Flammen und Schatten

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  • Light, let there be light

    Without a shadow of doubt
    We will fight tooth and nail until
    Salvation is found



    Vorwort


    Hallo und herzlich willkommen. Es freut mich riesig, dass du dich dazu entschieden hast, einen Blick auf meine erste Fanfiction zu wagen. Tritt ein, Freund/in und sieh dich ein wenig im Reich meiner Fantasie um. Mein Werk ist bescheiden im Vergleich zu denen anderer Autoren dieses Forums, doch es würde mich wirklich freuen, wenn du meiner Geschichte, an der ich mit viel Hingabe arbeite, eine Chance gibst, dich zu begeistern. Wenn du, wie ich sowohl auf Pokémon, als auch andere, deutlich rauere Animes stehst und dir eine Mischung aus beidem in einem mittelalterlichem Setting zusagt, dann könntest du hier genau richtig sein. Schwere Schicksale und alte Legenden warten auf dich.



    Warnung


    Der erste Abschnitt erwähnt es bereits. In dieser Geschichte geht es kernig zu und Mensch wie Pokémon werden zu Schaden und oder zu Tode kommen. Von übertriebenen Beschreibungen körperlicher Gewalt, sowie Inhalten ab 18 Jahren sehe ich ab, ebenso wie von einer Altersbeschränkung. Jedem selbst ist somit freigestellt, ob er sich in mein Reich begeben möchte.



    Inhalt

    Du bist, wer du bist. Nicht mehr, nicht weniger. Ein Mensch, einer von vielen, die gleichen Stärken und Schwächen, wie die meisten anderen auch. Das war es zumindest, was Cedric in seinem bisherigen Leben zu glauben wagte. Aber es steckt mehr hinter seiner Existenz, weit mehr.
    Doch von dem Wissen über die Absichten der Götter ist der junge Waldläufer noch weit entfernt. Von Reue und Bedauern setzt er stattdessen seine ziellose Reise durch das Königreich fort und lebt ohne Perspektive in jeden neuen Tag hinein. Aber wer könnte in dieser Lage schon ahnen, dass Mächte, die der aller sterblichen Wesen weit überlegen sind, bald aufeinander prallen werden?


    Dein Körper, deine Seele. Was sind sie? Welchen Zweck erfüllen beide künftig in dieser Welt?
    Die göttliche Kraft in dir zu erkennen, ist deine Aufgabe. Den Feind mit ihr zu richten, dein Ziel. Erhebe dein Schwert gegen den unsichtbaren Gegner. Die Schatten, die das heilige Feuer zu löschen drohen. Denn wir fürchten was wir nicht sehen können. Und verehren, was unerreichbar bleibt. Und so werden wir von seiner Klinge gefällt.



    Genres

    • Abenteuer
    • Action
    • Drama
    • Fantasy
    • Magic
    • Mystery
    • Romance


    Auf den drei markierten liegt meiner Ansicht nach der Schwerpunkt der ganzen Story.



    Charaktere


    Wie so mancher Autor möchte ich auf Charaktersteckbriefe im Startpost verzichten, da verschiedene Entwicklungen ihrerseits irgendwann irreführend enden könnten. Für den Anfang möchte ich, dass ihr sie unvoreingenommen kennenlernt, was auch den Grund hat, dass ich testen möchte, ob meine Beschreibungen dem Leser zusagen. Ob dieser Absatz hier später nochmal editiert wird, ist noch nicht entschieden.



    Inspiration/Danksagung
    Mit dem Gedanken ans Schreiben als ständigen Begleiter lasse ich mich immer, überall und zu jeder Zeit von verschiedenen Dingen inspirieren und anspornen. Anfangs kratzte ich nur aus anderen Geschichten und Animes meine Ideen zusammen, ehe sich dies auch auf Videospiele, Filme, Musik, Fanarts oder sogar den Alltag ausweitete.* Seien es Charaktere, Handlungen, Orte oder nur ein einziger Satz, Inspiration kann an jedem Ort gefunden werden.


    *(Es ist insgesamt zu viel um es hier aufzulisten, aber wer interessiert ist, findet eine Menge davon in meinem Profil.)


    Keinem speziell kann ich daher meinen Dank aussprechen. Nur denen, die mir durch ihre Werke selbst den Ansporn gegeben haben, diese Geschichte hier zu schreiben. Daher widme ich die Geschichte den Machern all der FF's, Animes, Songs etc. die ich so sehr liebe.



    Anmerkungen
    Wie bereits gesagt handelt es sich bei Flammen und Schatten um meine erste Geschichte. Scheut euch im Falle eines Kommentars nicht davor, bei der Kritik ins Detail zu gehen. Mache Dinge über das Schreiben sind mir eventuell noch gar nicht bewusst, also immer her mit eurer Meinung!


    Einige Kapitel habe ich schon geschrieben und mir somit einen Vorsprung erarbeitet. Posten werde ich diese trotzdem nicht sofort, sondern wenn ich es für richtig halte.


    Prolog und die ersten Kapitel sind absichtlich noch etwas kurz gehalten. So war es für mich angenehmer, mich langsam an längere und schwierigere Kapitel heranzuarbeiten.



    Crackin the whip on the backs of the poor
    We asked you to stop but you still wanted more
    The blood on your hands left a trail as you crawl
    Down on your knees you just don't look so tall


    Billy Talent – Viking Death March





    Fun Facts

    • Planung und Ideen zu FuS hatten ihren Ursprung schon im Februar 2013. Mit dem Schreiben an sich fing ich aber erst viel später an.
    • Nachdem ich ganze sechs Kapitel vorgeschrieben hatte, brachte mich ein Absturz meines Computers um mein gesamtes Werk und ich musste von vorne beginnen. Nur habe ich beim zweiten Mal wirklich ALLES vollkommen anders geschrieben.
    • Anders als bei manchen FF's anderer Autoren gibt es bei mir keinen Charakter, der mich darstellen soll.
    • Ich hatte mal die Idee gehabt jeden, ja wirklich jeden Charakter am Ende sterben zu lassen, einfach um mal ein anderes Ende zu schreiben. Die Idee wurde nach einiger Zeit wieder verworfen.
    • Als ich diesen Startpost abgesendet habe, waren auf einmal der Header und ein Tabmenü fehlerhaft. Bei der Bearbeitung geriet ich ziemlich in Panik, da ich das beseitigen wollte, bevor ein User es sieht.

    wird fortgesetzt...

  • Prolog


    Unangenehm ruhig war es in dem kleinen Raum. Keiner der beiden Anwesenden sprach ein Wort. Lediglich das knackende Kaminfeuer in der Ecke schien sich gegen die totale Stille wehren zu wollen. Die Wand daneben wurde geziert von einem großen, kunstvollen Gemälde des zurzeit herrschenden Königs, der in edle Kleider gehüllt auf seinem goldenen Thron saß. In der Ecke gegenüber fand ein großer Schrank bestehend aus dunklem Holz seinen Platz und ein großer, rechteckiger Tisch aus dem selben Material stand in der Mitte des Zimmers. Der dazugehörige Stuhl war jedoch unbesetzt, denn der Ritter in der prunkvollen Rüstung, deren glänzendes Metall den Schein des Feuers leicht auffing, war zu unruhig, zu aufgewühlt um sitzen zu bleiben. Stirn runzelnd las er wieder und wieder das blutbefleckte Pergament durch, das ihm einer seiner Männer überreicht hatte und ihn nachdenklich stimmte.
    „Hast du das noch jemandem gezeigt?“, wollte er wissen.
    Unbewusst hatte sein Gegenüber die ganze Zeit nervös am Knauf seines Schwertes herumgespielt, während er auf eine Antwort gewartet hatte. Nun schüttelte er kurz und wahrheitsgemäß den Kopf. Er war in einer identischen, glänzenden Rüstung gekleidet. Seine Gesichtszüge waren sehr verhärtet, bedingt durch das fortgeschrittene Alter und auffällig gezeichnet von mehreren Narben, auf die er immer sehr stolz gewesen ist. Diese alten Verletzungen waren die Zeugen unzähliger Kämpfe längst vergangener Tage, die er letztendlich zu seinen Gunsten hatte entscheiden können. Und obwohl er als ältestes, noch lebenden Mitgliedes, somit als Veteran dieser Gemeinschaft am meisten Erfahrung vorzuweisen hatte, hatte er es damals abgelehnt, den Orden anzuführen und den Platz jemand anderem angeboten. Jener Person schenkte er sein vollstes Vertrauen, ganz gleich ob er noch nicht so viele Jahre erlebt hatte, wie er selbst. Seine Talente waren unerreicht und sein Titel als Kampfmeister mehr als gerechtfertigt.Doch in diesem Moment sah er bei seinem Herrn etwas, das nie zuvor bei ihm zu entdecken gewesen war: Ratlosigkeit.
    Zu verstehen war es allemal. Diese Nachricht war so... absurd, aber gleichermaßen ernst zu nehmen. Er hätte selbst Befehle angeordnet, wäre er in der Lage gewesen, eine vernünftige Entscheidung zu fällen. So hatte er auf die Führungsqualitäten seines Anführers gezählt, die er schon so viele Male unter Beweis gestellt hatte. Nachdem er ihn jedoch dabei beobachtet hatte, wie er vergebens versuchte, die versteckte Botschaft zwischen den Zeilen zu finden und schließlich seufzend aufgab, fühlte sich sein Herz schwer an.
    „Ich treffe keine übereifrigen Entscheidungen.“, verkündete der Mann am anderen Ende des Tisches.
    „Ich werde über das hier nachdenken und demnächst beschließen, wie wir von nun an vorgehen. Du wirst dafür sorgen, dass die Männer ihr Training intensivieren.“
    „Jawohl, Herr. Ich kümmere mich um alles.“ Der Ältere senkte gehorsam das Haupt, als er antwortete. Eine Geste die dem Anderen ein leichtes Schmunzeln entlockte.
    „Wann nur wirst du endlich nicht mehr so förmlich wegen meines Ranges sein, alter Freund?“
    „Wenn die Götter uns als ebenbürtig ansehen.“, antwortete er kühl.
    Diese Art der Antworten mochten ihm gar nicht gefallen, doch er beließ es dabei, denn der Gast wandte sich bereits zum Gehen. Nur wenige Schritte brauchte es um aus dem Zimmer in den Außenbereich der Burg zu gelangen wo er zwei Rittern begegnete, die das Gemach des Oberhauptes ihres Ordens bewachten. Auch diese trugen Rüstungen, die im Mondschein der wolkenlosen Nacht schimmerten. Allerdings waren diese nicht ganz so stark gepanzert und weniger edel verarbeitet, was einen Rangunterschied zwischen diesen Männern verdeutlichte. Er schenkte den Wachen im Vorbeigehen ein anerkennendes Nicken, welches erwidert wurde, ehe er die Tür hinter sich schloss.


    Ein weiteres Mal seufzte der ranghöchste Ritter, während er sich mit der Hand durchs dunkelbraune Haar fuhr und das Pergament auf dem Tisch ablegte, wo eine Vielzahl an alten Büchern, Schriftrollen, Landkarten und eine kleine Statue ihres angebeteten Gottes vorzufinden waren. Für heute reichte es. Einen klaren Gedanken zu fassen, dazu fühlte er sich zu dieser Stunde nicht mehr in der Lage, also wollte er sich zur Ruhe legen und betrat durch eine Tür in der rechten Wand sein Schlafzimmer. Die Statue auf dem Tisch nahm er mit, um sie gleich an ihren vorhergesehenen Platz an dem kleinen Schrein nebenan zu platzieren, wo er täglich sein Gebet sprach.
    Er hoffte nur, in den kommenden Tagen das Richtige zu tun. Denn falls eine fatale Entscheidung einen Ordensritter das Leben kosten sollte, könnte er mit dieser Schuld kaum leben.
    Doch sein Glaube stimmte ihn tapfer. Jeden Tag betete er für Weisheit und Stärke, für sich und den ganzen Orden. Aber die Informationen, die er heute erhalten hatte, waren einfach zu unglaublich, gerade zu grotesk.
    Jahrelang hatte man geglaubt den wahren Feind zu kennen. Und vor wem sollten sie sich nun alle fürchten? Vor einem Mädchen. Das heutige Gebet würde sich sehr seltsam anhören.

  • [tabmenu][tab=Huhu]Hallo, Firefly ^^
    Ich bin auf deine FF gestoßen und empfand das, was ich las als ziemlich interessant. Und da man in eine gerade frisch veröffentlichte Geschichte so schön einsteigen kann dachte ich, ich lasse dir mal einen kurzen Kommentar da. Ich muss dazu sagen, dass ich schon ewig keine FF mehr kommentiert habe, also bin ich vielleicht etwas eingerostet, was die Ausführlichkeit angeht. Ich hoffe, du freust dich trotzdem über ein kurzes Feedback.
    [tab=Startpost]Der Einstieg gefällt mir sehr. Das liegt nicht einmal nur daran, dass dein Startpost ausführlich aber zugleich auch ansehnlich ist, ganz ohne allzu viel Dekoration drum herum. Viel mehr hat mich die Art, wie du den Leser ansprichst hier sehr erreicht. Das hebt sich schon deutlich von dem ab, was man sonst mal so liest. Außerdem fühlte ich mich irgendwie direkt total gut auf ein Mittelalter Setting eingestimmt. Nebenbei: Ich vertrete übrigens die Meinung, dass keine Geschichte bescheiden ist, in die Herzblut gesteckt wird. Die einzigen weniger gelungenen Werke sind meiner Ansicht nach solche, denen es an Hingabe durch den/die Autor/in fehlt. :)
    Es gefällt mir, dass du dem Leser so viel Entscheidungsfreiheit lässt und ihm keine Steckbriefe oder eine Alterbeschränkung vorsetzt (was mich direkt daran erinnerte, dass ich das bei mir auch noch etwas ändern wollte ^^’’). Es ist nicht so, dass ich Steckbriefe und Charakterbeschreibungen nicht mag, aber ich verstehe das Problem das du selbst geschildert hast sehr gut. Daran hoffe ich schon ablesen zu können, dass die Charaktere in deiner Geschichte wohl so manch eine Entwicklung durchmachen werden. Es wäre wohl wirklich schwierig, dies immer so zu aktualisieren, dass es Stammleser nicht verwirrt und neue Leser nicht spoilert.
    Zugegebenermaßen erschlagen mich persönlich die Genres ein wenig. Natürlich ist es tatsächlich meistens so, dass man jede Geschichte gefühlten tausend Genres zuordnen könnte. Dementsprechend empfinde ich deine Lösung, die Hauptgenres zu markieren schon sehr gut. Trotzdem sieht es nach so unheimlich viel aus.
    Zu guter Letzt: Ich mag deine Fun Facts. Wobei ich es etwas schade finde, dass du verrätst, dass nicht alle Charaktere am Ende sterben. Nein, Spaß beiseite, tatsächlich geht man ja davon aus, dass am Ende nicht wirklich jede Figur ihren Tod findet, aber dennoch kann man sich durch diesen Fakt dementsprechend nun vollends sicher sein.
    Oh Gott, dass mit der verschwundenen Geschichte tut mir so leid. Ist mir auch schon passiert. Aber wenn du so im Endeffekt alles noch einmal komplett überarbeitet hast, hatte es vielleicht auch sein Gutes. Das Problem mit dem Startpost ist mir ebenfalls nur allzu gut bekannt. xD
    Was du auf jeden Fall noch machen solltest (solange du ihn nicht selbst erstellt hast) wäre eine Quelle für den Header anzugeben. Nicht, dass du dahingehend noch Ärger bekommst. Falls du schon irgendwo eine Quelle vermerkt hast und ich das nur übersehen habe, überlies das hier bitte einfach.
    Nicht sonderlich hilfreich, aber ehrlich gesagt habe ich nicht wirklich etwas zu kritisieren. Ein schöner Startpost.
    [tab=Prolog]
    Der Prolog macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Man findet sich als Leser sofort im Geschehen wieder. Gerade die bildhaften Beschreibungen der Umgebung und der Charakter sorgen dafür, dass ich mich gut in die Handlung hinein versetzen kann. Dabei wirken diese Beschreibungen aber nicht zwanghaft eingebaut, sondern fügen sich sehr gut in die Handlung und das allgemeine Drumherum des Prologes ein. Das ist dir meiner Meinung nach wirklich gut gelungen. Im Zusammenhang mit den Bescreibungen fiel mir jedoch dieser Satz auf:
    „Seine Gesichtszüge waren sehr verhärtet, bedingt durch das fortgeschrittene Alter und auffällig gezeichnet von mehreren Narben, auf die er immer sehr stolz gewesen ist.“
    Ich glaube kaum, dass er so falsch ist aber ich persönlich habe das Gefühl, es würde etwas besser klingen, wenn man das letzte „ist“ durch ein „war“ austauschen würde.
    Manche deiner Sätze sind im Allgemeinen recht lang und zugleich verschachtelt, sodass ich sie ab und an lieber zwei Mal gelesen habe, was dann natürlich ein wenig den Lesefluss eingeschränkt hat. Als Beispiel möchte ich einmal diesen nennen, bei dem mir dieses Problem besonders auffiel:
    „Und obwohl er als ältestes, noch lebenden Mitgliedes, somit als Veteran dieser Gemeinschaft am meisten Erfahrung vorzuweisen hatte, hatte er es damals abgelehnt, den Orden anzuführen und den Platz jemand anderem angeboten.“
    Ein Problem bei diesem Satz ist denke ich, dass zunächst von „ältestes“ und dann von „lebenden“ gesprochen wird. Auch wenn ich den Begriff „Mitgliedes“ sehr viel lieber mag als das streng genommen „falsche“ „Mitglied“ würde ich dir daher in diesem Fall zu „lebendes Mitglied“ oder einer Umformulierung des Satzes raten.
    Das folgende „somit als Veteran“ fügt sich meiner Meinung nach zusätzlich etwas schwerfällig in den Satz ein. Es wirkt wie ein Einruf, der jedoch nicht als solcher gekennzeichnet wurde. Vielleicht kann man hier mit den unschönen Bindestrichen arbeiten oder den Satz in zwei teilen. Selbstverständlich ist dies nur meine Wahrnehmung. Es kann sehr gut sein, dass kein anderer Leser an diesem Satz hängen bleibt.

    Davon einmal ganz abgesehen gefällt es mir sehr gut, dass die beiden Ritter nicht farblos bleiben. Obwohl man nicht einmal ihre Namen kennt, kann man doch schnell grobe Charakterzüge erkennen und sich ein schwammiges Bild ihres Wesens machen. Dabei wird wohl auch schon deutlich, dass sich die beiden durchaus in einigen Aspekten voneinander zu unterscheiden scheinen. Das gefällt mir, allerdings ist es manchmal etwas schwierig, die beiden auseinander zu halten. Dies ist aber kaum vermeidbar, wenn man ihre Namen noch nicht offenbaren möchte und sie nun einmal dieselbe Rüstung tragen.
    Ganz besonders hat mir das Ende zugesagt. In meinem Fall passierte an dieser Stelle genau das, was ein Prolog erreichen soll: Ich wollte weiterlesen. Zwar ist das Geheimnis des Pergamentes noch immer nicht gänzlich gelüftet, dennoch ist ein grober Konflikt nun erkennbar und die Verwirrung der Ritter verständlich. Zugleich werden jede Menge weitere Fragen aufgeworfen. Worauf haben sich die Ritter vorbereitet? Was soll dieses Mädchen besonderes können, um sie das fürchten zu lehren? Diese Frage möchte ich als Leser beantwortet wissen und daher werde ich wohl weiterlesen müssen. ^^

    Trotz all der genannten Stärken erschien mir persönlich der Prolog jedoch, vermutlich gerade aufgrund seines Detailreichtums, weniger ein Prolog zu sein. Das mag wohl vor allem meinem eigenen Geschmack geschuldet sein. In der Regel kenne ich Prologe als Beschreibung einer schnellen, oft grob umrissenen oder actionreichen Handlung. Dein Prolog hingegen ist doch ziemlich ruhig, auch wenn die Charaktere selbst spürbar unruhig und verwirrt auftreten. Es wird auf viele Details eingegangen und sogar ein winzig kleiner Einblick in eine Vorgeschichte der Charakter bzw. die Beziehung der beiden Ritter zueinander gewährt. Somit erinnerte der Aufbau mich persönlich eher an ein Kapitel. Letztendlich lässt sich das aber wohl sowieso erst wirklich bewerten, wenn deine ersten eigentlichen Kapitel veröffentlicht sind.
    [tab=Fehlerteufel]
    Ich habe nicht wirklich nach Fehlern gesucht und mir sind kaum welche aufgefallen. Dennoch wollte ich sie einmal kurz auflisten.

    “Die Wand daneben wurde geziert von einem großen, Kunstvollen Gemälde eines bereits lange verstorbenen Königs[…]“
    Hier ist das „K“ aus Versehen groß geraten.

    „Der dazugehörige Stuhl war jedoch unbesetzt, denn der Ritter in der prunkvollen Rüstung, deren glänzendes Metall den Schein des Feuer(s) leicht auffing, war zu unruhig, zu aufgewühlt um sitzen zu bleiben.“
    Da ist ein „s“ abhanden gekommen.

    Doch in diesem Moment sah er bei seinem Herrn etwas, das nie zuvor bei ihm zu entdecken gewesen war, Ratlosigkeit.
    An dieser Stelle bin ich mir nicht ganz sicher, ob es als Fehler zu bezeichnen ist, aber ich persönlich würde anstelle des Kommas einen Doppelpunkt setzen.
    [tab=Ende]
    Das war auch schon mein kurzes Feedback. Ich hoffe, du freust dich ein wenig darüber. Könntest du mich bitte auf die Benachrichtigungsliste setzen? Ich bin gespannt, wie sich die Geschichte entwickelt. Gerade da ich die Kombination aus Pokémon und Mittelalter wirklich interessant finde und ich mir jetzt noch so gar nicht vorstellen kann, wie sich die Handlung entwickeln wird.
    Dann sage ich jetzt einfach mal bis zum nächsten Mal. Viel Spaß wünsche ich dir noch beim Schreiben.

  • Mein allererstes Kommentar *.*


    Hallo Paya und danke, dass du dir die Zeit für ein so ausführliches Feedback genommen hast.


    Zitat

    Ich muss dazu sagen, dass ich schon ewig keine FF mehr kommentiert habe, also bin ich vielleicht etwas eingerostet


    Geht mir irgendwie genau so -.-


    Zitat

    Der Einstieg gefällt mir sehr. Das liegt nicht einmal nur daran, dass dein Startpost ausführlich aber zugleich auch ansehnlich ist, ganz ohne allzu viel Dekoration drum herum. Viel mehr hat mich die Art, wie du den Leser ansprichst hier sehr erreicht. Das hebt sich schon deutlich von dem ab, was man sonst mal so liest. Außerdem fühlte ich mich irgendwie direkt total gut auf ein Mittelalter Setting eingestimmt.


    So war es gedacht.^^ Obwohl der gesamte Starposte nicht vorgeschrieben war, sonder einfach spontan eingefügt, dachte ich mir, dass eine zu der Story passende Ausdrucksweise den Startpost sehr zu gute kommen würde. Ich mag diese Art an sich sehr und hatte auch beim schreiben einiger Dialoge sehr viel Spaß damit.


    Zitat

    Zugegebenermaßen erschlagen mich persönlich die Genres ein wenig. Natürlich ist es tatsächlich meistens so, dass man jede Geschichte gefühlten tausend Genres zuordnen könnte. Dementsprechend empfinde ich deine Lösung, die Hauptgenres zu markieren schon sehr gut. Trotzdem sieht es nach so unheimlich viel aus.


    Unheimlich viel? Etwas vielleicht, aber ich kenne Animes, die ca. das doppelte an Genres aufweisen können. Für mich persönlich sind Genres ein sehr wichtiger Indikator, ob etwas nach meinem Geschmack ist, daher wollte ich keines vergessen. Die Markierungen sind deshalb entstanden, da natürlich manche mehr Einfluss in der Story haben, als andere. Was die Anzahl an Genres betrifft sehe ich es persönlich so: je mehr, desto besser.


    Zitat

    Zu guter Letzt: Ich mag deine Fun Facts. Wobei ich es etwas schade finde, dass du verrätst, dass nicht alle Charaktere am Ende sterben. Nein, Spaß beiseite, tatsächlich geht man ja davon aus, dass am Ende nicht wirklich jede Figur ihren Tod findet, aber dennoch kann man sich durch diesen Fakt dementsprechend nun vollends sicher sein.
    Oh Gott, dass mit der verschwundenen Geschichte tut mir so leid. Ist mir auch schon passiert. Aber wenn du so im Endeffekt alles noch einmal komplett überarbeitet hast, hatte es vielleicht auch sein Gutes.


    Sind auch ganz spontan entstanden und waren in meinen Augen noch eine lustige Ergänzung. Das mit dem "alle sterben am Ende" ist so eine Sache, die mir beim Musik hören mal eingefallen ist und sah in meinem Kopf noch wie ein ziemlich mitreißendes Szenario aus. Allerdings sind mir einige meiner eigenen Chars zu sehr ans Herz gewachsen, als das ich dies hätte verwirklichen können.
    Ja, die verschwundene Geschichte... an dem Punkt hatte ich überlegt, es wieder sein zu lassen, was dann durch den enormen Ideenfluss einfach nicht möglich war. Gut war es am Ende bestimmt, denn meine neue Version gefällt mir sehr viel besser.


