Das Erbe der Drachen – Licht und Schatten

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  • Also, Maj...
    Es hat zwar länger gedauert aber jetzt habe ich ausreichend Zeit deine neues kap. zu kommentieren...


    Endlich wissen wir was sich in diesem ominösen Raum befindet...Ein riesiges Labor, gefüllt mit einer fast unendlichen Anzahl an Rocket-Forschern...Und natürlich noch Majs Erzfeind aus früher Kindheit und dessen Vater...Ein ganz toller Einfall, den hier glaube ich niemand vermutet hätte...
    Dafür dass Maj dann von einem Forscher während ihrer Planung des Angriffs gestört wurde, reagiert Maj wirklich gut und auch schnell...Ich wäre bestimmt dumm in der Gegend rumgestanden und wäre dann vom Forscher festgenommen worde...Mann, wie peinlich das wäre...Aber Maj machts ja besser...
    Dieser Professor Sebastian ist mir soo unsympatisch...Zuerst fiel mir das mit den ichs am Anfang gar nicht auf, aber als Maj es dann erwähnt hatte hab ichs auch gleich gesehen...Warum die letzten 3 dann nicht mit diesem Personalpronomen beginnen, ist mir genauso ein Rätsel wie Maj und Cynda...
    Die Stelle mit der violetten Kugel und der Verwandlung Majs hat mir wirklich sehr gut gefallen...Dass du dann die beschreibende Person wechselst ist eine äußerst gut gewählte Idee...Irgendwie klingt der Satz davor blöd...Egal, aber die Stelle im Text ist echt super...
    *nachdenk*
    Ah ja, ich glaube was Maj an diesem Abend im Pokécenter sieht, verändert, wie du bereits gesagt hast, die ganze geschichte und hat wahrscheinlich auch für sara eine große bedeutung...


    Freu mich schon aufs nächste kap.
    Lg FF

    _.~°~._
    Manchmal im Leben, passieren Dinge, die man später bereut, doch führen sie alle früher oder später
    zu der Erkenntnis, dass wir nur die Marionetten des Schicksals sind.

    °~._.~°
    -~°Kinder des Olymp°~-


  • 19. Kapitel: Wind und Wasser


    [align=justify]Es regnete in Strömen. Besser gesagt, es schüttete, als ob sich Kyogre dazu entschlossen hätte, den Planeten völlig zu überschwemmen, Groudon aber nicht eingreifen konnte – oder wollte. Der Feldweg, der die Landschaft durchschnitt, hatte sich längst in ein endloses schlammiges Band verwandelt, sodass man darauf nur schwer vorwärtskam, denn immer wieder versank man bis zu den Knöcheln in den Schlammlachen, von denen der sogenannte Weg gepflastert war. Deshalb liefen Sara und ich auch nicht auf diesem Pfad, sondern daneben, wo das von den Wassermassen niedergedrückte Gras dem Untergrund zumindest ein wenig Festigkeit gab. Dennoch reichten die Schlammspritzer auf meiner Jeans bis hinauf zu den Knien, alles von den Knöcheln abwärts war schlammig braun gefärbt. Meine Haare hingen strähnig herab, als ob ich sie schon wochenlang nicht mehr gewaschen hätte. Kurzum, das Wetter war so scheußlich, dass Solniza sogar beschlossen hatte, in ihren Pokéball zu gehen, was ich durchaus verstehen konnte. Die Glückliche brauchte sich so zumindest nicht mit dem Schlamm herumschlagen.
    Dennoch störte mich der Regen nicht, im Gegenteil: Ich war sogar recht zufrieden mit ihm, denn ich mochte die vom Himmel strömenden Wassermassen aus irgendeinem unerfindlichen Grund. Eigentlich war es ja ein Widerspruch zum Fluch, doch hatte ich Regen zuvor zwar recht nett gefunden, nun jedoch konnte ich ihn mehr leiden. Ob es wohl daran lag, dass er vom Prinzip her dem Duschen, meiner nun einzigen Möglichkeit mich ohne Angstzustände zu waschen, ziemlich ähnlich war? Es war mir einfach unbegreiflich.
    Meiner Reisebegleiterin, die auf der anderen – rechten – Seite des Weges ging, behagte der Regen allerdings überhaupt nicht. Immer wieder griff sie mit den Händen nach ihren Zöpfen, als ob sie sie stützen wollte. Dabei machte sie einen etwas verzweifelten Eindruck. Stillschweigend beobachtete ich sie, bis ich es nicht mehr zurückhalten konnte: „Was machst du denn mit deinen Haaren, wenn ich fragen darf?“
    Vollkommen verwirrt blickte sie mich an, bevor sie eine Antwort gab: „Ich habe Angst, dass sie nicht so halten, wie sie sollen.“
    Ich lächelte wissend. „Haargel?“, murmelte ich.
    Sie blieb so abrupt stehen, dass ich ein paar Schritte weiterging, ohne zu bemerken, dass sie zurückblieb, bevor ich mich überrascht umdrehte. „Gel ist doch nur für Jungs. Nein, ich verwende Taft. Dreiwettertaft, um genau zu sein.“
    Ich konnte über diese Aussage nur den Kopf schütteln. Warum nur verwendeten so viele Menschen chemische Produkte, um ihre Haare in verschiedensten Versionen aufzustellen? Sara mit ihren Zöpfen, mein kleiner Bruder mit... Ich brach den Gedankengang ab, versuchte, wieder über Haare nachzudenken. Wozu war dieses ständige Haaraufstellen nur gut? Es war mir einfach unbegreiflich, wie diese Sparte des Kosmetikmarkts funktionierte. Wie nur konnte ein Mensch auf die Idee kommen, einen solchen Haarfestiger, sei es nun Gel, Spray oder Taft, zu entwickeln, und warum nur wurde dieses Zeug auch gekauft und immer wieder verwendet, bis es nachgekauft werden musste? Es wäre sicherlich ein interessantes Experiment, sämtliche Produkte dieser Art für einen gewissen Zeitraum vom Markt zu nehmen. Was würde danach passieren? Würden die Konsumenten einen ganzen Vorrat anlegen, um gegen eine weitere solche Situation gerüstet zu sein? „Wenn du Dreiwettertaft verwendest, dürfte der Regen doch kein Problem sein, oder? Soweit ich weiß, sollte er bei Sonne, Regen und Wind halten“, fragte ich anstatt der Äußerung meiner Missbilligung mit Unschuldsmiene. Mir stand es nicht zu, Sara ihrer Haarprobleme wegen zu kritisieren. Es war ihre Entscheidung, wofür sie ihr Geld verwendete.
    Die junge Koordinatorin seufzte. „Trotzdem... ich bin einfach unsicher, ob der Taft so starken Regen auch aushält.“
    Ich überblickte finster die verregnete Landschaft, in der kaum mehr als die Konturen eines Waldes in der Nähe zu erkennen waren, ansonsten sah man nur regennasse grüne Wiesen und den grau verhangenen Himmel. Dann starrte ich zu Boden, sah den schlammigen Weg an. Direkt neben meinen Füßen befand sich eine schmutzig braune Wasserlache, auf deren Oberfläche die hinauffallenden Tropfen aufspritzen, versuchten, um sich herum konzentrische Kreise zu ziehen, bevor der nächste den Plan zerstörte, indem er selbst das gleiche versuchte. Ein nie enden wollender Zyklus, zumindest so lange der Regen anhielt... „Im Wald ist es vermutlich etwas geschützter, und wie es aussieht, führt der Weg - sofern man die Schlammpiste als einen solchen bezeichnen kann - geradewegs dort hinein. Wenn wir - das heißt du - Glück haben, gibt es in der Nähe eventuell auch ein Pokémoncenter. Ich will es aber nicht riskieren, jetzt den Reiseführer herauszuholen, denn bevor ich die richtige Seite gefunden hätte, wäre sie vor lauter Regenwasser schon unleserlich gemacht worden. Bei diesen Lichtverhältnissen könnte man eine Karte aber sowieso nicht lesen - oder hast du zufälligerweise Schirm und Taschenlampe dabei?“, fügte ich noch provokant hinzu, als Sara erneut nach ihren Zöpfen griff. Dann marschierte ich weiter. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, zusammen mit einer Zehnjährigen auf eine Reise zu gehen? Ich war doch vollkommen naiv gewesen, diese Reise könnte fröhlich verlaufen. Aber Selbstzweifel brachten mich genauso weiter wie ironisches Eigenlob - nämlich überhaupt nicht. Also konnte ich nichts weiter Sinnvolles tun, als mit einer Koordinatorin, die nichts anderes als ihre Frisur im Kopf hatte, im Nacken neben diesem sogenannten Weg zu gehen und dabei über Haare nachzudenken. All das noch bei so starkem Regen, dass man kaum zehn Meter weit sehen konnte. Es war doch einfach sinnlos...


    Im Wald war der Regen tatsächlich ein wenig abgeschwächt, dafür sammelten sich die Tropfen auf den Blättern der Bäume, bevor sie zu Boden fielen. Dadurch waren sie um einiges größer als die auf der Ebene. Doch auch der Weg war besser für solches Wetter geeignet, er war übersät von größeren Kieselsteinen, gerade in der richtigen Größenordnung, um Schutz vor dem Einsinken zu bieten, ohne Angst haben zu müssen, man könnte ausrutschen. Hinzu kamen die von den Bäumen abgeworfenen Blätter, die ihn ebenfalls bedeckten, zumindest so lange, bis sie irgendwann von Bakterien zu Humus verarbeitet wurden. Es war also recht angenehm, diesen Pfad benutzen zu können, vor allem, wenn man vorher durch Gras gegangen war.
    Außerdem hörte man nun auch das Prasseln des Regens, wenn er auf die Blätter traf, was beruhigend auf mich wirkte. Nichts - außer von Wasser umgeben zu sein - machte mich so nervös wie das Fehlen jeglicher Umgebungsgeräusche, wie es vorhin auf dem ungeschützten Weg der Fall gewesen war. Das Gras hatte jeden einzelnen Regentropfen stillschweigend geschluckt, das Platschen auf den Wasserlachen war kaum wahrzunehmen gewesen. Noch nun... auch wenn es nur ein äußerst monotones Geräusch war, wirkte es beruhigend auf mich.
    Als wieder einmal ein Tropfen auf meiner Nase landete, verzog ich genervt das Gesicht und spähte nach oben in die Baumkronen - woraufhin ich sofort eine ganze Menge Wasser abbekam. Ich seufzte auf, wie lange der Regen wohl noch andauern würde? Zwar liebte ich ihn beinahe, aber was zu viel war, war zu viel. Kurz zögerte ich, blickte zum Stamm eines Baumes, der gleich neben mir wuchs... besonders hoch war er nicht, noch dazu hatte er tiefhängende, aber dennoch kräftige Äste. Noch einmal schaute ich prüfend nach oben, dann machte ich ein, zwei Schritte auf den Baum zu und kletterte hinauf.
    Einen regennassen Baum hinaufzuklettern war schwieriger als einen trockenen zu erklettern, da man bei Weitem weniger Halt an der nassen Rinde finden konnte. Doch gerade jetzt kam mir ein kleiner Nervenkitzel recht gelegen, zu langweilig war es, im nicht enden wollenden Regen zu trotten. Dennoch war es recht einfach, bis hinauf zum tropfenden Blätterdach zu klettern, denn trotz der Tatsache, dass der Wald im Allgemeinen aus recht niedrigen Bäumen bestand, waren selbst die obersten Äste dick genug, um mein Gewicht tragen zu können, ohne in besonderem Maße nach unten zu federn. So konnte ich meinen Kopf recht bald, nachdem ich auf den untersten Ast gestiegen war, aus dem Blätterdach streckten.
    Außer einem unendlichen dunkelgrünen Meer aus Bäumen, das vollkommen vom Regen verschleiert war, erwartete ich nichts zu sehen. Doch war mir, als ob ich in weiter Ferne tatsächlich die ersten Lichter von Teak City erkennen konnte, was eigentlich gar nicht sein konnte. Schließlich waren wir doch erst den zweiten Tag von Viola City aus unterwegs, und der Karte nach hatte ich die Entfernung auf eine gut dreitägige Wanderung eingeschätzt. Den PokéCom zu Rate zu ziehen wagte ich jedoch nicht, denn ich wusste nicht, wie viel Wasser die empfindliche Elektronik des Gerätes aushielt, lieber ließ ich es gut eingepackt in meiner Tasche. Sicher war sicher – und eine angenehme Überraschung eine nette Sache. Aber konnte die Lichteransammlung nicht einfach etwas anderes, vielleicht eine Gruppierung von Häusern mitten im Wald, sein? Ich kniff die Augen zusammen, um besser durch den Regen spähen zu können. Nein, dafür war die beleuchtete Fläche zu groß. Es musste eine Stadt sein, und die einzige, die in Frage kam, war nun eben Teak City.
    Ich wollte schon wieder nach unten klettern, als ein blaues Leuchten ganz in der Nähe meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es schien sich nicht um eine besonders große Fläche zu handeln; annähernd eine Kugel mit einem Radius von vielleicht einem Meter. Doch faszinierte mich dieses Licht, so mystisch, so geheimnisvoll wirkte es. Die Stelle, an der es sich befand, schien recht nahe am Weg zu liegen, die Gefahr, sich zu verlaufen, war also relativ gering. Und selbst wenn... wozu beherrschte Solniza denn Teleport? Auch wenn sie wohl nicht gerade besonders glücklich sein würde, ihren trockenen Pokéball zu verlassen, so gut kannte ich sei schon längst.
    Geschickt hangelte ich mich so schnell als möglich die Äste hinunter, machte mir nicht mehr die Mühe, die untersten beiden Äste zu verwenden und sprang aus einer Höhe von gut anderthalb Metern ab. Meine Knie gaben, kaum war ich auf dem Boden angelangt, nach, sodass ich nach vorne auf die aufgeweichte Erde fiel. Ich konnte mich gerade noch mit den Händen abstützen, doch spritzte das Regenwasser, das der Boden noch nicht aufnehmen hatte können, auf. Einiges des schlammig braunen Wassers landete auf meinem Gesicht, außerdem hörte ich neben mir Sara aufschreien.
    Ich stand auf und wischte den Schlamm von meinen Handflächen auf die Jeans, die inzwischen so dreckig war, dass ein bisschen Schmutz mehr oder weniger eigentlich überhaupt nichts mehr ausmachte. Ob die Hose überhaupt wieder komplett sauber sein konnte? Selbst wenn ja, würde wohl ein einziger Waschgang nicht ausreichen, außerdem war zu bezweifeln, dass ihre Farbe in diesem Maße erhalten bleiben würde. Wieder einmal schien nicht mein Tag zu sein.
    Als meine Hände wieder halbwegs annehmbar waren, wandte ich mich Sara zu. „Was ist denn mit dir los?“, fragte ich sie ohne großes Interesse. Die Antwort konnte ich mir schon denken.
    „Wegen dir hat meine Hose ein paar Schlammspritzer abbekommen!“, ereiferte sie sich.
    Ich seufzte, denn genau das hatte ich erwartet. „Der Weltuntergang“, meinte ich ironisch, bevor ich hinzufügte: „Sie dir einmal meine Jeans an, bevor du dich so aufregst! Ist nämlich nicht sonderlich gut für den Blutdruck, soweit ich weiß.“
    Entrüstest musterte sie mich einen Augenblick, bevor ihre Augen über meine Beine wanderten und dabei immer größer wurden. Tat sie nur so oder war es ihr tatsächlich noch nicht aufgefallen? Nur mit Mühe konnte ich es mir verkneifen, seufzend den Kopf zu schütteln. Sara war schon recht seltsam – manchmal so mitteilsam, so fröhlich, offen, hilfsbereit – und manchmal wieder nur mit sich selbst beschäftigt wie gerade eben. Dabei standen ihre Zöpfe wie immer vom Kopf ab. Nun gut, vielleicht war die Farbe durch die Regennässe einige Nuancen dunkler geworden, doch an das tiefe Dunkelblau meiner Haare kam ihre Frisur bei Weitem nicht an. „Oh“, brachte sie schließlich heraus, mehr nicht.
    Trocken und vollkommen nicht amüsiert lachte ich auf. Das war also alles, was ihr einfiel? Nun, es sollte mir recht sein. „Teak ist näher, als ich gedacht habe. Mit etwas Glück sind wir heute noch dort“, teilte ich ihr schließlich mit. „Außerdem habe ich ein hochinteressantes bläuliches Leuchten gesehen, das sich ganz in der Nähe, noch dazu fast direkt am Weg, befindet. Ich denke, es könnte einen genaueren Blick wert sein.“
    Meine Reisebegleiterin starrte mich nur fasziniert an. „Etwas Geheimnisvolles? Das müssen wir uns ansehen! Ich meine, du hast ja schon mehrere interessante Dinge gesehen, die Kugel und all das andere Zeug, aber ich hab ja noch nichts gesehen... Komm! In welche Richtung müssen wir?“, stieß sie vollkommen durcheinander hervor. Warum nur war das Mädchen immer so leicht zu beeindrucken? Das Leuchten konnte einen ganz einfachen Grund haben, zum Beispiel konnte dort ein Schwarm Volbeat balzen... Doch irgendetwas sagte mir, dass dem nicht so war. Sondern...
    Rayquaza, weißt du etwas darüber?, stellte ich plötzlich eine Frage, die der legendäre Drache natürlich unbeantwortet ließ und damit meine Theorie, die mir plötzlich gekommen war, festigte. Zwar fehlte noch der eisige Nordwind, wie er so oft über Ebenholz blies, doch würde er wohl noch aufkommen, näherten wir uns dem Licht. Hinzu kam der Regen... „Wetten, dass es dort eine Quelle gibt?“, fragte ich plötzlich und lächelte. Sara, die bereits ein paar Schritte weit gegangen war, drehte sich erstaunt um.
    „Was?“, fragte sie begriffsstutzig.
    Mein Blick verlor sich in den vom Himmel fallenden Wassermassen. „Überleg doch einmal ... Regen ... Licht ... wenn nun noch Nordwind aufkommt und sich dort tatsächlich eine Quelle befindet, kann nur ein einziges Pokémon der Urheber sein.“
    Die junge Koordinatorin begriff immer noch nicht. „Und was für eines?“, wollte sie wissen.
    Ich grinste sie nur schelmisch an. „Das... wirst du noch sehen. Aber eigentlich ist es doch ganz logisch... Aber warum zeigt es sich? Es ist mir unbegreiflich...“
    Sara starrte mich nur verwirrt an, bevor sie sich umdrehte und dem Verlauf des Pfades folgte.


    Die Lichtung war vollkommen von dem blauen Licht erfüllt, als ich mich ihr näherte. Sara stand noch im Schatten der Bäume, jedoch war dank des Gegenlichtes nur ihre Silhouette zu erkennen. „Na, schon was entdeckt?“, fragte ich einfach, als ich mich neben die junge Koordinatorin stellte.
    Eigentlich war es doch nur eine rhetorische Frage, denn das Bild, das sich mir bot, war unvergesslich. Das, was gewirkt hatte wie eine Lichtung, war in Wirklichkeit ein Teich mitten im Wald. Scheinbar auf der Wasseroberfläche stand ein vierbeiniges, schlankes Pokémon, das mich um ein gutes Stück überragte. Von einem Schleier auf seinem Rücken schien der mystische Lichtschein auszugehen, der von Kristallen, die seinen Körper bedeckten, reflektiert wurde und so den Eindruck erweckte, als würde das ganze Pokémon strahlen. Hinzu kam, dass auch das Wasser des Teiches einen wesentlichen Teil an der Verbreitung des Lichtes beitrug. Dennoch erkannte ich es aufgrund der vielen Abbildungen, die in den Büchern des Labors zu finden waren.
    Suicune, die Wiedergeburt des Nordwindes. Bei einem Feuer im Bronzeturm Teak Citys zusammen mit Raikou und Entei gestorben, doch von Ho-oh wiederbelebt. Seither zogen diese drei nun legendären Raubkatzen durch die Welt, doch zeigten sie sich den Menschen nur äußerst selten. Und die Erscheinung, die dort über dem Teich zu schweben schien, das war mir sofort klar geworden, war im Gegensatz zu dem Entei, das die Kugeln beschworen hatten, echt. Nicht ein Trugbild, ein Abbild des Lebendigen, sondern das einzige Wahrhaftige. Das einzig wahre Suicune, das schon so viele gesucht und niemals gefunden hatten, obwohl sie der Suche ihr ganzes Leben verschrieben hatten. Und nun war es mir gerade möglich, einen Blick auf es zu werfen.
    Doch ich spürte es tief in meinem Innersten, wusste, dass das Wesen nicht auf mich gewartet hatte, sondern auf meine Reisebegleiterin. Warum dem so war, konnte ich mir zwar nicht erklären, aber war es mir im Augenblick auch äußerst egal, denn zu gebannt war ich von der Schönheit Suicunes. Weder Solniza noch das Abbild des Enteis kamen gegen die Eleganz des Legendären an, auch keines der heiligen Dragonir, die die Drachenhöhle ihre Heimat nannten, oder ein anderes Pokémon. Es schien mir, als ob es das vollkommenste Wesen der Welt war, war so überrascht, dass ich meinen Blick nicht von ihm abwenden konnte.
    Ich war so gebannt vom Anblick der Gestalt, dass ich kaum bemerkte, dass das Licht langsam abflaute und der Schleier seine Farbe, ein königliches Violett, offenbarte. Im gleichen Maße nahm auch der Regen ab, die Nässe des Bodens blieb natürlich erhalten. Doch nun erst fiel mir auf, dass die Tropfen die Oberfläche des Teiches nicht einmal berührt hatten; das Wasser war vollkommen ruhig gewesen, und nicht einmal jetzt, als das legendäre Pokémon einige Schritte auf die junge Koordinatorin zuging – nein, schwebte – und bei jeder Bewegung der nicht einmal kalte Nordwind aufkam, blieb der Teich vollkommen glatt, als wäre er zugefroren. Oder war das Wasser in Wirklichkeit nur eine Illusion, heraufbeschworen von Suicune, wie es auch oft in den Legenden beschrieben wurde?
    Langsam kam die legendäre Raubkatze auf Sara zu, die wie in Trance vorsichtig ihre Hände mit den Handflächen nach oben vorstreckte, mit ihnen eine Schale auf Höhe von Suicunes Maul bildete. Es gibt keine Zufälle, schoss mir, wie so oft, durch den Kopf. Nein, es war kein Zufall gewesen, dass ich beschlossen hatte, zusammen mit Sara loszuziehen, ich, die die Auserwählte der Drachen war. Alle Legendären waren eng miteinander verknüpft, sie hatten noch dazu die Eigenschaft, die Schicksale der Menschen, mit denen sie verbunden waren, zu verflechten. Und das Mädchen neben mir war gerade dabei, ein Bündnis auf ewig mit Suicune einzugehen, ein Bündnis, das sich von dem, das ich mit Rayquaza eingegangen war, unterschied. Denn es war ein Pakt der Gleichberechtigung, der von Wesen zu Mensch gefestigt wurde, nicht mithilfe eines Artefakts wie der Grünen Kugel. Und wer wusste schon, was noch auf Sara wartete? Niemand, nicht einmal solche Pokémon, von denen behauptet wurde, sie könnten die Zukunft voraussagen, konnte mit Sicherheit alle kommenden Ereignisse vorausahnen, denn es reichte ein einziges Ereignis, das ein wenig anders ablief, eine Sache, die nicht stattfand, und schon konnte es passieren, dass alles über den Haufen geworfen wurde. So, wie es hieß, dass es keine Zufälle gab, so war auch vorausbestimmt, dass kein Schicksal unveränderlich in Stein gemauert war.
    An der Schnauze der legendären Raubkatze, die sie inzwischen auf die Hände des Mädchens gelegt hatte, leuchtete etwas Kleines so blau auf, wie vorhin Suicunes gesamter Körper geleuchtet hatte. Sara zuckte zurück, als ob die Berührung Schmerz ausgelöst hätte. Oder war es das Legendäre gewesen, das den Kopf zurückgezogen hatte?
    Ich registrierte, wie sich Suicune umdrehte – und mit einem einzigen Sprung war es zwischen den Bäumen des Waldes verschwunden. Außerdem setzte der Regen wieder mit der gleichen Intensität wie zuvor ein, der Wind allerdings flaute ab. Zur Sicherheit blieb ich in Entfernung zum Teich, auf dem man nun erkennen konnte, wie die Tropfen konzentrische Kreise bildeten, die wieder und wieder von anderen überlagert wurden, als ich die kurze Distanz hinüber zu Sara zurücklegte, auf deren Handflächen das blaue Licht, welches sie erstaunt ansah, noch immer leuchtete.
    Neugierig spähte ich auf ihre Hände, doch sah ich zuerst nichts, bis das Leuchten schließlich sanft abklang. Nicht ein Gegenstand lag dort, sondern prangte mittig auf der linken Handfläche ein rhombenförmiges Zeichen in einem gleißenden Weiß, das aussah wie die Muster auf Suicunes Körper, das Zeichen, dass das Bündnis zustande gekommen war. Saras Schicksal schien eine interessante Wendung genommen zu haben. Wie sehr die legendäre Raubkatze das Leben des Mädchens, wenn nicht sogar sein Wesen verändern würde?
    Die Koordinatorin blickte mich an, und in ihren Augen erkannte ich ein Selbstvertrauen, das zuvor nicht zu spüren gewesen war. Ich bemerkte einen leichten Schauer auf meinem Rücken. Anscheinend hatte die Veränderung schon begonnen...
    In stiller Übereinstimmung schweigend setzten wir unseren Weg durch den Wald im strömenden Regen fort.


