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Huhu Sgt. Compidog Black,
nachdem ich dir bereits die Tage angekündigt hatte, dir einen Kommentar zu einem deiner Werke dazulassen, möchte ich dem hiermit nun Folge leisten. Dein neustes Werk, dieses sehr lyrisch angehauchte...Drabble? gefällt mir nämlich sehr, und nachdem du, wie ich finde, zu wenig Kommentare gerade zu deinen außergewöhnlichen Werken bekommst - von denen ich meine, dass ihr einzigartiger Charakter wirklich mal genauer beleuchtet werden sollte -, möchte ich mich nun intensiv damit beschäftigten und das ganze Werk zerlegen, dir Tipps und Lob aussprechen...x)
Sollte Bedarf daran bestehen, noch mehr Werke zu kommentieren, so darfst du dabei gerne auf mich zukommen, ich kann dir aber auch den Tipp geben, hier vorbeizuschauen - du hilfst anderen Autoren und sie helfen dir ;)
Wie dem auch sei - here we go!
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"Gewagt" - Der Titel an sich gefällt mir gut, typisch für ein Drabble besteht er aus einem Wort. Er gibt auch kaum Aufschluss auf den Inhalt, auch wenn ich anfangs einfach vermuten würde, es geht vielleicht ein bisschen in die philosophische Richtung, haha, denn ich setze mich im Lateinbuch momentan stark mit den Philosphen wie Seneca, Diogenes und Co auseinander, und deswegen meine ich, dass sich ihre Thesen und Fragen, die sie an die Menschheit richteten, gewagt waren. Es kann natürlich auch sein, dass es einfach eine Frage ist, die dein lyrisches Ich/Wir an den Leser richtet. Es bleibt also spannend!
Ob dein Drabble auf eine ähnliche Richtung abzielt, weiß ich nicht, immerhin habe ich ihn nicht einmal überflogen. So kann ich den Titel nämlich am sachlichsten "zerlegen" und beurteilen, was dir durchaus sehr von Vorteil ist - denn wie du sicherlich weißt, ist der Titel der erste Eindruck, den der Leser vom Werk bekommt, ob das ein Drabble, Gedicht oder gleich eine ganze FanFiction ist, ist dabei egal.
An sich also ein wirklich schöner Titel, nur ist er eben nicht derart einzigartig und poetisch, wie es für ein Drabble zumeist typisch ist. Denn oftmals reicht ein einfaches Wort nicht, um das Drabble zu betiteln, viel eher geht man dabei in eine poetisch-lyrische Richtung. Aber dies ist nur ein Tipp, keinesfalls eine Bitte, das zu bearbeiten.
Kommen wir also nun einmal zur Analyse deines Drabbles nach Inhalt, sprachlichen und formellen Mitteln und nach charakteristischen Merkmalen.
ZitatSollten wir es nicht wagen, in diesen Tagen, das zu sagen, was andere in ihren Lebenslagen nicht wagen zu fragen.
Der erste Satz ist schon mal recht gut - der Leser fühlt sich direkt angesprochen, da du ihn durch diese sofortige Frage und besonders dieses "Sollten wir" sofort mit einbeziehst, also zum lyrischen Wir zählst. Das gefällt mir doch schon recht gut, man wird gleich eingebunden und will wissen, um was es geht. Immerhin sprichst du mich, den Leser, ja an, also will ich gerne wissen wer du bist und um was es genau geht.
Mich hat es nur gewundert, warum du am Ende des Satzes kein Fragezeichen gemacht hast. Es ist sicherlich nicht falsch und letztendlich ja auch deine Entscheidung, aber ein Fragezeichen hätte einfach ein bisschen mehr ins System gepasst, wenn du verstehst, was ich damit meine.
Was mir vor allem aufgefallen ist, ist dieser starker Reimeinfluss. Immerhin reimen sich die lila markierten Wörter miteinander, weshalb es auf der einen Seite ein ganz neuer Aspekt eines Drabbles ist, andererseits ein bisschen das Drabble selbst verändert. Gewöhnlich strahlt ein Drabble Poesie, hohe Wortkunst aus. Der eine Moment/Gedanke/Gefühl wird so poetisch in 99 Worten beschrieben.
Bei dir ist dies gewiss vertreten, keine Sorge, nur konzentrierst du dich hier viel mehr auf Reime, zumindest hat es den Anschein, da du dich nicht nur darauf beschränkst, Reime einzubauen, sondern sie logisch und verständlich zusammen zu führen.
Das ist natürlich deine eigene Sache, die Lyrik mit den Reimen macht dieses Werk sehr einzigartig, kreativ und natürlich sehr interessant, das gefällt mir. Auch ist es ja kein wirkliches Gedicht, nur ein sehr reimträchtiger Satz.
Einerseits ist er natürlich interessant, da muss ich echt sagen - Hut ab! Das ist das erste Mal, dass ich etwas in diese Richtung gelesen habe, es gefällt mir wahnsinnig. Andererseits wird es etwas lange mit diesen - wenn auch vorbildlichen, wenn man das aus Sicht der Epik betrachtet - Satzgefügen/Satzreihen, die dann den Inhalt teilweise unverständlich machen können. Denn man stolpert - sicherlich angenehm - über die Reime und vergisst dabei ein bisschen den Inhalt, da man sich ja ein Drabble erwartet, aber ein "halbes" Gedicht vorfindet.
