"The trouble with having an open mind, of course,
is that people will insist on coming along and trying to put things in it."
~ Terry Pratchett
Hallo und herzlich Willkommen in meinem Einzelwerke Topic!
Nach einigen Wettbewerbsteilnahmen habe ich schließlich auch beschlossen, so ein Topic aufzumachen. Hier werden sich alle meine Wettbewerbsabgaben und Rekommis finden, aber hoffentlich auch einige wettbewerbsunabhängige Texte.
Ich bin kein großer Freund von Gedichten, weshalb sich hier voraussichtlich nie welche befinden werden.
Dafür bin ich ein großer Freund von Zitaten, weshalb meine Texte häufig mit einem Zitat beginnen. Wenn ich Lust habe, werde ich auch ein Bild hinzufügen.
Es mag zwar unschön aussehen, ich werde aber vorerst mal alle meine Abgaben und Rekommis hier im Startpost in Spoiler packen. Wie ich das in Zukunft regeln werde wird sich noch zeigen (obligatorisches "Ich will mein Tabmenü zurück")
Viel Spaß mit den Texten!
Hier handelt es sich um ein Drabble, das ich zum 18. Wettbewerb der Saison 2015 geschrieben habe. War mein erstes und bislang auch einziges Drabble.
Ich schreite durch die klirrende Kälte und erreiche bald die Haltestelle. Endlich habe ich Feierabend, wobei es eher nach Mitternacht aussieht.
Ein paar Menschen stehen hier versammelt, jeder gleicht einer verwelkten Blume. Vieleicht waren sie einst schön, aber jetzt sind sie blass und halten ihre Köpfe gesenkt.
Stop.
Ich darf nicht so viel über die Anderen nachdenken. Sonst denke ich bald wieder über mich selbst nach, was nur zu schlechter Laune führt. Dabei habe ich doch endlich frei. Mit steifen Fingern krame ich meine teuren Kopfhörer hervor, die aussehen, als wären sie aus edlem Silber.
Play.
Durchatmen.
Endlich Ruhe.
Bin mir nicht sicher, ob du darauf anspielst, aber wenn ich mich mal an einer Haltestelle umsehe, ist es tatsächlich so, dass die eine Hälfte auf ihre Handys glotzt und Musik hört und die andere leer vor sich hin zu starren scheint.
Genau das meinte ich ^^
Warum führt über sich selbst nachzudenken zu schlechter Laune?
Wenn man mit sich oder seiner Situation unzufrieden ist, kann man schon mal schlechte Laune bekommen. Wenn du das nicht kennst, umso besser
Seegang
Geisterfahrer
Teufelskreis
Lebenszone
Sorgenfänger
Selbstverständlichkeiten
Kontrollverlust
Deckfarbe
Die Geisterkaputtmacher
Es gibt viele friedliche, ruhige Orte auf der Welt. Orte, an denen alle Einwohner morgens arbeiten oder zur Schule gehen und abends wieder heimkommen. Orte, an denen die Tage geschäftig und die Nächte still sind.
Aber das kleine, fast vergessene Dorf, das von düsteren Hügeln, tiefen Wäldern, Schleichwegen, Kornkreisen und murmelnden Bächen umgeben ist, zählt nicht zu jenen Orten. Hier sind die Nächte alles andere als still und das so ziemlich genaue Gegenteil von heilig. Tagsüber wirkt das Dorf, oder viel mehr die leerstehenden Gebäude, wie eine ausgestorbene Geisterstadt. Wenn man sich aber nachts in dem Dorf aufhält, merkt man sehr schnell, dass die Wörter "ausgestorben" und "Geisterstadt" mehr als eine Bedeutung haben.
Denn nachts wird es erst richtig geschäftig: Wenn das letzte Tageslicht mühselig aus dem Dorf vertrieben wurde, schlägt die stillgelegte und ansonsten stumme Turmuhr, die nicht einmal mehr eine Glocke besitzt, weil diese geklaut wurde, zur Geisterstunde.
Dong.
Dong.
Dong.
Dong dong dong und so weiter.
Nachdem die Turmuhr wieder verstummt ist, beginnt der Spuk. Die große Statue, die sich in der Mitte des Dorfes befindet, erwacht zum Leben und fängt an zu leuchten, wodurch das Dorf in einen hellgrünen Schein getaucht wird. Alle Türen und Fenster öffnen sich mit einem lauten Schlag, sodass es klingt, als würde jedes Gebäude für die kommenden Geschehnisse in freudiger Erwartung Beifall klatschen. Mittlerweile geht von der Statue ein Summen aus, das sich so anhört, als würden zwei schwere Steinplatten über einander schaben. Nun regt sich auch etwas in den Häusern. Einige Banettes verlassen durch die offenen Türen die Häuser, während andere aus den Fenstern plumpsen. Körperlose Schattenhände umrunden das Dorf und kriechen über die Häuserwände. Immer mehr Geister füllen den Dorfplatz. Mittlerweile übertont das Murmeln der Geister das Summen der Statue. Ein aufmerksamer Beobachter, beziehungsweise eine aufmerksame Beobachterin (im folgenden "er" oder "der Beobachter") hätte wohl erkannt, dass es sich bei den Geistern nicht nur um Banettes handelt, sondern dass in der Runde, die sich gebildet hat, einige viel beunruhigendere Gestalten ihr Unwesen trieben. Allerdings besitzen diese aufmerksamen Beobachter im Normalfall ein gewisses Mindestmaß an Intelligenz und sind daher klug genug, dieses Dorf zu meiden, oder zumindest nicht nah genug ranzugehen, um die Geister genau unterscheiden zu können. Nehmen wir aber einmal an, es gäbe wirklich einen so törichten Beobachter, der sich nah genug herantrauen würde, um das Geschehen genau überblicken zu können. Er würde sehen, dass sich die Geister...unterhielten. Das heißt natürlich, dass er hören würde, wie sie sich unterhielten. Wirklich verstehen würde er aber nichts, da sich die Laute, die die Geister ausstießen, keine Worte waren, sondern eher einem Raunen, Stöhnen, Weinen, Kichern, Flüstern, Zischen und manchmal auch einem Babylachen glichen. Nach dieser Besprechung gingen die Geister ihrer Wege und taten, was Geister tun, wenn sie sich gerade unbeobachtet fühlen und es niemanden zum Bespuken gibt. Zu diesen Beschäftigungen zählen wehleidiges Stöhenen, Umherirren und auch Kartenspielen. Bei all diesen spaßigen Aktivitäten neigt sich die Nacht natürlich schnell ihrem Ende zu. Das Licht der Statue beginnt zu Flackern und wenn am Horizont das erste Morgenrot erkennbar ist, erlischt das Golgantes ganz (mal ehrlich, wer nicht begriffen hat, dass die Statue Golgantes ist und die Schattenhände zu Echnatoll gehören, sollte sich schämen). Alle Geister merken auf verstummen. Sie lassen sofort ihre Spielkarten fallen und torkeln sich hastig in die Sicherheit der Häuser, während sich die Schattenhände eilig die Hände schütteln, High-Fives geben und anschließend im Nichts verschwinden. Die Türen und Fensterläden klatschen tosenden Beifall und verschließen sich wieder. Wiederwillig reißt sich die Turmuhr zusammen und dongt genau einmal. Das Morgenlicht kämpft sich Zentimeter um Zentimeter das an die Nacht verlorene Gebiet zurück und wenn das Dorf in helles Sonnenlicht getaucht ist, sollte eines klar sein: der Morgen ist angebrochen.
Unser Beobachter fühlt sich jetzt natürlich völlig alleingelassen und er merkt langsam auch, wie ihm langweilig wirkt. Ohne jeglichem Enthusiasmus sieht er zu einem der Hügel herüber, welche das Dorf umgeben. Ist das...? Unser hypothetischer Beobachter kneift die Augen zusammen, zieht ein Fernglas aus seiner Hosentasche und sieht hinein.
Und tatsächlich, von dem Hügel haben sich zwei Gestalten gelöst, die sich nun langsam dem Dorf nähern. Bald erreichen sie den östlichen Rand des Dorfes. Unser Beobachter hört ein Klirren und er sieht, wie zwei Schatten flink in ein (selbst für die Verhältnisse in diesem Dorf ) leerstehendes Lagerhaus schlüpfen. Schon ist er am Fenster und sieht hinein.
