Ray saß auf einem Baum, abseits der Menschenmassen. Er mochte große Gesellschaften dieser Art überhaupt nicht. Alles war undurchsichtig und man konnte nicht wissen, wer nun als nächstes auf einen losgehen würde. Er hatte wahrscheinlich schon Glück gehabt, als er ungesehen aus der Gasse gekommen war. Drei Magier hatten sich wohl geprügelt, während die Gildenleiterin eingeschritten war. Jetzt schon fühlte er sich an diese chaotische Gilde namens Fairy Tail erinnert. Wollte er nicht eigentlich vor dem Chaos fliehen? Der Exceed Torrnei saß über ihm auf einem Ast. „Ich hab Hunger.“, meckerte der Exceed. „Wieso kaufst du nichts für uns?“
„Wahrscheinlich, weil du vor ungefähr fünf Minuten einen Fischstand bestohlen hast. Das hat etwas an meinem Geldbestand gezehrt.“, antwortete Ray leicht gereizt. Der Fischhändler hatte das fünffache des überteuerten Preises verlangt und sogar gedroht, die Ordnungsbehörde zu verständigen.
Wieder ruhig beobachtete Ray einen Zauberer durch das Blätterwerk. Er ließ gerade einen Apfel hinter dem Ohr eines kleinen Kindes erscheinen. Obwohl dieser Trick noch nicht mal mit Magie verbunden war, klatschten die Kinder begeistert. Gelangweilt schloss Ray die Augen. Was sollte ihn der Zauberer interessieren? Jedoch merkte er, Sekunden nachdem der Zauberer seinen Taschenspielertrick durchgeführt hatte, eine unheilvolle Präsenz, die schnell wieder verschwand. Alarmiert schreckte Ray hoch. Mit wenigen Schritten durchbrach er die Baumkrone des Baumes und versuchte, sich mit der Aera-Magie einen Überblick zu verschaffen. Torrnei stieß er versehentlich vom Baum, er kümmerte sich aber nicht weiter darum. Der Exceed hatte Schlimmeres erlebt als Stürze von Bäumen. Die Menschenmasse lichtete sich an einer Stelle und fing anscheinend an, von dort zu fliehen. Der Punkt, von dem sie flohen, enthüllte mehrere schwarz-lila Siegel. „Das dürfte noch interessant werden.“, bemerkte Ray unruhig und eher für sich.
Ray hatte sich ohne große Mühe von dem Spektakel abgewendet, während er eine Rauchsäule erblickt hatte. Sie war klein, aber wurde rasant größer. Sein altes Ich lebte trotz zehn Jahren Verfolgung und Verrat immer noch irgendwo tief in ihm und schrie gerade quasi danach, die Menschen zu retten.
Was sollte Ray das kümmern. Er hatte schon viele Menschen sterbend zurückgelassen, er hatte auch schon selbst getötet. Bis jetzt hatte er nichts davon bereut.
Trotzdem… Hier war es etwas anderes. Es waren nicht drei oder vier Menschen, von denen er wusste, dass sie ihn einfangen sollten, es waren hunderte Menschen, die ihm noch nichts getan hatten.
Aber sie waren selbst schuld an ihrer Situation. Ray hatte das Feuer nicht gelegt. Wieso sollte er sich für das Fehlverhalten der Masse schuldig machen?
Aber am Ende würde er sich besser fühlen, wenn-
„Zum Teufel mit den Schuldgefühlen! Ich bin einfach schnell genug weg, dann bringt mich niemand damit in Verbindung.“, sagte er schließlich leise zu sich selbst. Das Lacrima in seinem Blut fing an zu pulsieren, als er seine Licht-Magie benutzte. Er war nun von einem hellen Schein umgeben. Langsam begab sich der Geflügelte zu einem ungeordneten Haufen von Flüchtlingen. Ein Mädchen blickte nach oben und rief durch ihren Tränenschleier: „Mami! Da ist ein Engel!“ Hoffnung vertrieb die Angst in den Augen des Mädchens, ebenso blickten ihn einige andere voller Hoffnung an, während er über ihnen flog. Automatisch wurden die Menschen um ihn herum langsamer und bewegten sich nicht mehr so hektisch, wie vorher. Der vermeintliche Engel musste lächeln, so gerne hätte er ihren Glauben geteilt. Engel sind ein reiner Wunschtraum. Ich habe Jahre damit verbracht, auf einen Engel zu warten. Am Ende sollte man aber realisieren, dass das Leben so etwas wie Engel nicht bereithält.
Das Lächeln schienen die Menschen, die er aus dem Gefahrenbereich leitete, falsch zu interpretieren, jedenfalls wuchs die Hoffnung in deren Augen.
OT: Ich wollte mich für meinen verfrühten Post entschuldigen. Ich hätt wahrscheinlich erstmal auf eine Antwort warten sollen. Naja, geschehen ist geschehen. Ich werd in Zukunft besser aufpassen, wie ich mich verhalte.