Warum? Warum nur mach ich es immer wieder? Wieso mach ich mich immer zum letzten Griffel? Geri bedauerte es inzwischen, dass er die Herausforderung von Serena akzeptiert hatte. Sie hatte deutlich mehr Erfahrung was Pokémon anbelangte. Sie mochte ihre ja auch erst seit kurzem haben, trotzdem hatte sie vorher schon mit welchen zu tun gehabt, zumindest hatte er das ihrer Jobbeschreibung entnommen. Und er? Bis zu dem Tag an dem er Fukano getroffen hatte, hatte er einen einzigen Kampf aus der Nähe erlebt. Zu nah um genau zu sein. Und wenn man welche im Fernsehen sieht, lernt man da nicht unbedingt was raus.
Während der junge Mann weiter seinen finsteren Gedanken nachhing, hatte etwas anderes Fukanos Interesse geweckt: Geris Tasche. So stellte er sich auf die Hinterläufe, stützte sich an Geris Beinen ab und schnupperte daran, eher zu knurren und an der Tasche zu zerren begann. „Hör auf damit“, fauchte Geri. „Du bekommst den blöden Ball nicht. Mach so weiter und ich schmeiß ihn über Bord.“ Und mich am besten gleich hinterher.
Doch Fukano hörte nicht auf, sondern schaffte es irgendwie ihm die Tasche von der Schulter zu zerren und ehe Geri ihn daran hindern konnte, schlug er mit einer Pfote genau mittig auf die Tasche, so wie ein Machollo mittels Karateschlag wohl einen Ziegel zertrümmern würde. Und zu beider Überraschung fing die Tasche an zu zucken und sowas wie Beschwerdelaute drangen nach außen. Geri bückte sich und machte sich am Reißverschluss zu schaffen, der, wie er merkte, nicht ganz zugezogen war.
Kaum war die Tasche geöffnet, als etwas heraus geschossen kam und Geri umwarf. Fukano kläffte unterdessen den „Angreifer“ an, der sich nun vor den beiden aufbaute. Geri blinzelte. So ein Pokémon hatte er schon mal gesehen, auf einer Geburtstags-Postkarte, die ihm sein Onkel aus Einall geschickt hatte. Es war ein Wasser-Pokémon, seines Wissens nach, nur der Name wollte ihm nicht einfallen. Es war klein, hatte einen kleinen hellblauen Körper, an dem eine Muschel hing, und einen Kopf, der getrost als Clownsgesicht durchgehen konnte: weiß, mit kleinen Knopfaugen und einer großen roten Nase. Und es meckerte immer noch mit quietschigen Geräuschen.
„Und was hast du zwischen meinen Klamotten verloren?“ Geri kämpfte sich auf die Beine. „Erst Ven, jetzt du... wieso glaubt alle Welt mich beklauen zu können?!“ Er schüttelte den Kopf. „Wenn du glaubst du kommst ungeschoren davon, hast du dich geschnitten. Strafe muss sein.“ Das Pokémon schaute nun verwirrt drein und unterbrach seine Schimpftirade. Geri warf ihm einen finsteren Blick zu. „Ich verurteile dich zur Höchststrafe: Du wirst mich als Trainer haben.“
Daraufhin warf er Vens Ball in die Luft, worauf der kleine Vogel wieder auftauchte, welcher immer noch grimmig in die Welt guckte. „Ven, ich weiß der letzte Kampf lief nicht optimal, aber jetzt kannst du Dampf ablassen. Ich habe bestimmt nicht vor zu verlieren. Diesmal nicht!“ Und ich kann schlecht ein Feuer-Pokémon gegen ein Wasser-Pokémon einsetzen.
Das kleine Pokémon schien nun auch gemerkt zu haben, worum es ging. Es grinste kampflustig und ging in Stellung. Das Geronimatz piepte es wütend an und flatterte auf der Stelle, ehe es wieder zurück aufs Deck sackte. Daraufhin zeigte der Gegner auf Ven und gab Geräusche von sich, die wohl sowas wie ein Lachen sein sollten. Ven krächzte verärgert, hüpfte auf das Clownsgesicht zu und begann nach ihm zu hacken, ohne das Geri überhaupt den Befehl gegeben hatte.
Das andere Pokémon hob die Hände, um sich vor dem Ansturm zu schützen und so toll Geri es auch fand, dass es Wirkung zeigte, so sollte ein Kampf eigentlich nicht ablaufen. „Hör auf Ven, nicht ohne mein Kommando!“ Der Vogel drehte sich um und guckte... überrascht? Genervt? Auf jeden Fall rollte er als nächstes über das Deck, als er prompt eine Tackle-Attacke in den Rücken kassierte.
