God Stone

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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  • Headerbild gezeichnet von mir selbst


    Wir ziehen weiter, immer weiter

    Bis der Mond die Sonne verführt

    Bis der Himmel die Erde berührt


    Immer weiter, immer weiter

    Bis der Mond die Sonne verführt

    Zu dem Orte

    Wo der Himmel die Erde berührt


    ~Saltatio Mortis - Wieder unterwegs~



    Willkommen!

    Schön, dass du dir die Zeit nimmst, in meine FF, mein Langzeitprojekt, reinzuschauen. Sie handelt im Großen und Ganzen von zwei Lieblingspokémon, die schon seit längerer Zeit eine wichtige Rolle in einem Insider spielen: ELIM_inator und ich haben vor gefühlt ewig langer Zeit scherzhalber Reshiram und Caesurio zum "ultimativen Pokémon" Resharp fusioniert. Dieses war in unseren Augen einfach ein dunkler Gott, bis uns die Idee kam, ihm eine Vorgeschichte - einen Charakter - zu geben. Ursprünglich wollte Kiri diese FF schreiben, bis ich eines Tages einfach so angefangen habe. Und ich bereue es kein bisschen, denn diese Geschichte ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Der "dunkle Gott" ist fast eine ferne Erinnerung, denn Resharp ist für mich nun einfach ein neugieriges Kind, das seine Welt entdeckt und dabei eben ein kleines bisschen anders ist als die anderen.

    Generell versuche ich mich an den Plan zu halten, jeden Kalendermonat ein Kapitel zu schreiben. Das heißt, ich veröffentliche nicht penibel am So-und-sovielten, sondern lasse mir doch eine gewisse Freiheit, während noch einigermaßen eine Regelmäßigkeit vorhanden ist. Ich schreibe die Geschichte übrigens so, wie sie sich eben entwickelt. Zwischen Anfang und Ende sind einige Plotpunkte geplant und ich führe ein Notizbuch mit Ideen, die ich gerne einbauen würde, aber im Großen und Ganzen weiß ich selbst nicht, was mich auf dieser Reise erwarten wird. Stellt euch God Stone am besten so ähnlich wie einen episodisch verlaufenden Anime vor.

    Aber genug von diesem Geplänkel. Du bist doch schließlich hier, um ein Abenteuer zu erleben, nicht wahr?



    Die Welt von God Stone

    In der Geschichte geht es um ein junges shiny Reshiram als Kind des Weißen Drachen aus der Einall-Legende. Da Legendäre Pokémon keine Kinder bekommen sollten, sucht es als Außenseiter nach seinem Platz in der Welt - und nach einem mysteriösen Ort, an dem sich eine uralte Energie befinden soll, die ihm nie zuvor gekannte Kräfte verleihen könnte …


    God Stone spielt im Universum von Pokémon Schwarz 2, in das ich allerdings auch ab und zu Anime-Elemente und eigene Ideen einfließen lasse. Ein Beispiel: Die Drachenstiege steht nicht allein, sondern befindet sich in den Weißen Ruinen. Es existieren auch Schwarze Ruinen (im Anime gab es als Pendant nur die "Ruine des Helden").

    Level und Erfahrungspunkte existieren im Großen und Ganzen, allerdings handelt es sich um einen Maßstab, der von Pokémon-Trainern eingeführt wurde. Deshalb werden diese Begriffe von den handelnden Pokémon auch nicht benutzt.

    Nicht alle Pokémon besitzen die gleiche Intelligenz. Während ein Caesurio über einen Verstand ähnlich dem der Menschen verfügt, ist ein Wattzapf eben nur ein kleiner, beschränkter (wenn auch niedlicher) Käfer. Welches Pokémon wie einzuordnen ist, sollte in der Geschichte jeweils herauskommen.


    Der God Stone ist eigentlich ein Beta-Item aus der fünften Generation. Es wird spekuliert, dass dieser ursprünglich für Kyurem gedacht war – aber so richtig bestätigt wurde das doch nie …



    Die Hauptcharaktere

    ResharpReshiram (schillernd) geschlechtslos

    Befindet sich anfangs schon ca. auf Level 20-30 nach Maßstab der Pokémon-Trainer, was bedeutet, dass es nicht als "frisch geschlüpft" anzusehen ist, obwohl das genau genommen stimmen würde. Dass es - obwohl eine gewisse kindliche Naivität nicht zu leugnen ist - bereits einen gewissen Erfahrungsschatz besitzt, liegt daran, dass Reshiram ihm etwas von seinem Wissen mitgegeben hat.


    GladiGladiantri

    Ihr Level liegt irgendwo zwischen 25 und 29, dort allerdings eher im höheren Bereich, da sie heimlich trainiert hat, um den anderen Gladiantri in ihrer Gruppe voraus zu sein. Ein ziemlich eigensinniges, aber kluges Kind. So kennt sie sich dank ihres Unterrichts einigermaßen mit Pokémon-Typen und -Attacken aus und hat gezielt ihre Geschwindigkeit trainiert, indem sie schnelle Pokémon gejagt hat (also solche, die in den Spielen Init.-EV geben).




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    Kapitelliste


    Legende

    Drachenfeuerviolett: Der Beginn der Reise

    Latiosblau: Der Hoenn-Arc


    Für meine knuffige Kiri, ohne die dieses Projekt nie in dieser Form existieren würde


  • Reshiram und Zekrom. Weiß und Schwarz. Zwei Seiten einer Medaille.


    Einst schuf ein einzigartig mächtiger Drache an der Seite zweier Brüder ein neues Land. Ein Land, in dem Menschen und Pokémon in Frieden miteinander lebten. Hier war Alles Eins. So gaben sie dem Land den Namen Einall.


    Doch der Frieden sollte nicht lange anhalten. Der ältere Bruder war davon beseelt, eine Welt der Wahrheit zu schaffen, während der jüngere Bruder nach seinen Idealen strebte. Der Drache sah zwar, dass Wunsch und Wirklichkeit sich nicht gegenseitig ausschlossen, doch hatte er den Brüdern stets treu gedient. So spaltete er sich in einen weißen Drachen, der sich dem älteren Bruder anschloss, und einen schwarzen Drachen, der fortan dem jüngeren Bruder folgte.
    Die beiden Drachen, die aus demselben Ganzen entstanden waren, schlugen eine lange und erbitterte Schlacht, ohne jemals eine Entscheidung hervorzubringen. Schließlich waren beide am Ende ihrer Kräfte angelangt und die Brüder erkannten, dass nicht nur einer von ihnen recht haben könnte.
    Die Söhne der beiden verstanden dies jedoch nicht und fingen ihrerseits an, sich zu bekriegen. Diese Respektlosigkeit verärgerte die beiden Drachen, welche daraufhin in einem Wutausbruch Einall mit Blitzen und Flammen heimsuchten und schließlich spurlos verschwanden.


    Reshiram, das in Gestalt des Lichtsteins auf einen neuen Helden der Wahrheit wartet.
    Zekrom, das in Gestalt des Dunkelsteins auf einen neuen Helden der Ideale wartet.
    Und Kyurem, die oft unerwähnte leere Hülle des ursprünglichen Drachen.



    Doch niemand erfuhr jemals von dem vierten Drachen. Denn nachdem es sich seinerzeit von den Menschen abgewandt hatte, gebar Reshiram ein Kind.


    Und hier beginnt unsere Geschichte …




  • Hey Undyne,


    ich find's gut, dass du jetzt auch angefangen hast zu schreiben. Bei der Inspirationsquelle musste das ja gezwungenermaßen einmal passieren und ich mag es, dass du dich Einall als Region angenommen hast, da sie nach dem Launch der Spiele mittlerweile doch recht unterrepräsentiert ist. Eine Sache aber: War ein deutscher Titel eine Option? Englisch erkennt man den Bezug zum entsprechenden Item, aber ich persönlich finde Götterstein ansprechender. Wenn es so bleibt, wie es jetzt ist, ist es natürlich auch okay. Die violetten Flammen um die Miniüberschriften machen sich in meinen Augen echt gut und violett ist so schon eine schöne Farbe. Tolle Aufmachung also.
    Die Legende hast du ansprechend nacherzählt und dabei die wichtigsten Punkte aufgelistet. Ehrlich gesagt kann ich das schon nicht mehr lesen, weil es einfach immer und überall in Verbindung mit Einall auftaucht und es anscheinend keine andere Lore als diese beiden Brüder gibt. Ich kann nicht großartig viel dazu sagen, weil es so passt, wie es ist, während du die Legende durch einige nette Formulierungen atmosphärisch abrundest. Dass Reshiram ein Kind hervorbrachte, macht es natürlich durchaus spannend, denn da setzt eben wirklich ein ganz neuer Inhalt an. Ich bin gespannt, was am Ende herauskommt.


    In diesem Sinn freue ich mich auf das erste Kapitel und verbleibe mit einem Zitat:

    Zwei Seiten einer Medaille.

    Da hab ich schon einen ziemlich guten Text geschrieben. Freut mich, dass du ihn erwähnt hast!


  • „Leb wohl, Zekrom“, flüsterte N, als der junge Trainer, dem er vor wenigen Momenten den Dunkelstein anvertraut hatte, aus seinem Blickfeld entschwand. „Und danke für alles.“
    Er blieb noch einige Minuten in Gedanken versunken stehen. Dann drehte er sich um und ging zum anderen Ende des Raumes. Hier hatte einst sein Thron gestanden … jener Thron, von dem der Träger des Lichtsteins ihn damals gestoßen und ihm damit die Augen geöffnet hatte. Heute lag hier nur noch Schutt, den die zerbröckelnden Überreste seines einst prachtvollen Schlosses abgeworfen hatten. Ja, es war prachtvoll gewesen … und doch nichts als eine einzige Lüge.
    N schüttelte den Kopf. Das war alles längst Vergangenheit und er hatte sich fest vorgenommen, aus seinen damaligen Fehlern zu lernen. Doch es war ihm auch wichtig, das Geschehene im Herzen zu halten. Ob er wollte oder nicht, es war für immer ein Teil von ihm.
    Er beschloss, seinem alten Kinderzimmer einen letzten Besuch abzustatten, bevor er sich auf eine neue Reise begeben würde. Zahlreichen Löchern im Boden und gefährlich schief hängenden Säulen ausweichend machte er sich auf den Weg in das untere Stockwerk. Hier war der Gang blockiert; ein riesiger Trümmerhaufen versperrte den Weg. Gedankenverloren kletterte N in den seitlichen Kanal, durch den früher einmal Wasser geleitet worden war. Einst hatte ihm hier der Weise Caeruleus das Schwimmen beigebracht und von da an spielte er beinahe jeden Tag darin, bis G-Cis ihn einmal erwischte und ihn zur Strafe drei Tage lang in sein Zimmer einsperren ließ. Bei dem Gedanken daran lief ihm ein Schauer über den Rücken.
    Bis auf einige wenige Pfützen war nicht mehr viel übrig, ein Großteil des Wassers hatte sich in die Risse verflüchtigt, mit denen der Boden nun übersät war. Mit jedem Schritt knirschte und krackte es unter Ns Füßen, doch er dachte sich nicht viel dabei. Zu sehr beschäftigten ihn seine Gedanken an das, was geschehen war und das, was noch geschehen würde. Und schon oft war er hier in seinen Ruinen umhergewandert, immer hatten sie ihn getragen.
    Doch der Boden gab nach.
    N schrie auf, als er versuchte, sich am Rand des sich auftuenden Lochs festzuhalten. Doch immer noch brachen Stücke aus dem Boden heraus, und so auch das, an dem er sich festklammerte. So stürzte er in die Dunkelheit, die unter ihm gähnte.




    Eine feurige Aura erfüllte die Umgebung. Und doch schien das, wovon sie ausging, tief und fest zu schlafen, seit tausenden von Jahren.


    N schlug die Augen auf. Wo war er hier? Was war geschehen?
    Ein stechender Schmerz durchzuckte seine Glieder, als er versuchte, sich aufzurichten. Richtig, er war durch sein Schloss gewandert und hatte nicht aufgepasst …
    Erneut versuchte er, aufzustehen. Es fühlte sich an, als würde ihm eine Horde Cavalanzas ihre Lanzen in den Körper rammen. Offenbar hatte er sich bei dem Sturz beide Beine gebrochen. Doch einfach liegen bleiben konnte er hier nicht. Wenn ihn niemand finden würde, wovon er stark ausging, würde er irgendwann verhungern. Wäre doch nur Zekrom noch bei ihm …
    Unter großen Schmerzen drehte er sich unbeholfen auf den Bauch und versuchte, sich umzusehen. Die Kammer, in die er gestürzt war, gehörte definitiv nicht zu seinem Schloss. Sie erinnerte mehr an eine Höhle. Andererseits war sie schwach erleuchtet, gerade genug, um die Umgebung zu erkennen, und sah künstlich geformt aus, als sollte sie so etwas wie einen antiken Schrein beherbergen. Doch warum sollte jemand so tief unter der Erde …?


    Die seltsame Aura wurde stärker. Was auch immer sie ausstrahlte, es schien zu erwachen. Spürte es Ns Anwesenheit? War er hier willkommen – oder ein Eindringling? Ein mulmiges Gefühl beschlich N bei diesem Gedanken. Andererseits … Wenn es sich um ein Pokémon handelte, würde er sicher mit ihm reden können. Vielleicht würde es ihm sogar helfen, hier wieder herauszukommen. Er biss die Zähne zusammen, versuchte die Schmerzen zu ignorieren, und robbte langsam in die Richtung, aus der das Licht kam.
    Ein rundes Objekt, das auf einer Art steinernem Altar platziert lag, gab ein pulsierendes Leuchten von sich, begleitet von kleinen Schwallen wohliger Wärme. Ein sanfter Schleier strich über Ns Körper und nahm wie von Zauberhand einen Teil seiner Schmerzen mit sich. Dann der nächste Pulsschlag. Wieder wurde es ihm leichter. Ein drittes Mal - N dehnte instinktiv seine noch leicht verkrampften Beine. Er stellte fest, dass sie sich gut anfühlten, gar fast wie neu. Zutiefst erstaunt versuchte er aufzustehen. Es gelang ihm. Seine Verletzungen schienen einfach verschwunden zu sein. Diese leuchtende Aura … sie hatte ihn geheilt? Neugierig machte N einen Schritt auf das Artefakt zu.
    „Das … das gibt es nicht“, flüsterte er. Der Dunkelstein konnte es nicht sein, schließlich hatte er ihn … Zekrom … gerade erst fortgegeben. War es der Lichtstein? Das war ebenfalls unmöglich, Reshiram begleitete jenen Trainer, weit fort von hier. Doch dieser runde Stein sah aus wie der Lichtstein und der Dunkelstein – und doch keiner von beiden. Ob er nun schwarz, weiß oder grau war, konnte N nicht eindeutig feststellen. Zumindest erkannte er, dass die seitlichen Vertiefungen, die beide Drachensteine wie auch dieser hier gemeinsam hatten, golden schimmerten.
    Es gab in der Tat Gerüchte, dass Kyurem ebenso in steinerner Gestalt ruhen konnte. „Götterstein“ wurde diese theoretische Form häufig genannt, was höchst ironisch war angesichts der Tatsache, dass dieser Drache keineswegs ein Gott war, sondern nichts weiter als ein Überbleibsel.
    Kyurem konnte es aber auch nicht sein. Es war erst vor kurzem in die Riesengrotte zurückgekehrt und, soweit er wusste, auch dort geblieben, um auf den Trainer zu warten, der es vor ein paar Tagen aus den Fängen G-Cis' befreit hatte.
    Was für ein Wesen verbarg sich also hinter diesem Mysterium? Vorsichtig machte N einen Schritt auf den Altar zu und streckte seine Hand aus.


    Der Stein strahlte ein blendendes Licht aus.





    Erwache, mein Kind! Du musst fliehen!


    Hm? Wer spricht da? Wo bist du?


    Ich bin Reshiram. Ich spreche zu deinem Herzen, denn ich bin ein Teil von dir und du bist ein Teil von mir.


    Was bedeutet das? Warum muss ich fliehen, Reshiram?


    Ein Mensch ist in deine Schlafstätte eingedrungen. Du musst fort von hier, denn Menschen streben nach Macht. Sie werden versuchen, dich zu unterwerfen und deine Kräfte zu missbrauchen. Nun flieg, mein Kind! Deine Flügel werden dich an einen sicheren Ort tragen.



    . . .


    Der Götterstein verwandelte die Aura um sich herum in ein mächtiges Energiefeld.
    Er ließ die Energie entweichen …
    Die Umgebung wurde zu einem Flammenmeer.
    Das Feuer fing an, Gestalt anzunehmen.
    Der Drache öffnete die Augen.


    Vor ihm stand er. Der Mensch, vor dem Reshiram ihn gewarnt hatte.
    „W-was willst du von mir?“, fragte der junge Drache scheu.
    Der Mensch wirkte sehr überrascht. Er schien nichts von diesem Ort, von dem schlafenden Wesen gewusst zu haben.
    Endlich fand er die Sprache wieder. „Reshiram …?“, flüsterte er.
    „Du kennst Reshiram?“, rief der Drache entsetzt. Nun war er sich ganz sicher, dass das Wesen, das ihn „sein Kind“ genannt hatte, die Wahrheit gesprochen hatte. Panik stieg in ihm auf, er wollte nur weg, ganz schnell …
    „Nun … ähem, ja, ich kenne Reshiram … Aber du – du bist doch auch …“, stammelte der Mensch. Versuchte er, Hilflosigkeit vorzutäuschen, um harmlos zu wirken? „… ein Reshiram?“
    Ein Reshiram? Was hatte das zu bedeuten? Reshiram hatte gesagt, es sei ein Teil von ihm – waren sie am Ende ein und das selbe Wesen? Oder gehörten sie beide einer Art an, die sich Reshiram nannte?
    Der Drache schüttelte den Kopf. Darüber nachdenken konnte er später auch noch, erst musste er weg von hier. Jetzt, in diesem Moment, durfte er sich auf keinen Fall verwirren lassen. „Was auch immer du vorhast, mich kriegst du nicht! N-niemals!“ Mit bebenden Flügeln erhob sich das kleine … Reshiram in die Luft und glitt, noch etwas schwankend, über den Kopf des Menschen hinweg.
    „Warte!“, rief dieser und rannte ihm hinterher. „Ich will dir nichts tun! Ich bin dein Freund!“
    „Nein! Lass mich in Ruhe! Ich gehöre dir nicht!“ Einem Instinkt folgend hüllte sich das Reshiram in einen Mantel aus Flammen. Auf diesen Menschen würde es sicher nicht hereinfallen! Sein Schweif glühte, trieb es vorwärts, ohne dass es die Richtung kannte. Es zitterte am ganzen Körper, noch nie zuvor war es geflogen. Angestrengt versuchte es, durch die unterirdischen Tunnel zu navigieren und dabei seinen Verfolger abzuhängen.
    „… eshi … warte …will nur … ir … rede …“, hallte es hinter ihm. Mit jedem Wort wurde die Stimme leiser, bis sie schließlich verstummte. Und in diesem Moment nahm das Reshiram ein Licht wahr.


