Warrior Cats- Verloren im Eis (FF)

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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  • Vorwort:


    Copyright:


    Genre:
    Fantasy


    Warnung und Altersbeschränkung:
    Es wird Blut fließen und es werden auch einige schlimmere Verletzungen vorkommen. Die Originale sind ab 10/12 Jahren freigegeben, demnach würde ich meine Fanfiction auch in etwa in diesem Bereich einordnen.


    Inhalt:


    Informationen (Erklärungen für diejenigen, die diese Buchreihe nicht kennen) :
    [tabmenu]
    [tab=Die Clans]
    DonnerClan (wie in den Originalen beziehe ich mich hauptsächlich auf diesen Clan)
    FlussClan
    WindClan
    SchattenClan
    SternenClan (bezeichnet die verstorbenen Krieger, die treu und loyal waren. Sie treten manchmal noch in Erscheinung, schicken Träume/ Prophezeiungen und wachen über alle Katzen der Clans)
    [/tabmenu]


    Die Ränge/Aufgaben


    Die Territorien


    Das Gesetz der Krieger


    Das Lager


    Charaktere:
    (Aufgrund von Spoilergefahr werden die Katzen meistens mit dem Namen hier aufgelistet, den sie bei ihrem Debüt haben. Kommen neue Katzen hinzu, werden diese editiert, allerdings werden auch ihre Namen nicht mit dem Lauf der Geschichte hier verändert.)


    DonnerClan


    FlussClan


    WindClan


    SchattenClan



    Links/Quellenangaben:

  • Bleiches Mondlicht fiel auf den Wald. Die Baumkronen hatten einen frostigen, silbernen Schimmer, während ihre Stämme beinahe so undeutlich zu erkennen waren wie ihre herausragenden Wurzeln, die ineinander verschlungen waren, als wollten sie jedem Lebewesen den Weg versperren. Tote Blätter raschelten, als sich eine schmale Gestalt durch die Baumreihen schlängelte. Geschickt wich sie dabei jeder Wurzel aus, ohne überhaupt hingucken zu müssen. Zielstrebig trabte sie weiter, den Kopf erhoben, den Blick unverwandt auf den Mond gerichtet, der hier und da in der Decke aus Blättern aufblitzte. Die anderen Sinne des Wesens jedoch waren auf die Umgebung fixiert, lauschten auf Geräusche und prüften die Luft. Unter dem braun-grauen Fell spielten die sehnigen Muskeln, nur getrübt von den Narben, die der Kater bei schweren Kämpfen in der Vergangenheit davon getragen hatte. Kurz hielt er inne, öffnete den Mund und schnupperte mit der Nase in der Luft. Nirgendwo war ein Lebenszeichen zu erkennen, weder von Beute, noch von einer anderen Katze.

    "Nicht nur die Blätter sind tot.", krächzte der alte Kater. Seine Stimmte klang so rau und kratzig wie eine Kralle, mit der man über eine Felswand schabte. Er trabte weiter, seine langen, weißen Schnurrhaare zitterten. Sein Schwanz, der voller Kletten und Blätter war, streifte immer wieder die Rinden der Bäume.
    Wie aus dem Nichts ragte vor dem Kater eine scharfkantige Felswand hervor, welche den Mond nun vollends verdeckte. Er spürte die Kälte der scharfkantigen Steine vor sich, und merkte, wie sich einige auf dem Boden liegende, kleinere Steine in seine Pfoten gruben. Doch der Kater achtete nicht auf die Schmerzen, sondern trabte an der Felswand entlang, sein Fell streifte sie bei jedem Schritt, auf der Suche nach einer Höhle. Für einen kurzen Moment dachte der Kater, die Höhle sei verschüttet, aber dann spürte er endlich eine Öffnung in der Felswand. Sie war schmal, klaffte aber wie eine tiefe Wunde im Felsen. Ohne zu Zögern schob sich der Kater hindurch und folgte dem Durchgang. Von der Höhle ging eine unheimliche Kälte aus, nichts Wärmendes, nichts, was ihm noch das Gefühl geben konnte, dass er vermisst hatte. Obwohl es eine Höhle war, hallten seine Schritte nicht, wie es eigentlich hätte sein sollten.
    Es herrschte Totenstille. Der Gang teilte sich in drei Abzweigungen. Instinktiv hielt sich der Kater links und merkte bereits nach wenigen Herzschlägen, dass der Durchgang breiter wurde. Ohne hinsehen zu müssen wusste er, dass er da war, wo er hinwollte. Ein schwacher Geruch nach Blut, Angst und Tod lag noch in der Luft, mehrere Wochen alt. Fürchterliche Schauder jagten über den ganzen Körper des Tieres, wie eisiger Wind in einer kalten Novembernacht.
    "Tut mir Leid.", flüsterte er in die Stille hinein, bevor es sich wieder umwandte und zurück ging. Es war zu spät gewesen. Und bald würde das überall so sein.
    "Wenn nicht bald etwas passiert, gibt es diese Welt nicht mehr. Dann gibt es nichts mehr. Wie ein schwarzes Loch, das alles mühelos hinunter schlingt, was ihm entgegen kommt."

