Es gibt Zeiten, in denen man sich fragt, ob es überhaupt noch einen Sinn hat, am Leben zu sein. Es gibt Zeiten, die einem jegliche Freude am Leben rauben und in einen soliden Käfig einfangen, bei dem jede Chance auf Entkommen erloschen ist. Es gibt Zeiten des Krieges.
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[tab=Vorwort]Hallo!
Auch wenn man es nicht glauben mag, ich habe mich mal an einer Fanstory versucht. Der Bereich hatte mein Interesse schon länger geweckt, und dementsprechend dachte ich, ich fange einfach mal spontan eine Geschichte an. Erfahrung habe ich noch absolut keine, weswegen weder der Schreibstil, noch der Inhalt besonders professionell ist, ich habe einfach mal drauf losgeschrieben. Erwartet also nicht zu viel!
Das erste Kapitel ist wohl auch etwas kurz ausgefallen, die Folgenden werde ich versuchen, ein wenig länger auszuführen.
Danke für's Lesen :)
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[tab=Sonstiges]Bildquelle Schillok
Bildquelle Reptain (1. Kapitel)
Bildquelle Snibunna (2. Kapitel)
Bildquelle Somnivora (3. Kapitel)
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[tab=Kapitel 1]
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Kapitel 1
"Was willst du schon dagegen machen?" Immer wieder hallten die Worte durch Schilloks Kopf. Mit einem höhnischen Grinsen im Gesicht hatte sie Despotar ausgesprochen, nachdem er Schilloks Eltern gnadenlos vor dessen Augen ermordet hatte. Erneut schoss Adrenalin in seine Adern. Die Tränen liefen ihm über das Gesicht, während er vor Wut die Fäuste ballte und Rache schwor. "Wir werden diese Schweine finden, das verspreche ich dir", flüsterte Schilloks bester Freund Reptain, der ihm tröstend eine Kralle auf die Schulter gelegt hatte. Der Krieg war vor fast einem Jahr ausgebrochen, als die grausame Mumie Echnatoll beschloss, sämtliche Pokémonvölker auszulöschen und die alleinige Macht den Geistern vorzuenthalten. Seitdem lebten alle Pokémon in Angst und Schrecken. Doch wehrlos gaben sie sich nicht auf; es hatte sich eine aufständische Gruppe namens »Ghosthunter« gebildet, die sich zum Ziel gesetzt hat, alle Untertanen von Echnatoll bis auf den Tod zu bekämpfen und um jeden Preis zu verhindern, dass dieser die Weltherrschaft an sich reißt. Lucario, der Gründer der Ghosthunter und Vorbild für unzählige junge Pokémon, war ständig auf der Suche nach Verstärkung, denn die zahllosen Kleinganoven, die sich den herzlosen Geistern in der Hoffnung, an der Herrschaft teilhaben zu können, angeschlossen haben, wurden mehr und mehr. "Komm' erstmal mit zu mir, wir sind hier nicht sicher!" Schillok nahm die Stimme seines Freundes kaum wahr. "Schillok!" Er hob den Kopf. "Du weißt, wie sicher unser Baumhaus ist. Es wird bald dunkel, wir können hier nicht länger bleiben!", drängte Reptain. Rasch schlichen sie über den feuchten Waldboden, bis sie auf eine alte Eiche trafen, die hoch emporragte. Geschwind erklomm Reptain den großen Baum und warf eine Strickleiter herunter, um seinem Kameraden den Aufstieg zu ermöglichen.
Sie kauerten unter einem Baum inmitten des Schwarzwaldes, in den sie geflohen waren. Nachdem Despotar und seine Bande Schilloks Dorf überfallen und seine Familie ausgelöscht hatte, hatte er nur noch weg gewollt, weg von dem Zuhause, das er nun nicht mehr so nennen konnte.
