DDR

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    Ich begreife sehr wohl auf was andere raus wollen, aber wie gesagt viele der DDR Bürger waren nichts anderes gewohnt, somit hat es ihnen auch nicht allzusehr gefehlt, Lol auch wenn sie jetzt die Reisefreiheit haben, wievielen ehemaligen "Ostlern" ist es denn vergönnt viel von der Welt zu sehen.



    Sicherlich mehr Menschen, wie es in der DDR der Fall war. ;)Wir diskutieren darüber, was man von der DDR halten soll und da liegen nunmal die Fakten knallhart auf dem Tisch, dass die DDR politisch gesehen absolut nicht tragbar war. Es ging den Leuten zwar gut, aber was glaubst du woher die Kohle dafür kam? Es kam vom ominösen Klassenfeind. ;)
    Es geht darum, dass dieses System den Menschen bestimmte Menschenrechte einfach nicht einräumt und es geht nicht darum mal die Welt zu sehen, sondern einfach mal darum seine Westverwandtschaft besuchen zu können. Und ich habe auch noch nie von einem Land gehört, was sich einmauern musste. :rolleyes:
    Und wenn die Leute so zufrieden waren, warum sind sie 89 zu tausenden auf die Straße gegangen um zu Demonstrieren? Fakt ist nunmal, dass man den Menschen, der ein Individuum ist und sich frei entfalten möchte, nicht auf ewig einkerkern kann. Irgendwann reicht es den Leuten nun mal. Und es gab viele Leute, die nach der Wende wieder hoch kamen, die eben merkten, dass es im Kapitalismus auch darum geht Leistung zu bringen. Und demnach ist es heutzutage vielen Leuten vergönnt, die Welt zu bereisen.

    Zitat

    Thema Wasser: aus welchem schicken Artikel beziehst du dieses Wissen, wir waren alle in den Seen baden und sind nicht krank geworden.


    Zum Beispiel aus dem Umweltreport DDR und einigen Internetseiten. Die Umweltverschmutzung war nicht tragbar gewesen, sorry mein Dad hat in Städten wie Bitterfeld gelebt und gearbeitet. Und die hohen Schwefeldioxid Werte sind nach der Wende auch nicht einfach zu uns rübergesuppt ;) Und die Mulde zum Beispiel war ein überdimensionales Klärbecken der Bitterfelder Chemieindustrie. So ergings einigen großen Flüsse wie Saale und Elbe. Und wer weiß in welchen Seen du gebadet hast, ich kenne Geschichten von Verwandten, die hatten beim Tauchen in bestimmten Seen erhebliche Entzündungsreaktionen im Bereich der Augen und Nasenschleimhäute. Und außerdem sprach ich vin intakten Gewässern, also Gewässern, die noch nicht so stark vorbelastet sind, dass die Artenvielfalt und einiges micht beeinträchtigt sind und das muss nicht Zwangsläufig heißen, dass du vom Baden da krank wirst. Und bei Wolfen solls nen See geben, den man auch Silbersee nennt und mit etwas Geschichtswissen wirst du sicherlich wissen, dass in Wolfen die Filmindustrie unter dem Namen ORWO ansässig war. Demnach liegt es auf der Hand woher der Name kam. ;)

  • Eigentlich ist es doch egal, wenn man sich auf der Arbeit nicht totschuftet. Das kommt doch heute bei genug Behörden vor.


    Naja, zwischen nicht totschuften und völlig unnütz überbesetzt gibts auch noch nen Unterschied. Sicherlich mag der Arbeitsaufwand in einem schlechten Verhältnis zum Personalschlüssel auf der ein oder anderen Behörde stehen, aber ein kleiner Sprung ist es wie gesagt. (Zumal ich durchaus Einblick in Behörden hatte, bei denen die Überstunden ins Unermeßliche stiegen, weil es zu wenig Personal war.)


    Oft wird auch vermutet, dass es im Osten nichts gab, weil die Menschen nicht gearbeitet haben.


    Das war keiner meiner Eindrücke.


    Deswegen würde ich gerne mal wissen, wo diese Annahme herkommt, die zu dieser Aussage geführt hat.


    Ganz genau kann ich es dir nicht sagen, vermutlich Erzählungen meiner Eltern/Verwandten und die ein oder andere Doku. Meine persönlichen Erfahrungen beschränken sich wie schon gesagt auf meine ersten paar Lebensjahre, da hab ich nicht so viel mitbekommen.
    Vielleicht ist es auch eine Sache der Branche. In der Gastronomie war es doch eher so, daß auf fast jeden Gast ein Kellner kam, oder? Oder war es eine Sache von Schichten, so daß es vielleicht nur 6-Stunden-Tage gab oder 4-Tage-Wochen.
    Aber auch ganz logisch betrachtet kann es doch nicht möglich sein, jeden arbeitsfähigen Menschen unterzubringen, so daß jeder arbeitet, oder? Klar spielen in der heutigen Zeit vorallem Finanzen eine Rolle bei der Anzahl der Mitarbeiter, aber die Zahl der Arbeitslosen ist doch garantiert höher als der tatsächliche Bedarf an Arbeitskraft.

  • genauso wie zur Wende gut 1,2 Millionen Menschen keine Trinkwasserversorgung hatten und nur 58% an eine Kläranlage angeschlossen waren, wodurch in der DDR gerade mal nur 1% aller Seen und unwesentlich mehr Prozent aller Flüsse intakt waren. :X


    Das hatte ich bei meinem vorigen Post vergessen...
    Dazu hätte ich aber auch gerne mal eine Quelle gesehen. Könnte ich mir ersteres womöglich noch ganz gut vorstellen, fällt mir das bei der zweiten Aussage doch schon recht schwer. Wenn ich bedenke, dass die meisten Menschen in den Städten wohnten und dort dann vorallem in den neu errichteten Plattenbausiedlungen, dann kann ich nur sagen, dass die alle an Kläranlagen angeschlossen waren.
    Zumindest wäre es interessant zu wissen, aus welcher Zeit diese Zahlen stammen und wie es zur gleichen Zeit in Westdeutschland aussah.
    Im Rhein hätte ich vor der Wende aber auch nur sehr ungern gebadet.



    Vielleicht ist es auch eine Sache der Branche. In der Gastronomie war es doch eher so, daß auf fast jeden Gast ein Kellner kam, oder? Oder war es eine Sache von Schichten, so daß es vielleicht nur 6-Stunden-Tage gab oder 4-Tage-Wochen.


