Hoenn Legenden [Buch 1] - Die Sage des Phoenix

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  • Die rote Kugel


    Hideaki hielt sich im Schutze der Finsternis. Eine angenehme Brise durchzog die Nacht. Der Magier war froh darüber die Außenwelt wieder einmal zu sehen. Selbst Alltägliches, ja manchen gar Lästiges, kamen ihm wie ein Wunder vor. Für einige Sekunden genoss er die Natur, welche sich ihn selbst von kleinsten Seiten zeigte, bevor seine Gedanken erneut zu dem Geschehen abschweiften. Verunsichert sah Hideaki sich zu allen Seiten um. Auch wenn die Nacht auf den ersten Blick ruhig erschien, so waren in der Umgebung mehr als fünfzehn Team Magma Mitglieder positioniert worden.


    Die weinroten Augen blieben nicht weit entfernt von ihm haften. Hinter dieser Hausmauer versteckte sie Itoe, das von ihm geliebte Mädchen. Er merkte wie seine Hände sich unwillkürlich zu Fäusten ballten. Rin, befohlene Einsatzleiterin, wusste um die Gefühle beider füreinander bescheid. Aus diesem Grund entschied sich die kaltherzige Commandantin das zierliche, für eine Trainerin wehrlose Mädchen mitzunehmen. Schon fast schmerzhaft gruben sich seine Finger in die Handflächen. Hideaki spürte eine dunkle Magie in sich aufwallen. Sobald Itoe etwas geschah, würde Rin dafür sterben müssen! Dies versprach er sich!


    „Hideaki“, flüsterte eine ihm allzu vertraue Mädchenstimme fürsorglich.
    Itoe war von ihrem Versteck aus zu ihrem Geliebten gehuscht. Sie wollte ihn unbedingt sehen! Bei ihrem Anblick verebbte sein Zorn. Liebevoll nahm er ihre Hände in die Seine. Sie zitterten!
    „Aber Itoe“, flüsterte er. „Du zitterst ja. Hast du denn eine solch große Angst?“
    Sie antwortete nicht, doch ihr nervös in der Gegend umherwandernde Blick erzählte ihm mehr als tausend Worte.
    „Ja“, hauchte sie schließlich ängstlich und drückte Hideakis Hände fester. „Ich habe solche Angst!“
    Sie wollte sich von dem Magier beschützen lassen. Hideaki konnte dies ganz bestimmt. So fiel sie ihm in die Arme. „Warum hat mich Rin hierher geschickt?“
    „Das kann ich dir nicht beantworten“, seufzte jener.


    Itoe merkte wie sich eine der liebevollen um sie geschlungenen Arme kurz löste. Neugierig sah sie
    zu ihn an. „Nimm das hier!“, forderte er sie auf.
    Ein goldenes Amulett, kaum größer als seine Handfläche, schimmerte im einfallenden Mondlicht.
    „Das ist ein Schutzamulett“, wurde ihr erklärt.
    Er deutete ihr an, sie solle sich von ihm lösen. Hideaki band ihr den schützenden Anhänger um den Hals. Seine Liebste sah fabelhaft aus! Das goldene Schmuckstück unterstrich ihre liebliche Schönheit.
    „Dieses Schutzamulett ist nicht nur ein hübsch anzusehendes Schmückstück. Es bewacht das Glück verliebter Pärchen. Und so wird meine Magie, die darin schlummert, über dich wachen“, hauchte der Magier.
    „Wenn du es sagst, dann werde ich ganz fest daran glauben.“ Zur Bestätigung nickte Itoe entschlossen.
    Mit einem zärtlichen Kuss auf die Wange wurde sie wieder verabschiedet. „Und jetzt geh zurück auf deinen Platz, bevor Rin bemerkt, dass du nicht dort bist.“
    Er sah ihr solange nach bis sich ihre Konturen endgültig mit der Dunkelheit der Nacht vereint hatten.


    „Wenn wir die blaue Kugel nicht bekommen, dann doch wenigstens die Rote!“ Rin setzte sich neben Hideaki. „Damit bestechen wir Team Aqua.“
    Der Magier blickte starr auf das vor ihnen liegende Gebäude. Es schien aus Eisen gebaut worden zu sein. Jedenfalls verlieh es der inneren Stadt Metarosts eine gewisse Kälte. Das Gebäude wirkte wie ein stählerner Käfig. Hideaki hatte sich erkundigt. In diesem Haus befanden sich wertvolle, unbezahlbare Schätze. Der größte von ihnen stellte die rote Kugel dar.
    „Ich erkläre dir wie alles vor sich gehen wird.“ Der Tonlage ihrer Stimme verhieß nichts Gutes. Kalt, unberechenbar und gefühllos.


    „Itoe wird durch den unterirdischen Wasserkanal kriechen.“ Die Commandantin belustigte sich an den erzürnten Blicken des Magiers. Sie faltete den Plan des Gebäudes auseinander und deutete auf die von ihr angegeben Stellen. „Hier an dieser Stelle..“ Ihr Finger tippte den Keller an. „…ist ein Zugang zum Gebäude. Die Regierung hat bei dem Bau an alles gedacht, doch mit dem haben sie nicht gerechnet.“ Rin grinste selbstgefällig. „Ich habe das entdeckt. Dark, willst du denn nicht wissen wie?“ Hideaki hasste den süffisanten Unterton in ihrer Stimme!
    „Wie?“, zischte er schließlich.
    „Ich habe Arbok durch die Abwässerkanäle von Metarost geschickt. So habe ich schließlich einen Plan von dem Netz anfertigen können. Natürlich habe ich mit einem solchen Eingang gerechnet.“


    Ihre Hände machten eine abweisende Bewegung. „So und jetzt weiter. Itoe…“ Rin merkte wie sich bei ihrem Namen Hideakis Hände zu Fäusten ballten. „...wird mir dann bescheid geben. Und den Rest des Planes kennst du ja bereits.“
    „Warum soll das ausgerechnet Itoe machen?“ Hideaki war sichtlich bemüht die Fassung zu bewahren. Einige magische Flüche lagen ihm erneut auf der Zunge. Ein Wort von ihm und… Er lächelte ironisch. Es war die Wahrheit. Worte waren Macht, überhaupt wenn man große magische Fähigkeiten besaß.
    „Weil ich es so entschieden habe“, gab Rin schulterzuckend zurück.
    Es wäre so einfach gewesen die Flüche zu sagen, für den mächtigsten Magier Hoenns eine Leichtigkeit! Und doch bewegten sich seine Lippen nicht.


    „Könnte ich dich denn umstimmen?“
    Rin wusste nur zu gut über seine Macht bescheid. Dennoch schien sie ihn nicht zu fürchten. „Wie willst du das erreichen?“
    Worte waren für den kleinen Zauber nicht nötig. Schwarze Energie umgab seine Vorgesetzte. Mit jedem Augenblick schlang sie sich ein wenig enger um Rins Körper. Simsalas störende Stimme der Vernunft hallte in seinen Gedanken wider. Warum nahm er das Pokemon auch immer mit sich? „Hideaki, das lässt du bleiben!“
    Bevormundend war das Pokemon auch noch!
    „Ich weiß was ich da gerade tue!“, gab er ärgerlich zurück.
    „Anscheinend nicht!“, donnerte sein Partner. „Lass das sein, ich bitte dich!“
    So rasch die schwarze Aura sich gebildet hatte, so rasch verging sie auch wieder. Doch Rin schien umgestimmt. „Ich werde sehen was sich machen lässt“, murmelte sie wütend und begab sich wieder zurück.
    Nun war es Hideaki, der selbstgefällig lächelte. Simsala fand keinen Gefallen daran seinen Willen durch Magie durchzusetzen, doch es war besser, wenn Rin Respekt vor ihm hatte und so Itoe nichts geschah. Das Pokemon hatte seltsame Moralvorstellungen. Es kam mit seiner Macht der Hideakis fast gleich und dennoch machte Simsala kaum davon Gebrauch. Sein Trainer verstand ihn nicht!


    Wolken schoben sich vor den Mond und waren in der kurzen Zeit von silbrigen Konturen umgeben. Ein Schwalbini flog ihm entgegen. Für manche Menschen ein Vogel, der es versäumt hatte rechtzeitig zu seinem Nistplatz zurückzukehren für Hideaki und all den anderen Team Magma Mitgliedern ein ausgemachtes Zeichen. Nun sollte sich zeigen, ob Team Magma Oberhand über ihre Gegenspieler ergreifen sollten. Mit der roten Kugel sollte sich alles ändern!
    Zehn Minuten noch. Dann würde das Gelingen der Mission von dem Magier abhängen.
    Gespannt sah Hideaki auf die positionierten Nachtwächtern. Wie undurchdringliche Barrieren standen sie vor der Tür. Eine Ewigkeit lang musste er sich damit abgelenkt haben, doch es waren bloß neun Minuten. Und nun hing alles von Hideaki und Simsala ab.


    „Bereit?“, flüsterte der Trainer und fuhr mit seinen Fingern kurz über den Knopf des Pokeballes. Ein roter Lichtstrahl materialisierte sich allmählich zu Simsala, seinem Partner. Teile seines gold-ockerfarbenen Körpers überzog braunes Fell. Wie bei einem Drachen neigten sich Fellbüscheln zu beiden Seiten der Wangen herab. So standen ihm auch vom Kopf zwei ockerfarbene Hörner ab. Auch wenn Simsalas Körper an einen Menschen erinnerte, sein Gesicht wies in keinster Weise solche Züge auf.
    „Natürlich“, gab er in Gedanken zurück und legte einen Arm um Hideaki.
    Rasch hatte sich das in Magie geübte Pokemon in das Gebäude teleportiert. Schon hatte er gehört, dass Menschen davon schwindelig wurde, doch sein Trainer schien gar desinteressiert daran.
    In einem dunklen, leeren Raum fanden sich die beiden wieder. Bloß die verschwommenen Konturen einiger Computer waren zu erkennen.


    Direkt zu der roten Kugel konnten sie sich nicht teleportieren, denn sein Team nahm an, dass überall in dem Raum Laserstrahlen eingerichtet worden waren. Zuerst mussten sie an den Hauptcomputer gelangen. War dieser ausgestellt, konnten sie seelenruhig die rote Kugel an sie bringen. Ihr Fehlen sollte erst am nächsten Tag auffallen. Theoretisch…


    Hideaki sah sich um. Offenbar befanden sie sich in dem richtigen Raum. Überall standen Schreibtische auf denen Computer platziert worden waren. Doch welcher stellte den Schlüssel zu Team Magmas Triumph dar? Waren sie vielleicht doch nur in einem normalen Arbeitszimmer?


    „Hideaki, wir sind hier nicht richtig“, übertrug Simsala seine zweifelnden Gedanken und teilte jene mit seinem Trainer.
    „Wo wären wir denn richtig?“, gab er leise fauchend zurück.
    Die ganze Zeit waren seine Gedanken bei Itoe. Hielt Rin ihr Versprechen? So wie Hideaki sie kannte, tat sie dies nicht.
    Vorsichtig legte der Magier seine Hand auf die Klinge der Tür. Er wusste nicht mit was er rechnen konnte. Selbstverständlich war es ein Leichtes für ihn sich unsichtbar zu machen, doch in einen solch modern ausgerüsteten Sicherheitstrakt war er noch nie eingebrochen. Zögernd drückte er die Schnalle nach unten. Hatte ihn jetzt schon jemand bemerkt? Wo stand der Zentralcomputer? Hideaki schluckte schwer, langsam breitete sich ein Gefühl der Nervosität in seiner Magengegend aus. Ein unangenehmes, drückendes Gefühl.
    Das Bild von Rins Lageplan schoß ihn wieder in den Gedanken. Er befand sich direkt neben seinem ziel, der roten Kugel. Ein Panzer aus Stahl und hoch moderner Technik umgab sie, da die blaue Kugel schon abhanden gekommen war. Der Magier wollte es nicht riskieren zuvor durch das gesamte Gebäude zu huschen.


    „Tu das nicht!“, warnte Simsala. „Rin mag gefühlskalt und skrupellos sein, aber sie weiß was sie tut. Nicht umsonst nennt man sie ‚die Meisterin der Pläne’.“
    „Halt die raus!“, flüsterte Hideaki bloß eindringlich und verschickte sodann eine Nachricht an all seine Kollegen. ‚Planänderung von mir, begebt euch so schnell wie möglich wieder hinaus aus dem Gebäude. Dark.’ Wer sich an seine Anweisungen nicht hielt war selbst schuld…
    Itoe würde sich ihm bestimmt nicht widersetzen, doch Rin hätte es getan. Hideaki schmunzelte. Wenn sie von der Polizei verhaftet wurde, war sie nicht mehr bei Team Magma. So dringend wurde sie nicht gebraucht. Es gab bei all den Team Magma Mitgliedern noch genügend andere kluge Köpfe, welche zudem noch Moral und Emotionen besaßen.


    Der Magier wartete bis mehrere Minuten verstrichen waren…vor allem um Itoes Willen. Er musste sich sicher sein, dass seine Geliebte schon längst geflüchtet war. „Es sind fünfzehn Minuten vergangen“, erinnerte Simsala. Das Pokemon stellte für seinen Trainer eine Plage da!


    Hideaki seufzte auf. Sein Partner behielt Recht, mehr Zeit durfte er wirklich nicht mehr vergehen lassen. Verwundert hielt der Zauberer Team Magmas inne. Die Tür selbst war aus standhaftem Stahl angefertigt worden. Nein, dies war bestimmt kein gewöhnliches Arbeitszimmer!
    Ein einfacher Zauber sollte für das Aufspringen der Sicherheitstür sorgen, doch seit diesem Erkenntnis war er noch unsicherer geworden. Schritt für Schritt betrat er den dunklen Gang. Am Tag beleuchtete Lampen hingen von der Decke, zu beiden Seiten fanden sich Verzweigungen.


    Doch die Tür, in dessen Raum sich die rote Kugel befand, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Neugierig legte der Magier eine Hand auf das kühle Metall. Sie war aus Titan erbaut worden. Für einen Einbrecher sollte die Tür aus Titan eine unüberwindbare Barriere darstellen, doch für Hideaki und seinen Pokemonpartner war es ein Kinderspiel in den Raum zu gelangen.
    Simsala ließ die Tür aufschwingen einer normalen Haustür gleich. Eine schwache Psychokinese hatte gereichet um das Schloss zu entriegeln.


    Schließlich sah er den wundervollen Gegenstand. Wie ein leuchtender Rubin, nein wie die Sonne selbst, erhellte die rote Kugel den dunklen Raum. Sie war in eine Glaskuppel gesperrt worden. Überall um sie befanden sich Alarmanlagen. Sicherlich waren sie so programmiert worden, dass sie sofort die Tür verschlossen. Hideaki lächelte. Er war ein Magier so wie Simsala auch. Türen waren nicht unbedingt nötig für sie.
    „Nimmst du sie etwa gleich an dich?“, wollte Simsala wissen.
    Das Pokemon spürte seine Unsicherheit. Er glaubte sogar die Hände seines Trainers leicht zittern zu sehen. Und doch stellte sich der Magier mehr oder weniger professionell seiner Aufgabe.


    Hideaki schüttelte den Kopf und murmelte leise Worte der Macht. Ein goldener Schimmer leuchtete in der Glaskuppel auf. In dem nächsten Augenblick fand sich die rote Kugel in seinen Händen wider, doch mit diesem Ereignis ertönte eine warnende Sirene durch das Gebäude. Simsala sah wie die weinroten Augen seines Trainers unsicher durch den Raum, hinaus auf den Gang schweiften.
    „Bring mich hier weg“, sagte er schließlich panisch.
    Die Rufe aufgebrachter Nachtwächter hatte ihn zur Eile animiert. Rasch umfasste Simsala die Handgelenke seines Partners und noch während sie sich in Sicherheit teleportierten erfreute sich der kleine Bruder des Team Magma Anführer einer gelungenen Mission
    !

  • Feindseligkeit


    Psiana wich panisch den dicht hintereinander folgenden Stromstößen aus. Ein greller Blitz schlug bloß eine Fingerbreite entfernt neben ihr ein. Ärger über sich selbst keimte in der Lichtkatze auf. Ohne Ken war sie hilflos. Warum brauchte sie auch unbedingt die Anweisungen ihres Trainers, ihres besten Freundes?
    Erneut zuckten Blitze um Pikachus Wangen. Die Lichtkatze entfachte einen Psystrahl. Der in allen Farben des Regenbogens glänzende Strahl hielt dem Donnerblitz stand. Ihre Attacken waren gleichstark.
    Die Situation war befremdend. Man kämpfte nicht gegen die eigenen Teamkollegen! Mit allen von Kens Pokemon kam sie gut aus, doch nicht mit diesem störrischen Pikachu! Mit Galoppa war sie sehr eng befreundet, doch bei diesem Pokemon würde dies nie geschehen.


    Sie sah wie Altaria das kampfeslustige Pokemon am Kragen nahm und es in eine Ecke schleuderte.
    „Alatarr-ia!“, rief der einem Vogel ähnelnde Drache aufgebracht.
    Psiana sah ihr dankbar entgegen. Sie wollte mit dem Pikachu reden. Vielleicht war es auch am Besten so. Die Erlebnisse in der Vergangenheit formte jedes Lebewesen, gleich ob Mensch oder Pokemon. Sie formten nicht den Charakter, aber sie schliffen ihn und gaben jedem Wesen eine eigene inviduelle Form.
    „Peka!“, zischte Altarias Gegenüber.
    Er war nicht bereit mit seinen Partnern Gespräche zu führen.
    „Ent-toron!“, mischte sich schließlich das einem Kappa ähnliche Wesen ein. „Entoroon! Ento!“ Die rubinroten Augen funkelten das Mauspokemon auffordernd an.
    Pikachu sah ihm erzürnt entgegen. Provozierend spuckte die Elektromaus ihm vor die mit Schwimmhäuten überzogenen Füße. Nein, er brauchte sich nicht von Entoron sagen lassen, er würde sich wie ein kleines Kind benehmen!
    Entoron blieb ruhig. Das verärgerte das kampeslustige Pokemon bloß noch mehr. Eine einziges Zeichen erzürnt über seine Geste zu sein, hätte Pikachu gereicht einen neuen Kampf zu beginnen.


    Nun kamen auch seine restlichen ‚Partner’ an das Geschehen heran. Papinella und Galoppa. Besonders der Schmetterling hatte manchmal etwas provozierendes an sich. Von all diesen Pokemon, wurde sie von Pikachu am meisten verabscheut. Nicht nur, dass sie sich den Menschen unterworfen hatte und davon nicht einmal etwas mitbekam, nein sie schien gar eifersüchtig zu sein. Sie wusste, Kens Hauptaugenmerk würde eine Zeit lang auf seinem neuen Pokemon ruhen und sie würde nur mehr die zweite Geige in seinem Team spielen.
    Pikachu lächelte. Er hatte ihn ihr ja schon einen dauerhaften Kampfpartner gefunden und Papinella ließ sich wirklich leicht provozieren.
    „Pika-Pi! Pekachu! Pikka“
    Sofort funkelten die eisblauen Augen des Schmetterlings außer sich vor Wut auf. Papinella hatte sich ihrem Trainer nicht unterworfen!


    Ein silbriger Wind sammelten sich vor Papinellas schlagenden Flügeln. Ein Silberhauch. Mit anmutigen, gekonnten Bewegungen entging er der Attacke spielerisch.
    „Nella! Papinella!“ Für einige Sekunden hielt sie inne. „Papinellla!“
    Pikachu lachte auf. Nicht nur er selbst wollte den Kampf. Wenn dem so sei, sollte ihnen nichts im Wege stehe! Die Versuche von Galoppa ihre Freundin zu beschwichtigen, scheiterten kläglich. Sie stießen gegen eine flammende Mauer und diese Flammen trugen den Namen Wut. Nichts und niemand konnte noch die auf einen Kampf brennenden Pokemon aufhalten. Auch der Schmetterling hatte seinen Stolz als Pokemon.
    Pikachu schluckte schwer. Papinella war sicherlich sehr gut trainiert. Eigentlich gab er es ja nicht gerne zu, aber einen solch starken Silberhauch hatte das selbst nicht gerade schwache Pokemon noch nie gesehen. Wenigstens wusste Ken wie man Pokemon richtig trainierte, wenn er aus einem sonst für einen Trainer für den Kampf bedeutungslosen Papinella eine richtig starke Kämpferin machen konnte. Bis er sich bei dem Menschen revanchieren konnte, gab es vielleicht noch das ein oder andere das er kampftechnisch noch lernen konnte.


    Nun denn! Sollte der Kampf ruhig beginnen!
    Blitze sammelten sich um Pikachus Wangen. Das Pokemon wartete nur auf den richtigen Augenblick der Entladung.
    Papinella glitt selbstsicher durch die Luft und bot so kein sicheres Angriffsziel. Pikachus Augen folgten ihren Bewegungen, er wartete auf einen Fehler seiner Gegnerin, doch dieser trat nicht ein. Schlussendlich folgte ein Blitz dem Anderen, in Pikachus Hoffnung einer davon würde sein Ziel nicht verfehlen.


    Eine grünliche Aura sammelte sich schließlich vor Papinella, ein pulsierende Energieball, der stetiger wuchs. Gebannt sah ihr Gegner dem entgegen, rätselnd um welche Attacke es sich hierbei handelte. Er musste jedoch schnell handeln, denn seine Kampferfahrungen ließen ihn auf einer abwandelte Form des Solarstrahles schließen. Die Kugel gewann von Sekunde zu Sekunde an Energie, bald würde sie bereit zur Entladung sein, dies durfte nicht geschehen!
    Kurz sah Pikachu der grünen Sonne bewundernd entgegen bevor seine Füße ihn vom Boden abstießen. In der gleichen Höhe wie Papinella angekommen bildete sich vor Pikachu ebenfalls eine Kugel. Diese bestand aus Elektrizität, die aus seinem Körper floss und sich lenken ließ.
    Das Lächeln, welches zu einem sich glaubenden Sieger zu gehören schien, umschmeichelte seine Lippen.
    Der Schweif des Rebellen wandelte sich für kurze Zeit in Stahl um. Mit dessen Wucht wurde die Blitzkanone, so der Name der elektrischen Kugel, von ihn weggeschossen. Doch auch der gebündelte Solarstrahl sollte seinen Weg zu dem Gegner finden. Unterstützt wurde jener durch einen antreibenden Silberhauch.
    Die anwesenden Teampokemon wichen soweit wie möglich zurück, die unheilvolle Druckwelle der aufeinander stoßenden Attacken wohl vorherahnend.
    Für einige Momente schien die Luft zu beben. Das Stroh, welches eigentlich zum Schlafen gedacht war, wirbelte durch die Luft und verhinderten jenen zuerst eine klare Sicht.
    Ein Machtkampf zwischen den Ihren mächtigsten Attacken schien zu herrschen, bevor sie ineinander übergingen und all die Energie freigaben, welche von den Gegnern ausgegangen war.


    Alle Blicke waren auf die gegen die Wand geschleuderten Kämpfer gerichtet. Keiner der beiden wollte nachgeben und so hievten sie sich wieder auf die Beine.
    „Pikaa-Pii!“
    Papinella sah Pikachu wütend entgegen. Auch wenn ihr Trainer gleichzeitig mehr als nur der beste Freund für sie war, konnte sie auch so Kämpfe gewinnen! Der ehemalige Straßenkämpfer sollte ja nicht glauben, dass sie ihn um etwas in ihrem Können nachstand! ‚Alles oder nichts!’, dachte sich der hübsche Schmetterling kampfeslustig.
    Pikachu schenkte ihr verachtende Blicke. Die von ihrem Trainer verzogene Göre war nie im Leben stärker als er selbst! Er mochte nicht bezweifeln, dass Ken ein schlechter Trainer war, nein ganz im Gegenteil, doch gegen dieses eingebildete Pokemon wollte er nie im Leben verlieren.


    Papinellas Flügeln fächerten sich langsam auf. Mit einem raschen Ruck raste sie unaufhörlich auf ihren Gegner zu.
    Pikachu sah ihr angespannt entgegen. Dies war eine Aero-Ass-Attacke. Welch starke Attacken kannte sie noch?
    Mit geschmeidigen Bewegungen entging er seiner Gegnerin. Der Kampf schien in einen Tanz überzugehen. Die wechselnden Passagen der Kämpfenden von Angriff und den schützenden Ausweichbewegungen erschienen harmonisch und doch war ihnen anzusehen wie viel Zorn sie in den gefährlichen Tanz legten.
    Ein unaufmerksamer Moment Pikachus genügte um ihn ins Wanken bringen zu lassen. Papinella ließ ihn hart auf den Boden aufschlagen und schickte ihm im Gleichen Moment noch einen Silberhauch hinterher. Von Sturz benebelt aber schon fast instinktiv rollte sich jener weg.


    Die silbrige Energie hinterließ einen tiefen Krater in dem edlen Fußboden des Stalles der Pokemon. Zum Glück lag der Stall recht weit von dem Phoenixtempel entfernt, so bekamen die Anwesenden den Kampf nicht mit und sie waren ungestört. Außerdem hätte es kein Mensch ohne Pokemon und magischen Begabungen, der noch bei seinen Sinnen war, gewagt erzürnte Pokemon in ihrem Kampf unterbrochen. Auch die Teamkollegen sahen bloß zu. Es war nicht gut Kämpfende voneinander trennen zu wollen.


    Von Wut gelenkt zuckten um Pikachus Wangen Blitze. Einer der starken Ströme traf den Schmetterling. Mit einem erbärmlichen Schrei glitt Papinella zu Boden.
    Das Ende des Kampfes? Pikachu bezweifelte es.
    Und er sollte Recht behalten. Bloß eine Sekunde später faltete sich wieder Papinellas wunderschön geformte Schwingen auseinander und trugen sie erneut in die Lüfte. Ein durch ihre Fähigkeit verstärkter Silberhauch verfehlte nicht sein Ziel. Es war eine unglaubliche Energie, die der harmlos anmutende Schmetterling aufbringen konnte.
    Den Treffer wollte das stolze Pokemon nicht auf sich sitzen lassen. Oh nein, dies sollte erst der Beginn des Kampfes darstellen! Sein Atem ging schwer, genauso wie der Ihre, doch kein Kämpfer wollte sich eine Niederlage eingestehen.


    Papinellas Körper wurde in ein gleißend helles Licht getaucht. Pikachu fletschte verärgert die Zähne. Seine Gegnerin versuchte per Morgengrauen Energie zu erneuern. Wenn ihr dies gelang war seine Niederlage sicherer Beschluss!
    Ein weiterer Blitz ging auf Papinella nieder. Warum war sie noch bei Bewusstsein!? Konnte ein Papinella unter richtigem Training wirklich so stark werden. Der Starkstrom wirkte sich doch verheerend auf ein Pokemon des Elementes Fluges aus!
    Und doch raffte sie ihre letzte, gerade aufgenommene Kraft, zusammen und richtete sich erneut auf. Sie keuchte, doch ihre eisblauen Augen strahlten einen verängstigt starken Willen aus.
    Pikachu konterten den Ihren mit einem ebenso trotzigem Blick.


    Erneut bildeten sich Kugeln aus magischer Aura vor den beiden Pokemon. Eine weitere Druckwelle sollte Aufschluss um den hervorgehenden Sieger liefern.


    „Entoron!“, rief der Kappa schließlich verärgert aus. „Ento! Entoron!“
    Diese törichten Pokemon wussten offenbar nicht wie sehr sie ihre eigenen Körper schon zugesetzt hatten! Er wurde gekonnt provozierend ignoriert.
    Ein züngelnder Atem aus Flammen umgab schließlich beide Pokemon. Altaria und Galoppa schritten ein und sorgten für die Niederlage Beider.