  • DIE KOMPLETTE ERDE schien zu beben, als ein blau-grauer Kater durch den Wald preschte. Seinen scharfen Sinnen entging nichts, und die Bäume und Sträucher sausten nur so an ihm vorbei. Die kräftigen Muskeln zeichneten sich bei jedem Sprung ab, das Fell des Kriegers war gesträubt, die Krallen ausgefahren.
    "Ich komme!", brüllte er und flog beinahe die wenigen übrigen Fuchslängen zum Lagereingang. Ein riesiger Wolf war eingedrungen. Bösartige Augen funkelten, die Lefzen waren zurück gezogen, und das Maul war voller riesiger Zähne, die in der Sonne aufblitzen. Schaum tropfte aus dem Maul des Ungeheuers, und es stieß ein angriffslustiges Heulen aus. Der Wolf war fast doppelt so groß wie der Kater, doch der Krieger hatte mehr Mut als je irgendeine andere Katze. Mit vorgestreckten Krallen und einem wütenden Fauchen sprang der Kater den riesigen Wolf an. Mühelos landete er auf seinem Rücken, krallte sich mit den Hinterbeinen fest und nutzte seine Vorderpfoten, um dem Monster das Gesicht zu zerkratzen. "Ich beschütze meinen Clan!", schrie der furchtlose Krieger und biss dem Wolf ins Ohr. Der Wolf jaulte, versuchte sich freizukämpfen, doch gegen seinen starken Gegner hatte er keine Chance. Aber der Kater war noch nicht fertig mit ihm. Er langte mit der Vorderpfote unter den Bauch des Ungestüms und...