    Sekunden später schoss es endlich hinaus ins Freie.




    Highlights: @Kiriki-chan, @Shining Lucario, @Luxuria

  • Hallo und schön, dich mittlerweile auch hier schreiben zu sehen. Ich dachte, ich sage auch mal kurz etwas hierzu, wo jetzt ja auch schon das erste Kapitel online ist. Ich hatte ehrlich gesagt vorher nie etwas von dem God Stone gehört, aber interessant, dass dieses Beta-Item jetzt hier zu einem Startpunkt der Geschichte geworden ist.
    Nun beginnt es also im Kapitel erst einmal mit N - da er natürlich mit den legendären Drachenpokémon sehr viel zu tun hatte, ergibt das natürlich Sinn. Wobei ich an der Stelle mal nachhaken würde: Kommt er noch einmal vor? Denn, naja, es wäre nicht so schlimm, wenn nicht - er scheint ja auch nicht der Hauptcharakter zu sein - es ist nur so, dass ich das irgendwie nicht ganz so schön gelöst fände, wenn er "nur" einen kurzen Cameo-Auftritt hätte, der die Geschichte in Gang setzt. Aber gut, ist deine Geschichte und das wird man wohl ohnehin noch erst sehen.
    Jedenfalls hat das kleine Resharp also erst einmal Angst, was angesichts dessen, was im Startpost erwähnt wurde, ja auch plausibel ist. Es scheint so, dass das von Reshiram mitgegebene Wissen dabei tatsächlich auch den Stand repräsentiert, auf dem sich Reshiram damals befunden haben muss - also mit einer nicht sehr hohen Meinung von den Menschen, was sich ja mittlerweile auch wieder durch den Protagonisten geändert haben dürfte. Aber diese neuen Erfahrungen konnte es seinem Kind ja damals nicht schon mitgeben, weil es sie noch nicht hatte.
    Die Stelle, an der das kleine Reshiram aus dem Stein erwacht ist, hat mich übrigens direkt an die Spiele erinnert, gerade auch wegen der Formulierung "Er ließ die Energie entweichen ...", die im Spiel bei den Umwandlungsszenen ganz ähnlich verwendet wird, glaube ich. Mit dem Auftauchen von Resharp findet dann ja auch der Perspektivenwechsel statt und damit die Überleitung zu dem eigentlichen Hauptcharakter, wobei dann nicht mehr so viel folgt, aber alles Weitere ist dann wohl Gegenstand der nächsten Kapitel. Bzw. des Rests der Geschichte. :whistling: Ich freue mich schon drauf, es dann lesen zu können.


  • Das Reshiram kniff die Augen zusammen. Zum ersten Mal in seinem Leben sah es das Licht der Sonne. Es blendete sehr stark, sodass es für einige Zeit nichts erkennen konnte. Doch ungeachtet dessen flog es immer weiter; es wollte nur weit fort von diesem Menschen, der unter dem Berg lauerte, dem es soeben entflohen war.
    Endlich gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit und es nahm die Welt in all ihren Farben wahr. Tief unter ihm sprudelte ein von mehreren Brücken überspanntes Flüsschen durch ein grünes Tal. Weit in der Ferne glänzte tiefblau das Meer. Und dazwischen erstreckte sich ein Wald, der nur durch vereinzelte Lichtungen sowie menschliche Zivilisation unterbrochen wurde – und durch einen gigantischen Krater, in dem die meisten Bäume abgestorben auf dem Boden lagen.
    Da es zumindest von oben nicht so aussah, als ob es dort Menschen gäbe, beschloss das Reshiram, sich hier zu verstecken und seine Kräfte zu sammeln. Erschöpft ließ es sich langsam sinken. So schwebte es lautlos hinab in den Krater und landete mitten in einer großen Erdmulde. Hoffend, dass dieser Ort ihm zumindest für einige Zeit Schutz bieten würde, schlief es ein.


    „Zsssssssssssss!“


    Ein lautes Zischen ließ das Reshiram aus seinem Schlaf hochschrecken.
    „Was willst du denn bitte sein?“
    Es hob seinen Kopf – und erstarrte. Über ihm baute sich ein riesiger, grauer Drache mit leuchtend gelben Augen auf, dessen Kopf und Flügel von Eis bedeckt waren. Er war offensichtlich nicht sehr erfreut über den Besuch.
    „Ich, ähm, t-tut mir leid, wenn ich dich gestört habe …“, stammelte es. „A-also ich bin Reshiram … glaube ich … u-und wer bist du?“
    Der graue Drache brach in grollendes Gelächter aus. „Hahaha! Du willst Reshiram sein?“
    „W-was? Bin ich das denn nicht? Was denn dann?“, fragte das Reshiram verwirrt.
    „Was weiß ich, was du bist, aber Reshiram sicher nicht. Haha! Sieh dich doch mal an, Kleines. Von deiner lächerlichen Größe mal abgesehen, bist du nicht einmal reinweiß, wie das echte Reshiram.“
    Es blickte an sich herab. Tatsächlich war es nicht komplett weiß; die Ringe an seinem Hals und seinem Schweif glänzten golden im Licht des Vollmondes.
    „Reshiram hat zu mir gesprochen … und dann war da dieser Mensch … der nannte mich auch Reshiram. Ich verstehe gar nichts mehr.“ Geknickt ließ es Kopf und Flügel hängen.
    „Hör mir zu, Kleines. Mein Name ist Kyurem, und aus mir entstanden Reshiram, der weiße Drache, und Zekrom, der schwarze Drache. Sie sind ein Teil von mir … aber du bestimmt nicht, auch wenn du ein bisschen wie Reshiram aussehen magst. Ich frage dich noch einmal: Wer oder was bist du?“
    „Reshiram hat mich sein Kind genannt!“, fiel dem kleinen Drachen ein. „Ich bin also doch irgendwie Reshiram!“
    Erneut zischte Kyurem verächtlich, sodass das Reshiram zusammenzuckte.
    „Reshirams … Kind? Kleines, Legendäre Pokémon bekommen keine Kinder. Falls du die Wahrheit sprechen solltest, bist du nichts weiter als ein Bastard. Und jetzt verschwinde, bevor ich dich zu Eis gefriere, auf dass dir nicht einmal dein hübsches kleines Feuer mehr hilft!“
    Um Kyurem herum bildete sich eine Wolke aus eiskaltem Nebel, als es anfing, seine innere Kälteenergie zu konzentrieren. Erschrocken flatterte das kleine Reshiram auf. Es drehte sich unbeholfen in der Luft um und versuchte, eine stabile Flugposition zu erreichen und dabei nicht von den Eisspeeren getroffen zu werden, die nun auf es zugeschossen kamen. Endlich gelang es ihm, mit kräftigen Flügelschlägen an Höhe zu gewinnen.
    „Das soll dir eine Lehre sein! Lass dich hier nie wieder blicken!“ Mit diesen Worten ließ Kyurem von ihm ab und verschwand in einer Höhle am Rand des Kraters.


    Traurig zog das Reshiram weiter, ohne zu wissen, wohin. Vom Meer versprach es sich nicht viele Möglichkeiten, weshalb es nahezu in die Richtung reiste, aus der es gekommen war. Da nun schon einige Stunden seit seiner Flucht aus dem Berg vergangen waren, hoffte es, dass dieser keine allzu große Gefahr mehr darstellen würde. Ihn direkt anzusteuern hatte es sowieso nicht vor. So ließ es sich von einer sanften Brise treiben, die es langsam, aber stetig nach Westen trug.
    Immerhin war diese Art zu fliegen nicht sehr anstrengend. Ja, geradezu entspannend. Alles, was es tun musste, war, die Flügel auszuspannen und sich in den Wind zu hängen. Es schloss die Augen. So entspannend …


    Ein Ruck fuhr durch seinen Körper und mit einem Mal war das Reshiram wieder hellwach. Nein, in der Luft einzuschlafen war keine gute Idee. Als es nach unten sah, stellte es etwas erstaunt fest, dass es nicht nur an Höhe verloren hatte, sondern in seinem seichten Schlaf auch ein ganzes Stück weiter geschwebt war. Unter ihm blinkten die Lichter einer Großstadt, die es vorhin erst weit am Horizont erblickt hatte.
    Mit einem Mal beschlich es ein Gefühl der Vertrautheit, als berge diese Stadt ein Geheimnis, das mit ihm – oder Reshiram – zusammenhinge. Seltsam. Was sollte eine Menschenstadt mit ihm zu tun haben?
    So groß, wie die Gefahr auch sein mochte, war auch seine Neugier auf das, was es dort unten fast schon zu rufen schien. So umkreiste es die Stadt, bis es im Nordosten ein offenbar nicht sehr belebtes Viertel wahrnahm – um nicht zu sagen, überhaupt keine Menschenseele schien sich draußen aufzuhalten. Etwas erleichtert darüber landete das Reshiram, sehr darauf bedacht, dabei kein Geräusch zu machen, auf einem kleinen, von einer einzelnen Straßenlaterne erhellten Platz und sah sich um.
    Links und rechts von ihm säumten neonblau strahlende Hochhäuser eine breite Straße, an deren Ende ein noch größeres, unbeleuchtetes Gebäude stand. Seine exakte Form konnte das Reshiram daher nicht erkennen. Doch es spürte, dass die Aura der Vertrautheit dort ihren Ursprung nahm. Seine Flügel fühlten sich vom langen Gleiten steif an, und so beschloss es, in diese Richtung zu laufen statt zu fliegen. Das leise Klacken seiner Krallen auf dem Asphalt würde die in den Häusern schlafenden Menschen schon nicht aufwecken …
    Je näher es dem ominösen Gebäude kam, desto klarer erschienen dessen Konturen, bis schließlich eindeutig zu erkennen war, was es darstellte: Aus einem steinernen Turm wuchsen zwei Drachenköpfe, der eine schwarz, der andere weiß. Nun verstand das Reshiram auch, weshalb dieser Ort es so magisch angezogen hatte. Zwei Drachen, schwarz und weiß … Zekrom und Reshiram.
    Hastig sah es sich noch einmal nach allen Seiten um, um sich zu vergewissern, dass tatsächlich kein Mensch in der Nähe war. Sein Herz blieb einen Moment lang stehen, als ihm auf einem Balkon, von dem aus man das Drachengebäude gut überblicken konnte, eine Figur ins Auge fiel. Doch dann stellte es fest, dass es sich offenbar nur um ein Pokémon handelte, dessen mächtige Hauer im Licht der Stadt schimmerten, während es den Himmel zu betrachten schien.
    Bevor das Pokémon eine Chance bekam, es zu bemerken, huschte das Reshiram durch das große Eingangsportal in den Turm.
    Es fand sich in einem großen, dunklen Raum wieder. Alles, was es erkennen konnte, waren zwei gigantische Strukturen, die in der Mitte aufragten. Es musste doch eine Möglichkeit geben, hier für etwas Licht zu sorgen … Natürlich, Feuer! Das Reshiram konzentrierte sich auf den flammenden Energiefluss in seinem Körper, den es bereits zuvor stets unterbewusst wahrgenommen hatte. Doch noch nie zuvor hatte es versucht, ihn tatsächlich zu kontrollieren. Es bemühte sich, das in ihm pulsierende Feuer in seinen fackelartigen Schweif zu leiten, welcher langsam anfing, sich zu erhitzen.
    Das Reshiram entfesselte die angestaute Energie. Eine riesige Stichflamme, die den halben Raum ausfüllte, schoss aus seinem Schweif und warf es nach vorne. Von dem plötzlichen Licht geblendet, flatterte es unbeholfen herum und merkte dabei, dass es sich auf einer Plattform über einem Graben befand, in den es nun beinahe stolperte. Doch es fing sich wieder und schaffte es irgendwie, wieder einen sicheren Stand zu bekommen, als die Energie, die die Flamme nährte, endlich zur Neige ging.
    „Puh. So war das nicht geplant“, murmelte das Reshiram, dessen Schweif nun immerhin orange glühte, was es eigentlich angestrebt hatte. Doch der Schock hielt nicht lange, denn nun erblickte es die Strukturen in der Mitte des Raumes wieder, welche sich im Licht als zwei Drachenstatuen entpuppten – weiß und schwarz. Begeistert flog das Reshiram auf ihre Köpfe zu, um sie näher betrachten zu können.
    Doch etwas daran erschien ihm seltsam. Die beiden Drachen, deren Pose andeutete, dass sie gerade gegeneinander kämpften, sahen ihm gar nicht ähnlich. Beide besaßen längliche Körper mit langen Schwänzen, aus denen vier kräftige Gliedmaßen wuchsen – doch keine Flügel. Außerdem handelte es sich, wie man anhand der Musterung erkennen konnte, um geschuppte Drachen. Das Reshiram jedoch trug ein weiches Federkleid.
    Endlich erreichte es die Drachenköpfe. Das Reshiram landete an der Stelle, wo deren Schnauzen sich berührten und eine etwas größere Standfläche bildeten. Vielleicht fand sich ja doch noch irgendeine Information … Nun fiel ihm auf, dass der schwarze Drache, im Gegensatz zum weißen, eine kreuzförmige Plattform im Nacken trug. Der Nacken des weißen hingegen sah abgeflacht aus, als wäre er ebenfalls als Plattform gedacht.
    Die Bedeutung des Ganzen war dem Reshiram schleierhaft. Welchen Zweck erfüllten diese Statuen? Und was hatte dieser Ort nun mit ihm zu tun? Es war doch ganz klar eine Drachen-Aura vorhanden. Verwirrt sah es sich noch einmal um und beschloss, ein letztes Mal im Eingangsbereich nachzusehen, bevor es den Turm wieder verlassen würde. Ewig hierbleiben konnte es sowieso nicht. So glitt es in kreisförmigen Bewegungen um die Statuen herum wieder nach unten. Dort standen zwei kleinere Statuen, die jedoch keine Drachen darstellten, sondern ein dem Reshiram unbekanntes Symbol. Es erinnerte an ein Dreieck, das in einen Kreis eingelassen war.


    „Hab ich dich auf frischer Tat ertappt, du kleiner Brandstifter.“ Das Reshiram fuhr herum. Inmitten des großen Torbogens baute sich eine Gestalt auf, die es sofort erkannte: Das Pokémon von vorhin! Natürlich hatte es die Stichflamme bemerkt … Und das Reshiram hatte sich natürlich zu sehr von den Drachenstatuen ablenken lassen. Es ließ seinen Schweif erlöschen, hoffte, so irgendwie in der Dunkelheit untergehen zu können … Doch das Pokémon am Eingang betätigte einen Schalter, woraufhin mehrere Lichter an den Wänden und der Decke den Raum hell erleuchteten.
    Der Magen des Reshirams verkrampfte sich. Das war kein Pokémon. Nein, es musste natürlich ein Mensch sein – ein Mensch mit einem hauerartigen, weißen Bart, der sein halbes Gesicht bedeckte. Sein grimmiger Blick wandelte sich schlagartig in einen überraschten Gesichtsausdruck.
    „Reshiram? Bist du das?“
    Hastig schüttelte das Reshiram den Kopf. Nein, es war ganz bestimmt kein legendäres Pokémon, das dieser Mann um jeden Preis einfangen wollte, ganz bestimmt nicht …
    „Höchst interessant. Ein junges Reshiram, und offenbar auch noch schillernd. Allerdings … Denk bloß nicht, dass du hier einfach meine Arena abfackeln kannst.“ Mit geweiteten Augen beobachtete das Reshiram, wie der Mensch einen Ball von seinem Gürtel ablöste und vor sich auf den Boden warf.
    „Los, Maxax! Setze Drachenrute ein!“, rief er. Der Ball öffnete sich und ein Lichtstrahl schnellte heraus, der die Form eines grün gepanzerten Drachen annahm, mit Hauern, die den Bart des Mannes sogar noch an Imposanz übertrafen.
    Das Maxax machte einen Satz nach vorne, bevor es einen Moment lang seine Kraft sammelte, um dann seinen langen Schwanz auf das Reshiram zuschnellen zu lassen. Dieses hatte seine Fassung noch nicht wiedergefunden und bekam somit keine Chance, auszuweichen. Es wurde mit voller Wucht nach hinten geschleudert und landete in hohem Bogen im Graben, in dem die Drachenstatuen standen. Der Angreifer sprang sogleich hinterher.
    „Gut gemacht! Jetzt Gewissheit!“, befahl der Mensch. Mit rot glühenden Klauen sprintete das Maxax nun auf das Reshiram zu.


    Es wusste, dieses Pokémon würde keine Gnade zeigen, solange es den Befehlen dieses Menschen gehorchte. Ihm blieb keine Wahl, es musste sich verteidigen. Irgendwie musste es doch möglich sein, die Kraft in seinem Inneren nutzbar zu machen, das Maxax tat doch nichts anderes. Das Reshiram kämpfte sich zurück auf die Beine und konzentrierte sich abermals auf den Energiestrom in seinem Körper. Diesmal würde es ihn zu seinem Maul leiten, um einen Angriff daraus zu formen.


