Erleuchtet - Spieletopic

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Wie weit sein Stolz gerechtfertigt war, würde sich noch zeigen. Aber der Erleuchtete freute sich tatsächlich, als ein Mädchen sich tatsächlich dazu entschloss mitzukommen. Vielleicht war es nur ein Zufall gewesen, dass sie sich genau jetzt meldete. Aber Kurai wollte an diesem Erfolg festhalten. Oder er würde hier vor lauter Scham einfach umkippen. Die Rede war an sich gut. aber er selber wirkte nicht so wirklich überzeugend. Denn das bewies Raubtier-Dame hier perfekt. Wirklich, sie wirkte mehr wie ein wildes Tier, bereit einen zu zerfleischen. Aber... Wirkte es echt so, als ob er kneifen würde? Die Blondine hatte nicht mal genug Zeit, eine Antwort abzuwarten. Oder sie wollte einfach nicht... Natürlich! Das war es! Er würde dieser Dame und ihrem Raubtierblick schon etwas zeigen! Er wusste nicht wie genau, aber er würde Stärke beweisen. Oder irgendetwas anderes gutes. Was tat man überhaupt, um so jemanden zu beeindrucken?
    Auch wenn die Tatsache ihn beunruhigte, dass der Bus mit dem die Truppe reisen wird Waffen beinhaltete und diese vermutlich auch benutzt werden mussten falls es brenzlig wurde, war er entschlossen. Es kostete ihn dennoch Mut das hier zu machen. Und eventuell eine Prise an Lebensmüdigkeit, da er ja ziemlich schwach war im Vergleich zu anderen Erleuchteten. Aber hauptsächlich Mut war hier im Spiel! Gerade als er, mit extra Betonung gegenüber Marika damit sie das ja hören konnte, sich freiwillig melden wollte, fragte eben jene Person nach einem Erleuchteten mit einer spezifischen Kraft. Ohje... der Jugendliche wusste ja nicht mal, was seine Kraft war. Wie sollte er so einem Anspruch gerecht werden? Leicht niedergeschlagen setzte er sich wieder. Vielleicht sollte er einfach warten bis sich jemand dafür gemeldet hatte und dann nachziehen. Sonst würde jeder denken, dass er eine solche Kraft hätte. Aus seinen Augenwinkeln bemerkt der Junge, wie jemand den Raum verlässt. Sollte er da nach? Vielleicht könntr die Person Hilfe gebrauchen. Andererseits hatte Kurai nicht gesehen wer es war. Und wie sollte man jemandem helfen, wenn man nicht wusste, wer es war. Na gut, vielleicht würde das jemand anderer übernehmen.


    OT: Kurz, aber sollte Leben einhauchen... hoffe ich. Aber ja, Mini-Krieg gegen Marika, aber nur in Gedanken.

  • Leider meldete sich niemand auf Marikas Anfrage. Es wäre auch zu schön gewesen. Emma allerdings reagierte auf ihre Frage richtiggehend erschrocken und verließ kurz darauf auch schon beinahe panisch die Kantine. Die Streunerin seufzte, eigentlich hatte sie schon viel früher mit solch einer Reaktion von irgendjemand gerechnet.
    Also niemand?“, schlussfolgerte sie und blickte zu Leira hinüber, „Dann treffen wir uns, wie du vorgeschlagen hast, gleich am Bus?


    Damit war die Sache für sie erledigt und sie erhob sich, um ihre Müslischüssel wegzubringen und danach den Speisesaal zu verlassen. Die Idee, vor einer potentiell langen Busfahrt noch einmal die Toilette aufzusuchen, erschien ihr gar nicht so verkehrt. Sie wollte jedenfalls nicht diejenige sein, die peinlich berührt um einen Zwischenstopp bitten musste.


    Umso überraschter war sie, als sie den nächsten Waschraum betrat und dort ausgerechnet Emma zitternd auf dem Boden vor einem Waschbecken kauerte. Etwas perplex blieb die Streunerin stehen und blickte sich um, ob zufällig noch jemand anderes da war. Sie selbst sah sich als denkbar schlechteste Wahl, um sich hier einzumischen. Doch sie hatte kein Glück, scheinbar waren sie und das Mädchen aktuell allein in der Damentoilette. Also räusperte sie sich leise, um auf sich aufmerksam zu machen und ließ sich etwas entfernt von der anderen in die Hocke sinken.


    Hey, sry wegen vorhin. Ich wollte dir keine Angst machen“, meinte sie und versuchte dabei ausnahmsweise nicht allzu grimmig oder gereizt zu klingen, „Du hast wegen mir Panik bekommen, oder? Hör zu, niemand zwingt dich, mit uns auf diese Mission zu kommen und ich kann verstehen, wenn du ein Problem damit hast, mit einer Bestie in einem begrenzten Raum wie dieser Bus eingepfercht zu sein. Im Gegensatz zu hier, kann man da niemanden aus dem Weg gehen.“ Sie seufzte, allerdings ließ sie beim Reden die andere nicht aus den Augen. „Weißt du, ich habe für mich entschieden, dass ich zumindest versuchen werde, alle sicher zurück zu bringen. Jemand mit meinem Hintergrund erlebt es nicht oft, dass andere Freundschaft anzubieten und es mit einem zu versuchen. Und nur deshalb habe ich gefragt, ob es jemanden mit entsprechenden Kräften gibt. Ich könnte es auch nicht mit mir vereinbaren, wenn von den anderen jemand zu Schaden kommen würde und ich es hätte verhindern können.“ Sie lehnte sich lässig gegen die Wand hinter sich und wandte das erste Mal seit der Begegnung ihren Raubtierblick ab, um die Decke zu betrachten. „Ich wollte mich übrigens noch bei dir bedanken“, meinte sie und blickte Emma wieder an. Um ihre Lippen zuckte kurz ein leichtes Lächeln, doch es lag keine Freude sondern eine gewisse Bitterkeit darin und ihre Augen blieben wachsam. „Als ich mich in dieses Ding verwandelt hab, hast du viele der anderen überzeugt nicht auf mich loszugehen und dass ich immer noch ich wäre. Und im Gegensatz zu anderen klangst du nicht, als würdest du das annehmen. Du warst dir so sicher, als hättest du für dich schon den Beweis dafür gesehen, auch, wenn du mir bei Gelegenheit irgendwann erklären musst, warum ich ‚schreckliche Paukenschläge‘ ausgesondert haben soll.


    Sie ließ der anderen einen Moment zum Reagieren und ihre Aussage verdauen. Ob das andere Mädchen sich bewusst war, dass sie an diesem Abend alles um sie herum wahrgenommen hatte, wusste die Streunerin nicht.


    Um ehrlich zu sein hast du mir damit wahrscheinlich die Haut gerettet. Ich gehe davon aus, dass du es ohnehin bereits weißt, aber ich hätte an diesem Abend, selbst, wenn ich es gewollt hätte, keinen der anderen von mir aus verletzen können. Ich hätte ja nicht mal mehr die Kraft gehabt aufzustehen. Und nein, das ist nicht übertrieben. Meine Verwandlung begann auf diesem Gelände und dieser Grund greift aktiv an, was er für den Feind hält, wie wir inzwischen wissen. Außerdem… die kraft eines Erleuchteten und einer der Bestien sind wie natürliche Todfeinde, wechsle ich von einer Gestalt in die andere, gehen diese beiden feindlichen Kräfte in mir aufeinander los. Ich habe bei jeder Verwandlung irgendwo Angst, dass ich mich selbst dabei umbringe.


    -
    Der Ernst der Lage war offensichtlich allen klar, denn nur wenige Minuten, nachdem sich die morgendliche Besprechung aufgelöst hatte, fanden sich einige Jugendliche auf dem Hof des Heims ein, wo Bruno bereits den zitronengelben, privaten Reisebus des Heims aus der Garage gefahren hatte.
    Es war seltsam für Marika dieses Gefährt wieder zu besteigen. Vor weniger als einer Woche hatte der Bus sie und einige andere, darunter Leira und Emma, erst gebracht, doch es fühlte sich an, als würde dies schon Jahre zurückliegen. So viel war geschehen, so viel hatte sich verändert. Doch wo sie stand und wie ihre Ansicht zu diesem Ort und seiner schwer zu durchschauenden Leiterin war, hatte sie immer noch nicht ganz erfassen können.


    Simon war bei ihnen, ein kleiner Junge mit dem gleichen goldbraunen Haar und denselben haselnussbraunen Augen, wie Alicia und der Jüngste der hier lebenden Erleuchteten, der über eine unfassbar große Reichweite im Aufspüren anderer wie sie, verfügte. Ebenso einer der beiden Körper von Marlee, der – wie Marika fand – wohl unheimlichsten aller Erleuchteten, besaß sie doch gleich zwei vollkommen identische Körper. Ob dies hier aber nun Mara oder Lea war, könnte die Streunerin nicht sagen – letztendlich war es auch egal. Marlees Zwillingskörper waren recht klein gewachsen und trugen das Haar zu zwei braunen Rattenschwänzen geteilt, das auffälligste an ihnen waren aber ohne Frage die blutroten Augen.
    Wie immer wirkte das Mädchen desinteressiert und abwesend.


    Die Türen des Buses öffneten sich und ließen die Jugendlichen ein. Wie bei ihrer letzten Fahrt, wollte die Streunerin einen Platz in der mittleren Region anpeilen, doch Bruno hielt sie direkt beim Betreten des Gefährtes auf. Kaltes Metall berührte ihre Haut, als der Schrank von einem Mann ihr missmutig die vertraute Waffe in die Hand drückte. „Nur dass wir uns verstehen Fräulein, das ist eine edle Dame, die mit Respekt behandelt werden will und kein besserer Knüppel!“, schärfte er ihr alles andere als Begeistert ein. Offensichtlich hatte Bruno weniger mit der Tatsache ein Problem, dass jemand wie sie mit einer Desert Eagel herum lief, als damit, dass sie seiner Meinung nach die Waffe nicht pfleglich genug behandelte. Die Blonde schenkte es sich aber, ihn darauf hinzuweisen, dass für sie ein Schießeisen nur den Nutzen hatte, ihr Leben zu beschützen. Damit hätte sie sich wohl keinen Gefallen getan. So nickte sie wortlos und schob sich an dem Busfahrer vorbei. Wie sie es geplant hatte, ließ sie sich auf einem Fenstersitz relativ in der Mitte nieder und blickte auf den Hof. Sie glaubte nicht daran, dass sie auf dieser Fahrt einen Nebensitzer haben würde und hatte sich auch mit niemanden abgesprochen.


    Während die Jugendlich noch einstiegen, war ihr nicht menschlicher Gastlehrer aus dem Wohnhaus der Angestellten gekommen und beobachtete nun sichtlich interessiert das Treiben am Fahrzeug. Der Sänger hob eine Hand und jene der Reisetruppe, die gerade, wie Marika aus dem Fenster sahen, konnten beobachten, wie die Haut an seinem Handrücken dunkel und hart wunde und sich die Fingernägel in gut zehn Zentimeter lange Krallen umformten. Grinsend musterte er selbst seine anverwandelte Pranke, ehe er den Kids mit der Klaue zuwinkte.


    Die Streunerin schüttelte den Kopf, dieser Typ war wirklich unglaublich. „Angeber!“, murrte sie nur leise mehr zu sich selbst. Nun schien er aufzuschrecken und ließ die Panke hinter seinen Rücken gleiten, wohl um die Anzeichen der Verwandlung zu tilgen. Die Streunerin folgte seinem Blick und bemerkte eine junge Frau aus dem Küchenpersonal, die mit einem großen Picknickkorb zum Bus gerannt kam, der bereits schon Anstalten gemacht hatte, abzufahren. Dass sie dabei verdächtig oft zu Jimmy blickte und beinahe in das Fahrzeug gerannt wäre, machten deutlich, was ihre eigentliche Absicht war. So drückte sie Bruno nur flüchtig den Korb in die Hände, als dieser für sie noch einmal die Vordertüre öffnete und wandte sich daraufhin sofort ab, um winkend zu dem Sänger zu eilen.


    Langsam rollte das Gefährt vom Hof und bog auf die Straße ab. Simon, der ganz vorn saß, gab Bruno Angaben zur Richtung. Auf unerklärliche Weise schien der Kleine ganz genau zu wissen, wo er hinwollte, auch, wenn er eher die Himmelsrichtung als die zu nutzenden Straßen nennen konnte. So, wie Marika es verstanden hatte, würden sie als erstes zum nächsten Highway und dann nach Norden fahren. Wohin genau aber die Reise ging, wusste wohl keiner von ihnen.
    Aufgrund der abgeschiedenen Lage der Morgan-Fox-Anstalt mussten sie aber zuerst knapp eine Stunde durch kleinere Ortschaften gurken.


    Etwa eine halbe Stunde später wies Simon Bruno an, nach rechts abzubiegen, worauf ihm der Fahrer antwortete, dass dies nicht der direkte Weg sei, doch Alicias Sohn zeigte sich als absolut uneinsichtig. So folgte der Fahrer seinen Anweisungen und ihre Reise fand ihren Weg durch mehrere kleinere Ortschaften. Schließlich verlangte Alicias Sohn rechts an den Fahrbahnrand zu steuern und zu halten. Der Schrank von einem Mann kannte dieses Verhalten aber wohl doch, denn er leistete keinerlei Widerstand, grummelte nur etwas von „wieder dieser seltsame Radar“.
    Am Straßenrand standen Gestalten, die beinahe so aussahen, als würden sie auf genau diesen Bus warten… Vielleicht waren sie aber auch nur rein zufällig hier, soweit es den bei dem Treffen unter Erleuchteten Zufälle geben konnte.


    OT: So, damit ist die Gruppe unterwegs. Nun können die Neuen einsteigen und selbstverständlich könnt ihr die Fahrt auch noch nachträglich bis zur Aufnahme der neuen bespielen. Ich habe nicht beschrieben, wer sich neben meine Streunerin setzt, ich hoffe aber sie bleibt nicht allein oder es setzt sich spätestens bei den Neuen jemand zum Reden neben sie ^^. Denkt daran, der Bus ist ncoh der vom Spielstart, hat insgesamt 32 Sitze ohne den des Fahrers und diese rechts und links des Mittelganges in Paaren angeordnet, es sind also 8 „Sitzreihen“


    An unsere drei Neueinsteiger: Wenn eure Charas sich vor dem Betreten des Busses nicht treffen, hält der eben mehrfach, ist kein Thema^^.


    @Shiralya ich hoffe es ist ok für dich, das Marika jetzt doch Emma holen gekommen ist. Wenn du magst können wir das Gespräch im Waschraum/Rückweg zum Bus auch noch weiter bespielen, schreib mich einfach an.

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

    Einmal editiert, zuletzt von Sheewa ()

  • Anscheinend hatten sich noch ein paar andere Erleuchtete zu der Entscheidung durchgerungen, mitzukommen. Kiandi ließ ihren Blick ab und an durch den Speisesaal huschen, während sie der Unterhaltung von Alicia und der großen, blonden Frau aufmerksam zuhörte. Als sie mitbekam, dass ihre Gegner wahrscheinlich Menschen sein würden, musste sie unweigerlich an Mitch denken. Aber ihre Flucht war nun bereits einige Tage her. Konnte es sein, dass es sich um ihn handelte? Die junge Erleuchtete war sich nicht sicher, aber nichtsdestotrotz war sie irgendwie ein wenig erleichtert, dass sie es nicht mit diesen ominösen Bestien zu tun bekommen würde. Auch wenn das die Mission nicht weniger gefährlich machte, waren ihr immer noch Gegner lieber, die nicht vorhatten, sie aufzufressen. An Waffen hatte Kiandi allerdings noch gar nicht gedacht. Vermutlich würde sie aber eher das Reizgas wählen, wenn sie sich schon mit irgendwas zur Wehr setzen musste. Und auch unbewaffnet konnte sie sich ja halbwegs verteidigen. Es würde eben darauf ankommen, mit wem sie es zu tun bekamen. Bei dem Wort "Deathblade" wurde die Erleuchtete hellhörig. Ein Messer, dass durch Metall schnitt? Das war doch ziemlich erleichternd. Wenn sie irgendwo festsaßen, hätte sich Kiandi vermutlich nie verziehen, dass sie ihre Fähigkeit nicht wirklich nutzen konnte. Doch wenn sie dieses Werkzeug hatten, sollte es ja keine Probleme geben.
    Damit war vieles geklärt und da sich Aufbruchsstimmung breitmachte, wollte auch Kiandi sich soweit fertig machen. Also wandte sie sich an Leira.
    "Hey, ich werde kurz mein Zeug hier wegräumen und noch ein paar Sachen packen. Ich sollte aber nicht lange brauchen. Wir sehen uns dann im Bus, ne?"


    OT: Erstmal ein kurzes Lebenszeichen von mir, mehr kommt später noch.

  • Während er darauf wartete, wandte Marika was ein, was ihm zum Nachdenken brachte. Klar was nützte es wenn sie Hals über Kopf aufbrachen, aber nichts Nützliches dabei hätten wie einen Plan und oder Waffen? Dann wäre weder ihnen geholfen noch sonst wem. Es war kein Spaziergang, auch wenn sich das Marcello von Herzen gewünscht hätte. Das wäre nämlich einfach gewesen als das hier. Natürlich hatte Alicia aber schon daran gedacht, denn laut ihr würde Bruno dafür sorgen dass sie alle bewaffnet sein würden. Das gefiel ihm nicht sonderlich. Zudem hatte er nie gedacht mal so was zu brauchen. Immerhin war ihm bisher nie jemand so nahe gekommen, im Gegenteil, es wurde immer darauf geachtet dass keiner ihm zu nahe kam. Es war doch ironisch dass es sich nun doch anders verhielt. Marcello wusste nicht wie er sich da verhalten sollte, wenn er wirklich irgendwelche Waffen in der Hand halten musste. Hoffentlich musste er das nie und wenn so selten wie möglich. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Emma zu, die aber wegen irgendwas aufgeschreckt war. Lag es an ihm? Hatte er irgendwas Falsches gesagt? Er öffnete den Mund um zu sagen dass es ihm Leid tat, doch ehe er was sagen konnte, entschuldigte sie sich und murmelte was davon dass sie mal müsse. Rasch war sie aufgesprungen und in Richtung der Toilette gerannt. Besorgt sah er ihr nach.


    Insgeheim schalt er sich. Wieso hatte er nicht bemerkt dass es ihr nicht gut ging? Er war doch ein Volltrottel, er konnte sich ja nicht für immer entschuldigen, dass er es ihm an Sozialkompetenz fehlte. Sollte er ihr nachgehen? Nein das käme nicht gut und er wollte sie auch nicht bedrängen. Zum anderen hatte er auf der Damentoilette auch nichts zu suchen. Er ging mal davon aus, dass sie da hinging. Was sollte er machen? Er fühlte sich hin und her gerissen. Doch dann beschloss er dass er sich später bei ihr entschuldigen würde, falls er was falsch gemacht haben sollte. Er begab sich mit einigen anderen raus in den Innenhof und sah dass der bekannte zitronengelbe Reisebus bereits dort parkte.


    Marcello schluckte, atmete tief ein und aus. Dann machte er sich auf den Weg und stieg ein. Im Grunde war es ihm egal, welchen Platz er belegte und wer neben ihm saß. Er ließ sich in der Mitte des Busses auf der linken Seite nieder. Dann rückte zur Fensterseite hin, falls sich jemand neben ihm setzen wollte. Er glaubte es zwar nicht, denn er bisher war er nicht wirklich in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt. Anders wie manche andere hier. Er hob den Kopf, in dem Moment als der Bus abfuhr und sah wie sie die eine Hand des „neuen“ Lehrers sich in eine Klaue verwandelte als er ihnen zuwinkte. In Marcello löste dieser Anblick ein seltsames Gefühl aus. Was es genau war, konnte er nicht genau sagen. Aber dann machte es klick und seine Augen weiteten sich. Warte wieso konnte sich dieser teilweise verwandeln wo es doch anscheinend nicht gehen sollte? Oder hatte er da was verpasst? Hatte er überhaupt richtig hingesehen?


    Mit dieser Frage hadernd, bemerkte er erst später dass Bus nach einiger Zeit wieder anhielt. Warum tat er das? War was kaputt? Dann bemerkte er sich neben dem Bus andere Leute aufhielten, die darauf warteten dass sie einstiegen konnten. Marcello spähte durch die anderen Fenster, konnte aber Haltestellenschild erkennen. Somit war das nicht offiziell. Somit konnte dies nur eines bedeuten. Ihre Familie hatte wieder Zuwachs bekommen. Er war gespannt, wer bei ihnen wohl einsteigen würde.

  • An diesem Abend passierte nicht mehr sehr viel interessantes, es wurde noch ein Lied vorgesungen und Nic ging noch ein paar Runden schwimmen, bevor er sich dann als es dunkel wurde in sein Zimmer zurückzog und auch relativ schnell einschlief. Der Schlaf war allerdings eher unruhig und er wachte immer wieder auf, wobei die Gründe sehr unterschiedlicher Natur sein konnten, meistens jedoch nicht in seinen Erinnerungen hängen blieben. So gegen Fünf Uhr in der Früh wurde es ihm dann zu blöde und er zog sich was leichtes an und begab sich ins Freie, wo er begann seine Runden zu drehen, er brauchte den Sport um seinen Kopf frei zu bekommen. Die kühle Luft die durch seine Lungen zog und seinem Körper die nötige Kraft gab weiter zu machen. Er fühlte sich lebendig, als die Umgebung an ihm vorbei zog, wie er den Wind auf seiner Haut spüren konnte. Es reichte um sein Gehirn abzuschalten und genau das brauchte er jetzt auch um wieder ein wenig das Ganze zu relativieren. Der Schweiss lief über seine Haut und das Gefühl der Muskeln die unter dieser angespannt wurden und sich wieder lösten kurz bevor er weiter nach vorne geschleudert wurde. Kurz gesagt er liebte die Anstrengung und das Gefühl etwas mit seinem Körper zu machen. Nachdem er ungefähr eine Stunde am Joggen war, beendete er seine Runde und begab sich noch ein wenig in den Fitnessraum um ein paar Übungen zu machen. Draussen hätte er sich vermutlich eine Erkältung geholte. Anschliessend begab er sich unter eine warme Dusche wobei in der Zwischenzeit auch die anderen aufgewacht waren wenn er den Verkehr in den Gängen so ansah. Viele davon noch halb verschlafen, andere bereits wieder recht wach. Das Wasser war herrlich, als es das Salz von seinem Körper wusch und diesen angenehm umspielte.