    Gegen Abend hatten wir Teak City tatsächlich erreicht. Viel konnte man von der Stadt nicht erkennen, denn noch immer stürzten wahre Sturmfluten vom Himmel. Im nordöstlichen Teil konnte man jedoch einen Turm, wohl den Zinnturm, einem einsamen Zahnstocher gleich hoch in den wolkenverhangenen Himmel aufragen sehen. Ansonsten jedoch war der Ort nur als Lichtermeer auszumachen, so sehr verschleierte der Regen die Sicht. Das Pokémoncenter war glücklicherweise ganz in Nähe der Straße, die nach Teak führte, noch dazu war es rot beleuchtet. Um eine idyllische, wenngleich recht große Stadt schien es sich zu handeln, die noch dazu auf eine bewegte Vergangenheit voller Legenden zurückblicken konnte. Kein Wunder also, dass die Arena auf Geister spezialisiert war, denn kaum ein Typ war wohl besser geeignet in einer Stadt, in der die meisten Gebäude noch in einem äußerst traditionellen Stil erbaut waren.
    Als die Glastür zur trockenen Eingangshalle des Centers aufging, waren meine Gedanken nur mehr damit beschäftigt, welche Pokémon ich im Kampf wohl einsetzen würde.

  • Huhu Maj,
    Freut mich schon wieder ein neues Kapitel von dir zu lesen. Die Sache mit dem Profi Bereich, kein Problem. ^.-


    Wahnsinn Maj, du steigerst dich wirklich immer weiter. Allein schon der Anfang dieses Kapitels war wieder eine Sinfonie (frag mich nicht wie ich gerade darauf komme) aus Buchstaben. Der Vergleich mit Kyogre und Groudon am Anfang, die ja für die Meere und die Kontinente stehen, war wirklich passend. Sehr schön, wie du die Legendären in die Story einbringst, selbst wenn du sie nur erwähnst. Überhaupt waren deine Beschreibungen hier wieder sehr passend. Sehr schnell hat sich vor meinem geistigen Auge ein Bild gezeichnet, der Regen der herniederfiel und der schlammige Boden, ja kein Wunder das Majs Hose völlig durchweicht wurde. Das Sara so sehr auf ihr Aussehen bedacht ist, ist mir bisher noch gar nicht aufgefallen, aber dieser Satz war einfach zum rofln.

    Zitat

    „Gel ist doch nur für Jungs. Nein, ich verwende Taft. Dreiwettertaft, um genau zu sein.“

    *lol* Als ich das gelesen habe musste ich einfach lachen. Sehr amüsante Stelle. :3
    Komisch, dass sich bei Maj dann alles um Haare und Haarpflegeprodukte gedreht hat, zumindest hat es sie eine ganze Weile beschäftigt. Solniza hatte es aber wirklich gut, kein Wunder, bei dem Wetter wäre ich vermutlich gar nicht aus dem Haus gegangen. Die Beschreibung des Waldes ist dir hier wieder sehr gut geglückt, wahnsinn wie du hier den Regen beschrieben hast. Auch wie Maj auf den Baum geklettert ist hast du so beschrieben, dass ich mir das richtig vorstellen konnte, obwohl ich jetzt nicht täglich und schon gar nicht bei Regen, auf Bäumen sitze. Überhaupt hast du den Regen hier sehr gut eingebracht und bist auch darauf eingegangen, so hat Maj vorausschauend keine Karte rausgeholt und auch den PokéCom nicht benutzt, das Wasser wäre beidem wirklich nicht gut bekommen, denke ich. Deine Beschreibung von Suicune war absolut perfekt. Du hast dem Nordwind richtig Leben eingehaucht und es richtig treffend beschrieben, schön das du auch hier wieder die Raubkatzen erwähnt hast und nicht versehentlich Hunde geschrieben hast. :3 Das hätte ja passieren können, aber du scheinst immer sehr gut den Überblick über deine Geschichte zu haben. Dann bekommt Sara also doch noch eine größere Rolle in der Story, schließlich hat sie ja jetzt eine Art Bund mit Sui geschlossen. Freut mich, das uns die junge Koordinatorin so schnell nicht verlassen wird, irgendwie mag ich sie, kein Wunder du beschreibst sie auch so richtig lebendig. Wie die zehnjährigen halt in unserer Zeit so ticken, bringst du sehr gut rüber. Hier muss ich wieder auf die Sache mit dem Taft hinweisen, bei der ich echt lachen musste. :3 Die beiden passen sehr gut zusammen, Sui und Sara denke ich und die Idee mit dem rhombenförmigen Zeichen ist richtig gut. Außerdem ist es bei Eragon ja auf dem Handrücken, wenn ich mich recht erinnere, aber das kann auch falsch sein. Wie auch immer, das in die Story einzubauen finde ich gut. ;3
    Teak City haben sie also erreicht und Maj ist schon wieder auf den Arenakampf fixiert. Die Reihenfolge ist aber doch ein wenig anders oder? Aber gut, bei dir ist auch kein Mogelbaum im Weg, das einen nicht nach Teak City lässt. (Ach, wie ich doch das erste Mal mich über diesen merkwürdigen Baum im Spiel gewundert habe, schöne Erinnerung :3)


    Negatives gibt es eigentlich gar nichts, von den paar Fehlern die ich gefunden habe mal abgesehen. Du steigerst dich wirklich mit jedem Kapitel und deine Beschreibungen werden immer besser und lebendiger. Du schreibst recht lange, verschlungene Sätze, die aber die Szenen nur noch besser beschreiben.


    Freu mich schon sehr auf das nächste Kapitel. :3


    lg Cynda

  • Hallo Maj. Da diese Story wohl nicht umsonst für den Profi-Bereich vorgeschlagen wurde, habe ich mich nun getraut zu lesen und glaub mir: Ich bin begeistert, aber dazu gleich mehr.


    Allgemeines
    Der Titel klingt angemessen für eine Fantasystory, verrät nicht zu viel und macht durchaus Lust auf mehr.
    Der Startpost sagt das Wichtigste aus, ohne zu übertreiben und ist gut gegliedert, wenngleich mich die Spoiler etwas stören, aber das ist dann Geschmackssache. Eine Genre-Übersicht wäre trotz allem gerne gesehen, auch wenn ich da irgendwo herauslesen konnte, dass es Reise und Fantasy sind.
    So, mehr fällt da eigentlich auch nicht hinein, weshalb ich gleich zur Story an sich übergehen möchte.


    Story
    Ich möchte hier nicht auf die ganze Geschichte eingehen, da es doch etwas viel ist, sonder nur auf das neue Kapitel. Allgemein sei jedoch gesagt, dass dieses eher schlechter ist als die vorherigen, da es doch mehr auf ein Übergangskapitel geht, was aber nicht zwingend schlecht ist.
    Nun, was gleich einmal auffällt, ist die Tatsache, dass deine Kapitel lang sind. Seeehr lang, jedoch fällt das nicht negativ auf. Im Gegenteil, es liest sich sehr flüssig, ist gleichermaßen spannend und am Ende eines Kapitels möchte man am Liebsten sofort weiterlesen. Du weißt mit jeder Art von Beschreibung umzugehen und das sticht doch besonders hervor. Ebenfalls weißt du die nicht oft zu sehende Ich-Erzählung wirklich gut anzuwenden, was ich dir hoch anrechne.
    Bei der Situation im Regen gehst du sehr genau auf Majs Gedankenwelt ein und schreibst über Relevantes, aber ebenso über Unsinniges, wie etwa die Sache mit dem Haargel. Ist man dem eher abgeneigt, hätte so wohl jeder gedacht, was der Story wiederum einen individuellen Stil verleiht. Soll heißen, man kann sich sehr mit den Charakteren verbinden, da sie äußerst menschlich denken und nicht wie eine leblose Puppe handeln. Was mich gleich auf die Charaktere bringt: Diese sind bisher wirklich gut und liebevoll ausgearbeitet und haben ebenso Wiedererkennungswert. Ein wichtiger Punkt, den du beachtet hast und das Niveau der Story gleich noch einmal erhöht.
    Das Erscheinen von Suicune ist dir gelungen, durchaus. Jegliche Art von Gefühl, Verbundenheit und dergleichen kam so gut rüber, dass es kaum in Worte zu fassen ist. Jedoch wäre es vielleicht besser gewesen, auch aus der Sicht Saras zu schreiben, da sie ja dieses Bündnis eingegangen ist. Allzu mutig wird sie dem ja nicht gegenübergestanden haben und demzufolge wären auch ihre Sinne wie benebelt von dem Augenblick gewesen. Kurz: Es hätte noch mehr zur Atmosphäre beigetragen.
    Der letzte Absatz, der von Teak City handelt, war mir persönlich zu abgehackt. Klar, im strömenden Regen erst einmal ins Center zu fliehen ist verständlich, aber dass Majs einzige Gedanken dem Arenakampf gelten, war etwas komisch. In der Situation mag man an alles denken, nur nicht an das, finde ich. Ansonsten wirkt es etwas vernachlässigt, so als ob du es schnell hinter dich bringen wolltest.


    Nun gut, ich muss sagen, dass ich wirklich begeistert bin von deiner Story und mit Recht behaupten kann, dass diese den Profi-Bereich mehr als verdient. Neben Cynda und mir haben auch Rexy und Aka dafür gestimmt, weshalb dem Verschieben nichts mehr im Wege steht. Darum wird sich Minou kümmern, die ebenfalls angetan davon ist.
    Soweit wars das von mir. Ich freue mich auf die weitere Entwicklung deiner Geschichte und werde auch weiterhin mitlesen.

  • Nein, ein neues Kappi gibt es leider nicht, da ich in den Ferien kaum einen klaren Gedanken für das 20. Kappi fassen konnte - meine Fantasie geisterte irgendwo in weiter fortgeschrittenen Teilen herum, und nun, wo der Jänner in der Schule gekommen ist, ist meine Zeit recht begrenzt. Es kann bis zum neuen Kappi noch etwas dauern, deshalb werde ich gleich einmal auf eure Kommis eingehen, solange ich Zeit dafür habe.


    Evoli & Fukano, wie ihr seht, sind die meisten euer Kommis gelöscht worden, da die FS sich nun im Profi-Bereich befindet. Sollte sich die Länge nicht ändern, seh ich schwarz für euch, ihr könnt allerdings auch per PN oder in meinem Gästebuch kommentieren, es ist euch überlassen. Auf eure Kommis zum 19. Kappi kann ich dennoch eingehen, gelobet sei die Notizen-Funktion!






    So, und das war's einmal dazu. Wann das 20. Kappi endlich kommt, wird sich zeigen.
    LG, Maj

  • Endlich ist es da, das 20. Kapitel, das erste Kapitel, das ich onstelle, seitdem sich die Story im Profi-Bereich befindet und außerdem das erste Kapitel im Jahre 2010, deshalb ein schönes neues Jahr euch allen, auch wenn wir schon wieder Mitte Jänner haben. Und schon wie das vorletzte Kapitel trägt es einen lateinischen Titel. "Tabula rasa" ist eine Redewendung, die wörtlich "geglättete Tafel" bedeutet - im alten Rom wurde ja auf Wachstafeln geschrieben, gelöscht wurde etwas, indem es mit der Rückseite des Griffels, mit dem geschrieben wurde, darübergefahren wurde. Im übertragenen Sinne bedeutet "tabula rasa" "reinen Tisch machen", "Solnicae" ist der lateinische Genetiv von "Solniza". Der Titel bedeutet also soviel wie "Die geglättete Tafel Solnizas". Worauf genau es sich bezieht, werdet ihr wohl noch lesen.
    Die Länge im Word-Dukument beträgt übrigens etwas mehr als sechs Seiten, es ist also ein recht langes Kapitel.


    20. Kapitel: Tabula rasa Solnicae


    Auch am nächsten Tag fiel Regen vom Himmel, jedoch war es kaum mehr als feiner Niesel. Der Himmel verschüttete noch seine letzten Reserven, bevor sich die Wolken auflösen würden und sich die Sonne erneut zeigen würde. Inzwischen bildeten sich über dem nahegelegen Meer sicherlich wieder neue Wolken, die das Wasser, das sich für kurze Zeit in ihnen befinden würde, wohl wieder verschütten würden. Ein ewiger Kreislauf, der, solange das nasse Element auf der Erde vorhanden war, nie enden würde. Lebensnotwendig für Pflanzen, äußerst unangenehm für Reisende, sofern kein befestigter Weg vorhanden war.
    Doch glücklicherweise befanden wir uns nun in einer Stadt, in der sämtliche Straßen entweder gepflastert oder asphaltiert waren. Diese waren gesäumt von traditionellen ebenerdigen Holzhäusern, deren Außenwände mit allerlei Schnitzereien verziert waren. Was genau dargestellt wurde, konnte ich nicht erkennen, denn es waren nur Bilder zu erkennen, die wohl nur Sinn machten, wenn man die dazugehörige Tradition oder Geschichte kannte.
    Teak City war auf einer Ebene erbaut worden, auf der es genau vier Hügel gab; jeder davon befand sich in einer Himmelsrichtung. Im Osten ragte der Zinnturm hoch empor, schien bereits an den Wolken zu kratzen, während im Westen die Ruine des Bronzeturms stand, jener Ort, an dem die drei legendären Raubkatzen gestorben und von Ho-oh wieder auferweckt worden waren. Die Arena war auf dem nördlichen Hügel errichtet worden, während auf dem südlichen ein recht großes Gebäude erbaut war, das im Reiseführer als „Kimono-Tanztheater“ bezeichnet wurde und „die spektakuläre Tanzvorstellung der sechs schönen Schwestern“ zu bieten hatte. Diese Frauen schienen auch ein berühmtes Teehaus in der Stadt zu leiten.
    Mir bereitete außerdem noch etwas Freude, denn meine Jeans war tatsächlich vollkommen sauber geworden, ohne ihre Färbung einbüßen zu müssen. Wie die Waschmaschine im Center dieses Ergebnis erzielen hatte können, war mir jedoch ein Rätsel. Vielleicht sollte ich mich einmal nach dem verwendeten Waschmittel erkundigen... Wobei zu bezweifeln war, ob ich eine verwertbare Antwort bekommen würde.
    „Hast du schon gemerkt, dass es hier eine Wettbewerbshalle gibt?“, fragte mich Sara, gerade als wir das Pokémoncenter verließen.
    Ich seufzte. „Soweit ich weiß, steht es sogar im Reiseführer, außerdem ist das Gebäude ja nicht zu übersehen“, murmelte ich und wies mit der freien linken Hand auf eine Hinweistafel vor dem Center, auf der wichtige Orte in der Stadt eingezeichnet waren. Dann warf ich den Pokéball in meiner Rechten in die Luft, um Solniza zu rufen. Du kämpfst heute, stellte ich kurzerhand fest, sobald sie mich fragend ansah.
    Wie wäre es einmal mit einem freundlichen „Guten Morgen“ oder ähnlichem?, fuhr sie mich an, während ich vollkommen ruhig und sie ignorierend ihren Ball zurück an den Gürtel hing, bevor ich eine weitere rot-weiß gefärbte Kapsel zog und sogleich aktivierte.
    Er auch, erklärte ich, noch während sich das schwarze Wesen mit den gelben Ringen materialisierte, mit den gefährlich rot wirkenden Augen das Sonnengeschöpf wahrnahm und sogleich zu ihm eilte. Seht nur zu, dass ihr auch kämpft und nicht nur flirtet, fügte ich noch hinzu, um jeglichen Eventualitäten vorzubeugen. Das fehlte noch, dass ihr euch nicht auf den Kampf konzentriert. Sollte dem dennoch so sein, werdet ihr einfach keine Doppelkämpfe mehr zusammen bestreiten. Die freundliche Schwester Joy hatte mich nämlich darauf hingewiesen, dass die Teak-Arena seit Neustem über zwei Leiter verfügte, wenngleich einer der beiden nicht ständig in Bereitschaft war. Dieser hätte nämlich, so die Krankenschwester, einen Narren an den drei legendären Raubkatzen gefressen, weshalb er nach jeder Meldung, eine von ihnen sei gesehen worden, sofort in das entsprechende Gebiet aufbrach. Seither sei die Arena auch keine reine Geist-Arena mehr, da der Co-Leiter, wie er bezeichnet wurde, ein Simsala einsetzte, während der Leiter weiterhin auf sein Gengar setzte. Ich hatte diese wertvollen Informationen mit einem vielleicht zu herzlichen Lächeln in mich aufgesogen und mich für das Liebespärchen unter meinen Pokémon entschieden, um die bestmögliche Ausgangssituation zu erhalten. Noch dazu ergänzten sie sich im Doppelkampf perfekt und hatten einige praktische Kombinationen auf Lager.