    Erschöpft sanken sie in sich zusammen. Schließlich nahm Entoron beide auf die Arme und trug sie zu ihrem Schlafplatz. Sie sollten sich ausschlafen und nachdenken. In Ruhe über eine Sache nachzudenken half oft in solchen Situationen. Wenigstens würde es zwischen den beiden nicht mehr zu einem Kampf kommen. Sie schienen sich gegenseitig als ebenwürdige Gegner zu respektieren. Auch wenn sie sich nicht mochten, vielleicht gar hassten, war ab diesem Moment sicherlich gegenseitiger Respekt von ihnen vorhanden.


    ***


    Helle Sonnenstrahlen fielen durch das Tor des Stalls ein. Pikachu sah neben sich, doch Papinella war nicht anwesend. Sein Kopf, sein Körper, all seine Gliedmaßen schmerzten erbärmlich. Warum musste sich das aufbrausende Pokemon auch unbedingt mit einem solch gut trainierten Schmetterling anlegen!?
    Trotzig hievte sich Pikachu auf. Niemand sollte ihm seine Schmerzen ansehen können, das verbot ihm sein Stolz. Auf einem nah gelegenen Baum saß Papinella. Sie starrte in das Licht der frühen Sonne. Ein Schnitt zog sich durch ihren rechten Flügel. So wie sie dort oben saß, umgeben von rötlich schimmernden Licht, sah sie wunderschön aus.
    „Peka, pi. Pikachu, pekka“, zischte Pikachu und kletterte ebenfalls auf den Baum hinauf.
    „Nella!“ Sie wandte sich erzürnt ab. Dieses Pikachu meinte doch tatsächlich, dass er gewonnen hätte, wenn sie nicht getrennt worden wären. Dieser Träumer!
    „Pikka, Pikkachu!“
    Die Elektromaus warf ihr vor eifersüchtig auf ihn zu sein, da Ken sich Pikachu mehr zugewendet hatte. Blödsinn! Dann hätte sie auf Amaya erst recht eifersüchtig sein müssen, wenn dem so wäre. Ein ganz klein wenig war sie das vielleicht auch. Ein ganz klein wenig…
    „Papinellla! Pappin!“ Sie schnaubte wütend.
    „Pika, Pikachu. Pekkachu!“
    Als ihre Augen erneut wütend auffunkelten, spuckte ihr Pikachu bloß vor die Füße und begab sich wieder in den Stall. Die anderen Pokemon aus Kens Team würde er irgendwann akzeptieren, doch nicht den Schmetterling!

  • Ich liebe dich, weil...


    Der Tag war bereits angebrochen.
    Mit einem raschen, aber dennoch sehr sanften, Ruck zog Amaya ihren Liebsten aus dem Wasser. Sie scheute nicht ihren Blick prüfend über seinen recht femininen Körper gleiten zu lassen, ihn begehrenden Blicken zu unterziehen. Amaya wusste, dass sie im Moment eine rosarote Brille trug, doch auch an seinem Äußeren fand sie nichts, das sie nicht geliebt hätte.
    Amaya erinnerte sich an den Gedanken von damals, den sie in Laubwechselfeld und noch einige Zeit darüber hinaus hegte. Zurücklassen, absichtlich dafür zu sorgen, dass er gefangen genommen wäre, sie dachte sämtliches, das sie zu dieser Zeit mit aller Kraft verhindern würde. In dieser Zeit war er nur ein Spielzeug, ein schönes Schmuckstück, gewesen. Amaya verstand ihr Verhalten von damals nicht und verurteilte es nun.
    Ihre Blicke wanderten weiter hinauf zu seinen Augen, in die sich als erstes verliebt hatte.


    „Na los, hol schnell die Sachen“, trug sie Ken flüsternd auf.
    Er nickte kurz und nahm rasch die am Beckenrand liegenden Kimonos an sich. Erneut wurde sein Handgelenk umfasst und er wurde mit ihr gezogen.
    Hastig warfen sie sich die Unterkleidung über.
    „Ich denke, ich weiß wie man von hier unentdeckt in unser Zimmer kommt“, meinte sie tonlos mit kaum hörbarer Stimme.
    „Und wenn nicht wird’s recht peinlich für uns“, fügte Ken hinzu, den verträumten Blick nicht aus ihren Augen ablassen könnend.
    Schritte waren in der Schwimmhalle des Phoenixtempels zu hören. Zuerst kamen sie aus recht großer Entfernung, schienen aber stets näher zu kommen. Sie waren bereits viel zu nah!
    „Weg hier.“
    Amaya führte ihn einen abgelegenen Gang entlang. So hatten sie rasch ihr gemeinsames Zimmer erreicht. Die Agentin lächelte leicht. Ein wunderschönes Lächeln, welches Ken noch oft zu sehen hoffte.


    Aneinandergekuschelt ließ sich das junge Paar auf das Bett fallen. Sein Blick fiel schwerfällig aus dem Fenster. Es würde nicht mehr lange dauern bis sie aufstehen mussten, in allenfalls einer Stunde.


    „Können wir reden?“, fragte Ken schließlich und schmiegte sich noch enger an Amaya.
    Diese umarmte ihn liebevoll, die drei letzten Stunden waren schön, wie ein Traum, der fast zu schön für die Wirklichkeit war. Für andere hätten sie wohl ein eigenartiges Bild einer verkehrten Welt geboten, doch der sensible Junge wollte es genauso wie es nun war. Für einige Stunden, Minuten oder auch nur Sekunden konnte er alles um sich herum vergessen und sich auf Amaya konzentrieren, sich fallen lassen. Dies war auch damals bei Tama der Punkt gewesen an dem Ken merkte, dass dieser für ihn mehr als nur sympathisch und attraktiv war.
    Ken schloss zufrieden die Augen, lauschte Amayas Herzschläge, vernahm den wohligen Duft von Haut und Haar.
    „Natürlich“, antwortete sie ruhig.


    „Erzähl mir doch etwas von dir.“
    Ken sah kurz auf um einen Blick in ihre Augen erhaschen zu können. Sie spiegelten eine emotionslose Mimik wider. Was dachte sie gerade? Bei Amaya war dies manchmal nicht erahnbar. Die liebevolle Umarmung löste sich ein wenig, wohl kaum merklich. Für Menschen, welche die Agentin nicht gut kannten, wäre es weiterhin unmöglich gewesen einen Teil ihrer Gedanken zu erahnen. Schnell wurde der Griff erneut ein wenig fester. Es war keinesfalls unangenehm so, nein ganz im Gegenteil: Ken mochte diese Innigkeit zwischen der Agentin und ihm.
    „Ist dir die Aufforderung unangenehm?“, fragte ihr Liebster mit leise hauchender Stimme, er wollte die romantische Stimmung nicht zerstören.
    „Wo soll ich anfangen? Als Agentin erlebt man viel.“ Ihrer Stimme schwenkten keine Gefühle bei, und dennoch strahlten ihre amethystfarbenen Augen Wärme aus. Sie gaben die Erlaubnis zu fragen.
    „Egal. Bitte, erzähl was von dir“, flüsterte Ken.
    „Ja, in Ordnung.“ Amaya sah angespannt zur Decke hinauf, bevor ihr Blick wieder zu ihrem Liebsten glitt, doch sie vertraute ihn. So manches, das er zu hören bekommen sollte, gefiel Ken bestimmt nicht.


    „Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich einen Menschen mehr oder weniger auf dem Gewissen habe?“, fragte sie mit gekonnt ruhiger Stimme.
    Ihr Blick schweifte erneut ihren Liebsten. Er schien gar nicht verwundert zu sein.
    „Als ich von Team Magma gefangen war, hat ein Vorstand so etwas in der Art erwähnt“, erklärte Ken ein wenig nervös.
    Diese Tatsache von ihr es selbst zu hören war anders. Sie unterschied sich in ihrer Erzählweise, in ihrer Lage und ja gar in ihrer Bedeutung gänzlich von der Team Magma erzählten Tatsache.
    Amaya sah derweilen aus dem Fenster, sie schien tief in ihren Gedanken versunken zu sein. Nach einer Weile spürte seine Geliebte wie seine blauen Augen sie fragend ansahen. Ken erwartete die Antwort einer nicht ausgesprochenen Frage, doch diese war nicht schwer zu erraten sobald sie in seine Augen sah. Selbst wenn Ken je gewillt gewesen wäre sie anzulügen, er hätte es nicht gekonnt.


    „Nein, es tut mir nicht leid. Ich habe deswegen auch kein schlechtes Gewissen. Es war…“ Amaya schluckte den scheinbaren Kloß in ihrem Hals hinunter. „…notwendig.“ In ihrer Stimme, in ihren Augen, in ihrer Mimik spiegelten sich tatsächlich keine Reue wider.


    Ken sah sie verwundert an. Ihn hätte die Tatsache einen Menschen – vermutlich schon bei einem Pokemon – auf dem Gewissen zu haben um den Verstand gebracht. Sie hätte sich wie ein nie verschwindender Schatten in seine Gedanken gelegt und ihn nie wieder losgelassen. Sein Gewissen hätte ihn in jeder Sekunde seines Lebens verfolgt, ihn für böse erklärt.
    Und der zuvor so schier gefühlskalten Agentin wurde der Grund klar, der sie angetrieben hatte sich in Ken zu verlieben. Amaya hatte es schon recht früh und deutlich gespürt. Ihre Persönlichkeit hatte sich keineswegs verändert. Nein, wenn sie zu einem dieser weinerlichen Mädchen geworden wäre, die sie selbst so verhasste, wäre wohl Selbsthass in ihr aufgeschürt worden. Amaya spürte eine Weiterentwicklung, die sie keinesfalls als hinderlich betrachtete. Es war keinesfalls hinderlich mit einem ausgewogenem Verhältnis aus Herz und analysierendem Verstand an eine Sache, eine Mission, heranzugehen. Sie war aufgrund ihres Liebsten ein besserer Mensch geworden, doch so wie sie jetzt war wollte sie auch bleiben. Klarer Verstand und eine gewisse innere Stärke waren in ihrem Beruf sehr wichtig und gehörten einfach zu ihrem Charakter dazu, wie sie meinte.


    Ein Lächeln umspielte Amayas Lippen. Es war egal wie tief sie versuchte in ihre Seele vorzudringen, sie quälte kein schlechtes Gewissen. Ein paar Tage nach der Mission hatte sie diese Erkenntnis teilweise erschreckt, auch wenn sich die Agentin dies nicht anmerken ließ. Mittlerweile empfand sie es als angenehm von keinem schlechtem Gewissen heimgesucht zu werden. Amaya teilte es Ken ja bereits mit…es war notwendig gewesen!


    „Weswegen war es notwendig?“
    Amaya sah ihn erst ein wenig erzürnt entgegen, aber ihre Gesichtszüge hellten sich gleich darauf wieder auf. Kens Stimme klang nicht anklagend. Ihr Liebster war bloß an ihren Gedanken und Gefühlen interessiert, an all jene Sachen, die sie bei ihm einfach aus den Augen lesen konnte und die sie bei Bedarf zu verstecken wusste. Doch in diesen wunderschönen Sekunden bestand diese Bedarf nicht.
    „Meine Mission war es gewesen den zuvor erfundenen Meisterball an mich zu bringen. Team Magma nahm einen Jungen gefangen. Die Situation war so ähnlich wie bei dir, bloß dass mir dieser Junge nichts bedeutet hat.“ Amaya nahm gedankenverloren die blaue Kugel, um die es von Team Magmas Seite schon eine Weile still geworden war, aus ihrer Tasche und ließ sie im Licht spiegeln. Sie bot einen wunderschönen Anblick. „Es war notwendig, da es mein Job war den Meisterball in Sicherheit zu bringen“, vollendete sie anschließend.


    „Aber der Meisterball, er ist doch bloß…“
    Ken schüttelte schließlich den Kopf über sich selbst. Amaya wusste bestimmt was sie tat. Team Magma wird sicherlich auch seinen Grund gehabt haben, den Meisterball an sich zu bringen, denjenigen Ball, der jedes beliebige Pokemon fangen konnte.
    „Entschuldigung“, flüsterte er beschämt.
    In Gedanken schallte er sich, seine Worte nicht bedachter gewählt zu haben.
    „Kein Problem, Süßer.“ Amayas Stimme war ebenfalls nicht mehr als ein gehfühlvolles Flüstern.


    Rasch, aber dennoch darauf bedacht sanft zu sein, wandte sie sich mit ihm. Es gefiel ihr, wenn sie auch bei liebevollen Neckerrein und Liebesspielen die Zügeln fest in der Hand hielt. Die Aktion war zu schnell als dass Ken sich hätte wehren können, und dies wollte er mit Bestimmtheit nicht. Amaya lächelte leicht überheblich. Sie umfasste seine Handgelenke und übte sanftem Druck auf diese aus.
    Sodann vertieften sie sich in einen innigen Kuss, genauso wunderbar wie es ihr Erster war. Ken wollte dieses Gefühl nie wieder vermissen müssen. Bei Tama hatte es sich stets ähnlich angefühlt...so richtig.


    „Erzähl mir mehr von dir! Ich weiß, dass deine Eltern tot sind, aber…“
    Amayas Körper spannte sich gänzlich an. Es war keine gute Idee gewesen sie auf ihre Eltern anzusprechen.
    „Sie waren immer sehr streng und haben mir so ziemlich alles beigebracht was ich nun kann, aber sie waren auch sehr liebevoll zu mir.“ Ihre Stimme wurde trotz den ihr größten Bemühungen leicht zittrig.


    Sie wandte den Kopf ab. Ihr Liebster wusste erst nicht so Recht wie er handeln sollte. Er glaubte, dass eine einzelne Träne sich ihren Weg über ihre Wange bannte und auf der Bettdecke landete. Ein schlechtes Gewissen faltete sich langsam in Ken aus. Amaya, die stolze Agentin, sah bestimmt noch niemand weinen und er war daran Schuld. Andererseits war es schön diese durchaus auch verletzliche Seite an ihr, von dessen Existenz er überzeugt war, zu sehen. Ken biss sich verzweifelt auf die Unterlippe. Sie hatte ihn schon so oft in Arm genommen und getröstet, er sollte dies doch auch tun? Oder etwa doch nicht? Verlangte Amayas Stolz danach, dass er dies einfach ‚übersehen’ sollte!?




    Gerade als der verunsicherte Junge ihren Blickkontakt suchte, merkte er wie sie sich ihre Finger verbissen in den Stoff der Decke krallten. Amaya schluckte die restlichen Tränen hinunter. Am Liebsten hätte die Agentin sich geohrfeigt! Sie war doch zu einem dieser verweichlichten Mädchen geworden!
    „Verdammt noch mal! Jetzt heul ich wie ein kleines Schulmädchen rum!“, schimpfte sie leise.
    „Amaya“, hörte sie Kens flüsternde Stimme.
    Trotzig sah sie gen die Decke. Sie brauchte sein Mitleid nun wirklich nicht!
    Ihre Hände wurden sanft von den Seinen umschlungen. Sie brauchte nicht getröstet zu werden!
    „Ich verstehe dich.“ Diese drei Worte zu hören waren allen mal besser als tröstende Worte. Das schönsten an ihnen war, dass sie so ehrlich gemeint waren, so wahr. Amaya glaubte es ihm.
    „Und wir sind alleine, es macht wirklich nichts, jeder Mensch braucht das einmal. Und…“
    Ken sah kurz verunsichert zu Boden. Er konnte ihr sagen was er dachte, ihr nur die Wahrheiten mitteilen, die für ihn galten. Er selbst brauchte es sich anderen zu öffnen, ihnen seine Gefühle zu offenbaren, doch war dies bei ihr genauso. Vielleicht kam sie besser damit klar, wenn sie still ihre Gedanken und Gefühle ordnen konnte?
    „Ich bin schon ziemlich verweicht, nicht?“, fragte sie leicht lachend. Es war ein selbstironisches Lachen.
    „Nein, sicherlich nicht“, sagte Ken und fing sich verwunderte Blicke ein.


    Amaya hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen.
    „Ich lasse dich mal kurz alleine...Luft schnappen“, erklärte sie und ging auf den Balkon ihres Zimmers.
    Der Mond war schon lange nicht mehr am Himmelszelt zu sehen. Langsam, sehr gemächlich, kroch die Sonne am Horizont hervor und ließ die Welt in einem warmen, roten Licht erstrahlen. Bloß in einer seidenen Decke und in der Unterkleidung des Kimonos gekleidet war sie hinausgegangen und doch fröstelte es sie nicht.
    Sie ließ einen Spalt der Schiebetür offen, fast so als wollte sie Ken einladen ihr zu folgen. Er hielt sich selbst von diesem Gedanken ab, sie wollte alleine sein, dies hatte sie ihm deutlich gemacht. Manchmal tat es eben gut in der Ruhe der Stille seine Gedanken ordnen zu können. Die Neugier ihres Geliebten war doch ein wenig größer, so sah er sie aus dem Fenster.
    Amaya sah wunderschön aus wie sie am Geländer lehnte und sich der frühen Windbrise hingab. Die Agentin war durchaus nicht die typische Schönheit, die Art Mädchen, welche die Jungen zu Reihen liebten, doch sie hatte in seinen Augen ein sehr interessantes, markantes Gesicht. Ihr Körperbau war ein wenig athletischer als die der meisten Frauen, kein Wunder eine Agentin musste sehr sportlich sein. Ihr Aussehen war ein Spiegel ihrer Persönlichkeit. Ein wenig kühl und rau, doch wer näher hinsah entdeckte ihre sanften Seiten.


    Sie wandte den Kopf in seine Richtung und sah dass sie beobachtet wurde. Ihre wütend funkelnden, amethystfarbenen Augen ließen ihn von der verträumten Beobachtung abblassen.


    Amaya war wieder in Gedanken versunken. Zuvor versuchte sie Erklärungsversuche zu finden, doch die Stunden im Schwimmbad waren so wunderschön. Dieses Mal merkte sie wie Kens Unsicherheit ein wenig abließ. Sie konnte sich gut vorstellen, dass es für ihn trotz der schönen Gefühle gewöhnungsbedürftig war, von einer Frau auf diese Art und Weise berührt zu werden. Natürlich gefiel es der stolzen Agentin die Oberhand zu bewahren, doch dieses Mal konnte sie ihn dazu verleiten auch Zärtlichkeiten zu schenken.


    Amaya wandte erneut den Kopf zu ihm und deutete mit einer einladenden Handbewegung an, er sollte zu ihr hinauskommen. Seine blauen Augen leuchtenden erfreut auf. Rasch war er zu ihr geeilt. Mit liebevollem Blick sah sie mit an wie er fröstelnd die Arme um sich schlug und so warf sie ihm ihre Decke über. Schweigend sahen sie der aufgehenden Sonne entgegen. Die Stille war nicht unangenehm, nein im Gegenteil.


    „Warum hast du dich in mich verliebt?“, fragte Ken Amaya schließlich.
    Es war eine Frage, die schon so lange eine Antwort gesucht hatte.
    „Weil du…“
    Sie sah ohne eine Antwort geben zu können in den Himmel. Ihr Liebster stellte vielleicht auch Fragen! Was sollte sie ihm denn antworten? Ken sah sie bettelnd an. Er wollte darauf unbedingt eine Antwort!
    „Weil du so bist wie du bist. Ich liebe dich, weil du eben du bist“, antwortete sie schließlich und hatte zuminderst für ihn die schönste aller Antworten gefunden.






  • Ich denke, hoffe, glaube, meine Leser (wie viele das auch immer sein mögen) kommen mit. Aber bevor ich es für heute gut sein lasse, muss ich noch ein Kapitel loswerden:


    Bin neugierig ob ihr ihn erkennt. Ich verweise mal auf die beiden ersten Spiele in die höhere Trainerliste. Auch das Pokemon sollte Aufschluss geben. Wenn nicht, dann habe ich wohl etwas falsch gemacht. Bitte sagt mir auch ob ich seinen Charakter gut getroffen habe. Eine Meinung habe ich ja schon gehört.^_^ Möchte aber wahnsinnig gerne weitere Meinung hören.

    Drachenherz


    Dragonir schlängelte sich um den kräftigen Stamm eines Baumes. Ihr dunkelblauer Schlangenkörper wurde eins mit der Finsternis der Nacht. Die großen schwarzen Augen, die jedoch meist zu ungünstigen Zeiten verräterisch auffunkelten, hatte sie verschlossen. So konzentrierte sie sich auf die ihm gebliebenen Sinne. Das leise Flüstern einer Männerstimme wurde mit dem Wind zu dem Drachen getragen. Die Informationen schienen wichtig, langsam vernahm Dragonir Worte. Eine Frauenstimme und die aufgebrachten Rufe eines Nachtaras vermischten sich mit dem leisen Flüstern.


    Der um den stämmigen Baum befestigte Körper löste sich rasch. Ein schlanker Körper schwebte durch die Luft, gefolgt von einem kristallblau schimmernden Licht. Dragonir eilte zu seinem Trainer zurück. Es war die Pflicht eines Pokemon dessen Trainer beizustehen. Jener wartete. In seinen Augen war keine Nervosität abzulesen. Diese Tatsache verwunderte Dragonir nicht, denn ihr Trainer war ein Agent, ein wichtiges Mitglied der PSO. Dragonir konnte ihre eigene Unruhe nicht überspielen, sie war stets bei ihren Einsätzen nervös.


    Der Drache schlang sich um den Trainer. Dragonirs Griff war nicht unangenehm oder gar schmerzhaft für den Menschen, viel mehr stellte diese Gestik eine Begrüßung auf Drachenart dar. Der achtzehnjährige, junge Mann legte seiner treuen Weggefährtin beruhigend eine Hand hinter das, wie eine schön geschwungene Feder aussehende, Ohr. Dragonir mochte diesen Menschen sehr. Er strahlte so viel Ruhe und Selbstsicherheit aus. Zudem war er ein wirklich guter Freund.
    Und er verstand Drachen – verstand wie sie dachten, wie sie fühlten, wie wichtig ihnen ihr Stolz war.
    Dragonir lächelte. Vermutlich war ihr bester Freund im Grunde seines Herzens selbst einem Drachen ähnlich. Aus diesem Grunde waren er und seine Pokemon Seelenverwandte.


    „Na dann…an die Arbeit“, sagte er ruhig und nahm den letzten Zug seiner Zigaretten, bevor er diese ausmachte und zu Boden schmiss.
    Dragonir rümpfte die Nase, dies war ein Punkt indem Mensch und Pokemon sich nicht einig waren. Der dem Drachen Tränen in die Augen steigende Geruch war jedem Pokemon zutiefst zuwider. Doch den Menschen konnte man so etwas nicht übel nehmen, denn ihre Sinne waren verkümmert.
    „Ja, lassen wir Team Aqua mit seinem Missetaten nicht einfach so davonkommen!“, meinte der Drache. Mittels Gedankenübertragung gelang es ihr mit ihrer Trainer zu kommunizieren. „Du, Wataru?“, fragte Dragonir mit leicht unruhiger Stimme.
    Der Angesprochene wandte sich gemächlich um, fast schien es so als könnte er sich beliebig viel Zeit nehmen.
    Die lindgrünen Augen des Trainer fixierten sie mit fragendem Blick. „Ja, Dragonir?“
    „Ich habe zuvor ein Nachtara und eine Frauenstimme gehört, du sagtest, dass eigentlich nur Team Aqua anwesend sein sollte.“
    Der mit einer Perle besetzte, peitschende Schweif löste Sandkörner von dem Waldboden. Diese tanzten wie goldene Schneeflocken durch die Nacht.
    „Vielleicht gehören sie zu Team Aqua.“ Wataru zog sich die Kapuze seines Gewandes über den Kopf, zog sie tief bis in sein Gesicht, sodass niemand mehr ihn zu erkennen vermochte. Das wirre, rotbraune Haar wurde vollständig von der Kapuze bedeckt. Es war ein wenig befremdlich für Dragonir ihn so zu sehen.
    „Nein, bestimmt nicht“, antwortete diese. „Ganz bestimmt nicht!“
    „Gut, dann wurde der Mission nun ein Sinn gegeben. Wir sollen die beiden befreien.“ Sein Trainer nickte ihr zu. Dragonir musste Wataru eingestehen, dass dieser Recht behielt.


    „Fliegen wir? Oder gehst du zu Fuß?“
    Wataru nahm einen Pokeball, der wie seine fünf anderen Pokebälle, mit einer Schlaufe an seinem Gürtel befestigt war. Ein leichter Druck in die Mitte des Balles genügte, damit sich jener auf seine normale Größe materialisierte.
    „Ich nehm’ Aerodactyl“, meinte er.
    Ein gleißend heller Lichtstrahl kündigte das Erscheinen eines Pokemons an. Ein Schrei, schier aus der Urzeit kommend, erfüllte die Luft. Vor ihnen stand ein dinosaurierähnliche Drache. Seine Art war vor Millionen von Jahren entstanden. Dolchlange Zähne schmückten das Drachengebiss Aerodactyls, mächtige Schwingen warfen Schatten auf das vorher entfachte Lagerfeuer. In seinem Erscheinungsbild wirkte der Drache grobschlächtig und war in seiner Entstehungsweise unverändert. Seinem Trainer gegenüber war Aerodactyl jedoch ein zahmes Wesen.


    Rasch hatte sich Wataru auf das Urzeitpokemon geschwungen. Er hatte keine Angst vor dem urzeitlichen Wesen, denn diese hatte er noch nie gegenüber einem Pokemon empfunden.
    „Komm dann nach, Dragonir.“
    Bevor der Schlangendrache antworten konnte, trugen Aerodactyls kräftigen Schwingen ihn hoch in die Lüfte. Dragonir sah ihnen mit zwiespältigen Gefühlen nach. Warum konnte sie sich nicht entwickeln? Sie wollte doch so gerne ein Dragoran sein, diejenige sein, die ihrem Trainer zum Fliegen dienen
    konnte!
    Rasch erhob sich auch Dragonir vom Boden, denn sie durfte den Anschluss nicht verlieren. Unter ihr erstreckte sich der größte Wald Hoenns. In der Dunkelheit der Nacht kam dieser einem schwarzen Meer gleich. Unendlich groß und tief.


    Die von ihr zuvor besuchte Waldlichtung war nicht weit entfernt gewesen und so hatte sie diese schnell wieder gefunden. Auch ihr Trainer schien hier gelandet zu sein. Der unverwechselbare Geruch Aerodactyls war hier stärker zu vernehmen. Diese Lichtung lag ein wenig abseits von der vorherigen, doch hier war sie richtig.


    Dragonirs Blick war auf die kämpfenden Pokemon gerichtet. Ein Nachtara hievte sich auf die Beine. Die Schattenkatze schien ihre letzten Kräfte zu verbrauchen, doch Pokemon ließen ihre Trainer niemals im Stich, denn diese hätten es selbst niemals getan. Ihre Augen verrieten die Verzweiflung, die sie empfand. Sie stand einem Rihorn gegenüber. Im ersten Augenblick vermochte das Pokemon den Glauben zu vermitteln, es wäre aus Stein gemeißelt. Nachtara suchte den Schwachpunkt des Kolosses.


    „Komm zurück, Nachtara.“ Ihre Trainerin wandte sich der Schattenkatze zu.
    Auf Dragonir machte sie den Eindruck einer armen Frau. Ihr Umhang war schmuddelig und abgenutzt, so wie auch der Rest ihrer Kleidung. Wenn Dragonir ihr ins Gesicht sah, so wirkte sie müde, müde davon immer kämpfen zu müssen. Ihr Leben war sicherlich nicht immer leicht gewesen.
    „Blubella, du bist an der Reihe. Zeig was du kannst.“
    Im Kampf jedoch selbst war sie sich ihrer Sache offensichtlich bewusst, dies war bestimmt nicht ihr erster Pokemonkampf.
    Das einer Blüte ähnelnde Pokemon formte sich aus dem Lichtstrahl. Jener erhellte die tiefschwarze Nacht für einige Sekunden.
    „Blättertanz, Blubella!“
    Rosafarbene Blüten, entstanden aus Energie, suchten sich ihren Weg zu dem Gegner. Auf den ersten Blick vermittelten die Blüten einen harmlosen Eindruck, doch sie waren messerscharf und bestanden aus Energie, aus der Energie, die Blubella ihrer Gegend entzog. Durch die umgebenden Bäumen, wuchs diese heran und so erlag Rihorn jener. Dessen Trainer, welcher ein Mitglied von Team Aqua war, beschimpfte sein Pokemon.


