ZitatBevor ihr votet, müsst ihr euch alle Gedichte durchgelesen haben, Dinge wie Sympathievotes sind nicht erlaubt. Die Teilnehmer dürfen selbstverständlich auch voten, allerdings ist es diesen untersagt, für das eigene Gedicht zu voten.
ZitatUm die Aktivität der Votes in den einzelnen Wettbewerben zu steigern und die Voter für ihre Votes zu belohnen, haben wir die Votepunkte eingeführt. Sie sind einfach zu erklären: Votet ein User in einem Wettbewerb, so bekommt dieser einen Punkt für deinen eigenen Text/sein eigenes Gedicht, wenn er abgegeben hat. Hat der User der Votet jedoch keinen Text abgegeben, hat dies keinen weiteren Effekt auf die Punkte der Texte/der Gedichte. Oft hat diese Regelung Vorteile für die Plätze der Texte/der Gedichte, weshalb sich jeder User einmal zum Voten aufraffen sollte ;)
Natürlich sehen wir es noch lieber, wenn User auch ohne diesen kleinen Ansporn voten.
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Schon oft lief ich diese Straße entlang. Links und rechts säumten Bäume den Wegesrand und oft lief ich mitten auf der Straße um nicht vom Weg abzukommen, wenn ich die Augen schloss um die Lichtpunkte die durch die Blätter auf mein Gesicht strahlten als rote Punkte wahr nehmen zu können. Ich genoss den Augenblick ruhe den ich nicht oft fand. Zu oft machte ich mir Stress wegen meiner Arbeit, oder drängte mich gehässig zwischen den Menschen in der Stadt von Geschäft zu Geschäft. Die Gesellschaft lehrte es schon lange immer unter die Leute zu gehen, immer alles so zu machen wie andere es taten, immer mit dem Strom zu schwimmen. Doch ich hasste es und nahm es nur widerwillig an. Ich hasste es in die Stadt gehen zu müssen um mir da etwas zu Essen zu kaufen, oder mich mit neuer Kleidung eindecken zu müssen, nur damit meine Kunden mich nicht schief ansahen. Doch Abends war die Stadt ruhig und leer. Keiner traute sich auf die Straße und die zahlreichen Tauben schienen keinen Gefallen an der Ruhe zu finden - es war fast so, als wäre alles perfekt aufeinander abgestimmt gewesen. Im Kern der Stadt war ein riesiger Marktplatz. Alle zwei Tage fand dort ein riesiger Markt Stadt, der sich oft auch auf die Nebengassen der Stadt ausbreitete, doch die Allee die ich immer entlang lief war schon immer leer und still und ruhig...
Wieder öffnete ich meine Augen und sah auf den Gepflasterten Boden, dessen Profil sich leicht durch die Sohle meiner Schuhe drückte und meinen Gang etwas bedachter machte. ich atmete tief ein und blickte in die Kronen der Bäume. Eine leichte Brise wehte die dünnen Äste hin und her, doch sie hielten dem anscheinend nie Endenden Druck des Windes stand und wuchsen mit der Zeit zu stärkeren Ästen heran, die sich nicht mehr vom Wind biegen ließen. Immer wieder hörte ich leises knacken der Äste.
Fast war es so, als würde mein bloßer Atem alle Blätter der Bäume in ihrer Ruhe stören und allen Wind den es auf der Welt gab um mich versammeln. Die Brise wurde stärker, weshalb ich meine Arme um meinem Körper schlang.
Immer wieder drehte ich mich um, um zu schauen, ob jemand den gleichen Weg wie ich gehen würde, doch noch nie hatte ich hier einen anderen Menschen als mich gesehen. Das einzige, was hier wirklich regelmäßig lang lief waren ich und mein Schatten. Langsam gelangte ich auf den Marktplatz und somit wieder unter die Leute - doch dieses Mal war etwas anders. Ich musste mich nicht hastig durch die schwitzenden Menschen drängen - nein, es war fast so, als würden sie eine Schneise bilden, nur um mich hindurch laufen zu lassen. Aber sie nahmen mich auch nicht wahr. Ohne meinen Gang zu verlangsamen setzte ich meine Füße auf den Boden der fast schon zu glatten Straße, die zum Marktplatz führte. Noch immer fühle ich mich innerlich ruhig und geborgen - so hatte ich es schon lange nichtmehr erlebt. Mein Herz schlug im Takt meiner Schritte und mein Atem flachte ab. Es war fast so, als würde ich zwischen all den unzufrieden daher schauenden Menschen schweben. Ich genoss den kurzen Augenblick der Ruhe und des allein seins.
Je näher ich dem Marktplatz kam, desto enger wurde es. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen und drängte mich lustlos durch die Menge auf die andere Seite des großen Platzes. Noch lange dachte ich über dieses Gefühl nach, das ich hatte. Es war wie Glück und Trauer, wie Feuer und Wasser, wie Leben und Tod - ich konnte es nicht einordnen. Fast war es so, als würden mich die gebrochenen Träume der Menschen tragen können.
Die Sonne schimmerte golden über der mächtigen Himmelsfestung, die majestätisch über den Wolken schwebte. In dem großen Haupthof im Zentrum der Burg hatten sich ihre Bewohner versammelt. Dicht gedrängt standen sie dort auf dem wie polierten Asphalt, sichtlich nervös und blickten zu einem Balkon auf, gespannt wartend. Ihre Geduld wurde schließlich belohnt, als ihr Herrscher, der glorreiche Erzengel Gabriel hinter einem Vorhang hervortrat und mit einer Geste mit seiner Hand die Menge zum Schweigen brachte.
