Leider ist es so, dass die allermeisten Hundehalter sich nie mit der Psyche, dem Wesen und den besonderen Anforderungen vertraut machen, die Hundehaltung eigentlich verlangt. Hunde sind Wölfe (= Raubtiere) und können bei falscher Handhabe aggressiv und gefährlich werden - genauso wie ein Pferd zutritt, wenn man sich falsch nähert oder eine Katze kratzt und beißt, was sich sehr böse entzünden kann.
Wölfe leben in einer Hierarchie, die sehr streng ausgelebt wird. Somit ergibt sich, dass ein Hund eine feste Führung, einen souveränen Halter und sehr viel Auslastung benötigt. Vielen Menschen ist das leider völlig unklar - sie schaffen Hunde an, um "einen Hund zu haben" oder, damit er mit den Kindern spielt. Die Situationen, in denen im Fernsehen über Hundebisse berichtet wird, sind immer die selben - Familien, die entweder keine Zeit für die Hunde oder schlicht keine Ahnung haben, wie sie richtig zu halten sind. Sie werden mit den Kindern allein gelassen, die Kinder bedrängen die Hunde nicht selten, weil sie nicht gelernt haben, sich einem Hund richtig zu nähern. Allzu oft sind es Zwingerhunde, die zubeißen, was auch kein Wunder ist, wenn man ein soziales Tier wegsperrt. Oder es sind eben einfach die Hunde, die ihren Rang innerhalb der Familie nicht gezeigt bekommen. Dazu kommt, dass viele Leute Hunde im Ausland oder bei "Hobbyzüchtern" kaufen. Sehr häufig bringen diese Welpen bereits Verhaltensstörungen mit nach Hause. Auch der liebste Hund wird unangenehm, wenn man seine Energien nicht in die richtigen Bahnen lenkt. Ein Hund, der nicht Gassi geführt wird und dessen Jagdtrieb nicht ausgelastet wird, wird, wenn man etwas Pech hat, irgendwann ein Kind jagen und vielleicht sogar beißen. Die Bedürfnisse eines Hundes müssen erfüllt werden, sonst erfüllen sie sich selbst.
Das ein Hund beißt, wird immer wieder als Akt der Boshaftigkeit beschrieben und das Tier wird getötet, dabei ist das Zubeißen einfach nur eine Form der Kommunikation. Niemand würde auf die Idee kommen, ein Pferd zu erschießen, weil es ausschlägt, oder eine Katze, weil sie gekratzt hat. Diese Versklavung müssen nur Hunde über sich ergehen lassen - wer den Menschen als besten Freund hat, braucht leider keine Feinde. Ein Hund, der beißt, verteidigt Ressourcen (sein Recht, sein Futter, sein Spielzeug, oder was auch immer), bzw. setzt sein Recht durch. Genau das ist bereits ein grober Fehler in der Erziehung, denn der Hund besitzt keine Ressourcen - die besitzt nur der Alpha und das ist und muss in jedem Fall der Halter sein. Somit sind diese Probleme also schlichtweg hausgemacht. Und nicht zu vergessen, auch der liebste Hund wird schnappen, wenn er wieder und wieder falsch behandelt / gedrängt wird. Es gibt leider mittlerweile haufenweise "Fernseh-Hundetrainer" z.B. auf VOX, die am laufenden Band Mist bauen. So erzieht man sich im Zweifelsfall tatsächlich einen Beißer.
Dabei beißen sogenannte Listenhunde weniger als ihre völlig legalen Hundekollegen, denn Aggression kann nicht genetisch festgelegt werden, das ist bereits wissenschaftlich bewiesen worden. Vielmehr ist es so, dass gewisse Medien mit Adleraugen über jeden Beißvorfall wachen, der mit bestimmten Hunderassen in Verbindung gebracht werden, um den dann wochenlang in der Zeitung plattzutrampeln. Das Schäferhunde und Mischlinge die Beißstatistik enorm anführen, wird in Deutschland niemals erwähnt.