    "Tannenjunges, jetzt hör endlich auf!" "W-was?" Der blau-graue Krieger hob den Kopf. Er war doch noch nicht fertig gewesen mit dem Kampf! Und warum Tannenjunges? Noch etwas schlaftrunken blinzelte er in die vorwurfsvollen Augen seiner Wurfschwester.
    "Ich war noch nicht fertig mit dem Kampf!", beschwerte sich Tannenjunges und rappelte sich mit gesträubtem Fell auf. "Warum hast du mich geweckt, Moosjunges?" Als Antwort drehte sich seine Schwester etwas, und sein Blick fiel auf einen blutigen Kratzer an ihrer Schulter. "Das warst du!", fauchte sie ihn an. "Ich habe friedlich geschlafen, und du hast nichts anderes zu tun als mich zu attackieren!" Schuldbewusst legte Tannenjunges das Fell wieder an. "Tut mir leid.", miaute er und fuhr ein paar Mal vorsichtig mit seiner rauen Zunge über die Kratzspur. "Ich habe gegen einen Wolf gekämpft.", berichtete er ihr so stolz, als wäre dies kein Traum, sondern Realität gewesen. "Und ich habe ihn auch fast vertrieben..." "Wen vertrieben?" Tannenjunges und Moosjunges fuhren herum. Lichtjunges hatte den Kopf in die Kinderstube gesteckt, mit einer kleinen toten Wühlmaus im Maul. "Den Wolf.", antwortete Tannenjunges ungeduldig. Lichtjunges' Bernsteinaugen wurden groß und rund wie der Vollmond. "Wolf?" "Er hat geträumt.", klärte Moosjunges ihre Schwester auf. "Und er hat es auch nur beinahe geschafft.", fügte sie neckend hinzu und fuhr ihrem Bruder mit der Schwanzspitze sanft über die Nase. "Hättest du mich nicht geweckt, hätte ich es geschafft.", stellte Tannenjunges ein bisschen verärgert klar. Keiner schien ihn ernst zu nehmen. Lichtjunges tappte durch die Öffnung in den Bau aus Brombeerranken und legte die Maus vor ihren Geschwistern auf den Boden. "Seidenfell wollte gleich etwas Jagen gehen.", verkündete sie. "Wir sollen uns die Maus teilen und hier auf sie warten." Tannenjunges schnaubte verächtlich. "Pah, ich kann gehen, wohin ich will und wann ich will. Vielleicht habe ich auch jetzt im Moment Lust, das Lager zu verlassen?" "Das hast du bestimmt nicht." Tannenjunges zuckte zusammen, als ein schwarzer Kopf in die Kinderstube lugte. Es war Pantherpfote. "Wenn du Rauchsterns Befehle missachtest, kannst du noch lange warten, bis zu zum Schüler ernannt wirst. Ganz zu schweigen von deiner Zeremonie zum Krieger.", wies ihn der Schüler zurecht. Tannenjunges peitschte nervös mit dem Schwanz und sah etwas verunsichert aus. Er wich dem Blick des schwarzen Kater aus und knetete mit seinen Vorderpfoten den Boden. Doch Pantherpfote schnurrte belustigt. "Keine Sorge, ich verrate nichts.", versprach er und blinzelte. "Aber nur, wenn ihr nicht das Lager verlasst. Sonst bekomme ich noch Ärger mit Schwarzfell. Und dann werde ich vermutlich für den Rest meines Lebens Schüler bleiben, wenn ich überhaupt lebend davon kommen würde." "Immerhin müsstest du dann nicht in den Ältestenbau umziehen.", foppte ihn Moosjunges. Die Schnurrhaare des Schülers zuckten. "Stimmt." Er wandte sich wieder dem Eingang der Kinderstube zu. "Ich gehe mit Schwarzfell jagen.", rief er über die Schulter. "Und ich werde gucken, ob ich eine Taube erwische." Er schnippte zum Abschied noch einmal mit dem Schwanz, dann war er verschwunden.
    Lichtjunges sah Tannenjunges erwartungsvoll an. "Pantherpfote ist echt nett, oder?" Tannenjunges drehte demonstrativ den Kopf zur Seite und bleckte die Zähne. "Er kommandiert uns herum.", knurrte er. "Dabei sind wir selbst fast schon Schüler." "Leg dein Fell an.", miaute Moosjunges besänftigend. "Er hat dir deine Lieblingsbeute versprochen. Und er verrät uns nicht. Wir sollten ihm dankbar sein." "Wir sind genauso wertvoll für den Clan.", konterte Tannenjunges und seine Augen sprühten kaltes Feuer. "Dagegen hat auch niemand etwas gesagt. Tannenjunges, noch drei Sonnenaufgänge, dann werden wir zu Schülern ernannt. Die paar Tage halten wir noch in der Kinderstube aus." Tannenjunges knurrte so etwas wie Zustimmung und atmete seine angehaltene Luft aus. Lichtjunges drückte ihre Schnauze gegen die seine. "Wir werden noch genügend Kämpfe bestreiten.", miaute sie. "Lasst uns jetzt etwas essen. Ich habe Hunger wie ein Wolf."