Der oberste aller Engel war eine durch und durch fesselnde Erscheinung. Blonde Haare ergossen sich wie ein gleißender Wasserfall über seine Schultern, seine weiße Kleidung war makellos, genau wie sein Antlitz. Normale Menschen würden bei seinem Anblick unweigerlich dem Wahnsinn verfallen. Die riesigen weißen Schwingen des Cherubs waren voll ausgebreitet, er hatte eine Flügelspannweite von über fünf Metern. In den Schlachten, die er für das Himmelreich gekämpft hatte, hatte er seine Gegner mit blitzschnellen Bewegungen und seinem flammenden Schwert das Fürchten gelehrt; alle Engel standen ihm ehrfürchtig gegenüber.
Die Wesen des Himmels, die in der Festung lebten starrten ihn gebannt an, einige Flügel zuckten unruhig. Schlussendlich erhob Gabriel seine Stimme, die dröhnend wie Donnerhall und gleichzeitig sanft wie ein plätschernder Bach an den Mauern der Burg widerhallte.
„Wie ihr bereits wisst, rücken Luzifer und seine Gefolgsleute weiter an die Grenzen des Himmelreichs vor“, erschrockenes Gemurmel trat bei der Erwähnung des Lords des Bösen auf, verstummte aber unter einem energischen Blick Gabriels wieder. „Deswegen hat der hohe Rat auf meinen Vorschlag hin beschlossen, die Krieger des Lichts wiederzuerwecken“, erneut wurden Stimmen laut und der Erzengel ließ seinen Untertanen Zeit miteinander zu diskutieren, ehe er fortfuhr: „Ich selbst weiß am besten, wie gefährlich das Ritual ist, um nur einen der Krieger zu erwecken, denn ich habe selbst an einem solchen teilgenommen“, einen Moment lang blickte er in die Ferne, „doch es ist die einzige Möglichkeit, denn der Feind ist stärker denn je.“
Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz herum und verschwand wieder in dem Raum, aus dem er gekommen war. Die verwirrten Engel blieben allein zurück und waren bald schon in eine heftige Diskussion verstrickt.
Seufzend und mit schnellen Schritten bewegte Gabriel sich durch einen langen Gang, Fackeln, an denen himmlisches Feuer brannte, erhellten den Weg vor dem Engel, der seine Flügel angezogen hatte, um mit ihnen nicht an die Wände zu stoßen.
Schließlich machte er halt vor einer schmiedeeisernen Tür, die mit einem schweren Schloss verschlossen war. Hastig machte er eine Bewegung mit der Hand und vor ihm glomm ein helles Licht auf, aus dem ein großer, ebenfalls eiserner, Schlüssel herabschwebte und in der Hand des Cherubs landete, welcher ihn wiederum in das Schloss schob.
Bald war die Zusammenkunft der höchsten Mitglieder des Rates, mit denen er das Ritual durchführen wollte.
Krieger des Lichts, ihr seid gebraucht hier, macht euch auf den Weg, schnell. Dachte er, während er auf einem steinernen Sitz platz nahm. In seine Gedanken versunken merkte er nicht, wie bereits die ersten Mitglieder erschienen und sich ebenfalls auf ihre Plätze begaben. Als endlich alle versammelt waren, blickte Gabriel auf. Sein Blick wanderte über die Plätze. Hier und da waren bereits die ersten Schweißtropfen zu sehen und die Nervosität stand jedem von ihnen ins Gesicht geschrieben. Er war zufrieden, jeder war gekommen. Der Engel erhob sich von seinem Platz und begann zu sprechen. „Wir haben uns in den letzten Wochen gründlich auf diesen Augenblick vorbereitet. Heute Nacht werden wir das Ritual durchführen, um uns alle zu retten. Ich muss erneut darauf bestehen, dass niemand auf gar keinen Fall das Ritual abbrechen darf. Ich wiederhole auf KEINEN Fall! Es ist extrem gefährlich und wenn irgendeine Störung eintritt sind wir alle in Gefahr. Wenn ihr mir nun in den Schrein folgen würdet.“
Damit trat er an die nördliche Wand des Saales und murmelte einige Formeln. Staub rieselte zwischen den Steinen hervor, als diese begannen, sich langsam zu verschieben. Nach einigen Sekunden, in denen Gabriel immer unruhiger wurde, war schließlich ein Durchgang geschaffen und die gesamte Prozedur, angeführt von Gabriel schritt langsam durch den dahinter liegenden Gang. Die Wände bestanden aus hellem Marmor und die Schritte der Engel hallten hörbar wider. Nachdem sie einige Minuten so gelaufen waren, weitete sich der Gang auf einmal und die sieben Engel betraten eine golden glänzende Kuppel in deren Mitte drei schimmernde Insignien standen. Ein silbriges Schwert, ein glänzender Schild und ein wuchtiger Kelch.
Schwer atmend stellten sich die Sieben in einem Kreis um die Mitte auf und streckten die Arme zur Seite aus. Nun beginnt es also. Gabriel stimmte mit zitternder Stimme einen Gesang an, in denen die sechs anderen nacheinander einfielen. Glänzende Linien zogen sich durch den Boden der Kuppel und verbanden die Sänger miteinander. Energie lag knisternd und fast fühlbar in der Luft, als sich die heiligen Insignien erhoben und begannen sich um sich selbst zu drehen.
Schweiß rann die Stirn der Engel hinab, während Gabriel seinen Gesang unterbrach und anfing zu sprechen.
