McDonald anzusprechen – die Worte unserer Prüferin ernst zu nehmen, kam wenige Momente später auf einem Tauboss hereingeflogen, bevor er beide Streithälse in ihre Pokebälle verfrachtete. Keinen Moment zu spät, denn Panpyro wollte wohl ein für alle mal seine Revieransprüche deutlich machen, bereitete auf Grund dessen gurgelnd einen Flammenwurf vor. Um ein Haar hätte ich meine Prüfung abhaken können.


    Die Sonne ging langsam unter. Ich saß mit hochgelegenen Beinen auf dem Fenstersims eines großrahmigen Fensters auf dem Schulflur im ersten Stock, auf meinen Schoß die Anmeldebögen gebettet, in einer Hand einen Kugelschreiber. Wir übernachteten in den, während der Ferien verwaisten, Klassenräumen, ich müsste eigentlich einen Platz für mich suchen, doch stattdessen war ich hier gelandet und ließ das Ende des Tages an mir vorbeiziehen.
    Ich liebte diese Zeit des Tages, ich liebte den Sonnenuntergang. Er hatte so etwas … Transzendentes. Nicht das ich für Esoterik oder ähnliches schwärmte, es war schlichte Faszination, die für mich davon ausging. Dieses Zwischending. Weder Tag noch Nacht, dennoch schöner als beides Zusammen. Nicht das Grelle des Tages oder die Schwärze der Nacht, nur sattes goldenes Licht, welches nicht in den Augen schmerzte und ein Schauspiel, des Untergangs eines flammenden Planeten, ein ganz eigenes, alltägliches Drama, was sich da abspielte. Und zwar nicht am unerreichbaren Himmel, sondern am Horizont, genau wo wir aufhörten und der Himmel anfing.
    Ich hätte mich fragen können, wie man es eigentlich schaffte etwa 200 Klausuren in weniger als einer Stunde auszuwerten oder wie ich es geschafft hatte bei dieser Prüfung in die bessere Hälfte zu rücken und damit zu morgigen Prüfung zugelassen wurde. Aber das tat ich nicht. Ich saß einfach nur da und starrte hinaus. Wenn man den Blick von der Inszenierung am Horizont abwandte, bot sich auch hier ein schöner Anblick. Die Schule, an sich ein eher unscheinbarer Klotz, dafür schön verputzt und hell, umschloss einen schier riesigen Innenhof, eigentlich eher ein Park, zu drei Seiten hin, die letzte Seite war mit einem hohen Zaun begrenzt in dessen Mitte das Pförtnerhäuschen und das Eingangstor lagen, dahinter hob sich wild und dunkel ein Wald ab.
    All diese Gebäude wirkten im satten glimmenden Licht des Sonnenuntergangs wie aus Gold gegossen. Im Innenhof waren sauber arrangierte Blumenbeete und strukturiert angelegte Baumreihen in deren Schatten Bänke standen. Jeder Zweig und jedes Blatt, welches ich erblicken konnte, wirkte zu dieser Stunde wie aus Gold. Als wollte alles sagen, welch Reichtum diese Schule war und barg.
    Als mein Atem nach alle der Aufregung des Tages ruhig und flach ging, dachte ich darüber nach, was ich als nächstes tun würde. Was passieren würde. Schaffte ich das tatsächlich? Würde ich Freunde finden?
    Immerhin hatte ich heute ja schon zwei Leute kennen gelernt. Fynn war … wie beschreibt man das? Kennt ihr das, wenn man eine Person trifft und sie auf Anhieb sympathisch findet? Und ihr denkt: mit dem/der würde ich gerne befreundet sein? Würde ich gut zu recht kommen? Klar, hatte ich da meine Zweifel, ich kannte mich noch keinen Deut mit Jungen aus, aber wieso sollte ich deshalb davon ausgehen, dass zwischengeschlechtliche Freundschaften nicht funktionierten?
    Sveta war da ein anderes Kaliber. Sie schön, gutaussehend und gewissermaßen cool. Nicht dass ich sie genug kannte, um das von ihr sagen zu können. Doch manche Leute haben eine solche Ausstrahlung. Man weiß genau, dass das sie zu den Beliebten gehören, man kann es förmlich riechen. Und man beginnt unbewusst zu denken: Mit so einer coolen Person möchte ich auch befreundet sein.
    „Hey!“ Diese Stimme kam mir bekannt vor. Immerhin verkniff er sich diesmal meinen Namen, bevor er wieder meine Reizbarkeit auf sich zog. Ich drehte meinen Kopf zu Fynn um. „Alles in Ordnung?“
    „Ja, ich denk’ schon.“
    „Ich dachte nur, du hast so lange aus dem Fenster gestarrt …“
    „Hm“, machte ich nur in Gedanken noch nicht ganz bei mir.
    „Wow, du kannst ja auch mal ruhig reden“, meinte er und lachte halb dabei.
    „Fordere es nicht heraus“, knurrte ich missbilligend zurück.
    „Okay, aber darf ich davon ausgehen, dass du die 1. Prüfung bestanden hast, da du noch hier bist?“ Die meisten Ausgeschiedenen hatten schon ihre sieben Sachen gepackt und abgereist. Andere, die Bekannte in der kurzen Zeit hier gemacht hatten, blieben noch ein wenig. Ich nickte stumm. „Darf ich mich setzen?“ Er wies in die gegenüberliegende Ecke des Simses, dann auf meine ausgestreckten Beine darauf. Klar, ich sollte Platz machen. Mein Blick wanderte zu seinem fragenden Gesicht und ich kniff ein wenig die Augen zusammen. War er so freundlich wie er rüber kam? Wollte ich mich wirklich mit ihm anfreunden? Jetzt hatte ich noch die Chance, ihm seine Grenzen aufzuzeigen, später wäre das unfair.
    Ich zog die Knie an und umschlang sie mit meinen Armen, beugte mich darüber.
    „Warum guckst du so, wenn du bestanden hast? Lach doch mal!“
    „Das ist doch dein Job, Grinsebacke“, antwortete ich schnippisch und bleckte die Zähne, wie ein drohendes Magnayen. Mit viel guten Willen konnte man das als Lächeln bezeichnen. Ein hungriges. Da grinste er.
    „Also“, sagte ich schließlich. „Ich bin nicht wirklich zufrieden mit meinem Ergebnis.“
    „Welchen Platz hast du denn?“ „88.“ Von den hundert Leuten die weitergekommen waren, war ich damit nicht die Schlechteste und eigentlich war es dafür, dass ich fast alles über Pokemon selbstständig aus Büchern gelernt hatte, gar nicht mal so schlecht. Ich konnte eigentlich froh sein nicht schon ausgeschieden zu sein. Dennoch war ich auf einen der hinteren Plätze und damit eine der ersten die Ausscheiden würde, wenn ich morgen kein gutes Ergebnis brachte.
    „Oh zwei Achten. In Japan ist das eine Glückszahl. Bestimmt ein Gutes Omen!“, munterte er mich auf.
    „Du kennst dich mit Japan aus?“, hakte ich neugierig nach. Da sein Name Fynn war, er keinen Akzent hatte und auch nicht sonderlich japanisch aussah, hatte ich das nicht von ihm erwartet.
    „Ja, schon etwas. Mein Papa kommt daher.“
    „Wirklich, wow, dann ist er bestimmt in einer Trainerregion aufgewachsen!“
    „Nicht nur aufgewachsen, er war sogar mal Champ von Kanto, deswegen hat er auch … na nicht so wichtig.“ Was hatte er sagen wollen? Ich wiegte meinen Kopf einen Moment nervös hin und her. Sollte ich nachfragen? Es schien privat zu sein und wir kannten uns kaum, darum sagte ich: „Ich beneide ihn, ich wäre auch gern mit vielen Pokemon und Reisen aufgewachsen.“
    „Es gibt doch fast überall Pokemon, wo kommst du denn her?“
    „Von hier.“
    „Was, auf Washington Islands, gibt’s Leute die sich mit Pokemon auskennen?“, es war wohl scherzhaft gemeint, doch ich fand das gar nicht komisch. Genau wegen so was, hatte ich meinem ganzen Vorhaben mit großer Skepsis gegenübergestanden. Natürlich schauten Leute die aus Trainerregionen stammten auf jemanden mich herab. Ich warf ihm einen beleidigten Blick zu, schürzte die Lippen und strafte ihn damit, wieder wortlos aus dem Fenster zu starren. Das Gold hatte sich in leuchtendes rot verwandelt, fast schon ein bisschen unheimlich, als wäre der Abgang der Sonne nicht unblutig verlaufen.
    Er gluckste noch ein bisschen über seinen eigenen Witz, dann merkte er offenbar, dass etwas nicht stimmte. Es wurde kurz still. Ein Junge und ein Mädchen, offenbar in ein reges Gespräch vertieft, liefen an unserem Fenster vorbei.
    „Das war nicht so gemeint.“ Misstrauisch schaute ich zu ihm. Er lächelte schon wieder. Wie konnte man nur so verdammt lieb aussehen? Wenn er mir nicht von Anhieb sympathisch gewesen wäre, wäre mir davon übel geworden. Aber irgendwie hatte er einen gewissen Charme, dem ich nicht so wirklich böse werden konnte. Dieses yorkleffhafte.
    „Freunde?“, fragte er direkt hoffungsvoll und streckte mir die Hand entgegen. Ich reckte meine in seine Richtung, zog sie aber im letzten Moment weg.
    „Nö“, lachte ich, streckte ihm die Zunge raus und hüpfte vom Sims, um Sveta zu suchen.


