Nach der Schlacht - Monolog eines Trainers

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  • Geschlagen und besiegt sitze ich wieder im Zimmer meines Zuhauses, von dem ich einst ausgezogen war, der Champ zu werden. Viele Kämpfe habe ich bestritten, Freunde gefunden und Pokémon kreuzten unseren Pfad. Einige wollten ihre Stärke beweisen, manche ihren Ruhm auf uns begründen, viele schlossen sich mir an und wir beschritten gemeinsam unseren Weg. Er war bei Gott nicht immer leicht, aber wir hatten unser Ziel fest vor Augen. Du warst von Anfang an an meiner Seite, Guardevoir. Als Trasla bist du in mein Leben getreten, hast mich Heulsuse stark gemacht. Du nahmst den Platz meiner großen Schwester ein, die ausgezogen war, ein großer Trainer zu werden. Das erste Pokémon, das sie aus eigener Kraft fing, das warst du. Sie schickte dich mir als Symbol unserer geschwisterlichen Liebe.



    Anfangs warst du mir unheimlich. Das einzige Wort das du sprachst war dein Name. Daran hat sich nichts geändert. Dennoch verlorst du nie den Mut dich mir anzunähern. Du verstandst wie ich fühlte und dennoch, nein, gerade deshalb nahmst du dich meiner an. Ich fühlte mich stets klein und hässlich, erst recht, da ich mich von meiner geliebten Schwester im Stich gelassen glaubte. Aber wäre sie nicht gegangen, wir wären uns nie begegnet. Ich hätte dich, meine beste Freundin, nie kennengelernt. Du standst an meiner Seite, als der erste Arenaleiter mich meinen ließ, mein Ligatraum würde niemals wahr. Einmal mehr in meinem Leben lag ich am Boden und ließ den Tränen ihren Lauf, als würden sie etwas bewirken. Dein Feuer aber loderte hell. Deine Trauer war grenzenlos, als du mich so sahst und bist daran zu Kirlia gewachsen um mich mit deinem Tanz zu erfreuen. Du gabst mir den Mut an mich zu glauben und zu gegebener Zeit einen neuen Anlauf zu unternehmen.



    Ohne dich hat mein Leben keinen Sinn. Ja, ich habe Freunde und Familie, aber du stehst mir neben meiner Schwester am Nächsten. Uns verbindet ein Band, vom Schicksal geschmiedet, das den stärksten Sturm übersteht. Du warst immer an meiner Seite und machtest mir Mut.



    Geschlagen und verletzt liegst du nun in meinem Bett. Deine Knochen sind gebrochen, dein Leib bis zum Äußersten geschunden. Schuld daran trägt Chie, dieses Biest, diese großartige Strategin, dieses traumhaft hübsche Mädchen. Sie täuschte uns mit einem Zoroark in Gestalt eines Stahloss. Deine Psychoattacken fruchteten freilich nicht, sie prallten einfach an ihm ab. Seine dunklen Klauen bohrten sich tief in dein Fleisch, ließen dich vor Schmerzen aufschreien, brachten dich zum Bluten. Dein Kampfgeist ließ dich dennoch triumphieren, aber er hatte einen hohen Preis.



    Ein echtes Stahloss kam in die Arena und bedrohte deine Existenz. Chie rief mir zu, ich möge aufgeben, weiterzukämpfen hätte keinen Wert. Doch ich zögerte, wollte es nicht hören. Mir einzugestehen, es wäre aus, kam mir nicht über die Lippen. Chie meinte es gut mit uns, allein ich war unfähig nach deinem Wohl zu handeln. Das Publikum wusste, was die Stunde geschlagen hatte. Sie buhten und schrien, wir sollten uns davonmachen. Gelähmt war ich, wie ein Sesokitz im Scheinwerferlicht. Ich ließ ihr keine Wahl. Ein vernichtender Eisenschweif folgte und du warst geschlagen. Es war das Ende unserer Ligaträume, aber nicht das Ende deines Vertrauens in mich.



