Gerade wenn ich mir das Netz in den letzten Jahren so angucke, ist es echt schlimm geworden was das Thema Meinungsfreiheit angeht und ich rede hier nicht davon, dass Neonazis Ihre Parolen in die Welt heraus gröhlen dürfen oder der gleichen, ich rede von normalen Meinungen, die nicht immer richtig sind, aber auch nicht so dramatisch, dass man Leute dafür mundtot machen sollte.
Mit "Meinungsfreiheit" hat das übrigens recht wenig zu tun, die schützt nämlich Einzelpersonen nicht vor (negativen) Reaktionen auf ihre Meinungsäusserungen.
Sicherlich ist Meinungsfreiheit nicht wirklich das richtige Wort, allerdings gibt es in bestimmten Bereichen in diesem Forum ein kleines Problem: Das Diskussionsklima ist stellenweise so vergiftet, dass es an manchen Tagen mehr Anfeindungen zu geben scheint als Argumente. Regelmäßig werden User, die meist auf einer bestimmten Seite stehen als böse Egoisten bezeichnet oder mit der Doppelmoralkeule diffamiert, ohne das wirklich ein Argument oder eine Form der Kritik kommt, die anhand von Maßstäben erklärbar ist. User werden als bösartige Egoisten beschimpft, weil sie beim Corona-Ausbruch und den folgenden Einschränkungen nicht erst Mitleid für die Flüchtlinge verkünden, sondern sich ehrlicherweise auf sich und ihr Problem beziehen. Mittlerweile hat das Maß der Toxizität sogar so ein Level erreicht, dass schon generell den Fußballfans Doppelmoral übergeknüppelt wird und sowas hat, wenn man es nicht irgendwie auf eine vernünftige Weise begründen kann, nichts mehr mit Meinungsfreiheit, sondern schlicht mit Beleidigungen zu tun. Das Problem an dem Klima ist zweierlei Maßen nicht gut:
Zum ersten wird durch das Klima nie eine Annäherung der Seiten erfolgen können, weshalb bei vielen Themen kein Konsens gefunden wird. Hierdurch wird an viele offene Fragen kein Haken drangesetzt, wodurch kein Abschluss entsteht. Die Folge ist, dass eine Woche später dasselbe oder im Kern dasselbe Problem auftaucht, wobei die selben Argumente durchgekaut werden und auch die selben Vorwürfe kommen. Der einzige Unterschied ist zwischen den Diskussionen dann, dass das Niveau immer mehr sinkt und man am Ende sich mehr Vorwürfe macht, als alles andere.
Zum Zweiten sorgt diese Stimmung dafür, dass andere User verunsichert werden und Angst bekommen, dass sie, sobald sie auch nur ein kleines bissel etwas falsches sagen, ebenfalls in die Ecke der bösen Egoisten und Doppelmoralisten geparkt werden. Unterstützt wird dies durch eine Kultur des Bedankens anderer User, die dadurch passiv an der Diskussion teilnehmen und das fehlverhalten befeuern. Hierbei scheint allerdings oftmals weniger die Qualität des Beitrages oder der Argumente im Vordergrund zu stehen, sondern nur die Haltung und die Tatsache, dass man dem anderen gerade aufs Fressbrett gegeben hat. Ich will hier keinen vorschreiben, für was er sich zu bedanken hat, allerdings ist eine Danksagung nach Außen hin nunmal ein Statement und vermittelt eine gewisse Gruppendynamik.
Hier kann man sich schonmal fragen: Warum tun sich das so häufig viele User eigentlich an? Warum diskutiert man überhaupt, wenn es weniger um das Thema an sich, sondern um das Austragen persönlicher Differenzen geht?
An dieser Stelle wüsste ich gerne, wo ich mich gegen Einschränkungen bei bspw Hochzeiten ausgesprochen habe und woher deine Schlussfolgerung kommt, ich würde im Glashaus sitzen.