    Die Arena hatte Ähnlichkeit mit einem alten Opfertempel und verfügte über Schiebetüren im altertümlichen Stil. Dennoch schien es, als ob sie erst kürzlich erbaut worden war, so neu wirkte das Holz, aus dem sie errichtet war. Eines war jedoch im Vergleich zur Arena von Viola klar: Hier würde es wohl kaum einen Aufzug geben, höchstens nach unten. Doch selbst dies bezweifelte ich, da das Gebäude die passenden Ausmaße für ein Kampffeld mit einigem an Platz darum herum hatte. An der Tür befand sich weder eine Glocke noch ein Türklopfer, wie es gut zum Stil des Gebäudes gepasst hätte, sondern bloß eine einfach Einkerbung, um die Tür zur Seite schieben zu können. Diese Tatsache nahm ich schulterzuckend zur Kenntnis, sollte ich einfach so eintreten? Mir erschien dies äußerst unhöflich.
    Im Inneren befinden sich mehrere Menschen, erklärte mir Solniza, von daher denke ich, dass wir ruhigen Gewissens gehen können. Wie immer war ihre Stimme vollkommen ruhig. Wie schaffte sie es nur, keine Emotionen zu zeigen?
    Du trägst die Verantwortung, sollten sie uns wieder hinauswerfen, murmelte ich ihr wenig überzeugt zu, dann endlich schob ich die Tür zur Seite.
    Das Kampffeld nahm beinahe den gesamten Raum ein, auf dessen Boden helles Holz verlegt war, auch die Wände waren bis zu einer Höhe von vielleicht einem Meter holzgetäfelt, darüber befand sich allerdings nur weiße Farbe, ebenso war auch die Decke, an der eine einzige lichtstarke Lampe hing, beschaffen. Abgesehen von der Eingangstür gab es weder Fenster noch Türen, auch gab es keinen Wandschmuck. Einfach und doch funktional war diese Arena aufgebaut – und passte sich auch dem Stadtbild an, da sie von außen betrachtet ein einfaches Gebäude, kaum anders als viele andere im Ort, war.
    Im Raum befand sich eine Anzahl von Schülern, allesamt männlich, die im Schneidersitz auf dem Boden saßen und schwarze Hosen sowie weiße T-Shirts trugen. Unterrichtet wurden die Jungen von einem blonden Mann mit blauviolettem Stirnband und einem farblich dazu passendem Schal über einem schwarzen Pullover. Dazu trug er eine weiße Hose sowie dunkle Turnschuhe. An der Wand lehnte ein zweiter Mann, der aus irgendeinem Grund recht gelangweilt wirkte. Seine Kleidung bestand aus einem violetten Anzug und kurzem weißem Cape, der mit einer knallroten Fliege zusammengebunden war, außerdem trug er weiße Halbschuhe. Eine Strähne seiner braunen Haare hing ihm lässig ins Gesicht.
    „Wenn ihr mit Geistern kämpft, müsst ihr bedenken, dass...“, erklärte der Blonde gerade den Schülern, als Solniza mir voran in die Arena stolzierte, Satmen schlüpfte ihr so schnell hinterher, sodass er sich geradewegs vor meinen Füßen durch die Türöffnung zwängte und mich beinahe zu Fall brachte. Dabei konnte ich mir einen kurzen Aufschrei nicht unterdrücken, weshalb der Braunhaarige sofort auf uns aufmerksam wurde.
    „Jens, ich denke, wir haben zwei Herausforderinnen“, bemerkte er kurz, woraufhin sich sein Kumpane überrascht umdrehte.
    „Heute? Damit hätte ich in Anbetracht des gestrigen Wetters nicht gedacht. Aber wenn es so sein will, soll es so sein“, murmelte Jens nachdenklich, wie es mir schien. „Habt ihr etwas dagegen, wenn wir gegen euch beide gleichzeitig kämpfen? Natürlich bekommt ihr dann beide den Orden.“
    Ich war gerade im Begriff, dem Umhangträger einen vernichtenden Blick zuzuwerfen, bevor ich antwortete, doch meine Reisebegleiterin kam mir zuvor. „Ich kämpfe nicht, ich bin Koordinatorin“, meinte sie freundlich.
    Da haben die beiden wohl Glück gehabt, hörte ich Solniza kichern.
    Ich leitete meinen Blick, den ich viel lieber dem Mann in Violett zugeworfen hätte, auf sie weiter. Was meinst du damit?, knurrte ich leise, obwohl ich genau wusste, worauf sie hinauswollte.
    Ich will nicht wissen, wie deine Antwort ausgefallen wäre und bin auch froh darüber, wenn ich ehrlich bin.
    Jens schien überrascht, obwohl er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Bis der Wettbewerb stattfindet, dauert es meines Wissens noch ein paar Wochen. Oder habe ich etwas verpasst, Eusin?“, sagte er, wobei er dem Braunhaarigen einen verwunderten Blick zuwarf.
    „Das Mädel will kämpfen, mein Freund, also sollten wir beginnen. Ich will das Risiko, eine Sichtung einer Raubkatze zu verpassen, so gering wie möglich halten. Je schneller wir mit dem Kampf beginnen, umso schneller haben wir es hinter uns.“
    „Wozu bist du mein Co-Leiter geworden, wenn du nur hinter Suicune her bist?“
    „Ich bin nicht nur hinter Suicune her, sondern auch hinter Raikou und Entei, vergiss das nicht.“
    „Können wir jetzt anfangen?“, fauchte ich, um den Streit zwischen den beiden Arenaleitern zu unterbrechen. Das fehlte mir noch, dass ich auf meinen Kampf verzichten musste, weil sich die Gegner nicht einigen konnten, weshalb der Eine dem Anderen assistierte. Sofort waren alle menschlichen Augenpaare im Raum auf mich gerichtet, während Solniza und Satmen nur miteinander beschäftigt waren.
    „Ein wahres Wort“, stieß Jens hervor und winkte einem seiner Schüler. „Du übernimmst den Schiedsrichter“, erklärte er ihm, bevor er sich erneut an mich wandte. „Ich hoffe, dich stört es nicht, wenn meine Studenten dem Kampf beiwohnen. Da ich nun den Unterricht ausfallen lassen muss, sollten sie versuchen, beim Zusehen etwas zu lernen.“
    Ich ließ meinen Blick über die Reihe der Jungen schweifen. „Von mir aus“, seufzte ich schließlich, denn selbst wenn ich nein gesagt hätte, was hätten sie dann gemacht? Wären sie einfach nach Hause gegangen? Das bezweifelte ich.
    Dann begab ich mich auf eine Seite des Kampffeldes, während meine Gegner bereits ihre Positionen bezogen hatten. Sara blieb kurz unschlüssig stehen, dann eilte sie quer über das Feld und setzte sich zu Jens‘ Schülern, konnte aber, wie es mir schien, den Blick nicht von dem braunhaarigen Co-Leiter lassen. Ihre Augen zeigten eindeutiges Interesse an ihm, doch lag es daran, dass er hinter den legendären Raubkatzen her war, oder an etwas anderem...?
    „Der Kampf um den Phantomorden, dem Orden der Stadt Teak City, wird in Kürze beginnen“, verkündete der zum Schiedsrichter auserkorene Junge, der vielleicht zwölf oder dreizehn Jahre alt sein mochte. Seine kurzen schwarzen Haare wirkten leicht verstrubbelt, er selbst machte einen recht nervösen Eindruck. Was es wohl für ihn bedeutete, den Schiedsrichter spielen zu dürfen? „Es kämpfen auf der Seite der Arena Jens mit seinem Gengar und Eusin mit seinem Simsala“, die beiden Angesprochenen zücken jeder einen Pokéball, „auf der herausfordernden Seite...“ Er brach ab.
    „Maj aus Ebenholz City, außerdem werde ich...“, ein kurzer Blick aufs Kampffeld zeigte mir, dass meine Pokémon bereits den gegnerischen gegenüberstanden, „...nun, das siehst du selbst, vermute ich.“
    Der Schwarzhaarige warf mir einen verwunderten Blick zu. „Auf der herausfordernden Seite kämpft Maj aus Ebenholz City mit Psiana und Nachtara“, vollendete er seinen Satz folgsam. „Dann... beginnt!“ Das letzte Wort rief er laut.
    Solniza, ich werde dir keine Kommandos geben, du weißt, was du auf welche Attacke Satmens zu tun hast, zischte ich dem Sonnengeschöpf schnell zu.
    Falls du vorhast, die Gegner zu verwirren, gib mir die Befehle, ich werde dem Sohn des Mondscheins schon zu verstehen geben, was er zu erledigen hat, erklärte das hellviolette Wesen kurz und mit solcher Sicherheit, dass ich ihm vollkommen vertraute.
    Dann warf ich einen genaueren Blick auf die Gegner. Der Geist wirkte äußerst gut trainiert, es schien, als ob er bei Kämpfen oft zum Einsatz kommen würde, das Grinsen auf seinem Gesicht wirkte aus irgendeinem Grund hinterhältig, die blutrot schimmernden Augen, die die gleiche Farbe wie die Suicunes besaßen, zeigten im Gegensatz zu denen der legendären Raubkatze keine Spur von deren Anmut. Ich war sicher, dass dieses Pokémon der härtere Brocken sein würde, denn das Simsala kam mir zerbrechlich vor, es erschien wie eine Kerzenflamme, die im Wind flackert, bis sie sich der Natur geschlagen geben muss. Doch lag ein Ausdruck in seinen Augen, der das genaue Gegenteil erzeugte, denn er zeugte von Stärke, Kampfwillen und Selbstvertrauen, ließ ein Gefühl in mir aufkeimen, das mich schwer schlucken ließ. Dieser Orden würde alles andere als einfach zu gewinnen sein...
    Doch wenn ich meine Kampfmoral schon begrub, bevor der Kampf begann, konnte ich den Sieg vergessen. Also dann, Solniza, auf geht’s, und sie zu, dass du Satmen das anschaffst, was er zu tun hat.
    Verlass dich auf mich, knurrte sie finster, wie ich es nie von ihr erwartet hätte, denn der Ton erinnerte eher an ein Hundemon, das sich in der Nacht mit einem Artgenossen um ein Stück Fleisch streitet, als an ein Psiana in einem Arenakampf.
    Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, preschte sie mit gebleckten Zähnen auf den Geist zu, während das Nachtara ihr Rückendeckung gab.
    Doch die Gegenseite schlief nicht. „Reflektor, Simsala!“, konterte der Co-Leiter, kaum dass er die Absichten des Sonnengeschöpfs begriffen hatte. Das gelb und braun gefärbte Psycho-Pokémon errichtete daraufhin mit einem schnellen Schwung der Löffel in seinen Händen eine golden schimmernde Barriere mitten in der Luft, die das Sonnengeschöpf wohl aufhalten sollte. Doch damit offenbarte Eusin mir die Strategie, die die beiden Arenaleiter anwandten. Simsala sollte wohl die Abwehr sichern und Angriffe abblocken, während Gengar den offensiven Teil übernahm. Alles andere als eine ausgefallene Idee, vor allem, da sie vermutlich in ihren Aufgaben gefestigt waren und kein Spielraum für Flexibilität gegeben war.
    Sprung, Konfusion auf Gengar, Satmen kommt mit Biss, wenn es aus dem geschützten Areal ist, flüsterte ich ruhig dem hellvioletten Wesen, das kurz vor einem schmerzhaften Aufprall an der beinahe unsichtbaren Wand hatte abbremsen können, zu. Solniza spannte daraufhin ihre Muskeln an und katapultierte sich richtiggehend nach oben, wo der Reflektor anscheinend einen rechten Winkel zeichnete, denn sie landete scheinbar mitten in der Luft. Vom Feldrand war eine Mischung aus überraschtem Aufseufzen und entsetztem Stöhnen zu hören. Anscheinend hatten die Schüler nicht damit gerechnet, dass man eine Attacke auch gegen den Anwender verwenden konnte...
    Die Augen der Sonnenkatze nahmen inzwischen den wohlbekannten hellblau leuchtenden Farbton an, ein Kraftfeld in derselben Farbe umschloss kurz danach das Geist-Pokémon, welches kraft der Psycho-Attacke unfreiwillig in die Luft gehoben wurde.
    Und da kam auch schon Satmen hervor geprescht, das Maul aufgerissen und die rein weißen Zähne offenbarend, nahm mit Ruckzuckhieb Geschwindigkeit auf...
    „Abgangsbund“, hörte ich eine besonnene Stimme sagen, ein kurzer Blick auf die gegnerische Seite bewies mir, dass es Jens gewesen war, dessen Gesicht von einem verwegenen Lächeln gezeichnet war. Unwillkürlich verzog ich die Mundwinkel. Er nahm also wie ich an, dass dieser Biss reichen würde, um Gengar außer Gefecht zu setzen und wollte zumindest einen Gegner besiegen, um so eine weiterhin ausgeglichene Situation zu gewährleisten.
    Satmen nutzte die Oberseite des Reflektors als Sprungbrett, als der Geist ein schwarzes Band heraufbeschwor, um ein Ende selbst in der Hand zu halten, während das zweite Ende sich auf die Stirn des Unlicht-Pokémons legte. Dieses riss sein Maul noch weiter auf, schlug seine Zähne in den Körper – sofern es einer war – Gengars und suchte mit den Krallen, die es aus allen vier Pfoten ausfuhr, Halt in der violetten Oberfläche. Einige Sekundenbruchteile lang schien die Szene erstarrt, nicht einmal ein Geräusch war zu hören. Dann fielen die beiden Gegner, die sich ineinander verkrallt hatten, wie in Zeitlupe; langsam, doch unaufhörlich kam der Boden immer näher. Schlügen sie unten auf, wäre der Kampf für sie mit Sicherheit gelaufen, doch momentan waren sie noch halbwegs fit. Ohne nachzudenken griff ich nach Satmens Pokéball und holte ihn wortlos zurück, der Geist hingegen landete hart auf dem Boden und rührte sich nicht mehr.
    Der verdutzte schwarzhaarige Schüler fand seine Stimme erst Sekunden später wieder: „Es gibt ein Doppel-K.O“, erklärte er überrascht, „Jens‘ Gengar ist besiegt, während das Nachtara...“, kurz schien er nachzudenken, „der Herausforderin in den Pokéball gerufen wurde. Damit gilt es als disqualifiziert. Und... der Kampf lautet nun Simsala gegen Psiana.“
    Danke, dass du ihn nicht unnötig hast leiden lassen, flüsterte Solniza mir dankbar zu. Hätte Satmen am Boden aufgeschlagen, wäre er besiegt gewesen. Weißt du, was für Schmerzen ein Pokémon empfindet, wenn es kampfunfähig ist? Es ist unbeschreiblich, nichts im Vergleich zu jeglichen anderen Verletzungen. Doch die meisten Menschen lassen ihre Pokémon wie Sklaven bis zur Besinnungslosigkeit kämpfen und wundern sich anschließend, warum ihre Befehle nicht durchgeführt werden. Und dann... die Schmerzen... Weißt du eigentlich, wie ich als Evoli nach Ebenholz gekommen bin? Denn eigentlich bin ich hier, in dieser altehrwürdigen Stadt geboren, bis ich einfach weggelaufen bin.
    Überrascht wandte meine Augen von der Witzfigur von Schiedsrichter ab und blickte zu der Sonnenkatze, die inzwischen wieder auf den Holzbrettern des Bodens stand, da ihr Gegner den Reflektor aufgelöst hatte. In ihren dunkelvioletten Augen schimmerte ein Ernst, wie ich ihn noch nie wahrgenommen hatte. Mir fiel keine passende Erwiderung ein.
    Deshalb würde ich morgen gerne einen bestimmten Ort – nein, zwei Orte – aufsuchen, und ich möchte, dass du mich begleitest, du, meine Trainerin, zu der ich aus vollkommen freien Stücken gegangen bin, die Auserwählte Rayquazas, die von ihrem gesamten Schicksal nur einen Bruchteil kennt. Du musst mich begleiten, denn ansonsten werden mich die Schatten der Vergangenheit einholen. Nicht nur du hast in sehr jungen Jahren schon einiges an äußerst unangenehmen Erfahrungen gesammelt – aber darüber reden wir morgen, wenn die Zeit gekommen ist. Denn schließlich muss ich noch einen Gegner außer Gefecht setzen, nicht wahr? Ihre Stimme, die zuvor noch ängstlich geklungen hatte, erhielt den typischen Klang von Selbstvertrauen wieder zurück. Es wird äußerst schnell gehen, erklärte das hellviolette Wesen kurz angebunden, lass mich das machen.
    Wo käme ich denn hin, wenn ich dir nicht vertrauen würde, Solniza?, flüsterte ich ihr lächelnd zu. Das Simsala auf der Gegenseite hatte sich inzwischen in eine Kampfstellung begeben, die an einen Karatekämpfer erinnerte. Sein Trainer schien einen Plan zu haben, obwohl es anscheinend normalerweise primär für die Defensive eingesetzt wurde. Was der Co-Leiter wohl plante?
    „Seher!“, bellte der braunhaarige Mann im violetten Anzug.
    Solniza, was auch immer du vorhast, tu es jetzt!, zischte ich im gleichen Augenblick. Und während das gelbe Psycho-Pokémon seine Löffel übereinander legte und diese blau aufblitzten, leuchtete die Kugel auf der Stirn des hellvioletten Wesens, das vom gleichen Typ wie sein Gegner war, auf, Licht schien sich darin zu sammeln. Ich spannte meinen Körper an; wie konnte Solniza sicher sein, dass ihre Attacke klappen würde? Sie ging ein äußerst großes Risiko ein, das uns den Sieg kosten konnte...
    Dann glitt der Gegner in seine Kampfposition zurück und wartete einfach ab, anscheinend hatte Eusin Solnizas Handlung nicht bemerkt. Die Sonnenkatze hatte sich inzwischen aufgeladen; ich war bereit, jeden Moment auf die Seite zu springen, sollte ihr Angriff nach – im wahrsten Sinne des Wortes–hinten losgehen.
    Der goldgelbe Strahl, der heller als die Sonne über der Wüste leuchtete, wurde abgefeuert, das Licht, das er erzeugte, löschte für einen kurzen Moment sämtliche Schatten im Raum aus, ich riss meinen Arm über die Augen, als ich sah, dass der Hyperstrahl direkt auf das gegnerische Pokémon zuschoss. Ein unheimliches Zischen war zu hören, als die gebündelte Energie die Luft durchschnitt und das Simsala traf, das mit einem deutlich vernehmbaren Geräusch, das mich an jenes, das mein Bogen erzeugte, wenn sich der Pfeil von der Sehne löste, erinnerte, zu Boden fiel.
    Du wusstest, dass es funktionieren würde, bemerkte ich wenig geistreich, als alle in der Arena anwesenden Menschen außer mir auf das besiegte Pokémon starrten, der Schüler, der als Schiedsrichter eingesetzt war, hatte allem Anschein nach schon wieder seine Stimme verloren.
    Allerdings, ich hatte es gespürt, dass ich diesmal treffen und so den Sieg einfach klar machen würde. Das bedeutet leider nicht, dass der Angriff jetzt immer sicher funktioniert. Allem Anschein nach müssen Voraussetzungen, über die ich mir nicht im Klaren bin, erfüllt werden.
    „Da... Damit ist der Kampf zu Ende, denn Simsala kann nicht mehr weiterkämpfen! Der Sieg geht damit an... an die Herausforderin, die damit den Orden verliehen bekommt! Den Phantomorden, um genau zu sein! Ähm... Herzlichen Glückwunsch!“ Irgendwie war es richtig niedlich anzusehen, wie nervös der Junge war, doch anscheinend konnte er sich meinen Namen nicht merken. Lag es an seiner Nervosität oder besaß er einfach ein schlechtes Namengedächtnis?
    Solniza, der Hyperstrahl war eine äußerst gute Idee, murmelte ich dem Psiana zu, als der Arenaleiter auf mich zukam.
    „Ein sehr guter Kampf – und außerdem hat uns noch niemand in so kurzer Zeit besiegt. Den Orden hast du dir wahrlich verdient.“ Der blonde Mann hielt mir eine kleine blauviolette Metallscheibe in Form eines Ovals, auf dem zwei helle Flecken zu erkennen waren, entgegen, die ich wortlos an mich nahm. Damit hatte ich also den zweiten Orden errungen, die zweite Auszeichnung von acht, die nötig waren, um mein Ziel zu erreichen. Diesmal hatte es keine wirklichen Probleme gegeben, der Kampf war sogar besser als der um den Flügelorden gelaufen. Ich setzte ein zufriedenes Lächeln auf; auch diese Etappe war glatt abgeschlossen.

    „Dieser Eusin ist hinter Suicune her“, erklärte mir Sara ohne Umschweife, kaum hatte ich die Tür der Arena hinter uns geschlossen.
    Irritiert blickte ich sie an. Seit wann war das Mädchen denn so direkt? „Eine Tatsache, die mir dank der geschwätzigen Schwester Joy der Stadt bekannt ist. Was stört dich daran?“
    „Suicune hat eine Aufgabe mit ihren Brüdern Entei und Raikou zu erfüllen.“
    Ich seufzte nur auf. Warum nur mussten all die Legendären etwas zu erledigen haben, das sie anscheinend nicht ohne die Hilfe der Menschen schaffen konnten? „Auch Rayquaza hat etwas zu erfüllen, es ist also nichts Ungewöhnliches.“
    „Aber dieser Mann will sie fangen! Verstehst du, fangen! Um dann mit ihr zu kämpfen! Wie soll sie dann ihre Aufgabe, für die sie mich braucht, erledigen? Das kann sie dann gar nicht! Und dann... wer weiß, was dann passiert!“ Während sie sprach, wurde ihre Stimme immer lauter, bis sie beinahe schrie. Sorgenvoll blickte ich mich um, dann schob ich die Koordinatorin in eine kleine Seitengasse, die von Mülltonnen vollgestellt war. Ein Gestank von bereits verwesenden Bio-Abfällen hing in der Luft, dazu kamen einige unangenehme Gerüche, über deren Ursprung ich nicht nachdenken wollte.
    „Etwas leiser bitte! Aber was machst du dir Sorgen? Suicune ist dem Nordwind gleichzusetzen, es – ich meine, sie – hat es bisher immer verstanden, unliebsame Verfolger abzuschütteln, und ich denke, dass es für die legendäre Raubkatze nicht auf einen Verfolger mehr oder weniger ankommt.“
    „Aber sollte er dennoch erfolgreich sein...“, flüsterte sie eindringlich.
    „Du kannst es ihm nicht verbieten. Aber wenn du denkst, dass es einen Effekt hat – du kannst ihn ja morgen verfolgen oder darauf ansprechen. Solniza hat nämlich etwas zu erledigen, und ich werde sie begleiten. Du kannst die Zeit natürlich auch fürs Training von deinem... verdammten Pokémon nutzen.“ Ich drehte mich um und wollte die Gasse wieder verlassen, doch Sara packte mich an meiner Weste. Entnervt drehte ich mich um.
    „Weißt du, was sich seit gestern für mich verändert hat? Seit der Begegnung gestern... Ich habe gefühlt, dass ich zu Suicune gehen soll, und als sie mich dann berührte – zuerst hatte ich Angst, und das nicht gerade wenig, obwohl ich auch von der Schönheit des Wesens überwältigt war. Und dann... wurde die Angst immer weniger, auf einmal spürte ich Selbstbewusstsein in mir aufkeimen, so stark wie noch nie. Plötzlich schien die gesamte Welt sich verändert zu haben – nichts war mehr, wie es gewesen war. Verstehst du? Und dieser Mensch will Suicune fangen!“
    Ich versuchte, mich unbeeindruckt zu zeigen. „Die Verbindung mit einem Legendären verändert das Leben eines Menschen natürlich. Glaubst du etwa, es war lustig zu erfahren, dass ich die Auserwählte der Drachen bin und die Welt zu retten habe? Sei froh, falls du nichts so Hochtrabendes zu erledigen hast.“ Mit diesen Worten riss ich mich von ihr los und ging aus der Gasse, um das PokéCenter aufzusuchen.

  • So ich melde mich mal wieder zu Wort und diesmal schreib ich auch einen längeren Kommi ;)
    Also der Arenakampf hat mir sehr gut gefallen..Simsala und Gengar als Gegner sind schon eine Sache für sich..und dann Satmen und Solniza einzusetzen..das konnte man sich wieder richtig gut vorstellen.. :love:
    Lustig fand ich diesmal, wie sich Maj Gedanken über das Waschmittel des Pokemon Centers macht..anstatt über ihren bevorstehenden Kampf, denkt sie lieber über sowas nach :assi: Aber das passt total zu ihr, finde ich 8-)
    Die Beschreibung der Arena inklusive Kampffeld hat mich sehr fasziniert..und die Schüler..man konnte sich das Ambiente mal wieder richtig gut vorstellen..ich hab ja schon einmal gesagt, wie gut du schreiben kannst.. :thumbup: Man merkt in jedem deiner Kapitel, wie sehr du mit den Figuren lebst und genau das ist der Grund, warum ich deine Fanstory so gerne lese und mich jedes Mal freue, wenn es ein neues Kapitel gibt ;)
    Deine Idee, dass Pokemon sehr große Schmerzen leiden, wenn sie kampfunfähig sind, ist auch sehr gut gelungen..ich finde es richtig süß, wie sich Solniza um Satmen sorgt..die 2 gehören einfach zusammen :love:
    Bin auch sehr gespannt, an welchen Ort Maj gehen wird..ihre aussage am Ende, als sie von dem verdammten Pokemon, also dem Shiny Sniebel, spricht, fand ich doch sehr hart, aber auch gerechtfertigt, wenn man weiß, was ihr damals widerfahren ist..ich hoffe jedenfalls sehr, dass die Abneigung Majs zu diesem Pokemon irgendwann nicht mehr so stark ist^^
    Mehr gibts eigentlich nicht mehr zu sagen..an sich wieder ein schönes Kapitel..mach weiter so :thumbsup:
    Liebe Grüße
    Evoli-Girl

  • Hey Maj...
    Dir auch noch ein frohes neues Jahr...
    Also ich finde der Start deiner FS ins neue Jahr ist perfekt geglückt...
    Du hast wie immer ein ganz tolles Kapitel geschrieben...


