Was ich bei Coming of Age nicht mag: Diese Dinge werden oft gelobt, nur weil sie Coming of Age sind.
Ich mag Coming of Age an sich ja, aber gerade Oscar Baity Coming of Age Filme sind halt oftmals bis zum geht nicht mehr verkünstelt. Deswegen: Es ist ein Genre, das ich mag, aber ich glaube es gab noch nie einen Oscarnominierten Film des Genres, den ich mochte.
Also, das finde ich sehr unfair von dir. Natürlich kann man sich über die schauspielerische Leistung einzelner Schauspieler(innen) streiten und die werden ja auch oft unterschiedlich empfunden
Die Sache ist, dass Frauen durchweg nicht dafür gelohnt werden, anspruchsvolle Rollen, wenn nicht die Rolle eines Opfers, anzunehmen, weil die Academy eben vorrangig aus alten Männern besteht.
Wie gesagt. Es gibt vor allem zwei Arten von Rollen, für die Frauen den Oscar bekommen. Die Rolle des Opfers und die Rolle des Püppchens.
Opferrollen sind halt das übliche: Sexuell Missbraucht, unterdrückt, blablablubb. Diese Art von Rolle dreht meistens durch, nimmt Rache an den Unterdrückern. Manchmal stirbt sie auch nur tragisch.
Püppchenrollen sind oft das Romantic Lead. Ich sage dabei gar nicht, dass die Schauspielerinnen hier schlecht sind, nur, dass es keine Rollen sind, die eine Anspruchsvolle Performance verlangen. Weil vorrangig die Rolle verlangt hübsch auszusehen.
Frauen kriegen eher selten irgendwelche Awards für Rollen, in denen sie tatsächlich einfach nur Heldinnen sind. Auch kriegen sie selten Awards für Rollen, in denen sie Menschen mit irgendwelchen Einschränkungen spielen (weil dann sind sie ja nicht mehr hübsch!), oder für Rollen in denen sie Drogenabhängig sind, es sei denn das hängt wieder mit dem sexuellen Missbrauch zusammen.
Das liegt halt eben daran, dass die ganzen Awards vor allem von alten, weißen Männern vergeben werden, die oftmals negative Einstellungen gegenüber Frauen haben (*hüstel* Weinstein *hüstel*) und oftmals erst gar keine Filme schauen, die diese Einstellungen herausfordern und wenn doch meistens nicht mögen. Sie können Frauen am ehesten in Opferrollen akzeptieren und in Rollen, wo sie halt vorrangig hübsch aussehen.
Da hatte erst letzte Woche jemand eine Analyse zu geschrieben. Es ist wirklich auffällig.*sucht* Hier.
Generell haben diese ganzen Kommitees in regelmäßigen Abständen ihr neues Lieblingsmädchen. Also eine Junge Frau die etwa Mitte-20 ist, hübsch aussieht, sich weniger über sexuelle Anzüglichkeiten beschwert und möglichst öfter welche der oben genannten Rollen spielt. Nicht nur und sie bekommt nicht immer den Oscar dafür, aber ja, diese Mädels werden dann gerne in diversen Sachen (auch bei Rollenvergabe) bevorzugt. (Aktuell fühlt Jennifer Lawrence diese Rolle, vor ihr war's Anne Hathaway.)
Und ja, ältere Frauen gewinnen halt sehr selten. Dieses Jahr ist eine der wenigen Ausnahmen.
Wie war das? Als Frau sinken die Chancen gewaltig, sobald man jenseits der 30 oder 35 sind. Bei Männern sind die Chancen bei über 40 am besten. (Erneut: Awards werden vorrangig von älteren Männern vergeben, die eben Männer ihrer eigenen Altersgruppe bevorzugen.)
Alles anzeigenSeit den 2000ern, was ich gesehen habe:
Gladiator - Versteh ich absolut gar nicht.
A Beautiful Mind - Fand ich wirklich sehr gut.
Herr der Ringe - Ist wohl auch eine Ausnahme wegen Fantasy?
Slumdog Millionär - Fand ich auch tatsächlich sehr gut
The King's Speech - Dito
12 years a slave - Dito²
Moonlight - Genug dazu gesagt, war nicht schlecht, aber naja...
Manche habe ich tatsächlich noch nie gehört. Das könnte natürlich auch an mir liegen, schwer zu sagen.
Ja, Gladiator war eine ziemliche Ausnahme. Lord of the Rings hat damals den Oscar bekommen, weil der Puplic Pressure zu groß geworden ist. Die Leute haben die Filme geliebt, Teil 1 und 2 haben aber die Oscars nicht bekommen. Es waren handwerklich ausgezeichnete Filme. Deswegen gab es in der Academy halt bei Return of the King die Bewegung dafür etwas gut zu machen. Und dann bekam der Film halt sehr viel. Einfach nur wegen public perception.
Es ist übrigens dieses Jahr sehr wahrscheinlich dasselbe gewesen. Ich meine, ich freue mich für Guillermo, dass er endlich seinen Wohlverdienten Oscar hat. Aber man sollte sich nichts vormachen: Den hat er vor allem, weil es lange überfällig für seine Arbeit war. Ein politischer Oscar.
Was die einzelnen Filme angeht:
Slumdog Millionair und King's Speech haben später ziemliche Backlashes bekommen. Slumdog Millionair zum einen, weil der Film alles in allem extrem Klischeehaft ist, zum anderen, weil er halt voller Cultural Appropriation ist. Es ist ein wenig "Cultural Appropriation - The Movie", wenn man genauer drüber nachdenkt.
King's Speech weil er halt auch relativ Standard und Klischee war. Und weil er an sich ein ziemlich 0815-Oscar Bait Film war.
Ich mochte damals übrigens beide Filme, habe es bei beiden Filmen aber bisher nie geschafft, sie mir noch einmal komplett anzuschauen. ^^"