Ich muss heute einfach nur schreiben...schreiben, schreiben! 8|
Der Schmerz hämmerte durch Arkanis Körper. Nur mühsam konnte er sich auf den Beinen halten. Instinktiv spie Arkani eine mächtige Flamme nach vorne. Ein grässlicher Schrei durchschnitt die Luft. Arkanis Atem ging unregelmäßig. Was war das? Warum verspürte er wieder Schmerz? Warum? Warum? Verzweifelt bäumte Arkani sich auf, spie Feuer um etwas erkennen zu können. Ein Pokémon rappelte sich vom Boden auf. Seine schrecklichen roten Augen starrten Arkani hasserfüllt an. Arceus war das nicht. Er konnte es nicht sein! Die Augen wurden von rot zu türkis. Arkanis Feuer züngelte über den Felsboden, sodass er noch immer etwas erkennen konnte. Das Pokémon schien, obwohl es keinen Mund hatte, hämisch zu grinsen, als es bemerkte, wie ausgelaugt Arkanis Zustand war. „Du hast keine Chance gegen mich“, schnarrte es zufrieden. Arkanis Gedanken überschlugen sich. Hatte es nicht sogar Recht? Nein...nein, nein, nein!, schrie Arkanis innere Stimme. Gib nicht auf...es stehen so viele Leben auf dem Spiel... „Gib mir eine faire Chance“, bat Arkani. Seine Stimme klang nicht annährend so selbstbewusst wie sie hätte klingen sollen. Das Pokémon lachte belustigt. Anstatt auf Arkanis Bitte einzugehen fragte es: „Kennst du die Legende?“ „Ich kenne sie zum Teil“, antwortete Arkani. Die finstere Gestalt lächelte spöttisch und begann sie aufzusagen:
Wenn die Elemente des Donners und des Feuers,
einander zu vernichten drohen
kommt die ganze Welt zusammen
um zu sterben an der einen oder anderen Seite
der einzige, der das Blutbad beenden kann
ist der Schöpfer von Erde, Wasser und Leben
doch wird er in unsere Mitte schweben
still erhaben, durch nichts getrübt?
Finsternis herrscht überm Land
hält jede Seele in der Hand
Arkani unterbrach ihn. „Du treibst sie also an“, meinte er ruhig. Die Gestalt lächelte kalt. „Schön, dass du es erkannt hast.“ „Fahr fort.“ Es war diesmal keine Bitte, sondern eher eine Aufforderung.
Der, der die Reue kennt
sucht den Mächtigen
damit das Blut ein Ende hat
doch setzt der Schatten ihn Schachmatt?
„Wie heißt du?“, fragte Arkani leise. „Darkrai.“ Es fiel Arkani immer schwerer sich auf den Beinen zu halten. Darkrai bemerkte es und machte noch nicht einmal im Ansatz den Versuch, seine Schadenfreude zu verbergen, oder gar ihm zu helfen. „Bist du heute etwa nicht ganz fit?“, stichelte es spöttisch. Nun reichte es Arkani. Und die Wut gab ihm Kraft. „Was hier in diesem Berg geschehen ist, weißt du. Du hattest überall deine Finger drin. Aber über mein restliches Leben weißt du nichts! Als Fukano hatte ich noch vier Geschwister, unser Vater ging in die Welt und kam nie zurück. Und als dann auch noch unsere Mutter starb, hungerten wir alle, und auch die Gefahren des Waldes setzten uns zu. Alle Pokémon wiesen uns ab. Drei meiner Geschwister schafften es nicht. Und meine verbliebene Schwester wurde auch noch von einem Stollrak getötet, als wir in unserer kleinen Höhle schliefen! In meiner Verzweiflung hieb ich um mich und spie Feuer. Ich bemerkte nicht, dass dieses Stollrak schon sehr alt war. So habe ich es umgebracht, zunächst ohne es