    Wo gab es denn 4-Tage-Wochen? bzw. 6-Stunden-Tage? :assi:
    Im Gegenteil, als damals beschlossen wurde, dass zukünftig nur noch an fünf Tagen in der Woche gearbeitet wird, fielen im Gegenzug diverse Feiertage weg. Ostersonntag, Himmelfahrt und noch ein paar unwichtige, deren Bedeutung eh keiner weiss.



    Aber auch ganz logisch betrachtet kann es doch nicht möglich sein, jeden arbeitsfähigen Menschen unterzubringen, so daß jeder arbeitet, oder? Klar spielen in der heutigen Zeit vorallem Finanzen eine Rolle bei der Anzahl der Mitarbeiter, aber die Zahl der Arbeitslosen ist doch garantiert höher als der tatsächliche Bedarf an Arbeitskraft.


    Es wäre sogar für noch mehr Leute Arbeit da gewesen. Deswegen war es ohne Probleme möglich. Dass da nicht jeder das bekam, was er wollte, sollte allerdings schon klar sein.
    Normalerweise sollte sowieso klar sein, dass langfristig gesehen immer weniger Arbeitskräfte benötigt werden. Wenn sich die Menschheit weiterentwickelt und immer mehr von Maschinen produziert werden kann, sollte das eine ganz logische Konsquenz sein (gehört aber schon nicht mehr hier her). Aber wenn man weiss, dass in der DDR viele Maschinen veraltet waren usw. sollte klar sein, dass im Gegenzug mehr menschliche Arbeitskraft benötigt wurde.

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

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  • Zitat

    Dazu hätte ich aber auch gerne mal eine Quelle gesehen. Könnte ich mir ersteres womöglich noch ganz gut vorstellen, fällt mir das bei der zweiten Aussage doch schon recht schwer. Wenn ich bedenke, dass die meisten Menschen in den Städten wohnten und dort dann vorallem in den neu errichteten Plattenbausiedlungen, dann kann ich nur sagen, dass die alle an Kläranlagen angeschlossen waren.
    Zumindest wäre es interessant zu wissen, aus welcher Zeit diese Zahlen stammen und wie es zur gleichen Zeit in Westdeutschland aussah.
    Im Rhein hätte ich vor der Wende aber auch nur sehr ungern gebadet.


    Die Angaben stammten aus dem Umweltreport der DDR aus dem Jahre 1990, den ich damals zu schulzeiten mir zu genüge führen durfte. Aber hier ist eine Internetseite, wo die Zahlen genauso drin stehen. ;)
    Zum Thema Plattenbau: Plattenbau bedeutet Anschluss an das Trinkwasser, aber das bedeutet nicht, dass man an das Klärwerk angeschlossen ist, die Häuser waren an die Kanalisation angeschlossen, aber Kanalisation =/= Klärwerk. Und von dem Wasser wurden immerhin 12 % ungeklärt in die Flüsse geleitet. Gerade mal die hälfte des Trinkwassers wurde in der DDR Biologisch und Mechanisch aufgearbeitet. Und bevor einer Ankommt, dass mechanisch schon achso gut sein soll: es ist es nämlich nicht, mechanische Aufarbeitung ist meist nur das Filtern und Sieben, wo man groben Dreck herausbekommt, aber die ganzen ungesunden chemischen Bestandteile kriegt man nur durch zusätzliche chemische und biologische Verfahren entfernt. ;) Und selbst die angewendeten Abwasseraufbereitungsverfahren sollen alles andere toll gewesen sein. :x
    Und die Wasserversorgung soll im europäischen Durchschnitt gut dreimal höher gewesen sein. Und die Zahlen stammten zu Zeiten der Wende. Demnach wirds in Westdeutschland da doch wohl besser gelaufen sein.

    Zitat

    Aber wenn man weiss, dass in der DDRbviele Maschinen veraltet waren usw. sollte klar sein, dass im Gegenzug mehr menschliche Arbeitskraft benötigt wurde.


    Sicherlich, was dann eben wiederum der Produktivität zum Opfer wurde und mit der Zerstörung der Umwelt einherging. Und auch dieses nicht nachhaltige Wirtschaften der DDR sorgte dafür, dass nach der Wende zahlreiche Betriebe infolge der Privatisierung baden gingen. Die hohe Arbeitslosigkeit nach der Wende liegt nicht nur am bösen kapitalistischen System, sondern auch größtenteils an den Fehlern der DDR Regierung, die eben anscheinend nicht auf eine effektive, nachhaltige Wirtschaft setzte.

  • Nettes Thema.


    Welche Erfahrungen haben eure Eltern/ eure Familie vielleicht selbst mit DDR/Wende gemacht?
    Ich bin in der DDR geboren und aufgewachsen. Zur Wende war ich 8 Jahre alt. Ich muss ehrlich sagen, mir hat es an nichts gefehlt. Es gab 3 Fernsehprogramme, auch viel für Kinder nur habe ich mich doch viel lieber draußen aufgehalten. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals die Haustür abgeschlossen haben, dass hat man einfach nicht gemacht. Ich kann mich auch gut an meine Schulzeit in der DDR erinnern. Samstags Schule war normal, außerschulische Aktivitäten wie Leergut und Altpapier sammeln und der morgendliche Fahnenappell gehörten da auch mit zu. Ich muss sagen, geschadet hat es niemanden, dass wir nicht so viel Auswahl in den Läden hatten. Die Wende hab ich nicht bewusst erlebt, da haben mich meine Eltern von fern gehalten. Ich hab das dann nur an den großen Supermärkten gemerkt die überall aus dem Boden schossen. Ebenso am Fernsehen, da kam auf einmal so viel mehr und auch in der Schule hieß es dann auf einmal, dass wir wechseln müssen, weil unser Schulsystem schlecht wäre. Auf einmal war ja alles schlecht, erst Jahre später haben viele diese Meinung revidiert. Ich will nicht sagen, dass alles in der DDR gut war, dem war sicherlich nicht so, aber es war auch nicht so das man total dümmlich war wie viele Leute aus Westdeutschland zu dem Zeitpunkt dachten. Natürlich kannte ich Bananen und Orangen, das sah meine Tante aber anders. Sicher hatten wir Telefone (ich hab auch noch die Nummer im Kopf), aber die meisten Leute haben das einfach nicht gebraucht. Man ist einfach hin gegangen wenn man was wollte. Natürlich herrschte auch Waren/Materialmangel, dass will ich nicht bestreiten, aber da half man sich eben gegenseitig wenn etwas fehlte. Insgesamt sind das meine Erinnerungen aus meiner Kindheit, mir ist schon klar das es auch Schattenseiten gab und ich will das auch gar nicht alles gut reden.


