"Ich verstehe Wirtschaft besser, als Leute, die ihr ganzes Leben dazu forschen, und Filme besser, als die Leute, die sie gemacht haben."
- Gucky, 2022
Aber findest du es wirklich so unverständlich, dass Leute keinen Bock auf viele Arbeiten haben? Egal ob du in den meisten Büros oder an der Kassa (vor allem im Großhandel) sitzt etc., du kriegst oft nichts zurück, außer ein paar Scheinchen, damit du nicht verhungerst und dir ein bisschen was leisten kannst.
Vor allem ist es ja nun einmal so, dass da eine Vielzahl von Umständen zusammenkommen. Zum einen, in welche Arbeitsbereiche man gedrängt wird, zum anderen, dass höhere Bildung oft den Reichen vorbehalten ist und dass speziell auch in diversen Berufen unnötige Hürden dafür aufgebaut werden, wer sie ausführen darf. Ich denke da halt nur an meinen eigenen Ausbildungsbereich: Informatik. Ich kenne so viele Leute, die Informatik studiert haben, aber dennoch simpelste Programmieraufgaben nicht gebacken bekommen - und so viele Leute, die das Studium nicht haben, aber richtige Top Programmierer*innen sind. Fast so, als wäre es total mies, Jobeignung an Abschlüssen festzumachen.
Und Leute, die halt aufgrund von Behinderungen oder Ursprünglicher Arbeit keine Möglichkeit zu einer Ausbildung haben, sind halt auf ewig in irgendwelchen unterbezahlten Putz- und Kassenjobs fixiert, unabhängig von ihren Fähigkeiten und Talenten.
Ich sehe ja nichtsdestotrotz den Sinn finanzieller Vergütung, weil es auch viele wichtige Jobs gibt, die man meistens nur notgedrungen machen würde und nicht aus Liebe zur Arbeit. Aber hier müssen diese Jobs, vor allem systemrelevante Jobs, dementsprechend gut vergütet und gute Arbeitsbedingungen geschaffen werden.
Na ja, hier muss ich tatsächlich sagen, dass ich nicht glaube, dass wir da finanzielle Vergütung brauchen. Ich beziehe mich da auf das Buch "Bullshit Jobs" von David Graeber. Effektiv ist es so, dass sie Systemrelevanten jobs größtenteils Jobs sind, die tatsächlich auf eine intrinsische Art und Weise entlohnend sind - eben weil man dabei weiß, wofür man arbeitet. Da diese in der aktuellen Wirtschaft allerdings als "unwichtig" angesehen werden, da sie selten einen Gewinn erwirtschaften, sind diese eben aktuell unterbezahlt (was Graeber als "Shit Jobs" bezeichnet) - was eben auch der Grund ist, warum diese Jobs aktuell so massiv viele Arbeiter*innen verlieren.
In einer Gesellschaft, in der es eben nicht nur um die "Wirtschaft" (aka "Rich people Yacht money") geht, sondern um die Gemeinschaft, würden diese Jobs automatisch mehr Anerkennung erfahren - weswegen diese Jobs (zusätzlich zur intrinsischen Motivation) eben auch ihren Anreiz hätten.
Ich meine, wenn man drüber nachdenkt, ist es halt mit Kapitalismus eh schon irrsinnig, dass die Finanziellen Anreize eben nur für Bullshit Jobs (also Jobs, die wenig intrinsischen Sinn haben und einzig zum Schaffen von Kapital dienen, von denen der Arbeitende allerdings selbst nichts sieht - selbst wenn die Jobs besser bezahlt sind, als Shit Jobs) gegeben sind.
Ich finde sowieso, dass das Argument, Gewalt, Diebstahl und andere als illegal deklarierte Handlungen seien nicht die Lösung, in erster Linie das Argument der herrschenden Klasse ist, die vom Status Quo profitiert. Historisch betrachtet waren gewaltsame Revolutionen aber immer der effektivste Weg zur Besserung. Damit das aber effektiv und auf globaler Ebene gelingt, muss die Arbeiterklasse aber halt auch global mobilisieren, um das System zu kippen. Das scheitert aber zum einen am fehlenden Bewusstsein vieler, die sich mit dem System abgefunden haben und es als naturgegeben ansehen - sogar glauben, sie profitieren davon (ist ja gängig, dass die Mittelschicht die Armen blamed statt die Reichen), zum anderen aber auch, dass sich viele nicht ohne den nötigen backup aus der Gesellschaft trauen würden, Widerstand zu leisten, weil es heißt, "entweder klappt der Widerstand, oder ich lande im Knast oder bin tot".
Das!
Genau deswegen halte ich es eben auch für so wichtig, eben mehr Bewusstsein dafür zu schaffen, warum das System aktuell ungerecht ist und wie halt auch jede*r Einzelne unter dem aktuellen System massiv leidet (bis eben auf die finanzielle Elite)