Das habe ich auch an sich gar nicht gesagt. Ich kritisiere nämlich nicht deine Aussagen zum Thema Hochzeiten. Es geht vielmehr um das generelle Diskussionsklima hier in der Diskussion, was oftmals von Feindseligkeit und weniger dem Willen ein Thema zu erörtern geprägt ist. Dass ich dir speziell hier am Ende die Spitze mit dem Glashaus gab, liegt daran, dass du in meinen Augen mit einem ganz bestimmten Satz, einfach die Grenze des Erlaubten extrem überschritten hast (dazu komme ich später).
Von vornherein muss ich zugeben, dass ich mich mit meiner Aussage leider etwas unpräzise ausgedrückt habe, einen Fehler, den ich auch auf meine Kappe nehme: Korrekterweise hätte meine Aussage folgendermaßen lauten müssen: [...]Problematisch wird es dann, wenn man sich darüber empört, wenn andere Menschen die Öffnung von Stadien fordern, die allerdings ein wohl eher überschaubares Risiko darstellen, nur um sich dann gleichzeitig darüber zu empören, dass auf der anderen Seite Einschränkungen für Dinge gefordert werden, die ein tatsächliches hohes Risiko darstellen, ohne dabei die eigne Argumentation zu beachten:[...] Ist ein wichtiger Nebensatz, der mir im Kopf herumgeistere, aber es nicht ins Dokument schaffte. Dass du mich missverstanden hast ist bitte nicht als Vorwurf zu verstehen: Ich habe mich schlichtweg zu unpräzise ausgedrückt, sorry also dafür, wenn dich das Missverständnis irgendwie verärgert haben sollte.
Um das Problem zu erklären nehme mir ich mir mal folgenden Satzteil von Dir heraus:
Du hast meinen Beitrag gelesen und dennoch ignorierst du jetzt, dass ich gesagt habe, dass solche Unternehmen sich staatliche Hilfe holen können, während Privatpersonen auf ihren Kosten sitzen bleiben und schreibst dann so etwas...
Ich interpretiere anhand deiner Aussage, dass du es nicht gut findest, dass Edex irgendwie deine Aussage ignoriert. Im ersten Teil schreibst du, dass er deine Argumente gelesen hat (blauer Text), wiederholst kurz dein Argument (roter Text) und äußerst auch deinen Unmut darüber (grüner), bzw. kann man den Unmut anhand der Wortwahl, anhand des Diskussionsverlaufs, des Umgangs und der Tatsache, dass Edex nicht von seinem Standpunkt her wegbewegt , herauslesen. Du hast das Gefühl, er würde deine Argumente ignorieren. Dass dies dir unter normalen Umständen nicht sonderlich gefällt, kann ich im ersten Moment auch nachvollziehen. Dieses Nachvollziehen, gestehe ich übrigens jeden hier im Forum auch zu. Wir alle wollen irgendwie von unserem Gegenüber beachtet werden.
Allerdings nur im Ersten Moment, bzw. kommen wir nun zu dem Punkt, warum das Thema nun hier landet: Beobachtet man die Diskussion einfach mal von außen, so merkt man, dass mit dem Diskussionsklima hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Jemand hat das Klima einmal als emotional umschrieben, was in meinen Augen sehr blumig klingt. Ich persönlich würde es als stellenweise toxisch bezeichnen. Es wird schnell aggressiv, vor allem dann, wenn bestimmte User nicht von ihrem Standpunkt abweichen und sich nicht anpassen wollen. Ich spüre einen enormen Frust bei den Teilnehmern, vor allem wenn sich das Gegenüber meist nicht auf einen zubewegt. Hierbei kommt mir aber immer mehr das Gefühl, dass es den Teilnehmern gar nicht mehr um das eigentliche Thema geht, sondern primär darum, der anderen Seite seinen Stempel aufzudrücken, mitunter auch mit Anfeindungen, indem man die Personen als egoistisch oder doppelmoralisch betitelt. Allerdings werden diese Vorwürfe nicht begründet, sondern eher durch bewusstes Reininterpretieren konstruiert. Dadurch entsteht nie eine Annäherung und ein Konsens wird nicht erreicht. Da dieser nicht erreicht wird, wiederholen sich Woche für Woche meist die selben Kernthemen, nur mit dem Unterschied, dass der Tonfall immer rauer wird. Hier stellt sich mir oftmals eine Frage: Warum diskutiert ihr eigentlich?