    Zitat

    Manche deiner Sätze sind im Allgemeinen recht lang und zugleich verschachtelt, sodass ich sie ab und an lieber zwei Mal gelesen habe, was dann natürlich ein wenig den Lesefluss eingeschränkt hat.


    Ganz ehrlich: ich mag lange Sätze irgendwie. Auch wenn ich diesen Kritikpunkt gut verstehen kann, habe ich schon extremeres erlebt. Dass das aber nicht bei allen so ist, muss ich natürlich bedenken und werde in Zukunft ein bisschen mehr darauf achten. Danke für Hinweis ;)


    Zitat

    Davon einmal ganz abgesehen gefällt es mir sehr gut, dass die beiden Ritter nicht farblos bleiben. Obwohl man nicht einmal ihre Namen kennt, kann man doch schnell grobe Charakterzüge erkennen und sich ein schwammiges Bild ihres Wesens machen. Dabei wird wohl auch schon deutlich, dass sich die beiden durchaus in einigen Aspekten voneinander zu unterscheiden scheinen. Das gefällt mir, allerdings ist es manchmal etwas schwierig, die beiden auseinander zu halten. Dies ist aber kaum vermeidbar, wenn man ihre Namen noch nicht offenbaren möchte und sie nun einmal dieselbe Rüstung tragen.


    Glaube mir, ich hatte große Schwierigkeiten zu verdeutlichen, welchen der Ritter ich meine. Allerdings wollte ich die Namen noch für mich behalten und habe alles versucht, es trotzdem leserlich hinzukriegen. Der Ritterorden wird eine wichtige Rolle in der FF haben, so viel kann ich sagen. Allerdings wird das noch ein paar Kapitel dauen, aber ich freue mich darauf.


    Zitat

    Ganz besonders hat mir das Ende zugesagt. In meinem Fall passierte an dieser Stelle genau das, was ein Prolog erreichen soll: Ich wollte weiterlesen. Zwar ist das Geheimnis des Pergamentes noch immer nicht gänzlich gelüftet, dennoch ist ein grober Konflikt nun erkennbar und die Verwirrung der Ritter verständlich. Zugleich werden jede Menge weitere Fragen aufgeworfen.


    Freut mich sehr! Im Vergleich zum alten Prolog gefällt mir dieser auch viel besser. Ich musste aber grübeln, ob das Ende mit dem Mädchen nicht zu lächerlich klingt. Auf die Reaktionen zu ihr bin ich besonders gespannt. Mit der Zeit werde ich noch weitere Fragen aufwerfen, die hoffentlich fesseln werden. Mal sehen.


    Zitat

    In der Regel kenne ich Prologe als Beschreibung einer schnellen, oft grob umrissenen oder actionreichen Handlung. Dein Prolog hingegen ist doch ziemlich ruhig, auch wenn die Charaktere selbst spürbar unruhig und verwirrt auftreten.


    Ich auch. Aber bei mir persönlich ist es auch gerne mal so, dass ich mit solchen Prologen nicht viel anfangen kann und/oder nur Bahnhof verstehe. Ich habe also von Beginn an nie versucht einen schnellen, actionreichen Prolog zu schreiben, da es nicht mein Stil gewesen wäre.


    Den Fehlerteufel werde ich jetzt auch noch gleich zufrieden stellen. Ich danke dir für die ausführliche Kritik, sowohl positiv, als auch negativ. Ich hätte nicht gedacht (aber gehofft), direkt einen Stammleser zu bekommen. Da du jetzt nicht gesagt hast, wie du benachrichtigt werden willst, füge ich dich einfach mal bei PN ein, werde es aber ändern, wenn du möchtest. Kapitel 1 kommt morgen.


    so long

  • 1: Gefangen


    Cedric war müde, unglaublich müde. Schließlich hatte er vergangene Nacht ausnahmsweise auf Schlaf verzichtet, um noch etwas Strecke gut zu machen, nachdem der Regen ihn und seinen Begleiter zur Rast gezwungen hatte. Wie man doch eine solch unbedeutend erscheinenden Entschluss bereuen konnte.
    Einmal mehr erlag der Waldläufer dem Sekundenschlaf. Strähnen seines halblangen, dunkelblonden Haares fielen ihm ins Gesicht, als sein Kopf auf die Brust hinab sank und anschließend wieder empor schnellte. Gerne hätte er sich einfach fallen gelassen und die Augen einige Stunden lang geschlossen. Aber er verbot sich dies, in seiner aktuellen Lage durfte er nicht den Gewohnheiten des Körpers erliegen. Es musste so klappen, mit den letzten Energiereserven des Körpers.
    Äußerlich gelassen schweifte sein Blick durch die runtergekommene Holzhütte schweifen. Staub, Dreck, das einzige vorhandene Fenster unsauber mit Brettern vernagelt, so dass das Sonnenlicht nur durch ein paar schmale Spalte ins Innere der Hütte drang. Nur mit Mühe schaffte Cedric es, keine sichtliche Reaktion zu zeigen, als ein Schatten dicht vor dem Fenster vorbei huschte. Er war also da!
    Dann besah er sich einmal mehr seines Wächters, einem glatzköpfigen Mann, gehüllt in dreckige, alte Lumpen, der an der gegenüber liegenden Wand auf dem einzigen Stuhl Platz genommen hatte und gelangweilt dreinschaute. Keine Reaktion, nicht einmal ein Anzeichen,
    dass er diesen Schatten überhaupt bemerkt hatte, sehr gut. Vielleicht würde er die ganze Sache ja doch noch schadlos überstehen.
    Offen blieb allerdings immer noch die Frage, was denn diese Leute von ihm wollten. Als sie ihn des nachts aus dem Nichts überfallen, gefesselt und in ihr Dorf gebracht hatten, war kein Wort gefallen. Somit war unklar, was sie zu diesem aggressiven Verhalten bewegte, geschweige denn, was nun mit ihm geschehen würde. Ob er ein für diese Leute verbotenes Gebiet betreten hatte? Unwahrscheinlich, denn nichts war da gewesen, das in irgendeiner Weise von Bedeutung sein könnte. In diesem Wald gab es seines Wissens absolut nichts, das es zu beschützen galt. Vielleicht betrachtete man hier einen Fremden automatisch als Fein. Ein Einzelfall wäre dies nicht. Vielleicht waren die Menschen hier Mitglieder einer Räuberbande oder einer Sekte. Alle möglichen Gedanken rannten durch seinen Kopf.
    Ein Plan musste möglichst bald her. Hier darauf zu warten, dass etwas passiert, erschien Cedric wenig sinnvoll. Also versuchte er ein weiteres Mal – möglichst unauffällig – seine Handgelenke von den strammen Fesseln zu befreien. Doch jene waren so stramm, dass es unmöglich war, sich aus ihnen heraus zu winden. Da bemerkte er, wie ihn der Wärter mit säuerlichem Gesicht zu ihm rüber schaute, als dieser wohl das leise rascheln des Kettenhemdes, welches er unter seiner dunklen Lederweste trug, bemerkt hatte. Das faltige Gesicht des Mannes sowie seine Körperhaltung wirkten angespannt und ungeduldig. Menschen dieser Art waren für gewöhnlich unheimlich reizbar. Cedric befeuchtete die Lippen, vielleicht würde er ja...
    „Na Großer, hast du Spaß?“
    Der Mann wirkte überrascht, auf einmal angesprochen zu werden, kratzte sich doch nur das bärtige Kinn und antwortete schroff.
    „Halt besser dein Maul, Kleiner.“
    Hatte er sich da eben verhört? Kleiner? Mit seinen 19 Jahren dürfte er aus dem Alter für derartige Bezeichnungen wohl raus sein. Interessant allerdings war der gereizte Unterton, den er vernommen hatte.
    „Stell' dir vor, ich kenne da jemanden, der dir einen abwechslungsreicheren Job anbieten kann als den hier. Wenn du nett fragst, leg' ich ein gutes Wort für dich ein.“ Einen präzisen Plan verfolgte Cedric nicht wirklich, aber seine manchmal provozierende Art hat schon so manche Situation zur interessanten Entwicklung verholfen. Das Warten auf, was auch immer diese Leute mit ihm vorhatten, war einfach nicht in seinem Sinne. Womöglich wartete er in diesem Moment auch auf sein Todesurteil, wenn auch die Motive unklar waren.
    Der hässliche Glatzkopf bewies, wie einfach er zu durchschauen war, indem er prompt aufstand und dem Gefesselten mit der Faust drohte.
    „Wenn du nicht Ruhe gibst, schlage ich dich tot.“
    Cedric sah ihm einen Moment tief in die Augen, schätzte ab, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, dass es dieser Kerl mit seiner Drohung ernst meinte. Nachdem einige Momente schweigend verbracht wurden, sah der Alte ihn irritiert an, hatte wohl mit einer Reaktion gerechnet. So
    einfach.
    „Wer's glaubt. Schaffst du es überhaupt, dich selbst ernst zu nehmen, alter Mann?“
    Diese simplen Worte reichten bereits aus, um ihn fast jegliche Beherrschung verlieren zu lassen, brachten ihn dazu, nachdem er sich wieder gesetzt hatte, erneut aufzustehen und seinen kleinen Stuhl in die Hände zu nehmen, wohl um ihn als Waffe zu gebrauchen. Definitiv nicht das, was Cedric bezwecken wollte.
    „Wenn es nach mir ginge, würdest du draußen im Wald verbluten, du Abschaum.“
    Bedrohlich machte er einen großen Schritt in Richtung des Gefangenen, bemerkte erneut nicht den Schatten, der ans Fenster getreten war, als er ausholte, um Cedric seine Aggressionen zu
    zeigen. Danach ging alles ganz schnell.
    Ohne jegliche Vorwarnung erhellte ein Schwall heißer Flammen die Szenerie. Das Feuer stob durch die Holzbretter, welche das Fenster verdeckten und in die Hütte hinein. Die Hitze, die es ausstrahlte, war für einen Moment unerträglich und Cedric kniff angesichts der hellen Brunst die Augen zusammen. Ein überraschtes „Wow!“ stieß er laut aus. So plötzlich die Flammen erschienen waren, so rasch war die Quelle des heißen Elements wieder erloschen
    und die Hitze zog sich zurück.
    Der Glatzkopf hatte panisch aufgeschrien, doch seine alten Kleider und somit er selbst, hatten kein Feuer gefangen. Ängstlich und verwirrt ob dieser unvorhergesehenen Aktion wischte er sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Würde er noch lange zögern gäbe es kein Entkommen mehr für ihn aus den Flammen, die nun damit begannen
    langsam die Hütte zu verzehren.
    Cedric nahm nicht an, dass dieser Kerl sich jetzt um das Wohlergehen eines Gefangenen, den er eben noch mit einem Möbelstück verhauen wollte, kümmern würde. So entschied er, die Angststarre des alten Mannes zu nutzen, um sich auszurichten indem er sich mit dem Rücken an die Wand hinter ihm stemmte, welche zum Glück noch nicht in Brand stand, und durch die Türe zu brechen.
    „Idiot, hau ab!“
    Mit seinem ganzen Gewicht warf er sich dagegen, durchbrach das Holz und landete unsanft auf natürlichem Untergrund. Noch bevor er die Möglichkeit hatte, aufzustehen, spürte er schmerzhaft, wie jemand ungeschickt über ihn stolperte, als hätte die Person ihn nicht
    einmal bemerkt. Kriechend versuchte er hastig die Distanz zwischen ihm und dem brennenden
    Gebäude zu vergrößern, gleichzeitig vernahmen seine Ohren laute Rufe sowie ein dumpfes Trampeln, als sich scheinbar alle Bewohner des kleinen Walddorfes zum Ort des Geschehens begaben.
    Einige Meter entfernt von der Feuerbrunst lehnte sich Cedric an einen dünnen Baum und bekam endlich Gelegenheit zum Durchatmen. Der Rauch des Feuers erfüllte noch seine Nüstern, als Herzschlag und Atmung langsam wieder einen gleichmäßigen Rhythmus fanden. Er konnte den
    sanften Wind spüren, das weiche, feuchte Gras, auch die Rufe der aufgebrachten Dorfbewohner, die sich versammelt hatten.
    Das Haus wurde derweil komplett von den Flammen verschluckt. Er hatte die richtigen Absichten, aber diese Aktion war eine Übertreibung.
    Der glatzköpfige Wachmann wurde gerade von zwei jungen Männern gestützt, wirkte recht angeschlagen, aber nicht schwer verletzt. Als er Cedric erblickte, wie er sich da am Baum ausruhte, schien ihn eine unmenschliche Wut zu packen.
    „Du mieser kleiner...“, mit diesen Worten und geballten Fäusten kam er dem Blonden entgegen und versetzte ihm einen mächtigen Schlag ins Gesicht. Cedric war unfähig sich zu wehren, nahm den Schmerz auf der rechten Wange hin, wünschte sich innerlich jedoch sehnlichst, diese
    Fesseln los zu werden und sich bei diesem Sack revanchieren zu könne.
    „Was soll das? Du weißt doch, dass wir niemandem etwas antun dürfen, ehe der Dorfälteste über ihn gerichtet hat.“ warf einer der etwa zwanzig Anwesenden ein.
    „Ist mir egal. Jemand hat mich angegriffen um ihn zu befreien. Er hat versucht zu flüchten.“, entgegnete er, womit er die Wahrheit etwas verfehlte. Cedric wollte lediglich dem Feuertod entgehen, eine Flucht war nicht die Absicht, noch nicht. Irgendjemand in diesem Dorf war noch im Besitz seines Schwertes und ohne das wollte er nur ungern gehen.
    „Du hast etwas gerufen, als du raus ranntest, oder?“, wandte er sich Cedric wieder zu.
    „Ich weiß nicht, ich habe ein ziemlich schwaches Gedächtnis.“
    Diese freche Antwort lies den Mann abermals vor Wut kochen.
    „Verspotte mich ja nicht! Du weißt mit Sicherheit wer das getan ist. Wer versucht dich zu befreien?“
    Cedric wollte nicht antworten, hätte dieser Kerl sein Hirn nur ein klein wenig angestrengt, wäre die Frage überflüssig gewesen, immerhin gab es nicht viele Möglichkeiten. In diesem Moment rief jemand aus dem Hintergrund etwas in die Runde.
    „Hier ist niemand!“, verkündete eine Frau mit schwarzen Haaren, die anscheinend eine Runde um das brennende Gebäude gedreht hatte, nach dem Brandstifter Ausschau haltend. Er hatte sich also bereits wieder versteckt. Cedric grinste breit.
    „Scheinbar ist dein Gedächtnis noch viel schlechter als meines.“
    Die Augen des Mannes wurden unheimlich groß, die Zähne knirschten hörbar und eine dicke Ader trat an seiner Schläfe hervor.
    „Ich mach dich kalt.“
    „Genug!“
    Jeder Dorfbewohner hielt augenblicklich inne, als eine männliche Stimme, schwach aber irgendwie dennoch bestimmend, ertönte. Alle Augenpaare wanderten zu einem alten Mann in schwarzer Kapuzenrobe und mit grauem Bart, der sich zur Menschenmenge gesellte.
    „Dorfältester.“, sagte der Glatzkopf erschrocken.
    Cedric fühlte sich mit einem Mal sehr unwohl in seiner Haut.


  • 2: Verurteilter


    Cedric erinnerte sich nur an die Worte, die er zuvor von einem der Dorfbewohner aufgeschnappt hatte, die besagten, der Älteste würde über ihn entscheiden. Da man ihn nun offensichtlich für die Zerstörung eines ihrer Häuser verantwortlich machte, würde das
    Urteil sicherlich nicht gnädig lauten. Cedric biss sich auf die Unterlippe, als sich Wut in seinem Körper anstaute. Diese galt jedoch nicht nur diesen Fremden, die ihn aus
    seiner Sicht grundlos angegriffen hatten, sondern seinem Gefährten, der zu brachial vorgegangen war und die Situation wahrscheinlich nur verschlechtert hatte.
    „Deine eigensinnige Art missfällt mir ziemlich.“, sprach der Älteste langsam an den Glatzkopf gewandt.
    „Nun möchtest du schon selbst über Gefangene urteilen.“
    Der zuckte nur mit den Schulter und rechtfertigte sich.
    „Er wollte flüchten, Ältester.“
    Das letzte Wort sprach er äußerst zögerlich, kleinlaut, als würde er sich innerlich dagegen sträuben, jemandes Untergebener zu sein. Dies entging dem Dorfoberhaupt nicht.
    „Und so entscheidest du dich, ohne Einwilligung meinerseits, Hand an diesen Mann anzulegen, Redon?“
    Der Glatzkopf biss sich auf die Unterlippe, als er den Blick senkte und sich in die Gruppe zurück zog, womit er sich dem Dorfältesten unterwarf. Dieser lies kurz seine Schultern
    erschlaffen und wandte sich erstmals Cedric zu, der nicht erst versuchen wollte, wegzurennen. Wahrscheinlich würde ein solcher Versuch nur weitere aggressive Handlungen provozieren. So verharrte er weiter mit gefesselten Händen an den Baum gelehnt, und hielt dem Blick des Alten stand, der nun langsam immer näher kam.
    „Ich muss mich für Redon entschuldigen. Sein Geist ist noch leicht vernebelt und es steckt so viel Tatendrang in ihm.“, sagte er mit weicher Stimme, was so gar nicht zu seinem Erscheinungsbild passte.
    So sehr Cedric es auch gelang, äußerlich Ruhe auszustrahlen, wollte sich sein Herzschlag nicht beruhigen. Noch immer konnte er nur Mutmaßen, was diese Menschen von ihm wollten. Das hier war doch bescheuert.
    „Sag alter Mann, was ist hier eigentlich los? Aus welchem Grund haben mich deine Leute überfallen und in dieses Drecksnest gebracht?“
    Cedric hatte absichtlich keinen zu beleidigenden Tonfall für diese Frage gewählt. Er wollte mit diesem Mann Klartext reden, aber nicht seinen Zorn heraufbeschwören. Und in der Tat blieb er noch relativ gelassen, während aus dem Hintergrund prompt wütende Beschimpfungen
    seitens der Dorfbewohner ertönten, er solle seine Zunge hüten.
    „Ich bin Dacol, der Dorfälteste. Verrate mir deinen Namen.“, forderte er neugierig.
    „Danach fragte ich nicht.“, protestierte Cedric.
    „Wieso sollte dich überhaupt interessieren wie ich heiße?“
    Dacols Mine blieb ohne Reaktion, starrte sein Gegenüber nur ausdruckslos an. Einige Augenblicke verweilte er so, bis er schließlich resignierend seufzte.
    „Es hat den Eindruck, als hätten wir unterschiedliche Arten, Dinge zu tun.“ Mit diesen Worten holte er einen glänzenden Opferdolch hervor. Cedric Herzschlag wurde augenblicklich schneller.
    „Leben ist wertlos, weißt du?“, begann er.
    „Zumindest, wenn sich keiner an dieses Leben erinnert.“
    Er begann ruhig auf und ab zu laufen, während er gedankenverloren völlig in seiner Predigt versank.
    „Wir leben hier abgeschieden im Wald, um unseren Frieden zu finden. Dieses blinde, ungläubige Ungeziefer in den Städten hat uns krank gemacht.“ noch war Cedric nicht klar, auf was dieser Typ hinaus wollte, jedoch gefiel ihm die Beschreibung 'ungläubiges Ungeziefer' überhaupt nicht. Dacol fuhr währenddessen fort, mit verträumtem Blick.
    „Wir sind diejenigen, die unserem Herrn, dem Allmächtigen dienen, indem wir die Welt von jenen befreien, die seine Kinder quälen. Doch auch diese Menschen entstanden aus seinem Lebensfunken, somit wäre es eine Sünde, sie in absolute Vergessenheit geraten zu lassen.“
    Er wandte sich dem Waldläufer zu, den Dolch auf ihn gerichtet, jedoch noch in wenigen Metern Abstand.
    „Aus diesem Grund möchte ich immer den Namen der Person wissen, bevor ich sie umbringe. Also frage ich dich noch einmal. Wie lautet...“
    „Ihr dreckiges Pack!“
    Cedrics Oberkörper peitschte nach vorne, laut und heiser war seine Stimme. Doch er konnte nicht anders. Was seine Ohren da eben gehört hatte, vermochte er kaum glauben zu können. Es
    handelte sich bei diesem Dorf also tatsächlich um religiöse Fanatiker. Zu oft hatte er bereits Erfahrung mit solchen Menschen machen müssen, waren sie doch über das gesamte Königreich verstreut. Einige willenlose Idioten, die sich um diesen alten Mann zusammen rotteten, der sich offenbar auch für eine Art Auserwählten hielt, der eine heilige Aufgabe hatte. Und das entscheidende: er hatte vor ihn zu töten!
    „Ich hasse euch. Und euresgleichen ebenso!“
    So fest biss Cedric zornig die Zähne zusammen, dass sie knirschten. Doch Dacol reagierte darauf nur mit bemitleidender Miene.
    „Traurig, offenbar bist du nicht einmal fähig, deine grausame Tat einzugestehen, ein Pokémon, ein Kind Gottes in deine Gewalt gebracht zu haben.“
    „Gar nichts werde ich eingestehen, denn ihr alle irrt euch.“
    „Du hast ein Pokémon zu deinem Sklaven gemacht und weigerst dich, zu deiner Gräueltat zu stehen. Das ist unverzeihlich!“
    Nun wurde auch Dacols Stimme im Laufe dieser Unterhaltung immer lauter. Dem Dorfältesten sah man an, dass es ihm zunehmenst schwerer fiel, die Beherrschung zu wahren. Cedric hatte jener schon längst den Rücken gekehrt.
    „Er heißt Komura.“, die allgemeine Bezeichnung 'Pokémon' wollte er bei ihm nicht verwenden. „Er ist mein Partner, mein Reise- und Kampfgefährte, nicht mein Sklave!“
    Weshalb nur versuchte er so verbissen, diese Leute durch Worte von ihrem Irrtum zu überzeugen? Noch nie hatte Cedric erlebt, dass sich jemand von seinem Vorhaben abbringen lies, indem man mit ihm redete. Zu ignorant, zu starrköpfig waren die meisten Menschen dafür. Dacol und seine Anhänger würden nicht die Ausnahme sein, ganz sicher nicht.
    In dieser Annahme wurde er bestätigt.
    „Die Erinnerung an dich zu wahren war ein Geschenk, dass ich dir anbot. Doch gleich, ob du es annimmst oder nicht, dein Schicksal ist besiegelt.“
    Er kehrte Cedric den Rücken zu, sein Blick war betrübt.
    „Bringt ihn zum Galgen.“
    Seit Cedric hierher gebracht wurde, hat er es vermieden, unüberlegt zu handeln. Immer war er seine Möglichkeiten durchgegangen, hatte überlegt, was wohl clever und was unüberlegt gewesen wäre, um seine Lage nicht noch zu verschlechtern. Nun war nicht mehr fähig, vernünftig zu denken. Der blanke Hass auf Dacol und seine Gefolgschaft hatte Besitz von ihm ergriffen. So merke er es auch kaum, als er seine ganze Kraft in den Oberschenkeln einsetzte, um auf die Beine zu kommen. Die gefesselten Hände waren egal, die Anzahl an Feinden ebenso. Er wollte nur eines: den verrückten, alten Mann verletzen.
    Brüllend hielt er auf ihn zu und hätte ihn, dank seiner späten Reaktion, mit Sicherheit erreicht, wären nicht augenblicklich ein halbes Dutzend Dorfbewohner nach vorne geschnellt,
    um ihn abzufangen.
    „Ich bring dich um! Lasst mich in Ruhe!“, schrie Cedric, der sich mit allem Willen gegen die Männer wehte, die ihn zurück hielten. Gerade noch konnte er erkennen, wie Dacol erschrocken und angsterfüllt zurück wich, als er die Situation vollends erkannte. Dann prasselten Schläge auf ihn nieder, fügten ihm pochende Schmerzen zu, wo sie
    ihn trafen und brachten seinen ohnehin erschlafften Körper zum Zusammenbruch.
    Es war sinnlos, sich zu wehren. Doch daran dachte Cedric in diesem Moment nicht. Er wollte weg. Von diesem Ort, von diesen Leuten, von allem. Doch sie ließen ihn nicht los, drückten ihn in den weichen Waldboden. Vielleicht würden sie nun sein Leben sofort beenden. Das
    wollte Cedric nicht. Er wollte sich wehren, wollte leben. Doch so sehr er auch versuchte, sich zu wehren, er schaffte es nicht. Er schaffte es einfach nicht...
    Cedric war nicht mehr in der Lage, Widerstand zu leisten. Sein Körper war erschöpft und sein Wille schwach. Dies merkten auch die Männer und stemmten ihm rüde auf die Beine, wobei sämtliche Gliedmaßen kraftlos herab hingen und der Kopf auf die Brust sank.
    Dacol besah sich dem Gefangenen noch einmal ganz genau, näherte sich ihm bis auf wenige Zentimeter, wobei seine braunen, herab hängenden Haare den Blick auf sein Gesicht versperrten.
    „Wie ist dein Name?“, fragte er ein weiteres Mal, nun jedoch mit
    deutlich gleichgültigem Tonfall.
    Keine Reaktion.
    Abermals schloss der Dorfälteste die Augen und seufzte innerlich.
    „Gehen wir.“
    Cedric nahm nicht mehr viel um sich herum war. Er bewegte sich, doch nicht durch seine eigenen Muskeln. Also wurde er fortgeschleppt. Sein Kopf, gar sein ganzer Körper pochten vor Schmerz. Doch gleich ob er die Kraft besäße, sich zu wehren, es war doch aussichtslos. Er konnte es nicht schaffen, nicht allein. Wo war Komura?
    Mit verschwommenen Blick erkannte er kurz darauf zwei dicke Holzbalken, die in einem rechten Winkel aufgestellt wurden, an dessen Ende sich eine Schlinge aus dickem Seil befand. Der Anblick dieser Tötungsinstrumentes jagte ihm einen Schauer über den Rücken. So
    oft schon in seinem Leben war Cedric dem Tode noch entgangen, war ihm im letzten Moment von der Schippe gesprungen. Nun aber, da sein Schicksal unausweichlich war, bekam er es mit der Angst zu tun.
    Sein Körper fühlte sich hohl an, als habe man ihm irgendwie sämtliche Organe entnommen, er aber irgendwie trotzdem noch lebte. Instinktiv begann sein Leib sich zu sträuben, zu zappeln und sich sowohl gegen die Fesseln, als auch gegen die Männer zu wehren, die ihn weiter in Richtung des Galgens zerrten.
    Irgendetwas wollte er schreien, - ob aus Angst oder Zorn, das konnte er nicht beurteilen - doch sein Widerstand erstarb jäh, als er einen erschütternden Schmerz am Hinterkopf spürte. Irgendwer hatte ihn mit etwas hartem geschlagen.
    Cedric war der Bewusstlosigkeit nun sehr nahe und nahm die gesamte Welt nur noch wie in Trance war. Direkt unter der Schlinge wurde er platziert. Wie ihm jene um den Hals gelegt wurde, konnte er nicht mehr sehen, nur spüren. Auch der Blick auf die Umgebung war verschwommen und ungenau.
    Über Cedrics Kopf verlief das Seil durch eine Halterung am Holzbalken präzise zur Rückseite des Galgens. Dort standen nun zwei Männer, das lange Ende des Seils schon in den Händen haltend und bereit das Urteil zu vollziehen, indem sie den Verurteilten in die Höhe zogen.
    Ein deutliches Handsignal von Dacol gestattete ihnen dies.
    Cedric hatte nie überlegt, wie es sich wohl anfühlen würde, erhängt zu werden. Warum auch? Zwar hatte er schon bei derartigen Hinrichtungen zugesehen, sich aber immer gesagt, dass er nie so dumm sein würde, sich von denen erwischen zu lassen. Das Schicksal dieser armen Leute war für ihn uninteressant, schließlich hatte er meist eigene Sorgen. So hatte er auch nie versucht, sich in ihre Lage hinein zu versetzen, den Schmerz nachzuempfinden.
    Nun spürte Cedric ihn am eigenen Leib. Den Schmerz an seinem Hals, an dem das sehr raue Seil die Haut aufrieb, während sein Körper instinktiv begann panisch zu zappeln. Der pochende Schmerz in seinem Kopf, hervorgerufen durch das Blockieren der Adern, durch die sein Blut fließen sollte. Seine Speiseröhre wurde ihm zu geklemmt, eigentlich wollte er würgen. Nun kannte er dieses Gefühl und es versetzte Geist und Körper in blanke Panik. Je höher er Stück für Stück gezogen wurde, desto mehr zappelten seine Glieder
    unkontrolliert. Sie wollten sich befreien, wollte in Sicherheit, weg von dem, was ihnen diese Schmerzen zufügte. Cedric begann zu würgen und Speichel lief ihm aus dem Mundwinkel. Immer mehr entglitt die Welt um ihn herum. Das letzte, was er zu erkennen glaubte, war eine
    auf bösartige Weise jubelnde Gruppe von Menschen direkt vor ihm. Eine Person jedoch stand regungslos da, die Arme hinter den Rücken gelegt und betrachtete ihn.
    Cedric wollte weiterleben. Vor allem wollte er schreien vor Wut, nein, vor Hass. Tiefsten Hass den er für diesen Mann da empfand. Warum kam niemand, um ihn zu befreien? Er wollte weiterleben. Damit er diesen Mann töten konnte.
    Der Waldläufer verlor das Bewusstsein.