    Kurz darauf schickten seine Kollegen all ihre Pokemon in den Kampf. Die Frau sah ihnen ängstlich entgegen. So viele Gegner bedeuteten bestimmt Blubellas Niederlage!
    „Blubella, komm zurück!“
    Die großen, schwarzen Augen des Pflanzenpokemon sahen der Trainerin fragend entgegen. Der Lichtstrahl, welcher von dem Pokeball ausging, dematerialisierte Blubella wieder. So fand diese Platz genug in ihrem ‚zu Hause’.
    Die Trainerin blickte unsicher zu ihren Gegnern hinüber. Einzig und allein ihr Pixi konnte sie aus der misslichen Lage befreien. Vielleicht wäre eine Metronomattacke hilfreich gewesen? Doch wie hoch standen die Chancen, dass Pixi sodann gerade Teleport anwandte? Die Frau sah entmutigt zu Boden, denn sie wusste, dass diese Chance verschwindend gering war. Hilflos ließ sie sich auf die Knie sinken. Was sollte sie denn nun noch tun?
    In Dragonir keimte Mitgefühl für sie auf. Warum schritt Wataru denn nicht ein!? Der Schrei Aerodactyls ertönte. Dragonir atmete erleichtert auf.


    Der Flugdinosaurier stürzte sich auf ein Aquana. Die einem Amphibium ähnelnde Wasserkatze wurde von Aerodactyls kräftige Kralle erfasst und gegen eine Felswand geschleudert. Ängstlich traten die Mitglieder Team Aquas einige Schritte zurück. Wataru lächelte. Sie waren bloß in der Gruppe stark. Traf man einen alleine von ihnen, so war derjenige schwach. Der Anblick des Urzeitwesen verschreckte sie so sehr, dass diese gleich die Flucht antraten. Bloß ein etwa elfjähriges Mädchen mit zusammengebunden, braunem Haar blieb trotzig stehen. Um den Rücken hatte sie einen Köcher mit Pfeil und Bogen gespannt. Ihre eisblauen Augen verrieten Unsicherheit und Angst, doch sie reichten nicht aus um das Mädchen zur Flucht zu bewegen.
    „Kasumi, jetzt komm doch!“, rief ihr einer ihrer Kollegen zu. Seiner Stimme schwenkte Panik bei.
    Die Angesprochene wandte sich für einige Momente um. „Feigling! Feigling!“, spottete sie. Dabei streckte sie demjenigen die Zunge hinaus.
    Wataru zog ein wenig irritiert eine Augenbraue hoch. Zuvor empfand er dem mutigem Mädchen gegenüber Respekt, doch im Grunde genommen war jene doch nur ein kleines Kind, das sich nicht ihre Angst selbst nicht eingestehen wollte.


    Ihr Starmie stellte sich zwischen ihnen. Seinen aggressiven Gestiken zu urteilen wollte der Meeresstern den Kampf. Wataru war verunsichert. Man kämpfte nicht gegen Kinder!
    „Starmie, Hydropumpe!“
    Aerodactyl wartete vergeblich auf den Befehl seines Trainers. So traf ihn der mächtige Wasserstrahl. Ein wenig wankend erfing sich der Flugdinosaurier wieder.
    „Schlag mit Feuerodem zurück.“
    Starmie sah wie gelähmt dem grünlichen Feuer entgegen. Dieser Treffer entschied rasch über die Niederlage von Watarus Gegnerin. Wie vorhergeahnt folgte Kasumi mit leisen Flüchen auf den Lippen ihren Partnern.


    So wandte sich Wataru der Frau zu. Sie sah dankbar aus, dankbar für die Rettung des mysteriösen Trainers.
    Dennoch wusste sie nicht um seine Absichten bescheid. Die bis in sein Gesicht gezogene Kapuze ließ ihn unnahbar wirken. Das große Pokemon, welches bei ihm war, jagte ihr Angst ein.
    „Wer bist du?!“, fragte sie. Sie war darum bemüht eine feste Stimme zu bewahren, sie war darum bemüht keine Anzeichen von Angst und Furcht zu zeigen.
    Wataru nahm die Kapuze ab, die sein wirres Haar bedeckt hatte. So sah sie auch in sein Gesicht.
    „Mein Name ist Wataru“, antwortete er. Seine Augen strahlten eine vertrauliche Wärme aus. Er war sicherlich nicht hier um ihr etwas Anzutun.
    „A..Aimi“, stellte sie sich ein wenig ängstlich vor.
    Wataru…den Namen hatte sie schon einmal in Verbindung eines neuen Trainertalentes gehört. Ob er dies war?


    „Dankeschön“, flüsterte Aimi leise.
    Wataru hielt ihr die Hand, als Symbol des Entgegenkommens, entgegen. Zögerlich ergriff sie jene. Ihr Griff wurde ein wenig fester, als er sie wieder auf die Beine zog.
    Der Drachentrainer begutachtete sie neugierig. Sie wirkte auf ihn nicht wie eine reiche Frau. Doch sie war nicht eine derjenigen, die einen hilflosen Eindruck machten. Wären weniger Mitglieder von Team Aqua so hätte sie bestimmt gewonnen.
    „Was treibt Sie denn so spät in der Nacht tief in den Wald?“ Die Frage seinerseits sollte unverbindlich wirken, doch diese Tatsache hatte sein Interesse geweckt.
    „Privat“, war die kurze, knappe Antwort. Aimi wollte nicht darüber diskutieren, dies ließ ihn ihre feste Stimme wissen.
    Wataru lächelte. Er war sich seiner Sache sicher. „Diese Antwort lässt mich im Glauben, Sie hätten ebenfalls irgendetwas mit einer Verbrecherorganisation zu tun.“
    „Nein, ich…reise bloß.“
    Wataru wollte dem nichts Entgegnen. Sie hätte ihm keine direkte Antwort gegeben. Es war eigenartig mitten in der Nacht zu ‚reisen’. Vielleicht konnte aber eine weitere Frage die Sache aufklären? Wataru war schon seit eh und je hilfsbereit gewesen. Wenn er bloß wusste wie er ihr helfen konnte.
    „Wohin denn?“
    Aimis Blick verriet noch immer Dankbarkeit, doch diese Fragen waren ihr unangenehm. „Nach Malvenfroh. Das wäre mein nächstes Ziel.“


    Wataru deutete auf Aerodactyl. „Wenn Sie wollen, nehme ich Sie morgen früh mit.“
    Ihre Augen funkelten beängstigt auf. Ihr Blick war auf Aerodactyl gerichtet, dem ihr furchteinflössenden Wesen.
    „In Ordnung“, antwortete sie.
    Wenn sie nochmals fünf mal den Kontinenten bereisen müsste, sie würde ihren Hikaru fand. Auch wenn so Mancher ihr etwas anderes nachsagen wollte: sie liebte ihren Sohn und sie hätte alles getan um ihn wieder zu sehen.
    Ein entschlossenes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie wusste nicht wo ihr Sohn in diesen Momenten war, wie es ihm ging, doch eines wusste sie mit Bestimmtheit: früher oder später würde sie ihn finden.

  • Despokani, danke für deinen Kommentar. *verbeug* Wataru hat da sein Garados, zuminderst das Rote, noch nicht, da das zehn Jahre vor dem Anime spielt. Und Dragonir muss auch erst zu dem werden was sie im Anime ist. Ich schätze hier ihn auf etwa achtzehn oder neuzehn Jahre. Aber ich finde es toll, dass du ihn magst.^_~


    Gebende Versprechen


    Ein unheilvolles Lächeln huschte über Rins Lippen. „Dein Bruder möchte, dass ihr, du und Itoe, ihm einen Besuch abstattet, Dark.“
    Es bereitete ihr Freude zu sehen wie Hideaki sich unsicher in der Gegend umsah. Sein Blick blieb auf Itoe haften. Diese nickte bloß zögerlich.
    „Gut, wie du meinst“, knurrte der Magier.


    Er schlang seinen Arm um Itoes zierlich anmutende Hüfte und wandte sich von der Commandantin ab. Seine Liebste zitterte ein wenig, sie wusste, dass sie etwas Falsches getan hatten. Hideaki sollte Rins Anweisungen folgen, dies hatte ihn Tsuyoshi eindringlich gesagt.


    Bevor Dark an der Tür klopfte drehte er den Kopf nochmals zu seiner Freundin. Wenn er mit ihr zusammen war konnte er all seine Sorgen vergessen, konnte spüren wie sich das Licht in ihm langsam entfaltete. Itoe war um alles und jeden, besonders um Hideaki, besorgt und das hübsche Mädchen mit dem ebenholzbraunen Haar und den lindgrünen Augen fühlte mit jedem Wesen mit. Sie liebte jedes Lebewesen und das Leben selbst. Aus diesen Gründen war sie das Mädchen mit dem ein Junge nicht bloß befreundet sein wollte, denn die Freundschaft zu Itoe hatte Hideaki schon lange nicht mehr genügt. Er wollte mehr.
    „Du kennst unseren Boss besser als ich, was wird er tun?“, fragte sie mit schüchterner Stimme.
    „Nicht sehr viel“, antwortete der Magier und hauchte ihr einen Kuss auf ihre Stirn. „Gehen wir.“


    Mit ineinander verschlungen Händen betraten sie schließlich das Büro seines Bruders. Tsuyoshi sah in Gedanken versunken aus dem Fenster, schier nicht mitbekommend wie das Pärchen seinen Aufenthaltsraum betrat.
    „Ich mag ja vielleicht nicht so autoritär sein wie es Rin einst war“, sagte er ohne sich von der Aussicht aus dem kleinen Fenster der Kammer abzuwenden. Seine Stimme blieb ruhig.
    „Aber“, verkündete er in einer etwas lauteren Tonlage. „Ich erwarte wenigstens, dass mich mein kleiner Bruder nicht hintergeht, er nicht einfach tut und lässt was er gerade möchte!“ Diese Worte wurden regelrecht geschrieen.
    So hatte Hideaki ihn noch nie erlebt. Seine Kehle schien sich ihm zuzuschnüren. Er hatte Tsuyoshi maßlos enttäuscht und er hatte dies bewusst getan.
    „Was ist in letzter Zeit mit dir los, Dark? Du hast mich hintergangen, dir ist davor schon etwas nicht gelungen, Rin hat mir erzählt du hättest sie versucht mittels Magie zu würgen. Du enttäuscht mich, Dark.“
    Der Anführer Team Magmas schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass ein lauter Knall den Raum erfüllte. Itoe zuckte zusammen und flüchtete sich in die schützenden Arme ihres Freundes. Seine Arme schlangen sich beinahe instinktiv um das von ihm geliebte Mädchen, doch es war etwas Anderes das ihn so beschäftigte. Er wurde von seinem Bruder ‚Dark’, bei dem Decknamen der Dunkelheit, genannt. Und er war enttäuscht von ihm. Itoe sah für einige Sekunden auf. Ein stiller Schmerz war aus seinem Gesicht abzulesen. Und dennoch perlte keine Träne ob der verletzenden Worte an seiner Wange hinab, denn dies gehörte sich für einen Jungen nicht. So erzählte es zuminderst der Vater der beiden Brüder.
    „Es…“ Hideaki war sich seiner zittrigen Stimmlage bewusst. „…tut mir ehrlich leid.“
    Die ganze, ungeplante Aktion tat ihm wirklich sehr leid. Sein Bruder war in Sorge, er könnte von der Polizei gefangen genommen werden, selbst wenn er sich mit Hilfe seiner Magie befreit hätte, und er nahm Tsuyoshis Befehl nicht wahr.
    „Glaubst du etwa, du hättest Sonderrechte, weil du mein kleiner Bruder bist? Glaubst du etwa, du hättest Sonderrechte, weil du ein machtvoller Magier bist?“
    Hideaki schüttelte in innerlich Ohmacht von den Worten den Kopf. Zu mehr war er nicht in der Lage. Abermals hatte er seinen Bruder enttäuscht.


    Itoe sah auf, sah wie die weinroten Augen ihres Liebsten traurig auffunkelten. Er hatte sich dies nicht verdient. Sie erschrak, als ihr Boss ihren Namen rief - ein wenig ruhiger, ein wenig leiser, aussprach.
    „Itoe, Dir habe ich eigentlich nichts vorzuwerfen. Doch, ich habe Hideaki bereits den Posten als Vorstand wieder abgesprochen. Womit soll ich ihn denn noch bestrafen?“
    War diese Frage an sie, gerade an eine schier unbedeutende Botin, gerichtet? Was sollte sie ihm denn antworten? Sie war doch seine Geliebte! Natürlich wäre es ihr am Liebsten gewesen, er wäre nicht bestraft worden.


    „Bitte Boss, Tsyusoshi-san, ich bin an Allem schuld!“ Ihre Worte waren nicht mehr als ein hilfloses Fiepen, doch dies sollte ihnen nicht die Bedeutung, den Sinn, nehmen.
    „Ihr liebt euch, das macht ihn blind, und trotzdem muss er wissen was er tut. Du bist nicht so sehr schuld an seiner Befehlsverweigerung wie du es jetzt vielleicht gerne hättest.“
    Itoe musste all ihren Mut aufbringen um ihm zu widersprechen, doch Liebe machte nicht bloß blind, so wie es Tsuyoshi sagte, sie zeigte auch Seiten an einen selbst, die man zuvor noch nicht gekannt hatte.
    „Aber Hideaki wollte mich beschützen, ich…“ Ihre Stimme versagte.
    Tsuyoshi sah sie mit den Augen eines weisen Herrschers an, die von ihm besitzende Macht verdarb auch seinen Charakter und ließ ihn sich für Etwas halten, das er nicht war. „Hideaki ist bloß noch nicht so erwachsen wie er es denkt zu sein. Itoe, geh.“
    Das brünnete Mädchen verbeugte sich kurz, schenkte Hideaki noch einen liebenden Blick und verließ das Büro ihres Bosses, sie ließ mit einem unwohlen Gefühl im Bauch Hideaki alleine zurück. Sie konnte sich nicht wirklich von ihrem Liebsten lösen, doch dies war ein Befehl gewesen.


    Tsuyoshis Wut schien zum größten Teil verebbt zu sein und sein kleiner Bruder schaffte es endlich wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
    „Es tut mir wirklich leid, ich hätte mich nicht mit Simsala in das Gebäude teleportieren dürfen“, meinte er recht kleinlaut.
    „Ja, das hättest du wirklich nicht tun sollen. Das war wirklich nicht sehr klug.“
    Langsameren Schrittes war Tsuyoshi auf seinen Bruder zugegangen. Er legte ihm behutsam beide Hände auf die Schultern und kniete sich vor ihn. Hideaki schüttelte den Kopf, denn der Anführer Team Magmas sollte nicht vor ihm knien, es sollte umgekehrt sein. In diesem Moment erkannte er auch sich geirrt zu haben, Tsuyoshis Macht war ihm nicht zu Kopf gestiegen.
    Tsuyoshi wollte, dass sein kleiner Bruder auf ihn herabsehen musste, schließlich war es sonst stets umgekehrt gewesen.


    „Hast du dir schon einmal überlegt was gewesen wäre, wenn die Polizisten sofort geschossen hätten, kleiner Bruder? Selbst du kannst dich nicht wiederbeleben.“ Seine Stimme war wieder ruhig, ja seine Wut war verebbt. Es brachte nichts ihn anzuschreien. Trotz seines Verhaltens war er für sein Alter recht erwachsen, vielleicht drang er so besser zu seinem Innerstes durch.
    „Du machst dir Sorgen um mich…“
    „Und trotzdem bin ich enttäuscht von dir, ich habe dich für vernünftiger und erwachsener eingeschätzt.“
    Tsuyoshi sah überlegend zu Boden. Es widerstrebte ihn seinen Bruder zu bestrafen, die rote Kugel befand sich ja schließlich in Team Magmas Obhut, doch dies sollte bloß vorerst sein.
    „Bei deinem nächsten Fehltritt wirst du bestraft werden, hörst du.“
    „Ich werde ich dich nicht mehr enttäuschen!“, meinte Hideaki mit fester Stimme. Er war überzeugt davon. Dies war ein Versprechen!
    „Gut und jetzt geh zu Itoe, Hideaki. Sie macht sich bestimmt Sorgen um dich.“


    Mit einer innigen Umarmung wurde er verabschiedet. Tsuyoshi wusste, er brauchte die Wärme und das Gefühl gebraucht zu werden, denn diese Gefühle hatten sie beide von je an missen müssen. Der Magier wollte stets stark sein und so zeigte er dies nicht.
    Eleganten Schrittes verließ Hideaki den Raum. Vor der Tür standen Mitglieder Team Magmas und sie sollten den mächtigsten Magier Hoenns unter keinen Umständen ansehen, dass auch er eine verletzliche Seite an sich hatte. Es fiel Dark schon schwer diese vor seinem Bruder und vor Itoe zu zeigen.


    Itoe stand vor der Tür und wartete auf ihn. So wurde er mit sehnsüchtigen Blicken willkommen geheißen.
    „Hideaki“, hauchte sie und fiel ihrem Geliebten in die Arme. „Was hat er gesagt?“
    Er legte ihr behutsam zwei Finger auf den Mund. „Nicht hier, in meinem Zimmer.“
    Der lange Korridor erstreckte sich vor ihnen. Auf dem Weg in Hideakis Zimmer wechselten sie kaum ein Wort. Itoe hatte sich an ihren Freund geschmiegt. Sie gehörte zu den Mädchen, die sich gerne beschützen ließen und dies war eine weitere Seite, welche Hideaki an Itoe liebte.
    Schließlich öffnete er die Tür zu seinem Zimmer. Rasch hatte er jene wieder verschlossen und zündete ein Licht an. Andere sahen sich stets staunend in ihm um, doch seine Liebste kannte es schon in und auswendig. Fast jeden Tag kam sie hierher um Hideaki zu besuchen.


    „Was hat Tsuyoshi gesagt? Jetzt erzähl schon“, drängte Itoe.
    „Er hat mich…verwarnt.“ Seiner Stimme schwenkte Reue bei. Es tat ihm leid seinen Bruder abermals enttäuscht zu haben.
    „Er hat dich aber lieb“, antwortete sie unvermittelt. „Sehr sogar. Deswegen kann er dir auch nie lange böse sein.“ Itoe lachte auf. Es war ein sehr schönes, klares Lachen und Hideaki liebte es zu hören. Alle seine Sorgen waren vergessen. „Zu deinem Glück ist das so.“
    „Ja, zum Glück ist das so“, wiederholte er lächelnd.
    Zögerlich fasste seine Hand unter ihr Kinn und verübte einen leichten Druck nach oben. Sie ließ ihre Augen für einige Sekunden noch zu einem schmalen Spalt offen, bevor sie jene genüsslich schloss und sich dem Kuss ihres Freundes hingab. Es war so schön sich vertraulich in die Hideakis Arme sinken zu lassen.


    Die laut aufschwingende Tür ließ die beiden aus ihren Zärtlichkeiten hochschrecken. An der Schwelle stand Rin. Ihr Lächeln war nicht zu deuten.
    „Ich fordere die Büromaus zu einem Pokemonkampf heraus. Ich habe mit Tsuyoshi darüber gesprochen und ihm erzählt, ich würde dich noch bei meinen weiteren Einsätzen unbedingt brauchen.“ Ein zynischer Unterton, welcher durchaus üblich für sie war, mischte sich ihrer Stimme bei. „Aber leider kannst du nicht kämpfen, deswegen bin ich so gütig und trainiere mit dir.“
    Die weinroten Augen des Magiers straften sie mit einem verachtenden Blick, doch jener ließ die Commandantin bloß amüsiert auflachen.
    „Du miese Schlange!“, zischte er. Er hatte von je an Probleme seine Wut zu zügeln, bei Rin konnte sie doch ruhig freien Lauf nehmen. Leider wollte er Tsuyoshi nicht nochmals enttäuschen und so musste er einsichtig und ruhig bleiben. „Du weißt genau, dass Itoe nicht kämpfen kann!“
    Er schlang schützend die Arme um seine zitternde Freundin.
    „Eine Commandantin duzen? Hideaki du hast wohl vergessen, du hast diesen Titel bloß für einige Stunden behalten. Du musst schon lange wieder das tun was ich dir sage.“
    „Sie hat Recht“, hauchte Itoe ihrem Magier ins Ohr. „Ich muss ihr gehorchen.“ So wand sie sich aus Hideakis Griff und folgte Rin in den Trainingssaal. Ihre Hände zitterten, sie scheute davor mit Rin mitzugehen, denn dies würde für ihr Pokemon schlimme Schmerzen bedeuten. Und doch tat sie es um des Friedens Willen. Dark durfte ihr nicht folgen, dies jagte ihr noch mehr Angst ein.


    So knapp vor einem Kampf, erschien ihr auch der dunkle, schmale Korridor des Versteckes befremdlich. Es war nicht gerade schön hier. Die Korridore waren gespenstisch, es gab hier kaum Blumen oder spielende Pokemon. Itoe verstand nicht warum die Menschen Pokemonkämpfe abhielten. Das war schmerzhaft für die Pokemon. Wie konnte man daran bloß Gefallen finden? Das friedliebende Mädchen schüttelte den Gedanken ab. Sie musste den Kampf einfach schnell hinter sich bringen.


    Eine elektrische Tür öffnete sich ihnen. Ein schier so groß wie ein Stadium großes Kampffeld zeigte sich ihnen. Zwei aufgemalte Pokebälle sollten den Trainerin ihren Platz zuweisen. Einen Schiedsrichter hatten sie hier keinen, doch so wie Itoe sich einschätzte war es bald vorbei. Wenige Momente noch, dann war das Grauen der ‚Pokemonschlacht’ vorüber. Egal wie sehr die Menschen Kämpfe verherrlichten, ja diese sogar als ‚Sport’ bezeichneten, in Itoes Augen blieben sie stets barbarisch und grausam.


    „Eneco, du bist dran“, meinte sie schüchtern und warf den Ball vor sich.
    Die rosafarbene Katze blickte sich irritiert auf dem Feld um. Dies sollte also ihr zweiter Kampf werden…
    „Schwach“, lächelte Rin hochmütig. „Arbok, los geht’s!“
    Die, Itoe und ihrer Katze, furchteinflössende Schlange befreite sich zischend aus dem Ball. Ihr Körper war in einem dunklen Lila gefärbt, die Seiten waren weit gefächert und ließen Arbok noch bedrohlicher wirken.
    „Machen wir das Kuscheltier fertig. Arbok, Giftzahn, los!“ Rins Befehle zeugten von Selbstsicherheit. Sie war sich ihrer Sache sicher.
    „Tackle, Eneco“, flüsterte ihr Gegenüber ängstlich. „Ja, setz doch bitte den Tackle ein, Eneco.“ Dies war die einzige Attacke, die das schwache Eneco beherrschte.
    Es handelte sich um eine sehr einfache, sehr schwächliche Körperramme, doch es war besser als bloß zuzusehen wie Eneco leiden musste. Ein peitschender Hieb von Arboks Schweif reichte aus um die Katze zu besiegen. Rin verließ lachend das Kampffeld. Ihre Trainerin war rasch zu ihr geeilt und nahm sie schluchzend auf den Arm. Unablässig bannten sich Tränen ihren Weg über Itoes Wange und landeten auf Eneco.
    „Ich werde dich nie wieder kämpfen lassen, ich verspreche es“, schwor sie mit verweinter Stimme.
    Es war schrecklich für sie wie Eneco bewusstlos in ihren Armen lag. Pokemonkämpfe waren grausam und Itoe wollte nie wieder an einem Solchen teilhaben! Nie wieder!

  • Und wieder mal sind meine Kapiteln zu lang. ^^ Teil I/II Freue mich über Kommentare, Kritik und co. ^__^
    Der Beginn von Freundschaft


    Kiyoshi klopfte vorsichtig an der Trenntür des Zimmers.
    „Amaya? Ken?“, fragte er mit hauchender Stimme.
    Seine Hand schob die Schiebetüre ein wenig zur Seite. Das Licht, welches er sah, wirkte kristallinfarben. Dieses wunderschöne Farbenspiel von warmen Sonnenstrahl und bläulichem Licht wurde vom Seidenvorhang ausgelöst. Bis jetzt hatte Amayas Partner noch nie dessen Zimmer betreten. Es war wie ein Traum, zu schön um wahr zu sein.


    Ken wurde zwar hin und wieder von Tomoko gelobt, doch sie hielt sich sehr distanziert. Die Priesterin machte auf ihn den Eindruck einer sehr kritischen und ernsten Frau. Kiyoshi wusste wie sehr er sich manchmal auch Lob von ihr wünschte, doch dieses Zimmer sprach doch eigentlich für sich.


    Zugegeben stand Kiyoshi ebenfalls, wenn auch nur im Stillen, dem rothaarigen Jungen erst mit Misstrauen gegenüber. Seine Beziehung zu Tama fand er eigenartig. Kiyoshi konnte seine Liebe zu einem Mann einfach nicht nachvollziehen. Noch vor einigen Wochen verhinderten Vorurteile, welche sich wie ein Schleier über seine Gedanken gelegt hatten, eine klare Sicht. Kiyoshi gefiel es selbst nicht andauernd Menschen noch bevor er diese kannte zu beurteilen, doch er war von seinen Eltern so erzogen worden.


    Eine sich hinter dem Vorhang abzeichnende Silhouette ließ Kiyoshi sich von seinen Gedanken entfernen. Schnellen Schrittes war der Blonde auf den Balkon des Zimmer gegangen. Jenen zierten in einem sanften Rosaton gefärbte Kirschblüten. Er verlangsamte seine Schritte, denn der sich an der Wand abzeichnende Schatten wandte sich erschrocken um. Amaya wäre niemals so verängstigt gewesen, dies musste ihr Liebster sein.
    „Ken, ich bin es. Kiyoshi“, meinte er beruhigend. Sodann ging er einige Schritte nach vorne.
    „Guten Morgen.“ Er lächelte, doch es wirkte gekünstelt.
    Kiyoshi sah sich suchend um. „Wo ist denn Amaya?“
    „Sie ‚erzieht’ Sengo.“ Ken strich sich eine Haarsträhne zurück und ließ seinen Blick zu Boden wandern. Ihm war sichtlich unwohl bei diesem Gedanken. „Du weißt ja wie sie ist. Sie wird Sengo so lange gegen eines ihrer Pokemon kämpfen lassen bis es ihr gehorcht.“
    Kiyoshis Lippen zogen sich zu einem schmalen Strich zusammen. „Ich bin auch nicht dafür. Aber auf mich hört sie nicht, vielleicht dringst du besser zu ihr vor.“
    „Das habe ich schon versucht.“ Ken wandte seinen Blick hilfesuchend an den doch so guten Zuhörer vor ihm. „Und wir haben uns gestritten.“
    Abermals erstarrte sein bester Freund, in letzter Zeit war er zu diesem geworden, als ihn der feminin aussehende Junge in den Arm fiel. In seinen Augenwinkeln schimmerten vereinzelte Tränen.
    „Erzähl mal, Ken“, forderte er mit vertraulicher Stimme auf.
    „Ich habe ihr gesagt, das wäre grausam. Darauf meinte sie: ‚achso, du hältst mich für grausam?’. Ich halte nicht sie, sondern es, das was sie mit Sengo macht, für grausam. Amaya ist dann beleidigt aus dem Zimmer gegangen.“


    Mit Tama war er nie in Streit versunken gewesen! Jener wollte seinem Engelchen all seine Wünsche und Träume erfüllen.
    Wenn sich Ken wünschte an einem Wettbewerb teilzunehmen, so geschah dies ausnahmslos.
    Wünschte er sich eine Nacht in einem Luxushotel zu verbringen, so geschah dies ausnahmslos. Wünschte er sich neue Kleidung, so geschah dies ausnahmslos.
    Gab es doch einmal Ungereimtheiten wurden diese am Abend, aneinandergekuschelt im Bett, mit Diskussionen geklärt. Er selbst zeigte sich dafür oft einsichtig und gab nach.
    Tama tat alles für ihn, trug seinen Engel auf Händen. Ken erschauderte kurz. Tama tat für ihn soviel, dass er sogar sein Leben für ihn geopfert hatte.
    Auch mit Amaya konnte man immer mehr Kompromisse eingehen. Doch bei bestimmten Themen erschien sie ihm seelisch ein weiter entfernt von ihm, manchmal gar fremd. Seit langem sprach er mal wieder das Thema ‚Pokemon’ an, als sie ihm sagte sie müsse Sengo ‚erziehen’.
    Ken verstand den plötzlichen Stimmungsumschwung nicht. Zuvor waren sie auf dem Balkon gestanden. Amaya hielt ihren Liebsten im Arm, gab ihn einen sanften Kuss auf die Wange. Diese vertraute Innigkeit war schon recht normal für das Paar geworden. Und dann mussten sie sich unbedingt streiten!


