Aufgabe: Mo., 11.12.: Das Spiel der Könige - Widme dich mittels einer frei gewählten Form dem spannenden Sport Schach. (Vorschlag von Thrawn).
Die Idee hörte sich besser an, als die finale Version, aber nun ja.
„Bauer auf C6!“
Wieder wurde ein anderer Krieger auf das Schlachtfeld beordert, wieder war ich ihm nicht gut genug. Dabei bin ich doch die zweitbeste Partie in diesem Spiel der Könige, nur die Königin überbietet meine Beweglichkeit.
Warum nutzt er mich nicht?
Warum darf ich nicht kämpfen?
Warum darf ich nicht beweisen, dass ich so viel besser bin, als all die Bauern?
Warum darf ich meinen Wert nicht endlich unter Beweis stellen?
Nein, er nutzt lieber das Fußvolk, die bei einem mickrigen Schwerthieb bereits in Stücke gehackt werden.
Absurd.
Mein weißer Gegenpart durfte längst in die Schlacht ziehen, die Königin ist auf dieser Seite schutzlos. Und doch steht auch mein Verbündeter noch an Ort und Stelle, selbst das Pferd neben mir ist unruhig, will sich endlich bewegen.
Ein schwarzes Kriegsross, zum Warten verurteilt, der Läufer daneben längst geschlagen.
Und doch wirkt die Schlacht noch lange nicht gewonnen, eine Strategie kann ich noch immer nicht erkennen.
Was hat er vor?
Will er uns hier versauern lassen und erst das gesamte Fußvolk opfern?
Es warten nur noch drei zitternde Bauern auf ihren Einsatz, die weiße Meute giert bereits nach ihrem Blut.
Und doch darf nach dem katastrophalen Auftritt unseres Königsläufers, außer dem einfachen Volk, sich keiner rühren.
Zum Warten verurteilt.
Es macht mich krank, diese Endlosigkeit.
Ich will selber endlich in die Schlacht ziehen, meine Gegner vernichten und den gegnerischen König schlagen.
„Bauer auf H5!“
Fast schon hypnotisiert folge ich den Bewegungen des vor mir Wartenden, endlich ist mein Weg frei. Jetzt fehlt nur noch der befreiende Satz, er muss nur noch mir ein Feld nennen.
Doch auch die nächste Runde verstreicht ungenutzt, das nächste Bauernopfer fällt.
Die weißen Streitkräfte erobern immer schneller das Spielfeld, ihr Reiter und ihr Läufer stehen tief in unserer Spielhälfte.
Wieder schnaubt das Streitross neben mir, scharrt erneut mit seinen Hufen.
Ungeduld.
Diese Spannung in der Luft, jeder wartet auf seinen Einsatz, will endlich eingreifen dürfen und uns den Sieg bringen.
Er wird mich nicht schutzlos hier stehen lassen, der weiße Turm schaut bereits erwartungsvoll in meine Richtung, ohne den Bauern vor mir, bin nun ich ihm schutzlos ausgeliefert.
Ein einziger Zug, der für mich Erlösung oder den Tod bringen wird.
„Turm auf H4!“
Die erlösenden Worte.
Ich schieße nach vorne, dem gegnerischen Turm entgegen, der noch hoffte mich zu schlagen und bereite ihm ein schnelles Ende.
Siegessicher drehe ich mich herum, nicke unserem König kurz zu und erbleiche als ich mich erneut umdrehe.
Mein Ende naht, als sich das gegnerische Pferd in meine Richtung dreht, ein lautes Wiehern ertönt und der Schlachtruf seines Reiters, noch ehe der Zugbefehl seines Herrn erklingt.
„Springer auf H4!“