Vor ungefähr zwei Wochen (um genauer zu sein am 18.Oktober) wurde das neueste Spiel der Reihe "Sonic Lost World" veröffentlicht. Bereits einen Tag vor Release habe ich die 3DS-Version geholt und sie die letzten zwei Wochen ausgiebig gespielt und würde gerne meine Eindrücke zu dem Spiel teilen. Die Wii U-Version, die von Sonic Team entwickelt wurde, habe ich mir nicht angeschaut und werde es wahrscheinlich auch nicht, da ich kein großer Fan der Konsole bin und sie deshalb auch nicht kaufen werde.
Das Spiel wurde zuerst in Europa veröffentlicht am 18.Oktober, anschließend in Japan am 24.Oktober und die Amerikaner erhielten das Spiel sogar erst am 29. Oktober. Dadurch gab es noch nicht wirklich viele Kritiken zu dem Spiel, wodurch ich mich ziemlich neutral an diesen Titel herangewagt habe.
Letztendlich haben aber viele Online-Kritiker Ihre Reviews und Tests von dem Spiel veröffentlicht und im Gegensatz zu Sonic Colours oder Generations wurde dieses Spiel wieder gemischt bewertet. Einige Reviewer loben das Spiel, andere dagegen kritisieren es für die Änderung des Gameplays. Für das meiste Aufsehen wird wohl IGNs Review gesorgt haben, welche dem Spiel gerade einmal eine 5.8 aus 10 gegeben haben. Ironischerweise hat ausgerechnet IGN das Spiel total gehypet was für das umso größere Unverständnis dieser Wertung sorgt.
Die gemischten Bewertungen treffen übrigens auf beide Versionen zu: Die 3DS-Version besitzt auf Metacritic eine Durchschnittswertung von 60 %, die Wii U Version hat gerade mal zwei Prozentpunkte mehr. Deshalb möchte ich kurz meine Eindrücke teilen und hier eine kleine Review schreiben.
Story:
Ich fange am besten mit der Story an. Dr. Eggman kehrt wieder zu seinen Wurzeln zurück und fängt Tiere ein, um sie in bösartige Badniks zu verwandeln. Da Eggman seine neue Basis auf dem Hexaglobus eingerichtet hat, einem Planeten, der... sich irgendwo in Sonics Welt befindet, nehmen Sonic und Tails die Verfolgung mit dem Tornado auf und werden während der Verfolgungsjagd von Eggman getroffen und müssen auf dem Hexaglobus notlanden. Da Sonic und Tails den Planeten mit dem Flugzeug erreichen, nehme ich an, dass er nicht soweit von der Erde entfernt ist.
Es stellt sich aber bald heraus, dass Eggman nicht nur seine trotteligen Roboter Orbut und Cubot als Gehilfen hat, sondern auch die Kontrolle über sechs Zeti übernommen hat, die als "Die schrecklichen Sechs" bekannt sind. Diese befolgen vorerst Eggmans Befehle und sollen nicht nur Tiere für seine Badniks einfangen, sondern auch Sonic ausschalten. Eggman gelingt es mithilfe einer merkwürdigen Muschel die Zeti in Zaum zu halten und als Sklaven zu benutzen. Dies ändert sich aber schlagartig, als Sonic die Muschel aus Eggmans Hand ins Nirwana tritt und die Zeti sich gegen Eggman stellen. Durch Ihre Fähigkeit, elektromagnetische Felder zu manipulieren, übernehmen sie die Kontrolle über Eggmans Badniks und nehmen seine Basis ein. Blöd nur, dass sich darin eine Waffe befindet, die der Erde die komplette Energie entziehen kann. Um den Planeten zu retten und die Zeti zu besiegen müssen Eggman, Sonic und Tails wohl oder übel zusammenarbeiten.