    Du bist mir nach wie vor ein Rätsel. Ich ließ dich im Stich, doch dein Vertrauen in mich ist unerschüttert. Du bist bereit mich bis aufs Messer zu verteidigen und kostete es dein Leben. Hätte ich rechtzeitig gehandelt, du wärst unverletzt geblieben. Ich erschrecke vor mir selber. Darf ich mich überhaupt dein Trainer nennen? Du bist es, das mich ständig lehrt, das auf mich achtgibt und mir meine Fehler nachsieht. Jederzeit bist du bereit ohne Harm wieder mit mir in die Schlacht zu ziehen. Ich weiß nicht, ob ich das noch will. Die bangen Stunden deiner Heilung sitzen noch in meinen Knochen. Du warst dem Licht bereits einmal näher als dem Diesseits. Was wäre ich ohne dich? Ich könnte niemandem mehr in die Augen sehen: Freunden, Kameraden, meiner Familie. Was sollte ich meiner Schwester sagen, geschähe dir noch größeres Leid? Hundert Tode stürbe ich lieber, als ihr Ansehen zu verlieren.



    Dein Schlaf ist unruhig, dein Atem flach. Eine jede Bewegung kommt Millionen Nadelstichen gleich. Tausend Alpträume quälen dich, es sind Erinnerungen an all dein Leid. Oft sind wir in die Schlacht gezogen, ein jedes Mal trugst du Wunden davon. Oft waren sie nur leicht, dennoch spürtest du den Schmerz. Auch deine Kameraden hatten unter mir zu leiden. Keiner blieb stets ohne Schaden. Sicher, ihr hättet mir den Dienst verweigern können, doch glaubtet ihr an unsere Mission, die Besten zu sein, die es jemals gab. Ach, wie töricht waren wir. Viele folgen diesem Weg, aus dem letztlich nur ein Team hervorgehen kann. Wir waren dazu nicht auserkoren, wie viele andere nicht, die sich mit uns maßen.



    Werde schnell gesund, mein Guardevoir, und lass uns wieder ausziehen in die Welt. Deine Kameraden warten schon auf dich. Sie wollen alles mit dir teilen: Freude, Schönheit und auch Liebe. Gemeinsam sind wir eins, alleine bin ich nichts. Vielleicht entsagen wir dem Kampf auf ewig, allein mit euch zu reisen ist meine Welt.

  • Meine erste Vermutung war, dass es sich hier um die Gedanken von Heiko, einem der Rivalen aus Hoenn, handelt, da dieser sich zu Beginn seiner Reise ein Trasla fing und zumindest eine Cousine hat. Aber wahrscheinlich ist das nur ein Zufall und es geht um jemand anderen. Wir erfahren die Gründe und Anfänge des Trainers. Es scheint, als würde er sich sehr um sein Pokémon bemühen, im entscheidenden Moment jedoch hat er versagt, weil er sich seine Niederlage nicht eingestehen wollte und das Leben des Pokémons riskiert hat. Das passt dann nicht ganz zum fürsorglichen und liebenden Trainer, wie er zunächst dargestellt wird, aber zumindest scheint er aus dem Fehler gelernt zu haben, nachdem sein Pokémon schwer verletzt wurde. Es wirkt so, als würde er sich eher Gedanken darum machen, was mit ihm geschieht oder seine Schwester denken würde, wenn Guardevoir sterben würde, als sich wirklich um das Pokémon selbst zu sorgen - das ist zumindest mein Eindruck.

  • Zuerst einmal: Vielen Dank fürs Lesen und deinen Kommentar.


    Zu der Geschichte: Mir war während des Schreibens bewusst, dass man den Charakter aufgrund der Guardevoir-Parallele für Heiko halten könnte, aber er ist es tatsächlich nicht. Tatsächlich entstammen die beschriebenen Szenen einer Geschichte, die ich einmal angefangen habe zu schreiben, die ich aber aufgrund des Umfangs, den sie anzunehmen begann, nicht geschafft habe zu vollenden.


    Die Geschichte sah vor, dass der Hauptcharakter in der Pokémonliga scheitern und sein Guardevoir dabei schwer zu schaden kommen sollte. Im Pokémoncenter sollte er von einem geheimnisvollen Charakter angesprochen werden, der sich selbst nur "Kiki" nennt und die besten Trainer, die in der Liga scheiterten, von ihm zu einem privaten Turnier eingeladen werden. Dann wäre oben geschilderte Szene gefolgt und er hätte sich dazu entschlossen, an dem Turnier teilzunehmen, obwohl sich eigentlich alles in ihm sträubt. Aber die Einladung hätte etwas an sich gehabt, dem er nicht widerstehen konnte. Im Endeffekt hätte es dazu geführt, dass jedem Trainer, der teilnimmt, nach einer Niederlage sein bestes Pokémon abgenommen worden wäre und ihm damit sein Guardevoir. Ich hätte auch noch Pläne gehabt, Chie, seiner Gegnerin aus der Liga einen Auftritt abseits des Turniers zu geben, und auch das Berserk-Gen aus der zweiten Generation hätte eine Rolle gespielt.