Auch frage ich mich immer mehr, um was es genau geht, welche Umstände genau mit "andere Lebenslagen" gemeint sind. Vielleicht meinst du damit ja blinde Menschen, die in ihrem Wohlstand alles um sich herum vergessen? Sehr schön, du stimmst deinen Leser zum Nachdenken an!
Trotzdem - sehr schöner erster Satz, er macht mich wahnsinnig vorfreudig auf den Rest!
ZitatWenn uns die Plagen an den Seelen nagen, wenn wir vermeintlich meinen es ginge uns an den Kragen, sollten wir dann nicht unser Leid hinaus in die weite Welt tragen?
Der erste Teil deines Satzes ist schon etwas sich vom lyrischen Wir entfremdend. Du sprichst nicht von "unseren" Seelen, sondern nur von "den" Seelen. Das Objekt des Satzes ist zwar noch immer "uns" (wir) allerdings wirkt es einfach ein bisschen...stolpernd, wenn du weißt wie ich das meine. Allerdings ist das deine Sache, ich finde lediglich, dass es nicht so wirklich in die Wortkonstellation hineinpasst. Aber das ist ein einfacher Gedanke, keinesfalls ein Fehler. Ich möchte dich zusätzlich noch auf etwas hinweisen, was vielleicht mal untergehen kann - auch wenn ich im FanFiction Komitee, weiß ich nicht alles, bin kein Schreib-Gott und ich mache Vorschläge/Anregungen/Kritik wie jeder anderer Leser. Mein Rang macht mich nicht klüger, also lass dich - auch wenn du ein schon sehr erfahrener Autor bist und daher die Gefahr wohl nicht derart groß ist - nicht durch mich von dir und deinem Schreibstil abbringen. Ich will dir da keinesfalls zwischenfunken, okay? :3
Nur mal, damit es gesagt ist, hehe.
Den Kern deines Drabbles kann ich erst langsam erahnen. Zugeben - gerade die Interpretation darf bei Drabbles nicht immer eindeutig sein, viel eher soll sie der Leser für sich selbst entdecken, und das ist dir bis jetzt wie ich finde, schon gut gelungen!
Allerdings muss ich zugeben, ich bin schon etwas am rumrätseln - du sagst ja, inhaltlich, dass man sich etwas fragen soll. So, und im zweiten Satz sagst du dann, dass man sein Leid hinaus in die Welt tragen soll. Meinst du damit, dass man andere mitleiden lassen soll? Denn es sieht aus, als beschreibst du den Abgrund des Todes - Seelen, an denen von Plagen genagt wird, und noch viel mehr sprichst du ja davon, dass es uns "an den Kragen" geht. Daher - sehr tiefgründig, aber kein leichter Stoff. Man muss sich das Drabble mehrmals durchlesen, aber gerade das ist wohl das, was mir am meisten gefällt - dieses immer wieder Verinnerlichen! :)
ZitatUm nicht zu sagen, dass wir uns selbst nicht genügend befragen, denn in unseren alten Tagen lagen die Antworten in den Sagen, welche wir in unseren Herzen weitertragen.
Arg, wie ich dauernd allen ernstes was zum Reim- und Silbenschema sagen will. Das ist wirklich schön, dass du mich so weit treibst, dass ich mir echt einbilde, es handelt sich hierbei um ein Gedicht.
Noch immer komme ich nicht ganz darauf, mit was sich dein Gedicht äh Drabble befasst, denn es geht immer noch um den Menschen, jetzt kommst du nämlich mit einem schönen heute - damals Vergleich, das gefällt mir! Ich denke, dass es vielleicht um die menschlichen Ideale damals heute geht? Oder doch viel eher das, was uns heute und damals wichtig war? Oder doch eher, was uns heute beschäftigt?
Vor allem das mit den Sagen finde ich schön, da das ja bei weitem nicht nur klassische "Sagen" umfasst, sondern, so würde ich interpretieren, auch alle anderen Textstücke, wie Geschichten und Märchen. Schöner Satz, gefällt mir sehr!
ZitatDie alten Generationen wagen es uns zu sagen, dass sie uns mit jenen Plagen in alle Richtungen davonjagen und geistig zerschlagen.
Ich denke, dass ich mit meinen Ideen der Interpretation doch gar nicht so falsch lag, haha. Die Differenz zwischen damals und heute wird durch diesen Satz nochmal sehr markant betont, das gefällt mir sehr, sehr gut! So schließt sich nämlich der Kreis, besonders wegen der ähnlichen Wortwahl, wie du sie im ersten Satz des Drabbles verwendet hast. Auch dieser Gefühlswechsel ist sehr schön von statten gegangen - bei einer solch geringen Anzahl von Worten. Du hast scheinbar dein Talent daran, Dinge, wie eben diese schwierige Frage zwischen dem Gestern und Heute, so kurz und doch vollständig auszudrücken. Das hat echt nicht jeder besonders weil du lyrische Elemente eingebaut hast, meine ich, dass du schon Erfahrungen genug gesammelt hast, um dich an kreative Abwandlungen bekannter Textgattungen zu wagen.
Ganz toll gemacht, ich hatte zwar anfangs Angst, dass es etwas zu modern oder gar "abstrakt" wird, um es zu interpretieren, aber letztendlich hatte ich keine Schwierigkeiten, sehr schön gemacht! :)