    Als nächstes stand für ihn das Frühstück auf dem Plan, nichts grosses aber er setzte sich absichtlich nicht zu Marika, sie würde wohl ein wenig Zeit für sich brauchen. Weit kam er dabei aber gar nicht, denn nach einiger Zeit verkündete Alicia, dass es ein paar Neuigkeiten gab. Zum einen das Jimmy wohl länger bleiben würde, was Nic erstaunlicherweise recht freute, er mochte den Typen irgendwie und auch die Fächer, welche er unterrichten wollte fanden recht gut Anklang bei Nic, ausser vielleicht die Geschichte mit der Musik aber da konnte er nichts machen. Auch Bruno würde neue Sachen unterrichten, auch etwas, das er nicht verpassen konnte. Immerhin wollte er lernen zu schiessen, auch unter Umständen für eine neue Idee wie er seine Fähigkeit besser einsetzten konnte. Allerdings gab es auch eine neue Mission worauf sich bald nach einem gewissen zögern doch einige der Erleuchteten freiwillig meldeten. Scheinbar war der Zusammenhalt doch etwas wichtiges. Da Marika auch dazu gehörte musste er wohl oder übel auch mitgehen, eine grosse Wahl hatte er da nicht zudem würden sie vielleicht ein wenig Kampfkraft gut gebrauchen können sollte es wirklich so schlimm kommen wie befürchtet. Die restliche Diskussion übersprang er indem er sein Essen beendete und sich dann in seinem Zimmer umziehen ging, er brauchte etwas bewegliches für die Sache und musste sich ausrüsten. In seinem Zimmer war er zum Glück noch alleine, so konnte er sich in Ruhe umziehen, und verliess kurz darauf mit einem enganliegenden schwarzen T-shirt aus Baumwolle, einer hellen Beigen Shorts mit Beintaschen und seinem Gürtel an welchem sein Kampfmesser befestigt war das Zimmer. Bereit für alles auf das er sich momentan vorbereiten konnte.


    Den Bus konnte man nicht übersehen, so stieg Nic als einer der letzten ein und ging dabei an Marika vorbei ein wenig weiter nach hinten. Momentan war ihre Nähe eh etwas, das ein komisches Gefühl in ihm auslöste, da musste er es nicht gleich wieder vollkommen ausreizen. In der zweit letzten Sitzreihe setzte er sich auf einen freien Platz und schlief recht schnell ein, zum einen um die Zeit zu überbrücken und zum anderen um sich ein wenig von seinem Morgensport zu erholen, er hatte so das Gefühl, als würde er seine Sinne bald möglichst scharf gebrauchen. So ging das dann recht gut, bis der Bus plötzlich anhielt, und Nic davon geweckt wurde. Mit einem schnellen Blick in die Runde versuchte er sich einen Überblick zu verschaffen. Was aber nur mässig klappte, weshalb er einfach einmal in die Runde sprach: „Hat irgendjemand eine Ahnung weshalb wir hier halten?“ Wobei er sich noch nicht wirklich grosse Gedanken machte, dafür waren eigentlich alle noch zu ruhig und ihm war auf die Schnelle auch nichts allzu bedrohliches in der Nähe aufgefallen. Aber er hatte gerade eben noch geschlafen, von dem her konnte es auch sein, dass seine Sinne noch ein wenig am aufwachen waren.


    OT: So auch wieder mal was von mir Nic lässt sich doch das nicht entgehen^^

  • Wie in Trance schritt die junge Frau zur Dusche und streifte unterbewusst ihre Kleidung ab. Das Einzige, was ihr in diesem Moment wichtig war, war es sich zu säubern. Erneut hatte sie aus einer Notlage heraus einem Mann Dienste anbieten müssen. Sich vor den Erinnerungen an das Vergangene ekelnd, begann sie damit sich zu waschen. Dies war jedoch nicht gewöhnlich sondern hatte vielmehr obsessive Ausmaße. Nach einer Weile, als die Grünäugige immer noch nicht zufrieden war, brach sie weinend zusammen. Die neue emotionale Last war zu viel für sie gewesen. Nun lag Joarna am Boden und wusste nicht was sie als nächstes tun sollte. An diesem Ort konnte die Rothaarige nicht bleiben. Die ganzen negativen Erinnerungen an alles was sie hatte tun müssen, zerrissen die Entkleidete innerlich. Ihr Leben verfluchend, verlor sie schließlich das Bewusstsein.


    Als die junge Frau langsam wieder zur Besinnung kam, rätselte sie desorientiert, wo sie war. Das Wasser der Dusche, welches auf ihren Körper herab prasselte, brachten ihr die Erinnerung an die Herberge in der sie ein Zimmer gemietet hatte zurück. Etwas schwach richtete sie sich auf und schaltete anschließend die Dusche ab. Danach verließ Joarna die Kabine. Mit einem Handtuch trocknete sie sich und zog danach ihre Kleidung wieder an. Im Hauptraum des Mietzimmers nahm sich die Rothaarige, die wenigen Sachen die sie besaß und steckte ihr Messer an seinen Platz in ihrem Stiefel. Anschließend wurde das Zimmer verlassen und die Rechnung am Empfang bezahlt. ”Na wunderbar schon wieder blank.” dachte sie sich. Aber dies spielte jetzt keine Rolle.


    Nachdem Joarna die Herberge verlassen hatte begann sie damit ziellos durch die Gegend zu gehen. ”Wo zum Teufel soll ich jetzt nur hin.” sagte die Grünäugige verärgert. Bevor sie jedoch etwas weiteres sagen konnte, unterbrach ihr knurrender Magen die Frau. Was nun. Sie hatte weder Geld noch Nahrung. Also blieb ihr erstmal nur die Möglichkeit etwas zu klauen oder sich anderweitig zu beschaffen. Sich erneut zu entwürdigen um an Geld zu gelangen blieb außer Frage. Das könnte sie jetzt nicht schon wieder. Joarna blieb bei einem kleinen Geschäft stehen. Hinter dem Tresen stand ein Kerl der seinem Aussehen nach zu urteilen wohl alles anbaggern würde, was ihm über den Weg lief. Diese Art war zwar total wiederlich, aber immerhin ungefährlich. Die junge Frau betrat den Laden und machte sich bereit ihre Fähigkeiten zu nutzen. Wie erwartet erblickte der Verkäufer die neue Kundin und kam sofort zu ihr mit einem übertriebenen Lächeln welches seine Dummheit nur noch unterstreichte. Er sprach: ”Was für ein Glück ich doch habe, heute so eine atemberaubende Kundin zu haben. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?” Der Grünäugigen schoss durch den Kopf: ”Wie wäre es wenn du dir die Zunge abbeisst” Sie lächelte gespielt und verströmte über ihren Körpergeruch Pheromone welche eine anziehende Wirkung entfalten würden. ”Ich bin mir nicht sicher. Ich habe Hunger, aber” Nun wurde ihr Gesichtsausdruck besorgt und die Rothaarige wendete den Blick von ihm ab. Mit einem traurigen Tonfall entgegnete sie: ”ich. ich fürchte ich kann mir nichts leisten. Mir wurde meine Handtasche gestohlen und darin befand sich alles. Mein Portemonnaie, mein Handy, ach ich weiß nicht was ich tun soll.” Der Mann, der durch die Wirkung der Pheromone beeinflusst wurde, sagte: ”Es tut mir sehr leid, dass sie so etwas durchmachen müssen. Hier bitte nehmen sie dies es geht aufs Haus.” Während er sprach, hatte er ein belegtes Brötchen aus einer Auslage in einer Papiertüte verpackt und es ihr zusammen mit deiner Flasche Wasser gereicht. Zögerlich nahm die junge Frau die angebotenen Waren an sich und erwiderte: ”Vielen Dank. Ich fürchte nur, dass ich bereits weiter muss, ich hätte gerne noch etwas Zeit mit ihnen verbracht." Wie einfach es doch sein konnte mit ein wenig Schauspiel und ihren Fähigkeiten an Essen und Trinken zu kommen. Leider lief es so nur selten ab. Die meisten Leute zeigten sich nicht direkt so stark von den Pheromonen beeinflusst, solange sie noch kein Wissen um die genaue DNA der Person hatte. Aber warum sich deswegen beschweren.


    Nachdem die Rothaarige nun endlich ihren Hunger und Durst gestillt hatte, ging sie weiter. Ein genaues Ziel gab es nicht. Hauptsache erst einmal raus aus diesem Ort. Der Weg der beschritten wurde war entlang einer Landstraße. Da sie als sie stehen blieb in Gedanken versunken war, realisierte die Grünäugige nicht, dass vor ihr ein zitronengelber Reisebus hielt und die Tür geöffnet hatte. Durch das Zutun ihres Unterbewusstseins betrat sie den Bus und stand plötzlich vor einem gewaltigen Mann. Joarna wusste weder wie sie hier reingekommen war, noch wer der Grizzly hinter dem Steuer war. Dann dämmerte es ihr langsam, dass sie in einem Reisebus war. Das war ja schön und gut aber es gab da ja trotzdem noch ein Problem. ”Endschuldigen sie bitte. Ich bin versehentlich eingestiegen. Ich habe kein Geld dabei.” sagte die junge Frau. Der Mann antwortete nicht er machte lediglich eine Geste mit dem Kopf welche ihr sagte geh durch. Unsicher ob das nun wirklich ok war, ging sie weiter in den Teil, wo die Sitze begannen. Immer noch etwas geistesabwesend, ging sie an ein paar Reihen vorbei. Das Wichtigste war, dass sie bloß nicht neben einem Mann sitzen musste. Sie erblickte in der Mitte des Busses eine große blonde Frau, deren Haare als eine Art Kamm nach oben abstanden. Auf dem freien Platz neben dieser ließ sich Joarna nieder. Mit der Situation war sie noch etwas überfordert, aber immerhin konnte sich nun niemand unerwünschtes neben sie setzen.


    OT: Damit hat sich Joarna nun mehr oder weniger freiwillig zur Gruppe in den Bus gesellt.
    @Sheewa ich hoffe Marika mag Gesellschaft ^^

  • Einerseits schien normaler Tagesbetrieb zu sein, als Kiandi durch den Flur schritt. Und das war auch irgendwo so. Trotzdem konnte sie spüren, wie sich die Stimmung seit Alicias Ankündigung verändert hatte. Doch für die Erleuchtete floss alles um sie herum dahin und war nebensächlich. Sie konnte nicht anders, als es auszublenden, weil andere Gedanken sie gefangen hielten. Der Kloß aus Sorge und Angst vor dem, was sie erwarten würde (und einer gewissen Unzufriedenheit, dass sie es nicht wusste) wollte nicht gehen. Trotzdem hatte Kiandi sich bisher nicht getraut, Alicia noch einmal anzusprechen und nach genaueren Details der Vision zu fragen. Auch das machte sie unzufrieden. Aber es nützte nichts. Vielleicht wollte ein Teil von ihr auch gar nichts wissen. Dieser fürchtete sich, davon überrollt zu werden. Kiandi fröstelte. Warum konnte sie ihren Kopf nicht einfach leer machen? Das Mädchen wusste, dass ihr diese ganzen Sorgen nicht helfen würden. Doch Wissen allein reichte eben nicht.
    Sie stieß die Tür zu ihrem Zimmer auf. Ihr schönes, helles, sauberes und gemütliches Zimmer. Es schien ihr immer noch unwirklich. Kiandi griff sich Mitchs Rucksack. Aber was sollte sie eigentlich mitnehmen? Sie hatte ja nichtmal viel. Und was würde sie überhaupt brauchen?
    Na toll, dachte sie und schloss kurz die Augen. Da wollte ich den Kopf leer haben und es funktioniert genau im falschen Moment.
    Die junge Erleuchtete versuchte sich zu konzentrieren und scannte den Raum. Dann musterte sie den momentanen Inhalt des Rucksacks und entschied sich einen Moment später dafür, noch einmal Ersatzklamotten und eine leichte Jacke mit einzupacken. Man wusste ja nie. Dazu gesellte sich kurz darauf eine frisch aufgefüllte Plastikflasche, die neben der noch immer unangerührten Tüte "Mr. Frog" platznahm. Kiandi hatte es bisher immer noch nicht übers Herz gebracht, die Süßigkeiten anzureißen. Vielleicht war das umso besser, das konnte ihr auf der Fahrt möglicherweise helfen.
    Nachdem sie alles verstaut hatte, warf sich die Fünfzehnjährige den Rucksack über die Schulter, verließ das Zimmer und trabte nach unten auf den Hof. Der zitronengelbe Bus war nicht zu übersehen. Als Kiandi sich näherte, bemerkte sie, dass sich schon einige andere Erleuchtete auf den Sitzen niedergelassen hatten. Die meisten Gesichter hatte sie zwar schon hier und da mal gesehen, doch noch kannte sie keinen von ihnen wirklich. Sollte sie sich zu jemandem setzen? Ein wenig Gesellschaft könnte ihre düsteren Gedanken womöglich ein wenig erhellen. Doch auch hier traute sie sich noch nicht so richtig. Kiandi wollte ihre Anwesenheit niemandem aufzwingen. Deshalb entschied sie sich für einen leeren Platz am Fenster hinter einem bereits belegten Sitz. So würde die junge Frau den anderen nicht zu sehr auf die Pelle rücken, war aber immer noch in der Lage, ein Gespräch anzufangen. Und neben sie konnte man sich auch noch setzen.


    OT: So, Kiandi ist sehr sozial und sucht erstmal keinen Kontakt. Die Möglichkeit ist aber auf jeden Fall da. ^^ Habe erstmal noch nicht spezifiziert, wo genau sie sitzt. Bin also flexibel, was Konversationen angeht.

  • Marika hatte die junge Frau, welche soeben eingestiegen war, beobachtet, war jedoch überrascht, als diese sich neben ihr auf den Sitz fallen ließ. "Steigst du immer einfach so zu Fremden ins Auto?", wollte die Streunerin mit einem grimmigen Grinsen wissen und fixierte die grünen Augen ihrer Nebensitzerin mit ihrem Raubtierblick, "Da hat wohl jemand so richtig von Menschen die Schnauze voll, wie? Ich bin sicher, der Pimpf gibt dir gleich ne Erklärung hierfür - die haben wir immerhin alle bekommen. Ich bin Marika."


    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit nach Vorn, offenbar hatte Marlee Simon von dem neuen Fahrgast abgelenkt, wodurch er seinen Auftritt verpasst hatte. Nun blickte er sich hektisch um und kam dann, als er die Rothaarige erblickt hatte, freudestrahlend nach hinten zu ihnen beiden.
    "Während der Fahrt wird nicht aufgestanden!", blaffte der Busfahrer von vorne. Tatsächlich hatte sich das Gefährt wieder in Bewegung gesetzt.


    "Sei gegrüßt Schwester, du bist genau zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen. wir sind allerdings aktuell auf einer Mission und werden erst danach nach Hause fahren, aber du kannst uns gerne begleiten", grüßte er sie, "Mein Name ist Simon Young und genau wie du und jeder andere in diesem Bus - Bruno ausgeschlossen - bin ich ein Erleuchteter. Wir haben besondere Fähigkeiten, können mit Menschen nicht so gut warm werden und" er zog einen Handschuh ab und zeigte ihr die schneeweiße Spirale auf seinem Handrücken, die bei ihm im Gegensatz zu allen anderen Erleuchteten immer ein schwaches Licht absonderte, "Wir tragen seltsame Zeichen am Körper. Jetzt, wo wir dich gefunden haben, musst du - wenn du es nicht willst - nie wieder zurück unter die Menschen und zurück zu dem, was auch immer sie dir bis jetzt angetan haben."
    Marika rollte mit den Augen und warf ihrer Nebensitzerin einen "Ich habs dir doch gesagt"-Blick zu.


    Die Frau die neben ihr saß fixierte mit ihrem Blick Joarna’s Augen und stellte ihr zwei Fragen, woran direkt eine Information bezüglich eines Pimpfs und eine Vorstellung ihrerseits folgte. Die Rothaarige wollte gerade etwas erwidern, als Marika nach vorne sah, weshalb sie erstmal innehielt. Nachdem sie in die gleiche Richtung sah, erblickte die Grünäugige einen Jungen der hektisch zu ihr hinüber sah und sie freudig anstrahlte. Anders als gewohnt verspürte die junge Frau nicht dieselbe Abneigung gegen andere Menschen wir gewöhnlich. Jedoch war sie aufgrund ihrer Vergangenheit weiterhin misstrauisch. Was will den der Fruchtzwerg von mir und warum schaut der mich so dämlich an? fragte sich Joarna sich gedanklich. Nachdem er von Busfahrer angeblafft wurde nicht aufzustehen, hielt er eine Ansprache.


    Nachdem Simon fertig gesprochen hatte, wendete sie ihrem Blick wieder zu ihrer Sitznachbarin. “Ich heiße Joarna. Mir ist es meist recht egal ob ich zu Fremden einsteige, eine andere Möglichkeit habe ich ja nicht und was meinst du mit die Schnauze von Menschen voll, hier im Bus sind doch auch genug davon. Auch wenn scheinbar hier alle etwas anders sind als die Menschen die ich bisher getroffen hab. Was zum Teufel meint der Zwerg mit Mission und das was er sonst sagt hört sich ja schön und gut an, aber wo ist der Haken. Wollt ihr Geld, Gefälligkeiten, meine Fähigkeiten oder was?” sprach die Grünäugige etwas gereizt. Sie konnte einfach nicht nachvollziehen, warum diese Leute so ein Angebot machten, daher rechnete die Rothaarige damit, dass sie etwas im Gegenzug haben wollten. Dies war sie ja bereits gewohnt.


    "Reg dich ab, Kätzchen. Was Alicia genau von uns will, hat noch keiner von uns so genau herausgefunden", knurrte die Streunerin zurück. Das brauchte sie gerade noch, eine Fremde, die direkt als Begrüßung bissig reagierte. "Ich weiß ja nicht, wie es bei dir ist, aber ich für meinen Teil bin wohl eher kein Mensch. Und zudem werden wir alle hier anwesenden 'Erleuchtete' genannt. So wurde uns das zumindest erklärt. Simon kann dir die Kiste besser erklären wie ich, immerhin bin ich auch noch keine Woche in dem Verein."Der kleine Junge indes wirkte etwas irritiert von Joarnas indirekten Abfuhr, ließ sich aber nicht aus der Rolle bringen. "Naja, wie gesagt, wir sind alle keine Menschen mehr - wir waren es, aber dann erschienen auf unseren Körpern die Lichtzeichen und die Menschen haben uns von sich gestoßen. Jedenfalls ist es den meisten von uns so ergangen. Ich und meine Geschwister helfen Mum andere wie wir zu finden. Wir geben ihnen in der Morgan-Fox-Anstalt ein Zuhause und helfen ihnen in der Welt klarzukommen. Dafür würde Mum nie etwas annehmen - außer vielleicht die Erwartung, dass wir uns alle an ihre Regeln halten und unsere Kräfte nicht gegeneinander einsetzen", erklärte er geduldig, "Es gibt eine Organisation - eine Sekte besser, welche für unseren Zustand verantwortlich ist. Diese 'Bruderschaft des Lichtes' behauptet, wir würden ihnen gehören und wären nichts als Waffen - Objekte, denen jegliches Recht, welches ein Mensch haben kann, aberkannt wurde. Mum hat vor vielen Jahren geschworen uns vor ihnen zu beschützen und ein Heim für uns eröffnet. Du kannst es dir ein wenig wie Dr. Xavers Schule aus den X-Men Comics vorstellen."


    Der Konter den ihre Sitznachbarin bracht, überrascht die Rothaarige. Fast Augenblicklich, war ihre Gereiztheit verschwunden. Dass es andere Leute wie sie gab wusste die junge Frau nicht. Aber es brachte noch mehr Unsicherheit in ihr hervor. Hatten sie dieselben Fähigkeiten wie sie oder konnte jeder etwas spezielles. Nach dem Hinweis, dass sie keine Menschen mehr seien, sondern sogenannte Erleuchtete verwies Marika wieder auf Simon. Dieser sprach ebenfalls davon, dass sie zwar mal Menschen gewesen seien, aber jetzt keine mehr wären, seitdem diese Zeichen auf ihren Körpern erschienen waren. Als das Wort Zeichen fiel, legte die Grünäugige unbewusst ihre linke Hand auf ihre Brust wo sich ihr Mal befand und blickte auf die Rose. Weiterhin sagte er, dass sie keine Gegenleistung haben wollten und erklärte etwas über eine Sekte die dafür anscheinend verantwortlich war. "Eine Frau die sich rein aus gutem Willen um eine Gruppe jugendliche Freaks kümmert. Das kauf ich euch nicht ab. Aber eine besser Wahl bleibt mir wohl nicht." Sie senkte den Blick. Etwas geistesabwesend und mit ein wenig Trauer in der Stimme sprach Joarna: "Sorry wegen vorhin ich bin etwas verwirrt. Verstehen tu ich es zwar immer noch nicht so ganz, aber ich bleib wohl erstmal hier, wenn das für euch in Ordnung geht. Schlimmer als die Kerle aus dem letzten Dorf kann es schon nicht sein." Dann hielt sie kurz inne sackte etwas in sich zusammen und murmelte immer noch in demselben Tonfall: "Ein Objekt dem jegliches Recht aberkannt wurde. Das trifft es wohl ganz gut nicht?" Die letzte Frage war an sie selbst gerichtet, jedoch würde Marika dies wohl hören können. Vor ihrem inneren Auge spielten sich Erinnerungen ab. An die Situation mit ihrem ehemaligen Lehrer welcher sich misshandelte, die Experimente welche an ihr durchgeführt wurden und was sie in den letzten Jahren alles tun musste um zu überleben. Während sie in ihren Erinnerungen hing zitterte die junge Frau leicht.


    OT: Partnerpost von @Aktill und mir - Teil 1

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Simon wirkte verwirrt, als wüsste er nicht so ganz, was er sagen sollte und Marika seufzte gereizt. Mit einer Handbewegung bedeutete sie ihm zu verziehen und er schien diesbezüglich sogar erleichtert, da er sich schnell wieder nach Vorn aus dem Staub machte. Erst jetzt wurde der Streunerin bewusst, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie mit dem plötzlich doch nicht mehr so angriffslustigen Kätzchen umzugehen hatte. Also ließ sie erneut einen genervten Seufzer erklingen, hob eine Hand und ließ diese der anderen aus wenigen Zentimetern Höhe flach auf den Kopf fallen, dass diese die Berührung bemerken musste. Damit die andre aber nicht auf die verrückte Idee irgendwelcher Nettigkeit kam, wandte die rebellisch aussehende Erleuchtete ihren Blick von dem Mädchen ab und aus dem Fenster, ließ die Hand aber auf dem Haupt ihrer Nebensitzerin liegen. "Krieg dich wieder ein. Außer Simon haben wir alle unser Päckchen zu tragen und wohl nicht die beste Vergangenheit. Und minderwertig bist du erst, wenn du selbst es zulässt, dass man dir dieses Recht nimmt", murrte sie ablehnend, "Wir haben hier alle noch nicht ganz raus, woran wir sind, aber dennoch hat jeder hier entschieden, sich die Sache vorerst anzusehen und dann zu entscheiden, was wir davon halten sollen. Kannst dich dem Strom ja anschließen. Und hey, das Heim ist allemal besser, als täglich vor übergroßen Menschenfressern auf der Flucht zu sein."