    Zu der ganzen Reisefreiheit: Man brauchte ein Visum und um das zu bekommen, einen sehr guten Grund. Oma im Westen gestorben hieß nicht automatisch das man das bekommen hat. Bzw. ist das auch von anderen Faktoren abhängig gewesen. Ob vor kurzem schon mal wer aus der Familie ein Visum beantragt hat, oder oft war es auch so das da die Stasi ein Wörtchen mitzusprechen hatte. Aber das wurde ja auch schon erwähnt hier. Stasi allgemein war doch heftig, ich weiß das meine Großeltern auch überwacht wurden, da sie mit dem System nie einverstanden waren. Aber das ist eine andere Geschichte, jeder weiß was die Stasi gemacht hat und das dies nicht richtig war.



    Wie schätzt ihr die DDR, wie die Theorien von Marx&Engels ein?
    Rein von der Regierungsform gesehen war es vielleicht teilweise gut gedacht, aber die Umsetzung war doch teilweise fragwürdig. Es war zum scheitern verurteilt. Ein Volk zu trennen und einzusperren konnte nicht gut gehen, desweiteren ist es klar das solche Lebensmittel/Materialegpässe entstehen wenn man nur exportiert. Wurde auch schon alles gesagt, ich muss und will mich jetzt nicht wiederholen.

  • Ich nehms einfach mal mit hierher...



    Die Wahlplicht war nicht offiziell, aber ich verstehe das darunter, dass sonst der Bürgermeister vor deiner Tür steht und dich fragt warum du nicht wählen warst und ab da plötzlich ab und zu Geld verschwindet oder sowas in der Art ^^.

    Na da hatte der Bürgermeister von z.B. Berlin sicherlich einen ziemlich vollen Terminplan. ;)
    Welches Geld konnte dann plötzlich verschwinden? Es geht nicht darum etwas toll zu finden oder zu beschönigen, aber heute wird sehr gerne genau das Gegenteil gemacht.

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

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  • Ich nehms einfach mal mit hierher...



    Na da hatte der Bürgermeister von z.B. Berlin sicherlich einen ziemlich vollen Terminplan. ;) Welches Geld konnte dann plötzlich verschwinden? Es geht nicht darum etwas toll zu finden oder zu beschönigen, aber heute wird sehr gerne genau das Gegenteil gemacht.

    Das war nur n Beispiel... außerdem hatte ich jetzt nicht vor in nem andren Beitrag über die DDR zu diskutieren ^^. Und das die DDR net toll war, dürfte kein Geheimnis sein...

  • Das war nur n Beispiel...

    Stimmt, aber wie so viele Beispiele trägt es dazu bei, dass sich Geschichte nach und nach bei immer mehr Menschen falsch bzw. in der Form nicht korrekt im Gedächtnis festsetzt und für allgemein als Tatsache angesehen wird. Ob die DDR als Staat an sich toll oder nicht war, spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle.

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

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  • Stimmt, aber wie so viele Beispiele trägt es dazu bei, dass sich Geschichte nach und nach bei immer mehr Menschen falsch bzw. in der Form nicht korrekt im Gedächtnis festsetzt und für allgemein als Tatsache angesehen wird. Ob die DDR als Staat an sich toll oder nicht war, spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle.

    Klang nur so, als würdest du sie gut finden^^.
    Außerdem stand bei nem Berichtenten wirklich mal jemand vor der Tür. Hatte das mal gelesen, nur weiß ich net mehr wer das genau war. Könnte au die Stasi gewesen sein.
    Auf jeden Fall war die damalige Regierung extremst stolz auf ne hohe Wahlbeteiligung und wollte diese unbedingt halten. Wenn auch mit unlauteren Mitteln.
    Das sollte alles eigentlich auch nur gegen den Vorschlag einer Wahlpflicht sein und nich breit getreten werdn ^^".

  • Ich bin vor über einem Jahr aus dem schönen Bayern nach Leipzig gezogen und kann nur sagen:
    Die DDR nervt.
    Obwohl seit 26 Jahren kaputt, ist sie omnipräsent in der Architektur (Plattenbau, sinnlose Monumentalbauten mit Konstruktionsfehlern), in der Mode (in Form der Camp-David-Jacke als Symbol der gewonnenen Konsumfreiheit) und in den Köpfen der Menschen ("Arrogante Wessis", PEGIDA). Man wird mit sehr viel Autobiographischem konfrontiert in Bus und Bahn; Menschen, die einem ungefragt von ihrem Leben in der DDR erzählen, sei es, dass man sich das gar nicht mehr vorstellen könne, sei es, dass das damals gar nicht so schlecht war.
    Und ich glaube den meisten, dass es gar nicht so schlecht war, weil die meisten einfach kein Interesse an Politik (siehe Wahl Helmut Kohls) hatten und die 90er Jahre waren eben auch nicht gerade das Gelbe vom Ei, weder im Westen noch im Osten, weswegen dann, oh Wunder, der Frust kam. Aus diesem Grund ist auch diese Opferideologie noch viel verbreiteter als im Rest Deutschlands.
    Außerdem nervt dieses unsägliche Stadtmarketing von Leipzig, das sich ja auch "Stadt der Helden" nennt. Oder der Wilhelm-Leuschner-Platz, der der "Platz der friedlichen Revolution" genannt wird. Als wäre man in China.
    Auf der anderen Seite nerven die ganzen West- und Gesamtdeutschen mit ihrer blöden Freiheit, die das deutsche Volk damals erlangt habe, eine Freiheit, die (wie schon immer in Deutschland) stets als Kampfbegriff gegen etwas verwendet wird (Freiheit statt Franzosen, Juden, Kommunisten, Amerikaner, Islam etc.). Freiheit bedeutet meiner Meinung nach mehr als die Absetzung eines autoritären Idiotenstaates, aber ist ja klar, dass die Bundesregierung sich nun gerne als das Happy End der deutschen Leidensgeschichte darstellt - und am besten bleibe nun alles so, wie es ist.


    Es ist für mich nach wie vor wie eine Fahrt ins Ausland und es gibt Ecken in Deutschland, die ich deutlich netter finde.


    Okay, sorry an meine zahlreichen (!!) ostdeutschen Freunde, ist jetzt etwas hart geraten.

  • Okay, sorry an meine zahlreichen (!!) ostdeutschen Freunde, ist jetzt etwas hart geraten.

