Trennung von Staat und Kirche -Von Theorie und Praxis

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  • Jedenfalls: Der Staat zahlt ja auch die Ausbildung von Ethiklehrern. Wieso dann nicht auch für häufig vertretene Religionen?

    Ich gehe davon aus, dass aus objektiver Sicht jeder gebildeten Person verständlich sein sollte, dass ein Ethikunterricht, der sich mit allen Religionen, ethnischen Gruppen, Sekten, etc. auseinandersetzt in der heutigen Zeit weitaus fruchtbarer für das Individuum und die trans- und interkulturelle Gesellschaft ist als ein Religionsunterricht, der sich schwerpunktmäßig mit nur einer Glaubensrichtung befasst und in denen Themen fernab davon nur nebensächlich behandelt werden. Negativbeispiele für die fehlende Bildung in dieser Richtung sieht man aktuell auf den Straßen genug.
    Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass "die Flüchtlingskrise" zum Teil ein "Bildungsproblem" ist und ein Unterricht, in dem man versucht, sich allgemein und distanziert mit allen ethnischen und kulturellen Themen beschäftigt, eine Teillösung wäre.


  • In meinen Ethikunterricht wurden die Juden bevorzugt behandelt, weil sie ja die armen unterdrückten sind. Wir waren zwar inner Synagoge, wo der Rabbi das Nationalsozialismus und deren Beziehung zu den Juden erklärte. Irgendwie war es die einzige Synagige im Deutschen Reich, die nicht abgefackelt wurde.
    Ich kann mich nur noch ganz dunkel daran erinnern.


    Der Islam wurde soweit ich mich entsinnen kann auf das unkeusche Essen, die Burka, die Tora und die fünf Steine des Mohmamed reduziert.


    Das Christentum wurde erst gar nicht behandelt.


    Dafür haben wir uns in der zehnten Klasse sehr viel mit Toleranz und Ethik beschäftigt!


    So sah mein Ethikunterricht aus!


    Bedenkt nitte, das ist jetzt zehn Jahre her

  • In der Schweiz ist es so, dass die öffentliche Schule freiwilligen Religionsunterricht anbietet, der mit Ethik gekoppelt ist.


    Da lernt man (oder zumindest bei meinem Lehrer) ganz allgemeine Fakten über die fünf Weltreligionen, die imo alle zu sehr ähnlichen Teilen behandelt wurden. Es gibt einen geschichtlichen Teil (wie sind die Religionen entstanden), einen Teil, der die Grundsteine der Religion behandelt (also heilige Schrift, Glaubensinhalte, Gott/Götter) und dann noch ein Teil, der Feste, Institutionen wie Klöster in der Moderne sowie heute praktizierte Gebetspraktiken anschaut.
    Weiter haben wir Persönlichkeiten wie Ghandi, Martin Luther King, den Dalai Lama etc. uns angeschaut sowie zahlreiche ethische Probleme besprochen.
    Es gab keinen kritischen Diskurs über die Institutionalisierung der Religion und die Systemauswüchse, die die (vor allem die katholische) Kirche mit sich bringt, was aber auch daran liegt, dass sich wenig 12 Jährige dafür interessieren.


    Ich war zwar sehr genervt, dass ich dort gehen musste, während die meisten meiner Freunde frei hatten, doch im Rückblick muss ich sagen, dass ich in wenig anderen Fächern so viel Nützliches gelernt habe wie in diesem, und das mit relativ wenig Aufwand verhältnismässig zu anderen Fächern.


    Vielleicht muss ich noch anmerken, dass mein Religionslehrer ein offen homosexueller Katholike war und somit auf jeden Fall kein sturer Bock der alten Schule war.


    Nebendran habe ich noch das ausserschulische Programm der reformierten Kirche durchlaufen, wo wir uns jeweils eine Stunde pro Woche ein Jahr lang mit "Kirche im Alltag", also religiöse Feste, Gottesdienste, Taufen etc, aber auch der Aufbau einer Orgel oder so, beschäftigt haben. Danach folgte ein Jahr lang sogenannte Bibelkunde, wo man sich die Bibel angeschaut hat, wie sie aufgeteilt ist (in Bücher, Kapitel und Verse afaik) und sich näher mit den Geschichten darin auseinandergesetzt hat, so, als würde man griechische Sagen im Deutschunterricht anschauen.
    Dann gab es noch das Konfirmationsjahr, in dem ich jeweils ein bis zwei Stunden pro Woche Konfirmationsunterricht hatten. Der war ziemlich gut, und wir hatten eine lustige Konfklasse. Von etwa 12 waren 9 bekennende Atheisten (inklusive mir selber), und trotzdem hatten wir eine lehrreiche und lustige Zeit, da weniger religiöse Themen angesprochen wurden (zwar auch), aber mehr Themen wie Identitätsfindung in der Jugend, eigene Grenzen, Ethik, Tod, aber auch Juden im zweiten Weltkrieg (das sogar sehr ausführlich, unsere Konfklasse interessierte sich sehr für dieses Thema). Unser Pfarrer, der uns unterrichtete, war sehr souverän, und ich musste nie irgendein Glaubensbekenntnis ablegen, nicht einmal an der Konfirmation selbst.


    Allgemein habe ich viele positive Erfahrungen gemacht mit meiner lokalen Kirche, deren Leute sich mit aufrichtigem Interesse für eine sozialere und schönere Gesellschaft einsetzen, indem sie Lager für Kinder veranstalten (die bis auf eine Bibelgeschichte am Morgen keinen religiösen Inhalt bieten), oder Mittagessen für alleinstehende Senioren. Alle Anlässe stehen stets für Angehörige aller Konfessionen und Religionen offen, auch wenn in Fällen von zu vielen Anmeldungen Kirchenmitglieder priorisiert werden.

