Kennt ihr Ready Player One? 16
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Hallo Fans der werten Kinounterhaltung!
In diesem Thread soll es um den Film "Ready Player One" gehen. Oder vielmehr, wie gut die Buchvorlage von Stephen Spielberg umgesetzt wurde.
Länge: 140 Minuten
FSK: 12
Regie. Stephen Spielberg
Drehbuch: Zak Penn, Ernest Cline (Autor der Buchvorlage)
Der Film spielt im Jahr 2045 und die Handlung findet größtenteils in einer virtuellen Welt, dem Videospiel OASIS statt. Die OASIS ist ein gigantisches Universum, in dem nur die Phantasie die Grenzen setzt. Man kann alles oder jeder sein und sich auf Millionen verschiedener Welten herumtreiben (Im Prinzip das, was wir uns damals von No Man's Sky gewünscht haben, gepaart mit allen möglichen und unmöglichen Popkulturellen Anspielungen und Welten). 2045 spielt sich der Großteil des Lebens innerhalb dieses Spiels ab, da die Erde durch verschiedene Krisen zwar noch bewohnbar, jedoch hässlich und größtenteils zerstört ist. Leute arbeiten dort und verbringen ihre Freizeit. Das Geld, das in der OASIS verdient wird, kann sowohl für Ausrüstungsgegenstände für den eigenen Avatar, sowie auch für Real Life Gegenstände oder Essen ausgegeben werden.
Ausgangspunkt der Handlung ist die Tatsache, dass der Erschaffer der Welt namens James Halliday verstirbt. Sein Vermögen, dass aus einer halben Billion Credits, sowie der Kontrolle über die OASIS besteht, soll an denjenigen gehen, der eine gigantische Schnitzeljagd im Spiel gewinnt und als erster sein "Easter Egg" findet. Der Protagonist Wade Watts alias Parzival wird bei diesem Vorhaben unterstützt durch weitere Easter Egg Hunter und liefert sich ein Wettrennen mit dem Konzern IOI (Innovative Online Industries), dessen Chef Nolan Sorrento die Macht über die OASIS an sich reißen will, um sein Vermögen durch massive Werbung im Spiel zu vervielfachen.
Ich selbst bin seit Jahren ein riesiger Fan des Buches und habe mich dementsprechend gefreut, dass der Roman verfilmt wurde. Zunächst war ich skeptisch, ob ein Stephen Spielberg dieser Bombe an Popkulturellen Anspielungen, die mich über Jahre geliebt begleitet hat, gerecht werden kann. Doch dann dachte ich "Wieso eigentlich nicht? Haufenweise der Popkultur stammt von ihm selbst!" und ging ins Kino. 2,5 Stunden später stand ich wieder draußen und war komplett überwältigt von der Bildgewalt, die Spielberg mal wieder auf die Leinwand gebracht hat. Doch wird der Film der Buchversion gerecht? Diese Frage versuche ich im Folgenden zu beantworten.
Hinweis: Alles in diesem Thema ist meine eigene Meinung und könnte von eurer abweichen.
ACHTUNG! Ab sofort folgen SPOILER zum Film/Buch!
Unterschiede Buch/Film
Worin unterscheiden sich die beiden eigentlich? Im Wesentlichen hält sich der Film an die Handlung des Buches. Es wurden jedoch einige Änderungen vorgenommen, die teils einfach der Länge des Filmes zu verschulden sind (niemand kaum jemand möchte 4-5 Stunden im Kino sitzen), andererseits aber meiner Meinung nach völlig unverständlich sind.
Zum Ersten wäre da der noch naheliegendste Punkt: Die Tore wegzulassen. Im Film muss jeder Gunter (= Easter Egg Hunter), um das Ziel zu erreichen, den Kupferschlüssel, den Jadeschlüssel und den Kristallschlüssel finden, wo jeweils ein Hinweis auf den nächsten Schlüssel dabei ist. Dieser Punkt wurde für den Film gekürzt, da man im Buch zu jedem Schlüssel auch noch das dazu passende Tor finden muss. Im Film erscheint das Tor einfach direkt, wenn man den Schlüssel gefunden hat. Dieser Punkt ist jedoch noch gut nachvollziehbar, um den Film auf eine angenehme Länge zu kürzen (es sind ja trotzdem fast 2,5 Stunden geworden).
Der zweite Punkt triggert mich als Buchfan schon viel härter. Es geht um die erste Aufgabe bzw. den ersten Schlüssel. Das Buch baut hier auf ein Rätsel, das mit Hallidays Jugendfreude, dem Dungeons&Dragons Rollenspiel zu tun hat. Dieses fantastische Rätsel, das einen zurück zu den Anfängen der Spiele führt, wurde im Film durch ein seeehr actionlastiges, unmögliche zu gewinnendes Autorennen ersetzt, dessen "Lösung" war, einfach rückwärts zu fahren. Meiner Ansicht nach wird das Rennen der Buchvorlage keinesfalls gerecht. So verhält es sich auch mit den anderen Schlüsseln. Ich hab es nicht mehr ganz im Kopf, aber die Rätsel wurden insgesamt einfach stark verändert. Die Quests im Film haben kaum Zusammenhang miteinander und mimt Halliday und wenn doch, dann wurde das ganze recht lieblos "irgendwie halt" mit dessen Leben verknüpft.
Dritter Punkt: Ogden Morrow. Der ehemalige Partner von James Halliday wurde im Film nur recht kurz zum Ende des Filmes gezeigt. Im Buch stößt "Og" etwa zur Mitte des Buches zur Gruppe, um sie im Kampf gegen IOI zu unterstützen. Im Film kam er ganz am Ende vorbei und hat kurz nochmal nebenbei die Backstory zwischen ihm und Halliday erklärt. Meiner Meinung nach viel zu wenig Screentime für einen so tollen Charakter, der unter den eigenen Entscheidungen und der verlorenen Freundschaft zu James Halliday leidet. All das wurde im Film viel zu wenig ausgebaut und wirkt etwas lieblos.
