Ich schleiche mich mal ungeachtet der letzten Beiträge wieder hier ein.
Ich würde letzteres sogar stark bezweifeln. Immerhin hieße das, dass es Flüchtlingen wichtig genug wäre die Wände deutscher Gebäude zu beschmieren um wahlweise ihr knappes Geld für Spraydosen rauszuschmeißen oder diese übers Mittelmeer zu schleppen. Daran habe ich dann doch erhebliche Zweifel.
Jep, das denke ich mir auch. Was den Müll betrifft, so wäre außerdem zu klären, ob das daran liegt, dass jetzt Flüchtlinge in der Nähe sind oder einfach daran, dass einfach mehr Menschen in der Nähe sind. Letzteres kann ja auch sein.
Jedenfalls, für alle, die es interessiert und meinen letzten Beitrag gelesen haben: Ich bin gerade von der "Anhörung" (so nannte es meine Mutter, es war eigentlich mehr eine Informationsveranstaltung) zurück. Der allgemeine Tenor der Anwesenden war, dass eine Traglufthalle in der Umgebung (für 600 Flüchtlinge mit Raum nach oben) an sich kein Problem ist. Es sollten eigentlich an dem Abend keine Statements zugelassen, sondern nur Fragen beantwortet werden. Ich persönlich habe keine Frage gestellt, einerseits, weil die Fragen, die ich hatte, immer von anderen vor mir gestellt wurden, andererseits, weil ich eigentlich mehr darauf achten wollte, wie die Leute dem Projekt gegenüber stehen. Es gab aber natürlich trotzdem einige Wortmeldungen, die keine Fragen, sondern Statements waren.
Nun gab es unter den diversen Äußerungen aber verschiedene Einstellungen, die durchschimmerten. Es gab die durchaus optimistischen und hilfsbereiten Stimmen (auch von Seiten der Kirche), es gab einige neutrale Fragen zur Ausführung des Projektes selber und es gab natürlich auch Kritik.
Diese Kritik wiederum teilte sich ein in Kritik an der Ausführung des Projektes (wobei man dem Projekt selbst aber nicht ablehnend gegenüber stand; zum Beispiel wurde bemängelt, dass die Traglufthalle eigentlich nicht für längere Aufnahme von Menschen geeignet sei) und in Kritik am Projekt selbst. Letztere wurde zwar nicht oft vorgebracht, erhielt aber oft auch zustimmendes Gemurmel.
Unter diesen Kritikpunkten war unter anderem die Lärmbelästigung durch die Halle selbst. Diese wurde von den Verantwortlichen als im gesetzlichen Rahmen angegeben und es wurden auch die erwarteten Werte genannt. Einer hörte witzigerweise nicht zu und forderte diesbezüglich Fakten, die ihm vor einer Minute gesagt wurden. Überhaupt äußerte sich dieser Mann öfters recht laut. Zum Beispiel auch bei der Lichtbelästigung. Scheinbar ging bei ihm die Angst umher, dass die Halle in der Nacht wie eine Lampe leuchten würde. Mit anderen Worten: Entweder schlafen die Flüchtlinge nicht oder lassen beim Schlafen das Licht an. Das Argument, dass dies allein vom logischen Standpunkt nicht der Fall ist, wollte der Mann nicht hören.
Es gab noch einige andere Sachen. Einer meinte, 600 Flüchtlinge seien nicht tolerabel, man solle die Zahl senken. Einer meinte sarkastisch, er freue sich auf den Lärm (der wie gesagt im gesetzlichen Rahmen liegen sollte). Etwas, wobei ich seinen Ärger zumindest noch auf einer gewissen Ebene nachvollziehen konnte, war, dass jetzt der Wert seiner Immobilie sinkt, wenn er sie verkauft. Allerdings hat er nicht gesagt, ob er überhaupt vorhatte, zu verkaufen und wenn er das jetzt tut, nur weil in der Nähe diese Traglufthalle hinkommt, die wie gesagt keine nennenswerten Belästigungen mit sich bringt, dann finde ich das bedenklich.
Einmal wurde ich ein wenig sauer, und das war, als die Frage, die ich eigentlich stellen wollte, von einer Frau gestellt wurde, nämlich ob die Flüchtlinge in der Halle sicher seien. Sauer war ich natürlich nicht, weil mir die Frage weggeschnappt wurde, sondern weil ich ganz aus der Nähe sofort ein unmotiviertes Murren vernahm, was sich anhörte wie "Und die Anwohner? Keiner denkt mal wieder an die Anwohner!"