  • Ich weiß von anderen, die in kath. Religion gegangen sind, dass sie genau dieselben Themen wie wir in Ethik durchgenommen haben. Ab und zu mit christlichem Bezug, der allerdings nicht in eine extremistische Richtung ging. Jedenfalls wurde auch dort von allen möglichen Religionen, Todesstrafe, Abtreibung, Tierrechte etc... alle möglichen Themen behandelt.


    Genauso wenig, wie man die Schüler ab 14 zwingen kann einen Religionsunterricht zu besuchen, empfinde ich es als Einschränkung der Religionsfreiheit, wenn die Schule den Besuch eines Religionsunterrichts erschwert, indem der Staat diese Möglichkeit der Entfaltung nicht anbietet, wenn jemand das Angebot annehmen möchte.


    Natürlich wird es Religionsunterricht geben, der von fanatischen Anhängern unterrichtet wird, ich hab auch das erlebt, aber es ist einfach ermüdend zu lesen, dass jeder Professor vorverurteilt wird seine Schüler missionieren zu wollen - und das immer von angeblich toleranten und offenen Personen, die indirekt jedem Religionslehrer von vorhinein unterstellen "unfruchtbar für das Individuum in der trans und interkulturellen Gesellschaft" zu sein. Nicht gegen dich persönlich gerichtet @Rio , das "jeder gebildeten Person sollte klar sein, dass das besser ist, weil jeder Religionsunterricht ist gleich (gleich schlecht)!!11" ist wie gesagt ermüdend und kommt etwas herablassend daher.
    Davon agesehen kannt ich keinen kath. / ev. Religionslehrer, der nicht zeitgleich Ethik unterrichtet hat.


    Ich lese es nur so oft wie Leute Religionen "verbieten wollen" und sich zeitgleich auf die Schulter klopfen freidenkend und intellektuell zu sein. Bringt mal die Worte "freidenkend" und "Lebensphilosophie eines Menschen verbieten" in Einklang. Kennen wir ja noch gut aus totalitären Systemen. :rolleyes:


    Es kommt eben immer auf den Prof an.
    Religion könnte genauso wie Ethik, Mathe, Englisch und co zum Zwang werden, wenn der Lehrer Mist ist und in jedem Fach kann der Prof dir seine persönlichen und religiösen Ansichten reinwürgen. Natürlich ist er dazu nicht befugt, trotzdem tun es nicht wenige.
    Mit diesem Prof für kath. Religion sind wir zur Matura zum Heurigen trinken gegangen, ob seine Schülerinnen oder nicht, und er hat einige Mails mit "Bussis an die Tussis" beendet :D ; war'n Insider.
    Ich bereue es aber natürlich nicht in Ethik gegangen sein, der Unterricht war ebenfalls sehr interessant und die Lehrerin gut drauf. ;)


    Und btw. bin ich überzeugt, dass in der Volksschule, in der ich gearbeitet hab, die Lehrerin für muslimische Religion fix an der Schule angestellt war. Sie saß jeden Tag im Lehrerzimmer, hat mit uns in der Zehnerpause Kaffee getrunken und ging wie wir zwischen 12 und 1.

  • Vielleicht habe ich mich in meinem Beitrag missverständlich ausgedrückt oder du liest etwas heraus, was dort nicht steht (ich habe z.B. nie behauptet, dass jeder Religionsunterricht schlecht sei): Es gibt sicherlich Religionsunterricht, der Ethik behandelt. Ich mochte auch keine Religionslehrende vorverurteilen, auch nicht indirekt, allerdings ist wohl auch nicht von der Hand zu weisen, dass ein katholischer Religionsunterricht nun einmal Schwerpunkte auf die katholische Religion legt. Da muss kein Missionsgedanke dahinter sein. Da genügt schon der Lehrplan und das Fach an sich. Natürlich ist es nicht unfruchtbar, wenn ein Religionslehrer Ethik, andere Religionen, etc. behandelt, und das gibt es, den Einwand finde ich wichtig, aber es ist meiner Meinung nach ein Tropfen auf dem heißen Stein und es gibt meiner Meinung nach eine geeignetere Art von Unterricht, die darüber hinausgeht.


    Mein Kritikpunkt ist nämlich der, dass es eben keinen allgemeinen Religionsunterricht gibt (Ethik erfüllt diese Position zumindest annähernd, da es z.B. durchaus auch Christen gibt, die Ethik statt Religionsunterricht wählen und die Religionen gleichberechtigt behandelt werden), sondern diese "Entfaltung" dazu führt, dass jede Religionsgruppe in ihrem eigenen Unterricht sitzt und eine Religion favorisiert behandelt wird. Da findet eben kein direkter Austausch statt, selten Kritik, zumindest aus meiner Erfahrung; das entspricht nicht der Realität auf den Straßen. Welchen Zweck soll denn Religionsunterricht haben? Informationen über die eigene Religion erhält man bereits durch die eigenen Institutionen. Dafür sehe ich den Staat einfach nicht in der Zuständigkeit, sondern z.B. die Kirchen mit der Konfirmation, Kommunion, etc.


    Ich bin zwar erst kürzlich aus der Kirche ausgetreten, aber definitiv keine Person, die Religionen verbieten wollen würde, "jetzt", wo sie da sind. Die Einschränkung bezüglich "gebildete Personen" habe ich im Übrigen nicht persönlich gemeint, sondern aus dem Grund vorgenommen, da es sicherlich Menschen gibt, die eben andere Kulturen und Religionen nicht gleichberechtigt betrachten oder gar ausblenden. Das sind für mich Menschen, die in diesem Bereich nicht gebildet sind.

  • Mipha

    Hat das Label Sonstiges hinzugefügt.