    Jemandem aus dem schönen Bayern nehmen die das sicherlich nicht krumm. Schliesslich ist dort sowieso alles besser und schöner als in Restdeutschland. :D
    An den Camp-David-Jacken ist wohl Dieter Bohlen schuld, zum Glück ist der ein Wessi ... und ein ziemlich cooler :sarcastic: noch dazu.
    Die Architektur ist halt so eine Sache. Wenn ich z.B. in Berlin bin, überlege ich manchmal, in welcher Teil von der Stadt ich mich eigentlich befinde und ob das potthässliche Haus, an dem ich gerade mit der S-Bahn vorbei fahre, Ostplatte oder westliche Architekturkunst ist ... in vielen Fällen stelle ich fest, der Westen ist bzw. war genauso hässlich, nur vielleicht nicht so konzentriert an einem Ort. Was wäre denn die Alternative? Preiswerten Wohnraum abreissen (wurde ja schon zur Genüge getan) und durch überteuerte Neubauten ersetzen, die viel schöner sind? Letztendlich wohne ich drinnen und zelte nicht vor dem Haus, so ist mir persönlich das Äussere eines Hauses so ziemlich relativ. Aber apropos Neubauten... da gibts in Leipzig (aber auch anderswo) ja auch einige Katastrophen, die wirklich schlimm aussehen, hauptsache viel Glas, dann wird alles gut, das ist eben oft auch der vorherrschende Geschmack zu einer bestimmten Zeit. Wobei es in der DDR natürlich in erster Linie schnell und billig gehen sollte.



    "Platz der friedlichen Revolution" ... Als wäre man in China

    :D

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

    Per aspera ad astra!

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  • Und das die DDR net toll war, dürfte kein Geheimnis sein...

    Sowas würde ich aber nicht so einfach unterschreiben :D
    Meine beiden Eltern kommen aus der DDR und waren insgesamt sehr zufrieden mit ihrem Leben dort. Und dabei haben beide verschiedene Kontexte:
    Mein Vater kommt aus Rostock, war wohl so der typische linientreue DDR-Bürger, in der damaligen NVA und würde sich wahrscheinlich noch heute die Mauer zurückwünschen. Meine Mutter hingegen kommt aus einem Dorf, war weder sonderlich parteiisch, noch in irgendeiner Weise politisch aktiv. Ihre Mutter - Alleinerziehende - bekam Unterstützung vom Staat, wo es ging. Unabhängig davon, ob der Staat sich nun verschuldet hat oder nicht, war dahingehend die DDR für die Menschen toll. Natürlich weiß ich aus Erzählungen meiner Mutter, dass es auch anders sein konnte: Eine Schulkollegin von ihr bekam einen Ausbildungsplatz nicht, weil sie statt der Firmung die Kommunion gemacht hat. Doch: Die DDR in ihrer großen Güte hat besagter Schulkollegin dann doch diesen Ausbildungsplatz bereitgestellt. Natürlich zwecks Propaganda, aber hat es der Schulkollegin geschadet? Nein.


    Ich will nicht bestreiten, dass nicht viel Unrecht in der DDR geherrscht hat und dass es mit der Freiheit dort so eine Sache war.
    ABER: Ich halte es für sehr falsch, die DDR pauschal als „nicht toll“ abzustempeln, weil es durchaus sehr viele positive Sachen für die Menschen gab, sofern sie jetzt nicht die größen Kritiker waren.

  • Zur Sozialpolitik der DDR lässt sich vielleicht sagen, dass auch die BRD, wenn sie wollte, einfach mal ihr dreiviertel BIP für Sozialpolitik verwenden könnte. Dann gäbe es ein paar Jährchen High Life, dann wär's plötzlich vorbei.
    Die DDR hatte einfach eine richtig schlechte Art zu wirtschaften und eine richtig unangenehme Regierung. Ich habe auch schon von vielen gehört, dass der Zusammenhalt einfach supidupi war. Ich stelle dann meist die Frage, ob die betreffende Person ihre Stasi-Akte angefordert hat, und bekomme die Antwort: Nö! Klingt nach gutem Zusammenhalt, wenn mein bester Freund Informationen an den Geheimdienst weitergibt, die mein Leben ruinieren können.
    Die DDR war 1990 in jeglicher Hinsicht am Ende. Frustriertes Volk, unfassbar aufgeblähter Geheimdienst mit Totalüberwachung, Schulden in beinahe jedem Land der Welt, eine mega abgefuckte Infrastruktur (durfte diesen Sommer erst erleben, dass manche Dorfverbindungsstraßen in Brandenburg bis heute nicht geteert und für Autos beinahe unpassierbar sind), marode Betriebe.
    Bei all der Wut über die Treuhand muss man auch sehen, dass die BRD diese Schulden übernommen hat. Wer den West-Märchen irgendwelcher Patriotenpolitiker geglaubt hat, dass jetzt alles steil bergauf gehe, der war, pardon, eben auch selbst schuld.
    Die DDR war als Staat weder fair noch treu sorgend. Und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie die stets kritischen Beobachter der BRD den Kackstaat DDR verteidigen können.
    Ich sehe immer wieder, dass Ostdeutsche die BRD heftig kritisieren, sie sogar als "Schurkenstaat" oder "Gaunerbande" bezeichnen. Und auf ihr Leben in der DDR angesprochen, sagen sie plötzlich: "Mir ging es gut." Nice, das nennt man Solidarität.


    Das soll natürlich nicht heißen, dass ich den Prozess der Wiedervereinigung gut heiße oder dass ich finde, wir leben in einem supertollen Staat. Man sollte nur nicht, und das passiert vielen, die es zu gut mit der Welt meinen, auf dem linken Auge blind sein und realsozialistische Systeme verteidigen.

  • Sowas würde ich aber nicht so einfach unterschreiben :D Meine beiden Eltern kommen aus der DDR und waren insgesamt sehr zufrieden mit ihrem Leben dort. Und dabei haben beide verschiedene Kontexte:
    Mein Vater kommt aus Rostock, war wohl so der typische linientreue DDR-Bürger, in der damaligen NVA und würde sich wahrscheinlich noch heute die Mauer zurückwünschen. Meine Mutter hingegen kommt aus einem Dorf, war weder sonderlich parteiisch, noch in irgendeiner Weise politisch aktiv. Ihre Mutter - Alleinerziehende - bekam Unterstützung vom Staat, wo es ging. Unabhängig davon, ob der Staat sich nun verschuldet hat oder nicht, war dahingehend die DDR für die Menschen toll. Natürlich weiß ich aus Erzählungen meiner Mutter, dass es auch anders sein konnte: Eine Schulkollegin von ihr bekam einen Ausbildungsplatz nicht, weil sie statt der Firmung die Kommunion gemacht hat. Doch: Die DDR in ihrer großen Güte hat besagter Schulkollegin dann doch diesen Ausbildungsplatz bereitgestellt. Natürlich zwecks Propaganda, aber hat es der Schulkollegin geschadet? Nein.


