Ich wollte ein wenig über eine Sache sprechen, über die normal selten gesprochen wird, ohne japanische Leihwörter wie "Kawaii" oder "Moe" zu verwenden. Und zwar über Anime und Manga, die sich mit LBGT Thematiken beschäftigen - und auch darüber, dass sich viele Manga und Anime darüber sich nicht so ganz bewusst sind.
Erst einmal: LBGT steht für Lesbian Bisexual Gay Transgender. Also Lesbisch (Frau liebt Frau), Bisexuell (sexuelle Hingezogenheit zu beiden Geschlechtern), Schwul (Mann liebt Mann) und Transgender (Frau im Männerkörper oder Mann im Frauenkörper).
Und zumindest mit Anime/Manga, die lebische Charaktere beinhalten (aka Shojo-Ai/Yuri), oder Anime/Manga, in denen schwule Paare eine besondere Rolle spielen (aka Shonen-Ai/Yaoi), werden die meisten Ansatzweise vertraut sein, während es erstaunlicher Weise doch relativ wenige Anime/Manga mit tatsächlich bisexuellen Charakteren gibt und man nach richtigen Transgendersachen meistens suchen muss.
Die Chancen stehen aber allgemein gut, dass man mit den jeweiligen Thematiken und Anime/Manga etwa folgendes verbindet:
Homosexualität unter Männern:
- Ein Junge zwischen 16 und 19, meist am Ende seiner Highschool-Ausbildung oder am Anfang seiner College Ausbildung, aber mit einem Gesicht, inklusive Winpern und einer Taille wie ein Mädchen, trifft auf einen meist wohlhabenden Mann, Mitte bis Ende 20, der schwul (oder notgeil) ist, und ihn erst mal richtig
vergewaltigtrichtig lieb hat, woraufhin sich der Junge blindlings in ihn verliebt. Je nachdem ob das ganze als Shonen-Ai oder Yaoi verkauft wird, geht es dann darum, wie die beiden zusammen kommen, oder einfach darum, wie siemassiv viel Sex in jeder erdenklichen Situation habensich richtig lieb haben. - Zwei Kerle, die aus dem Olymp der Sexgötter hinabgestiegen sind, treffen auf einander und finden sich unerklärlicher Weise attraktiv, obwohl zumindest einer von beiden bis dato davon überzeugt war auf Frauen zu stehen. Dies endet meistens darin, dass die beiden am Ende
sehr viel Sex habeneinander sehr lieb haben und ist meist als Yaoi gekennzeichnet. - Zwei Jungen auf der Mittel- oder Oberschule sind gerade in der Pubertät, als einer feststellt, dass er sich irgendwie in den anderen verliebt hat. Je nachdem wird das ganze dann schnell aufgelöst oder auch nicht. Demnach geht es dann meist darum, dass die beiden entweder zusammenkommen oder einfach nur eine fluffige Beziehung miteinander führen.
- Die Worte Uke und Seme.
Homosexualität unter Frauen:
- In einer Welt wo alle Frauen große Brüste haben, entscheiden sich zwei Frauen, dass es irgendwie cool wäre,
viel Sex miteinander zu habensich sehr, sehr lieb zu haben, oder - sollte es kein Yuri-Hentai sein - zumindest ihre Körper inklusive Kleidung aneinander zu reiben - wobei vielleicht oder vielleicht auch nicht ein männliches Wesen involviert ist. Aka: Lesben sind sexy. - Zwei Mädchen an der Highschool verlieben sich ineinander und wissen nicht wie sie damit umgehen sollen. Eventuell hat eine von beiden eine tragische Vergangenheit und es gibt sehr viele Szenen, in denen eine von beiden sehr rot und schüchtern wird und kleine Gesten der Zuneigung ausgetauscht werden, so dass es definitiv kawaiiiiii ist. Und je nach Charakterdesigner sehr moe.
- Magical Girl Serien mit doppeldeutigen Beziehungen zwischen den weiblichen Hauptcharakteren.
Transgender:
- Der Crossdressing Harem. In zwei Ausführungen. Entweder wird ein Charakter durch irgendeinen Zusammenhang für das andere Geschlecht gehalten und geht damit einher, wobei er meist dann von gegengeschlechtlichen Charakteren umgeben ist, die vielleicht oder vielleicht auch nicht wissen, welches Geschlecht der Crossdressende Charakter hat, während dieser sich in mindestens einen der anderen verliebt. Oder ein Charakter hat einfach mal beschlossen zu Crossdressen und dies ist meistens eher lustig als sonst etwas.
- Die Körpertausch-Geschichte. Entweder tauschen zwei Gegengeschlechtliche Charaktere Körper, oder ein Charakter hat durch irgendeinen mystischen oder magischen Vorfall das Problem, dass unter gewissen Voraussetzungen sein Geschlecht wechselt. Sei es, wenn er/sie niest oder mit kaltem Wasser übergossen wird. Auch hier wird es meistens eher comedyhaft gespielt.
Und wenn sich jemand fragt, wo bisexuelle Charaktere sind... Nun, davon habe ich bis dato ganz drei wirkliche Fälle gesehen... Als ich gezielt danach gesucht habe. Und alle drei bei Shonen-Ai Manga mit leichtem Yaoi-Einschlag.
Sonst haben wir meistens entweder den Fall, dass der Charakter glaubt heterosexuell zu sein, bis ihm ein Sexgott oder eine Sexgöttin eines besseren belehrt... Oder die Charaktere, die vermeintlich bisexuell sind, werden zumindest eher als... Nun, um es mal so zu sagen: Omnivore dargestellt. Sprich: Sie nehmen alles, was bei drei nicht auf dem Baum sitzt (und selbst der Baum hält sie nicht immer auf).