    Das Reshiram holte tief Luft. In seinem Rachen begann eine Energiekugel zu leuchten.
    Das Maxax setzte zum Sprung nach vorne an, um seine Klauen in den Körper seines Gegners zu rammen.
    Das Leuchten verstärkte sich.
    Eine lodernde Flamme aus reiner Energie schoss auf Maxax zu.
    Es ging zu Boden.


    Reshirams Angriff hatte es mitten in der Bewegung gelähmt. „Maxax! Du musst versuchen, die Paralyse zu überwinden!“, brüllte der Mensch. Doch so sehr das Pokémon sich auch anstrengte, es war nicht mehr in der Lage, schnelle Bewegungen auszuführen, um anzugreifen.
    Diesen Moment nutzte das Reshiram. Es schwang sich hoch in die Luft, brachte instinktiv seinen Schweif zum Glühen und stürzte in einem waghalsigen Manöver auf den Mann zu. Dieser warf sich erschrocken der Länge nach hin, um nicht gerammt zu werden. Doch als das Reshiram über ihn hinwegschoss, reagierte er blitzschnell und packte es mit seinen kräftigen Armen am Bein. Erbost fing es an, wild herumzuflattern, um ihn abzuschütteln, doch er ließ nicht locker.
    Du lässt mir keine Wahl, dachte es. Das Feuer in seinem Schweif fing schlagartig an, sich über Reshirams gesamten Körper zu verteilen. Binnen weniger Momente stand das Pokémon vollständig in Flammen. Der Mensch schrie vor Schmerz auf, bevor er einsah, dass er nun gezwungen war, loszulassen. So entkam der Drache ins Freie und war bald nicht mehr als ein kleiner Feuerball am Himmel über der Stadt.




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  • Guten Abend.


    Ich weiß zwar nicht, ob ich immer zu jedem Kapitel einen Kommentar schaffen werde (lesen werde ich's vermutlich), aber da gerade sowieso Feiertage sind, kann ich die Zeit ja auch mal nutzen.
    Das neue Kapitel fand ich eigentlich insofern interessant, als dass es mich irgendwie ein bisschen daran erinnert, wie ich mal eine Geschichte über ein kleines, verirrtes Voltilamm schreiben wollte, dass auf der Suche nach seinem Zuhause auf andere Pokémon (oder auch Menschen) trifft, die sich aber (zunächst) als eher weniger hilfreich erweisen. Und hier ist es ja ganz ähnlich, das kleine Reshiram irrt noch mehr umher auf der Suche nach einem Ort, an dem es bleiben kann oder sich zumindest sicher fühlt. Dabei stößt es dann leider ausgerechnet auf Kyurem (das aber ja vielleicht bald eingefangen wird, haha) und gelangt danach in die Arena von Twindrake City - habe die Stadt auch gleich identifizieren können (und hm, in der Nähe der Stadt leben doch Gladiantri ...). Hier allerdings ... Nun, ich will nicht zuviel meckern, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich so von der Darstellung Lysanders halten soll; ich meine, er ist ein Arenaleiter, der sicher großen Respekt vor den alten Drachen-Pokémon hat und wenn ich mich recht erinnere, hat er beim Erzählen der Legende in Schwarz/Weiß auch durchaus ein bisschen die Problematik aufgezeigt, dass man als Trainer die Gefühle seiner Pokémon verletzen kann. Da finde ich sein Vorgehen hier etwas ... aggressiv, auch wenn er vielleicht als Person auftreten kann, die einem zunächst Angst macht. Natürlich kann ich nicht genau sagen, was er vorhatte; eine Motivation von wegen, dass er das Pokémon aufhalten will, um es schützen zu können oder so, würde ich im Ansatz plausibel finden (wenn eben auch aus moralischer Sicht bedenklich, nur darum geht es ja hier nicht), aber so wirkte es eben nicht auf mich. Und daher - ich weiß nicht, wenn jemand das kleine Reshiram angreifen und/oder aus der Arena verjagen soll, dann hätte ich es vielleicht besser gefunden, wenn das ein übermütiger und vielleicht noch unerfahrener Besucher der Arena (der da vielleicht gerade trainiert) oder aber einer der Arenatrainer (also einer dieser Pappkameraden, die man auf dem Weg zum Leiter immer besiegen muss) gewesen wäre.
    Nun ja, das wäre dann aber auch erst einmal alles an Kritikpunkten; und natürlich kann man in einer Fanfiction aber auch sich die Freiheit herausnehmen, die Charaktere ein wenig anders zu gestalten, ähem.
    Ansonsten möchte ich noch betonen, dass ich das kleine Reshiram ziemlich niedlich finde, weil es eben in der Tat noch etwas kindlich und naiv wirkt - das wiederum lässt einen dann natürlich auch Mitleid mit ihm haben, wenn mal etwas schiefgeht. Es ist auch interessant zu sehen, dass es an den bisherigen Herausforderungen schon ein bisschen gewachsen ist; unter anderem hat es ja den Einsatz einer Attacke gelernt.
    Insofern freue ich mich darauf zu lesen, wie es mit ihm noch weitergehen wird.


  • „Hey, pass gefälligst auf, du Trottel!“
    „Willst du Stress oder was? Ich geb dir 'nen Tipp, mit den Schwarzen Impoleon legst du dich besser nicht an! Rabigator, komm raus!“
    „Komm nur ran! Los, Irokex!“


    Im Dickicht des angrenzenden Waldes vermischten sich die Stimmen der Streithähne mit den Geräuschen eines hitzigen Pokémon-Kampfes und knatternder Motoren. Nur einige hundert Meter entfernt hatte sich das Reshiram niedergelassen, um nach einem Platz zu suchen, an dem es sich von seinem Schock erholen konnte.
    Welch ein Fehlschlag das doch gewesen war! Eine „Arena“ … Mittlerweile war mehr als eindeutig, dass dieser Ort durch und durch menschlich geprägt war. Warum hatte es sich nur so sehr von dieser Drachen-Aura beeinflussen lassen? Es war doch eigentlich nur logisch, dass auf dieser Welt noch andere Drachen existierten als Reshiram, Zekrom und Kyurem.
    Der Straßenlärm fing langsam an, zu verstummen, je tiefer es sich in den Wald hineinbewegte. Hier und da blitzte ein Augenpaar im Gebüsch auf, um sofort wieder zu verschwinden, sobald das Reshiram zu nahe kam. Ein fliegendes Pokémon huschte wie ein Schatten über seinen Kopf hinweg.
    Viel erkennen konnte das Reshiram nicht, doch es wollte auch keinen Waldbrand riskieren. So arbeitete es sich halb blind durch das Unterholz. Zum Fliegen war es einfach zu erschöpft.
    Mit einem Mal lichtete sich der Wald und gab die Sicht auf den untergehenden Vollmond frei. Bald würde die Sonne aufgehen … Am Ende würde sich das Reshiram noch unter einen Busch legen müssen, um nicht gesehen zu werden. Dieser Gedanke gefiel ihm ganz und gar nicht. Es hatte gehofft, eine kleine Höhle oder einen umgestürzten, hohlen Baum zu finden.
    Mit einem Seufzer ließ es sich fallen. Es brauchte einfach eine Pause. Um noch nicht einzuschlafen, ließ es seinen Blick über die kleine Lichtung schweifen. Viel zu sehen gab es allerdings nicht – rechts von ihm säumte etwas höheres Gras den Rand. Dort stand ein kleines Pokémon und starrte zu ihm hinüber.
    Das Reshiram blinzelte. Doch, ganz sicher, es handelte sich um keine Täuschung – zwischen einigen Grashalmen lugte ein kleines, rotes Pokémon hervor. Ächzend richtete das Reshiram sich wieder auf. Hatte es Angst vor ihm? Es beschloss, vorsichtig auf es zuzugehen.
    „Hallo“, sagte es mit bemüht ruhiger Stimme. „Bitte erschrick nicht, ich will nur …“
    Das Pokémon drehte sich blitzschnell um und verschwand im hohen Gras. Enttäuscht blieb das Reshiram stehen. Sollte es hinterherlaufen? Nein, lieber nicht. Es wollte das kleine Pokémon nicht denken lassen, dass es Jagd auf es machte.
    Bei diesem Gedanken fiel dem Reshiram auf, dass sein Magen knurrte. Ob hier irgendwo Beeren wuchsen? Jedenfalls nicht auf dieser Lichtung, so viel stand fest. Etwas planlos sah es das hohe Gras an. Bestimmt war das Pokémon schon über alle Berge. Also spazierte das Reshiram einfach hindurch.
    Das Gelände fing an, flach abzufallen. Ebenso merkte es, dass auch das Gras immer niedriger wurde, bis es dieses schließlich verließ und auf einem felsigen Abhang stand. Einige Meter weiter unten jedoch konnte das Reshiram im ersten Licht des anbrechenden Tages eine weitere Grasreihe erkennen.
    Ein leises Rascheln drang von dort unten hinauf, das beständig näherzukommen schien. Das Reshiram blieb stehen. Es war vermutlich klüger, abzuwarten, bis es sein Gegenüber sehen konnte. Nun waren auch Bewegungen im Grasfeld erkennbar. Es hielt den Atem an. Entweder handelte es sich um ein ziemlich großes Wesen oder um eine Gruppe. Es wusste nicht genau, was ihm lieber war, falls sich ihm ein oder mehrere feindlich gesinnte Pokémon da näherten.
    Gleich war es soweit. Gleich würde sich sein Gegenüber zu erkennen geben. In seinem Kopf spielte das Reshiram vorsorglich mehrere mögliche Szenarien durch, um im Notfall besser auf Kampf oder Flucht vorbereitet zu sein.


    Ein Pokémon mit einer glänzenden, rot-grauen Rüstung marschierte als Erstes aus dem Gras hervor. Sein Körper schien über und über mit silbernen Klingen bedeckt zu sein, während eine noch prächtigere goldene mitten auf seinem Kopf thronte.
    Das Reshiram riss die Augen auf. Das … das sah ja fast so aus wie das kleine Pokémon von vorhin! Hatte es sich Hilfe geholt? Vielleicht war es am besten, einfach ruhig zu bleiben …
    Links und rechts hinter dem Pokémon tauchten zwei weitere von derselben Art auf, mit dem Unterschied, dass diese etwa einen Kopf kleiner waren und somit in etwa gleich groß wie das Reshiram. Hinter diesen beiden erschienen schließlich noch einmal zwei, die ebenfalls diese Größe hatten. Alle hielten einen beeindruckend genau synchronisierten Gleichschritt.
    „Caesurio … halt!“, rief der Anführer und ließ seinen Arm nach oben schnellen. Sofort blieb der ganze Trupp stehen. Nun schritt das größere Pokémon auf das Reshiram, welches die Situation nicht wirklich verstand, zu, ohne eine Miene zu verziehen.
    „Ehrenwerter Drache“, begann es mit fester Stimme. „Wir vom Stamm der Caesurio möchten dich hiermit bitten, uns zu folgen.“
    „Ich … was? Ich soll …“, stammelte das Reshiram. Doch da platzierten sich rund um es auch schon die anderen vier Caesurio; zwei vor ihm, zwei hinter ihm. An die Spitze stellte sich erneut der Anführer und gab ein Handzeichen, worauf der Trupp sich in Bewegung setzte. Völlig durcheinander marschierte das Reshiram einfach mit. Immerhin wirkten die Pokémon nicht gerade feindlich.
    Es ging weiter den Abhang hinab und durch das Grasfeld, aus dem sie erschienen waren. Das Reshiram hatte leichte Probleme, Schritt zu halten, während das hohe Gras den Caesurio nicht viel auszumachen schien. Offenbar waren sie diese Art von Terrain gewöhnt. Doch bald lichtete sich auch hier der Bewuchs wieder, und sie betraten den Boden eines Kraters in der Landschaft. Dieser wurde auf der anderen Seite von einer Steilwand begrenzt, vor der eine Menge Geröll herumlag.
    „Die Menschen nannten diesen Ort ‚Höhle der Schulung‘“, erklärte das große Caesurio.
    „Höhle …? Wo denn?“, fragte das Reshiram.
    „Das könnte man sich natürlich fragen.“ Erstmals zeigte das Pokémon Mimik, als es ein breites Grinsen aufsetzte. „Sie denken, die Höhle sei eingestürzt. In Wahrheit ist allerdings nur der Haupteingang verschüttet.“
    Es deutete den anderen, stehen zu bleiben, um dann alleine auf einen großen Busch zuzugehen. „Wache!“, rief es in die Krone des daneben stehenden Baumes hinein. „Der Erkundungstrupp meldet sich zurück. Wir konnten Gladiantris Meldung bestätigen.“
    Nun erblickte das Reshiram ein weiteres Caesurio, das hoch oben auf einem Ast saß und ein bestätigendes Handzeichen zurückwarf.
    „Abteilung: Eintreten!“, befahl der Truppenführer. Die beiden Caesurio, welche die ganze Zeit vor dem Reshiram her marschiert waren, eilten sofort in Richtung des Gebüschs und schoben links und rechts einige Zweige zur Seite, bis ein versteckter Höhleneingang zum Vorschein kam. Dann ordneten sie sich wieder ein und die Gruppe trat durch das entstandene Tor, wobei das Reshiram merkte, dass das beiseitegeschobene Grün eigentlich gar nicht zu dem Busch gehörte, sondern ein raffiniert getarntes Eingangsportal darstellte.
    Bevor die beiden Caesurio hinter ihm die Höhle betraten, verließen auch sie für einen Moment ihre Position, um das Tor wieder zu schließen.
    Sie fanden sich in einem künstlich angelegten Tunnel wieder, der in einer geraden Linie beständig abfiel. Etwas weiter hinten begann eine Reihe von Fackeln die Wände zu säumen, wodurch wieder einige Schritte weiter eine Biegung zu erkennen war. An den Rändern des Ganges standen in regelmäßigen Abständen Stützpfeiler, welche aus professionell zurechtgeschnitzten Ästen gefertigt waren.
    Nachdem sie die Biegung passiert hatten, tat sich bald ein größerer Tunnel auf und der Truppenführer gab mit seiner rechten Hand ein Zeichen nach oben. Als das Reshiram diesem mit seinem Blick folgte, merkte es, dass sich zu seiner Rechten eine erhöhte Plattform befand, von der einige Caesurio wachsam herunterblickten.
    Erneut bog die Gruppe um eine Ecke, worauf sich herausstellte, dass der „Tunnel“ Teil eines größeren Raumes war, in dem zwei oben abgeflachte, durch eine Brücke verbundene Felsen thronten.