Die Echse lebte seit ihrer Kindheit mit zwei weiteren Pflanzenpokémon, Lombrero und Tuska, in einer WG hoch über den Bäumen. Sie hatten alle früh ihre Eltern verloren und waren dementsprechend auf sich allein gestellt, ideale Voraussetzungen für eine Freundschaft. Dass Schillok nun aber dasselbe Schicksal ereilt hatte, brachte trübe Stimmung in das bunt eingerichtete Baumhaus. "Diese verdammten Bestien", rief Lombrero empört, während Tuska, ein sehr sensibles Kaktusmädchen, sofort in Tränen ausbrach. "Schillok muss vorerst bei uns wohnen", begann Reptain, "sein Dorf wurde völlig ausgerottet. Ich glaube, es gab keine weiteren Überlebenden." Geschockt sah ihn Lombrero an. "K-... keine Überlebenden?" Schillok sah auf. "Nein. Nur ich."
Bedrückte Stimmung machte sich breit. Schließlich sprach Schillok in die Runde: "Ich denke, ich werde versuchen, ein wenig Schlaf zu finden. Macht euch keine Sorgen, ich werde euch nicht lange belästigen." "Sch-... Schillok!", stammelte Lombrero schockiert, "du weißt, dass du uns nie belästigst! Wir haben uns bisher noch nie beschwert, wenn du hier warst!" "Komm, Schillok, ich zeige dir, wo du schlafen kannst", sagte Reptain, bevor jemand weiter darauf eingehen konnte.
Ein Stockwerk höher angekommen setzte sich Schillok auf einen bequemen Strohhaufen und ließ den Kopf hängen. Reptain sah ihn nachdenklich an. "Was hast du vor?" "Ich..." Schilloks Blick war leer, als er nach den richtigen Worten suchte. "Ich werde mich rächen. Ich werde Despotar finden, koste es, was es wolle." Seine Stimme klang hasserfüllt. "Ganz allein?", sagte Reptain verzweifelt. Schillok schwieg einen Moment. Dann sah er zu seinem Freund auf: "Weißt du, wie man Kontakt zu den Ghosthuntern aufnehmen kann?" Ein schwaches Lächeln machte sich auf Reptains Lippen breit. "Mal wieder haben wir dasselbe gedacht. Nein, ich weiß es nicht, aber ich kenne jemanden, der alles weiß. Aber du solltest jetzt erstmal schlafen, mein Freund. Morgen sehen wir weiter." Er wollte gerade nach unten gehen, da ergriff Schillok noch einmal das Wort. "Reptain." Er drehte sich um: "Was ist?" "Warum haben sie mich verschont? Warum töten sie alles und jeden, aber lassen mich am Leben?" Reptain sah ihn an. "Ich weiß es nicht, Schillok. Aber ich bin verdammt froh, dass sie mir meinen besten Freund nicht weggenommen haben."
[tab=Kapitel 2]
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Kapitel 2
Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als Schillok am nächsten Morgen erwachte. Es war eine lange Nacht gewesen, die ihm dennoch kaum Erholung brachte, wie er feststellen musste, als er sich gähnend dehnte. Mit müdem Blick sah er sich in seinem kleinen Zimmer um, das er gestern in der Dunkelheit kaum wahrgenommen hatte. Der Boden war mit Eichenblättern ausgelegt, auf denen es sich bequem laufen ließ, während die Wände daran erinnerten, dass man sich hier im Inneren eines Baumes befand: Kräftige Äste waren mit Lianen gekonnt zusammengeknotet, die das Haus in den Bäumen zusammenhielten. Zur seiner Linken, neben dem Strohbett, führte die Strickleiter, die sie gestern erklommen hatten, nach unten in den großen Raum, der wohl Küche und Wohnzimmer darstellen sollte. Nachdem ihnen Tuska noch vier Äpfel in einen Beutel gepackt hatte, "damit ihr auch ja nicht verhungert!", machten sich die beiden Freunde auf den Weg. Schweigend liefen sie über den von einer dünnen Schneeschicht bedeckten Waldboden Richtung Norden. Die Bäume des Schwarzwaldes waren sehr hoch und hatten breite Kronen, sodass auch am Tag nicht besonders viel Licht bis ganz nach unten drang, doch der Schnee reflektierte dieses und brachte damit mehr Helligkeit in den Wald als sonst. Viele Eispokémon waren zu dieser Jahreszeit unterwegs, von denen sich so manches den dunklen Geistern angeschlossen hatte, sodass ständig Vorsicht geboten war. "Du hast bestimmt schon von Frosdedje, gehört, oder?", fragte Reptain leise. "Nein, wer ist das?" Schillok hörte den Namen zum ersten Mal. "Frosdedje ist einer der