    Ich will nicht bestreiten, dass nicht viel Unrecht in der DDR geherrscht hat und dass es mit der Freiheit dort so eine Sache war.
    ABER: Ich halte es für sehr falsch, die DDR pauschal als „nicht toll“ abzustempeln, weil es durchaus sehr viele positive Sachen für die Menschen gab, sofern sie jetzt nicht die größen Kritiker waren.

    Wenn man auf ne Fessel am Bein steht, mag das zutreffen. Ich kenne deine Eltern nicht und mir steht es absolut fern darüber zu urteilen, aber für mich wäre dieser Zustand absolut inakzeptabel gewesen.
    Der Gedanke, dass mir jemand von einer auf die andere Sekunde alles nehmen könnte, was ich mir aufgebaut habe, nur weil ihm meine Meinung nicht in den Kram passt, ist schlimmer als alles andre. Dieser Umstand reicht mir persönlich schon ^^. Klar, einigen Mitläufern gings gut, aber anderen dafür umso mieser. Ist logisch, dass einige sich dann die Mauer zurückwünschen. Besonders weil diese sich heutzutage nicht auf die faule Haut setzen und warten können, bis ihnen vom Staat nen Job vor die Füße gelegt wird...
    Freiheit heißt auch Verantwortung für dich selbst und deine Umwelt. Nur das kapiert kaum jemand (wobei diese Aussage keine Landesgrenzen kennt...).


    bellchen Evoli

  • Ich sehe immer wieder, dass Ostdeutsche die BRD heftig kritisieren, sie sogar als "Schurkenstaat" oder "Gaunerbande" bezeichnen. Und auf ihr Leben in der DDR angesprochen, sagen sie plötzlich: "Mir ging es gut." Nice, das nennt man Solidarität.