zu wissen. Am nächsten Tag regnete es. Ich saß am Höhleneingang, aß nichts mehr, trank nichts mehr. Sollte es mit mir doch zu Ende gehen. Es war sowieso vorbei. Mein Leben hatte keinen Inhalt mehr. Ich habe mich immer mehr von allen anderen abgesondert. Schließlich habe ich es in dieser Höhle nicht mehr ausgehalten. Es war ein Grab. Ich wollte allein sein. Also ging ich zum Kraterberg. Auf dem Weg dahin traf ich ein ausgehungertes Staralili. Ich sammelte für es Beeren und zum Dank gab es mir einen Feuerstein. Ich wollte es nicht enttäuschen, also entwickelte ich mich. In der Nähe des Kraterberges habe ich eine Höhle gefunden und alles verdrängt. Fast hätte ich das Leben wieder genossen. Dann begann der Krieg. Ich kam mit anderen nie richtig klar, aber so viele Unschuldige sollten sterben? Nein!“ Nun war es raus. Das Geheimnis, was Arkani so viele Jahre lang mit sich mitgeschleppt hatte. So oft verdrängt hatte. Nun war es einfach aus ihm herausgebrochen. Die kleinen Flämmchen auf dem Boden flackerten und erloschen. Darkrai schwieg. Arkani setzte sich lautlos. Er wollte nicht, dass Darkrai bemerkte, dass sein Wutausbruch ihn ans Ende seiner Kräfte gebracht hatte. „Und nun bist du hier und ringst mit dem Tod“, sagte Darkrai. Arkani wusste nicht, ob er es gesehen oder an seinem unregelmäßigem Atem bemerkt hatte. „Ich fürchte den Tod nicht“, sagte Arkani. „Er war immer mein Begleiter.“ Arkani hätte schwören können, dass Darkrai nickte. „Würdest du dich in den Tod stürzen, damit die Anderen überleben?“ Arkani dachte nach. Was war er schon? Aber wollte Darkrai ihn nicht beseitigen? Irgendwie war er viel...umgänglicher seitdem Arkani ihm seine Geschichte erzählt hatte. „Wenn es alle rettet“, meinte Arkani. „Ja.“ Darkrai schwieg. „Du bist sehr mutig“ sagte er dann. „Wenn man sowieso nichts zu verlieren hat“, meinte Arkani. „Sollte ich etwa seelenruhig zusehen?“ „Das meine ich nicht“, sagte Darkrai. „Am Fluss...ich konnte nicht alle deine Erinnerungen aufschnappen...aber wieso hast du dich nicht dem Fluss gegeben, wo dir doch sowieso alles gleichgültig war?“ „Jeder hat seine Pflichten“, sagte Arkani leise. Nein, nicht jetzt das Bewusstsein verlieren! „Du hältst so lange mit all deinen Wunden aus, Arkani. Willst du noch immer weiter?“ Die Worte drangen kaum noch zu Arkani hinüber. „Ich muss...zu Arceus...“, flüsterte Arkani. „Selbst wenn du von den Pokémon ablässt...sie werden nicht verstehen, dass der Hass nicht mehr da ist und selbst welchen produzieren...sie waren zu lange...unter deinem...Einfluss...“ Arkani konnte immer noch nur den Schatten von Darkrai erkennen. Aber er wusste, wo der Tunnel entlang führte. Benommen stand er auf und schleppte sich vorwärts. Darkrai ließ ihn vorbei. Arkani wusste nicht, ob er ihm folgte oder nicht. Eigentlich war es auch egal. An den Weg konnte sich Arkani hinterher gar nicht erinnern, was wohl zum einen daran lag, dass es noch immer stockdunkel war, zum andern wegen seinem Zustand. Dann sah er ein Licht hinten. Er konnte nicht loslaufen, sondern schleppte sich nur noch langsam vorwärts. Dann betrat er endlich den Raum. Und fiel sofort in Ohnmacht.