„Krieger des Lichts. Verschlossen in der Ewigkeit. Erhebt euch wieder. Euer Wille schläft nie, eure Herzen sind wach. Kha'ran su fjall.“
Der Boden unter ihren Füßen begann zu erbeben und das Schwert, das Schild und der Kelch verschwammen vor den Augen der Beschwörer, um eine pulsierende Energiekugel zurückzulassen, die langsam wuchs. Einer der Engel war so überrascht und geschockt über die Erscheinung, dass er einen Moment lang seinen Gesang unterbrach. Im selben Moment schoss ein bläulicher Blitz aus der Kugel und fuhr in den Körper des Engels, welcher unter Zucken zusammenbrach. Rauch stieg von seinen Flügeln auf und verbrannter Geruch lag in der Luft.
Es war das eingetreten, woran Gabriel nicht einmal zu denken gewagt hatte – das Ritual geriet außer Kontrolle. Keuchend musste der Erzengel mit ansehen, wie drei weitere Beschwörer den Blitzen zum Opfer fielen. Der Boden der Kuppel begann zu bersten, als er von der Kugel berührt wurde und Risse breiteten sich aus um auch noch den letzten Engel außer Gabriel in den Abgrund zu stürzen. Verzweifelt streckte der Erzengel seine Hände der Kugel entgegen.
Krieger des Lichts, gebt mir Kraft! Noch einmal konzentrierte er all seine Kraftreserven – und stürzte in den Energieball, welcher in einer riesigen Explosion zerbarst, um die Kuppel und den Gang dahinter zu vernichten.
Seltsamerweise bekamen die restlichen Bewohner der Festung nicht das geringste davon mit. Als sich der Staub gelegt hatte und wieder freie Sicht auf den Schauplatz des Spektakels bestand, war das gesamte Ausmaß der Vernichtung zu sehen. Es war, als hätte der Schrein zu Ehren der Heiligen niemals existiert. Dennoch, dort, wo man die ehemalige Mitte erahnen konnte, schimmerte ein heller Nebel. Jäh aufleuchtend entsprang dem Nebel eine Gestalt, die Gabriel sehr ähnlich war, dennoch war er es nicht. Bald schon folgten ihm zwei weitere Engel – die Krieger des Lichts waren zurückgekehrt. Gabriel hatte es mit einer letzter Konzentration seiner Kräfte vollbracht, die Energie zu bündeln und auf die heiligen Gegenstände, die innerhalb der Energiekugel wieder aufgetaucht waren zu richten.
Die himmlischen Heerscharen würden wieder einmal über Luzifer triumphieren, unter der Führung der Krieger des Lichts. Während die drei sich auf den Weg machten, um zu dem Volk zu sprechen, wehte ein jäher Windstoß den Staub vom verwüsteten Boden. Unter dem Schutt wurde eine eingelassene Platte sichtbar, auf ihr die Körper von vier Engeln. Es waren die Krieger des Lichts und an ihrer Seite – Gabriel.
[align=center]Die von der Zeit Verdammten
Man sagt, die Zeit ist das Feuer in dem wir verbrennen. Sie jagte uns gnadenlos durch das Leben. Wir können versuchen uns vor ihr zu verstecken, aber entkommen können wir ihr nicht. Sie folgt uns auf Schritt und Tritt, bis sie schließlich uns, unsere Wünsche, Träume und Hoffnungen, einholt, wie eine wilde Bestie ihre Beute zur Strecke bringt, und bei lebendigen Leibe zerfetzt. Doch Tod bedeutet gleichzeitig auch Leben. Tiere und Pflanzen werden irgendwann aus der Asche wiedergeboren. Sie wachsen und gedeihen. Sie leben, hoffen und träumen. Die Jagd beginnt aufs Neue. Der Kreis schließt sich.
So ist letztendlich der Lauf der Dinge. So war es, ist es und wird es immer bleiben. Was wäre aber, wenn sich die Dinge anders entwickeln, als sie eigentlich vorgesehen sind? Was wäre, wenn die Zeit ihre Macht und Einfluss über alle Geschöpfe der Welt verliert? Eine Welt, in der auf Tod kein Leben mehr folgt? Eine Welt, zum Stillstand verdammt?
In einer nicht all zu fernen Zukunft, ist dieser finstere Gedanke Realität. Eine Epoche, in der man Worte wie “Geborgenheit“, “Glück“ oder “Licht“ nicht mehr kennt. Die Zeit hat ihren Ruf als wilde Bestie und somit ihre Rolle als Herrscher über die Welt verloren. Über 20 Jahre waren vergangen, seit der Zeitturm, welcher den Fluss der Zeit regelte und in gewohnten Bahnen hielt, zusammenbrach und somit die Welt zu einem Leben in ewiger Dunkelheit und Stagnation verfluchte. Über 95% der gesamten Weltbevölkerung wurden von der Katastrophe und deren Nachwirkungen dahingerafft oder vielleicht schlimmer noch, bis in alle Ewigkeiten zu einem Dasein als eine von vielen regungslosen Statuen verdammt.
Die wenigen Überlebenden kämpfen Tag für Tag um das nackte Überleben. Um das Recht, am Leben zu bleiben. Sie klammern sich verzweifelt an jeden noch so dünnen und verwelkten Grashalm und sind ununterbrochen auf der Suche nach einer Wasserstelle, die noch nicht im Laufe der Jahre versiegt ist. Einzig und allein um nach dem Aufwachen festzustellen, das der anhaltende Kampf ums Überleben weiter geht. So auch ein kleines Pokémon, welches Mutterseelenallein eine der vielen grauen Asphaltstraßen dieser postapokalyptischen Zeit entlang wanderte.