    "Tut mir leid." Die drei Jungen sahen von ihrer spielerischen Rangelei auf, als Pantherpfote zu ihnen hinüber getrottet kam. "Ich habe keine Taube gesehen- und erst recht keine gefangen." "Hattet ihr kein Glück beim Jagen?", fragte Moosjunges besorgt. "Ein Eichhörnchen und drei Wühler.", antwortete der Schüler. Moosjunges drückte sich an seine Flanke. "Das ist doch gut. Hast du das Eichhörnchen gefangen?" "Nein.", gab Pantherpfote zu. "Aber einen der Wühler." Tannenjunges, der sich durch das Austoben wieder beruhigt hatte, nickte ihm aufmunternd zu. "Du machst dich schon gut als Jäger.", lobte er den schwarzen Schüler. Er seufzte. "Wie ich dich beneide. Ich will auch endlich Jagen gehen, patrouillieren und kämpfen." "Das kommt schneller als man denkt." Pantherpfote senkte den Kopf. "Was hast du?" Lichtjunges musterte ihn mit sorgevollem Blick. "Manchmal vermisse ich die Kinderstube.", gestand er. "Das Herumtollen mit Wolfspfote, das Spielen..." Der Schüler wurde unterbrochen, als Moosjunges auf seinen Rücken sprang und den verdutzten Kater dabei von seinen Pfoten riss. "Angriff!", jaulte sie. Das ließen sich ihre Geschwister nicht zwei Mal sagen und im Nu war Pantherpfote unter den drei Jungen begraben. Sie rangelten im Spiel, kämpften mit wild rudernden Pfoten, die Krallen sorgsam eingezogen.
    "Oh nein, die Kinderstube ist los.", jaulte eine tiefe Stimme über das Lager. Lichtjunges verharrte erschrocken und ließ schnell von Pantherpfote ab. Der rappelte sich auf und hob seine rechte Vorderpfote, mit der er zuvor Moosjunges sanft auf dem Boden festgehalten hatte. Schwarzfell trabte zu ihnen, seine sehnigen Muskeln zeichneten sich deutlich unter seinem dünnen Fell ab. "Wir haben nur unsere Schülerfertigkeiten geübt.", sagte Moosjunges höflich. "Das sehe ich." Die Stimme des Kriegers klang verächtlich. Er schnippte mit der Schwanzspitze. "Pantherpfote, wenn du vorhast, den restlichen Tag zu spielen, hast du heute Abend keine Energie mehr für die Abendpatrouille.", mahnte er ihn. Seine Augen funkelten vor Zorn. Sein Schüler neigte entschuldigend den Kopf. "Tut mir leid, Schwarzfell.", murmelte er. "Ich ruhe mich dann etwas aus." Pantherpfote nickte den drei Jungen freundlich zu, dann trottete er gehorsam zum Schülerbau. Schwarzfell war bei ihnen stehen geblieben. "Ihr habt noch eine Menge zu lernen." Der riesige Kater ragte drohend über den dreien auf. "Ihr solltet in den nächsten Tagen unbedingt lernen, dass sinnloses Herumtollen nur Energie- und Zeitverschwendung ist." Mit angelegten Ohren wirbelte er herum und stolzierte zu der Hochnase. In wenigen Sätzen hatte er den Felsvorsprung über sich erreicht und schlüpfte in den Bau des Anführers, einer großzügigen Felsspalte.