    „Caesurio … halt!“ Ein weiteres Mal kam der Trupp zum Stillstand. „Soldaten: Abtreten! Ihr seid für heute entlassen.“
    „Jawohl!“, riefen die vier Caesurio einstimmig, bevor sie mit einigen flinken Sprüngen auf die Plattform über ihnen verschwanden.
    „Dort oben befindet sich das Lager der Armee“, wandte sich der Truppenführer nun an das Reshiram. „Wie dem auch sei - ich sollte mich nun ordnungsgemäß vorstellen. Mein Name lautet Scalp, Anführer des Erkundungstrupps. Es ist mir eine Ehre.“ Mit diesen Worten verbeugte er sich kurz.
    „Eine … Ehre“, brachte das Reshiram ungläubig hervor. „Also, ich glaube -“ Weiter kam es nicht, denn sein lautes Magenknurren unterbrach es.
    „Wie ich merke, hast du Hunger. Ausgezeichnet“, sagte Scalp. „Unsere Köche dürften zu diesem Zeitpunkt bereits dabei sein, ein Festmahl zuzubereiten.“
    Das Reshiram staunte mit offenem Mund. Ein Festmahl? Aber weshalb? Diese Caesurio schienen es ja für ziemlich wichtig zu halten. Ob es sich am Ende um eine Verwechslung handelte und sie glaubten, das Reshiram, den legendären Weißen Drachen, vor sich zu haben?
    Wieder knurrte sein Magen. Vielleicht war es besser, nicht weiter darüber nachzudenken. Etwas zu essen würde es jetzt gut vertragen können.
    Ihm einen freundlichen Blick zuwerfend setzte sich Scalp wieder in Bewegung. Eilig stapfte das Reshiram hinter ihm her, unter der Brücke hindurch. Hinten an der Wand führte eine steinerne Treppe nach unten.
    Die Stufen waren offensichtlich nicht für die Füße des Reshirams geschaffen, sie waren sehr schmal und seine Krallen fanden einfach keinen Halt.
    „Scalp …“, begann es vorsichtig. Das Caesurio drehte sich zu ihm um. „Ist es in Ordnung, wenn ich …?“ Es hob demonstrativ seine Flügel.
    „Selbstverständlich“, antwortete Scalp nickend.
    Das Reshiram warf ihm einen dankbaren Blick zu und glitt, vor Hunger etwas schwankend, die rechtsgedrehte Spirale nach unten. Die Treppe endete kurz vor einer Brücke, die über einen unterirdischen Fluss führte. Hier landete es und wartete auf seinen Begleiter.
    Um sich die Zeit zu vertreiben, betrachtete es die Brücke ein wenig. Sie sah anders aus als die im Obergeschoss, weniger regelmäßig, offenbar von den Caesurio selbst angefertigt und nicht von Menschen. Gebaut war sie aus glatt gehobelten Ästen, auf denen ein Teppich aus Blättern lag. An den Seiten war jeweils ein „Geländer“ aus aufrecht stehenden Klingen angebracht.
    „Unser Speisebereich befindet sich weiter hinten“, erklärte Scalp, während er die letzten paar Stufen hinunterstieg. „Wir möchten immerhin nicht fürchten müssen, während einer Mahlzeit von einem Eindringling überrascht zu werden. Falls der Wachtrupp versagt, versteht sich.“
    Er betrat die Brücke. Das Reshiram folgte.
    Am anderen Ufer erklommen sie einen weiteren, etwas kleineren Felsen, welcher zu einer Formation gehörte, die die gesamte Höhle ausfüllte. Mittendrin befanden sich viele flache Krater, in denen einfache Zelte aufgestellt waren. Graue, braune, gelbe und rosafarbene Felle überspannten diese, was sie recht gemütlich wirken ließ.
    In diesen kleinen Zeltdörfern liefen, wohin man auch blickte, Caesurio herum. Große und kleine Caesurio, welche hin und her eilten, Arbeit verrichteten oder in Ruhe beieinander saßen und plauderten, miteinander lachten.
    Scalp und das Reshiram überquerten noch ein paar Brücken, bevor sie schließlich in eines der größten Täler hinabstiegen. Als sie durch die Siedlung wanderten, merkte das Reshiram, wie sich die Stimmung schlagartig veränderte, sobald sie auftauchten - alle Blicke waren auf sie gerichtet, einige tuschelten, ein auf den ersten Blick etwas gemütlicher wirkendes Caesurio, das gerade Holz durch die Gegend trug, verrenkte sich vor Neugier fast den Hals und lief gegen eine Wand.
    „Du liebe Güte. Immer dieser Tollpatsch“, kommentierte Scalp und schlug sich gegen die Stirn. Obwohl es dem Reshiram etwas unangenehm war, von allen Seiten angestarrt zu werden, konnte es sich hierbei ein leises Kichern nicht verkneifen.
    „Wie auch immer - wir sind da. Bitte, ehrenwerter Gast, mache es dir gemütlich und zögere nicht, Wünsche zu äußern.“ Scalp deutete auf eine hölzerne Tafel am Ende des Raumes. Voller Vorfreude trottete das Reshiram hin.
    Bevor es Platz nehmen konnte, sprangen zwei Caesurio von oben herab und breiteten einen bunten Teppich aus verschiedenfarbigen Fellen aus. „Oh, vielen Dank“, sagte das Reshiram lächelnd. Die beiden Caesurio verbeugten sich und verschwanden mit einem Rückwärtssalto ebenso schnell, wie sie aufgetaucht waren. Nun ließ sich das Reshiram auf den Pelzteppich sinken. Hinter ihm duftete es bereits wunderbar.
    „Verehrter Drache, bitte erlaube uns, nun dein Mahl zu servieren.“ Das Reshiram drehte sich um. Ein Caesurio, dessen Klingen verschmiert waren von diversen Zutaten, die es damit geschnitten hatte, winkte einige seiner Gehilfen herbei, die nun einen wahrlich riesigen Teller anschleppten, auf dem ein ganzes gebratenes Pokémon angerichtet war.
    „Frisch erlegtes Spanohrdoch, garniert mit diversen Beeren aus der Region. Eine wahre Spezialität. Ich wünsche guten Appetit.“
    Während das Caesurio, das offensichtlich hier der Küchenchef war, dies sagte, stellten die Gehilfen den Teller auf dem Tisch ab und fingen daraufhin sofort an, seine Klingen zu polieren.
    „Ich bitte euch“, mahnte er, „habt ihr nicht etwas vergessen?“ Die Assistenten hielten inne, warfen sich peinlich berührte Blicke zu und zwei von ihnen sprangen mit einem gewaltigen Satz auf den Tisch.
    „Wir bitten um Verzeihung“, murmelte einer von ihnen und deutete dem Reshiram, noch einen Moment zu warten. Dann fuhren sie flink die Schwerter aus ihren Armen aus und begannen, das Ohrdoch mit ihnen in mundgerechte Stücke zu schneiden. Die übriggebliebenen Knochen warfen sie den anderen beiden Helfer-Caesurio zu, welche sie auf einem Haufen sammelten. Als der Braten bereits nach wenigen Momenten schön zerteilt war, nickten die Caesurio auf dem Tisch dem Reshiram noch einmal anerkennend zu, bevor sie an ihrem Meister vorbeiflitzten und mit einem Ledersack zurückkamen, in den sie schlussendlich gemeinsam die Knochen luden.
    Der Chef sah das Quartett einen Moment lang streng, aber zufrieden an. Dann verneigten sich alle fünf und traten ab.
    Das Reshiram wartete noch kurz ab, ob seine Gastgeber nun wirklich, wirklich mit ihren Vorbereitungen fertig waren.
    „Da kommt nichts mehr, versprochen“, beruhigte es Scalp, der sich bei dieser Episode eher im Hintergrund gehalten hatte. Darüber erleichtert langte es endlich zu, ohne einen Gedanken an Tischmanieren zu verschwenden. Dies war die erste Mahlzeit seines Lebens, und sie schmeckte einfach nur köstlich. Es schlang immer mehr und mehr in sich hinein, schmatzte und kleckerte, bis nichts mehr von dem Ohrdoch übrig geblieben war. Als nächstes machte sich das Reshiram über die Beeren her; sein Gaumen erfreute sich an sauren, würzigen und süßen Aromen, welche zusammen eine wunderbare Gesamtkomposition ergaben.
    Schließlich hatte es seinen Teller komplett leer gefuttert. Zufrieden leckte es ihn sauber. Dann gähnte es herzhaft. Es fühlte sich so herrlich satt.
    „Man sieht dir an, dass dein Weg zu uns sehr anstrengend gewesen sein muss“, sagte Scalp. „Es wurde bereits angeordnet, ein eigenes Schlafgemach für dich zu errichten, ehrenwerter Drache. Wenn du mir bitte erneut folgen würdest …“
    „Oh ja, das klingt schön“, murmelte das Reshiram glücklich. Das Caesurio führte es unter einer weiteren Brücke hindurch in ein kleineres Felstal links von ihnen, weiter weg vom Zeltdorf, durch das sie gekommen waren. Dort war ein einzelnes Zelt aufgebaut, das etwa doppelt so groß war wie die, die das Reshiram bisher gesehen hatte. Davor blieben sie einen Moment stehen.
    „Du kannst dich nun ausruhen. Doch lass mich vorher ankündigen, dass heute Abend unser Stammesführer, der große Kizan, eine Ansprache halten wird, an der du teilhaben sollst. Ich werde dich abholen, wenn die Zeit gekommen ist.“ Damit verabschiedete sich Scalp, salutierte noch einmal und schritt dann davon.
    Nun streckte das Reshiram seinen Kopf in das Zelt und betrachtete das Innere. Mitten in dem kleinen Raum lagen Steine in einer Kreisformation, die mit Stroh aufgefüllt war. Darüber hatten die Caesurio ein grau-weißes, besonders flauschig aussehendes Fell gelegt.
    Gähnend ließ es sich sinken. Endlich konnte es schlafen, ohne sich Sorgen um Angreifer machen zu müssen. Was dieser Kizan wohl zu sagen hatte? Egal, bald würde es das sowieso herausfinden. Dieses Bett war so wunderbar weich und kuschelig …
    Schon bald entschlummerte das Reshiram ins Land der Träume.




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  • Ein lautes Stimmengewirr erfüllte die Höhle und weckte das Reshiram aus seinem Schlaf. War es denn wirklich schon soweit? Es hatte gerade so schön geträumt …
    Als es die Augen öffnete, huschte ein kleiner roter Schatten vor seinem Zelt davon. Verwundert hob es den Kopf. Das konnte nie und nimmer Scalp gewesen sein. Vielmehr hatte die Gestalt an das Pokémon erinnert, das es vom hohen Gras aus beobachtet hatte.
    Das Reshiram kletterte von seinem Bett und blickte hinaus. Nichts zu sehen - mit Ausnahme von einem Caesurio, das gerade auf es zukam.
    „Ah, sehr schön, du bist bereits wach. Kizan erwartet dich schon. Ich werde dich gleich zu ihm bringen“, begrüßte Scalp das Reshiram.
    Sie gingen um eine Ecke, wo wieder der unterirdische Fluss vorbeiströmte. An einen Pflock angebunden lag dort ein Floß aus Baumstämmen. „Dort wollen wir hin“, sagte Scalp, auf eine Insel flussaufwärts deutend. Dann fuhr er seine beiden Schwerter aus und schlug sie dreimal aneinander, wobei diese jedes Mal einen lauten, metallischen Ton von sich gaben.
    „Wofür war das denn gut?“, fragte das Reshiram.
    „Das wirst du gleich sehen.“ Das Caesurio ließ die Klingen zurück in seine Arme schnellen und richtete seinen Blick auf das Wasser. Dort, etwa in der Mitte des Flusses, bildeten sich viele kleine Bläschen und Strudel, die sich auf das Ufer zubewegten, als käme etwas angeschwommen.
    Nun erhoben sich mehrere runde Augenpaare aus dem Wasser, darunter ein größeres mit grimmigerem Blick. Dieses entpuppte sich als Teil eines blauen Pokémon, das seinen rundlichen Körper an Land hievte. Auf seinem weißen Bauch trug es ein schwarzes Spiralmuster.
    „Ihr seid die Letzten. Alle anderen sind schon drüben“, quakte es.
    „Das wissen wir. Und Kizan ist auch darüber informiert“, antwortete Scalp.
    Das blaue Pokémon zuckte mit den Schultern. „Dann mal rauf mit euch.“
    Die kleineren Pokémon sammelten sich nun unter dem Floß und versuchten, es trotz des Wellenganges einigermaßen stabil zu halten. Scalp nickte dem Reshiram zu, welches behutsam hinaufflatterte. Daraufhin machte er selbst einen geschickten Satz nach vorne und löste mitten in der Bewegung noch das Tau von dem Pflock.
    Das Floß setzte sich in Bewegung, entgegen der Strömung, und nahm Kurs auf die Insel. „Beeindruckend“, sagte das Reshiram an Scalp gewandt.
    „Die Fähre? Quappo und die Quaputzi werden von uns geschützt und bringen uns im Gegenzug über den Fluss. Das ist für beide Seiten keine große Sache mehr“, antwortete dieser. Quappo, der inzwischen vorausschwamm, gab ein zustimmendes Blubbern von sich.
    Das Reshiram überlegte kurz. Dann beschloss es, endlich die Frage zu stellen, die es schon die ganze Zeit beschäftigte - es war nur nicht dazu gekommen. „Scalp, was ganz anderes“, begann es. „Als ich aufgewacht bin, ist irgendwas Kleines schnell abgehauen. War das einer von euch?“
    Scalp sah es einen Moment lang stirnrunzelnd an. Dann fing er an zu lachen. „Da hat sich bestimmt ein Gladiantri aus der Kinderstube geschlichen, um dich zu sehen. Kein Grund zur Sorge.“
    „Ein Gladiantri?“, wunderte es sich. „Hast du nicht heute Morgen, als du mit der Wache gesprochen hast, den Namen Gladiantri erwähnt? Ich habe auch ein kleines Pokémon gesehen, das euch ähnlich sah, kurz bevor ihr aufgetaucht seid.“
    „Hm, ja“, meinte Scalp. „Ein Gladiantri hat dich entdeckt und der Wache dein Erscheinen gemeldet, aber das heißt nicht, dass es sich draußen aufhalten durfte. Bevor wir es allerdings zurück zur Kinderstube bringen konnten, oder auch nur feststellen, wer es genau war, flitzte das Bengelchen auch schon wieder davon. Diese Knirpse können ja so wendig sein“, seufzte er. „Immerhin ist das eine gute Grundvoraussetzung, um eines Tages in die Armee eintreten zu können.“


    „Endstation. Na, dann beeilt euch mal und lasst Kizan nicht zu lange warten.“ Quappo war inzwischen auf die Insel geklettert und zog mit seinen kräftigen Armen an dem Tau, um es dann wieder festzubinden, sobald das Floß nah genug dran war. Nachdem die beiden Passagiere abgesprungen waren, bedankte sich Scalp kurz bei Quappo und seinen Quaputzi, welche daraufhin wieder in den Fluten verschwanden.
    „Kizan wartet auf der anderen Seite der Insel. Ich fürchte, um dort hinzukommen, müssen wir durch die Menge“, erklärte er nachdenklich. „Das würde leider zu lange dauern. Ich muss dich demnach darum bitten, das letzte Stück fliegend zu überwinden.“
    „Klar, Scalp“, antwortete das Reshiram. „Das ist schon okay, wenn du mir sagst, wo ich genau hin muss.“
    „Vielen Dank, ehrenwerter Drache. Du kannst es eigentlich nicht verfehlen. Siehst du den Felsen vor uns, der einer waagrecht stehenden Klinge ähnelt?“
    Das Reshiram nickte. Selbstverständlich hatte es ihn schon längst gesehen, wenngleich es erst kurz vor dem Anlegen bemerkt hatte, dass die Caesurio einen Durchgang hineingehauen hatten.
    „Ein sehr ähnlich geformter steht auch auf der anderen Seite, und oben residiert unser Anführer.“
    „Danke, ich werde es schon finden.“ Mit einem Augenzwinkern erhob sich das Reshiram in die Luft, passierte den ersten Felsen und flog über ein Meer aus Caesurio hinweg, aus dem vielfach erstaunte und begeisterte Laute wie „Aaah“ und „Oooh“ zu vernehmen waren.
    Der gegenüberliegende Felsen ähnelte dem anderen in der Tat wie ein Zwilling, doch war dessen obere scharfe Kante offenbar weggehauen worden. Stattdessen befand sich hier nun ein breites Podium, und als es näherkam, bemerkte das Reshiram seitlich auch eine hölzerne Treppe, die den Zugang zu diesem ermöglichte.
    Dort oben stand ein Caesurio, das etwa die gleiche Körpergröße hatte wie Scalp, dessen Kopfklinge diesen aber an Pracht weit übertraf, mit verschränkten Armen und beobachtete, wie es vor ihm landete. Das musste wohl Kizan sein.


    „Die Zeit ist also gekommen. Resharp, der Drache aus unserem Geschlecht, hat zu seinem Volk zurückgefunden.“ Kizan streckte die Arme von sich, präsentierte seine Schwerter und kreuzte sie vor seinem Körper. Dann verbeugte er sich.
    „Resharp?“, fragte das Reshiram verwirrt. „Und wieso mein Volk?“
    „Offenbar ist dir deine Herkunft noch nicht vollständig klar. Sei unbesorgt, ich werde den Caesurio ohnehin noch einmal die Legende erzählen.“
    Nun schritt Kizan auf den Rand des Podiums zu und wandte sich an seinen Stamm.
    „Hört her, ihr Caesurio! Mit dem heutigen Tag soll die Hoffnung in unsere Herzen zurückkehren. Was in alten Schriften vorhergesagt wurde, tritt nun nach langer Zeit endlich ein!“ Er bat das Reshiram, zu ihm nach vorne zu kommen, und machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen.
    Gemurmel drang nach oben, begleitet von erstaunten Blicken.
    „Komm zur Sache, Alter! Was willst du uns sagen?“ Eine raue Stimme unterbrach die allgemeine Verwunderung. Fassungsloses Kopfschütteln machte sich in den Reihen breit. Das Reshiram merkte, dass das gemütlich aussehende Caesurio von heute Morgen dies gerufen zu haben schien. Unter den vielen glänzend polierten, gepflegten Rüstungen merkte man seiner besonders stark den milchigen Schimmer an.
    „Hast du nichts Konstruktives beizutragen, Hansi? Dann halt den Rand!“ Ein Caesurio, das das Reshiram sofort als Scalp identifizieren konnte, verpasste dem Störenfried eine gesalzene Ohrfeige, wobei sogar ein Stück von dessen Kopfklinge abbrach. Leise schimpfend und fluchend bückte er sich, um es zu suchen.
    „ … Vielen Dank, Scalp.“ Kizan räusperte sich. „Nun, kurz gesagt: Wir werden vielleicht schon bald heimkehren können!“ Er streckte seinen Arm nach oben und erneut war die Versammlung erfüllt von Geflüster und Getuschel, bis plötzlich Jubel ausbrach.
    „Aber wie denn, Kizan?“, fragte jemand in einer der mittleren Reihen.
    „Wenn der großartige Drache Resharp uns hilft, wird unsere verlorene Heimat wiedergefunden werden“, antwortete der Anführer.
    „Kizan, jetzt erklär' doch mal bitte“, unterbrach das Reshiram vorsichtig. „Warum nennst du mich Resharp?“
    „Ihr habt es gehört, meine Freunde - Resharp kennt seine Wurzeln noch nicht vollständig, und auch unserem Volk ist die Legende meist nur noch bruchstückhaft bekannt.“
    „Ich fänd's ja toll, wenn ich 'n anderes Bruchstück endlich mal wiederfinden würde“, maulte Hansi, der immer noch auf dem Boden umherkroch. „Pscht“, machte Scalp und gab ihm erneut eine auf den Deckel, woraufhin Hansi so hart mit dem Kopf auf dem Boden landete, dass seine Klinge einen Moment lang darin stecken blieb.
    „Ä-hem“, räusperte sich Kizan noch einmal, diesmal deutlich lauter. Sofort galt jegliche Aufmerksamkeit wieder ihm.
    „Nun denn, ich werde euch die Geschichte des Drachen aus unserem Geschlecht erzählen, wie sie seit jeher von Stammesführer zu Stammesführer weitergegeben wird. In alter Zeit, als wir Caesurio noch in der Alten Heimat lebten, kam es, dass die Zwillingsdrachen Reshiram und Zekrom sich von den Menschen abwandten und ihre eigenen Wege gingen. Der Weiße Drache suchte Rückzug an einem versteckten Ort und traf dort auf den großen Bisharp, Gründer unseres Volkes.
    Die beiden gingen mit der Zeit ein besonderes Verhältnis miteinander ein, das sogar noch tiefer ging als jenes zwischen den Drachen und ihren Menschen.“
    Er stoppte, als er hörte, dass Hansi nach seinem letzten Satz angefangen hatte, dümmlich zu kichern. Doch als dieser merkte, dass Kizan wegen ihm die Geschichte angehalten hatte, richtete er seinen Blick schnell wieder auf den Boden.
    „Aus diesem Verhältnis ging ein drittes Wesen hervor, dem die Kraft von Reshiram und die geheime Macht der Caesurio innewohnen sollte. Doch die beiden sahen, dass die Welt noch nicht bereit war für solch eine mächtige Kreatur, nachdem die Menschen bereits versucht hatten, Reshiram und Zekrom für ihre Zwecke zu missbrauchen. So versteckten sie den Stein, in dem das Wesen schlief, tief unter der Erde, auf dass es eines Tages erwachen und das Erbe der Caesurio für sich beanspruchen sollte.“
    Er machte eine kurze Pause, um tief Luft zu holen. „Und sie sollten recht behalten … Da Reshirams Kräfte aufgebraucht waren, verließ es uns, um im Verborgenen zu schlafen, wie es auch sein Kind tat. Nicht lange danach fielen die Menschen in unser Zuhause ein und vertrieben uns.“
    Es herrschte betretenes Schweigen. Alle Köpfe waren gesenkt, bis auf vereinzelte wehmütige Seufzer war kein Laut zu vernehmen.
    „Verzeihung …“, fing das Reshiram an. „A-aber wie kann ich euch denn helfen? Und was hat es mit dieser Macht auf sich?“
    Kizan drehte sich zu ihm um. „Es freut mich, dass du offenbar bereit bist, uns nach Hause zu führen, Resharp. Und dein Lohn wird ebenfalls fürstlich sein: Das alte Volk wusste eine Art Magie zu nutzen, deren Auswirkungen immens sein konnten. Ihre Quelle liegt im Herzen unserer Heimat, tief im Heiligtum. Du kannst sie als einer von uns für dich nutzbar machen und zum womöglich mächtigsten Pokémon aller Zeiten aufsteigen. Dies ist unser Erbe, das dir zusteht.“
    Das Reshiram staunte. Das mächtigste Pokémon aller Zeiten? Es würde nie wieder etwas zu befürchten haben … Vor seinem inneren Auge zogen Bilder vorbei von Menschen, die bei seinem bloßen Anblick die Flucht ergriffen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, die unglaubliche Kreatur vor ihnen einfangen zu wollen.
    Entschlossen trat es einen Schritt nach vorne.
    „Also gut“, rief es den Caesurio zu. „Ich, Resharp, werde euch helfen, koste es, was es wolle!“
    Unter tosendem Applaus stieg es hoch in die Luft und hüllte sich in einen flammenden Mantel. Es kreiste einige Male über ihren Köpfen hinweg, bevor es wieder seinen Platz neben Kizan einnahm.
    „Der Drache hat gesprochen. Es ist uns eine Ehre.“ Der Anführer kniete vor ihm nieder, das Volk tat es ihm gleich. Er verharrte einige Zeit in dieser Position, richtete sich danach jedoch wieder auf und streckte die Arme nach vorne.
    „Ich erkläre diese Versammlung für beendet“, verkündete er und kreuzte ein weiteres Mal seine Schwerter.
    Die Caesurio erwiderten die Geste respektvoll und machten sich anschließend daran, die Insel wieder zu verlassen.
    „Ehrenwerter Drache, ich möchte dich bitten, noch hier zu verweilen. Ich habe einige hochrangige Persönlichkeiten des Stammes hergebeten, um eine Sitzung über geeignete Anhaltspunkte für deine Reise abzuhalten“, sagte Scalp. „Wie du schließlich mitbekommen hast, ist der Ort, an dem wir einst lebten, in Vergessenheit geraten. Doch wenn wir uns bereden, werden die Dinge möglicherweise klarer.“
    „Gefunden …“, hörte man Hansis Stimme, bevor sich plumpe, stolpernde Schritte rasch entfernten.