Geisteradmirale, die die dunkle Mumie ernannt hat. Da hier bei uns im Norden die einzige Region liegt, aus der sich der Winter noch nicht vollständig zurückgezogen hat, war diese wohl ihre bevorzugte Einsatzstelle. Zumindest erzählt man sich das.", fügte er hinzu. "Dann trägt sie die Verantwortung für den Überfall meines Dorfes..." Wütend ballte Schillok die Fäuste. "RENN!", schrie Schillok, als ihr Gegner zum Angriff ansetzte. Reptain tat sofort wie geheißen und sprintete auf den Waldrand zu, während sein Freund mit aller Kraft eine Wasserfontäne aus seinem Mund schoss, die Snibunna offenbar völlig überraschte, denn er machte keine Anstalten, auszuweichen. Mit voller Wucht erfasste ihn das Wasser im Gesicht und schleuderte ihn einige Meter nach hinten. Ohne eine Sekunde zu zögern rannte Schillok los. "Beeil dich!" hörte er Reptain rufen, der bereits felsigen Grund unter den Füßen hatte. So schnell er konnte eilte er ihm hinterher und hoffte inständig, dass seine Attacke ausgereicht hatte, Snibunna aufzuhalten. Doch dieser Wunsch wurde ihm nicht erfüllt. Mit einem lauten Brüllen sprang ihr Gegner auf und folgte ihnen in atemberaubendem Tempo, bis er Schillok erreichte und mit voller Wucht von einem kleinen Felsvorsprung rammte. Vor Schmerzen schreiend stürzte er ein paar Meter hinab und landete in einem matschigen Schlammloch, während Snibunna bereits zum nächsten Angriff ansetzte. "STIRB!", kreischte er und sprang mit den Klauen voraus hinterher. Reptain war bereits zu weit weg, um noch eingreifen zu können, und beobachtete die Szene mit entsetztem Gesichtsausdruck; der Aufschrei blieb ihm im Hals stecken. "Das war's", dachte Schillok, "verzeiht mir, Mama und Papa." Die Augen geschlossen wartete er ab. Doch anstatt des Einschlags der Krallen hörte er einen schmerzverzerrten Schrei und ein ohrenbetäubendes Knallen, als die halbe Grube, in die er gefallen war, mit Gesteinsbrocken verschüttet wurde. Schwer atmend öffnete er die Augen einen Spalt und bemerkte ein kleines Stück neben sich Snibunnas leblosen Körper, der eine schwere Wunde am Kopf aufwies. Gleichzeitig kam von oben eine leuchtende, schwebende Gestalt näher, die einen pinken Schweif auf dem Kopf trug und wolhtuende Wärme austrahlte.
Schillok versuchte, seine Gefühle zu verarbeiten. Die Wut war mittlerweile zur Trauer geworden, auch wenn der Hass auf Despotar tief im Inneren verankert war. Seine Eltern. Tot. Zum erstem Mal seit seiner Flucht aus dem Dorf flossen Tränen über sein Gesicht. Was sollte er jetzt machen? War er wirklich stark genug, sich den Ghosthuntern anzuschließen? Er war doch bisher immer an der Seite seiner Eltern gewesen, die ihn nie im Stich gelassen hatten. Bis jetzt. "Nein. Ich darf jetzt nicht schwach sein", sprach Schillok laut aus, "ich muss sie rächen!" Abrupt stand er auf und stieg die wackelnde Leiter hinab.
Im größten Raum der Wohnung, der neben einigen küchenähnlichen Geräten einen Tisch und vier Stühle beeinhaltete, saß bereits Tuska und machte große Augen, als sie Schillok erblickte. "Du bist ja schon wach! Bitte setz' dich, ich habe Fencheltee gekocht!", sagte sie schnell. Träge ließ er sich auf einem der Stühle nieder und nahm eine Tasse Tee entgegen. "Es tut mir so leid Schillok...", begann sie, "ich verspreche dir, dass wir uns gut um dich kümmern werden! Dir wird es bestimmt bei uns gefallen, wir richten dir oben dein Zimmer ein und -" "Tuska.", unterbrach er sie. Sie verstummte. "Ich kann nicht bei euch bleiben." "Aber..." "Hör zu. Ich werde Despotar so lange suchen, bis ich ihn finde, und werde meine Eltern rächen. Und danach ist Echnatoll dran." "Aber du hast keine Chance, ganz allein!", rief Tuska schockiert aus. "Ich werde mich den Ghosthuntern anschließen." Sie sah enttäuscht aus. "Das ist viel zu gefährlich, bleib' doch lieber bei uns!" Schillok sagte nichts. Er war bereits mit den Gedanken abgeschweift. Eine Welt voller Gefahren und Bedrohungen erwartete ihn, wenn er diesen Weg einschlagen sollte. Genau das, was er jetzt brauchte.
