Solange du da bist

Um das mal genau zu erklären: ChelTERRar, daher der Name Terry. Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel!

Kapitel 14: Voll auf die Nüsse

Zwischen Fernseher und Couchtisch war eine genügend große, freie Fläche.
Fauchend stellte sich Eneco dem riesigen Chelterrar gegenüber.
Paul lächelte. Die perfekte Gelegenheit, dem Katzenpokemon eine Lektion zu erteilen.
Er hatte an der Liga teilgenommen und war sehr erfolgreich gewesen.
Chelterrar war größer und stärker.
Nora hatte genau genommen keine Chance.
“ Chelterrar, Blättersturm!”, befahl er locker.
Noch bevor die Attacke begann, konterte sie.
“ Eneco, Kratzfurie!”
Mit einem eleganten Sprung versetzte sich Eneco genau in die Höhe, in der die Blätter hervorschossen.
Ein paar schneller Bewegungen… die Blätter fielen als grüne Streifen zu Boden.
“ Giga-Sauger!” Diese Mal war er schnell genug, das Katzenpokemon konnte nicht mehr ausweichen.
Da sein Pokemon selbst noch nicht getroffen worden war, blieb die heilende Wirkung aus, doch das war egal.
Eneco war schwer getroffen, es hielt sich kaum mehr auf den Beinen.
Ein schneller einfacher Sieg, so wie er es mochte.
Er freute sich bereits auf das Fußballspiel.
“ Chelterrar, Fauna…” “Blizzard!”
Die Eisattacke kam, noch bevor, Paul seinen Befehl zu Ende gebracht hatte.
Im Zimmer kühlte sich die Temperatur schlagartig um einige Grad ab, Eisblumen bildeten sich an der Fensterscheibe.
Er musste gar nicht hinsehen.
Chelterrar vertrug Eisattacken nicht besonders gut, und diese war sehr überraschend gekommen und sehr stark gewesen.
Ein schneller, kurzer Kampf, wie gewünscht. Zu dumm, dass er verloren hatte.
“ Gewonnen!”, jubelte Nora grinsend, Eneco streckte ihm die Zuge raus.
Zerknirscht rief er Chelterrar zurück.
“ Ich wusste nicht, dass es Eisattacken kann”, redete er sich sofort heraus.
“ Ich bitte dich, dass weiß doch jeder. Und jetzt auf zum Fernseher!
Mach dir nichts draus, du warst eh nicht schlecht.
Und es ist doch sowieso glasklar, dass Herzhofen haushoch verloren hätte!”
“ Schwachsinn! Herzhofen ist besser als AC Blütenburg!”, redete er als Fan empört dagegen.
“ Du spinnst wohl! Blütenburg gewinnt locker!”
“ Wetten wir? Dann schauen wir aber auch das Spiel an!”, meinte Paul hitzig.
Nora war sofort einverstanden.
Nachdem Eneco sich neben ihr zusammengerollt hatte und schlief, konnte sich endlich auch Paul setzen und das Spiel genießen. Oder eher leiden.
Zwei Stunden später saß ihm Nora wie ein Honigkuchenpferd grinsend gegenüber.
Blütenburg hatte Herzhofen dermaßen fertig gemacht, dass der Kommentator auf Seiten des FC Herzhofen bereits nach der ersten Halbzeit vom schlechtesten Spiel seiner Mannschaft überhaupt sprach. Doch das wäre nicht nötig gewesen, das 7:0 sprach für sich.

Und weiter geht´s. Jetzt wird es wieder etwas dramatischer. Hoffe, es gefällt euch.

Kapitel 15: Missglückte Rache

Ungeduldig wartete er. Seine Finger tippten nervös gegen den Tisch.
Nora war wieder einmal verschwunden, um den Brief zu überbringen.
Das Warten auf die Antwort war unerträglich für Paul.
Er hörte gedämpftes Geschrei aus der verschlossenen Küche.
Genervt versuchte er, es zu ignorieren.
Endlich ging die Tür auf und Nora kam herein.
Sofort schnappte er ihr den schmuddeligen Brief aus der Hand und setzte sich auf die Couch.
“ Dir auch einen guten Tag, Paul”, meinte sie schnippisch.
Plötzlich hielt sie inne.
“ Sag mal: hörst du auch dieses Miauen? Hört sich nach Eneco an.”
“ Was?”, war sein intelligenter Beitrag, während er langsam das Papier entfaltete.
Lauschend ging Nora zur geschlossenen Küchentür.
Neugierig machte sie auf.
Eneco sprang ihr entgegen.
“PAUL!” Er zuckte zusammen. Ihre Stimme verkündete Übles.
“ Du hast Eneco eingesperrt! MEIN armes, unschuldiges Pokemon, während ICH DIR EINEN GEFALLEN GETAN HABE!” Ihre Lautstärke steigerte sich kontinuierlich.
“ Sobald du weg warst, hat es die ganze zeit geschrieen”, erklärte Paul hastig.
“Warum wohl? Du hast es einfach in die Küche gesperrt!”
“ Aber…”
“Ich geh spazieren!”
Hoch erhobenen Hauptes marschierte sie von dannen, Eneco, süß und unschuldig wie immer, lief er treu nach.
Paul zuckte noch einmal zusammen, als die Tür mit lautem Krachen ins schloss fiel.
Kurz war er versucht, ihr nachzulaufen, doch die Neugier auf Nataschas Brief überwog.