    Weiterhin zitterte die Rothaarige leicht, als ihr Bewusstsein in ihre Erinnerungen getaucht war. Daher bekam sie von den Geschehnissen um sich herum nichts mit. Immer stärker wurde ein Gefühl der Einsamkeit in ihr. Fast hätte die junge Frau sich komplett darin verloren, wenn nicht plötzlich etwas auf ihren Kopf gefallen wäre. Etwas verwirrt und ein wenig desorientiert, begriff Joarna erst langsam was passiert war. Sie befand sich immer noch in dem Bus, in den die Grünäugige warum auch immer eingestiegen war. Nachdem sie mit ihrem Blick herausfinden wollte, was ihr auf das Haupt gefallen war, stellte sie fest, dass es Marika’s Hand war die nun immer noch an derselben Stelle ruhte wo sie aufgekommen war. Dann sagte die Streunerin, dass sie sich wieder einkriegen sollte, und jeder hier außer dem Fruchtzwerg seine ganz eigenen Probleme in der Vergangenheit gehabt hatte. Nachdem noch weitere Aussagen folgten, erwiderte die Rothaarige etwas unsicher: "Ist ja gut ich bin ruhig. Das Ganze hier werde ich mir ansehen, kann ja immer noch abhauen." Sie sagte zwar, dass sie abhauen könnte, aber wohin sollte Joarna schon gehe, schließlich hatte die junge Frau nichts. Eines jedoch blieb ihr noch im Kopf und wollte wissen was Marika damit gemeint hatte. "Was zur Hölle meinst du mit Menschenfressern?" fragte sie. Es war unwahrscheinlich, dass die Blonde Männer gemeint hatte, welche bei der Rothaarigen wohl unter diese Bezeichnung fallen könnten, wenn auch in anderer Hinsicht.


    "Weißt du, ich denke du wirst leider noch früh genug erfahren, was ich mit Menschenfressern meine. Sei lieber froh, dass du bisher von der Erfahrung verschont geblieben bist", murrte die Streunerin ablehnend, doch ein schwaches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, " Ich werd dich nicht fragen, was dir bisher passiert ist, aber du wirkst, als hättest du selbst schon deine eigenen Bestien getroffen. Und sei unbesorgt, ich gehe davon aus, dass die meisten hier - außer Simon und das Mädchen neben ihm - sich aktuell die ganze Sache hier noch anschauen und erst später entscheiden wollen, wie sie zu dem allen mit der Superheldenschule stehen. Ich bin mir sicher, falls du jemand zum Reden brauchst, findest du auch hier im Bus den einen oder anderen Zuhörer."Solange dieses Mädchen sie selbst damit verschonte, war ihr die Sache recht egal und das hatte sie hoffentlich auch zur Geltung gebracht.


    Die Rothaarige würde es also noch früh genug erfahren. Dies war zwar nicht die Antwort, welche sie gewollt hatte, entschied aber nicht weiter nachzuhaken, weil es nicht ihr Ziel war Marika wohlmöglich noch zu verärgern. Dass die Blonde dann sagte, dass sie Joarna nicht nach ihrer Vergangenheit fragen würde, kam der Grünäugigen dies nur recht. Die Erinnerungen daran waren etwas, was die junge Frau am liebsten vergessen würde. Die Rothaarige erwiderte: ”Verzichte auf einen Zuhörer. Ich bin froh wenn ich mich mal nicht an meine Vergangenheit erinnern muss.” Danach blickte Joarna mit einem entschlossenen Blick, welcher ein leichtes Lächeln beinhielt und sprach: ”Mich würde aber doch noch interessieren wie diese Mission aussieht die dieser Simon erwähnt hatte. Da ich mich entschlossen habe wenigstens erstmal bei euch zu bleiben, werde ich wohl auch damit zu tun haben und da möchte ich wissen was mich erwartet.”


    "Gut so, ich spiele nicht gern die Schulter zum Ausheulen", knurrte Marika nun wieder aus dem Fenster blickend, "Die Mission ist wie vieles hier, wir werden es sehen, wenn wir da sind. Was wir wissen ist, dass Simon einen Traum hatte in dem wohl ein anderer Erleuchteter in Schwierigkeiten war und Hilfe brauchte. Das hat die Chefin und die, die länger in dem Heim leben sehr beunruhigt. Angeblich ist das letzte Mal, als der Knirps so einen Traum hatte, etwas Schlimmes passiert. Also haben sich die hier Anwesenden bereit erklärt, um der Sache auf den Grund zu gehen und diesen Erleuchteten zu retten." Sie seufzte und verdrehte genervt die Augen. "Ich sollte dir wohl sagen, dass Simon ein echt krankes Erleuchteten-Such-Radar ist und wohl über dutzende Kilometer uns aufspüren kann. Bis ich den Verein hier getroffen hab, hätte ich darüber wohl gelacht. Aber seit vor kurzem mich ein bloßes Gefühl dazu gebracht hat durch halb Amruo zu marschieren, um dann auf einer Wiese bei irgendeinem Kaff im Norden Wejaus stehen zu bleiben und mit mehr als einem Dutzend mir völlig fremder Kids in den Himmel zu starren, worauf wir alle angefangen haben zu leuchten und seit ein verdammtes Gebet der Heimleiterin uns erlaubt hat eine ziemlich heftige Lasernummer abzuziehen, bin ich gewillt deutlich mehr zu glauben. Was mit uns ist, macht teilweise Sachen, die sehr schwer zu glauben sind."


    Joarna dachte ”Sie sind auf einer Mission, aber wissen nicht was sie ist. vertraut ihnen diese Heimleiterin so wenig, dass sie nicht mal dies verrät oder weiß die es einfach selber nicht Dann würde die Rothaarige wenigstens nicht die einzige sein die ins kalte Wasser geworfen wird. “Ein Radar. Na gut das erklärt immerhin warum der Bus in meiner Nähe war. erwiderte sie. Die Geschichte mit der Lasernummer, klang aber erstmal ein wenig unglaubwürdig. Die Grünäugige sagte “Sorry ich will jetzt nicht sagen, dass du mich anlügst, aber das mit dieser Lasergeschichte kann ich aktuell nicht glauben. Vielleicht war es so, vielleicht auch nicht. Glauben kann ich das aber erst wenn ich sowas selbst sehe. Was das Retten von dem Erleuchteten angeht, werde ich euch unterstützen soweit ich kann und ich da nicht mein Leben bei bedroht sehe.” Danach stütze sie ihren rechten Arm auf der Lehne des Sitzes und ihren Kopf auf ihre Hand. Die junge Frau wusste nun nichts was es noch zu sagen galt. Die Mission könnte praktisch sein, etwas über die hier Anwesenden herauszufinden, dies war ihr bewusst. Nun galt es zu warten. Außer es geschah noch etwas oder die Blonde sprach noch etwas an.


    Marika zuckte betont ablehnend mit den Schultern und blickte weiterhin zum Fenster hinaus. "Nichts für ungut, hätte ich es selbst nicht erlebt, würde ich es auch nicht glauben", kommentierte sie nur, "Aber Kätzchen, du bist eine Erleuchtete, dein Leben ist immer und fortwährend bedroht. Es gibt auf dieser Welt Leute, die dich dringend tot sehen wollen und die noch nicht einmal wissen, dass es sich bei den glorreichen Lichtkriegern um ein paar jugendliche Sonderlinge handelt."


    Die Rothaarige nahm Marikas Aussage zur Kenntnis, beschloss aber vorerst nicht näher drauf einzugehen. Daher erwiderte sie nur ”Kann sein, dass ich immer bedroht bin. Ist ja auch irgendwo nichts neues. Sehen wir einfach was kommt.” Nun wandte Joarna ihre Aufmerksamkeit von ihrer Gesprächspartnerin ab. Für den Moment war ihr nicht nach weiterer Konversation. Die junge Frau hing wieder in ihren Gedanken und lies die Umgebung außer Acht.


    Da von ihrer Gesprächspartnerin nichts weiter kam, vertiefte die Blonde das Gespräch nicht weiter und widmete sich wieder dem Ausblick aus dem Fenster.


    OT: Partnerpost von @Sheewa und mir ^^
    Der zweite und letzte Teil

  • Es war schon relativ spät für seine Verhältnisse, als Amelia es endlich einmal schaffte, sich aus seinem Bett zu bewegen. Zumindest fühlte es sich so an - er hatte lange geschlafen, aber auch absolut kein Zeitgefühl mehr. Er war nun einmal ein Langschläfer, was aber auch damit zu tun hatte, dass er dazu neigte, bis spät in die Nacht zu arbeiten. Nicht unbedingt der gesündeste Lebensstil, aber für ihn schien es ja zu funktionieren. Und im Gegensatz zu anderen in seinem Alter hatte er auch nie gelernt, zu einer fixen Zeit aufzustehen, wie es sonst in einer Schule verlangt werden würde. Wie spät es wirklich war wusste er nicht. Naja, war auch egal.
    Noch komplett verschlafen tappste er einmal durch das kleine Zimmer, in dem er wohnte, und holte sich eines seiner wenigen Outfits, die er bei sich hatte, aus einem Kleiderschrank. Heute einmal wieder seine Lieblingsklamotten. Allerdings zog er sich noch nicht direkt an, sondern ging von seinem Zimmer direkt zum Badezimmer des kleinen Einfamilienhauses. Sicher, es war nicht sein Haus, aber das Ehepaar, bei dem er sich eingemietet hatte, ließ ihn natürlich auch das Bad benutzen. Sie begegneten sich nicht viel, aber er erledigte seine Pflichten und dementsprechend ließen sie ihn einfach machen. Auch wenn sie ihm natürlich nicht wirklich vertrauten. Während er die wenigen Meter durch den Gang zurücklegte, hörte er etwas Lärm aus der Küche. Anscheinend wurde schon Mittagessen gekocht. War wohl doch etwas später als er gedacht hatte.
    Nach etwas mehr als einer Stunde im Bad kam der Crossdresser dann angezogen und frisch gepflegt wieder heraus, nur um direkt wieder in sein Zimmer zu gehen. Allerdings hatte er schon einen Plan für den Tag. Normalerweise würde er jetzt direkt einmal nachschauen, was während er geschlafen hatte so online passiert war. Aber heute packte er bloß seine Handtasche mit dem nötigsten – und dem kleineren Laptop – schlüpfte dann in seine hochhackigen Stiefel und verließ das Haus. Essen konnte er auch auswärts. Und etwas mehr Kleidungsauswahl wäre ganz gut. Also machte er sich auf den fünfzehnminütigen Weg in die Stadt. Recht wählerisch war er, dort angekommen, mit der Auswahl seiner Bekleidungsläden auch nicht. Also ging Amelia einfach in das erstbeste Geschäft hinein und begann sich im Mädchenbereich umzusehen, ob dort auch etwas seinem Stil entsprach.


    Bayze bemerkte die junge Frau kurz, die eben den Laden betrat. Sie schien ihr seltsam vertraut. Die Schwarzhaarige konnte aber nicht mit Bestimmtheit sagen wo oder wann sie die junge Dame mit den süssen rosanen Haaren schon gesehen hatte. Ihr Blick wurde wieder von dem Kleidungsstück, welches sie in Händen hielt angezogen und sie blickte auf den Pullover hinunter. Es war ein Oversize Pulli, der mit seinen herbstlichen Farben und dem rotgoldenen Schimmern schon beinahe an ihr Mal auf dem Rücken erinnerte. Sie hatte sich schon beim ersten Mal am Schaufenster Vorbeigehen total in das Stück verliebt und wartete seither geduldig. Sie ging einige Schritte weiter, tat so als würde sie die angebotenen Kleider begutachten. Dabei spürte sie plötzlich, wie ihr Rucksack sich wohl irgendwo verhedert hatte. Langsam um nichts herunterzureisen und so Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, drehte sich die Brillenträgerin um und löste ihren Rucksack von dem Oberteil. Sie lächelte gedankenverloren als sie den kleinen Schnitt in der äusertsten Stoffschicht des Rucksackes sah. Heute Morgen musste sie sich eine neue Fluchtroute überlegen, da diese komischen Gitterstäbe plötzlich vor dem einen grossen Fenster im Heim aufgetaucht sind. Anscheinend hatte jemand ihre Fluchtroute erahnt...
    Sie brauchte keine 15 Minuten und sprang mehr oder weniger Elegant aus dem ersten Stock geradewegs auf einen Müllcontainer im Hinterhof. Man musste eben Alternativen in der Hinterhand haben. Beim zweiten Sprung runter vom Container übersah sie eine Öffnungsgriff des Containers und ihr Rucksack zog sich dabei den kleinen Riss zu. Zum Glück hatte sie in der kleinen Ausentasche nichts drinn. So hatte sie keine Verluste zu vermelden. Mit ein wenig Klebeband wäre das Ding wie neu, dachte Bayze zufrieden und ging weiter durch den Laden.
    Heute hatte sie ein gutes Gefühl. Ein sanftes Zischen des Windes verriet ihr nun, dass ihr Gefühl sie nicht täuschte. Die Verkäuferin an der Kasse gegenüber vom Raum, hatte sich umgedreht und telefonierte gerade. Sie sprach davon, dass wohl alle anderen in den Mittag gingen und sie als einzige die Schicht zu stemmen habe. Die Arme!
    Amber lächelte verspielt und ein sanftes Lüftchen umspielte ihre wilden Haare. Rasch blickte sie sich um, steckte den Pulli unter ihren eignen Oversized Pullover und machte sich daran unauffällig den Laden zu verlassen.


    Als Amelia den Laden betrat, war dieser ziemlich...leer. Eine einzelne Verkäuferin, die gerade mit der Wand telefonierte, und ein junges Mädchen, das gerade einen Pullover begutachtete. Also nicht gerade das, was man einen Ansturm nennen konnte. Aber das konnte ihm ohnehin recht sein. So gut mit Leuten war er auch wieder nicht, dass er sich mehr in seiner Umgebung wünschte. Er wandte seinen Blick wieder der Kleidung zu und zog einen roten Rock heraus, um den zu begutachten. Und als er das tat, bemerkte er eine Bewegung aus dem Augenwinkel. Er drehte sich um und...versuchte das Mädchen gerade den Pullover zu stehlen? Er legte den Rock wieder weg und ging zu ihr, wobei seine Absatzstiefel durch den Teppichboden nicht zu hören waren. Dann griff er das Mädchen einfach an der Schulter und hinderte sie daran, weiterzugehen. "Du kannst den Pullover doch nicht einfach so stehlen! Was, wenn dich jemand Anderes dabei erwischt?" Er zischte sie leise an, sodass die Verkäuferin nicht aufmerksam auf die beiden wurde. Er war gerade kontaktfreudiger als sonst. Aber irgendwie...fühlte sich die Gegenwart des Mädchens anders an. Anders als die von anderen Menschen.


    Bayze wurde aufgehalten, nicht so brutal wie sie erwartet hatte und weitaus weniger Laut als es normalerweise zu und her ging bei einem aufgeflogenen Diebstahl ...
    Das leise Zischen irritierte sie und sie blickte mit einem riesen Fragezeichen auf dem Gesicht nach hinten. Da stand das Mädchen, welches vorhin den Laden betreten hatte und blickte irgendwie beunruhigt drein. Über das hübsche Gesicht zog sich ein verwirrter Ausdruck und die junge Frau sah nervös zu der Verkäuferin, die sich gerade lautstark über ihren Boss beschwerte.
    Bayze hielt verwirrt inne und blickte ungläubig auf die Hand die noch immer auf ihrer Schulter lag - das war ihr noch nie passiert. Normalerweise hielten sich alle Leute mehr als gerne fern von ihr und sie selbst suchte nur in den äussersten Notfällen den Körperkontakt zu anderen Leuten. Aber das hier ... das war nicht abstossend. Die Schwarzhaarige war verwirrt, als sie sich nun ganz umdrehte, um das Mädchen genauer unter die Lupe zu nehmen, machte sich wieder das Gefühl in Bayze breit, diese junge Dame sei eine Vertraute von ihr ...
    Die smaragdgrünen Augen, die weichen Gesichtszüge, die sanft gelockten rotblonden Haare - Bayze hatte keine Ahnung wer ihr hier gegenüber stand. Trotzdem sprach die Dunkelhaarige ihr Gegenüber mit einem gewinnenden Lächeln an und meinte verspielt: "Normalerweise komme ich mit dem Meisten durch, was ich mir in den Kopf gesetzt habe", ein leises Kichern wurde vom Wind direkt an die Ohrmuschel des Mädchens getragen und Bayze grinste nur noch breiter, "So ein Anfängerfehler unterläuft mir selten ..."
    Etwas enttäuscht legte sich ihr Lächeln und ihr Blick verriet Trauer: "Aber du hast mich kalt erwischt. Da muss ich mein Glück wohl ein anderes Mal versuchen. Dein hübsches Gesicht merk ich mir - du bist viel zu Aufmerksam..."
    Bayze grinste die junge Dame nochmals verspielt und mit ihrem ganz eigenen Schalk an, ihre hellen, goldenen Augen blitzten sie freudig an. Dann senkte sie langsam ihren Blick. Mit einem leisen, geschlagenen Seufzen machte sich die Brillenträgerin daran das begehrte Kleidungsstück unter ihrem Pulli hervor zu holen.


    Okay, anscheinend hatte er das Mädchen echt irritiert mit seiner Aktion. Gut, etwas verständlich war das auch. Immerhin war das eine ziemliche Spontanaktion gewesen. Und gerechnet hatte sie wohl auch nicht damit, erwischt zu werden. Er bemerkte wie ihr Blick zuerst zu der Verkäuferin, und dann zu seiner Hand wanderte, wo er erst einmal verweilte. Ja, auch für ihn war das neu. Das Gefühl, das er sonst immer beim Kontakt mit anderen Menschen hatte, war...nicht hier. Und da war so ein komisches Gefühl, als würden die beiden sich kennen. Was aber sicherlich nicht der Fall war.
    "Dann solltest du wohl besser aufpassen...warum wolltest du den Pullover eigentlich stehlen?", erwiderte er auf ihre Aussagen. Auf die Idee, dass sie kein Geld haben könnte, kam er erst gar nicht. Aber der wechselnde Gesichtsausdruck löste in ihm ein ganz anderes Gefühl aus. Schuld? Er war sich ziemlich sicher dass das Schuldgefühle waren. Und sie würde schon ihre Gründe haben, warum sie ihn nicht gekauft hatte...
    Er seufzte leise, ehe er die Hand von ihrer Schulter nahm. Das konnte er jetzt auch nicht bringen. Vielleicht würde er sich später dafür verfluchen. Aber jetzt machte er dem Mädchen einen Vorschlag: "Was hältst du davon wenn ich dir den Pullover bezahle?"


    Ungläubig blinzelte die Dunkelhaarige unter ihren Fransen vor. Was? Das junge Mädchen wollte ihr den Pullover bezahlen?
    Sie blikte sich kurz verstohlen um, wollte sicher gehen, dass nicht gleich jemand hinter irgendeinem Kleiderständer vorsprang und sich über sie und ihr erstauntes Gesicht lustig machte - doch, es passierte nichts.
    Da stand blos diese junge Frau, blickte sie mit Schuld in den Augen an und wollte ihr allem Anschein nach den Pullover bezahlen ...
    Sie holte den Pulli unter ihrer Kleidung hervor und blickte verloren auf die Farbe des Stoffs.
    "Die Farbe, sie gehört irgendwie einfach zu mir ...", brachte sie selbst überrascht von der Aussage hervor und hob ihre goldenen Irden.
    Die Dunkelhäutige blickte überrascht in die grünen Seelenspiegel der Brillenträgerin und begann ehrlich zu Lächeln.
    Es endete in einem übermütigen Kichern, welches die Dunkelhaarige nur unterbrach um etwas lauter als geplant los zu prusten: "Du bist echt schräg, weisst du das?", sie lächelte herzlich und stiess die junge Dame spielerisch an, "Aber ich mag schräg - ist viel spannender als normal"
    Ihr Blick fiel wieder auf das Kleidungsstück in ihren Händen.
    "So in zwei Wochen hätte ich warscheinlich das Geld zusammen", die junge Frau blickte hoch, "Wenn du mich bis dahin erträgst, kriegst du alles wieder", versprach Bayze mit einer erhobenen Augenbraue und einem schelmischen Lächeln auf den Lippen. Sie wartete nur auf den Augenblick bis sich die junge Frau angewieder wegdrehte und ihr altes Leben sie einholen würde.


    Das war doch das Richtige, was er hier machte, oder? Sie wollte ja den Pullover wirklich haben, und er hatte das Geld übrig. Er dachte schon, aber der Gesichtsausdruck machte ihn ein wenig nervös. Deshalb wanderte sein Blick zur Seite und auf den Boden…
    Ein paar Sekunden passierte erst einmal nichts – ein paar wirklich komische Sekunden. Dann holte die Dunkelhaarige den Pullover unter ihrem eigenen hervor und betrachtete ihn. Sie meinte, die Farbe würde zu ihr gehören. Gut, da konnte er auch nicht viel dagegen sagen. "Jap, ich finde die passt…", merkte er kurz an, den Blick nach wie vor auf den Boden gerichtet. Nur kurz hatte er ihn gehoben, um den Pullover anzusehen.
    Und dann begann sie plötzlich zu lachen. Was Amy echt aus der Bahn warf. Also noch mehr als vorher schon. Er schaute das Mädchen verwirrt an – was war jetzt so lustig? Er zuckte ein wenig, als er angestoßen wurde. "Vielleicht bin ich das…vielleicht." Wenn sie wüsste…
    Er seufzte leise, als sie das Geld erwähnte, lächelte dann aber und schüttelte dabei den Kopf. "Du brauchst mir nichts zurückzahlen. Außerdem werde ich ohnehin bald weggehen." Er hatte ohnehin nicht vor gehabt, hier permanent Lager aufzuschlagen. Und er wusste nicht, wie lange er noch bleiben würde.