Seit Geckarbor zurückdenken kann, war er allein. Schon seit dem Tag, als er erwartungsvoll seine Eierschale sprengte und das, wenn man es überhaupt so nennen darf, Licht der Welt erblickte, war die Einsamkeit sein ständiger Begleiter. Er hatte weder Eltern, Familie oder Freunde, noch wusste er, ob er vielleicht der einzige Bewohner dieser Welt war. War er zu Beginn seines Lebens über die Fremde, in der er erwachte, noch irritiert und verunsichert, wurde er von Augenblick zu Augenblick in seinem Verhalten zunehmend sicherer. Es gab nichts, was ihn fürchten oder verletzen könnte, denn er war allein.
Doch wer war er? Wo war er? Wieso war er? Von diesen Fragen geplagt, verlies er nach langer Zeit des Wartens seine Geburtsstätte und wanderte schließlich durch eine Welt, die er nicht verstand. Wer war er? Wo war er? Wieso war er? Es musste doch einen Grund geben, warum er an diesem Ort war. Doch niemand konnte ihm Antwort geben. So düster und verlassen wie es in seinem Elternhaus war, so war es auch an der Oberwelt. Seine Schritte führten ihn über verwelktes Gras und verbrannte Erde einer weiten, kahlen Landschaft. Geckarbors Blick schweifte fasziniert über den aschegrauen und Himmel bis über das schier endlose Land vor ihm. Obwohl dieser Ort doch eigentlich soviel Platz bot, war niemand da, der ihm Antwort auf seine Fragen geben konnte. So zog er aus, den Grund seiner Existenz selbst zu finden.
Seit diesem Zeitpunkt, waren drei lange Jahre vergangen. Statt Antworten auf seine Fragen zu finden, plagten Geckarbor nach seiner ausgiebigen Reise durch die Welt nur noch mehr Fragen, auf die es Antwort zu finden gab. Ob ihn die mit etlichen Schlaglöchern ramponierte Straße zu einem Ort geleiten würde, an dem sein Wissensdurst endlich gestillt werden würde, wusste er, wie vieles andere auch, nicht. Seine Hand umklammerte ein zerfleddertes Foto, dass er auf seinem Streifzug durch die Welt an einem völlig verwüsteten und zu Grunde geratenen Ort fand. Wie schon unzählige male zuvor, starrte er fasziniert auf das Bild, während ihn seine Schritte voran trieben. Doch wie schon seine früheren Versuche das merkwürdige Abbild vor seinen Augen zu deuten, blieb es ihm nach wie vor ein Rätsel. Es zeigte eine Gruppe von Wesen, die Geckarbor bereits in einigen Teilen der Welt gesehen hatte. Doch wirkten jene auf dem Bild völlig anders. Sie schienen eine Form von Gefühlen zu zeigen, die er einfach nicht verstand. Ihre Gesichter merkwürdig verformt und die Zähne gebleckt, starrten sie ihn mit leuchtenden Augen an. Auch befanden sie sich an einem Ort, den Geckarbor noch nie zuvor gesehen hatte. Ein Ort, der sich so krass von allem was er bisher kannte und gesehen hatte absonderte, dass er es zu Beginn mit der Angst bekam. Der Himmel war gänzlich von einer beruhigenden, hoffnungsspendenden Farbe überzogen und etwas schien vom Himmel auf die Erde herabzuleuchten. Geckarbors Blick schweifte von dem zerknitternden Bild in seiner Hand zum Himmel. Seinem Himmel. Dunkel und wolkenbedeckt. So wie er ihn seit jeher in Erinnerung hatte und auch nicht anders kannte.
Erneut fiel sein Blick auf das Foto, wo er erneut von den Kreaturen in ihrer hellen Welt so merkwürdig angestarrt wurde. Wie sollte er das, was er auf dem Bild sah, mit Worten beschreiben, die er nicht kannte? Er wollte ihn endlich finden. Den Ort, den er in seinen Träumen sah. Ein Platz in dieser Welt, an dem er endlich nicht mehr allein sein würde. Der Ort, an dem er die selben Gefühle empfinden konnte.
Eine Träne rann ihm stumm über die Wangen und tropfte lautlos auf den vernarbten Asphalt.
Drei weitere, ebenso stumme Tränen waren nötig, dass sich seine Augen von dem Bild in seiner Hand lösten und auf die scheinbar endlose Straße vor ihm richteten. Würde ihn vielleicht dieser Weg endlich in das Land seiner Träume führen? Er wusste es nicht.
Ereignislos zog die Zeit dahin, in der das kleine und in seinem Herzen so einsame Pokémon seine Suche nach dem Ort seiner Träume fortsetzte. Doch war er müde. So müde. Schon bald würden ihn die schmerzhaften und klagenden Schreie der wenigen Bewohner dieser Welt, die ihn aus welchen Gründen auch immer nicht bei sich haben wollten, erneut in den Schlaf wiegen. Aber er musste weiter. So würde vielleicht der Ort, den er in seinen Träumen sah vielleicht hinter der nächsten Kurve auf ihn warten.
Die Schritte seiner wundgelaufenen Füße beschleunigten sich. Voller Hoffnung und Erwartung auf das, was vor ihm liegen könnte, ließ er die enge Kurve hinter sich. Doch kaum lag auch dieser Schritt seiner schier endlosen Reise hinter ihm, durchflutete ihn das alte, ihm nur zu vertraute Gefühl von Schwermut und Trauer und drohte sein Herz genauso düster wie der Himmel über ihm zu färben. Nur eine weitere, völlig verwüstete Siedlung, mit seinen zerfallenen Häusern, eingestürzten Brücken und mit dem Geruch des Todes in der Luft, lag vor ihm. Die regungslosen Statuen, die er bereits überall auf der Welt gesehen hatte, schienen ihn während seines Streifzugs durch die ausgestorbene Stadt über die Enttäuschung die ihm ins Gesicht geschrieben war, höhnisch auszulachen.