In das Lagerhaus haben sich ein Hundemon und ein Absol geschlichen. Beunruhigt schauen sie aus dem Fenster, durch das sie gerade in das Lagerhaus eingestiegen sind. Da unser Beobachter nur rein hypothetisch anwesend ist, sehen sie ihn natürlich nicht.
"Scheint alles ruhig zu sein", sagt das Hundemon.
"Ja", erwidert das erfahrene (nette Umschreibung für etwas zu alt für diesen Job) Absol und lässt sich erschöpft zu Boden gleiten, "hast du das Werkzeug dabei?"
Das Hundemon hievt einen Beutel von seinem Rücken und legt ihn behutsam auf dem Boden ab.
"Natürlich Egon, was denkst du denn von mir? Es ist alles gut verpackt", antwortet das Hundemon eingeschnappt.
"Ok, Raymond", sagt Egon, "dann nimm es mal in Betrieb"
Vorsichtig zieht Raymond ein Proton Pack (eine Taschenlampe) und eine Ghost Trap (ein Staubsauger) aus dem Beutel. Er startet kurz beide Geräte testweise, bevor er sich an das Absol wendet.
"Egon, hast du die Tarnanzüge?", fragt Raymond, woraufhin Egon zwei weiße Bettlaken aus seiner Tasche auspackt.
"So"
Schweigend blicken sie auf ihre Ausrüstung herab.
"Raymond, dieses Dorf ist mir nicht geheuer. Hast du gehört, dass es auf einem Friedhof gebaut wurde?", fragt Egon nach einer Weile beunruhigt.
"Ja, habe ich", erwidert Raymond, "ich habe aber auch gehört, dass hier mal eine Hexe lebte. Und hier soll mal ein Waisenhaus gebaut worden sein, das zu einem Versuchslabor umfunktioniert wurde. Und eine Spielzeugfabrik soll es hier auch mal gegeben haben. Und Ufos soll es hier in der Nähe auch öfter geben. Bei den vielen Banettes, die wir vorhin gesehen haben, tippe ich aber eher auf die Spielzeugfabrik"
"Ist ja auch egal", ruft Egon verzweifelt, "es sind zu viele und wir wissen nichtmal, wo sich Peter versteckt! Und mit diesen Tarnanzügen können wir bestimmt nicht erkennen, welcher der Geister er ist. Wie sollen wir diesen Job bloß schaffen?"
"Was ist schon dabei, wenn er uns nicht erkennen kann? Wir können ihn schließlich auch nicht erkennen!", sagt Raymond aufmunternd, "Außerdem sind diese Banettes doch alle völlig blau. Ich meine hast du mal gesehen, wie die Laufen? Die drehen sich ständig im Kreis und fallen hin! Die können uns nichts anhaben!"
"Aber sie sind in der Überzahl", meint Egon kleinlaut.
"Nun, ändern wir das!", ruft Raymond siegessicher und streift sich einen Tarnanzug über.
Er schaltet die Taschenlampe ein und tritt durch die offene Tür in den hellen Morgen heraus.
Unser hypothetischer Beobachter grinst und zieht eine Packung Popcorn aus seiner Hosentasche. Das könnte ziemlich interessant werden.
Meine Abgabe zum 15. Wettbewerb der Saison 2015. Man sollte eine kurze Geschichte zum Thema Pokemonfang schreiben. Normalerweise mag ich solche spezifischen Themen nicht so besonders, aber diesmal hatte ich Lust, eine kleine Parodie zu schreiben. Parodien lassen sich meiner Meinung nach immer leichter schreiben, als ernst gemeinte Abgaben. Wie erwartet kam die Abgabe auch nur okay an, Humor ist eben auch Geschmackssache (an mir oder meiner Schreibweise kanns ja nicht liegen, ich bin schließlich perfekt). Rekommis wird's zu dieser Abgabe übrigends auch nicht geben, weil ich das bereits im Thema gemacht habe.
Was für ein aufregender Tag! Endlich, endlich habe ich heute von Professor Eich mein erstes Pokémon bekommen und habe eine epische Reise angetreten!
Ich muss zugeben, dass ich mich nicht wirklich erinnern kann, was ich in meinem ganzen Leben vor dem heutigen Morgen getan habe, das ist aber auch ziemlich irrelevant, denn ich und Glumanda (ich habe es Smaug genannt, ich bin so clever) sind jetzt beste Freunde! Ich habe sogar eine Aufgabe für Professor Eich erfüllen dürfen und habe ihm ein Paket aus Vertania City gebracht und darf jetzt zusammen mit Eichs Enkel, Blödkopf (ein passender Name, wie ich finde) für ihn das Pokédex auffüllen! Wieso ein renommierter Professor diese Aufgabe zwei Kindern und nicht seinen Assistenten überlässt kann ich euch auch nicht sagen, aber jetzt habe ich diesen kleinen, ultracoolen Computer, den ich mit Infos füllen muss, indem ich Pokémon in komische Bälle stopfe! Wie das genau funktionieren soll und ob die Pokémon damit einverstanden sind ist mir zugegebenermaßen schleierhaft, ich handle aber im Namen der Wissenschaft, darum lasse ich mich nicht von solchen Details aufhalten!
Ich befinde mich nun also in Vertania City und muss in den Vertania Wald gehen, wo es sicherlich eine Riesenmenge toller Pokémon gibt, die ich fangen kann! Ich laufe gerade den Weg hoch und bemerke den alten Mann, der mir erst am Morgen den Weg blockiert hat. Als ich vorhin hier vorbeiwollte, hat er irgendwas von Privateigentum gelallt und hat mich nicht vorbeigelassen. Keine Ahnung, was das sollte. Ein wenig ängstlich nähere ich mich ihm. Er bemerkt mich und spricht mich an.
"Nun, jetzt hatte ich meinen Kaffee und das ist alles, was ich brauche, um loszulegen. Hmm? Was ist das für eine rote Box?", sagt er.
Meint er meinen Pokédex? Wie kann er ihn sehen, ich trage ihn doch in meinem Beutel?
"Ah, du arbeitest an einem Pokédex", fährt er fort.
Blitzmerker.
" Dann will ich dir einen Ratschlag gaben. Der Pokédex wird mit jedem neu gefangenen Pokémon aktualisiert. …du weißt nicht, wie man Pokémon fängt? Ich sollte es dir wohl besser zeigen!", fügt er entschlossen hinzu.
"Äh", antworte ich nervös. "Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich denke, das kriege ich alleine hin, immerhin habe ich ein paar Bälle. Das kann doch nicht so schwer sein, die Dinger haben doch nur einen Knopf? Außerdem haben sie trotz dem Kaffee immernoch eine gewaltige Fahne."
Er lässt sich aber nicht beirren. Er wendet sich dem Weg zu, über das gerade ein orangefarbenes, gehörntes Pokémon kriecht. Meine Eingebung sagt mir, dass es sich um ein Hornliu (wegen dem Horn, versteht ihr) handelt, es männlich ist und Level fünf hat (Smaug hat schon sieben, cool, oder?).
Der alte Mann baut sich vor dem Hornliu auf. Ich hätte eigentlich vermutet, dass er anfängt, mir irgendwelche Dinge zu erzählen, überraschender Weise ist er aber komplett schweigsam. Hochkonzentriert durchwühlt er seinen Beutel, bis er einen Pokéball findet. Ich beschließe, dass ich ihn nicht fragen werde, wieso sich in seinem Beutel bis auf den Ball und einen "Trank" nichts befunden hat und wieso er solange gebraucht hat, um den Ball zu finden.
Er zieht den Ball aus der Tasche, drückt auf den Knopf und wirft ihn in einem hohen Bogen (obwohl das Hornliu drei Meter vor uns über den Boden kriecht). Der Ball öffnet sich und ein heller Strahl scheint das Hornliu in den Ball hineinzuziehen. Ich will garnicht wissen, wie viele Gesetze der Physik in diesem Moment gebrochen wurden.
Der Ball landet geschlossen auf dem Boden. Die Spannung steigt.