    „Sveta!“, sang ich fast, als ich sie in einem der Klassenräume für die Übernachtung ausfindig gemacht hatte.
    „Challo, Lenka, willst du dich zu mir legen? Chier ist noch Platz.“
    „Nein, leg dich zu mir, Linka!“, erschallte eine Stimme hinter mir. Nah hinter mir. Und schon wieder ein falscher Name!
    „Wah, Fynn, erschreck mich doch nicht so!“, quietschte ich halb und drehte mich zu ihm. Er brach fast in Jubel aus: „Oh, du hast mich Fynn genannt!“
    „Klappe, zu Grinsebacke!“ Zu meiner Verteidigung: Lautstärke und Stimmbruch waren keine angenehme Angelegenheit für mein empfindliches Gehör. „Das“ – ich wies in einer ausschweifenden Geste um mich – „Ist ein Mädchenschlafraum!“
    „Oh!“, machte Fynn und sah sich um. Die meisten Mädchen im Raum starrten ihn an, sie waren wohl etwa in meinem Alter, einige war gar etwas rot im Gesicht. Auch wenn ich den Zusammenhang damals nicht erfasste, konnte mir daraufhin das Kichern nicht verkneifen. Ich albernes Ding.
    Damit machte sich Fynn dann auch sehr schnell aus dem Staub und wir Mädchen läuteten mit der Zeit die Nachtruhe ein. Sveta hatte einen Mp3 – Player – wie sollte es auch anders sein einen mit Apfel darauf – so dass jede von uns beiden sich einen Stöpsel ins Ohr steckte. Wir redeten noch ein wenig, indes die Nacht hereinbrach. Über unser zu Hause, unsere Familie, wie wir hierhergekommen waren. Sie kam aus gutem Hause in Russland, ihre Familie gehörte zum jüngeren Adel und alle waren früher oder später auf der Cresseliacademy gewesen, da zu ihrem Land ein großes Reservat für Pokemon gehörte. Zum Glück war ich durchaus in der Lage meinen Neid zu zügeln. Trotzdem konnte ich es mir nicht verkneifen nach dem Gespräch von wilden Pokemon und Arenakämpfen zu träumen. Ich gab mir einen Ruck. Geschehen war geschehen, doch strengte ich mich genug an hatte ich die Chance mein zukünftiges Leben mit Pokemon zuzubringen.


    Es war düster und fast ganz still auf den Fluren der Cresselia im ersten Stock. Die letzten Lichter waren schon vor Stunden gelöscht worden und auch die Geisterstunde war gerade vorbei. Doch die Stille war trügerisch, denn klammheimlich schlichen Schatten durch die Flure. Das ein oder andere unterdrückte Kichern ertönte. Jemand räusperte sich.
    Die Schatten schienen sich an einer Treppe nach oben zu versammeln, man hörte das Rascheln ihrer Kleidung, ganz leise ihre Schritte und wenn man ganz genau hinhörte, auch ihre Atemzüge.
    Innehalten waltete, als sie sich zu einer schwarzen Traube geformt hatten. Ein leises Flüstern, das keine Worte formte, trotzdem reagierte die Masse synchron, mit vielen Klicklauten gefolgt von hellen Strahlen.
    Dann erklang ein unheimliches Jaulen.

  • So, meine liebe Finnea oder wie auch immer dein neuer Name jetzt lautet. Ich nenne dich Finnea, gut? ^^"
    Du wolltest einen Kommentar und nun erwartet dich das Grauen! *muahahaha, lässt Donner im Hintergrund grollen*
    Bereit? Gut =)


    Der Titel ist schlicht, aber gut. Okay, wir haben schon oft Titeln gelesen, die an Dunkelheit erinnern. Mit solchen Titeln muss man dann auch aufpassen, dass man nicht im "Einheitsbrei" untergeht, obwohl man nicht zum Einheitsbrei gehört. ^^"


    [tabmenu][tab=Prolog]
    Da wird man mitten ins Geschehen geworfen und mittlerweile funktioniert mein Gehirn so: Wo ist der Startpost!? XD
    Ach, der ist unten, dann ist ja alles gut! =D
    Also zum Prolog: Das mit den Computern, mit den Bildschirmen und der anschließende Text, das ist... das ist echt GUT. *_* Schon das Setting mit dem Raum, den PCs, das ist irgendwie innovativ und neu, zumindest für FFs. Ich meine, in Gruselgeschichten werden gerne PCs genommen, die Worte ausspucken. Aber in einer PokemonFF: Daumen hoch. ^^
    Unheimlich fand ich's jetzt nicht, aber ich habe auch früh angefangen Horrorfilme zu sehen. Da musst du zart besaitetere Leute fragen als mich. ;)
    Das mit dem Regen, Moment...

    Zitat

    In der Mitte war groß ein Word Dokument geöffnet, auf denen Buchstaben tanzten. Buchstaben, die lebendig zu sein schienen, führten einen Reigen auf, als wollten sie Regen heraufbeschwören.
    Oder war es Unheil?


    Den Vergleich fand ich ein wenig übertrieben.


    [tab=Startpost]Schlicht und schön, was soll ich groß sagen? ^^
    Obwohl die Tabs recht wenig beinhalten. Da frage ich mich, ob man manche nicht zusammennehmen kann. Irgendwie habe ich pro Tab eben mehr Text erwartet und dann stand in manchen nur ein Satz drinnen. ^^"

    Zitat

    Des weiteren denke ich, dass sich beide im Stil unterscheiden werden, da ich noch jung bin und mich ausprobieren will, dass heißt dass es durchaus sein kann, dass man die eine Geschichte mag und die andere nicht. Trotzdem seid ihr herzlich eingeladen vorbei zu schauen.


    Ist mir eben aufgefallen =)


    Den Klappentext mag ich. Ich denke, es spricht uns eben alle an, nicht nur Kinder und Teenager. Jeder Mensch jeder Altersgruppe fragt sich, was seine Rolle im Leben sein mag. Das ist ein Thema, der schon in berühmten, großen, literarischen Werke durch die gesamte Menschheitsepoche aufgegriffen wurde.
    Daher schon'mal ein großer Pluspunkt von mir. ;)


    [tab=Kapitel 1]Sie glaubt also, sie kriegt Ärger und wird stattdessen auf eine besondere Schule "versetzt". Hm, die Atmosphäre im Kapitel ist... schon auch irgendwie beklemmend. Oder kommt es mir nur so vor, weil nicht viel an sozialer Interaktion passiert, ich weiß nicht so recht~
    Ihr Sitznachbar blafft die Anderen an. Natürlich schaut man, jeder würde schauen. Aber sie dürfte nicht besonders gut mit ihren Klassenkollegen klarkommen, so wie es dargestellt wird.
    Klar, dass sie glaubt, dass sie Ärger bekommt. Das würde wohl jeder. Umso besser kommt dann die Nachricht an. ^^
    Dass sie dauernd "hicks" nach einem Satz sagt, das ist irgendwie leicht "nervend". Lautmalerei kann leicht ins Gegenteil umschlagen, ich würde vorschlagen, dass du es eher beschreibst. ^^


    [tab=Kapitel 2]Jäger und Beute, das klingt doch auch schonmal vielversprechend. ^^
    Der Anfang, die Beschreibung der Blitze und generell des Sauwetters, den finde ich einfach genial. An sich mag ich Wetterbeschreibungen, wenn sie sich ins Szenario fügen und eben gut beschrieben sind. ^^ Teilweise sehr poetisch, die Frage ist nur, wenn du aus der Ichperspektive schreibst, ob ein normales Teeniegirlie - was Milena ja doch eigentlich ist, oder? - so poetisch das Wetter beschreiben würde. Aus der Ichperspektive ist das eben immer ein zweischneidiges Schwert.


    Da denkt man, es passiert sonstwas und dann fängt sie ihr Girafarig? lol
    Nur eine andere Frage: Wer denkt über sich SELBST: Meine schwarzen Augen...? So denkt doch keiner. ^^" Und wer hat schwarze Augen? ôo


    Und dann ist schon wieder zu Ende. Ehrlich gesagt hätte ich irgendwie etwas Anderes vom Kapitel erwartet. ^^"


    [tab=Kapitel 3]Wie, was? USA? ôo Oookay, da erhält man natürlich einen anderen Blick auf deine Pokemonwelt~



    Wie alt ist sie da? ôo An sich ist die Szene nett, aber wenn sie eben kein Kind mehr ist, ist es seltsam, wenn sie sich auf den Schoß ihres Vaters setzt. Mehr als seltsam. :huh:


    Zitat

    Er sah ein bisschen aus als hätte er meditiert, aber vermutlich war er nur kurz weggenickt – und das bei Devil in a Midnight Mess von Billy Talent

    Ich mag es, wie du reale Sachen mit hineinbringst. ^^

    Zitat

    Manchmal hielt man ihn für den jüngeren Bruder meiner Mum, weil sie sich sehr ähnlich sahen, nur war sein Gesicht, typisch männlich, markanter. Er modelte auch neben seinem Studium.


    Und ich mag den Bruder, glaube ich lol.


    Zitat

    Vor oder zurück? Jetzt hatte ich noch die Chance einen Rückzieher zu machen, aufzulachen, sagen: „Reingelegt!“, eine Unterhose von ihm, die vor meinen Füßen lag zu klauen und mich aus den Staub zu machen, die Wäsche wie eine Fahne in der Hand gehisst.
    War die eigentlich gewaschen?
    Konzentrier, dich, Milena!
    Ich schüttelte den Kopf, die Augen geschlossen, holte einmal tief Luft und machte die Augen wieder auf. Mein Bruder blickte mich immer noch an, ein merkwürdiger Ausdruck lag in seinem Augen. Er merkte, dass das hier mir wichtig war. Er wusste es bevor ich es wusste.


    Wie lol. :D
    Ich mag irgendwie die Beziehung zwischen den beiden. ^^


    Das verstehe ich nicht mit ihrer Mom. Warum, wenn sie mit der Schule fertig ist? Das ist doch eine Schule. ôo
    An sich finde ich das jetzt zu vorhersehbar, dass ihre Mom das nicht möchte. Irgendeinen Konflikt braucht es ja noch, bevor sie auf die Cresselia gehen kann - warum also nicht ihre Eltern dazu verwenden? =O


    [tab=Kapitel 4]

    Zitat

    „Hm“, machte Andy nur und rollte sich auf den Bauch. Auch wenn ich ihr gerne sehr prägnant gesagt hätte, dass das nicht das Maß an Anteilnahme war, welches ich von ihr erwartete, vertraute ich darauf, dass da noch etwas kommen würde.


