Menschen sind viel komplexer, als dass sie bloß zu einem Produkt ihrer Umwelt werden und Erlebnis A führt nicht automatisch zu Verhaltensweise B. Dazwischen steht nämlich noch das Individuum, das über diese Erlebnisse reflektieren kann und all das.
Das würde natürlich voraussetzen, dass sich während des Schreibens mit einem Charakter als Individuum oder generell mit der Psyche von Menschen auseinandergesetzt wird. Meistens wird dieser Schritt aber übergangen und am Ende stehen eindimensionale Charaktere da, die selten aus ihrer Komfortzone im Umgang mit anderen ausbrechen und keine Abwechslung zeigen. Die Umsetzung mag am Ende verschiedene Gründe haben. Entweder wollte von vornherein kein tiefgehenderer Charakter geschrieben werden oder man wollte den lesenden Personen nicht zu viel zumuten und den Charakter möglichst einfach, aber nachvollziehbar gestalten. In Anbetracht dessen, dass nur die wenigsten Antagonisten als ganz normale Menschen mit anderen Sichtweisen dargestellt werden, ist das aber durchaus schade.