"Wird der Ball es schaffen, dieses unglaublich mächtige Pokémon einzufangen? Werde ich es als Zehnjähriger schaffen, alle Arenaleiter und die Top Vier zu schlagen? Erfahrt das, und viel mehr, in der nächsten Folge Dragonball!", denke ich mir, während der Ball unruhig auf dem Boden herumwackelt.
Der Ball bleibt still liegen. Die Spannung steigt ins Unermessliche.
Kurz, bevor ich vor Aufregung schier explodiere, platzt der Ball auf und das Hornliu fällt heraus. Verwirrt schaut es sich um.
"So! Das war doch perfekter Anschauungsunterricht, oder? Und hier, nimm das auch noch!", sagt der alte Mann gut gelaunt und schmeißt mir einen Lehrkanal ins Gesicht.
Im Hintergrund ertönt ein "Dadadada". Seltsam, dieses Geräusch habe ich seit heute Morgen bereits einige Male gehört. Muss wohl ein Klingelton oder so sein.
"Äh", sage ich, während ich das Hornliu dabei beobachte, wie es langsam über den Boden kriecht. "Du hast das Pokémon doch gar nicht gefangen, wieso tust du also so, als hättest du Ahnung von dem, was du da tust? Scheinst wohl nicht umsonst ein Säufer zu sein, meine Güte. Hast du nichts Besseres zu tun, als meine wichtige Zeit zu verschwenden?"
Der alte Mann tut, als hätte er mich überhört. Was zum Henker.
"Falls es etwas gibt, das du nicht verstehst, dann schau da rein! Dort erfährst du die Grundlagen über den Beruf eines POKéMON TRAINERs", meint er unbekümmert und lächelt sein zahnloses Lächeln.
"Moment!", sage ich. "Pokémon Trainer zu sein ist ein Beruf?"
Hey, solltest du dich wundern: Ich hatte selbst keine Ahnung, dass in Kanto Kinderarbeit erlaubt ist. Verrückte Welt.
"Danke, alter Mann. Schönen Tag noch", sage ich und wende mich wieder dem Hornliu zu.
"Was mache ich jetzt mit dir?", frage ich mich.
"Oh, da bist du ja!", höre ich von hinten.
Ich drehe mich um. Ein hübsches Mädchen mit einer coolen Kappe (hey, ich hab auch eine!) und einem Marill klopft mir auf die Schulter.
"Boss! (Ja, so heiße ich, aber woher weiss sie das? Ich habe sie noch nie gesehen!) Mithilfe von Bällen kann man wilde Pokémon fangen!", meint sie zu mir.
Oje.
"Weiss ich", antworte ich schlecht gelaunt.
Aber sie lässt sich natürlich auch net einschüchtern und plappert munter mit ihrer nervigen, hohen Stimme weiter.
"Komm doch mal eben mit", sagt sie.
Sie läuft an mir vorbei und bleibt vor dem Hornliu stehen. Das Marill folgt ihr wie ein treuer Hund.
Moment mal, woher weiss ich, was ein Hund ist? Ach, was solls.
Lyra baut sich, wie der alte Mann vor ihr, vor dem Hornliu auf. Das Marill macht es ihrer Meisterin nach und knurrt wütend. Das Hornliu kriecht unbeeindruckt weiter, es hat mittlerweile ganze 30cm zurückgelegt.
Mit einem lauten Schrei stürzt sich das Marill auf das wehrlose Hornliu und tackelt es von der Seite um. Das Mädchen hat noch nichtmal was gesagt! Sie muss, ähnlich wie ich, dazu in der Lage sein, mit ihrem Marill mithilfe der Kraft der Gedanken zu kommunizieren!
Nach dem harten Schlag hat sich der komische Balken, der über jedem Pokémon hängt, zur Hälfte geleert und sich gelb gefärbt.
"So! Ich habe die KP vermindert. Jetzt fehlt nur noch der Pokéball!", schreit sie aufgeregt und durchwühlt hastig ihren Beutel, in dem sich gute 20 Bälle befinden.
"Sie scheint wohl mehr Bälle als der alte Knacker zu haben", denke ich mir.
Als sie sich endlich einen Ball ausgesucht hatte, quiekt sie erfreut, nimmt ihn aus dem Beutel und baut sich vor dem Hornliu auf.
"Bist du mit dem alten Mann da verwandt?", frage ich sie gelangweilt.
Sie ignoriert mich aber natürlich, holt mit ihrem Arm aus, und schmeisst den Ball volle Kanone auf das Hornliu. Der Ball klatscht auf den Kopf des Hornliu, geht auf und saugt das Hornliu in sich auf.
Ich halte die Luft an. Die Welt steht still. Alle starren auf den Ball, der auf dem Boden hin und her wackelt. Gerade, als ich mich fragte, ob das Mädel bereit wäre, mir das Hornliu zu schenken, geht der Ball wieder auf.
Das Hornliu plumpst wieder heraus und übergibt sich.
"Schade, war wohl wieder nix", sage ich vorsichtig.
Das Mädchen und der alte Mann müssen verwandt sein. Völlig unbeirrt von ihrem Fehlschlag wendet sie sich mir zu, lächelt mich an und fängt an, zu plappern.
"So ungefähr funktioniert das! Wenn du deinen Gegner vorher noch mehr schwächst, oder in Schlaf versetzt, wird es noch leichter, ihn zu fangen! Ansonsten experimentierst du am besten einfach selbst ein bisschen herum. Hier, das ist für dich. Viel Erfolg!"
"Ist heute Weihnachten?", frage ich mich, als sie mir ein paar Bälle reicht, sich umdreht und in die Richtung verschwindet, aus der sie wohl gekommen sein muss.
Ich seufze müde und wende mich dem armen Hornliu zu.
"Es soll also einfacher gehen, wenn du schläfst, hmm?", frage ich das am Boden liegende Hornliu.
Es antwortet nicht wirklich, sabbert aber fröhlich vor sich hin. Ich treffe einen Entschluss.
Ich gehe zum Hornliu und fange an, es mit meinem rechten Fuss zu treten, bis der Balken ins Rote übergegangen
und anschließend ganz verschwunden ist. Ich halte inne und bemerke, dass es die Besinnung verloren hat.
"Endlich", sage ich, öffne einen Ball manuell, stopfe das Hornliu hinein und drücke ihn wieder zu.
Mein Pokédex meldet sich.
"Dieses POKéMON lebt in Wäldern und ernährt sich von Blättern. Es trägt einen giftigen Stachel", tönt es aus meinem Beutel.
"Naja immerhin kann ich mich auf dich verlassen", sage ich und wende mich dem Vertaniawald zu.
Gut gelaunt laufe ich los und summe ein Lied.
Gotta catch 'em all!
Bei stetiger Stillstand handelt es sich um meine Abgabe zum 19. Wettbewerb der Saison 2015, dessen Thema die freie Erzählung war. Ich hatte also keinerlei Einschränkungen.
Ich habe mich bei dieser Geschichte stark von den Liedern "Backgammon" (aus welchem das Zitat stammt) und "Letzte Nacht bin ich verrückt geworden" von Prezident inspirieren lassen. Im ersten Lied geht es u. A. um einen Mann, der Gevatter Tod trifft und mit ihm eine Partie Backgammon spielt. In "Letzte Nacht bin ich verrückt geworden" geht es um einen Mann, der gestorben ist und ein Gespräch mit Jesus über sein Leben hat. Meine Geschichte ist stellenweise eine Art Mischung aus beiden Liedern, aber ich habe darauf Acht gegeben, eine eigene Geschichte zu schreiben.
Stetiger Stillstand
"Und er hat immer was zu tun, aber sobald er sich
Für dich entscheidet, sei dir sicher, findet er auch Zeit für dich"
Prezident ft. Antagonist ~ Backgammon
Es geschah an einem kühlen Herbstabend.
Ich befand mich gerade auf dem Heimweg vom Flughafen. Die Bahn war angenehm leer, kaum eine Menschenseele ließ sich blicken, was mir recht war. Ich schloss meine Augen, ich hatte noch eine knappe Stunde Bahnfahrt vor mir.