Lieber Paul,

Gut, dass du dich wieder beruhigt hast. Ich spüre, dass ich mich von allem Anderen absondere, weil ich noch Kontakt zur Außenwelt habe. Das verdanke ich Nora, ich bin ihr sehr dankbar dafür. Das Vergessen hält das nicht auf. Ich kann mich nur noch schwach an meine Eltern erinnern, sie sind wie Schatten, die mit jedem Tag dunkler und verwischter werden. Doch dich vergesse ich nicht, da bin ich mir ganz sicher.
Ich habe eine Bitte an dich: Nora tut alles, was sie kann, sie erzählt mir von der Welt, den Farben, den Dingen. Doch sie kann mir nicht überall helfen. Schreib du mir von deinem Leben, und von dem, was du von mir in Erinnerung hast.
Ich warte
Natascha

PS: Ich liebe dich

Sofort machte er sich daran, eine Antwort zu schrieben. Das Beißen in seinen Augenwinkeln ignorierte er. Er schrieb viel, von ihren Pokemon, von “Terry, von dem missglückten Kampf, erzählte von ihrem ersten Treffen.
Dann wartete er wieder, es waren mehrere Stunden vergangen, seit Nora fort war.
Bald würde sie wieder da sein, so glaubte er. Doch Nora kam nicht.

Danke für die ganzen netten Kommis! esgeht auch schon wieter, das ist jetzt schon Kapitel 16.

Kapitel 16: Lost(?) ( das ist jetzt ne Serie, aber trotzdem)

Am nächsten Morgen hatte sie sich immer noch nicht blicken lassen.
Er gab es nicht gern zu, aber er begann, sich Sorgen zu machen.
Ständig fiel sein Blick auf den Antwortbrief für Natascha, sein inzwischen geheiltes Chelterrar, da immer wieder unaufgefordert sein Vorderbein hob.
Oder, was ihn am meisten an sie erinnerte - die Fernbedienung.
Lustlos beschloss er, in den Supermarkt zu gehen, der Kühlschrank war inzwischen geleert.
Dem Glatzkopf lief er diesmal nicht über dem Weg, obwohl er ihm gerne einiges erzählt hätte - mit Hilfe von Chelterrar, das ihn begleitete.
Der Supermarkt war auf der anderen Seite von Herzhofen, dementsprechend war er auch recht lange unterwegs.
Es regnete nicht, doch der schneidende Wind vermieste das eigentlich schöne Wetter.
Die Straßen waren leer, bis auf einige wenige, vermummte Gestalten, die mit hochgezogenen Krägen so schnell wie möglich vorwärts liefen.
Der Markt war ebenfalls unterdurchschnittlich besucht, nur eine etwas ältere Frau stand bei den Pokemonartikeln.
Der Händler rannte eilig hier- und dorthin, wobei er ständig auf sie einredete.
Das war verwunderlich. Solche Dinge für Pokemon brauchten eigentlich nur junge Trainer.
Unauffällig schlich er näher heran und versuchte einige Worte aufzuschnappen.
“… und am besten eine von diesen Bürsten mit besonders weichen Borsten, sehen sie?”
“ Nein, so was brauche ich nicht, das hatte meine Tochter alles bei sich. Ich brauche Futter für die Kleinen”, entgegnete die Frau resolut und seufzte.
“Wissen sie, ich bin es nicht gewöhnt, mich um Pokemon zu kümmern.
Ich halte nicht viel von ihnen, aber seit ihr… das passiert ist, muss ich mich natürlich um ihre Lieblinge kümmern. Dabei mögen sie mich nicht mal. Das eine konnte ich nicht mal mitnehmen, so sehr hat das kleine Monster sich gesträubt, ein Freund von ihr hat es geholt, hat mir der Arzt gesagt.
Und die anderen… ach, ich weiß mir nicht zu helfen. Ich hatte mich wegen diesem Thema mit Pokemon und so auch mit ihr zerstritten, ich wusste nicht mal, dass sie zurzeit in der Stadt war, seit Jahren schon…”
Die Frau klagte ihr ganzes Leid.
Paul schlich unerkannt zurück in eine andere Ecke. Was er gehört hatte, reichte, um zu wissen, wer sie war.
Schon an dem streitbaren ton hatte er es erkannt: Noras Mutter.
“Das kleine Monster” konnte nur Eneco sein.
Das erklärte natürlich einiges, Nora hatte nie etwas von sich erzählt, wie ihm jetzt einfiel. Kein Wunder, und jetzt war ihre Familie völlig überfordert…
Ein Kratzen riss ihn aus seinen Gedanken.
Es kam von dem Fenster, neben dem er gedankenverloren stand.
Ein recht laute Miauen mischte sich dazu.
Als er sah, was es war, blieb ihm der Mund stehen.
Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.
Auf der Fensterbank saß ein völlig zerzaustes, gehetztes Eneco, und es war offensichtlich Noras.