Nein, das war er nicht. Das war nicht der Ort, den er suchte. Auch dies war nicht die Welt, die er von dem Bild in seiner Hand herkannte. Nur ein weiterer trostloser Ort, wie er ihn bereits unzählige male zuvor gesehen hatte...
Gerade als er diesem Ort den Rücken zukehren wollte, ließen ihn leise knirschende Schritte erstaunt den Kopf über die Schulter wenden. Jemand stand hinter ihm und schien ihn zu beobachten. Ein Wesen, wie es sie überall, auch an diesem Ort gab. Doch dieses war anders. Der Blick dieser Kreatur war weder verängstigt noch von Verzweiflung zerfressen. Stattdessen schien es förmlich eine trostspendende Aura auszuströmen, wie Geckarbor sie noch nie zuvor gespürt hatte. Und vielleicht am allerwichtigsten: Anders als all die anderen, konnte das Geschöpf, wie er selbst auch, sich bewegen. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, konnte ihm diese Erscheinung, sofern sie der Wahrheit entsprach, an den Ort bringen, nachdem er so lange suchte. Zaghaft ging Geckarbor auf den Fremden zu, der knapp 3 mal so groß wie er selbst war und trotz seines friedlich wirkenden Eindrucks recht unheimlich wirkte.
[font='Arial']Das Wesen kniete sich auf den staubigen Asphalt und war nun mit ihm in einer Augenhöhe. Geckarbor konnte sein eigens Spiegelbild in den sanft schimmernden Augen erkennen, als er ihm das Bild, welches er von jeher bei sich trug, vor das Gesicht hielt und unsicher, ob das Wesen verstand was er wollte, auf die Photographie deutete. Zu Geckarbors großer Verwunderung, verformte sich das Gesicht des Fremden fast so, wie die Gesichter der Personen auf dem Bild. Eine Träne, wie nur wenige Stunden bei ihm zuvor, rann der Kreatur über das Gesicht. Nur wenige Sekunden später fand sich Geckarbor in den warmen Armen seines neu gewonnenen Freundes wieder. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte er ein Gefühl, wie er es noch nie gefühlt hatte. Ein Gefühl, dass seinen ganzen Körper schlagartig erwärmte. Das Gefühl des Glücklichseins.
*~_Boulevard
of broken dreams_~*
Ein
Mann wandert ganz allein über eine leere, staubige Straße.
Um ihn herum ist nichts außer einer unwirtlichen Ebene.
Kakteen, Sträucher, Felsen stehen dort aber kein anderer Mensch.
Er ist ganz allein, und läuft die einzige Straße entlang
die er je gekannt hatte. Alle seine Träume sind gestorben,
längst hatte er alles aufgegeben und ganz allein wandert er die
menschenleere Straße entlang. Alles was er hörte war das
klopfen seines gebrochenen Herzens und alles was er sah war der trübe
Schatten den er warf.
Manchmal,
dachte er, wäre es so schön wenn irgendjemand ihn finden
würde, irgendjemand mit ihm laufen würde. Doch es kam
niemand.
Er
redete sich ein alles wäre in Ordnung, alles wäre gut. Doch
in seinem Kopf wandelte er auf der schmalen Grenze hinüber zur
Verzweiflung.
Alle
seine Träume, alles woran er glaubte waren gestorben und einsam
lief er die Straße entlang, die einzigste die er je gegangen
war. Die Hoffnung, dass ihn endlich jemand fand, er nicht mehr allein
war, verdunstete in der heißen Sonne. Bald war es soweit, sein
Herz schlug Flacher, sein Schatten wurde kleiner. Bald war es soweit
und er würde von allen Sorgen befreit sein, seinen Frieden
haben. Doch bis dahin, lief er allein. Ganz allein auf der einsamen
Straße, der einzigsten Straße die er kannte und die er
nie verlassen hatte.
Broken
In dieser Nacht war die Luft klar und kalt, vom dunkelblauen, fast schwarzen Himmel funkelten die Sterne. Mondlicht fiel auf die Betonfliesen eines einsam daliegenden Bahnhofgebäudes, das ins kühles Neonlicht der Straßenlaternen getaucht war.
Der Wind fuhr über die Schienen, zerrte mit unsichtbaren Fingern an meinem Mantel und wirbelte eine zerknitterte Papiertüte über das Gelände.
Ich zupfte den Kragen höher in mein Gesicht, schlenderte langsam an den Automaten vorbei und setzte mich allein auf eine hölzerne, schmutzige Bank.
Die kalten Böen hatten jede menschliche Seele längst von hier vertrieben, zusammen mit der unheimlichen Stille und den leeren Hallen, deren Fenster wie tote Augen in die Düsternis starrten.
Alles um mich herum ignorierend lehnte ich mich weiter zurück, betrachtete einen Fleck auf meinen Schuhen und dachte nach.
Warum war ich hier?
Was in aller Welt würde sich je ändern?
Wie in Trance war ich durch die Straßen der Stadt gewandert - erst viel später sollte mir klar werden, dass ich dort, in den Schatten, etwas Verlorenes gesucht haben musste.
Es schien, als käme die Dunkelheit auf mich zu, streckte ihre Arme aus, um mich freundlich zu empfangen, doch ich würde dieser Einladung nicht nachgeben.