    Man muss auch sagen, dass es einem großteil der Leute in der DDR für viele Jahre auch nicht so schlecht ging. Trotz der derben politischen Probleme und der allgemein hohen Verschuldung der DDR, was die Leute eben nunmal immer außer acht lassen, sofern es ihnen gut geht, hatte man, wenn man sich Systemkonform verhielt, durchaus kein schlechtes Leben. Man darf eben nicht außer acht lassen, dass der Mensch nunmal ein Wesen ist, welches meist subjektiv denkt und handelt und Objektivität bei der Analyse der eigenen Lebensbedingungen und des eigenen Wohlbefindens quasi nicht existent sind.
    In der DDR hatten nunmal alle Arbeit, die Kinder waren in der Schule gut versorgt und man musste keine Angst haben, dass man durch die Geburt eines Kindes seine Arbeit verliert, da die Kinderbetreuung durchaus gut ausgebaut war. Arbeitsplatzängste, wie sie heutzutage im Denken vieler Menschen verankert sind, waren auch eher die Seltenheit. Auch von den sozialen Versicherungen her ging es vielen Bürger durchaus gut. Wohnraum war günstig, genauso wie Grundnahrungsmittel etc. pp.. Letztendlich war man in der DDR eben durchaus abgesichert. Letztendlich bestand due DDR nicht nur aus Regimegegnern und Mitläufern, sondern eben normalen Menschen, die eben auch gelernt haben, sich mit bestimmten Dingen zu arrangieren bzw. diese zu tolerieren. Letztendlich bestand das Leben der meisten Menschen dort auch nur aus dem alltäglichen Familienleben und wurde nicht permanent von der Politik und den Ereignissen der SED - Regierung eingenommen.
    Das lief zwar alles auf Pump und irgendwann hätte die DDR das selbe Schicksal erleidet wie Griechenland, aber wenn man sich eben an die guten Zeiten zurück erinnert, dann werden die schlechten meist außer acht gelassen, das kann daran liegen, dass man diese Dinge einfach nicht sehen will oder eben die Dinge damals als weniger schlimm wahrgenommen hat, schließlich sind viele mit der Propaganda und dem SED-Regime großgeworden.
    Die Ursache dieses Denkens ist allerdings vor allem eins: Die Unzufriedenheit mit der eigenen Situation und den Dingen, die die Wende mit sich brachte. Die Wende war für viele Bürger der ehemaligen DDR nämlich zunächst mit einer Sache verbunden: Dem sozialen Abstieg, da die Wende auch realtiv schlecht ablief. Letztendlich wünschten sich die Bürger, die 1989 auf die Straße gingen nicht die DDR weg, sondern sie wollten Reformen, sie wollten, dass sich ihr Leben in der DDR verbessert. Das Ergebnis war für viele Menschen, gerade die in der Industrie arbeiteten, fast das Gegenteil.
    Arbeit ist für das Wohlergehen eines Menschens wichtig, allerdings nicht nur, weil man Geld verdienen will: Arbeit ist Teil der eigenen Identität. Mit einem Arbeitsplatz ist eben auch das Gefühl verbunden, dass man etwas leistet und etwas für die Gesellschaft tut, man sieht sich als Teil dieser an und somit steigert eine Arbeit auch die Zufriedenheit mit sich selber und damit das Selbstvertrauen. Auch ist für viele in der DDR, die auch vorrangig im Betrieb und damit im Team gearbeitet haben, eine Arbeit Dreh- und Angelpunkt der sozialen Interaktion gewesen. Man verbrachte schließlich viele Stunden auf Arbeit und in dieser Zeit war man mit anderen Menschen zusammen gewesen. Hinzu kommte das Gefühl der Unabhängigkeit hinzu, da man für sich selber sorgen kann.
    Die Realität für viele Bürger sah dann allerdings anfang der 90er wie folgt aus: Schlange stehen beim Arbeitsamt. In der Region Leipzig-Halle-Bitterfeld, welcher ein bedeutender Standort der chemischen Industrie war, sind zahlreiche Arbeitsplätze nach der Wende weggebrochen, einfach weil die Privatisierung gescheitert ist, wo infolge dessen viele Unternehmen liquidiert wurden, was für viele in der Arbeitslosigkeit endete.
    Die Filmfabrik Wolfen, fasste mal 15000 Mitarbeiter, 2014 waren es für ORWO wieder 330 Mitarbeiter, das Unternehmen wurde 1994 liquidiert, quasi alle Arbeitsplätze gingen innerhalb von vier Jahren verloren. Das Chemiekombinat Bitterfeld verlor von 1990 bis 1994 12000 seiner 18000 Arbeitsplätze. Die Buna - Werke fassten mal 18000 Mitarbeiter, von denen viele Menschen ebenfalls ihren Job verloren, da Dow Chemical nur ca. 2000 der Beschäftigten übernommen haben soll. Allein schon bei den drei großen Arbeitgebern fielen innerhalb weniger Jahre über 40000 Arbeitsplätze in der Region dauerhaft weg. Auch der Bergbau ist weggebrochen. Die Folge dessen war klar: Viele Menschen sind in die Langzeitarbeitslosigkeit reingerutscht und nicht mehr hochgekommen bzw. hatten es verdammt schwer wieder hochzukommen.
    Und für die Arbeitslosigkeit konnten die Menschen nicht mal was: Viele Betriebe waren einfach marode gewesen und die Region stand vor dem ökologischen Kollaps, die Seen und Flüsse waren verschmutzt und die Produktivität war einfach aufgrund veralteter Verfahrenstechniken sehr gering, bzw. die Produkte aufgrund hoher Herstellungskosten nicht konkurrenzfähig.
    Es war auch nicht so, dass die Leute zu faul waren sich Arbeit zu suchen, es gab in der Region schlichtweg kaum Arbeit. Die Arbeitslosenquote in der Region war in den 90er weit über 20 %. Selbst 2003 hatte der damalige Landkreis Bitterfeld mit der Arbeitslosenquote von 22 bis 24 % zu kämpfen. Großstädte wie Halle und Leipzig mit Quoten von 20% bis 22%. In den Strukturschwächeren ländlichen Gegenden von Sachsen - Anhalt lag sie sogar bei 24% und mehr. Da macht man es sich auch zu einfach, wenn man es auf die Faulheit oder eine Mentalität schiebt, dass einem der Job zugeflattert kommt, es gab einfach kaum Arbeit. Zwar gab es welche, die nach der Wende hochgekommen sind, wie meine Eltern, aber die waren auch sehr jung gewesen und waren nicht in der Industrie angestellt. Fragt man aber mal die Leute, die mit mitte 30, anfang 40 als Fabrik-Arbeiter arbeitslos wurden, so wird man feststellen, dass diese Menschen es viel schwerer hatten, wieder Fuß zu fassen, sowohl im Osten, als auch im Westen, da machte einem schon das Alter oder eben die Familie mit Kindern einen Strich durch Rechnung.
    Was man zudem nicht unterschätzen darf, sind die Folgen der Arbeitslosigkeit: Mit dem Verlust des Arbeitsplatzes geht auch die Fähigkeit verloren, sich selber versorgen zu können. Nun war man abhängig von anderen, was mit der Zeit gewaltig am Selbstvertrauen kratzt, schließlich konnten sich die Leute zu DDR - Zeiten meist selbst mit dem nötigsten versorgen. Hinzu kommt das Gefühl, der Nutzlosigkeit, der eigenen Person, man fühlt sich nicht gut genug, weil man halt eben zu den Zeiten 80 Bewerbungen schrieb, aber gefühlt 81 Absagen bekam. Hinzu kommt der Verlust der sozialen Kontakte. Es fehlen durch den Wegfall der Arbeit eben nunmal auch eine große Bandbreite an Menschen, die man vorher um sich hatte und mit denen man sozial interagierte, was eben zur sozialen Isolation führte, was zusätzlich dadurch verstärkt wurde, dass eben auch viele Menschen die Region verlassen haben. Städte wie Wolfen hatten zur Wende 43 000 Einwohner, mittlerweile ist die Stadt bei ca. 17 500 angekommen. Der daraus resultierende Leerstand und eben auch die Armut der Menschen, sorgte dafür, dass sich die ehemaligen Siedlungen, welche für die Industriearbeiter gebaut wurden und wo früher das Leben tobte, in Ghettos verwandelten. Durch die Hohe Arbeitslosigkeit und eben die lange Zeit ohne Job, kam auch sehr viel Langeweile auf, was ebenfalls nicht förderhaft für das eigene seelische Wohl ist.
    Das Problem ist bei der Arbeitslosigkeit: Je länger man arbeitslos ist und je länger man sich bewirbt und Absagen kassiert, umso höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass man anfängt zu resignieren. Man verliert die Hoffnung, wird depressiv und fängt eben an, anderen die Schuld zu geben, weil man selber das Gefühl hat, alles getan zu haben. Die anderen sind nun schuld, sei es der Nachbar, dem es besser geht oder eben das System, in dem wir leben. Als folge fängt man an, dass ältere System zu beschönigen, man erinnert sich zurück an die gute alte Zeit, wo es einem gut ging, wo man arbeit hatte und sich selber versorgen konnte. Die negativen Dinge, die untragbar waren, werden dabei außer Acht gelassen. Sowas stresst die Leute auch, die Leute können nicht mehr aufhören sich zu beschweren und meckern nur noch. Vor allem darf man nicht vergessen: Viele Menschen, die heutzutage die DDR glorifizieren und hier alles miesreden sind meist in einem alter von 50 bis 60. Und ein Mensch der jetzt 60 ist, war vor 20 Jahren, wo er in Folge der Liquidierung vieler Unternehmen seinen Job verlor, so um die 40. Sprich er war schon relativ "alt". Und ich behaupte einfach mal, dass es schon in den 90ern ab dem Alter schwer war, einen Job zu bekommen, denn je Älter man ist, umso schwieriger ist es meist auch irgendwo reinzukommen und viele DDR-Bürger werden schon aufgrund ihres Alters wenige bis gar keine Chancen auf dem damals hart umkämpften Arbeitsmakrt gehabt haben.
    Und hier kann man auch nicht pauschalisieren, weil es ja ein großer Teil auch geschafft hatte, weil wir hier eben nunmal von Menschen reden, die alle unterschiedlich sind und aufgrund ihrer Erziehung auch anders lernten mit Problemen umzugehen. Manche Menschen fielen durch den Verlust der Arbeit in ein tiefes Loch aus dem sie wieder herauskamen, andere Menschen schaffen das nicht und die Ursachen, warum dies der Fall ist, sind eben einfach individuell, das kann allerdings schon am Alter liegen.
    Letztendlich ist es nunmal so, dass sich für viele Menschen das Leben nach der Wende nicht verbessert hatte, wie einst gehofft, sondern ins Gegenteil umschlug und damit meine ich nichtmal die geplatzte Traumblase vom Reichtum. Nein, für viele Menschen war die Wiedervereinigung vor allem mit dem sozialen Abstieg verbunden, dem Verlust der Arbeit und von sozialen Kontakten, was in einem verschlechterten Lebensgefühl endete, was eben auch der damaligen Politik nach der Wiedervereinigung zu verdanken ist und was sich eben für viele auch erst nach einigen Jahren geändert hatte.