Ich wachte wieder auf, als ich von der untergehenden Sonne geblendet wurde. Ich rieb mir die Augen und sah aus dem leicht beschlagenen Fenster und beobachtete, wie sich die neben der Bahn fahrenden Autos die Steigung hochkämpften. Bald erreichte die Straßenbahn die Endhaltestelle. Als ich die Bahn verließ, wehte ein leichter Wind und mir fiel wieder einmal auf, was für einen Temperaturunterschied einige Höhenmeter machen konnten. Eilig knöpfte ich mir den Mantel zu, fuhr die Teleskopstange meiner Reisetasche aus und fing an, die Hauptstraße meines Ortes hinunterzulaufen, die Reisetasche hinter mir herziehend. Autos rauschten an mir vorbei und ich war tief in Gedanken versunken, als ein seltsamer Laut an meine Ohren drang. Keine Sekunde später schlug etwas mit enormer Wucht auf meinen Kopf und mir wurde schwarz vor Augen.
Als ich wieder zu mir kam, brauchte ich einige Augenblicke um zu begreifen, dass die Welt still stand.
Nichts rührte sich, es war kein Laut zu hören. Ich war immer noch auf dem Bürgersteig und sah mich um. Es kam mir so vor, als wäre meine Umgebung eine Filmszene, die jemand pausiert hatte. Alles befand sich an derselben Stelle wie zuvor, nur eingefroren. Die Autos bewegten sich nicht, ebenso wenig wie die Passanten.
"Was zum Teufel ist hier los?", fragte ich mich aufgeregt, während ich zu einem Mann herüber lief, der sich in meiner Nähe befand.
Ich blieb vor ihm stehen und betrachtete ihn eingehend. Er hatte seinen Kopf in den Nacken gelegt, seine Augen waren geschlossen und sein Mund leicht geöffnet, als würde er niesen müssen. Seine Brust bewegte sich nicht, der Mann atmete nicht mehr. Nervös streckte ich meine Hand aus, um ihn zu berühren, aber ich traf auf keinen Widerstand, meine Hand glitt einfach durch ihn hindurch und kam auf der anderen Seite wieder raus.
Ich spürte, wie ich in Panik geriet. Wo bin ich hier gelandet? Was ist mit mir passiert?
"Es ist ziemlich ruhig hier, nicht wahr?", hörte ich plötzlich.
Es war eine tiefe, ruhige, aber auch geschlechtslose Stimme. Sie schien in meinem Kopf zu hallen und zu vibrieren, bevor ich in der Lage war zu verstehen, was mir gesagt wurde.
Ich fuhr herum.
In drei Metern Höhe, über der Straße schwebte eine düstere Gestalt. Sie hatte lange Gliedmaßen und trug einen grauschwarzen Umhang. Das Gesicht lag im Dunkeln der Kapuze verborgen und doch hatte ich das Gefühl, eingehend gemustert zu werden.
"Auf dich habe ich mich schon besonders gefreut", sagte das Wesen.
Mir dämmerte es langsam, wen ich da vor mir hatte.
"Bist du der Tod?", fragte ich mit zittriger Stimme. "Wo bin ich?"
Das Geschöpf gab einen seltsamen Ton von sich und glitt auf den Bürgersteig, sodass sie mir gegenüber stand.
"Deine Frage ist nicht ganz leicht", antwortete sie. "Der Tod trifft unabhängig von mir ein. Ich bin nur hier, um Ordnung zu halten. Ich bin also ungefähr das, was du unter Gevatter Tod verstehst, ja. Was deine zweite Frage angeht; einerseits ist dein Ich direkt vor mir. Andererseits befindet sich dein Körper hinten auf dem Bürgersteig."
Erst als ich mich umdrehte, bemerkte ich mich. Ich, beziehungsweise mein Körper, lag dort. Meine Reisetasche und ein kaputter Blumenkasten, der Erde und vertrocknete Blumen beinhaltete, lag daneben. Ich ging auf ihn zu und sah nach oben. Direkt über mir im dritten Stock stand eine Frau mit einem verschreckten Gesichtsausdruck. Sie war über das Geländer gebeugt und hatte ihre Hände vor dem Mund verschlagen. Langsam begriff ich, was passiert ist. Ich drehte mich um und wandte mich an die Gestalt, die sich mittlerweile auf den Bürgersteig gesetzt hatte.
"Bin ich tot? Bist du hier, um meine Seele zu nehmen oder etwas in der Art?", fragte ich.
"Nur die Ruhe, wir haben noch etwas Zeit", bekam ich zur Antwort. "Spielst du Dame?"
Ich stutzte.
"Dame?", fragte ich verständnislos.
"Ja, Dame. Oder ist dir Schach lieber?"
"Ich.... Ich kann beides", antworte ich, noch immer völlig perplex.
"Gut, dann spielen wir Dame."
Neben dem Wesen erschien ein schönes Schachbrett, auf dem sich nach und nach Spielsteine materialisierten.
"Ich spiele mit Schwarz, wenn du nichts dagegen hast", sagte es.
"Nein", antwortete ich, setzte mich neben das Brett und starrte es an.
"Weiss fängt an, wie du sicher weisst", sagte mein Gegner, etwas wie in Ungeduld schwang in der Stimme mit.
Ich griff nach einem Stein, um das Spiel zu eröffnen. Meine Hand zitterte, als ich den Stein verschob.
"Du fürchtest dich", stellte mein Gegenüber fest. "Vor mir?"
Einige Augenblicke war es still.
"Ich weiss nicht", krächzte ich zur Antwort. Meine Kehle fühlte sich an, als würde sich eine Wüste in ihr befinden, die Kakteen schienen an meiner Zunge zu kratzen. Ich schluckte.
"Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich werde dir nicht wehtun und wie gesagt, ich töte nicht. Selbst, wenn ich es wollte, könnte ich es nicht. Ich halte nur Ordnung."
Ich sah vom Brett auf und versuchte, unter die Kapuze zu blicken. Ich konnte nichts erkennen, eine unnatürliche Dunkelheit verdeckte das Gesicht.
"Bitte", kam es aus der Kapuze. "Ich muss in einer Nanosekunde bereits weiter. Eine weitere Seele wird meine Hilfe brauchen um diese Welt verlassen zu können. Und Seelen warten nicht gerne, erst recht nicht, wenn sie nicht wissen, was mit ihnen passiert."
Ich sah wieder zum Brett. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass mein Gegenüber seinen Zug gemacht hat.
"Wenn ich es mir recht überlege…", murmelte ich. "Ich glaube, dass ich Angst davor habe, tot zu sein."
Ich verschob einen weiteren Spielstein.
"Wirklich? Das ist interessant."
Ich sah erneut auf.
"Wieso? Fürchten sich nicht viele Leute vor dem Tod?"
"Oh doch, durchaus", antwortete die Gestalt und lachte kurz auf. "Ich habe aber bisher die Erfahrung gemacht, dass Menschen mit einem aufregenden und vielfältigen Leben vergleichsweise weniger Angst vor dem Tod haben als der Rest. Und dein Leben ist ziemlich interessant, soweit ich es einschätzen kann."
Ich fragte mich, wieviel das Wesen über mich wusste.
"Du scheinst einen abwechslungsreichen und profitablen Job zu haben, ganz im Gegensatz zu mir. Du reist viel. Du hast Freunde, mit denen du dich regelmäßig triffst und einen Menschen, mit dem du dich niedergelassen hast. Viele Leute würden das als erfülltes Leben bezeichnen, meinst du nicht?"
"Sag du es mir", antwortete ich gereizt, während ich einen gegnerischen Stein mit meinem schlug. "Wenn du alles weisst, weisst du sicher auch, was mir fehlt. Wieso ich mich fühle, als ob ich nichts in meinem Leben erreicht hätte, obwohl sich viele Menschen sicher wünschen würden, in meiner Haut zu stecken."
Ich sah zu, wie zwei meiner Steine geschlagen wurden.
"Ich kann dir nichts Genaues sagen. Ich bin nicht allwissend, ich habe nur viel Zeit um zu beobachten", antwortete mein Gegenüber nachdenklich. "Irgendwas scheint dir in deinem Leben zu fehlen, ich kann dir aber nicht sagen, was es ist. Jeder Mensch muss selbst begreifen, was ihn glücklich macht. Wenn du es nicht weisst, kannst du noch so viel erleben, du kommst trotzdem nicht vorwärts."