Mit etwas Verspätung kommt hier das nächste Kapitel. Viel Spaß!

Kapitel 17: Find me

Das war überhaupt nicht gut. Schnell ließ er seine Einkäufe stehen und lief nach draußen. Eneco kam ihm sofort entgegen, es sah ziemlich mitgenommen aus.
Das bewies allein schon die Tatsache, dass es ihn nicht sofort angriff.
Doch wo war Nora?
Aufgeregt hüpfte das Pokemon im Kreis um ihn herum, es schien ihm etwas sagen zu wollen.
“Was ist? Wo ist Nora?”, fragte er stirnrunzelnd.
Eneco krallte sich in sein Hosenbein und schrie kläglich.
Paul unterdrückte den Schmerzensschrei, dafür wallte langsam Panik in seiner Brust auf.
“ Ist ihr was passiert? Soll ich dir…” Sofort spurtete das rosafarbene Kätzchen los.
Er beeilte sich, ihr nachzukommen, es war ein ganz anderer Weg als der zur Wohnung. Er führte ins Herz der Stadt, riesige Hochhäuser türmten sich, dicht an dicht gedrängt, links und rechts von ihm auf.
Wenn Nora in einem dieser Häuser war, würde er sie niemals finden…
Doch Eneco machte keine Anzeichen, anzuhalten. Im Gegenteil, es lief noch schneller, Paul geriet allmählich aus der Puste.
Urplötzlich waren die Häuser verschwunden, dichte Felsformationen lösten sie ab.
Sie mussten Herzhofen verlassen haben, die asphaltierte Straße wich einem gewundenen Pfad, der von Unkraut überwuchert war.
Eine Viertelstunde atemlosen Hetzens blieb Eneco stehen.
Es hatte ihn in eine Schlucht geführt, die von drei Seiten durch ebenmäßige Steilwände aus verwittertem Granit begrenzt war.
Misstrauisch sah Paul sich um. Hier gab es absolut nichts.
Nora war nicht da.
Sein Blick fiel auf das rosafarbene Kätzchen, das mit gesenktem Kopf hin und herlief, so als suche, es irgendetwas.
War das alles nur ein Scherz? Irgendeine gemeine Idee von Nora beispielsweise?
“ So Eneco. Siehst du den Waldpfad? Du lässt Paul da einfach entlanglaufen, bis zur Schlucht, das ist ein ganz schönes Stück. Niemand darf dich einfach so einsperren, nur weil du ihn nicht magst…”
Ja, das in etwa wäre Noras Stil.
Ein erneuter Schrei von Eneco ließ ihn aufschrecken.
Es hatte sich auf einen besonders dicken, runden Stein gesetzt.
Ein mechanisches Klicken ertönte von der vorderen Steinwand her.
Mit einer leisen Bewegung schwang eine Tür auf.
Verwundert sah er genauer hin. Es war eine Tür aus massivem Eisen mit Tarnfärbung, wie man sie eigentlich nur in schlechten Filmen sah.
Zufrieden sprang Eneco von dem Knopf, der anschienend im Stein integriert war und lief voraus in die Dunkelheit des schachtartigen Ganges, der nun frei war.
Des Rätsels Lösung war also ein Geheimgang.
Zögernd betrat Paul das perfekt getarnte Versteck.
Nora musste hier drin sein, irgendwo in den labyrinthischen Gängen.
Und es war seine Aufgabe, sie zu finden.