    Prägnant? Das Wort passt irgendwie nicht~


    Zitat

    „Dein Bruder ist – versteh mich nicht falsch, ich mag deinen Bruder – er ist was anderes. Er ist halt ein Junge. Und du bist eben eine Miniausgabe deiner Mutter, auch wenn du nicht komplett nach ihr geschlagen bist. Ich denke … also, es könnte doch sein … dass sie sich in dir …“


    Das scheint irgendwie zu stimmen. Mädchen werden immer anders behandelt. :D


    Zitat

    Mein Bruder war einfach für mein Vorhaben zu gewinnen, weil er mir schlicht und ergreifend etwas schuldig war. Wie oft hatte ich ihn gedeckt, wenn er Abends nicht etwa ins Bett ging, sondern zu einer der größeren Inseln fuhr, um dort mit seinen Freunden feiern zu gehen und ihn des weiteren am nächsten morgen herausgeredet, wenn er mal wieder den Kater seines Lebens hatte? Das war sehr praktisch, denn so musste ich nicht erpresserisch werden. Ihm drohen Mum zu erzählen, von den Saufpartys, dem ein oder anderen Mädel, welches er auf seinem Zimmer rauchte und zwar nicht nur Zigaretten. Ich war also für alle fälle gewappnet. Intrigen gehörten schließlich zum Berufsbild einer kleinen Schwester, das hieß aber nicht, dass ich sie gerne ausspielte.


    Ich mag deine Realitätsnähe. :D
    Und wie sie miteinander umgehen, ich mag das einfach. ^^


    So, jetzt geht's also los. ^^
    [/tabmenu]


    So, ich bin müde. ^^"
    Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn die anderen Kapiteln morgen oder eben diese Woche noch drankommen. ;)


    Edit:
    Hab dir noch kurze Kommentare zu 3 und 4 reineditiert. =)


  • ... meine liebe Bastet (und eventuelle andere Leser, die sich irgendwo zwischen den Posts verstecken),
    es ist Zeit für eine Antwort und ein neues Kapitel - also lege ich gleich einmal los!





    Abschnitt 2: Die Prüfung – Regulärer Ablauf exklusive




    Kapitel 7 – Eine ruhige Nacht


    Als merkwürdige Geräusche verzerrt durch die Flure strichen, wand sich ein Mädchen unruhig im Schlafsack herum und langte ihrer Nachbarin dabei versehentlich eine. Störrisch kniff die Missetäterin die Augen zusammen. Gerade hatte sie so schön geträumt, da hatte sie wenig Lust damit vorerst aufzuhören.
    Das schauerliche Jaulen, war nicht einmal verklungen, da schreckten auch schon ein paar Mädchen in dem provisorischen Nachtlager auf und gaben entsetzte, verstörte Laute von sich. Dann brach Lärm aus, vielerlei Geräusche und Rufe erklangen, machten das friedliche Dunkel zu Etwas ungewissem, gruseligem. Nun reckten sich auch die restlichen Mädchen auf, Unruhe kam auf, wie sie so mit den Schlafsäcken raschelten und flüsternd um sich sprachen, um Sicherheit zu gewinnen, zu ersehen was passiert war. Auf dem Flur wurde es immer lauter, trampeln erklang, Türen wurden aufgerissen und auch die Tür dieses Zimmers wurde aufgestoßen, prallte knallend gegen die Wand.
    „Melina?“
    „Grinsebacke?“ Das letzte Mädchen, welches, Aufgrund der nächtlichen Störung, noch missmutig stöhnend sich in ihren Schlafsack wickelte, ihn über die Ohren streifte, richtete sich nun endlich auf. Sie trat behände ihren Schlafsack weg und landete mit wenigen Schritten bei der Tür.
    „Irgendwer hat geschrien, alles in Ordnung?“, fragte Fynn das Mädchen, das soeben zu ihm getreten war. Er hatte zunächst besorgt ausgesehen, wirkte jetzt erleichtert, als sie zu ihm kam und nicht weiter aufgeregt zu sein schien. Sie sah ungewöhnlich wach aus für diese Stunde, ihr langes rotbraunes Haar fiel ihr platt gelegen bis über die Brust.
    „Ja, bis auf, dass mein Schönheitsschlaf unterbrochen wurde“, meinte Milena abwesend, versuchte an Fynn vorbei aus dem Flur hinauszustarren, zu begreifen was vor sich ging. Der Lärm im Hintergrund verklang, dafür wurde jetzt das verwirrte Gezeter im Raum lauter. Auf dem Gang erkannte sie nur einige weitere Schatten, die zu Prüflingen gehören mussten. Ein Orientierungsloses Rattfratz rannte zwischen ihren Beinen umher und meckerte dabei aufgeregt. „Was ist denn eigentlich los?“
    „Keine Ahnung, eben waren noch überall Pokemon auf dem Gang, die scheinen sich aber jetzt größtenteils aus dem Staub gemacht zu haben …“ Der Junge drehte sich ebenfalls Richtung Flur. Ein paar Jungendliche redeten beruhigend auf das laute Pokemon ein, dieses stellte sich zuerst stur, wurde mit der Zeit dann doch etwas ruhiger.
    „Überall Pokemon?“, wiederholte Milena, in ihrem Kopf ratterte es sichtbar, sie kniff ein wenig die Augen zusammen. Ein Haufen Pokemon der auf einmal in der Nachtruhe erschien … was hatte das zu bedeuten? Von draußen erklang der Schrei eines Tauboga, woraufhin ein Feuerstrahl in den Himmel schoss, den man durch die Fenster auf dem Schulflur erkennen konnte.
    „Komm, gehen wir zum Fenster“, forderte Fynn Milena auf, die ungläubig auf die flammende Salve gestarrt hatte, welche im Himmel verschwand. Schon wieder dieser Schrei. Die beiden Teenager rannten zum Fenster, mussten sich ein wenig durchdrängeln da sie nicht die einzigen Gaffer dort waren. Was sie sahen bekräftigte ihre Vermutungen.
    „Irgendjemand muss die Prüfungspokemon rausgelassen haben“, stellte jemand laut fest.
    „Und da steht die Pforte offen“, kreischte das hysterische Mädchen mit den geflochtenen Haaren.
    Milena wunderte sich zunehmend. Wer konnte so etwas tun? Und warum war das Tor zur Schule offen? Die kleinen Wesen würde alle hinauslaufen in den dunklen Wald. Und das war nicht gut! Zum ersten hätte sie morgen keine Pokemon für das weitere Auswahlverfahren des Weiteren war es sicherlich nicht ungefährlich für domestizierte Pokemon in einen wilden Wald blind hinein zu rennen. Für die jüngeren und kaum entwickelten auf jeden Fall. Auf dem Innenhof erkannte sie das Panpyro aus der theoretischen Prüfung wieder, auf welches grade ein blitzschneller Schatten vom Himmel herabstieß. Weitere Pokemon wuselten dort unten herum, welche sich jedoch zunehmend und gut erkennbar durch das weit offenstehende Tor davonmachten.
    „Lenka, das ist nicht nett, mich zu vergessen!“, murmelte eine Mädchenstimme im Rücken Milenas. „Oh, Sveta“, ihr lagen gerade entschuldigende Worte auf den Lippen als sie sich umdrehte und sich prompt verhaspelte. „Was ist denn mit deiner Wange passiert? Hat dich was gestochen?“ Selbst im fahlen Mondlicht schimmerte die linke Wange ihrer Bekannten rötlich.
    „Das warst du, als du von dem Jaulen aufgewacht bist!“ Fynn stieß sein röhrendes Lachen aus.
    „Ohje, das tut mir leid Sveta!“ „Schon gut!“
    Der Junge wurde ein wenig hibbelig auf der Stelle und schlug vor: „Lasst uns mal nach unten gehen, vielleicht können wir irgendwas nützliches tun!“ Milena nickte bekräftigend, ans Schlafen war so schnell ohnehin nicht mehr zu denken.