    Moosjunges zuckte mit den Ohren. "Ich kann Schwarzkralle nicht ausstehen.", flüsterte sie. "Ich auch nicht.", entgegnete Tannenjunges. "Ich bin bloß froh, dass er nicht mein Mentor ist." Er sah Lichtjunges an. "Alles in Ordnung mit dir?", fragte er. "Was? Ja, alles in Ordnung.", miaute Lichtjunges. "Ich grübele nur gerade darüber nach, welche Katzen uns als Mentoren zugeteilt werden." "Ich möchte von Nebelstreif ausgebildet werden.", rief Tannenjunges sofort und seine Augen begannen zu leuchten. Nebelstreif war nicht nur sein Vater und ein außerordentlich guter Krieger, er war auch noch der Zweite Anführer. "Ich würde gerne von Goldstreif oder Flammenfell ausgebildet werden.", sagte Moosjunges. "Lichtjunges, was ist mit dir?" "Von Seidenfell." Lichtjunges war sich sicher, dass sie keine andere Katze lieber als Mentor haben würde als ihre Mutter. Tannenjunges nickte. "Das werden wir dann ja sehen. Nebelstreif schlägt Rauchstern ja meistens Mentoren vor, und da wir seine Jungen sind, wird er bestimmt ein gutes Wort für uns einlegen.", sagte er zuversichtlich. Moosjunges riss ihre grünen Augen auf. "Meinst du das geht?", fragte sie. "Wir müssen ihn nur fragen." Tannenjunges hüpfte auf der Stelle. "Kommt, wir fragen ihn." "Nein." Lichtjunges sah ihre Wurfgeschwister ernst an. "Wir sollten das nicht machen. Nebelstreif und Rauchstern werden das auch ohne unsere Vorschläge entscheiden können. Und ich habe noch nie gehört, dass jemand auf die Idee kam, einen Wunschmentor zu äußern." "Wir sind noch nicht einmal sechs Monde alt.", herrschte Tannenjunges sie an. "So viel können wir auch noch gar nicht mitbekommen haben. Ich frage ihn." Er trabte zu der Hochnase. "Kommt ihr mit?", rief er über die Schulter zurück. Moosjunges und Lichtjunges sahen sich unschlüssig an, rührten sich aber nicht vom Fleck. "Soll ich etwa auch noch für euch fragen?", bot Tannenjunges hilfsbereit an. "Nein.", antworteten die beiden Kätzinnen im Chor. "Wie ihr wollt..." Tannenjunges lief schneller und drehte sich nicht noch einmal um. Wie mäusehirnig kann man als Katze sein? Das wäre ihre Chance gewesen! Na ja, ich ergreife sie wenigstens.
    Moosjunges holte ihn ein, bevor er die Hochnase erreichen konnte. "Nebelstreif ist auf Patrouille.", erinnerte sie ihn. "Und Rauchstern kannst du mit so etwas ganz bestimmt nicht kommen." Tannenjunges zuckte vor Verlegenheit zusammen. Er hatte völlig vergessen, dass sein Vater nicht da war. "Schon gut.", murmelte er und drehte sich um. "Aber wenn ich Nebelstreif heute sehe, werde ich ihn fragen!"