    Zu deinem Kommentar:


    Natürlich hellblaue Haare...Hab das irgendwie verwechselt...
    Jetzt da ich das Kapitel kenne weiß ich das Bill überhaupt nicht hineingepasst hätte...Aber auf Eusin wäre ich trotz deiner vielen Andeutungen sicher nicht gekommen...Aber die Wahl ist durchaus verständlich und äußerst trffend...


    Zum Inhalt:


    Ganz am Anfang steht die Überschrift und die ist dir mal wieder perfekt gelungen...Die Tatsache, dass du verschiedene Sprachen benutzt macht jedes Kapitel auf jeden Fall einzigartig...Das ist ein Riesenplus...
    Am Anfang war ich etwas verwirrt, dass eine meiner Lieblingsarenen plötzlich eine Doppelarena sein soll aber du hast diese Veränderung zu etwas völlig Außergewöhnlichem gemacht...Und dass der zweite Trainer kein Unbekannter ist, sondern ein richtig guter Freund des Leiters, ist an dieser Stelle die einzig logische und gute Lösung...Da wäre nicht jeder drauf gekommen...Dein zweites Riesenplus...
    Wie immer beschreibst du die Umgebung und vor allem die Arena wieder extrem detailliert und auch natürlich richtig gut...Das ist defintiv eine der Fähigkeiten, die dich als besondere Fanstoryschreiberin hervorheben...Das hab ich hier eigentlich nur von ganz Wenigen gesehen...
    Der Kampf ist wie jeder deiner Kämpfe wieder richtig packend und wenn man das liest ist es wie wenn man selbst in der Arena sitzt...Und das ist wirklich so...
    Desweiteren finde ich die Beziehung zwischen Solnza und Satmen echt süß...Konnte mir bis vor dieser FS eine solche Pokemonbeziehung gar nicht vorstellen...Aber es passt und anders kann es eigentlich gar nicht gehen...
    Auch Solnizas Monolog als sie ihre Aufgabe erwähnt finde interressant, da man bis jetzt noch fast nichts über Solniza weiß...Doch ich habe dank dieser Szene nun eine Vermutung...Ich glaube nämlich einer der Orte ist das Tanzhaus, da Solniza von dort vielleicht weggelaufen ist...Das wäre zu mindest der einzige Ort in teak City wo ich mir Evolis und ihre entwicklungen vorstellen kann...
    Zum Schluss beschreibst du noch einmal, wie stark emotional Sara das Treffen mit Suicune verändert und beeinflusst hat...Diese verwandlung ist zwar vielleicht etwas ungewöhnlich aber defintiv angebracht und ganz natürlich...Ich meine wen würde solch ein Aufeinandertreffen nicht beeinflussen?...


    ich freue mcih schon sehr auf das neue kapitel...
    Lg FF


    PS: @ all mods und andere wichtige Personen des BB...Ich hoffe dieser Kommentar ist lang genug um nicht gelöscht zu werden...

    _.~°~._
    Manchmal im Leben, passieren Dinge, die man später bereut, doch führen sie alle früher oder später
    zu der Erkenntnis, dass wir nur die Marionetten des Schicksals sind.

    °~._.~°
    -~°Kinder des Olymp°~-

  • Huhu Maj. :3
    Aber zuerst muss ich mich kurz an meine Vorposter wenden
    Evoli-Girl und Feuriges-Fukano:
    Eure Kommentare sind wirklich nicht nur deutlich länger geworden, sondern auch inhaltlich besser. Lob an euch, wenn ihr dieses Niveau beibehaltet, werden eure Kommentare wohl nicht so schnell gelöscht werden, aber ihr müsst es schon beibehalten. ^.-


    Gut, jetzt aber zu deinem neuen Kapitel. Kapitel 20 und die Überschrift lässt darauf schließen, das du dich in diesem Kapitel wohl auf Solniza konzentrieren wirst. Übrigens danke für dich Erklärung deiner Überschrift, spontan hätte ich damit nämlich nichts anfangen können. Gefällt mir immer wieder, wie du das alles machst. ^.-

    Zitat

    Das fehlte noch, dass ihr auch nicht auf den Kampf konzentriert. (Ich denke, hier sollte wohl ein euch hin, denn auch passt hier nicht gerade..)

    Zitat

    Unterrichtet wurden die Jungen von einem blonden Mann ( ich glaube hier sollte noch etwas rein, ist ein sehr starker Bruch zwischen Mann und blauviolettem Stirnband...) blauviolettem Stirnband mit einem farblich dazu passendem Schal über einem schwarzen Pullover.

    Joa, das waren jetzt die Fehler die mir so aufgefallen sind, kann aber auch sein, dass ich welche übersehen habe. ^^'' Heute war ich nicht besonders aufmerksam im Fehler suchen, das gebe ich zu. Etwas anderes ist mir noch aufgefallen, du hast einige Male recht oft "hellviolettes Wesen" verwendet, allgemein benutzt du dieses Wort recht oft. Vielleicht kannst du es an einigen Stellen durch ein anderes Synonym ersetzen, um alles ein wenig abzuwechseln. ;3
    Ich finde dieses Kapitel mal wieder sehr gut, obwohl der Arenakampf doch recht kurz war, eventuell sogar zu kurz. Schließlich hat Maj praktisch 2 Orden übersprungen und konnte trotzdem so leicht siegen, sicher sie war durch die Kombination aus Satmen und Solniza elementar im Vorteil, da Satmen sowohl im Vorteil gegenüber Gengar, wie auch Simsala war und Solniza ebenfalls gegenüber dem Geist-Gift-Typ. Trotzdem ging mir das alles ein wenig zu schnell, Gengar war nach einer Attacke besiegt und auch Simsala hat nur eine Attacke ausgehalten... Sicher, Simsala wurde ja auf die Defensive trainiert, aber sollte er da nicht eigentlich mehr aushalten? Sicher, es hat einen gewissen Überraschungseffekt, das sich Maj zuerst noch Sorgen über den Orden macht und dann doch so leicht gewinnt, aber da hätte man meiner Meinung nach noch ein wenig mehr rausholen können, aber wahrscheinlich vermisse ich einfach nur die großartige Kampfbeschreibung vom letzten Arenakampf. ;3
    Maj war aber vor dem Arenakampf schon recht angespannt, schließlich hat sie Solniza nicht gerade nett angesprochen. Sicher, Maj wollte nicht verlieren, aber das empfand ich schon als recht grob von ihr, besonders da die beiden ja eine gewisse Verbindung zueinander haben. Die kleine Romanze zwischen Satmen und Solniza kam heute nicht ganz so stark zum Vorschein und trotzdem hast du es erneut eingebaut, indem Solniza Maj dafür gedankt hat, das sie Satmen rechtzeitig in den Pokéball zurückgerufen hat. Fand ich einfach sehr schön, wie du die Liebe zu den beiden darstellst, am Anfang vielleicht ein wenig kitschig, aber nicht durchgehend, dadurch wird die Beziehung der beiden ernster und es passt einfach besser. Mir gefällt das sehr gut. Außerdem finde ich es interessant, wie du den Zustand der Kampfunfähigkeit eines Pokémon beschreibst. Eine recht logische Schlussfolgerung von dir, das ein Pokémon schmerzen hat, auch wenn ich es ja eher wie ein K.O sehe, also Ohnmächtig werden. Aber das ein Pokémon schmerzen hat, ist gut und ich finde deine Sichtweise des Zustands richtig gelungen.
    Solniza ist also in Teak City geboren worden? Das ist wirklich interessant und lässt darauf schließen, das du im nächsten Kapitel eine Menge geplant hast. Darauf freue ich mich schon ;3
    Eusin ist also Co-Leiter von Jens, das ist ungewöhnlich, aber da sich dieser Typ denke ich recht oft in Teak aufhält auch wieder nicht so weit hergeholt. (Nein, ich habe Kristall nicht gespielt, aber mal eine Pokémonfolge gesehen, wo dieser Eusin in Teak anwesend war. =))
    Wieder hast bist du auf viele Dinge eingegangen und konntest damit ein recht gutes Bild von der Arena und der Umgebung mithilfe der Buchstaben zeichnen. Nicht nur die Arena wurde gut beschrieben, sondern auch Teak im allgemeinen hast du ausführlich dargestellt und Dinge erwähnt, die mir bis dahin unbekannt waren. Aber das fand ich gut, wie du das alles einbaust, aber auch den Jungen, als Schiedsrichter, hast du nicht als Puppe dargestellt sondern auch irgendwie menschlich. Das ist eine wahre Kunst. :3
    Am Ende bist du dann wieder auf Sara eingegangen, die sich berechtigte Sorgen um Suicune macht. (Gefällt mir übrigens, das du Sui weiblich machst, in meinen Augen ist die Raubkatze auch immer weiblich. ;3 ) Aber Maj hat recht hart, beinahe schon arrogant darauf reagiert. Ich frage mich, ob sie einfach nur genervt war, was in Anbetracht des erlangten Sieges ein wenig seltsam wäre oder sie hatte ihre Gedanken vielleicht woanders. Die Abneigung gegen Sniebel habe ich ja nur am Rande mitbekommen, aber ich hoffe ebenfalls das sich ihre Einstellung zu dem Eis-Pokémon ändert. Nun, mal sehen. ;3
    Alles in allem wieder ein richtig gelungenes Kapitel und ich freu mich schon auf das nächste Kapitel. :3
    Zum Abschluss noch die beiden Stellen, die mir sehr gut gefallen haben:

    Zitat

    als Solniza mir voran in die Arena stolzierte, Satmen schlüpfte ihr so schnell hinterher, sodass er sich geradewegs vor meinen Füßen durch die Türöffnung zwängte und mich beinahe zu Fall brachte. Dabei konnte ich mir einen kurzen Aufschrei nicht unterdrücken, weshalb der Braunhaarige sofort auf uns aufmerksam wurde.

    Die Stelle ist wirklich zu genial, das hat mich total an meine zwei Katzen erinnert, wenn sie einem hinterher laufen, weil sie etwas zu fressen wollen. Da muss man auch immer aufpassen, das man nicht über sie fällt. Richtig gute Stelle und so unerwartet, gute Idee, Maj. ^.

    Zitat

    Satmen nutzte die Oberseite des Reflektors als Sprungbrett, als der Geist ein schwarzes Band heraufbeschwor, um ein Ende selbst in der Hand zu halten, während das zweite Ende sich auf die Stirn des Unlicht-Pokémons legte.

    Eine ungewöhnliche aber passende Beschreibung des Abgangsbunds. ;3 Gefällt mir sehr gut.


    lg Cynda


  • So, nun kommen wir aber endlich zum 21. Kapitel. Das neue Kappi hat jedenfalls sechs Seiten, auch wenn ich eher gedacht hatte, dass es vier werden, als ich dreieinhalb hatte... Ich kann mich einfach nicht kurz fassen. Nebenbei bemerkt habe ich den Titel des letzten Kappis leicht umgewandelt, von "Solnizae" auf "Solnicae". Es ändert nichts an der Aussprache oder Bedeutung, nur gibt es im Lateinischen, wie mir später bewusst wurde, kein z, sondern nur c.
    In dem Kapitel werdet ihr ein paar Dinge über Solnizka erfahren, unter anderem auch die Namen ihrer Eltern (die ich übrigens aus dem Spanischen hergeleitet habe, damit diese Sprache nicht zu kurz kommt ^^) Selbiges gilt auch für einen anderen Namen in diesem Kappi, aber mehr dazu am Ende.


    21. Kapitel: Unlichte Dunkelheit


    Am nächsten Tag war die Stimmung alles andere als angenehm. Sara war noch immer sauer wegen meiner Reaktion auf ihre Verdächtigung am Vortag und verbarg ihr Gesicht hinter dem neuen Trainergeschichten, auf dessen Titelblatt groß der Start der Artikelserie über die Top 4-Mitglieder Johtos und Kantos angekündigt wurde. Unterstrichen wurde diese Aussage von einem Foto Melanies, der vierten der Top 4 Johtos, das beinahe die gesamte Seite für sich beanspruchte. Was sie nur an diesem Magazin so toll fand, dass sie sich es sofort besorgen musste, wenn sie es sah, noch dazu jetzt, wo wir mitten auf einer Reise waren? Solche Fragen schwirrten mir durch den Kopf, als ich auf die Rückseite des, wie ich es insgeheim bezeichnete, Klatschblattes starrte, wo eine Vorschau auf die nächste Ausgabe zu sehen war.
    Ich hoffe, du hast nicht vergessen, was wir besprochen haben, meldete sich Solniza zum ersten Mal an diesem Tag zu Wort. Es ist die perfekte Gelegenheit für mich, mit meiner Vergangenheit abzuschließen. Damals... bin ich einfach geflohen, es war ein glatter Bruch mit meinem alten Leben, das nun, wo ich wieder hier in Teak bin, wieder zum Vorschein kommt; die alte Wunde ist sozusagen wieder aufgerissen, doch um sie für – hoffentlich – immer zu schließen, muss ich einiges erledigen.
    Die Möglichkeit, endlich meinen Blick von dem Magazin auf der anderen Tischseite abzuwenden und stattdessen zu der Sonnenkatze zu blicken, nutzte ich sofort aus. Was ich versprochen habe, das halte ich auch, wie du weißt. Noch dazu ist heute die Stimmung ein wenig unterkühlt; lassen wir unsere Koordinatorin lieber ihr verdammtes... du weißt schon trainieren oder ihren düsteren Vermutungen nachgehen. Nebenbei bemerkt warst du gestern äußerst stark; selbiges gilt auch für Satmen. Was war da los?
    Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob sich das Psycho-Pokémon. Ich erzähle es dir auf dem Weg, erklärte es kurz.


    Über Teak Citys Pokémon gibt es eine alte Legende, begann sie. Es ist eine Legende, die noch heute Auswirkungen auf uns hat – und diese sind einzigartig auf der gesamten Welt. Aber ich greife vor, ich sollte mit mir selbst beginnen – ansonsten wirst du die Zusammenhänge nicht leicht begreifen können. Aber bis hin zum Bronzeturm haben wir genug Zeit, Maja, es reicht, um meine Vergangenheit im Groben zu schildern – über die Legende erfährst du, wenn wir den zweiten Ort aufsuchen.
    Hier machte die Tochter des Sonnenstrahls eine kurze Pause, doch nicht, um Luft zu holen. Genauso wenig, um ihre Gedanken zu sammeln, soviel war mir klar, selbiges galt auch, damit ich Fragen stellen konnte. Sie wollte wohl einfach meine Geduld herausfordern, sehen, ob sie mich dazu bringen konnte, nachzuhaken. Doch diese Freude wollte ich ihr nicht lassen und betrachtete stattdessen die gepflasterte Straße, die aussah, als ob sie schon hunderte von Jahren alt war, kein einziger Stein war heller, um so zu verraten, dass er erst später hinzugekommen war. Löcher im Straßenbelag gab es auch nicht.
    Ho-oh und Lugia wachten über die Stadt, inzwischen ist nur mehr Ho-oh ein Wächter, der auch auf das Aussehen seiner Stadt achtet. Ein Haarspalter. Lugia hat sich dem Meer und Anemonia City angenommen, seit sie sich auf die Seeschauminseln zurückgezogen hat, nachdem der Bronzeturm abgebrannt war. Aber das war lange vor meiner Zeit. Mein Leben begann am selben Tag wie deines. Es gibt keine Zufälle, wirst du nun denken, was? Natürlich gibt es sie nicht, warum sonst sollten gerade wir uns gefunden haben? Ich bin die siebte Tochter eines Flamara namens Casa, mein Schicksal sollte sein, zur Jüngsten derer zu gehen, die als die Kimono-Schwestern bezeichnet werden. Doch sind sie keine Schwestern, sondern wir, ihre Pokémon, sind Schwestern. Eigentlich sollten sie sieben sein, doch sind sie nur sechs – ich sollte die Siebte sein. Doch bin ich nach Ebenholz geflohen, und so konnte ich nicht hinzugezogen werden. Kurz blickte Solniza mich an. Ich frage mich, was aus Solveiga geworden ist, da sie so keine Tänzerin werden konnte, fügte sie noch hinzu, dann wandte sie ihre Augen gen Westen, wo der Bronzeturm vor hunderten von Jahren in die Höhe geragt hatte, bevor ihn das berühmte Feuer zerstört hatte. Doch dafür, dass er nur aus Holz gebaut war, waren noch bemerkenswert viele Überreste vorhanden; wie es schien, konnte man sogar die erste Etage des rußgeschwärzten Gebäudes betreten.
    Warum bist – wie du es bezeichnet hast – geflohen?, konnte ich mich schließlich zu einer Frage durchringen.
    Darüber möchte ich lieber schweigen, flüsterte das Psycho-Pokémon angsterfüllt. Es war keine angenehme Zeit damals, als alles passiert ist. Hinzu kommt eine weitere Sache, über die ich zu schweigen habe.
    Ohne weitere Nachfrage nahm ich ihre Antwort zur Kenntnis, doch war während ihrer Erzählung eine weitere Frage aufgekommen: Du sagtest, du seist die Tochter eines Flamara namens Casa. Doch bist du nicht auch die Tochter des Sonnenstrahls?
    Kein Pokémon wird mit einem Adelstitel geboren, man muss ihn sich verdienen; sei es durch besondere Fähigkeiten oder durch wichtige Aufgaben. Oder auch durch schicksalshafte Begegnungen, wie es mir widerfahren ist. Das hellviolette Wesen seufzte auf. An jenem Tag, als sich mein Leben veränderte, erhielt ich auch meinen Titel. Es war damals das erste Mal seit der Wiederbelebung der Raubkatzen, dass Ho-oh Teak City aufgesucht hat. Er war aus triftigen Gründen gekommen, und ich bin ihm dabei, ängstlich und verzweifelt, über den Weg gelaufen. Ich wurde von dem Licht, das er abstrahlte, geblendet, mein Charakter wurde vollkommen verändert. Der legendäre Vogel verwandelte mich vollkommen, seither habe ich keine „schwachen“ Gefühlsregungen mehr. Damals hat es sich falsch angefühlt, und ich habe mir abgewöhnt, Gefühle zu zeigen. An diesem Punkt endete ihre Erzählung. Mehr ist nicht von Bedeutung, fügte das Sonnengeschöpf noch hinzu.
    Inzwischen standen wir vor der Turmruine, vor einem Loch, an dessen Stelle sich anscheinend vor dem Brand die Tür befunden hatte. Eine mystische, doch düstere Aura schien das gesamte Bauwerk einzuhüllen. Doch gerade diese Mischung aus Gefahr und Geheimnis zog mich wie magisch an, sodass ich den ehemaligen Bronzeturm ohne Einladung seitens Solniza betrat.
    Das trotz des Staubes recht laute Geräusch meiner Schritte wurde von den geschwärzten Holzwänden zurückgeworden, sodass ein hundertfaches Echo erklang. Je weiter ich ins Innere vordrang, umso maroder wurde der Zustand des Gebäudes, überall am Boden waren Löcher, die wie dunkle, hungrige Schlunde wirkten, welche nur auf Beute warteten, um diese nach unten zu reißen.
    Der Ort meiner Geburt, bemerkte das Psycho-Pokémon unvermittelt. Ich zuckte zusammen, denn ich war von der geheimnisvollen Ausstrahlung der Turmruine so gefangen gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, dass das Sonnengeschöpf mir gefolgt war. Nun starrte es in eines der Löcher. Dort unten lebt mein Vater, erklärte Solniza so schlicht, wie es eben ihre Art war, Hast du eine Taschenlampe dabei? Orcos Rudel lebt dort unten im Dunklen.
    Mit ein paar schnellen Schritten überwand ich die wenigen Meter, die zwischen uns lagen und starrte gleichfalls nach unten. Licht habe ich dabei, aber geht es da nicht recht tief nach unten? Und wer bitteschön ist Orco?
    Orco ist mein Vater, der Anführer des Fiffyen- und Magnayen-Rudels dort unten. Im Keller der Turmruine, musst du wissen, sind die Raubkatzen damals zu Tode gekommen. Seither ist dieser Ort verrufen, nur Unlicht-Pokémon trauen sich, dort unten zu leben. Meine Mutter war damals durch ein Missgeschick unten gelandet, und dann hat sie eben Orco getroffen, der schließlich zu meinem Vater wurde. Dort unten in der Dunkelheit wurde auch mein Ei abgelegt, ich schlüpfte noch dazu mitten in der Nacht.
    Neumond, bemerkte ich. Noch nie war ein Vertreter meiner Familie geboren worden, wenn in der nachfolgenden Nacht nicht Neumond gewesen war. Anzunehmen war, dass es einen Zusammenhang mit dem heiligen Fest der Drachen gab, dessen letzte – und wichtigste – Nacht ebenfalls eine mondlose war.
    Ja, antwortete Solniza, Neumond, nichts als Dunkelheit, nur die aufblitzenden Augen der Wolfartigen. Der Grund, warum mein Stirnamulett so hell leuchten kann, denn anders als die Unlicht-Pokémon ist es mir nicht möglich, im Dunklen besonders gut zu sehen. Dennoch wirst du eine Lampe brauchen, ich weiß nicht, wie sie es aufnehmen werden. Ob mein Vater überhaupt noch Anführer ist? Damals war er der Stärkste, doch auch er ist gealtert. Der rote Stein auf ihrer Stirn begann zu schimmern. Spring einfach, wenn du die Taschenlampe eingeschalten hast, ich fange dich mit meiner Konfusion auf. Nach diesen Worten sprang sie mit einem einzigen Satz anmutig, wie ich es von dem Wesen gewohnt war, in die alles verschlingende Dunkelheit.
    Ich starrte noch einige Sekunden nach unten, dann besann ich mich und holte meine kleine, doch äußerst lichtstarke Taschenlampe aus der Bauchtasche, die ich heute anstelle der Umhängetasche trug. Mit einem Schalter brachte ich die Glühbirne zum Leuchten, doch als ich das Licht nach unten durch das Loch fallen ließ, verschwand der Strahl in der Dunkelheit. Obwohl mir äußerst unbehaglich zumute war, entschied ich mich doch zum Sprung, vollkommen vertraute ich auf Solniza. Mir war zwar ein wenig unheimlich, als ich in die bodenlose Finsternis starrte, aber dennoch sprang ich.
    Ich fiel nur wenige Meter, bevor ich den festen Griff der Konfusion der Sonnenkatze spürte, mit der sie mich sicher auf dem Felsboden absetzte. Vorsichtig warf ich einen Blick nach oben, wo ein wenig Tageslicht durch die Löcher gelangen konnte.
    Sei vorsichtig, hier ist es teilweise feucht, an manchen Stellen sammelt sich das Wasser, das durch das teilweise recht poröse Gestein sickert, erklärte mir Solniza.
    Mit der Lampe leuchtete ich die Umgebung ab. Die Stelle unterhalb der Turmruine schien ein Kampfplatz zu sein, denn der Boden wies eine beachtliche Anzahl an Kratzspuren von Krallen auf. Vornehmlich in den tieferen stand ein wenig Wasser, das sich durch ein verräterisches Funkeln der Oberfläche verriet. Wände waren allerdings nicht zu erkennen – der „Keller“ schien einem Höhlensystem anzugehören, das sich eventuell unter ganz Teak oder noch weiter erstreckte. Mir war beim Gedanken, dass sich vermutlich Tonnen von Fels und Erde über meinem Kopf befanden, auf denen Häuser gebaut waren, mehr als nur unbehaglich zumute.
    Das hellviolette Wesen schien meine Gedanken zu erraten. Die Höhlen sind schon seit mehreren Jahrhunderten stabil, sie werden nicht so leicht einstürzen. Ich selbst habe die ersten Wochen meines Lebens hier verbracht – und auch später bin ich immer wieder zurückgekommen, um Orco zu besuchen. Genauer gesagt habe ich es getan, bis er nicht mehr wirklich – entschuldige, aber ich finde keinen besseren Ausdruck – mein Vater war, sondern der Sonnenstrahl.
    Danach hattest du ja auch kaum Gelegenheit, hierher zu kommen, entgegnete ich. Wohin müssen wir eigentlich?
    Wachsam so sich das Psycho-Pokémon um. Die Späher sind bereits auf dem Weg, und wir haben sogar Glück; Gabriel ist der Anführer des Trupps. Ich erkenne seinen Geruch unter Tausenden; der beste Freund Orcos, der es trotz allem immer abgelehnt hat, sein Berater zu werden, obwohl er meinem Vater gerne Ratschläge gibt. So hat Gabriel zumindest den Oberbefehl über die Wachtruppen erhalten, was ihm den Beinahmen „der Wachsame“ eingebracht hat, denn seit er die Position inne hat, wurde das Rudel noch kein einziges Mal überrascht. Sie schwieg für einige Sekunden, sodass ich das leise Kratzen von krallenbewehrten Pfoten auf Fels wahrnehmen konnte, das beinahe vollständig in dem beständigen Geräusch von tropfendem Wasser unterging. Ich werde Gespräche führen, wenn du dich vollkommen auf meine Gedanken konzentrierst, wirst du der Unterhaltung folgen können. Wenn du auch eine Bemerkung loswerden willst, die an die Wölfe gerichtet ist, sprich sie einfach laut aus. Auch wenn diese Art der Kommunikation recht kompliziert ist, ist es denn am Sinnvollsten, so zu verfahren.