    Nun kamen drei Caesurio die Treppe herauf und begrüßten die beiden mit einem Salut. „Gestatte mir, dich mit ihnen bekannt zu machen. Das hier“, er deutete auf den ersten, dessen Rüstung unzählige Kratzer aufwies, „ist Jeol, Hauptausbilder neuer Rekruten.“
    „Zu Diensten“, brummte Jeol.
    „Als nächstes Matana, welche den Ersten Kampftrupp anführt.“
    „Allzeit bereit“, sagte das kleinere Caesurio mit einer Rüstung, die unter anderem schon mehrere Feuerattacken abbekommen zu haben schien.
    „Und schließlich Scalp, dessen Bekanntschaft du bereits machen durftest.“ Scalp nickte.
    „Freut mich sehr“, erwiderte Resharp. „Nun, dann wollen wir doch mal anfangen, richtig?“
    „Richtig. Scalp, am besten legst du als erstes dar, was du mit deinem Trupp bisher herausfinden konntest“, wies Kizan an.
    „In dieser Gegend keine Hinweise. Außer natürlich, man betrachtet menschliche Zivilisation“, diese beiden Worte betonte Scalp mit Verachtung, „als einen solchen. Nach Süden nichts als Wald und irgendwann nur noch Ödland. Diese Gegend ist hoffnungslos. Vermutlich war mein Großvater, der mit dem Stamm damals in dieser elektrischen Höhle lebte, näher an der Heimat als wir jetzt.“ Er verdrehte die Augen.
    „Schlimmer. Diese Gegend legt falsche Fährten“, ergänzte Resharp an seine jüngsten Erlebnisse denkend. „Ich war in dieser Stadt, weil es sich anfühlte, als gäb's da Drachen. Und ich wäre fast geschnappt worden.“
    „Da gibt's auch Drachen, nur keine freundlichen“, brachte Matana zähneknirschend hervor. „Pokémon-Trainer schimpfen sie sich, diese Menschen, die uns versklaven wollen, um gegen ebenfalls versklavte Drachen zu kämpfen. Wir mussten schon so einige von denen vertreiben, bevor sie unser Versteck entdecken konnten.“
    „Wo wir gerade bei Drachen sind“, fiel Resharp ein. „Reshiram hat zu mir gesprochen, als ich erwacht bin.“
    Die vier Caesurio sahen es interessiert an. „Sprich nur weiter“, sagte Kizan.
    „Naja, ich glaube, viel zu erzählen gibt es da nicht. Reshiram sagte, es spräche zu meinem Herzen, und warnte mich vor den Menschen“, überlegte es.
    „Du kannst also mit Reshiram Kontakt aufnehmen?“, fragte Jeol nach.
    „Ja, also, irgendwie schon. Aber wie das genau geht, weiß ich nicht. Es ist auch nur einmal vorgekommen und danach nicht mehr.“
    „Bei deinem Erwachen? Aus dem Stein? Vielleicht hängt es ja damit zusammen.“ Scalp schien dabei zu sein, eine Theorie aufzustellen. „Ich hätte da durchaus eine Idee …“
    „Ja, Scalp? Wir hören“, forderte Kizan auf.
    „Die Drachenstiege.“
    „Die Drachenstiege?“, fragte Resharp.
    „Ein alter Turm inmitten der Weißen Ruinen und der Legende nach jener Ort, an dem Reshiram und Zekrom aus dem ursprünglichen Drachen entstanden sind.“
    „Und du meinst, dort wäre es Resharp wieder möglich, mit Reshiram zu sprechen?“, fragte Kizan.
    „Ich vermute es. Mit Sicherheit sagen kann ich es natürlich nicht, aber wenn dem so wäre, könnte Reshiram doch den Ort verraten, an dem sich die Alte Heimat befindet“, führte Scalp seinen Gedankengang zu Ende.
    „Das klingt für mich nach einem guten Plan“, meinte Matana. „Wo, wenn nicht auf der Drachenstiege sollte sich vereinen, was zusammengehört? Was sagst du, Jeol?“
    Jeol nickte. „Sehr scharfsinnig.“
    „Dann ist es beschlossen. Ich fliege zur Drachenstiege“, verkündete Resharp. „Und wenn ich etwas erreicht habe, komme ich wieder und gebe euch Bescheid.“
    „Sehr schön. Da nun offenbar die weiteren Schritte feststehen, kann ich diese Besprechung für beendet erklären“, schloss Kizan ab.
    Die anderen drei Caesurio salutierten erneut und traten ab. Resharp nickte Kizan noch einmal dankbar zu und eilte Scalp hinterher.
    „Wo sind denn eigentlich diese Weißen Ruinen, in denen der Turm stehen soll?“
    „Westlich von hier. Jenseits des Waldes führt eine riesige und vor allem laute Brücke über einen Fluss. Dahinter liegt ein Moor. Von dort aus solltest du den Turm dann schon sehen“, erklärte Scalp.
    „Danke“, sagte Resharp, bevor es einen halb schwebenden Satz von dem Podium herunter machte.


    Jemand schnappte erschrocken nach Luft. Resharp drehte sich um. An den Felsen gepresst, von oben nicht zu sehen, stand ein Gladiantri, das vor Schreck keuchte.
    „Du schon wieder“, sagte Resharp. „Sag mal, spionierst du mir nach?“
    Ohne ein Wort zu erwidern fing das Gladiantri an zu sprinten. Doch diesmal würde es nicht so einfach davonkommen.
    „Du weißt schon, dass wir auf einer Insel sind?“ Schnell schwang sich Resharp in die Luft und nahm die Verfolgung auf.
    Panisch sah sich das Gladiantri um. „Fleeeeknoil!“, krächzte es. „Komm schon, hol mich!“
    Von irgendwoher flatterte ein quietschender Fellball mit Flügeln ihm zur Hilfe und ließ es aufspringen. Das Gladiantri stand nun auf dessen Rücken - oder Kopf? - und surfte auf ihm durch die Luft.
    „Schwerer Fehler“, murmelte Resharp siegessicher und raste auf die beiden Pokémon zu, bis es über dem Fleknoil schwebte. Dann streckte es sein Bein aus und packte das Gladiantri mit seinen Klauen.
    „So, und jetzt erklär' mir das“, forderte es das strampelnde und laut protestierende Bündel auf, das verzweifelt versuchte, sich mit seinen kleinen Klingen zu wehren, dabei jedoch immer nur die harten Krallen traf.
    „Lass mich loooos!“, flehte es. „Ich war nur neugierig!“
    Resharp seufzte. „Na gut …“ Vorsichtig ließ es sich sinken und setzte das Gladiantri behutsam auf den Boden. Es zitterte immer noch.
    „Ist schon gut, Kleines. Ich tu dir nichts“, versuchte Resharp es zu beruhigen. „Sag mal … die anderen Male warst es auch du, oder?“
    Zögerlich nickte das Gladiantri. „In der Kinderstube isses so langweilig. Ich schleich' mich oft raus.“
    „Danke, Resharp. Überlasse das Bengelchen nur mir, ich bringe es zurück“, tönte es von etwas weiter hinten.
    Verzweifelt schüttelte das Gladiantri den Kopf. „Bitte nicht!“, flüsterte es. „Du hast Scalp noch nie wirklich sauer erlebt …“
    „Hm“, machte Resharp. „Ist schon gut, Scalp, ich mach's selbst“, rief es. Das Gladiantri bekam auf einmal riesige Augen.
    „Gut, wie du meinst“, antwortete das Caesurio und ging an ihnen vorbei.
    „Dann mal rauf mit dir“, forderte Resharp das Gladiantri auf, welches es nur sprachlos anstarrte. „Na komm schon, ich beiße nicht. Kletter' auf meinen Rücken.“
    Hastig sprang das Kleine auf seine Füße und trippelte um Resharp herum. Als es an dessen Seite stand, zögerte es kurz und blickte dem Drachen schüchtern in die Augen. Dann nahm es seinen ganzen Mut zusammen und machte einen gewaltigen Sprung auf seinen Rücken.
    „Uff“, entfuhr es Resharp. „Na dann. Welche Richtung?“
    „Naja, äh, flussabwärts gibt's 'ne Brücke, die da hinführt.“
    Damit gab sich Resharp fürs Erste zufrieden und hob ab. Das Gladiantri schmiegte sich eng an seinen Körper.
    „Auf dem Fleknoil wirktest du aber selbstsicherer“, kommentierte Resharp. „Hast du eigentlich einen Namen?“ Es versuchte, das kleine Pokémon, das offenbar vor Nervosität schwieg, etwas abzulenken.
    „Gladi“, muffelte es in die Federn hinein.
    „Gladi? Einfach zu merken, was? Gladi, das Gladiantri.“
    „Mhm. Ist übrigens 'n Mädchenname.“
    „Gefällt mir.“
    „Wenn du meinst.“ Gladi hob ihren Kopf. „Die anderen haben viel hübschere Namen.“
    „Ach ja? Wie heißen sie denn?“
    „Jamang. Pizhan. Manche heißen wie große Krieger aus unserer Vergangenheit. Und ich so Gladi.“
    „Na komm, Gladi kann ich mir immerhin merken. Aber wenn mir noch mehr Caesurio vorgestellt werden, komme ich bald durcheinander.“ Resharp grinste und zwinkerte Gladi zu.
    „Nach rechts“, sagte sie auf die Brücke unter ihnen deutend. „Kannst du mich einfach auf dem Berg absetzen? Ich schleich' mich dann heimlich zurück nach da unten.“
    „Keine Tricks?“, fragte Resharp.
    „Hab das doch schon 'ne Million Mal gemacht. Muss ja wieder drin sein, bevor sie nachzählen.“
    Resharp seufzte. „Meinetwegen.“ Es ließ sich am Ende der Brücke nieder und ließ Gladi abspringen.
    „Bist echt korrekt, Resharp“, verabschiedete sie sich.
    „Dann mal viel Glück.“ Schnell flog es wieder davon, bevor irgendjemand merkte, dass es gerade einem ausgebüxten Kind geholfen hatte.




    Highlights: @Kiriki-chan, @Shining Lucario, @Luxuria, @Thalfradin Sturm-Sucher


  • Resharp atmete tief durch. „Ich bin bereit.“
    Scalp, Jeol und Matana hatten sich zusammen mit einigen Soldaten im Krater vor der ehemaligen Höhle der Schulung versammelt und bildeten nun ein Abschiedskomitee.
    „Ich verspreche euch, ich werde eure Heimat finden.“
    „Auch deine Heimat, Resharp“, erwiderte Jeol. „Du bist einer von uns. Vergiss das nie.“
    Der abnehmende Mond stand tief über dem Wald und warf zusammen mit den ersten Strahlen der Morgensonne, die sich noch hinter dem Horizont verbarg, ein dämmriges Licht auf die Landschaft.
    „Wenn du jetzt losziehst, wirst du noch eine Weile unerkannt reisen können“, sagte Matana.
    „Dann will ich keine Zeit mehr verlieren. Aber ich denke, es ist besser, ich laufe ein Stück, bevor ich losfliege. Nur für den Fall, dass doch jemand meinen Startpunkt zurückverfolgen sollte.“
    „Hab vielen Dank für alles, Resharp. Und möge deine Reise sicher verlaufen“, verabschiedete sich Scalp und salutierte. Die anderen Caesurio taten es ihm gleich.
    „Einen Moment noch“, meinte der Drache. „Bringt mir bitte eine Fackel.“
    Einige Soldaten stießen sich gegenseitig an, bis einer von ihnen schnell in die Höhle rannte und mit einer frischen Fackel in der Hand zurückkam. Das Caesurio trat an Resharp heran und steckte sie vor ihm in den Boden.
    „Tritt bitte ein paar Schritte zurück.“ Der Soldat gehorchte.
    Das Reshiram nahm all seine Konzentration zusammen und bemühte sich, eine kleine Flamme zu speien. Sie wurde zwar viel größer als gewollt, aber immerhin nicht verheerend. Am Ende brannte nur die Fackel und sonst nichts.
    „Ein kleines Abschiedsgeschenk“, sagte Resharp mit sich selbst zufrieden. „Ein Teil von meinem Feuer.“
    „Es soll uns leiten und wärmen bis zu deiner Rückkehr“, bedankten sich die drei ranghohen Caesurio erstaunlich synchron.
    Resharp winkte ihnen noch einmal zu und marschierte dann geradewegs in das hohe Gras hinein, durch das es vor einem Tag hierher geführt worden war. Es passierte das erste Grasfeld, kletterte den felsigen Abhang hinauf, betrat das zweite Grasfeld. Schließlich kam es wieder auf der kleinen Lichtung an.