Im Prinzip konnte ich auf den Morgen warten und mich dann vor einen Zug werfen - niemand würde später auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwenden.
Doch zugegeben, das war eine abstrus widerliche Art des Selbstmordes. Es musste einen anderen, würdevolleren Ausweg geben, ich durfte mein Leben nicht so wegwerfen. Trotz allem war jeder Augenblick zu wertvoll, zu einzigartig. Vielleicht war es albern von mir, immer noch Hoffnung zu verspüren, obwohl es hier eisig kalt war und meine Hände bei dem bloßen Gedanken an den nächsten Tag zitterten.
Ich wollte nicht sterben.
Vielleicht schaffe ich es noch eine Weile, einfach meinen Weg fortzusetzen und zu hoffen, dass die Einsamkeit irgendwann endete.
Ist es nicht naiv, dachte ich, daran zu glauben, dass die Zeit Wunden heilte, selbst wenn auch nur die leichtesten? Viel zu lange hatte ich schon darauf gewartet, sagte ich mir und starrte, ohne etwas zu sehen, die Gleise entlang.
Wieder schlug mir der eiskalte, betäubende Wind mit Wucht entgegen. Jeder Atemzug schmerzte in meiner Brust. Einen Moment dachte ich, ein leises, qualvolles Röcheln läge darin, doch ich musste mir eingestehen, dass meine Erinnerung mir wohl einen Streich spielte.
Grausame Gedanken überkamen mich, und plötzlich schien die dunkle Welt um mich herum ein wenig zu verschwimmen.
Ich war nicht einmal dagewesen, als es geschah. Als der Tod zu meiner Anja ans Bett getreten, ihr die Hand gereicht und sie von ihrem Lungenkrebs befreit hatte. Das Ende war schmerzhaft plötzlich und schnell gekommen, nachdem sie schon mehrere Monate darauf gewartet hatte. Ihr Anblick damals hatte mir ein letztes Mal noch das Herz gebrochen.
Verzweifelt stützte ich meinen Kopf in die Hände und versuchte, alles zu vergessen. Doch diese Gnade war mir nicht gewährt: Verdrängen, ja - wirkliches Vergessen, nie. Bitter musste ich mir eingestehen, dass ich schon vor meiner Hochzeit gewusst hatte, was auf mich zu kam. Und dennoch hatte ich Anja geheiratet, um ihr Hoffnung und Stärke zur Therapie zu geben.
Alles war vergebens.
Als der Krebs zurückgekommen war, wurde Anjas Willen gebrochen. Vielleicht gab auch ich mir die Schuld daran; wenn ich ihr nur etwas mehr geholfen und nicht nur Zuflucht im Vergessen gesucht hätte… Immer wieder musste ich mir sagen, dass nichts, nichts in der Welt ihr Schicksal hatte abwandeln können.
Wahrscheinlich wurde ich langsam tatsächlich verrückt. Es gab keinen Ausweg, jedenfalls keinen, der sich mir jemals offenbart hätte. Was mir blieb, war Verbitterung und Einsamkeit. Schuldgefühle. Schmerzhafte Liebe zu längst vergangenen Erinnerungen. Die Trostlosigkeit dunkler Straßen. Immer wieder enttäuschte Hoffnungen, die Suche nach etwas Besserem, nach einem Ziel.
Plötzlich leuchteten zwei grüne Punkte weiter rechts von mir auf. Ich verschob meine Gedanken auf später; Trauer verging nicht.
Das mit den Schatten verschmelzende Wesen war zu klein für einen Hund, aber auch zu groß, zu elegant für eine Ratte.
Kaum zwei Sekunden später trat eine grauschwarz gestreifte Katze mit buschigem Schwanz und verfilztem Fell auf mich zu und schaute mich taxierend und aufmerksam an. Sie war ein Streuner,
eine halb verwilderte, ausgesetzte Hauskatze. Wie ich, nur mit dem Unterschied, dass ich mich selbst ausgesetzt hatte.
Sie schlich um mich herum und ließ es schließlich zu, dass ich ihr Fell mit der linken Hand noch mehr verwuschelte. Schnurrend sprang sie neben mir auf die Bank, setzte sich aufrecht wie eine Sphinx hin und warf mir einen halb misstrauischen, halb zufriedenen Blick zu.
Wir leisteten uns eine halbe Stunde lang Gesellschaft; zum ersten Mal, seit ich vor dem Leben geflohen war, fühlte ich mich ein wenig wohler. Ihr Schnurren ließ sogar ein Lächeln auf meinem Gesicht erscheinen.
Schließlich streckte sie sich, machte einen Buckel und sprang von ihrem behaglichen Platz auf meinem Schoß herab. Fast wollte ich ,geh nicht´ rufen, doch es war eine Katze, verdammt. Eine Weile ärgerte ich mich, doch dann wurde mir klar, dass der Wunsch, nicht allein zu sein, gar nicht so kindisch war.
Ich konnte nichts dagegen tun, dass ich die nächsten paar Stunden noch deprimierter wurde. Die Kälte drang tief in meine Knochen ein, es war fast, als schnitten mir Eissplitter in die Haut.
Einsamkeit überkam mich wie eine donnernde Gewitterwolke; die Blitze daraus schienen mir den Schädel zu spalten.
Es war Zeit. Verdammt noch mal, ich musste hier weg. Bald würde die Sonne aufgehen, der Horizont wurde schon an den Rändern heller.
Endlich stand ich auf, steif vor Müdigkeit, Enttäuschung und Kälte, und verließ den Bahnhof.