Da ich nicht nur eine provokante Frage stellen, sondern auch etwas Selbstoffenbarung preisgeben will, kommt hier mein subtiler Grund, warum ich nach über 11 Jahren Bisaboard mit duzenden Diskussionen mich immer noch ab und zu hinsetze und stundenlang an Beiträgen feile: Mir macht es einfach Spaß. Ich mag es einfach mich mit anderen Menschen auszutauschen und etwas über deren Denkweisen zu erfahren. Dadurch lerne ich mit jeder Diskussion, wie divers die Welt ist und wie unterschiedlich die einzelnen Personen ticken. Durch das Diskutieren und eben auch die unterschiedlichen Ansichten hinterfrage ich mein Wissen, bzw. habe die Motivation dazu, mich mit den Themen zu beschäftigen. Da finde ich im Nachgang sogar die regelmäßigen Vereinfachungen von Edex in dem Zusammenhang zumindest etwas hilfreich, weil ich mich dadurch auch mal mit Dingen beschäftige, die ich vorher nicht bewusst auf dem Schirm hatte, wodurch ich mir neues Wissen durch meine Recherchen aneigne.
Das ich das so gut finde, liegt eben auch an meiner Persönlichkeit: Ich bin ein Mensch, der eben nur über Dinge schreibt, wenn er das Gefühl hat, die Thematik zu verstehen und Argumente für seine Meinung zu haben. Ich bin ein Mensch, der wissenschaftliche Tatsachen oftmals über das eigene Empfinden stellt, sehr wissbegierig ist und daher versucht immer viel Wissen in die Beiträge einfließen zu lassen und neues lernen will. Dadurch dauert es allerdings immer ewig, bis ich meine Worte runtergeschrieben habe, weil mir immer noch etwas einfällt, was ich noch nachprüfen und recherchieren will. Gleichzeitig bin ich ein Klugscheißer, der eben das Verlangen hat, seine Informationen rauszuhauen, wenn ich denn denke, dass ich richtig liege. An sich finde ich unterschiedliche Meinungen sehr interessant und eben auch die Menschen dahinter. Man kann anhand des Diskussionsverhaltens und den Meinungen viel über einen Menschen erfahren. Je mehr ich über unterschiedliche Menschen erfahre, umso leichter fällt es mir, mich auf andere Menschen einzustellen. Das wiederum halte ich wichtig für privaten und beruflichen Erfolg.
Was mir beim diskutieren wichtig ist, ist dabei der Konsens am Ende. Dabei meine ich übrigens nicht, dass andere meine Meinung annehmen sollen, das wäre in meinen Augen nämlich ziemlich arrogant und respektlos. Der grundlegendste Konsens ist, dass man erkennt, dass Menschen durchaus unterschiedliche Ansichten haben und diese mitunter begründen können. Da kann man halt einfach nur sagen "Leben und Leben lassen". Überzeugen versuche ich im Internet nur noch selten, einfach weil es verdammt schwierig ist. Man darf ja nicht vergessen: Eine Meinung ist immer was individuelles und damit subjektiv. Die Ursache der Meinung ist mitunter komplex, da fallen Dinge wie Persönlichkeitsstruktur, individuelle Lebenssituation, Erkrankungen, kognitive Eigenschaften, Bildung, emotionale Belastungen, Genetik, Erziehung, Umfeld, sozialer Status etc. pp. mit rein, die Liste ist also extrem lang. Demnach überzeugen einen Menschen evtl. auch andere Argumente stärker als sie mich überzeugen. Will ich einen Menschen demnach überzeugen, so muss ich Argumente finden, die IHN überzeugen und nicht mich. Meistens macht man es aber eher umgekehrt und versucht es mit Argumenten, die einen selber überzeugen und nicht den anderen. Demnach ist es in meinen Augen völlig überzogen mit der Einstellung reinzugehen: "Ich habe die besseren Argumente, also habe ich gewonnen und der andere muss sich mir anpassen". Der Köder muss eben immer dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.