    „Morgen, Resharp. Na, was geht?“, begrüßte es eine ihm nur allzu bekannte Stimme. Resharp stöhnte.
    „Was willst du hier, Gladi? Geh nach Hause.“
    „Und wenn nicht?“ Das kleine rote Pokémon saß da und grinste.
    „Muss ich dich erst zurückschleppen? Jetzt hau schon ab.“
    „Hast doch gar keine Zeit dafür. Kuck, die Sonne geht gleich auf.“ Gladi deutete auf den Himmel, der langsam eine kräftige, orange Färbung annahm.
    „Du willst mich also bei meiner Mission behindern?“
    „Nee, ich doch nicht. Ich will dir dabei sogar helfen.“
    „Ach, und warum sollte ich dich mitkommen lassen? Du bist doch nur ein kleines Kind und solltest jetzt nach Hause zu deinen Eltern gehen.“
    „Und du bist kein kleines Kind?“ Das Gladiantri musterte Resharp, dann blickte es zu Boden. „Ich mein' das doch gar nicht böse. Da drin isses halt doof. Alles wird uns vorgeschrieben. Sogar die Attacken, die wir lernen müssen. Einmal hab ich 'ne Attacke vom Lernplan ausgelassen, da gab's richtig Ärger. Dabei wär Folterknecht eigentlich voll nutzlos gewesen.“
    „Folterknecht? Die Attacken haben Namen?“ Nun war das Reshiram doch ein bisschen erstaunt.
    „Klar. Und vorhin hast du Flammenwurf gemacht. Sah ziemlich cool aus.“
    Resharp überlegte kurz. Gladi schien ziemlich klug zu sein. Und sie hatte recht, um sie zurückzubringen, blieb keine Zeit.
    „Gladi, wann werden sie dein Verschwinden bemerken?“
    „Bei der Frühstückszählung. Bis dahin dauert's noch.“ Ein triumphierendes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. „Ich hab übrigens schon gefrühstückt. Hab mir 'n Picochilla-Steak gegönnt.“ Sie leckte sich demonstrativ die Lippen.
    „Gut, Kleine. Du darfst mit, aber unter der Bedingung, dass du keine Schwierigkeiten machst.“
    „Yeah!“ Leise jubelnd sprang sie auf und kletterte auf den Rücken des Drachen. „Keine Sorge, ich hab trainiert. Mehr als die anderen in meiner Gruppe. Ich bin stark“, beteuerte sie, während Resharp abhob.
    „Hier draußen, meinst du?“
    „Jap. Picochilla sind nicht nur lecker, sondern auch flitzeflink. Aber ich hab nie aufgegeben und sie immer gefangen. Jetzt bin ich auch superschnell.“
    „Hm. Dann kennst du dich doch sicher auch in dieser Gegend aus und kannst mir sagen, in welcher Richtung diese Brücke liegt, von der Scalp geredet hat?“
    Gladi pikste Resharp sanft mit einer ihrer Klingen. „Halt' einfach kurz die Klappe, dann weißt du es gleich.“


    Sie schwiegen einen Moment und lauschten. Tatsächlich drang aus westlicher Richtung ferner Fahrzeuglärm zu ihnen.
    „Siehst du, ich sag's ja.“
    „Danke, Gladi. Wenn das so weitergeht, werde ich es nicht bereuen, dich entführt zu haben.“
    „Entführt? Ich bin doch freiwillig mitgekommen, Reshilein.“ Erneut pikste sie Resharp leicht.
    „Hey, lass das!“, kicherte es und schlug die richtige Richtung ein.
    „Erzähl mir doch mal mehr über Attacken. Ich hab noch eine andere eingesetzt, deren Namen ich nicht kenne.“
    „Echt? Wann denn?“
    „Naja, da du ja immer und überall mitgehört hast, weißt du doch, dass ich in der Stadt da hinten war.“
    „Ja, Mann. Du warst in Twindrake City und bist als freies Pokémon wieder rausgekommen. Echt stark! Du musst mir unbedingt alles erzählen!“
    „Na gut, warum nicht?“ Also berichtete Resharp davon, wie es die Präsenz von Drachen in der Stadt gespürt hatte und nachsehen wollte und wie es die Arena gefunden hatte.
    „Mich wundert im Nachhinein betrachtet ja ein bisschen, dass es in der Stadt so leer war“, meinte es nachdenklich.
    „Ich kann's mir ja 'n bisschen denken“, überlegte Gladi. „Also, die Menschen haben so'n komisches System, wo sie gefangene Pokémon gegeneinander kämpfen lassen. Und da gibt's halt ein paar, die sie wohl besonders gut rumkommandieren können, und die haben solche Arenen wie die in dem Stadtviertel dort. Und die sollten nachts dicht sein. Also geht auch keiner hin.“
    „Stimmt, es war niemand drin“, fiel Resharp ein. Es erzählte, wie es versucht hatte, den dunklen Raum zu erhellen und sich dann etwas umgesehen hatte, bis es beschloss, nichts gefunden zu haben, und wieder gehen wollte.
    „Dann stand da so ein riesiger Typ und hat mir den Weg versperrt. Der hat mir dann ein Maxax auf den Hals gehetzt.“
    „Und das hast du dann natürlich besiegt!“ Gladi schien überzeugt zu sein, dass Resharp absolut unbesiegbar war.
    „Naja, äh, ich bin mir nicht sicher. Ich hab eine Attacke eingesetzt. Die war wie eine Flamme, aber irgendwie nicht aus Feuer. Und das Maxax konnte sich dann nicht mehr bewegen.“
    „Es war paralysiert?“, staunte Gladi.
    „Ja … das sagte der Mensch, glaube ich.“
    „Feuerodem!“, rief das Gladiantri. „Typ: Drache!“
    „Typ? Was heißt das denn wieder?“
    „Weißt du denn gar nix? Pokémon sind alle total verschieden“, erklärte Gladi leicht ungeduldig. „Wir können alle verschiedene Elemente, äh, kontrollieren. Warte, wir hatten das doch letztens erst.“ Sie versuchte fieberhaft, sich an ihren Unterricht zu erinnern. „Gladiantri und Caesurio sind Unlicht und Stahl. Wir müssen bei Kampf-Pokémon ganz besonders aufpassen, haben die gesagt.“
    „Unlicht, Stahl, Kampf – ich komm' nicht ganz mit.“ Resharp hatte Mühe, diese neuen Informationen einzuordnen.
    „Die haben auch gesagt, welche Typen Reshiram hat“, grinste Gladi. „Willste wissen?“
    „Wenn's mir irgendwas bringt?“
    „Drache und Feuer. Kuck, ich weiß voll viel!“ Sie schloss die Augen und breitete stolz die Arme seitlich aus.
    „Gut auswendig gelernt“, stichelte Resharp und zwinkerte ihr zu.
    „Pff.“
    „Und wenn du jemanden mit deinen Messerchen kratzt, welchen Typ hat das dann?“
    „Messerchen? Jetzt pass mal auf!“ Wieder pikste sie zu. Resharp kicherte. „Okay, okay, spitz' die Lauscher. Wenn ich mir 'n Picochilla jage, kommt's drauf an, was ich mit meinen Dolchen mach'. Wenn ich mich ganz fies und leise anschleiche, isses Unlicht. Wenn ich das Metall richtig fühle, isses Stahl. Kapiert?“ Mittlerweile brüllte sie, um den Lärm der Brücke zu übertönen, die langsam in unmittelbare Nähe rückte.
    „Glaube schon“, murmelte Resharp.
    „Waaaas?“
    „Glaube schon!“
    „Ey, Reshi! Nicht so nah ran!“
    Resharp hatte sich die ganze Zeit mehr auf das Gespräch als auf den Flug konzentriert und merkte nun selbst, dass es bei stärkerem Tageslicht in Sichtweite der Menschen auf der Brücke gewesen wäre. Schnell drehte es nach links ab und hielt einen größeren Abstand als zuvor.
    „Viel besser!“, rief Gladi.
    „Warst du schon mal da drüben?“, fragte Resharp und stieg etwas höher, damit sie wenigstens normal miteinander reden konnten.
    „Nee, wie denn? Ich bin doch nicht so bescheuert und geh über diese Brücke!“
    „Gibt es keinen anderen Weg?“
    „Klar, wenn man schwimmen kann. Oder fliegen.“


    Endlich ließen sie das stählerne Ungetüm hinter sich und der Lärm fing an, abzuebben. Vor ihnen erstreckte sich eine weite Sumpflandschaft mit vereinzelten großen Wasserlöchern. Auf einer Anhöhe in der Ferne leuchteten weiße Gemäuer auf, die von einem breiten, dunkelgrauen Turm an der Spitze des Hügels weit überragt wurden. Das musste wohl die Drachenstiege sein.
    Resharp fiel es zunehmend schwer, die Höhe beizubehalten, da es noch nie zuvor mit jemandem auf seinem Rücken eine weite Strecke zurückgelegt hatte. Es ließ sich wieder sinken.
    „Reshi, was gehst'n so tief? In dem Tempo krachen wir doch bald in 'nen Baum vor uns oder so!“, beschwerte sich Gladi und klammerte sich fest.
    „Ich brauche eine Pause“, schnaufte Resharp. „Tut mir leid, du wirst langsam ein bisschen schwer.“
    „Jetzt schon? Dein Ernst?“
    Es antwortete nicht mehr und steuerte stattdessen einen kleinen, einigermaßen trocken erscheinenden Hain an. Mit ausgebreiteten Flügeln ließ es sich mehr oder weniger fallen.
    „Lass den Quatsch! Wir stürzen ja ab!“, schrie das Gladiantri aufgebracht.
    Ein kleines Stück über dem Boden zog Resharp mit aller Kraft seine Brust nach oben und beschrieb eine flache Parabel. Dann schlug es mit den Flügeln, bis es auf der Stelle schwebte, und flatterte schließlich gemächlich das letzte Stück zu Boden.
    „Hast du etwas gesagt, Gladi?“, fragte es. „Du kannst die Augen jetzt übrigens wieder aufmachen.“
    Gladis Kopf schnellte in die Höhe. „Wie, was? Ich hatte keine Angst!“
    Resharp lächelte sie unschuldig an. „Hab ich nie behauptet.“
    Es ließ sich niederplumpsen. Mit einem überraschten Aufschrei landete Gladi kopfüber im Gras. Fluchend arbeitete sie sich wieder auf die Beine.
    „Kannst du nicht aufpassen?“, schimpfte sie. Resharp konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
    Inzwischen war die Sonne weiter über den Horizont hinaus geklettert und verlieh dem Himmel eine sanfte, blaugraue Färbung. In den Ästen der umstehenden Bäume zwitscherten Vogel-Pokémon, das Rauschen des Wassers erfüllte den Hain. Zwischen den hohen Grashalmen rauften zwei Käfer-Pokémon miteinander. Zufrieden dehnte Resharp seine Flügel.
    „Schön friedlich ist es hier.“
    „Mhm“, machte Gladi, die sich neben ihm ins Gras gelegt hatte, und streckte ebenfalls ihre Glieder. „Hier kann man's echt aushalten. Bisschen schade, dass das nicht unser Ziel ist.“
    „Wir machen ja auch nicht nur mal eben einen netten kleinen Ausflug. Wir wollen deinem Volk helfen“, rief Resharp ihr in Erinnerung.
    „Is' klar, is' klar.“


    Eine kleine Herde, bestehend aus vier behuften Pokémon, galoppierte seelenruhig am Ufer des nahen Sees entlang. Die drei erwachsenen reckten stolz ihre Köpfe nach oben, das Fohlen hinter ihnen versuchte, es ihnen gleichzutun, doch ließ sich immer wieder von den Wundern seiner Umgebung dazu verleiten, sich fasziniert umzusehen. Als sein Blick zufällig auf Resharp fiel, stieß es einen begeisterten Laut aus und versuchte, seine Kameraden einzuholen. Dies schienen sie allerdings als Herausforderung zu sehen und liefen noch schneller, woraus sich ein Fangspiel entwickelte, begleitet von entzücktem Wiehern. Schon bald war die Gruppe wieder außer Sichtweite.
    Resharp hatte das Schauspiel vergnügt beobachtet und wandte sich nun an Gladi. „Weißt du, was das für Pokémon waren?“
    „Hm, nö. Hab die noch nie gesehen“, antwortete sie. „Aber das eine, das war so grün, bestimmt 'ne Pflanze. Vielleicht waren's Kronjuwild. Wobei, die hätten doch 'n Riesengeweih.“
    „Naja, nicht so wichtig. Wir sollten lieber weiterfliegen.“
    Das ließ sich Gladi nicht zweimal sagen und stieg hopsend wieder auf Resharps Rücken. „Na endlich.“
    Schon tauchten hinter den Wipfeln der Bäume auch wieder die Weißen Ruinen auf. Mit dem Ziel stets im Visier nahm sich Resharp nun fest vor, das letzte Stück durchgehend zu fliegen. Immerhin hatten sie keine Zeit zu verlieren. Vor lauter Entschlossenheit fing sogar sein Schweif an, sich leicht zu erwärmen.
    „Kuck, Reshi, da sind sie wieder!“, rief Gladi und deutete nach unten, was Resharp dann doch kurz dazu brachte, seinen Blick von der Drachenstiege abzuwenden. In der Tat waren die vier Pokémon nun wieder zu sehen, wie sie stolz dahingaloppierten. Das Fohlen bildete jedoch nicht mehr das Schlusslicht, sondern platschte neben der Gruppe spielerisch durch die Pfützen, die ihren Weg säumten. Offenbar erblickte es in der Spiegelung des Himmels auch den Drachen wieder, denn auf einmal warf es seinen Kopf nach oben, um das Original zu sehen. Dabei rempelte es versehentlich einen seiner Kameraden an und deutete diesem sogleich, ebenfalls nach oben zu sehen. Das braune Pokémon schien nun, höchst erstaunt, einen Laut auszustoßen, denn wie auf Kommando richteten nun auch die anderen beiden ihren Blick auf das kleine Reshiram.
    „Was ist denn mit denen los? Die reagieren ja ziemlich verstört“, stellte Resharp fest.
    „Die werden schon geblickt haben, dass du nicht Reshiram bist“, meinte das Gladiantri. „Ich will ja nix sagen, aber du bist halt 'n bisschen kleiner.“
    „Hm.“ Resharp drehte seinen Kopf, sodass es wieder nach vorne in Richtung des Turmes, der mitten in einem See thronte, blickte. Wie es nun ebenfalls erkannte, bestand dieser aus mehreren aneinander stehenden Türmen, die unterschiedlich hoch ragten. Am höchsten jedoch war der mittlere Turm, um dessen Spitze sich dichte Wolken sammelten, obwohl er eigentlich viel zu niedrig dafür sein sollte, trotz seiner enormen Höhe.
    „Durch diese Wolken kann ich nicht durch, Gladi. Das wäre zu gefährlich“, murmelte es. „Wir müssen wohl einen Eingang finden. Es muss hier doch einen geben.“
    „Klar, wäre ja bescheuert, 'nen Turm ohne Eingang zu machen“, kommentierte Gladi.


    Unter ihnen zogen die Überreste von etwas, das wohl einst als Schutzwall gedient hatte, vorbei. Nun befanden sie sich also direkt über den Weißen Ruinen. Zerbröckelte Gebäude und umgestürzte Säulen aus weißem Stein, den Moos und Unkraut überzogen, zierten die Umgebung. Dazwischen führten gepflasterte Wege von einem Ort zum anderen, einer breiter als alle anderen. Resharp beschloss, diesem tiefer in die Ruinen zu folgen.
    Das eine oder andere Mal ging die Straße in Treppen über, welche die Anhöhe zum Turm erklommen, doch das spielte natürlich keine Rolle, wenn man fliegend unterwegs war. Seitlich zweigten immer wieder kleinere, fast völlig vom Gras verdeckte Pfade ab, die daher auch nicht sehr wichtig schienen. Mehrere kleine Bäche verließen den See und flossen in künstlichen Kanälen ins Tal hinunter.
    „Reshi! Da!“, rief Gladi. Ein gutes Stück vor der Spitze des Hügels endete die Straße in einem dreieckigen Podest, das sich in den Abhang grub. Das Reshiram landete und ließ das Gladiantri abspringen.
    „Denkst du, das hilft uns weiter?“ Es machte einen Schritt auf das Zentrum des Podiums zu. Erloschene Fackeln aus Metall bildeten einen Halbkreis um die hintere Ecke des Dreiecks. Dort befand sich etwas, das wie ein goldener Torbogen aussah, allerdings ohne ein Tor. Stattdessen versperrte eine massive, von antiken Schriftzeichen gezierte Steinplatte den Weg.
    „Na super“, ärgerte sich Resharp. „Ich kann das doch nicht lesen.“
    „Lass mal sehen“, erwiderte Gladi und stellte sich vor das Tor. „Hab ja lesen gelernt. Vielleicht krieg' ich was raus.“ Resharp setzte sich neben sie und sah ihr dabei zu, wie sie die Augen zusammenkniff und mit einem angestrengten Gesichtsausdruck versuchte, die Zeichen zu entziffern. „Wie- …“, machte sie. „Wah- …“
    „Hä?“, unterbrach Resharp, welches in diesen Wortfetzen absolut keinen Sinn erkennen konnte.
    „Pscht“, mahnte Gladi. „Lass mich konzentrieren.“ Sie stand noch eine ganze Weile da und starrte die Buchstaben an, begleitet von den irritierten Blicken des weißen Pokémon.
    „Ich hab's!“, entfuhr es ihr plötzlich. „Also, ich steig' zwar nicht ganz dahinter, aber ich weiß, was da steht.“
    „Dann sag mal an“, drängte das Reshiram, worauf sich Gladi dramatisch vor der Steintafel aufbaute und rezitierte:



    „Die hellsten Glocken in der Kehle und die dunkelsten Bässe in der Brust? Was hat das denn zu bedeuten?“, grübelte Resharp.
    „Sorry, aber 'ne Glocke hab ich heute nicht gefuttert“, scherzte Gladi. Resharp verdrehte die Augen, worauf sie etwas ernster hinzufügte: „Schon gut, also man kann da nur rein, wenn man eins davon hat.“
    „Klingt nach einem ziemlich umständlichen Ausdruck für eine Stimme, wenn ich so drüber nachdenke.“ Der Drache zog eine Augenbraue hoch. „Soll man etwa singen?“
    „Lässt sich einrichten: LALALALALAAAA-“, krächzte Gladi, wurde jedoch davon unterbrochen, dass Resharp sie plötzlich packte und ihr seinen Flügel regelrecht in den Mund stopfte. „Mmmmph!“
    „Toll, Gladi“, zischte es. „Dein Gesang klingt weder wie Glocken noch nach Bässen. Eher noch wie eine Attacke – auf die Ohren.“ Damit ließ es das kleine Pokémon wieder frei.
    „Hehe, danke für's Kompliment. Metallsound hätten wir erst in 'nem Jahr oder so gelernt“, gab Gladi frech zurück und spuckte eine Feder aus.
    „Metallsound? Genau so hat sich das auch angehört.“
    „Pff, das war noch nix. Bei der richtigen Attacke wär dir jetzt voll schwummrig.“
    Resharp beschloss, das Thema wieder zu wechseln. „Also, nehmen wir mal an, es ist wirklich eine Stimme gemeint. Dann muss es sich doch um eine bestimmte Stimme handeln, wenn es in dem Rätsel schon um Glocken und Bässe geht.“
    „Ich hab keinen Plan, ehrlich gesagt“, gab Gladi zu. „Aber vielleicht gibt's hier ja sonst noch was.“ Sie trat an die Wand rechts von dem steinernen Tor und sprang auf und ab, während sie auf die wuchernden Ranken einschlug, die nach und nach den Blick auf die Mauer freigaben.
    „Mach die auf der anderen Seite weg!“, befahl sie. Zwar sah Resharp nicht so recht ein, was das bringen sollte, doch es drehte sich dennoch in die andere Richtung und versuchte einen schwachen Flammenwurf. Binnen weniger Sekunden waren die Pflanzen völlig verkohlt und fielen zu Boden. Es wandte sich wieder Gladi zu.
    „Nun?“, fragte es.
    „Da is' was!“, rief sie, warf dem Drachen einen flüchtigen Blick zu – und wirbelte sogleich herum.
    „Reshi! Die Fackeln da!“
    Tatsächlich hatten sich auch zwei Fackeln aus dem Halbkreisbogen entzündet. Doch sie flackerten nicht normal vor sich hin – zwei winzige Flammen wuchsen erst langsam, dann immer schneller heran, vollführten einen wilden Tanz, bis sie schließlich wieder in sich zusammensanken und erloschen.
    Nun leuchtete im Hintergrund ein kleiner blauer Punkt auf und zog die Aufmerksamkeit der beiden Pokémon auf sich. Es ging von der Wand aus, die Resharp gerade freigelegt hatte. Sie bestaunten, wie sich von dem blauen Licht aus die Umrisse einer antiken Zeichnung von Reshiram strahlend weiß verfärbten, wobei das Licht dessen Auge bildete.
    „Ich wollte dir gerade sagen … ich hab 'n Bild von Zekrom gefunden“, murmelte Gladi. Sie drehten sich um. Tatsächlich prangten auf der gegenüberliegenden Wand nun tiefschwarze Umrisse mit einem stechend roten Auge.
    „Reshiram und Zekrom“, flüsterte Resharp. „Die Stimme … von Reshiram oder Zekrom.“
    Gladi sah es fragend an.
    „Überleg mal: Hellste Glocken, dunkelste Bässe. Hell und dunkel. Weiß und schwarz.“
    „Und was willste machen?“, fragte das Gladiantri. „Bist ja nicht Reshiram.“
    „Aber ich bin Reshirams Kind. Ich muss es einfach versuchen. Ich … verlass mich einfach drauf, dass es in mir steckt.“ Zögerlich platzierte es sich direkt vor der steinernen Tür und wandte sich dem Fackelkreis zu. „Komm her, Gladi.“
    Mit einem skeptischen Gesichtsausdruck stieg sie auf seinen Rücken, da hinter ihm nicht gerade viel Platz blieb.