Genauso wenig erwähnt wird, dass Staffordshire Bullterrier und auch Pitbulls in England und Amerika extrem beliebte Familienhunde sind, weil sie eine so hohe Reizschwelle und ein so sanftes Wesen haben. Ich arbeite schon sehr lange mit Hunden und kann das nur bestätigen, abgesehen davon habe ich selbst einen Staffordshire-Mischling.
In deutschen Berichten mangelt es nicht nur extrem an Berichterstattung (meistens ist sogar die Rasse falsch recherchiert worden und variiert von Zeitung zu Zeitung, zudem wird nie etwas über die Haltung des Hundes beschrieben), sondern auch an Ehrlichkeit. Der Hund wird als Bestie dargestellt und um das zu unterstreichen, wird per Bildbearbeitung alles unternommen - sei es die Zähne weiß färben und den Rachen rot. Da werden gähnende Hunde abgelichtet und als angreifende Hunde dargestellt. Außerdem wird im deutschen Fernsehen nie, niemals erwähnt, wenn ein Bullterrier oder ein anderer sog. Listenhund etwas Gutes getan hat. Der Hund, der nach der Katastrophe des World Trade Centers die meisten Menschen gerettet hat, war ein Staffordshire Terrier - in Deutschland wurde mal eben behauptet, es wäre ein Schäferhund gewesen. Es gibt unzählige, gute Meldungen über diese tollen Hunde, aber im deutschsprachigen Raum (ist man nicht gerade auf Tierschutzseiten unterwegs) wird man diese nie lesen.
Das ist organisierte Rassendiskriminierung und hat schwere Folgen. Hunde, die nie jemandem was getan haben, wurden aus ihren Familien gerissen und getötet, noch heute brechen die Tierheime voller Listenhunde, die nur aufgrund ihrer Rasse fast unvermittelbar sind, weil die Auflagen für den normalen Menschen einfach zu hoch sind. Tausende liebevolle Familienhunde haben ihr Rudel verloren und kamen ins Tierheim, weil die teuren Hundesteuern nicht aufgebracht werden konnten.
Man kann nur immer wieder betonen, dass der Halter den Hund macht. Niemand kümmert sich darum, dass der verzogene kleine Papillon auf dem Schoß der alten Oma knurrt und schnappt, sobald sich jemand nähert - dabei unterliegt dieser Hund den gleichen Erziehungsfehlern wie ein beißender Schäferhund oder Pitbull. Der Schaden ist übrigens nicht größer und Listenhunde haben auch nicht mehr Zähne, was ja so gerne behauptet wird - ein Schäferhund hinterlässt bei einem Biss weitaus schlimmere Verletzungen als ein Pitbull, denn der hat nunmal nur 40 Zentimeter Schulterhöhe. Selbst der größte American Stafford richtet mit einem Biss nicht mehr Schaden an als ein gleichgroßer, gleichschwerer Hund. Das ist einfach Physik und von National Geographics auch bereits untersucht und bewiesen worden.
Ich wüsste auch nicht, wo einen "die Zähne eines Staffordshires anspringen" - man sollte die Hunde in Natura erleben und sich nicht die mit Photoshop bearbeiteten Zeitungsbilder anschauen, dann wird man ziemlich schnell bemerken, dass es völlig normale, extrem sensible und liebevolle Hunde sind, für die der Aufenthalt im Tierheim gleich doppelt schlimm ist.
Jeder Hund kann beißen - dafür hat er Zähne, darauf ist er genetisch gepolt. Es gilt mit einer konsequenten, liebevollen und erfahrenen Hand, einen Hund zu erziehen, dann gibt es auch solche Unfälle nicht. So lange es keinen Hundeführerschein gibt, der Halter einheitlich schult, wird es diese Unfälle immer geben. Und so lange Pit und Co. verboten sind, beißen eben die Retriever, die Border Collies, die Mischlinge und die Schäferhunde.
Für alles nähere empfehle ich Cesar Millan, der in Deutschland auch drei Bücher veröffentlicht hat - er räumt damit auf, was ein Hund wirklich benötigt, mit welcher Energie man einem Hund gegenübertreten muss und, was bei falscher Prägung aus jedem Hund (= Raubtier) werden kann oder wird. Kann die Bücher nur empfehlen und sie sind auch nicht so teuer, wer also Interesse hat, nur zu ;)