Ich sah zu meinem Körper, neben dem die schwere Reisetasche lag.
"Vielleicht", sagte ich und machte meinen nächsten Zug.
Ich weiss nicht, wie lange wir spielten. Und selbst, wenn ich es wüsste, war es nur ein Augenblick. Als er meinen letzten Stein geschlagen hatte, stand das Wesen auf. Ich tat es ihm nach.
"Du hast gut gespielt", sagte es.
"Was machst du jetzt mit mir? Sehe ich jetzt das Licht am Ende vom Tunnel?"
"Ich? Ich tue gar nichts", lautete die Antwort.
Die Welt schien zu zittern, als würde alles zusammenbrechen.
"Wie meinst du das? Was passiert jetzt?", schrie ich.
"Wie ich schon sagte, wir haben noch etwas Zeit."
Als ich meine Augen wieder öffnete, wurde ich von hellem Licht geblendet. Mir war warm.
Ein Gesicht, das ich nicht näher erkennen konnte, beugte sich über mich und schien etwas zu sagen.
"Doktor", konnte ich verstehen. "Der Patient ist wach."
Das Antworten auf die Votes eignet sich ziemlich gut als Nachwort, da ich dabei ganz automatisch einige unklare Dinge erkläre. Werde die Zitate nicht nach Personen, sondern nach Sinn ordnen. Also Auf geht's ^^
Wie viel kann man aus dem Thema Tod denn noch machen?
Ich finde, dass der Tod ein sehr spannendes Thema ist, über das wohl immer geschrieben wird :D
Aber bei dieser Abgabe geht es weniger um den Tod als ums Leben ^^
Witzige Art, die Figur, welche ein Gesandter (?) ist oder sowas in der Art, auf diese Weise zu benutzen – irgendwie sogar sympathisch rüber zu bringen.
Der Tod wird hier auch mal wieder recht freundlich dargestellt (was zur Hölle ist aus dem unheimlichen Knochengerippe in gruseliger Kutte mit gefährlich aussehender Sense geworden?)
Den Tod als bösartigen Dämon darzustellen hat zwar auch was, ich finde aber die freundlichere, "rationalere" Variante interessanter. Wenn man den Tod als jemanden sieht, der Seelen ins Reich der Toten begleitet, macht es auch Sinn, wenn er überhaupt nicht böse ist, denke ich.
Meine Lieblingsversion des Todes ist Gevatter Tod von Terry Pratchett (nicht nur das Buch, sondern der Charakter an sich).
Titel passt einerseits zu der Szene, weil alles still steht, andererseits aber auch zum Leben des Protagonisten, der ja irgendwie auf der Stelle tritt.
Ganz genau ^^
Mir ist noch nicht ganz klar, warum ausgerechnet dieses Spiel gewählt wurde.
Gibt es einen Grund dafür, wieso Dame gespielt wird?
Es gibt keinen allzu besonderen Grund dafür, dass Dame gespielt wird. Der einzige Grund, an den ich mich erinnern kann, ist dass Dame nicht so komplex und
leichter zu Lernen ist als Schach.
Allerdings wissen die Seelen ja gar nicht, dass sie warten.
Gemeint war eher, dass die Seelen völlig ahnungslos und eventuell panisch wären, wenn es niemanden gäbe, der sie erwartet. Das wollte der Tod vermeiden.
Happy End am Schluss? Indirekt auf jeden Fall, war für mich übrigens auch wieder ein schönes Werk und ohne offensichtliche Kürzungen/Quetschung oder vergleichbares.
Denke schon, dass man das ein Happy End ist. Aber ich weiß noch genau, dass ich schon ziemlich gekürzt habe. Wollte ursprünglich mehr über den Tod und diese "Zeitzone" erzählen, mir hat aber weder die Zeit, noch der Platz gereicht. Habe wiedermal zu spät angefangen.
War das wirklich oder passierte es nur in seinem Kopf? Harry-Potter-Fans fällt jetzt sicher sofort eine passende Antwort ein.
Du meinst, dass Beides gleichzeitig der Fall sein kann, oder ;) "Nur, weil es im Kopf passiert, muss es nicht unwirklich sein." <- So ähnlich hieß es doch, oder?
Wobei auch deine Geschichte in der Hinsicht keine Überraschung darstellt und das Ende nach dem einleitenden Gespräch abzusehen war.
Schade eigentlich, habe gehofft, dass die Leute annehmen würden, dass er gestorben sei. Und später dann merken, dass er es überhaupt nicht war und nochmal Nachlesen.
Es wird klar, dass der Hauptperson noch etwas zu ihrem Glück fehlt, dass sie noch kein erfülltes Leben lebt beziehungsweise gelebt hat. Vielleicht ist das der Grund, warum er am Ende doch wieder erwacht?
Nö.
Interessant wäre nur noch zu wissen, ob er tot oder nur bewusstlos war.
Nur bewusstlos. Leider fehlte mir die Zeit, das zu erklären. Im Endeffekt war er fast tot, weshalb er auch einen kurzen Einblick in diese "Zeitzone" bekam.
Hier handelt es sich um meine Abgabe zum Wettbewerb 05 der Saison 2016, dessen Thema die Pokemonentwicklung war. Wieder ein Thema, mit dem ich nicht so viel anfangen kann, also wars wieder Zeit für eine kleine Parodie :D Diesmal habe ich sie etwas subtiler gemacht, was wohl auch ganz gut ankam, immerhin kam landete ich mal in der oberen Hälfte der Punktetabelle. Blöderweise habe ich sie wieder kurz vor knapp geschrieben, weshalb einige Details nicht ganz korrekt sind und der Titel auch gefehlt hat -.-
"When you are content to be simply yourself
and don’t compare or compete,
everyone will respect you.”
~ Lao Tzu
Hallo liebes Tagebuch,
Ich bin dezent frustriert. In diesem Saftladen von Labor wird ja nicht einmal ein Protokoll geführt, weshalb ich dazu gezwungen bin, dir meine Gedanken mitzuteilen. Du bist sowieso ein intelligenterer Gesprächspartner als meine Laborassistenten - immerhin kannst du schweigen. Wie auch immer.
Die Menschen definierten sich schon immer durch die Arbeit, die sie verrichten, den Ort, an dem sie leben, oder ihre Besitztümer. Man könnte natürlich einwenden, dass sich viele Menschen durch ihren Charakter und ihre Vorlieben definieren. Das ist nicht falsch, man könnte aber erwidern, dass sich niemand mit "Hallo, ich bin der Horst-Dieter, ich esse gerne Essiggurken und bin passionierter Angler", vorstellen würde. Vor allem weil keine Eltern, die bei Verstand sind, ihre Kinder Horst-Dieter nennen würden.
All das ist aber nicht so wichtig. Der Punkt ist, dass wir das Glück haben, darüber diskutieren zu können, was einen Menschen ausmacht und wie er sich definiert, weil wir Menschen sind. Pokémon haben dieses Privileg nicht. Einerseits denkt vermutlich kein Pokémon über seine Identität nach, und selbst, wenn sie es täten: Sie würden sich wohl darüber definieren, ob sie frei sind, oder ob und wem sie gehören.
Der Hauptunterschied ist folgender: Es liegt in der Hand eines Menschen, sich zu ändern, der Mensch ist sein eigener Herr. Es liegt auch in der Hand eines Menschen, sein Pokémon zu ändern. Allerdings hat das Pokémon keinerlei Möglichkeit, auf sein Leben Einfluss zu nehmen, sobald es sich in einem Pokéball befindet. Und wenn das Pokémon Pech hat, wird es von einem Trainer gefangen.