Nach einigen Minuten, in denen Tuska ununterbrochen auf ihn eingeredet, er aber fast nichts davon mitbekommen hatte, betrat Reptain den Raum. Schillok blickte auf und musterte ihn. Tiefe Augenringe deuteten darauf hin, dass auch er nicht besonders gut geschlafen hatte, und so manche Sorgenfalten fielen ins Auge. "Wie sieht es aus, bist du bereit?", sagte er. Schillok konnte die Anspannung in seiner Stimme förmlich spüren. "Bereit wofür?" "Wir werden die Halbmondgrotte aufsuchen, in der die alte Somnivora lebt. Sie haust dort schon seit Ewigkeiten und ist sehr weise, wie Lombrero und ich immer wieder feststellen durften. Brauchten wir Rat, haben wir ihn von ihr jederzeit bekommen." "Sie weiß übrigens auch eine Menge tolle Kochrezepte!", brachte sich Tuska aufgeregt ein. Reptain warf ihr einen strengen Blick zu. "Und von ihr können wir erfahren, wie man die Ghosthunter erreichen kann?", fragte Schillok. "Davon gehe ich aus. Wir haben schon das ein oder andere Mal mit ihr über die Ghosthunter gesprochen, sie scheint eine ganze Menge über sie zu wissen", erwiderte sein Freund. "Zudem verfügt sie über psychische Kräfte. Sie liest deine Gedanken."
Es dauerte nicht lang, da sahen sie schon von weitem den Waldrand und die dahinterliegende Felslandschaft, in der sich die Halbmondgrotte befand. "Gleich sind wir da", hörte Schillok seinen Freund flüstern. Doch plötzlich stoppte dieser. "Was ist?" Reptain antwortete nicht. Gebannt starrte er nach oben auf einen Baum, dessen Äste weit nach unten hingen. Ein Rascheln in einem Baum daneben, dann noch einen Baum weiter. "Irgendetwas springt da durch die Bäume!", keuchte Schillok und duckte sich. Es dauerte keine Sekunde, da schoss ein schwarzes Wesen mit rotem Schweif und blitzenden Augen von hinten auf die beiden zu. Aus dem Augenwinkel konnte er es erkennen, wusste aber sofort, dass er keine Chance hatte; ganz anders Reptain, der blitzschnell reagierte. Mit einem Satz sprang er auf die Seite und schleuderte der dunklen Gestalt den Beutel mit den Äpfeln entgegen. Ein lautes "RATSCH" war zu hören, als dieses den Beutel mit silbernen Klauen zerfetzte und sogleich vor ihnen stand. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen fing es an zu sprechen: "Wohin des Weges? Ihr seid doch nicht etwa Überlebende aus einem der umliegenden Dörfer?" Schillok erschauderte. Die raue Stimme ließ sofort erkennen, dass es nichts Gutes im Sinn hatte. "Wer bist du und was willst du von uns?" Aus Reptain schien purer Zorn zu sprechen. "Mein Name ist Snibunna", erwiderte das Wesen, "und ich habe den Auftrag erhalten, den Wald sauber zu halten. Sauber von Abschaum wie euch!" Ein höhnisches Kichern folgte den Worten. Schillok spürte, wie Reptain langsam der Mut verließ. "Ich muss ihn unbedingt unterstützen... wenn ich hier weiter am Boden kauere und zittere, sind wir endgültig verloren!", dachte er. "Sei tapfer, verdammt!" Langsam erhob er sich und fasste all seinen Mut. "Leg' dich besser nicht mit uns an!", begann er, so furchtlos wie nur möglich klingend, "wir gehören zu den Ghosthuntern und sind hier mit Lucario verabredet!" Schlagartig verschwand das Grinsen aus Snibunnas Gesicht. Schillok spürte, wie Reptain neben ihm wieder ein wenig aufrechter stand. "Das glaubt ihr doch selbst nicht!", fauchte Snibunna wütend, "ich werde euch ins Jenseits befördern!"