    "Nebelstreif! Nebelstreif, warte!" Der Zweite Anführer des DonnerClans drehte sich um, als er das laute Miauen hinter sich hörte. Tannenjunges kam so schnell auf ihn zugestürmt, dass er mit dem Krieger zusammenstieß. Der Kater wankte leicht, blieb aber auf seinen vier Pfoten. "Tannenjunges, wie oft habe ich dir schon gesagt..." "Tut mir leid." Tannenjunges setzte sich auf und sah seinem Vater tief in die Augen. "Aber ich muss dich unbedingt etwas fragen." "So?" Der Krieger ließ sich vor ihm nieder. "Was gibt es?" "Ich wollte fragen, ob du schon weißt, wer unsere Mentoren werden.", kam Tannenjunges sofort zur Sache. Nebelstreif verengte die Augen. "Das wirst du noch früh genug erfahren.", wies er ihn zurecht. "Für dich gilt dasselbe wie für alle anderen Katzen." "Ich weiß." Tannenjunges senkte schuldbewusst den Kopf. "Aber ich hätte so gerne dich als Mentor.", fuhr er mutig fort. "Letzten Endes hat Rauchstern das zu entscheiden.", erinnerte ihn der Stellvertreter sanft. "Kannst du ihn nicht fragen?", bettelte Tannenjunges. "Wir haben uns schon entschieden.", erwiderte Nebenstreif. Tannenjunges hob den Kopf und sah ihn enttäuscht an. "Was?" "Wir haben uns schon Mentoren für euch alle drei überlegt.", wiederholte der Krieger. Er stand auf. "Ich muss die morgendlichen Patrouillen und Jagdgruppen zusammen stellen.", sagte er und leckte dem Jungen tröstend über das Ohr. "Und du solltest langsam zurück in die Kinderstube." Tannenjunges sah ihm nach, wie er würdevoll davon schritt. Er bewunderte seinen Vater mehr als irgendeine andere Katze im Wald. "Wenn ich einmal groß bin, möchte ich genauso sein wie er.", murmelte er. "Wie möchtest du sein?", krächzte eine hämische Stimme hinter ihm. Mit gesträubten Nackenhaaren drehte sich Tannenjunges um und entdeckte Wolfspfote, den- laut Tannenjunges- eingebildetsten und unfähigsten Kater im ganzem Wald. "Und du willst Schüler werden?", verhöhnte ihn der Schüler weiter. "Du hast mich noch nicht einmal bemerkt. Aber vielleicht bin ich einfach nur ein begnadeter Krieger." "Ich werde Stellvertreter sein, bevor du überhaupt deine Nächte nicht mehr im Schülerbau verbringen musst.", fauchte Tannenjunges wütend. Wolfspfote hob selbstgefällig das Kinn und blickte auf Tannenjunges hinab. "Weißt du eigentlich, was du da gesagt hast?", zischte er. "Das würde nämlich bedeuten, dass Nebelstreif erst sterben müsste, bevor..." Tannenjunges hatte genug gehört. Mit einem wilden Fauchen und ausgefahrenen Krallen ging er auf den Schüler los und biss ihm ins Ohr. Wolfspfote knurrte und warf sich auf den Rücken, wobei er Tannenjunges unter sich begrub. Der Aufprall und das Gewicht seines größeren Gegners nahmen dem Jungen für einen Herzschlag den Atem. Verzweifelt strampelte er, und riss mit den Krallen Wolfspfotes Rücken auf. Der Schüler jaulte, rappelte sich auf, sprang hoch und landete so schnell wieder auf Tannenjunges, dass dieser noch nicht einmal die Zeit zum aufstehen hatte. Hilflos wand er sich unter den Vorderpfoten seines Gegners, die ihn scheinbar mühelos zu Boden drückten.
    "Aufhören, ihr beiden! Sofort!" Die jaulende Stimme klang scharf wie eine Kralle und Wolfspfote ließ von Tannenjunges ab. Erstarrt blieb er stehen, als sich Nebelstreif den beiden näherte. "Was ist hier los?" Seine Augen funkelten vor Zorn, sein Schwanz peitschte hin und her. Tannenjunges rappelte sich auf die Pfoten und schüttelte sich Blutstropfen aus dem Fell. "Nun?" Der Zweite Anführer sah die beiden immer noch voller Wut an. "Ich warte." "Tannenjunges hat angefangen, er..." "Es interessiert mich nicht, wer von euch angefangen hat.", fuhr Nebelstreif Wolfspfote ins Wort. "Ich möchte wissen, was der Grund war." Beide schwiegen. Scheinbar war Wolfspfote die Situation genauso unangenehm wie Tannenjunges, denn er sagte nichts mehr.