    Resharp schloss die Augen und horchte tief in sich hinein, darauf hoffend, in seinem Innersten die Stimme Reshirams zu finden. Mächtige Flammen loderten in ihm, hielten ihre zerstörerische Kraft zurück, bis ihr Meister sie rufen sollte. Und als dieser genau hinhörte, kam es ihm so vor, als ob das Feuer ein leises Lied singen würde. Ein Lied, das viel älter schien als Resharp, das den Namen der Wahrheit selbst beschrieb.


    Reshiram.
    Reshiram …
    Reshi-


    „-RRRAAAAAAAAAM!“


    Ein glockenhell erklingender Schrei entfuhr der Kehle des weißen Pokémon und brachte ein glühendes Inferno mit sich, das sämtliche Fackeln mit einem Schlag entzündete. Deren leuchtender Schein vereinigte sich sogleich zu einer feurigen Spirale, die über dem Podium kreiste, immer schneller und schneller, bis sie schließlich explosionsartig auseinanderstob. Gleichzeitig erklang ein schweres, mahlendes Geräusch, ein Krachen und Knacken.
    Als Resharp hinter sich blickte, war die Steinplatte, welche das Portal verschlossen gehalten hatte, verschwunden.




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  • Okay, ich lasse dann nur mal kurz Feedback da. Also ... So weit entwickelt sich die Geschichte ganz interessant, zumal jetzt ja auch Gladi tatsächlich eingeführt wurde. Somit haben wir die beiden Charaktere, die dann auch sogleich zum Abenteuer aufbrechen. Und hier ... Nun, ich will nicht sagen, es ist zwangsläufig ein Problem, jeder plant da ja anders - aber es geht mir vielleicht sogar fast ein bisschen zu schnell, verstehst du? Ich hätte vielleicht gerne noch ein bisschen von den Caesurio und so gesehen und man hätte da vielleicht auch schon etwas mehr die Beziehung zwischen Resharp und Gladi vertiefen können, bevor sie aufbrechen. Natürlich hat man einige Momente und die sind wohl vorerst ausreichend, aber ich weiß nicht, ich hätte da vielleicht noch ein bisschen Zeit bevorzugt, mit den Charakteren noch etwas wärmer zu werden, bevor es mit der übergreifenden Handlung weitergeht. Aber andererseits wird man dahingehend wohl noch mehr Entwicklung haben - zumindest scheint auch Resharp ein bisschen selbstbewusster geworden zu sein. Und ich mag auch die Dynamik zwischen den beiden - sie erinnern mich gerade ein wenig an zwei meiner Charaktere, die ich mal in einer Geschichte in einem Wettbewerb von vor was weiß ich nicht wann verwendet hatte ... Schon lustig.
    Ach, eine Frage, die ich noch hätte: Wie genau ist das Verhältnis der Pokémon untereinander eigentlich? Ich meine das gerade in Bezug auf die Nahrungskette, denn die Caesurio und Galagladi kommen mir ja schon wie "Vernunftwesen" (zu denen ja auch Menschen zählen) vor und es ist erst einmal ein wenig, nun, kontraintuitiv, wenn sie andere Vernunftwesen essen würden. Da wäre dann halt darauf basierend meine Frage, ob andere Pokémon (wie Ohrdoch) vielleicht weniger intelligent und mehr auf dem Niveau von Nutztieren sind; dann wäre es der Fall moralisch gesehen zumindest anders gelagert.


    Man liest sich.


  • „Alter, is' das feucht hier“, schimpfte Gladi vor sich hin. Der Tunnel, den sie betreten hatten, schien tatsächlich unter dem See hindurch zu führen.
    „Wir müssen da trotzdem durch. Beiß die Zähne zusammen.“
    „Schon klar, du großer Legendendrache.“ Fluchend schüttelte sie einen Wassertropfen ab, der auf ihrem Kopf gelandet war, und blickte frustriert zur Decke. Diese lag so hoch, dass Resharp selbst ausgewachsen locker hineingepasst hätte, und war fast völlig mit Algen bewachsen.
    „Wenn wir erst oben sind, kann ich Reshiram endlich fragen, wo die Alte Heimat liegt. Vielleicht erzählt es mir auch mehr über meine inneren Kräfte. Weißt du, ich freu mich schon richtig drauf, wieder mit ihm zu reden. Und vielleicht sagt es mir ja auch, wie das geht, ohne dass wir auf den Turm klettern müssen“, teilte der Drache seine Gedanken mit, worauf sich ein schwärmerisches Lächeln auf seine Lippen schlich.
    „Wär ganz nett, ja.“ Das Gladiantri fröstelte ob der feuchten Luft und drückte sich enger an Resharps Körper.
    Endlich kam das Ende des unterirdischen Ganges in Sicht, welcher nun in eine Treppe überging, die nach oben führte. Das Reshiram seufzte erleichtert. Hoffentlich würde seine Begleiterin nun aufhören zu meckern.
    Mit einem kurzen Flug überwand es die Stufen und fand sich in einer jadefarbenen Halle wieder. Auf der gegenüberliegenden Seite erblickten sie am oberen Ende einer weiteren Treppe ein Tor, das zur nächsten Ebene zu führen schien. Doch es gab keinen direkten Weg dorthin – ein unregelmäßig geformtes, tiefblaues Wasserbecken zog sich durch den Raum und schnitt den Boden auf der anderen Seite völlig vom Eingang ab.
    „Pff, also wenn das 'n Hindernis sein soll, dann isses schon 'n bisschen armselig, was?“, grinste Gladi.
    „Da kann ich dir nur recht geben.“ Erneut schwang sich Resharp in die Luft und überwand nicht nur das Becken, sondern nahm auch gleich die Treppen mit. Motiviert schritt es durch die Tür.


    „Die wahre Prüfung erwartet dich noch.“


    „Bitte was?“ Das Reshiram blieb abrupt stehen. Dann musste es grinsen. „Ach Gladi, spar dir deine Streiche. Mich kriegst du mit sowas nicht.“
    „Hä? Was soll ich gemacht haben?“ Das Gladiantri tippte sich an die Stirn, wobei ein leiser metallischer Klang entstand.
    „Tu nicht so unschuldig, ich weiß genau, dass du mir das ins Ohr geflüstert hast.“
    „Ich hab doch gar nich' …“ Plötzlich dämmerte es ihr. „Reshi, was haste denn genau gehört?“, fragte sie erschrocken nach.
    Resharp wollte zur Antwort ansetzen, stockte jedoch, als es merkte, dass wie aus dem Nichts weiße Nebelschwaden aufzogen, die den gesamten Raum ausfüllten. In seinem Bauch waberte eine Mischung aus Erstaunen und Furcht, als seine Sicht schwand und nichts als Weiß die beiden umgab.
    „Die wahre Prüfung erwartet dich … jetzt.“
    Ein leuchtend blaues Augenpaar blitzte aus dem Nebel auf, dessen kühler Blick sich direkt in Resharps und Gladis Seelen zu bohren schien. Als die Gestalt, zu der es gehörte, sich langsam näherte, trat auch ihre Silhouette hervor – auf unwirkliche Art und Weise, geradezu, als würde das Wesen sich eben erst in dieser Realität materialisieren. Mit jedem Atemzug Resharps formten sich mehr Details. Und mit jedem Atemzug schlug sein Herz schneller.
    „Willkommen, kleines Reshiram.“ Der grünhaarige Junge rückte seine Schirmmütze zurecht, während seine andere Hand mit dem Anhänger spielte, den er um den Hals trug.
    „Shit!“, brüllte Gladi und sprang auf. „Reshi, tu was! Das is 'n Mensch!“ Mit ihren kleinen Füßen trampelte sie hysterisch auf dem Rücken des Drachen herum.
    „Das ist nicht nur irgendein Mensch …“, flüsterte Resharp, das in eine Schockstarre verfallen war. „Das ist … das ist …“
    „Das ist, das ist!“, äffte das Gladiantri nach. „Mach schon! Brutzel ihn weg oder so!“
    „Verzeih mir, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt“, sprach der Junge mit unangenehm sanfter Stimme. „Mein Name lautet N. Und nun komm in meine Arme, Freund.“ Er breitete die Arme aus und bewegte sich mit langsamen Schritten auf die beiden zu.
    „Freund!“, kreischte Gladi. „Was denkt der sich eigentlich? Der is' gruselig, sonst nix!“ Sie rüttelte drängend an Resharps Hals, so gut sie das mit ihrer winzigen Gestalt eben hinbekam.
    Endlich schaffte es das Reshiram, sich aus seiner Starre zu lösen und seinen Kopf nach einem Ausweg suchend herumzudrehen.
    „Gladi“, keuchte es. „Wegen ihm bin ich hier.“
    Das weiße Nichts hatte längst alles um sie herum verschlungen. In dieser seltsamen Realität gab es nur noch Resharp, Gladi und den grünhaarigen Jungen.
    „Ich will dir nichts tun. Ich bin dein Freund.“ Seine Lippen zuckten, als ein Lächeln vereinzelt aufschien, um dann gleich wieder zu verschwinden.
    „Und … vor ihm hat Reshiram mich gewarnt.“ Es kniff die Augen zusammen. „Gladi …“
    Das Reshiram riss sein Maul auf, in einem hoffnungsvollen Versuch, seine Verzweiflung mit einem Flammenwurf auszulöschen – doch seiner Kehle entfuhr nichts als ein erbärmliches Krächzen. Es stockte. Versuchte es ein weiteres Mal – wieder erfolglos.
    „Mein Feuer“, schluchzte es. „Es lässt mich im Stich.“
    Gladi hielt es nun nicht länger aus. „Verdammt, was is' los mit dir?!“ Wütend hämmerte sie gegen seinen Hinterkopf. „Dann mach halt irgendwas anderes! IR-GEND-WAS! Aaaaah!!!“
    Völlig in ihrer Hysterie verloren missbrauchte sie mit einem Mal Resharps Kopf als Sprungbrett und schnellte wie ein Pfeil auf den Menschen zu. Seelenruhig setzte dieser seinen gemächlichen Gang fort, obwohl sie nun wild mit ihren Dolchen herumfuchtelte – gierig darauf, ihm mindestens beide Augen auszukratzen. Sie schloss die ihren und konzentrierte sich.
    Der Junge verschwand. Von einer Sekunde auf die andere in Nebel aufgelöst.
    „Gladi!“, schrie das Reshiram.
    „Häh?!“, entfuhr es ihr. Dann prallte sie auf dem Boden auf. „Uff …“ Benommen schüttelte sie sich. Doch schnell rappelte sie sich wieder hoch und wandte sich zu dem Drachen um.
    „Reshi! Wo ist er?“, brüllte sie.
    „Ich bin hier.“ Sofort fuhr das Gladiantri wieder herum. Dort stand er, lächelnd, und blickte auf das kleine Pokémon herab.
    Resharps Herz setzte einen Moment lang aus. „Weg von ihm, schnell!“, drängte es – er durfte ihr einfach nichts tun …
    „M-moment mal“, entfuhr Gladi ein überraschter Aufschrei. Tatsächlich, im Gesicht des Jungen, dort, wo sich mit Sicherheit vorhin noch eine Haarsträhne befunden hatte, prangte nun ein sauberer Schnitt. Sie hatte ihn also doch erwischt!
    Gladi wich einen Schritt zurück und drehte sich ein weiteres Mal um. Dann erblickte sie sie. Am Boden zwischen ihr und Resharp, dort, wo der Mensch eben verschwunden sein musste, lag die abgetrennte Strähne auf dem Boden. Und sie leuchtete. Nein, eigentlich glich das „Leuchten“ mehr einer Aura. Eine hellgrüne Aura, die sich rasch schwarz färbte und das Haarbüschel einen Moment lang völlig verschlang, es dann jedoch wieder freigab – allerdings verändert.
    Die beiden Pokémon stellten mit vor Überraschung geweiteten Augen fest, dass es nicht länger grün war. Es war dunkelrot.
    „Was zum …“, sagte Resharp.
    „Als ob …“, fügte Gladi hinzu. „Is' der 'n Geist? Oder 'n Zauberer?“
    „Fast.“ Als sie ihm wieder ins Gesicht blickten, sahen sie, wie seine Augen wie vorhin hellblau leuchteten und sein Körper von ebendieser schwarzen Aura eingehüllt wurde. Seine Gestalt veränderte sich, schrumpfte ein wenig, nahm eine leicht gebückte Haltung ein. Als das Wesen vollständig zu erkennen war, stellten sie fest, dass es nun ein schwarzes Fell am ganzen Körper trug und die grüne Haarpracht des Jungen sich zu einer dunkelroten Mähne gewandelt hatte. Oben auf seinem länglichen Kopf fehlte davon nach wie vor ein Büschel.
    „Ich bin ein Zoroark. Wir werden auch ‚Meister der Illusion‘ genannt. Aus diesem Grund unterziehe ich das Herz eines jeden, der meine Kammer betritt, der Weißen Prüfung. Ihr habt sie hiermit bestanden.“
    „Ein Zoroark?“, fragte der Drache mehr als verwundert.
    „Eine Prüfung, ja?“, bohrte Gladi direkt nach. „Und der Sinn dieser Prüfung war, uns mit 'nem blöden Verkleidungsspiel zu erschrecken?“
    „Der Sinn der Weißen Prüfung besteht darin, die Wahrheit durch den blendenden Schleier der Furcht zu sehen. Ihr wurdet mit eurer Angst konfrontiert, erkanntet jedoch, dass sie zu keiner Zeit real war.“
    Resharp stapfte etwas unsicher auf die beiden zu. Es fühlte sich immer noch ziemlich überrumpelt, wenn auch erleichtert, von dieser plötzlichen Wende. Und als hätte das Zoroark seine Erleichterung gespürt, verzog sich auch der Nebel und gab den Blick auf die Halle wieder frei.
    „Zoroark …“, begann es. „Oder hast du auch einen Namen?“
    „In der langen Zeit der Einsamkeit innerhalb der Mauern dieses heiligen Turmes wurde mein Name nahezu bedeutungslos. Doch du darfst mich gerne Veritas nennen, Resharp.“ Das Zoroark lächelte sanft, wobei kleine, spitze Zähne hervortraten.
    „W-woher kennst du-“, platzte Gladi heraus.
    „Seinen Namen? Ich habe in eure Seelen geblickt, Gladi. Ich kenne daher auch den Grund, weshalb ihr hergekommen seid.“
    Resharp machte sich mittlerweile keine Hoffnungen mehr, aus dem Staunen wieder herauszukommen, solange sie mit diesem Pokémon sprachen.
    „Veritas“, begann es erneut. „Was meinst du mit Einsamkeit? Verlässt du die Drachenstiege denn nie? Und wie lange bist du überhaupt schon hier?“
    „Langsam, Kind“, erwiderte Veritas beinahe vergnügt. „Ich übe schon seit mehreren Generationen das Amt eines Hüters aus. Wie viele es genau sind, das vermag ich nicht mehr zu sagen. Doch Zeit spielt ohnehin keine Rolle mehr, wenn man auf ewig weiterlebt.“
    „Ewig?!“ Das Gladiantri hielt sich den Kopf. So viel Unglaubliches auf einmal!
    „In der Tat. Mein Geist ist eng mit diesem Ort verbunden. Durch meine Adern fließt die uralte Energie der Drachenstiege.“ Das Zoroark setzte sich auf den Boden. Es schloss die Augen und atmete tief durch.
    „Geht nun! Vor euch liegt die Schwarze Prüfung. Und sollten wir uns jemals wieder sehen, so werdet ihr als Freunde willkommen geheißen.“
    Resharp und Gladi blickten sich einen Moment lang an. Doch dies schienen Veritas' letzte Worte für diese Begegnung gewesen zu sein. Das schwarze Pokémon saß regungslos da und meditierte.