    „Ist sie im Trainingsraum oder im Wald?“, fragte Kiyoshi schließlich.
    „Ich weiß es nicht, aber ich tippe auf den Wald. Amaya möchte sicherlich nicht von den Priesterin gesehen werden.“ Ken schmiegte sich an den blonden, jungen Mann, während er seinen Kopf zum Wald abwandte. Ein melancholisch angehauchter Seufzer verließ seine Kehle. „Ich liebe Amaya doch, aber ich verstehe sie manchmal wirklich nicht.“
    „Ich verstehe sie genauso wenig wie du, nein noch viel weniger. Du bist mit ihr zusammen, du musst mehr über ihre Gefühle wissen als ich.“
    „Und du weißt mehr über ihre Vergangenheit als ich.“
    Rasch hatten sich Kiyoshis Arme enger um den rothaarigen Jungen geschlungen. Jenen störte es mittlerweile nicht mehr ihn zu umarmen. „Sie soll dir alles selbst erzählen. Lass sie uns zuerst einmal suchen, ich werde dir dabei helfen.“
    Ken sah auf. Seine Augen funkelten und zeugten von tiefer Dankbarkeit. Er war dankbar einen Freund wie ihn zu haben. Von je an hatte er in Freunden, und so auch in seinen Pokemon, eine bessere ‚Familie’ gefunden, als es seine Pflegeeltern für ihn je sein konnten.


    „Danke. Ich hab dich lieb.“ Er hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und trat lächelnd einige Schritte zurück.
    Sein Gegenüber hob stoppend die Hände und schüttelte den Kopf. Kiyoshis Blick verriet seine Verwunderung. Er öffnete seinen Mund leicht, wollte abwehrende Wörter formulieren. Doch dazu war er zu perplex. Kiyoshi starrte Ken an, etwas anderes konnte er im Moment nicht.
    Hatte das zu bedeuten, dass er bloß mit Amaya spielte? So schätzte er ihn jedoch nicht ein. Gute Freundinnen bezeugten ihre Freundschaft auch oft mit einem ‚ich hab dich lieb’. Stellte es denn ein so großer Unterschied zu ‚ich liebe dich’ dar?
    „So wie man einen sehr guten Freund nun einmal lieb hat.“ Als Kiyoshi mit erschrockenen Gesichtsausdruck und leicht geöffneten Lippen vor ihm stand ,- ihn dabei ungläubig angesehen hatte-, wusste Ken dass dies Erklärungsbedarf benötigte.
    Schließlich lachte er kurz auf. „Das habe ich mir auch so gedacht.“ Das Lachen klang ausweichend, Ihm war nicht ganz wohl dabei, wenn ein Junge zu ihm ‚ich hab dich lieb’ sagte. Ken hatte dies wohl gemerkt, aber er wollte nicht weiter darauf eingehen, denn es war sehr wohl Freundschaft im Spiel.
    „Lass uns gehen“, fügte der Agent hinzu.


    Die Ausgangstür lag nicht weit von dem Zimmer entfernt. Kiyoshi legte bedächtig seine Hand auf das alte Holz. In jenes waren kleine Phönixe geschnitzt worden. Langsam drückte er seine Hand dagegen. Knarrend ging die Tür auf.


    Eine frische Morgenbrise begrüßte die Jungen. Die Luft war angenehm kühl. Sie sorgte für klare Gedanken.
    „Lass uns mal deine Pokemon abholen, dann sehen wir weiter.“ Mit einer raschen Handbewegung deutete er in den Wald hinein.
    „Ja, meine Pokemon“, stimmte Ken zu.
    Er biss sich gedankenverloren auf die Unterlippe. Um jene hatte er sich in letzter Zeit viel zu wenig gekümmert. Besonders Pikachu brauchte das Gefühl von Zuneigung und Geborgenheit, brauchte es um Vertrauen aufbauen zu können. Vielleicht verstand er sich schon inzwischen mit den anderen Pokemon. Pikachu brauchte gute Freunde.
    „Alles in Ordnung mit dir?“ Kiyoshis besorgte, blassrote Augen erschienen vor ihm.
    „Nein.“ Ken schüttelte den Kopf. „Gar nichts ist in Ordnung.“ Abermals zierten Tränen seine Augen, spiegelten seine Verzweiflung wider. „Ich streite mich mit Amaya, ich vernachlässige meine Pokemon. Und wer weiß zu was der Streit alles führen wird. Pikachu würde Zuwendung brauchen, und ich brauche Übung in Magie. Ich…“
    Sein bester Freund unterbrach ihn, legte ihm beruhigend die Hände auf die Schultern. „Ken, du steigerst dich da richtig rein. Du hast deine Pokemon sieben Tage lang nicht besucht, das hat nichts damit zu tun. Das kommt wieder alles in Ordnung.“ Kiyoshi wandte seinen Blick für einen Moment zu Boden ab. Er wusste nicht so recht wie er dies sagen sollte. „Das eine früher, das andere später.“
    Der Angesprochene legte ungläubig den Kopf schief, sah ihn erwartend an. „Meinst du? Glaubst du das wirklich?“
    Kiyoshi lachte auf. „Natürlich, mach dir keine Sorgen.“


    Gemächlich gingen sie weiter. Mit dem blonden Mann konnte man sich gut unterhalten. Er erzählte gerne von dem Leben als Agent, erzählte wie man ihn beibrachte verschlüsselte Codes zu hacken und wie er sehr er versuchte Amaya nach dem Tod ihrer Eltern beizustehen. Mehr durfte Ken nicht erfahren. Dies wollte er auch gar nicht, schließlich sollte er alles langsam erfahren. Amaya würde ihn wieder etwas erzählen, wenn die Zeit reif dafür war.


    Ken wandte sich kurz von Kiyoshi ab. Das Licht, welches ineinander verschlungene und gekräuselte Muster auf den Boden warf, wurde rarer. Sie befanden sich nicht mehr am äußeren Rand des Waldes. „Weißt du wo wir hingehen?“, fragte er ihn schließlich.
    „Ja, sicher.“ Die Antwort klang gespielt beleidigt. „Theoretisch“, fügte er leise hinzu. Kiyoshis Gewissen befahl dies auszusprechen, doch seine Stimme war kaum ein mehr als ein Flüstern. So hoffte er, Ken würde ihn nicht hören.


    Ein fliegender Schatten kam aus der Ferne auf die beiden zugeflogen. Seine Flügeln besaßen schwalbiniartige Fortsätze.
    „Papinella!“, rief Ken erfreut aus.
    Der Schmetterling kam auf stürmisch auf ihren Trainer zugerast, warf ihn dabei um. Dieser lachte bloß auf, zeigte sich Kiyoshi von seiner ausgelassenen Seite. Schließlich schob er den Schmetterling von sich und setzte sich auf.
    Papinella wurde von ihrem Trainer auf den Schoß genommen, seine Armen schlangen sich in inniger Freundschaft um sie. Sie hatten sie sich eine Woche lang nicht gesehen und ihr kam es vor als wäre es eine Ewigkeit gewesen.
    Eine Träne landete auf ihrem Kopf. „Ich habe dich vermisst, Süße.“
    Mit einem angenehmen Gefühl sah Pokemon zu ihrem Trainer auf. Es tat gut so etwas zu hören, vor allem da Papinella schon gedacht hatte, Ken würde Pikachu mehr Aufmerksamkeit schenken als ihr. Dieser Gedanke widerstrebte dem stolzen Pokemon!
    „Nella, Papinellaaa“, antwortete sie und schmiegte sich an ihn.


    Die Finger ihres Trainers strichen ihre Flügel entlang. Sie mochte es dort gekrault zu werden und ihr Trainer wusste dies. Der Schmetterling merkte wie seine Finger schier grundlos aus heiterem Himmel leicht erzitterten und in ihrer Bewegung inne hielten.
    „Nellaaa?“ Papinella schenkte ihm verwunderte Blicke.
    Er zog die Hand leicht zurück, sein Körper verspannte sich. „Du bist verletzt, Papinella.“
    Sie wandte den Kopf zu ihrem Flügel ab. Einige Schnittwunden durchzogen ihren Flügel. Doch es war nicht so schlimm wie es für Ken aussehen mochte.
    „Nella“, meinte sie schmunzelnd und zuckte mit den Fühlern.
    Ihr bester Freund kannte sie lange genug um zu wissen, dass dies einem menschlichen Schulterzucken gleichkam. Die Schnittwunden waren ihr egal.
    „Wie ist das geschehen?“ Ken sah ihr nicht in die Augen, sondern strich weiterhin den Flügel entlang. Sein Blick verriet seine Besorgnis. „Ist ein fremdes Pokemon bei euch aufgetaucht? Oder habt ihr euch gestritten?“
    Papinella nickte zögerlich.
    „Ihr habt euch gestritten? Warum? Mit wem? Etwa mit Pikachu?“ Seiner Stimme schwang ungewohnte Strenge mit. „Pikachu braucht im Moment Freunde, keine Feinde! Ich weiß noch nicht was mit ihm geschehen ist, doch es geht ihm nicht gut.“
    Beleidigt schnaubend wandte sich die Schmetterlingsdame ab. Das wusste sie ohnehin schon! Doch wer sollte mit dem kampfeslustigen Pokemon auskommen!? Wie sollte man mit ihm auskommen? Wenn Pikachu einen Streit wollte, dann bekam er ihn auch!
    Wie konnte er ihn denn verteidigen? Sie und Ken kannten sich schon seit mehr als zehn Jahren und sie stand in jeder Lebenssituation zu ihm.


    Ken sah sein Pokemon an. Sie wandte sich beleidigt ab und schmollte. So benahm sie sich stets wenn sie sich verletzt fühlte. Er nahm Papinella in den Arm, kuschelte sie noch für einige Sekunden an sich. „Du weißt wie wichtig du für mich bist.“ Der Schmetterling sehnte sich nach diesen Worten. „Pikachu hat aber ein Problem, und wir müssen ihm helfen.“
    Sie nickte widerwillig. Vielleicht hatte ihr Trainer ja Recht und der Rebell änderte sich wenn man ihn Liebe und Zuneigung schenkte. Doch sie würde nicht diese Rolle der Vertrauensperson übernehmen, sie würde bloß keine sinnlose Streitereien mit ihm beginnen. Für alles andere war Ken, sein Trainer verantwortlich. Normalerweise war der Trainer eines Pokemon gleichzeitig sein bester Freund, doch Pikachu ließ niemanden an sich heran.


    Ken wandte sich schließlich an Kiyoshi. Dieser stand die ganze Zeit neben ihm, folgte der Beziehung zwischen Trainer und Pokemon mit stillem Interesse.
    „Gehen wir schnell deine Pokemon holen und dann suchen wir Amaya“, meinte er.


    Der Stall lag nicht weit entfernt. In das Holz waren edle Verzierungen geschnitzt. Auch er schien tausende von Jahre alt zu sein. Seine schlichte Schönheit verlieh dem Ort etwas Magisches. Rasch war er in das Gebäude gehastet. Der Trainer freute sich doch so seine Pokemon wieder zu sehen.


    „Hey, ihr Süßen.“ Ein aufrichtiges Lächeln umspielte Kens Lippen.
    Wenn seine Pokemon an seiner Seite waren, sah die Welt schon viel heller aus. Er sah den folgenden Ereignissen hoffnungsvoller entgegen.
    Erfreut sprangen seine Pokemon auf und begaben sich zu ihrem Trainer. Ken fiel dem Kappa in den Arm, kuschelte schließlich all die anderen Pokemon an sich.


    Pikachu blieb verunsichert in der Ecke sitzen. Solche Gestiken hatte er seitens eines Trainers noch nie gesehen. Er lachte auf, als Psiana ihm am Stoff spaßend zog, und umarmte sein Pokemon.
    Die Elektromaus wandte sich von dem freudigen Wiedersehen ab.
    So wie der Trainer und seine Pokemon unbeschwert auflachten, hatte er wohl auf Pikachu vergessen. Ihn konnte es bloß recht sein, sollte Ken ihn bloß in Ruhe lassen! Diese Pokemon waren doch bloß freiwillige Sklaven, die glaubten sie würden von ihrem Menschen geliebt werden. Andererseits riskierte dieser sein Leben für ihn. Vielleicht um ihn als neuen Diener zu gewinnen? Pikachu wollte das glauben, doch sein Verstand sagte ihm, er hätte dies in diesem Fall nicht getan, sein Herz sagte ihm, er solle Freundschaft mit Ken schließen…


    Er richtete seinen Blick kurz auf die spielenden Pokemon, wie kleine Kinder umkreisten sie ihren Trainer, jagten einander spaßend. Bevor sie wieder in ihrem Pokeball verschwanden, bekamen jedes von ihnen noch Streicheleinheiten und Komplimente zugeteilt. Die fünf Pokemon sahen alle so glücklich aus.
    Pikachu legte traurig die Ohren an, ließ sie getrübt sinken.
    Er wollte doch auch glücklich sein! Warum durften all die anderen sich stets an ihrem Leben erfreuen und er musste dabei bloß zusehen!
    Rasch hatte er diesen Gedanken wie etwas Lästiges davongejagt, das man nicht mehr sehen oder gar hören wollte. Er kam bis jetzt gut ohne Menschen zurecht, er war doch keines dieser verwöhnten Schoßpokemon. Pikachu war ein Kämpfer und stolz darauf. Solche Gedanken durften sich nicht in seinen Kopf schleichen und ihn langsam verweichen lassen!


    Eine Hand legte sich auf seinen Kopf. Pikachu sah erst erschrocken auf. Das Elektropokemon war so sehr in seinen Gedanken versunken gewesen, dass es nicht sah wie Ken auf ihn zuging. Der rothaarige Junge hatte sich eine ganze Woche nicht um ihn gekümmert. Er war genauso wie all die anderen Menschen. Unzuverlässig. Kaltherzig. Ein Heuchler!


    „Wie geht es dir, Pikachu?“
    Knurrend wandte er sich von dem Menschen ab.
    Das interessierte doch ihn Wirklichkeit niemanden! Wenn Pikachu nicht mehr am Leben gewesen wäre, würde sich doch auch niemand um ihn scheren!
    „Ich habe dich vermisst.“
    Natürlich! Pikachu wollte es ihm ganz bestimmt glauben. Das wusste er gar nicht, er konnte auch sarkastisch sein…
    „Was meinst du, können wir Freunde werden?“
    Seit wann wollten die Menschen mit ihm befreundet sein? Seit wann wollten sie mit einem Pokemon befreundet sein? Seit wann kannten Menschen denn die wahre Bedeutung von Freundschaft oder Liebe?


    Ken nahm Pikachu in den Arm, verharrte so in kniender Position für eine Weile mit ihm. Die Elektromaus wehrte sich erst. Er war doch kein Schmusepokemon! Für einige Momente hielt das Pokemon inne. Er entschied sich es wenigstens zu versuchen. Zufrieden schloss er die Augen und lehnte sich an seinen Trainer. Es fühlte sich so gut an, liebevoll umarmt zu werden. Hatte er ihn wirklich lieb? Bedeutete Pikachu dem Menschen etwas?
    Pikachu sah in die aufrichtigen, mit Tränen verzierten, Augen des Jungen. War er denn selbst wirklich…etwas wert?

  • Also, Chari. Hier meine versprochene Kritik:
    Da gibt es keine, aber auf zum Kommi:
    Du schreibst sehr gefühlvoll und manchmal fühle ich richtig mit den Charas mit.
    Wenn Ken kurz vorm Weinen ist, kommt es auch mir so vor.
    So etwas hat eine Story noch nie bei mir bewirkt. Allein schon die Idee mit Shonen-Ai finde ich klasse!
    So etwas trauen sich die meisten wahrscheinlich gar nicht, aber du machts es einfach^^
    ich liebe diese Story und sie bekommt einen Platz auf meiner Top-Liste :)


    Pikachu gefällt mir besonders gut. Ich hoffe doch, die beiden werden Freunde^^

  • Teil II/II


    Der Beginn von Freundschaft


    Schließlich löste Ken das Pokemon von sich, erst wenig um zu sehen wie es reagierte. Pikachus Blick wurde ernst. Augenblicklich riss er sich von seinem Trainer los. Er war doch kein kleines Schoßpokemon…auch wenn die Umarmung Balsam für seine, von Menschen getretene, Seele war.
    „Armes Pikachu“, flüsterte Ken und streckte vorsichtig seine Hand nach ihm aus.
    Desto liebevoller die Gestiken waren, desto eher sollte Pikachu anfangen den Menschen zu vertrauen. Ken hatte noch ein so trauriges Pokemon gesehen, auch wenn dieses sich nicht so gab. Seine Verletzlichkeit überspielte Pikachu mit falschen Stolz und Gleichgültigkeit.


    Sein Trainer hielt ihm den Ball entgegen. Pikachu erstarrte beim Anblick des Gefängnisses. Er war darin so lange eingesperrt gewesen, man hatte ihn dort vergessen. Für seine damaligen Trainer war er ein Spielzeug das man ablegen konnte. All die einsamen Stunden im Ball schlichen sich in seine Erinnerungen, in seine Gedanken und Gefühle. Zuerst undeutlich sah Pikachu sich selbst umgeben vom schwarzen Nichts. Pikachu wandte seinen Blick zu Boden, hoffte so dass die Erinnerungen wieder verschwanden. Sie waren etwas das er Verdrängen wollte. Doch das Bild vor ihm, sich selbst von ihm umhüllender Finsternis sehend, wurde immer deutlicher.


    Ken hielt verwundert inne. Pikachu wirkte auf ihn leicht apathisch. Seine Augen waren erst schreckensstarr auf den Ball vor ihm gerichtet, danach wandte er seinen Blick ab. Das Pokemon war mitleidserregend. Ein melancholisch angehauchter Beigeschmack legte sich auf Kens Zunge, denn er wusste genau wie Pikachu sich fühlte. Er selbst kannte das Gefühl einer Angst, die man auf ein Ereignis zurückführte, einer wahren Phobie.
    Behutsam legte er seine Hand auf Pikachus Kopf. Ein warnendes Knurren ertönte.
    „Du musst nicht in den Ball, wenn du Angst davor hast.“
    Pikachu sah verwundert auf. War das denn wirklich wahr? Gab es denn wirklich Menschen die Rücksicht auf ihn nahmen?
    Der Junge ließ den Ball in seiner Tasche verschwinden.
    „Hast du Angst vor dem Ball? Du kannst auch neben mir hergehen oder ich trag dich wenn du willst.“
    Augenblicklich wandte sich Pikachu ab. Tragen? War er denn ein Kleinkind!? Papinella schmiegte sich öfters in den Arm ihres Trainers und ließ sich tragen, aber dieses Pokemon hatte ja auch seinen Stolz und wohl sich selbst aufgegeben.


    „Gut, dann trag ich dich nicht.“ Ken drehte den Kopf lächelnd zu Kiyoshi. „Gehen wir?“
    Der blonde Mann nickte ihm zu. So suchten sie weiter Amaya.
    „Du und deine Pokemon habt eine enge Beziehung zueinander.“ Kiyoshi sah in Gedanken vertieft gegen das Blätterdach des Waldes. Gekräuselte Muster des Sonnenlichtes zeichneten sich auf seinem Gewand ab.



    „Ja, das stimmt. Papinella, Psiana, Entoron, Galoppa und Altaria haben mir nach Tamas Tod sehr geholfen. Wir stehen uns wohl sehr nahe.“


    Pikachu ging schleichend hinter den beiden her. Ken erwähnte bloß den Namen seiner fünf anderen Pokemon. Er selbst war anscheinend doch unwichtig.


    Kiyoshi nickte, zeigte somit sein Interesse und bat ihn weiter zu reden.
    „Kurz nachdem ich erfahren habe, dass Tama tot ist.“ Ken suchte in Kiyoshis Augen das Zeichen fortfahren zu können. Würde er ihn für verrückt erklären? „…ich wollte in diesem Moment einfach in den See springen und Tama folgen.“
    Statt ihn für verrückt zu erklären oder ihn mit einem Lächeln zu begegnen, sah Kiyoshi ihn weiterhin interessiert an. Er hörte gerne zu und ließ Ken reden.
    „Psiana hat mich zurückgehalten. Und als ich davor von ‚zu Hause’ weglaufen bin standen sie hinter mir und gaben mir neben Tama Hoffnung und Kraft.“
    „Das ist schön. Ich habe auch Pokemon, sie sind meine Freunde, aber…“ Kiyoshi hielt kurz inne. Irgendetwas musste er doch als Trainer falsch gemacht haben! „…irgendwie gelingt es mir nicht, dass ich in ihrem Leben wirklich wichtig für sie werde.“
    „Du bist bestimmt für sie wichtig.“ Er ließ seinen Blick schüchtern in die Augen seines besten Freundes schweifen. War dies die richtige Antwort? Hatte er etwas Falsches gesagt?


    Statt ihm zu antworten wich Kiyoshi seinen Versuchen ihm Mut zu schenken aus. „Das findest du doch bestimmt schön“, meinte er lächelnd und zeigte vor sich.
    Rosarfarbene Blüten, getragen von der Kraft des Windes, umspielten die beiden Jungen. Es waren die Blätter des Kirschbaumes. Sie galten als Symbol der Schönheit. Ebenfalls verkörperten sie Vergänglichkeit.
    Ken biss sich zweifelnd auf die Unterlippe. Also hatte er doch etwas Falsches gesagt!? Rasch hatte er diese Gedanken abgeschüttelt und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Schönheit der Natur. Sie zeigte sich dem Jungen von ihrer wunderbarsten Seite.
    „Ja, das ist wirklich schön.“


    Pikachu wich den rosafarbenen Blättern aus, schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit. Seine durch Kämpfe zugezogenen Narben ließen das einst von Menschen so genannte süße Pikachu schon lange nicht mehr so schön wirken, wie er einst gewesen sein mochte.
    Dies war ein weiterer Punkt mit Kens anderen Pokemon und auch mit dem Menschen selbst, ja gar mit sich selbst, nicht gut zu Recht zu kommen. Wenn er die anderen und schließlich sich selbst ansah so waren dies zwei Welten, die einander stießen doch nicht zusammengehörten. Warum verstand Ken dies nicht? Pikachu konnte und wollte nicht so, mit diesem Aussehen, an Wettbewerben
    teilnehmen.
    So folgte Pikachu ihnen. Sie redeten über eine für Ken scheinbar wichtige Sache. Pikachu wandte knurrend den Kopf von den beiden Menschen ab, als sein Trainer ihn einmal dankbar umarmte. Denn dem enttäuschten Pokemon wurde abermals keine Aufmerksamkeit entgegengebracht.
    Schließlich hielt Ken kurz inne. Er wandte den Kopf an Pikachu. „Und Pikachu hat mir vor Kurzem gezeigt, dass ich mich für die Zuneigung anderer anstrengen muss, wenn sie mir wichtig ist.“
    Ärgerlich ging Pikachu weiter, ließ seinen Trainer im Glauben er hätte nichts gehört oder gesehen. Das waren doch bloß hohle Worte ohne Bedeutung. Was nützten ihm Worte, die nicht vom Herzen kamen? Doch war dies so? Er wollte nicht daran glauben.


    „Was ist denn jetzt eigentlich mit Amaya?“, wollte Kiyoshi wissen.
    Verletzlich lehnte sich Ken an jenen an. „Ich habe mich mit Amaya ziemlich heftig gestritten. Ich hoffe das kommt wieder in Ordnung. Was soll ich denn tun, wenn es nicht so ist?“
    Sein Gegenüber schüttelte mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen den Kopf. „Ach, ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass das wieder in Ordnung kommt.“ Kiyoshi zwinkerte. „Habe ich doch, oder irre ich mich da?“
    Es erfreute ihn, dass Ken seine Arme enger um ihn schlang. Stets versuchte er für andere, besonders für die Mitglieder seines Teams und seine Freunde, da zu sein. Selbst Amaya hatte er nicht aufgegeben. Dies war damals, nach dem Tod ihrer Eltern und als sie niemanden mehr an sich heran ließ, so und seine selbstlose Hilfe hielt bis zu der Gegenwart an. Auch in der Zukunft würde dies sich nicht ändern.


    Der rothaarige Junge nickte Kiyoshi zu und richtete seinen Blick zu Boden. Pikachu zupfte unablässig an seinem Kimono. Seine Nase rümpfte er angeekelt, seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.


    Pikachu knurrte. Der schwache Geruch des Mädchens wurde an ihn herangetragen. Von seinem Trainer wurde sie Amaya genannt. Für Pikachu verkörperte sie das typische Bild eines Menschenwesens. Sie war kaltherzig, arrogant, und behandelte ihre Pokemon, welche eigentlich treue Partner für das Leben darstellen sollten, wie Gegenstände. Doch welche Eigenschaften erwartete er sich denn von einem Menschen, der sich als Agent berufen fühlte!? Und dennoch gab es etwas das Pikachu nicht verstand, etwas das ihn abermals an seinem Trainer zweifeln ließ: Warum liebte Ken diese Agentin so sehr? Machte ihn diese Tatsache denn nicht auch zu dem das er in den Menschen sah? Wie konnte man eine so gefühlslose Person lieben?


    Ein Unheil verkündendes Lächeln umspielte seine Lippen. Vor einiger Zeit wollte dieses kaltherzige Menschenmädchen ihn mit ihrem Pokemon Sengo in seinen schwächsten Minuten demütigen und ihn seinen Stolz nehmen. Sengo selbst war nicht Schuld an den Entscheidungen seiner Trainerin, doch es ließ sich in das Gefängnis namens Pokeball einsperren. So war es ein Pokemon von vielen, das seinen Stolz verwarf. Pikachu wollte solange bei seinem Trainer bleiben bis er seine Schuld beglichen hatte.


    Wenn er selbst danach noch bei Ken blieb, so geschah dies aus freien Stücken. Pikachu schüttelte über sich selbst den Kopf. Dies hatte er noch nie in Erwägung gezogen. Warum geschah dies denn nun? Das wollte er doch gar nicht!
    Er musste an etwas anderes denken. Vielleicht an dieses Sengo…Andererseits war er bereit mit dem Katzenpokemon Bekanntschaft zu schließen. Er hatte durch Getratsch vernommen, dass auch dieses Wesen sich gegen seine Trainerin auflehnte.


    „Pikaa-Pi!“, fauchte er.
    Rasch hastete er davon. Seine Pfoten trugen ihn tief in den Wald hinein, sein Geruchssinn leitete ihn den Weg. Für einige Momente verschloss er die Augen, denn sein stärkstes Sinnesorgan war seine Nase und jene verriet dem auf einen Kampf begehrenden Pokemon die Anwesenheit Sengos. Auch ein Hundemon war in der Nähe.
    Ihm war es gleich ob Ken ihm folgte. Sollte er doch bloß an Ort und Stelle bleiben, denn dann konnte ihn niemand von dem Kampf mit Sengo abhalten. Wenn jenem seine Freiheit und sein Stolz von tiefster Seele lieb waren, dann kämpfte er darum, kämpfte solange wie es ihm nur möglich war.