    "Geht zu Efeuglanz.", befahl der Krieger schließlich. "Und danach werdet ihr die Ältesten nach Zecken absuchen!"
    Tannenjunges sträubte die Nackenhaare. "Was?"
    "Los, verschwindet." Mit diesen Worten drehte sich Nebelstreif um und stolzierte davon.
    "Das ist alles deine Schuld!", fauchte Wolfspfote. "Gar nicht!", konterte Tannenjunges, als er dem Schüler zum Heilerbau folgte. Trotz seiner Wut empfand er doch eine kleine Genugtuung, als er die blutigen Kratzer in Wolfspfotes braun-grauem Fell betrachtete. Dem habe ich es gezeigt. Und wenn er sich noch einmal so unverschämt mir gegenüber verhält, reiße ich ihm das Fell ganz aus, schwor sich Tannenjunges und zuckte vor Vorfreude mit den Schnurrhaaren.
    Als die beiden Katzen den Felsspalt betraten, in dem die Heilerin ihren Bau hatte, sortierte die hübsche Kätzin gerade alte Kräuter aus. Sie drehte sich sofort um, als die beiden hinein geschlüpft kamen und sah die beiden besorgt an. "Was ist passiert?" Tannenjunges trabte ein paar Schritte auf sie zu und setzte sich. "Meinungsverschiedenheiten.", antwortete er beschämt. Es war ihm zu peinlich, um der Heilerin von den Einzelheiten zu berichten.
    Efeuglanz untersuchte zuerst Tannenjunges, dann beschnüffelte sie Wolfspfote.
    "Das sieht nicht so schlimm aus.", beruhigte sie die beiden. "Ich gebe euch Spinnenweben gegen die Blutungen und etwas Haselnussbrei auf die Verletzungen. Vorher solltet ihr sie aber noch etwas sauber lecken."
    Tannenjunges reckte mühsam den Kopf, um die Kratzer auf seinem Rücken zu lecken. Wolfspfote hatte ähnliche Schwierigkeiten, denn mit seiner Zunge erreichte er nicht alle Kratzer auf seinem Bauch. Wortlos leckte Efeuglanz die Kratzer sauber, an die die beiden nicht heran kamen. Tannenjunges schloss die Augen, als die Heilerin behutsam seine Verletzungen säuberte. Anschließend holte Efeuglanz Spinnenweben und drückte sie den beiden Katern in die Pfoten. "Tannenjunges, du drückst die Spinnenweben auf deine Schulter.", wies sie ihn an. "Und Wolfspfote, du solltest sie auf die Kratzer auf deinem Bauch legen." Die beiden gehorchten und Tannenjunges stellte enttäuscht fest, dass bis auf diesen einen Kratzer alle zu bluten aufgehört hatten. Sie waren noch nicht einmal groß genug, um eine Narbe zu hinterlassen. Irgendwie schade. Ich hätte so gerne meine erste Narbe davon getragen, die zeigt, dass ich einen Kampf bestritten habe, dachte er.
    Efeuglanz zerkaute die Haselnüsse zu einem Brei und rieb beiden Katern die Paste auf die Verletzungen.
    "Fertig.", miaute sie schließlich und trat einen Schritt von Wolfspfote zurück. "Ihr dürft jetzt gehen. Aber wenn ich euch erwische, dass ihr noch einmal streitet..."
    "Schon gut.", fiel Wolfspfote ihr ins Wort. Der Schüler verzog das Gesicht, als er sagte: "Hast du noch Mäusegalle da?"
    Efeuglanz blinzelte kurz erstaunt, dann schnurrte sie belustigt. "Seid ihr aufgefordert worden, die Ältesten nach Zecken abzusuchen?"
    "Das ist Schülerarbeit.", knurrte Tannenjunges. "Und für ungezogene Jungen.", wies ihn die Heilerin zurecht. Sie drehte sich um, tunkte zwei Moosbündel in eine widerlich riechende Flüssigkeit, hob diese anschließend jeweils mit einem Ast auf und trug sie den beiden Katern vor die Pfoten.
    "Igitt.", quiekte Tannenjunges und sprang zurück. "Was ist das für ein widerlicher Gestank?"