  • 3: Rache durch das Schwert


    Verwirrung machte sich in seinem Kopf breit. Hatte das eben gerade wirklich stattgefunden?
    Cedric wusste nicht, ob seine Augen geöffnet oder geschlossen waren. Er hätte nie gedacht, dass es irgendwo so dunkel sein konnte, dass dies möglich wäre. Aber an diesem Ort war es so. Oder war dies vielleicht auch kein Ort? Was um alles in der Welt war passiert?
    Cedrics Versuch, etwas in die Finsternis hinein zu rufen scheiterte. Als ob eine unsichtbare Macht ihn betäuben würde, konnte er nicht einen einzigen Ton hervor bringen. Auch bewegen konnte er sich nicht. Nur seine Augen gehorchten seinem Willen. Vielleicht war dies aber auch nur Einbildung, denn wohin er auch blickte, oder blicken wollte, schwarz war es als würde er sich in einer Welt befinden, in der nie Licht existiert hatte.
    Obwohl jeder Versuch auch nur einen Finger zu krümmen scheiterte, so konnte Cedrics Körper immer noch fühlen. Doch was er hier spürte, war irgendwie eigenartig. Es war fast, als würde er fallen, obwohl, nein, das war ausgeschlossen. Mehr war es, als ob sein Körper sinken würde, in die Tiefen der Dunkelheit. Einen Moment vermutete er tatsächlich an den Grund eines Sees, oder des Meeres zu sinken, doch dann müsste er doch spüren, wie er beim verzweifelten Versuch Luft einzuatmen Wasser schlucken, oder nicht? Cedirc bemühte noch einmal alle Sinne. Die folgende Erkenntnis lies ihn auch innerlich erstarren. Er atmete ja gar nicht!
    Dann war es also passiert. Er hatte sein Leben verloren. Merkwürdig nur, dass ihm nicht ansatzweise einfiel, wie das passiert sein konnte. War es möglich, dass Erinnerungen nach dem Tod verschwanden? Nun, wer konnte schon sagen, was passiert, wenn man sein Leben lies? Seltsam war auch die Tatsache, dass Cedric sich merkwürdig wohl fühlte. Warum das so war, konnte er sich selbst nicht ausmalen, doch zweifelsohne spürte er Gelassenheit, Erleichterung, er war sorgenfrei!
    Das musste es wohl sein, was einem Menschen im Tod erwartete. Aber etwas war da noch, dass Cedric fühlen konnte: Wärme. Keine innerliche Wärme, die man wohl verspürte, wenn man verliebt war oder so ähnlich. Sondern eine, die man auf seiner Haut spürte, einen zum Schwitzen brachte, so angenehm.
    Dann sah Cedric etwas. Inmitten dieses alles verschlingenden schwarzen Ortes sah er einen kleinen Punkt, der unweigerlich ins Auge stach. Er flackerte in einem leuchtenden Rot-Orange, ein Funke. Ohne sich die Frage zu stellen, was gerade vor sich ging, befahl jeder Instinkt, sich diesem Funken zu nähern. Cedric versuchte es mit gewöhnlichen Schwimmbewegungen – Moment, sein wann konnte er sich wieder Bewegen? - und schaffte es langsam aber sicher, dem hellen Punkt näher zu kommen. Was dann geschah war überaus merkwürdig. Der Funke glühte deutlich stärker, je mehr sich der Abstand verringerte. Kurz darauf schon war er zu einer kleinen Flamme, die ebenfalls wuchs, ohne sich an Holz oder Ähnlichem zu nähern. Die Dunkelheit wich. Das endlose Nichts wurde erhellt von dem flackernden Feuer. Gleichzeitig wurde die Hitze immer intensiver, jedoch aus einem unbekannten Grund nicht schmerzhaft. Warum, das bemerkte Cedric durch die zunehmende Helligkeit. Er spürte zwar, wie er sich die Hand vors Gesicht hielt, doch da war nichts zu sehen. Er blickte an sich herunter, doch kein Anzeichen eines menschlichen Körpers war zu entdecken. Doch das interessierte ihn nicht. Er wollte zu dieser Flamme und sie, so seltsam es auch klang, sie berühren. Er streckte seinen Arm, der in Wahrheit nicht da war, so weit es ging aus. Das Feuer war schon so groß, dass man meinen könnte, ein Haus stehe in Flammen. Es blendete, wärmte, aber schmerzte nicht. Fast konnte er es anfassen.
    Ein großes schwarzes Tor schloss sich schnell und lautstark, es war finster. Cedric spürte eine Sekunde lang, wie er fiel, dann einen dumpfen Schlag gegen seinen Körper. Das Nichts verschwand. Und helles Licht blendete seine Augen.


    Scheinbar grundlos war auf einmal ein erdiger Geschmack auf Zunge und Lippen allgegenwärtig. Cedric schaffte es kaum seine Lider zu öffnen, doch er realisierte schnell, dass er auf dem Waldboden lag. Die Erde war noch immer etwas weich und das Gras feucht. Ein schmerzhafter Hustenanfall kam über ihn und sofort stellte sich ihm jedoch die Frage: Warum lag er hier?
    Cedric spürte noch das Dröhnen in seinem Kopf und die Haut an seinem Hals brannte fürchterlich, dennoch konnte er sich langsam aufstützen. Seine Gedanken waren noch sehr vernebelt, was er soeben erlebt hatte, verwirrte ihn ungemein. Dunkelheit... Feuer... Zufriedenheit... warum?
    Eines Blitzeinschlagen gleich schoss nun die wichtige Erkenntnis in sein Gedächtnis. Ein Dorf voll Irrer, ein besessener Ältester, sie hatten ihn erhängt. Cedric blinzelte wiederholt um auch seine Sehkraft endlich vollständig wiederzubeleben. Vor ihm standen die Dorfbewohner, Dacol eingeschlossen, wie angewurzelt da. Cedric machte schnell aus, was sie alle ins Auge gefasst hatten. Zu seiner Linken hatte sich eine Gestalt aufgebaut, die ihm schützend zu Seite stand und die ihm wohl bekannt war.
    Sie stand aufrecht auf zwei kurzen Hinterläufen, die einen massigen Körper stemmten. Das Fell dieses Wesens war am Bauch beige und am Rücken dunkelblau gefärbt, eine wundervolle Färbung, wie er schon immer fand. Der kleine Kopf blickte zwischen den Feinden hin und her, mit aufgestellten Ohren und gebleckten Zähnen.
    "Danke. Ich stehe in deiner Schuld, Komura.", keuchte Cedric, als er sich auf die Beine stemmte. Eigentlich wollte er sich freuen. Sein Partner war doch noch aufgetaucht, hatte es abgelehnt ihn zurück zu lassen und seine eigene Haut zu retten. Doch in Wahrheit war er wütende auf sich selbst, waren doch klare Zweifel an der Hilfsbereitschaft des Feuerpokémons da gewesen. Dieses Misstrauen hatte er nicht verdient.
    Das Tornupto reagierte auf seinen Dank nur mit einem undeutbaren Schnauben. Seine Augen visierten die Gruppe von Menschen an, die sich langsam wieder von dieser Überraschung gefasst hatte. Einige von ihnen reagierten sofort mit wütenden Rufen. Mit einem lauten Brüllen brachte Komura sie zum schweigen.
    "Was wollt ihr nun tun?", fragte Cedric neugierig und befreite seinen Hals von dem Strick. Kurz blieben dabei seine Augen
    Insgeheim hoffte er wirklich, diese Leute würden endlich einsehen, wie sehr sie sich mit ihren Anschuldigungen getäuscht hatten. Diese angebliche Sklaverei hatte nie existiert, Komura war aus freien Stücken hergekommen um ihm zu helfen. Das mussten selbst diese Hinterweltler begreifen.
    "Das ist so traurig." Dacol machte einen Schritt nach vorne. Er hatte wahrhaftig Tränen in den Augen. "Diese arme Kreatur, verwirrt, verdorben. Nie würde ein wildes, ein freies dieser Wesen so etwas tun. Es hat seinen Instinkt und seinen freien Willen bereits verloren." Es war nicht zu glauben.
    "Ihr seid verrückt, alle! Und Dacol," wütend deutete er mit dem Zeigefinger auf ihn, "du hast komplett den Verstand verloren."
    "Du wirst viel mehr verlieren.", gab er seelenruhig zurück.
    Mit dem Ende dieses Satzes machte Cedrics Herz einen erschrockenen Sprung, sein Körper spannte sich blitzschnell an. Er verstand diese Aussage sofort. Er befand sich in Gefahr. Nicht gleich, nicht in wenigen Augenblicken. Nein, genau jetzt in dieser Sekunde.
    Er registrierte die hastigen Schritte in seinem Rücken. Nur kurz stellte sich die Frage, von wem sie stammen könnten.
    Instinktiv duckte sich Cedric in einer Drehung. Um Haaresbreite nur wurde sein Kopf von der scharfen Klinge verfehlt. In einer fließenden Bewegung packte er die Hände, die den Griff der Waffe umklammerten und warf den Körper den Angreifers über seine Schulter. Es überraschte ihn, als ein glatzköpfiger Mann mit einem dumpfen Klang auf dem Rücken landete und gequält aufstöhnte, als die Wucht dieses unsanften Aufpralls seinen Körper erschütterte. Das hässliche Gesicht war Cedric bekannt und mit einem Male dämmerten ihm mehrere Dinge.
    Als er zuvor am Galgen gestanden hatte, mit der Schlinge um den Hals, standen da zwei Männer, die das Seil in die Höhe gezogen hatten, direkt in seinem Rücken. Einer von ihnen war dieser Kerl, der während seiner Gefangenschaft den Wachposten übernommen hatte, - war sein Name nicht Redon? - und ihn nun von hinten erschlagen wollte. Allein der Anblick dieses Dreckskerls ließ eine Menge Aggressionen in Cedric aufkommen.
    Kurz wagte er einen Blick nach hinten, um sich zu vergewissern, was in seinem Rücken vor sich ging. Dort stand der zweite der Männer, die das Todesurteil vollstrecken sollten. Ebenfalls recht groß, kräftig, doch im Gegensatz zum Anderen unbewaffnet, daher stand er regungslos da und verfolgte angespannt das Geschehnis.
    Schnell wurde klar, dass von diesem Mann keine große Gefahr ausging, so wendete sich Cedric wieder dem Wärter zu, der nun wieder auf die Beine kam. Das Einhandschwert umklammerte er fest mit beiden Händen, das typische Erkennungszeichen eines blutigen Anfängers. Nur weshalb war dieser Mann der Einzige, der eine Waffe bei sich trug. Die übrigen Dorfbewohner, die nun allesamt im Rücken seines Gegners standen, machten keine Anstalten einzugreifen. Sie standen regungslos da, unbewaffnet, beobachtend. Er besah sich erneut seinem Gegenüber und realisierte etwas.
    "Hast du es bemerkt?" fragte Redon hämisch grinsend.
    Cedric hatte es bemerkt. Die breite Klinge, der in braunes Leder gewickelte Griff, die erneuerte Parierstange, dieses Schwert war seines.
    Fäuste ballend verfinsterte sich Cedrics Miene. Dieser Mistkerl bedrohte ihn mit seiner, nein, seines Vaters Schwert. Die Waffe, die ihm sein alter Herr sein ganzes Leben geführt und ihm vor all den Jahren freiwillig überlassen hatte. Das war unverzeihlich!
    "Das bereust du früh genug.", drohte der Waldläufer.
    "Du kannst doch kaum noch stehen. Du bist doch schon halb tot."
    Zwar war diese Aussage absolut zutreffend, doch was wusste der schon. Welche Ahnung hatte er von Cedrics Fähigkeiten. Sein Wille war wiedergekehrt mit dem Erscheinen Komuras. Er würde es schaffen. Er würde überleben.
    Redon griff erneut an, wie ein wilder rannte er auf ihn zu, Cedric versuchte die Bewegung zu erahnen. Ein großer Nachteil im Kampf gegen einen Anfänger war jedoch die Unberechenbarkeit der Hiebe. Cedric ließ sich rückwärts fallen, das scharfe Metall rauschte vor seinen Augen ins Leere. Er hatte alles richtig gedeutet und war dem Seitwärshieb entkommen. Sogleich rollte er sich ab, brachte ein paar Schritte zwischen sich und seinen Gegner, der abermals auf ihn losstürmen wollte. Komura reagierte blitzschnell. Mit seinem ganzen Gewicht stürzte er auf den Angreifer los, seine Krallen vergrub er in den Seiten des Mannes und seine Zähne schafften es, seinen rechten Arm zu packen. Sofort ging der Mann zu Boden, schmerzerfüllt schreiend. Sein Versuch, aufzustehen und sich zu befreien scheiterte chancenlos, als das Feuerpokémon seine fester Kiefer schloss. Die scharfen Fangzähne bohrten sich tief in den Oberarm, von dem das Blut gen Erdboden tropfte. Ein Feuer entzündete sich in Sekundenbruchteilen im Nacken des Tornuptos. Selbiges erfüllte gleich darauf seinen Rachen und verbrannten die Haut.
    Redon brach schreiend zusammen. Komura zog mit aller Kraft an ihm, ließ ihm keine Gelegenheit auf Gegenwehr. Alle Beteiligten waren von diesem Anblick schockiert, geradezu gelähmt. Mit entsetzten Blicken sahen sie den Leiden ihres Kameraden zu und waren zu Angsterfüllt, um etwas zu unternehmen.
    Ein Mensch bildete die Ausnahme. Gemächlichen Schrittes kam er dem schreienden Mann langsam näher.
    Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob das fair sei. Sein Gegenüber war schwer verwundet, wurde von einem wütenden Pokémon angefallen und war jeder bewussten Handlung unfähig. Doch das bedeutete ihm nicht. Hatte dieser Redon fair gehandelt? Ganz sicher nicht! Es war demütigend gewesen, als wehrloser Gefangener von so einem Kerl geschlagen zu werden. Er hatte ihn umbringen wollen. Diese Tat würde nun erwidert werden.
    Cedric hob die Klinge auf.
    Es war nicht das erste Mal, dass er so was tat. Doch jedes mal fühlte er etwas anderes in seinem Körper aufsteigen. Hass, Bedauern, alles abhängig von seinem Opfer. Als Cedric dem verhassten Glatzkopf mit einer ansatzlosen Bewegung den Hals durchschnitt, spürte er eindeutig das, was er erwartet hatte, ein Gefühl von Gerechtigkeit.
    Sämtliche Bewegungen erstarben, das Leben des Mannes verging und hinterließ nur den regungslosen Körper, der zu Boden fiel. Erst als nicht mehr die geringste Bewegung von ihm ausging, lies Komura den Arm los und fixierte die Dorfbewohner. Seine Zähne schimmerten rot.
    Cedric sah sich um. Vor ihm standen immer noch regungslos die knapp zwanzig Dorfbewohner. In seinem Rücken erspähte er erneut den zweiten Mann, der ihn am Galgen empor gezogen hatte. Jenem wandte er sich nun zu und stürmte ihm entgegen. Tief trieb er das Schwert in seinen Körper und löschte somit auch dieses Leben aus. Zu überrascht und zu angsterfüllt war der Mann wohl gewesen, da nicht einmal ein Schutzreflex angesichts der Attacke folgte. Cedric kümmerte es nicht, er empfand Zufriedenheit.
    "UNVERZEILICH!"
    Cedric drehte sich um, der leblose Körper ging zu Boden. Noch hielt Komura die Dorfbewohner mit seiner einschüchternden Kampfhaltung auf Abstand, jedoch hatte Dacol es geschafft, sich aus seiner Angststarre zu lösen und wieder Worte zu finden. Ihn als aufgebracht zu bezeichnen wäre untertrieben gewesen. Er tobte nun regelrecht.
    "Ein Pokémon dazu bringen, Diener Gottes umzubringen. Das ist die größte Sünde, die es gibt!"
    "Unverzeihlich?", wiederholte er leise. Offenbar war es an der Zeit, etwas klar zu stellen.
    "Es ist nicht nötig zu verzeihen. Weder von euch, noch von mir." Er zeigte mit der Schwertspitze auf die beiden Toten. "Diese Männer haben versucht mich zu töten, so ich auch sie. Ich jedoch war dabei erfolgreich. Das ist alles."
    Dacol wurde mutiger und trat wenige Schritte nach vorne. Die Anderen blieben jedoch stehen.
    "Das ist es nicht! Zu zwingst dieses unschuldige Wesen, Kind unseres Schöpfers, deinen Blutrausch zu unterstützen. Das ist Gotteslästerung"
    Cedric sah Komura kurz an, dachte einen Moment zurück, an das Leben, welches er mit diesem Pokémon führte. Eine große Ansammlung an Bildern erschienen ihm in seinem Kopf. Und sie belegten, dass diese Aussage schlicht und einfach nicht wahr sein konnte.
    "Sieht der hier aus, als könnte man ihn zu irgendetwas zwingen?" Wieder ließ Komura den Feuerkranz in seinem Nacken lodern – oh, wie Cedric es liebte, wenn er das tat – und gab so die unmissverständliche Antwort.
    "Ihr habt mich gewaltig unterschätzt. Habt ihr schon mal den Satz gehört: Den Mächtigen macht man sich nicht zum Feind?"
    "Und was willst du nun tun?" Der Dorfälteste breitete die Arme aus. "Uns alle hier töten und deine Seele somit in die endgültige Verdammnis stürzten?"
    "Du irrst mal wieder." Cedric sah ihn durchdringend an.
    "Die da, hinter dir haben mir nichts angetan, nicht das geringste. Du bist hier der einzige, der sich noch verantworten muss." Nun richtete das Schwert auf den alten Mann und kam ihm langsam entgegen, während er zur Masse sprach. Komura hielt mit ihm Schritt.
    "Ich will euch nur sagen, dass ihr diesen Mann nicht beschützen müsst. Wenn ihr in eure Häuser geht und die nächste Stunde nicht heraus kommt, wird euch nichts passieren. Das gilt jedoch nicht für die, die sich mir und meinem Begleiter entgegenstellen."
    Ein simpler Test, eine entscheidende Prüfung an Dacols Anhänger, die ihre Treue zu ihm auf die Probe stellen sollte. Er wäre froh über jeden, der sich fürs Leben entscheiden würde, sei es aus Angst oder Einsicht.
    Dann beobachtete er zufrieden, wie sich die Menge langsam vom Greis abwandte und zerstreute. Der blickte sich hektisch um.
    "Was soll das? Wo wollt ihr hin?"
    Manche von ihnen hielten seinem Blick stand, die meisten wichen ihm aus und sahen stumm zu Boden, während sie sich ihren Hütten näherten.
    "Kommt zurück! Beschützt mich gefälligst, ihr Verräter." Keiner hörte auf ihn. Damit hatte Cedric gerechnet. Und auch wenn dies zu seinem Gunsten war, fand er es erbärmlich. Es dauerte nicht lange, bis sie alle verschwunden waren. Dacol, der jetzt einsam und hilflos da stand, verlor nun völlig die Fassung.
    "Ich verfluche euch alle! Ihr seid unwürdig. Ihr werdet nie als wahre Diener Gottes anerkannt werden. Der Meister soll euch nie eine Gnade gewähren."
    Die Worte hallten durch den Wald, doch Cedric ignorierte sie. Dieser Mann war wütend, verzweifelt, gebrochen. Doch ihm Mitgefühl zu schenken, würde ihm nie in den Sinn kommen. Er hatte es so gewollt und letztendlich nicht anders verdient.
    Jetzt, da die Beiden Männer nur noch wenige Meter voneinander entfernten, wurde Dacol panisch. Mit unruhiger Hand zückte er erneut seinen Opferdolch und hielt ihn ihm entgegen, als ob er sich im Kampf mit der Klinge mit Cedric messen könnte.
    Sein Griff um das Schwert festigte sich. Er holte aus. Auf diesem Moment hatte er gewartet.