Meinung zur Story:
Ich bringe es kurz auf den Punkt: Sie ist sehr gut geworden. Die Story mag sich zwar simpel anhören, aber sie wird durch sehr amüsante und gut gemachte Cutscenes erzählt (die übrigens auf dem 3DS vorhanden sind, aber so dermaßen komprimiert wurden, dass sie nicht wirklich schön anzusehen sind). Sonic reist gerne Witze und macht sich über Eggman und die Zeti regelmäßig mit geschicktem Wortwitz lustig oder mit einer etwas dämlicheren Bemerkung eben, die nicht jedermanns Geschmack sein muss (Sonic verwendet zum Beispiel an einer Stelle die Bezeichnung Baldy Mc Nosehair für Eggman, die in Sonic Colours verwendet wurde). Interessant sind auch die Dialoge zwischen Sonic, Tails und Eggman, die recht gut geworden sind. Es gibt einige überraschende und lustige Szenen, die mir recht gut gefallen und mit denen ich anfangs nicht gerechnet hätte, da ich mit einem simpleren Plot wie in Colours gerechnet habe.
Allerdings kann ich Kritik an drei Stellen der Story üben:
1. Das Ende ist sehr unglücklich gelöst worden. Es ist meiner Meinung nach einfach nicht zufrieden stellend und kommt viel zu plötzlich. Spoiler möchte ich an dieser Stelle vermeiden.
2. Die Implementierung von Amy und Knuckles ist mehr als fragwürdig. Sie sind da, haben aber keine Auswirkung auf die Story. Hätte man sie weggelassen, hätte es eigentlich nichts an der gesamten Story verändert. Vor allem betrifft dies einfach Knuckles: Er ist der Wächter des Master Emerald, ist nur in zwei Szenen im gesamten Spiel zu sehen, und tut überhaupt nichts. Sonic Team hat die Charaktere wahrscheinlich nur wegen Fan-Service eingefügt, aber wenn sie keine tragende Rolle in der Handlung haben, wirkt das ziemlich erzwungen.
3. Was haben die Wisps auf dem Hexaglobus verloren? Das Spiel liefert keine Erklärung dafür, sie sind einfach da. In Colours wurde aber erklärt, dass Planet Wisp Ihr Heimatplanet wäre.
Ich habe mir zudem die kompletten Szenen des Spiels in Englisch angeschaut, aber interessehalber das Spiel auch auf Deutsch gestellt, um die Qualität der deutschen Sprecher zu beurteilen. Und an der Stelle sage ich schon mal, dass mir die englische Vertonung deutlich mehr gefällt, aber die deutsche überraschenderweise auch recht gelungen ist. Die deutschen Stimmen von Eggman und Sonic können überzeugen (Ja, ich lobe Marc Stachel), allerdings gibt es auch manche Stimmen, die gar nicht gehen (Tails' Sprecherin betont manche Dialoge extremst fragwürdig und zudem dachte ich, dass wir die Zeiten hinter uns haben, in denen sich Tails wie ein weiblicher Charakter anhört).
Gameplay
Insgesamt gibt es sieben Welten mit jeweils drei Leveln (davon eins komplett in 2D-Perspektive und die anderen in 3D) und einen Bosskampf. Sonic besitzt neue, sowie alte Fähigkeiten. Neu sind die Parkour-Manöver, die neue Homing Attack und die neuen Wisp-Fähigkeiten. Spindash, Doppelsprung und die Bounce-Attacke aus SA2 sind auch mit von der Partie. Zudem ist Sonic nun viel langsamer unterwegs und erst, wenn man die R-Taste gedrückt hält, fängt Sonic an, schneller zu laufen.
Die Pakour-Manöver werden aktiviert, wenn Sonic mit genügend Geschwindigkeit gegen eine Wand rennt. Je nachdem, von welcher Richtung man gegen sie läuft, rennt Sonic sie hoch oder er läuft sie entlang. Zudem kann Sonic während er eine Wand hochklettert, Schritte nach rechts und links ausführen und auf Knopfdruck einen Extraschub bekommen.
Die Homing Attack ist nun in der Lage, mehrere Ziele gleichzeitig anzuvisieren. So kann man mehrere Gegner hintereinander besiegen. Zudem wird die Homing Attack in der Nähe stärkerer Gegner aufgeladen, in dem mehrere Fadenkreuze den Feind anvisieren. Somit kann man auch größere Gegner mit einem Angriff bezwingen.