    Flüchtig hatte Milena sich ihren Sommerpullover über ihr Schlafshirt gezogen, es bei ihrer Abgeschnittenen Jogginghose, welche sie als Schlafhose missbrauchte belassen, ihre Beanie bis tief in die Stirn gezogen und lief nun barfuss neben Sveta und Fynn her, die mehr oder weniger zielstrebig auf das Schultor zuliefen. Fynn schien irgendein Ziel zu haben. Indes sah man Svetas Haltung an, dass ihr irgendwas nicht passte. Unschlüssig blickte Milena um sich her, abgesehen von Tauboga und Panpyro, die irgendwie überhaupt nichts mitbekamen, waren alle Pokemon verschwunden. Hin und wieder kam ihnen der ein oder andere Prüfling entgegen und wünschte ihnen eine Gute Nacht. Andere die ihnen zuvorgekommen waren, kamen nicht mehr zurück. Verständnislos schüttelte Milena den Kopf. Wie konnte man jetzt nur ans schlafen denken? Abgesehen davon, dass der nicht ganz lautschwache Revierkampf zwischen Tauboga und Panpyro so schnell kein Ende nehmen würde, war sie nun hellwach, sorgte sich um die Pokemon, die einfach in den nächtlichen Wald gestürmt waren.
    Schließlich kam das Pförtnerhäuschen näher, vor welchem ein Mädchen stand. Als es die Jugendlichen erblickte, winkte sie ihnen zu.
    „Hallo, ihr da!“
    „Hallo, du da!“, johlte Fynn zurück und winkte heftig. Alle drei nahmen etwas Tempo auf, um sich der fremden zu Nähern. Sie wirkte etwas älter, als die kleine Gruppe, hatte kinnlanges, schokobraunes Haar und eine Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen. Sie trug einen kurzen, dunkelblauen Faltenrock und ein weites, langes, weißes Hemd. Bittend sah sie ihnen entgegen.
    „Gut, dass ihr hier seid, ich bin echt am Allerwertesten“, meinte sie mit einem erleichterten wie unglücklichen Seufzen.
    „Am Allerwertesten? Du willst damit doch nicht sagen, dass du die Pokemon rausgelassen hast?“, keifte Milena vorlaut. Ihr passte das hier alles gar nicht und wenn es einen Schuldigen gab, würde der so schnell seines Lebens nicht mehr froh werden sollen!
    „Natürlich nicht!“, meinte das Mädchen entsetzt und schaute dann scheinbar beschämt auf den Boden. „Ich hatte nur die Aufsicht, auf die Prüfungspokemon, da die Lehrer über Nacht auf aufs Festland geflogen sind. Ich muss weggenickt sein … und … ach ich weiß auch nicht wie das passieren konnte! Und dann hat auch noch irgendwer das Tor aufgelassen oder geöffnet … das ist alles so schrecklich!“ Jetzt weinte sie fast. „Melina, sei doch bitte nicht so gemein!“, rief Fynn ihr vorwurfsvoll zu. Jetzt schämte sie sich ein bisschen, sie war zwar gerne aufbrausend, doch zum heulen wollte sie niemanden bringen.
    „Könnt ihr mir vielleicht helfen, die Pokemon einzufangen?“
    „Natürlich“, antwortete Fynn wie selbstverständlich und klopfte dem Mädchen mitfühlend die Schulter.
    „Niet!“, meinte Sveta entschlossen.
    „Bitte!“, flehend sah die Hilfesuchende alle drei an. „Ihr müsstet sie nur hertreiben! Ein paar sind auch schon losgegangen, aber es sind mehrere dutzend Pokemon die weggekommen sind, da sind so viele helfende Hände wie möglich nötig.“ Milena starrte abgelenkt zur Seite, sie hatte zwischen einigen Bäumen am Rande des Weges einen Schatten erspäht, welcher, kaum wahrgenommen, kehrt und sich aus dem Staub machen wollte.
    „Sveta, nun komm schon, sie braucht doch offensichtlich Hilfe“, wandte Fynn sich entgeistert an das russische Mädchen.
    „Wir müssen morgen topfit sein, wenn wir angenommen werden wollen. Die Pokemon werden schon morgen im Chellen auffindbar sein. Außerdem ist sie selbst schuld, eine ichr anvertraute Aufgabe zu vergeigen“, meinte sie hart, verschränkte abweisend die Arme vor der Brust.
    „Aber sie braucht unsere Hilfe!“
    „Sie chat doch gesagt, es gibt Chelfer. Aber bitte, wenn du dich zum Chelden aufspielen willst. Ich riskiere auf keinen Fall meinen Studienplatz chier!“
    „Aber …“
    „Ach chör auf! Renn doch rein in den Wald und brich dir das Genick im Dunkeln!“, fuhr sie den Jungen forsch an. Er kniff getroffen die Lippen zusammen. Er hatte tatsächlich ein wenig Angst davor, schließlich war es stockduster und überall konnten wilde Pokemon lauern. Starke Wilde Pokemon. Es war doch nur menschlich Angst vor der Dunkelheit zu haben. Gerade wenn man noch jünger war, trotzdem wünschte er sich dem Mädchen zu helfen.
    „Ich würde dir raten vernünftig zu sein und mit mir zu kommen.“
    „Melina, sag doch auch was … wo … Melina?“ Eigentlich wollte er sich an das gerade ungewöhnlich still gewordene Mädchen wenden, doch diese war nicht an ihrem Platz.
    „Wo ist sie denn hin?“, fragte Fynn eine Spur zu laut, mit einem Hauch von Panik in der Stimme.
    Wie auf ein Stichwort hörten sie in diesem Moment Etwas durch nahestehendes Gebüsch brechen. Gezweig brach knackend zur Seite, Etwas gackerte aufgeregt. Aus den von Dunkel beherrschten Baumreihen rings um sie trabte stolpernd ein Dodu. Auf ihm saß ein Mädchen mit strubbeligem, langem Haar, in dem sich ein paar Zweige und Blätter verfangen hatten. Ihr Gesicht und ihre Arme zierten ein paar leicht blutige Kratzer.
    „Was tust du da Lenka?“, kreischte Sveta entsetzt auf.
    „Ohh, das ist aber kein Prüfungspokemon“, stellte das fremde Mädchen verblüfft fest.
    „Pff, ich renn hier doch nicht die halbe Nacht durch den Wald“, sagte Milena schlicht als sie das Vogelpokemon zum Stillstand brachte, welches sich nicht ganz bewusst zu sein schien, wie ihm geschehen war. Daraufhin rückte sie ihre Mütze zurecht, die sich beinahe verabschiedet hätte und spielte ein bisschen aufgeregt mit den nackten Zehen.
    „Du bist verrückt“, brummte Sveta ruhig.
    Milena schaute einen Moment versonnen in den Himmel, dann zurück in die Runde. „Ist richtig. Also, kanns los gehen?“ Sveta gab einen empörten Laut von sich, während Fynn die Reiterin mit unsicherem Blick anstarrte. „Das ist wirklich gefährlich …“, gab er vorsichtig zu. Er wollte sie nicht beleidigen. „Vielleicht sollten wir lieber zu Fuß gehen.“
    „Vetraust du mir?“, fragte Milena unvermittelt und wiederholte dieselbe Geste, mit der Fynn sie wenige Stunden nach ihrer Freundschaft gefragt hatte. Da lächelte Fynn erneut, ergriff in stiller Zustimmung ihre ausgestreckte Hand, stützte sich mit der anderen auf den Rücken, des Pokemon und schwang sich mit wenig Eleganz hinauf hinter das gut gelaunte Mädchen.
    „Oh das wird lustig.“ Milena konnte die Vorfreude in ihrer Stimme kaum im Zaum halten, als Fynn hinter ihr Platz genommen hatte. Sveta wandte ihnen stillschweigend den Rücken zu, machte sich auf den Rückweg zu den Klassenzimmern. Das Mädchen mit der Zahnlücke trat an die beiden Reitern heran.
    „Danke, dass ihr mir helft, ich hoffe ihr schafft es auf die Akademie.“
    Milena warf einen Blick hinunter auf das Mädchen, lächelte freundlich zum Abschied, lehnte sich leicht vor und trieb Dodu sanft die Hacken in die Seiten.
    „Sag mal, kannst du eigentlich reiten?“, kam es nun doch bedenklich von hinten.
    „Ich kann mich gut festhalten!“

  • Abschnitt 2: Die Prüfung – Regulärer Ablauf exklusive




    Kapitel 8 – Von nicht sehen und nicht gesehen werden


    „Du?“ Das Dodu trabte in staksenden Trab dahin, gab ab und zu einen protestierenden Laut von sich, denn die beiden Menschen auf seinen Rücken waren nicht einfach zu tragen. Im Wald war es sehr still, lediglich das schmerzhafte aufstöhnen von Fynn unterbrach das stolpernde Stakkato von Dodus bekrallten Läufen. Für ihn war das Reiten nicht ganz so ungefährlich wie für Milena.
    „Hm?“, Milena wandte ihm ihr rechtes Ohr zu.
    „Ist auch alles okay bei dir?“, sorgte sich Fynn.
    „Ja, klar.“
    „Ich meine nur, weil es so dunkel ist, wäre ja verständlich, wenn du es ein wenig unheimlich fändest“, druckste der Junge etwas verlegen herum, schließlich schien Milena ihm sehr schnell gereizt zu sein und er hatte schon ein wenig die Befürchtung spontan von ihr vom Vogel geschubst zu werden. Oder sie befahl ihm gar einen Galopp, da hätte Fynn sich wohl freiwillig lieber in den Dreck geworfen.
    „Ich hab im Dunkeln keine Angst.“
    „Wirklich?“, horchte Fynn auf. Er dachte immer das wäre etwas wie ein Urinstinkt bei Menschen. Und gerade bei Mädchen …
    „Ja, find das bitte nicht seltsam. Mein Bruder fand das immer unheimlich, dass ich kein Problem damit habe. Als bei uns mal der Strom ausgefallen ist, während er mich gesittet hat, war ich diejenige die schnurstracks in den Keller gegangen ist und ihm die Taschenlampe aus unserem Krempel herausgefischt hat, damit er sich zum Stromkasten traute.“
    „Kannst du auch was nicht?“, meinte Fynn mit einer Spur Bewunderung in der Stimme.
    „Nö, ich bin Superman“, spaßte sie darauf großspurig in ihrer alten Marotte. Sie gab sich einfach nicht gern Blöße.
    „Du bist komisch.“
    „Sehr witzig“, stöhnte Milena. „Hast du heute Morgen einen Clown gefrühstückt?“
    „Nein, ich bin Pescetarier“, verneinte Fynn.
    „Auch das noch, glaubst du ein Karpador stirbt lieber?“
    „Nein, aber wenn ich sie nicht essen würde, gäb’ es eine Garadosinvasion!“
    „Na ein Glück, dass wir dich haben, um das Gleichgewicht der sieben Weltmeere zu erhalten!“