  • Letztes Kommentar vor fast 3 Monaten. Das kann nicht sein. Das darf auch nicht sein. Dafür muss eine Geschichte schon ziemlich schlecht und langweilig sein, dass so etwas nachvollziehbar wäre. Zu unspektakulär, um als Trash des Jahrhunderts zu gelten, zu schwach, um Leute damit zu fesseln. Jetzt erwartest du sicherlich, wie ich deine Geschichte nach 3 Monaten auf die Guillotine führe. Aber nein. Nicht doch. :P


    Solche Phasen müssen irgendwie bekämpft werden, sonst verliert man als Autor den ganzen Spaß daran. "Es liest ja eh keiner". Ich kenne das Gefühl selbst, dass bei deiner Geschichte aufgrund der Mitgliedsanzahl der Community nicht wirklich auftreten sollte. X(


    Allez,


    N°0:
    In deinem Prolog benutzt du zu Beginn sehr schöne Beschreibungen. Das sieht man oft, und auch zu recht. Den ersten Schritt, um den Lesern die Atmosphäre näher zu bringen, hast du getan, sowohl die der Umgebung als auch die der Menschen. Ich sehe einige Punktfehler, wo dem Punkt keine Leerzeile, sondern ein Buchstabe folgt, aber ansonsten hältst du die Geschichte nahezu frei von Fehlern, deswegen erwähne ich das später auch nicht mehr.
    Ein Orden also. Es gibt zwei Gründe, wieso ich um diese gottverdammte Uhrzeit ausgerechnet deine Geschichte kommentiere.
    1. Es macht sonst keiner und sowas tut mir leid. :(
    2. Eigentlich der wichtigste Grund, Leser zu sammeln: Das Thema gefällt mir einfach, Historie und Pokemon. Bon. Très bien.
    Erinnert mich alles ein bisschen an Geheimgilden. Templer? Assassinen? O.O Wahrscheinlich waren das eher die Bösen. Solche Prophezeiungen eignen sich aber immer wunderbar für das Ende eines Prologs. :)


    N°1:
    Der Cedric also. Unser Protagonist, trotz der Prophezeiung? Kann ja immer noch der Deuteragonist werden. D'acc.
    Ich habe mich echt gefragt, was ein Waldläufer darstellen will, da ich nur den WaldBAUMläufer kenne, einen Vogel. xD Aber da den nicht so viele kennen, ist die Verwechslungsgefahr gering, aber ohne google-Bildersuche ging bei mir nichts. x.x
    Ich schreibe eigentlich immer aus der Ich-Perspektive, die leichter Emotionen und Einblicke in Gedankenwelten geben kann, aber du schaffst es trotzdem, das auf ähnliche Art und Weise zu liefern! (:
    Warum Cedric wohl durch die Gegend läuft?
    "Kleiner" mit 19 Jahren, das ist wirklich dreist von dem Wächter! xD Der erscheint mir sofort unsympathisch. Vielleicht willst du das ja auch erreichen. :p
    Hässlicher Glatzkopf, aggressiv und gewaltbereit. Klassischer Stereotyp, aber sowas verurteile ich nicht. Das kann oftmals sehr nützlich. xD
    „Kleines Walddorf" - so idyllisch, so sympathisch - wie das Trianon im Hameau von Versailles, fernab von Leuten, mitten in der Natur, dort, wo man noch frei und ganz nach Gusto leben kann. Aber nein, das ist unserem Protagonisten nicht vergönnt. Diesen Kontrast hast du wirklich gut umgesetzt! :D Wer wohl das Feuer ausgelöst hat, aus dem Nichts? o.O Immer noch ein Rätsel wie Cedrics Begleiter, der offenbar nicht vor Ort ist!
    Kurz vor Ende: "männliche Stimmer" -> Stimme
    Kapitellänge ist d'accord, aber sie steigt bei dir ja an, wie ich schon nachgesehen habe. (:


    N°2:
    Ein Tribunal. o.O
    Alte Männer, die zu Besonnenheit und Ruhe mahnen, gehören ja immer zu den Guten! Ohne Wenn und aber, das ist unumstößlich! Dieser "Weise" oder Älteste mutiert dann aber zu einem Team-Plasma-Wahnsinnigen! O.o
    "Eshandelte" -> Es handelte (mit Strg + G kannst du die Stelle suchen, ziemlich weit vorne!)
    Sciento- ... religiöse Fanatiker! Erinnert mich wirklich etwas an die Templer, auch wenn deren Interessen in AC in Wirklichkeit komplett non-religiös waren, nur auf Macht aus. Aber die hier scheinen wirklich etwas konservativ.
    Als sich die Situation für Cedric verschärft, gelingt es dir, den Leser auf seine Seite zu ziehen, vor allem da die "Freveltaten", denen er bezichtigt wird, kompletter Humbug sind - und dafür Erhängung? Eine Guillotine gab es damals noch nicht und Vierteilen war für Königsmörder usw. gedacht, aber trotzdem. ):
    "So merke er es auch kaum, als er seine ganze Kraft in den Oberschenkeln einsetzte ..." -> merkte , anFeinden -> an Feinden (nicht anfeinden xD)
    Er wollte nur eines: den verrückten, alten Mann verletzen. -> Ein Impulsiver also. Kann man aber nachvollziehen, geht ja schließlich nur um la belle vie. Oder das nicht so schöne Leben, davon weiß man ja noch nichts. Rückblicke aus Cedrics Leben folgen doch sicher noch, oder? ^^
    Der Mob am Ende. Hahaha. Alors, diesen Schritt von dem Handgemenge bis zur Niederlage hast du ziemlich ausführlich und individuell geschildert, und dafür gesorgt, dass man Dacol nicht zum Sympathieträger der FF avanciert. :p


    N°3: 2:49. Ich will schlafen. xD
    Kursiv, Absatz, alles was man für eine solche Einstiegssequenz beachten muss, hast du umgesetzt, Bravo!
    Ich habe mich erst gefragt, ob es sich um einen Traum oder eine Vision handelt, falls beides nicht sowieso oft genug überlappt. Ich tippe aber eher auf Vision, oder war es nicht doch nur pure Einbildung, weil die Wärme von Komura, dem Tornupto stammte?
    Dacol hatte wahrhaft Tränen in den Augen? xD Grandios beschrieben, magnifique! Das erinnert mich an die Szene mit Flordelis kurz vor Yveltal, der ja auch aufrichtig an seine Ideale glaubte und sich im Recht sah. Wie Robespierre. o.O Die Motive sind dann aber ganz klar Plasma-like, aber die erinnern ihren Anzügen nach ja auch an irgendwelche Pseudotempler! :'D
    Mit der Geschichte des Schwerts hast du sogar einen ganz kleinen Verweis auf seine Vergangenheit mit eingebracht. Aber wenn er der einzige erfahrene Kämpfer unter diesen Leuten mit nur einer Waffe (!) ist, wird er das mit Tornupto an seiner Seite wohl gewinnen. Wäre irgendwie kläglich, wenn nicht!
    "Hatte dieser Reton fair gehandelt?" -> Aber er heißt doch Redon! :p
    Der astreine Samariter-Held scheint Cedric wohl nicht zu sein, als er Redons Leben aushaucht. Na gut. Fiele mir in dieser Zeit auch irgendwie schwer, zu glauben. Theoretisch könnten die ja immer noch eine Falle in der Hinterhalt haben, das weiß man ja nicht! ;-;
    "Wieder ließ Komura den Feuerkranz in seinem Nacken lodern – oh, wie Cedric es liebte, wenn er das tat – und gab so die unmissverständliche Antwort." -> Die Stelle gefällt mir sehr gut, sie spiegelt die innersten gefühle Cedrics exzellent wieder! :D
    "Er wäre froh über jeden, der sich fürs Leben entscheiden würde, sei es aus Angst oder Einsicht." -> Ein gutes Herz hat er dann doch, selbst in der größten Wut. :c
    Und damit dürfte ... wahrscheinlich ... ganz sicher kann man ja nicht sein ... Dacols Geschichte zuende geschrieben worden sein. Oder? Kann der zaubern? Gibt es überhaupt Magie? Eigentlich ist Cedric jetzt klar im Vorteil, er vollzieht geradezu nur noch eine Hinrichhtung.


    Donc, c'est fini. Mir fallen bald die Augen zu. Unverständlich, wie diese Geschichte alleine gelassen wird, das hat sie wirklich nicht verdient. Ich finde, du machst deinen Job sehr gut und man merkt, welche Begeisterung und welches Herzblut du in deine Geschichte schenkst. So etwas sollte einfach honoriert und belohnt werden! Zum Beispiel als vorgezogenes Nikolausgeschenk! Das wars dann soweit ...


    Au revoir (:

  • Nachdem ich schon zu viel Zeit verstreichen lies, liebe Marie, möchte sich die nun endlich auf dein Kommentar antworten. Zu solch später Stunde noch was vernüftiges zu tippen, ist alles andere als leicht. ^^


    Zitat

    Das Thema gefällt mir einfach, Historie und Pokemon. Bon. Très bien. Erinnert mich alles ein bisschen an Geheimgilden. Templer? Assassinen? O.O Wahrscheinlich waren das eher die Bösen. Solche Prophezeiungen eignen sich aber immer wunderbar für das Ende eines Prologs.


    Ich hab mich auch selbst schon sofort wohl gefühlt in meiner Fantasiewelt. Das gemeine an Prologen ist aber, das sie erst relativ spät genauer erläutert werden und einen gern noch etwas im Dunkeln tappen lassen. Ich mache das nicht anders :grin:


    Zitat

    Ich habe mich echt gefragt, was ein Waldläufer darstellen will, da ich nur den WaldBAUMläufer kenne, einen Vogel. xD Aber da den nicht so viele kennen, ist die Verwechslungsgefahr gering, aber ohne google-Bildersuche ging bei mir nichts. x.x


    Nie Herr der Ringe o.Ä. geschaut? Aragorn, der Waldläufer, den die Menschen auch "Streicher" nennen? Ist bei Fantasy oft der Badass aus dem Unterholz, der reich an Überlebenstechniken und Kampferfahrung ist.


    Zitat

    Sciento- ... religiöse Fanatiker! Erinnert mich wirklich etwas an die Templer, auch wenn deren Interessen in AC in Wirklichkeit komplett non-religiös waren, nur auf Macht aus. Aber die hier scheinen wirklich etwas konservativ.


    Hehe. Wenn ich zum Beispiel einen Film mit solchen Typen sehe, kriege ich immer recht schnell einen ziemlichen Hass auf sie. Diese Verblendung, diese blinde Unterwerfung und ihre Verurteilung von Fremden. Erstaunlicherweise lies sich als Autor ganz gut damit arbeiten. Auch im Hauptplot werden die Götter noch ihre Rolle haben.


    Zitat

    Kann der zaubern? Gibt es überhaupt Magie?


    Allgemein gilt: eine Fantasywelt ohne Magie ist für mich kein Fantasy. Meistens zumindest X). Aber ich habe mir vorgenommen von diesem zu oft vorkommenden "meine Armee kriegt den Arsch versohlt und ich als einziger Magier wende mal eben das Blatt" - Zeug abzulassen. Aber ich freue mich schon auf gewisse magische Ereignisse, die geplant sind. Also tu du es auch.


    Zitat

    Donc, c'est fini. Mir fallen bald die Augen zu. Unverständlich, wie diese Geschichte alleine gelassen wird, das hat sie wirklich nicht verdient. Ich finde, du machst deinen Job sehr gut und man merkt, welche Begeisterung und welches Herzblut du in deine Geschichte schenkst. So etwas sollte einfach honoriert und belohnt werden!


    Ich verstehe zwar kein Wort von dem ganzen Französisch, dass du scheinbar gerne immer wieder mit einbaust, aber ich werde es nicht wagen, jemandem, der zu nachtschlafender Zeit ein Kommentar für mich schreibt, zu kritisieren.
    Ich danke dir von ganzem Herzen für dein Feedback. Es war sehr erfrischend und es hat Spaß gemacht es zu lesen. Ich würde mich freuen, auch in Zukunft wieder wieder deine Kritik zu sehen.


    Zitat

    Zum Beispiel als vorgezogenes Nikolausgeschenk!


    Besser noch! Das Kommentar hast du einen Tag vor meinem 22. Geburtstag geschrieben.


    so long

  • 4: Leben in der Wildnis


    Es war beängstigend ruhig. Niemand war da, der redete, kein Laut eines wilden Pokémons war in der Ferne zu hören, nur sehr leise lies der Wind die Blätter der Bäume und Büsche rascheln. Fast wirkte es so, als habe alles Leben in der Gegenwart der Tod bringenden Menschen die Flucht ergriffen. Wie Cedric so darüber nachdachte, klang das ziemlich bescheuert. Hier war nichts außergewöhnliches passiert. Hier hatte lediglich ein Mann Gleiches mit Gleichem vergolten. Und auch im Nachhinein betrachtete er seine Tat weder als unmoralisch, noch als brutal. Hier hieß es: entweder er oder sie. Und keiner hatte lange gefackelt.
    Kurz blickte Cedric sich noch einmal in alle Richtungen um, schaute nach, ob sich in einem, der wirr umher stehenden Hütten nicht doch etwas rührte. Doch nichts dergleichen war der Fall, jeder versteckte sich. Sie hatte Angst, Angst vor ihm und Komura, die ohne Reue zwei Dorfbewohner und den Dorfältesten getötet hatten.
    Dem enthaupteten Dacol schenkte Cedric noch einmal kurze Beachtung. Seine Gedanken planten gleichzeitig schon den nächsten Schritt. Er hatte keine Ahnung, wohin er gehen sollte, fürs erste auch egal, Hauptsache weg von diesem Ort. Doch auf jeden Fall würden er und Komura wieder eine Weile in der Wildnis klarkommen müssen. Keinesfalls ein leichtes Unterfangen, so machte Cedric sich daran, den Leichnam des alten Greisen auf möglicherweise brauchbare Dinge zu durchsuchen.
    "Hast dich mit dem falschen Mann angelegt, Mistkerl."
    Cedric bemerkte einen eigenartigen Blick seines Partners. Er schien wegen irgendetwas wütend zu sein, etwa auf ihn? Oder doch dieses ganze Dorf hier. Er beschloss, die Sache kommentarlos auf sich beruhen zu lassen und überprüfte die Taschen des Toten.
    Der Dolch, mit dem er zuvor noch bedroht wurde, wanderte als erstes in seinem Besitz. Eine Scheide war nicht zu finden, also wanderte die Waffe in die Seite seines Stiefels. Des weiteren fand sich ein kleiner Lederbeuten, in dem ein paar Goldmünzen klimperten. Eine schnelle Zählung ergab, dass es vierzehn waren. Diese wären nur von nutzen, sollten sie demnächst eine Stadt finden, doch natürlich steckte Cedric auch diese ein. Weiteres trug keiner der drei Toten bei sich, daher verschwendeten sie keine Zeit und marschierten ohne wirkliches Ziel aus dem Dorf ohne sich noch einmal umzudrehen.


    Die Tatsache, dass Cedric nicht wirklich eine Ahnung hatte, wo er sich genau befand und in welche Richtung er genau lief, waren schon ziemlich Besorgnis erregend. Die Sonne stand zu beginn seines Marsches sehr hoch, demnach war es da schon um den Mittag gewesen. Mittlerweile hatte sie ihren Zenit längst überwunden und schlich somit dem Horizont im Westen entgegen. Anhand dieser wenig präzisen Orientierungsmöglichkeit hatte er eine südwestliche Richtung eingeschlagen, oder war sich zumindest sicher, dies getan zu haben. Ein genaues Ziel hatte er nicht, nur die schweren Stürme im Norden bereiteten ihm ständig Probleme. Normalerweise streikte Komura schon beim kleinsten Gewitter und suchte irgendwo Deckung vor dem Regen. Für das Feuerpokémon, so viel hatte er inzwischen begriffen, war Wasser nicht gleich Wasser. Einen Regenschauer, oder einen Sprung in einen Fluss hatte nicht den selben Effekt, wie eine Attacke von diesem verhasstem Element. Lies es sich jedoch nur irgendwie vermeiden, erwies sich Komura als stur. Abgesehen davon war es doch eh egal, wohin sie gingen.
    "Sehr viel Zeit haben wir heute nicht mehr."
    Nach Cedrics Zeitgefühl waren sie jetzt etwa drei Stunden ohne große Hindernisse voran gekommen , doch nun setzte die Dämmerung langsam ein. Orangenes Sonnenlicht drängte sich in Lichtstrahlen durch das dichte Blätterdach und ließen jenes sehr dunkel erscheinen. Tanzende Spiegelungen blitzten auf der Oberfläche des schmalen Flusses, dem die Beiden seit kurzem folgten, schließlich hatte man am Wasser meist die besten Chancen entweder auf Menschen oder mögliche Nahrung zu stoßen. Letzteres war wenigstens Teilweise geglückt, als sie einen Strauch mit Tamotbeeren fanden, an dem sich Komura vorerst sättigen konnte, auch wenn er Fleisch mehr bevorzugte. Für Menschen und Pokémon, die nicht dem Feuer-Typ angehörten, hatten diese Früchte nur eine schmerzhafte Wirkung. Wenigstens hatte der Saft einer Tamotbeere eine reinigende Wirkung bei Wunden und beschleunigte deren Heilungen. Diese Gelegenheit hatte er genutzt um einen Schnitt am rechten Unterarm zu behandeln, den er sich wohl beim Schwertkampf heute geholt hatte. Das entwürdigende Gefühl, von seiner eigenen Waffe verletzt worden zu sein, würde auch noch vergehen. Cedric hätte nie gedacht, dass diese Überlebenstechniken ihm auch eines Tages wirklich helfen würden. Wenn sein Lehrer doch nur noch am Leben wäre, er würde es ihm vielmals für dieses Training danken, und auch für alles andere.
    Ein leichter Rempler von der Seite überraschte Cedric, er blickte in das fragende Gesicht des Tornuptos neben ihm. Mit einem Wink überzeugte er ihm, dass alles in Ordnung sei, hoffentlich.
    Eigentlich hatte er gehofft, noch heute auf eine Siedlung zu stoßen um eine Nacht in der Wildnis zu vermeiden, doch scheinbar blieb dies für heute die einzige Option. Deshalb suchten seine Augen gleichzeitig auch alles nach einer geeigneten Stelle für ein Nachtlager ab, denn je nach dem welche Pokémon im Gebiet anzutreffen waren, konnte man sich nicht einfach an jeder beliebigen Stelle niederlassen. Dies war auch der Grund, warum Cedric noch etwas zurückhaltend reagierte, als ihm etwas abseits des Flusses ein großer Fels am Fuße einer Erderhebung ins Auge fiel. Die leichte Aushöhlung war eindeutig nicht durch ein Pokémon verursacht worden, sonder von der Natur so geprägt worden. Ein gutes Zeichen, sich hier nieder zu lassen und mitten in der Nacht auf ein Rizeros oder Stollos zu treffen, war auch nicht im Interesse der beiden Reisenden. Auch in der näheren Umgebung waren keine Spuren von größeren Räubern zu finden. Ein idealer Platz zur Übernachtung, vor Wind und Regen geschützt.
    Cedric beeilte sich, da er die letzten 1-2 Stunden vor der Dunkelheit noch nutzen wollte. In Windeseile hatte er einen guten Vorrat an Brennholz gesammelt, welches sogleich von Komuras heißem Atem angezündet wurde. Dieser praktische Dienst ersparte ihm immer wieder aufs Neue eine Menge Zeit, da er die Erstellung von Feuer wohl bereits gänzlich verlernt hatte. Gegen den harten, steinernen Boden gab es auch Abhilfe. Von einer Tanne hackte Cedric sich einige große Äste ab, zusätzlich bettete er eine Schicht Moos auf diese. So entstand ein mehr oder weniger weichem Bett aus dem Grünzeug. In kürzester Zeit war so ein annehmbares Lager entstanden
    Seine Glieder knackten, als sich der Waldläufer ausgiebig streckte. Der Schlafplatz war gesichert, das Feuer brannte. Fehlte nur noch eine Sache. Komura sah ihn schon auffordernd an.
    "Dann gehen wir mal Jagen."


    Cedric war es wohl bewusst, dass er nicht die Verkörperung eines Meisterjägers darstellte. Das zur Strecke bringen der Beute beherrschte er noch am besten. Seine Fertigkeiten in der Fährtensuche waren eher Mittelmäßig. Das Anschleichen jedoch war mit Abstand seine größte Schwäche, da er zwar die nötige Geduld und Ruhe besaß, ihm aber immer wieder kleine Fehler unterliefen, die dafür sorgten, dass er zu früh bemerkt wurde. Doch das war nicht der Einzige Grund, warum er und Komura mittlerweile zusammen auf die Pirsch gingen. Zu der Zeit, als sie noch getrennt auf Jagd gingen, kehrte das Tornupto mehr als einmal mit üblen Verletzungen zurück, einmal sogar mit einem gebrochenen Bein. Natürlich wusste er nicht mit Sicherheit, was vorgefallen war, da das Feuerpokémon ihm keine genaue Erklärung liefern konnte. Wohl waren die Ursachen aber große Wildpokémon, die ihr Revier verteidigten, oder Komura hatte sich als Beute ein viel zu großes und starkes Wesen ausgesucht. Auf jeden Fall wollte Cedric nicht das Risiko eingehen, ihn irgendwann komplett zu verlieren, dieser Gedanke bereitete ihm Magenschmerzen.
    So kam es, dass er, wie heute auch, Komura, dessen Augen, Nase und Ohren sehr viel hilfreichen waren, als seine eigenen, mit ein paar Metern Abstand folgte und darauf achtete, möglichst wenige, verräterische Laute von sich zu geben. Wenn Komura lief, dass folgte er, wenn er stoppte tat er es ihm gleich. Mit dem Feuerpokémon an der Spitze waren die Erfolgsaussichten einfach größer.
    Cedric schätzte die Zeit, in der sie sich nun schon durch das dichte Unterholz fortbewegten, auf etwa eine halbe Stunde, da stoppte Komura erneut und stellte die Ohren auf. Sofort änderte er leicht die Richtung und wandte sich nach links, Cedric mit gewohntem Abstand hinter ihm. Direkt vor ihnen war bereits aus dem Gebüsch eine Lichtung zu erkennen. Mit einer Kopfbewegung gab Komura ihm das Signal, an seine Seite zu kommen.
    Cedric lugte durch die Blätter durch und erblickte etwas. Sofort spannten sich seine Glieder an und er bemühte sich sogleich, Atmung und Körper zu beruhigen, damit er den Vogel auch ja nicht durch eine unachtsame Bewegung verschreckte. Sein braunes Gefieder war sehr gepflegt und sein Körper wirkte obendrein fit und stark. Seine Lauchstange hielt es mit dem rechten Flügen fast schon wie ein Soldat, der auf Patrouille war. Ohne Zweifel ein sehr gesunden Exemplar eines Porenta. Das würde nicht einfach werden.
    Porenta waren zwar nicht die allerschnellsten Vögel, dafür aber umso geschickter und cleverer. Den Beiden war klar, dass sie am besten so wie immer vorgehen würden. Sie hatten ein paar unterschiedliche Angriffstaktiken, wanden in der Regel aber nur eine einzige an, was der Erfolgsquote zu verdanken war. Sofort setzte Komura sich in Bewegung. Rasch, jedoch ohne auffällige Laute schlängelte er sich durch das Gebüsch und war nach wenigen Metern nicht mehr sichtbar für Cedric. Der überlegte einen Moment, wägte ab. Bis jetzt hatte er auf der Jagd immer sein Schwert benutzt, welches eigentlich überhaupt nicht für diesen Zweck dienen sollte, nun aber gab es eine Alternative, mit der er schneller agieren konnte. Er zog ganz behutsam den Dolch, den er erst an diesem Morgen erworben hatte und den er nun als Jagdmesser gebrauchen würde. Kauernd beobachtete er das Porenta, dass immer noch neugierig den großen, dichten Laubbaum begutachtete. Wohl wägte es gerade ab, ob sich dort oben Insektpokémon wie Raupy oder Waumpel aufhielten, die zur Hauptnahrung von ihm und vielen anderen Vögeln gehörten.
    Sekunden vergingen, ohne dass irgendetwas passierte. Cedric rührte nicht einen Muskel, beschränkte sich nur aufs Beobachten. Das Porenta hatte ihn immer noch nicht bemerkt, betrachtete nur den Baum aus verschiedenen Perspektiven, vergrub ab und zu den gelben Schnabel in seinem Gefieder, oder musterte kurz mit schnellen Kopfbewegungen die Umgebung, es war sehr vorsichtig. Doch die Tarnung flog nicht auf, zu sehr verschwammen die dunklen Farben seiner Kleidung im Dunklen Gebüsch. Das einsetzende Zwielicht kam ihm ebenfalls zu Gute. Er war Eins mit der Umgebung, ein Teil der Natur. Sein Herz pochte langsam immer schneller in aufgeregter Erwartung der Aktion. Binnen eines Herzschlages wurde es ganz hektisch.
    Begleitet von brechenden Zweigen und laut raschelnden Blättern brach ein großes Tornupto auf der gegenüber liegenden Seite der Lichtung aus dem Gebüsch heraus, gierig das Vogelpokémon anvisierend. Dieses reagierte so blitzschnell, wie man es von seiner Art gewohnt war, drehte sich nicht einmal mit dem Kopf in die Richtung des Jägers, bevor es mit hastig schlagenden Flügeln zur Flucht ansetzte, direkt auf den nächsten Busch, nicht ahnend, dass dort der menschliche Jagdgefährte lauerte.
    Cedric wartete so lange, wie möglich, wollte auf keinen Fall durch zu frühes Erscheinen seine Chance verspielen. Der Griff um den Dolch festigte sich. Wenn er jetzt im richtigen Moment schaltete, hätten sie beide heute Abend etwas zu Essen.