    Bayze grinste glücklich.
    "Du bist wirklich süss, wenn du lächelst - solltest du öfters versuchen", es fühlte sich richtig an der schüchternen jungen Frau ihre Gedanken mit zu teilen. Bayze fühlte sich sicher und liess sich von ihrer Stimmung mitreisen, ganz der Wirbelwind der sie wahr.
    "Natürlich werde ich dir den zurück zahlen. Ich wollte sowieso auch weg von hier!" Bayze blickte kurz durchs Fenster nach draussen und grinste ihre neue Bekanntschaft dann herzlich an: "Ich habs!" Ein sanfter Windstoss durchfuhr ihre Haare und sie wirkte sehr energetisch, "ich werde dich einfach so lange begleiten, bis ich dir den Pullover zurück zahlen kann!"
    Sie nickte zufrieden mit ihrem Einfall und richtete ihren Blick erwartungsvoll auf die Rotblonde.
    "Ich bin übrigens, Bayze! Freut mich dich kennen zu lernen"


    Okay. DAS kam jetzt wirklich unerwartet und warf Amy aus der Bahn. Mit einem Kompliment hatte er nicht gerechnet. Außerdem – wenn das Mädchen wüsste… Seine Wangen nahmen einen leicht rötlichen Farbton an, während sein Blick abermals gen Boden wanderte. Er hielt sich im Gegensatz zu seiner neuen Bekanntschaft zurück. Wie immer eben. So war ein leises "Nicht doch…" seine einzige verbale Reaktion darauf.
    Eigentlich hatte er ja nicht damit gerechnet, dass sie so…erpicht darauf war, ihm den Pullover zurückzuzahlen. Warum sollte sie? Ihm ging das Geld ja nicht ab, wenn er einen durchschnittlichen Auftrag hatte, verdiente er das Geld für den Pullover in knapp einer Stunde. Also konnte er ihren Gedankengang nicht wirklich nachvollziehen. Aber abbringen würde er sie auch nicht können. Er blickte das energetische Mädchen fragend an. "Hast du nicht irgendwie…Freunde? Familie? Aber gut, abbringen werd ich dich wohl kaum können… Aber nur um das klargestellt zu haben, ich hab keinen Plan wohin. Es fühlt sich nur einfach…richtig an, jetzt zu gehen."
    Okay, warum hatte er das jetzt gesagt? Das klang doch sicher total creepy. Naja, jetzt wars auch schon zu spät. Jetzt konnte er nur noch abwarten, ob und wann sie abhauen würde.
    "Amelia. Ebenfalls. Aber wollen wir nicht langsam einmal deinen Pullover bezahlen?"


    Als ihre "Freunde und Familie" angesprochen wurden hob Bayze nur abwehrend die Hände und rollte die Augen, "Sowas hat man heutzutage noch?", meinte sie in einem gespielt überraschten Tonfall und zog dabei eine Augenbraue hoch.
    Keinen Plan zu haben ist nie was schlechtes, dachte sich Bayze und nickte nur enthusiastisch. Sie hatte jemanden gefunden von dem sie nicht angewiedert war. Bayze war aufgeregt und zugleich auch etwas verwundert, dass sich das Mädchen nicht mehr gegen ihren Plan sie zu begleiten wehrte.
    "Du hast recht, Amelia", Bayze wiederholte den Namen probehalber, um ihn sich merken zu können und um zu testen wie er aus ihrem Mund klingt, "Wir sollten bezahlen", den letzten Teil sagte sie etwas lauter, sodass die Kassierein genervt mit der Verabschiedung begann und sich den Beiden zu wandte.
    Mit einem zufriedenen Grinsen setzte sich Bayze in Bewegung in Richtung der Kassen und freute sich schelmisch darauf, wie die alte Zicke wohl reagieren würde, auf ihr ehrliches Unterfangen ein Pullover zu kaufen.


    Amelia war jetzt keine Person, die ein übermäßig großes Verständnis davon hatte, was für Reaktionen Menschen unter welchen Umständen machten. Oder zu erahnen, was man machen sollte und was nicht. Aber selbst er bemerkte, dass es wohl besser wäre, das Thema gegenüber Bayze nicht unbedingt weiter zu erwähnen.
    Er selbst war da anderer Meinung als der Wirbelwind neben sich. Er mochte Pläne. Streng genommen verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit Plänen und Logik. Da war er sich immer ein wenig unsicher, wenn er solche Spontanaktionen machte. Aber das würde schon werden. Irgendwie. Er vertraute da seinem Gefühl.
    Nachdem er eingesehen hatte, dass er Bayze wohl nicht so einfach loswerden würde, bis sie ihren Pullover abbezahlt hatte, schlug er dann vor, dass die beiden den Pullover bezahlen sollten. Er selbst hatte ohnehin nichts für sich gefunden. Da konnte er sich dann auch noch auf den Weg machen. Als seine Begleiterin seinen Vorschlag noch einmal laut wiedergab, beendete die Verkäuferin dann auch einmal ihr Telefonat und wandte sich wieder ihrer eigentlichen Arbeit zu. Kassieren eben.
    Der Crossdresser folgte Bayze, sie mit dem Pullover und er mit dem Geld. Also holte er seine Geldbörse heraus – passend zu seinem Outfit ebenfalls rot-schwarz – und wartete darauf, dass die Kassiererin fertig war damit, den Pullover zu scannen. Wobei ihm die argwöhnische Reaktion auf Bayze nicht entging.


    Bayze fühlte sich grossartig, die junge Frau blickte ihr argwöhnisch entgegen, sannte ihre Shiluette nach geklauten Sachen und war noch viel perplexer als Bayze nicht selbst ihre Geldbörse zückte, sondern die junge Frau hinter ihr sich bereit machte um ihren Pulli zu bezahlen. Bayze lächelte unschuldig und trat demonstrativ einen kleinen Schritt zur Seite um Amelia platz zu machen.
    Gespielt verschwörerisch meinte sie dann zu der Kassiererin: "Ich werde heute auf einen Pullover eingeladen"
    Dann zwinkerte sie Amelia kurz zu und freute sich über die ungläubige Reaktion der Kassiererin. Diese hatte die Augen zusammengeniffen und blickte Bayze nur ungläubig an. Ihr Kopf deutete ein Kopfschütteln an, sie konnte sich dann aber beherrschen, setzte ihr falschestes Verkäuferinnen-Lächeln auf und bediente das seltsame Gespann.


    [color=#ff0000]OT: PP zwischen @Nerubina und mir
    Dann mal hoffen, dass es mit dem Char besser funktioniert :D
    Teil 2 folgt noch

  • Amelia beobachtete interessiert, wie die Kassiererin Bayze argwöhnisch mit ihren Blicken durchsuchte. Als würde sie vermuten, dass sie etwas gestohlen hatte. Aber das war ja nicht der Fall, nachdem er sie davon abgehalten hatte… Also schlussfolgerte er, dass sie sich schon kennen mussten und seine neue Begleitung das öfter machte. Naja, ging ihn eigentlich auch nichts an.
    Er durchforstete seine Geldbörse, um vielleicht noch den Betrag des Pullovers genau zu finden. Aber nachdem er gerade wohl einen akuten Mangel an Kleingeld hatte, blieb ihm nichts anderes über als mit einem recht großen Schein zu bezahlen. Um die Menge hätte man gut 5 der Pullover bekommen.
    Die junge Frau wirkte zuerst ein wenig perplex, nahm dann aber den Schein und gab ihm das Wechselgeld. Nachdem das erledigt war, deutete Amelia noch kurz eine Verbeugung an. "Vielen Dank. Schönen Tag noch." Dann verließ er gemeinsam mit Bayze das Geschäft.
    Draußen angekommen drehte er sich erst einmal zu ihr und fragte sie: "Jetzt zufrieden? Und du meintest, dass du mit mir mitkommen willst – hast du noch irgendwas zum Abholen?"



    Bayze konnte ihre Überraschung nicht verbergen und blickte Amelia beeindruckt an, als diese den Pullover mit einem überdimensonalen Geldschein bezahlte. Bayze hatte in ihrem Leben noch nie soviel Geld auf einmal gesehen - zumindest in den Händen einer beinahe Gleichaltrigen, schätzte die Dunkelhaarige.
    Jetzt wusste sie auch, warum das Mädchen so wenig Wert darauf legte, das Bayze ihr den Pulli zurück zahlen würde. So wie's aussah, war sie keineswegs auf so einen Betrag angewiesen.
    Die kurze Verbeugung überraschte Bayze und sie machte sie aus reinem Reflex auch nach.
    "Schönen Tag noch...", murmelte sie und verlies gemeinsam mit ihrer neuen Begleitung das Geschäft.
    Drausen angekommen, wandte sich Amelia an Bayze und die Dunkelhäutige antwortete mit einem riesigen Grinsen im Gesicht: "Und ob! Danke dir nochmals, ich freu mich riesig über den Pullover - der wird super zu meinem anderen Kram passen", etwas verträumt bemerkte sie, dass das Mädchen nach ihren Sachen fragte.
    Mit zusammengekniffenen Augen drehte sich Bayze kurz um und blickte mit einem verschwörerischen Blick über ihre Schulter, deutete dabei mit dem Daumen auf ihren etwas ledierten Rucksack.
    "Ich bin immer startklar! Wo immer du hinwillst, ich follge dir bis ich die Schuld meines neuen Pullis beglichen habe", zufrieden mit sich, der Welt und ihrem neuen Pulli drehte sich Bayze wieder zu Amelia.
    "Hier scheint aber nicht so viel rein zu passen", damit deutete sie etwas besorgt auf die mitgeführte Handtasche, "Die Frage ist wohl eher - must du noch was abholen ...?"



    Natürlich war es Amelia auch ziemlich unangenehm, so groß bezahlen zu müssen. Aber mit Karte ließen sich seine Bewegungen viel zu einfach nachverfolgen. Da bevorzugte er Barzahlung. Auch wenn es ihn manchmal in peinliche Situationen wie jetzt gerade brachte. Man sah ihm das auch an, denn es zeichnete sich ein sanfter rosaner Schimmer auf seinen Wangen ab.
    Dass Bayze ihm nachzog, damit hatte er nicht gerechnet. Also bei der Verbeugung. Aber es schadete ja auch nicht, also kommentierte er das auch nicht. Im Gegensatz zu ihrer Antwort. Da musste er grinsen und merkte leicht schnippisch an: "Man siehts dir an."
    Seine Frage, ob sie bereit war, stellte sich als überflüssig heraus, da das Mädchen wohl lieber mit leichtem Gepäck reiste. Anders konnte er sich kaum erklären, dass ihre gesamten Habseligkeiten in einen Rucksack passten. "Okay, auch in Ordnung. Und ja, ich muss noch was abholen. Eine etwas…größere Tasche." Um genau zu sein eine Mischung aus Koffer und Tasche, fast einen Meter lang. Irgendwo musste er seine Outfits ja unterbringen, ohne sie zu ruinieren.
    "Aber meine Unterkunft liegt eh direkt auf dem Weg." Mit diesen Worten ging er dann auch los, wobei die hohen Absätze seiner Schuhe auf dem Pflaster klackten. Einen kleinen Umweg würde er machen, aber das musste er ja nicht sagen. So standen sie dann auch kurz später vor einem Pizzaautomaten. Auf sonderlich viel Kontakt mit anderen Menschen hatte er halt nicht mehr. Er schaute über seine Schulter zu seiner Begleitung: "Willst du auch was haben? Ich weiß nicht, ob wir so schnell wieder was essen können."



    Bayze nickte zum Zeichen dass sie verstanden hatte und follgte dem wallenden Haarschopf Amelias. Sie lächelte kurz, dachte bei sich, dass sie sich komischerweise in ihrer Gegenwart nicht fühlte, als müsse sie sich gleich übergeben.
    Schnell schloss Bayze zu ihr auf und lief in angenehmer Stille neben ihr her, lauschte dem rythmischen Klappern ihrer Absätze. Bayze kramte in ihrer Tasche und fand tatächlich noch genug Geld um sich eine Vegetarische kleine Pizza zu holen und strahlte glücklich.
    "Hier, ich kann die sogar selbst bezahlen!", beinahe schon stolz reichte sie ihrer neuen Bekannten das Geld um sich diese Pizza zu sichern.



    Irgendwie war die Stille zwischen den Beiden ja auch angenehm. Amelia war generell ein großer Freund der Stille. Er konnte zwar auch ganz gut mit Leuten umgehen, wenn es sein musste - Bayze hatte ihm ja jetzt keine großen Schwierigkeiten bereitet. Dennoch war es ihm leiser immer noch lieber. Schlussendlich kamen sie dann zu einem recht versteckten Pizzaautomaten, den er einmal durch Zufall gefunden hatte. Er lächelte leicht, als sie ein wenig Geld aus der Tasche kramte. Er hätte es ihr auch spendiert, aber egal.
    "Danke. Welche willst du haben?" Immerhin hatte sie ja noch keinen Wunsch geäußert. Währenddessen drückte er sich aber schon seine eigene Pizza herunter und, nachdem er eine Antwort erhalten hatte, auch die für seine neue Bekanntschaft, der er dann ihr Mittagessen in die Hand legte.
    "Hier, bitte. Kannst ruhig während dem Gehen essen. Ist noch ein wenig Laufstrecke, aber sonderlich lange wirds nicht mehr dauern."



    Mampfend lief sie neben der jungen Dame her und betrachtete diese nun etwas genauer. Ihre goldenen, hellen Irden leuteten fröhlich, als sie amüsiert die doch sehr ausgefallene Kleidung ihrer Begleitung näher betrachtete und mit einem anerkennden Nicken und halb vollem Mund meinte: "Ich mag deinen Kleidungsstiel. Wär nix für mich, aber dir steht es"
    Damit grinste Bayze verspielt und wandte sich wieder ihrer Pizza zu und ging zufrieden weiter. Ihre Welt war grad mehr als in Ordnung.



    Sonderlich viel achtete Amy nicht auf seine Begleitung, während sie die letzten Meter zu ihrer Unterkunft liefen. Er war zu beschäftigt damit seine eigene kleine Pizza restlos zu vernichten. Als er dann aber das Kompliment von der Seite hörte, wurde er leicht rot und schaute zur Seite. Er brauchte ein wenig, bevor er es schaffte, leise, unsicher und extrem verlegen zu antworten: "Da-danke... aber ich bin mir sicher er würde dir auch passen!"
    Passenderweise bot sich dann das Haus, in dem er die letzten paar Monate untergekommen war, als Ablenkung an. Er lotste seine Begleitung noch zum Eingang, bevor er dann den Haustürschlüssel aus seiner Tasche kramte. "Ich bin gleich wieder da. Werde so um die fünf Minuten brauchen. Hoffe dir machts nichts aus, hier zu warten." Dann sperrte er die Tür auf und ging hinein. Seine Kleidung war schnell in einer Tasche verpackt, und sonst besaß er ja nicht viele Habseligkeiten, mit Ausnahme des Laptops. Dieser wanderte mitsamt Zubehör ebenfalls in die Tasche. Zum Schluss hinterließ er noch eine Nachricht, zusammen mit der Miete für das jetzige Monat und dem Schlüssel auf dem Küchentisch. Dann ging er wieder hinaus, die Tasche auf den eingebauten Rollen hinter sich her ziehend, und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
    "So...ich bin fertig. In die Richtung dort ist eine Bushaltestelle...glaube ich..." Er war sich selbst nicht ganz sicher, ob das stimmte. Aber sein Gefühl sagte ihm, dass er in die Richtung gehen sollte.



    Die Schwarzhaarige lachte leise vor sich hin, als sie die verschüchterte Antwort der jungen Dame hörte und machte sich mental eine Erinnerung, Amy so viele Komplimente wie möglich zu machen. Training musste sein!
    Als sie dann beim Haus ankammen, nickte Bayze auf die Bermerkung hin und drehte sich gegen die Strasse. Sie schloss die Augen lauschte dem Rauschen des Windes und verlor sich kurz im Moment. Sie hatte jemanden gefunden der sich nicht falsch anfühlt, der sie nicht zu verabscheuen scheint und mit dem sie jetzt endlich aus dem Loch hier fliehen konnte. Den Bus nehmen erschien ihr auf einmal so richtig. Normalerweise bevorzugte sie Züge, damit kann man schneller weitere Strecken zurück legen und sie mochte den länger anhaltenden Fahrtwind. Aber dieses Mal schien es richtig zu sein ... irgendwie. Der Wind spielte mit ihren Haaren und sie atmete tief ein und aus, erzeugte so einen kleinen Windhauch.
    Sie drehte sich um, als sie hinter sich Amy hörte und grinste sie gewinnend und zuversichtlich an: "Die finden wir schon, mach dir keine Sorgen"



    Es beruhigte Amelia ein wenig, das von Bayze zu hören. Auch wenn er sie kaum kannte. Irgendwie…spürte er, dass das richtig war. So wie damals, als er von zu Hause abgehauen war. Er seufzte leise, nickte dann aber. "Gut, komm mit. Ich hab so eine Vermutung wo wir hin müssen." Vermutung war da gut gesagt. Mehr war es nämlich wirklich nicht.
    Dann ging er los, und führte seine Bekanntschaft aus dem Vorort der Kleinstadt hinaus. Abermals knapp fünfzehn Minuten Fußweg. Amy war wirklich froh, dass er mit seinen Absatzschuhen so gut laufen konnte wie mit Sneakern. Schlussendlich kamen sie dann bei einer kleinen Bushaltestelle mehr oder weniger im Nirgendwo an. "Hier…denke ich…"



    Bayze blickte sich um und grinste, sie waren irgendwo im Nirgendwo - aber Amelia hatte die Bushaltestelle gefunden. Und als kurz darauf auch bereits ein Bus anhielt wusste Bayze, da mussten sie hin.
    Sie nahm das andere Ende vom Koffer hoch, und ging zielstrebig auf die Bustüren zu die sich auch sogleich öffneten. Den Koffer und somit auch Amelia hinter sich herziehend betrat Bayze mit einem sanften Windhauch der durch den Bus strich das gelbe Gefährt und ging auf den Busfahrer zu.
    "Oh, bezahlen ...", Bayze kramte in ihrer Tasche und wartete darauf, dass der Busfahrer ihr einen Preis nannte, sie konnte ja wenigstens so tun, als hätte sie Geld. Doch der Hühne grunzte nur unverständlich und gab ihnen ein Zeichen sich zu setzten. Das musste man Bayze nicht zweimal sagen und sie betrat mit Amelia den hinteren Teil des Buses. Es waren überraschend viele Jugendliche in dem Bus und Bayze konnte sich einige neugierige Blicke nicht verkneifen. Sie half Amelia ihren Koffer zu verstauen und raunte ihr grinsend zu: "Irgendwie habe ich das irrationale Gefühl hier richtig zu sein ..."



    Um ehrlich zu sein hatte Amelia seine Zweifel gehabt bei der Bushaltestelle. Wie sich aber herausstellte, war das wohl unbegründet, denn nicht lange später hielt ein Bus, woraufhin etwas in ihm ihn überzeugte, er solle einsteigen. Bevor er aber großartig überlegen konnte, ob er das wirklich tun sollte oder nicht, hatte Bayze auch schon seinen Koffer gepackt und den Crossdresser mit in den Bus gezogen.
    Die ganze Zeit, während er hinter Bayze im Bus stand, hatte er gemischte Gefühle. Einerseits fühlte sich das hier irgendwie richtig an. Andererseits hatte er ein mulmiges Gefühl im Magen wegen den anderen Leuten im Bus. Er war ja nicht sonderlich gut mit Menschenmengen. Dementsprechend zog er den Kopf ein und versteckte sich förmlich hinter seiner Begleiterin, dem weit extrovertierteren Wirbelwind. Mit ihrer Hilfe verstaute er dann den Koffer und schlüpfte auf den Fensterplatz der nächstbesten freien Reihe, wobei die Schwarzhaarige sich neben ihn setzte. "Ja, irgendwie schon. Aber ich hab ein ungutes Gefühl unter so vielen Leuten…"

    OT: Wie Angekündigt ist hier Teil 2 - Ich hoffe Bayze kann etwas frischen Wind hier rein bringen :P An der Stelle muss ich mich auch noch für die Engels-Geduld von @Lorekeeper Zinnia bedanken xD Auf ein gutes RPG

  • Zugfahrten waren langweilig. Vor allem dann, wenn der Zug keine Fenster hatte und jedes Abteil nur durch eine gesicherte Tür zu erreichen war. Emotionslos sass Shaya auf seiner Pritsche und lauschte dem immer gleichmäßig bleibenden Rattern der Räder auf den Schienen, während er seinen Sitznachbarn anstarrte. Das machte er nun schon seit einigen Stunden so, und der andere Häftling im Raum, ein Bär von einem Mann, der dem Aussehen nach aus Adyna stammen könnte, hatte sich seither nicht mehr getraut den Blick zu erwidern. Es war offensichtlich, dass ihm die Anwesenheit des jüngeren Mannes nicht behagte, aber er hielt sich erstaunlich gut. Shaya blinzelte und ging in Gedanken die Ereignisse der letzten paar Tage durch, während er seine Handgelenke versuchte zu lockern, um den Druck der Handschellen ein wenig zu mindern. Auch wenn die Anstalt keine angenehme Erfahrung gewesen war und er es dort gehasst hatte, schien sie immer noch besser gewesen zu sein als das, was nun vor ihm lag: in einigen Stunden würde der Zug anhalten, mitten im Nirgendwo und fernab jeglicher Zivilisation, und Shaya dürfte für den Rest seines Lebens in Amruos angeblich sicherster und komfortabelster Strafanstalt schmoren – Utopia. Dass zumindest der Teil mit dem Komfort nicht stimmte wusste jedoch so ziemlich jeder, und mit jeder Minute, die auf der Zugfahrt verstrich, wuchs Shayas Wut weiter an. Dass dabei seine Kraft in finsteren Schwaden aus ihm herausströmte bekam sein Mithäftling nur zu gut mit, ließ sich aber nicht viel anmerken. Gelegentlich warf er dem Slumjungen einen nervösen Blick zu, schaute dann aber schnell wieder weg, wenn er bemerkte, dass er ununterbrochen angestarrt wurde.
    Die Monotonie der ratternden Räder wurde unterbrochen vom Geschwätz von zwei Wärtern, die sich der Zelle näherten. Noch immer regungslos bekam Shaya Fetzen ihres Gespräches mit:


    „…nicht zu beneiden. Der ganze Wagen ist voll mit Spinnern, Vergewaltigern und Mördern, und eigentlich lassen sie uns hier nie alleine rein, aber heute haben zwei krankgemacht. Das heisst, wir müssen uns mit weniger zufriedengeben.» Eine kurze Pause, dann ein Klappern von einem Schlüsselbund. «Falls du mit irgendwas nicht zurechtkommst, gib‘ mir einfach ‘nen Funk, ich bin gleich nebenan.“ Eine Tür öffnete sich, und der eine Wärter schien den Wagen zu verlassen. „Und denk daran, geh niemals auf die Typen ein, egal was sie dir erzählen wollen!“


    Damit schloss sich die unsichtbare Tür und schwere Schritte bewegten sich den Gang hinunter. Shaya hatte nun von seinem Nachbarn abgelassen und spähte stattdessen aus der Zelle hinaus. Auf dem Gang machte einer der Wärter seine Runden und zog dabei ein kleines Wägelchen hinter sich her, auf dem sich orangene Overalls türmten. Er hielt vor jeder Zelle an, rief die Namen und die Nummern der Insassen auf und reichte ihnen durch eine Klappe ihre neuen Klamotten. Nachdenklich trommelte Shaya auf seinen Oberschenkel. Das könnte eine Chance sein, fragte sich nur, wie er sie nutzen konnte. Ein Plan nahm in seinem Kopf Gestalt an, und er musste beinahe grinsen, als er zu seinem Mitpassagier hinüberschaute. Er war perfekt.