    Wie erwartet hörte er hastige Schritte hinter sich. Konnte sein Trainer ihn denn nicht verstehen? Er wollte nicht, dass er ihn folgte und er führte ihn nicht aus Hilfsbereitschaft zu seiner Liebsten. Pikachu schnaubte aufgebracht. Dies war sein eigener Egoismus, der ihn vorantrieb. Doch Ken glaubte in seiner gutgläubigen Naivität wohl, Pikachu wollte seinem Trainer helfen.
    Er beschleunigte seine Schritte. Bis jetzt hatte er noch nie einem Menschen geholfen. Wieso sollte er denn jetzt damit beginnen!? Welchen Grund gab es ausgerechnet bei ihm damit beginnen?


    Pikachu hielt kurz in seiner Bewegung inne. Ein züngelnder Flammenatem ging bloß wenige Meter von ihm entfernt auf eine durch die Schatten des Waldes schmenenhaft gezeichnete Katzengestalt nieder. Der Schmerzensschrei eines Sengos war zu vernehmen. Mit seiner letzten Kraft ließ die Katze ein nach Hilfe bettelnder Schrei ihrer Kehle entweichen.
    Ein wenig entfernt stand ein Mädchen. Sie verschränkte die Arme gelangweilt vor der Brust. Wie konnte sie bloß Sengos Leid so leicht erdulden? Empfand sie denn kein Mitgefühl ihrem Pokemon gegenüber!? Pikachu verachtete sie. Amaya war so wie er sich einen Menschen vorstellte. Die Agentin unterstützte ihn in seinem Hass gegenüber Menschen, und sie bekräftigte seine Vorurteile. Eigentlich wollte Pikachu ihr dankbar für dies sein.


    Nach einigen Minuten stießen auch sein nach Atem ringender Trainer sowie Kiyoshi hinzu. Pikachu sah kurz auf. Tränen funkelten in Kens Augen. Waren sie aufrichtig?
    „Geh da nicht hin, geh jetzt nicht zu Amaya.“ Kiyoshi legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. Seine Stimme war eindinglich. „Bitte.“


    Entsetzt starrten blaue Augen in die Seine. Warum tat Amaya dies? Wenn er auf die kaltherzige Trainerin vor sich sah, so wirkte sie fremd auf ihren Liebsten. In diesen Momenten war sie erneut zu der gefühlslosen Agentin geworden, welche sie zu ihrem Schutz erfunden hatte, die er am Anfang ihrer Reise gekannt hatte. Ein kalter Schauer lief über Kens Rücken. Das emotionale Band, das sie verbunden hatte, war nicht zu spüren. Amayas Methode ihren Pokemon den eigenen Willen aufzuzwingen war grausam! Gewiss, er wusste Amaya konnte es nicht leiden, wenn man ihre Befehle nicht befolgte. Doch der Stolz lag in der Natur jeder Katze, und so rebellierte Sengo für die erste Zeit. Dies war kein Grund es so zu behandeln!
    Und wie konnte Kiyoshi verlangen dies einfach zu übersehen!? Pikachu lächelte überheblich, als sein Trainer mit Tränen in den Augen den Kopf schüttelte. Seiner Meinung nach war Ken zu weich und emotional um ein Trainer zu sein. Generell erinnerte er ihn nicht an sein Bild eines Menschen…
    „Das kann ich doch nicht tun, Kiyoshi!“, antwortete er ihm flüsternd. „Pikachu?“


    Das angesprochene Pokemon sah bei der Erwähnung seines Namens überrascht auf. Wurde seine Hilfe Menschen für diese Momente unentbehrlich!? Brauchte Ken, sein Trainer, ihn wirklich?



    „Pika-Pikachu?“ Pikachus Augen funkelten auf. „Pika?“
    Der rothaarige Junge nickte. „Ruckzuckhieb auf Hundemon, los Pikachu!“
    Die Elektromaus gehorchte. Schließlich wollte jene ihre Schulden begleichen. Hastig rannte Pikachu auf den Schattenhund zu. Entschlossen Sengo den Schmerz zu ersparen, den ihn ein Menschenwesen zufügen wollte, perfektionierte er die Attacke. So als ob der Wind ihm beistehen wollte, unterstützte er ihn. Seine Pfoten stießen sich vom Boden ab, sein Köper rammte Hundemon. Triumphierend richtete er seinen Blick auf die Agentin. Ihre Hand ballte sich zu einer Faust und öffnete sich kurz darauf wieder. Es war eine Art Belohnung für ihn zu sehen, dass sie Bemühung hatte ihre Wut zu zügeln.


    Ken war rasch zu Amaya geeilt. „Amaya, bitte nicht! Was machst du da?“ Er fiel ihr in den Arm. „Wenn ich dich hier sehe wie du Hundemon dazu drillst gegen Sengo zu kämpfen, dann…“ Für
    wenige Sekunden suchte er den Augenkontakt. Andere Menschen hätte nicht in den kalten Augen lesen können, doch ihm gegenüber konnte sie nichts verbergen – nicht mehr! Sie spiegelten Verwunderung sowie auch Wut wider. Ken atmete erleichtert auf. Trotz des in ihr aufkeimenden Zorns, konnte sie ihre Liebe ihm gegenüber nicht hinter falsche Kälte stellen.
    „Was machst du hier?“ Sie zeigte auf den ein wenig abseits stehenden Kiyoshi. „Was macht er hier?“


    Pikachu wandte sich ab. Dieses Menschenmädchen war abscheulich und Ken liebte sie auch noch!


    „Wir haben dich gesucht.“
    Ihr Liebster löste sich von ihr. Langsam ging er zu Sengo, suchte immer wieder dabei den Blick in ihre Augen um sich die Erlaubnis dazu zu holen. Amaya sah bloß interessiert zu. Schließlich kraulte er mitfühlend der Katze den Kopf. „Armes Sengo.“ Vorwurfsvoll sah er sie an. „Wie kannst du ihn bloß so behandeln?“
    „Seid ich nur gekommen um mir zu sagen, dass ich grausam bin!?“
    „Nein. Ich wollte mich mit dir vorhin nicht streiten, doch es ist falsch Sengo so zu behandeln, ich…“
    Amaya verschränkte mit kritischem Blick die Arme vor der Brust. „Vorwürfe machen es aber nicht besser.“ Ihre Stimme war kalt, genauso unnahbar wie ihre Art. „Wenn ich den Willen meiner Pokemon so brechen kann, warum sollte ich es also dann nicht tun?“ Es war Amaya wohl bewusst, dass ihre Art und Weise zu trainieren Ken verschreckte. „Darf ich jetzt mit dem Training weitermachen? Sengo will mir noch immer nicht folgen…“


    Pikachu starrte sie hasserfüllt an. Darum ging es den Menschen also! Sie wollten den Willen ihrer Pokemon brechen!


    Schwächlich öffnete die Katze die Lider über den blutroten Augen. Ihr Blick wirkte leer und müde. Von fort an war er der Diener dieser Trainerin, Hauptsache sein Martyrium fand ein Ende… Sengo ging in die Knie, ließ dabei den Kopf ergeben hängen.
    „Gut.“ Das Lächeln einer Siegerin umspielte ihre Lippen. „Komm zurück, Sengo.“
    Der Lichtstrahl des Pokeballes erlöste ihn von seinem Schmerz.


    Pikachu schnaubte aufgebracht. Sengo war schwach!


    Ken schüttelte mit Tränen in den Augen den Kopf. „Was tust du da? Sengo wird das nie vergessen können.“
    So grausam war die Agentin seit Langem nicht mehr gewesen und insgeheim hatte er gehofft, sie hätte mit Herz, um Mitgefühl zu empfinden, und Verstand, um es nachvollziehen zu können, begriffen, dass Pokemon einzigartige Partner waren.
    Amaya wich seinen tieftraurigen Blicken aus. Sie versetzten ihr einen Stich ins Herz. Bloß einige Worte brauchte es von ihm in diesen Momenten um es nie wieder zu tun. Der Agentin war ihr Pokemon egal, doch mit jeder Sekunde des Schweigens entfernte er sich weiter von ihr. Bestimmt dachte er daran, dass Tama seinen Pokemonpartner mit Freundschaft und Zuneigung begegnet war. Abermals stellte sich der Gedanke an seinen einstigen Geliebten zwischen ihnen.


    Pikachu sah sie verwundert an. Waren ihrem Gesicht gerade eben Zweifel und Liebe dem feminin aussehenden Jungen gegenüber abzulesen? Nein, das war Einbildung! Eine so gefühlskalte Person empfand keine Liebe!


    „Meine Pokemon kämpfen für mich, weil ich ihr bester Freund bin. Deswegen geben sie immer ihr Bestes.“
    Die Agentin seufzte auf. Vor einigen Monaten hätte sie Ken aufgrund dieser Aussage noch eine Ohrfeige gegeben. Amayas Finger krallten sich in den Stoff ihrer Hose. Er wollte ihr vorschreiben wie sie ihre Pokemon zu behandeln hatte. Doch sie wollte es nicht auf einen erneuten Streit ankommen lassen. Schon jetzt vermisste sie die Innigkeiten zwischen ihnen von vorhin.
    „Bitte, tu das deinen Pokemon nicht an.“ Kens Stimme war ein leises Flüstern. Anklang würde seine Bitte wohl nicht finden.
    Amaya nickte bloß. Wenn sie Kiyoshi, Tomoko oder jemand anders darum gebeten hätte, hätte sie nicht gehört. Doch wenn es ihren Liebsten schmerzte ein Pokemon leiden zu sehen, dann wollte die Agentin andere Trainingsmethoden finden. Andererseits strafte sie sich innerlich dafür weich geworden zu sein und nachgegeben zu haben.


    Pikachu und Ken sahen sie verwundert an. Augenblicklich knurrte das Pokemon bedrohlich. Das war doch eine Strategie um den Jungen an ihrer Seite zu behalten! So war es!


    „Wirklich?“ Er fiel ihr in den Arm, spürte dabei wie sie liebend ihre Arme um seinen Körper schlang.
    Aufrichtigkeit…dies war Amayas Meinung nach seine größte Stärke sowie die Eigenschaft seiner größten Schwäche, doch es war ein weiterer Aspekt, den sie so sehr an ihn liebte.
    „Amaya…“ Er sah auf. „Hab keine Angst, dass ich dich nicht liebe, wenn du deine Pokemon ‚erziehst’.“ Der Streit vom Vormittag hatte tiefe Wunden in den Seelen beider hinterlassen. „Ich will sie nicht leiden sehen, doch so bist du nicht…das bist du nicht. Ich liebe dich doch.“
    Ihre Arme drückten den zierlichen Köper enger an sich. „Ach, Schatz.“


    Und Amaya war froh, dass sie am nächsten Tag wieder den Tempel verließen, auch wenn Tomoko auf der gemeinsamen Reise dabei sein wollte um ihren Schüler zu unterrichten. Trotzdem würden sie mehr Zeit für sich, als Paar, haben…

  • Ein toller Teil von dem Kapitel.
    Kritik gitb es wieder keine. Deine Rechtshcreibung ist grandios und du hast auch einen großen Wrtschatz, wie mir scheint ;)
    Die Gefühel hast du wieder klasse rübergebracht.
    Ich weiß nicht, was es shclechtes gab^.^
    Also, schreib schön weiter^.^

  • Das kleine Findelkind


    Der Tag der Abreise aus dem Tempel war gekommen. Verschlafen schmiegte sich Ken an Galoppas weiches Fell. Immer wieder fielen ihm die Augen zu. Dabei hielt er Pikachu fest im Arm. Dieser hatte sich anfangs stets gegen die Zärtlichkeiten seines Trainers gewährt, schließlich war er ein stolzer Kämpfer, doch nun ließ das Mauspokemon es über sich ergehen.
    Aufgrund der morgendlichen Kälte zitterte Ken ein wenig, sodass Galoppa rasch ihren Schweif wärmend über ihn legte. Sie schnaubte wütend, als sie an vorige Stunde dachte. Noch vor Sonnenaufgang hatte Tomoko Amaya und Ken aus ihrem Zimmer regelrecht hinausgedrillt. Danach wählte sie sich Kiyoshi als Opfer.


    Amaya lehnte sich an einem Baum an. Die Arme trotzig hinter dem Kopf verschränkt funkelte sie Tomoko schon seit dem Aufstehen wütend an. Niemand hatte die Priesterin gebeten sie auf ihrer gemeinsamen Reise zu begleiten! Auch mit der Entscheidung ihres Partners Kiyoshi war sie erst nicht zufrieden gewesen, doch sie genoss teilweise seine Gegenwart, selbst wenn sie es nicht zugeben wollte.
    „Was machen Sie eigentlich hier? Gehen Sie doch einfach zurück in ihren ach so tollen Tempel und beten Sie doch einfach weiter diesen Gockel an.“ Die Agentin schenkte ihr provozierende Blicke. Begegnete man der Gottheit mit Hohn, waren die Phoenixpriester nicht gut auf diejenige Person zu sprechen. Sollten sie nur! „Denn uns stören Sie nur!“


    Tomoko wandte sich beleidigt ab. Darauf hätte sie nichts zu sagen gewusst, das die Agentin nicht verspottet hätte. Sie richtete ihren Blick auf ihren bereits wieder eingeschlafenen Schüler, sah zu wie er sich noch enger an Galoppa schmiegte. Tomoko empfand es als verantwortungslos diesen Jungen zu erzählen, er sei der Saphirwächter. Dies konnte er doch gar nicht sein! Ho-oh, der in dem Gold der Sonne strahlende Gott, hätte einen Jungen auserwählt, der seinesgleichen würdig war. Zwar konnte sie nicht erklären warum der Saphir bloß in seinen Händen erstrahlte, doch dafür gab es bestimmt eine andere Erklärung.


    „Auf was warten wir denn überhaupt noch? Darauf dass euer Gockel mal vorbeischaut und uns viel
    Glück wünscht!?“ Es war Amaya bloß Recht von diesem Ort zu verschwinden, denn dann musste sie nicht mehr diesen Kimono tragen. Endlich war es ihnen wieder erlaubt alltäglich gewordene Kleidung zu tragen.
    „Amaya, es reicht!“ Kiyoshi legte ihr die Hand auf die Schulter.


    Amaya wandte sich überrascht um. Die Holztür des Tempels knarrte, als sie erneut aufschwang. Ein schon recht alter Mann, den sie zuvor noch nie gesehen hatte, verließ ihn und gesellte sich zu der kleinen Gruppe hinzu. Seine Mimik verriet ihr Strenge, seine Körperhaltung fordernden Respekt und Disziplin. Eindringlich beobachtete er den schlafenden Ken. Seine Lippen verzogen sich kurz zu einem schmalen Strich, seine Gesichtszüge verhärteten sich.
    „Er ist also unser Phoenixjunge?“, meinte er emotionslos an Tomoko gewandt.
    Jene bestätigte mit einem kurzen Nicken. „Akiyama-san, ich bitte…“
    Ob einer abweisenden Handbewegung schwieg die Priesterin.


    Das Flammenpferd gab ihrem Trainer einen sanften Ruck, behielt dabei aber stets den alten Mann im Auge. So wie dieser aus dem Augenwinkel heraus auf den Saphir des Jungen starrte, ließ er Galoppa im Glauben, er dachte, dass Ken dieses Schicksal nicht verdient hätte. Akiyama sah Ken regelrecht hasserfüllt an. Galoppa schauderte. Konnte man einen Menschen aufgrund des ersten Eindrucks wirklich hassen?
    Nochmals gab sie ihrem Trainer einen Stoß. Von dem alten Mann ging eine seltsame Spannung aus, sodass ihr wohler war, wenn Ken nicht länger schlief. Langsam öffnete er die Augen, sah zuerst lächelnd Galoppa an. „Was? Müssen wir schon weg?“
    Noch etwas verschlafen fiel sein Blick auf Akiyama. Augenblicklich hatte sich seine Schlaftrunkenheit gelöst. Schaudernd wich er zurück, merkte wie sich jede Phrase seines Körpers sich gegen diese Blicke sträubte. Seine Augen verrieten den Hass, der in seinem Inneren brodelte. Ein kaltes Gefühl bahnte sich in Kens Körper, ließ ihn die Morgenbrise als kalten Wind empfinden. Galoppas sonst so warmer Körper war schier kühl geworden. Er war ihm doch zuvor noch nie begegnet!


    Abwertend wurde auf ihn herabgesehen. „Verrate mir deinen Namen.“ Seine strenge Stimme befahl ihm eine Antwort zu geben.
    Der Angesprochene zuckte kurz zusammen, strich kurz über seinen Hals. Bei seinem Anblick schien selbst das Atmen schwer zu fallen. „Ken“, antwortete er schüchtern.
    Sein Gegenüber ballte die Hand bei diesem Namen zu einer Faust.


    Kens Blick streifte Amaya. Sie lehnte sich an einen Baum an, verfolgte das Geschehen aufmerksam und stillschweigend. Doch ihre Hand ruhte auf dem Gürtel ihre Pokebälle, jederzeit bereit einen Ball zwischen ihrem Liebsten und dem fremden Mann zu werfen.
    „Aus welchem Grund trägst du den Saphir des Lichtes bei dir!?“ Fast wie eine Anklage hatte er dies ausgesprochen.
    „Weil der Saphir mir von…“, antwortete er flüsternd.
    Harsch unterbrach Akiyama ihn. „Warum will sich deine Antwort meinem Gehör entziehen?“, wurde er ob seiner leisen Stimme ermahnt.


    In diesem Augenblick, erstrahlte ein Licht neben ihm. Dies zauberte für wenige Momente ein Lächeln auf Kens Lippen, denn er wusste, dies war Papinella, die seine Nähe suchte und wusste dass es umgekehrt ebenfalls so war. Sie spürte es wenn sich ihr bester Freund ihre Nähe wünschte. Fast erschien es so als verbinde die langjährigen Partner ein geistiges Band. Oft reichte bloß ihre Anwesenheit um jenem Mut zu schenken. Sie starrte Akiyama an, jederzeit bereit sich auf ihn zu stürzen. Bloß Kens Hand, welche er auf ihren Kopf gelegt hatte, hielt sie davon ab.


    Ungeachtet des wütenden Pokemons fuhr Akiyama fort. „Aus welchem Grund trägst du den Saphir des Lichtes bei dir!?“
    Ken sah ihn zweifelnd an. Warum war er selbst erpicht darauf ihm eine Antwort zu geben? Sie kannten sich doch gar nicht. Doch es wäre unhöflich gewesen nicht zu antworten, und so gehorchte er.
    „Der Saphir war ein Geschenk meines Freundes an mich.“
    Ängstlich schmiegte er sich enger an Galoppas Fell, als der Mann einige Schritte näher an ihn trat. Bedrohlich langsam ging er auf ihn zu. Schließlich kniete er sich zu Ken. Tränen sammelten sich in den Augenwinkeln des verzweifelten Jungen. Das Gefühl von Schuld, Schuld an dem Hass des alten Mannes ihm gegenüber, Schuld an dessen Situation, ergriff ihn.


    „Und du behauptest also der Phoenixjunge zu sein?“
    „Ich weiß es doch nicht.“ Ken ließ seinen Blick ergeben zu Boden wandern. „Ich glaube das was mir Tama und Tomoko erzählt haben. Doch ich vertraue meinen Tama nun einmal.“
    „Deinen Tama!?“ Akiyamas Hand spannte sich an.
    Papinellas Kehle entfuhr ein warnendes Knurren. In diesen Momenten wollte sie sich nicht als hübscher Zierschmetterling zur Schau stellen. Niemand sollte es wagen ihren besten Freund in Bedrängnis zu bringen, oder ihm gegenüber handgreiflich werden. Selbst wenn es ihn bloß in den Sinn gekommen war, so konnte sie dies bei anderen Menschen übersehen, doch nicht Ken gegenüber.
    „Doch du solltest wissen…“, rief Akiyama als er aufgestanden war und sich von den ihm verhassten Jungen abwandte. „…trotz alledem bist du es nicht wert, dass eine Person für dich sein Lebenslicht erlöschen lässt.“ Mit diesen Worten begab er sich zurück in den Tempel.


    Ken kuschelte sich abermals an Galoppa, schloss kurz die Augen. Woher kannte er ihn? Er hatte das Gefühl Schuld an Akiyamas verzweifelten Lage zu sein. So viel Hass war in den Augen seines Gegenübers gelegen. Egal welche Sache es gewesen sein mochte, es tat ihm unendlich leid.
    „Tomoko.“ Er wartete bis die Priesterin ihm für einige Momente ihre Aufmerksamkeit schenkte. „Wer war er?“
    „Akiyama-san“, antwortete sie ihm einsilbig. Sie würdigte ihren Schüler keines Blickes. Ihre Augen waren verschlossen, so als schwelge sie in Erinnerungen.
    „Nein, das meine ich nicht.“ Er schüttelte den Kopf. „Wer war er, dass er mich hasst?“ Verletzlichkeit schwang seiner Stimme bei.
    „Ein Mensch muss seinen Lebenspfad selbst bestreiten. Zu manchen Zeiten kann man sich nicht auf die Hilfe anderer verlassen. Auch zu mancher Erkenntnis muss man selbst finden und sei es manchmal bloß Antworten auf ungelöste Fragen.“ Langsam öffnete sie die Lider über den pechschwarzen Augen. Diese verboten ihrem Schüler zu erwidern. „Am Besten du sattelst Galoppa und machst dich bereit aufzubrechen. Vor uns liegt ein steiniger Pfad.“


    Amaya war neben ihren Freund getreten. „Die Menschen sind schon vor tausenden Jahren draufgekommen, dass man den Weg auch pflastern kann. So steinig kann es also nicht werden.“ Sie lächelte überheblich. „Aber ist ja auch nicht jeder in der Vergangenheit stecken geblieben.“
    Ihr Teampartner legte abermals eine Hand auf die Schulter. „Oder es war bloß sinnbildlich gemeint“, flüsterte Kiyoshi lächelnd.
    „Verdammter Klugscheißer!“ Mit einem heftigem Ruck zog sie das Flammenpferd ihres Liebsten an dessen Zügeln. Schmerzerfülltes Wiehern ertönte, doch die Agentin ignorierte dies. „Glaubst du darauf bin ich nicht gekommen!?“ So stand Galoppa widerwillig auf.


    Sanft legte sich Kens Hand auf die Ihre, löste sie allmählich von den Zügeln. „Du tust Galoppa weh.“
    „Dann nimm du halt!“ Amayas Gedanken fanden keine Ruhe mehr. Andauernd sah sie ihren Liebsten vor Augen, der sie bei ihrem Training entsetzt anstarrte. Warum war es grausam, wenn sie Sengo erzog? Sie verstand Ken manchmal nicht und dies beruhte auf Gegenseitigkeit.


    Gemächlich schritt der kleine Trupp in den Beginn einer großen Reise.


    Vorsichtig, um ihre Reaktion abzuwarten, lehnte Ken sich an sie. Die Agentin ignorierte ihn, ließ ihren Blick durch den dichten Wald streifen. Nicht weit weg von dieser Stelle hatte sie Sengo am Abend zuvor noch trainiert.
    Bevor sie ihren Liebsten kennen und lieben lernte, war sie stets auf sich allein gestellt durch solche Wälder gereist. Die Freiheit, welche sie auf diesen Reisen mit sich trug, vermisste sie. Ihre Missionen hatte sie auf ihre eigene Art erledigt: rücksichtslos und frei. Auf der anderen Seite sie war auch mit dem nötigen Wissen und Vernunft an ihre Missionen herangegangen. Doch jetzt hielten die Agentin die moralischen Fesseln ihres Liebsten. Es widersprach ihrer Logik Pokemon wie Menschen zu behandeln und deshalb konnte sie diese Wesen zu dem machen, die sie haben wollte.
    „Amaya“, flüsterte Ken ihr zu. Traurigkeit spiegelte sich in seinen Augen wider. „Du ignorierst mich!“
    Amaya schallte sich in Gedanken. Hatte sie gerade daran gedacht ihren Liebsten wieder gegen ihr altes Leben zu tauschen!?
    „Nein, das tue ich nicht.“ Sie legte zärtliche einen Arm um seine Hüfte. Mit einem sanften Ruck zog die Agentin ihn an sich heran. „Ich habe nur nachgedacht.“


    Von Stunde zu Stunde kamen sie Malvenfroh City wieder ein Stück näher.


    „An diesem See war ich schon einmal!“, rief Ken wie aus heiterem Himmel aus. „Aber…“
    Amaya sah vor sich. Laublose Bäume breiteten sich vor ihrem Sichtfeld aus. Wie schwarze Kohle ragten ihre verbliebenen Stämme aus dem verkohlten Boden.
    Kiyoshi gab Galoppa das Zeichen stehen zu bleiben und trat sodann neben Amaya. „Gab es hier etwa einen Waldbrand?“
    „Seht euch den See der Reinheit an“, forderte sodann Tomoko. Ihre schwarzen Augen verengten sich zu engen, schmalen Schlitzen.
    Das Gewässer selbst war trübe. Die roten Sonnenstrahlen der frühen Morgensonne fielen in ihm ein, doch sie verliehen dem See nicht den romantischen Zauber.
    Ken strich ungläubig über einen der noch vor etwa einer Woche blühenden Bäume. Doch jetzt war alles Leben dem See und seinem Ufer entwichen.


    „Ich hoffe, es ist kein Pokemon verletzt worden.“ Wie um seine Worte zu widerlegen, fiepte in der Ferne ein Schwalbini.
    „Pikaaa!“, rief sein Pokemonpartner aus.
    Kaum wurde ihm von Ken Beachtung geschenkt, hastete er zu einer vogelähnlichen Silhouette, die sich im Schutze eines verbrannten Stammes hielt. Rasch war auch sein Trainer zur Stelle. Scheu wich das Schwalbini zurück. Blaufarbener Flaum bedeckte seinen kleinen Körper. Nicht einmal die Hand eines Jugendlichen hätte es ausgefüllt.
    „Wo sind denn deine Eltern, mein Kleines?“
    Schwalbini wich weitere Schritte zurück. Wollte der Mensch ihm noch mehr Kummer bereiten? Vorsichtig, um es nicht zu verschrecken, wurde dem Schwalbini eine Hand entgegengereicht. Ken lächelte. Das kleine Pokemon war wirklich zu süß, als es den Kopf überlegend zur Seite wandte und schließlich doch auf seine Hand sprang.
    „Bini“, fiepte das Pokemon.
    Sein Körper fühlte sich trotz des warmen Flaums ein wenig unterkühlt an. Es war ein Glück, dass Pikachu das hilflose Küken gefunden hatte.


    „Weißt du wo deine Eltern sind? Ich bringe dich zu ihnen zurück.“
    Eine einzelne Träne bannte sich über das Gesicht des kleinen Wesens. Traurig zeigte es über sich. Ein Schwalboss hatte sich in den wirren Geästen eines Baumes verfangen.
    „Oh, kommt deine Mama von dort nicht mehr weg? Warte, Pikachu wird ihr helfen.“
    Pikachu hätte Ken für seine gutgläubige Naivität unter Strom setzen können! Schwalbini sank hilflos in der Hand des Menschen in sich zusammen. In diesem Augenblick verstand auch sein Trainer. Sein Magen zog sich bei dem genauen Anblick des Schwalboss zusammen. Sofort wandte er den Blick ab. Das Pokemon hatte es nicht mehr geschafft den todbringenden Flammen zu entfliehen. Er legte seine Hand vor Schwalbinis Gesicht. Das kleine Küken sollte dies nicht sehen.


    „Ich werde mich ab jetzt um dich kümmern“, flüsterte Ken dem Pokemon beruhigend zu. In erster Linie wollte er selbst das Bild des leblosen Körper vergessen.
    Pikachu horchte genau hin, erinnerte sich in Gedanken an die Worte. Hatte er sich verhört? Wollte sich sein Trainer wirklich um das kleine Findelkind kümmern? Wollte er es umsorgen, ihm das Gefühl von Geborgenheit und Liebe schenken und es großziehen? Pikachu sah ihn dankbar an. Einen solchen Menschen traf man ihn oft.


