Frustriert stand ich über dem Kadaver des Fisches, den ich eigentlich mit Hilfe des Shosen Jutsus von seiner schweren Verletzung hätte retten sollen. Die tiefe Wunde, die ich dem Tier mit einem Kunai beigebracht hatte, war zwar äußerlich nur als weißliche Narbe zu erkennen, aber nur wenige Millimeter unter der Haut, so wusste ich, war der Schnitt kaum verheilt. Als logische Konsequenz war das bedauernswerte Wesen an seinen inneren Blutungen verendet. Sein glasiges, totes Fischauge starrte mich von dem kleinen Operationstisch aus anklagend an, und führte mir eindringlich mein wiederholtes Versagen vor Auge.
Wütend drehte ich mich um und verließ im Laufschritt den kleinen, weißgetünchten Übungsraum im Haus meiner Familie. Auf dem Gang wäre ich beinahe mit meinem Vater zusammengestoßen, der noch halb im Schlaf durch den Flur in Richtung Badezimmertür taumelte. Obwohl der Morgen noch jung war, stank er abscheulich nach Sake. Wie ich diesen Geruch verabscheute! Beschämt schlug ich die Augen nieder. Plötzlich hielt Vater an, drehte sich um, und sah mich irgendwie nachdenklich an. „Was ist los, Papa?“ fragte ich verwundert ob des seltsamen Verhaltens meines Alten. Er kratzte sich am Kopf und kniff die Augen zusammen während ich glaubte, hinter seiner hohen Stirn einige Zahnräder arbeiten zu sehen. Diese rasteten plötzlich ein und ein breites Grinsen breitete sich wie ein Sonnenaufgang auf Vaters faltigem Gesicht aus. „Mein Sohn, mein Sohn, endlich ein echter Ninja!“, lachte er überschwänglich, während ich mich fragte ob bei dem Alten jetzt endgültig alle Sicherungen durchgebrannt waren. „Gestern hat mich der Hokage zu sich kommen lassen, und mir gesagt dass du heute deine erste Mission kriegst“, fuhr er fort. Endlich einmal gute Nachrichten! Ich frohlockte innerlich, und auf meinem sonst so reservierten Gesicht bereitete sich ein breites Grinsen aus. „Endlich kann ich meinen Wert beweisen“ flüsterte ich kaum hörbar, „Ab jetzt bringt mich jeder Schritt dir näher, Bruder!“
Meinen Vater schien meine gute Laune sichtlich zu erfreuen: Strahlend erklärte er: „Darum sollst du heute um 6 Uhr morgens im Büro des Hokage sein. Ich bin sicher dass du den Ya…“ Er stockte mitten im Satz als er sah wie mein Lächeln gefror und sich in eine Maske des Entsetzens verwandelte. „Vater, ich danke dir dass du mich informiert hast…“, sagte ich leise und mit vor Wut zitternder Stimme, bevor ich abrupt die Lautstärke erhöhte und ihm ins Gesicht schrie: „ABER WIR HABEN SCHON SIEBEN! WARUM SAGST DU SOWAS WICHTIGES ERST JETZT?!?“ Ohne weiter auf den alten Trottel zu achten, stürmte ich wutentbrannt nach oben in mein Zimmer, befestigte eine gefüllte Kunaitasche an meinem linken Bein, band mir die zwei Armbinden in denen meine etwas überdimensionierten Skalpelle lagerten um meine Unterarme und legte den Gürtel mit der Shurikentasche sowie dem Erste-Hilfe-Set um. Dann schnaufte ich erst einmal durch und versuchte mich zu beruhigen. Wenn ich Glück hatte war es noch nicht viel zu spät. Vielleicht konnte ich den Hokage noch überzeugen meine Mission nicht zu streichen. Ohne meinen nichtsnutzigen Vater, der in der Tür stand und Entschuldigungen stammelte, noch eines Blickes zu würdigen, sprang ich direkt aus dem Fenster, und hetzte unter Chakraeinsatz und mit voller Geschwindigkeit über die Dächer in Richtung des Büros des Hokage.