Meine Wege führten mich durch die verlassenen Straßen, eine lange, endlos anmutende Einkaufsmeile entlang und weiter in die Vorstädte hinein.
Ein umzäuntes, begrüntes Grundstück zog meine Aufmerksamkeit an. Steintafeln erhoben sich in Reih und Glied auf dem flachen Rasenstück.
Es war ein Friedhof.
Ihr Grab stand in der fünften Reihe, schlicht und ungeschmückt. Nur ein Name und ihre Daten standen in eleganter Schrift auf dem Stein. Ein tränenförmiger Edelstein war hineingelassen worden, als letztes Geschenk von mir an den besten Menschen, der mir je begegnet war.
Ein leichter Windhauch umspielte meinen Mantel und ließ die herbstlich gefärbten Blätter auf dem Boden wirbeln.
Und ich wusste, dass meine Reise - zweifellos eine sinnlose Suche nach Glück - noch nicht beendet war. Nicht heute. Ich schuldete es ihr.
ENDE
Green Day - Wake me up when september ends
Es war der erste September und die Sonne wärmte mein Gesicht. Sie stand im Zenit und blendete mich. Ich schloss die Augen und die angenehme Wärme streichte mein Gesicht und meine Arme ...
Was muss man tun, damit die Unschuld anhält? Was muss man tun, um die Welt zu verbessern? Kann man etwas tun?
Im Sommer ist es einfach. Die Sonne strahlt Wärme und Freude aus. Sie erfüllt die Menschen, jedes Lebewesen mit Liebe und vertreibt Hass und Trauer aus ihren Herzen. Auch der Winter macht es einem leicht. In seiner Zeit ist Weihnachten, das Fest der Liebe. Wie könnte man zu dieser Zeit jemanden hassen?
Doch was ist mit dem Herbst? Hat er ein besonderes Fest? Etwas anderes, das die Menschen daran hindern könnte Böses zu tun? Nein. Hat er nicht. Wird er nie haben.
Doch hat er für mich eine besondere Bedeutung. Eine traurige, aber er hat eine. Zu dieser Zeit, zur Zeit des Herbstes, verließ mich mein Vater. Genau vor sieben Jahren. Im September.
Eines Tages wachte ich auf und er, mein geliebter Vater, er war nicht mehr da ...
Ich würde dieses Ereignis am liebsten vergessen. Mich verstecken, mich abschotten, um es einfach zu vergessen. Sobald der September beginnt, möchte ich einfach nur in einen tiefen Schlaf fallen ... Und vielleicht, nach ein paar Jahren, würde ich dadurch meinen Verlust vergessen. Jeden September zu verschlafen, wäre es mir wert, mich meinem Schmerz zu entziehen. Doch dieser Schmerz ist ein Teil von mir, ein Teil meines Lebens. Er begleitet mich seit nun fünfzehn Jahren. Er gehört zu mir. Und würde ich ihn vergessen, würde ich ihn aufgeben, nur um meinen Verlust zu vergessen, dann würde ich mich aufgeben. Ich würde mich und meinen Vater aufgeben. Und das will ich nicht.
Denn, egal wo er nun ist, egal aus welchem Grund er mich verlassen hat, er ist mein Vater. Er schenkte mir das Leben. Er kümmerte sich um mich, dreizehn lange Jahre.
Doch was sollte ich anderes tun? Sollte ich mir mein Leben zerstören lassen? Von meinem Vater, den ich seit fünfzehn Jahren nicht gesehen habe?
Würde ich weiter mit diesem Schmerz leben, würde er mich zerstören. Der Schmerz würde mich auffressen. Immer ein bisschen, immer im September. Bis ich sterben würde.
Doch ich möchte meinen Vater nicht vergessen. Nicht in meinen Erinnerungen verlieren. Denn dieser Schmerz, er erinnert mich immer an ihn. An meinen geliebten Vater.
Entfliehe ich dem Schmerz, vergesse ich meinen geliebten Vater und verliere einen Teil von mir selbst. Ich würde es aufgeben ... fast mein halbes Leben wäre weg. Denn ich war nun 33 Jahre alt. Und seit 20 Jahren quälte mich der Schmerz.
Ich würde schlafen. Den ganzen September lang. Und ich würde mich freuen, wenn der Frühling beginnen würde. Jedes Jahr von neuem. Er würde mich an die schönen Zeiten meines Lebens erinnern ...
Ich öffnete die Augen. Die Sonne war verschwunden.
Wer war ich? Oder ... wer war ich zur Hälfte? Ich wusste es nicht. Ich fühlte keinen Schmerz. Und wunderte mich darüber. Er schien mir zu fehlen, der Schmerz. Er war fort. Verwirrt starrte ich auf meine Uhr. Der 30. September.
Der Sinn des Lebens
Manchmal schaut man ins Fenster und beobachtet all die glücklichen Familien oder Pärchen die durch die Straße gehen, zärtlich umarmen sie sich. Du erinnerst dich an die Zeit, in der du auch Händchen gehalten hast, auch so fröhlich warst. Aber dies vergeht wie im Traum, schnell, man erinnert sich kaum. Dieser einer Augenblick, der Augenblick in dem du alleine gelassen wurdest, änderte sich dein ganzes Leben. Die ganzen Wege die damals vor dir standen sind nun ein einzieger, schmaler, krummer Pfad, du gehst nur auf ihm und versuchst keinen anderen Weg zu finden, einen breiteren, geraden Weg, der keine Hügel hat.