Ich persönlich fand die Veranstaltung durchaus informativ. Es gab ein wirkliches Konzept, über das man informiert wurde. Jedoch habe ich auch Kritikpunkte. Einerseits hatten die Verantwortlichen ein paar Informationslücken, was die Umgebung angeht. Zum Beispiel wurde bei der Planung von einer im 10-Minuten-Takt fahrenden Buslinie ausgegangen, die an der Halle vorbeifährt. Jedoch wurden die Verantwortlichen (recht laut) von den Anwohnern darauf hingewiesen, dass es ein 20-Minuten-Takt ist (wobei jedoch direkt gesagt wurde, dass man sich darum kümmern würde). Solche Sachen halt, die zwar dem Projekt nicht unbedingt einen Abbruch tun, aber nun einmal den Kritikern unnötig Futter liefern nach dem Motto "Die haben doch keine Ahnung, wie hier überhaupt die Situation ist!"
Ein nächster Punkt ist, wie so oft, das liebe Geld. Der finanzielle Rahmen wurde nicht offen gelegt. Hier gab es dann einige durchaus misslaunige Rufe. Nun ist es so, dass es, wie gesagt, keine Statements und Diskussionen geben sollte und das wird wohl der Grund sein, warum man das Thema eher unter den Tisch hat fallen lassen. Schließlich wären ja gleich Aussagen wie "Steckt es in unsere Leute!" gekommen und dabei hätten die Kritiker sicher großzügig übersehen, dass man einen wesentlichen Teil des Geldes gar nicht erhalten hätte, wenn es nicht für das Projekt gewesen wäre. Nun kann ich zwar den Sinn verstehen, warum die finanzielle Dimension nicht thematisiert wurde, aber auch das kann den Kritikern Vorschub leisten.
Ehrlich gesagt ist mir der finanzielle Rahmen aber egal. Es sind Menschen, denen geholfen werden muss und da sollte man meiner Ansicht nach nicht in erster Linie nach dem Geld fragen.
Nun zum eigentlich Interessantem, nämlich der Frage, wie die Menschen zum Projekt und Flüchtlingen generell standen: Wie bereits erwähnt, gab es vereinzelte Stimmen dagegen, Stimmen dafür hörte man viel häufiger. Aber es war offenkundig, dass das Projekt hinterfragende Stimmen sehr viel zustimmendes Gemurmel erhielten und darunter waren nun einmal auch Sorgen, die meiner Ansicht nach von den Verantwortlichen recht gut zerstreut wurden. Ich würde daher sagen, dass doch eine gewisse Abneigung gegen Flüchtlinge vorhanden sein könnte, die jedoch nicht zur Schau getragen wird, was verschiedene Gründe haben mag. Zum einen muss man sagen, die bereits angesprochene Buslinie wird nun einmal durch Flüchtlinge hin und wieder überfüllt werden (fährt unter anderem zu einem Supermarkt) und es gibt vielleicht auch noch andere logistische Unannehmlichkeiten, da will ich nichts schön reden. Aber der Punkt ist: Das sind eben genau das - Unannehmlichkeiten. Und nicht wirkliche Gründe, warum da kein Heim für Flüchtlinge hinkommen sollte. Somit dürften einige es schon ein wenig unbequem finden, dass das Heim da hinkommt, aber eben einsehen, dass man das eben in Kauf nehmen und tolerieren muss. Schließlich geht es um Menschen, die ihre Heimat verloren haben und zum Teil verzweifelt und traumatisiert sind.
Ich würde nicht sagen, dass auch nur einer von den Menschen, auch nicht von den lautstärkeren Kritikern, ein Nazi wäre. Natürlich kann mich mein Eindruck täuschen. Was ich aber glaube, ist, dass tatsächlich wirklich aus verschiedenen Gründen besorgte Bürger da waren, von denen einige nur genau wissen wollten, was Sache ist, andere Sorgen hatten, die meiner Meinung nach aber zerstreut werden konnten und dann aber leider auch die, welche die Argumente der Verantwortlichen scheinbar nicht hören wollten und hartnäckig an ihren Sorgen festhielten - und am Ende raus gingen mit einer "Alles scheiße"-Haltung. Insbesondere letztere könnten den Nazis in die Hände fallen und das finde ich nun einmal auch bedenklich. Aber wie gesagt: Man hat versucht, ihre Bedenken mit vernünftigen Argumenten zu zerstreuen und vielleicht zeigt es ja noch Wirkung.
Gleichzeitig fand ich es gut, dass es wirklich auch einige inspirierende Wortmeldungen gab, wonach man gerne Hilfe anbieten wolle und die Errichtung des Heims befürworte. Es gab persönliche Berichte von Betreuern aus anderen Einrichtungen, wonach sich Flüchtlingskinder sehr schnell mit benachbarten Kindern angefreundet hätten. Insbesondere wurde auch dazu aufgerufen, dass man den Flüchtlingen bei der Integration helfen solle. Somit war doch trotz einer gewissen Unsicherheit auch deutlich die Hilfsbereitschaft zu spüren. Ich hoffe, dass sich letztere durchsetzen wird.