Und der Gegner schien noch eine weitere nachsetzen zu wollen, doch diesmal reagierte Geri rechtzeitig. „Silberblick und dann direkt Schnabel!“ Ven blitzte das andere Pokémon sofort mit roten Augen an, welches lange genug zögerte, damit er zu ihm hüpfen und zuhacken konnte. Diesmal war es am Gegner über das Deck zu purzeln.
Ven breitete die Flügelchen aus und gab ein höhnisches Krächzen von sich, was ihn erneut einen Tackle einfangen lies. Mühsam rappelte er sich wieder auf und atmete heftig. Natürlich zerrte noch der Kampf von vorher an ihm. Geri biss sich auf die Unterlippe, entschied dann aber doch, den kleinen Vogel zurück zu rufen, ehe er noch ganz K.O. ging. Dann warf er Fukano einen Blick zu. „Sorry, aber... kann ich auf dich zählen?“
Der kleine Feuerhund schnaufte einmal, ehe er sich träge seinem Gegner stellte. Mit Schnelligkeit würde das sicher nichts werden. Das andere Pokémon quietschte plötzlich triumphierend, zog seine Muschel vom Bauch und stürmte auf Fukano zu, während es mit seiner Waffe ausholte.
Fukano kniff die Augen in Erwartung des unvermeidlichen Aufpralls zu, der... ausblieb. Misstrauisch öffnete er eins wieder und fand sich fast Kopf an Kopf seinem Gegner gegenüber, welcher wild mit der Muschel rumfuchtelte und sie anstarrte, als hätte diese ihn schmählich verraten. Der Feuerhund blinzelte ein paarmal entgeistert, als auch schon der Befehl „Schnell, Glut!“ von seinem Trainer kam und er ohne zu zögern reagierte.
Geri war sich nicht sicher, was das andere Pokémon versucht hatte, aber anscheinend hatte es nicht funktioniert. Jetzt beobachtete er, wie es durch den direkten Volltreffer nach hinten flog und tatsächlich liegen blieb. Feuer-Attacken mochten ja wenig Wirkung auf Wasser-Pokémon zeigen, aber ein Treffer aus nächster Nähe war etwas völlig anderes. Schnell schnappte er sich einen Ball aus seiner Tasche und warf ihn nach dem Gegner, welcher in ihn reingesogen wurde und zu wackeln begann. Sowohl Trainer als auch Pokémon gaben keinen Laut von sich. Lediglich Kampfgeräusche und Stimmen die Befehle gaben, waren vom Mitteldeck zu hören, sehen konnte Geri jedoch nichts, da das Vorderdeck etwas höher gelegen war und die Kante die Sicht blockierte.
Schließlich hörte das Siegel auf rot zu blinken und der Ball wackelte nicht länger. Geri gab so etwas wie einen singenden Laut von sich, als er schnell zur Kugel rüberlief, ehe sie davon rollen konnte. Dann stürmte er auf seinen Begleiter zu und knuddelte ihn durch. „Danke, Kumpel, das war super. Natürlich hat Ven auch seinen sehr guten Teil geleistet.“ Fukano war ebenfalls erfreut, dennoch beschwerte er sich jaulend. Gutgehen würde es ihm erst, wenn sie von diesem verfluchten Schaukelding runter war. Er hatte allerdings bestimmt nicht damit gerechnet, dass seine Attacke funktionieren würde. Er hatte rein instinktiv reagiert.
Geri lachte tatsächlich und verstrubbelte nochmal Fukanos Kopffell, ehe er den Ball mit seinem neuen Gefährten an den Gürtel hängte. „Keine Sorge. Ich glaube so lange kann es jetzt nicht mehr dauern. Hoffe ich zumindest. Komm, wir schauen mal, was die anderen da hinten treiben. Wahrscheinlich das Schiff versenken, oder so.“ Er schnappte sich seine Tasche und beide gingen Richtung Treppe, die den vorderen Teil, mit dem Mitteldeck verband. Als er über die Kante gucken konnte, kamen Serena, der nervige Butler und zwei der anderen Jungs in Sicht, welche wohl ebenfalls gerade einen Kampf hinter sich hatten und eine Art Nachbesprechung hielten. Geri ließ sich auf den unteren Stufen nieder und beschloss vorerst das weitere Geschehen nur zu beobachten.
OT: Und Pokémon Nummer Drei mit offizieller Absegnung gefangen: Ottaro
Der Kampf ist zeitlich während der Massenschlägerei von Sheewa und Co. anzusiedeln.