Wenn ich im Internet jemanden bspw. ein fachliches Thema erklären will, so muss ich zunächst erstmal erkennen, wo der überhaupt vom Bildungsniveau steht und da anknüpfen. Tu ich das nicht, dann kann das Gegenüber sich mir auch nicht annähern, nicht weil er es nicht will, sondern weil er mich einfach nicht versteht. Wenn ich dann die Geduld verliere, so sehe ich am Ende auch immer die Schuld bei mir selber, einfach weil ich die Hintergründe der Person nicht gut eingeschätzt habe.
Sollte man Menschen jetzt nicht mehr versuchen zu überzeugen oder falsche Behauptungen nicht korrigieren? Natürlich nicht. Falsche Behauptungen sollte man natürlich versuchen zu korrigieren, einfach auch, weil andere User hier mitlesen und das durchaus ihre eigene Meinung prägt. Man muss beim Überzeugen des Gegenübers nur bedenken, was ich oben geschrieben habe. Das ist zum einen besser für das Gegenüber, aber auch für einen selben: Wenn man viel Zeit investiert, um jemanden etwas zu erklären, aber kein Denkprozess bei demjenigen startet (zumal wir auch erwarten, dass dieser sofort einsetzt), dann ist man logischerweise frustriert. Es kommt einen wie Zeitverschwendung vor. Aus diesem Grund korrigiere ich meist auch meistens eher die Aussagen des anderen und versuche Hinweise zu geben, wenn ich denn welche habe. Ob nun das Gegenüber mit diesen Ansichten d'accord gehen will, darf er selber entscheiden. Er darf demnach selber entscheiden, ob er bei seiner Meinung bleibt, mir zustimmt, drüber nachdenkt oder darauf eingeht. Viele sind hier 20 Jahre oder älter und demnach alt genug zum Arbeiten, Heiraten und Kinder kriegen, das dürfen also alle selber entscheiden, ob sie jetzt meinen Argumenten zustimmen oder nicht. Ein Austausch wäre mir zwar am Ende natürlich lieber, aber "Wer nicht will, der hat schon." Manche User verstehen einen einfach nicht, einfach weil das Allgemeinwissen fehlt, manche User wiederum wollen einfach nur trollen und andere leben in ihrer eigenen Blase.
Arrior, auch wenn ich dir durch das Glashaus doppelmoralalisches Verhalten vorgeworfen habe: Du bist für mich kein verlogener, doppelmoralischer Mensch. Wir sind alle Menschen, die von Emotionen gesteuert werden und dadurch nunmal je nach Situation auch mal unangemessen reagieren. Wichtig ist dabei, dass man sein eigenes Verhalten immer erkennt, hinterfragt und irgendwann auch nachjustiert, wenn man andere verletzt. Ich beobachte leider sehr oft, dass du bei Diskussionen über für dich wichtige Themen bei Gegenwind schnell die Geduld verlierst und leider sehr aggressiv wirst. In diese Aggressionen steigerst du dich immer mehr hinein, wodurch dein Verhalten immer aggressiver und feindseliger wird. Man kann stellenweise sogar verschiedene, klar abgegrenzte Stufen der Aggression ausmachen. Die Aggressionen richten sich dabei zuerst gegen die Argument selber, dann gegen die Sache, dann gegen die Person und dann sogar gegen ganze Personengruppen. Mal so als Beispiel unten aufgedröselt:
Stufe 1 bezeichne ich mal das "hitzige, ich bezogene Diskutieren". Soll heißen, dass man hier zu Beginn noch versucht Themenbezogen zu diskutieren und Argumente zu finden. Man merkt hier allerdings schon, dass beide Fronten verhärtet sind und keine Seite sich auf die andere wirklich zu bewegen will. Jede Seite glaubt, dass sie gute Gründe hat, um bei ihrem Standpunkt zu bleiben. Da eine gewisse Antipathie vorliegt, ist der Ton etwas rauer. Das ganze ist so erstmal auch nicht weiter dramatisch. Emotionen zeichnen uns Menschen aus und machen uns zu dem, was wir sind. Dass es demnach mal etwas hitziger zugeht und man sich anzickt ist erstmal normal. Wichtig ist, dass man erkennt und auch anerkennt, dass man unterschiedliche Meinungen hat und ein annähern eben hier nicht möglich ist: Leben und Leben lassen eben. Ein Beispiel für den Ausgang hatte ich selbst vor kurzen mit Edex im Lohntopic, wo wir auch nicht auf einen grünen Zweig kamen, weil wir einfach unterschiedlichen Vorstellungen von Gerechtigkeit hatten, die eben völlig gegensätzlich sind. Diskussion beendet, jeder ging seines Weges, war um eine Erkenntnis reicher und wir hatten die Diskussion nie wieder. Problematisch wird es dann, wenn man in die Stufe 2 überwechselt.
