Was ich bei dem Teil der Community, die es gutheißt, beobachte, ist eine gewisse Doppelmoral.
Zunächst mal die Aussage vieler, dass Jada Smith ja eine Autoimmunerkrankung hat; in diesem Thread ist das Wort Ableismus ( = Behindertenfeindlichkeit) gefallen. Leute. Sie hat Haarausfall, nicht mehr und nicht weniger. Sie ist nicht "behindert". Wie viele Männer haben Haarausfall aufgrund genetischer Faktoren? Ob's jetzt daran liegt, dass das Immunsystem fälschlicherweise die Haarwurzel angreift (Autoimmunerkrankung) oder die Haarfollikel einfach sensibel auf androgene Hormone (DHT) reagieren und im Zuge dessen die Haare ausfallen. Warum ersteres jetzt mit einer Behinderung gleichgesetzt wird? Wir sollten an dieser Stelle natürlich auch nicht mit Begrifflichkeiten um uns werfen. Dass das eine als Krankheit klassifiziert ist, ändert nicht wirklich was am outcome. Ebenso wie nicht jede Krankheit = Behinderung.
Ist ja auch nicht so, als wären Männer weniger insecure wenn's um die Haare geht. Man könnte jetzt sagen, ist bei Männern gesellschaftlich anerkannter, womit ihr aber im Grunde genau dem Narrativ in die Hände spielt, dass wir nach gesellschaftlich vorgegebenen Strukturen gehen sollten. Schlussendlich leben diese ganzen Veranstaltungen ja von diesen Roasts, und gerade Will und seine Frau haben sich und ihr Privatleben ja der Weltöffentlichkeit preis gegeben für die publicity.
Irgendwo ist es auch ziemlich antifeministisch so zu tun, als müsste man ihren Mann stellvertretend für sie vorschicken und gewalttätig werden lassen, vor nem Millionenpublikum, um sie zu "beschützen", weil der Comedian bei den Oscars das tut, was halt sein Job bei den Oscars ist; sich ein bisschen über die reichen und dekadenten Schauspieler lustig zu machen, die auf den Oskar warten. Und als weltberühmter und stinkreicher Star der mit dem Silberlöffel im Mund geboren wurde, gehört Jada jetzt auch nicht zu einer besonders vulnerablen Gruppe, würd ich behaupten.
Also, war es gerechtfertigt, nem Comedian ins Gesicht zu schlagen, dessen Job es in solchen Veranstaltungen explizit ist, die Leute ein bisschen durch den Kakao zu ziehen, weil er nen Glatzenwitz gemacht hat? Überlegt selbst.
Zitat von kenjakuAuf Twitter scheinen alle pro Chris Rock zu sein, zumindest im englischsprachigen Raum.
Sagt halt letzten Endes auch nur was über deine Blase aus mit Twitter. In meinem englischen Twitter (also das heißt vor allem englisches queer Autor*innen) sind alle uniform hinter Smith.
"Meine blase ist die richtige blase". Warum genau sind jetzt queer Autor*innen das Maß der Dinge? Also wenn besagte queer Autor*innen einen Glatzenwitz auch mit Behindertenfeindlichkeit gleichsetzen, dann zweifle ich deren Kredibilität aber an. :)