    Was seine Schwester nach Guardevoirs Verletzung von ihm denkt, ist sicher eine tragende Säule. Immerhin hat sie ihm Trasla anvertraut, damit sie sich gegenseitig um einander kümmern. Seine Schwester war vor Trasla seine einzige Freundin und Beschützerin, da er eine ziemliche Heulsuse war, mit der niemand etwas etwas zu tun haben wollte, da er bei jedem noch so kleinen Anlass sofort anfing zu weinen. Da Trasla aber auf die Gefühle seines Trainers reagiert musste er lernen diese anders zu kanalisieren, was ihn stärker machte. Diese Stärke wollte er allen unter Beweis stellen, indem er der Champ wird. Daran scheitert er aber aufgrund des Könnens seiner Gegnerin. Dazu kommt, dass er weit weniger gefestigt ist, als er von sich selber annimmt und ihn damit die Situation in der Liga überfordert. Subjektiv betrachtet kümmert er sich sehr wohl um sein schwer verletztes Pokémon, aber er hat auch Angst es zu verlieren, sei es durch sein Leiden oder durch die Hände seiner Schwester.

  • Klingt interessant.

    Dass das Anwerben für das Turnier bei der Liga statt findet, ist bei dem Preis ja quasi ideal. Schwierigkeiten sehe ich da mit dem Termin für das Turnier. Es können ja nicht alle an einem Tag angeworben sein und Kiki würde am letzten Tag noch jemanden einladen. Vielleicht braucht dein Charakter ja etwas Zeit dahin? (Willst du überhaupt weiter machen?)

    Durch die Ich-Perspektive ist deine Geschichte sehr viel emotionaler, was hier ziemlich gut passt. Falls du weiter machst, wirst du damit fortfahren? Vielleicht aus der Sicht der Pokémon erzählen? Oder der Gegner?

    Und ist dein Charakter eigentlich männlich oder weiblich?


    Ach genug der Fragen, ich finde die Geschichte hat etwas schönes und es ist beruhigend, dass du den Zeitpunkt der Heilung mit uns teilst und nicht den Moment, in dem Guardevoir "dem Licht bereits einmal näher (war) als dem Diesseits". Das wäre irgendwie...unangenehm gewesen.

    Der Kampf mit Chie erinnert ein wenig an die Heldengeschichten, in welchen die Heldengestalt nicht aufgibt, bis sie gewinnt. Das hat dort nicht so ganz geklappt und es sind Schäden entstanden und zu einer Heulsuse passt das Verhalten meiner Meinung sogar ganz gut.

  • Der Charakter ist männlich. Das Turnier zu dem "Kiki" einlädt wäre einige Zeit nach der eigentlichen Pokémonliga. Was ich vorhin nicht erwähnt habe ist der Umstand, dass den teilnehmenden Trainern vorher nicht bewusst ist, dass sie ihr bestes Pokémon verlieren im Falle einer Niederlage. Dessen würde sich auch mein Hauptcharakter erst gewahr, als ihm Guardevoir entzogen wird. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, die Handlung je nach Bedarf von verschiedenen Charakteren wahrnehmen zu lassen, auch von Zeit zu Zeit aus einer allwissenden. Kursiv geschriebene Textpassagen wären Auszüge aus Kindertagen.