So ist es auch bei mir, als ich gerade mal in der neunten Klasse war, gab es bei uns in der Klasse einen Jungen, er schien freundlich, höflich, einfach ein Wunder und kein Mann. In der Zeit habe ich nie daran gedacht, dass ich betrogen werden kann, ich habe nicht daran gedacht, dass ich unglücklich werden kann und ein anderer Mensch, der mir sehr nah am Herzen steht mir mein Leben wegnimmt. Dieser ‘Traum’ hat mit meiner besten Freundin geschlafen, dieser Betrüger hat mir alles weggenommen. Nun habe ich keine Freunde, ich kann niemandem vertrauen, keinen Freund, fuer mich haben alle ein einzieges grässliches Gesicht, das nur ein Ding will, es will mich anluegen, betrügen.
Nun kann ich nur diesem kleinen hässlichen Pfad folgen, ich habe Angst was anderes zu tuen. Hinter mir, auf meiner Seite, bin nur ich, nur mein Schatten, sonst niemand. Ich bin allein und verlassen. Mir ist nicht bewusst, was gemacht werden soll, wie mir geholfen werden kann. Dieses Gefühl ist so einsam, ich bin wie ein Geist, ich sehe nichts, ich spüre nichts. Meine Augen sind keine Augen eines Menschens, sie sehen alles anders, ganz anders. Es geschah schon mehrere Male, dass ein Polizist oder ein einfacher Mann mich aufgehalten haben, sie wollten nicht meinen Tod, sie wollten, dass ich lebe. Lebe wie alle anderen Menschen, aber sie können nicht verstehen wie schwer es ist.
Jedoch gibt es auf jedem schwarzen Punkt einen weißen, rosanen, helleren. Dieser Punkt ist das Gegenteil. Das Gegenteil, dass das Lebensblatt wieder umdrehen kann, es ist wie GPS, dass dir den richtigen Weg zeigt. Es ist, wie eine kleine Explusion, ein Feuerwerk, ein leuchtendes grelles Feuerwerk, dass im dunkelen Nachthimmel erleuchtet.
Sowas passierte auch in meinem Leben. Als ich dieser Geist war, kam ein Engel und zeigte mir ein Bild, ein Bild eines richtigen Lebens, es war so schön, es gab viele tolle Sachen: die Sonne, das tiefe blaue Meer, der weite blaue Himmel, kleine weiße zarte Wölkchen. Er führte
mich durch das Leben bis ich einen Körper bekommen habe, als ich die Augen eines richtigen Menschen bekommen habe, verstand ich den Sinn dieses Lebens, den Sinn von diesem einsamen Leben. Es war – Leben!
Man muss einfach leben, dann wird man verstehen wieso man leben muss. Es gibt immer einen Grund. Es gibt immer einen Grund, wieso man etwas machen muss. Nun bin ich glücklich. Ich gehe nichtmehr diesen einsamen Pfad, ich habe eine schöne Allee gefunden, eine Allee mit vielen Apfelbäumen und Kirschbäumen, alles war so ordentlich, keine Pfützen, keine Löcher, es war gerade und sicher. Es war wie mein neues Leben….
Boulevard of Broken Dreams
Hier stehe ich nun im Nirgendwo, niemand ist zu sehen, alles ist einsam und leer. Der warme Sand wird vom Wind aufgeweht und schlägt hart gegen meine wunde Haut, die unausstehliche Sonne verbrennt mir den Schädel. Ich kann kaum noch aus meinen Augen blicken, alles ist verschwommen. In meinem Kopf dröhnt es von der ewigen Hitze und mein Mund ist wie ausgetrocknet. Ich spüre, wie mich die Kraft verlässt, wie ich immer schwächer werde. Hier, auf der endlosen Wüstenstraße, würde ich mein Ende finden. Mein Schicksal will es so, ich kann nichts dagegen tun und schon bald wird die letzte noch verbliebene Energie aus meinem Körper strömen. Alles schmerzt und stöhnt, bei jedem mühsamen Schritt knacken meine Knochen und vor meinen tränenden Augen flimmert es. Wie ist es wohl, tot zu sein? Lebt man in einem Paradies weiter, glücklich und ohne Qualen? Ich habe mein schreckliches Leben nicht verdient; ich habe grausame Taten mir erlebt, was das Opfer vieler Schlägereien, doch selbst habe ich niemandem etwas getan. Die wenigen Reserven, die mir noch verblieben sind, wichen nun aus meinem Körper und nur mit größter Mühe kann ich mich noch kurz auf den Beinen halten, dann breche ich zusammen. Ich kann nichts mehr bewegen, die Gliedmaßen sind wie eingefroren, nur meine Augen huschen schnell hin und her. Plötzlich bemerke ich, wie meine Umgebung klarer wird und wortwörtlich aufblüht. Kleine, zierliche Blumen wachsen sodann auf dem ehemaligen Wüstenboden, welcher sich nun in eine prächtige Wieso verwandelt hat. Anmutig fliegen mächtige Drachen durch die Luft, schlagen mit ihren gewaltigen Schwingen, durchdringen die Wolkendrecke. Ein Einhorn taucht mit peitschendem Schweif hinter einer alten Eiche auf und nickt mir sanftmütig zu. Und so unerwartet, wie diese Erscheinungen gekommen waren, verschwanden sie auch wieder, als hätte der Wind sie weggeblasen. Meine Kraft verlässt mich jetzt vollends und in wenigen Sekunden würde meinem Leben ein Ende gesetzt werden. Dennoch weiß ich, dass es ein friedlicher Tod sein würde, begleitet von den Träumen vieler Kinder, welche wohl nie in Erfüllung gehen würden.