  • Trotz der derben politischen Probleme und der allgemein hohen Verschuldung der DDR, was die Leute eben nunmal immer außer acht lassen, sofern es ihnen gut geht, hatte man, wenn man sich Systemkonform verhielt, durchaus kein schlechtes Leben

    Kein schlechtes Leben trotz allgemeiner Reisebeschränkung, nur minimalen Bürgerrechten, recht eingeschränkte Konsumfreiheit, eingeschränkte Arbeitsplatzwahl, keine Karrieremöglichkeit, keine Möglichkeit freier Forschung, keine Versammlungsfreiheit, keine Erziehungshoheit über das Kind, keine öffentliche Meinungsäußerung, keinen freien Medienkonsum, kaum Kontaktmöglichkeiten in den Westen, Angst vor gegenseitiger Bespitzelung etc.
    Gut, man kann das alles außer Acht lassen. Wenn ich so viele Augen zudrücke, dann geht es mir in beinahe jedem Staat dieser Welt gut.



    Letztendlich bestand due DDR nicht nur aus Regimegegnern und Mitläufern, sondern eben normalen Menschen, die eben auch gelernt haben, sich mit bestimmten Dingen zu arrangieren bzw. diese zu tolerieren. Letztendlich bestand das Leben der meisten Menschen dort auch nur aus dem alltäglichen Familienleben und wurde nicht permanent von der Politik und den Ereignissen der SED - Regierung eingenommen.

    Dann klingen diese "normalen Menschen" für mich wie Mitläufer.


    Letztendlich wünschten sich die Bürger, die 1989 auf die Straße gingen nicht die DDR weg, sondern sie wollten Reformen, sie wollten, dass sich ihr Leben in der DDR verbessert. Das Ergebnis war für viele Menschen, gerade die in der Industrie arbeiteten, fast das Gegenteil.

    Stimmt nicht. Es gab unterschiedliche Wünsche bei den Demonstrationen, aber durchaus viele Menschen, die eine Wiedervereinigung wollten. Reformen wurden ja gemacht, das hat aber dann auch niemanden mehr interessiert. So viele wollten raus aus der DDR, vor dem Mauerbau, während der Mauer, nach dem Mauerfall.


    Arbeit ist für das Wohlergehen eines Menschens wichtig, allerdings nicht nur, weil man Geld verdienen will: Arbeit ist Teil der eigenen Identität. Mit einem Arbeitsplatz ist eben auch das Gefühl verbunden, dass man etwas leistet und etwas für die Gesellschaft tut, man sieht sich als Teil dieser an und somit steigert eine Arbeit auch die Zufriedenheit mit sich selber und damit das Selbstvertrauen. Auch ist für viele in der DDR, die auch vorrangig im Betrieb und damit im Team gearbeitet haben, eine Arbeit Dreh- und Angelpunkt der sozialen Interaktion gewesen. Man verbrachte schließlich viele Stunden auf Arbeit und in dieser Zeit war man mit anderen Menschen zusammen gewesen. Hinzu kommte das Gefühl der Unabhängigkeit hinzu, da man für sich selber sorgen kann.

    Na was nun? Selbstständigkeit oder Wohlfahrtsstaat? Niemand hat den Menschen dort verboten eine Zivilgesellschaft aufzubauen. Schön, wenn die SED das soziale Leben über die Betriebe geregelt hat. Noch schöner, wenn man selbst seinen Verein aussuchen kann. Verstehe nicht, inwiefern das Wegfallen von Betriebsvereinen Menschen daran hindert, freien Vereinen beizutreten.



    Die Filmfabrik Wolfen, fasste mal 15000 Mitarbeiter, 2014 waren es für ORWO wieder 330 Mitarbeiter, das Unternehmen wurde 1994 liquidiert, quasi alle Arbeitsplätze gingen innerhalb von vier Jahren verloren. Das Chemiekombinat Bitterfeld verlor von 1990 bis 1994 12000 seiner 18000 Arbeitsplätze. Die Buna - Werke fassten mal 18000 Mitarbeiter, von denen viele Menschen ebenfalls ihren Job verloren, da Dow Chemical nur ca. 2000 der Beschäftigten übernommen haben soll. Allein schon bei den drei großen Arbeitgebern fielen innerhalb weniger Jahre über 40000 Arbeitsplätze in der Region dauerhaft weg. Auch der Bergbau ist weggebrochen. Die Folge dessen war klar: Viele Menschen sind in die Langzeitarbeitslosigkeit reingerutscht und nicht mehr hochgekommen bzw. hatten es verdammt schwer wieder hochzukommen.
    Und für die Arbeitslosigkeit konnten die Menschen nicht mal was: Viele Betriebe waren einfach marode gewesen und die Region stand vor dem ökologischen Kollaps, die Seen und Flüsse waren verschmutzt und die Produktivität war einfach aufgrund veralteter Verfahrenstechniken sehr gering, bzw. die Produkte aufgrund hoher Herstellungskosten nicht konkurrenzfähig.

    Und daran ist natürlich nur ein Staat Schuld - BRD! Wenn das Zeug marode ist, dann kann es halt einfach nicht mehr stehen bleiben. Die Arbeitslosigkeit geht aber nicht notwendigerweise auf die Kappe derer, die den Betrieb wegen veralteter Technik schließen, sondern der Staat, der über 4 Jahrzehnte kaum investiert hat.


    Und außerdem gibt es ja auch in der BRD einen Wohlfahrtsstaat. Auch heute ist man finanziell abgesichert. Über Sozialhetze etc. müssen wir nicht reden, da stimme ich zu. Dennoch gibt es ja Auffangmechanismen.


    Und dass es für diesen ganzen Frust Gründe gibt, das ist mir klar. Trotzdem steht ein Mensch in der Verantwortung, darüber nachzudenken, was er sagt. Und blöde Vergangenheitsbewältigung mittels Glorifizierung ist halt einfach mega dumm.

  • keine Erziehungshoheit über das Kind
    keinen freien Medienkonsum
    kaum Kontaktmöglichkeiten in den Westen

    Inwiefern? Die Frage bezieht sich hauptsächlich auf Punkt eins, teilweise auch auf Punkt zwei.
    Punkt drei kann ich nur insoweit nachvollziehen, dass du dich auf bestimmte Personengruppen beziehst, die tatsächlich keinen Kontakt haben durften bzw. dass du es so meinst, dass zumindest telefonischer und teilweise der Briefkontakt überwacht wurden, was aber nicht den Kontakt ansich ausschließt.

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

    Per aspera ad astra!

