Es ist richtig, dass es hier nicht um Ego-Shooter per se geht, aber sie stellen unter Umständen einen wichtigen Faktor in diesem Bereich dar. Um diese Sichtweise zu erklären, muss ich mich ein wenig an der Fiktion bedienen: Man stelle sich vor, dass eine Person gemobbt wird und daraufhin einen Amoklauf an ihrer Schule startet, bei der sowohl Schüler als auch Lehrer angegriffen und eventuell sogar getötet werden. Anschließend richtet das Opfer die Waffe gegen sich selbst und beendet den Amoklauf mit einem Selbstmord. Die ganze Nation ist schockiert, und in der Politik reden die Leute wieder einmal nur über die sogenannten Killerspiele. (Schon dieser Begriff ist dämlich, weil er lediglich als Stilmittel dient. Es ist doch immer toll, wenn man seiner Zielgruppe ein möglichst reißerisches Schlagwort präsentieren kann.) Ist das nicht eine posthume Ohrfeige für das Mobbingopfer, das in seiner Verzweiflung zum Täter wurde? Wenn man die Möglichkeit hätte, das Mobbingopfer nach seiner Tat dazu zu befragen, was würde es wohl dazu sagen, dass seine Probleme selbst nach seinem Tod nicht ernstgenommen und seine Taten auf eventuelle Ego-Shooter geschoben werden?
Wie ich bereits in einem anderen Thread geschrieben habe, sind Amokläufe natürlich zu verurteilen. Es ist schlimm genug, wenn eine Person sich selbst das Leben nimmt, aber es ist noch viel schlimmer, andere Personen mit in den Tod zu reißen - egal, was diese vorher auch gemacht haben mögen. Trotzdem geht es mir extrem auf die Nerven, dass sich nach jedem Amoklauf immer die halbe Menschheit wundert, wie so etwas nur geschehen konnte. Da kann man froh sein, dass nicht jeder Fall von Mobbing direkt so endet. Die Gefahr besteht allerdings bei jedem einzelnen Fall. Dadurch, dass das Opfer nur zum persönlichen Vergnügen existiert, interessiert man sich folglich nicht für seine Gefühle oder seine Denkweisen. Woher soll man dann wissen, wann das Fass übergelaufen ist?