    So seltsam es auch in dieser Situation klingen mochte, Cedric war glücklich. Wenn man ziellos in der Wildnis unterwegs war, sanken Einstellung und Moral sehr schnell auf den Tiefpunkt. Eine Unterkunft, sowie ein wärmendes Feuer halfen da schon enorm. Doch das war noch kein Vergleich zu dem befriedigenden Gefühl des Jagderfolges. Cedric würde es ablehnen, zu behaupten, er töte diese Wesen gerne, doch im Grunde tat er nichts, was nicht jedes Pokémon auf dieser Welt tat, überleben. Alles was er tat war also, sich in den Kreislauf der Natur einzufügen. Zumindest klang diese Umschreibung um einiges angenehmer. Letztendlich ging es beim Überlebenskampf nur um die Motivation, dass hatte sich unzählige Male gezeigt. Und der Braten über den Flammen, allein schon der Geruch, war pure Motivation.
    Das Fleisch war etwas zäher, als das der anderen, von ihm zuvor erlegten Vögel, aber dennoch sehr schmackhaft und vor allem, das war das Wichtigste, würden er und Komura am nächsten Tag die Energie aufbringen können, weiter zu machen. Im Moment war Cedric sich absolut sicher, bald würden sie ein Dorf, oder vielleicht sogar eine große Stadt finden und dann... Cedric stoppte beim essen und blickte in den jungen Nachthimmel. Dann würde alles von vorne beginnen.
    "Hey, das lässt du bleiben!" Energisch musste er mit der linken Hand Komuras Schnauze wegdrücken, die gierig das Stück Fleisch in seiner Rechten fixiert hatte, obwohl er seinen Anteil schon verdrückt hatte. Wahrscheinlich sah er sich als besserer Jäger wieder im Recht, mehr von der Beute zu bekommen, als Cedric. Immer das gleiche mit dem.
    "Zum wiederholten Mal, wir haben es gemeinsam gefangen, deshalb teilen wir es gleichmäßig." Das Tornupto sah ihm drohend in die Augen, der Blick wurde erwidert. Dann riss er ein Stück Fleisch ab und hielt es ihm hin.
    "Das du's weißt, du bist der einzige, zu dem ich so nett bin.", sagte er und wandte den Blick ab um den Rest seines Abendessens zu verspeisen. Als auch Komura das Fleisch gierig verschlungen hatte, stupste er mit der Nase gegen seine Schulter. Keine Reaktion. Das Feuerpokémon grinste neckend und verpasste Cedric einen starken Rempler, sodass der sich abstützen musste, um aus seiner Sitzposition nicht auf die Nase zu fallen. Sofort mündete dies in einer groben Rauferei zwischen Mensch und Pokémon. Moment wie diese waren es, in denen Cedric ausnahmsweise wirklich sorglos war. Und genau diese Momente würde er in Zukunft vermissen.
    Keine Stunde später, müde von den hinter ihn liegenden Strapazen, waren sie beide eingeschlafen.


    In dieser Nacht war es nicht nur dunkel, es war absolut finster. Vor Stunden schon hatte sich die Sonne bereits hinter die Grenzen des Horizontes verflüchtigt. Ein ausnahmslos wolkenbedeckter Himmel nahm jedes Mondlicht, jeden glitzernden Stern am Firmament aus der Sicht aller Lebewesen am Boden. Sie hatte bestimmt Freude an diesen Nächten, in denen ihre wahre Natur sie vollständig umgab. Zumindest wollte sie dies gern glauben. Die Bedeutung dieses Wortes waren ihr schon vor Jahren in Vergessenheit geraten. Es waren auch Nächte wie diese, die sie selbst dem Abgrund der Verzweiflung gefährlich nahe brachten.
    Wieder schaffte sie es nicht, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten. Und so perlte eine Träne der nächsten folgend ihr Gesicht hinab, beim Gedanken an ihre Schwester. Wenn sie doch besser aufgepasst hätte, wenn sie doch stärker wäre. Doch ihr innerlichster Wunsch war es in Wahrheit immer gewesen, schwach zu sein.
    Plötzlich vernahmt sie eine bittere Kälte, welche die Anwesenheit von jemand ganz Besonderem in ihrem Leben verkündete. Er hatte sich also entschieden, ihren Wunsch zu ignorieren, immerhin wollte sie alleine sein. Hastig beseitigte ihr Handrücken die Tränen in ihrem Gesicht, so wollte sie nicht gesehen werden.
    Irgendetwas würde kommen, besonders und eigenartig, jedoch bald wieder vergehend, deutliche Spuren in dieser Welt hinterlassend.
    Irgendetwas, oder jemand.

  • Hat sich nicht jemand in eurer Feedback-Kette ein Kommi zu deiner Geschichte gewünscht? Echt schade, dass sich nichts hier getan hat. ;v; Ich bin leider zu beschäftigt, um hier regelmäßig aktiv zu sein und veröffentliche eigene Geschichten woanders, wo ich auch zum Ausgleich genug andere Sachen kommentieren kann. Hier würde ich das nicht schaffen. x.x Manchmal verliert man eben seinen Kopf, man möge mir das schlechte Wortspiel verzeihen. xD


    Pardon, dass du bis Ostern darauf warten musstest, aber jetzt will ich mich deinem neuen Kapitel widmen:


    Das, was ich bisher alles gelobt habe, muss ich nicht mehr wiederholen. Da widme ich mich lieber dem Handlungsstrang. ^^


    N°4
    "nur sehr leise lies der Wind die Blätter der Bäume und Büsche rascheln" -> Mit einem Rechtschreibfehler zu beginnen ist kein guter Einstieg, aber die sind bei dir sowieso rar. ^^
    Also typisch mittelalterliche Gedankenwelt mit Auge um Auge, Zahn um Zahn sowie dem Pragmatiker, der wie in Assassins Creed die Leichname nach Sachen durchsuchen kann. In der heutigen Zeit würde man ihn skeptisch sehen, Cedric, aber so passt es. (:
    Besorgnis erregend -> zusammen :)
    Die Erklärung mit der Wirkung des Wassers auf Komura hat mir auch sehr gut gefallen, très bien! :D Man sah ja auch in dem Animé, dass Glumanda zB im Regen gelegen hat, aber überlebt.
    Jetzt baust du auch mehr Elemente aus der Pokemonwelt ein. Diese ganzen Pokeriegelbeeren haben bei dir noch andere Wirkungen, was ich sehr schön finde! :D Survivaltraining fast schon, da sind Beeren natürlich wichtig! Anschleichen finde ich wirklich total schwer, weil die oft scheu sind und früh weglaufen, die Tiere. :( Bei manchen seltenen Pokemon muss das noch schlimmer sein! xD
    "Wenn Komura lief, dass folgte er, wenn er stoppte tat er es ihm gleich" -> den letzten Teil verstehe ich, aber was möchtest du mit dem ersten sagen? Mon Dieu, wenn und dass so dicht aneinander, kenne ich nicht. x.x
    Porenta hast du sehr gut beschrieben und es ist auch sehr lecker! In Alsace wird zB auch Enten- oder Gänseleber gewonnen. Das Fleisch ist in Asien oder auch in Frankreich (gibt es aufs Brot sogar, aber sehr, sehr, teuer, min. 4 -5 Euro) sehr beliebt! Leckere Kanton Ente! :D Da der fast ausgestorben ist, war er wohl nicht so erfolgreich beim Fliehen. ;v;
    Du hast die Jagd echt spannend beschrieben, da konnte man richtig mitfiebern! xD
    Ja, das Töten ist schon nicht schön, aber genau wie Cedric verstehe ich das Argument des Vegetarismus nicht, dass die Tiere nicht sterben sollen. Ein Tiger oder ein Wolf wird immer Tiere töten und der Menschliche Körper ist für einen Allesfresser-Organismus konstruiert. :P
    Naja, Tornupto ist viel größer und braucht mehr Energie oder Essen! ^^
    "Sie hatte bestimmt Freude an diesen Nächten, in denen ihre wahre Natur sie vollständig umgab." -> Wer, die Sonne? xD Ich bin verwirrt. Ihre Schwester ist dann ... La Lune? Also Mond? Oder ist das eine neue Hauptsperson? :O Neuer Absatz, also wohl ein Mensch, aber es hat mich sehr überrascht! :D Für einen Perspektivenwechsel würde ich zweimal Enter drücken als Unterschied für den normalen Absatz. :P
    Ein großer Traum schwach zu sein? D'accord? xD Wenn das jemand will ... ich kann es nicht nachvollziehen, aber es ist sicherlich ein sehr geheimnisvolles Mädchen, über das ich gerne mehr erfahren würde! :D Falls du denn noch Lust am schreiben hast, ich könnte nachvollziehen, wenn nicht. Zwei Monate ohne Kommentar, das ist grausig. ):



    Au revoir und allez Reims (:

  • Hallo Marie :)


    Zitat

    Hat sich nicht jemand in eurer Feedback-Kette ein Kommi zu deiner Geschichte gewünscht? Echt schade, dass sich nichts hier getan hat. ;v; Ich bin leider zu beschäftigt, um hier regelmäßig aktiv zu sein

    Hatte ich garnicht mitbekommen. Umso mehr freut es mich, dass du dir dennoch wieder Zeit genommen hast.


    Zitat

    Also typisch mittelalterliche Gedankenwelt mit Auge um Auge, Zahn um Zahn sowie dem Pragmatiker, der wie in Assassins Creed die Leichname nach Sachen durchsuchen kann. In der heutigen Zeit würde man ihn skeptisch sehen, Cedric, aber so passt es.

    Jemand, der von wenig leben muss, lässt sich nunmal keine Gelegenheit entgehen, potenziell nützliche Dinge einzustecken. Da ist dann auch für Skrupel recht wenig Platz.


    Zitat

    Du hast die Jagd echt spannend beschrieben, da konnte man richtig mitfiebern! xD

    Bear Grylls Sendungen haben mir jede Menge Ideen geliefert :D


    Zitat

    "Sie hatte bestimmt Freude an diesen Nächten, in denen ihre wahre Natur sie vollständig umgab." -> Wer, die Sonne?
    Ein großer Traum schwach zu sein? D'accord? xD Wenn das jemand will ... ich kann es nicht nachvollziehen, aber es ist sicherlich ein sehr geheimnisvolles Mädchen, über das ich gerne mehr erfahren würde! Falls du denn noch Lust am schreiben hast, ich könnte nachvollziehen, wenn nicht. Zwei Monate ohne Kommentar, das ist grausig. ):

    Anderer Ort, andere Person. Sogar eine, die noch sehr wichtig wird, im Laufe der Geschichte. Dementsprechend wird natürlich irgendwann alles über sie aufgefeckt. :D
    Das mit der Lust ist gerade so ein Thema... Grundsätzlich schreibe ich für mich selbst, weil mit der Zeit einfach die Ideen kamen. Dass bisher so wenig Interesse besteht, hat einen langsameren Fortschritt zur Folge, soll mich aber nicht von diesem Hobby losreißen! Ich habe noch Material in Reserve, doch neues kommt halt gerade kaum dazu.


    Ich weiß deine Worte zu schätzen und freue mich, dass sich momentan wenigstens eine Person zu der FF ausspricht. Wäre ja eigentlich längst mal wieder Zeit für ein Kapitel...


    so long

  • 5: Der schwarze Schwertkämpfer


    Komura war immer als erster wach. Dies war weniger der Tatsache zu verdanken, dass ein Pokémon seiner Art allgemein wenig Schlaf benötigte, als Cedric, der sich manchmal auch von strahlend heller Sonne im Gesicht nicht wecken lies. Diese Faulheit missfiel dem Tornupto zwar, doch tolerierte es sie und begab sich erst mal zu Fluss um etwas zu trinken und sich der allgemein etwas vernachlässigten Fellpflege zu widmen. Es war einfach unausstehlich, wenn es von getrocknetem Blut oder Schweiß verklebt war.
    Als Komura an die Schlafstätte zurück kehrte, hatte Cedric sich noch immer kein bisschen gerührt. Dieser Kerl reizte es heute wirklich bis zur letzten Minute aus.
    "Ah, du...!"
    Cedric zog seine Hand zurück, er hasste es, wenn Komura das tat. Heute hatte er besonders fest zugebissen. Warum nur reiste er nicht mit einem Pokémon, das sanftere Methoden zur Weckung verwendete. Resignierend betrachtete er die geröteten Zahnabdrücke auf dem Handrücken und anschließend das Gesicht, von dem, der sie verursacht hatte. Komura grinste hämisch.
    Sich den Schlaf aus den Augen wischend sah Cedric sich um und musste sich eingestehen, dass er tatsächlich zu lange geschlafen hatte. Grelle Sonnenstrahlen erhellten bereits jeden Baum, jeden Stein, jedes Blatt. Das Holz des Lagerfeuers war restlos ausgebrannt, ein klein wenig Rauch stieg noch von den Kohleresten empor. Zugegeben, es war wirklich an der Zeit aufzubrechen.
    Gerade wollte er seinen Gürtel anlegen, da ertönte ein Rascheln in einem Gebüsch, wenige Meter von ihnen entfernt. Komura wurde sofort aufmerksam, reckte den Kopf empor, mit gespitzten Ohren. Vielsagen sah er Cedric an. Der seufzte nur. Irgendwen hatten sie auf sich aufmerksam gemacht, Komuras Reaktion zu Urteilen wahrscheinlich einen Menschen. Stellte sich nur die Frage: Feind oder Freund? Sicherheitshalber zog er das Schwert.
    "Wer auch immer da ist, zeig dich.", forderte er.
    Nur einen kurzen Moment dauerte es, da kam ein junger, schwarz gekleideter Mann zwischen den Zweigen hervor. Auch er hielt ein Schwert in der Hand.
    "Keine Sorge,", sprach er mit weicher Stimme, "wenn ich dich töten wollte, hätte ich's schon getan." Dann trat er gänzlich hervor. Cedric wollte Vorsicht walten lassen, daher betrachtete er den Fremden ganz genau.
    Ein Mann, der etwa sein Alter haben musste, lächelte ihn überlegen aus seinem runden Gesicht an. Schwarzes Haar fiel ihm knapp über die Ohren und ins Gesicht, wodurch seine Augen ein wenig verdeckt wurden. Ein Nachtfarbene Mantel reichte bis zu den Knien und war an einigen Stellen mit Metall verstärkt um nicht gänzlich auf Schutz zu verzichten. Seine Schnallen waren geöffnet, so sah Cedric, dass er keinen weiteren Schutz oder Waffen darunter verbarg, nur ein dunkles Hemd und eine ebenso dunkle Hose. Mit der linken Hand schulterte er eine kompakte Reisetasche. Seine gesamte Körperhaltung, sowie der Griff um sein Schwert waren locker und sorglos. Die hell glänzende Klinge, welche einen starken Kontrast zu seiner restlichen Erscheinung bildete, ordnete er ob ihrer Größe zu den Einhandschwertern, wie seine auch. Nur war diese im Vergleich noch nicht so veraltet, sondern besaß einen mit Runenornamenten verzierten Griff, und war, sofort erkennbar, makellos geschärft. Was sollte Cedric also von diesem Kerl halten, der bewaffnet, aber sorglos durch die Wildnis spazierte? Sein Kommentar von eben wollte ihm auch nicht gefallen.
    "Welchen Grund hast du denn, mich nicht zu töten?"
    "Ich bräuchte einen damit ich es tue."
    Cedric konnte die Mimik des Fremden nicht richtig deuten. Wollte er ihm eine Falle stellen, oder war er wirklich nicht auf einen Kampf aus. Komura baute sich Fremden gegenüber meist bedrohlich auf und lies seine Nackenflammen lodern, sobald er von Gefahr bei einer Person ausging. Im Moment stand er jedoch völlig gelassen da, scheinbar war es okay.
    "Dann freut es mich, dich zu treffen. Hätte nicht gedacht, dass ich so bald jemandem begegne in diesem gottverdammten Wald.", sagte er und steckte die Klinge zurück in die Scheide. Der Schwarzgekleidete tat es ihm gleich, wobei Cedric jetzt erst auffiel, dass er diese, am Rücken trug und streckte seine Hand aus.
    "Nun, mein Name ist Cedric, wie lautet deiner?"
    Sein Gegenüber ergriff die Hand. "Tristan, wir kommen sicher gut miteinander aus.", sagte er lächelnd. Es folgten Momente des Stillschweigens, was Cedric unwohl war. Diesem Tristan erging es augenscheinlich nicht so.
    "Was machst du hier?", wollte er nun wissen. So ganz hatte er ihm sein Vertrauen natürlich noch nicht geschenkt, allerdings wusste er bestimmt, in welcher Richtung die nächste Siedlung lag. "Bist du allein unterwegs?"
    "Auf der Durchreise und nein.", beantwortete er beide Fragen.
    Cedric Muskel spannten sich. Was meinte er damit? War er jetzt doch in einen Hinterhalt geraten? In Erwartung eines Angriffs blickte er in alle Richtungen. Tristan schien dieses Misstrauen völlig zu ignorieren.
    "Ich sagte doch, dass ich keinen Grund habe, dich anzugreifen." Er hob beschwichtigend den Arm, als er anfing zu erklären.
    "Mein Begleiter ist gerade nicht hier."
    "Wo dann?"
    Schulterzucken, jetzt reichte es aber. Was war das für ein eigenartiger Kerl?
    "Du scheinst nicht oft unter Menschen zu sein, sonst wüsstest du dich mal verständlich auszudrücken." Einen Augenblick bereute Cedric den harschen Ton, aber er wollte jetzt Klartext von Tristan hören. Hoffentlich würde er ihn dazu bewegen können, ohne ihn am Ende noch zu beleidigen. Doch etwas an diesem Mann reizte ihn. Tristan stemmte lässig die Hände in die Hüften.
    "Du bist auch keine Gesellschaft gewohnt, sonst wüsstest du, wie man freundlich mit den Leuten umgeht." Es lies theatralisch den Kopf fallen. "Also gut.", seufzte er und blickte prüfend in die Baumkronen.
    "Wir verschwenden hier gerade Tageslicht. Begleitest du mich zur nächsten Stadt? Plaudern können wir unterwegs."
    Nach kurzer Überlegung willigte Cedric ein. Der Kerl schien ihm seltsam, aber nicht gefährlich. Und wohin sein Weg ihn führte, war ihm derzeit gleich. Tristan wandte sich in die Richtung, in der Cedric Westen vermutete, blickt allerdings nochmal über die Schulter.
    "Willst du das nicht aus machen?" Er nickte zur Feuerstelle, wo nach wie vor die Restglut flackerte. Zuerst sah er ihm mit einem Blick an, der so viel sagte wie "Warum sollte ich?", bedeckte die Reste dann auf die Erklärung hin, dass so was Waldbrände auslöste, rasch mit Erde und verkniff sich ein Kommentar. Dann gingen sie los, verließen den Verlauf des Flusses gen Westen. Dieser Tristan nervte zwar, aber unhöflich wollte Cedric nicht sein, wenn er ihm schon den Weg zeigte.
    "Danke für die Hilfe.", er sagte es nur beiläufig. "Ich wollte sowieso nach dem Weg fragen." Tristan sah ihn daraufhin neugierig an.
    "Hast du keine Landkarte?"
    Kurzes Kopfschütteln. Er grinste schon wieder.
    "Du bist schlecht vorbereitet." Machte der das mit Absicht? Egal, einfach ignorieren. Cedric wollte zur nächsten Stadt, was nicht gleichbedeutend damit war, viel Zeit mit diesem merkwürdigen Kerl zu verbringen. An Komura ging jedes Wort der beiden Menschen vollkommen vorbei.
    Cedric lies ein wenig Zeit verstreichen, bis er anfing seine Fragen zu stellen. Die Gegenwart des Schwarzgekleideten machte ihn irgendwie unruhig. Warum, das konnte er nicht beschreiben, aber sein Gefühl sagte ihm, dass er hier keinem einfachen Schwertkämpfer begegnet war. Fürs erste jedoch gab er sich kühl und nur minder interessiert an ihm.
    "Du sagtest, du reist nicht alleine. Wer ist dein Partner und warum weißt du nicht, wo er sich befindet?"
    Tristan antwortete, immer wachsam die Umgebung im Auge behaltend, anstatt ihn anzusehen.
    "Mein Partner ist, wie deiner, ein Pokémon.", fing er an. "Und obendrein nicht gerne in großer Gesellschaft. Es kommt öfters vor, dass er mal für eine Weile verschwindet. Keine Ahnung, was er dann so treibt."
    "Und wenn ihm was passiert?"
    Nun sah er Cedric doch an, mit einem Blick der seine Worte untermauerte.
    "Ich muss mir um ihn keine Sorgen machen. Er kennt außerdem unser Ziel."
    Leicht verwundert sah er Tristan in die Augen und fragte sich zum einen, wie er da so sicher sein konnte, zum anderen, warum er gerade bei diesem Thema so ernst wurde. Sekunden später erhellte sich wieder seine Miene.
    "Aber ich find's gut, dass du so denkst. Für die meisten Menschen ist es ja immerhin unvorstellbar mit einem Pokémon zu leben. Manche sind sogar strikt dagegen."
    Cedric kratzte sich am Kinn während er so darüber nachdachte. Allzu oft hatten er und Komura merkwürdige, teils sogar verachtende Blicke empfangen, wenn sie in einer Stadt auf den Straßen unterwegs gewesen waren. Viele Menschen mieden ihn, gingen ihm aus dem Weg, Kleine Kinder deuteten mit dem Finger in seine Richtung. An das eine Mal, als man ihn mit Komura an seiner Seite nicht ins Gasthaus eintreten lassen wollte, konnte er sich gut erinnern. Diese Aktion hatte in schweren Folgen resultiert.
    "Ich habe äußerst selten Leute wie uns getroffen.", stimmte er ihm letztendlich zu und Tristan nickte.
    Tatsächlich waren Pokémon für den Großteil der Menschen nur Nutzvieh. Die Starken unter ihnen verrichteten Arbeiten, zu denen ein Mensch nie in der Lage wäre. Kleine wie mittelgroße Vögel wurde dazu abgerichtet Nachrichten und kleine Fracht schnell und gezielt zu überbringen und manche dieser Wesen existierten zur simplen Nahrungsgewinnung. Komura war all dies mit Sicherheit nicht entgangen und Cedric musste sich einmal Fragen, in wie fern all das korrekt war. Allerdings würden sich die Pokémon, die Götter, als ihre Eltern, sich nicht dagegen wehren, wenn sie es wirklich wollten. Oder nicht?
    "Jetzt habe ich dich wohl zum Nachdenken gebracht." Tristans Worte klangen schon fast wie eine Entschuldigung.
    "Ist schon in Ordnung. So bin ich halt." Cedric merkte, wie er lächelte. Nicht zur Beschwichtigung, sondern ernsthaft. Er schüttelte sich kurz.
    "Dann sag mal...was führt dich so in diese Stadt, in die wir gehen."
    Tristan tastete nach seinem Schwertgriff und schien ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen.
    "Ich besuche jemanden, den ich länger nicht gesehen habe."
    Einen Moment überlegte Cedric, ob er diesbezüglich nachhaken sollte, doch ihm wurde eine Gegenfrage gestellt.
    "Und was wirst du dort machen?"
    Cedric sah zu Boden, Komura betrachtete ihn sogleich besorgt. Eine gute Frage.



    Cedric schaffte es während der nächsten Stunden weitestgehend, längere Unterhaltungen zu vermeiden. Glücklicherweise war auch Tristan scheinbar nicht der Typ, der immer und ohne Ende redete. Tatsächlich war es sogar Cedric selbst, der seinem Reisegefährten die Mehrzahl an Fragen stellte. Dies, und die Tatsache, dass er es scheinbar fast schon für selbstverständlich hielt, einem Fremden Wanderer zu helfen, rückten Cedrics Ansichten über ihn in ein besseres Licht. Es stellte sich heraus, dass er zwar vorlaut und arrogant war, aber ebenso hilfsbereit und unaufdringlich. Eine Charakteristik, mit der man erst mal leben konnte.
    Gegen Nachmittag hatte sich das Landschaftsbild etwas verändert. Die Wälder dieser Region waren hier nur noch aus der Ferne zu betrachten. Wiesen und Äcker, zwischen denen nur vereinzelt Laubbäume wuchsen, begannen hier zu dominieren. So war es auch wahrlich nicht schwer, die Dächer und Mauern in etwa einem Kilometer Ferne zu erkennen. Eine seichte Brise begleitet von fernem Vogelgesängen bildeten in der warmen Sonne eine wahrhaft entspannende Atmosphäre. Cedric überkamen angesichts der Kleinstadt jedoch gemischte Gefühle. Ob die Erleichterung von der Sorge übertroffen wurde, versuchte er gar nicht einzuschätzen. Beides jedoch empfand er nach jedem Schritt mit noch größerer Intensität.
    Tristan, der ein-zwei Schritte voraus lief, schien davon entweder nichts zu merken, oder ihn absichtlich nicht darauf anzusprechen. Ein gutes Stück vom Stadttor entfernt – man konnte die Beiden Wachen davor schon erkennen – lehnte Tristan sich an einen großen Baum am Wegesrand.
    "Hier warten wir.", orderte er an und verschränkte die Arme.
    "Warten?" Cedric war erst nicht klar, was das sollte.
    "Schon vergessen?"
    Natürlich hatte er es nicht vergessen, er hatte es ihm doch zuvor erzählt.
    "Ach ja, wie war nochmal sein Name?"
    "Maros." Tristan schloss entspannt die Augen, doch so, wie er bei dieser Antwort geklungen hatte, schien er sich nicht gerne zu wiederholen, also sah Cedric davon ab, seine Frage, um welche Pokémonart es sich denn bei seinem Reisegefährten handelte, ebenfalls ein zweites Mal zu stellen, obwohl ihm die Antwort "Das siehst du dann schon." nicht ausreichen wollte. Nur, warum ein solches Geheimnis daraus machen?
    Während Komura sich auf der Wiese nieder lies, entschied Cedric sich, noch ein wenig zu plaudern.
    "Eine Frage,", setzte er an. Tristan öffnete zunächst nur ein Auge.
    "Was denn diesmal?" Allzu genervt klang er noch nicht.
    "Die Stadt dort, wie heißt die?"
    "Toldus", war die knappe Antwort.
    "Mhm. Hast du denn vor, länger hier bleiben, oder... ah, was zum!?"
    Mitten im Satz wurde Cedric unterbrochen. Irgendetwas schweres hatte seinen Kopf getroffen. Ein Schlag gegen seine Stirn folgte, sodass er rückwärts taumelte, jedoch schnell seinen Stand zurück fand und sich die schmerzende Stelle hielt. Komura wurde blitzschnell aufmerksam und baute sich an seiner Seite auf um den Angreifer einzuschüchtern. Cedric hatte schon eine Hand auf den Schwertgriff gelegt, hielt dann aber in seiner Bewegung inne, als sich Verwunderung in seinem Gesicht abzeichnete. Der Angreifer hatte sich bedrohlich an Tristans Seite aufgebaut, was angesichts des Größenunterschiedes zu Komura etwas lächerlich erschien, war er doch nur halb so groß, wie das Feuerpokémon. Tristan war von der plötzlichen Aktion gleichermaßen überrascht, doch hatte schneller als Cedric die Situation registriert, als er auf einen pechschwarzen Kater einredete.
    "Maros, hör auf. Das sind keine Feinde."



