Das ist wieder eine Fortsetzung zu " Nur 60 Sekunden", daher empfiehlt es sich, zuvor diese Story zu lesen.
Inspiriert hat mich ein Film, der Name ist "Solange du da bist". Die Kapitelnamen werde ich als kleine Hommage nach Filmtiteln benennen, die irgendiwe dazu passen. Viel Spaß beim Lesen.
Story: Was macht man, wenn alles verloren scheint? Paul hat die Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Doch wird ihm das auch helfen?
Mehr wird nicht verraten, lest doch selbst!
Kapitel 1: Psycho ( für so einen werden mich wahrscheinlich ein paar Leute halten, wenn sie das hier lesen)
Es war ein grauer, wolkenverhangener Morgen. Stocksteif saß Paul auf der Bank.
Die Stimme des Pfarrers konnte er nicht hören, sie war so weit weg.
Doch das Getuschel seiner Sitznachbarn, zweier älterer Frauen, konnte er nicht ausblenden.
“ Wirklich eine schreckliche Geschichte”, flüsterte die eine der anderen ins Ohr.
“ Man denkt gar nicht, dass so etwas passieren könnte”, pflichtete die andere ihr bei.
“ Man merkt es aber sofort. Es sind so viele junge Leute hier”, raunte die erste.
“ Wirklich schrecklich. Was war es eigentlich?”
“ Krebs. Im Endstadium. Die Ärzte konnten nichts mehr tun”, gab die erste wieder leise Auskunft.
“ Und siehst du den mit den violetten Haaren, gleich neben uns…”
Paul wollte nicht mehr hören. Es schmerzte ihn, überhaupt hier zu sein.
Es tat ihm weh, überhaupt an etwas zu denken. Er konnte auch nur an das Eine denken. Den Tod.
Es schüttelte ihn. Die monotone Stimme des Pfarrers war für ihn unerträglich.
In der Bank vor ihm saßen ein paar Mädchen, die weinten.
Das Schluchzen war fast noch schlimmer.
Er konnte nicht mehr hier sitzen. Wenn er sich jetzt bewegt hätte, oder ein hartes Training mit Chelterrar… dann würde es ihm besser gehen.
Aber nur hier in der Kirche zu warten war unerträglich. Das alte Gebäude in Herzhofen war nicht besonders schön, doch für diesen Anlass heute war sie schwarz geschmückt worden.
“ Fast schon Ironie”, dachte er bitter, als sich plötzlich alle um ihn herum erhoben.
Die Predigt war endlich vorbei. Erleichtert stand er auf und folgte dem Menschenzug, der sich hinter dem Pfarrer und seinen Ministranten gebildet hatte.
Langsam setzte sich die Menschenmasse in Bewegung, und mittendrin trottete er.
Viele Gebete später waren sie im Totenhaus. Paul brachte es nicht über sich, den Sarg anzuschauen. Emotionslos folgte er einfach weiter dem Zug, der jetzt relativ schnell sein Ziel erreichte. Alle bildeten einen Halbkreis um einen schmucklosen, schwarzen Stein, vor ihm klaffte ein Loch.
Der Pfarrer sprach wieder, Paul hörte ihn nicht. Er sah wie hypnotisiert auf den schwarzen Schlund, in dem der Sarg gleich verschwinden würde.
Der beißende Geruch des Weihrauchs ließ ihm Tränen in die Augen steigen.
Doch es war nicht nur der Weihrauch.
Langsam wurde der dunkle Sarg aus Eichenholz heruntergelassen, alle beteten ein letztes Mal. Nur Paul nicht.
Er hatte sie verloren. Für immer. Er würde nie mehr in ihre wunderschönen dunklen Augen sehen, würde nie mehr ihr Lachen hören.
Es war vorbei, und diesmal war es endgültig.
Die Tränen strömten ihm über das Gesicht, Tränen der Trauer und der Hilflosigkeit.
Als er damit dran war, sich von ihr zu verabschieden, sagte er nicht.
Er legte nur eine violette Rose auf Nataschas Grab.