[tab=Kapitel 3]
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Kapitel 3
"Iss das, es wird dir gut tun." Schweigend nahm Schillok das Stück Schokolade, das Somnivora ihm reichte, entgegen und biss hinein. Nachdem das alte Pokémon ihn gerettet hatte, hatten sie nicht viel geredet. Sie waren Somnivora in eine gut getarnte Höhle gefolgt, deren Eingang eine einem Halbmond ähnelnde Form besaß und die erstaunlich bequem ausgestattet war: Mehrere mit weichem Stroh bedeckte Bänke standen an der Wand, die bis hoch zur Decke von schönen Malereien geziert wurde, und ein runder Holztisch füllte den Innenraum der Halbmondgrotte. Durch etliche schmale Spalten fiel genügend Licht in die kleine Höhle, doch Somnivora selbst strahlte so hell, dass gar keine zusätzliche Beleuchtung notwendig war, wie Schillok beeindruckt feststellte. Er lies den Blick über die Bilder an der Decke schweifen. Sie erinnerten ihn an antike Wandmalereien, denn es schien sich vorwiegend um Pokémon zu handeln, die in bestimmte Aktionen verwickelt waren. Als er ein Bildnis von Lucario entdeckte, wie er mit sehr ernstem Gesichtsausdruck in meditativer Haltung ausharrte, stieß er aufgeregt Reptain an, der daraufhin lächelnd nickte. Als Schillok die Schokolade fertig gegessen hatte, schwebte Somnivora langsam auf ihn zu und sah ihm tief in die Augen. Schillok hatte keine Probleme damit, dem Blick standzuhalten. Im Gegenteil, etwas ihn ihm fühlte sich gut an dabei. Die warmen, freundlichen Augen machten ihm deutlich, dass dieser Welt doch noch nicht alles Gute entschwunden war. Unwillkürlich musste er lächeln. Doch sofort erinnerte er sich wieder an den Grund, warum sie überhaupt hierher gekommen waren, und sein Blick wurde ernst. "Ich füchte, ihr seid noch nicht stark genug." Somnivoras Stimme klang weich, doch die Worte trafen Schillok trotzdem. Was meinte sie damit? Noch nicht stark genug wofür? Gerade wollte er nachfragen, da erinnerte er sich an Reptains Worte: "Zudem verfügt sie über psychische Kräfte. Sie liest deine Gedanken." Er setzte sich aufrecht hin. "Du meinst, wir sind nicht stark genug, um den Ghosthuntern beizutreten?" Es gelang ihm nicht, die Enttäuschung in der Stimme zu verbergen. "Ja. Aber das bedeutet nicht, dass ihr den Ghosthuntern nicht beitreten könnt. Ihr seid einfach noch nicht bereit dazu", sprach sie. Jetzt meldete sich Reptain zu Wort: "Aber wir haben keine Zeit!" Aufregung schwang in seiner Stimme mit. "Schilloks Dorf wurde gestern überfallen, alle umliegenden Dörfer wurden bereits zerstört, und selbst der Wald ist nicht mehr so sicher wie er mal war! Was sollen wir denn tun, um so schnell stärker zu werden? Sag es uns, Somnivora!" Sie wendete sich ab. Reptain warf seinem Freund einen verzweifelten Blick zu. Würden die Hoffnungen, die sie sich gemacht hatten, nun etwa platzen? Das weise Pokémon sprach, noch immer von ihnen abgewandt, nun mit sehr ernster Stimme. "In den nördlichen Bergen, nicht weit von hier, lebt ein Pokémon namens Hariyama. Es betreibt dort ein Trainingslager, von dem man sagt, dass er sehr, sehr hart ist, jedoch auch äußerst effektiv." Schillok blickte auf. Neben sich hörte er Reptain schlucken. "Wenn ihr an seinem Training teilnehmen wollt, dann ist es durchaus im Bereich des Möglichen, dass ihr euch innerhalb der nächsten Wochen als würdig erweisen könnt, an Lucarios Seite gegen die bösen Geister zu kämpfen. Die Frage ist nur, ob ihr das wollt. Denn die meisten Pokémon, die ich dorthin geschickt habe, haben es sehr