    Der Gesetzeshüter war nun bei ihrer Zelle angelangt und prüfte die Zellennummer und ihre Namen auf einem Klemmbrett nach. „Calvin Jackson, Nummer 439?“ Der riesige Verbrecher gegenüber Shaya nickte und versuchte dann wieder, möglichst nicht in Shayas Richtung zu schauen.
    „She- Shay… Shaya bin – Was auch immer – Nummer 626?“
    Der Angesprochene antwortete nicht, er war zu fokussiert auf den Geist von Calvin Jackson.
    „626, bist du taub? Wenn du glaubst dass du… Hey, sechs-zwei-sechs!“
    Der Wärter schien es gar nicht zu mögen, wenn man ihn ignorierte, weshalb er nun lauter wurde. Doch Shaya hörte nicht hin, er hatte wichtigeres zu tun: Mit geschlossenen Augen kanalisierte er seine gesamte Lichtkraft in Jackson, und im Hinterkopf bemerkte er, wie er gleichzeitig körperlich schwächer wurde. Da die meisten Kriminellen irgendwann in ihrem Leben mindestens ein traumatisches Erlebnis durchgemacht hatten, sollte er bei seinem Mithäftling eigentlich leichtes Spiel haben. Und tatsächlich, der Bruchpunkt war sogar schneller erreicht als erwartet. Irrationale Angst flutete den Verstand des Häftlings und Shaya hoffte inständig, dass er die Panik zu seinen Gunsten einsetzen könnte. Der Berg von einem Mann sprang auf einmal mit schreckgeweiteten Augen von seiner Liege auf und hämmerte wie wild gegen die Tür, während er darum flehte, raus gelassen zu werden. Der Erleuchtete musste hämisch grinsen, das könnte sogar klappen. Ihr Wärter schien verunsichert, und den Moment nutzte Shaya, um ebenfalls aufzustehen und seine gefesselten Arme um Jacksons Hals zu legen. Er hatte zwar nie die Absicht gehabt ihn zu erwürgen oder auch nur zu verletzen, aber der Angegriffene schrie auf und versuchte, ihn panisch abzuschütteln. Die Verunsicherung des Wärters war noch immer nicht komplett verflogen, und er schüttelte resigniert den Kopf. Ein Seufzen entwich ihm. „Warum passiert das immer mir…“ Er griff in seine Tasche und kramte seinen Taser nach vorne, bereit, dem seltsamen Kampf in der Zelle ein Ende zu bereiten. Doch als er die Zelle aufschloss und den Taser in Anschlag nahm, donnerte der massige Körper von Calvin Jackson gegen die geöffnete Tür und drückte sie auf, sodass sie dem überraschten Wärter vor die Nase knallte und dieser zu Boden stürzte. Blind vor Angst kam der Kriminelle aus seiner Zelle geschossen und trampelte über den Aufseher, und hinterher kam selbstzufrieden lächelnd Shaya, der den Wärter mit einem Tritt gegen die Schläfen unschädlich machte. Der erste Schritt in die Freiheit war getan, und alles was dafür erforderlich gewesen war, war ein ängstlicher Krimineller und ein unvorsichtiger Polizist.


    „Keinen Schritt näher, du Gestörter!“ Shayas Lächeln verschwand, als ihm klar wurde, dass Jackson sich den Taser des Wärters gegriffen und ihn jetzt auf ihn gerichtet hatte. Das war so eigentlich nicht geplant gewesen, Shaya mochte es gar nicht, wenn seine Bauern einen Eigenwillen entwickelten. Voller Frust, dass nun sein meisterlicher Einfall durch diesen Trottel in Gefahr war schickte er ihm eine Ladung Panik entgegen, bevor er sich auf der Stelle umdrehte und den grell erleuchteten Gang hinunterrannte. Fast augenblicklich setzten die Kopfschmerzen ein, seine Kraft beanspruchte ihn mehr als erwartet. Eine Reaktion seiner unartigen Spielfigur blieb aus, deshalb vermutete er, dass dieser ebenfalls das Weite gesucht hatte und seine Angst doch stärker gewesen war. Während er an den Zellen vorbeihetzte hörte er immer wieder die Rufe der restlichen Insassen, die ihn dazu bewegen wollten, ihre Türen zu öffnen. Als ob er für so etwas Zeit hatte. Oder Lust. Er konnte nicht noch mehr instabile Mörder brauchen, die ihm seinen Fluchtversuch vereiteln könnten, einer hatte gereicht.


    Bei der Tür zum nächsten Wagen hielt er an, das Geschrei der Häftlinge ignorierend. Sollte er hindurchtreten? Wer konnte schon wissen, was ihn dahinter erwartete. Womöglich sogar der Kaffeeraum des Personals. Es war ein Risiko, aber es war besser als hier zu warten. Jackson würde mit seinem Taser hoffentlich für genug Chaos sorgen, damit Shaya noch eine Weile unentdeckt bleiben konnte, aber ewig konnte er sich nicht darauf verlassen. Noch immer in Handschellen drückte er auf den Knopf neben der Tür, welche sich zischend zur Seite schob.


    Zu seiner Überraschung war der nächste Waggon bei weitem nicht so stark beleuchtet wie der von vorhin, aber Fenster gab es auch hier keine. Es schien sich hierbei um eine Art Lager zu handeln, mit zahllosen Kisten und Schachteln aufeinander gestapelt. Mittlerweile war Shaya schmerzlich bewusst, dass sein Herz wie verrückt raste und ihm ziemlich übel war, ein bekannter Nachteil des starken Einsatzes seiner Kraft. Aber immerhin hatte es sich gelohnt, er war aus seiner Zelle entkommen und sobald er von diesem Zug verschwinden konnte, stand ihm die Welt offen – wortwörtlich. Vorsichtig schlich er den zwischen den Regalen und Kisten herum und versuchte, aus den allgegenwärtigen Fahrgeräuschen etwaige Anzeichen auf die Aktivitäten der Polizisten herauszuhören. Aber nichts tat sich außer dem monotonen Rattern. Der Ex-Pirat traute sich kaum zu atmen, als er endlich den Lagerraum durchquert hatte und bei der nächsten Tür angelangt war. Irgendetwas in ihm sagte ihm, dass er diesmal nicht mehr so viel Glück hätte wie gerade eben und hinter der Türe einen leeren Raum finden würde. Am besten wäre wohl, wenn er sich hier im Lager irgendwo etwas besorgen konnte, damit er den Wärtern nicht komplett ausgeliefert wäre. Und vielleicht warme Kleidung, immerhin sollte es in Wejau um diese Zeit ziemlich kalt sein. Denn wenn es tatsächlich schaffen sollte und vom Zug verschwinden könnte, stünde ihm bestimmt ein langer Marsch durch die Wildnis bevor. Beim Gedanken daran schauderte ihn, aber alles war besser als Utopia. Lieber wurde er hier im Zug niedergeschossen als dort zu verrotten. Als er daran dachte, machte sich ein unangenehmes Gefühl in seiner Lunge breit, direkt unter der Narbe, und nur mit Mühe konnte er ein Husten unterdrücken.


    Am besten hielt er zuerst Ausschau nach einer Methode, wie er diese lästigen Handschellen aufbringen konnte. Solange er seine Hände so gefesselt hatte und höchstens seine Finger bewegen konnte, war eine erfolgreiche Flucht nur schwer vorstellbar. Fieberhaft durchwühlte er die Regale nach etwas brauchbarem, konnte aber nichts finden. „…mehr angerichtet als erwartet.“ Was war das, schoss es dem Flüchtigen durch den Kopf, da hatte definitiv jemand geredet! Angestrengt lauschte er in die Dämmerung, und tatsächlich, er hörte Stimmen. „…nie wieder Personal kürzen, kannst den Ärger ja selbst sehen. Und vom Zweiten noch immer keine Spur.“ Die reden über mich. Shaya erblasste, als er realisierte: Wenn er hier nicht sofort rauskam, hätte er gleich Gesellschaft. Und da die Stimmen aus dem Zellenraum gekommen sind, blieb ihm wohl nur die Flucht nach vorne, durch die nächste Tür. Verärgert starrte er auf seine Handschellen, ließ dann aber von der Idee ab und eilte zurück zu der Tür, die er vorher fast aufgemacht hätte. Jetzt gab es wohl kein Zurück mehr, er musste hier durch, ganz egal was dahinter lag – die Alternative wäre ein kuscheliges Knastbett in Utopia, für eine sehr lange Zeit. Mit einer hektischen Handbewegung befahl er dem Ausgang sich zu öffnen, der einzige Weg hier raus führte durch diese Tür.
    Eiskalte Luft schlug ihm entgegen, als das Tageslicht in den Raum strömte und das Rattern der Räder ohrenbetäubend wurde. Der letzte Wagen. Unter ihm raste die Schienenstrecke in gefühlter Schallgeschwindigkeit dahin, und der Fahrtwind riss an seiner dünnen Kleidung. Nur noch ein Sprung trennte ihn von der so lange gewünschten Freiheit, doch ein Sprung von einem fahrenden Zug war alles andere als ungefährlich. Aber hatte er eine Wahl? Hatte er nicht, doch beim Gedanken an den Sprung klopfte Shayas Herz noch ein wenig schneller.


    „Bleib wo du bist, Ratte!“


    Tatsächlich erstarrte der Pirat – aber eher vor Schreck. Die Fahrgeräusche des Zuges hatten die sich nähernden Wächter völlig übertönt, und jetzt standen sie hinter ihm, ihre Elektroschockpistolen auf ihn gerichtet. Langsam drehte sich Shaya um. Er sah den Kerl, der von Jackson niedergetrampelt worden war – mit einem Tuch in der blutenden Nase – und neben ihm sein Kumpan, die beide langsam auf ihn zugingen. Die Art, wie sie sich näherten, regte Shaya auf. Sie glaubten wohl sie hätten ihn, sie glaubten, sie könnten ihn einfach wieder zurück in seinen Käfig sperren und ihrer verqueren Ansicht von der Gerechtigkeit gerecht werden – aber nicht, solange er auch noch mitzureden hatte. Nun mit dem Rücken zum Ausgang und dem beißenden Fahrtwind in den Kleidern starrte er seine beiden Gegner an, und diese gaben ihrerseits ihr bestes, dasselbe zu tun. Der Typ mit der gesunden Nase hob den Taser zitternd ein wenig höher und zischte giftig durch die Zähne, offenbar wollte er seine Angst überspielen. «Keine… Bewegung…»
    Shaya hatte auch Angst, und vor allem wusste er nicht, was er nun tun sollte. Er hasste das Gefühl, er war ausgeliefert. Aber aufgeben kam nicht in Frage, er musste irgendetwas tun, auch ohne freie Hände. Vor Nervosität bebend ging er leicht in die Knie und wollte dem vorderen Polizisten einen Kopfstoß verpassen, aber dieser war schneller: In einem durch unzählige Jahre antrainierten Reflex drückte er den Abzug an der Pistole, und die elektrisch geladenen Drähte schossen aus dem Lauf, stießen Shaya in die Brust und versetzten dem Räuber einen elektrischen Schlag, sodass sich sein gesamter Körper zusammenkrampfte und er unkontrolliert zuckte. Shaya konnte nicht einmal schreien, sein Körper gehorchte ihm nicht, und verzweifelt musste er mitansehen, wie er hilflos nach hinten kippte. Scheiße. Wie in Zeitlupe sah er die Wächter selbstzufrieden grinsen, als Shayas schädlicher Einfluss verschwand und ihm beinahe schwarz vor Augen wurde. Scheiße, scheiße.


    Die wenigen Augenblicke des Fallens schienen endlos, und beinahe wunderte sich Shaya, warum er nicht schon längst auf den Boden geknallt war. Knapp erkannte er, wie sich die Miene der Wächter von selbstgefällig zu… erschrocken änderte, dann hatten sie sein Blickfeld auch schon verlassen. So langsam dämmerte es dem Erleuchteten, irgendwie musste der Taser ihn zurückgestoßen und ihn vom Zug geworfen haben. Das bedeutete-
    Das bedeutete, dass er mit dem Rücken voran halbgelähmt auf den Gleisen aufschlagen würde. Immerhin hatte er es nun geschafft, den Zug zu verlassen.


    Auch wenn Schmerzen nichts Neues für Shaya waren, der Aufprall war eine ganz andere Liga. Sämtliche Luft entwich aus seinen Lungen, als seine Wirbelsäule auf dem Kiesboden aufschlug und alle Schmerzrezeptoren gleichzeitig überladen wurden. Er konnte nicht einmal schreien, der Schmerz machte ihn beinahe wahnsinnig und vor allem hatte er keine Ahnung, was er tun sollte damit es aufhörte. Mit zusammengebissenen Zähnen keuchte und wimmerte er zwischen den Schienen, strampelte mit den Beinen und warf den Kopf hin und her, alles, um sich vom alles verschlingenden Schmerz in seinem Rücken abzulenken. Es half alles nichts. Schließlich entwich seiner Kehle ein Schrei, der von purer Tortur und Agonie zeugte. Das lauteste Geräusch, das Shaya bin Irie jemals von sich gegeben hatte. Als sein Hals schon wund war und der Schmerz nicht mehr schlimmer werden konnte, verlangsamte sich sein hilfloses Zucken, bis er schließlich wie ein zerschlagenes und geschundenes Häufchen Elend auf der Bahnstrecke lag. Seine Lunge, die sich noch immer nicht ganz erholt hatte, meldete sich mit einem unkontrollierbaren Hustenanfall, und der ehemalige Pirat schaffte es gerade so, sich auf die Seite zu drehen, um nicht zu ersticken. Keuchend und panisch nach Luft schnappend realisierte er erst jetzt, dass er es geschafft hatte. Vielleicht lag er gefesselt und halbtot auf einem Bahngleis mitten im Wald in einem fremden Land, aber verdammt, er war frei. Nie mehr Neu-Carcha, nie mehr Sträfling 626, und vor allem niemals Utopia. Gierig sog er die klare Waldluft ein – er konnte nun machen, was er wollte. Und das erste, das er machen wollte, war diese Handschellen loszuwerden. Vorsichtig, unter gequältem Stöhnen und Keuchen richtete er sich auf, so gut das ging mit gefesselten Händen, und atmete tief ein und aus. Der Zug war längst in der Ferne verschwunden. Er streckte sich überaus vorsichtig, und ein verhaltenes Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. «Verdammt. Wurde aber auch Zeit.»


    Eigentlich hatte er sich das Durchqueren des Waldes einfacher vorgestellt. Dornen und Gebüsch war überall, und vor allem war die Landschaft hügelig, an manchen Stellen sogar richtig steil. Dass er seine Hände nur eingeschränkt nutzen konnte machte das ganze nicht besser, genauso wenig wie die Tatsache, dass der Einsatz seiner Kraft vorhin ihn ziemlich fertiggemacht hatte. Immerhin hatte er sich beim Sturz nichts gebrochen und das Wetter war auch nicht allzu schlecht. Vielleicht fast zu gut, denn die Sonne brannte mittlerweile ziemlich unbarmherzig durch die Blätter, und Shayas Mund war eine sauer schmeckende Wüste. Auch wenn ihm der Gedanke nicht behagte, aber seine Überlebenschancen wären wohl am grössten in der Nähe von anderen Menschen.
    Niemand hatte je behauptet es wäre einfach, in Handschellen durch einen Mischwald zu stolpern, nachdem man von einem Zug geschleudert von sich beinahe den Rücken gebrochen hatte, aber ganz so mühsam hatte sich Shaya das nicht vorgestellt. Er keuchte nun bei jedem Schritt und seine tätowierten Arme hatten mehr Schnitte als ein Blockbuster-Movie, aber er war entschlossen, eine Lösung für sein Fesselproblem zu finden. Auf einmal beschlich ihn das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Es ging steil den Berg hinauf, und Shaya zog sich mit aller verbleibenden Kraft den dreckigen Abhang hoch, während sein linker Lungenflügel Amok lief. Oben würde es weitergehen, das wusste er. Zwar wusste er nicht warum oder woher er das wusste, aber er war sich sicher. Schritt für Schritt zwang er sich weiter, bis er schließlich staubig und geschunden die den Hang hinter sich gelassen hatte. Und was er da sah, ließ ihn die Mühen von eben vergessen: Ein paar Meter neben ihm verlief eine Waldstraße, und gleich gegenüber davon stand ein Reisebus. So wie es aussah stiegen gerade zwei Frauen ein, eine hellhäutig und die andere dunkelhäutig. Ein innerer Konflikt brodelte in Shaya. Sollte er es wagen und den Bus nehmen? Er bezweifelte, dass die Nachricht von seiner Flucht jetzt schon verbreitet war. Und dass man in einem Reisebus nach ihm suchen würde hielt er ebenfalls für unwahrscheinlich. Andererseits… er konnte sich gut vorstellen, dass die Reaktionen der Fahrgäste vermutlich nicht allzu positiv ausfallen würden. Aber solche Kleinigkeiten hatten ihn noch nie gestört, im schlimmsten Fall traute er sich zu, den Bus zu kapern. Hoffentlich.


    Sein Hin- und Herüberlegen wurde erst unterbrochen, als der Bus laut hupte. Meinte er etwa... ihn? Da ihm seine Entscheidung nun anscheinend abgenommen worden war überwuerte er vorsichtig die Strasse und ging zur Tür. Die beiden Frauen waren schon drin und hatten anscheinend nicht bezahlt, also setzte Shaya einen schmerzenden Fuß auf die Stufen und betrat das Fahrzeug. Sobald er den Fahrer erblickte, verwarf er die Idee der Übernahme: Hinter dem Steuer sass ein Koloss von einem Mann, mit einem Bart und Armen breiter als die Junkies von Serenity Garden. Misstrauisch blieb Shaya in der Tür stehen. Jetzt war es zu spät zum Umkehren, außerdem war er wirklich, wirklich durstig. Und eventuell würde sich hier sogar eine mitfühlende Seele finden lassen, die ihm seine Handgelenke befreien könnte.


    Er starrte den Fahrer einen Moment lang an und wartete auf eine Erklärung, oder wenigstens eine Reaktion. Als diese nicht gleich sofort kam, streckte er ihm die Hände entgegen und rasselte mit den Handschellen. «Eine Idee, wie ich die abkriege?»
    Der Fahrer kratzte sich am Bart und musterte den Jungen von Oben bis Unten ehe er brummte: "Ihr Superkids kriecht aber auch wirklich aus allen Löchern." Dann deutete er mit dem Daumen über die Schulter in den Fahrgastraum des Buses. "Frag nach! Irgendeiner Deinesgleichen wird schon die Dinger abbekommen, genug Freaks seid ihr ja allemal. Aber keine Flammen, Blitze, Drachen oder Panzernashörner in meinem Bus, verstanden? Und jetzt rein, wir wollen ja heute noch ankommen"
    Was. Was hatte der Typ da gerade geredet, viel mehr als dass er ihm nicht helfen konnte und er bei den Passagieren nachfragen sollte hatte Shaya nicht mitbekommen. Seinesgleichen? Wenn er die Leute im Bus so anschaute – die meisten davon jugendlich – sahen die nicht einmal annähernd so aus wie er. Und Freaks… Nicht das erste Mal, dass er sich sowas anhören musste, aber das gerade von einem Busfahrer zu hören, dem er auf der Flucht von einem Gefangenentransporter begegnet war, das war seltsam. Wieso tat der so, als ob er ihn kannte? Anstatt dem Fahrer zu antworten ging der Räuber langsam nach hinten und ließ den Blick über die Fahrgäste schweifen. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, aber die Leute hier wirkten… symp… syph… symath… nett. Für den lebenslangen Sonderling ein ungewohntes und Stückweise unheimliches Gefühl, aber anscheinend konnten die ihm helfen. Und falls einer der Teenager etwas zu trinken dabeihaben sollte, umso besser.


    Langsam ging der Erleuchtete den Gang entlang, fest darauf bedacht, keine Miene zu verziehen. Begrüßungen war keine einzige zu hören. Auch wenn ihm sein Gefühl sagte, dass er von diesen Menschen nichts zu befürchten hatte, alte Angewohnheiten lassen sich schwer ablegen. Und vor allem war vorher die Rede von Flammen und Blitzen gewesen, vielleicht war das hier doch nicht so harmonisch, wie es auf den ersten Blick gewirkt hatte. Nun war er bei der letzten Sitzreihe ganz hinten angekommen und hatte jeden einzelnen Passagier genau gemustert. Shaya setzte sich hin und starrte die Menschen um sich herum eindringlich an. Er musste wohl oder übel um Hilfe bitten.
    «Eh… kriegt die wer auf?»
    Vorsichtig streckte er seine Hände in den Gang, in der Hoffnung, jemand würde sich melden und die letzten Überbleibsel seiner Gefangenschaft vernichten. Viel mehr konnte er ja nicht tun.


    OT: Weil jeder weiß, dass die geistig angeknacksten Voodoopiraten coolen Kids im Bus ganz hinten sitzen. Wäre nett, wenn jemand Shaya von seine Fesseln befreien könnte, ansonsten - auf ein gutes Spiel. Außerdem danke @Sheewa für die Reaktion des Fahrers.

  • Marcello schaute sich um und er musterte dabei auch die belegten Sitze im Bus, das heißt diejenigen die in seinem Sehfeld lagen. Nicht dass er es extra machte, aber ansonsten gab es ja nicht viel zu tun. Er fragte sich warum er nicht einen MP3 Player dabei hatte, dann könnte er sich ablenken aber daran hatte natürlich nicht gedacht. So blieben ihm nur zwei Sachen übrig, Entweder Löcher in die Luft starren oder die Umgebung betrachten. Warte als er hinter sich linste, nahm er ein Mädchen wahr, die er noch nicht zuvor in der Anstalt gesehen hatte. War sie erst vor kurzem hinzugestoßen? Er könnte schwören sie nicht zuvor gesehen zu haben. Es war schwierig da es so viele Jugendliche um ihn herum lebten. Wobei er zugeben musste, noch nicht wirklich viel gesehen zu haben. Sie trug eine leichte Jacke, ein graues Top und einfache Jeans. Zumindest was er erkennen konnte. Was ihm sofort auffiel, waren ihre blauen Augen und ihre beinahe in der gleichen Farbe gefärbten Haare. Die verschiedenen Töne waren für Marcello dabei nicht so sehr von Belang. Auf jeden Fall hoben sie sich von ihrem dunklen Haut ton hervor. Sie machte einen etwas abgehetzten Eindruck. Was hatte sie wohl erlebt. Normalerweise mischt er sich nicht so gerne in die Belange anderer ein, aber seine Neugierde war doch größer als gedacht. Er drehte seinen Oberkörper leicht zu ihr nach hinten, lächelte höflich und frage: „Ist alles in Ordnung bei dir? Ähm entschuldige falls es mich nichts angeht, aber ich wollte nur fragen ob ich dir vielleicht helfen kann? ….“ Er stockte als ihm das gerade eben gesagte in den Sinn kam. Dann räusperte er sich und begann nochmal von vorne: „ Verzeih ich bin es nicht gewöhnt jemanden anderen anzusprechen und da habe ich einfach irgendein Grund gesucht. Ich hoffe ich habe dich nicht bei irgendwas gestört oder meine vorherige Frage hat dich abgeschreckt. Mein Name lautet übrigens Marcello und wie heißt du?“ Auf seinen Wangen hatte sich derweil eine verlegende Röte gebildet. Er hoffte wirklich sie nahm es ihm nicht übel.