    "Das ist die Mäusegalle.", antwortete Efeuglanz geduldig. "Wolfspfote, zeig du ihm, wie man das macht. Tannenjunges macht das zum ersten Mal. Achtet darauf, dass ihr die Mäusegalle nicht in den Mund bekommt. Den üblen Geschmack habt ihr sonst noch tagelang im Maul. Wenn ihr fertig seid, könnt ihr euch in dem Rinnsal hier im Heilerbau die Pfoten waschen. Ich würde euch raten, nicht eure Zunge dafür zu benutzen."
    Wolfspfote nahm mit gesträubten Nackenhaaren sein Bündel hoch. Würde Tannenjunges nicht dasselbe bevorstehen, hätte er am liebsten losgelacht. Ohne sich umzudrehen, lief Wolfspfote mit weit vorgestreckter Schnauze aus dem Heilerbau.
    "Nun?" Efeuglanz sah Tannenjunges erwartungsvoll an. "Worauf wartest du?"
    Tannenjunges' Magen drehte sich um. Selbst durch den Geruch der vielen, verschiedenen Kräuter biss ihm der entsetzliche Gestank in der Nase. "Ich kann das nicht.", miaute er leise. Efeuglanz drehte ihm den Rücken zu. "Nun, wenn du meinst. Dir ist dann aber mit Sicherheit bewusst, dass du dann lange auf deine Schülerzeremonie warten kannst?" Tannenjunges blickte die Kätzin ängstlich an. "Das meinst du nicht ernst."
    "Gehorsamkeit gehört auch zum Kriegerdasein." Sie drehte den Kopf und blickte ihn ruhig an. Tannenjunges wusste, dass es keinen Zweck hatte. Er neigte höflich den Kopf, packte mit seinen vorderen Zähnen das Blätterbündel und folgte Wolfspfote, der bereits im Ältestenbau verschwunden war.
    Als Tannenjunges in den Bau hineingeschlüpft kam, saß Wolfspfote bereits neben dem Ältesten Wolkenpelz, das in Mäusegalle getränkte Moosbündel hielt er in seinen Pfoten und presste es über der Flanke des alten Kriegers leicht zusammen.
    "Da bist du ja endlich.", blaffte Wolfspfote. "Wenn du denkst, ich mache die Arbeit alleine, hast du dich getäuscht."
    "Davon bin ich auch nicht ausgegangen.", fauchte Tannenjunges. Hellpelz, die cremefarbene Kriegerin, hob den Kopf.
    "Tannenjunges?", krächzte sie erstaunt. "Was hast du angestellt, dass du zur Zeckenentfernung verdonnert wurdest?"
    "Er hat mich angegriffen.", kam Wolfspfote ihm zuvor.
    "Du hast angefangen." Tannenjunges hatte das Bündel neben Hellpelz fallen lassen und machte einen Buckel, als er den Schüler anfunkelte. "Schluss jetzt.", ging Wolkenpelz dazwischen. Sofort verstummten die beiden.
    Tannenjunges beobachtete Wolfspfote kurz. Der Schüler machte sich nicht die Mühe, ihm irgendetwas zu erklären, und Tannenjunges würde sich lieber eigenhändig die Zunge abbeißen, als ihn zu fragen. Er schob Hellpelz' dünnes Fellkleid auseinander und suchte nach den blutrünstigen Biestern. Als er eine fand, träufelte er die stinkende Galle auf die Zecke, die kurze Zeit später abfiel.
    Tannenjunges entdeckte noch zwei weitere und ließ etwas Mäusegalle auf sie fallen, als eine vertraute Gestalt im Eingang des Baus erschien. "Lichtjunges, was machst du denn hier?", fragte er.
    "Ich habe gehört, dass ihr euch gestritten habt.", miaute sie. Wolfspfote beachtete sie nicht.
    "Fertig." Er ließ von Wolkenpelz ab und wollte verschwinden, doch Tannenjunges rief ihm hinterher. "Und was ist mit Weißbart?"
    "Ich war eher hier als du.", sagte Wolfspfote und wollte schnell aus dem Bau verschwinden. "Weißbart kannst du übernehmen."
    "Was?" Tannenjunges wollte ihn aufhalten, doch Lichtjunges hob das Moosbündel auf.
    "Ich helfe dir.", bot sie an. "Aber lass dich nicht wieder von ihm provozieren. Du willst dir doch nicht noch mehr Ärger einhandeln?"
    Tannenjunges seufzte. "Du hast recht. Danke."
    Während die beiden Jungen Weißbart von vier Zecken befreien mussten, blickte Tannenjunges seine Schwester erstaunt an. Die rümpfte zwar die Nase, beschwerte sich aber in keinster Weise über den Gestank der Mäusegalle.



    2. Kapitel