    Falls jemand Interesse hat, dass ist der Teil, den ich bis jetzt verfasst habe (da dieser bereits beinahe 3 A4-Seiten einnimmt kann man sich ungefähr ausrechnen wieviel allein der Teil bis zu Guardevoirs Verlust einnehmen würde. Grundsätzlich hätte ich schon Lust das Projekt vollständig auszuarbeiten, allerdings kann ich beim besten Willen nicht abschätzen wieviel Zeit dies in Anspruch nehmen würde ;) )




    (Noch kein Titel)


    Das Stadion, in dem der erste Halbfinalkampf der Pokémonliga stattfand, war zum Bersten gefüllt. Zahlreiche Schaulustige hatten sich eingefunden um den allseits beliebten Kreaturen dabei zuzusehen, wie sie die stärksten unter sich ermittelten und dabei physisch wie psychisch an ihre Grenzen gingen. Der Lärmpegel war enorm. Es roch nach Schweiß, Hot Dogs und teils halbverdauter Nahrung. Es war die erste Woche im Juni, trotzdem war es bereits brütend heiß. Es mochten wohl an die 35° Celsius sein und der Wind stand still. Dazu kam die nahezu tropische Feuchtigkeit, die Pokémon wie Trainern gleichermaßen zusetzte. Nicht ein Wölkchen stand am Himmel, das Anstalten machte, die pralle Sonne hinter sich verschwinden zu lassen. Für die Fans gab es Eiscreme und kalte Getränke, doch wer sich nicht mit dem Verzehr beeilte, dem blieb alsbald nur eine warme, süßliche Brühe in seiner Hand zurück.




    „Wer wird seinen Gegner überwinden können und schließlich als erster Finalist in den Endkampf einziehen? Shinichi aus Hope Town oder seine Kontrahentin Chie aus Metal City?“ Die Stimme aus dem Lautsprecher dröhnte in Shinichis Kopf. „Ich habe nur noch ein Pokémon übrig, Chie noch zwei. Aber dieses ist meine Trumpfkarte. Es macht keinen Sinn auf Zeit zu spielen. Du bist dran, Guardevoir!“ Ohne zu zögern warf er den Pokéball in die Arena. Guardevoirs Blick nach war es zu allem bereit um die Ziele seines Trainers zu realisieren. Chie dagegen wog noch ab, welchen ihrer beiden Schützlinge sie in den Ring schicken wollte. Eigentlich wirkte Chie nicht wie eine Person, die in die zuweilen raue Welt der Pokémonkämpfe gehörte. Sie sah eher wie ein Mädchen aus, dass sich für die ruhige Welt der Poesie interessierte. Ihr langes Haar hing brav an ihrem eher zierlichen Körper herab, sie wirkte beinahe wie eine kostbare Porzellanpuppe. Ihr Kleid war schlicht, aber geschmackvoll und ihre Brille mit den starken Gläsern ließ sie nur umso klüger wirken. Im bisherigen Kampfverlauf hatte sie sich allerdings als wahre Ringgeneralin erwiesen. Shinichi wusste, dass er sich in dieser Situation keine Patzer erlauben durfte. Der Schweiß lief ihm den Nacken hinunter und sein Puls raste. Er war nicht an diesen Punkt des Turniers vorgerückt um jetzt klein bei zu geben. „Rückzug ist keine Option.“, rief er seinem Schützling zu.




    Da warf Chie ihrerseits einen Pokéball und ein Stahloss erschien. „Ausgerechnet!“ Shinichi schrie innerlich laut auf. Stahltypen waren für jene der Feenkategorie zumeist verhängnisvoll. „Psychokinese, Guardevoir! Schnell!“ Guardevoir tat wie ihm geheißen, doch die Attacke prallte an der Stahlboa ab wie ein Taubsi an einem Geowaz. „Versuch’s gleich noch mal! Bitte!“ Abermals zeigte die Attacke keine Wirkung. Noch während die Beiden darüber rätselten ging Chie in die Gegenoffensive. „Setz Dunkelklaue ein.“ „Was?!“ Eine Geistattacke war für Guardevoir nicht minder schädlich wie eine vom Typ Stahl, aber konnte Stahloss diese Attacke überhaupt erlernen geschweige denn einsetzen? Es konnte! Shinichi überraschte dieser Angriff nicht weniger als sein Pokémon, das langgestreckt auf seinem Rücken lag und tiefe Kratzspuren auf seiner Brust davongetragen hatte. „Psychoattacken fruchten nicht. Warum nur?! Bleiben nur noch jene vom Typ Fee. Die sind gegen Stahloss allerdings nicht sonderlich effektiv. Moment. Habe ich nicht einmal von einem Pokémon gehört, das… Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.“ Entschlossen ballte Shinichi seine Hand zur Faust und brüllte: „Leg alles was du hast in die Mondgewalt. Das ist unsere einzige Chance!“ Chies Gesicht verzog sich verärgert. Guardevoir erhob seine Hände gen Himmel und erschuf darin eine gewaltige Kugel aus Feenenergie, die immer mehr an Größe gewann je länger es sich konzentrierte. Unvermittelt schleuderte es sie gegen das Stahloss, das keine Chance mehr hatte dem Geschoss auszuweichen. Es ließ ein langgezogenes Heulen ertönen und knallte schließlich vorneüber auf dem Boden auf. Es begann einen kurzen Moment zu leuchten und zeigte dann seine wahre Gestalt, die eines Zoroark.