    Kiandi hatte sich erstmal darauf beschränkt, aus dem Fenster zu starren. Das war nicht gerade die beste Ablenkung, hatte jedoch überraschenderweise irgendwie funktioniert. Deshalb brauchte sie einen Augenblick, bis sie bemerkte, dass jemand sie ansprach. Die Jugendliche wandte sich zum Ursprung der Stimme hin und erblickte einen Jungen mit gebräunter Haut, sowie dunklen Haaren und Augen. Wie so einige Leute aus der Anstalt hatte sie ihn bisher noch nicht kennengelernt. Seine Worte irritierten Kiandi zwar einerseits, auf der anderen Seite aber klang er sehr freundlich, ja sogar ziemlich sympathisch. Sie fragte sich für einen Moment, ob das einfach daran lag, dass er auch ein Erleuchteter war. Wie auch immer, wenn er schon das Gespräch begann, würde sie darauf eingehen. Es war eine willkommene Gelegenheit und so antwortete sie:
    "Ist schon ok. Ich bin Kiandi. Ich glaube, ich ... äh ... bin noch nicht so richtig angekommen. Es ist alles noch ein bisschen viel und ich kenn hier kaum jemanden." Die Worte waren schneller über ihre Lippen gekommen als erwartet. Aber eigentlich war Kiandi froh, das Thema in diese Richtung lenken zu können. Es gab Dinge, über die sie gerade nicht reden wollte.
    "Und, hm. Bist du auch neu hier?", wollte die junge Erleuchtete wissen.


    Er lächelte sie freundlicher an, da ihre Reaktion auf seine Frage so positiv ausgefallen ist. Sieht so aus als hätte er langsam Übung darin. Dann erwiderte er auf ihre Entgegnung: „ Wahrscheinlich hast du das öfters schon gehört aber mir gefällt dein Name. Hat der eine bestimmte Bedeutung? Wie war das? Du bist noch nicht richtig angekommen? Ah in Ordnung. Klar es kommen immer neue Geschwister, so nennen uns die Kinder der Leiterin, in die Anstalt und es laufen auch so viele dort herum das man leicht den Überblick verliert wer neu ist und wer nicht. Es dauert seine Zeit bis man sich daran gewöhnt hat.“ Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und vernahm ihre zweite Frage ob er neu hier wäre. Marcello schmunzelte leicht: „ Ob ich neu bin? Naja lass mich überlegen, eine gefühlte Ewigkeit bestimmt aber in Wirklichkeit auch erst seit vorgestern oder war es gestern? Also auch nicht allzu lange, aber hier vergeht die Zeit auch anders habe ich das Gefühl. Ob es daran liegt, dass wir uns als Erleuchtete uns sympathisch sind? Ich weiß es nicht. Außerdem war immer was los und da kommt man nicht zum Nachdenken.“ Sein Lächeln verstummte kurz und sein Blick senkte sich nach unten, dann kam sein Lächeln wieder und er sagte: „ Wenn du sonst noch Fragen haben solltest, kannst du sie gerne stellen. Ob ich sie auch beantworten kann, ist eine andere Frage.“


    Für einen Moment war Kiandi sprachlos. Sie musste jeden Tag neu begreifen, dass die Ansicht, die sie in den bisherigen Jahren ihres Lebens über die Welt gehabt hatte, nicht stimmte.
    "Nein. Das - weißt du, das hat noch nicht wirklich jemand zu mir gesagt. Ich kann mich zumindest nicht erinnern, das oft gehört zu haben." Das fünfzehnjährige Mädchen dachte an das Gefühl, dass sie immer wieder gespürt hatte.
    Ich kann nicht mit anderen Menschen zusammen sein. Ich kann mit ihnen nicht glücklich sein.
    Doch jetzt war alles anders. Kiandi hatte gar nicht gemerkt, dass sie den Kopf gesenkt hatte. Sie sah zu Marcello hoch und konnte nicht anders, als nun auch zu lächeln.
    "Aber ich freue mich, dass dir mein Name gefällt. Du bist also auch noch nicht so lange dabei, was? Da bin ich ja erleichtert, dass ich nicht die einzige bin." Diese Feststellung entlockte der Teenagerin ein leises, nervöses Lachen.
    Fragen? Fragen konnte man viele stellen. Doch die wirklich wichtigen Fragen konnte er nicht beantworten. Wo ging es hin und was erwartete sie am Ziel ihrer Reise? War Mitch noch am Leben? Nein! Sie durfte sich nicht wieder in den Strudel aus Angst und Ungewissheit ziehen lassen. Was nützte das schon?
    "Weißt du was", meinte Kiandi. "Kasumi, Alicia und die anderen haben mir schon viele Fragen beantwortet. Erzähl mir lieber was von dir. Ich würde gern deiner Stimme lauschen, sie klingt irgendwie so schön."



    Als er sie wegen ihres Namens gelobt hatte, schien sie sprachlos zu sein oder reagierte zumindest anhand ihres Gesichtsausdrucks überrascht. War sie es nicht gewöhnt? Dann als sie ihn anlächelte war auch er positiv zugetan. Es machte gleich einen herzlicheren Eindruck als wenn man nur finster oder gleichgültig durch die Welt läuft. In seiner Branche war das Lächeln das wichtigste gewesen, egal wie man selber im Inneren fühlt. Aber nur mit einem Lächeln konnte man sich verkaufen. Sie antwortete ihm dass es sie freute dass ihr Name ihm gefiel. Dann sagte sie ihm dass sie sie erleichtert darüber war, dass sie die einzigste Neue wäre. Marcello erwiderte: „ Sei unbesorgt, du bist nicht die einzigste. Manchmal kommt es einem so vor, als ob immer wieder Neue zu uns gekommen wären. Es kann sein dass ich mich verrechnet habe, wie lange mein Aufenthalt schon her ist aber es ist auf jeden Fall kürzer als eine Woche. Die gefühlte und tatsächlich erlebte Zeit ist unterschiedlich. Andere sind schon weitaus länger dort.“ Dann dachte über eventuelle Fragen nach, nahm er zumindest an, denn sie hatte eine kleine Pause eingelegt. Anschließend sagte sie das Alicia und Kasumi ihr schon viel erzählt hatten und dass sie lieber was von ihm selber hören würde. Sie fände seine Stimme so schön. Als sie das gesagt hatte, spürte er wie seine Wangen sich quasi erwärmen und Farbe annahmen. Sein Lächeln war total verlegen. Er war es nicht gewöhnt über sich selber zu sprechen und von sich aus was zu erzählen. Über das Kompliment freute er sich sehr. Dann gab er sich einen Ruck und sagte: „Also ähm klar Alicia und die anderen haben dich wahrscheinlich mit Informationen vollgestopft und es dauert bis man sich daran gewöhnt hat Vielen Dank für das Kompliment. Ähm. Ich bin ein wenig verlegen. Also ich soll von mir erzählen? Okay wo fange ich da an? Also ich komme aus dem kleinen Land Rhadesian, das liegt im südlichen Bereich von Erana. Die Stadt selber ist weniger wichtig, sie hat nichts Besonderes zu bieten. Sie sagt auch fast niemand was. Ich bin 16 Jahre alt und meine Stimme rührt daher dass ich seit dem ich jünger war auf der Bühne gestanden und gesungen sowie auch auf Instrumenten gespielt habe. Mein Vater arbeitete früher als Instrumentenbauer, ehe meine Karriere verwaltet hatte und meine Mutter war als Gesangslehrerin tätig. Nun ja ich muss dazusagen, bevor das Zeichen erschien, war ich ein normales Kind gewesen, danach erst kam meine Stimme zum Vorschein. Erst dann ging mein persönliches Leben den Bach runter. Ich meine klar ich hatte materiell gesehen alles was man haben kann. Meine Eltern waren sehr streng und verwalteten alles, aber das ist nebensächlich. Aber ansonsten hatte ich quasi nichts. Keine Freunde, niemanden mit dem ich sprechen konnte, denn aufgrund dessen dass ich anders war, hatte sich mir niemand genähert. Alle bekamen schon die Krise, wenn ich da war. Dann als ich auf Tournee war, spürte ich, dass mich ein Stern mich zu den anderen lockte und ich haute dann ab. Hier zu sein, bei den anderen macht mich dagegen glücklich. Hier akzeptiert man mich und es ist keine Abneigung zu spüren nur wenn man anders ist. Entschuldige wenn ich so lange rede, aber es wollte einfach mal raus.“


    Kiandi konnte auf eine gewisse Art und Weise verstehen, dass Marcello die Zeit, die er in der Morgan-Fox-Anstalt verbracht hatte, gar nicht mehr so einschätzen konnte. Für sie hatte es einem Leben eine ganz neue Wende gegeben. Vieles hatte sich schlagartig geändert und so erschien ihr altes Leben viel weiter weg als es eigentlich war. Sie fragte sich, ob sie mit den anderen dort wirklich ein Zuhause finden konnte. Schließlich schien trotzdem vieles unsicher zu sein. Andererseits sagte Marcello ja, dass einige Jugendliche schon länger dort lebten. Vielleicht würde ihr dieser Ort ja doch eine Zuflucht bleiben können.
    Marcello begann wieder zu sprechen und sofort spürte Kiandi wieder, wie angenehm seine Stimme war. Seine Verlegenheit war schon ein wenig knuffig. Irgendwie erinnerte sie das an Mitch. Er war auch oft ziemlich verlegen gewesen. Der Gedanke war bittersüß. Die junge Erleuchtete schob ihn beiseite. Schließlich wollte sie jetzt Marcello zuhören. Kiandi lauschte den Worten des Jungen mit Faszination und gleichzeitig hatte sie Mitgefühl. Sie wusste mittlerweile, dass alle Erleuchteten nicht so gut mit den Menschen klarkamen und das, was Marcello erzählte, konnte sie selbst sehr gut nachvollziehen.
    "Dafür musst du dich doch nicht entschuldigen", winkte sie ab. "Außerdem hab ich dich ja danach gefragt. Ich habe dir gerne zugehört."
    Sie überlegte einen Moment und meinte dann: "Dann hat deine Kraft also mit deiner Stimme zu tun? Das ist echt faszinierend. Trotzdem kann ich gut verstehen, dass das nicht einfach war. Ich hatte lange Zeit auch keine Freunde. Aber von was für einem Stern redest du da?"


    Es tat gut, dass Kiandi seiner Erzählung lauschte, ob sie es auch wirklich interessierte konnte er schlecht beurteilen. Aber es tat gut. Als er sich entschuldigte, weil er so lange geredet hatte, winkte sie ab und sagte ihm dass es nichts mache und dass sie ihm gerne zuhören würde. Diese Aussage von ihr ließ ihn doch erneut vor sich hin lächeln. Es freute ihn sehr. Sie überlegte daraufhin und sprach dann weiter. Kiandi fand es faszinierend dass eine Kraft was mit seiner Stimme zu tun hat. Sie verstand auch dass es nicht einfach gewesen sein mochte und sie hatte auch lange Zeit keine Freunde gehabt. Dann fragte sie von welchem Stern er denn redete? Nach dem sie geendet hatte, erschien abermals eine verlegene Röte auf seinen Wangen. Er konnte es nicht verhindern dass es geschah. Dazu war es ihm noch ein wenig unangenehm darüber sprechen zu müssen. Denn wenn er enden würde, dann würde sie sich sicher zurückziehen und nichts mehr von ihm wissen wollen. Dieses zukünftige Gefühl schmerzte ihn schon jetzt. Obwohl es albern war, denn er wusste ja nicht wie sie reagieren würde. Er gab sich einen Ruck und antwortete: „ Der Stern heißt Rosetta Liuroum, er ist ein Lichtstern und wichtig für uns Erleuchtete. Ich kenne mich da auch nicht so gut aus. Wenn dann musst du die anderen fragen, was es damit auf sich hat. Was das andere angeht, ja die Kraft hat was mit meiner Stimme zu tun. Ich kann damit die Handlungen meiner Mitmenschen beeinflussen oder auch manipulieren, damit sie tun was ich will. Aber dafür muss ich in ihre Augen sehen, damit die Verbindung hergestellt werden kann. Wenn die Verbindung mit den Augen länger andauert, bekomme ich Kopfschmerzen davon und es ist auch wichtig, wie es formuliere. Sonst endet es in einer Katastrophe. Das habe ich auch erst lernen müssen. Ich versuche meine Fähigkeit so wenig wie nur möglich zu nutzen, denn wer wird schon gerne beeinflusst.“ Er lächelte bitter. Dann fragte er: „ Was ist mit dir?“


    Soviel Kiandi in den letzten Tagen über die Erleuchteten gehört hatte - entweder sie hatte es in all den Informationen vergessen oder es war tatsächlich etwas Neues. Gut, sie musste jetzt nicht jedes Detail dazu wissen, aber es war interessant, dass dieser Stern offenbar auch eine Art Kraft ausstrahlte. Es hatte zumindest eine gewisse Wirkung auf Marcello gehabt und vermutlich war er da nicht der einzige gewesen.
    Als er Kiandi genauer beschrieb, was es mit seiner Kraft auf sich hatte, wurde ihr kurz ein wenig mulmig zumute. War deswegen seine Stimme also so angenehm? Sie konnte das mulmige Gefühl des Misstrauens, das in ihr hochkam, erst nicht abstellen. Dieser Junge war so nett, war das nur Täuschung? Kiandi hatte schon zu oft erlebt, dass vieles nicht so war, wie es schien. Doch andererseits - warum sollte er dann so ehrlich sein? Es wäre schlichtweg einfacher, sie im Dunkeln zu lassen. Etwas in der jungen Erleuchteten wollte nicht glauben, dass sie sich auch in diesem Menschen täuschte. Diese Gabe hatte ihn bis jetzt immer ohne Freunde dastehen lassen. Er sehnte sich wahrscheinlich sehr danach, dass ihm jemand wirklich Vertrauen schenkte. Im selben Moment reifte in Kiandi ein weiterer Gedanke.
    Er kann uns mit dieser Gabe wahrscheinlich sehr helfen. Angenommen sie kamen in eine brenzlige Situation gegen wen auch immer. Wenn Marcello dann jemanden, der ihnen feindlich gesinnt war, kurz beeinflussen konnte, würde das eventuell das Blatt zu ihren Gunsten wenden. Kiandi sah dem Jungen ihr gegenüber in die Augen. Er war schon wieder errötet.
    "Das stimmt. Ich wollte lange frei sein und konnte es nicht. Das ist ein furchtbares Gefühl. Diese Gabe muss Fluch und Segen zugleich sein, was? Aber sie kann uns in unserer bevorstehenden Mission sehr nützlich sein." Achja, nützlich. Das war irgendwie das Stichwort.
    "Im Gegensatz zu meiner. Also sie könnte es sein, wenn ich sie beherrschen würde", seufzte Kiandi und etwas Frust klang in ihrer Stimme mit. "Wenn ich es mal zustandebringe, kann ich sowas wie Durchgänge machen, wo keine sind. Also es ist wie eine Art Portal, dass ich zum Beispiel in eine Wand mache und dann kann man durchgehen. Das hält aber nur sehr kurz und ich krieg es willentlich nicht hin. Bis jetzt nur, wenn ich in Panik bin. Naja."
    Der Tatsache zum Trotz, dass sie damit immer noch unzufrieden war, war es durchaus interessant, etwas über die anderen Erleuchteten zu erfahren. Es schien so viele verschiedene übernatürliche Fähigkeiten zu geben und offenbar fiel es ja nicht nur Kiandi schwer, ihre Kraft zu kontrollieren.


    OT: Hier kommt ein Partnerpost mit der lieben @Destiny Moon! ^-^


  • Marcello beobachtete wie Kiandi was überlegte. Es war schwer zu deuten was sie dachte. Oder er einfach nur zu blöd dafür. War immerhin beides möglich. Sie sagte dass seine Gabe Fluch und Segen zugleich wäre. Aber sie konnte in der bevorstehenden Mission nützlich sein. Marcello nickte: „ Das Gefühl hatte ich auch immer gehabt, nur lag der Hauptteil auf dem Fluchanteil. Es ist und war immer uncool einem in die Augen zu schauen und dann der Versuchung zu widerstehen, ihm um was zu bitten. Oder man macht es beiläufig und merkt erst wenn es zu spät ist was man angestellt hat.“ In seiner Stimme schwing noch immer ein bitterer Nachhall fort.


    Dann seufzte sie und erzählte von ihrer Fähigkeit. Interessiert hörte er ihr zu und war zugleich zutiefst erleichtert dass sie noch mit ihm sprach. So sie konnte also sogenannte Portale erschaffen. Es war eine faszinierende Fähigkeit. Aber so wie sie erzählte hatte sie sie noch nicht unter Kontrolle. Er lächelte sie dann an: „ Du hast auch eine einzigartige Fähigkeit. Wenn man was vergessen hat, oder nur mal schauen will wie es auf der anderen Seite aussieht, ist das doch praktisch. Gräme dich nicht, wegen der mangelnden Kontrolle, das bekommen wir bei uns zuhause gelehrt. Zumindest hat Alicia mal so was in der Richtung verlauten lassen. Außerdem wenn es dich beruhigt, viele hier sind sich wegen ihrer Fähigkeiten und wie sie sie handhaben noch unsicher. Wir bekommen das schon hin in Ordnung?“ Er lächelte sie hoffnungsvoll und zugleich schüchtern an.


    Währenddessen hatte der Bus erneut angehalten und drei Neuzugänge stiegen ein. Zwei Mädchen und ein Typ der Marcello trotz Sympathie einen Schauer über den Rücken jagte. Seine Augen weiteten sich unmerklich, nachdem er gehört hatte wie derjenige darum bat etwas aufzubekommen. Was es genau war konnte er nicht erkennen, aber er sah nur wie seine Hände in den Gang ragten. Man musste hinzufügen, dass Marcello aufgrund seines musikalisch trainierten Gehörs seinen dies gehört hatte. Er konnte sich aber denken, dass es was nicht so erfreuliches war. Da er nicht helfen konnte, wandte er sich wieder Kiandi zu und murmelte leise sowie unmerklich: „Entschuldige, aber der Typ von gerade eben hat mich abgelenkt. Ähm willst du noch wissen.“ So ganz fühlte er sich nicht wohl den anderen und sein Anliegen zu ignorieren aber er konnte ihm ja doch nicht helfen.


    Was Marcello da sagte, konnte Kiandi schon nachvollziehen. Sie hatte sich vor anderen Menschen sowieso noch nie wirklich sicher gefühlt. Wie musste es da erst sein, wenn man nebenbei noch versuchte, seine Gabe zu unterdrücken?


    "Heißt das ... du würdest deine Kraft automatisch benutzen, wenn du es nicht verhinderst?" Sie zögerte. "Aber selbst wenn das so ist. Ich denke, dass du recht hast. Wir können lernen, unsere Fähigkeiten zu kontrollieren. Und es scheinen ja echt krasse Sachen zu sein. Also müssen wir wohl einfach sehr geduldig sein beim Üben." Kiandi lachte auf. "Na toll. Geduldig sein fand ich bis jetzt immer ziemlich schwierig."


    Während ihrer Unterhaltung hatte der Bus angehalten. Die junge Erleuchtete hatte es erst gar nicht bemerkt. Offenbar fragte auch jemand nach dem Grund, doch Kiandi war auf ihrem Platz in einer denkbar schlechten Position, um etwas zu sehen. Marcello war ebenfalls kurz von ihrem Gespräch abgelenkt und sah sich um. Kiandi spähte in den Gang und entdeckte weiter vorn im Gang zwei junge Frauen. Wenig später folgte ein junger Mann, der seinem Aussehen nach stark an ein Mitglied von Brads Gang erinnerte. Trotz der Tatsache, dass er wohl kaum zu ihnen gehörte, zuckte die Fünfzehnjährige zusammen und verzog sich sofort wieder zurück an ihren Fensterplatz. Sie versuchte, den Fremden gar nicht zu beachten, als er vorbeischlenderte und schließlich, am Ende des Busses angekommen, irgendetwas sagte. Stattdessen drehte Kiandi sich wieder zu ihrem Gesprächspartner um, der sich gerade bei ihr entschuldigte.


    "Ach was", winkte sie ab. "Ich doch auch. Hast du eigentlich jemals andere getroffen? Andere Erleuchtete, meine ich. Außer natürlich die Leute in der Anstalt." Die Frage war ihr einfach so über die Lippen gekommen, ohne dass sie groß nachgedacht hatte. Naja, dann war das eben so.


    Als Kiandi ihn fragte ob er seine Kraft automatisch benützen würde wenn er sie selber nicht verhindern würde, schien sie deswegen echt Bedenken zu haben. Sie zögerte auch und meinte wir lernen können unsere Fähigkeiten zu kontrollieren und Geduld dabei haben, wenn es ums Üben geht. Dann lachte sie und meinte das geduldig sein nicht zu ihren Stärken gehört. Marcello grinste zurück. Er antwortete ihr: „ Was heißt automatisch? Es ist nur so wenn ich jemanden in die Augen sehe, wird dadurch quasi wie bei allen Menschen auch eine Verbindung untereinander hergestellt. Der Unterschied bei mir ist halt, dass ich in Versuchung geführt werde um sie etwas tun zu lassen was sie nicht wollen. Ich muss mich auf die Person konzentrieren auch wenn es nur kurz ist und wenn ich was von ihr will, muss es klar formuliert sein. Ich weiß auch nicht ob es bei anderen Erleuchteten funktioniert. Ich muss auch lernen mit meiner Kraft umzugehen, so dass ich bei anderen unbeschwert in die Augen sehen kann um was anderes zu tun oder zu sagen ohne dass es unschön wird.“ Beim letzten Satz spürte er regelrecht wie sein Gesicht förmlich in Flammen stand ohne dass er es wollte.
    Als er von dem anderen Typen abgelenkt worden war, bemerkte er auch dass es Kiandi ähnlich erging. Sie war zumindest zusammengezuckt als sie diesen bemerkt hatte aber ansonsten ignorierte sie ihn und fragte Marcello ob er schon andere Erleuchtete getroffen hatte, das hieß bevor die Anstalt ins Spiel gekommen war. Marcello fragte sich kurz ob sie den kannte, aber das ging in nichts an. Dankbar dass Kiandi noch nicht das Interesse verloren hatte, antwortete er, nachdem er seine Gedanken zurück schweifen hat lassen: „ Nicht dass ich wüsste. Zumindest nicht bewusst. Ich wurde von meinen Eltern auch von den meisten Dingen isoliert gehalten, ansonsten könnte man mir ja Schaden zufügen oder ich besser gesagt ihnen.“ Er verdrehte daraufhin die Augen um zu zeigen, wie dämlich er das empfunden hatte.


