Nach ihrem kleinen Gespräch herrschte zwischen Liam und Claire Stille, da keiner von den beiden ein wirklich gutes Thema einfiel. Nach einiger Zeit verabschiedete sich der Brillenträger und machte sich auf den Weg, um eine anständige Bleibe zu finden. Aber zuvor hatte er sich die Ansage eines Mannes über eine Art von Wettkampf angehört. Liam war zwar kein Kämpfer, aber es wäre schon interessant den verschiedenen Leuten, die daran teilnahmen, zuzusehen. Schließlich fand er ein anständiges Gasthaus und beschloss, dort zu übernachten.
Am nächsten Morgen ging er zum Platz, wo angeblich das Turnier stattfinden sollte und blickte sich um. Es waren allerlei interessante Menschen vertreten. Zum Beispiel kritzelte ein kleines Mädchen ständig etwas in ihren Block. Auch erkannte Liam einige Leute aus der Kneipe wieder, anscheinend hatten diese ebenfalls vor, mitzumachen. Nach einer Weile fragte er sich, wann es denn losgehen würde, als ein ungefähr zwölfjähriger Junge beim Buchhalter des Veranstalters herumquängelte: "Verdammt, weshalb lasst ihr mich nicht mitmachen?" "Weil wir höchstwahrscheinlich keinen Kampfpartner für jemanden wie dich finden würden.", war die Argumentation des Mannes. "Und jetzt mach, dass du wegkommst, Kleiner. Kinder wie du haben an einem Ort wie diesem nichts zu suchen." "Das ist aber unfair!", der blondhaarige Junge wollte nicht locker lassen und griff nach dem Katana, das er auf seinem Rücken trug. "Ich KANN kämpfen." Liam konnte dieses Trauerspiel nicht mehr mitansehen. Es musste einen Weg geben, dem Jungen zu helfen und er stütze seufzend seinen Kopf mit der Hand. Wenn der Kampf länger als zehn Minuten dauern würde, wären beide Teilnehmer disqualifiziert. Und darin sah der Arzt seine Chance. "Ich würde gegen dich kämpfen.", sprach er zu dem Jungen und zückte seinen Geldbeutel. "Ich würde mich gerne registrieren lassen." Der Buchhalter schien darüber etwas überrascht, aber trug schließlich doch Liam und den Jungen ein.
"Danke, Sir!", sprach der Junge den Brillenträger schließlich an. "Das war wirklich sehr nett von ihnen. Sie sehen nämlich nicht gerade wie jemand aus, der kämpft... Mein Name lautet übrigens Ken." Liam rückte an seiner Brille und stellte sich auch vor: "Mein Name lautet Liam. Liam Lunettes. Ich möchte dich zwar nicht beleidigen, aber weshalb nimmt ein kleiner Junge wie du an solch einem Turnier teil?" Daraufhin seufzte Ken und scharrte mit seinem Fuß auf dem Boden rum. "Ich trainiere unter einem Lehrer, der in dieser Gegend Kampfsportunterricht gibt. Er hat gesagt, es ist für mich noch zu früh zum kämpfen. Aber ich trainiere schon seitdem ich fünf bin und möchte wissen, wie gut ich bin!" "Aha." Dem Arzt wurde jetzt langsam klar, dass er tatsächlich an einem Turnier teilnahm. Dieser Junge sah talentiert aus und es wäre bestimmt möglich, dass er ihn besiegen könnte. Aber so ein Turnier war für einen Elfjährigen wirklich gefährlich und es war nicht schlecht, dass er für's erste auf jemanden wie Liam traf. "Aber ich mache mich auf diese Weise doch selbst nieder!", war plötzlich sein nächster Gedanke. Es wurde zu den ersten Kämpfen ausgerufen, in denen die beiden verlangt wurden. "Also, Ken. Gehen wir..." Liam wurde langsam unsicher. Was hatte er jetzt nur wieder angestellt... Der Junge namens Ken schien seine Unruhe zu spüren. "Ich werde sie bestimmt nicht zu hart rannehmen.", versprach er.