    „Weißt du, Shinichi, wenn ich einmal auf Reisen gehe, will ich mir unbedingt ein Zoroua fangen. Die sind total süß. Außerdem können sie die Gestalt jedes anderen Pokémon annehmen, das ich fange.“ „Ich dachte, das können nur Dittos?!“ „Die auch, aber Zorua und seine Weiterentwicklung Zoroark nehmen die Verwandlung bereits vor Verlassen ihres Pokéballs vor, behalten dabei aber ihre ursprünglichen Attacken. Das ist strategisch von großem Vorteil. Sie sind wahre Meister im Tarnen und Täuschen.“ „Genau wie die Helden aus deinen geliebten Ninja-Mangas. Autsch!“ Aneko, der ihre Vorliebe für dieses Genre ein wenig peinlich war, boxte Shinichi mehrmals spielerisch, aber dennoch mit Nachdruck, gegen dessen Schulter. „Nicht! Aber sag mal, du wirst doch nicht wirklich ohne mich weggehen?“




    „Vielen Dank, Schwesterherz!“ Shinichi senkte, während er diese Worte flüsterte, seinen Kopf ein wenig. Eine große Schwester wie Aneko zu haben war wirklich ein großes Glück. Aber die Zeit drängte. „Bitte halt durch, Guardevoir…“, feuerte er sein Pokémon in Gedanken an. Chie allerdings wusste ihrerseits, was die Stunde geschlagen hatte. Guardevoir hatte die Schlacht zwar gewonnen, aber noch nicht das Halbfinale. Außerdem hatte es heftige Wunden davongetragen. Chies letztes Pokémon war keine Überraschung, dafür aber umso unangenehmer. Bevor man sich versah war ein Stahloss in der Arena erschienen. Diesmal ein echtes. Mit seiner Länge überragte es Guardevoir um ein Vielfaches. Der Unterschied wog umso schwerer, da Guardevoir sich vor Schmerzen stark nach vorne beugte und sich völlig ausgepowert kaum mehr auf den Beinen halten konnte.




    „Stahloss, Eisenschweif!“ Shinichi zuckte ob Chies Befehl zusammen. Als guter Trainer hätte er auf den Zustand seines Pokémon Rücksicht nehmen und den Kampf aufgeben müssen, aber alles in ihm sträubte sich gegen die sichere Niederlage. „Guardevoir…“ Da schlug auch schon Stahloss‘ Schweif im Betonboden ein. Guardevoir konnte sich aus eigenem Antrieb gerade noch so mit einer Teleportation in Sicherheit bringen. „Was soll ich tun?! Guardevoir muss… Aneko, hilf mir!!!“ Shinichis Kopf war wie gelähmt. Die übermäßige Hitze, der Gestank, das laute Gröhlen, all dies hielt ihn davon ab einen klaren Gedanken zu fassen. Chie zeigte sich davon gänzlich unbeeindruckt. Wohl, weil sie wusste, dass ihr der Sieg nicht mehr zu nehmen war. „Gib bitte auf! Ich will dein Pokémon nicht mehr verletzen als unbedingt notwendig.“ Shinichi hörte ihre Worte, war aber unfähig darauf zu reagieren. „Du kannst nicht mehr gewinnen. Es ist vorbei.“ Abermals keine Reaktion. Das Publikum bemerkte seinerseits, dass die Pokémon nicht mehr zum Kämpfen angehalten wurden und schwenkte von Jubel und seinen Anfeuerungsrufen in lautstarkes Buhen und Gestänke gegen die beiden Trainer um. „Dann bleibt uns wohl keine andere Wahl… Stahloss, setz nochmals Eisenschweif ein!“ Guardevoir versuchte erneut sich zu teleportieren, brachte aber nicht die dafür notwendige Konzentration auf. „Stahloss!“, brummte es tief aus dessen Rachen und landete dieses Mal mit seiner Attacke einen Volltreffer, der Guardedvoir mit voller Wucht gegen die Wand der Arena schlug.




