Faye konnte es kaum ertragen zuzusehen, wie ein Pokemon nach dem anderen besiegt wurde. Das Hundemon von Aaron schien schwerer verletzt zu sein, weiter hinten lag ein Panflam am Boden. Mit gemischten Gefühlen streichelte das Mädchen ihr Eneco. Das schlechte Gewissen nagte an ihr, andererseits überwog die Erleichterung, dass sie sich aus den Kämpfen heraushielt. Könnte sie es sich überhaupt verzeihen, ihre geliebten Pokemon einer solchen Gefahr auszusetzen? Aber es hatten tatsächlich fast alle gekämpft. Außer ihr selbst schien nur Susann, die zusätzlich Chad davon abgehalten hatte, auch noch sein Kirlia einzusetzen, auf keinen Fall kämpfen zu wollen. Beide unterhielten sich leise, anscheinend beschäftigten sie sich mit denselben Gedanken wie Faye, und das nicht gerade leise.
Das Mädchen konnte Susanns Stimme trotz des Lärmes um sie herum problemlos verstehen.
„… trotzdem kann ich nichts dagegen tun, weil ich meine Freunde nicht in Gefahr bringen werde. Für keine Ungerechtigkeit der Welt. Lieber werde ich eine notorische Lügnerin, schleime wo ich nur kann und ordne mich allem unter, als das ich zulassen würde, dass Grâce, Sol oder Acier wegen mir ernsthaft verletzt werden. Ich frage sie vor jedem Kampf ob sie kämpfen wollen und ich gebe ihnen jederzeit die Chance mich zu verlassen und frei zu sein, wenn sie das wollen. Sie sind mein Ein und Alles.
„Wieso könnt ihr das denn nicht verstehen!!!“
Am Ende schrie sie fast, unweigerlich zuckte Faye zusammen. Das blauhaarige Mädchen, das bisher eher abweisend auf sie gewirkt hatte, fiel laut schluchzend auf die Knie.
Wieder fühlte sich Faye hin- und hergerissen. Sie traute Susann nicht, die Geschichte mit dem Ei kam ihr komisch vor und hatte sie gerade nicht indirekt zugegeben, eine Lügnerin zu sein? Doch sie verstand sehr wohl. Das Bild des Rüpels mit seinem Skunkapuh, gegen den sie vorher gekämpft hatte, tauchte vor ihrem inneren Auge auf.
Langsam ging Faye zu Susann und kniete sich neben sie. Die Ältere bemerkte sie und das rosafarbene Kätzchen erst, als sie direkt neben ihr war. In ihren Augenwinkeln hingen Tränen.
„ Nicht jeder denkt so wie du. Man sollte Pokemon als fühlende Lebewesen behandeln, aber mancher sieht sie eben nur als Maschinen, kleine Roboter, die man rücksichtslos aufeinanderhetzen kann. Genau so denkt Team Rocket.
Ich bin erst gestern Abend auf diese Gruppe gestoßen, davor bin ich lange allein gereist: nur ich, Feurigel, Traunfugil, Schaloko und Eneco. Sie sind das Wichtigste in meinem Leben, ich würde sie niemals verletzen oder absichtlich in Gefahr bringen“, begann Faye und betrachtete lächelnd das Katzenpokemon, das sich an sie schmiegte. „ Das hier ist anders. Ich glaube nicht, dass Hera oder irgendjemand anderes seine Pokemon dazu zwingt zu kämpfen. Ich weiß ja auch nicht, ob es deswegen besser ist oder einfach nur verantwortungslos. Aber in diesem Fall muss jeder selbst entscheiden. Sie zu verurteilen, weil sie alles riskieren, um die drei legendären Hunde zu retten, wäre falsch.“
Unsicher wartete sie Susanns Reaktion ab. Bestimmt hatte sie es völlig falsch ausgedrückt, die Worte ließen sie schnöde im Stich. Würde die Blauhaarige trotzdem verstehen, dass sie sie hatte trösten wollen?
OT: @ Xi: Ich hoffe, die "Antwort" passt dir so. Faye ist nicht gerade Meisterin im Umgang mit ihren Mitmenschen