    Es hatte diverse beschwichtigende Worte von Tristan benötigt, damit das aufgebrachte Nachtara Ruhe gegeben hatte. Cedric war über diesen plötzlichen Angriff gleichermaßen überrascht und verärgert. Nicht nur, dass Tristan seinen eigenen Pokémonpartner auf dem Baum zunächst nicht bemerkt hatte, dieser attackierte zusätzlich noch fremde Leute. Wie er darüber nachdachte, musste er feststellen, dass letzteres eigentlich kein so ungewöhnliches Verhalten war. Da aber nun die Gruppe vollzählig war, machten sie sich ohne Umschweife auf den Weg zum Stadttor. Tristan wollte die Gelegenheit schnell nutzen, um die Wogen zu glätten.
    "Ich muss mich für ihn entschuldigen. Normal ist der nicht so." Ein amüsiertes Grinsen konnte er sich jedoch nicht verkneifen.
    "Ist schon okay.", meinte Cedric und blickte Maros prüfend an. Die goldenen Ringe, die das ansonsten schwarze Fell zierten sollten angeblich regelrecht zu leuchten beginnen, wenn der Mondschein sie traf. Das hatte er zumindest gehört. Doch auch bei Tageslicht machte das Nachtara einen schönen und vor allem eleganten Eindruck.
    "Diese Unlichtpokémon haben was gegen mich, glaub ich."
    Tristan kommentierte dies nur mit einem einfachen "Aha".
    „Aber warum hast du ihr nicht gleich auf dem Baum bemerkt?“
    Tristan antwortete, also wäre die Frage seiner Meinung nach völlig überflüssig gewesen.
    „Ich sagte doch, dass ich nicht wusste, wo er sich herumtreibt.“
    Cedric sah ihn an, verwirrt und ungläubig. Tristan rollte mit den Augen.
    „Er haut halt immer mal wieder ab, keine Ahnung warum. Scheinbar verliert er mich aber nie wirklich aus den Augen. Außerdem kannte er ebenfalls unser Ziel.“
    Auch wenn es komisch klang, Cedric akzeptierte das, Komura machte ja auch nicht immer das, was er wollte.
    Tristan betrachtete dieses Thema wohl ebenfalls als beendet, machte nun aber ein sehr ernstes Gesicht. Sie waren fast am Stadttor angelangt.
    "Überlasse mir das Reden, ja?" Tristan machte angesichts der beiden Wachen – kräftig gebaute Männer in beschlagenen Rüstungen der Armee des Königs – plötzlich ein sehr ernstes Gesicht, als er sich in den Vordergrund drängte und Anstalten machte, das offene Tor zu durchqueren.
    "Stehen bleiben!", wies ihn einer der Beiden harsch an. Auffällig an ihm waren sein voller Bart und die Sonnengebräunte Haut.
    "Was ist?"
    "Du kommst hier ganz sicher nicht rein. Dein Freund da ebenfalls nicht."
    Die Art und Weise, wie der Mann Tristan ansprach, lies den Verdacht aufkommen, dass er ihn schon einmal begegnet war.
    "Und aus welchem Grund?"
    "Jetzt stell dich nicht dumm. Du hast hier schon mehr als einmal Ärger gemacht. Und diese Biester", er deutete auf Maros und Komura, "lass ich ganz bestimmt nicht auf die Bewohner los."
    Dass die zwei Pokémon den Mann nicht sofort für diese beleidigenden Worte büßen lassen konnten, war nur ihren menschlichen Partnern zu verdanken gewesen. Besonders Komura, der seine Flammen bedrohlich entfacht hatte, lies es erst gut sein, als Cedric ihn bei Seite schob.
    Der angesäuerte Wachmann hatte sich derweil imposant vor Tristan aufgebaut, die Arme verschränkt. Der bewahrte jedoch seinen überlegenen Gesichtsausdruck.
    "Ich habe nur den Auftrag erledigt, der mir gegeben wurde. Meine Methoden sind meine Sache, dein Boss hat auch keinen Aufstand gemacht. Außerdem bin ich ebenfalls Bürger dieser Stadt.“
    Cedric erlaubte sich, kurz zu Tristan rüber zu sehen, was der allerdings nicht bemerkte. Eigentlich hätte er sich doch denken können, dass er hier wohnte.
    „Nicht mehr, wenn es nach mir ginge.“ Der Mann war nicht zu beruhigen, doch Tristan fuhr unbeirrt fort.
    „Und diese Pokémon werden schon keine Bürger zerfleischen." Mit einem Schulterblick bat er Cedric, diese Aussage zu bestätigen. Der allgemeine Trubel verwunderte ihn zwar, schließlich ging es hier doch lediglich um Einlass in die Stadt, doch er machte mit.
    "Er ist nicht harmlos, aber auch nicht gefährlich. Man sollte ihn nur nicht so ansprechen, wie du es gerade getan hast."
    Dies fasste der Soldat offensichtlich als Beleidigung auf, da er nun sein Schwert zog.
    "Dir bringe ich schon noch Respekt bei." Der zweite Wachmann war die ganze Zeit nur stummer Beobachter, nahm aber nun ebenfalls seine Waffe zur Hand.
    'Jetzt geht es wieder los.', dachte Cedric nur und packte ebenfalls sein Schwert. Jedes verfluchte mal lief alles auf so eine Situation hinaus. So schnell wie heute hatte er sich allerdings noch nie Ärger mit der Wache eingehandelt.
    Tristan drängte sich nun abermals in den Vordergrund, wollte die Sache wohl nach wie vor allein regeln und geriet wieder ins Visier der Wache.
    "Wie wäre es damit: Wenn du uns alleine besiegst, lassen wir euch durch, falls nicht, verschwindet ihr auf der Stelle."
    Viel Zeit nahm er sich nicht, über dieses Angebot nachzudenken. Sofort lies er seine Tasche fallen und trat vor.
    "Gut, wenn du die Sache mit Schwertern regeln willst, habe ich keine Einwände." Er brachte seine blitzende Klinge zum Vorschein.

  • Bof, einen Monat. Auf mich ist ja echt ... Verlass ... q.q Egal ... on y va ...




    Beim Schlafen bin ich eindeutig eher der Cedric-Typ! Mich weckt so schnell nichts mehr. xD Außer dem Wecker! ò.ó
    Einen Biss von Tornupto stelle ich mir aber ziemlich gefährlich vor. Das Maul ist ja größer als die ganze Hand! :'D
    Der mysteriöse Kerl da kommt schon etwas arrogant rüber, muss ich sagen: auch wegen "überlegener Blick" - ob er sich auch so benehmen wird? Ungewöhnlich, dass Komura ihn akzeptiert. Vielleicht, da er keine Waffen besitzt. xD
    "Ich bräuchte einen damit ich es tue." -> Na das ist doch aber eine löbliche Attitude! ^^
    Ein Begleiter also ... da verwette ich meinen Hut, dass das ein Pokemon ist! Muss so sein, die kamen etwas kurz bisher! :P In der Ära ist es aber normal, dass Cedric jedem Fremden erstmal misstraut. ^^
    Ah oui, natürlich hatte ich Recht. :D
    Die Pokémon waren ja nicht so beliebt, stimmt. ): Genauso, wie die beiden kein Ziel nach ihrer Flucht haben. Vielleicht kann ihnen Tristan ja helfen, eines zu finden. xD


    Ja, so im nachhinein macht Tristan einen sympathischeren Eindruck als im ersten Augenblick. :D
    Von Wäldern zu Äckern? Willkommen in meiner Champagne! xD Überall Äcker und Weinfelder, wenn man von den dichten Wäldern von der Lorraine oder den Ardennes nach Paris reisen will. In welchem Kulturkreis spielt deine Geschichte eigentlich, wenn ich fragen darf? Viele westeuropäische, also englische, französische oder deutsche Elemente aus dem Mittelalter und Komuras japanischer Name. So schwer zu erraten! xD


    Nachtara ... wie kommt der an Cedrics Stirn? Steine kann er doch nicht werfen, oder? o.O
    Aber ich bin froh, dass du es auch als Katze interpretierst. Da scheiden sich ja bekanntlich die Geister. Einige sagen auch "Fuchs".
    Oh, der sprang also vom Baum! Quelle surprise! (:
    Es scheint ja fast so, dass Tristan an diesem Ort einen so guten Stand hat wie Cedric in seiner Heimat! :D
    Der Soldat ist aber leicht in Rage zu bringen! xD Nicht so leicht wie Komura, aber trotzdem! >: jetzt kämpfen die also, alleine gegen Tristan. Er scheint sich ja sehr siegessicher zu sein.


    Ich tippe mal auf einen Sieg für deinen neuen Charakter und verabschiede mich also wieder fürs Erste. A bientôt! (:

  • Hoothoot, @Firefly!


    Ich widme mich mal eben einem Kommentar zu deiner Geschichte :)




    Allgemein
    Zunächst ein paar ganz allgemeine Punkte, bevor ich auf Kapitel 5 genauer eingehe.


    Der Startpost ist optisch und strukturell gesehen sehr schön gelungen. Nicht zu überladen, nicht zu schlicht, und mit viel Liebe zum Detail gestaltet.
    Was die Benachrichtigungen angeht, so kannst du mich erst einmal gern auch eintragen :) Du kannst - kleiner Tipp am Rande - aber zur Bekanntgabe neuer Kapitel die Erwähnungsfunktion des BB nutzen (@ + Nutzername) und das irgendwie in den entsprechenden Post setzen. Dadurch bekommen die User eine Erwähnung und du musst keine einzelnen Nachrichten schreiben^^


    Du schreibst, dass die ersten Teile der Geschichte etwas kürzer sind. Eigentlich sind diese ersten Schreibstücke in einer sehr angenehmen Länge gehalten, für eine Fanfiction jedenfalls. Mit zunehmender Komplexität der Handlung wird es schwer, sich kürzer zu fassen, und man landet irgendwann bei gewaltigen Textwänden, die keiner mehr liest - und seien sie noch so gut geschrieben. Mein Rat wäre also, dir zu überlegen, welche Länge du deinen Lesern am Ehesten noch zumuten willst und was du auf später verschieben kannst.


    Dein Schreibstil ist übrigens einfach toll! Deine Beschreibungen lassen Geschehen und Umgebung lebendig wirken, und auch die Figuren skizzierst du treffend für das innere Auge des Lesers. Du versuchst auch, alle Sinne möglichst passend anzusprechen (was, ich weiß, nicht immer einfach ist). Momentan habe ich daran nichts auszusetzen! Einzig bei der Zeichensetzung gibt es einen Fehler, der dir immer wieder unterläuft, und ab und an schleichen sich kleinere Verschreiber ein. Aber dazu kommen wir später.


    Was die Handlung bis einschließlich Kapitel 4 angeht, so ist noch nichts vom größeren Handlungsstrang passiert, den der Klappentext andeutet. Das ist aber selbstverständlich kein Manko, bloß eine Feststellung. Im bisherigen Teil der Geschichte vermittelst du uns einen Einblick in die Pokémonwelt, die du als Handlungsschauplatz ausgewählt hast. Ob nun ferne Vergangenheit oder fantasy-artige Parallelwelt, ist die Perspektive eines mittelalterlich anmutenden Pokémonreiches sehr interessant. Auch kommen hier schon ein paar Aspekte zum Tragen, die politische Organisation, Religion oder gesellschaftliche Probleme betreffen. Das ist wichtig, um sich ein Bild davon machen zu können, wie deine Welt funktioniert.
    Abgesehen davon beginnst du direkt mit einer spannenden Situation - das ist immer eine Möglichkeit und verschafft auch gleich einen guten Eindruck deiner Fähigkeiten, aufregende Situationen und Kämpfe zu beschreiben. Dazu kann ich aber noch nicht allzu viel sagen, da es bisher nur eine sehr kurze Gefechtssituation gab, aber vermutlich wird K. 6 da schon etwas mehr vergleichbares Material liefern. Also, warten wirs ab ;)


    Oh, ein kleiner Gedanke noch: Es wäre von Vorteil, wenn du die Warnung im Startpost deutlicher machen könntest. Du beschreibst zwar nichts Zensierungswürdiges, allerdings ist das hier auch keine rose-Hoppelhäschen-blutfreie Story, sodass die deutliche Verwendung von Gewalt schon etwas klarer hervorgehoben werden kann (also in der Warnung).




    Kapitel 5 - Der schwarze Schwertkämpfer


    Fangen wir mal mit den Fehlerchen an^^
    Rot = das muss weg
    Grün = das habe ich eingefügt


    So, und nun zum Inhalt!
    Ein schöner Gedanke ist, dass du das Kapitel mit einem kurzen Abschnitt aus Komuras Sicht beginnst. Das eröffnet eine etwas andere Perspektive und würzt das Geschehen. Das, was folgt, charakterisiert zudem schön die vertraute und zugleich neckische Beziehung der beiden Partner.
    Handlungstechnisch ist das ansonsten ein eher ruhiges Kapitel, was aber auch gut so ist. Zu viel Spannung auf einander bewirkt nur, dass der Handlungsbogen zu überspannt wirkt. Abgesehen davon werden hier ein paar Charakterzüge der Protagnónisten gezeichnet, was natürlich für ihr Agieren in der Welt wichtig ist.
    Das partnerschaftliche Zusammenleben mit Pokémon ist also verpöhnt, interessanter Aspekt ... bei den Szenen im Dorf ging man ja eher davon aus, dass es durchaus so etwas wie Trainer gibt. Es wird sicherlich spannend sein, in konkreten Situationen zu sehen, wie die Akteure damit klarkommen.




    Schlusswort


    Normalerweise bemühe ich mich um ein ausgewogenes Verhältnis von Positiven Anmerkungen und Verbesserungsvorschlägen, aber das ist gar nicht so leicht bei dir. Du besitzt einen guten Wortschatz und eine schöne Erzählweise, baust die Charakter und die Handlung mit Bedacht auf legst dich bei der Entwicklung des Handlungsverlaufes ordentlich ins Zeug. Ich bin mal gespannt, was da noch so draus wird :)


    Achja, eine Anregung noch: Denk darüber nach, PDFs und/oder ePubs deiner FF anzubieten. Wenn deine Leser die Texte gleich zum Mitnehmen serviert bekommen, ist das sicherlich sehr angenehm.


    Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal!


    ~ Sheo

  • So langsam sollte ich mal aus meinem Tiefschlaf erwachen xD


    [tabmenu][tab=Marie]
    Ein Monat... merkste wat? lol

    Zitat

    Einen Biss von Tornupto stelle ich mir aber ziemlich gefährlich vor.

    An sich schon, immerhin sind die Fangzähne nicht nur Dekoration. Doch es ist hier ähnlich, wie wenn ich nem Freund mal einen Schlag verpasse. Dass es zu stark schmerzt, lässt sich vermeiden. ^^


    Zitat

    Der mysteriöse Kerl da kommt schon etwas arrogant rüber, muss ich sagen


    "Ich bräuchte einen damit ich es tue." -> Na das ist doch aber eine löbliche Attitude!

    Stimmt. Mit ihm hab ich versucht, frischen Wind hinein zu bringen. Ihn zu schreiben fällt mir dabei auch äußerst leicht.


    Zitat

    In welchem Kulturkreis spielt deine Geschichte eigentlich, wenn ich fragen darf?

    Kann ich so in Wahrheit garnicht beantworten. Europäische bzw. japanische Indiziern kamen bei mir ohne Hintergedanken. Ist einfach eine dieser typischen Fantasie-Welten, wo diverse Elemente zusammengerührt wurden. Zu einem großen Haufen Matsch XD


    Wie immer danke für deine Worte. Deine Treue ist ein Segen für mich. ^^


    [tab=Sheogorath]
    OMG, du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, dass du hier bist.


    Zitat

    Du kannst - kleiner Tipp am Rande - aber zur Bekanntgabe neuer Kapitel die Erwähnungsfunktion des BB nutzen

    Werde ich machen. Ich frag mich nur gerade, seit wann es die gibt? Bin ich doof oder gabs die wirklich schon immer? XD


    Zitat

    Du schreibst, dass die ersten Teile der Geschichte etwas kürzer sind. Eigentlich sind diese ersten Schreibstücke in einer sehr angenehmen Länge gehalten, für eine Fanfiction jedenfalls. Mit zunehmender Komplexität der Handlung wird es schwer, sich kürzer zu fassen, und man landet irgendwann bei gewaltigen Textwänden, die keiner mehr liest

    Schonmal gut zu wissen. Ich glaube, dich beruhigen zu können, wenn ich sage, dass es mit der Länge keine gewaltigen Ausmaße annehmen wird. Mein Bruder hat u.a. schon Kapitel von ich glaube 17 Seiten geschrieben. Ich lag am Anfang so zwischen 3 und 4, spätere zieren ca. 6 bis 7 Seiten. Länger wollte ich sie dann auch nicht wirklich machen.


    Zitat

    Dein Schreibstil ist übrigens einfach toll! Deine Beschreibungen lassen Geschehen und Umgebung lebendig wirken, und auch die Figuren skizzierst du treffend für das innere Auge des Lesers.

    *Fäuste empor reiß* Schön, dass es so ankommt, wie ich gehofft hatte. Ja, ich gebe mir sehr viel Mühe, den Text auf diese Weise angenehm zu gestalten. Jahrelanges lesen anderer FF's und Kommentaren halfen mir dabei. Manchmal schaffe ich halt nur ein paar Zeilen am Tag. Da ich aber immer will, dass es mir auch gefällt, kann das schonmal Zeit in Anspruch nehmen. ^^'


    Zitat

    Im bisherigen Teil der Geschichte vermittelst du uns einen Einblick in die Pokémonwelt, die du als Handlungsschauplatz ausgewählt hast. Ob nun ferne Vergangenheit oder fantasy-artige Parallelwelt, ist die Perspektive eines mittelalterlich anmutenden Pokémonreiches sehr interessant. Auch kommen hier schon ein paar Aspekte zum Tragen, die politische Organisation, Religion oder gesellschaftliche Probleme betreffen. Das ist wichtig, um sich ein Bild davon machen zu können, wie deine Welt funktioniert.

    Ich muss gestehen, dass ich mir zwar vorgenommen habe, keine Chance auf Langeweile durch Aufbau und Erzählungen aufkommen zu lassen, nur ist das manchmal wirklich schwierig. Die Geschichte hatte ursprünglich in der Neuzeit gespiel, was ich später abgeändert habe. Doch natürlich will ich auch, dass die Leser diese Welt auch kennen und verstehen. Bis die Story so richtig fahrt aufnehmen konnte, habe ich mich erstmal dem gewidmet. Ich hoffe, es ist mir gelungen.


    Zitat

    Ein schöner Gedanke ist, dass du das Kapitel mit einem kurzen Abschnitt aus Komuras Sicht beginnst. Das eröffnet eine etwas andere Perspektive und würzt das Geschehen.

    Ich bin noch nicht sicher, ob und wie oft ich sowas nochmal machen werde. Ich hab mich irgendwie schwer getan...


    Zitat

    Das partnerschaftliche Zusammenleben mit Pokémon ist also verpöhnt, interessanter Aspekt ... bei den Szenen im Dorf ging man ja eher davon aus, dass es durchaus so etwas wie Trainer gibt. Es wird sicherlich spannend sein, in konkreten Situationen zu sehen, wie die Akteure damit klarkommen.

    Es ist ähnlich, wie mit manchen Dingen in unserer Zeit. Dass die Pokémon nicht als Nutztiere dienen, ist hier noch neu und kommt nur vereinzelt vor. Wie oft im echten Leben, werden neue Ideen und Lebenswege von einer Seite akzeptiert, von der anderen abgelehnt.


    Nochmal vielen vielen Dank für dein Feedback. Es war sehr erfrischend und gibt mir neuen Wind ins Segel.


    [/tabmenu]


    Kapitelupdate steht bald bevor.

  • @MarieAntoinette @Sheogorath @'Paya'