Stufe 2 bezeichne ich mal als "Anfangende Diskreditierungs-Phase". Hier hat man gemerkt, dass man mit normalen Argumenten nicht weiterkommt und fängt an persönlich zu werden. Statt die eigenen Argumente in den Fokus zu rücken, wird nun versucht das Gegenüber als Diskutant oder die Sache an sich herunterzustufen. Dabei richtet sich die Aggression gegen die Sache an sich. Man diskutiert in dem Sinne gar nicht mehr in dem man versucht Pro und Contra zu finden, sondern verfolgt nur noch das Ziel der Herabstufung, bspw. indem Argumente nicht mehr durch Gegenargumente entkräftet werden, sondern durch deplatzierte Vergleiche, die die Sache und den User dahinter herabstufen wollen. Ich pflücke mir hierzu mal zwei Beiträge vom Baum:
Aber ja. Fußball ist Volkssport Nr.1, Alkohol ist Volksdroge Nr.1 und Autos sind das wichtigste für den Deutschen. Wenn du Deutschen das Auto wegnehmen willst, ist das so, als würdest du Amis die Waffen wegnehmen würdest wollen.
Hach, ich liebe es, wenn Leute solche Dinge entgegen jeder Vernunft lieben und verteidigen...
Hier fängt eine Herabstufung schon dahingehend an, dass die Aussage, dass Fußball der Volksport Nr. 1 sei, die so erstmal stimmt, mit Dingen wie Alkohol und Autos verglichen wird. Ein Sport, der also viele positive Eigenschaften hat, wird mit etwas gleichgesetzt, was an vielen Punkten negativ behaftet ist. Fußball wird quasi mit Dingen verglichen, die entweder in hohen Mengen den eigenen Körper oder die Umwelt zerstören. Gleichzeitig wird das Verteidigen der Aussage, Fußball ist Volksport und damit wichtig, als unvernünftig bezeichnet, obwohl gar nicht erklärt wird, warum das nun ach so unvernünftig ist. Edex sagte damals mit dieser Aussage, dass der Fußball den Deutschen wichtig ist und damit schützenswert ist. Diese Aussage stimmt auch: In Deutschland gibt es insgesamt über 25000 Fußballvereine mit über 6,5 Mio Mitgliedern, die sich aktiv engagieren. Gleichzeitig spielen 3,15 Mio Menschen häufig Fußball und über 10 Mio in Deutschland spielen Fußball hin und wieder. Allein die knapp 14 Mio Fußballspieler machen somit einen Anteil von ca. 16,8 % aus. Kinder zählen in die Statistik nicht mit rein. Auch darf man nicht vergessen, dass der Sport auch viele Menschen bewegt, die aufgrund ihrer körperlichen Verfassung nicht mehr selber spielen können, die aber trotzdem interessiert dabei sind. Fußball bewegt schlichtweg einen signifikanten Anteil der Bevölkerung, das ist eine Tatsache.
Da wüsste ich jetzt gerne, ob du auch selbst Fußball spielst oder nur einer von Millionen Konsumenten bist, ohne selbst Fußball zu spielen und es dennoch als Volkssport bezeichnest
Hier versucht man, das Fandasein vom Diskutanten auf das Level des Menschen runterdrücken, der einfach nur konsumiert, dem also nicht selber etwas an der Sache liegt. Auch das ist eigentlich kein Argument, bzw. geht es in die Richtung der unterschwelligen Totschlag Argumente.