    Der Spähtrupp bestand aus drei Fiffyen und zwei Exemplaren der Weiterentwicklung, wobei eines dieser der Anführer war. Dieser unterschied sich leicht von dem Zweiten, denn sein Fell, das bei Magnayen schon recht zottig war, war länger als normal, weshalb das wolfartige Pokémon einen recht wilden Eindruck mit sich brachte. Nach Solnizas Schilderung musste es sich, so vermutete ich, dabei um Gabriel handeln. Seine Augen glühten gefährlich in der Dunkelheit, die vom Licht meiner Taschenlampe durchbrochen wurde, auf, während die seiner Gefährten im Vergleich dazu eher freundlich wirkten. Kaum drei Meter von Solniza und mir entfernt blieb er stehen, während die anderen in Distanz blieben, dann riss er das Maul auf. Dabei entblößte der Wolf eine beachtliche Anzahl spitzer weißer Zähne, die mich erschauern und einen Schritt zurückweichen ließ. Was, wenn das Magnayen nicht mit sich reden lassen wollte und direkt angriff? Solniza würde dem Unlicht-Pokémon nicht viel entgegenhalten können, und es wäre die Frage, ob ich schnell genug an meine Pokébälle kam. Noch dazu kam nur Satmens Sehvermögen an das der Gegner in dieser Finsternis heran, Dragonir wäre aufgrund des nach oben beschränkten Platzes so gut wie nutzlos.
    Psianas helle Stimme schallte durch die Höhle. Sei gegrüßt, Wachsamer, sagte sie ehrfürchtig zu dem schwarzen Wesen, und obwohl sie dies laut aussprach, konnte ich es in Gedanken verstehen.
    Du warst lange nicht mehr hier, kam knurrend die Antwort, es wurde gemunkelt, dass du Ho-oh getroffen hast und danach gegangen bist. Das war doch an demselben Tag, wie – Das wolfartige Pokémon schien den Grund auszusprechen, doch das Sonnengeschöpf leitete die Aussage nicht vollständig zu mir weiter. Was war damals nur passiert, dass sie es mir nicht sagen wollte...? Hatte sie ein Verbrechen begangen?
    Nach der Sache bin ich gegangen, und bei meiner Flucht habe ich Ho-oh getroffen, der mir dann den Titel Tochter des Sonnenstrahls verliehen hat. Doch Ho-oh hat nichts mit meinem Fortgehen zu tun!, ereiferte sich das Psycho-Pokémon. Ich verfolgte nur stumm die Unterhaltung, denn auch die Aussagen Gabriels hörte ich in Solnizas Stimme, was die Sache verkomplizierte.
    Tochter des Sonnenstrahls! Das Magnayen bellte laut auf, seine vier Gefährten umstellten uns. Ich blickte mich nervös um, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass das Gespräch den gewünschten Verlauf nahm. Vorsichtig legte ich meine rechte Hand auf Blitzas Pokéball, während ich mich mit der Linken um den Griff der Taschenlampe krallte, um das Zittern zu unterdrücken, versuchte, meinen Atem unter Kontrolle zu haben. Der Lichtkegel zitterte dennoch stark, als ich den Ausdruck in den blutroten Augen der Unlicht-Pokémon, der von Misstrauen zeugte, sah. Sie schienen jederzeit bereit, direkt anzugreifen. Das heißt, du bist nicht mehr die Tochter Orcos! Und so kommst du nach all den Jahren zurück und bringst auch noch eine Menschenfrau mit in unser Versteck! Hast du die Regeln vollkommen vergessen? Du kennst den Ausgang – sie zu, dass du mit dem Menschen von hier verschwindest, ansonsten – du kennst die Richtlinien! Der Ton, mit dem der Satz ausgesprochen wurde, ließ nichts Gutes verheißen. Wachsam blickte ich mich um, denn mir war, als hätte ich ein weiteres Pokémon gehört.
    Gabriel!, rief die Sonnenkatze, lass mich mit Orco sprechen! Hast du vergessen, was – Sie wurde unterbrochen, denn mit einem weiten Sprung landete ein weißer Schatten in dem Kreis, der von den Wölfen gezogen worden war.
    Sombra!, vernahm ich einen wütenden Aufschrei, doch der gleiche Name war auch in einem glücklichen Tonfall zu vernehmen. Zuordnen, welcher von Solniza und welcher von Gabriel kam, konnte ich allerdings nicht. Bei dem hinzugekommenen Pokémon handelte es sich um ein Absol, wie ich nach einigen Schrecksekunden bemerkte. Wie auch bei den Magnayen handelte es sich dabei um ein Unlicht-Pokémon, doch wirkte es um einiges sanftmütiger als die schwarzen Wesen, die nun wieder zurückgewichen waren und so den Kreis wieder vergrößert hatten. Sein weißes Fell schimmerte unwirklich im Licht meiner Lampe, außerdem war es größer als es für seine Art üblich war. Sein Horn auf dem Kopf stand senkrecht nach oben und vollführte keinen Bogen um den Kopf herum, was es seltsamerweise unfertig erscheinen ließ. Seine Augen, die wie die der Wölfe rot waren, zeugte von Güte und – aus irgendeinem Grund – Mütterlichkeit gegenüber Solniza.
    Genau diese sprang auf den Rücken des weißen Wesens, als Gabriel gerade einen Angriff startete. Weit riss er das Maul auf und setze zum Sprung auf mich an, während ich das Pokémon schreckerstarrt mit weit aufgerissenen Augen anblickte.
    Das Magnayen sprang – und ich versuchte, mich unter ihm hinweg zu ducken, was allerdings damit endete, dass ich hart auf dem Fels landete und mir die Unterarme mit spitzen Kieselsteinen aufriss. Außerdem spürte ich die Klauen des Wolfes, die durch den Stoff meiner Weste und des T-Shirts drangen, um dann die Haut meines Rückens zu verletzen. Die Taschenlampe fiel mir aus der Hand, landete auf dem Boden und erlosch, sodass undurchdringliche Finsternis zurückblieb. Panisch blickte ich mich um, ich konnte nichts erkennen, da meine Augen noch an das Lampenlicht gewöhnt waren. Die Löcher, durch die von oben herab Licht fiel, konnten mir erst dann etwas nützen, wenn ich mich an die Dunkelheit angepasst hatte. Solniza, mach was!, kreischte ich, als ich Gabriel erneut näherkommen hörte.
    Anstatt einer Antwort sah ich irgendwo zwei hellblaue Lichter aufleuchten, mein Körper wurde von einer Aura derselben Farbe eingehüllt. Ich spürte, wie der Fels, auf dem ich eben noch gelegen war, scheinbar nach unten rückte, ähnliches passierte mit den Lichtern, die Solnizas Augen waren. Vorsichtig hob mich die Sonnenkatze mit der Konfusion nach oben, doch der Wolf wollte nicht ablassen, versuchte ein weiteres Mal, mich zu verletzen. Diesmal aber hatte ich Glück, denn er erwischte nur den Stoff meiner Hose, wobei er ein gutes Stück hinaus reißen konnte.
    Dann war der ganze Spuk vorbei und ich war außer Reichweite für seine Sprünge. Langsam sah ich das Licht, das schwach durch die Löcher drang, näherkommen, bis ich schließlich durch eines dieser schwebte und mich der Griff der Attacke losließ. Keuchend landete ich auf dem verstaubten Holzboden, hörte von unten das wütende Geheul des Magnayen. Im Augenblick war mir sogar egal, was dem Sonnengeschöpf und dem helfenden Absol passierte, denn nun meldete mein Körper die Verletzungen. Meine Unterarme brannten höllisch, ich spürte, wie sich mein T-Shirt und die Weste am Rücken langsam mit Blut vollsogen. Außerdem schien mich der Wolf auch am Bein erwischt zu haben, doch wirkte die Wunde, zumindest den Schmerzen nach, nicht besonders groß. Ich spürte überhaupt kein Verlangen danach, mich aufzusetzen oder gar wegzugehen; alles, was ich wollte, war, dass die Schmerzen aufhörten.



    „Was jetzt, Sombra?“, fragte ich das Absol, das mir schon einmal aus der Klemme geholfen hatte, „und außerdem, warum bist du hier? Hat dir Orco nicht damals Höhlenverbot erteilt?“
    Das weiße Wesen erzeugte einen violett schimmernden Spukball, den es auf Gabriel und die anderen schleuderte. „Ach, kleine Solnizka, wenn du wüsstest... Ich diene den Kugelmeistern, und da Maja nun beide Kugeln besitzt, ist es meine Aufgabe, sie zu schützen. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, hierher zu kommen? Dachtest du wirklich, du kannst einfach so zu deinem Vater gehen, damit er dir über den Kopf lecken wird?“ Von der Attacke getroffen, stürzte eines der Fiffyen zu Boden, doch Sombra startete sofort einen neuerlichen Angriff. „Ist dir eigentlich bewusst, dass Maja tot wäre, wenn ich nicht eingegriffen hätte, damit du sie nach oben befördern konntest? Ist dir bewusst, dass, wenn die Auserwählte tot ist, die Welt verloren ist? Ist dir bewusst, dass sie die Kraft der Violetten Kugel weitergeben muss, damit die Verantwortung zumindest teilweise abgesichert ist?“ Inzwischen schrie sie beinahe. „Du kleine Träumerin, mir kommen ehrliche Zweifel, dass Ho-oh die Richtige auserwählt hat! Es wäre besser gewesen, ein anderes Pokémon zu suchen, dann hätten wir diese Solveiga nicht unglücklich machen müssen, sie hätte eine Tänzerin werden können, aber nun verkauft sie Karten und kümmert sich um die Garderobe im Tanztheater! Vollkommen unglücklich ist sie damit, und wir sind daran schuld! Und du denkst nur daran, deine Familie zu besuchen, wenn du schon einmal in der Stadt bist... Wie, glaubst du, wird Solveiga reagieren, wenn sie dich sieht? Ich hätte ja kein Problem damit, wenn du alleine gegangen wärst, aber du musstest ja die Wächterin der Drachen mitnehmen!“ Ein weiterer Spukball, der mit noch mehr Zorn abgefeuert worden war, brachte das eine Magnayen zu Fall, während die zwei verbliebenen Fiffyen einen Doppelangriff versuchten. „Solnizka, ist dir die Verantwortung, die dir und Maja übertragen wurde, bewusst? Ihr habt die Welt zu retten, müsst noch fünfzehn Tafeln finden, um Arceus überhaupt aufspüren zu können! Das kann Jahre dauern, und um die Macht der Violetten Kugel weitergeben zu können – du weißt, was Maja noch zu machen hat, bevor sie in der Lage ist, dies zu schaffen! Wie du wohl auch bereits bemerkt hast, sind auch die legendären Raubkatzen auf der Suche nach Partnern, und wir wissen nicht, ob sie uns unterstützen werden oder gegen uns aufmarschieren wollen! Und du?“ Die beiden Fiffyen, die gerade zum Sprung angesetzt hatten, wurden von einem Spukball erfasst, sodass nur mehr Gabriel übrigblieb. „Du – das wird Folgen haben, darauf kannst du dich verlassen, Kleines.“ Mit einem wütenden Flammenwurf ließ Sombra die Dunkelheit für kurze Zeit schwinden, das Magnayen heulte getroffen auf. „Damit hätten wir auch dies erledigt, sodass wir zu Maja zurückkehren sollten. Bald wird ein weiterer Trupp hier eintreffen, und ich will nicht mehr Leid als nötig verursachen – nicht einmal das hier wäre nötig gewesen, hättest du deinen Verstand benutzt! Sollte noch etwas in dieser Art passieren, und das versichere ich dir, Solnizka, werde ich mich nicht mehr um dich kümmern. Um die Wächterin der Drachen natürlich schon, wie es meine Aufgabe ist – aber du wirst selbst sehen müssen, was du selbst schaffst!“
    Betrübt starrte ich auf das Nackenfell Sombras. Solche Worte aus ihrem Munde zu vernehmen, war hart für mich – sehr hart. Denn ich bewunderte das Absol, die Stärke, die das weiße Wesen zeigen konnte – und die absolute Disziplin und den Gehorsam gegenüber desjenigen, in dessen Dienste sie stand. Dies war wohl mit ein Grund, warum ihr nun eine so wichtige Rolle zuteil geworden war. Als ich sie kennengelernt hatte, war sie noch Ho-ohs Dienerin gewesen. Doch nun gehorchte sie den Kugelmeistern – beiden Kugelmeistern.
    Das Absol kauerte sich auf den Boden und sprang dann kerzengerade in die Luft, segelte genau durch eines der Löcher.



    Die Schmerzen wollten einfach nicht nachlassen, im Gegenteil – sie schienen immer stärker zu werden. Ich konnte kaum noch klar denken, wusste jedoch nicht, ob es an den Schmerzen oder dem Blutverlust lag, denn mir war, als spürte ich den roten Lebenssaft bereits langsam, aber stetig von meinem Rücken nach unten rinnen. Mein Atem hatte sich etwas beruhigt, ging aber immer noch unregelmäßig. Anscheinend war der Kampf unterhalb bereits vorbei, denn es drangen keine Geräusche mehr herauf. Was wohl passiert war und wer wohl den Sieg davongetragen hatte? Nicht einmal einschätzen, wie lange ich bereits hier lag, konnte ich. Es konnten wenige Minuten sein, doch auch mehrere Stunden – ich hatte aber keine Kraft, auf dem PokéCom nachzusehen.
    Der Holzboden erbebte sacht, als vor meinem Gesicht vier krallenbewehrte weiße Pfoten auftauchten. Mit etwas Mühe gelang es mir, nach oben zu blicken und erkannte das Absol, von dessen Rücken gerade Solniza sprang. Diese landete nur wenige Zentimeter von meiner Nase entfernt.
    Verzeih meine Dummheit!, rief sie völlig durch den Wind.
    Ich verstand nicht. Was war unten wohl vorgefallen? Zu einer Antwort kam ich jedoch nicht, denn es war mir nicht möglich, verständliche Sätze zu bilden.
    Das erhabene weiße Pokémon, von dem ich hauptsächlich die schwarzen Krallen zu Gesicht bekam, ging langsam in die Knie und sprach mit klarer, heller Stimme: Seid gegrüßt, Wächterin der Drachen. Mein Name ist Sombra, denn oft erscheine ich aus den Schatten und verschwinde auch dorthin. Wundert Euch nicht, dass ich auf diesem Wege mit Euch kommunizieren kann, denn diese Fähigkeit hat mir Rayquaza verliehen. Ich habe Euch einiges zu berichten, wovon ich das Meiste der Tochter des Sonnenstrahls bereits dargelegt habe.
    Mit einiger Mühe gelang es mir, ein einziges Wort auszusprechen: Und?
    Langsam begann das Unlicht-Pokémon zu sprechen.


    Als es geendet hatte, blickte ich es entsetzt an: So also ist es?, stammelte ich und schaffte es für einen Augenblick, meine Schmerzen zu vergessen. Ruckartig setzte ich mich auf.


    ~~~~


    So, nun zu den Namen. "Casa" bedeutet einfach "Haus", "Orco" "Unterwelt", "Sombra" "Schatten. Gabriel hat überhaupt nichts mit dem Erzengel zu tun, die Idee kam mir, da der Freund einer meiner Freundinnen diesen Namen trägt. Diese hat schwarze lange Haare - also absolut zu dem Magnayen passend. Der Name Solveiga bedeutet "Sonnenwind" und "die Wächterin der Sonne" (siehe Solnizas Namenbedeutung).

  • Hey Maj,
    kein Problem das mit der kleinen Wartezeit...Bei so viel Stress und Aufgaben die du zu erledigen hast ist sowas doch total verständlich...Und oft fehlt auch die Idee und die Inspiration...War zumindest bei mir so...


    Zum Inhalt:
    -In deiner Story ist eine Sache die immer vorkommt und ich mich doch irgendwie nicht daran gewöhnen kann...Nämlich dass du den legendären Pokemon Geschlechter zuordnest...Ich meine das ist halt ziemlich ungewöhnlich, da die Spiele das einem wirklich richtig einbläuen...Obwohl ich diese Idee von dir ziemlich einleuchtend finde...Denn was wären diese Pokemon denn sonst...Trotz dem dass es sie nur einmal gibt müssen sie ja nicht kein Geschlecht haben...(Der Satz klicgt echt dumm, weiß aber nicht wie ich es anders ausdrücken kann...xD)
    -Dass die Evolis die eigentlichen Schwestern des Tanzhauses sind, finde ich irgendwie lustig...Habe nämlich nie so drüber nachgedacht das Pokemon ja auch Geschwister haben können...Weiß aber auch nicht warum...
    -Wie immer beschreibst du deine Umgebung sehr detailliert und richtig anschaulich...Hier in diesem Kapitel war es zum Beispiel: die Zeitschrift die Sara liest, der Weg zum Bronzeturm, die Bronzeturmruine, der Höhlenkeller, und das Aussehen der Unlichtpokemon...Ich habe beim lesen jedesmal eine ganz konkrete Vorstellung im Kopf und genau das muss man bei einer Beschreibung auch erreichen...Und du schaffst das halt immer und immer wieder aufs Neue...
    -Die Elternkonstellation Solnizkas finde ich doch rscht ungewöhnlich, aber bei den Menschen gibt es auch die verschiedensten Kombinationen...Deshalb kann es einen nicht direkt stören, doch die Vorstellung bleibt trotzdem surreal...
    -Was aber gar nicht ungewöhnlich ist, ist die Reaktion Gabriels auf den neuen Adelstitel Solnizkas...Ich meine wer hätte den schon gerne, dass die Tochter des Freundes, quasi ein Familienmitglied, plötzlich die "Seiten wechselt"...Niemand denke ich also ist dies Wut äußerst verständlich...
    -Zu guter letzt möchte ich noch erwähnen dass ich irgendwie Mitleid mit Solveiga...Das ist wahrscheinlich beabsichtigt und im nächsten Kapitel wird sie dann bestimmt voll gemein und herablassend gegenüber Solnizka dargestellt...


    An sich war das Kapitel wieder angenehm zu Lesen, da die Länge wie immer genau passend ist...Freue mich wie immer aufs neue Kapitel...
    Lg FF

    _.~°~._
    Manchmal im Leben, passieren Dinge, die man später bereut, doch führen sie alle früher oder später
    zu der Erkenntnis, dass wir nur die Marionetten des Schicksals sind.

    °~._.~°
    -~°Kinder des Olymp°~-


  • Und wieder ein Kappi mit sechs Seiten... und das, obwohl ich erst dachte, das wird gar nichts, sondern nicht einmal drei Seiten. Ich kann mich einfach nicht kurz fassen, was soll ich tun? Wie dem auch sei, es geht in diesem neuen Kap hauptsächlich um Solnizka und ihre Verwandtschaft... die Namensherkunft der Namen ihrer Schwestern ist das Spanische, für nähere Infos siehe nach dem Kappi... spätestens dann sollte man alle Namen zuordnen können, sofern es nicht eindeutig aus dem Kappi hervorgeht...


