Alles anzeigenWenn du dich einmal damit auseinandergesetzt hättest, wie es den jüdischen Siedlern in Palästina geht, würdest du nicht so schreiben. Aber was du schreibst, entspricht ja nicht zufällig uralten Klischees. Natürlich ist der Jude der reichste dort. Und natürlich sorgt er für Unruhe. Nehmen wir die jüdischen Siedler in Hebron. Sie leben dort eingezäunt in ihren Vierteln und dürfen diese nicht verlassen. Die Verhandlungen mit den Pallis verbieten ihnen außerdem neue Häuser zu bauen, während die Pallis mithilfe der EU und der UN unglaubliche Zuschüsse erhalten. Die Juden dort sind also der arme Teil der Bevölkerung und Stress können sie gar nicht machen, weil sie hinter Beton und Stacheldraht leben.
Und von der Intifada hast du bestimmt auch noch nie gehört, oder?
Was danach zum Thema Täter- und Opfervolk kommt, ist obligatorisch. Angeblich sei der Holocaust Geschichte, damit irrelevant für die heutige Politik. So kann erstens natürlich nur wer reden, dessen Vorfahren heiter mitgemacht haben, und nach dem Krieg einfach jahrzehntelang gar nichts mehr dazu sagten, weil man ja damit beschäftigt war, im Wirtschaftswunder all die schönen Produkte zu kaufen. Holocaust? War da was?
Während Deutschland fröhlich den Holocaust vergaß und es Aufarbeitung nannte, kämpften die Überlebenden ebendieses Verbrechens in Israel um ihr Überleben, weil irgendwelche Naziaraber der Meinung waren, dass alle Juden sterben müssen. Sie blieben von den Erlebnissen ein Leben lang traumatisiert und gaben das auch an ihre Kinder weiter. Setz dich doch mal mit einem Juden zusammen und frag ihn, ob der Holocaust für ihn Geschichte ist. Ob es Geschichte für ihn ist, wenn ein Dutzend seiner Verwandten erschossen wurde. Und ob es irrelevant ist, wenn heute in Gaza eine Organisation auf ihren Raketen sitzt und sich offiziell mit Hitlergruß grüßt.
Du hingegen verlagerst Schuld und relativierst. Israel sei kein gutes Beispiel für Völkerrecht. Als ob das Völkerrecht etwas wäre, was wie das Grundgesetz eindeutig und unbestreitbar wäre. Das Völkerrecht wird ständig gebrochen. Auch Deutschland hat das bereits getan.
Deutschland exportiert die drittmeisten Waffen auf der Welt und unterstützt fleißig die Hamas im Nahen Osten. Wer sich glaubhaft für Frieden einsetzen will, sollte sich auf die Seite derer schlagen, die an einem langfristigen Frrieden aller Menschen interessiert sind. Und nicht auf die Seiten derjenigen, die den Holocaust leugnen, das Umbringen unschuldiger Zivilisten als Widerstand verkaufen, Terrorattentate weltweit verüben, den Staat Israel nicht anerkennen, Palästina judenfrei sehen wollen, im Besitz hochmoderner Raketen sind und dabei noch beklagen, sie seien in der Opferrolle.
Ich kann wirklich nur dafür werben, dass du dich mit dem Konflikt nochmal genauer auseinandersetzt. Du musst nicht alles gutheißen, was Israel macht, und sicherlich war auch nicht alles gut. Es wäre absurd anzunehmen, dass ein moderner Staat ein Unschuldslamm ist. Aber die assymetrische Darstellung deinerseits widerspricht in so ziemlich allen Punkten der Wirklichkeit und dient einer Bestätigung der eigenen Vorurteile.
Huch, das sind ja gleich viele Anschuldigungen auf einmal. :D Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich spreche den Arabern keineswegs von Schuld frei und will auch nicht von "den bösen Juden" sprechen. Mir ist auch bewusst, dass Deutschland selbst hundertfach das "Völkerrecht" bricht. Sei es durch Waffenlieferungen, Asyl- und Flüchtlingspolitik, eventuelle Beteiligungen an Umstürzen, Kriegen u.s.w.
Mit stößt es nur sauer auf, dass einige auch Israels Rolle in den Konflikt ausblenden. Ich bin auch nicht gegen die dortige Bevölkerung, gegen die ganz normalen Bürger wie du und ich. In Gegenteil finde ich es schade, wenn Leiute von dort wieder ihr Land verlassen müssen, weil sie sich nicht täglich mit Krieg auseinander setzen wollen und von dort aus in die Schweiz oder in die USA auswandern. Es ist eine große und traurige Ironie, die man auch nicht relativieren darf.
Gewalt erzeugt auch immer Gegengewalt und das Misstrauen der Menschen zueiander ist leider so tief, dass auch eine diplomatische Lösung wohl so nicht möglich sein wird - der kleinste Zwischenfall wird dann wieder die Situation eskalieren. Eine Idealvorstellung wäre vielleicht ein gemeinsamer Staat ohne Vorurteile, Glaubensfreiheit und gemeinsamer Fußballmannschaft, wo Araber und Juden miteinander spielen und jede Religion sich nach Belieben in Jerusalem und den Umland entfalten darf. Aber wer ist dazu fähig, die tiefen Gräben des Hasses zuzuschütten?
Hai: Ha! Da meinte es jemand wohl ganz genau, wa? ;) Aber was waren damals Mandate des Völkerbundes? Gebiete und ehemaligen Kolonien des ehem. Osmanischen Reiches und Deutschlands. Die Vormundschaft in der Region obliegte Frankreich oder Großbritannien. Im Prinzip eigentlich nichts anderes als eine Kolonie. Zum Faisal-Weizmann-Abkommen wurde ja genug gesagt. Auch das kam mit den politischen Druck Großbritanniens zu Stande. Und man ging ja davon aus, das Palästina NICHT Teil eines großarabischen Königreiches (mit Saudi-Arabien, Jemen, Jordanien, Syrien us.w.) wird, also ein seperater Staat. Aber selbst ein arabisches Königreich kam da nie zu Stande. Dass dort andere mal die Bevölkerungsmehrheit stellen, und nicht die Araber, daran dachte damals niemand. Man wollte nur sicherstellen, dass Jerusalem für Christen/Juden frei zugänglich werden würden und nicht Teil eines sich abschottenden arabischen Großkönigreiches.