    Momentan kein Partneravatar mit Missy!

  • Inwiefern? Die Frage bezieht sich hauptsächlich auf Punkt eins, teilweise auch auf Punkt zwei.Punkt drei kann ich nur insoweit nachvollziehen, dass du dich auf bestimmte Personengruppen beziehst, die tatsächlich keinen Kontakt haben durften bzw. dass du es so meinst, dass zumindest telefonischer und teilweise der Briefkontakt überwacht wurden, was aber nicht den Kontakt ansich ausschließt.

    Was Kindeserziehung angeht, kann ich nur auf Kindesentziehung in der DDR hinweisen. Es gab keine Freiheit, nach welchen weltanschaulichen Gesichtspunkten man sein Kind erzog.
    Westmedien waren verdächtig, das offene Sprechen über westliche Medien war ebenfalls verdächtig. (https://de.wikipedia.org/wiki/Westfernsehen#Verbote)
    Deswegen "kaum" Kontaktmöglichkeiten. Von unbeobachtetem Kontakt natürlich ganz zu schweigen.

  • Was Kindeserziehung angeht, kann ich nur auf Kindesentziehung in der DDR hinweisen. Es gab keine Freiheit, nach welchen weltanschaulichen Gesichtspunkten man sein Kind erzog.

    An der Stelle weiss ich leider nochimmer nicht, worauf du hinaus willst. Wobei ich beim Thema Kindesentziehung oft eher skeptisch bin ... auch heute kann das Jugendamt unter bestimmten Voraussetzungen die Kinder entziehen.



    Westmedien waren verdächtig, das offene Sprechen über westliche Medien war ebenfalls verdächtig.

    Was aber nichts daran geändert hat, dass man diese Medien konsumieren konnte und durfte. Bis auf den ersten Teil des Links, der zudem die 60er Jahre betrifft, wurde der Fernsehempfang nicht gestört und Farbfernsehgeräte wurden sogar entsprechend ausgestattet, dass die PAL in Farbe empfangen konnten. Wäre mal interessant, ob Fernsehgeräte im Westen das andersherum auch konnten. :D



    Deswegen "kaum" Kontaktmöglichkeiten. Von unbeobachtetem Kontakt natürlich ganz zu schweigen.

    Viel mehr Kontaktmöglichkeiten gabs halt zu der Zeit nicht. Wobei ... warte ... man konnte Westbesuch bekommen und sich mit dem sogar unbeoabachtet unterhalten.

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

    Per aspera ad astra!

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  • Kein schlechtes Leben trotz allgemeiner Reisebeschränkung, nur minimalen Bürgerrechten, recht eingeschränkte Konsumfreiheit, eingeschränkte Arbeitsplatzwahl, keine Karrieremöglichkeit, keine Möglichkeit freier Forschung, keine Versammlungsfreiheit, keine Erziehungshoheit über das Kind, keine öffentliche Meinungsäußerung, keinen freien Medienkonsum, kaum Kontaktmöglichkeiten in den Westen, Angst vor gegenseitiger Bespitzelung etc.
    Gut, man kann das alles außer Acht lassen. Wenn ich so viele Augen zudrücke, dann geht es mir in beinahe jedem Staat dieser Welt gut.

    Inwiefern jetzt alle diese Punkte zutreffen, habe ich keine Ahnung, ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass sie es tun. Jedenfalls ist aber doch wichtig, in welchem Kontext man die Aussage "Ich hatte kein schlechtes Leben" bzw. "Mir ging es ja doch ganz gut" trifft. Diesbezüglich würde ich nämlich meinen, dass es dabei dann wohl eher um so etwas wie den subjektiv empfundenen materiellen Wohlstand gehen dürfte, wenn man eine derartige Aussage trifft, heißt also, man war gesund, hatte Arbeit, musste jetzt nicht unbedingt in Armut leben, hatte ein paar Annehmlichkeiten etc. Und von diesem gewissen Standpunkt aus ist die Aussage dann wohl auch richtig und kann es auch dann noch sein, wenn man eben auf Basis der Beurteilung nach Werten wie zum Beispiel Freiheit sagt, dass es einem (in diesem Kontext) "schlecht" ging. Zusätzlich sei hier erwähnt, dass ich das Ausblenden der von dir genannten Dinge mit Hinblick auf die materielle Ansicht keineswegs als hinreichend dafür sehen würde, dass es einem "gut" geht.
    Beide Aussagen sind jedoch natürlich schlecht miteinander vergleichbar, da die zugrunde liegende Basis einfach mal eine vollkommen andere ist und das auch in der Art, dass man sich wahrscheinlich bei der ersten Aussage nur Gutes und bei der zweiten nur Schlechtes herauspickt. Aber das heißt halt auch, dass man sie wohl eher als Teilaussagen verstehen muss, die über die Gesamtsituation kein wirkliches Urteil fällen und sicherlich auch nicht dazu gedacht sind. Wenn also jemand sagt, dass es ihm ja doch "ganz gut ging", dann ist das vermutlich eher auf eine subjektive Ebene bezogen und wenn man die DDR als "Schurkenstaat" (was auch immer da jetzt die genaue Definition sein mag) bezeichnet, geht es wohl eher um die von dir genannten Punkte, während die jeweils anderen Aspekte ausgeblendet werden. Das ist in Hinblick auf eine wirkliche historische Bewertung natürlich eine äußerst ungesunde und auch durchaus falsche Einstellung, die eine Glorifizierung der DDR ermöglichen kann (heißt also, man sollte da schon aufpassen, was man sagt). Bleibt an sich die Frage nach einem Gesamturteil. Das hängt dann eben davon ab, wie stark der Einzelne die Faktoren gewichtet, was dann natürlich auch wiederum eng damit verknüpft ist, wie gut er die Probleme ausblenden konnte oder sie nicht wahrnahm.
    Nebenbei, ich weiß, dass ich das mit den Kontexten einfach postuliert habe, deshalb will ich dir nicht widersprechen, wenn deine Erfahrungen mit Ostdeutschen das Gegenteil besagen.


    Edit: @Shorino Ups, da habe ich doch einmal "DDR" statt "BRD" gelesen. Peinlich. Egal, ich meine trotzdem, was ich geschrieben habe. An der Stelle sei dann vielleicht noch erwähnt, dass möglicherweise die Freiheitseinschränkungen der DDR mittlerweile stärker ausgeblendet werden, während ein subjektiv empfundenes und möglicherweise auch tatsächliches Defizit zum damaligen persönlichen Wohlstand wohl für die Leute allgegenwärtig oder zumindest "lebendiger" ist.