Alte und neue Wisps sind ebenfalls dabei, darunter der Laser oder aber auch der Bohrer. Neulinge sind Beispielsweise der Blitz-Wisp oder der Asteroid.
Mit der Steuerung hatte ich eigentlich kaum Probleme. Manche behaupten ja, Sonic sei schwer zu steuern, aber ich finde, dass er sich genau richtig steuert. Einzig die Parkour-Fähigkeiten können des öfteren nerven. Zwar haben sie mir oftmals ein Leben gerettet, aber durch die automatische Aktivierung läuft Sonic ständig Wände hoch, obwohl man das eigentlich gar nicht will. Zudem werden auch manchmal Feinde durch die Homing Attack anvisiert, die ich entweder nicht anvisieren wollte oder außerhalb des Bildschirms liegen.
Das größte Problem des Spiels, was meiner Meinung nach entscheidet, ob man das Spiel mag oder eben nicht, ist das Leveldesign, dass in meinen Augen vor allem in den 3D-Leveln von gut bis schrecklich reicht. Die erste Welt macht einen sehr guten Eindruck, doch ab der zweiten Welt werden die 3D-Level immer uninspirierter, je weiter man vordringt.
Im Grunde genommen kann man die 3D-Level grob in zwei Typen gliedern (Es gibt aber wie gesagt auch Ausnahmen):
Typ A: Zu 90% des Levels benutzt man nur die Fähigkeit eines bestimmten Wisps.
Typ B: Zu 90% benutzt man nur ein exklusives Gimmick, was es nur in dieser Stage gibt.
In Colours fand ich es genial, dass die Wisps rein optional waren und nicht zwangsläufig zum Durchspielen notwendig waren. Doch hier tut man in vielen 3D-Leveln fast nichts anderes, als ununterbrochen die Wisps zu benutzen.
Wenn man mal nicht in einem 3D-Level mit extremer Überbenutzung der Wisps ist, befindet man sich in einem Level, das ein Gimmick total ausschlachtet. Bestes Beispiel: Grinden auf Schienen. Es gibt im gesamten Spiel nur einen einzigen 3D-Level, in dem man auf Schienen grindet, tut aber fast nichts anderes in dem Level. Ein anderes Beispiel wären zwei Level, in dem man Objekte in Löcher schiebt, dann Gegner besiegt, dann wieder Objekte in Löcher schiebt usw.. Schnelles Plattforming fehlt hier komplett. Deshalb stellt sich hier die Frage: Warum hat man nicht versucht, die Gimmicks gleichmäßig über die verschiedenen Level zu verteilen? Dadurch wären die Level nicht so eintönig geworden und deutlich ansprechender:
"Wisp Nutzen -> Grinden -> Geschwindigkeitspassage/Plattforming -> Gegner besiegen -> Pakour -> Ende" ist deutlich besser und abwechslungsreicher als "Wisp Nutzen -> Wisp Nutzen -> Gegner besiegen -> Wisp Nutzen -> Ende"
Viele der Wisps machen auch wirklich Laune, aber wenn ein Level 5 Minuten dauert und vier davon nur der eine Wisp ununterbrochen genutzt wird, kann das schnell langweilig werden.
Allerdings möchte ich hier deutlich betonen, dass einige 3D-Level dabei sind, die die Mischung hinbekommen haben und wirklich Spaß machen.
Dimps hat bei den 2D-Leveln wie gewohnt einen guten Job abgeliefert. Tatsächlich werden die Wisps hier nur gebraucht, um versteckte Passagen, Abkürzungen oder rote Ringe zu entdecken und vom Aufbau her erinnern sie sehr stark an frühere 2D-Spiele Spiele. Das Dimps 2D kann haben sie aber in der Vergangenheit oft genug bewiesen.