    Ein wenig benommen ging er wieder zu dem kleinen Trupp zurück.
    „Was hast du da?“, wollte Kiyoshi wissen. Seine Augen glänzten, als er das kleine Küken sah. „Ist das süß! Ist es aus dem Nest gefallen?“
    „Nein“, antwortete Ken. Tränen legten sich in seine Augen. Schwalbini war doch gerade erst zur Welt gekommen. Das kleine Küken hatte dies nicht verdient! „Seine Mutter ist bei dem Brand gestorben.“
    Amaya hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Was willst du jetzt mit dem Kleinen tun?“, fragte sie mit zärtlicher Stimme. „Wir können es nicht gebrauchen. Es kann doch nicht nocheinmal kämpfen, also ist es auch nichts wert.“ Diese Worte schienen nicht zu der momentan so sanften Stimme zu gehören.
    Ken schüttelte entschlossen den Kopf. „Soll ich es denn hier einfach liegen und sterben lassen?“
    Die Agentin zuckte mit den Schultern. „So habe ich es mir gedacht. Von mir aus bringst du es zum nächsten Pokemoncenter, doch dann kann es dir doch egal sein.“
    Schwalbini merkte wie der rothaarige Junge ihn in ein warmes Tuch wickelte. Diese geborgene Wärme war er von seinem Nest gewohnt. Seinem Nest, das nicht mehr existierte…


    Kens Blick fiel auf die Priesterin. Sie schien sein Findelkind gar nicht wahrgenommen zu haben. Die ganz Zeit sah sie bloß auf ein Wesen, welches auf der anderen Seite des Sees stand. Wie in Trance sah sie auf dieses Wesen. Es überragte Galoppa schier um zwei Köpfe. Sein kristallblaues Fell ragte aus der Dunkelheit des Waldes, welcher sich noch in seiner vollen Pracht zu beiden Uferseiten erstreckte.
    „Tomoko, was für ein Pokemon ist das?“, fragte Ken neugierig.
    Doch eine Antwort sollte er nicht erhalten.

  • Wow, Foli gibt auch ein Kommi!
    Suicune! Ich liebe Suicune! Das muss Suicune sein! *Chari beschwörend in die Augen seh* *Schlange aus Dschungelbuch nachmach, schau mir in die Augen Baby* Und das das Siegfried war, war mir klar!
    Lob. *Mal überlegen, welche Wörter gibt es noch, die ich noch nicht gepostet habe?* Gigantisch? Fabelhaft? Kennst du die schon? Also, wie immer waren die ganzen Kapitel traumhaft! *Auch noch nicht genannt* Ich mag Pikachu sooo gerne, das kleine Knuddelchen! *Mit Leckerli vor der Nase rumwedel*
    Amaya, finde ich cool, die hat tolle Trainingsmethoden.... Bleib so wie du bist Amaya, ich mag dich! *Daumen heb* Freue mich natürlich wieder auf eine Fortsetzung! MfG Foli

  • Warum erraten das alle sofort? ö_ö Aber keine Angst, Amaya wird...nun ja, Amaya bleiben. Sie ist schon viel warmherziger geworden seitdem Anfang und daran ist nur Ken schuld. Aber ab einem gewissen Punkt ist Schluss damit. Foli, du hast mich mal gefragt warum Amaya ihre Pokemon so sehr hasst und gesagt, es könne ja nicht mit dem Tod ihrer Eltern zu tun haben. Einerseits gebe ich dir recht, aber es hat indirekt etwas damit zu tun. So, nachdem ich euch diese Denksportaufgabe gegeben habe, geht's weiter.

    Zitat

    Ich mag Pikachu sooo gerne, das kleine Knuddelchen! *Mit Leckerli vor der Nase rumwedel*


    Pikachu ist ein Knuddelichen? ö_ö Daweil habe ich alles daran gesetzt, dass es das nicht wird, der kleine 'Punk' XD


    So, danke für das Lob. Hier das nächste Kapitel.
    Suicune und das Drachenrudel


    Die Priesterin beobachte das unruhig tänzelnde Wesen, welches in seinem Körperbau einer anmutigen Wildkatze gleichkam. Eine majestätische Mähne, in der Farbe dunklen Flieders, wog sich in der Herbstbrise des Waldes. Strahlend blaue Augen verliehen ihm ein besonderes Erscheinungsbild.
    Tomoko fiel auf die Knie. „Bitte vergib uns den Zustand deines Waldes, bitte vergebe die Verseuchung deines Sees, denn wir waren nicht zur Stelle um dein Reich zu beschützen. Das Leid deines Reiches, ist auch dein Eigenes. Bitte vergib uns, heiliger Nordwind.“
    „Nordwind?“, fragte Ken. „Dann ist das also…“ In letzter Zeit las er, wenn auch manchmal widerwillig, einige Sagen der Pokemonwelt. Als Nordwind wurde doch bloß eine Sagenfigur bezeichnet. „…Suicune.“
    Der Nordwind wandte seinen Kopf einige Male zurück. Wie ein verschrecktes Damhirplexfohlen tänzelte es unruhig auf der Stelle, schien keine Ruhe finden zu wollen.


    Kreischende Kramurx flogen scheu von ihrem Nistplatz davon. Einer schwarzen Wolke gleich zogen sie sich einige Momente lang über den klaren Himmel bis sie verschwunden waren.
    Suicune ging langsam auf den kleinen Trupp zu. Die Sagengestalt schwankte ein wenig, versuchte sich jedoch wieder zu fangen. Sein linkes Bein hatte es dabei angewinkelt, sein Körper zeichnete die Narben eines langen und beschwerlichen Kampfes. Vorsichtig betrat der Nordwind das trübe Gewässer. Seine Augen leuchtenden für Augenblicke auf, danach wagte es den ersten Schritt. Ken wich verwundert einige Schritte zurück. Diese Halbgottheit ließ es nicht zu, dass sich ihr Fell mit Wasser benetzte, denn sie schritt über jenes so wie gewöhnliche Lebewesen ihre Schritte über den Boden taten.
    „Wahnsinn“, hauchte Kiyoshi neben ihm.
    Er wagte es nicht seine Stimme zu erheben. Niemand von ihnen wollte die Gestalt, welche jahrtausendalten Legenden entsprang, in die Flucht treiben.


    Pikachus Haare sträubten sich. In abwehrender Position erwartete er den unsichtbaren Feind. Still verfolgten seine Augen die scheinbaren Vibrationen im Erdboden. Oder waren es doch Vibrationen der Luft? Sein Blick schweifte Ken. Sein Trainer hatte ängstlich nach der Hand der Agentin gegriffen. Galoppa wieherte panisch. Nicht bloß das Pokemon war in jeder Phrase seines Körpers angespannt, den vier Menschen erging es nicht anders.
    „Was ist los?“, fragte Ken verängstigt nach.
    Schützend drängte er sein kleines Findelkind an sich. Das Schwalbiniküken wollte den Stoff beiseite schieben, gab dies aber schnell auf.


    Ein gleißender Flammenatem, schier aus dem Nichts entstanden, bannte sich seinen Weg durch die Bäume auf Suicune gerichtet. Dabei züngelte es sich an den Bäumen entlang und setzte diese dabei zischend in Brand. Zu den Flammen gehörte das aufgebrachte Brüllen einer schier vierzig Kämpfern großen Drachenhorde.
    Die Augen des Nordwindes leuchteten auf. Ein solch reines Blau fand sich bloß in seinen Augen wider. Sodann bildete sich eine Windhose vor Suicune. Es war als würde das Wasser des Sees seinem Gebieter zur Hilfe eilen indem es seinen Feind unter lautem Getöse verschlag. Bloß die für einige Momente rauchgeschwängerte Luft zeugte von der vorigen Existenz des Flammenwurfes.


    Hilflos umfasste Ken seinen Saphir mit beiden Händen, fast so als könnte der mächtige Gegenstand in allen Lagen aushelfen. „Aber wer tut denn so was? Wer würde Suicune angreifen?“ Er schlug die Hände vor sein Gesicht und wandte sich von dem Geschehen ab. Das arme Suicune…
    „Fällt dir wirklich niemand ein?“, gab Amaya zurück. Wut lag in ihrer Stimme.


    Ein Glurak kam aus dem Wald gestürmt. Die Pupillen seiner Augen waren fast gänzlich geöffnet und zeugten von seiner Aggressivität, die Flamme auf seiner Schwanzspitze loderte bedrohlich auf. Kannte es doch nur ein Ziel, denn dies war das Ziel seines Trainers: Suicune zu töten.
    Dem majestätisch aussehenden Glurak folgte ein Rudel Brutalandas. Mindestens zwanzig Drachen folgten ihrem Anführer. Wie einen Jagdtrupp hatte man die Drachen hinter dem Nordwind hergeschickt. Langsam bildeten sie einen großen Kreis um ihr Opfer, verboten den Menschen durch ihre hiesigen Körper den Blick auf Suicune. Einem Rudel hungriger Magnayens gleich knurrten sie, wollten Suicune bewusst machen keine Chance gegen das Rudel zu haben.


    „Das ist ja grausam!“, rief Ken verzweifelt aus. Er umfasste Amayas Hand dabei noch fester. „Wir müssen doch etwas tun!“
    „Das geht nicht“, meinte Amaya trocken.
    Dass sie diese Brutalanda nicht zum Kampf herausfordern konnte alleine zählte. Die Not und das Leid Suicunes hingegen ließ sie kalt. Das Rudel war zu mächtig, es waren zu viele Drachen, die nach dem Leben der Sagengestalt trachteten. Selbst für den Nordwind persönlich besaßen sie zusammen eine zu große Macht.


    „Menschenwesen…“, hallte eine jahrtausend alte Stimme in den Köpfen der vier Reisenden wider. War dies Suicune, welche eine so weise Frauenstimme besaß? „…nehmt eure treuen Weggefährten mit euch und flieht. Sorgt euch nicht um mich, denn meine Seele wird wiedergeboren.“
    Rasch wich sie vor dem Klauenangriff eines Drachen einer anmutigen Tänzerin gleich zurück. Diesen Angriff konnte sie entgegen, doch wie sah es mit den anderen Drachen aus?
    „Nein!“, gab Amaya selbstsicher zurück. Sie ließ sich doch keine Befehle von einem Pokemon geben! Sagengestalt hin oder her! Dies hatte ihre Bereitschaft zu riskanten Taten geweckt. Ken würde damit nicht hineingezogen werden, daher konnte sie es wagen. Sodann umspielte ein Lächeln ihre Lippen. „Ich werde dich fangen.“
    Der Nordwind erwiderte nicht, denn der Kampf erforderte seine gänzliche Konzentration. Im Moment hielt er mit einem ihm aus Aura schützenden Schild den gleißenden Flammenatem der Drachen stand, doch es war eine Frage Zeit bis seine Kräfte nachließen.
    „Amaya, bist du von allen guten Geistern verlassen worden?“, rief Tomoko entschieden aus. Es war entwürdigend so etwas zu sagen, so etwas bloß zu denken. Der Wächter des Sonnenphoenix sollte sich nicht in einem engen Gefängnis befinden.
    Suicune schenkte ihr kurz beachtende Blicke. „Ich gebe mein Einverständnis. Wirf den magischen Ball und fliehe mit mir, fliehe solange mit mir bis meine Kräfte in meinen Körper zurückkehren.“
    Tomoko sah sie verwundert an.


    Amaya nahm harsch Galoppas Zügeln in die Hand. Das unruhige Flammenpferd sah sie erst fragend an, erlaubte es ihr dann aber aufzusitzen. Suicune war zu Galoppa gehastet.
    „Gut“, meinte die Agentin trocken und warf einen Ball in die Richtung des Sagenwesen. Suicune war mit ihrem Plan einverstanden gewesen und dennoch war es ein Hochgefühl für die Trainerin den Nordwind einzufangen.
    Den Drachenkehlen entfuhr ein warnendes Knurren, als der Ball Suicune berührte und sie sich in Form von einem roten Energiestrahl in den Ball begab. Amaya hatte noch nie einen Ball gesehen, der so schnell zum Stehen gekommen war. Offenbar wehrte sich das Wesen im Inneren des Balles nicht.


    „Galoppa, los!“, rief Amaya aus.
    Ein Gefühl, welches sie von je an hasste breitete sich in der Agentin aus: Angst. Angst, als sie die Gefahr erkannte. Angst, als sie den wutentbrannten Drachen in die leuchtend gelben Reptilaugen sah.
    Kaum war Suicune gefangen worden, breitete das Drachenrudel seine Schwingen aus. Kein Pokemon war schneller als ein Galoppa, doch auch wenn das Flammenpferd rasch seinen Feinden entfliehen konnte, so waren diese doch ausdauernder.
    „Renn schon, blödes Vieh!“ Kens Pokemon wieherte erschrocken auf, doch sodann setzten sich seine Hufe in Bewegung.
    Die Agentin ließ Ken zärtliche Blicke zukommen, bevor das Flammenpferd beschleunigte. Galoppa wurde keine andere Wahl gelassen und sie wollte der Gestalt aus jahrtausend alten Legenden doch selbst zur Hilfe eilen.
    Blicke konnten so viel mehr als tausend Worte sagen und sie hoffte, dass sie ihn in wenigen Tagen oder Wochen wieder sehen durfte.


    Einem Tornado gleich legte sich ein Orkan über das verbrannte Waldgebiet als das Rudel zum Start ansetzte. Unzählige schlagende Schwingen wirbelten den Ascheboden auf und ließen die feine Körnchen schwarzem Sand gleich durch die Luft tänzeln. Die Drachen übersahen schier die drei Menschen. Bloß das Flammenpferd, der Pokeball und die Agentin erschienen ihnen wichtig.


    „Amaya“, flüsterte Ken und fiel Kiyoshi in den Arm. Tränen der Sorge perlten seine Wangen hinab. Was hat sie sich dabei bloß gedacht? Verletzte es sie so sehr zu sehen wie er selbst den Blick vor dem grausamen Geschehen abwandte? Tat sie es etwa ihm zuliebe?
    Sein bester Freund kuschelte ihn tröstend an sich und sah in den tiefen Wald hinein, vorbei an den verbrannten Bäumen war sie gehastet bis tief in den Wald.
    „Amaya, Galoppa“, flüsterte Ken nochmals wie in Trance versunken.
    Kiyoshi rang sich zu einem ironischen Lächeln hindurch. „Amaya hat ja schon viele verrückte Sachen getan, aber das hier schlägt echt alles.“ Er zwinkerte sodann Ken zu. „Aber da kommt sie auch heil raus, ganz bestimmt.“

  • Suicune! *Pikachu Leckerli wegreiss und es Suicune geb*
    Och, ich mag rebellische Pokemon, die sollen ja nicht allen ihren Trainer gehorchen! Aber wer interessiert sich jetzt für Pikachu?! Suicune! Das ist soo süß! *Pikachu tröst* *Du bist auch glubschig*
    Suicune, ein Mädchen? Girlspower! Gute Idee! *Alle Jungs hämisch angrins* War wieder sehr schön geschrieben, die Idee, dass sich Suicune fangen lässt war gut. So ein süßes Pokemon und so eine coole Trainerin.
    Mhmm, vielleicht sind Amayas Eltern bei einem Unfall gestorben und deren Pokemon fanden, Amaya wäre dran schuld? Oder sie sind in einem Pokemonkampf gestorben? *Nachdenk*
    MsfG Foli, die schon auf die nächsten Kapitel wartet

  • Teil I/II


    Malvenfroh City


    Die Agentin lehnte sich gegen die Felsenwand des schroffen Gesteins. Das sperrig einfallende Licht der Abenddämmerung erhellte die tiefe Kristallhöhle in bläulichem Licht. Kraftlos glitt sie den Felsen entlang, bis sie schließlich in sich zusammensank.


    Alles war so schnell geschehen! Das erzürnte Rudel schien sie bis in den Tod verfolgen zu wollen. Amaya vermochte nicht zu sagen wie lange sie sich schon auf der Flucht befand, da spürte sie bereits die zirkulierende Luft schlagender Flügel. Ein schmaler Spalt in der sich vor ihr aufbauenden, aus der Erde ragenden, Gebirgswand war schier die letzte Hoffnung gewesen. Sie bot dem Flammepferd ihren Schutz an, doch den Drachen gebot sie keinen Einlass. Gerade so breit, als wäre sie für Galoppa erschaffen worden, rag sie einladend aus der Felsenwand hervor. Sie sollte der flüchtenden Agentin und dem treuen Pokemon ihres Liebsten Schutz bieten.


    Amaya biss schmerzerfüllt die Zähne zusammen.


    Galoppa hatte nicht auf ihre Schritte geachtet und verlor auf dem feuchten Boden den Halt. Die Agentin konnte sich erinnern wie das Pferd erschrocken wieherte. So kam es zum Unfall und Reiterin sowie Pferd verletzten sich ihr Bein.


    Die Agentin gab sich nicht ihrer Schwäche hin! Sie musste stark sein, musste stark sein für die Mission der blauen Kugel, für die Sagengestalt und vor allem für…Amaya legte sich für einige Momente eine Hand auf ihr Herz. …vor allem für Ken. Früher hatte sie ob der gerufenen Pflicht keine Schwäche gezeigt. Und sie war gefühlskalt gewesen. Doch jetzt gab es Ziele und eine vom Herzen geliebte Person, für die es sich zu kämpfen lohnte. Dafür stark zu sein fühlte sich richtig an.


    Sie zog sich an dem Felsen wieder hoch. Vielleicht fanden die Drachen ja einen Weg um in die Kristallhöhle zu gelangen. Es mochte ein versteckter Pfad sein, es mochte ein größerer Eingang sein. All dies wäre todbringend für die Agentin gewesen. Und ihr Liebster wäre daran zerbrochen. Für kurze Zeit konnte sie den pochenden Schmerz in ihrem Bein vergessen. Die für andere so gefühlskalte Agentin setzte Schritt für Schritt mit der Vision Ken wieder an sich kuscheln, mit ihm reden, ihn küssen zu können.
    Ein stechender Schmerz durchfuhr ihr rechtes Bein, suchte sie wie ein wiederkehrender Fluch abermals heim. Amaya biss sich auf die Zunge, als sie aufschrie. Vor Schmerzen zu schreien war nicht mit dem Beruf einer Agentin vereinbar. Sie war schwach!


    Amaya sah auf. Dort lag die verletzte Galoppa. Treu hievte sie sich auf ihre Beine und humpelte zu ihr hinüber.
    „Na toll!“ Amaya lachte auf. Es war ein ironisches, trockenes Lachen. „Jetzt machst du es mir auch schon nach. Wenn du irgendein Vieh wärst, würde ich dich hier verrecken lassen. Weißt du? Aber da du Kens Galoppa bist…“ Amethystfarbe Augen, welche dem Flammenpferd stets so kühl erschienen, leuchtenden erfüllt von Wärme und Liebe auf. „Das würde mir mein Schatz übel nehmen.“
    „Galoppa!“, erwiderte das Pokemon.


    Die Agentin sah sich um, ließ ihren Blick durch die düstere Umgebung schweifen. Sie waren auf schroff abfallendem Gestein gelandet. Selbst wenn sie weitergegangen wäre, hätte sie es nicht geschafft. Amaya hiebte wütend gen den Boden. Ihr verletztes Bein hinderte sie an den einfachsten Dingen. Gehen, Klettern…dies alles wäre kein Problem gewesen.


    Sie ließ sich nieder. Auch wenn sie es nicht gerne zugab, so sehnte sich ihr Körper nach Ruhe. Amaya nahm ein Gerät aus ihrem Rucksack, das sie mit allen Mitgliedern der PSO verband. Während sie ihrem verletzten Körper die benötigte Pause gönnte, schrieb sie Kiyoshi an. Flink tippten ihre Finger die Nachricht ein, denn auch er war sicherlich schon krank vor Sorge um sie.


    Bin in der Kristallhöhle, warte in Malvenfroh auf euch.
    Ken, ich liebe dich


    Amaya schickte die Nachricht ab, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Noch vor wenigen Monaten hatte sie diese drei magischen Worte verachtet, hatte sie für Worte erklärt, die man in schlechten Liebesfilmen fand. Doch die Agentin hatte langsam ihre wahre Bedeutung kennen gelernt. Gestärkt von dem Gedanken, ihr Liebster würde sie in Malvenfroh erwarten, stützte sie sich an Galoppa und zog sich auf.


    Ihre Hand legte sich auf den Gürtel ihrer Pokebälle. Auch wenn die stolze Agentin es nicht gerne zugab, so würde sie die Hilfe eines ihrer Pokemon brauchen. Widerwillig löste sie Gewaldros Ball aus seiner Halterung und befreite das Reptil.
    „Waldro?“, fragte ihr Pokemon, als es sich in der düster beleuchtenden Umgebung umsah. Kristalle in den verschiedensten Farben erfüllten die Höhle mit spärlichem Licht.
    „Halt die Klappe!“, rief Amaya schroff. Gewaldro war nicht befugt seiner Trainerin Fragen zu stellen. Er hatte zu gehorchen! Nicht mehr, nicht weniger. Der Agentin war es am Liebsten, wenn diese magischen Wesen ihre Aufgaben als stumme Sklaven verrichteten. Denn sie wollte die nieder eine innige Bindung zu einem Pokemon aufbauen. Als sie ein Kind gewesen war, waren Geckarbor und sie Freund gewesen. Damit war es schon lange vorbei!


    Schritt für Schritt ging die Trainerin auf ihr Pokemon zu. Gegen jeden ihrer Schritt protestierte die Muskeln ihres Beines schmerzhaft, wollten ihr verbieten weiterzugehen.
    Gewaldro legte einen Arm um sie.
    „Verdammtes Vieh! Du sollst Galoppa helfen, nicht mir! Du bist auch wirklich zu nicht zu gebrauchen. Alles machst du falsch.“
    Die Gesichtzüge ihres Pokemons verhärteten sich. Wusste sie denn wie verletzend dies war? Doch es war ihm gleich wie oft sie ihm noch wüste Beschimpfungen entgegenbringen zu vermochte, er war seiner Trainerin treu. Denn er empfand tiefe Freundschaft jener gegenüber.


    Dieses eine Mal ignorierte Gewaldro den Befehl seiner Trainer, mochte die Bestrafung ob dieser Tat noch so schlimm ausfallen, es war ihm gleich. So setzte er Amaya behutsam auf seinen Rücken.
    „Sag mal, was tust du da?“, fauchte seiner Trainerin. „Hast du ’nen Knall?“
    Gewaldro wandte den Kopf kurz zu ihr. Trotz dieser Worte verbarg sie ihre Wut hinter einer kalten Fassade, denn auch Wut war ein Gefühl. Und Gefühle zeigte sie bloß Ken gegenüber. Das Reptil hätte dem herzensguten Jungen gedankt, hätten seine Lippen die Worte der menschlichen Sprache formen können. Dank ihm zeigte Amaya manchmal ihre wahre Persönlichkeit.
    „Ich werde dich bestrafen.“ Amaya schenkte ihren Worten selbst keinen Glauben, denn so etwas hätte Ken verletzt. Er wollte es nicht sehen, wenn mit einem Pokemon so umgegangen wurde. „Ich werde dich dafür bestrafen…“, sagte sie, während sie selbst wusste, dies waren bloß leere Versprechen. „…wenn wir wieder in der Stadt sind!“ Trotzdem behielt sie eine feste Stimme, denn Gewaldro sollte sich bloß darauf einstellen! Er sollte vor Angst zittern.


    Gewaldro schenkte Galoppa fragende Blicke, seine Trainerin ignorierend. Selbst wenn es so war, so hätte er es erdulden müssen.
    „Galoppa-Loppa!“ Das Flammenpferd nickte entschlossen. Sie fand schon einen Pfad, welcher sie wieder aus der Höhle führte
    „Waldro?“ Wollte sie das denn wirklich riskieren?
    Das Flammenpferd schloss die Lider über den rubinroten Augen, schlug sie bedächtig wieder auf und richtete ihren Blick verträumt wirkend gegen das blaue Licht des Abends. „Galoppaaa!“, meinte sie entschlossen. „Loppa!“ Selbst wenn sie nicht mehr zu gehen vermochte, so baute sie ihre Hoffnungen auf die Hilfe ihres besten Freundes. Galoppa vertraute Ken blind.
    „Gewal-Waldro.“ Gewaldro nickte ebenfalls. Es war ein respektvolles und bestätigendes Nicken. Was würde aus der für den Moment hilflosen Galoppa werden, wenn das erzürnte Drachenrudel sie fand? Ein so aufopferndes Pokemon musste ihren Trainer wirklich lieben.


    Sodann stießen sich seine kräftigen Beine von einem Felsen ab. Sanft, so wie sich eine zarte Feder auf das Bett nach einem langem Fall legte, landete das Reptil am Boden der Kristallhöhle. Amaya verspürte bei dem Sprung keine Angst. Dies wusste Gewaldro mit Bestimmtheit.


    In der Ferne leuchtete ein schwacher Lichtkegel. Einer strahlenden Hoffnung für verwirrte Reisende gleich, zog sich der breite Spalt in das Gestein des Gebirges.
    „Dro!“, rief das Pokemon erfreut aus. „Gewaldro!“
    Ohne auf die Einwände seiner Trainerin zu achten, hastete er auf den Riss in der Jahrmillionen alten Gebirgswand zu. Immer heller erschien es Gewaldro, ja näher er diesem kam.


    Verlockend rief ihn die frische Abendluft. Endlich spürte er wieder erdigen Boden unter sich. Ein üppiger Wald ließ Malvenfroh hinter dem Schutz eines grünen Walls verschwinden. Bloß vereinzelt schienen die Lichter der Großstadt zu dem Reptil hindurch. Die Menschen zogen sich zu dieser Uhrzeit stets in ihr trautes Heim zurück und schenkten jenem Licht.
    Das Reptil trat aus dem Schutz des Waldes um von seinem erhöhten Standpunkt den Ausblick auf die Stadt genießen zu können.


    Zu dieser Uhrzeit waren die meisten Menschen zu Hause bei ihren Freunden, Familien und Geliebten. Dies wusste Gewaldro. Doch Amaya tat dies nie, denn seine Trainerin und Ken nicht dieses gewöhnliche Leben. Das Pokemon fand es hübsch, wenn tausend kleine, einander gedrängte Lichtpunkte erleuchteten. So hübsch es sein mochte… Es konnte doch nicht das vorherbestimmte Schicksal dieser Menschen in der Früh zur Arbeit und am Abend wieder nach Hause zu gehen, nur um am nächsten Tag dies zu wiederholen. Die Menschen taten das Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Gewaldro drängte all diese Gedanken von sich und sah sich nocheinmal die in der Nacht erleuchtete Stadt an.
    „Willst du jetzt die Aussicht genießen?“, protestierte Amaya ob des langen Aufenthaltes. „Wenn du schon meinst, du musst dich meinem Willen widersetzen, dann geh wenigsten weiter.“


    Gewaldro antwortete nicht und begab sich in die Stadt hinein. Bloß noch wenige Menschen befanden sich auf den Straßen Malvenfrohs. Aus einer düsteren Seitengasse drangen die aufdringlichen Bettelrufe zu dem Reptil hindurch. Jener seufzte. Der Anblick der beleuchtenden Stadt mochte schön anzusehen sein, doch wie alles auf der Welt gab es auch hier die Kehrseite der Medaille. Sie waren in das Armenviertel der Stadt geraten.


    Amaya verengte ihre Augen zu schmalen Schlitzen, sah angestrengt vor sich. Auf der anderen Straßenseite saß ein Mädchen. Ihre Kleidung war alt und schmuddelig, ihr Körper mager von dem Hungerleid, das sie litt. Neben ihr befand sich eine kleine Schale, in welcher bloß ab und zu im einfallendem Licht der Laternen zwei kupferne Münzen aufleuchtenden. Das Mädchen war sicherlich nicht älter als zwölf Jahre.