bald bereut." Bevor Reptain etwas sagen konnte, stand Schillok auf und fragte: "Wie gelangen wir dorthin?" Die Überzeugung in seiner Stimme war klar zu hören. Ein kaum sichtbares Lächeln huschte über Somnivoras Lippen. "Vergiss deinen Freund nicht. Alleine wirst du dort nicht hingehen wollen." Er wandte sich zu Reptain. "Ich weiß nicht, Schillok...", begann dieser. "Wir dürfen jetzt nicht kneifen, Reptain! Willst du etwa wieder zurück ins Baumhaus und dort Däumchen drehen?" Er wusste, dass sein Freund ihn nicht hängen lassen würde. Sie mussten das gemeinsam durchstehen. Alleine würde Schillok es nicht schaffen, und das wusste Reptain, da war er sich sicher. "In... in Ordnung. Aber wir müssen nochmal zurück zum Baumhaus und den anderen Bescheid sagen!" "Dafür bleibt keine Zeit!", warf Somnivora ein. Er lies den Kopf hängen. Doch dann nickte er. "Gut. Dann lass uns ins Trainingslager gehen. Ich lasse dich nicht hängen, Schillok!" Somnivora führte sie tiefer in die Höhle hinein. "Zum Laufen ist es zu weit, wenn ihr es eilig habt", sprach sie, "deswegen werden wir einen Freund von mir um Hilfe bitten. Sein Name ist Abra." Sie folgten einem schmalen Gang, der immer dunkler wurde, je weiter sie liefen. Spalten in der Decke gab es hier nicht mehr und Schillok hatte Probleme, nicht über einen Felsbrocken zu stolpern. Wenigstens strahlte Somnivora vor ihm noch ein wenig Licht aus. "Wie kann er uns helfen?", fragte er leise. "Nun", begann das alte Pokémon, "Abra beherrscht die Technik des Teleports. Leider haben die bösen Geister schon die meisten Teleportwege manipuliert, aber in der Nähe des Trainingslagers gibt es noch einen Anlaufpunkt. Zumindest gab es ihn vor kurzem noch.", fügte es hinzu. Schillok erschauderte. Na hoffentlich geht das gut. Hinter ihm kam Reptain ins Straucheln, weil er einen großen Stein auf dem holprigen Boden übersehen hatte, und fluchte leise. Keuchend wälzte sich Schillok auf dem Boden. Neben ihm konnte er Reptain stöhnen hören. Was war geschehen? Wo sind sie gelandet? Langsam öffnete er die Augen. Als erstes erblickte er Abra, immer noch in aufrechter Haltung im Schneidersitz, neben ihnen. "Puh", dachte er, "Dann scheint schonmal nichts schief gegangen zu sein." Er lies den Blick schweifen. Eine hohe Felswand ragte neben ihnen empor, während auf der anderen Seite ein Abgrund in die Tiefe führte. Erst jetzt bemerkte Schillok die kühle und klare Luft: Sie waren in den Bergen gelandet. Ein schmaler Pfad ging an der Felswand entlang noch weiter nach oben. Es schien der einzige Weg zu sein, wenn man hier wegkommen wollte. "Nun denn, meine Arbeit ist getan", flüsterte Abra kaum hörbar. "Danke!", sagte Reptain noch schnell, bevor das kleine Psychopokémon wieder zu leuchten begann und wenige Sekunden später verschwand. Schillok wollte nicht länger verweilen: "Lass uns gehen!" Mit großen Schritten ging er voran. Sie folgten dem Weg, der immer enger wurde und bald nur noch einen knappen Meter breit war, links die scheinbar unendlich hohe Felswand, rechts der tiefe Abgrund. "Sie haben uns gar nicht gesagt, wo wir Hariyama überhaupt finden und wie weit das Trainingslager von hier ist", hörte er Reptain hinter sich sagen. Das hohe Tempo schien ihm zu schaffen machen. "Ich sehe hier keinen anderen Weg. Du etwa?", fragte Schillok. "Nein, aber man kann doch nie wissen, ich meine, was ist wenn-... können wir bitte etwas langsamer machen, Schillok? Mir ist gar nicht wohl dabei, diesen schmalen Weg so schnell zu passieren!"
