Saiko betrachtete die anderen Teilnehmer mit wenig Interesse. Die Erläuterung des Butlers schien die Meisten aufzurütteln. Vielleicht brachte es ihnen die Geschehnisse und Gerüchte um diese unangenehm nahe und aus 'das geht mich nichts an' wurde 'ich muss etwas tun'. Natürlich gab es auch ein paar, die einfach nur gelangweilt waren. Der Sinner selbst hatte sich die Situation in Duran schon ein paar Mal berichten lassen, allerdings nur um den gefährlichen Stellen zu entgehen. Er kümmerte sich lieber um Menschen. Mit Medizin oder Gift.
Doch wenn sein Blick durch den Raum fuhr, zog es ihn immer wieder zurück zu der Tür und dem ominösen Gefühl, dass sie auslöste. Was könnte nur so eine unnatürliche Aura an sich haben? Alles an ihm schrie danach den Auslöser in Staub zu verwandeln, auszulöschen, doch mit einiger Beherrschung hielt er sich auf seinem Platz. Ob es den anderen Sinnern auch so ging?
Auch Maximilian betrachtete die Versammelten, allerdings mit einem scharfen Blick. Mit dem er versuchte einzuschätzen, ob sie die nötigen Eigenschaften hätten, diesen Auftrag auszuführen beziehungsweise ob sie auch gewillt wären. Viele schienen zwar misstrauisch, aber dennoch nicht abgeneigt, weiterhin teilzunehmen. Jetzt durfte er sie nicht durch falschen Antworten verjagen, besonders, da sowieso nicht so viele erschienen waren.
Die erste Person, die ihre Fragen stellte, war eine braunhaarige Frau, die zwar äußerlich wenig Unterschiede mit einem Menschen aufwies, aber dennoch eine Ausstrahlung hatte, die diesen Schein lüftete. Für einen Moment überlegte der Butler welcher Rasse sie wohl angehörte, als er ihre spitzen Ohren betrachtete, schob diese Überlegung jedoch beiseite, um sich auf ihre Fragen zu konzentrieren. Sie interessierte sich vor allem für die Ranken und wollte mehr Details um ihren Auftrag. Der Weißhaarige blinzelte ein wenig überrascht und blickte rasch nochmal über die Karte. „Ähm...War es so unklar“, sagte er zwar laut, aber es war klar, dass er es für sich selbst sagte. Einen Augenblick später wandte sich der Angestellte des Fürsten wieder der Braunhaarigen zu und machte sich daran, ihre Fragen zu beantworten. „Meine Dame, ich scheine mich etwas fälschlich ausgedrückt zu haben. Das tut mir Leid. Die Vorfälle in Dara und am Kristay-See habe ich nur erwähnt, um die Lage näher zu erläutern. Dranga liegt in einer ganz anderen Richtung und auch am Weitesten entfernt von hier.“ Mit einer kurzen Handgeste wies zu einem der südlichsten Dörfer von Duran, ein ganzes Stück von Mischara entfernt. „Wenn es sie allerdings für wichtig halten: Tatsächlich ist das Wachstum der Pflanze enorm, aber ihr Vordringen ist überraschenderweise sehr klein im Vergleich. Nur wenn Beute 'in Sicht' ist, preschen sie beinahe wie Tiere vor. So ist auch das Dorf überrannt worden und nur ein paar Überlebende konnten fliehen, bis sie etwa vor zwei Wochen hier ankamen. Leider sind ihre Erzählungen alles was wir haben im Moment, weshalb ich nichts Weiteres über die bewachsenen Gebiete sagen kann. Der Fürst hat bereits ein paar Soldaten losgeschickt, aber wir haben bisher noch nichts von ihnen gehört.“ Der Weißgekleidete räusperte sich ein wenig, um seine Stimme wieder deutlich werden zu lassen. „In Dranga werden sie allerdings wohl wirklich auf sich gestellt sein. Zwar gibt es bis auf die Verschwundenen keine anderen Opfer, aber die Menschen trauen sich kaum heraus am Tag, in der Nacht schon gar nicht und verbarrikadieren sich in ihren Häusern, wenn sie nicht absolut hinaus müssen. Tja, und zu den Wölfen...“ Sein Blick huschte kurz zur Tür und er schluckte, deutlich nervös. „Durch einen Glücksfall konnte ein Exemplar sichergestellt und von einem Sinner vor der Verwesung geschützt werden. Nachdem alle Fragen beantwortet sind, können sie sich gerne selbst ein Bild machen.“