    „Sag mal, wohin reiten wir eigentlich?“, fragte Fynn nach einiger Zeit misstrauisch.
    „Oh, keine Ahnung, ich lass das Dodu entscheiden …“
    „Wie bitte?“
    „Na ja, ich dachte, es ist ein Pokemon, es wird schon wissen wo es lang geht“, Milena verstand das Problem an der Sache nicht.
    „Und was ist, wenn er nun uns zu einer Horde anderer Dodus trägt? Die alle Furienschlag beherrschen? Das ist doch nicht auszudenken!“
    „Ach wo!“, tat Milena seinen Einwurf ab, hatte allerdings Nichts um dagegen zu argumentieren.
    Dodu krähte Stille gebietend dazwischen. Konnten diese Menschen nicht einmal den Mund halten? Es wusste schließlich ziemlich genau, was von ihm erwartet wurde, nur konnte er dem nicht nachkommen, wenn sie die ganze Zeit krakeelten, so dass die gezähmten Pokemon sie schon auf hundert Meter Entfernung kommen hörten.
    Da wurden die Jugendlichen tatsächlich auch ruhig, denn sie waren sich ebenfalls bewusst, dass sie alles mit ihrer Lautstärke aufschreckten. Sie waren ja nicht dumm, bloß unaufmerksam. Nachdem sie lange den mit Sand aufgeschütteten Hauptweg verfolgten, schlug das Dodu einen Haken, mitten in den Wald hinein. Milena verkrallte sich, wenn auch vorsichtig in das Federkleid des Vogels, während es Fynn um ein Haar runtergewischt hätte. Es war erstaunlich, dass das Pokemon trotz seiner schweren Last für menschliche Ohren lautlos über den weichen Waldboden lief. So erbrachte dieses nicht nur den Vorteil, dass man Kraft sparen konnte, sondern auch das man nicht in der Dunkelheit des Waldes stolperte, sowie keinen Krach machte. So lange wie man eben den Mund hielt.
    Auf dem vorigen Weg konnte man wenigstens, wenn man sich an das dämmrige Licht gewöhnt hatte, ein bisschen was erkennen, doch hier unter dem Laubdach des Wilden Waldes, drang das fahle Mondlicht nicht bis zu den beiden Teenagern und dem Dodu herunter. Sie mussten also eigentlich ein gewisses Gottvertrauen in Dodu haben und wo es sie hinbrachte. Darüber machte sich Milena herzlich wenig Sorgen, während Fynn als Anhang gewissermaßen darauf angewiesen war auf das Mädchen zu vertrauen. Gemächlich wurde das Pokemon verhaltener in seinem Tempo, bis es schließlich in Schritt verfiel. Fynn musste ein Ächzen unterdrücken. Ihn würde so schnell niemand mehr auf ein Pokemon bekommen!
    Die Beiden kniffen ein Wenig die Augen zusammen, um den Grund für Dodus Verlangsamung zu erkennen. Da war scheinbar ein Glühen in der Luft. Nein, Flammen!
    Die beiden schnappten Synchron erschrocken nach Luft. Brannte es etwa? Nein, das konnte doch nicht sein, dafür war es auch viel zu ruhig und ein wildes Dodu würde sicherlich nicht auf ein flammendes Inferno zulaufen, sondern sein Heil in der Flucht ersuchen. Als sie bis auf wenige Meter herankamen erkannten sie, dass das was dort in flackernden Schein ein Stück Wald erhellte ein Ponita war. Doch das Feuerpferd war nicht allein – ganz im Gegenteil!
    Eine ganze Horde kleinkalibriger Pokemon bahnte sich in unbeständigem Tempo einen Weg durch das Dickicht. Alle sahen müde oder gestresst aus, abgesehen von einem kleinen Hunduster, welches die treibende Kraft zu sein schien, die die Gruppe immer weiter weg von dem Schulgelände trieb. Ständig stob es kläffend oder bellend durch die Reihen seiner Kameraden, um sie zum vorangehen zu bewegen. Wer zögerte oder sich nicht dem nach seiner Meinung angemessenen Tempo anpasste, dem wurde unsanft ins Bein gezwickt.
    Milena drehte den Kopf nach hinten, suchte Fynns Blick, dieser erwiderte ihn, beide nickten verständig. Wenn sie Hunduster von dem Rest der Nachtwanderer trennen könnten, würde diese sich mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder in heimatliche Gefilde zurückbegeben. Fynn fragte sich noch, wie sie dies wohl anstellen sollten, da gab die Reiterin mit verstärktem Druck der Schenkel zu verstehen, dass es einen Schritt zulegen sollte. Sie trabten wieder ein paar Meter voran und landeten direkt an der rechten Seite der Meute. Die Pokemon wurden zwar unruhig und schauten etwas irritiert, nicht ganz sicher, was sie davon halten sollten, doch sie duldeten sie. Milena deutete auf den kleinen Störenfried. Das Ponita, welches ihr am nächsten stand, folgte ihrem Wink und nickte heftig vom Halsansatz bis zu zur Nüsternspitze.
    Als Hunduster sich nun erdreistete auch noch Dodu Beine zu machen zu wollen, rammte dieses mit einem empörten Kreischen die Klauen in den Boden, ließ das freche Unlichtpokemon so auflaufen. Darauf streckte Ponita unter Dodus gefiederten Bauch den Kopf hindurch und ließ mit einem kräftigen Schnauben Flammen aus seinen Nüstern springen, welche Hunduster direkt auf sein kleines Schnüffelschnäuzchen schlugen.
    Gepeinigt vor Schmerz jaulte es auf, machte eine hundertachtzig Grad Wende und stob blindlings durchs Gebüsch davon.
    Siegesfreudig stieß Ponita ein schrilles Wiehern aus. Milena klopfte ihre Hacken in Dodus Seiten und übte mit der linken Hand Druck auf den Halsansatz ihres gefiederten Reittiers auf, um es ebenfalls zu einer Kurve zu bewegen. Dazu machte mit ihren Lippen schnell aufeinanderfolgende Kussgeräusche, welche auf das Vogelpokemon eine anspornende Wirkung zu haben schienen.
    „Schnell, schnell, schnell!“, feuerte sie es weiterhin an, als es sich umgewandt hatte und Hundusters Weg zwischen die Bäume, weg von Ponitas erhellenden Feuerschein, folgte. „Halt dich gut fest Fynn!“
    Der Angesprochene klammerte sich nun krampfhaft an dem Mädchen fest, um nicht heruntergeworfen zu werden. Ein paar Dutzend Meter ging das mehr oder weniger gut, doch das Ganze war nicht einfach, da Dodu viel größer war als das Hundepokemon und sich nicht durch jede Ritze quetschen konnte.
    „Dodu“, sprach sie den Rennvogel an. „So wird das nichts. Ich will es auf einem der Laufwege haben, kriegst du das hin?“ Zur Antwort krähte es halbherzig. Ihm ging so langsam die Puste aus. Aber nun hatte es einmal das Menschenmädchen auf seinen Rücken gelassen, da wäre es unehrenhaft, es auf den letzten Metern im Stich zu lassen.
    „Okay, wenn es auf einem Pfad ist bring uns möglichst nah heran und schneid ihm den Weg ab!“
    Auf einem abschüssigen, aber immerhin breiten und weichen Sandpfad, den Hunduster eigentlich vorhatte zu passieren, lief Dodu gleichauf und anderthalb Schritte später, lief es mit seinen langen Beinen ihm geradewegs vor seine Füße. Es konnte kaum realisieren, was geschehen war, da wurde es auch schon umgeworfen. Milena, geübt durch die Verfolgungsjagden mit Milo, hatte sich schlichtweg auf das kleine Pokemon geschmissen, mit den Armen umschlungen und drückte es jetzt mit ihrem Gewicht nah am Boden. Fynn, nun ohne Halt, rutschte Dodus gefiedertes Hinterteil herunten und plumpste mit einem lauten Wumms, seinen Allerwertesten voran, auf den Boden. Ein bedrohliches Knurren ausstoßend versuchte es gegen Milena anzukämpfen. „Schluss jetzt, du olle Töle! Ich hab dich gefangen!“
    Zwar konnte es sich nicht verkneifen noch einmal ungnädig zu Grollen, gab dann jedoch ruhe. Dodu pickte Milenas Schulter mit dem Schnabel an. Geschafft richtete sie sich auf und klopfte sich den Sand von den Schenkeln, merkte allerdings jetzt schon, dass auch einiges in ihre Unterhose gerutscht war, was sie so gar nicht froh machte. „Das war sehr nett von dir, dass du uns geholfen hast, Dodu“, bedankte sie sich an das Vogelpokemon gewandt. „Du kannst jetzt gehen, komm gut nach Hause!“
    Nach diesem Satz machte Dodu sich dann auch davon.
    „Ähm, ich will deinen Plan ja nicht anzweifeln, aber wie finden wir jetzt zurück?“, warf Fynn vorsichtig ein.
    „Hunduster wird das machen. Dafür, dass wir durch den halben Wald hetzen mussten, nur weil er die anderen Pokemon auf seinen Egotrip mitnehmen musste.“ Strafend sah sie das kleine schwarze Pokemon an.