Und an dieser Stelle, sollte offentlich jedem, der meinen sehr sarkastisch bis zynistischen Unterton aus dem Posting herausliest, klar sein, worum es geht: Die meisten Anime/Manga sind sich nicht bewusst (oder viel mehr: Ignorieren es einfach), dass mit LBGT für die betroffenen Problematik verbunden ist. Homosexualität dient meist nur zum Fanservice, Transsexualität (und Transvestitismus) meist nur zur Comedy. Und während man natürlich sowohl mit dem Fanservice, als auch mit der Comedy, seinen Spaß haben kann, so kommt vielleicht der ein oder andere (vor allem der ein oder andere, der selbst mal mit einer der Problematiken zu tun hatte) nicht darum, sich über den sorglosen, bis ignoranten Umgang damit zu ärgern.
Denn man lacht ja schon beinahe jeden Jungen in einen Shonen-Ai Manga, der sich tatsächlich mal über "Aber wir sind ja beide Jungen" gedanken macht, aus, da sich am Ende nicht selten eh herausstellt, dass sowieso jeder andere nenneswerte männliche Charakter ebenfalls schwul ist... Und dasselbe gilt auch für Shojo-Ai, wo man glaubt, dass Homosexualität entweder ansteckend sei oder homosexuelle Menschen eine Art Botenstoff aussenden, der andere Homosexuelle anzieht.
Solche Probleme wie: "Was werden meine Eltern darüber denken?", "Was ist, wenn er/sie nicht homosexuell ist?", "Werde ich deswegen gemobbt werden?" und ähnliche werden entweder gar nicht adressiert oder schnell heruntergespielt.
Doch natürlich sei an dieser Stelle gesagt: Das gilt natürlich nicht für alle Manga der jeweiligen Genre.
Bei Shonen-Ai wird man meist dann fündig, wenn man sich bestimmten in Japan erscheinenden Magazinen zuwendet, die sich meistens an eine ältere, weibliche Zielgruppe richten, die nicht nur süße Jungen und auch nicht einfach nur hirnloses... Ihr wisst schon was... Lesen wollen, sondern eine Liebesgeschichte zwischen Männern, die tatsächliche Konflikte beinhaltet. Diese Manga sind meist kurze Reihen, oft gerade mit genug Seiten um einen einzelnen Band zu füllen - selten mehr als drei. Und hier waren auch die einzigen Manga zu finden, die ernsthaft bisexuelle und pansexuelle Charaktere beinhaltet haben. Besonders nennenswert fand ich hierhingehend soweit Kyuuso wa Cheese no Yume o Miru, wo auch gesellschaftliche Reaktionen enthalten waren.
Bei Shojo-Ai, das ohnehin seltener ist, wird das Interesse meist durch japanische Kleinverlage und Mangareihen, die nicht selten von Lesben für Lesben sind, bedient. Allerdings fehlt hier meist das Geld, etwas anderes als Anthologien und One-Shots herauszubringen, was leider immer wieder ärgerlich sind. Von Aoi Hana und eventuell noch LIFE einmal abgesehen, habe ich hier kaum etwas gefunden, dass wirklich halbwegs glaubhaft war.
Und dann gibt es noch das Thema Transgender. Hier gibt es tatsächlich nur sehr, sehr wenige Manga, die das Thema ernsthaft aufgreifen, der einzige, der mir hier einfällt, ist wohl wirklich Hourou Musuko.
Allerdings muss ich hier sagen, dass ich unter den Körpertausch-Manga tatsächlich ab und an Serien gefunden habe, die mit dem Thema ernsthafter umgehen, als es zuerst aussieht. Erst letztens bin ich dank einer Freundin über den Manga Ore to Atashi no Kareshi-sama, von dem bisher aber nur ein Band erschienen ist, gestolpert. Dieser ist zwar sehr übertrieben, aber beide Charaktere (hier Geschwister) leiden deutlich unter der Situation und den resultierenden Folgen, und es gibt Versuche mit Crossdressing und allem. Zwar mit viel Comedy, aber zumindest scheint die Autorin sich etwas Gedanken darüber gemacht zu haben, wie es wohl wäre im falschen Körper zu stecken.
Und dann gibt es noch Kasimasi, eine Serie, die erst einmal nach Fanservice und Comedy klingt, die aber gleich eine ganze Reihe tatsächlicher psychologischer Thematiken relativ gut aufgreift. Und das fängt damit an, dass Hazumu, der durch einen Unfall zu einem Mädchen wird und als Junge immer sehr introvertiert und beinahe schon depressiv war, wie sich herausstellt, transgender war und mit dem neuen Körper sehr, sehr glücklich ist. Gut, das wird nie offen gesagt, aber es wird recht deutlich, was gemeint ist, wenn man sich nur ein wenig Gedanken über das Thema gemacht hat.
Aber so viel zur Einleitung. Nun zu euch:
- Was haltet ihr von den dargestellten Genre? (Shonen-Ai, Shojo-Ai, Genderswap, Bodyswap, Crossdress)
- Stört euch der sorglose Umgang mit den Thematiken?
- Würdet ihr euch freuen, mehr ernster Manga/Anime zu den Themen auf dem Markt zu sehen?
- Stören euch übermäßige Fans von solchen Klischees?
- Habt ihr gute Manga/Anime zu einem der Bereiche gesehen/gelesen?