Und die Trainer benutzen jede Pokémonart, um zu kämpfen. Nicht nur Pokémon, die kämpfen wollen und körperlich zum Kämpfen geeignet sind. Sie kämpfen mit allem, was sie in die Finger kriegen. Es gibt sogar Angler, die nur mit Karpadors kämpfen. An Land. Denn wie heißt es so schön? "Gute Trainer gewinnen nicht mit den stärksten Pokémon, sondern mit ihren Lieblingen!". Die besten Trainer wissen natürlich, wie man das meiste aus ihren Pokémon rausholt - sie "entwickeln" sie zu einem anderen Pokémon. Dieser Vorgang wird im allgemeinen Sprachgebrauch "Entwicklung" genannt, häufig wird auch von Evolution gesprochen. Natürlich hat der Vorgang mit Evolution genauso viel zu tun wie Erdnüsse mit Nüssen. Am nähesten ist der Prozess der Metamorphose, dem Vorgang, bei dem sich zum Beispiel eine Kaulquappe langsam in einen Frosch verwandelt. Allerdings ist die Metamorphose ein natürlicher Prozess, den jede Kaulquappe nach und nach durchläuft. Er ist nicht beeinflussbar.
Wenn sich aber ein Pokémon "entwickelt", so passiert das plötzlich. Es leuchtet auf und beginnt unerklärlicherweise zu rotieren. Wenn der Vorgang abgeschlossen ist, so ändert sich seine körperliche Erscheinung. Das Pokémon wird in den meisten Fällen größer und schwerer, aber nicht nur das: Häufig ändern sich auch einige seiner Körperfunktionen.
Einige Pokémon kommen mit ihrer Verwandlung besser zurecht als andere. Während sich viele Pokémon über den neuen Körper freuen, wurde auch schon von Pokémon berichtet, die einen Nervenzusammenbruch erlitten, weil sie ihren eigenen Körper nicht mehr erkannten. Besonders betroffen sind davon Gehweiher, die sich in Maskeregen verwandeln. Die Erkenntnis, nicht mehr über Wasser laufen zu können, trifft sie häufig hart und unvorbereitet.
Das interessanteste an dieser Art der Metamorphose ist, dass sie unabhängig vom Alter eines Pokémon abläuft und von Menschen gesteuert werden kann.
Viele Pokémonverwandeln sich, nachdem sie ein hartes Training durchlaufen haben. Hartes Training lässt sich aber nicht mit einem hohen Alter gleichsetzen (das Thema Alter ist allerdings bei Pokémon schon schwierig genug, da fast alle Pokémon nach ihrer Geburt paarungsfähig sind). Je nach Trainingsumgebung können Pokémon unterschiedlich schnell zu einer Verwandlung getrieben werden. Es gibt auch Trainer, die das Training komplett ausser Acht lassen und ihre Pokémon mit einer bestimmten Droge füttern, bis sich diese verwandeln. Aus dem Mittel werden meistens Tabletten gepresst, auf denen Smileys, Hanteln, oder andere lustige Bilder abgebildet sind. Verpackt werden sie häufig in gewöhnliches Bonbonpapier, damit sie keine Aufmerksamkeit erregen. Einige Pokémon bekommen diese Droge direkt nach ihrer Geburt verabreicht, bis sie sich verwandeln. Es ist von der Pokémonart abhängig, wie groß die Menge dieser Droge ist, die dem Pokémon verabreicht werden muss, bis es sich verwandelt. Kurioserweise ist es bei der selben Pokémonart nach der Geburt immer die gleiche Menge. Das Training und die Verabreichung von Drogen mögen zwar die geläufigsten Formen sein, ein Pokémon zur Verwandlung zu zwingen, dabei sind sie aber bei Weitem nicht die interessantesten.
Wenn einige Pokémon beispielsweise in Kontakt mit bestimmten Steinen kommen, verwandeln sie sich. Besonders bekannt dafür ist das Pokémon Evoli, das sich, je nach Stein, in ein anderes Pokémo verwandelt. Evoli ist tatsächlich ein ganz besonderer Fall, da es sich auch abhängig von der Tageszeit durch "Zuneigung" verwandeln kann (wie genau das funktioniert, ist mir nicht ganz klar - auch nicht, was der Trainer alles tun muss, damit ihn das Evoli "mag").
Die seltsamste Bedingung, die eine Verwandlung hervorruft, ist meiner Meinung nach der Tausch eines Pokémon. Mir ist es schleierhaft, wieso dieser Vorgang eine Verwandlung hervorruft - aber er tut es. Manchen Pokémon muss man zuvor einen einen Anzug aus Metall anlegen - nach dem Tausch sind sie dann mit ihm verschmolzen. Wieder andere benötigen bestimmte Gegenstände, teils von Menschenhand gemacht.
Es gibt auch Fälle, in denen die Besitzer der Pokémon vermeiden möchten, dass sich ihr Schützling verwandelt. In diesem Fall genügt es, dem Pokémon einen Ewigstein zu tragen zu geben. Ich mag die Bezeichnung Ewigstein nicht. Die Bezeichnung ist irreführend, da man annehmen könnte, dass es sich um einen besonderen Stein handelt. Das tut es nicht, der sogenannte "Ewigstein" ist einfach nur ein schwerer Steinbrocken. Ich vermute, dass dieser Steinbrocken die Verwandlung verhindern kann, weil er eben schwer ist und das Pokémon nicht die Energie aufbringen kann, sich zu verwandeln, weil es zu erschöpft vom Tragen ist. Eine weitere Möglichkeit ist, dem Pokémon während der Verwandlung einen Schlag zuzufügen, oder es anderweitig aufzuschrecken. Daraus lässt sich folgern, dass das Pokémon selbst die Verwandlung hervorruft, da es ein gewisses Maß an Konzentration benötigt. Der Vorgang scheint aber so sehr an den Menschen angepasst zu sein, dass ich mich frage, ob Pokémon vielleicht wirklich nur ein Spielzeug für Menschen sind.
Auf dem Gebiet der "Entwicklung" gibt es wie erwähnt noch viele Unklarheiten. Ich hoffe, diese beseitigen zu können, indem ich jemanden damit beauftrage, Daten über Pokémon und hoffentlich auch über den Vorgang der Verwandlung zu sammeln. Ich denke, dass meine Tochter und ihr Sandkastenfreund dafür geeignet sein dürfen.
Gute Nacht, liebes Tagebuch.
Die Kommentare sind wiede sinntechnisch und nicht nach Person geordnet.
Ich kann verstehen, wenn man Zitate in der Muttersprache belassen will. Allerdings dürfte Lao Tzu wohl kaum Englisch gesprochen haben, warum also das Zitat in der Sprache? Da hätte man es auch gleich ins Deutsche übersetzen können.
- Lao Tzu klingt nicht englisch; warum dann englisches Zitat?
Weil das Heraussuchen eines passenden Zitates länger dauert, als man meinen könnte. Ich habe das als Letztes getan, weil es am ehesten verzichtbar wäre. Und als ich dann das Zitat gefunden und eingefügt habe, dachte ich überhaupt nicht mehr daran, dass es keinen Sinn macht, das auf Englisch zu lassen.
Ist das Professor Eibe?
Aufgrund der Befassung mit der Entwicklung der Pokémon und des leicht griesgrämigen Tons würde ich jetzt an Professor Eibe als Verfasser denken, aber es ist dieser Satz am Ende ("meine Tochter und ihr Sandkastenfreund"), die mich daran zweifeln lässt, denn eigentlich fällt mir generell kein Professor mit entsprechenden Verwandtschaftsverhältnissen ein.
Muss ich wieder auf Zeit- und Recherchemangel schieben. Habe die vierte Generation nur ein einziges mal gespielt und wusste darum auch nicht mehr, wie die Verhältnisse zwischen den Protagonisten eigentlich waren.
Nur die Stelle mit dem Dietrich war ein bisschen seltsam, das mag nicht so recht in den Tagebuchtext eines Pokémon-Professors passen.
Fun Fact: Ursprünglich war das kein Professor, der den Text verfasst hat, es war ursprünglich auch kein Tagebucheintrag, sondern einfach nur ein... Text. Als ich dann aber fertig war, fand ich das dann doch zu kontextlos und schrieb es als Tagebucheintrag um. Da der Text bereits wissenschaftlich gehalten war, war das auch kein großes Problem. Der "Dietrich" blieb aber übrig, obwohl der Satz stiltechnisch wirklich nicht gut passt.
- humorvoller Beginn, ernstes Fortfahren
Eigentlich war der gesamte Text nicht ernst gemeint und sollte eher als humorvoll aufgefasst werden. Nach der Einführung sind aber auch keine offensichtlichen Witze mehr dabei, da ich versuchte, das Ganze subtil zu verpacken. Schade, wenn es nicht bei Allen angekommen ist.