Nachdem ihre Fragen beantwortet waren, stellte der anwesende Lupusari seine, die zu Maximilians Erleichterung wesentlich einfacher zu beantworten waren und durch die er seine Fassung wieder sichern konnte, bevor er erwiderte: „Solange sie die Vorfälle stoppen und den möglichen Schuldigen zur strecke bringen können, seien ihnen alle Mittel gewährt, die sie für nötig erachten. Natürlich wäre es gut, wenn sie nicht selbst das Dorf dem Boden gleich machen und wenn es einen Verursacher gibt, wäre es bestimmt nicht schlecht ihn gefangen zu nehmen, um ihn zu befragen, aber die Sicherheit des Dorfes hat Vorrang.“ Saiko schnaubte leise und öffnete bereits den Mund, um den Grund preis zu geben, den der Fürst aus seiner Sicht hattte, um um das Dorf besorgt zu sein, überlegte es sich jedoch anders und schloss ihn wieder. Je nachdem wäre es wohl wirklich besser, die Gruppe nicht noch kleiner zu machen. „Weil es so wichtig ist und sicher nicht einfach, haben sie natürlich alle Zeit, die sie brauchen, wenn auch es besser wäre, wenn sie die Lage so schnell wie möglich sichern könnten.“
Als Lily ihre erste Frage stellte, warf der Butler ihr einen ärgerlichen Blick zu, da er meinte diese Frage bereits beantwortet zu haben, wurde aber wieder nüchterner, nachdem sie nach dem Verbleib der Soldaten fragte. „Wie bereits erwähnt, ist der Fürst gerade beschäftigt und wird erst in ein paar Tagen zurückkehren. Es war leider etwas kurzfristig und deshalb überließ er es mir, sie einzuweihen“, antwortete der Weißhaarige auf ihre erste Frage, wobei seine Stimme einen ein wenig gezwungen neutralen Ton annahm, als er zur Zweiten überging. „Was die Soldaten angeht. Nun, natürlich verfügt Herr Wells über einige bewaffnete Einheiten und natürlich haben sie die Befehle erhalten auszuhelfen, allerdings gibt es zwei große Probleme. Erstens ist die Nummer der Soldaten zu klein, ohne dass entweder zu kleine Gruppen ausgesandt werden oder dass die Situation an einer Stelle eskaliert, ohne dass jemand dort ist. Zweitens wissen wir nicht, mit was wir es zu tun haben. Die Wölfe sind nur die offensichtlichste Möglichkeit. Trotz der Mutationen, die sie tragen, sind sie immer noch scheu Menschen gegenüber und fliehen eher, anstatt dass sie sie angreifen.“ Maximilian's wurde ernst, während er seinen Blick nach draußen wandte. „Wir hatten bereits ein paar Soldaten ins Dorf geschickt, doch ich fürchte sie haben die Zahl der Verschwundenen nur erhöht.“ Nach einem kurzen Moment, um seine Züge wieder zu glätten, wandte sich der Butler wieder der Gruppe zu und erwartete weitere Fragen.
In dem nächsten Set von Fragen einer jungen Serkane ging es um die Entfernung zum Dorf und um Möglichkeiten der Kommunikation mit dem Grafen. Anstatt auf diese Fragen jedoch selbst zu antworten, warf der Weißhaarige Saiko einen auffordernden Blick zu, da dies sein Gebiet war. Einen Augenblick erwiderte dieser ihn bloß gelangweilt, bevor er unzeremoniell eine etwa tennisball-große Kugel hervorholte und auf den Tisch fallen ließ. „Zusammen mit dem Gegenstück, welches der Fürst in der Regel bei sich trägt, sollte die Kommunikation kein Problem sein“, erklärte der Sinner und zuckte mit den Schultern. „Die Reichweite ist nicht die größte, aber bis Dranga sollte es noch reichen, wenn der Fürst hierher zurückgekehrt ist und die Verbindung ist sehr stabil.“ Er schloss kurz die Augen, während er den Weg nach Dranga kalkulierte. „Für den Weg sollten wir wohl ne gute Woche brauchen. Das heißt, ohne fahrbaren Untersatz...“ Doch der Butler schüttelte den Kopf. „Es tut mir Leid. Sie sind alle unterwegs.“