    Anschließend fragte er wieder ernst werden: „Wie ist es bei dir? Hast du schon jemanden anderen getroffen?“


    Die haben ihn ja scheinbar richtig weggesperrt, dachte Kiandi. Nach den Erfahrungen der letzten Monate wusste das Mädchen ihre Freiheit noch mehr zu schätzen als vorher. Und gleichzeitig wusste sie, dass sie ihren Eltern dankbar war. Bei ihnen hatte sie trotz aller Schwierigkeiten und Differenzen ein gutes Leben führen können. Sie hatten versucht, Kiandi trotz der unsichtbaren Wand zwischen ihnen zu unterstützen. Das würde sie ihnen nie vergessen - vor allem nicht, nachdem sie von anderen Erleuchteten hörte, wie schwer sie es gehabt hatten.
    Die junge Erleuchtete musste schlucken. Natürlich kam jetzt die Frage an sie. Kiandi senkte den Blick. Dann überwand sie sich.
    "Ich ... ich hab genau einen anderen Bruder getroffen. Er hat zu ner Gang gehört, die mich bei sich festgehalten haben. Sie wollten meine Fähigkeit für sich nutzen, aber das hat meistens nicht so gut geklappt. Mitch hat versucht, mit mir zusammen abzuhauen. Aber auf unserer Flucht ist er ... er ist zurückgeblieben. Und ich weiß nicht, ob er überhaupt noch lebt." Die Stimme der Fünfzehnjährigen brach. Emotionen kamen in ihr hoch, die sie doch hatte ausblenden wollen. Sie musste das Thema wechseln. Unbedingt. Sie blickte auf zu Marcello und dachte an das, was er vorher gesagt hatte. Er schien ebenso wie sie an seinen Kräften feilen zu wollen wie sie. Anscheinend war es für ihn gegenteiligerweise eine sehr schwierige Sache, seine Fähigkeit nicht zu benutzen. Aber es war doch eine sehr interessante Überlegung, wie das Ganze mit den Erleuchteten zusammenhing. Also sah Kiandi den Jungen direkt an und schlug vor:
    "Testen wir doch einfach, ob es bei Erleuchteten funktioniert, wenn wir gerade die Gelegenheit haben. Schau mir in die Augen und dann werden wir ja sehen."


    Nachdem er sie nach ihren Erfahrungen gefragt hatte ob ihr schon andere Erleuchtete begegnet wären, schluckte sie erst und senkte dann ihren Blick. Als sich Marcello fragte, ob er einen wunden Punkt bei ihr getroffen hatte und sie deswegen nicht antwortete, wollte er schon seinen Mund öffnen um zu sagen, dass es nicht allzu wichtig gewesen wäre, doch dann begann sie ihm von einem anderen Bruder zu berichten. Was sie da erzählte klang furchtbar. Es nahm sie furchtbar mit, was auch kein Wunder war und er hörte zu wie ihre Stimme am Ende brach. Marcellos Hände krampften sich auf der Lehne seines Sitzes zusammen. Er kämpfte mit sich ob er aufstehen und sich zu Kiandi begeben sollte um sie in den Arm zu nehmen. Aber er war sich unsicher ob er damit nicht schon zu weit geht und ob sie das auch annehmen würde.


    Doch dann schien sie sich wieder im Griff zu haben, denn sie schlug ihm was vor, was ihn im Moment aus der Bahn warf. Er starrte sie fassungslos. Hatte er richtig gehört und sie wollte dass er seine Fähigkeit bei ihr anwendete? War das ihr Ernst? Sein Herz raste regelrecht und ihm wurde flau im Magen. Wie kam sie nur auf solche eine dumme Idee? Was wenn er es übertrieb und ihr was zustieß? Das könnte er sich nie verzeihen. Marcello senkte seinen Blick und versuchte sich kampfhaft zu beruhigen, was ihm mehr oder weniger gelang. Dann als er mit seinen Augen wieder Kiandi suchte, sah sie ihn mit dem gleichen neugierigen Gesichtsausdruck an. Sie meinte das ernst. Das brachte ihn zum Staunen. So jemanden war er nur selten bis gar nicht begegnet. Was sollte er tun? Er überlegte krampfhaft. Dann kam er zum Schluss dass wenn es etwas wäre, dann was harmloses. Nun ja um ehrlich zu sein war er selber auch schon neugierig was das ganze betraf.


    Marcello antwortete dann mit leiser Stimme: „ In Ordnung. Lass mich überlegen was passend wäre.“ Durch seinen Kopf zogen tausende von Gedanken und Ideen. Aber nichts schien passend. Er überlegte sogar ob er Kiandi dazu bringen könnte das ihre Fähigkeit funktionierte. Aber das könnte auch dazu führen dass der Bus und alle Insassen in Gefahr geraten würden. Was nicht sehr vorteilhaft wäre, mal abgesehen davon ob er selber auch in der Lage war das zu tun. Nee das kommt nicht in Frage. Was gibt es noch? Er schweifte mit den Augen durch den Bus und er blieb bei der jungen Frau haften, die sich neben Marika platziert hatte. Vielleicht konnte man bei was Nettes anstellen? In seinen Gedanken begannen sich Gedanken zu formen. Er hoffte nur dass das Mädchen auch Humor besaß und es ihm nicht all zu übel nahm.


    Dann wandte er sich wieder Kiandi zu und meinte: “ Es kann losgehen.“ Anschließend beugte er sich zu ihr vor und suchte mit seinen Augen ihre Seelenspiegel und fand sich in ihnen. Er spürte wie sich die Verbindung zwischen ihnen aufbaute. Normalerweise blockte er jetzt schon das ab doch dieses Mal ließ er es zu. Marcello konzentrierte sich auf Kiandi und er sagte zu ihr:
    Steh auf und gehe zu der jungen Frau, die rote Haare hat und weiße knappe Kleidung trägt. Dann setzt du dich ihr auf den Schoß und machst, sagst ihr dass du müde wärst und sie so einladend aussähe. Ruhe dich bei ihr aus, lehne dich an sie und entspanne dich. Wenn du nach fünf Minuten wieder erwachst, erinnerst du dich wage an das was ich gemacht habe. Entschuldige dich bei ihr … es geht los.“ In der nächsten Sekunde löste er die Verbindung zwar sanft aber abrupt. Länger ging es nicht mehr, denn sein Kopf schmerzte wie verrückt und er musste die Augen schließen um wieder sich zu finden. Ohne genau Anweisungen lief nämlich nichts und setzte die Gefahr aus, dass etwas schiefgehen konnte.


    Marcello schien mit ihrem Vorschlag überfordert zu sein. War das eine dumme Idee? Vielleicht hätte sie das nicht sagen sollen. Kiandi wollte gerade weitersprechen, um das Gesagte zurückzunehmen. Doch da sah sie, dass der Ausdruck auf seinem Gesicht sich geändert hatte. Die Miene des jungen Mannes spiegelte Erstaunen und eine leise Neugier wider. Dann willigte er tatsächlich ein. Nun, das hieß wohl, dass er das Unternehmen als machbar einstufte. Und wer wusste schon, ob seine Kraft sie überhaupt beeinflussen konnte? Natürlich waren da leise Zweifel in der Erleuchteten, die auf diese Vorstellung einhackten. Aber "Wer wagt, gewinnt" hieß es doch. Und schließlich war es gut, mehr über die eigenen Kräfte zu erfahren.


    Dies alles ging Kiandi durch den Kopf, während Marcello erst einmal nachdachte. Dann brach er das Schweigen und gab den Startschuss. Nervosität stieg in der Fünfzehnjährigen hoch. Hoffentlich machten sie gerade keine Dummheit. Sie versuchte sich selbst innerlich zu Beruhigen. Es gab ja eigentlich keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Selbst wenn die Kraft ihres Erleuchteten-Bruders Wirkung zeigte, würde er sie bestimmt nichts Schlimmes tun lassen. Wenn es funktionierte. Sie sah ihm in die Augen und spürte, wie ihr Blick an ihnen haften blieb. Sie konnte ihn nicht lösen. Alles andere wurde ausgeblendet. Dann erklang Marcellos Stimme. Sie schmeichelte ihren Ohren, so schön war sie. Kiandi lauschte verzückt dem, was der Junge sagte. Und je mehr sie ihm zuhörte, desto stärker reifte in ihr der Wunsch heran, genau das zu tun, was er ihr auftrug. Es war das Natürlichste auf der Welt, seine Bitte zu erfüllen. Sie würde es tun. Kaum hatte Marcello ausgesprochen, fokussierte Kiandi sich auf ihr Ziel. Schnell fand ihr Blick die rothaarige Frau, sie stand auf und setzte sich in Bewegung. Schritt für Schritt führte sie nun exakt das aus, was der Junge mit der Engelszunge verlangt hatte. Konzentriert und ohne jegliche Zweifel oder Besorgnis leistete sie Folge.


    "Ich bin so müde und du siehst so einladend aus", murmelte Kiandi wie in Trance. Dann fielen ihr die Augen zu. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie sich auf dem Schoß einer anderen Person wiederfand. Für einen Augenblick hatte sie keinerlei Orientierung. Wie kam sie hierhin? Und was war passiert? Bevor die Verwirrung überhand nehmen konnte, fand ein Gedanke in ihre Überlegungen. Mit einem Schlag wusste die junge Erleuchtete alles. Sie starrte die Andere an und Scham überkam sie.


    Mist! Mist, Mist, Mist!, dachte sie, öffnete den Mund, schloss ihn wieder und erinnerte sich dann, dass sie noch etwas zu tun hatte. Aber das hätte sie so oder so getan.


    "Oh nein, tut mir leid", ächzte sie und erhob sich schnell. Mit der Hoffnung, dass so wenig wie möglich Leute diese Peinlichkeit mitbekommen hatten, hastete sie zurück zu ihrem Platz.


    Na ganz toll, ohrfeigte Kiandi sich in Gedanken. Das war so eine dumme Idee. Aber sie hatte es eben nicht gewusst. Nun, immerhin eines war jetzt klar. Bei Erleuchteten funktionierte Marcellos Fähigkeit auch ganz ausgezeichnet.


    Marcello atmete tief ein und aus. Er zählte innerlich bis 10 und in dem Zeitrahmen gelang es ihm sich wieder zu fangen. Diese Methode hatte er, wie er herausgefunden hatte, am besten funktioniert um wieder sich auf das normale Geschehen konzentrieren zu können. Als er seine Augen wieder geöffnet hatte, suchte er Kiandi und fand sie auf dem Schoß des fremden Mädchens sitzend. Er begriff in dem Moment, dass seine Fähigkeit bei ihr Wirkung gehabt haben muss. Es sei denn sie spielte ihm was vor, aber so schätzte er Kiandi nicht ein.


    Auf jeden Fall schien es Kiandi peinlich zu sein als sie wieder erwacht war und hastete zurück zu ihrem Platz. Marcello konnte ihr das nicht verübeln, ihm selber würde es wohl ähnlich ergehen und zugegeben er war auch neugierig wie die Fremde reagiert haben mochte, aber es galt sich nun um Kiandi zu kümmern und konzentrierte sich auf sie. Sie hatte Vorrang vor allem anderen.


    Mit einem besorgen und zugleich auch verlegenen Lächeln fragte er: „Ist alles in Ordnung? Es tut mir leid, dass ich dich in so eine peinliche Lage gebracht habe. Ich wollte nicht sowas klischeehaftes bringen wie „gackere wie ein Huhn“ oder so. Zudem erschien die Handlung an sich nicht so erschreckend wie sie hätte sein können, wenn ich was Boshaftes im Sinn gehabt hätte. Das hier sollte gleichzeitig dir auch vor Augen führen wie meine Fähigkeit funktioniert. Dass sie es tut ist immerhin bewiesen nicht?“ Er zwinkerte ihr kurz zu.


    Dann verschwand der verschmitzte Zug an ihm und er sah erst zu Boden und dann zu ihr. Mit leiserer Stimme fügte er ernst hinzu: „ Ich mag das Gefühl nicht Macht über andere zu haben. Das ist nicht richtig. Entschuldigung für das was ich dich habe machen lassen und was du durchstehen musstest. Ohne deine erneute Einwilligung werde ich meine Kraft nicht dir einsetzen. Das verspreche ich dir.“ Aufrichtig sah er sie an und er konnte nur hoffen dass sie es ihm nicht übel nahm.


    Einen Moment lang war Kiandi in sich gekehrt, bis ihr auffiel, dass Marcello wieder mit ihr sprach. Sie fragte sich zwar, ob er sich nicht etwas anderes hätte einfallen lassen. Aber er schien aufrichtig und irgendwie hatte Kiandi sich ja selbst in diese Lage gebracht. Also atmete sie tief durch und schaute den Jungen auf dem Sitz vor ihr an.


    "Ist schon ok, Entschuldigung angenommen. Ich hab ja auch zugestimmt. Jetzt wissen wir immerhin mehr über deine Kraft. Wer weiß, wann uns das mal nützlich sein kann." Das Mädchen zuckte mit den Schultern.


    Als Marcello weitersprach, verschwand jeder Rest, der ihm das Vorangegangene noch verübelt hätte. Er hatte ein starkes Bewusstsein für seine Fähigkeit und die Verantwortung, die damit einherging. Deshalb versicherte Kiandi ihm:


    "Das glaube ich dir. Wie gesagt, mach dir keine Sorgen, ist ok. Aus irgendeinem Grund haben wir eben diese Kräfte. Ob jetzt wegen irgendeiner höheren Macht oder einfach nur zufällig. Aber so wie ich das einschätze, gehst du gut mit dieser Macht um. Es gibt bestimmt viele Menschen, die nicht so ein Bewusstsein haben wie du und diese Fähigkeit schamlos ausnutzen würden."


    Eine leichte Röte hatte sich auf Marcellos Wangen gebildet, als er Kiandi zu hörte. So hatte er sich noch gar nicht eingeschätzt aber es tat auch gut wie seine neue "Schwester" das sah und er fühlte sich dadurch auch besser.


    OT: So hier ist der zweite Teil von der lieben @_Luna_ und mir. Die Aktion ist übrigens mit @Akicchi abgesprochen xd

  • Ein weiteres Mal hielt der Bus irgendwo im Nirgendwo, außerhalb einer kleinen Ortschaft. Zwei Mädchen stiegen ein, die schwer hätten unterschiedlicher sein können. Dennoch schienen sie befreundet zu sein. Viele der andern würden die beiden wohl darum beneiden, schon bevor sie von Alicia und co aufgesammelt worden waren, einen anderen Erleuchteten an ihrer Seite zu haben. Marika schenkte ihnen keine offenkundige Aufmerksamkeit und beäugte sie nur argwöhnisch aus den Augenwinkeln. Als die beiden an ihr und ihrer Sitznachbarin vorbei kamen, spürte die Streunerin einen leichten Luftzug auf dem Gesicht, obwohl die Luft im Gefährt selbst mit geöffneten Fensterschlitzen geradezu stand. Soso, da wollte wohl jemand direkt seine Superkraft allen zeigen.


    Es verwunderte Marika, dass sie nicht direkt weiterfuhren und auch Simon sich nicht rührte. Als würden sie noch auf jemanden warten. Dieser betrat auch kurz darauf zögerlich den Bus und unterbrach die Mädchenkette in der heutigen Sammelstatistik. Bei dem Anblick dieses Kerls, der Aussah als wäre er gerade einem Gangsterfilm entsprungen und hätte schon mindestens zwei Wochen nicht mehr anständig gebadet, zog die Blonde eine Augenbraue in die Höhe. Na, DAS Aussehen war mal eine Ansage. Dagegen wirkte selbst sie mit ihren Armeehosen, den Springerstiefeln, Tanktop, Hahnenkamm und ihrem durchtrainierten Körper sowie den grünen Raubtieraugen weniger beunruhigend. Die Handschellen, die der Neuankömmling trug, verstärkten den eher negativen ersten Eindruck. Er erkundigte sich bei Bruno, ob dieser ihm die Fesseln abnehmen könnte, verzog sich aber schnell in die letzte Reihe des Busses, wo er seine Frage wiederholte, da der Fahrer sehr offensichtlich weiter wollte.


    „Bist du jetzt fertig mit dem Einsammeln, oder müssen wir noch mehr durch Käffer tuckern?“, erkundigte sich der Mann mürrisch bei Simon, doch der schüttelte nur ungerührt den Kopf und bat darum, endlich wieder zum nächsten Highway Richtung Norden zurückzukehren, woraufhin Bruno einige Flüche brummte.


    Mit einem Seufzen schob sich die Streunerin an Jorana vorbei auf den Gang und näherte sich dem Kopfteil des Busses. Simon hatte ja offensichtlich vor aktuell wieder die Funktion des Navis zu übernehmen und Marika hielt es nach der Reaktion ihrer Nebensitzerin einfach für keine besonders gute Idee, dass die jüngeren sich mit dem männlichen Neuzugang Erstkontakt aufnahmen.
    Wie immer nicht besonders gut gelaunt, tippte die Blonde Simon auf die Schulter und stemmte die Hände in die Seiten. „Ich brauch mal den Universalschlüssel! Irgendjemand muss sich ja um den da“ sie nickte über die Schulter zum Ende des Ganges „kümmern.“ Simon schien erst einen Moment irritiert, als wisse er nicht, was sie meinte, worauf die Streunerin genervt „Die Deathblade“ knurrte. Die miene des Knirpses hellte sich prompt auf und er holte das winzige Messerchen in seiner Lederhülle hervor. Wortlos ergriff Marika dieses und wandte sich um, wobei ihr Blick auf die Verpflegung fiel, die wie immer hinter dem Fahrersitz gelagert war: mehrere Kästen Wasser und der Korb mit Brötchen, den die Küchenhilfe ihnen mitgegeben hatte. „He Knirps, solltest du nicht langsam daran denken, den anderen Mittagessen anzubieten? Einige von uns sind seit heute Morgen in diesem Backofen eingepfercht und können sicherlich etwas zwischen den Zähnen vertragen“, schlug sie wenig herzlich vor, griff sich jedoch eines der Brötchen und eine Flasche Wasser. Die Brötchen waren alle in Butterbrotpapier eingeschlagen, das einen Blick auf den Inhalt verhinderte, also hatte die junge Frau keine Ahnung, was für eines sie gerade aufgesammelt hatte, es war ihr aber auch egal.


    Mit dem Messerchen und der Flasche in der einen, dem Papierpäckchen in der anderen, machte sich Marika auf zum Ende des Fahrzeugs, wo der nicht sehr vertrauensvoll aussehende Neuling Platz genommen hatte. Auf ihrem Weg dorthin kam ihr das braunhaarige Mädchen, welches neben Marcello gesessen hatte, mit seltsam weggetretenem Blick entgegen und ließ sich zielgerichtet auf Joranas Schoß nieder. Marika kommentierte dies zwar mit hochgezogener Augenbraue, sagte aber nichts dazu.
    Einige Plätze weiter kam sie an den beiden Mädchen vorbei, die gerade kurz vor dem Knastvogel eingestiegen waren. Die Streunerin erinnerte sich an den Windhauch von zuvor und schoss blind ins Blaue. „Hey Windi!“, pflaumte sie in Richtung der beiden – sie hatte ja keine wirkliche Ahnung ob oder wer von beiden die Richtige war, „Dreh mal dein laues Lüftchen höher. Nicht nur dir ist in diesem Backofen heiß und die andern haben auch nichts gegen ein wenig Abkühlung.“ Bevor aber die beiden zu Wort kommen konnten, war die Streunerin bereits weitergegangen. In einem Bus voller Superkids erschien es ihr ganz normal, jemand, der von einem Luftzug umgeben war, nach etwas Wind zu fragen. Durch die Winzigen Fenster kam bei der hochsommerlichen Hitze ja kaum Erleichterung herein.


    Nun endlich vor dem Knastvogel angekommen nahm sie das Brötchen und Getränk in eine Hand und hielt diese ihm hin. Er schien es nötig zu haben. Der Bus fuhr mit Schwung um eine Kurve und Marika musste sich an eine Sitzlehne anlehnen, um nicht von den Füßen gerissen zu werden. „Na los, rutsch gefälligst, oder erwartest du, dass ich dir die Dinger im Stehen abnehme oder mich gar vor dir hinknie?“, blaffte sie den Jungen an.

    OT: Marika macht sich mal wieder beliebt. ^^“ Wie immer, ihr wisst, die bellt nur, beißt aber nicht.
    @Connaisseur wenn du magst kriegt dein Char jetzt Hilfe. @Nerubina und @Lorekeeper hoffe die Große hat eure beiden nicht verschreckt. @Moon und @_Luna hab eure Aktion mal eingebaut, Marika fragt dann später.
    @Alle: Ihr könnt euch fall auch was zu essen nehmen oder zu den Neuen Kontakt aufnehmen, schätze, die sind alle noch iwi etwas verwirrt, also die Charas XD.

