Ich möchte vor dem Vergleich "früher Juden - heute Moslems" warnen, wie er in dem Lied dargestellt wird. Juden sind in allen Ländern in Europa und besonders in Deutschland massiver Gewalt und Diskriminierung ausgesetzt. Dass in Frankreich auch mal wieder Juden abgeknallt worden sind, weil sie Juden sind, wurde kaum erwähnt und wäre komplett untergegangen, wenn Netanjahu nicht für die Ausreise nach Israel geworben hätte. Keine jüdische Einrichtung in Deutschland, die nicht unter Schutz steht. Kein Friedhof, der nicht regelmäßig beschmiert würde. Kein Jude, der sich nicht für angeblich "jüdische Verbrechen" rechtfertigen müsste. Dass die Deutschen das Schicksal ihrer jüdische Mitbürger kaum bewegt, spricht für sich und für eine totale Geschichtsvergessenheit. Der Jude bleibt der Jude und Israel der Jude unter den Staaten.
Was ich besonders bestürzend finde, ist, dass die Polizei beim Tod von Khalid I. zuerst Fremdverschulden ausgeschlossen hat, obwohl Messerstiche an Hals und Brust gefunden wurden. Nachdem man die Ermittlungen aufgenommen hatte, wurde ein rassistisches Motiv aus nicht nachvollziehbaren Gründen ebenfalls ausgeschlossen und die Mitbewohner von Khalid I. unter die Lupe genommen.
Daraus folgere ich: Die Verbrechen, die die deutsche Justiz und Polizei im Fall des NSU begangen hat, waren keine kläglichen Einzelfälle. Die Polizei hat ein ganz gewaltiges Rassismusproblem. Und zwar so gewaltig, dass sich das nicht nur in Ressentiments, sondern auch in Ermittlungsergebnissen niederschlägt.
Wir sind an einem Punkt angelangt, der schrecklich ist, und den die Mitbewohner von Khalid I. bestätigen: Sie haben Angst in Deutschland. Und nicht nur die Menschen aus Eritrea, sondern Ausländer generell. Und Moslems. Und Juden. Und Sinti. Und Roma. Und es gibt noch viele andere Gruppen, die in Deutschland unter alltäglicher Diskriminierung und Gewalt leiden.