Mein letzter Kritikpunkt liegt bei Samantha aka. Art3mis und ihrer Beziehung zu Wade/Parzival. Samantha besitzt ein Geburtsmal, das sich über ihr halbes Gesicht zieht. Ihr Charakter Art3mis sieht ingame genau so aus wie Samantha, bis auf eben dieses Geburtsmal, für das sie sich seit ihrer Kindheit schämt. Wade findet dies im Buch recht spät heraus, nachdem er sich bereits in sie verliebt hat, da er ihr Foto auf einer IOI-Akte sieht. Samantha weiß davon nichts und weigert sich, Wade in der Realität zu treffen, bis alles vorbei ist. Damit hält sie ihre Identität vor Wade geheim, weil sie Angst hat, dass er sie aufgrund ihres Geburtsmals ablehnt. Im Film sehen sich Samantha und Wade schon nach ca der Hälfte des Filmes und Samantha wird meiner Meinung nach viel zu hollywoodlike dargestellt. Es ist eine natürliche Schönheit, die halt ein bisschen Farbe im Gesicht hat. Viel zu wenig Schockelement und viel zu viel Lovestory.
Doch genug des Jammerns auf hohem Niveau und zur Frage...
Was bleibt gleich?
Der Rest des Films bleibt sehr nah am Buch. Die Charaktere sind fast alle sehr liebevoll ausgearbeitet und die Welt ist wundervoll designed und animiert. Aech's Charakter hat mich so sehr überzeugt, dass ich komplett vergessen habe, dass sie eigentlich eine Frau ist. Parzival hatte ich mir im Buch zwar anders vorgestellt, aber im Endeffekt passt seine filmische Darstellung sehr gut auf den Buchcharakter. Auch Art3mis wurde sehr schön charakterisiert, wobei mir ihre ingame Darstellung etwas weniger gefällt.
Ich liebe Parzivals DeLorean mit K.I.T.T. Upgrade und Aech's Werkstatt. Der Iron Giant, den Aech zusammenschraubt und die Fahrzeuge, die nach Gebrauch auf Matchboxgröße schrumpfen. James Halliday hat den Charme eines in den 80er Jahren aufgewachsenen, Rollenspiel spielenden Entwicklers und Nolan Sorrento die Kälte eines Mannes, der Videospiele schon immer hasste und nur an Geld denkt.
Kommen wir zum wichtigsten Punkt des Filmes: Popkulturelle Referenzen
Die Liste der Anspielungen auf Spiele, Filme, Serien und Musik, die in diesen Film reingestopft wurden ist so immens, dass ich mich dazu entschieden habe, den Film ein zweites mal im Kino zu schauen. Hier könnt ihr eine recht lange Liste der Easter Eggs ansehen, die glaube ich fast alle größeren gefunden hat.
Mir hat sehr gefallen, dass sowohl die 80er Jahre Anspielungen aus dem Buch übernommen wurden, da diese Zeit Hallidays Jugend war, als auch viele sehr neuzeitige Charaktere wie der Masterchief, Jim Raynor oder Tracer für ein paar Sekunden über die Leinwand flimmern. Ich möchte auch nicht zu viele von den Easter Eggs vorweg nehmen. Schaut den Film einfach zweimal an. Einmal für den Film an sich und beim zweiten mal achtet ihr einfach nur auf den Hintergrund. Ich habe so viel im Film erkannt und hatte trotzdem das Gefühl, mindestens die Hälfte verpasst zu haben. Insbesondere in den großen Schlachten am Anfang und am Ende auf Planet Doom (eine Anspielung für sich!), wo Aech einen Freddy Krüger und Duke Nukem abknallt, während im Hintergrund Tracer aus Overwatch entlangläuft und der Gigant aus dem All aus seinen Augen Laserstrahlen auf Mechagodzilla feuert. Ein Feuerwerk aus Action und Easter Eggs! Auch Poster aus Robocop oder von den Goonies hab ich gesehen.
Die Anspielungen auf Popkultur sind einfach das, was den Film ausmacht.
(Ganz) kurzes FAZIT
Der Film ist gut, wirklich gut, ist halt ein Spielberg. Er bekommt von mir solide 8/10 Punkten, da er von den popkulturellen Anspielungen lebt und ohne sie recht schwach wäre, jedoch mit diesen wunderbar harmoniert und gerade für mich als Buchleser die Verfilmung ist, auf die ich gewartet habe. Meine Empfehlung wäre, das Buch zu lesen und danach den Film anzusehen, dann wird man nicht ganz so enttäuscht, weil man dann mehr über die Welt und die Charaktere weiß.
Ja, der Film hat negative Aspekte, aber die positiven überwiegen um so viel mehr. Es ist nicht die beste Umsetzung eines Buches, aber angesichts der schieren Fülle des Romans konnte man das auch nicht erwarten. Spielberg hat hier mal wieder einen klasse Job abgeliefert. Ich denk, der Film wird in meiner Top-10-Liste relativ weit oben landen, dafür muss ich ihn aber noch ein paar mal sehen und schauen, ob er auch bei mehrmaligen Schauen noch wirkt.
Und nun zu den Fragen an euch:
- Wenn ihr den Film gesehen habt, wie fandet ihr ihn?
- Was sind eure liebsten Szenen, Charaktere und Referenzen?
- Wenn ihr das Buch gelesen habt, fandet ihr die Umsetzung insgesamt gelungen?