    22. Kapitel: Familienangelegenheiten


    Kaum hatte ich bemerkt, was ich getan hatte, stellte ich mich auf eine Verstärkung des Schmerzes ein, doch spürte ich nicht einmal einen Bruchteil der Pein, die zu zuvor verspürt hatte. Du hattest Glück, Wächterin, hörte ich plötzlich eine feine feminine Stimme in meinem Kopf, die ich noch nie zuvor vernommen hatte. Ich habe deine Wunden geschlossen, du musst dir keine Sorgen mehr machen. Doch solltest du dir neue Kleidung zulegen; ich bezweifle, dass die Geräte, die ihr Menschen Waschmaschinen nennt, sämtliches Blut aus dem Stoff holen können. Doch bis zur äußersten Schicht deiner Weste ist der Lebenssaft nicht vorgedrungen, du wirst dir neue Kleidung kaufen können, ohne Aufsehen zu erregen.
    Nun fiel der Groschen. Cresselia?, murmelte ich verwundert.
    Die Stimme ließ ein Lachen hören. Dieselbe, erklärte das Lunar-Pokémon, ich muss schließlich sichergehen, dass du die Macht der Violetten Kugel an die von mir auserkorene Person weitergeben kannst. Ansonsten ist alles verloren. Ich kontaktiere dich allerdings auch aus einem anderen Grund; Suicunes Brüder haben es ebenfalls geschafft, Partner zu finden. Halte die Augen und Ohren offen, beobachte das Mädchen, mit dem du reist, genau. Vielleicht erhalten wir so eine Antwort darauf, was die drei Raubkatzen planen. Sollten sie sich auf die Seite Arceus‘ stellen... nun, dann haben wir ein riesiges Problem, nicht nur ein großes.
    Die Tafeln, mutmaßte ich.
    Die zuvor noch recht vergnügt klingende Stimme Cresselias erhielt einen traurigen Klang. Erfasst. Alle drei beherrschen je eine Tafel, und wenn sie sich gegen uns stellen, geht von den Tafeln mehr Gefahr als Hoffnung aus.
    Kann ich nicht mithilfe der Feuertafel herausfinden, was geplant ist?
    Nur wenn du Enteis Partner triffst. Oder du findest Suicunes Wassertafel, erklärte Cresselia. Kam es mir nur so vor, oder war sie um einiges mitteilsamer als Rayquaza?
    Und wer ist dieser Partner?, stellte ich eine rhetorische Frage, während ich aus meiner Tasche das Pergament zog. „Die Wassertafel, beruhiget sich der Kampf aufs Neue“, murmelte ich langsam. Was für ein Kampf?, fragte ich in die Runde. Von Solniza konnte ich mir vermutlich keine Antwort erhoffen, doch vielleicht war Sombra besser informiert? Erwartungsvoll blickte ich auf die Stelle, an der sich das Absol niedergelassen hatte, doch war es verschwunden.
    Solniza deutete meine Verwunderung richtig. Sie ist gegangen, einfach in die Schatten hinein. Wundere dich nicht, es ist üblich, dass sie dorthin geht, denn so ist sie schneller und unsichtbar unterwegs.
    Langsam erhob ich mich und begann gemessenen Schrittes im Kreis zu laufen. Was für ein Kampf wohl gemeint war? Abrupt blieb ich stehen, denn so hatte es keinen Sinn. Solniza, wenn du noch deine Familie mütterlicherseits besuchen willst, dann tu dir keinen Zwang an. Ich werde nicht mitkommen, mir haben schon deine entfernten Verwandten gereicht – ein Rudel ist doch immer untereinander verwandt, oder? – da brauche ich nicht auch noch deine Schwestern kennenlernen. Ich für meinen Teil besorge mir lieber neue Klamotten, dann geh‘ ich ins Center zurück. Kommst du mit oder gehst du noch zum Südhügel?
    Die Sonnenkatze starrte mich verwundert an. Gut, nach den Geschehnissen verstehe ich es... aber interessiert dich die Legende nicht?
    Nur mit Mühe unterdrückte ich den Reflex, auf meine Unterlippe zu beißen. Nein, erwiderte ich kalt, obgleich es mich sehr interessierte. Ich drehte mich um und verließ die Turmruine, um nach einem Kleidungsgeschäft zu suchen.



    „So, Sniebel, und jetzt Schlitzer auf die Eisskulptur!“, befahl ich dem pinkfarbenen Wiesel. Das Shiny lief daraufhin auf den überdimensionalen Schneekristall aus Eis, den es mit seinem Eissplitter erschaffen und mit Kratzfurie bearbeitet hatte, zu und zerschnitt ihn mit einem einzigen Krallenhieb in zwei Teile. Mit einem lauten Aufschlag fielen beide auf den Boden, der sich vom schmelzenden Eis langsam dunkel färbte. „Und jetzt zerkleinere die Teile mit einer weiteren Kratzfurie!“, gab ich den abschließenden Befehl. Das Eis-Pokémon stürmte fast unsichtbar für das menschliche Auge auf die Eisbrocken zu, um sie zu kleinen Stücken, die schnell schmolzen, zu verarbeiten. Bei dieser Arbeit waren seine Vorderbeine nur mehr als rosafarbene Schleier wahrzunehmen.
    Sniebel sah erst auf, als das Eis kaum mehr als solches zu erkennen war, so gut hatte es die Attacke verwendet. Kaum konnte ich glauben, was dieses Pokémon leistete, obwohl es kaum zwei Wochen auf der Welt war. Enormes Potenzial für Wettbewerbe steckte in ihm, noch dazu war es ein Shiny; einfach ein perfektes Wesen für Wettbewerbe. Und ich war versucht, sein Potenzial auszunutzen bis auf den letzten Rest, um aus ihm meinen Star zu machen, wie ich beschlossen hatte, kaum hatte ich das erste Training mit ihm gestartet. „Gut, wir machen jetzt Mittagspause“, rief ich, als ich die Uhr auf meinem PokéCom überprüfte. Beinahe Mittagszeit war es, es würde wohl nicht mehr lange bis zum Essen dauern. Bis dahin konnte ich noch ein wenig in Trainergeschichten schmökern.
    „Snie!“, bemerkte das Pokémon voller Übereifer und sprang ungeduldig auf und ab.
    „Nein, wir machen jetzt eine Pause, hast du nicht gehört? Ich will nicht, dass du dich übernimmst, mein Süßes“, sagte ich strenger, als ich es eigentlich geplant hatte und griff nach dem Pokéball. „Und damit nicht zu viele Leute sehen, was du kannst, gehst du in den Ball.“
    Das Wiesel versuchte flink, auszuweichen, doch wurde es vom roten Strahl verschluckt. Lächelnd betrachtete ich die rot-weiße Kapsel, dann legte ich sie neben mein Magazin auf die Bank, auf der ich meine Sachen deponiert hatte. Kurz blickte ich mich noch um, sah in Richtung der Bäume hinter dem Kampffeld, die das Grundstück des Centers von der Straße abtrennten. Die Stadt war so wunderschön und geheimnisvoll, dass ich sie gerne genauer unter die Lupe genommen hätte, doch war es wichtig gewesen, mit Sniebel zu trainieren. Maj konnte ich vollauf verstehen; nach dem, was ihr passiert war, war es kein Wunder, dass sie keine Sniebel mochte. Deshalb musste ich die Gelegenheit nutzen und jetzt, da sie nicht hier war, trainieren. Schließlich wollte ich meinen zukünftigen Star spätestens in Dukatia einsetzen.
    Gerade, als ich nach Trainergeschichten greifen wollte, läutete mein PokéCom, eine leise, träumerische Melodie. Wie konnte meine Freundin nur einen solch schrecklichen Klingelton wie das Piepsen, das in den Ohren schmerzte, verwenden? Es gab auf den Geräten je nach Modell mindestens fünf verschiedene Töne, und meine Melodie war auf jedem Gerät vorhanden.
    Ich nahm meinen PokéCom zur Hand und überprüfte den Anrufer. Freudig nahm ich den Anruf an, als ich gelesen hatte. „Hallo Mama!“, rief ich glücklich.
    „Sara, mein Schatz, wie geht es dir? Und wo treibst du dich herum? Du hast mich seit drei Tagen nicht mehr angerufen!“, hörte ich die Stimme meiner Mama am anderen Ende der Leitung. Sie versuchte, tadelnd zu klingen, doch gelang es ihr nicht.
    „Entschuldige, aber gestern hatte Maj ihren Arenakampf, und vorgestern, als wir unterwegs waren, hat es geschüttet wie ich weiß nicht was. Ich bin jetzt in Teak, aber ich nehme an, dass wir morgen oder übermorgen weiterreisen werden“, gab ich bereitwillig Auskunft.
    Mama begann zu lachen. „Das ist perfekt, weißt du das? Denn ich habe bei einem Rätselwettbewerb eine Schifffahrt von Oliviana nach Anemonia gewonnen, auf einem Luxuskreuzer für drei Personen. Genau am Tag vor dem Wettbewerb wird das Schiff auf der Insel ankommen! Und an wen, glaubst du, habe ich dabei gedacht, an wen, glaubst du? Na? Was sagst du zu seiner Mama? Was sagst du, hm?“
    Ich schrie glücklich auf und erhob mich mit einem Satz von der Bank, um freudig auf dem Kampffeld auf und ab zu hüpfen. „Toll, Mama! Super! Danke!“, sagte ich, als ich mich ein wenig beruhigt hatte. „Du bist die beste Mama der Welt, wirklich!“
    Am anderen Ende der Leitung war wieder Gelächter zu hören, unterbrochen von einem lauten Schrillen. „Freut mich, wenn du glücklich bist. Aber mein Essen hat gerade geläutet, das heißt, die Eieruhr. Dann sehen wir uns also in Oliviana, mein Schatz?“
    „Ja, das machen wir!“, rief ich.
    Meine Mama lachte ein weiteres Mal auf. „Dann also bis in ein paar Tagen, mein Schatz. Ich hab dich lieb, tschüss.“
    „Tschüss, Mama“, sagte ich noch, bevor sie in dem Moment auflegte, als die Glocke des Centers den Beginn des Essens verkündete. Beinahe war ich versucht, nicht hinzugehen, sondern Maj in der Stadt zu suchen, doch was wäre, wenn sie gerade jetzt beim Essen saß? Sie würde sicherlich noch kommen, damit ich ihr die Neuigkeiten berichten konnte.



    Ich starrte meiner Trainerin hinterher, bis sie vom Hügel verdeckt wurde. Was war nur los mit ihr? Sie verhielt sich äußerst seltsam. Gedankenverloren putzte ich meine rechte Vorderpfote, bis ich aufstand und unsicher in Richtung Ausgang ging. Zuvor allerdings warf ich noch einen Blick in das Loch. Warum nur hatte sich Gabriel so benommen? Er, der normalerweise recht freundlich gewesen war, hatte uns angegriffen. Dabei war er doch bekannt dafür, Eindringlinge in einen Hinterhalt zu locken, zum Rudel, um so jegliches Risiko vermeiden. Denn selbst wenn die Späher ausgeschaltet wurden, so blieb noch immer eine enorme Anzahl an Fiffyen und Magnayen übrig, um die Eindringlinge außer Gefecht zu setzen. Zuvor war es mir in der Hektik nicht bewusst gewesen, doch nun fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Doch was sollte ich machen? Wenn ich ein weiteres Mal nach unten gehen würde, hätte ich keine Chance, Sombra würde mir sicherlich nicht helfen. Noch dazu wäre ich als Psycho-Pokémon vollkommen aufgeschmissen.
    Draußen angekommen setzte ich mich ein weiteres Mal hin. Was, wenn ich im Tanztheater ebenfalls eine Enttäuschung erleben würde? Aber vielleicht wussten Fría oder Járdina Bescheid, wie sie es in jungen Jahren immer getan hatten, oder Tarda spürte als Unlicht-Pokémon, das sie war, etwas. Einen Versuch jedenfalls war es wert, das Tanztheater zu besuchen. Erfüllt von neuem Elan lief ich den Hügel hinunter und wandte meine Schritte nach Süden.


    Das Theater war noch immer so, wie ich es in Erinnerung hatte. Es handelte sich um ein beige gestrichenes, gemauertes einstöckiges Gebäude, bis zu meiner Augenhöhe verlief ein Sockel aus Granitplatten; das Dach war mit dunklen Schindeln gedeckt. Fenster waren weder auf der Vorderfront noch an den seitlichen Mauern vorhanden, einzig und allein an der Wand in Richtung Garten gab es eines. Es war in Bodennähe angebracht und war für uns der Zugang zu dem Raum gewesen, in dem wir uns aufgehalten hatten, wenn unsere Trainerinnen Vorstellungen gegeben hatten. Ein recht niedriger Raum, der extra für uns geplant worden war, da wir ja nicht auf die traditionelle Weise gefangen worden waren. Es war einfach unsere Bestimmung gewesen, wir hatten unsere Tänzerinnen akzeptieren müssen. Nur ich war damals aus der Reihe getanzt, indem ich einfach geflüchtet war. So gesehen hatte Maja auch Glück gehabt; hätte ich bereits dem Besitz Solveigas angehört, hatte sie mich niemals fangen können.
    Der Garten war umgeben von einer Mauer, die eine einfache Fortsetzung des Gebäudes darstellte. Sie war nicht besonders hoch, weshalb ich mit einem eleganten Sprung vollkommen lautlos auf ihr landete und auf die andere Seite starrte. Kaum etwas hatte sich verändert, nur die wenigen Bäume waren ein Stück gewachsen. Doch waren immer noch die verschiedenfarbigen Blumen rund um den Sockel der Mauer und des Theaters gedrängt, in der Mitte der beinahe quadratischen Grasfläche plätscherte sanft ein Springbrunnen in einem Teich. In seinem Wasser badete ein Aquana, während ein Folipurba an den Blumen schnupperte. Ein Blitza und ein Flamara dösten im Schatten des größten Baumes vor sich hin, während ein Nachtara wie durchgedreht über die Wiese jagte. Ein vollkommen normales Bild war es, welches meine Schwestern Laga, Járdina, Primera, Fuega und Tarda abgaben, einzig und alleine Fría fehlte. Doch dies war nichts Ungewöhnliches. Als das Eis-Pokémon, das sie war, blieb sie einfach lieber in der Kühle des Raumes. Der Anblick, der sich mir bot, wäre das perfekte Bild für einen menschlichen Landschaftsmaler gewesen. Warum nur wollten Menschen so viele Augenblicke ihres Lebens in Bildern – handelte es sich nun um Fotos oder Malereien – festhalten? Ich konnte in kaum einer Art der menschlichen Erinnerungsaufbewahrung einen Sinn erkennen. Einzig und alleine die Schrift war sinnvoll – doch sie half jemandem, der ihr nicht kundig war, wenig.
    Ich sprang von der Mauer und landete im federnden Gras, genau an einer Stelle, die Tarda in ihrem Dauerlauf passieren wollte. „Kannst du nicht aufpassen?“, fauchte sie sofort.
    Ich richtete mich auf und schüttelte die Grashalme, die sich unangenehm in meinem Fell verhangen hatten, aus. „Entschuldige, Schwester. Du musst eben aufpassen, ob dein Weg frei ist.“
    Auch das schwarze Wesen stand auf. Zornfunkelnd starrten mich seine roten Augen an. „Du wagst es, hier einzudringen, und dann auch noch –“, überrascht brach das Nachtara ab. „Solniza! Schwestern, kommt her! Und zwar alle!“ Den letzten Satz rief Tarda laut. Ich vermutete, dass er sich auf Fría bezog.
    Járdina blickte sogleich von der zarten gelben Blume, an der sie gerade gerochen hatte, auf. Ihr Schweif, der an ein eingerissenes Blatt erinnerte, zuckte nervös hin und her. „Solniza!“, rief sie überrascht aus, „Wie kommst du her? Und warum bist du nach all den Jahren gekommen?“
    „Sie war bereits beim Rudel“, flüsterte Tarda plötzlich so feindselig, wie ich es noch nie von ihr gehört hatte, „Gabriel hat sie vertrieben. Glück hatte sie auch, denn Sombra ist erschienen. Wenngleich nicht wegen ihr, sondern... wegen einer Menschenfrau.
    Nun schien die Temperatur auf den Nullpunkt gesunken zu sein. Doch dies hatte es nichts mit der gerade erschienenen Fría zu tun, sondern es lag an Tardas Aussage. Meine eigene Laune sank ebenfalls, als ich das grüne Pokémon, das zusammen mit dem Glaziola gekommen war, sah.
    „Oh, ich habe ganz vergessen, und das, obwohl es als Älteste meine Pflicht ist“, bemerkte Primera plötzlich knurrend, „dies ist Ciela, Solveigas Pokémon. Die Tradition wurde nicht gewahrt, deshalb stimmt auch ihr Anfangsbuchstabe nicht mit dem der Tänzerin überein, aber wir mussten eben eine Ausnahme machen... Eine zweite Tochter des Sonnenstrahls hätten wir nicht brauchen können, Sola.“
    Das Shiny Psiana und ich starrten einander ist die Augen, es war nur klar, was nun folgen würde.
    Ein Kampf. Ich hatte die Konvention verletzt, da ich nicht mehr zu den Schwestern zählte. Das Angerichtete konnte ich nur ausgleichen, indem ich meine Artgenossin besiegte. Würde ich verlieren... dann brauchte ich mir zumindest keine Gedanken über andere Dinge zu machen.



    Vollkommen neu eingekleidet schloss ich die Tür der öffentlichen Toilette auf und trat in den leeren Waschraum. Ich war nach kurzer Suche im Einkaufszentrum der Stadt gelandet und hatte es mir nicht nehmen lassen, mich von Kopf bis Fuß neu zu kleiden, da selbst auf meinen Schuhen einiges an Blut von der Wunde am Bein gelandet war. Die Rückseite meines T-Shirts war vollkommen dunkelrot anstatt orange gewesen, doch hatte es Cresselia geschafft, sämtliches Blut von meiner Haut zu entfernen.
    Nun trug ich ein dunkelblaues, beinahe schwarzes T-Shirt unter einem weinroten Kurzmantel mit Dreiviertelärmeln. Auch meine neue Hose war in dunkler Farbe gehalten; es handelte sich um eine graue Jeans, die in braunen Stiefeln steckte. Einzig und alleine meine Bauchtasche hatte ich nicht ersetzt; ich trug sie über dem Mantel.
    Prüfend betrachtete ich mich im schmutzigen Spiegel. Die Tatsache, dass meine neue Kleidung viel dunkler war, ließ mich, so kam es mir vor, mystischer wirken. Hinzu kam, dass die Grüne Kugel, die nun durchsichtig war, geheimnisvoll im V-Ausschnitt des T-Shirts schimmerte. Ich konnte nicht umhin, mich einige Male um die eigene Achse zu drehen, so gut gefiel mir mein neues Outfit. Es blieb nur zu hoffen, dass es in nächster Zeit nicht wieder zu einem solchen Zwischenfall kommen würde, denn mein Konto hatte den tiefsten Stand seit Jahren erreicht. Eventuell sollte ich Claire anrufen und sie fragen, ob sie alles Geld, das ich von meinem Gehalt auf das Familienkonto abzweigte, wirklich brauchte. Leise seufzte ich auf. Als ledige kinderlose Arenaleiterin verdiente sie nicht besonders viel, auch Siegfrieds Champtitel wurde nicht gerade hoch entlohnt. Die Arbeit als G-Man brachte nur bei Aufträgen etwas ein, die wenigen Pokédollar, die man für den Bereitschaftsdienst erhielt, konnte man vergessen. Mein Job im Labor war einfach der, der das meiste Geld einbrachte und die Finanzen sicherte.
    Ich griff nach der großen Einkaufstüte, in die ich meine alten Klamotten gepackt hatte, und verließ die Toilette, um nach einer Mülltonne zu suchen. Anschließend wollte ich ins Center zurückkehren.



    Das grüne Psiana knurrte mich mit aufgestelltem Fell an, dann nahm es eine geduckte Haltung ein. Es sah aus, als wäre es jederzeit zum Sprung bereit. „Du also bist Solniza... diejenige, die meine Trainerin schmählich im Stich gelassen hat. Nun, ich muss dir danken... ansonsten hätte sich Casa nie mit Gabriel eingelassen, um mir das Leben zu schenken“, Ciela lächelte. „Ja, wir sind mehr als nur Halbschwestern, das heißt, biologisch gesehen mehr als nur Halbschwestern. Denn du bist keine Schwester mehr. Und deshalb musst du um das Recht, in diesem Garten sein zu dürfen, kämpfen! Schwestern, gelobt ihr, dass ihr euch nicht in den Kampf einmischt?“
    „Ich gelobe es“, erklärte Primera vollkommen emotionslos.
    „Ich gelobe es“, folgte Tarda ihrem Beispiel.
    „Ich gelobe es“, auch Fuega schwor.
    „Ich gelobe es“, Fría schien mit sich kämpfen zu müssen, dem zuzustimmen.
    „Ich gelobe es“, meinte Laga leichthin, bevor sie zum Teich zurückging.
    „Ich gelobe es“, schloss Járdina den Schwur der Schwestern.
    Langsam zog ich die Lefzen hoch und entblößte meine spitzen Zähne, bevor ich mich wie meine Gegnerin in eine Kampfhaltung begab. „Wenn dem so ist... da ich hier eingedrungen bin, darfst du den ersten Angriff starten.“
    Das Shiny fauchte auf. „Erkläre mir nichts, was ich selbst weiß!“, knurrte es wütend, bevor es das Maul aufriss und eine Anzahl funkelnder Sterne ausstieß. Ich war wie erstarrt. Was jetzt?
    Die spitzen Zacken der glänzenden Himmelskörper bohrten sich in mein Fleisch. Vor Schmerz zuckte ich zusammen. War ich so von Maja verwöhnt, dass ich vergessen hatte, selbstständig zu reagieren? Nur mit Mühe gelang es mir, nicht in die Knie zu gehen, sondern mit einem Biss-Angriff zu kontern. Als ich lief, spürte ich, wie der Gegenwind an meinem Körper vorbeizog.
    Mit einem kurzen Sprung über mich hinweg wich Ciela aus. Ich war nicht einmal noch zum Stehen gekommen, als ich herumwirbelte, um einen weiteren Versuch zu wagen. Doch das grüne Pokémon war in den wenigen Sekundenbruchteilen ebenfalls nicht untätig gewesen. Sein Schweif, den es mir entgegenhielt, leuchtete metallisch grau auf, und nur mühsam gelang es mir, dem Eisenschweif auszuweichen. Ich war jedoch von meinem Weg abgekommen, sodass ich meinen Angriff nicht zu Ende führen konnte. Knapp wich ich einem Baum, der sich plötzlich vor mir befand, aus und blickte erneut in die Richtung meiner Gegnerin.
    Cielas hellrotes Stirnamulett begann aufzuleuchten. Sofort erkannte ich, dass sie einen Psystrahl einsetzen wollte und bereitete ebenfalls einen solchen vor.
    „Glaubst du etwa, dass du mir entgegenhalten kannst? Vergiss nicht die Legende“, kicherte das grüne Wesen plötzlich.
    Vor Schreck brach ich meinen beinahe gestarteten Angriff ab. Ich war nicht mehr dem Hause zugehörig, was bedeutete, dass Ciela von der Legende profitierte. Es war auch der Grund gewesen, warum ich im Arenakampf so stark gewesen war... mein Heimatort war nicht mehr der Südhügel, sondern der Osthügel, wo ich Ho-oh begegnet war.
    „Du hast es nicht vergessen, nicht wahr? Gilt ein Wesen der Stadt angehörig und kämpft in dieser, wird es stärker. Stehen sich zwei der Einwohner gegenüber, so erhält der, der den näheren Hügel sein Heim nennt, die Legendäre Kraft. Und da wir uns auf dem Südhügel befinden, du aber den östlichen Heim nennen darfst...“, lachte das Shiny, dessen Psystrahl nun einsatzbereit war. „Nun... es war nett, dich kennenzulernen, Sola“, fügte Ciela diebisch lachend noch hinzu, bevor sie den regenbogenfarbenen Strahl entfesselte. Wie eine schimmernde Wand kam die Attacke auf mich zu, ich war unfähig, dagegenzuhalten...