Diese Abgabe betrachtet die Pokémonwelt aus einer sehr pessimistischen Sicht und wahrt dabei einen vom Klang her plausiblen wissenschaftlichen Ton, allerdings hatte ich an manchen Stellen dann schon den Eindruck, dass man hier unbedingt zu Ungunsten der Pokémonwelt interpretieren wollte. Gut, das ist wohl auch die Intention, die heile Welt mal zu entzaubern. Es ist wohl halt nur so, dass viele der hier mal einfach so beantworteten Aspekte der Entwicklung positivere Erklärungen haben könnten und es mir dann etwas sauer aufstößt, wenn man zwangsläufig die Schlechteste wählen muss.
Ich betrachte Pokemon nicht aus einer pessimistischen Sicht, sondern, wenn man es so will, aus einer realistischen. Ich nehme einige Fakten, die im Spiel anzutreffen sind, und stelle sie aus einem Blickwinkel dar, der alles absurd erscheinen lässt (lassen soll).
Pokemon hatte aber nie den Anspruch daran, realistisch zu sein. Die Spieleserie spielt mit den Träumen einer aufregenden Reise, davon, sich mit magischen Wesen anzufreunden und die Welt zu retten, wenn man es so will. Darum macht es auch wenig Sinn, die Spiele "realistisch" zu erklären, es sei denn, es dient der Unterhaltung.
Dadurch, dass den Spielen so viel Logik und Realismus fehlt, kann eine "realistische" Betrachtung, die so überhaupt nicht vorgesehen ist, zu überraschenden Ergebnissen führen. Außerdem ist Pokemon immernoch ein Videospiel, ein Medium, das Mechaniken enthält, die sich nicht direkt in die echte Welt übertragen lassen. Darauf basiert dieser Text. Nicht auf einer "Verdüsterung" / pessimistischen Darstellung von Pokemon.
- Logik und Pokémon vertragen sich nicht
Genau deshalb macht es auch soviel Spaß, Pokemon in ein "realistisches" Setting zu bringen ^^
Falls du noch mehr solcherlei Texte schreibst, gib mir ein Zeichen. X'D Ich lache gern!
Schön, dass dir die Abgabe so gut gefallen hat ^^
Das einzige, was sich mit dem Text vergleichen lässt und was ich bisher geschrieben habe, wäre "Tutorial" (s.o.). Vielleicht kommt in Zukunft aber noch mehr Ähnliches ^^
Musste des Öfteren mal grinsen beim Lesen
Awww yiss, Ziel erfüllt ^^
Dies ist unsere (@White Tulips und meine) Abgabe für den FFxMVP - Collab / Wettbewerb "Lies mir eine Geschichte vor". Ich schrieb die Geschichte und @White Tulip musste sie vorlesen. Hier findet ihr übrigends nochmal das Resultat: Klick!
Das Thema des Wettbewerbs war Winter. Ich wollte eigentlich einen Text schreiben, der so einiges an Dialog zwischen einem Mann und einer Frau (der Protagonistin) enthielt und daher abwechselnd vorgelesen werden können sollte. Ich glaube, dass ich den Text ursprünglich als weit entfernte Metapher zu Weihnachten geschrieben habe. Achja, jetzt erinnere ich mich wieder, dass ich die Idee zu der Geschichte erst durch das Bild Cold Comfort von Rob Gonsalves bekam. Mir gefiel die Idee von Schnee, der wie ein warmes Bett aussieht einfach ^^
Es ist still.
Kein Wunder, schließlich schluckt die Schneedecke nahezu jedes Geräusch, außerdem ist es nachts ja generell deutlich stiller als tagsüber. Normalerweise ist es nachts auch deutlich dunkler, aber nicht heute Nacht. Den ganzen Tag über war der Himmel mit dunkelgrauen Wolken verhangen und es schneite dicke, weiche Schneeflocken. Die Nacht ist aber sternenklar und die Mondsichel taucht den Wald in seinen silbrigen Lichtschleier. Es ist überraschend, dass undurchsichtiges und mattes Tageslicht dunkler wirken kann als eine klare, wolkenlose Nacht.
Eine halbtote Gestalt taumelt durch den Wald. Sie läuft vornübergebeugt, der Blick starrt stur geradeaus, die Bewegungen sind steif, ruckartig, schleppend. Man könnte die Gestalt fast mit einem Schlurfer verwechseln, so weit im Norden sind diese aber nicht heimisch. Und selbst wenn sich einer dieser Untoten in den Wald verirrt hätte, er wäre bereits längst bewegungsunfähig. Wer kein warmes Blut hat, friert nun mal schneller fest. Nein, diese Gestalt ist kein Schlurfer. Ich, Lucia, bin diese Gestalt und ich lebe noch. Noch.
Besonders lebendig fühle ich mich allerdings nicht. Ich bin völlig durchgefroren. Mein Körper ist taub. Ich spüre meine Füße nicht mehr, es fühlt sich eher so an, als hätte man sie mir abgerissen und Holzklötze an ihre Stelle rangenagelt. Aber leider ist mein Körper nicht komplett taub. Ich spüre die Kälte, die mich umhüllt. Die Müdigkeit in meinen Gliedern spüre ich auch. Meine Augen schmerzen, meine Lippen sind geplatzt, glaube ich. Die Schnur (Strick), die um meinen Hals hängt, schneidet mir ins Fleisch. Zumindest ist dieser Schmerz aber brennend und stellt eine angenehme Abwechslung dar.
An der Schnur hängt ein Lederbeutel, in dem sich ein Gegenstand befindet, der von allergrößter Wichtigkeit für mich ist: ein Hicrit. Wegen diesem Stein nehme ich diese gefährliche Reise jedes Jahr in Kauf. Ich muss es schaffen, ihn in das Dorf zu bringen, sonst werden womöglich alle sterben. Mein Vater, meine Geschwister, meine Freunde, einfach alle.
Es ist nämlich so: Die Winter so weit im Norden sind kalt, viel kälter als es jetzt schon ist. Für Menschen wäre es unter normalen Umständen nicht möglich, sie zu überleben, nicht einmal mit Hilfe von normalem oder magischem Feuer. Die Kälte überdeckt ganz einfach die Wärme, die vom Feuer ausgeht und negiert praktisch seine Wirkung. Die Menschen würden kläglich erfrieren. Glücklicherweise gibt es aber Urels. Urels sind Wesen, die weit oben in den Silberschweifbergen leben. Sie sind friedliche, träge, magische Kreaturen mit rotbraunem Fell. Jeden Winter kommen sie runter ins Tal, auf der Suche nach Hictiten. Sobald sie einen Hicrit gefunden haben, fressen sie ihn und schlafen sofort ein. Das interessante daran ist, dass von Urels eine seltsame Wärme ausgeht, die sogar die Kälte des Winters überdeckt. Niemand kann sich erklären, wieso diese Wärme von ihnen ausgeht oder wieso sie sich über einen so großen Radius erstreckt. Fakt ist, dass unser Dorf auf Urels angewiesen ist, um den Winter zu überleben.
Jedes Jahr im Winter regnet es Hicrite vom Himmel. Wenn man Glück hat, kann man sogar beobachten, wie sie in die Atmosphäre eintreten und einen rot glühenden Schweif hinter sich herziehen. Aber selbst, wenn man die Hicrite nicht dabei beobachten kann, wie sie auf den Boden fallen, spüren es Wesen mit magischer Begabung, unter Anderem ich. Meine Aufgabe ist es dann, einen der Hicrite aufzuspüren, während die Jäger unseres Dorfes zum Pass der Silberschweifberge gehen, um einen der runtertrottenden Urels abzufangen und ihn in unser Dorf zu geleiten. Ich kehre dann mit einem Hicrit und die Jäger mit einem Urel zurück. In der Dorfmitte lassen wir das Urel den Hicrit fressen, worauf es einschläft und das Dorf mit genug Wärme versorgt, um den Winter zu überstehen.