In der 3DS-Version gibt es exklusive Special Stages, in denen man die Chaos Emeralds bekommen kann. Anstatt wieder eine Halfpipe, in der man Ringe oder Orbs einsammelt, einzubauen, haben wir hier was komplett Neues: Sonic fliegt durch einen dreidimensionalen Raum und muss Kugeln einsammeln. Der Clou: Die Level werden mit dem Gyrosensor gesteuert. Man stellt sich dazu mitten in den Raum (genügend Platz vorausgesetzt) und dreht sich im Kreis, damit Sonic in die entsprechende Richtung schaut und bewegt sich auf Knopfdruck vorwärts. Zugegeben, die Steuerung funktioniert auch hier tadellos, aber unterwegs sind die Stages unspielbar, außer man möchte sich in der Öffentlichkeit mit seinem 3DS herumdrehen. Ein Wisp und ein Boss nutzen zudem auch den Sensor, eine alternative Steuerungsvariante gibt es in allen drei Fällen nicht.
Das Spiel sollte man in ca. 6 Stunden durchgespielt haben. Allerdings gibt es wieder ein Rang-System, fünf rote Ringe in jedem Level und eine Überraschung, die die Spielzeit nochmal verdoppeln kann, wenn man sich darauf einlässt. Multiplayer-Rennen für 2-4 Spieler können sowohl online als auch offline ausgetragen werden und Bestenlisten gibt es ebenfalls.
Zuletzt noch ein paar Worte zur Musik und zur Grafik. Die Musik stammt vom selben Komponisten, der die Musik aus Sonic Unleashed komponiert hat. Die Tracks sind stimmig, schön komponiert und passen zu den Levels. Manche Tracks hören sich aber so an, als ob sie nicht unbedingt zu einem Sonic-Spiel gehören. Beispielsweise gibt es in zwei Strandleveln Musik, die mich extrem an Super Mario Sunshine und die Strandlevel aus Super Mario Galaxy erinnert. Auch vermisse ich hier ein wenig die Rock-Songs und die Songs mit Lyrics. Seit Sonic Adventure hatte jedes Spiel der Hauptreihe und sogar diverse Spin-Offs und Handheldgames (Rush/Rush Adventure) ein Main-Theme mit Lyrics (Generations zähl ich jetzt nicht mit). Finde ich schade, dass man jetzt die Tradition gebrochen hat. Rock sucht man auch vergebens, tatsächlich gibt es nur ein Lied im gesamten Spiel, dass die E-Gitarre verwendet. Naja und viele grandiose Stücke hört man durch die Wisp-Jingles eh kaum, aber glücklicherweise gibt es einen Sound-Test, wo man sich die Stücke anhören kann.
Grafisch sieht das Spiel sehr gut aus, alles läuft flüßig, die Charaktermodelle sind gut gestaltet und der 3D-Effekt sieht auch richtig gelungen aus.
Fazit:
Für den 3DS liefert das Spiel einige gute Ansätze:Das Spiel bietet ein sehr gute Story, tolle Musik, eine gute grafische Gestaltung, die 2D-Level sind gewohnt gut und ein paar 3D-Level können durchaus Spaß machen. Leider gibt es zu viele Level, die durch die extreme Überbenutzung eines bestimmten Gimmicks oder Wisps zu extremer Langeweile und eintönigem Leveldesign führen können, wodurch man manche Level einfach nicht noch einmal spielen will.
Definitiv nicht das beste Spiel der Reihe, aber auch bei weitem nicht das schlechteste. Ich würde empfehlen, dass Spiel irgendwo Probe zu spielen oder es erst auszuleihen, bevor man es sich zulegt. Nach langem Überlegen bin ich auch zu dem Fazit gekommen, dass Generations auf dem 3DS mir mehr Spaß gemacht hat als Lost World. Beide Spiele gehören meiner Meinung nicht zum Besten, was Dimps entwickelt hat. Deshalb sollte man eher die Rush-Teile besorgen, bevor man sich die beiden Spiele holt.
Wertung: 75%
An der Stelle würde ich mich interessieren, was Ihr von dem Spiel haltet.
LG Blue Sonic