    Ich schluckte den letzten Rest meines Sandwiches hinunter, dann blickte ich mich um. Unweit eines Hügels der Stadt befand ich mich, ich schätzte ihn als den südlichen ein, da ich das Gebäude auf ihm nicht zuordnen konnte. Hinzu kam, dass das Einkaufszentrum im Süden der Stadt gelegen war. „Es gibt keine Zufälle...“, murmelte ich, als ich zur Hügelkuppe empor sah. Schließlich war es der Ort, den Solniza hatte aufsuchen wollen. Wenn ich schon hier war, so überlegte ich, konnte ich mich doch auch gleich einmal umsehen. Ich warf die Papiertüte, in der sich mein Mittagessen befunden hatte, in den nächstbesten Mülleimer und folgte dem schmalen Pfad, der zu dem gemauerten Gebäude führte. Dabei war es mir, als ob ich Solnizas Anwesenheit spüren konnte. Verwunderlich war dies jedoch nicht, sie hatte immerhin selbst gesagt, dass sie den Ort aufsuchen wollte.
    Doch war irgendetwas anders. Solniza?, fragte ich auf gut Glück, während ich mich der geschlossenen hölzernen Tür näherte, neben der eine Liste mit den nächsten Vorstellungen aushing. Interessehalber warf ich einen Blick auf die Liste und stellte fest, dass eine Vorstellung vor knapp zwanzig Minuten begonnen hatte und in der Hälfte dieser Zeit enden würde. Die nächste Aufführung war nur wenig später angesetzt, sodass ich überlegte, so lange zu warten und die Tänzerinnen anzusehen.
    Maja!, tönte es plötzlich in meinen Gedanken. Es war unverkennbar Solnizas Stimme, doch klang sie sehr erschöpft. Was soll ich tun? Wie soll ich angreifen?, fragte sie, während eine wahre Flut von Bildern auf mich einstürmte. Geschockt schloss ich die Augen und lehnte mich gegen die Wand des Theaters, doch erkannte ich dennoch einen Garten, in dem ein grünes Psiana mit grimmigem Gesichtsausdruck stand. Es wirkte, als sei es jeden Moment bereit, zum finalen Schlag auszuholen.
    Was hast du gemacht?, fragte ich vollkommen verwirrt. Und was ist das für ein Shiny Psiana, verdammt noch mal?
    Du erkennst, was ich sehe? Das Sonnengeschöpf klang nicht minder überrascht als ich es war. Das ist... Ciela, das Pokémon, das Solveiga gehorcht. Frag jetzt nicht, wie und weshalb, sondern sag mir... wie ich sie besiegen kann! Denn mir nützt die Legende momentan wenig, im Gegenteil... Und sollte ich verlieren... dann kannst du mich vergessen. Kam es mir nur so vor, oder klang ihre Stimme von Sekunde zu Sekunde leiser und angestrengter?
    „Ich weiß zwar nicht, was du angestellt hast, aber was immer es auch ist... wie hast du das geschafft?“, murmelte ich, während ich gegen die Wand hieb. Dann blickte ich zur Mauer, neben der ein Baum stand. „So ein Zufall aber auch...“, bemerkte ich ironisch. Langsam griff ich nach dem Pokéball Solnizas, während ich zu dem Baum ging und seine Äste prüfte. Einen Hyperstrahl schaffst du nicht?, vergewisserte ich mich, bevor ich nach dem untersten Zweig griff, der stark genug zu sein schien.
    Nie... und... nimmer, keuchte das hellviolette Wesen. Sein Zustand schien besorgniserregend.
    Ich biss mir auf die Unterlippe, als ich flink wie ein Griffel den Baum nach oben kletterte, um über die Mauer blicken zu können. Es war ein recht abstraktes Bild, das sich mir bot; ein Blitza, ein Flamara, ein Nachtara, ein Glaziola und ein Folipurba betrachteten scheinbar recht amüsiert den Kampf zwischen Solniza und einem Shiny Psiana, während ein Aquana in einem kleinen Teich mit Springbrunnen plantschte. Solnizas Gegnerin besaß augenscheinlich die Oberhand – oder die Oberpfote – und es schien, als ob ein einziger Angriff mein Pokémon erledigen konnte. Wenn du nicht gewinnen kannst, gib auf, flüsterte ich, Solniza, ab in den Ball. Ich aktivierte die rot-weiße Kapsel, sodass der leuchtende Strahl die Sonnenkatze ins Innere des kugelförmigen Objekts zog. Nun hatte ich wirklich einen Grund, so schnell als möglich zurück zum PokéCenter zu gehen.
    Als die Evoli-Entwicklungen im Garten bemerkt hatten, was ich getan hatte, wandten sie allesamt den Kopf in meine Richtung und öffneten das Maul. Schnell duckte ich mich und kletterte einige Äste weit nach unten, um von der Mauer geschützt zu werden. Nur Zentimeter oberhalb meines Kopfes zischten ein Flammenwurf, eine Aquaknarre, ein Donnerblitz, ein Psystrahl, ein Eisstrahl und ein Rasierblatt-Angriff hinweg. Was hatte Solniza nur verbrochen, dass diese Pokémon so wütend auf sie waren?
    Geschickt erreichte ich wieder den Boden und machte mich auf den Weg ins Center.


    ~~~~


    Zu den Namen der Schwestern:
    Primera - primera (die Erste)
    Tarda - tarde (Abend, spät)
    Fuega - fuego (Feuer)
    Fría - fría (Frost)
    Laga - lago (See)
    Járdina [ausgespr. Chardina] - jardín (Garten)
    Ciela - cielo (Himmel)

  • hallo maj^^


    Also dieses Kapitel war wieder richtig toll:P
    Man hier sind ja fast nur Meister-Autoren oO.....(Im Gegensatz zu mir meine ich^^)


    Die arme Solniza...Erst wird sie von Gabriel "verstoßen" und jetzt auch noch von ihren Schwestern.
    Maj hatte ja auch nicht gerade viel Glück.., aber wenigstens hat sie mal ein Legendäres Pokemon getroffen das weitaus gesprächiger ist als Rayquaza :D
    Und das sie sich komplett neue Kleidung kaufen musste ist ja ganz schön heftig oO
    Das (Baby-) Sniebel ist ja ganz schön stark für seine zwei Wochen lebenszeit^^. Einfach so ein Eisblock so mit Kratzfurie zu zerkleinern das man es fast nicht mehr als Eis erkennt ist ganz schön..wow.
    Ich bin wirklich gespannt ob die drei Hunde(Raikou, Entei und mein Liebling Suicune) jetzt auf Arceus Seite oder auf Maj´s Seite sind. Und was wird denn dann aus Sara wenn die auf Arceus Seite sind??
    Darauf bin ich mal gespannt....
    Und natürlich auch darauf ob Solniza ihren Schwestern nochmal auf so eine Art begegnen wird^^


    Also ich freue mich dann schonmal aufs nächste^^


    mfg
    Lucario+Riolu

  • Sou, jetzt kommt auch mal wieder das Feuermäuschen her. ^^
    Sorry, das es so lange gedauert hat, aber ich hatte eine totale Schreib- und Leseblockade und das hat sich sehr negativ ausgewirkt, besonders auf meine Kommis... Ich habe schon eine Zeit lang keine mehr geschrieben... Aber gut, ich fang am besten gleich zu lesen an, bevor ich hier noch weiter sinnlos schwafel. ;3



    Nun, ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel. :3


    lg Cynda

  • Hallöle...
    Also ich muss dir eigentlich wie jedesmal sagen, dass dein Kapitel wieder super geworden ist...


    Zum Kommentar:
    -Mit Solnizkas Eltern hast du auf jeden Fall, die bestmöglichste Kombination verwendet...Magnayen passt wesentlich besser als zum beispiel Digda, Tauros, Wailmer oder sogar Seemops...Da passt das wolfartige Pokemon am Besten...
    -Du hast recht mit FF...lol...Kann einen wirklich an Freiwillige Feuerwehr erinnern...Werds aber beibehalten weils so schön kurz ist...


    Zum Inhalt:
    -Cresselia ist ja viel, viel sympatischer als Rayquaza...x3...Ich meine ich mag Rayquaza auch, aber Cresselia bringt das was sie sagen möchte wenigstens auf den Punkt und spricht nicht in irgendwelchen blöden Rätseln...
    -Das Sniebel von Sara scheint richtig stark zu sein und wie du, besser gesagt Sara, es schon selbst erwähnt hast ist es wie für die Wettbewerbe geschaffen...Und das schon nach nur 2 Wochen Lebenszeit...
    -Du hast auch in diesem kapitel die Umgebung wieder richtig genau und einfach riochtig lebhaft beschrieben...Man hat einfach nach jeder deiner Beschreibungen ein ganz klares Bild im Kopf...Heute waren es das tanztheater und der kampf unter den Psiana...
    -Die Idee mit der Legendären kraft finde ich richtig cool und halte sie mal für was ganz anderes...
    -Natürlich versteh ich den Hass der Schwestern auf Solnizka, aber dass keine von Ihnen auch nur ein wenig mitleid mit Sola hat versteh ich nicht...Sie haben sie doch bestimmt auch vermisst, oder etwa nicht?...Allerdings wird das Einschreiten majs in den Kampf sicher nicht förderlich für das verhältnis unter den schwestern sein...
    -Das Ende des Kapitels und des kampfes natürlich auch, kommt etwas abrupt und vllt. auch unerwartet...ist aber eig. auch gut so , da das die Neugier des Lesers weckt...


    Freue mich wie immer auf das neue Kapitel...
    Lg FF (nicht Freiwillige Feuerwehr...xD...)


    PS: Tschuldigung wegen des etwas kürzeren kommis, habe aber irgendwie voll die Schreibblockade...

    _.~°~._
    Manchmal im Leben, passieren Dinge, die man später bereut, doch führen sie alle früher oder später
    zu der Erkenntnis, dass wir nur die Marionetten des Schicksals sind.

    °~._.~°
    -~°Kinder des Olymp°~-

  • Huhu Maj..^^
    Tut mir wirklich leid, dass ich mich erst jetzt melde..ich habtte im Moment gar keine Lust auf Pokemon..und der Schulstress war auch nicht gerade wenig..aber jetzt kann ich dir endlich Kommis für beide Kapitel hinterlassen ;)
    Kapitel 21


    Kapitel 22


    So..weiß grad nicht mehr was ich noch schreiben könnte..ich freue mich aber schon sehr auf das nächste Kapitel..^^
    Liebe Grüße
    Evoli-Girl

  • Hallo Maj,
    endlich komme ich dazu, wieder ein Kommi zu deiner toll geschriebenen und super formatierten *neidisch ist* FS zu schreiben. Die Kapitel haben sich in letzter Zeit noch mehr verbessert und ich finde es gut, dass du viele abgeleitete Namen verwendest und diese auch erklärst. (andernfalls könnte ich damit absolut nichts anfangen, ich spreche ja nur mangelhaft Englisch) Ab und zu musst du auf den Satzbau achten. Ich habe einige wenige sehr verschachtelte Sätze entdeckt, zum Beispiel dieser:

    Zitat

    Was sie nur an diesem Magazin so toll fand, dass sie sich es sofort besorgen musste, wenn sie es sah, noch dazu jetzt, wo wir mitten auf einer Reise waren?

    Für meinen Geschmack etwas zu verschachtelt, das "wenn sie es sah" müsste weg.


    Zum Inhalt:


    Maj reist jetzt durch die Region, weil diese Aufgaben sowieso von selbst auf sie zukommen werden. Habe ich das richtig verstanden? Ich denke, dass es noch einige große Vorkomnisse geben wird bzw. du wieder auf diverse Kappis verweisen wirst^^ Eine gute Idee, das allmächtige Arceus als Fiesling darzustellen. Ich war nicht sehr begeistert, als Nintendo es erfunden hat, weil es ja meinem Liebling Mew den Platz wegnimmt und auch nicht berauschend aussieht. Mal sehen, was passiert, wenn so viele mächtige Legendäre sich verbünden.


    Irgendwie finde ich seltsam, dass Rayquaza & Co. sich einfach so Maj zeigen. Schließlich bekommt man nicht jeden Tag seltene legendäre Pokemon zu Gesicht! Andererseits ist Maj ja auch "legendär" bzw. auserwählt. Eine Frage: Ist Solniza jetzt eine adeliges oder ein legendäres Pokemon? Oder ist das dasselbe? Und wieso konnte Maj mit Gabriel sprechen?
    Ich freue mich schon, wenn Satmen wieder vorkommt. Bis jetzt ist er mein Lieblingscharakter: Jung (?), unerfahren (?), verknallt in Solniza und außerdem ein Nachtara xD Ich habe letztens ein Bild von den beiden (Satmen und Solniza meine ich) gemalt, vielleicht scanne ich es ein und dann bekomst du es. :-)


    Vor allem in den neuesten Kapps verstrickst du geschickt Nintendos "Material" mit deinen Ideen und mischt das ganze durch die Charakterzüge der Charaktere auf. Die großschnäuzige Maj, die überzeugte Solniza, der zerstreute Professor, der rätselhafte Rayquaza... Du bringst deine Personen glaubwürdig rüber. Außerdem erlebe ich vom Inhalt her immer wieder Überraschungen. Ich will dich ja nicht zu sehr loben, aber du machst das wirklich gut. ;-)


    Ps: Ich hätte gern wieder PN-Benachrichtigung^^


    LG Moonrise







  • Das Kappi kommt in einer neuen Atntwort, weil die Nachricht sonst zu lang ist ^^'

  • So, jetzt aber zum 23. Kappi, das - wieder einmal - knappe sechs Seiten lang ist und am 23. 2. auch noch kommt. Es ist die Vorgeschichte (sozusagen) zu einem Ereignis, das ich eigentlich erst für den späteren Verlauf eingebaut habe, aber ich dachte, dass sich Maj das jetzt einmal verdient hat, nach allem, was in Teak passiert ist (und Solnizka auch). Mehr sag ich einmal nicht dazu, ich will nicht die Spannung verderben...


    23. Kapitel: Alarmglockenschrillen


    Als ich am nächsten Morgen zum Frühstück ging, schlief Sara noch. Sie wirkte so niedlich, so friedlich und doch verletzlich, dass ich sie nicht aufwecken wollte, sondern still mit Solniza das Zimmer im ersten Stock des Centers verließ. Den Schlüssel ließ ich innen stecken, wies die Sonnenkatze allerdings an, die Tür zu versperren. Schon im nächsten Moment wunderte ich mich über meine Aktion. Glaubte ich etwa, dass das Mädchen entführt werden könnte? Lachhaft. Sie war eine einfache Koordinatorin, ihre einzige Besonderheit war, dass sie über eine Verbindung mit dem Gestalt gewordenen Nordwind verfügte. Doch davon hatte kaum ein Mensch Kenntnis, noch dazu war das Mal auf ihrer Hand bei weitem nicht so auffällig wie meine Grüne Kugel. Diese konnte man allerdings für ein exzentrisches Schmuckstück halten, aber das rhombenförmige Zeichen auf Saras Handfläche? Nicht einmal ein Unterbelichteter würde sich die Handfläche tätowieren lassen.
    Wenn du dich nicht beeilst, gibt es vielleicht keine Amrenabeeren mehr, holte mich das Psiana mit einer spitzen Bemerkung wieder in die Gegenwart zurück.
    Ich gähnte ausgiebig und streckte mich. Weil so frühmorgens schon das ganze Center wach sein wird. Aber wenn ich Glück habe, gibt es ausnahmsweise wieder Tamotbeeren, die mir bleiben würden. Denn wer außer mir ist schon so verrückt und isst diese einfach so?
    Das hellviolette Wesen warf mir einen genervten Blick zu. Deine Mutter, deine Schwester, dein Bruder, deine beiden Cousinen, der Verlobte der einen Cousine und dein Großvater. Kurzum, deine gesamte Familie, die du kennst.
    Sam ist nur Lisas Verlobter, er gehört der Familie noch nicht ganz an, wandte ich spaßeshalber ein, als ich den Aufzug mithilfe eines Knopfes rief.
    Doch hat er die Vorzüge der Beeren erst zu schätzen gelernt, nachdem er zu deiner älteren Cousine in den Gluracific Nationalpark gezogen ist.
    Die Metalltür glitt zur Seite und ermöglichte einen Blick in die steril wirkende Aufzugkabine. Mit einem Seufzen auf den Lippen trat ich ein. Wie wäre es, wenn wir das Thema ruhen lassen?
    Eine ausgezeichnete Idee, stimmte mir Solniza zu.


    Knapp zwanzig Minuten später stand ich wieder vor der Tür und streckte reflexartig die Hand aus, um die Schnalle zu ergreifen. Doch noch rechtzeitig fiel mir ein, dass ich das Psiana die Tür verschließen hatte lassen. Ich wollte dem Pokémon gerade einen auffordernden Blick zuwerfen, als es mir warnend erklärte: Es ist bereits offen. Der Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass etwas nicht stimmte. Verwundert zog ich die Augenbrauen zusammen. Was war denn schon dabei? Nichtsahnend drückte ich die Schnalle nach unten.
    Was ich sah, verschlug mir die Sprache und beinahe den Atem. Unsere Sachen waren willkürlich am Boden verstreut, meine Bettdecke und das Leintuch fehlten komplett, während Saras Kopfpolster aufgeschlitzt war; Federn wirbelten im Raum, durch den eine angenehme Brise wehte. Fassungslos betrat ich das Zimmer und bemerkte, dass die Tür zum Balkon offenstand. Schon steuerte ich auf die Glastür zu, als ich einige Blätter am Boden bemerkte. Einem Verdacht folgend hob ich eines auf und betrachtete es. „Rasierblatt“, murmelte ich leise dem Sonnengeschöpf zu, „was mag geschehen sein?“ Solniza antwortete mit einem starren Blick in Richtung des Balkons. Vorsichtig über die am Teppichboden verstreuten Sachen hinweg steigend ging ich zur gläsernen Tür.
    Wie...?, keuchte ich fassungslos, als ich hinaustrat und im harten Holz des Balkons die Krallenabdrücke eines großen Vogel-Pokémons bemerkte. Hier fand ich auch meine Bettdecke, auf der mit einer Haarspange befestigt ein kleiner zerknitterter Zettel hing. Jeden einzelnen Schritt doppelt so laut als normal wahrnehmend bückte ich mich und faltete das Schriftstück auseinander. Nur mit Mühe gelang es mir, die Text zu entziffern, was nicht zuletzt an der schrecklichen Rechtschreibung lag:
    Wiar habän des Medäl! Und wiar gebän des net sou laicht widär här! Weil wiar wissän wos de fir a Värbindung mid Sjukun hot! Und wann wär wos machän wüll, muass är uns amal findän auf där Rute 38! Tiem Roket
    Fassungslos starrte ich das auf dem Zettel an, was den Text darstellen sollte. Wer auch immer das verfasst hat, ich würde ihm raten, schleunigst einen Rechtschreibkurs zu machen, witzelte ich, ganz wie es in solchen Situationen meine Art war. Doch schaffte ich es nicht einmal, über meinen Witz zu lachen. Das Problem, das wir haben, fügte ich hinzu, als ich Solnizas Missbilligung spürte, ist, dass die Polizei in solchen Fällen erst nach vierundzwanzig Stunden einschreiten kann. Was wiederum bedeutet... Ich griff nach zwei meiner Pokébälle, ab in den Ball mit dir.
    Das hellviolette Geschöpf folgte widerspruchslos, doch fügte es hinzu, bevor es von dem roten Energiestrahl eingesogen wurde: Wie gut, dass du als G-Man die absolut legale Vollmacht hast, einzuschreiten, während der Polizei die Hände gebunden sind.
    Lächelnd steckte ich Solnizas Ball zurück an den Gürtel und aktivierte die andere rot-weiße Kapsel, sodass Dragonir vor mir in der Luft schwebend erschien. Wie immer strahlte der Drache eine unbeschreibliche Eleganz aus und blickte mich mit seinen tiefschwarzen Augen beruhigend an. Langsam griff ich nach dem Horn auf seinem Kopf und streichelte darüber. „Einer der wenigen Zeitpunkte, an denen ich mir wünsche, du hättest dich bereits entwickelt“, flüsterte ich dem schlangenartigen Wesen zu. Nicht nur, dass ein Dragoran sich weitaus länger in der Luft halten konnte und problemlos auch bis zu zwei Menschen über weite Strecken transportieren konnte, nein, außerdem müsste ich dann die Sonnenkatze nicht ständig in den Ball rufen. Noch dazu erreichte ein Dragoran zwei Drittel der Schallgeschwindigkeit vollkommen problemlos.
    Schnell warf ich noch einen Blick ins Zimmer, um sicherzugehen, dass ich nichts übersehen hatte. Das Chaos in dem Raum war in Anbetracht der Tatsache, dass Sara und ich nicht viel Gepäck hatten, beinahe als unglaublich anzusehen. Meine Augen wanderten vom aufgeschlitzten Kopfpolster über die Pokébälle der jungen Koordinatorin bis hin zu der Zimmerecke neben der Tür, in der mein Leintuch lag.
    Plötzlich erfüllte eine Melodie, die mich an ein Lied, das ich nicht leiden konnte, seitdem Claire es vor einigen Jahren ständig abgespielt hatte, erinnerte, den Raum. Überrascht zuckte ich zusammen und fuhr herum. Die Quelle der Musik war Saras grüner PokéCom, auf dem anscheinend gerade ein Anruf einging. Neugierig geworden trat ich an den Tisch, auf dem das Gerät lag, und überprüfte den Anrufer.
    Es schien sich um die Mutter des Mädchens zu handeln. Da ich nicht wusste, wie diese reagieren würde, wenn niemand abhob, nahm ich den Anruf an.
    „Hallo, mein Schatz, wie geht es dir?“, begann die Frau sofort mit einer Frage. Ich runzelte angewidert die Stirn. Die Stimme klang genauso, wie man sich die einer liebenden, fürsorglichen Mutter in Seifenopern vorstellte. Als könnte das Gerät explodieren, hielt ich den PokéCom eine Armlänge von mir entfernt.
    „Ich fürchte, es gibt ein kleines Problem“, erklärte ich einfach, während ich meiner Angewohnheit, vieles zu verharmlosen, nachging. Wie sie jetzt wohl reagieren würde?
    „Wer spricht da, bitte? Worin liegt das Problem?“, kam sofort die Antwort, die ebenfalls gut in eine Fernsehserie passen würde.
    „Meine Name ist Maja Kassandra Sandra Drachenmeister“, eröffnete ich in der Annahme, dass die Frau bereits darüber Bescheid wusste, „und das Problem... nun, Ihre Tochter wurde entführt, wie mir scheint. Um genau zu sein, von Team Rocket.“ Mein Tonfall blieb ruhig, denn nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, sah ich keinen Grund, hysterisch zu werden.
    Die Mutter der Koordinatorin hingegen war eindeutig anderer Ansicht und antwortete erneut filmreif: „Und das sagst du so ruhig, Maj?“ Am Rande bemerkte ich, dass sie mich mit meinem Spitznamen ansprach. „Sofort muss die Polizei eingeschaltet werden! Sofort! Unbedingt, bevor meinem armen Mädchen etwas Schlimmeres zustößt!“, kreischte sie ins andere Ende der Leitung. Ich war froh, den PokéCom in Entfernung gehalten zu haben.
    „Jetzt beruhigen Sie sich!“, fauchte ich ob ihrer Reaktion aufgebracht. „Jetzt hysterisch zu werden hat keinen Sinn, da die Polizei erst vierundzwanzig Stunden nach dem Verschwinden von Personen einschreiten kann, die Entführung allerdings in der letzten halben Stunde vonstatten gegangen sein muss. Allerdings -“ Weiter kam ich nicht, da ich unterbrochen wurde.
    „Aber was sollen wir tun? Du kannst mich übrigens Eva nennen... Was sollen wir tun?“
    Ich verdrehte entnervt die Augen. „Sie überhaupt nichts, denn Sie überlassen die Sache mir. Als inzwischen doch recht erfahrene Pokémon-G-Man kann ich die Sache schon jetzt vollkommen problemlos und legal übernehmen. Sie beruhigen sich erst einmal und warten, bis ich mich wieder bei Ihnen melde“, gab ich knapp und mürrisch Antwort. Ich war mir sicher, dass meine Mutter nie so besorgt gewesen wäre, worüber ich auch froh war. Denn ich mochte es nicht, wenn man viel Aufhebens um mich machte.
    „A-Aber...“, setzte die Frau an.
    „Aber auf Wiederhören“, knurrte ich und legte auf. Dann erst stieß ich entnervt Luft aus und legte den grünen PokéCom zurück, jedoch nicht, ohne die Nummer auf mein eigenes Gerät zu übertragen. Eine reizende Familie, das musste ich sagen... Perfekt für Seifenopern, wie sie meine Schwester liebte, geschaffen.
    Einen weiteren Blick durch das Zimmer riskierte ich nicht, sondern ging wieder hinaus auf den Balkon zu Dragonir. Sollte es die Frau noch einmal versuchen, würde sie es läuten lassen müssen, bis sie schwarz wurde. Ich hatte jetzt anderes zu tun. Schnell schwang ich mich auf den Rücken des blauen Drachens und befahl ihm, Richtung Westen zu fliegen.