    „Huch?“
    Erschrocken drehten sich die beiden Teenager rum und echoten: „Huch?“
    Vor Fynn und Milena sahen sich mit einem Mal zwei dunklen Gestalten gegenüber, sie waren vermummt, die Kapuzen ihrer Sweatshirts bis tief in die Stirn gezogen. Wie aus dem nichts waren sich aufgetaucht. Oder waren sie den beiden schon länger auf den Fersen, verfolgten sie? Doch dazu hätte ihre eigene Überraschtheit nicht gepasst, also war das Zusammentreffen wohl ein Versehen. Eines mit Folgen?
    „Du Schwachkopf, mach sie doch nicht auf uns aufmerksam“, rügte die größere Gestalt die andere. Beide waren ein gutes Stück größer als Milena und Fynn. Hunduster drückte sich an den Boden, winselte ängstlich und bugsierte sich ebenso feige wie unbemerkt rückwärts in das nächste Gebüsch. „Ihr habt uns nicht gesehen, klar?“
    „Für wen haltet ihr euch, mir zu sagen, wann ich zu lügen habe?“, zeterte Milena prompt.
    Auch Fynn wurde biestig: „Wer seid ihr? Bestimmt dürft ihr gar nicht hier sein! Haut sofort ab von hier!“
    „Sonst was?“, kam es von dem größeren Mann. Er hatte eine tiefe bedrohliche Stimme, bestimmt war er mindestens eine Dekade älter als Fynn, wenn nicht sogar mehr.
    „Was wollt ihr hier?“, fragte Milena. Ganz angespannt war sie, sodass sich ihre Hände zu Fäusten verkrampften. Vor der Nacht hatte sie zwar keine Angst, doch das waren groß gewachsene Männer, die keinerlei Frieden ausstrahlten.
    „Wir kundschaften Etwas aus, das in den Ferien unbeschützt sein könnte!“, palaverte der kleinere Schatten mit einer unpassenden Gehässigkeit in der Stimme.
    „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst die Klappe halten?“, rügte der andere ihn abermals.
    „Nein!“, stellte Milena scharfsinnig fest. Langsam fühlte sich der Mann, von ihr provoziert. „Melina“, kam es leise mahnend von Fynn.
    „Ich heiße Milena, verdammt!“
    „Gut, da ihr beide zu gesprächig seid, werde ich wohl etwas Gedächtnisarbeit leisten müssen, komm raus mein Mädchen!“
    Ein leises Klicken ertönte, dann warf einer der Männer mit einer ruckartigen Bewegung ein rundes Etwas von sich. Ein Blitz zuckte durch das Zwielicht der monderhellten Nacht, dem zu Folge sich Etwas direkt über Milenas Kopf materialisierte. Sie legte geistesgegenwärtig den Kopf in den Nacken, hob die Arme gekreuzt über ihr Gesicht, spähte an ihnen vorbei, zu der kleinen schattenhaften Gestalt über ihr, versuchte es einzuordnen.
    Was war das? Es konnte schweben und war unförmig, es hatte keine klaren Strukturen, sondern schien eher zu wabern als zu sein.
    Was war das? Die Augen gelb glühend. Was auch immer es war, obwohl sie es schon mal in einem Lehrvideo gesehen hatte, beeinflusste es sie auf eine unbestimmte Weise so sehr, dass sie nicht klar denken könnte, sonst hätte sie es unlängst identifizieren können.
    „Traun“, summte das Geistpokemon. „Melina, weg da!“, forderte Fynn sie auf, er selbst, wusste nicht so recht wie er reagieren sollte, seiner Freundin nachhelfen, oder die Kerle im Auge behalten. Die beiden Jugendlichen waren schlichtweg mit einer derartigen Bedrohung überfordert.
    Sie hätte gerne gehört, oder ihn zumindest lautstark korrigiert. Doch sie konnte sich nicht rühren. Diese Augen …. Diese Augen starrten sie so unerbittlich finster an. Was lag da in ihrem Blick? Interesse? Neugier? Oder doch eher Sadismus?
    „Los, Traunfugil, Hypnose“, befahl der Mann seinem Pokemon. „Und wenn sie K.O. sind, kannst du dich an bisschen an ihnen austoben!“ Das Geistpokemon kicherte erregt mir verzückt zusammengekniffenen Augen. Dann fing sie das vor Schreck erstarrte Mädchen erneut mit seinen Blick. Trotzig schaute sie zurück, wenigstens die Blöße von Angst wollte sie sich vor diesem fiesen, wahnwitzigen Pokemon nicht geben. Wie gerne hätte sie die Sache selbst in die Hand genommen, doch ihr Körper wollte ihr einfach nicht gehorchen!
    „Nein!“, rief Fynn hastete die wenige Schritte große Distanz zwischen ihnen auf das Mädchen zu. Indes fingen die obskuren, gelblichen Augäpfel und die roten Pupillen des Pokemons unheilvoll zu glühen.


    „Sandy, Schaufler!“ Aus dem Nichts tat sich ein Loch vor den Füßen Milenas auf. Wo eigentlich der Blick des Traunfugils sie gefangen genommen hatte, sah sie zuerst nur eine Art Panzer geschmückt mit riesigen, bedrohlich aufgerichteten Stacheln aus steinhartem Horn. Ein Sandigel, fast so groß wie das Mädchen schoss mit einem mächtigen Hechtsprung daraus hervor geradewegs dem überraschten Traunfugil entgegen, welches erschrocken die Augen, wenn möglich, noch mehr aufriss.
    „Was zum Hoothoot ist hier los?“, brüllte der Trainer des Traunfugils, sah sich nach einem zu den aufgetauchten Pokemon gehörigen Menschen um. Währenddessen riss Fynn Milena ungebremst mit sich und bugsierte sie aus dem eben entstandenen Kampffeld, in den Schutz der Bäume. Erst dann drehte er sich ebenfalls suchend nach der Person um, die sich gerade so gerettet hatte.
    Aus dem Geäst der Bäume auf der gegenüberliegenden Seite des Weges rauschte ein ähnlich großes Pokemon wie dieses so genannte Sandy herunter. Es hatte einen verschlagenen Blick, sein Körper schien hölzern, seine dünnen, fragil wirkenden Ärmchen endeten in rasiermesserscharfen Blättern. Die üppige weiße Mähne, welche sich seinen Rücken herunter wand, zeugte von seiner Kraft und Erfahrung. An diese klammerte sich ein Mädchen mit Topfschnitt. Sie hatte dasselbe Hemd an, wie das Mädchen bei dem Pförtnerhaus und einen ähnlichen dunkelblauen Rock. Auffällig war das gelbe Seidenband welches sie sich um ihr Handgelenk gebunden hatte.
    „Leute ohne Pokemon anzugreifen ist erbärmlich!“, belehrte sie die Männer ruhig vom Rücken ihres Pokemon aus. „Ich bin jetzt euer Gegner!“
    „Wer bist du?“
    „Sagen wir, ich gehör hier zur Securety!“
    Zwischenzeitlich versuchte Traunfugil nun das Sandamer über ihr zu hypnotisieren. „Schaufler, weg mit dem Viech!“, orderte das Mädchen resolut ihr Bodenpokemon an. Dieses packte daraufhin seinen Gegner am Schlafittchen und zog es mit Untertage.
    „Geht’s?“ Fynn beobachtete Milena genau, als sich ihre Fäuste langsam lockerten.
    „Ja, ja, alles tutti“, versicherte sie ihm, schaute ihn dabei nicht in die Augen, schien in sich gekehrt zu sein. Ein Fauchen erklang, daraufhin stob lilafarbene Energie durch das Erdloch herauf. Der Boden erzitterte heftig.
    „Du hast also doch vor etwas Angst“, kicherte der Junge halb.
    „Treib es nicht zu weit“, knurrte sie ihm drohend zu.
    „Schon gut, wahrscheinlich hat es Horrorblick eingesetzt“, meinte er sogleich beruhigend.
    Milena schwieg kurz. „Ja, das macht Sinn!“ Doch irgendwas in ihre sagte ihr, dass es das nicht gewesen war.
    Ruhe. Auf dem Kampffeld war genauso schnell Stille eingekehrt, wie sie abhanden gekommen war. Schabend grub sich Etwas durch den Boden. Aus dem Loch, in dessen Nähe Milena noch vor kurzem gestanden hatte streckte sich der Kopf eines Nagetiers hervor. Nachdem es sich zu seiner Trainerin umgeblickt hatte, suchte es die Männer, dann warf es Traunfugil wie einen Fetzen Lumpen vor die Füße seines Besitzers. Zu perplex, um etwas zu sagen, starrten die Männer auf das ohnmächtige Pokemon.
    Schneller als die beiden Jugendlichen gucken konnten, sammelten die beiden Fremden das Geistpokemon ein und gaben Fersengeld.
    „Das, die immer weglaufen müssen“, murmelte ihre Retterin vor sich hin. „Als ob wir sie nicht sowieso bekommen würden, nicht wahr, Woodkid?“ Das Tengulist unter ihr lachte zustimmend. Das klang tief kehlig und eine Spur unheimlich.
    „Hey, ihr beiden!“, rief sie nun Milena und Fynn zu. „Ihr habt mich nicht gesehen, okay? Das bleibt unser Geheimnis.“ Mit diesen Worten zwinkerte sie ihnen zu, setzte sogleich ihr Pokemon in Bewegung, welches sich, fast wie vom Wind getragen, irgendwo zwischen laufen, springen und fliegen davon machte.
    Ihr Sandamer, schaute ihr nach, dann wandte es den Kopf zu den beiden verdatterten Prüflingen um Rand des Weges, blinzelte die beiden an und war im nächsten Moment auch schon wieder in das Erdloch verschwunden.
    Hunduster kam nun auch wieder aus seinem Gebüsch hervor und kläffte ihnen hinterher.
    „Wen haben wir jetzt nicht gesehen?“, wandte sich Milena an Fynn.
    Der hob nur den Finger an seine Schläfe, zeigte einen Vogel und schüttelte unverständig den Kopf. Milena seufzte. Da waren sie beide wohl einer Meinung.