  • Teil II/II


    Malvenfroh City


    „Halt an“, flüsterte sie harsch Gewaldro zu.
    Ein wenig abseits standen drei Person. Über ihnen flatterte die Silhouette eines Schmetterlings. Die für andere Personen auf den ersten Blick vermeintliche Frau gab dem Größeren ein Tuch mit einem Küken, welches darin wohlbehütet zu schlafen schien, in die Hand. Amaya lächelte liebevoll. Das war bestimmt ihr Liebster, ihr Partner und die Priesterin. Es mochte zu dunkel sein um ihre Gesichter erkennen zu können, doch Amaya war sich ihrem Entschluss sicher, denn Ken hätte sie noch in der finstersten Nacht erkannt. Die für einen Jungen feminine Figur, das schulterlange Haar, Pikachu, Papinella, die ein wenig mädchenhaften Gestiken…all dies bestätigten Amaya in ihrer Annahme. Und die Agentin verspürte ein vertraut gewordenes Gefühl, welches sie schier im siebtem Himmel schweben ließ. Bloß Ken vermochte es auszulösen.


    „Geh noch nicht hin“, befahl sie Gewaldro. Amaya sah das Geschehen mit an.


    Ihr Liebster reichte dem kleinen Mädchen eine Hand, gefüllt von Geldscheinen. Erst ein wenig misstrauisch, sah sie ihren großherzigen Samariter in die Augen.
    Auch Kens Pikachu glaubte, seine Augen betrogen ihn. Bis jetzt dachte er, alle Menschen seien egoistische Wesen, bloß auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Das Pokemon konnte es nicht leugnen, denn es verärgerte Pikachu, dass Ken ihn zwang seine Ansichten zu überdenken. Warum wollte Arceus die Elektromaus diese Erfahrung machen lassen? Diese wollte doch ihre Vorurteile gegenüber den Menschen doch gar nicht überdenken, wollte einfach in ihrer eigenen Welt leben.
    Sodann nahm das Mädchen die Geldscheine entgegen. Bedächtig griff sie danach, strich vorsichtig über jeden einzelnen Schein. So etwas hatte sie noch nie in der Hand gehabt. Sie sah den anderen Menschen jedoch tagtäglich zu wie sie ihr Geld mit Übermut ausgaben.


    Gewaldro ging näher an das Geschehen heran, sodass sein Trainerin in Kens Gesicht sehen konnte.
    Doch er hielt sich, wie befohlen, im Hintergrund.


    „Ich habe noch etwas für dich“, meinte Ken lächelnd. Aus einer kleinen Hüfttasche nahm er einen nicht gebrauchten Pokeball. „Jeder Mensch braucht einen treuen Pokemonpartner“, kommentierte er den leeren Pokeball.
    Glückstränen legten sich in die Augen des Mädchens. Noch nie war ein Mensch so nett zu ihr gewesen.
    Er ging in die Hocke und zwinkerte ihr zu. „Wer weiß? Vielleicht wirst du ja eines Tages eine berühmte Trainerin.“
    Das Straßenmädchen nickte entschlossen. Vielleicht behielt er ja Recht und der Pokeball, den er ihr geschenkt hatte, öffnete die Tür zu einem besseren Leben. „Dankeschön“, hauchte sie erfüllt von Glück. Sie hatte noch nie an Engeln geglaubt, doch jetzt…
    Ken wippte sich rasch die Tränen der Rührung aus den Augen. „Gern geschehen.“


    Pikachu wandte sich schnaubend ab. Vielleicht war es bloß die finstere Absicht seines Trainers sein Pokemon im Glauben zu lassen, er hätte dies aus bloßem Mitgefühl heraus getan.
    „Bini“, fiepte das Küken und erschauderte. Es war schon lange Herbst geworden und die eisige Kälte ließ das kleine Pokemon frieren. Rasch hatte Kiyoshi enger an sich gedrängt. Wenn sie im Hotel waren, würde es dem Vogel besser gehen.
    „Nella“, meinte die Schmettelingsdame mitfühlend. Konnte sie dem Findelkind denn gar nicht helfen?


    Kiyoshi legte Ken eine Hand auf die Schulter. „Ich glaube, Amaya wird schon im Pokemoncenter auf uns warten. Lass uns gehen.“
    Er wandte sich zu seinem besten Freund um. „Glaubst du, ihr geht es gut? Und Galoppa? Hält sie das durch? Und was wenn…“
    Der Agent legte ihm einen Finger auf den Mund und schüttelte den Kopf. „Es ist bestimmt alles gut, und wenn es das nicht ist, dann wird eben alles wieder gut.“


    Tomoko sah hatte sich inzwischen zu dem Mädchen gesetzt und begann sich mit ihr zu unterhalten. Die Priesterin sah kurz auf. Sie kannte Tama gut und glaubte zu verstehen was damals in ihm vorgegangen war. Er hatte einen Jungen gesucht, der in seinen Augen ein Engel war. Tomoko glaubte zu wissen warum Tama sich ausgerechnet in seinen Schützling, dies war er anfangs gewesen, verliebte. Und sie konnte es nicht leugnen stolz auf ihren Schüler zu sein.


    „Also gehen wir ins Pokecenter!“, rief Ken erfreut aus.
    „Nella! Pappin!“, stimmte Papinella euphorisch mit ein. Die großzügige Schwestern des Centers, welche sich mütterlich um all ihre Patienten bemühten, schenkten dem Schmetterling stets eine Tasse Blütensaft. War es draußen eisig, so bekam Papinella meist gewärmten Nektar angeboten. Und dieses Angebot verschmähte sie nie.
    Ihr bester Freund lachte kurz auf. Er kannte Papinella nur zu gut. „Du denkst wohl immer nur ans Essen, was?“
    Eifrig nickte der Schmetterling.


    Hände, welche sich über seine Augen legten, verdeckten ihm die Sicht.
    „Oder ich bin einfach hinter dir“, meinte Amaya. Ein warmes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sodann nahm sie die Hände vor seinen Augen und erlaubte es ihm wieder zu sehen.
    Augenblicklich fiel Ken ihr schluchzend in den Arm. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“
    Es waren zwei Tage vergangen seitdem Amaya den Entschluss fasste Suicune zu retten und zu fliehen.
    „Ich habe immer nur an dich gedacht. Da waren diese gefährlichen…“ Er ließ seinen Blick zu Boden abschweifen. Diese Drachen waren für ihn Boten des Unglücks. „…Brutalandas und ich dachte schon, es wäre mein Schicksal, dass ich dich…“ Ken lehnte sich an Amaya, die sich ungewollt ob des Schmerzes in ihrem Bein an Gewaldro festhielt, und gab sich seinen Gefühlen hin. Er wagte es nicht den Satz zu beenden.
    „Du dachtest, dass die Brutalandas mich töten würden, weil ein Brutalanda auch Tama mehr oder weniger auf dem Gewissen hat?“, fragte Amaya, sich selbst wundernd wie zärtlich ihre Stimme manchmal sein konnte.
    Ken nickte. „Aber zum Glück geht es dir ja gut. Es geht dir doch gut, oder? Und Galoppa doch auch?“
    „Papinella?“, meinte der Schmetterling, als er sich suchend umsah. Wo war denn ihre beste Pokemonfreundin hin?
    Ihr Trainer sah sie fragend an. „Und wo ist Galoppa?“
    Seine Liebste zog sein Kinn hoch, funkelte ihn verliebt an. Sie ließ ihre Finger durch sein Haar gleiten, konnte den Blick nicht von seinen blauen Augen abwenden. Im Moment war ihr sogar die Anwesenheit Tomokos und Kiyoshis egal. „Na ja, weißt du. Mein Fuß ist verletzt. Wir haben uns in die Kristallhöhle geflüchtet und Galoppa ist dabei gestürzt.“ Amaya besah ihr verletztes Bein. „Kann dein Pokemon nicht einfach normal rennen?“


    Kiyoshi nahm Ken Galoppas Pokeball ab und gab Schwalbini an Tomoko ab. „Dann werde ich sie holen gehen, im Pokemoncenter heilen lassen und komme dann ins Hotel nach.“ Er neigte den Kopf zu Amaya, ihr Partner lächelte sodann. „Schön, dass du wieder da bist. Wir haben uns Sorgen gemacht.“
    „Hättest du nicht müssen“, gab die Agentin fauchend zurück.
    „Dankeschön“, hauchte Ken ihm zu. Er war ein so toller Freund!
    „Ach, nicht der Rede wert. Bin bald wieder da“, rief er und hastete los um Galoppa noch vor Anbruch der finstersten Nacht zu finden. Außerhalb der Stadtgrenze bat er sein Tauboss zu Hilfe. Alleine hätte er sie nie in dieser Stunde noch gefunden.


    So suchte der kleine Trupp das Hotel der Stadt auf. Bloß widerwillig stützte sich Amaya auf ihr Pokemon. Jedoch verbot sie ihm dieses Mal sie zu tragen. Die Agentin wollte sich einreden, dies hätte ein Nachspiel gegeben, doch dies würde bloß wieder Ken verletzen. Würde ihn verletzen, wenn er dies sah oder bloß darum wusste.


    „Sollen wir nicht zuerst in ein Krankenhaus?“, fragte Ken. „Ich meine wenn es gebrochen ist…“
    „Nein!“, meinte Amaya harsch. Sie, die stolze Agentin, schämte sich ob ihrer Verletzung. Dies musste man nicht auch noch einem Arzt zeigen. Und wenn dieser ihr einen Gips anlegen wollte…so weit kam es noch, dass jeder ihr ein verletztes Bein ansah! „Das wird von alleine wieder gut.“
    „In manchen Lagen des Lebens jedoch heißt es seinen Stolz zu vergessen.“ Tomokos Worte waren ruhig gesprochen.


    Amaya wandte sich von der Priesterin ab. „Lern mal ein paar andere Sprüche auswendig! Langsam wird’s langweilig.“


    Ihre Finger krallten sich fester an Gewaldro, als sie mit dem rechten Bein wieder auftrat, versuchte normal zu gehen. Schließlich kamen ihr ab und an Menschen auf der Straße entgegen und es war nicht ihre Art Schwäche zu zeigen. Ein pochender Schmerz legte sich in ihr verletztes Bein. Wäre sie keine Agentin gewesen, so hätte sie vor Schmerzen geschrieen, doch so biss sie die Zähne zusammen und ging weiter. Ihr Stolz war stärker gewesen. Eine Agentin humpelte nicht! Und sie ging nicht zum Arzt!


    Ken nahm sanft ihre Hand, schmiegte sich sogleich an sie. „Hast du starke Schmerzen?“, fragte er flüsternd. Er wusste nur zu gut wie stolz seine geliebte Agentin manchmal sein konnte. Sie wollte bestimmt nicht, dass dies alles mitbekamen.
    „Ja…“, hauchte sie schließlich. Wenigstens Ken gegenüber konnte sie es eingestehen, und es sich selbst eingestehen. Auch wenn sie es nicht gerne zugab, so waren die Schmerzen unerträglich geworden.
    „Könnte ich es, würde ich es heilen. Was kann ich nur für dich tun?“
    Sie strich ihm liebevoll über die Wange. „Schatz, du bist süß.“


    Amayas Lippen umspielte ein finsteres Lächeln. An der Ampel stand ein Geschäftmann. Seine edle Kleidung bestand aus wertvoller Seide. Unachtsam hatte er die aus Leder bestehende Geldtasche in seine Hosentasche gesteckt. Vertraute er etwa auf das Gute in der Menschheit? Wie naiv! Seelenruhig stellte sie sich neben ihm und zog in einem unbeachtenden Moment hervorstehende Geldscheine aus seiner Tasche. Es war reine Routine und keinem Menschen war es je aufgefallen. Seit langem war sie bei einem gewöhnlichen Diebstahl nicht mehr nervös.
    Ihr Blick streifte kurz Ken. Dieser starrte sie bei jedem Diebstahl erschrocken an, liebte die Agentin jedoch zu sehr um ihre Freiheit durch etwas Unachtsames, das er vielleicht gesagt hätte, zu gefährden. Auch Tomoko schwieg. In einem jedoch waren sich die beiden, sowohl ihr Liebster als auch die Priesterin, einig: es war falsch!
    Der wohlhabende Geschäftsmann schlug schließlich eine andere Richtung ein.
    „Was für ein Idiot! Hat wie all die anderen gar nicht mitbekommen, dass man ihn bestiehlt.“ Die Straße war zu dieser Uhrzeit menschenleer geworden. Amaya nahm die Scheine und besah sie mit einem selbstgefälligen Lächeln. „Da lang!“ Sie zeigte in eine andere Richtung als es geplant war. „Heute kommt bloß das teuerste Hotel in Frage.“ Rasch zog sie Ken an sich. „Und für uns beide das schönste Doppelzimmer.“
    „Wir hätten noch Geld gehabt, das war nicht richtig so“, meinte dieser bloß. Es war keine Anklage und Amaya wusste dies, doch es musste gesagt werden.
    Die Priesterin nickte zustimmend, doch sie entzog sich jedendlicher Antwort. Wer stahl war in ihren Augen ein schlechter Mensch und sie wollte genau jenen nicht in der Nähe ihres Schülers sehen. Doch auch wenn sie recht viel Kontrolle über Ken erlangt hatte, darin war sie nicht befugt sich einzumischen.
    „Das sagst du mir jedes Mal wenn ich jemanden bestehle, Schatz.“ Sie biss schmerzerfüllt die Zähne zusammen, als sie wieder auftrat. Doch anmerken wollte sie sich es nicht lassen. „Außerdem sah der Typ nicht so aus, als würden ihn zehntausend Pokeyen mehr oder weniger weh tun.“


    Endlich kam das Hotel in Sicht. Amaya glaubte diese Schmerzen, welche jedes Mal wie tausende Nadelstiche durch ihr Bein fuhren nicht länger ertragen zu können. Die Fassade des Hotels war schlicht, doch kaum betrat man die Vorhalle, zeigte es sich in seiner ganzen Pracht. Goldene Verzierungen zeichneten sich an der Wand entlang, welche in einem zarten Rotton gehalten war. Der Teppich der Vorhalle bestand aus azurblauem Samt.
    „Nellaaa!“, rief der Schmetterling begeistert aus. In dieser Hinsicht war sie ihrem Trainer nicht unähnlich. Desto mehr Luxus, desto besser.
    „Ich rege mich nie wieder auf, wenn du jemanden bestiehlst“, flüsterte Ken der Agentin zu. Sie konnte seiner Stimme ein Lächeln entnehmen.
    „Will ich auch hoffen“, meinte Amaya, die Worte angestrengt zwischen den Zähnen zischend. Ihre Gedanken drehten sich die ganze Zeit um ihr verletztes Bein. Doch sie war zu stolz um einen Arzt aufzusuchen. Ruhe und weiches Bett reichten ihrer Meinung nach aus.


    Nachdem sie drei Zimmer gebucht hatten, suchten sie es so schnell wie möglich auf.
    „Oh, ist das schön“, rief Ken aus, als er die Tür öffnete.
    Das Zimmer war spärlich eingerichtet, doch dies tat seiner Schönheit keinen Abbruch. Seidene Vorhänge fielen zu beiden Fensterseiten wie fließendes Wasser herab. Sie waren in der Farbe des dunkelblauen Nachthimmels gehalten, sodass das Licht, welches sich darin verfing, wie kleine Sterne glänzte. Doch die meiste Aufmerksamkeit erregte das Bett.
    „Wir haben ein Himmelbett!“ Kens Augen leuchtenten erfreut auf. Dies ließ Amaya für wenige Momente all ihren Schmerz vergessen, unwichtig werden.
    Vorsichtig ließ die Agentin darauf nieder. Es war als ob man auf Wolken säße. Als wäre es für sie angefertigt worden. In spätesten zwei-drei Tagen wäre ihr Bein wieder genesen, dessen war Amaya sich sicher.
    Kurz sah sich die Agentin um. Das Bett war in dezentem Rosa, Rot, Lila und einem sanftem Gelb gehalten. Viel zu hell für ihren Geschmack.
    „Und die Farben! Wie schön!“, rief Ken in diesem Augenblick aus.
    Amaya lächelte. Dass es ihrem Liebsten gefiel, wusste sie doch.


    Eine einzige nicht bedachte Bewegung hatte gereicht um den pochendem Schmerz in ihrem Bein wieder auszulösen. Kurz schrie sie erschrocken auf, biss sich jedoch sogleich auf die Zunge. Agenten empfanden doch keinen Schmerz, zuminderst sollten sie dies nicht.
    Ken hatte sich ihr sofort zugewandt. Es schmerzte auch ihn, sie leiden zu sehen. Warum war sie bloß so stur!? Warum wollte sie sich nicht helfen lassen?
    „Soll ich dir wenigstens Schmerzmitteln holen?“, fragte er besorgt. Irgendetwas musste er doch tun können?
    Amaya deutete ihm mit einer Handbewegung an, er solle zu ihr kommen. Sanft hauchte sie ihm einen Kuss auf die Lippen, vertiefte sich mit ihrem Liebsten sodann in einen leidenschaftlicheren Kuss. „Bleib da.“ Sie lachte auf. „Du bist besser als jede Medizin.“


    Sonst war es stets umgekehrt gewesen, doch dieses Mal war es Ken, welcher Amaya im Arm hielt, als sie einander gekuschelt einschliefen.


    ...


    So, ich hoffe, es stört euch die 'Rollenverteilung' zwischen meinen Hauptcharas nicht. War anfang ein 'Experiment' von mir, herauszufinden wie sich das liest und wie gut sich das schreiben lässt, wenn Amaya ihren Ken in den Arm nimmt, usw... Muss sagen, so gefällt es mir selbst zwischen den beiden besser, statt umgekehrt.

  • Kay, werd' dann Mal auch wieder was posten...
    Also: wow. Ich habe die Kapis zwar schon Mal gelesen, die Geschichte scheint sich aber immer wieder aus einer anderen Perspektive zu zeigen. Weiss nicht, wie du das machst. Möcht das auch können... ;(
    Egal: eine der besten Storys hier auf Bisa, kann ich ohne schlechtes Gewissen behaupten.(nicht alleine wegen der Länge^^Liebe lange Texte)
    Mir gefällt einfach der Stil des Ganzen. Eben nicht diese "Happy-Version" sondern ein bissel...hmm, graver. Wobei ich doch Amayas Trainingsmethoden ein klein bissel exessiv extremistisch sind :evil: :D :evil:
    Das einzige, mit dem ich nicht richtig klar komme ist Ken. Kann dem irgendwie nicht folgen...


    User125660: Hey! Ich kann auch nix für!*anklagend anschau* ;)
    Bin aber ganz zufrieden so...^^

  • @Celebi+Arceus
    Dankeschön, was für ein tolles Lob. Die Beste? Wow! *_*


    Also, bis jetzt habe ich auf Kapiteln zurückgegeriffen, die bereits existieren. Jetzt ist mir mein Vorrat zu neige gegangen und es wird länger dauern um das nächste Kapiteln on zu stellen, da es erst geschrieben werden muss. Ich denke, ich werde in einem Rythmus von jeweils etwa ein bis zwei Wochen hochladen. Hoffe, das ist nicht zu lange. ^^


    Euer Schreiberling, Chari <3

  • Oh, das finde ich ja schon toll. Damit kann ich leben ^^
    So, das hier muss auch einmal sein. Nächstes Mal geht es mit Ken, Amaya und Co weiter. (Kapitel fast fertig hab ^^) und übernächstes Mal mit Team Magma.


    Erzählungen


    Wataru lotste sein Pokemon sowie seine Wegbegleiterin in eine Höhle. Ihren Eingang bedeckte wucherndes Gewächs. Bloß die leuchtende Perle Dragonirs schenkte der Dunkelheit dezentes Licht. Es war nicht sehr hell oder ausfüllend, doch es reichte um sich im Gefühl der Sicherheit zu wiegen.
    „Wir sind auf Route einhundertzwanzig“, stellte Aimi mit trockener Stimme fest. Sie löste sich von ihrer Karte und sah auf. „Die Route einhundertneunzehn und einhundertachtzehn führen nach Malvenfroh.“
    Wataru wusste warum sie ihm dies sagte. Er hatte versprochen sie nach Malvenfroh zu bringen, doch sie befanden sich östlich von Baumhausen und jene Route führte nach Seegrasulb City. „Aimi, bitte vertrauen Sie mir.“
    Aimi schloss melancholisch die Lider über den blauen Augen und nickte. „Ja, das tue ich.“ Hatte sie denn eine andere Wahl? Alleine war sie hilflos wie ihr vorhin bewiesen wurde.


    „Doch eines…“ Wataru richtete seinen Blick gedankenverloren auf die sich aus dem grau gefärbten Himmel lösenden Tropfen. Zuerst bloß wenige waren es, die zur Erde fielen. Doch es wurden stets mehr, sodass es bald zum Regnen begann. Ein eisiger Wind suchte seinen Weg in die Höhle und brachte Blätter in viele Farben mit sich. Er richtete seinen Blick wieder auf Aimi, als er seine Gedanken ordnen konnte. „…doch eines verstehe ich nicht. Was wollte Team Aqua von Ihnen? Führen Sie einen besonderen Schatz oder ein besonderes Pokemon mit sich? Wissen Sie vielleicht etwas, das dem Team weiterhilft?“
    „Was auch immer es ist, wir werden Sie beschützen“, hallte Dragonirs Stimme in ihren Gedanken wider. Erst wich Aimi erschrocken zurück. Stimmen, welche sich in die Gedanken und nicht in ihr Gehör legten, wirkten befremdlich.
    Die Drachenfrau sah sie ernst an. „Sind Sie aus Team Aqua ausgestiegen und fliehen deshalb?“
    Aimis Lippen umspielte ein Lächeln. „Nein“, antwortete sie dem Pokemon ruhig.
    Dragonir sah verwundert auf, als Wataru ihr eine Hand auf ihren Kopf legte. „Lass die Frau doch erzählen.“
    So nickte der Schlangendrache und bettete seinen Kopf auf den Schoß seines Trainers, welcher seine Hand hinter die Federn legte und seine treue Weggefährtin kraulte. Aimi sahen kluge, schwarze Augen an. Sie warteten auf die Geschichte.
    „Aimi, nur wenn Sie das wollen.“ Watarus Stimme war unverändert. Ruhig, wohlüberlegt und doch lag Wärme in ihr.


    Der rhythmische Regen unterstrich die Stille, welche sich für wenige Momente in die kleine Höhle gelegt hatte.
    Aimi strich sich seufzend eine der zersausten Haarsträhnen aus dem Gesicht, sah ihn eine Weile bloß an. Der junge Mann mit dem wirr rotbraunen Haar streichelte Dragonir über den Kopf. Es war sonst nicht ihre Art Fremden Geheimnisse anzuvertrauen, denn ihre Erfahrungen verboten ihr dies. Doch Wataru besaß eine vertrauenswürdige Ausstrahlung.
    „Gut, vielleicht hilft mein Wissen dir weiter.“ Aimi lächelte. „Ich hoffe du hast genug Zeit, um dir das alles anzuhören.“
    Unbeirrt nickte Wataru. Lindgrüne Augen zeugten von ehrlichem Interesse.


    „Team Aqua hat mich zuvor gefragt, ob ich wüsste wo mein Sohn ist. Doch das weiß ich leider nicht.“ Aimi spürte einen Druck in ihrer Brust, als sie zu reden begann.
    Noch nie hatte sie jemanden ihre Geschichte erzählt. Für andere Menschen war sie uninteressant, manchmal gar ein kurzes Ärgernis auf den Straßen wohlhabender Städte, wenn sich die reiche Bevölkerung ihre abgetragene Kleidung ansah.
    Aimi merkte, dass Wataru eine Frage auf den Lippen lag und so fuhr sie fort. „Denn ich habe ihn erst zwei Mal sehen und im Arm halten dürfen.“ Melancholisch wandte sie ihren Blick hinaus, sah wie Regentropfen den Wald verdunkelten, wie die Boten des Herbstes erneut in die Höhle getragen wurden. Wie es ihren Hikaru wohl ging? Musste er auch frieren?
    „Alles fing mit der Armut meiner Eltern an. Mit fünfzehn Jahren schließlich verliebte ich in einen Klassenkameraden. Er war gutaussehend, intelligent...ein toller, junger Mann. Ich war so glücklich, als ich seine Freundin geworden bin.“
    Ihr Zuhörer nickt bloß, wollte sie unter keinen Umständen unterbrechen.
    „Wir waren noch jung und sehr naiv...“ Aimi hielt kurz inne. „Die erste Liebesnacht war unvorbereitet und viel zu früh gekommen.“


    Dragonir wollte eine Frage stellen, doch ihr Trainer schüttelte sodann stumm den Kopf. Die Drachendame war noch recht jung und musste erst den zart beseideten Umgang mit den Menschenwesen erlernen. Unter Drachen herrschten rauere Sprachen.
    „Zwei Monat später merkte ich, dass ein Kind in meinem Bauch heranwuchs.“ Aimi legte sich bedächtig eine Hand auf ihren Bauch. Auch nach all den Jahren wie es sich anfühlte neues Leben schenken zu können. „Als meine Eltern dies erfuhren stellten sie mich vor die Wahl: mich vor die Tür zu setzen oder abtreiben.“ Tränen legten sich in ihre Augen. Sie bereute absolut nichts! „Ich entschied mich für ein ungewisses Leben.“
    Wataru sah sie respektvoll an. Durch ihr Schweigen gab sie die Erlaubnis sie zu unterbrechen. „Aimi, wie haben Sie es dennoch geschafft?“
    „Es war schwer, aber ich habe mich meinem Sohn zu liebe durchgeschlagen. Ich sieh jetzt noch immer zu wie ich Tag für Tag überstehen kann. Deswegen entschied ich mich auch dafür meinen Sohn bei Adoptiveltern aufwachsen zu lassen. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als...“ Wie der Regen auf die Erd fiel, fielen Aimis Tränen zu Boden. „Ich war so verzweifelt gewesen“, fuhr sie mit fester Stimme fort, welche nicht in Verbindung mit Tränen stehen sollte. „Ich hatte kein Geld und konnte mir gerade so viel leisten um nicht selbst verhungern zu müssen.“ Sie schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, mein Hikaru sollte es einmal besser haben als ich!“ Erneut verließ ein bekümmerter Seufzer ihre Kehle. „Hikaru...so wollte ich ihn nennen. Doch seine Zieheltern gaben ihm den Namen Ken. Vielleicht verdient es eine Mutter, die ihr Kind zu fremden Leuten gibt, es einfach gar nicht sich den Namen für ihren Sohn aussuchen zu dürfen.“


    Wataru nickte sodann aufgrund ihrer Geschichte bloß. Lange Reden waren nicht seine Art. Auch wenn es Aimi erst nicht sah: Ihre Geschichte ließ ihn tief mit der verzweifelten Mutter mitfühlen. „Ich bewundere Ihre Entscheidung“, meinte er schließlich. Lindgrüne Augen funkelten mitfühlend auf. „Doch warum sucht Team Aqua ihn?“
    Aimi hob hilflos die Hände. „Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass er mit zwölf Jahren von zu Hause geflohen ist. Bei ihm war ein etwas älterer Junge. Und ob sie befreundet waren und zusammen auf Reise gingen, oder als junges Liebespaar auf Reise gingen, kann ich leider auch nicht sagen.“
    Wataru zog fragend die Augenbrauen hoch. „Liebespaar?“ Der Gedanke wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Er schien befremdlich.
    „Sie wollen Hikaru also wieder finden?“, fragte Dragonir unverbindlich.
    Aimi schrak erneut hoch. Der Drache hatte seine Augen schon vor langer Zeit verschlossen, doch er war nicht eingeschlafen. Sodann fing sie sich wieder und nickte entschlossen. Auch wenn sie oft in ihren Leben zögerte...daran hatte sie keine Sekunde der Unentschlossenheit verschenkt. Die Suche nach ihrem Sohn gab ihrem Leben ein Ziel.


