Gehe hin und tue also
Gehe hin und tue also
Stürze! über jede Wurzel
Halt dich fest! an jedem Ast
Bette dich! auf weichen Nadeln
Denk d'ran: Du bist nur ein Gast
Tritt heraus aus deinem Schatten!
Komm ins Licht, mach dich bekannt
Klopfe! Laut! an jede Türe
Grüsse! Schüttle jede Hand!
Winke! Rufe! Rede! Lächle!
Heulen hört dich nur der Mond.
Fletsche hie und da die Zähne!
Glaubst du, dass sich Hoffen lohnt?
Musiziere! Fantasiere!
Mach dich gross! doch bleib ein Kind
Schmücke! Mit und ohne Muse
Tag und Nacht
und taub
und blind
Hast du alle Geister, geh!
Dies ist nur die erste Pforte.
Schlucke alle Tränen, geh!
Alles, was du hast, sind Worte.
Du musst dich treffen
In jedem krummen Spiegel
Mit jedem fremden Blick
In allen dunklen Wassern
Durch jeden alten Strick
Du musst dich treffen:
In allem, was du wagst, zu denken
In allem, was du scheust, zu tun
In all den hässlich fernen Dingen
die nicht in braunen Nadeln ru'hn...
Du musst dich treffen!
Im dröhnenden Schweigen
In endlichen Weiten
In schwindenden Zeiten
Im wortlosen Streiten
Belanglosigkeiten
Wenn du weisst
dass du Nichts weisst:
Dann und dort
Musst du dich treffen.
Davor wirst du danebenschiessen
Nicht hin, nicht wieder, nur stets und immer
So oft
wie du Sterne in den Himmel schiesst
versehentlich den Mond durchlöcherst.
So oft:
Der Sand, der zwischen deinen Zähnen knirscht,
wird alles wegscheuern.
So oft,
wie du gedenkst,
aufzuhören
So oft, bis du aufhörst,
zu zählen
Dann hast du vielleicht
die Hälfte
überstanden.
D'rum fang’ an! Am besten gestern
Stürze! Es ist nie zu spät
... Manchmal scheint es, dass zu Stürzen
Alles ist, was wirklich zählt
D'rum stürze! über jede Wurzel
Halt dich fest! Steh wieder auf!
Gehe hin! und tue also
Gehe hin!
Gehe hin!
Tue also!
Geh!
Vorerst ohne Titel:
Eines Tages packe ich die Welt in Worte
So dicht und so klar und so
unmissverständlich
wirst du dann erkennen müssen
dass ich sehe
und was ich sehe
und was ich denke
was du wissen solltest.
Doch bis dahin bin ich blind
und habe keinen einzigen Gedanken geformt
bis dahin habe nie Farbe gekannt
und nie Farbe bekannt
wie auch? Ich bin blind
in deinen Augen
Bleib, wo du bist
du erkennst mich auch
in freundlicher Distanz
Überhaupt:
Schau mich nicht an
Ich existiere
selbst wenn du mich nicht siehst
Hörst du mich nicht atmen?
Du sollst mir glauben,
wenn ich meine:
Ich teile mich
und diese Welt, die ich einpacke
mit allen, die fragen
und das gerne
und das herzlich
und das offen
bin ich denn stumm
in deinen Ohren?
Du musst nur rufen
ein bisschen lauter -
lauter!
- und du wirst dir so,
so lächerlich vorkommen
wenn ich dir antworte
So laut!
Und so deutlich!
«Ich sehe dich!
Ich bin hier!»
Eines Tages packe ich die ganze weite Welt
in Worte
doch bis dahin bin ich blind
bis dahin bin ich stumm