Endlich fand der Gang ein Ende. Sie quetschten sich durch ein schmales Loch, durch das helles Tageslicht ins Innere schien, und betraten ein kleines Felsplateau. Umringt von hohen Felsen, die von außen den Anschein erweckten, als würde es keineswegs einen Innenraum geben, schien das Plateau absolut sicher zu sein. Neben einem steinigen Untergrund war es relativ leer, bis auf eine staubige Decke in der Mitte, auf der ein kleines, grün-braunes Pokémon im Schneidersitz saß. Spitze Ohren, ein Schwanz und Schlitzaugen erinnerten an eine Katze. Es zeigte keine Reaktion, als die Besucher näher kamen. Erst, als Somnivora direkt vor ihm war, hob es den Kopf. Sie blickten sich an. Einige Minuten geschah gar nichts, dann wandte sie sich zu Schillok und Reptain. "Er wird euch zum Trainingslager bringen." Verblüfft, aber auch froh, bedankten sie sich bei Somnivora und gingen langsam auf Abra zu. "Ihr müsst mich berühren", sagte er leise. Seine Stimme war kaum zu hören. Sie hatte etwas Gruseliges. Zögernd legte Reptain eine Kralle auf Abras schmale Schulter, Schillok tat es ihm nach.
Abra begann zu leuchten. Erst ein wenig, dann wurde das Licht immer greller, sodass Schillok die Augen zukneifen musste. Alles um ihn herum verschwamm und sein Kopf fühlte sich an, als würde er zerdrückt werden; obwohl er lauthals schrie, konnte er sein Geschrei nicht hören. Dann wurde alles schwarz.
Nach einiger Zeit erreichten sie endlich das Ende des Pfades, wo er in einen breiten Weg überging. Die Schlucht zog sich zurück und sogar ein paar Bäume standen am Wegrand, wie Reptain erfreut feststellte. "Sieh nur, an dem Baum da vorne sind sogar Früchte!" Erstaunt blickte Schillok nach oben. "Tatsächlich! Lass uns eine kleine Pause machen und uns ein bisschen stärken." Das lies sich Reptain nicht zweimal sagen. Mit einem Satz war er auf dem Baum und schnitt gleich einen ganzen Ast voller Früchte ab. Gemeinsam saßen sie nun auf dem Boden am Stamm und genossen die saftigen Früchte. "Meinst du, das Training ist wirklich so hart, wie Somnivora angedeutet hat?", schmatzte Reptain. Schillok hatte viel darüber nachgedacht. Würden sie mit den anderen Pokémon überhaupt mithalten können? Was für ein Pokémon war Hariyama? Würde er schonungslos mit ihnen sein? War das nicht sogar notwendig, wenn sie wirklich stärker werden wollten? "Ich weiß es nicht", sagte er. "Lassen wir uns überraschen." Reptain nickte nachdenklich.
Nachdem sie sich den Magen vollgeschlagen hatten und bereit fühlten, zogen sie weiter. "Es wird bald dunkel, wir sollten uns beeilen", sagte Schillok laut. Die wenigen Bäume hatten sie mittlerweile hinter sich gelassen und der Wind blies trotz der hohen Felswand sehr kräftig, sodass es nicht leicht war, den anderen zu verstehen. Als er gerade erste Zweifel bekam, ob sie wirklich auf dem richtigen Weg waren, schrie Reptain plötzlich los: "Da vorne! Hinter dem Felsen, siehst du das? Das sieht doch aus wie ein Strohdach!" Schillok sah es sofort. "Du hast recht! Das muss es sein!" Erleichtert steuerten sie auf den großen Felsen zu, und je weiter sie um ihn herumliefen, desto mehr wurde das Gebäude sichtbar. Schließlich standen sie vor einer unerwartet schmalen Hütte, die direkt an die hohe Felswand anschloss. Die Wände bestanden aus solidem Holz, während das Dach komplett aus Stroh war, das mit Seilen befestigt wurde. "Na gut", begann Schillok mit fester Stimme, "dann lass uns hineingehen! Wenn wir wieder herauskommen, werden sich die verfluchten Geister warm anziehen müssen!"
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