Es wird völlig verkannt, dass man nicht zwangsläufig selber Fußball spielen muss, um sich für den Sport begeistern zu können. Manche können aus gesundheitlichen Gründen, wie mein Vater, nicht mehr spielen. Der engagiert sich allerdings in seiner Freizeit als Vereinspräsident im Verein. Ich helfe in der Heimat regelmäßig bei organisatorischen Dingen mit, spiele aber selber keinen Fußball, einfach weil bei mir nach 30 Minuten die Knie streiken. Ebenso sind Fangruppen nicht einfach nur bloße Konsumenten, da besonders die Ultragruppierungen durch Gesänge und Choreographien auch viel zur Stimmung beitragen. Diese Stimmung macht gerade auch das Erlebnis Stadionbesuch aus.
Sätze wie die eben zitierten sind an sich keine Argumente mehr, sondern nur noch ein Versuch, das Gegenüber selber abzuschwächen und sich selber dabei zu stärken. Man will den Menschen bewusst dazu provozieren, irgendetwas falsches zu sagen. Hier ist der Respekt dem Gegenüber langsam verloren gegangen. Es geht gar nicht mehr um das Thema und den Austausch, sondern um: "Ich selber will recht haben, komme was wolle".
Als nächstes kommen wir dann zur Stufe 3. Stufe 3 bezeichne ich mal als die "bewusste Diskreditierungsphase". In dieser Phase ist der Frust über die nicht Befriedigung des eigenen Egos so groß geworden, dann man sämtliche Hemmungen fallen lässt und man offen zum Angriff übergeht. Ziel ist es hier nicht mehr das Gegenüber zu schwächen, sondern über es zu dominieren. Dabei wird auf die Gefühle des anderen keine Rücksicht mehr genommen. Das ist die Phase der Egoismus- und Doppelmoralvorwürfe. Es wird stark persönlich. An einer Diskussion hat man spätestens hier kein Interesse mehr. Die Beschimpfungen als Doppelmoralisch oder Egoistisch werden als "Kritik" bewertet, ohne dabei Kritik zu sein. Kritik setzt nämlich Maßstäbe voraus. Wenn ich demnach jemanden wegen doppelmoralischen Verhalten kritisiere, dann muss auch genau festlegen, was denn der Maßstab für korrektes Verhalten in den eigenen Augen ist und den ganzen Spaß erklären. Was hier auch auffällt: Aufgrund des Frustes geht einiges an Selbstwahrnehmung verloren.
Aber was hat das mit meinem aktuellen Beitrag zu tun???
Ich habe Gucky für seine Doppelmoral kritisiert, weil er meinte, dass Fußballspiele unbedingt mit Publikum stattfinden muss, weil da ja "eine Menge Geld bzw. Arbeitsplätze daran hängen". Gleichzeitig meinte er aber, dass die Hotels mit weniger Gästen klarkommen müssen/sollen.
Wie ich im anderen Topic anführte ist das mit den Hotels kein doppelmoralisches Verhalten, sondern eine Tatsache. Gleichzeitig lassen deine Aussagen eben den für die Kritik notwendigen Maßstab missen. Einen Hinweis, wie er sich hätte stattdessen verhalten sollen, führst du nicht an. Diese Form der Kommunikation ist allerdings alles andere als respektvoll. Wenn man Doppelmoral schon anführt, dann MUSS man das eben nachvollziehbar begründen.