So sollte es auch dieses Jahr sein. Mir wurde ein Pferd zugeteilt, mit dem ich dann losgezogen bin, um einen Hicrit zu finden. Mein arkaner Kompass hat mich durch den Wald geführt, bis ich den Hicrit etwa zwei Tagesreisen vom Dorf entfernt in einer noch rauchenden Senke gefunden habe. Nachdem ich den Hicrit in meinen Beutel gelegt hatte, haben wir uns wieder auf die Heimreise gemacht, allerdings kamen wir nicht weit. Ich muss eingenickt sein, als das Pferd plötzlich ins straucheln kam, zusammenbrach und auf dem Boden liegen blieb. Nachdem ich mich wieder aufgerappelt hatte, untersuchte ich das besinnungslose Pferd und erkannte, dass es auf einem frostigen Steinbrocken ausgerutscht sein musste und sich bei dem Sturz den Fuß gebrochen hatte.
Ich geriet in Panik. Das Pferd war nicht mehr dazu in der Lage, mich nach Hause zu tragen und ich hatte noch ungefähr zwei Tagesreisen vor mir. Das ganze Gepäck, das das Pferd getragen hatte, konnte ich nicht auf mich laden, ich würde zu langsam vorankommen, sollte ich es überhaupt schaffen, mit dem zusätzlichen Gewicht nach Hause zu laufen. Eine gefühlte Stunde bin ich aufgeregt um das Pferd herumgegangen, bis ich endlich einen Entschluss gafasst habe. Ich nahm den Beutel mit dem Hicrit aus einer der Satteltaschen des Pferdes und hängte ihn mir um den Hals und stopfte meine Hosentaschen mit Trockenfleisch voll. Als ich fertig war, wendete ich mich dem Pferd zu. Ich wusste, dass es sterben würde. Ich konnte es nicht mitnehmen, mir fehlten die Kenntnisse und die Zeit, es sicher ins Dorf zu geleiten. Wenn ich das Pferd aber zurückließ, würde es entweder gefressen werden, oder erfrieren. Ich musste das Pferd töten, solange es bewusstlos war, um ihm einen schmerzhaften und langsamen Tod zu ersparen. Die Frage war, wie. Ich könnte ihm theoretisch die Kehle durchschneiden, ich traute mich aber nicht. Das war zu nah, zu direkt. Ich stellte mir vor, wie ich meinen Dolch in den Hals des Pferdes stieß und mir wurde übel. Nein, es musste eine andere Möglichkeit geben. Nach einigem Nachdenken beschloss ich, das Herz des Pferdes zum Stillstand zu bringen. Ich kniete mich auf den Boden und legte meine Hand auf die Brust des Pferdes. Als ich die Augen schloss, konnte ich die Herzschläge des Pferdes spüren. Ich braucht eine gewisse Zeit, um mich an den Schlagrythmus zu gewöhnen. Als ich es geschafft hatte, schickte ich gleichzeitig mit den Schlägen des Herzens magische Impulse in den Körper, in der Hoffnung, das Herz anhalten zu können. Nach einigen Minuten war es geschafft. Das Tier lag ruhig auf dem Boden, der Brustkorb war still. Es atmete nicht mehr.
Ein bisschen außer Atem stand ich auf und machte mich auf den Weg. Ich musste mich beeilen. Ich wusste, dass ich nicht lange durchhalten konnte, darum musste ich möglichst schnell nach Hause.
Ich lief Tag und Nacht. Irgendwann fing es an zu schneien. Es schneite den ganzen Tag durch und die dicke Schneedecke, die entstanden war, erschwerte das Vorankommen. Zwei Mal habe ich eine kurze Pause eingelegt, um etwas zu essen. Jedes Mal fühlte ich mich nach der Pause nur müder als zuvor. Irgendwann waren meine arkanen Vorräte erschöpft und ich konnte meinen Kompass nicht mehr gebrauchen, sodass ich hoffen musste, dass mich mein weder Orientierungssinn, noch mein Verstand verlassen würde, sonst würde ich den Weg nach Hause nicht finden können.
Da bin ich nun. Durchgefroren, vollkommen erschöpft und nicht mehr ganz bei Verstand. Ich habe keine Lust mehr. Ob ich noch auf dem rechten Weg bin, weiß ich nicht. Vielleicht schon, vielleicht auch nicht. Ich weiß nur, dass ich weiterlaufen muss. Ich will aber nicht. Ich will schlafen. Ich darf aber nicht. Meine Sicht verschwimmt kurz. Als mein Blick wieder scharf wird scheint eine arkane Fee um mich zu kreisen. Hellblau leuchtend flattern die Flügel. Jetzt halluziniere ich auch noch, ist ja fantastisch. Arkane Feen gibt es schließlich nur an Orten, die stark von arkaner Energie durchsetzt sind. Oder in Begleitung von starken Magiern. Und hier gibt es keins von Beidem.
Verdammter Schnee. Er ist so weich und doch hindert er mich am Laufen. Hält mich zurück. Er sieht aber schon ziemlich bequem aus, das muss ich ihm lassen. Und so, wie der Schatten der Zweige auf den Boden fällt, sieht es so aus, als würde ich über gedeckte Betten laufen. Wenn ich mich hinlegen und mich mit dem Schnee zudecken würde, dann wäre das ja fast, als wäre ich in einem Bett. Einem Schneebett. Weich. Schlafen. Nur ganz kurz die Augen schließen. Wenn ich geschlafen habe, dann bin ich wieder fit und kann zum Dorf fliegen. Oder springen. Ganz bestimmt. Nur kurz hinlegen...
Meine Sicht verschwimmt erneut. Ich spüre nicht mehr, wie ich auf den Boden falle.
Es ist laut. Und dunkel. Wieso ist es so laut? Irgendwie schmerzt alles. Ich glaube, ich liege. Irgendwie ist es auch warm. Wo bin ich? Wieso rauscht es so laut? Irgendetwas knackt. Wie Feuer. Wieso?
Ich schaffe es, die Augen zu öffnen. Ich bin in einem Bett. Ich starre in ein verschwommenes, bärtiges Gesicht, das ich nicht kenne. Etwas hellblaues taucht in meinen Augen auf und zappelt vor mir herum.
"Grkch", röchel ich.
Eine Meisterleistung, wie ich finde. Meine Lippen tuen weh. Wieso tut alles weh?
Es ist warm. Ich glaube, ich kann noch etwas schlafen.
Endlich ist es warm.
[Spoiler='Nachwort / Rekommi']
Generell würde mich interessieren, wie ihr eure Welt aufgebaut habt, da einige mir fremde Begriffe fallen, die ihr aber klugerweise auch etwas erklärt.
Wie ich bereits erwähnt habe, sollte die Handlung eine Art Metapher für Weihnachten, beziehungsweise für das Gefühl, das mit Weihnachten zusammenhängt. Das Heimkommen, die Wärme zu Hause, die Geschenke (Wärme) und die Tradition, dass man dem Weihnachtsmann auch ein kleines Geschenk vorbereitet. Ich weiß, dass es weit hergeholt ist, aber das war nunmal die Idee ^^ Die Welt ist um diese Idee herum entstanden. Ich brauchte eine Art Weihnachtsmann, das waren dann die Urel. Das Geschenk für den "Weihnachtsmann" war dann der Hicrit. Und dann brauchte ich eine halbwegs plausible Begründung, die das Ganze zusammenhielt :D
Offenbar existiert Magie und doch verwirrt zuerst der Name Lucia in Bezug auf Pokémon.
Ich habe eine Vorliebe dafür, Namen eine Bedeutung zu geben und Personen / andere Elemente mit Namen und Bezeichnungen durch den Namen selbst zu beschreiben. Der Name Lucia bedeutet so viel wie "die Lichtbringende". Wieso ich mich für den Namen entschieden habe sollte klar sein, denke ich ^^ Worauf sich der Name Urel bezog, weiß ich tbh nicht mehr. Hicrit habe ich von Hitze abgeleitet.
Ihr sprecht auf jeden Fall einige sehr unangenehme Dinge an und die Kälte selbst macht sie eigentlich so unangenehm. Das finde ich sehr faszinierend, wie ihr mit diesen Eindrücken gespielt und sie durch das Lesen so greifbar gemacht habt.
Ja, darauf habe ich besonders Wert gelegt, schön wenn es auffällt ^^