  • Das unterstütze ich, du hast eine tolle Wortwahl, und die Art, wie du mit den Worten spielst finde ich einfach toll.
    Es ist zwischendurch witzig geschrieben, mal ernst. Die Charaktere lernt man auch erst im Laufe der FF kennen, was
    ich selber auch sehr sehr sehr sehr sehr (uff) bevorzuge, da es dem Leser noch einen weiteren Kick gibt, die FF zu verfolgen
    Zwischendurch nimmt es sogar die Gestalt eines gut geschriebenden Dramas an (Kapitel 8 z.B.)
    Mach weiter so, ich werde mir deine FFs zwischendurch hin und wieder mal anschauen :P

  • Abschnitt 2: Die Prüfung – Regulärer Ablauf exklusive




    Kapitel 9 – Erwarte nichts, denn dann erwartet dich nichts unerwartetes


    „Na, Prüflinge, habt ihr gut geschlafen?“
    Herzhaft biss ich in mein Brötchen hinein und äugte interessiert zur Prüfungsaufsicht nach unten. Was war das für ein seltsamer Unterton in ihrer Stimme? Als wüsste sie ziemlich genau, dass dies nicht der Fall gewesen sein konnte.
    Wir waren am Morgen wieder in den Prüfungssaal berufen worden, das war auch schon am Vorabend der Fall gewesen, wegen der Prüfungsergebnisse und eines Buffets zum Abendessen. Nun stand an jedem Platz ein kleines Lunchpaket bereit, mit geschmierten Brötchen und Kakao im Trinkpäckchen, über welches ich mich wie die meisten geschäftig hermachte. Es gab aber auch genug, die vor Aufregung nichts herunterbekamen. Zu meiner Rechten saß dieses Mal Sveta, zu meiner Linken hatte Fynn sich ordentlich hingesetzt und futterte mit beachtlichem Tempo sein Frühstück auf.
    Ich hörte für einen Moment auf zu kauen, als durch eine Tür unten bei den Tafeln ein paar weitere Leute hereinkamen, darunter das auffällige Mädchen mit den geflochtenen Haaren, das Mädchen vom Pförtnerhäuschen, was mich weniger verwunderte, als das Mädchen was gleich darauf hereinspaziert kam: Unsere Freundin mit dem gelben Seidenband. Dazu noch ein paar Jungs und Mädchen, in Alltagskleidung, von denen ich einige nach meiner Meinung in der schriftlichen Prüfung gestern in den eigenen Reihen gesehen hatte. Ich stieß Fynn unsanft in die Seite, so dass er sich widerwillig und mit einem Protestlaut von seinem Brötchen, welchem er gerade den Garaus machte, abwandte. Als das Mädchen unsere wiedererkennenden Blicke bemerkte, ließ sie ihren Hemdärmel über das Seidenband fallen.
    Nachdem der Smalltalklärm der anderen abgeklungen war, räusperte sich die Frau.
    „Tja, meine lieben, ich hoffe ihr habt den zweiten Teil eurer Prüfung genossen!“, sprach sie mit breitem Grinsen zu uns. Moment mal, „habt“? Welcher zweite Teil der Prüfung? Die meinte doch nicht etwa …? Ach, nee!
    Wieder brandete Lärm in den Sitzreihen auf, denn verständlicher Weise wunderten sich die meisten, manche hatten es vielleicht schon vermutet und weideten sich nur an dem perplexen Verhalten der Übrigen.
    „Letzte Nacht“, begann die Prüferin deutlich und mit ordentlicher Lautstärke, um sich unser Gehör zu verschaffen. „Haben wir, also ich und ein paar meiner Schüler, alle Prüfungspokemon rausgelassen, um euren Charakter zu testen!“
    Charaktertest nennen die das. Na die sind ja witzig. Wohl eher ein Survivaltest.
    „Hilfsbereitschaft und nicht zu vergessen Mut, ist eine Eigenschaft, die an unserer Schule großgeschrieben wird. Um euch in einer Situation zu prüfen, in der ihr unverfälscht handelt, haben sich einige Schüler unter euch gemischt, um euch einen Anstoß in die richtige Richtung zu geben.“ Aha, jetzt machten auch die paar Heinis neben ihr Sinn.
    „Alle die an der Suche nach den Pokemon teilgenommen haben, haben also den zweiten, geheimen Teil der Prüfung bestanden.“ Teilweise brach Jubel aus, andere starrten entrückt hinunter, als könnten sie nicht begreifen, was ihnen eben offenbart worden war. Dass sie willkürlich ihre Prüfungschancen in den Sand gesetzt hatten. Moment mal! Da gehörte ich nicht dazu! Ich hatte geholfen! Die Schrammen an meinen armen zeugten davon! Meine Augenringe! Ich war so was von heldenhaft!
    „Ja!“ Ich realisierte vielleicht, sagen wir ein bisschen zu spät, dass mir dies entfahren war. Laut. Sehr laut. Außerdem war ich überflüssigerweise dabei aufgesprungen, die Euphorie in meinen Augen, ach was durch jede Pore meines Körpers ausgesandt. Ich dachte ich wäre eine von den Schnelleren … das bewahrheitete sich in diesem Moment leider nicht. Alle hatten bereits ihre Köpfe zu mir gedreht – ich fühlte mich entfernt an den Tag, als Frau Donalds mich zu ihr gerufen hatte erinnert – als ich es bemerkte. Wie peinlich! Klatschend schlug ich mir die Hand vor den Mund.
    Wie sie mich alle anschauten, manche mit einem unangenehmen Grinsen, andere als hielten sie mich für übergeschnappt und wieder andere mit unverkennbarem Schmunzeln in ihrem Blick. Schleunigst setzte ich mich wieder hin. Zumindest hatte ich das vor, allerdings waren es ausklappbare Sitzflächen und meine war hochgeschnellt, sobald ich aufgesprungen war. Das hatte ich nicht bedacht. Anstatt mich also so klein wie möglich auf meinem Stuhl zu machen, verschwand ich mit einem Plumps gänzlich aus dem Blickfeld der anderen. Aua.
    „Wag es ja nicht!“, schaffte ich es noch Fynn zuzuzischen. Obwohl mir schon ungesehen die Schamesröte ins Gesicht stieg, merkte ich noch, wie sich das Lachen in ihm zusammenbraute. Und nicht nur in ihm, auch andere hörte ich auflachen. Was war denn jetzt besser? Sich würdevoll wieder aufraffen und Platz nehmen oder gleich hier unten zu bleiben. Ich entschied mich für ersteres. Zwar brannte mein Gesicht heiß und ich war kurz davor auszuticken, weil so viele mich auslachten, dennoch hatte ich das Glück, das ich selten tatsächlich rot im Gesicht wurde.
    Neben mir erklang ein merkwürdiges Geräusch. Ich schaute zu Sveta. Sie hatte die Nase hochgezogen, was gar nicht zu ihrem puppenhaften Aussehen passte, die Tränen standen ihr in den Augen. Das hatte ich ja komplett vergessen! Sie war gar nicht mitgekommen. Sie hatte sich die Chance versiebt. Eigenhändig.


    „Ich mag Sveta nicht“, sagte Fynn, als wir beide vor dem Mädchenschlafraum standen. „Ich mein’ sie hat uns allein in den Wald rennen lassen! Außerdem kommt sie mir einfach unsympathisch vor, ich glaub nicht, dass sie so nett ist, wie du …“
    „Sag so was nicht!“, wies ich ihn trotzig zurecht. Ich wollte so etwas nicht hören, über Leute die ich mochte. „Jeder hat eben seine Prioritäten!“
    „Was denn für Prioritäten?“
    „Sveta kennt nur die Prüfung und ich will Abenteuer“, erklärte ich ihm besserwisserisch.
    „Aha, schön und was bin ich dann für eine Priorität?“, meinte er beleidigt. Wusste er überhaupt was Prioritäten waren?
    „Du willst auch Abenteuer, das weißt du nur noch nicht!“, lachte ich halb. Deutete ein Winken an und verschwand durch die Klassenzimmertür.
    „Das weißt du ja gar nicht!“


    Die Erinnerung an die Nacht flimmerte vor den inneren Augen an mir vorbei. Jetzt hätte ich Fynn für seinen Kommentar gern zum Schneckmag gemacht. Wie konnte er so Etwas einfach mir nichts dir nichts über sie sagen. Es war eigentlich nichts falsch daran, sein Ziel auf dem geradesten Weg zu verfolgen, oder? Nur weil es ein anderer Weg war?
    Oder doch nicht? Schließlich stellte der Weg sich jetzt als falsch heraus. Sie hätte nur einmal ihr Ziel etwas weiter wegschieben müssen und ihrem Nächsten helfen sollen, dann wäre sie nun nicht in dieser Situation.
    An der Tafel begann wieder das Geschwafel.
    „Tut mir leid Sveta“, kam es von Fynn. Gut, was Sozialkompetenz anging, war er mir wohl etwas überlegen, denn er hatte immerhin schon einen Weg gefunden sich auszudrücken, während ich noch nicht den Mund aufbekommen hatte. Wo mir doch sonst so selten die Worte fehlten! Stattdessen sinnierte ich hier vor mich hin. Was war ich denn für eine Lusche von Freundin?
    „Sveta …“ Ich versuchte einfühlsam zu klingen, wusste jedoch nicht ob mir das gut gelang, mir wäre es jetzt leichter gefallen Fynn zum Floink zu machen, weil er sich da jetzt nicht einzumischen hatte, denn schließlich hatte er selbst gesagt, dass er sie nicht mochte. Was im Übrigen auf Gegenseitigkeit beruhte, was ich ihm jedoch in meiner endlosen Nettigkeit verschwiegen hatte.
    Ihr lief eine Träne über die Wange, sie blinzelte heftig.
    „Lass mich in Ruche!“, fuhr sie mich an. Verständnislos musterte ich sie. Hey, ich versuchte hier schließlich nur nett zu sein! Aber was sie konnte, konnte ich schon lange.
    „Was ist denn dein Problem? Du warst schon in der Nacht so komisch und wolltest partout nicht mitkommen!“ Ihr Atem wurde hörbar kratzig, als Stünde ihm Etwas im Weg, die Tränen tropften einfach ungehindert ihre Backen herunter. Anstatt zu antworten begann sie in ihrer Handtasche zu wühlen und eine kleine Büchse hervorzukramen. Sie atmete einmal tief hinein.
    „Nichts!“, fauchte sie zurück, kaum hatte sie ihre Stimme wieder gewonnen.
    Wie ich diese Antwort hasste.
    „Man soll nicht lügen“, knurrte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch, riss mich aber zusammen, sie weiter anzufahren. Auch wenn ich es nur liebend gern getan hätte, es war einfach nicht angebracht.
    „Drei von euch, die die zweite Prüfung nicht bestanden haben, bekommen durch ihre hervorragenden Ergebnisse in der schriftlichen Arbeit eine weitere Chance. Sollte jemand die letzte Prüfung unterdurchschnittlich schlecht bewältigen, oder gar nicht erscheinen, darf einer von denen die gestern unter die Besten zehn gekommen sind ausnahmsweise die Prüfung ablegen.“