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Die Rothaarige blieb erstmal still und schloss die Augen. Es schien nicht so, als würde von den anderen im Bus Gefahr ausgehen, jedenfalls zu diesem Zeitpunkt. Schlafen war jedoch keine Option, wer weiß wo sie sonst wieder aufwachen würde. So verblieb die junge Frau zunächst und zeigte keine weiteren Reaktionen, bis der Bus stehen blieb. Um nachzusehen was der Grund dafür war, öffnete die Erleuchtete ihre Augen. Zwei junge Frauen betraten das Gefährt. Zum Glück waren es keine Männer, davon gab es ohnehin schon mehr als genug dort. Sie behielt die Beiden im Blick während sie den Gang entlang gingen, bis die Zwei an ihr vorbei gegangen waren. Als sie bei auf ihrer Höhe waren, spürte die Smaragdäugige einen Luftzug. Es war angenehm, jedoch dachte sie sich dabei nichts weiter. Anstatt weiter zu fahren, blieb der Bus jedoch stehen. Hatte das einen Grund. Die Antwort folgte kurz darauf als ein Mann einstieg. Sein Aussehen jagte ihr einen Schauer über den Rücken und ihre Hand griff instinktiv in die Innenseite ihres Stiefels. Mit den Fingern am Griff ihres Messers, fühlte sich Joarna ein wenig beruhigter. Sollte der Kerl ihr jedoch zu nah kommen, würde sie sich zur Wehr setzen. Wer weiß was er sonst machen würde. Als er an ihr vorbei ging, drückte sich die Rothaarige in den Sitz um möglichst etwas Abstand zu bekommen. Als der Erleuchtete hinten im Bus angekommen war, fragte er ob ihn jemand von den Handschellen befreien könnte. "Am besten bleiben die Dinger dran und sie bringen ihn zurück wo er hergekommen ist." dachte sie sich. Ihm würde die Frau aus dem Weg gehen. Sie konnte sich nun wieder ein wenig entspannen und nahm die Hand aus dem Stiefel und legte sie auf ihr Bein. Dann hörte die Grünäugige ein Seufzen neben sich und Marika ging an ihr vorbei auf den Gang. Es wunderte die Erleuchtete ein wenig warum man während der Fahrt aufstand, doch es war nichts was sie betraf, daher konnte es ihr egal sein und schloss erneut die Augen.


    Nach einer kurzen Weile, merkte Joarna wie sich jemand bei ihr auf den Schoß setzte. Verwirrt öffnete die unfreiwillige Sitzgelegenheit ihre Augen und sah nun wer auf ihr saß. Es war eine junge Frau mit blauen Haaren. Die Fremde murmelte etwas davon, dass sie müde sei und sie einladend aussähe. Die Rothaarige wollte ihr gerade sagen, sie solle von ihrem Schoß runter und sich einen anderen Platz suchen, doch war Kiandi bereits eingeschlafen. Da die Grünäugige der Schlafenden keine Abneigung gegenüber empfand, belies sie es zunächst einmal dabei wie es war. In der Zeit bis die Blauäugige wieder aufwachte, sah die Erleuchtete sie sich ein wenig genauer an. Offenbar hatte Blauhaarige es in der Vergangenheit nicht einfach gehabt, da es aufgrund, dass sie recht dünn war, so schien, dass sie nur wenig zu essen gehabt hatte. Ein paar Minuten später erwachte Kiandi und entschuldigte sich. Dann stand sie hastig auf und verschwand nach hinten im Bus. Da war eine eigenartige Art sich kennen zu lernen gewesen, welche der Anderen wohl peinlich gewesen war. Da jedoch erstmal nichts weiter geschah schloss die Rothaarige wieder die Augen und ruhte ein wenig.

    OT: @Connaisseur Shaya und Joarna werden wohl keine Freunde. Etwas Sicherheitsabstand ist da wohl nicht verkehrt.
    @_Luna_ zum Glück ist Kiandi kein Mann, sonst wäre es nicht so friedlich verlaufen^^
    Joarna will zwar eher etwas Ruhe, das heißt aber nicht das niemand zu ihr gehen soll.

  • Als Bayze scheinbar angesprochen wurde, war sie total überrumpelt. Sie blickte der grossen Frau hinterher und grinste dann. Windi... Das klang irgendwie ganz nach ihr. Sie kicherte und konzentrierte sich dann den Luftzug durch den Bus zu verstärken. Mit einigen geübten Handbewegungen und einiges an Konzentration schaffte sie es, dass ein stetiges Lüftchen durch den Bus zog und die Jugendlichen darin mit frischer Luft und der nötigen Abkühlung beglückte. Die Dunkelhäutige blickte zu der jungen Frau die eben so übermotiviert nach Luft gefragt hatte und grinste frech. Dann wandte sie sich wieder nach vorne und hielt inne ....
    Ihr fiel das Grinsen aus dem Gesicht - moment! Woher wusste das Schlägermädchen dass Bayze und der Wind ihr ganz eigenes Bündniss hatten ...? Entgeistert blickte sie auf und sich kurz im Bus um. Niemand schien es komisch zu finden dass gerade die Anweisung für mehr Wind in einem Bus nicht mit ungläubigem Gekicher sondern mit tatsächlich mehr Wind im Bus beantwortet wurde ...
    Vielleicht hatten es die Jugendlichen blos noch nicht bemerkt. Vielleicht machte sich Bayze aber auch schon wieder zu viele Sorgen. Etwas Wind kam grade auf, da konnte sie sich mit Leichtigkeit noch rausreden, sollte jemand auf die Idee kommen das wäre sie gewesen. Menschen die ihre Kraft kennen hatten bisher meist nicht mit Begeisterungsstürmen reagiert - HA, Sturm. Bayze kicherte verstohlen und ihre Haare tanzen verspielt um ihr Gesicht. Sollte sie vorsichtiger sein? Sie überlegte es sich kurz und grinste dann ertappt - würde sie sowieso nicht schaffen.
    Sie blickte nochmals verstohlen über ihre Schulter zu der komischen Frau nach hinten. Diese hatte in der Zwischenzeit dem Knast-Typen ihre Hilfe angeboten. Was da wohl los war ...?
    Sie entschied sich, dass sie das wissen wollte und bat den Wind die Gesprächsfestzen der Beiden direkt zu ihr weiter zu leiten. Mit einem wissenden Grinsen drehte sie sich wieder um und schloss die Augen. Konzentrierte sich auf den Wind und die darin gesprochenen Worte der Beiden, die ganz Hinten im Bus waren.


    OT: @Sheewa @Slimsala der Wind belauscht euch um herauszufinden was hier los ist xD

  • Die Zeit verging und in dem Bus wurde es nicht gerade sehr viel angenehmer, dennoch konnte es sich Nic nicht verkneifen ein wenig die Augen zu schliessen. Sollte etwas wichtiges passieren, würde er schon aufwachen. Und so passierte es, dass er sich wenigstens ein paar Minuten noch die Ruhe gönnte. Es würde früh genug etwas passieren und dann wollte er garantiert wach sein und nicht im Halbschlaf. Kurz darauf wurde er allerdings schon wieder von Marikas Stimme geweckt. Irgendwie war das ja auch zu erwarten gewesen, dafür stellte er ein paar neue Gesichter im Bus fest. Darunter an sich ungefähr das was man sich unter den Erleuchteten vorstellen konnte seiner Meinung nach. Wirklich viel normale waren da nicht gross dabei. Marika wollte gerade irgendetwas mit den Supermessern anstellen, wobei es einen Moment dauerte, bis er realisierte, dass sie scheinbar einen Gefangenen aufgegabelt hatten oder soetwas in diese Richtung. Das anschliessende Schauspiel war wieder einmal herrlich wie man sich Marika halt vorstellte wenn man sie kannte, charmant wie eine Raubkatze, und dennoch war es halt ihr Stil und irgendwie auch ihr Charme. Mit einem lächeln auf den Lippen, warf er in die Runde, "Hey Marika, verschreck die Neuen doch nicht so, ich glaube kaum, dass die damit jetzt schon so gut umgehen können." Wobei er eigentlich nur sagen wollte, dass sie vielleicht einen netteren Tonfall anschlagen sollte. Das wäre vielleicht schon mal ein Anfang. Er erwartete ja auch nicht, dass sie jetzt nett war oder so. Das wäre was vollkommen neues an ihr.


    Tatsächlich wurde es dann aber auch ein wenig kühler, wobei sich die Fähigkeit noch als sehr interessant herausstellen konnte, und interessiert, drehte sich Nic um, vielleicht konnte er ja herausfinden, von wem diese genau kam. Da war ein Mädchen, bei welchem die Haare ein wenig verspielt um ihren Kopf flogen, das wäre so eine mögliche Kandidatin. Jetzt bot aber Marika wieder eine Show, in ihrem klassischen beinahe schon, für ihre Verhältnisse, nette Art sagte sie dem Typen, dass er rutschen sollte. Der Wortlaut, war dafür aber beinahe schon zu belustigend, wobei er sich den Kommentar nicht verkneiffen konnte: "Mach lieber was sie sagt, sie hat es nicht so gerne, wenn man auf die Konfrontation geht." Wobei er kurz lachte und dann mit einem Zwinkern anfügte: "Ausser du hast das Zeug dich mit ihr anzulegen, und beim besten Willen... das bezweifle ich aktuell noch recht stark." So damit hatte er auch wieder einmal ein wenig Spass gehabt, jetzt ging es darum das andere Mädchen mal in beschuss zu nehmen. Vielleicht war sie ja wirklich die Lady mit dem Wind. Schnell war er endgültig von seiner Sitzreihe weg und auf dem Gang, und ein paar Augenblicke später, neben ihr. Mit einem lächeln im Gesicht sprach er sie an: "Hey liege ich richtig, das wir die angenehme veränderung hier drinnen dir zu verdanken haben?" Während er sich geschmeidig auf den Sitz vor sie kniete und sie über die Lehne ihr zuwandte. Wenn er recht hatte, dann könnte das noch eine interessante Begegnung werden.

  • Gerade als die Dunkelhaarige sich konzentrieren wollte und ein sanfter Luftstrom begann die Geräusche vom Bus-Ende an ihr Ohr zu tragen, wurde sie angesprochen. Vor ihr hatte sich ein junger Mann verkehrtherum auf den Sitz gekniet und Bayze war sofort von seiner Haarpracht beeindruckt. Es sah so aus als hätte er in einer mächtigen Sturmböe gestanden und dann das Meisterwerk des Windes mit Gel festgehalten. Sie musste lächeln.

    Kurz schweifte ihr Blick zu ihrer Sitznachbarin hinüber, diese hatte sich beinahe schon hinter ihr versteckt und Bayze versuchte sich in einem beruhigenden Lächeln. Sie wollte ihr suggerieren, dass schon alles irgendwie gut werden würde. Zu viele Sorgen verschafften einem nur Falten im Gesicht, dachte sich Bayze schelmisch und wandte sich wieder an den jungen Mann. Dessen strahlend blaue Augen waren auf sie gerichtet, kein Zweifel, dass er sie meinte.

    Irgendwie mochte sie den Typen. Komisch, dass sie heute so gut mit diesen Menschen klar kam. Doch sie überlegte nicht lange und ihr Grinsen wurde verschwörerisch.

    "Windi! Stets zu Diensten", ihr entkam ein kleines, hohes Lachen und ihre Fransen tanzten im Wind. Ihre goldenen, hellen Augen richteten sich amüsiert auf den Jungen vor ihr, er glaubte also auch, dass sie für den Wind verantwortlich war. Irgendwas war in diesem Bus ... anders.

    Aber Bayze fühlte sich gut, und in keinster Weise unwohl. Also musste alles in Ordnung sein, dachte sich die junge Frau übermütig und konzentrierte sich auf ihren neuen Gesprächspartner. Dieser hatte eine so blasse Haut, dass sich Bayze kurz fragte ob er wusste, dass es eine Sonne gab...

    "Wie kommt es, dass ihr Zwei den Wind im Bus mir zuschreibt? Menschen können eigentlich keine Winde entfachen...", meinte die Dunkelhäutige gespielt unschuldig und doch mit einem gewissen Schalk in der Stimme während sie mit einer geübten Bewegung ihre Brille zurück auf ihren Platz schob. Sie konnte noch nicht genau sagen, warum ihr dieses Gespräch so viel Spass machte, aber sie hatte heute schon mal eine gute Zeit als sie sich auf Jemanden eingelassen hatte, was konnte also schief gehen...


    OT: Kurzer Post ist kurz... Aber evtl motiviert es ja andere um auch weiter zu schreiben. Bayze zumindest ist dezent übermütig und freut sich ^-^

  • Shaya war noch immer zu erschöpft, um sich über den seltsamen Bus und seine Insassen zu wundern. Er sass halbtot in der hintersten Reihe, sein Rücken fühlte sich an, als wäre der Bus darübergefahren und sein Durst machte das Denken schwer. Die anderen Jugendlichen hatten bisher nicht einmal versucht, ihm die Handschellen abzunehmen, aber er brachte keine Kraft auf, um noch einmal zu fragen. Bemerkt worden war er ja, die forschenden Blicke waren ihm schon beim Einsteigen aufgefallen, von Hilfsbereitschaft war bisher keine Spur zu sehen. Gewöhnt war er es sich ja, aber etwas Wasser wäre jetzt schon ziemlich… Außerdem brannten und juckten seine Beine und Arme, und es machte ihn verrückt. Was jetzt?

    Kritisch beobachtete der ehemalige Pirat, wie vor ihm ein Mädchen sich erhob und zielstrebig durch den Bus schwankte, um ein paar Reihen weiter vorne sich einer Frau auf den Schoss zu setzen. Schweigend zog er die Augenbrauen zusammen und starrte mit verwirrtem Blick auf die ungewöhnliche Darbietung vor ihm. Er wurde nicht schlau daraus, und um etwas davon zu verstehen, was die beiden Mädchen eventuell zu bereden hatten, war der Motor zu laut. Shaya beschloss, dass dies besser nicht seine Angelegenheit sein sollte, und lehnte sich so gut es sein Rücken zuließ zurück. Während er die Decke anstarrte, bemerkte er aus den Augenwinkeln, wie schon wieder jemand den Gang entlang kam, ein neues Gesicht. Vorsichtig musterte der Erleuchtete die verwegen aussehende Gestalt, die sich jedenfalls äußerlich ziemlich vom Rest der Passagiere abhob: Ihre Kleidung und Frisur erinnerte ihn an die Banden von Trench Bay, um die er in seiner Zeit als Dieb und Ganove stets einen großen Bogen gemacht hatte. Sie waren meist bewaffnet gewesen und immer zahlreich, und eine unterernährte Gossenratte wie er hätte keinen Stich gegen diese Leute gehabt – wortwörtlich. Das war vor seiner Zeit auf dem Meer gewesen, aber die Abneigung gegen solche Schläger war nie ganz verschwunden. Kein Wunder also, dass er sich beim Anblick der Neuen misstrauisch aufrichtete und sie mit stechendem Blick penibel verfolgte. Hatte sie gerade die eine Neue angefaucht, weil ihr zu heiß war? Hm. Auch wenn Shaya zugeben musste, dass er es auch äußert unangenehm fand im stickigen Bus, so wäre er nicht auf die Idee gekommen, die Schuld dafür bei einer Mitfahrenden zu suchen. Zu seiner Überraschung steuerte die Furie dann aber genau auf ihn zu und hielt neben ihm an, und Shaya musste den Kopf in den Nacken legen, um ihr in die Augen zu sehen – sie war groß. "W’s willst v-" Gerade hatte er mit staubtrockenem Hals sie nach ihren Absichten fragen wollen, da hielt sie ihm unaufgefordert eine Flasche und ein Paket hin, das dem Aussehen nach etwas Essbares enthalten konnte. Shayas eben noch träge flatternde Augenlider sprangen auf und er wollte sofort nach der Flasche greifen, wurde aber von den Fesseln um seine Handgelenke daran gehindert. Gerade jetzt schwenkte der Bus in eine Kurve ein und seine vermeintliche Wohltäterin musste ihr Gewicht verlagern, was sie aber nicht daran hinderte ihn anzufahren, dass er ihr Platz machen sollte.

    "Na los, rutsch gefälligst, oder erwartest du, dass ich dir die Dinger im Stehen abnehme oder mich gar vor dir hinknie?"


    Auch wenn der Satz trotz des harschen Tones Musik in seinen Ohren war, fragte sich der Gauner, wie die Schlägerin das anstellen wollte. Da er sich aber beim besten Willen nichts unter ihrem Plan vorstellen konnte, rutschte er wortlos wie geheißen einen Sitz nach links und versuchte, nicht die ganze Zeit die Flasche neben der Blonden anzustarren. Da er annahm, dass sie mit den «Dingern» die Fesseln gemeint hatte, streckte er ihr vorsichtig die Hände entgegen. Was für ein seltsamer Tag.

    Marika ließ sich auf den nun freigewordenen Platz fallen und legte das Brötchen und die Flasche neben sich ab. Offensichtlich war ihr Gegenüber sehr scharf darauf - vor allem die Flasche schien er nicht aus den Augen zu lassen, aber seine Handschellen hinderten ihn sichtbar daran, was er auch deutlich machte, indem er ihr seine Arme hinhielt.

    Also packte die Streunerin mit einer Hand das kleine Perlmuttmesser an der Scheide und zog mit der anderen, die dessen Griff festhielt, einmal vorsichtig, um die Klinge zu befreien. Widerstandslos ließ die Deathblade sich ziehen und Marika legte den Schutz zu der Flasche und dem Brot-Päckchen. Anschließend legte sie eine Hand auf eines seiner Handgelenke und hielt kurz inne.


    "Ich hab nicht vor dir irgendwas zu tun, also lass stecken, falls du vorhast, mich anzugreifen, verstanden?", stellte sie leicht argwöhnisch klar und ließ während der ganzen Sache den Jungen keinen Moment aus den Augen.


    Shayas Augen weiteten sich erneut, diesmal mehr aus Erstaunen: Ein Messer? Wollte sie damit etwa die Handschellen aufbekommen? Vielleicht wäre es ja durchaus möglich, die Fesseln irgendwie zu zerstören mit einem Messer – aber dafür bräuchte man zuerst einmal ein richtiges, und bestimmt nicht so ein Küchenmesserchen wie das, mit dem das Mädchen vor ihm herumfuchtelte. Er warf ihr einen skeptischen Blick zu, behielt die Hände aber ausgestreckt. Sollte sie es doch versuchen. Bevor sie aber zum Angriff auf das Metall ausholte, wollte sie offenbar noch klarstellen, dass er sie in Ruhe lassen sollte. Was glaubte sie, dass er ihr sofort an die Kehle springen würde? Für eine Antwort auf so eine Frage war er sich einerseits wirklich zu schade, und andererseits war ihm sowieso nicht wirklich nach Reden, denn sein Mund war noch immer staubtrocken. Also seufzte er einfach zustimmend und nickte.

    Die Streunerin fasste das als Zustimmung auf, doch auf ihrer Stirn zuckte ein Muskel grimmig auf seine Reaktion. Aber das würde sie später klären. Nun erstmal gab es etwas zu tun. Sie bedeutete ihm, die Verbindung zwischen den beiden metallenen Fesseln auf leichte Spannung zu bringen und setzte die winzige Klinge von unten an den Kettengliedern an. Hätte dieser Typ schon Erfahrung mit Deathblades gemacht, wäre sein Blick sicherlich nicht so skeptisch gewesen.

    Es bedurfte kaum Druck um die Verbindung zu lösen und verhielt sich eher so, als würde man mit einem scharfen Messer eine Kordel aus Omis Strickwolle durchschneiden. Schon waren die Arme des Jungen voneinander getrennt, auch, wenn an ihnen noch die Handschellen wie sehr uncoole Armreife hingen.


    "Immer noch der Meinung, ich wüsste nicht, was ich tu?", erkundigte sie sich wenig begeistert und griff nach der Flasche. Den Jungen ließ sie dabei nicht aus den Augen. Dann drückte sei ihm das Wasser in die eine und das Brotpäckchen in die andere. "Bevor ich dir deinen hübschen Schmuck auch abnehme, hilf dir erst mal selbst. Deine Stimme klang ja grad wie ein Reibeisen."

    Hatte… hatte seine neue Bekanntschaft gerade eine Metallkette durchgeschnitten mit einem Messer, das man höchstens zum Gemüse schneiden verwenden dürfte? Verstört starrte Shaya auf die sauber durchtrennten Handschellen und bewegte die nun freien Hände vorsichtig auf und ab. Er hatte keine Ahnung wie sie das eben angestellt hatte – die Technologie in Amruo schien jedenfalls weiter entwickelt zu sein als alles, was er bisher gesehen hatte. Es musste Technologie sein, oder? Shaya erinnerte sich an den Spruch des Busfahrers, der etwas von irgendwelchen Superkids gegrummelt hatte. War die beeindruckende Vorstellung gerade eben etwa auf… obskure Kräfte zurückzuführen, mit denen die Frau zu hantieren wusste? Verunsichert rutschte er ein gutes Stück weg von ihr, das hier war ihm unheimlich. An wen war er hier bloß geraten?


    Sie wollte wissen, ob er immer noch glaubte, dass sie nicht wüsste was sie tat. Shaya wusste nicht, was darauf erwidern, mit einem Mädchen mit einem Messer, das Metall wie Butter zerschneidet, sollte man es wohl nicht verscherzen. Einziger Trost war, dass sie ihm anscheinend genauso wenig traute wie er ihr. Immerhin. Während sie ihn genauso angespannt anstarrte wie er sie griff sie nach hinten, und Shaya wollte sich schon bereit machen ihr das Messer aus der Hand zu schlagen, falls sie doch irgendwie auf dumme Gedanken kommen sollte. Im nächsten Augenblick konnte er erleichtert aufatmen, denn sie hatte keinesfalls vor, ihn abzustechen – statt der Klinge hielt sie ihm die Flasche und das mysteriöse Paket entgegen, und der Erleuchtete riss er ihr förmlich aus der Hand. Dass sie noch etwas dazu sagen wollte nahm er nur am Rande war, denn momentan galt seine gesamte Aufmerksamkeit der Wasserflasche, die er gierig und beinahe ohne einmal abzusetzen leerte. Es war herrlich, das vermutlich beste Gefühl seit… seit sehr lange. Sein Hals, der sich tatsächlich angefühlt hatte wie ein Reibeisen, bekam nun endlich die Erlösung, nach der er sich schon so lange sehnte. Natürlich dachte sich Shaya gar nichts von all dem, weder Gedanken noch Worte schafften es, die maßlosen Schluckgeräusche zu übertönen. Als die Flasche dann – sehr zu seiner Enttäuschung – leer war, blickte der Volltättowierte langsam auf und wurde sich erst jetzt bewusst, dass er sich vielleicht hätte bedanken sollen. Immerhin hatte die Unbekannte ihm ein wenig das Leben gerettet, oder jedenfalls seinen Durst gestillt. Trotz ihrer wenig vertrauenserweckenden Erscheinung (aber wer war er schon, dass er über so etwas urteilte) hatte sie sich als einzige hier die Mühe gemacht, ihn wieder halbwegs fit zu machen, vermutlich sollte er sich erkenntlich zeigen. Der Ganove wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und wandte sich an das Mädchen, wobei er sich Mühe gab, ein möglichst freundliches Lächeln aufzusetzen. Keine leichte Aufgabe, wenn man überhaupt keine Übung darin hatte und dazu noch ein Gebiss wie ein Haifisch, aber er versuchte es. "…Danke. Ich… ja, danke." Was sollte er noch groß sagen? Er kannte ihren Namen nicht, vielleicht fing er dort an. "Und du bist?"


    OT: Erfreut euch an der seltsamen Dynamik zwischen diesen zwei Gestalten, denn das ist der hübsche Partnerpost von mir und der guten Sheewa, deren Teil in Kürze folgt.