    Bald veränderte sich das Gebiet, über dem Dragonir schwebte. Waren es zuerst noch die Dächer der vorwiegenden Holzhäuser der Stadt gewesen, die man von den Lüften aus sehen konnte, waren es bald hauptsächlich Bäume, ein Wald, der von wenigen Wegen durchzogen wurde. Mitten in diesem Wald jedoch stand die für ihre Milch bekannte Miltank-Farm, um die herum ein großes Areal von den Bäumen befreit war. Es war ein Komplex, der aus mehreren Gebäuden bestand; aus einem Haupthaus und mehreren Ställen sowie Scheunen. Für einen kurzen Moment überlegte ich, mein Drachen-Pokémon landen zu lassen, um mich unten nach verdächtigen Vorgängen auf der idyllisch wirkenden Route umzuhören. Doch verzichtete ich darauf. Es war gut möglich, dass sich dort Spione der Verbrecherorganisation aufhielten.
    Ich seufzte. Nun begann ich schon überall Verdächtige und Verbrecher, Ganoven und Gangster zu sehen. Wenn ich in dieser Tonart weitergehen würde, könnte ich demnächst niemandem mehr vertrauen. Andererseits jedoch konnte zumindest während der Arbeit mehr Vorsicht nicht schaden, denn vom Gefangenwerden hatte ich bereits für meinen Geschmack genug Erfahrung gesammelt. Einmal noch ließ ich den Blick über den Komplex schweifen, dann befahl ich Dragonir, wieder in die Höhe zu steigen, um ein größeres Blickfeld zu erhalten.

    Geraume Zeit erfolgloser Suche später zermarterte ich mir das Gehirn, um einen Plan zu entwickeln. Natürlich kam ich dabei auf keine Lösung, die Verbrecher schienen äußerst gut organisiert zu sein. Es war möglich, dass sie ihr Versteck unterirdisch angelegt hatten und die möglicherweise mehreren Eingänge als Baumstümpfe oder Felsbrocken getarnt hatten. Sollte dem so sein, konnte ich logischerweise ewig und drei Tage suchen, ohne Erfolg zu haben. Was ich jetzt brauchte, war eine Menge Glück, mehr als eine Horde Togepi sprichwörtlich brachte. „Hast eine Idee, Dragonir?“, fragte ich meinen schon recht erschöpften Drachen. Lange würde er nicht mehr in der Luft bleiben können, wie mir nun klar wurde. Frustriert biss ich mir auf die Unterlippe und starrte geradewegs nach unten, wo eine schnurgerade Straße die Wildnis durchschnitt.
    Vor Überraschung blieb mir der Mund offen stehen. Mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit jagte dort auf dem Erdboden ein olivgrün lackierter Geländewagen entlang, durch dessen Panoramadach man in den Innenraum blicken konnte. Mit fünf Personen war das Auto vollbesetzt; vorne saßen zwei schwarz gekleidete Männer, während sich hinten ein Mann, eine Frau und ein Mädchen befanden. Zwar konnte ich von oben nicht mehr als die Haarfarbe und Farbe der Kleidung ausmachen, doch schien es, als ob es sich bei den Männern um Rocket-Rüpel und bei der Frau um Prisca handelte, wie ich aus den roten Haaren schloss. Außerdem war anhand der sitzenden Position zu erkennen, dass sie einen weißen Rock trug.
    Dann beobachtete ich das Mädchen, das in der Mitte der hinteren Bank saß. Das Alter vermochte ich nicht schätzen zu können, doch die Kleidung war in Rot- und Orangetönen gehalten, während die scheinbar blonden Haare recht kurz schienen.
    Ein weiteres Mal biss ich mir auf die Unterlippe, nun so heftig, dass diese leicht zu bluten begann. Ich steckte in einem Dilemma. Denn würde ich, wie ich eigentlich dazu verpflichtet war, den Wagen stoppen und das Mädchen befreien, könnte ich anschließend weiterhin nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen suchen. Das wiederum würde bedeuten, dass Sara zu warten hatte. Ebenfalls ein Verstoß gegen die Regeln, die ich im Dienst zu befolgen hatte. Missgelaunt krallte ich meine Finger in die schuppige Haut Dragonirs, das daraufhin schmerzerfüllt aufschrie und einiges an Höhe verlor.
    Mit einem unwirschen Fußtritt in die Seite bedeutete ich dem Drachen, sofort vom Luftraum oberhalb der Straße zu verschwinden und mich an einem Baum abspringen zu lassen. Sorgenvoll beobachtete ich, wie der Beifahrer im Wagen den Fahrer anstieß, nachdem er zum Himmel geblickt hatte. Ich bemerkte eine deutliche Verringerung der Geschwindigkeit, als Dragonir einige Meter über dem Wipfel eines recht hohen Baumes schwebte. Ohne groß zu überlegen, griff ich nach seinem Pokéball und sprang ab, während ich das Drachen-Pokémon zurückrief.
    Nur mit großer Mühe gelang es mir, mich an einem der obersten Zweige festzuhalten, doch brach dieser sofort mit einem deutlich vernehmbaren Knacken. Im selben Moment endete das Geräusch quietschender Bremsen, das vom Erdboden heraufdrang. Noch während ich Blätter und Holz scheinbar nach oben gezogen werden sah, hörte ich das Zuschlagen von Autotüren.
    Endlich kam meine rasante Talfahrt zum Stillstand, als ich hart auf einem recht dicken Ast nur wenige Meter über der Erde landete; nur schwer konnte ich mir ein Stöhnen unterdrücken.
    „Komm da sofort herunter, wer du auch immer sein magst! Es macht keinen Sinn sich zu verstecken, denn niemand entkommt der einzigen Frau in der Johto-Abteilung Team Rockets!“, vernahm ich die herrische Stimme Priscas. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. Ich war also richtig gelegen. Ich konnte mein triumphales Gelächter nicht mehr zurückhalten. Laut und hell lachte ich los, kicherte, während ich die letzten Meter des Baumes hinabkletterte, doch blieb ich auf dem untersten Ast sitzen.
    „So trifft man sich also wieder, Gemahlin von Giovanni“, flüsterte ich grimmig, nachdem mein Lachanfall abgeklungen war. Das breite Grinsen konnte ich jedoch nicht aus meinem Gesicht wischen.
    Die Frau im schwarzen Pullover und dem weißen Rock machte einen überraschten Satz nach hinten, während zwei ihrer Kumpanen sie verwirrt anstarrten. Der Dritte – der Fahrer - war anscheinend im Wagen geblieben, um das Mädchen zu bewachen und bei bedarf sofort aufs Gas steigen konnte. „Wie war das? Ach ja... Maja Kassandra Sandra Drachenmeister, G-Man. Schwester der Arenaleiterin Ebenholz‘ und des Champs. Felix, der Assistent des Professors – ein mir unheimlicher Typ, wenn die Bemerkung gestattet ist – hat einige interessante Details über dich in unsere Datenbank eingegeben.“ Der Blick der Rothaarigen glitt zu meiner rechten Hand. „Äußerst interessante Fakten. Und so praktisch... Kugeldiebin.“ Die pechschwarzen Augen blieben über meiner Kehle hängen. „Aber wenn du denkst, du wärst gut genug... Mein Sohn wird dir nicht helfen können, Kleines.“
    Ich zog eine Augenbraue hoch. „Er ist also damals nicht freiwillig gegangen?“, knurrte ich.
    Die Verbrecherchefin lachte ihr glockenhelles, falsches Lachen, wie sie es schon bei unserer ersten Begegnung getan hatte, und wieder stellten sich meine Nackenhaare auf. „Schlaues Köpfchen!“, rief sie großspurig, „Du hast es wohl die ganze Zeit geahnt, was? Aber nützen, das verspreche ich dir, wird es dir nichts, Mädchen.“
    Mit gespieltem Bedauern schüttelte ich den Kopf. „Entführung in mehreren Fällen, diverse Diebstähle, Widerstand gegen die Gesetzesgewalt... Es wird schwer sein, herauszufinden, wer in eurer Organisation woran beteiligt war. Ich sehe es schon kommen, die Polizei wird es nicht leicht haben. Ich bin nur froh, dass ich am gerichtlichen Teil nicht beteiligt bin. Dennoch...“ Betont langsam griff ich nach Solnizas Pokéball. „Wenn ich schon dabei bin, kann ich euch vier gleich dingfest machen.“ Lächelnd entließ ich die Sonnenkatze aus ihren Ball. „Nebenbei bemerkt – wer ist denn das nette Mädel im Wagen?“
    Die Rothaarige konterte, indem sie ihr mir gut bekanntes Golbat und ein Rattikarl rief. Ihren beiden Handlanger, von denen sie flankiert wurde, bedeutete sie allerdings, sich nicht einzumischen. „Jana ist ihr Name, die Schwester des Teak-Arenaleiters“, gab Prisca bereitwillig Antwort, worauf ich misstrauisch die Stirn runzelte. „Ein kleines Druckmittel kann nie schaden... Auch gegenüber Ebenholz City nicht, weißt du das? Und deshalb... Doppelangriff!“, rief sie. Ihre Pokémon stürmten nach vorne, die Ratte mit gebleckten Zähnen, die Fledermaus mit leuchtenden Schwingen.
    Ich fackelte nicht lange mit meiner Reaktion. Psychokinese, knurrte ich dem hellvioletten Wesen vor mir zu. Und sie zu, dass du es nicht so wie gestern machst.
    Hier hat die Legende keinen Einfluss, antwortete Solniza so ruhig wie immer. Ich beobachtete, wie das Golbat umgeben von einem blauen Schimmer plötzlich auf der Stelle flatterte und schmerzgepeinigt aufschrie. Das Rattikarl schaffte es jedoch, an dem Psycho-Pokémon vorbei zu hasten und kam in meine Richtung. Ich beobachtete den Versuch, mich anzugreifen, jedoch nur müde. Dachte das Pokémon tatsächlich, es könnte bis auf meine Höhe emporspringen? Ich wusste Bäume eben zu schätzen.
    Aus dem vollen Lauf wagte das braune Wesen den Sprung, doch bereits auf halber Höhe musste es sich der Schwerkraft geschlagen geben. Belustigt beobachtete ich, wie es mit seinen langen Vorderzähnen in der Erde steckenblieb und verzweifelt versuchte, sich aus dem Dreck zu graben. Allerdings waren hierfür seine Beine zu kurz.
    Ich wandte meinen Blick wieder in Richtung Solnizas, die scheinbar keine Probleme mit der violett-blauen Fledermaus hatte. Erledige es mit Konfusion, das dusselige Rattikarl unter mir mit Ruckzuckhieb, gähnte ich. Wo war die Stärke, die die Frau noch bei der ersten Begegnung gezeigt hatte, abgeblieben? Wachsam beobachtete ich meine Gegnerin. Sie schien nicht gerade glücklich über den Verlauf des Kampfes, doch war ein seltsamer Ausdruck in ihren Augen vorhanden. Ein Ausdruck von Triumph... Ich sah zum Geländewagen und war mit einem Satz vom Ast. Ihre beiden ausgestiegenen Handlanger hatten die Plätze im Wagen wieder eingenommen und es schien, als ob der Fahrer gerade dabei war, den Schlüssel hastig im Zündschloss umzudrehen. Vergiss den Kampf, teleportiere dich in den Kofferraum, Blitza übernimmt das hier. Am Rande bemerkte ich, wie das Rattikarl, auf dessen nackten Schweif ich getreten war, vor Schmerz zusammenzuckte und in Folge dessen die Zähne aus der Erde bekam.
    Solniza folgte dem Befehl ohne weitere Nachfrage, während ich den Pokéball Blitzas aktivierte. „Donnerblitz!“, schrie ich über die quietschenden Reifen hinweg. Die Elektrokatze erzeugte eine große Menge an wild durch die Gegend zuckenden Blitzen, die auf die Pokémon der Rocket-Anführerin niedergingen.
    Diese verfiel wieder in ihr falsches Lachen. „Mein Plan scheint nicht aufgegangen zu sein, will mir scheinen“, erklärte sie vollkommen ruhig, „Ich muss eingestehen, dass du mehr draufhast, als es den Anschein hat. Doch ist dies kein Grund, warum ich mich von dir verhaften lassen sollte. Denn...“, von irgendwoher holte sie einen Rauchball hervor, „ich habe noch zu arbeiten, und da du unser Versteck nicht finden wirst... Wir werden erneut aufeinandertreffen, nehme ich an.“ Verächtlich schnaubte die Frau. „Agentin“, waren die letzten Silben, bevor sie die mit speziellem Gas gefüllte Kugel auf den Boden warf, sodass sie Rauch zwischen den Bäumen ausbreitete und nahm die Beine in die Hand.
    „Stehenbleiben!“, fauchte ich und lief ihr hinterher, denn nun, da der Rauchball im Freien eingesetzt wurde, konnte sich das Gas besser auch zur Seite ausbreiten, sodass mir der Qualm nur bis zum Bauchnabel ging. Blitza hingegen war nicht mehr zu sehen, weshalb ich bereits im Lauf den Pokéball aktivierte und an die Stelle richtete, an dem ich das Elektro-Pokémon zuletzt gesehen hatte. „Zurück!“, bellte ich, doch beobachtete ich nicht einmal, ob das gelbe Wesen wirklich vom Ball eingesogen wurde. Prisca war für ihr Alter und die Kleidung, die sie trug, äußerst schnell zu Fuß; in der kurzen Zeit hatte sie schon ein gutes Stück des Weges zurückgelegt. Sofort sprintete ich ihr hinterher, ich wollte mir diesmal nicht die Gelegenheit nehmen lassen, sie festzunehmen. Zwar bedeutete dies, dass Solniza auf sich alleine gestellt war, doch vertraute ich auf die Fähigkeiten der Sonnenkatze.



    Es war dunkel im Kofferraum, stockfinster. Dies lag vermutlich daran, dass er vom Rest des Wagens räumlich getrennt war und über keine eigenen Fenster verfügte. Warum nur mussten Menschen immer darauf bedacht sein, sich von ihrer Umgebung abzukapseln? Tatsächlich waren sie wohl die arroganteste Rasse der Welt. Es gab natürlich immer Ausnahmen, aber im Großen und Ganzen...
    Bis auf das Geräusch des Motors war nur das Schluchzen des Mädchens im vorderen Teil des Wagens zu hören, die drei Verbrecher waren still.
    „Glaubst du, die Chefin macht das Mädel fertig?“, hörte ich schließlich eine Stimme durch die Sitze dringen, „Wenn man bedenkt, dass die Kleine damals nur Glück gehabt hat, dass der rothaarige Junge aufgetaucht ist... Warst du eigentlich damals dabei?“
    „Ich?“, antwortete eine zweite Stimme, die wesentlich tiefer war, „Nein, zu diesem Zeitpunkt waren wir gerade dabei, das Labor bei Viola aufzubauen. Schreckliche Sache mit dem Professor. So ein Egozentriker, kaum ein Tag verging, ohne dass ein Mitglied einen Wutanfall hatte.“
    „Da scheine ich ja geradezu Glück zu haben. Denn bisher hatte ich immer nur Prisca als Vorgesetzte. Doch auch sie kann einem ganz schön auf die Nerven gehen. Hält sich für die Schönste. Soweit ich weiß, ist dies auch der Grund, warum nur Männer bei der Organisation arbeiten. Es wäre also nicht schlecht, wenn sie Prisca schnappen würden.“
    „Du meinst, weil wir dann vermutlich hübsche Kolleginnen bekommen werden?“ Die Männer begannen zu lachen. „Ja, das wäre ganz nett. Außerdem ergeben sich dann Aufstiegschancen.“
    Langsam spürte ich, wie das Auto die Geschwindigkeit verringerte. „Was war nochmal der Code?“, fragte die erste Stimme vollkommen unbeteiligt. Scheinbar näherten wir uns dem feindlichen Lager.
    „Das war... lass mich nachdenken... sechs-acht-eins-fünf, wenn ich mich recht entsinne“, antwortete das zweite Rocket-Mitglied.
    „Gut, dass wir dich dabeihaben“, mischte sich eine dritte Person in das Gespräch ein, „Ich habe es nicht so mit Zahlen...“ Ich spitzte die Ohren, setzte mich auf und begann nervös an meiner Vorderpfote zu lecken. Kannte ich den Inhaber der Stimme nicht?
    „Aber mit Autos, was? Bist nicht sonderlich alt und fährst bereits mit dem Wagen. Nicht gerade schlecht, das muss man dir lassen.“
    „Ach, ich hatte nur Glück, zu gewinnen...“, murmelte der andere. Ich stellte mich ruckartig auf meine vier Pfoten. Es bestand kein Zweifel mehr, wer den Wagen lenkte.
    Plötzlich bremste das Auto ab und ich kippte geräuschvoll nach hinten. Anscheinend hatten wir das Ziel der Fahrt erreicht, doch war Maja nicht hier. Beinahe bezeichnete ich dies als Glück. Beinahe...

  • Hallo Maj!
    Ich habe dir das Bild von den zwei Eeveelutions eingescannt:


    Ich persönlich finde es gar nicht so schlecht, aber natürlich hat es diverse Mängel wie z.B. Solnizas Hautfarbe, die Schattierung von Satmen oder das Größenverhältnis
    x.P
    Zum neuen Kapitel:


    Der Name hat mich neugierig gemacht: Alarmglockenläuten... Ich dachte eher an Ärger bei den G-Men als an diverse Rocketprobleme. Schließlich ist Maj ja öftermal nicht so sonderlich von den Regeln begeistert. Es könnte sein, dass sie wegen bestimmten Umständen die Gesetze missachtet hat. Diesselbe Spannung/Vorfreude (??) erzeugte auch der Schluss, schließlich verrätst du nicht, zu wem die Stimme gehört. (Absicht, denke ich mal)


    Im Großen und Ganzen ein schönes Kapitel, aber ich wusste nicht, dass Dragoran zwei Drittel des Schallgeschwindigkeit schafft!? Wesentlich logischer klingt es da für mich, dass Solniza das Golbat mit einer Konfusion besiegt. Jetzt weiß ich auch, warum ich mir nie ein Rattikarl trainieren werde. Verhakungsgefahr! xD
    Wie auch immer, recht viel mehr Zeit zum Kommentieren habe ich jetzt nicht, das Bild soll eine kleine Entschädigung sein ;-)


    LG