    Ich stand mit Fynn und Sveta am Geländer der Tribüne und beobachtete das Kampffeld. Ein Rettan und das Hunduster, welches wir in den ersten Stunden des Tages durchs Dunkel gejagt hatten, standen sich gegenüber. Der Prüfer war ein anderer als gestern, ein Mann mit fiesen Gesichtszügen und einem schlecht gemachten hellblonden Toupet auf dem Hinterkopf. Schlecht gemacht in dem Sinne, das ich selbst von weiter oben aus erkennen konnte, dass es eben ein Toupet war.
    Es waren kaum noch Leute außer uns anwesend, die man an den Fingern abzählen konnte. Ich würde als letzte Teilnehmerin an der Reihe sein. Fynn hatte bereits gekämpft und gewonnen, doch das war nicht der Regelfall, tatsächlich waren bereits die meisten ausgeschieden, da sie den Prüfungskampf verloren hatten. Trotzdem musste Sveta noch weiter Bangen, denn sie bekam nur eine zweite Chance, wenn jemand wirklich keine Ahnung vom Kämpfen besaß und das war bisher nicht der Fall gewesen.
    Ich kniff zu spät die Augen zusammen, als eine Sandwirbelattacke zu uns heraufstieg, die Arena in einem Sandschleier verhüllte. Der Sand stach mir in die Augen, so dass ich stark damit beschäftigt war sie zu reiben, als es neben mir hustete. Mit Tränen in den Augen, heftig blinzelnd sah ich zu Sveta rüber, die schon wieder in ihrer Tasche wühlte.
    „Scheiße!“, fluchte sie, die Stimme ganz piepsig.
    „Was ist denn los?“ Eine böse Ahnung kam mir auf.
    „Mein Spay ist alle, ich chab vergessen mir ein anderes aus meinem Gepäck mit zu nechmen“, krächzte sie erbärmlich und fing an zu husten.
    „Keine Sorge ich geh es holen!“, mischte sich Fynn ein.
    „Nein“, blaffte ich ihn an und warf ihm einen bösen Blick zu. Er mochte sie schließlich nicht mal, also was sollte das? Außerdem hoffte ich damit unsere Stichelei von vorhin wieder gut machen zu können und das ging ihn nichts an. „Das werde ich machen.“
    „Du bist doch gleich dran!“
    Wortlos drehte ich mich um und lief zur Tür.
    „Kann ich wenigstens dir suchen helfen?“
    „Ich kann das alleine!“


    Dieser unerbittliche Gutmensch! Er war ja ganz nett, aber fast schon ein bisschen überfürsorglich und zwar von Anfang an. Ich war schon groß und selbständig, konnte Sache ganz gut auf meine Weise regeln. Auch die Jagd gestern hätte ich alleine bestreiten können.
    Nur, dass es zu zweit lusitger war, flüsterte mir eine leise Stimme zu, welche ich gekonnt ignorierte.
    Suchend schaute ich mich, erneut in der Arena und mit Svetas Asthmaspray in der Hand, nach meiner Patientin um, erblickte jedoch lediglich die braune, wilde Haarpracht Fynns. Schließlich trat ich wie zuvor neben ihn wollte gerade den Mund aufmachen, um nach Sveta zu fragen, da sah ich sie.
    Am rechten Rand des Feldes hatte sie das farblich markierte Feld eingenommen, sah konzentriert geradeaus. Vor ihr sträubte ein filigranes Pikachu kratzbürstig sein Fell, die langen aufgestellten Ohren zuckten bedrohlich, während knisternd Funken um sie sprangen.
    Ich konnte ein mitfreudiges Lächeln nicht unterdrücken und stieß Fynn mit der Schulter an, beugte mich über das Geländer: „Wer hat es denn vergeigt?“
    „Niemand. Eine Teilnehmerin ist während des Sandwirbels gegen eine Wand gelaufen und soll sich erstmal ausruhen. Deswegen wurden andere Teilnehmer vorgezogen und nicht alle waren da.“
    „Wer denn nicht?“, fragte ich verwundert. Wieder observierte ich meine Umgebung, doch bis auf uns, den Kämpfenden – ein Sleima schien das kleine Eletropokemon gerade liebevoll zu umarmen – und besagtem Mädchen war niemand mehr da.
    „Du.“


  • Hey Finn,


    ich bin endlich mal durch mit den bisherigen Kapiteln. Werde mich aber nicht direkt auf eines beziehen, sondern das Feedback allgemein halten. Lediglich das letzte Kapitel habe ich etwas detaillierter betrachtet. Zunächst aber mal paar kleine Fehlerchen, die sich eingeschlichen haben:


    Den Vorpostern stimme ich mal zu, dass du einen sehr breiten Wortschatz hast und diesen wirklich gut einsetzt. Deine Umschreibungen wirken nie zu viel, gleichzeitig hat man immer ein Bild von der Umgebung und was passiert. Mir ist das vor allem in Kapitel 2 aufgefallen. Der Hauptteil der Geschichte umschreibt die Jagd, die kein einziges Mal langweilig wird oder sich wiederholt. Aber auch in den anderen Kapiteln werden Umgebungsbeschreibungen immer schön mit eingebunden, ohne die Handlung zu stören. Sehr charmant finde ich es, dass du Pokémon in Redewendungen und Vergleichen nutzt. Zumal du nicht nur die offensichtlichsten Dinge umwandelst, sondern dir Mühe gibst den Sprachgebrauch deiner Protagonisten im Kontext einer Pokémonwelt wirken zu lassen. Sehr schön finde ich auch deine Titel, die den Inhalt wunderbar aufgreifen, aber dennoch nie etwas verraten. Wenn ich auch die Titel der letzten Kapitel als etwas zu lang empfinde.
    Anfangs ist das zwar noch nicht so gegeben, aber bei den späteren Kapiteln wurde das Ende auch immer offen und spannend gestaltet. Was ich auch schön finde, ist, dass du das offene Ende nicht gleich mit den ersten paar Sätzen des nächsten Kapitels auflöst, sondern sich das "Rätsel" etwas durch das Kapitel zieht. Als Leser bleibt man immer mit der Frage "Was ist jetzt" und liest weiter. Generell finde ich auch, dass sich ein roter Faden durchzieht, wobei Kapitel 7 einen wirklich lange grübeln gelassen hat, was denn los ist. Ich fand die Abwesenheit von Aufsichtspersonen und die ganze Situation sehr seltsam, habe mir auch Gedanken über eine heimliche Prüfung gemacht, da die Situation doch sehr weit hergeholt wirkte. Das wurde ja dann aufgelöst, dennoch wirkte Kapitel 7 irritierend beim Lesen. Was ich außerdem durchaus bemängeln möchte, ist die Tatsache, dass Milena sich absolut keine Gedanken mehr um zu Hause macht. Der Konflikt mit der Mutter wurde als sehr schwerwiegend erzählt, auch ihre Sorge aufzufliegen war groß. Da wundert es mich doch, dass sie niemals mit den Gedanken zu dieser Sorge abschweift. Sicherlich nicht während der Prüfung oder der Nacht, aber zwischendurch oder beim Frühstück wäre das doch angebracht.


    Etwas, das bereits von anderen gelobt wurde, möchte ich auch noch mal erwähnen: Ich musste mehrmals lachen beim Lesen. Der Humor kommt hier nicht zu kurz. Dabei ist mir aber auch aufgefallen, wie durch diesen Humor einem Milena immer sympathischer wird. Zumindest mir. Aussagen wie diese hier "Ist ja nicht so, als würde das Pokemon sich oft sehen lassen. Und selbst wenn, würde ich, trotz dieser einmaligen Gelegenheit doch eher die Flucht ergreifen, als es auszumessen. Das schrieb ich auch genauso hin. " sind nachvollziehbar, menschlich und deuten auf ihre Persönlichkeit. Insgesamt gibst du dir durchaus Mühe die Persönlichkeiten der einzelnen Personen durch ihre Handlungen und Aussagen anzudeuten, nicht sie direkt zu beschreiben; frei nach dem Motto "Show, don't tell". Milenas Handlungen passen bisher auch recht gut zu dem Bild, das sich der Leser von ihr machen konnte. Fynn hat auch schon einige Möglichkeiten sich zu zeigen, wird dennoch eher von Milena umschrieben. Die anderen Charaktere kommen für meinen Geschmack etwas zu kurz. Auffällig ist es vor allem bei Svetlana. Diese wurde von Anfang an kaum charakterisiert, viel mehr wirken alle Beschreibungen von ihr so, als ob du darauf hin gearbeitet hast, sie am Ende als die "böse" Egoistin stehen zu lassen. Sie konnte einem nicht sympathisch werden, weil sie in Gegenteil zu Fynn kaum was sagte oder tat. Als sie Milena und Fynn nicht helfen wollte, dachte ich zuerst, dass es so ihre erste Handlung ist, die Persönlichkeit zeigt. Als sie sich in den nächsten Kapiteln als diejenige rausstellte, die Milena mehr oder weniger in den Rücken fällt, war ich doch enttäuscht, da das Fehlen von Hilfsbereitschaft dazu diente diese Person unsympathisch zu machen. Ich hatte mich irgendwie auf einen etwas schwierigen Charakter gefreut, den man aber doch sympathisch finden kann.
    Was also die Persönlichkeits-Gebung deiner Nebenrollen angeht, so würde ich raten, es mehr wie bei Milena zu machen. Nicht zu oft den Charakter direkt beschreiben, mehr das Ganze durch Handlung und Kommunikation einfließen lassen. Bei deiner Hauptperson gelingt dir das schon ziemlich gut.


    Hat mir auf jeden Fall viel Spaß gemacht das zu lesen, weil es auch sehr abwechslungsreich ist. Wenn du weiter schreibst, dann pack mich doch in deine Liste. Würde gerne benachrichtigt werden. Im Übrigen find ich das sehr gewitzt, dass du das Thema mit dem Prolog startest und erst später mit dem "Starterpost" weitermachst. So hast du doch etwas mehr Aufmerksamkeit für deine Geschichte.



    .: Cassandra :.