Die Leute blickten schon etwas komisch, als anscheinend ein gewöhnlich aussehender Mann und ein kleiner Junge gegeneinander kämpfen sollten. Es gab aufgeregtes Geraune und einige argwöhnische Blicke. "Einfach nicht beachten...", sprach Liam zu sich selbst. "Es sind nur zehn Minuten..." Der Brillenträger zog den schwarzen Dolch aus der Tasche. Gegen ein Katana konnte er zwar nicht viel ausrichten, aber Liam wollte den Jungen ja nicht verletzen. Und seine Teufelskraft käme erst recht nicht in Frage, ansonsten würden alle denken, er hätte ihn umgebracht. Ken zog ebenfalls sein Katana und sah sehr selbstsicher aus. "Also, beginnt.", sprach der Schiedsrichter.
Kan stürmte gleich mit seinem Katana auf Liam zu und setzte zu einem Hieb an, den der Braunhaarige mit seinem Dolch abwehrte. Er war aber sehr überrascht von der Kraft seines Gegenübers und schlitterte eine kurze Strecke nach hinten. "Das nennst du 'nicht zu hart rannehmen'?!?", war die geschockte Reaktion des Arztes. Der Blondschopf zuckte nur mit den Schultern. "Ich möchte doch immerhin gewinnen. Aber ich werde sie nicht töten, versprochen." "Oh, toll...", murmelte Liam ironisch. Für sein Alter hatte der Kleine einen kräftigen Bums... Er setzte wieder zu einem Angriff an und stürmte auf Liam zu, täuschte einen oberen Angriff mit seinem Katana an, den Liam abwehren wollte, trat aber dann plötzlich mit seinen Beinen zu und brachte Liam aus dem Gleichgewicht. Danach schlug er noch einmal mit dem Griff seines Schwertes auf seinen Rücken. Im Publikum gab es Jubel, wahrscheinlich hatte niemand gedacht, dass ein kleiner Junge sich so gut schlagen würde. Für Liam war das demütigend. ER mochte zwar Kinder, aber dieser hier war eine Klasse für sich. Stöhnend richtete er sich wieder auf. "Wenn sie wollen, können wir aufhören." In Kens Stimme lag ein Hauch von Mitgefühl. "Nein, noch nicht..." Aus irgendeinem Grund konnte der Arzt nicht aufhören. Vielleicht, weil es tatsächlich einen Preis für die plackerei hier gab und er mit einem Schiff seine Reise fortsetzen könnte. Außerdem sollte ein Junge wie er bestimmt nicht weiterhin an diesem Turnier teilnehmen. Sein Gegner zuckte einfach nur mit den Schultern und setzte zu einem weiteren Hieb mit seinem Katana an, aber Liam stoppte den Angriff, in dem er den Jungen am Arme packte. Ken schien darüber wirklich überrascht und spürte, wie plötzlich seine Kräfte schwanden. Müde sank er in sich zusammen. "Wieso... Kann ich plötzlich nicht mehr...?", keuchte er hervor. Liam lächelte ihm milde zu. "Jungs wie du sollten sich nicht überanstrengen. Vielleicht liegt es an der Hitze, wer weiß..." In Wirklichkeit hatte er seine Teufelskraft verwendet. Durch den Überraschungsmoment war es nicht schwer gewesen, ihn auszuschalten. Da Ken nur noch müde und stöhnend am Boden lag, wurde Liam zum Sieger erklärt. Er ging auf den Jungen zu und wollte ihm aufhelfen. Dieser nahm die Hilfe dankbar entgegen und er schien sich etwas besser zu fühlen. "Vielleicht war es doch etwas zu früh für ein echtes Turnier...", murmelte Ken vor sich hin und gähnte. "Ich gehe jetzt wohl besser nach Hause... Danke für alles, Sir." Liam lächelte ihm zu. "Nein, ich muss dir danken."
OT: So, Liam hat seinen Kampf jetzt hinter sich. Ich hoffe, dass es so in Ordnung war. Mir fiel halt nichts besseres ein, da mein Chara nicht wirklich für einen Zweikampf geschaffen war...