Eine Viertelstunde später trat ich ziemlich erleichtert über den Ausgang des Gesprächs mit dem sechsten Hokage wieder aus dem Büro, und machte mich schnell auf den Weg zum Haupttor von Konoha. Auf meine zusammengeschusterte Ausrede, ich hätte einer alten Frau helfen müssen ihre Einkäufe zu erledigen, hatte der Hokage mich nur schief angestarrt, und erwähnt das ich ihn an jemand bestimmtes erinnerte. Ich hatte keine Ahnung wer gemeint sein könnte. Danach kam der Sechste schnell zur Sache. Wir, soll heißen ich und meine nicht mehr anwesende Teamkollegin, hätten den Auftrag uns nach Kiri zu begeben und dort eine Gruppe von Genin und Jonin zu verstärken, die eine zu einer Organisation namens „Akatsuki“ übergelaufene Kameradin zurückholen sollten. Außerdem wies mich der Hokage darauf hin, das Yisha Kaguya, meine Teamkollegin, nicht auf mich hatte warten wollen, und bereits vorausgegangen war. Ich sollte mich besser beeilen um zu ihr aufzuschließen. Auf meine Verwunderung, dass es einem Genin gestattet wurde, allein zu einer so gefährlichen Mission aufzubrechen antwortete er unverblümt, das ein jeglicher Kaguya sehr wohl auf sich selbst aufpassen könne. Er mache sich mehr Sorgen darüber, mich alleine hinterher schicken zu müssen…
Nachdem ich Konohagakure endlich verlassen hatte, fühlte ich mich deutlich besser. Während ich mit maximaler Geschwindigkeit durch die Baumkronen jagte und wie der Wind vorankam, ließ ich die Straßen, auf denen mich die Leute misstrauisch beäugt und hinter meinem Rücken geschwatzt hatten, endlich hinter mir. Frei, auf dem Weg, ohne lästige Vergangenheit, fleischgewordene Geschwindigkeit… Geradezu im Geschwindigkeitsrausch fraß ich die Kilometer wie ein hungriger Heuschreckenschwarm. Jetzt zahlten sich die täglichen Dauerläufe um Konoha endlich aus! Solange ich auf der vorgeschriebenen Route blieb, sollte ich in der Lage sein meine Teamkameradin einzuholen. Vorausgesetzt sie blieb ebenfalls auf der vorgeschriebenen Route... Ansonsten würde ich sie wahrscheinlich erst in Kiri wiedertreffen, sie in dem großen Gebiet zwischen den zwei Dörfern zu finden dürfte unmöglich sein.
Während ich ohne eine Pause zu machen dahin jagte begann es langsam aber sicher zu dämmern. Das war mir überhaupt nicht recht, denn bei völliger Dunkelheit zwischen den Bäumen konnte ich einfach versehentlich an meiner Teamkollegin vorbeirasen… Meine schlechte Laune kehrte langsam aber unerbittlich zurück und wurde auch von der Aussicht auf eine Nacht im Freien nicht unbedingt gemildert. Aus purer Sturheit rannte ich auch noch weiter als sich bereits die Nacht über das Land gelegt hatte. Als ich auf eine kleine Lichtung im schier unendlichen Baummeer des Feuerreiches stieß, beschloss ich, dass dies der ideale Platz zum Übernachten war. Ich stoppte auf einem Ast am Rand der Lichtung, und spürte, wie meine Oberschenkel schmerzend protestierten. Ich hatte es wohl etwas übertrieben, aber die Schmerzen waren ein gutes Zeichen, denn sie bedeuteten dass dieser Marsch mich in Zukunft stärker machen würde.
Plötzlich hörte ich ein leises, unnatürliches Rascheln im Gebüsch, und geistesgegenwärtig sprang ich in das schützende Dunkel des Waldes zurück. Das Rascheln hatte aufgehört. Doch da war irgendetwas gewesen… da war ich mir ziemlich sicher. Vorsichtig, darauf achtend kein Geräusch zu verursachen, zog ich mit der rechten Hand ein Skalpell aus dem Ärmel meines Hemdes, und nahm eine Abwehrhaltung ein. Mein unsichtbarer Gegner machte ebenfalls kein Geräusch, doch das musste nichts heißen, da er mich auf dem sternenbeschienenen Ast entdeckt haben musste, war er eindeutig im Vorteil. Er könnte bereits hinter mir stehen…
OT:Ich hoffe meine gewählte Charafarbe ist in Ordnung. In welchem Team ich bin würd mich nebenbei auch interessieren^^ Auf frohes Posten allerseits!