    6: Wieder unter Menschen


    Cedric musste seine Augen unheimlich anstrengen, um den Bewegungen folgen zu können. Obwohl er zwei Gegner gleichzeitig bekämpfen musste, schien es nicht so, als würde Tristan wirklich ernst machen. Denn immer, wenn Cedrics Körper ein Schock durchfuhr, als er annahm, Tristan würde jetzt einen schweren Treffer einstecken müssen, konterte dieser mit einer beeindruckend schneller Reaktion. Nach anfänglicher Besorgnis hatte Cedric schnell eingesehen, dass jene hier nicht von Nöten war. Die Schläge beider Kontrahenten immer wieder aufs neue zu blocken, stellte offensichtlich kein großes Problem für Tristan dar. Er konnte seine Gegner teils durch die bloße Kraft, die er in seine Paraden legte zurück stoßen und dabei griff er selbst noch nicht einmal ernsthaft an. So sahen er, Komura und Maros nun interessiert dem Kampf zu. Lange würde es sicher nicht mehr dauern, bis das unausweichliche Ergebnis eintreffen würde.
    Gerade duckte Tristan sich unter einen Seitwärtshieb des ersten Wachmanns hinweg und rollte sich ab. In einer fließenden Bewegung stemmte er sein Schwert schräg in den Boden und lies die Waffe der anderen Wache dagegen prallen, die kreischend an der Klinge entlang schabte und ins Leere rauschte. Der andere wiederum holte zu einem wuchtigen Schlag aus, bei dem beide Hände den Schwertgriff umklammerten. Ein banaler Angriff. Tristans Ellenbogen schnellte hervor und traf auf das ungeschützte Kinn, woraufhin er benommen rückwärts taumelte. Dem zuvor so schweigsamen Wachmann ließ er keine Chance für einen erfolgreichen Angriff, indem er die wieder und wieder auf ihn zu rasende Klinge jedes Mal erneut mit seiner eigenen zur Seite abwehrte. Jeder, der kein blutiger Anfänger im Schwertkampf war, konnte erkennen, wie einfach es für Tristan war, der Kombination seines Gegners zu entgehen, ohne in seiner Kampfhaltung ins Wanken zu geraten.
    Wie er das Geschehen verfolgte, wurde Cedric bewusst, dass die ersten Worte, die Tristan ihm gesagt hatte, wohl doch der Wahrheit entsprachen. Wenn er ihn hätte töten wollen, wäre es für ihn machbar gewesen. Zwar sah er nicht besonders kräftig aus, doch gerade weil man ihn deshalb leicht unterschätzte, konnte er hart zuschlagen. Ein beunruhigendes Gefühl, wie er feststellte.
    Der Wachmann schien in seinen Bewegungen nun unsicherer zu werden, angesichts der steigenden Erschöpfung und seiner miserablen Trefferquote – nicht einen Kratzer hatte er seinem Gegner zugefügt. Mit einem wuchtigen Schlag, wohl genährt von seiner ganzen verbleibenden Kraft, versuchte er es ein weiteres Mal. Tristan festigte seinen Stand, dieses Mal wich er nicht aus. Stattdessen lenkte er den Angriff mit einer gekonnten Parade ab, sodass sein Gegner nun völlig ungeschützt vor ihm stand, als er nun zum Gegenangriff ansetzte. Er würde doch nicht...
    "H-Hey...!", mehr konnte Cedric nicht rechtzeitig hervor bringen. Dieser Tristan, würde er wirklich jemanden aus der Königsarmee schwer verletzen, gar töten? Das wäre nicht gut. Das wäre fatal!
    Ein kurzer, Kräfte entfesselnder Kampfschrei folgte das Geräusch eines dumpfen Schlages und eine Waffen fiel klirrend zu Boden. Der Wachmann verlor augenblicklich das Bewusstsein. Cedric machte ein erstauntes Gesicht, war in Wirklichkeit jedoch froh, dass Tristan nur mit dem Schwertknauf zum Angriff auf den Kopf verwendet hatte. Und er hatte schon befürchtet...
    Tristan vernachlässigte seine Konzentration nicht eine Sekunde. Der Unterschied bestand nun darin, dass er selbst zum Angriff überging, anstatt auf seinen Gegner zu warten. Der schnellen Schlagkombination seiner Klinge konnte die Wache kaum standhalten. Tristan vollführte mehrere Rechtsdrehungen, in denen sein dunkler Mantel flatterte und ließ einen endlosen Klingensturm auf seinen Gegner los, der mit jedem Schlag ein Stück weiter zurück gedrängt wurde. Cedric gefiel diese Taktik nicht. Immerzu den selben Angriff zu wiederholen war leichtsinnig. So einseitig der Kampf bis hierhin verlief, das dort war ein Soldat des Königs und gegen so einen kämpfte man nicht leichtsinnig!
    In diesem Moment schien es so, als sollte Tristan genau dies gelehrt werden. Die Bewegung war völlig ansatzlos. Der Soldat hatte beobachtet und den kurzen Moment abgewartet, in dem er am besten zurückschlagen konnte. Sein Schwertstich zielte direkt auf Tristans Kopf. Cedric fluchte innerlich. Er hatte ihm die Chance gegeben, eine Lücke zu finden und ihn mit einem Überraschungsangriff zu überwältigen.
    Tristans Reflexe zündeten. Er spürte noch, wie die Klinge ihm ein paar Haare abtrennte, ein singendes Geräusch vernahm er ebenfalls. Eine weitere Drehung folgte, der Gegner wurde überrascht, er schwenkte nach links und holte weit aus. Das Schwert schlug präzise zu und schnitt den Handrücken des Wachmanns auf. Der Schmerz errichte ihn sofort und erlaubte es der Hand nicht, seine Waffe länger zu halten. Tristan fing das Schwert noch im Fall, trat gegen seines Gegners Standbein und brachte ihn zu Fall.
    Blitzschnell wurde der Herausforderer überwältigt. Tristan wirbelte die zwei Schwerter mit großer Geschicklichkeit durch die Luft, er beherrschte also auch den beidhändigen Kampf. Die überkreuzten Klingen schlugen in den Erdboden ein, stoppten beide nur ganz kapp vor dem Gesicht des Wachmannes. Seine Augen waren weit aufgerissen, ein Schock hatte ihn ereilt, als die überkreuzten Klingen auf ihn nieder gegangen waren. Schweiß sammelte sich in seinem Gesicht und sein Körper hatte zu zittern begonnen. Tristan betrachtete ihn emotionslos, vielleicht auch geringschätzend. Der letzte Schlag war eindeutig gewesen. Sein Gegner war am Boden, entwaffnet, er hätte ihn töten können, hatte aber darauf verzichtet. Dieser Kampf war vorüber, ein eindeutiger Sieg.
    Tristan ging wortlos am Besiegten vorbei, nahm nur sein eigenes Schwert im Vorbeigehen auf, steckte es ein und wandte sich ab.
    "Das sollte für heute reichen, meinst du nicht?"
    Seine Worte klangen keinesfalls arrogant, es war eher wie die simple Anmerkung des Offensichtlichen. Cedric konnte nicht leugnen, ehrlich erstaunt zu sein. Tristan hatte simple Angriffsmethoden verwendet und den Gegner glauben lassen, ihn durchschaut zu haben. In diesem Moment hatte eine einfache Richtungsänderung den Weg zum Sieg geebnet. Ein chaotischer Kampf.
    Genüsslich streckte Tristan seine Glieder, als er sich zurück zu seinen Gefährten gesellen wollte.
    "Mann, das hat gut getan.", lächelte er
    Man sah dem Mann am Boden seinen Frust an. Er war in jeder seiner Bewegungen zu erkennen, als er sich keuchend auf die Beine stemmte. Doch er hatte wohl noch nicht genug.
    Wild und zornig hielt er plötzlich mit dem Schwert auf einen Mann, der ihm den Rücken kehrte. Er wollte diesen Moment der Unachtsamkeit ausnutzen, ungeachtet dessen, dass sein Gegner hatte Gnade walten lassen. Tristan registrierte zunächst nur hektische Bewegungen. Als er sich umdrehen wollte, sah er schon aus dem Augenwinkel die Klinge auf sich zu kommen. Hastig griff er nach seinem Schwert. Maros, der er sich am Wegesrand bequem gemacht hatte, rührte sich ob der ernsthaften Gefahr, seines Herrn nicht.
    Ein metallischer Klang ertönte, als Stahl aufeinander traf. Die Waffe des Soldaten flog davon, er hatte nicht damit gerechnet. Ein Hand packte ihn fest und er wurde zurück gestoßen. Schmerzhaft prallte er mit dem Rücken gegen das Gestein der Stadtmauer und eine Klinge drohte ihm an seinem Hals. Wutendbrannt sah Cedric in die Augen des Mannes, der nicht fähig war, etwas zu sagen, als er die gefährlich schimmernden Seelenspiegel erblickte. Etwas an ihnen war nicht normal.
    "Sei niemals nachlässig.", begann der Waldläufer.
    "Vernachlässige nicht deine Deckung und gebe dem Feind somit keine Chance auf einen Überraschungsangriff. Wenn er jedoch selbst so leichtsinnig ist, ergreife die Gelegenheit und strecke ihn nieder. Jeder Schwertkämpfer hat dies von seinem Ausbilder gelernt. Aber das gilt nicht für einen solch bedeutungslosen Kampf wie diesen hier!"
    Jedermann schwieg, in Tristans Falle durch Erstaunen, der Wachmann eingeschüchtert.
    "Und vor allem, muss sich jeder, der so handelt, selbst ernsthaft fragen: Was wird aus meiner Ehre? Und er wird merken, dass er sie weggeworfen hat. Er hat sich den Sieg feige erschlichen, da er in einem offenen Kampf nicht dazu fähig war. Und dann wird er lernen, dass ein Kampf, ein Leben ohne Ehre nichts, rein gar nichts Wert ist!"


    Für Cedrics Ohren war diese Umgebung ungewohnt. Die Straßen waren gut gefüllt zu dieser Tageszeit und überall fing sein Gehör Bruchstücke verschiedenster Unterhaltungen auf. Mal ging es um die Ernte der Bauern, um die Händlerpreise am Marktplatz oder einfach nur die neuesten Gerüchte, die ihren Ursprung bestimmt wieder nun bei einem allein gelassenen Bettler aus der Gosse hatten, der Aufmerksamkeit suchte.
    Die Straßen und Häuser waren in einem schlichten, aber ansehlichem Stil erbaut worden. Das Gestein, mit dem hier fast jede Mauer geschaffen wurde – ausgenommen weniger Altbauten, die wohl noch erneuert werden mussten – verband die Gebäude miteinander und füllte viele Seitengassen aus, sodass es kaum eine Möglichkeit gab, sich hier zu verlaufen, da man meist nur geradeaus lief. Manche Leute beäugten Cedric und Tristan merkwürdig, was wohl an ihren nicht menschlichen Begleitern lag. Er war es mittlerweile gewohnt.
    "Was du vorhin gesagt hast...", setzte Tristan aus dem Nichts an.
    "Wer hat dich diese Denkweise gelehrt?"
    Cedric antwortete zunächst nicht, überlegte, wie er es am besten ausdrücken sollte. Seiner Meinung nach, sollte diese Einstellung, das Verlangen nach Ehre ein Standard unter den Schwertkämpfern sein. Doch so, wie es aussah, klammerte er sich noch zu sehr an die alten Geschichten seines Vaters, in denen er von der "guten alten Zeit" sprach, und die Menschen noch einen weltoffenen Lebensstil hegten. Heute misstraute jeder jedem, eine beschissene Zeit.
    "Mit dieser Einstellung bin ich aufgewachsen. Zu Hause dachte und handelte jeder so.", war seine Antwort und Cedric hoffte, er würde nicht nach seiner Heimat bohren.
    "Muss schön dort gewesen sein.", bemerkte Tristan, der die Arme hinter dem Kopf verschränkte. Wenn er wüsste, wie Recht er hatte.
    "Warum bist du fort gegangen?"
    Er tauschte einen Blick mit Komura. Glücklicherweise fiel ihm eine Antwort ein, die das Thema sicher zum Abschluss bringen würde.
    "Es war an der Zeit."
    Dies legte einen Moment lang, den Mantel des Schweigens über die kleine Gruppe wodurch Cedrics Gehör wieder Aufmerksamkeit für die Tuscheleien der Bürger gewann. Anscheinend gab es kürzlich einen Kampf zwischen einer kleinen Bande von Taschendieben und der Stadtwache, als man die Gauner beim Ausüben ihres Handwerkes erwischt hatte. Ein Soldat, sowie alle Diebe kamen bei dieser Eskalation um. Cedric und Komura wussten nicht, wen Tristan und Maros hier besuchen wollten, geschweige denn, wo diese Person wohnte. Da sie aber keine konkreten Pläne hatten, blieben sie vorerst an deren Seite. Auf jeden Fall würde er sich später nach einem billigen Gasthaus erkundigen, die Dämmerung setzte allmählich ein.
    Es dauerte einige Häuserreihen, bis Cedric etwas einfiel, was er noch gerne wissen würde.
    "Übrigens, dein Kampfstil ist sehr beeindruckend. Ich wüsste gern, wer dich trainiert hat? So was lernt man nicht nur durch Übungen während der Freizeit."
    Der schwarz gekleidete überraschte Cedric, indem er nicht annähernd so wortkarg antwortete, wie zuvor der Waldläufer.
    "Maros und ich waren früh auf uns allein gestellt. Wo wir lebten, fühlte es sich nicht wirklich nach Heimat an. Darum sind wir losgezogen, nur wir zwei, ohne wirklich Pläne für die Zukunft zu haben."
    Cedric merkte, dass ihm unwohl wurde. War es, da ihm zum ersten Mal seit sehr langer Zeit ein Mensch seine Geschichte erzählte? Dieser Verdacht kam zumindest auf. War er es mittlerweile so ungewohnt, nahe an einem Menschen zu sein? Tristan beachtete ihn gar nicht, starrte stattdessen betrübt zu Boden.
    "Allerdings merkten wir schnell, dass die Welt viel härter ist, als angenommen. Sehenden Auges und doch irgendwie blind, sind wir sind ins Ungewisse gelaufen. Meine Fähigkeiten habe ich nicht antrainiert, sie sind einfach das Ergebnis der letzten Jahre, in denen mir nichts geschenkt wurde und in denen mir außer Maros niemand zur Seite stand." Das Nachtara an der Spitze der Gruppe – Komura blieb dich an der Seite von Cedric – warf Tristan einen Blick zu, der nur schwer zu deuten war. Vielleicht versicherte er ihm gerade seinen Beistand?
    Alles in Allem keine zu außergewöhnliche Geschichte. Vielen jungen Männer, gar auch einigen Kindern erging es schwer während der jungen Jahre. Zu einfach stellten sie sich das Leben außerhalb des Elternhauses vor und zogen blauäugig in ihr, wie sie es nannten "großes Abenteuer", ehe sie die Realität in Windeseile einholte. Dennoch konnte Cedric nicht verhindern, dass diese Geschichte ihn ergriff, schließlich war sein Leben ähnlich verlaufen. Einziger Unterschied, er hatte sein zu Hause nicht aus freien Stücken verlassen. Trotzdem nahm er sich vor, Tristan weniger zu misstrauen. Er schien ihm mittlerweile echt in Ordnung. Nur kam es ihm dennoch so vor, als hätte diese Geschichte eine Lücke. Sein Überleben sicherte man durch viele Fähigkeiten, aber zwei Königssoldaten dermaßen im Kampf zu dominieren, dazu gehörte mehr, als eine schwere Jugend.
    "Komm schon, du hast doch sicher von irgendwem gelernt. Für alles andere bist du viel zu gut."
    Tristan begegnete ihm mit einem nervösen Seitenblick und grummelte leise. Offensichtlich verheimlichte er tatsächlich was und wollte er das Thema gerne wechseln.
    Cedric verstand und lächelte.
    „Entschuldige, es gehört nicht zum guten Ton, jemanden so nach seinen Kampffertigkeiten auszufragen.“
    Ihn schien diese plötzliche Aussage zu überraschen, kommentierte sie aber nicht weiter. Zwar war Cedric immer noch neugierig, aber er unterdrückte es. Tristan hatte sich bis jetzt mit wesentlich unzureichenderen Antworten zufrieden gegeben.
    Weitere Häuserreihen wurden passiert. Cedric konnte die Größe der Stadt Toldus zwar nur grob abschätzen, hatte jedoch das Gefühl, das es nicht mehr allzu weit sein konnte, bis sie wieder Stadtmauern vor sich hatten.
    „Da wären wir.“, verkündete Tristan auf einmal.
    Als die Straße nach dieser Biegung endete, stand die Gruppe einer Schmiede gegenüber. 'Reinholds Waffenschmiede' stand auf dem Schild.


    Cedric hatte direkt beschlossen, sich vorerst im Hintergrund zu halten, ebenso Komura. Selbst wenn man sich an der Seite eines guten Freundes befand, dem Hausherren gegenüber war es als Fremder respektlos, einfach in sein Heim einzutreten. Eigentlich hatte er schon vorschlagen wollen, später, wenn nötig morgen wieder herzukommen, als bei der überdachten Schmiede – Schmelzofen, Schleifstein und Amboss waren nahezu frei von Rost, Kerben und anderen Gebrauchsspuren – niemand anzutreffen war. Tristan allerdings hatte direkt die Haustüre dahinter angesteuert, die er nun, ohne vorher anzuklopfen, öffnete. Die Hitze des Schmiedefeuers trieb Cedric augenblicklich des Schweiß auf die Haut. Diese Leute hatten derbe Arbeitsbedingungen.
    Die Tür wurde quietschend geöffnet und Tristan trat ein, Maros ebenso. Cedric hielt sich mit seinem Begleiter zurück und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen. Der Wohnung schenkte er kaum Beachtung, sie war kompakt und simpel eingerichtet, mit dem nötigsten, was ein Mann brauchte, der den ganzen Tag vor der Tür arbeitete. Auffallend war noch, dass hier keinerlei Waffen zum Verkauf ausgestellt waren, was darauf schließen lies, dass diese nach ihrer Fertigung sofort an den Marktplatz geliefert wurden. Durch den Gang dort hinten rechts gelangte man wahrscheinlich ins Schlafzimmer oder ins Materiallager, sofern beides nicht miteinander kombiniert worden war.
    Tristan blieb in der Mitte des Raumes stehen und ließ seinen Blick einmal quer durch selbigen schweifen.
    "Hey, bist du da?", rief er und ließ seinen Beutel auf einen der Holzstühle an dem Tisch, in der Mitte des Zimmers fallen. Das dunkle Klackern von schwerem Gestein ertönte.
    Sogleich waren schwere Schritte zu hören, die den Holzboden entlang kamen. An der linken Wand öffnete sich eine Tür, die Cedric zuerst nicht gesehen hatte, da ein hoher Schrank diese verdeckte. Heraus trat ein Mann, gekleidet in wiederstandsfähigen Stoff und einer Arbeitsschürze, der seine Hände in einem Lappen trocknete. Seine Kleidung war sauber, sein kurzes, hellbraunes Haar etwas zerzaust und sein schmaler Körper vermittelte definitiv nicht den Eindruck, Schmiedearbeiten verrichten zu können.
    Er lächelte, als er Tristan erblickte.
    "Ich hatte gehofft, dass du mich mal besuchen kommst."
    Seine Stimme war ungewöhnlich hell. Er und Tristan umarmten einander kameradschaftlich.
    "Gut, dich wieder mal zu sehen. Läuft das Geschäft?"
    "Noch nicht sehr viele Aufträge, aber das wird noch. Es braucht seine Zeit, um bekannt in der Stadt zu werden."
    Erst jetzt schien der Mann Cedrics Anwesenheit zu registrieren, denn er lehnte sich überrascht zu Seite und machte große Augen.
    "Sieh mal an. Entweder merkst du neuerdings nicht, wenn man dich verfolgt, oder du hast Besuch mitgebracht.", grinste er. "Bringst du schon wieder Leute unter deinen schlechten Einfluss?"
    "Sei still.", kommentierte Tristan gelassen, fasste sich dabei aber an die Stirn. Der Waldläufer lächelte amüsiert.
    "Cedric, das ist Reinhold, ein alter Freund von mir und exzellenter Schmied."
    Ohne zu zögern, kam Reinhold auf ihn zu und reichte lächelnd seine Hand.
    "Willkommen in meiner Schmiede, Cedric."
    "Äh...angenehm." Er erwiderte den Handschlag zögerlich. Reinhold bemerkte Komura.
    "Oh, ein ausgezeichnetes Feuerpokémon. Dein Begleiter? Dann ist es ja kein Wunder, dass ihr euch gut versteht. Tristan kommt mit denen nämlich meist besser aus, als mit Menschen."
    "Ach, sei still.", wiederholte er.
    Cedric fühlte sich in diesem Moment sehr seltsam. Man stellte ihn einem Fremden vor, der auch noch überaus höflich empfing. Auch das war er wirklich nicht mehr gewohnt. Komura reagierte, wie auf die meisten Menschen, sofern diese keine Bedrohung für ihn oder Cedric darstellten. Er ignorierte ihn und sein Gerede.
    Der Schmied schien Verwunderung in seinem Gesicht zu erkennen.
    "Stimmt was nicht?"
    Seine Körper versteifte etwas. Hoffentlich machte er sich nicht gleich unbeliebt.
    "Nein, nein. Es ist nur...ich bin überrascht, dass das deine Schmiede ist."
    Man sah, dieser Reinhold war definitiv kein Lehrling mehr, sondern eigentlich im Alter, in dem die meisten Leute noch selbst kämpften, anstatt sich der Herstellung und Reparatur von Ausrüstung zu kümmern. Außerdem waren Schmiedemeister meist irgendwie...dreckiger. Er hatte einfach einen gealterten, aber dennoch großen und muskulösen Mann erwartet.
    Tristan hatte sich sich bereits auf einem Stuhl bequem gemacht und schaukelte auf dessen Hinterbeinen vor und zurück.
    "Die gehört ihm auch erst seit kurzem, als Besitzer einer Schmiede ist er also noch Neuling. Aber du kannst mir glauben, dass er bei den Besten gelernt hat."
    Cedric nickte nur langsam.
    "Übrigens, ich hab's." Tristan wuchtete den Beutel auf den Tisch und offenbarte dessen Inhalt. Einer von vielen dunkelgrauen, kantigen Steinen mit deutlich rauer Oberfläche füllte seine Hand aus, was Reinhold sofort große Augen machen ließ und diesen gierig aus Tristans Hand entriss.
    "Du hast tatsächlich welches gefunden? Wunderbar! Das wird ein Spaß, damit zu arbeiten."
    Cedric trat neugierig an die beiden heran und betrachtete das Gestein. In seinen Augen sah es völlig normal aus. Vielleicht irgendein Erz? Aber es war kein Eisen.
    "Was ist daran so besonders?", erkundigte er sich daher.
    Reinhold überreichte ihm das Stück, welches für seine Größe überraschend schwer war.
    "Das, mein Freund, ist Obsidianerz, das wohl begehrteste Erz, das es auf der Welt gibt. Glaub mir, es gibt Schmiede, die töten würden, um so was in die Finger zu bekommen."
    "Es ist eine Weile her, dass er mir gesagt hat, wie gerne er etwas Obsidian verarbeiten würde. Ich sagte, dass ich mal sehen werde, ob ich welches auftreiben kann. Als ich durch Zufall welches fand, hatte ich gerade erfahren, dass er seine eigene Schmiede eröffnet hat. Deshalb bin ich in die Stadt gekommen.", erklärte Tristan.
    Für gewöhnlich schaltete Cedric nicht mit in Gespräche ein, wenn er unter Menschen war, aber das hier war doch durchaus interessant.
    "Dann wirst du daraus eine Waffe schmieden?"
    "Nein, das würde keinen Sinn machen. Du merkst sicher, wie schwer dieses Metall ist. Eine solche Waffe könnte der stärkste Krieger nicht führen."
    Tristan übergab Reinhold derweil wortlos sein Schwert.
    "Stattdessen werde ich die Waffe mit einer dünnen Schicht davon überziehen und neu schärfen. Das Gewicht erhöht sich ein wenig, aber die Klinge wird praktisch unzerstörbar."
    Wieder nickte Cedric nur stumm, diesmal aber interessiert und legte das Erz wieder auf den Tisch.
    In diesem Moment fiel dem Schmied anscheinend auch Cedrics Schwert ins Auge, da er es neugierig betrachtete.
    "Kann ich das mal sehen?" Er legte Schwert und Erz auf einer Kommode ab.
    Cedric schlug ihm die Bitte nicht aus, zog sein Schwert und überreichte es ihm. Der prüfende Blick Reinholds wurde zunehmend kritischer, was angesichts des geschundenem Zustandes dieser Waffe verständlich war.
    "Das Schwert hat schon bessere Zeiten erlebt. Aber ich kann nicht leugnen, dass das einmal eine verdammt gute Arbeit gewesen ist." Erst nach kurzem Grübeln fuhr er fort.
    "Ich sage dir was. Wenn du es einen Tag hier lässt, bin ich sicher, dass ich das wieder hinbekomme. Das ist natürlich kostenlos, Tristans Freunden würde ich niemals das Gold aus der Tasche..."
    "Nein, danke!"
    Blitzschnell riss Cedric die Waffe aus Reinholds Händen und ging Richtung Tür.
    "Wo finde ich den Marktplatz?"
    Beide schauten verdutzt, ob dieser Reaktion. Tristan fand zuerst seine Stimme wieder.
    "Wenn du draußen gleich nach rechts gehst, immer gerade aus durch die Gasse. Ist der schnellste Weg."
    Cedric bedankte sich hastig und war sogleich fort, Komura lief ihm nach. Als das Schweigen der beiden zurück gelassenen Personen endete, waren bereits eine ganze Minute verstrichen.
    "Komischer Kerl."
    "Ja."

  • Oh je, tut mir leid, das Kapitel BB und ich wird wohl nichts mehr. q.q


    Aber trotzdem versuche ich, dir nach 1,5 Monaten (immer schlimmer) >.< ein Kommentar dazulassen.



    Sehr viele Leerzeichen-Fehler. D: Das kommt wohl durch deinen PC. Es hat mir das Lesen sehr schwer gemacht. ):


    Aber nun zur Action:


    "Einkurzer, Kräfte entfesselnder Kampfschein" -> Ich dachte erst Kampfschwein, weil sonst hätte ich den Satz nicht verstanden ... Schrei vielleicht, oder? xD
    Du beschreibst den Kampf wirklich sehr detailliert, wie zwischen zwei Musketiers früher. Erst sogar etwas zu lange, bis etwas passiert, aber dann trifft Tristan endlich.^^


    Wutendbrand -> Hast du Autokorrektur drin? Also ich kenne nur "wutentbrannt", aber der finale Brand der Wut ... O.O ... ist der neu?
    Mittelalterliche Stadt ... :O Banditen, Händler ... es erinnert mich etwas an die Spiele Fable oder Skyrim. Aber dort sind die Städte sehr lebendig, überall sind die Leute und reden über die banalsten Dinge. Die Architektur, die Gerüche (die fehlen bei dir, dabei ist es bei einem Markt so wichtig -> Fischmarkt, Gewürzmarkt, Gemüsemarkt usw) und vielleicht Végétation. Das mache ich auch immer zuerst, wenn ich neue Städte beschreiben will. So taucht man schnell in die ein. Superbe! ;)



    "Cedricfühlte sich in diesem Moment sehr seltsam. Man stellte ihn einemFremden vor, der auch noch überaus höflich empfing. Auch das war erwirklich nicht mehr gewohnt." -> Ja, ich kann das verstehen, das erste Mal, dass Cedric nicht kritisch beäugt wird! ^^ Schön, dass es das gibt, aber schon irgendwie unglaublich. :'D Ich verstehe auch seine Angst, bei dem Mann nicht direkt schlecht aufzufallen!


    Ich hätte auch einen Mann erwartet, der am Feuer arbeitet. Wie aus den Kohleminen des Nord ... oder der Lorraine ... oder Saarland. :o Aber schade, dass er das Angebot nicht angenommen hat. Wenn das Schwert nicht mehr so gut war, hätte der Schmied nicht viel falsch machen können. Misstrauischer Cedric. ): xD


    Naja pardon, dass ich lange nichts mehr von mir hören gelassen habe ... Bachelor. :x Wenn ich meine anderen Hobbies behalten möchte, muss ich hier auf dem Minimum bleiben.


    Bis bald (:



    Lalalalalalalalala-laa-la, laa, la-la, allez le Stade de Reims!

  • Zitat

    Aber trotzdem versuche ich, dir nach 1,5 Monaten (immer schlimmer) >.< ein Kommentar dazulassen.

    Joa, bei mir sieht es nicht anders aus. Auch bei mir werden die Abstände irgendwie größer. Deine Treue schätze ich :)


    Zitat

    Sehr viele Leerzeichen-Fehler. D: Das kommt wohl durch deinen PC. Es hat mir das Lesen sehr schwer gemacht. ):

    Um Odins Willen, ich habs erst dank dir gemerkt. Dummerweise habe ich beim posten nicht im Quellcode eingefügt, was irgendwie die vielen Leerzeichen genommen hat. Es muss unglaublich nervend beim Lesen gewesen sein, passiert mir garantiert nicht nochmal.