Natürlich kann man auch noch eine Schippe drauflegen: Hier kommen wir zur Stufe 4, der verallgemeinernden Diskreditierung
Hierfür füge ich mal ein Zitat an:
Womit wir wieder beim Punkt deiner Doppelmoral (und der der anderen Fußballfans) sind, welche wir schon vor ein paar Wochen hatten:
Hotels sollen gefälligst mit den geringeren Besucherzahlen zurechtkommen, aber Fußballspiele sollen unterstützt werden und mit vielen Zuschauern stattfinden (das unterstützen mag bei kleineren Vereinen berechtigt sein, aber deswegen sollten, gerade bei 5000 Neuinfektionen/Tag keine Fußballspiele mit Zuschauern stattfinde
Stufe 4 ist dann der Punkt, wo man zum Rundumschlag ausholt. In den letzten Tagen haben sich User in die Diskussion eingeschaltet, welche ebenfalls für die Öffnung von Stadien (unter Auflagen versteht sich) plädieren. Hierfür werden dann durchaus rationale Argumente angeführt, die das Thema wieder auf eine sachliche Ebene heben könnten und gleichzeitig mit den Doppelmoralvorwürfen aufhören können. Das waren Punkte gewesen, die Sachlich die einzelnen Risikofaktoren und Maßnahmen verglichen. Statt nun allerdings auf diese Beiträge einzugehen, kommt eine Aussage wie oben beschrieben:
Kurzum du Sprichst von Gucky, seiner Doppelmoral und die der anderen Fußballfans. Die anderen Fußballfans spezifizierst du zwar nicht genauer, da es aber Plural ist, kann man nunmal schlichtweg annehmen, dass damit nicht nur Edex gemeint gewesen sein soll. Ich kann mich als Person demnach beleidigt fühlen, da ich als eine der Wenigen auf der Pro Stadionöffnungs-Seite war. Allerdings fehlt es hier auch an Erklärungen bzgl. möglichen doppelmoralischen Verhaltens, wodurch man die Aussage so nehmen muss, wie sie halt dasteht: Fußballfans sind anscheinend doppelmoralisch. Nicht weil sie doppelmoralisch sind, sondern weil sie Fußballfans sind oder nicht auf deiner Seite stehen. Die Gefühle deiner Mituser hier im Forum werden also mit Füßen getreten, und noch viel weniger Respekt deinen Mitdiskutanten gegenüber geht halt wirklich nicht mehr. Vor allem weil sich die Aggression auch gegen Menschen richtet, die dir nichts getan haben. Wo man bei Punkt 3 noch evtl. Begründungen, wie emotionale Momente anführen könnte, ist ab Stufe 4 wirklich eine Grenze des Zumutbaren überschritten worden. Aus diesem Grund habe ich dir am Ende auch den Satz mit dem Glashaus eingeschenkt.
Wenn wir nun den Bogen von deinem Verhalten in Stufe 3 und Stufe 4 zu dem Zitat mit den bunten Farben spannen: Du forderst Respekt und Rücksichtnahme auf deine Argumente, bringst aber deinen Mitmenschen nicht den grundlegendsten Respekt entgegen, den jedes fühlende Wesen verdient. Dies ist messen mit zweierlei Maß, weil du dir selber mehr Rechte einräumst, als du anderen Menschen zugestehst. Wer A sagt, muss auch B sagen. Wer Respekt und Interesse fordert, muss respektvoll und interessiert sein.
Das Problem an den vier Stufen, die ich aufgezählt habe: Mit jedem voranschreiten in die nächste Stufe geht das Gegenüber mindestens einen Schritt zurück. Eine Annäherung beider Seiten wird somit unmöglich gemacht. Dies ist auch nicht verwunderlich: Wir Menschen reagieren nicht respektvoll auf jemanden, der uns gerade grundlos beleidigt hat, bzw. gehört hier einfach extrem viel Selbstbeherrschung hinzu.
Ich weiß nicht, warum du diskutierst, ob das nun Spaß, Erkenntnisgewinn, Austausch oder auch der Versuch ist andere zu überzeugen. Aber frage dich mal innerlich, und da darf sich jeder angesprochen fühlen, der jemanden gerne mal Egoismus oder Doppelmoral unreflektiert überknüppelt, ob du damit deine Ziele erreichst? Macht es Spaß jede Woche über die gleichen Themen mit immer aggressiveren Ton zu reden? Würdet ihr euch von jemanden geachtet fühlen und die Argumente beachten, wenn er euch selber nicht achtet? Würdet ihr euch von jemanden überzeugen lassen, der euch als egoistisch oder doppelmoralisch bezeichnet, ohne wirklich nennenswerten Grund zu nennen? Würdet ihr euch von jemanden überzeugen lassen, der euch aggressiv und mit Anfeindungen gegenübersteht?
Sicherlich manche Menschen wollen einen einfach nur provozieren. Die Beste Reaktion auf jemanden, der provozieren will, ist allerdings: sich nicht provozieren zu lassen. Immerhin haben wir im Internet den Luxus, über alles was wir lesen, auch nachdenken zu können. Genauso können wir uns entscheiden, ob, wann und wie wir etwas posten.