    „Der Kampf ist hiermit beendet.“, verkündete der Schiedsrichter. „Siegerin ist Chie aus Metal City.“ Shinichi sackte auf seine Knie zusammen, als habe er selbst die Wucht von Stahloss‘ Schlag einstecken müssen. Er sah sein bewusstloses Guardevoir in der Arena liegen und Tränen liefen über sein Gesicht. Mit letzter Kraft griff er nach Guardevoirs Sympaball und rief es in diesen zurück. Er drückte ihn fest an sein Herz und flüsterte mit tränengedrückter Stimme: „Verzeih mir bitte. Ich wollte das nicht. Du musst mir glauben…“




    Shinichis Füße flogen geradezu über den Bürgersteig. Mit einer beängstigenden Präzision nahm er Kurven, Häuserecken und lief so knapp an Menschen vorbei, dass sich ihre Kleidung beinahe aneinander rieb. Das Erreichen des nächstgelegenen Pokémoncenters war sein einziger Lebenszweck geworden. Obwohl dieses kaum weiter als sechs bis sieben Minuten zu Fuß entfernt war kam es ihm vor als dauerte sein Lauf bereits Stunden. Jede Bewegung seiner Umwelt spielte sich wie in Zeitlupe ab. Dazu kamen noch die Leute, die ihn vom Public Viewing erkannten und versuchten, ihn am Arm festzuhalten. Einige wollten nur ein Autogramm, andere waren weniger taktvoll und wollten Selfies mit ihm und seinen verletzten Pokémon. Die meisten konnte er geschickt umschiffen, aber dennoch kosteten ihn diese Trampel wertvolle Augenblicke. Shinichi war es egal, was sie ihn für seine „Unfreundlichkeit“ hießen oder was sie ihm dafür an den Hals wünschten. Es zählte einzig und allein die Gesundheit seiner Pokémon. Punktum.




    Endlich erreichte er das Gebäude mit dem leuchtenden Pokéball auf der Frontseite, der von den neonfarbenen Buchstaben „P“ und „C“ umgeben war. Da sich auf der ganzen Welt Pokémontrainer jeglicher Herkunft und Generation tummelten mussten die Hospitäler für alle gleichermaßen als solche erkennbar sein. Deswegen war das Logo ebenso auffällig wie einheitlich gestaltet. Hastig durchschritt Shinichi die elektronische Schiebetür und schritt sofort zur Rezeption um seine Pokémon sofort behandeln zu lassen. Arceus sei Dank gab es keine Warteschlangen und die zuständige Schwester nahm sich der Verletzten sofort an, nachdem er ihr die Pokébälle übergeben hatte. Sie wusste sofort um den Notfall. Wahrscheinlich hatte sie auf einem für die Trainer angebrachten Fernsehmonitore das Geschehen im Stadion verfolgt und sich in weiser Voraussicht speziell darauf vorbereitet.




    Zutiefst dankbar für die kompetente Behandlung ließ er sich auf das Sofa im Wartebereich fallen. Mit einem Mal ergriff eine bleierne Schwere von seinem Körper Besitz. Jeder Muskel in seinem Körper schmerzte und seine Lunge stach bei jedem Atemzug. Eine derartige sportliche Leistung wie er sie soeben ausgeführt hatte war sein Leib nicht gewohnt und eine tiefe Reue suchte ihn heim. Er fühlte sich einfach erbärmlich.

  • Hallo,


    Heiko hat sich anfangs tatsächlich etwas aufgedrängt, aber mit fortlaufendem Lesen hat sich bereits herausgestellt, dass er wohl nicht der Protagonist ist. Ich mag hier vor allem, wie du die enge Beziehung zwischen Shinichi und Guardevoir im Text darstellst und sie wissen, aufeinander bauen zu können. Umso herzzerreißender werden dadurch auch die Vorwürfe nach dem Kampf und Shinichi wirkt in diesen Momenten sehr nahbar. Dadurch fällt es leicht, seine Situation zu verstehen.

    Übrigens ist der Kampf recht gut aufgebaut und ich wäre an der Geschichte interessiert. Nimm dir dabei gern so viel Zeit, wie du benötigst.


    Wir lesen uns!