    Zitat

    es erinnert mich etwas an die Spiele Fable oder Skyrim

    Skyrim... :3 Ich erwähnte ja im Startpost diverse Dinge, die mich hierfür inspiriert haben und dieses Spiel hatte einen sehr großen Anteil. Dass das Geschriebene daran erinnert, freut mich daher.



    Zitat

    Die Architektur, die Gerüche (die fehlen bei dir und vielleicht Végétation

    Hm...ich muss zugeben, dass du nicht Unrecht hast. Lag vielleicht dran, dass ich mich selbst so langsam mal mit der Handlung pushe wollte und ein paar Detailbeschreibungen auf der Strecke geblieben sind :/



    Zitat

    Aber schade, dass er das Angebot nicht angenommen hat. Wenn das Schwert nicht mehr so gut war, hätte der Schmied nicht viel falsch machen können. Misstrauischer Cedric. ): xD

    Hat einen Grund, samt Vorgeschichte. Beides wird noch erläutert ;)


    Dann ein weiteres Mal danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Bis demnächst.

  • @MarieAntoinette @Sheogorath @'Paya'


    7: Kopfgeld


    Cedric hatte sich an die vorgegebene Richtung gehalten und stapfte nun mit wütenden Schritten durch eine der wenigen Seitengassen, die es zwischen den Ketten aus Mauern und Hauswänden gab. Die untergehende Sonne lies den Himmel in einem schimmernden Orange-Rot erscheinen, was einen deprimierenden Kontrast zu der dunklen Straße ergab, in der sich der Waldläufer befand. So wandelte sich seine Körperhalten mit jedem Schritt von wütend, zu betrübt, was Kopf und Schultern immer weiter sinken lies.
    Dass seine Reaktion gleichermaßen verwirrend und unhöflich gewesen ist, war im durchaus klar, immerhin war es nur ein freundliches Angebot gewesen, ihm sein Schwert zu reparieren. Jeder Mann wäre wohl erfreut darüber gewesen, vorausgesetzt er würde nicht doch sicherheitshalber fragen, wo der Haken an der Sache war. Doch dieses Schwert wollte Cedric unter keinen, gar keinen Umständen verändern lassen. Dazu hatte er kein Recht!
    So dämlich es für andere Menschen wohl klingen mochte, - und wenn, dann sollten sie doch zur Hölle fahren, ihm war es gleich – eine Verbesserung oder Verschönerung an der Waffe, durfte er nicht genehmigen. Nur dem Besitzer jener, war dies möglich. Doch dieses Schwert gehörte ihm nach wie vor nicht wirklich. Es gehörte seinem Vater, dem alten Herrn, der es ihm vor Jahren überreicht hatte, sein Vermächtnis. Sein Tod hatte nichts daran geändert, noch immer war die Waffe sein Eigentum, so lange, bis Cedric sich selbiger als würdig erwiesen hatte. Gleich, ob er sie schon seit Jahren führte, er wollte sich diese Klinge wirklich, ja wahrhaftig verdienen.
    Tristan und Reinhold hätten ihn bei solch einer Erklärung wohl betrachtet, wie einen Verrückten, doch das war ihm egal. Sie waren nicht unter den selben Traditionen aufgewachsen, unter den Bräuchen, deren Einhaltung in seiner Familie so wichtig waren, wie das Leben selbst. Sie würden es nicht verstehen, sicher war es also am klügsten, es dabei zu belassen.
    Beiläufig betrachtete Cedric im Vorbeigehen die Säcke und Kisten, die an vielen der Hintertüren zu den Häusern hier standen. Ob es sich lohnen würde, etwas davon mitgehen zu lassen? Schnell verwarf er den Gedanken, vorerst. Für einen Abend hatte der Stress am Stadttor schon gereicht und wie er vorhin bereits am Rande mitbekommen hatte, fackelten die Wachen nicht sehr lange mit Dieben. Dann doch lieber erst mal die wenigen Goldmünzen verprassen, die er hatte.
    Dann gewann Komura plötzlich seine Aufmerksamkeit, indem er auffällig knurrte und sich imposant neben ihm aufrichtete. Cedric hob den Blick von den Pflastersteinen und blickte wieder geradeaus. Eine Gruppe von Männer kam die Gasse in entgegengesetzter Richtung entlang, jeder von ihnen in dreckige Klamotten oder alte Lederrüstungen gehüllt. In ihren Händen hielten sie Holzfälleräxte und Knüppel, in die unsauber einige Nägel hineingeschlagen worden waren. Drei von ihnen hatten ein auffällig gehässiges Grinsen aufgesetzt, während der Kerl an der Spitze mürrisch dreinschaute. Cedric seufzte.
    "Na sowas, ich bin mir sicher, dein Gesicht hier noch nie gesehen zu haben.“ Seine Worte waren hastig und aggressiv, so wie man es von so einem abgerissenen Kerl erwarten würde. "Das hier ist unser Gebiet. Und wir wollen ungestört sein, daher mögen wir hier keine Fremden. Also, warum respektierst du uns nicht?"
    Irgendwie kam Cedric diese Frage so vor, als wollte ihn der Typ auf den Arm nehmen. Schläger aus dem Hinterhof respektieren? Klar doch.
    "Geh' mir aus dem Weg."
    Der arrogante Tonfall war durchaus beabsichtigt, sicher würde eine Schlägerei etwas dabei helfen, sich besser zu fühlen, allerdings zog der Kerl direkt ein verrostetes Schwert. Auf eine Auseinandersetzung mit den Fäusten war er wohl nicht aus. Dann sollte es eben so sein.
    Ungestüm wie ein Kind kam er ihm entgegen. Mittels einer simplen Gewichtsverlagerung zur Seite auszuweichen, stellte kein Problem dar. In der Bewegung zog Cedric das Schwert, das nicht seines war und fügte seinem Gegenüber einen langen Schnitt an der Schläfe zu. Unter einem wütenden Schmerzensschrei lies der Mann sein Schwert fallen und hielt eine Hand an die schmerzende Wunde. Diese Schläger waren schwach, doch töten wollte Cedric heute niemanden, daher brachte er ihn zum Erliegen, indem er ihn gegen das Standbein trat und den Schwertknauf gegen den Hinterkopf rammte.
    Dann spürte er eine große Hitze neben sich und wandte den Kopf. Komura warf sich mit entzündetem Flammenkragen auf die Feinde, biss zu und krallte nach ihnen. Ein Flammenrad durch die enge Gasse trieb die Männer zurück. Einer knallte in Folge des Angriffes in einen Stapel Holzkisten, die unter der Wucht des Aufpralls zerbrachen und ein paar Handwerkswaren zum Vorschein brachten. Der Mann blieb regungslos liegen.
    Cedric hasste so etwas. Er wollte sich dieses Schwert verdienen, doch kaum zu einem anderen Zweck, als Banditen und Schläger zu bekämpfen, nutzte er es. Und obwohl er dachte, eine kleine Auseinandersetzung würde gegen seinen aufgewühlten Geist heilen, machte jeder weitere Hieb ihn in seinem Inneren noch wütender. Dieser Kreislauf, er musste enden.


    Mit seiner Vermutung, der Stadtmauer schon wieder sehr nahe gekommen zu sein, lag er vollkommen richtig. Hinter dem zweiten Stadttor trat man direkt auf einen großen Platz, an dem Händler mit verschiedenster Ware ihren Lebensunterhalt verdienten. Demnach musste dies der eigentliche Haupteingang von Toldus sein.
    Der hiesige Marktplatz war zu dieser Tageszeit schon recht leer. Die Anzahl der Menschen, die hier ihr hart verdientes Gold gegen allerlei Lebensnotwendigkeiten eintauschten, konnte Cedric noch an einer Hand abzählen und zwei, der sechs hölzernen, überdachten Auslagen waren bereits verlassen. Diese waren direkt an der Mauer erstellt worden, während sich die übrigen meist direkt vor einer Haustür befanden. Zu seinem Glück hatte der Händler für Essen und Getränke für heute noch nicht dicht gemacht, und Cedric begab sich zu dem Stand, der direkt gegenüber des Tores positioniert war, wo ihn ein etwas dürrer Mann in gemütlicher Tracht misstrauisch beäugte.
    "Hallo Fremder, wenn du gekommen bist, um dich mit Nahrung zu versorgen, bist du bei mir richtig. Aber ich werde die Stadtwache rufen, sobald du oder dein Begleiter da mir einen Grund dazu geben."
    Cedric fragte sich, ob er jeden Kunden nach der Begrüßung gleich eine solche Warnung mit auf den Weg gab. Die Art und Weise, wie er 'Begleiter' betont hatte, lies jedoch darauf schließen, dass auch er kein Freund von Pokémon war. Vielleicht vergraulten sie ihm auch einfach nur die Kundschaft.
    "Gib mir einfach nur so viel Fleisch und Wasser, wie dieses Gold dafür reicht, dann sind wir schon wieder weg." Mit diesen Worten warf er ihm den Lederbeutel, den er im Wald Dacol abgenommen hatte entgegen. Der Mann zählte kurz und packte anschließend zwei Wasserflaschen und fünf große Keulen rohes Fleisch kommentarlos in einen sauberen Beutel und überreichte Cedric diesen. Der war geschickt genug gewesen, seine Finger bei sich zu behalten, jedenfalls, so lange der Verkäufer ihn im Auge gehabt hatte. So waren zusätzlich ein Stück Käse und ein Apfel unter seinen Umhang gewandert, ohne dass jemand davon Notiz nahm. Mit Ausnahme von Komura, der wahrscheinlich sauer war, dass Cedric in seinen Augen ekelhaftes Kleintierfutter hatte mitgehen lassen. So wie er den Beutel erhalten hatte, setzten beide ihren Weg fort, rasch aber unauffällig, und waren hinter der nächsten Ecke verschwunden, bevor der Händler das Fehler seiner Ware bemerkt hatte. Falls er es überhaupt bemerken würde.
    Damit wäre für Nahrung vorerst gesorgt und wenigstens ein Punkt auf seiner Liste abgehakt. Nur war er jetzt schon wieder Pleite und ohne Idee, wo die Beiden heute übernachten sollten.
    Die Straße hier war absolut Menschenleer, würde also sicher niemandem auffallen, wenn er sich irgendein Eck, das den Umständen entsprechend gemütlich aussah, niederlassen würde und er etwas Ruhe hätte. Wäre auch nicht das erste Mal, dass er auf der Straße schlafen würde.
    Komura, der zu diesem Zweck gerade eine Ecke zwischen einem Haus und den Resten einer alten Mauer inspizierte, stieß einen Ruf in Cedrics Richtung aus. Was er vorfand, überraschte ihn sehr. An der Mauer, versteckt von der Straße, ruhte ein Mädchen. Ein zierlicher Körper hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und die Beine übereinander geschlagen. Aufgrund eines großen, weißen Hutes aus leichtem Stoff und einem lilafarbenen Band daran, konnte er ihr Gesicht nicht erkennen. Der unausgereifte Körperbau lies sie auf etwa dreizehn, vierzehn Jahre schätzen. Zudem war sie sehr schlank. Cedric fragte sich, ob sie nicht frieren würde, trug sie doch nur ein dunkles, bauchfreies Oberteil mit dünnen Trägern und einen weißen Rock aus glattem, festen Stoff, der von einem schweren Gürtel gehalten wurde. Die Beine waren eingehüllt in schwarz-weiß gestreifte Strümpfe, die bis zum Oberschenkel gingen. Wo um alles in der Welt hatte sie solch ungewöhnliche Kleidung her? Eine Frage, die er schnell als unwichtig einstufte. Vielmehr wollte er wissen, was die Kleine zu der Stunde an diesem Ort verloren hatte.
    „Hey, du.“, sagte er und trat näher an sie heran.
    Eine Reaktion blieb aus, auch nachdem er sie ein weiteres Mal ansprach. Ignorierte sie ihn etwa?
    „Hey!“ sagte er nun lauter und gab ihr sogar einen leichten Tritt gegen die Hüfte.
    Sofort regte sich der Körper hastig. Arme und Beine schienen zunächst orientierungslos, als wüssten sie nicht, wohin. Dann erst nahm sie ihren Hut vom Gesicht und Cedric erkannte sowohl ihre Moosgrünen Augen, als auch das schulterlange, wilde Haar mit seiner merkwürdigen Farbe. Sicher lag es nur am schwachen Licht, dass es lila aussah. Sie erblickte Cedric und schien mehr als nur überrascht.
    „Jetzt... jetzt sag bloß, du kannst mich sehen. Sekunde mal, hast du mich gerade getreten?“, fragte sie anschließend erzürnt.
    Cedric überlegte kurz, ob er richtig gehört hatte. Hatte sie ihn gerade tatsächlich gefragt, ob er sie sehen könnte?
    „Sag mal, was machst du denn um die Zeit hier? Alles in Ordnung?“
    Wirklich aufrichtig war seine Sorge nicht. Eher war es wohl einfache Neugier, was dieses Mädchen betraf. Sie stand auf, klopfte etwas Staub von ihrer Kleidung und setzte ihren Hut wieder auf. Eine Antwort gab sie ihm nicht. Stattdessen betrachtete sie ihn neugierig von allen Seiten. Von Links, von rechts, ab und zu legte sie ihrem Kopf schief. Es war, als wolle sie sich jedes noch so kleine Detail in seinem Gesicht einprägen.
    "Äh...stimmt was nicht?"
    Sie sprang zurück und legte verspielt die Arme hinter den Rücken.
    "Ach nein, es ist nichts.", antwortete das Mädchen, ehe sie schnell auf die Straße lief.
    Cedric und Komura schauten sich einen Moment verdutzt an. Was zum Henker sollte das gerade? Und was sollte diese komische Bemerkung? Es ging nicht anders, er wollte sie zur Rede stellen.
    "Hey, komm zurück." Doch als er um die Ecke bog und wieder auf der Straße stand, musste er feststellen, dass sie fort war. Kein Zeichen auf den Verbleib dieses jungen Mädchens. Wieder tauschten er und Komura Blicke aus.
    „Da fällt einem nichts mehr ein.“


    Müde ließ sich Cedric erst auf einer Bank, bestehend aus den zwei Hälften eines auseinander gesägten Baumstammes nieder. Die Nacht war schon fast herein gebrochen und ohne die Fackeln, die in den Halterungen an den Hauswänden bereits flackerten, wäre es wohl nicht mehr möglich, sich hier zu orientieren. Scheinbar würden sie heute so oder so auf der Straße schlafen. Auch wenn es alles in allem ein netter Ort war, seine Situation verbot es ihm, sich hier richtig wohl zu fühlen. Die seltsame Begegnung mit dem Mädchen war eigentlich ein passendes Ende für diesen Ereignisreichen Tag. Sie nochmal zu treffen, damit rechnete er nicht.
    Seufzend holte Cedric den geklauten Apfel hervor und hielt Komura den Beutel mit dem Fleisch hin.
    „Auch was?“, lautete die knappe Frage.
    Das Tornupto wandte den Blick gelangweilt ab. Seine Laune war momentan echt unerträglich, wie immer eigentlich, wenn sie sich unter Menschen befanden. Draußen im Wald lies es sich allemal besser mit ihm aushalten.
    Wie er in den Apfel hinein biss, begann Cedric zu überlegen, warum Komura eigentlich immer so war. Ob es viele Pokémon gab, die so launisch, wie er, waren? Schwer zu sagen, wie diese Wesen in ihrem tiefsten Inneren wirklich tickten. Die Wahrheit war, dass er weniger über dieses Feuerpokémon wusste, als er sich selbst eingestehen wollte. Zwar lebten sie jetzt schon jahrelang an der Seite des anderen und verstanden sich manchmal auch ganz ohne Worte, doch war das auch schon alles.
    Cedric biss ein weiteres großes Stück heraus und starrte belanglos auf die gegenüber liegende Hauswand. Ob Pokémon in ihrem Leben auch ein Ziel hatten? Viele Menschen haben von Kind an einen festen Wunsch, den sie versuchen Wirklichkeit werden zu lassen. Galt das auch für das Feuerwesen an seiner Seite? Zu gerne wüsste er mehr über ihn, denn es hatte eine lange Zeit gebraucht, biss er endlich eingesehen hatte, dass es naiv war, zu meinen, ein Pokémon zu kennen, nur weil man es schon lange an seiner Seite hat und ihm einen Namen gibt. Aber Cedric wusste ja noch nicht einmal, warum Komura ihn überhaupt begleitete. Warum hatte er sich an jenem Tag scheinbar grundlos dazu entschieden, nicht mehr von seiner Seite zu weichen? Diese Frage hatte er ihm mehrmals gestellt, wohl bewusst, dass er keine präzise Antwort bekommen konnte, doch er hatte gehofft, irgendeine Reaktion bei ihm hervorrufen zu können, die ihm als Erklärung dienen sollte. Nichts dergleichen hatte er von Komura erhalten.
    Den Apfel war restlos abgeknabbert und Cedric warf den übrig gebliebenen Stiel achtlos fort, um sich dann mit beiden Händen hastig durchs Haar zu fahren. Er war das alles hier leid!
    „Nimm doch einfach mal etwas Hilfe an.“, sagte plötzlich jemand.
    Als Cedric den Kopf nach links drehte, stand dort auf einmal Tristan im Licht der Fackeln an der Hausecke. Sein Blick war weder gelassen, noch freundlich, er war fordernd.
    „Wie hast du mich gefunden?“
    Seine Augen folgten daraufhin Tristans, nach oben deutenden Zeigefinger. Auf den Dächern konnte er die schwarzen Umrisse von Maros erkennen, dessen goldene Ringe auf dem Fell im Angesicht des aufkommenden Mondes sanft zu leuchten begonnen hatten. Erstaunlich, dass er dennoch ungesehen blieb. Auch Komura bemerkte ihn erst jetzt.
    „Du weißt, ihn geschickt einzusetzen.“, gab er grinsend zu.
    „Du scheinst allerdings nichts dergleichen zu wissen.“
    Ein Teil von Cedric fühlte sich ertappt, ein anderer angegriffen. Wagte er es etwa, die Kameradschaft zwischen ihm und Komura mit seiner zu vergleichen, gar in Frage zu stellen? Bevor sich Zorn in Cedrics Leib breit machen konnte, erläuterte Tristan seine Aussage genauer.
    „Du kannst mir glauben, ich bin gut darin, Gefühle von anderen Menschen zu verstehen. Und du klammerst dich ganz offensichtlich an etwas, das du nicht haben kannst, vielleicht auch nicht mehr. Was es genau ist, kann ich nicht sagen. Was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass du ein fähiger Kämpfer mit guten Eigenschaften bist, der einen treuen Gefährten an seiner Seite hat. Nur kannst du damit nicht viel anfangen und lässt auch sonst niemanden richtig an dich ran. So kommst du auf lange Sicht nicht weit.“
    Cedric stand abrupt auf, ihm reichte es.
    „Hör auf mich zu zu texten!“
    Tristan zuckte nicht einmal ob der erhöhten Lautstärke und der geballten Faust von Cedric und auch Maros blieb ruhig und machte keine Anstalten, seine Position zu verlassen.
    „Nur weil es bei dir so gut läuft und du dein Leben in den Griff bekommen hast, besitzt du nicht das Recht, mich so dämlich zu belehren. Du glaubst, du kennst mich. Dabei sind wir uns erst heute Morgen das erste Mal begegnet. Und über Komura weißt du genau so wenig.“
    Mit jedem Wort, lies der Frust in Cedric langsam nach und er schaffte es, sich allmählich zu beruhigen, auch wenn er nach wie vor wütend schnaubte.
    „Warum willst du mir überhaupt helfen?“, wollte er wissen. Irgendwie konnte er sich einfach nicht vorstellen, Tristan wolle ihn einfach nur so unter die Arme greifen. Dabei hatte er sich doch eigentlich vorgenommen, ihm gegenüber nett und offen zu sein.
    Tristan lehnte sich an die Hauswand und schaute in den Nachthimmel.
    „Das stimmt, jedes Wort. Damit hatte ich nicht gerechnet, so leicht bist du also nicht zu durchschauen.“
    Er lächelte.
    „Anders, als die meisten Leute. Du bist echt in Ordnung.“
    Cedric konnte nicht sagen, warum sich diese Worte so angenehm anfühlten. Immerhin war das nichts neues für ihn, zu Wissen, dass er kein schlechter Mensch war. Doch es fühlte sich so komplett anders an, wenn jemand anderes ihm das sagte. Hatte er so was nach den letzten Jahren einfach mal gebraucht? Diese dunklen, aber freundlichen Augen Tristans fingen seinen Blick auf, während er fort fuhr.
    „Ich will dir nur aus einem Grund helfen, ein einigermaßen stabiles Leben zu bekommen: Du bist ein guter Kerl. Das ist alles.“
    Komura konnte nicht anders. Als er bemerkte wie gut seinem Partner diese Worte getan hatten, musste er sich einfach für ihn mit freuen. Vielleicht ging es jetzt endlich bergauf. Er hätte es sich wirklich verdient, öfters unbeschwert zu sein.


    „Sicher, dass er es mir nicht übel nimmt?“
    „Wenn du mich noch einmal fragst, hau ich dir eine rein.“, scherzte Tristan.
    Maros hatte sich mittlerweile wieder der Gruppe angeschlossen, so dass nun zwei Menschen samt Pokémon durch die leeren Straßen der größtenteils schlummernden Stadt schlenderten. Cedric hatte einfach sicher gehen wollen, dass es auch wirklich in Ordnung war, jetzt einfach zu Reinhold zurück zu gehen, nachdem er auf so unhöfliche Weise abgehauen war. Tristan hatte dies nur wiederholt mit „Mach dir da mal keine Sorgen.“ beantwortet.
    Den Rückweg zur Schmiede hatten sie hauptsächlich schweigend zurück gelegt, allerdings war diese Ruhe weder durch Misstrauen noch durch Anspannung hervorgerufen. Es war eher eine friedliche Stille, die entspannte und welche die Beiden nicht unnötig stören wollten.
    Cedric versuchte derweil, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ihm tatsächlich jemand helfen wollte. Nicht für Bezahlung oder weil dieser Jemand einen eigenen Nutzen daraus ziehen wollte, nein. Scheinbar hatte er wirklich das Glück, heute Morgen im Wald auf den richtigen Menschen gestoßen zu sein. Nun schwor er sich wirklich, dieses Glück auch zu schätzen zu wissen.
    Nach wenigen Minuten entspanntem Fußweg standen sie wieder vor der Schmiede. Ein kurzer Rundblick zeigte Cedric, dass in den meisten umliegenden Häusern noch grell Licht brannte. Die meisten Bewohner waren also noch auf.
    Nun zum zweiten Male öffnete Tristan für die Gruppe die Tür zu Reinholds Heim.
    „Da sind wir wie-.“
    „Ruhig! Schnell, kommt rein.“, unterbrach Reinhold und zerrte ihn hinein. Maros hetzte blitzschnell hinterher. Cedric und Komura folgte irritiert, nachdem sie einen Blick ausgetauscht hatten.
    Sofort war allen klar, dass hier irgendwas nicht stimmte. Wer diesem Schmied nur einmal begegnet war, wusste sofort, dass eine so nervöse und hektische Reaktion nichts Gutes verheißen konnte.
    Überrascht von dieser Aktion, blieb Cedric ein paar Meter zurück und sah auch nicht genau, was Reinhold Tristan dort drüben offenbar zeigen wollte. Der begann mit unterdrückter Stimme zu reden.
    „Gerade eben ist einer von der Stadtwache hier gewesen.“
    „Um die Zeit?“, wunderte sich Tristan.
    Anstatt auf die Frage einzugehen, klatschte Reinhold zwei Pergamente auf den Holztisch. Nun traten auch Cedric und Komura näher heran um zu sehen, was denn den Schmied so aus der Fassung gebracht hatte.
    Beide Schriftstücke waren nur äußerst knapp beschriftet. Zuerst fiel ihm im unteren Bereich das Wort 'Belohnung' ins Auge. Dahinter stand auf dem einen '300 Goldmünzen' und auf dem anderen '500 Goldmünzen' geschrieben. Darüber befand sich jeweils eine wirklich miserable Zeichnung, doch Cedric konnte Tristan und auch sich selbst identifizieren, wenn auch mit Mühe. Letztendlich wanderte sein Blick zum Kopf der Pergamente. 'Gesucht' stand dort in dicken Buchstaben geschrieben.
    „Dieser verdammte Dreckskerl.“, stieß Tristan hervor und hastete zu Tür und Fenster, um beide, nachdem er sich rasch versichert hatte, dass ihn niemand sah, zu schließen und zu verriegeln.
    Cedric war sofort klar, wen der Schwarzgekleidete meinte. Die Wache am Stadttor hatte tatsächlich Steckbriefe von ihnen anfertigen lassen. Für einen Moment blieb er völlig ohne Reaktion, starrte weiter auf sein Bild. Das war nicht das erste Mal, dass er sein Gesicht auf einem Steckbrief fand. Doch dieses Mal war es anders. Sein Herz schlug nun so schwer und unruhig, wie schon lange nicht mehr, während eine unwohle Hitze seine Glieder erfüllte. Für einen Moment weigerte er sich, es zu glauben, aber es war Tatsache. Wegen so einem Mist! Dabei sollte doch gerade alles anders werden.
    Wie ein Hammer schlug Cedrics Faust auf den Tisch.
    „Scheiße!“