    „Ich werde Ihnen dabei helfen.“ Auch Wataru sah entschlossen aus. „Doch zuerst müssen wir über LaRousse und Seegrasulb nach Xenoverille.“
    „Xenoverille?“, fragte seine Begleiterin verwundert. „Warum?“
    „Das darf ich Ihnen nicht erklären.“ Watarus Gesichtszüge verhärteten sich, seine lindgrünen Augen sahen sie emotionslos, fast unnahbar, an. War es gerechnet von der ihm begleitenden Frau Vertrauen zu verlangen und selbst keines entgegen zu bringen?
    Aimi entschloss sich erst nicht nachzufragen. Vielleicht verriet er von Zeit zu Zeit etwas.
    „Wir werden...“ Wataru hielt für wenige Momente inne um über seine Wortwahl nachzudenken. Gab er zu viel preis konnte das für Aimi schwerwiegende Folgen mit sich bringen. War ein Agent redselig , so konnte dies gefährlich für den Zuhörer werden. „...Freunde von mir in Xenoverille treffen. Das ist wichtig.“
    Aimi nickte bloß abermals. Zuminderst für diesen Tag, auch für die folgende Woche, konnte sie sich in einem schon lang nicht mehr empfundenen Gefühl der Sicherheit wiegen. Es war ein schönes Gefühl mit jemanden zu reisen.


    „Wir werden ihren Hikaru zusammen finden“, legte sich Dragonirs Stimme erneut in Aimis Gedanken.
    „Wir geben unser Bestes“, besserte der Trainer sein Pokemon aus. Versprechen sollte man nie leichtfertig geben. Ein Versprechen war da um, einem nicht trennbaren Knoten eines Seiles gleich, Menschen auf seine eigene Art und Weise zu binden. Dies wusste Wataru und so wollte er kein Versprechen in seinem Leben mehr geben, das sich schnell auf seine Lippen gelegt hatte, aber nicht vom Herzen kam.
    „Dankeschön“, hauchte Aimi. Für eine liebende Mutter gab es keine Person, die mehr Bedeutung trug, als ihr Kind. So freute sie sich über jeden Hoffnungsfunken, der ihr angeboten wurde. Auch wenn Wataru selbst noch nicht zu wissen schien wie er ihr helfen konnte, verschmähte Aimi dieses Angebot nicht.


    „Wir sollten schlafen“, durchbrach Dragonir die Stille.
    Sodann umfasste ihr Schweif einen Rucksack, welcher in einem Eck, geschützt vor der dem prasselnden Regen, lag. Geschickt verhängte Dragonir den Eingang zur der kleinen Höhle mit einem grauem Wollstoff.
    „Das ist nicht viel, aber zuminderst für heute muss es reichen.“ Ihr Blick ruhte fragend auf Aimi.
    „Aimi, Menschen sind mehr Bequemlichkeit und Luxus gewöhnt, aber wir besitzen für den Moment nicht mehr.“



    Die Angesprochene schüttelte den Kopf. „Wir müssen nicht allzu sehr frieren. Das reicht mir vollkommen aus.“


    „Da ist etwas!“, unterbrach Dragonir wie aus heiterem Himmel.
    Ihre schwarzen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, ihre Zierfedern richteten sich auf. Gänzliche Anspannung legte sich in den zuvor noch entspannten Körper des Drachen.
    „Ein starkes Pokemon?“ Watarus Stimme blieb ruhig. Dragonir konnte sich nicht erinnern ihn je ängstlich gesehen zu haben und so bewahrte er auch in dieser Situation Ruhe.
    „Ich weiß nicht ob es ein Pokemon ist“, gab die Drachendame preis. Ihr Blick wanderte durch die Runde. Aimi erschauderte. War es die Angst des Drachen, welche die Frau ängstlich werden ließ?
    Wataru sah sie hingegen bloß starr an. „Dragonir sieh nach.“
    Die Drachendame nickte. „In Ordnung.“ Angst durfte nicht ihr Handeln bestimmen. Dies sollte auch der Grund ihres Mentors darstellen sie loszuschicken.
    Ein eisig kalter Schauer legte sich über die Haut des Drachen, als jener die Höhle verließ. Welches Wesen vermochte weder Mensch noch Pokemon zu sein? War es etwa ein Geist? Oder...Dragonir hielt für einige Sekunden inne...war es eine der heiligen Sagengestalten?

  • Hier werde ich im letzten Satz erklären warum Hoenn Legenden so heißt wie sie heißtm und es wird eine von mir erfundene Sage erzählt, die ebenfalls wichtig für die Geschichte ist.
    Habt viel Spaß beim Lesen ^_^


    @CelebiArceus: Dankeschön ^_^ Werde ich in ein, zwei Kapiteln verraten.



    Das Siegel der Lichtgöttin


    Noch bevor die Sonne aus den Gefilden des Horizonts hervor gekrochen kam, verließ der kleine Trupp Malvenfroh City.
    Ken schauderte bei dem Gedanken, dass Kiyoshi und seinem Galoppa etwas zugestoßen sein konnte. Griff das nach Blut lechzende Rudel an,...Ein eisiger Schauer legte sich über Kens Gedanken.
    „Ich will Galoppa und Kiyoshi nicht verlieren“, flüsterte er besorgt Amaya zu.
    Seine Geliebte antwortete nicht, strich ihm bloß beruhigend über seine Hand. Bei jedem Schritt protestierten die Muskeln ihres Beines gegen die schmerzhafte Bewegung. Hätte sie in diesen Augenblicken etwas gesagt, so hätte sie ihren Schmerz verraten.
    „Solltest du zwei Freunde verlieren, war dies dessen Schicksal. Wir können das Schicksal Anderer nicht ändern, wir können ihnen bloß unsere Zuneigung zeigen, solange sie noch unter den Lebenden weilen.“ Tiefschwarze Augen funkelten ihn verständnisvoll und warm an.
    Ken schüttelte entschlossen den Kopf. „Das glaube ich nicht.“
    „Wie bitte?“, fragte die Priesterin. Es mussten ihre Ohren sein, die sie betrogen. Ein Schüler widersprach seiner Lehrerin doch nicht.
    „Ich glaube es nicht“, wiederholte Ken. „Ich kann es nicht glauben, dass man sein Schicksal nicht selbst bestimmen kann. Ich bin doch keine Marionette!“
    Aufgrund dieser Erklärung konnte Tomoko ihm seinen Widerspruch verzeihen. Es war sein naiver Geist, der ihn dazu antrieb. „Mit den zunehmenden Jahren wird deine Naivität auch vergehen.“
    Amaya sah, mit den Augen rollend, zu Boden. Das waren doch bestimmt nur Verse, die sie auswendig gelernt hatte.
    „Ich glaube es nicht“, beharrte ihr Liebster, worauf Tomoko bloß die Hände hob und den Kopf gemächlich schüttelte. „Ich muss das wohl akzeptieren.“
    „Kiyoshi hat mich angeschrieben“, unterbrach Amaya das Gespräch der beiden.
    Augenblicklich ruhten die Blicke beider auf ihr. „Was schreibt er?“ Kens Augen sahen sie flehend an. Fast desinteressiert überflog sie die Zeilen. „Hauptsächlich nettes und sentimentales Gewäsch.“
    „Nein! Nicht das! Wie geht es ihm und Galoppa?“
    „Gut, sie warten in Kad’ae auf uns.“
    Ken lehnte sich zufrieden an sie. „Dann bin ich beruhigt.“


    Auf ihrer weiteren Reise wechselten sie kaum ein Wort. Jeder von ihnen war in seine eigene Gedankenwelt gekehrt. Es tat gut von Zeit zu Zeit ein wenig Abstand zu halten.
    Amaya sah stillschweigend gen das dichter werdende Blätterdach des Waldes. Die kräftige Bäume trotzten widerspenstig den Windböen. Bloß dünne Äste und deren Blätter wogen sich im Wind. Regen prasselte zu Boden und versteckte das prächtige Grün hinter einem grauen Schleier des Regens.
    Amaya drängte ihren zitternden Liebsten an sich, strich dabei ein wenig die Kapuze aus seinem Gesicht um einen Blick in seine blaue Augen erhaschen zu können. Ken rang sich trotz der Kälte, die ihn erschaudern ließ, zu einem Lächeln hindurch. Eine heulende Böe lag über dem Wald, doch für dem Moment erschien sie nicht wichtig.
    Er merkte wie Amaya ab und an das Gesicht verzog, als sie wieder zu schnell ging. Doch Ken schwieg, kannte er seine stolze Agentin bloß zu gut. Sie wollte vor Tomoko keine Schwäche zeigen.
    „Wir sollten uns in diesem Kad’ae ausruhen, Ken.“ Amaya bemerkte, dass dies aussagen konnte, sie hätte Schmerzen. „Du frierst so“, fügte sie schnell hinzu.
    Ken nickte und drängte sich abermals zitternd an Amaya, als ihn ein eisiger Wind erschaudern ließ. Der Herbst in Hoenn war stets kurz, bildete bloß über wenige Wochen eine Übergangsphase zu Hoenns tiefsten Winter. Es war erst Herbst, doch bald würden die ersten Schneeflocken zur Erde gleiten. „Ja, bitte.“


    Selbst Papinella und Pikachu waren in ihre Pokebälle zurückgekehrt. Es rührte den Trainer, dass Pikachu mittlerweile so viel Vertrauen zu ihm aufbrachte um für kurze Zeit in den Pokeball zu kehren. Schwalbini wurde von Ken schützend an sich gedrängt. Am Abend vor der Abreise aus Malvenfroh hatte Ken eine zusätzliche Tasche gekauft und sie mit warmen Wollstoff ausgestattet. In ihr fühlte sich Schwalbini geborgen und von wohliger Wärme umgeben.
    Ken lächelte. Er hatte auch etwas ganz Besonderes für Pikachu gekauft. Gleich am nächsten Morgen würde die von Menschen enttäuschte Maus es erhalten. Es war teuer gewesen, doch es würde sich auch für Ken selbst rentieren.
    Kurz reckte sich der Kopf des Küken aus seiner Tasche bloß um darauf schaudernd wieder in das warme Nest zu kehren.
    „Dass du dich um das verwaiste Küken sorgst ist bemerkenswert.“ Tomokos Lippen umspielte ein kaum scheinbares Lächeln, als Ken inne hielt und sie wundernd ansah. War dies gerade ein Kompliment gewesen? Ein zarter Rotton legte sich auf seine Wangen. Das Gefühl von seiner strengen Lehrerin gelobt zu werden war beflügelnd. „Dankeschön.“


    Amaya rollte genervt mit den Augen, drängte sich unberührt durch. Ihren Liebsten und die Priesterin einige Meter hinter sich lassend, lehnte sie sich erschöpft an den Stamm einer kräftigen Esche. Dieser pochende Schmerz in ihrem Bein wollte nicht weichen. Die Agentin grub verbissen ihre Finger in den Stoff der schwarzen Hose und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren. So sah sie in einsamer Stille zu wie die klirrenden Atemwölkchen in die Luft übergingen.


    „Amaya.“ Kens zärtliche Stimme ließ sie sich gemächlich zu ihm drehen. „Du hast solche Schmerzen, aber ich kann nichts dagegen tun. Heute in der Früh habe ich noch mit Tomoko gesprochen und sie gefragt, ob ich dein Bein mit Magie heilen könnte“, flüsterte ihr Liebster, so leise dass es Tomoko nicht hören konnte.
    „Und?“ Amaya sah ihn interessiert an.
    „Sie hat es mir verboten.“
    „Das ist ein Problem, weil...?“, meinte sie mit schnippischem Unterton in der Stimme.
    Ken antwortete nicht. Er trat näher an sie heran und legte sanft seine Arme um ihren Körper. Anfangs hatte er sich dies nicht getraut und anfangs hätte es Amaya bestimmt nicht erlaubt, dass es nicht sie war, die ihren Liebsten im Arm hielt. Bloß langsam gewöhnte sie sich an diese Ausgewogenheit.
    „Nicht vor Tomoko“, knurrte sie und brachte Ken dazu sich wieder von ihr zu lösen. Die Agentin wollte keine Schwäche zulassen oder gar zeigen. „Gehen wir weiter.“


    Nach einiger Zeit durchdrangen die Lichter einiger Gebäude den Wald. Es waren keinesfalls viele, doch sie versprachen eine Unterkunft sowie warme Speisen. Ken war als Erster aus dem Walddickicht hervorgetreten und wurde mit einer noch viel stärkeren Windböe begrüßt. Wie sehr er sich den Frühling und den Sommer wieder herbeiwünschte! Doch er blieb für einige Sekunden stehen und betrachtete das Dorf. Der Zauber der etwa zwanzig aneinander gedrängten Häuser, die in friedlicher Idylle der Kälte des Herbstes trotzten, entging Amaya jedoch. Sie standen auf einer Felswand, zu groß um sich Hügel und zu klein um sich Berg zu nennen.
    „Lasst uns gehen“, schlug Tomoko vor.
    „Ist das der Vorort von Kad’ae?“, fragte Ken seine Lehrerin als ihnen bereits der Geruch von frisch zubereiteten Abendessen entgegenkam. Er wirkte verlockend nach einem Tag der Kälte und des Hungers.
    Tomoko lachte amüsiert. „Nein, das ist Kad’ae.“


    In diesem Moment ging eine Tür eines aus edlem Holz gebauten Hauses auf. „Kommt schnell rein und wärmt euch mal auf“, meinte eine allzu vertraute Stimme. Kiyoshi stand lächelnd am Eingang. „Und ich habe euch einen hübschen Schlafplatz reserviert.“
    „Kiyoshi! Du bist noch heil und...“ Ken unterbrach sich und fiel seinem besten Freund freudig in die Arme. Wenn ihm oder Galoppa etwas geschehen wäre...Er hätte das nicht ertragen, da doch die alten Wunden erst verblassen waren. Ken schüttelte all die düsteren Gedanken ab. Es war zum Glück nichts geschehen.
    „Ja, ist alles noch dran“, bestätigte Kiyoshi lachend. „Aber geht mal rein.“ Seine einlandende Gestik zeigte, dass sie in das Haus gehen durften.


    Jenes war angenehm warm und verscheuchte allmählich die Kälte aus den Gliedern. Amaya war auch an Nächtigung in einer schneebedeckten Umgebung gewöhnt und so befand sie als ein wenig kühl. Ihr Liebster drängte sich jedoch, im Wohnzimmer angekommen, rasch vor dem Kamin, seufzte wohlig als Wärme erneut in seinen Körper zurückkehrte. Er ließ den Blick durch das Zimmer wandern. Helle, schwere Vorhänge fielen zu beiden Fensterseiten herab. Die Möbeln waren alt und abgenützt, doch sie verliehen dem Raum eine Atmosphäre in der sich Ken seit der ersten Sekunde an wohl fühlte.
    „Aber wem gehört denn das alles?“
    „Nun“, meinte Kiyoshi und zeigte auf die Dame, die aus der Küche zurückkehrte. „Dieser netten, alten Frau.“ Ken schenkte Amaya kurz einen Blick. Ihre Amethyste funkelten gefährlich auf, als die Frau den Raum betreten hatte.
    „Alt?“, tadelte sie und strich sich lachend eine der ergrauenden, aber dennoch noch goldblonden, Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ihre Gesichtszüge waren gütig und weich. „Aber die Freunde meines Sohnes sind immer gerne gesehen.“
    „Dankeschön“, kam es wie aus einem Munde von Ken und Tomoko gleichzeitig, doch Amaya wandte sich ab. „Es würde dir auch nicht gut tun, meinen Schatz...“ Ihre ausgestreckte Hand deutete auf Ken. „...erfrieren zu lassen, Izumi.“
    Izumi stellte das Tablett auf dem Tisch ab und schüttelte trübsinnig den Kopf. „Ja, so kennen und lieben wir dich Amaya.“ Sie wusste wie sehr sie von der jungen Agentin verhasst wurde.
    „Ich weiß.“ Jene zog schnippisch eine Augenbraue hoch. „Bekommen wir auch was zu essen, ein Zimmer und so weiter?“
    „Natürlich.“ Izumis Stimme schwang Fürsorglichkeit bei. „In euren Zimmern liegen bereits trockene Sachen. Und danach kommt am Besten sofort hinunter, und esst etwas Warmes.“
    „Gut.“ Amaya nickte kurz.


    Der Gang in die zugewiesenen Zimmer geschah stillschweigend. „Amaya“, sprach Ken sie an, als er behutsam die Tür hinter sich geschlossen hatte. Seine Hand suchte den Lichtschalter. „Izumi ist doch eine so nette Frau. Warum magst du sie denn nicht?“
    Licht erhellte den Raum und gab ein Zimmer in warmen Farben preis. Es mochte schlicht sein, doch es vermittelte ein Gefühl der Geborgenheit. Das zarte Rot bot einen Kontrast zu dem Bild der in dem Wind trotzenden Bäume und der Kälte.


    Rasch hatte Ken die von dem Regenguss durchtränkte Kleidung abgelegt.
    Amayas Blick war starr aus dem Fenster gerichtet, während sie sich des nassen Stoffes entledigte. Sie nahm nicht gerne Izumis Hilfsbereitschaft oder Fürsorge entgegen, doch krank durfte sie keinesfalls werden. „Diese ’nette, alte’ Frau war einmal Commandantin der PSO“, fing sie nach langem Schweigen an zu erzählen. „Sie hat meinen Eltern immer Befehle erteilt und sie hat ihnen auch ihren letzten Befehl erteilt, obwohl sie wusste, dass der Plan gefährlich war.“


    Amaya spürte seine blauen Augen, die sie so sehr liebte, hilflos auf sich ruhen. Reden wollte sie darüber nicht, nicht jetzt. Über ihre Lippen huschte ein verschmitztes Lächeln und so ließ sie mit raschen Bewegungen die Jalousien herunter.
    „Was machst du denn da?“, fragte ihr Liebster verwundert.
    Amaya ging selbstbewusst auf ihn zu, sah dabei mit ihrem nachtblauem Haar, das wie ein blauer Schleier, sich über ihre Brüste gelegt hat, wunderschön aus. Zuminderst in seinen Augen war sie das. Auch wenn sie ein wenig unsicher auftrat, so versuchte sie den pochenden Schmerz in ihrem Bein zu verbergen. Mit einem gewissen Lächeln auf den Lippen, das er nur zu gut kannte, zog sie ihn mit einem sanften Ruck auf das Bett. Sie setzte sich triumphierend auf ihn und hielt seine Handgelenke. Dies waren für sie selbstverständliche Handgriffe. Amethystfarbene Augen funkelten ihn verliebt an. Ihre Hand fuhr sanft durch das rote Haare und über die Wange, strich einer zarten Feder gleich seinen Hals hinab, zog sanfte, spielende Kreise auf seinen Bauch. Ein erwartender und zugleich wohliger Schauer durchfuhr seinen Körper, doch die Erlösung blieb aus.
    Stattdessen klopfte es an der Tür. „Was dauert da denn so lange?“, vernahm das junge Paar Kiyoshis belustigte Stimme.
    „Idiot“, fauchte Amaya leise.
    Sie und vor allem Ken liebte die Stunden in denen sie ungestört sein durften. Bloß verkürzten sich jene in letzter Zeit. Ken kuschelte sich für einige Momente an seine Liebste, deren Wut verebbte, als sie in seine warmen, blauen Augen sah.
    „Gehen wir“, meinte Amaya sodann ruhig.
    Rasch hatten sie sich angezogen und verließen Hand in Hand das Zimmer.


    Es tat gut nach einem langen Tag der Herbstkälte Izumis Fürsorge zu spüren. Der Tisch war reichlich mit wohl duftendem Essen beschmückt. „Setzt euch“, lächelte sie, ignorierte dabei gekonnt Amayas verabscheuende Blicke. Izumi seufzt melancholisch. Übel nehmen konnte sie es der jungen Agentin nicht. Nein, jene hatte sogar ein gutes Recht darauf sie zu hassen.
    „Und bedient euch.“ Erneut rang sie sich zu dem fröhlichem Lächeln hindurch, das sie schon seit Jahren wie eine Maske trug. „Ihr habt einen erschöpfenden Tagesmarsch von Malvenfroh nach Kad’ae hinter euch.“
    Die Priesterin nickte dankend. Doch Ken schwieg. Natürlich, es war unfreundlich sich nicht dankbar zu zeigen, doch er wollte seine Liebste nicht verärgern, so tat er es seiner Lehrerin nach. Amayas Hass konnte er nachvollziehen, hätte er doch am Liebsten mit ihr darüber gesprochen. Mit geschickten Verführungskünsten hatte die Agentin sich dem Gespräch entzogen.
    „Nicht so schüchtern“, riss Izumis warme Stimme Ken aus seinen Gedanken. „Greif doch zu.“
    Ihr Gast lächelte sie dankbar an. Aus dem bloßem Grunde, dass Kiyoshi ihn einen guten Freund nannte, war auch Izumi großzügig zu ihm. Selbst zu der Agentin, von jener sie gehasst wurde, und der Priesterin, zu der Kiyoshi kaum Kontakt hatte, war sie so gastfreundlich.


    Kiyoshi redete während der Abendspeise viel mit ihm. Besonders freute es Ken zu hören, dass es Galoppa gut ging. Sie befand sich im Kad’aes Pokemoncenter und erholte sich. Auch teilte ihm sein bester Freund mit, sie müssten mit Suicune reden.


    „Im Haus deiner Mum sollen wir also Suicune rauslassen und sie befragen!?“ Amaya fasste sich an die Stirn, als sie eingeweiht wurde, schüttelte dabei überheblich den Kopf. „Kiyoshi, du bist ein Idiot.“
    „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, drängte sich Tomoko in das Gespräch.
    Der Agent nickte zustimmend. „Wenn wir wissen warum die Drachen Suicune gejagt haben, können wir vielleicht die Identität der Organisation herausfinden, die die Drachen losgeschickt hat. Und wir können herausfinden was sie als nächstes tun wollen oder würden.“
    „Aber im Haus deiner Mum?“, wiederholte Amaya schnippisch.
    „Ja, warum nicht.“ Lächelnd nahm Kiyoshi der Agentin Suicunes Pokeball ab. Ihre Augen hatte sie zu schmalen Schlitzen verengt, die ihren Partner eines erzürnten Snobilikats gleich anstarrten. Doch sie blieb ruhig. Tomoko öffnete die Tür zum Schlafzimmer. „Ich bezweifle ebenfalls gesehen zu werden. Doch ein menschliches Zimmer ist einer Gottheit nicht würdig.“
    Amaya gab keinen Kommentar. Ihr Blick schweifte Ken. Jener nickte zustimmend, auch wenn er sich nicht gerne gegen seine Liebste stellte. Zu seiner Verwunderung erwärmten sich ihre Gesichtszüge. Anfangs hatte sie es so gewollt, doch mittlerweile war sie froh, dass Ken seine eigene Meinung vertrat.

  • Kiyoshi versicherte sich der heruntergelassen Jalousien und der geschlossen Türe, bevor er flüsterte: „Suicune, bitte erzähle uns etwas.“
    Der Lichtstrahl formte das sagenumwobene Geschöpf. Bloß noch helle Narben zeugten von der Auseinandersetzung zwischen ihr und dem bluttriefendem Drachenrudel, doch sie zerstörten ihre Schönheit nicht. Suicune war eine Schönheit des fließenden Wassers. Eines gemalten Bildes gleich, ohne jeden Makel, stand sie vor den Menschen, sah sie aus unendlich tiefgründigen Augen an. Es waren die Weisheiten der Jahrtausende, die sich in der blauen Sänfte spiegelten.
    Tomoko verbeugte sich ehrfürchtig.
    Kens Augen funkelten als er diese wunderschöne Gestalt sah. Suicune war vollkommen. Ja, die Gebieterin des Wassers war eine Göttin.
    „Bitte erzähle uns warum die Brutalandas dich verfolgt haben.“


    Eine weise, sehr alte Frauenstimme hallte in den Gedanken der Menschen wider. Sie war distanziert, doch sie warm. Sie war streng aber doch war sie verständnisvoll. „In meinen Geschwistern und mir schlummert eine Kraft des Lichtes. Es ist eine Kraft des alten Siegels.“ Tiefe Kristalle sahen Ken ernst an. „Auch in dir ruht eine machtvolle Lichtkraft. Noch schläft sie.“
    Wie gebannt starrte Ken dem Nordwind in die Augen, verlor sich in einem tiefen Meer. Langsam kehrten seine Gedanken zu dem Gesagten zurück. Davor war die Lichtmagie in ihm geruht, doch er lernte mit ihr umzugehen. Zu gerne hätte er Suicune nach der Bedeutung gefragt, doch wie sprach man eine Halbgöttin an?
    „Wenn die Zeit für die Geschehnisse reif ist, wird sie sich dir offenbaren,...“ Für wenige Momente herrschte Stille. Kristalle schienen durch ihn hindurch zu sehen. „...Hikaru.“
    Ken schauderte, ihm schien sich die Kehle zuzuschnüren. Woher wusste Suicune dies? Eine Hand legte sich behutsam auf seine Wange, fühlte sich wie Amayas Hand an. Doch all jene Geschehnisse lagen in einer schier weit entfernten Welt.
    „Woher...“, hauchte Ken, merkte wie seine Stimme versagte und sich in seine Augen Tränen legten. Es war so persönlich, dass nur Tama und Amaya darum wussten.
    „Hikaru...“ Sie sollte aufhören ihn mit diesen Namen anzusprechen! „...auch hier muss der Zeit ihr Schicksal spinnen lassen. Vertraue darauf, ich wünsche Hoenn nichts Schlechtes. Es liegt auch in eurem Interesse, wenn ich euch die alte Sage der Lichtgöttin erzähle.“
    Amaya hob kritisch eine Augenbraue. „Ich habe keine Lust auf eine Märchenstunde.“
    Ein schallendes Lachen einer jahrtausendalten Frauenstimme legte sich in ihre Köpfe. „Ihr werdet den Grund verstehen, der die Drachen nach Blut riefen ließen.“


    Und so erzählte sie:


    „Einst besaß jedes Pokemon Macht meines Ausmaßes. Sie waren befugt die heilige Kraft der Lichtgöttinnen Cresselia und Mew zu nutzen und sich auf ihre, wie ihr sie Menschen sie nennt, dritte Stufe zu entwickeln. Auch meine Blutsbrüder und meine Wenigkeit waren einmal auf dem Niveau eurer Pokemon gewesen. Mit der Zeit entwickelten wir uns und je unterwürfiger wir wurden, je höher reichte unsere Entwicklung.
    Doch Cresselia vergiftete sich an der Gier nach Macht. Immer mehr Unterwürfigkeit forderte sie und ihre Macht wuchs stetig heran. Bloß wenige Pokemon wagten es sich gegen sie aufzulehnen. Manche von ihnen rebellierten jedoch. Als sie diese Geschöpfe in die ewige Dunkelheit verdammen wollte, reinigte Mew den verfinsterten Geist ihrer Schwester, denn ihre Seele war so rein wie das Licht selbst geblieben.
    Die Lichtgöttin verhängte ein Siegel über die Pokemon mit schwachen Willen. Jene konnten ab diesem Zeitpunkt an sich bloß auf die zweite Stufe entwickeln. Doch den Geschöpfen, welche Mew stets beigestanden hatten, ihnen schenkte sie ein ewiges Leben und die Erlaubnis ihre Macht frei entfalten zu dürfen. Dies geschah aus Dankbarkeit.
    So bestehen aus alten Zeiten die von euch gerufenen Halbgötter, die heiligen Elementarvögel Arktos, Zapdos und Lavados, die Elementarkatzen Entei, Raikou und meine Wenigkeit sowie die drei Kobolde und das Quartett der Golems.“


    „Aber warum haben dich die Drachen gejagt?“, fragte Kiyoshi, als sie in Erinnerung schwelgend gen die Decke sah.
    Bloß gemächlich wandte sie den Katzenkopf an die Menschen. „Würde man meine Brüder und mich töten, so setzt man das Siegel frei. In jedem Pokemon schlummert eine nicht erwachte Macht.“
    „Team Magma oder Aqua“, zischte Amaya, während Ken sie noch vertieft in die alte Sage ansah. Er liebte Legenden und Sagen, nicht wissen könnend, dass in hunderten von Jahren sich die Menschen Legenden über einen Phoenixjungen erzählen würden.