Natürlich hab ich es im Griff. Magersüchtige würden sich niemals trauen, am Wochenende einfach mal Grillen zu gehen, 3 Würstchen und ein Steak zu essen. Sich niemals mit der Familie ins Restaurant zu setzen ohne sich später den Finger in den Hals zu stecken. Natürlich weiß ich, das es nicht richtig ist, sich schlecht zu fühlen, wenn man mal was süßes ist, andererseits ist das doch auch nicht so gravierend. Ich brauche keine Fotos von meinem Körper zu machen, ich kann euch auch so garantieren, das ich doch noch recht dick aussehe :) Und ich weiß wo meine Grenzen und Ziele sind. Das ist die Hauptursache für Magersucht; man will Dünner und Dünner werden, halt das für das Schönheitsideal. Ich finde dürre Menschen aber eher ekelerregend, ohne das abwertend bezeichnen zu wollen. Natürlich erzähle ich meinem Arzt alles, nur nicht das ich süchtig nach der Waage bin, was aber nichts an meiner Ernährung ändert, an meinem Essverhalten oder meinem Sportverhalten. Mein Arzt hat ja sogar gerade diesen Plan mit mir ausgearbeitet, damit ich endlich von meinem Übergewicht runterkomme.
Essstörungen sind nicht nur Magersucht, Bulimie und Adipositas. Man muss weder klapperdürr noch fettleibig sein, um "essgestört" zu sein, genauso wenig, wie vor allem Bulimie und Magersucht wenig mit dem Gewicht zu tun haben. Zumal es nicht nur bei Magersucht, sondern generell bei Essstörungen, nicht zwingend um Essen oder nicht essen und kotzen oder nicht kotzen geht, sondern um ein gesundes Körpergefühl und gesunde Wahrnehmung.
Ich möchte dir nicht zu nahe treten, sei mir nicht böse, aber wer selbst sagt er ist "süchtig" nach der Waage (und dies seinem Arzt bewusst verschweigt), bei 100g Panik kriegt und sich nach was süßem schlecht fühlt, der halt in meinen Augen alles andere als eine gesundes Körpergefühl. Ist schön und gut wenn du sagst, du weißt wo deine Grenzen sind und sagst, du hättest das im Griff - da, wo du aber anfängst Panik zu bekommen und die Waage nicht einfach weglassen kannst (Sprich z.B. aus der Wohnung entfernen), hast du es eben nicht mehr im Griff, denn wenn man was im Griff hat, reagiert man weder mir Sucht, noch mit Panik.
Vom Übergewicht runterkommen? 70kg bei einer Größe von 1,84m sind bei einer männlichen Person in deinem Alter vollkommen normal und ok. Sagt dein Arzt dir, dass das noch unter Übergewicht fällt? Dann würd ich mir schleunigst einen neuen suchen. Ist das deine Meinung, dass das unter Übergewicht fällt? Dann wären wir wieder beim Thema Körperwahrnehmung.
Sich zu dick finden, ist die eine Sache. Dann geht es um die Optik und für Optik brauch ich keine Waage. Person A kann mit 70kg (zu) dick aussehen, Person B mit 70kg aber angenehm schlank. Eine Zahl ändert an der Tatsache, dass hier und da ein "Fettpölsterchen" ist, nämlich nichts.
Wie gesagt, ich will dir nicht zu nahe treten, aber Essstörungen sind - wie auch immer man sie nennen will - immer mit Suchtverhalten verbunden und das ist wie bei jeder anderen Sucht auch. Es fängt an, man meint man hat alles im Griff, dem ist vielleicht auch so, aber ehe man es bemerkt, hat man es eben nicht mehr im Griff, den entscheidenen Punkt verpasst man einfach. Und anfangen tut es meist schon damit, dass man keinen Hunger mehr spürt und/oder nach der Zahl auf der Waage süchtig ist und wie gesagt, wer panisch reagiert und sich sogar selbst als süchtig bezeichnet, der hat nichts mehr im Griff, denn Panik und Sucht hat eben nichts mit "im Griff haben zu tun". Und dein Arzt wird dir genau das gleiche sagen, wenn du ihm das mit der Waage erzählst, aber ich denke, du weißt selber, wieso du ihm das nicht erzählst, tut man ja nicht grundlos.
Ich will dir wie gesagt nicht zu Nahe oder auf die Füße treten, ich find deine Einstellung dazu einfach nicht sonderlich gesund.