    Schulterzuckend sprang Gladi wieder auf den Rücken des Drachen auf und die beiden schritten durch das Tor, das sich hinter dem Zoroark befand.
    „Na das war vielleicht 'ne Erfahrung“, brummelte sie vor sich hin.
    „Ich hoffe nur, die nächste Prüfung wird weniger nervenaufreibend“, sagte Resharp etwas besorgt, während es die breiten Stufen einer Wendeltreppe hinaufzusteigen versuchte, schließlich jedoch aufgab und das letzte Stück erneut flog. Oben angekommen zögerte es, den Gang, der vor den beiden lag, zu betreten.
    „Komm, du kannst nix machen.“ Gladi tätschelte freundschaftlich seinen Rücken.
    „Du hast ja recht, aber… Eine kurze Pause kann doch nicht schaden, oder?“ Das Reshiram achtete gar nicht darauf, ob sie antwortete. Es war bereits damit beschäftigt, das, was vor ihm lag, zu inspizieren, um eventuell im Voraus herausfinden zu können, was die Schwarze Prüfung bereithielt. Doch außer einem geraden Weg aus bernsteinfarbenen Fliesen, der inmitten eines schwarzen Abgrundes ins Dunkle führte, gab es nichts zu sehen.
    Es seufzte. „Na gut, gehen wir.“
    Bereits nach wenigen Schritten fing die Dunkelheit an, die beiden völlig einzuhüllen. Schon bald waren sie nicht mehr in der Lage, irgendetwas zu erkennen – bis auf zwei Ausnahmen. Kurioserweise stellten sie fest, sich gegenseitig noch deutlich sehen zu können, als befänden sie sich tatsächlich in einem lichtdurchfluteten Raum.
    „Reshi, geht dein Feuer wieder?“, fragte Gladi leicht neckisch. Resharp nickte langsam.
    „Ich war in Panik und überhaupt nicht vorbereitet, in Ordnung? Natürlich kann ich hier Licht machen.“ An sein Erlebnis in der Arena zurückdenkend, brachte es seinen Schweif diesmal vorsichtiger zum Glühen, um keine weitere Stichflamme auszulösen. Es schien wie geplant zu funktionieren.
    „Ich seh immer noch nix“, meinte Gladi unzufrieden.
    Resharp seufzte. „Warum überrascht mich das nicht einmal?“ Die Schwärze war tatsächlich nicht zu durchdringen.


    „Willkommen zur Schwarzen Prüfung.“


    Sie zuckten beide zusammen, als die Stimme sie von hinten ansprach. Doch Resharp beschloss, sich nicht verwirren zu lassen und drehte sich entschlossen um.
    „Also, worum geht es diesmal?“, bemühte es sich, selbstsicher zu klingen.
    Ein leises Flattern kündigte nun das Erscheinen zweier regenbogenfarbiger Flügel an, deren zugehöriger runder Körper mit ebenso prächtigem Schweif und länglichem, einäugigem Kopf sich kurz darauf ebenfalls offenbarte.
    „Mein Name lautet Effigia und ich bin ein Symvolara. Ich spüre, dass ihr beide nach großer Stärke strebt. Dieses Ziel zu erreichen sei euch vergönnt, so ihr den Mut habt.“
    Das Auge des Symvolara erstrahlte tiefrot.
    „Also geht's um Mut, ja?“, fragte Gladi.
    „Psst, sieh mal!“ Das Reshiram deutete nach unten. Der Abgrund, der den Weg umgeben hatte, war wohl die ganze Zeit vorhanden, wenn auch nicht sichtbar gewesen. Doch nun drang ein violettes Licht von unten herauf, das in blitzartigen Strahlen über sie hinweg zuckte und sich zu einem großen Wirbel in verschiedensten Schattierungen formte.
    „Hinter diesem Portal findet ihr den Schlüssel zu Kräften, von denen ihr nie zu träumen gewagt hättet“, erklärte Effigia.
    „Und was sind das für Kräfte?“, fragte Resharp, doch etwas neugierig geworden.
    „Das Erwachen eures vollen Potenzials und das Ende aller Furcht liegen vor euch.“
    „Also würd' ich mich … entwickeln?“ Gladis aufgeregte Stimme ließ bereits ohne hinzusehen erahnen, dass sich mit einem Mal ein Strahlen in ihrem Gesicht ausgebreitet hatte.
    „Wie kommst du denn jetzt darauf, Gladi?“, wunderte sich Resharp darüber.
    „Na hör mal! Wenn sich bei uns 'n Gladiantri entwickelt, quatschen alle nur noch drüber, dass der dann ‚sein volles Potenzial erreichen kann‘. Übersetzt heißt das so in etwa, dass seine Stärke jetzt durch die Decke geht!“ Sie gab sich nicht einmal Mühe, ihre Aufregung zurückzuhalten.
    Das Reshiram überlegte kurz. „Das Ende aller Furcht? Seltsam, genau daran hab ich doch letztens erst gedacht. Denkst du, das hier ist eine Abkürzung zur Alten Heimat, wo die Macht der Caesurio auf uns wartet?“
    „Schon möglich. Wir müssen nur so mutig sein, da durchzuhüpfen. Stimmt doch, nich' wahr, Vögelchen?“ Gladi grinste das Symvolara an.
    „Ich werde euch nicht sagen, was ihr zu tun habt. Euren Weg bestimmt ihr allein. Doch seid hiermit gewarnt, dass es kein Zurück gibt, habt ihr euch erst entschieden.“
    „Is' klar. Biste mal entwickelt, bleibste so“, schloss sie daraus.
    „Gladi, bist du dir denn überhaupt ganz sicher, dass damit die Entwicklung gemeint ist?“ Resharp traute dem Ganzen nicht wirklich.
    „Na klar! Was soll das mit dem vollen Potenzial sonst heißen?“ Das Gladiantri war offensichtlich fest von dieser Idee überzeugt.
    „Aber was, wenn Effigia mit ‚kein Zurück‘ meint, dass wir irgendwo landen würden, wo wir nie wieder wegkommen?“
    „Ach kooomm, du nimmst das zu wörtlich“, quengelte Gladi. „Gehen wir einfach! Sicher wissen die hier eh, wer wir sind. Die wollen uns 'nen umständlichen Weg ersparen und schicken uns gleich ans Ziel.“
    „Ja, Gladi, die Wächter wissen, wer wir sind, aber sie haben uns trotzdem nicht einfach durchgelassen, sondern uns ihre Aufgaben gestellt“, mahnte Resharp und blickte besorgt zu dem Symvolara hinüber.
    „Ich erwarte geduldig eure Entscheidung“, sprach dieses.
    „Geh'n wir, geh'n wir! Komm, Reshi!“, rief Gladi.
    Resharp senkte den Kopf. „Nein.“
    „Waaaas?!“, brüllte sie ihm ins Ohr. „Ich glaub, ich hab dich nicht richtig verstanden!“
    Plötzlich schüttelte es sich, sodass die überraschte Gladi herunterpurzelte und neben ihm landete.
    „Autsch! Hast du 'n Problem?!“
    „Ja, allerdings.“ Das Reshiram baute sich vor ihr auf. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass die uns einfach so an unser Ziel schicken? Was wär denn das für eine Prüfung?! Dieses Symvolara verspricht uns Stärke, wenn wir da durchgehen. Ist das nicht ein bisschen seltsam? Die wünschen wir uns schließlich beide. Und vielleicht stimmt es ja auch. Aber bringt uns das dann irgendwas? Wir können möglicherweise niemals die Alte Heimat erreichen, wenn wir dieses Angebot annehmen.“
    „Reshi, ich versteh nicht ganz, was du willst. Würd's dich denn nicht auch freuen, wenn ich mich entwickeln würde?“ Nun schien sie einfach nur enttäuscht zu sein.
    „Natürlich würde ich mich freuen, Gladi. Aber wenn uns diese Stärke tatsächlich geschenkt werden würde, hättest du die Entwicklung doch gar nicht selbst erreicht, nicht wahr? Wäre das nicht schade?“
    Das Gladiantri dachte kurz nach und stand dann wieder auf. „Ja, okay. Stimmt schon, dass ich mich gern selber entwickeln würde, und nicht entwickelt werden.“
    Nun lächelte Resharp wieder. „Der Gedanke daran hat dich nur überrumpelt, stimmts?“
    „Also lassen wir's?“
    „Ja, ich bin dafür.“ Es wandte sich dem Symvolara zu. „Effigia! Wir werden dein Angebot nicht annehmen!“
    „So sei es.“ Sein Auge leuchtete ein weiteres Mal rot auf und der violette Wirbel zog sich schnell wieder in den Abgrund zurück, aus dem er erschienen war.
    Entschlossen erwarteten Gladi und Resharp Effigias Urteil, als das Psycho-Pokémon seine Kräfte wieder zügelte.
    „Wahrlich, ihr strebt unnachgiebig nach dem Ideal. Der Durchgang sei euch gewährt.“
    Auch die Dunkelheit, die sie umgab, verkroch sich nun wie ein lebendiger Schatten langsam in die Tiefe.
    „Was? Wir ham bestanden?“, entfuhr es Gladi, die trotz ihrer Einigung mit Resharp völlig verblüfft war.
    „Euer Ideal ist es, Stärke zu erlangen und diese dazu zu nutzen, eurem Volk die Freiheit zu schenken. Ihr habt erkannt, dass der Weg, der zum Ziel führt, unumgänglich ist, denn die Erfahrungen, die ihr durch euer Streben sammelt, formen euren Charakter.“
    Das Reshiram legte den Kopf schief und ordnete kurz seine Gedanken. „Du hast recht, Effigia“, sagte es. „Ich bin erst seit wenigen Tagen auf dieser Welt und fühle mich trotzdem schon so viel weiser als am Anfang.“
    „Fürwahr, Resharp. Du wünschst, Reshiram zu sprechen, aus dem du hervorgegangen bist. So besteige die Spitze der Drachenstiege!“
    Nachdem es diese Worte gesprochen hatte, fing das Symvolara plötzlich an, sich mit atemberaubender Geschwindigkeit um die eigene Achse zu drehen. Reflexartig packte Resharp Gladi und wich ein Stück zurück.
    „He, pass auf!“, protestierte sie.
    Immer schneller drehte sich das Symvolara, bis um es herum ebensolche Wirbel entstanden wie jene, die vorhin das Portal geformt hatten. Ein heftiger Wind zog durch den Raum, riss es hoch in die Luft, bis von Effigia nichts mehr zu sehen war.


    „Uff“, machte Gladi. „Das Vögelchen steht wohl auf große Shows.“
    „Mhm“, nickte Resharp.
    Sie drehten sich um und merkten, dass sie bereits direkt vor der Tür standen, die in das breite, bernsteinfarbene Treppenhaus führte, über das sie wohl zur Spitze gelangen würden.
    „Gehen wir, Gladi.“
    Das Reshiram war froh, hier nicht laufen zu müssen, sondern über die bröckelnden Treppen und Terrassen in diesem Seitentürmchen hinwegfliegen zu können. All dies war mitten in die Luft gebaut und wurde nur von einigen dicken Säulen gehalten, die nach unten ragten.
    „Reshi, da unten is' doch noch was“, stupste Gladi den Drachen an.
    In der Tat lag weit unter ihnen noch eine Ebene, die aus mehreren ineinanderliegenden, ringförmigen Plattformen bestand, welche sich um eine riesige Säule schmiegten.
    „Die Drachenstiege ist groß, Gladi. Bestimmt gibt es noch viel mehr Räume, die wir nicht gesehen haben, vielleicht sogar einen anderen Weg. Aber ich hoffe mal nicht, dass wir uns die Prüfungen hätten ersparen können, wenn wir diesen nur gefunden hätten.“




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  • Die Kapitellänge ist sehr angenehm, das Worldbuilding ist solide bis sehr gut, man sieht auch dass du dir richtige Aufzeichnungen gemacht hast. Die Charaktere haben klar definierte Persönlichkeiten und die Caesurio haben eine eigene Kultur, siehe Worldbuilding.
    Der Erzählstil ist nicht so meins und ich weiß auch nicht ob es nicht etwas zu klischeehaft ist, dass die Menschen so verteufelt werden (Außer von Reshiram, denn immerhin muss Reshiram sicherstellen, dass sein/ihr Sohn seine Aufgabe erfüllen kann), aber es lässt sich gut genug lesen.


    Doch wenn wir uns bereden, werden die Dinge möglicherweise klarer.“
    „Gefunden …“, hörte man Hansis Stimme, bevor sich plumpe, stolpernde Schritte rasch entfernten.

    Das war wirklich ein hervorragendes Zusammenspiel. Das erinnert mich an eine bestimmte Szene aus einem Comic.
    Während ein weißer Mönch Tim klarmachen möchte, dass die Berge ihre Opfer niemals wieder hergeben, schafft Kapitän Haddock gerade einen engen Schuh anzuziehen und kommentiert das mit, einen hätten wir.

    Hab mir 'n Picochilla-Steak gegönnt.

    Nightmarefuel.

    Kuck, ich weiß voll viel!“

    Das klingt sehr nach dem was ein echtes Kind sagen würde. Gut gemacht.

    Wer hat eigentlich die Ritter der Redlichkeit erkannt?

    Ich dachte zuerst an Elezeba, aber als von 4 Tieren die Rede war, wurde es offensichtlich.


    Ich mag es, dass du erklärt hast warum manche Pokemon den Caesurio helfen während andere als Beute angesehen werden.
    Es wäre seltsam gewesen wenn einige Pokemon miteinander befreundet wären, während andere gejagt würden.


    Bis auf Hansi mag ich alle Namen. Ich weiß, dass es ein witziger Charakter sein soll, aber Hansi?
    Resharp klingt aber gut, ist wirklich ein Name der Funktioniert.


    In dem Arena Kapitel erwähntest du, dass Maxax grün wäre, aber das wäre Sharfax, oder? Hast du dich vertan, oder hat Lysander die Radiowellen von Team Rocket ausprobiert?


    Kyurem fand ich etwas klischeehaft und es erinnerte mich auf bizarre Weise an Kater Karlo. kannst du mir erklären warum?
    Ist dein Charakter aber ich hätte ihn eher als murrigen, schlechtgelaunten Einsiedler dargestellt, so wie Toph aus Legend of Korra.
    (Ich kann nicht glauben, dass ihr Namen kein r enthält)



    war, und

    war und

    wo die Alte Heimat

    wo die alte Heimat

    „Ach Gladi, spar dir deine Streiche.

    Reshiram kann keine Stimmen unterscheiden.

    Aber ich hoffe mal nicht, dass wir uns die Prüfungen hätten ersparen können, wenn wir diesen nur gefunden hätten.“

    Wa wa waaaa.


  • Das Pfeifen des Windes, der die Drachenstiege umwehte, erfüllte den Raum – wenn man diesen überhaupt als solchen bezeichnen konnte. Ein Dach mochte einst vorhanden gewesen sein, doch dieses lag gemeinsam mit einem Stück der Rückwand als vereinzelte Trümmer auf dem Boden verteilt. Eine seltsame Ruhe lag in der Luft, in der sich Erinnerungen an Jahrtausende zu sammeln schienen, von Außenstehenden längst vergessen, doch hier im Turm auf ewig konserviert.
    Diese Ruhe wurde nun von dem weißen Pokémon unterbrochen, das im Landeanflug seinen Fuß auf die abgetragenen, dunkelgelben Halbedelsteinfliesen setzte und sich zusammen mit seiner Begleiterin vorauswagte.
    Staunend schritt das Reshiram auf drei Marmorstatuen zu, von denen zwei, die sich direkt gegenüberstanden, die Zwillingsdrachen in Lebensgröße zeigten. Mit der dritten jedoch hatte es die Zeit nicht gut gemeint, waren von dieser doch mehrere Körperteile abgebrochen, inklusive des Kopfes. Vor dieser Statue fanden sich Überreste einer umgestürzten Säule, welche wohl für ihre Verstümmelung verantwortlich gewesen sein musste.
    „Ich wette, das hier war mal Kyurem“, sagte Resharp.
    „Kyurem?“, fragte das Gladiantri.
    „Ja, der dritte Drache. Nicht gerade freundlich, womöglich ja gerade deswegen?“
    „Wegen was? Jetzt lass dir nich' alles aus der Nase ziehen, Reshi“, stichelte Gladi ungeduldig.
    „Na wegen der zerstörten Statue. Vielleicht ist es traurig darüber.“
    „Hm“, machte sie. „Wie auch immer, was is'n jetzt mit Reshiram?“
    Doch Resharp hatte sich bereits vor dessen Standbild platziert und musterte es mit großen Augen.
    „Reshiram …“, murmelte es. „Bist du da? Ich brauch deine Hilfe.“
    Es trat einen Schritt zurück, doch nichts passierte.
    „Och nee“, maulte Gladi. „Alles umsonst?“
    Mit ein wenig Anlauf flatterte Resharp nun auf den Sockel hinauf und drückte sich eng an den steinernen Körper seines Elternteils.
    „Bitte, Reshiram! Bitte sprich mit mir!“, flehte es. Eine winzige Träne rollte über sein Gesicht und tropfte zwischen Reshirams Füße.


    „Ich bin hier, mein Kind.“


    Resharp horchte auf, als es die vertraute Stimme vernahm.
    „Gladi, hast du das auch gehört?“, rief es aufgeregt, ließ von der Statue ab und stolperte euphorisch wieder nach unten.
    „Mhm … hab ich“, stammelte das Gladiantri.
    Ein warmes Licht ließ den Raum hell erstrahlen und raubte den beiden Pokémon für einen Moment die Sicht. Als sie die Augen wieder öffneten, hatte es sich zu einer sanft leuchtenden Kugel konzentriert, in deren Mitte ein gigantischer, weißer Drache stand und ihnen einen gutmütigen Blick schenkte.
    In einem plötzlichen Anflug von Nervosität schmiegte sich Gladi an ihren Freund. „Is' das riiiiesig“, hauchte sie.
    „Keine Angst, Gladi“, beruhigte sie Resharp, ohne seine glänzenden Augen von Reshiram abzuwenden. „Endlich bist du bei mir“, flüsterte es.
    Ich habe dich nie verlassen, mein Kind“, antwortete der große Drache. „Ich bin stets bei dir, tief in deinem Herzen.“
    „Aber Reshiram“, begann Resharp. „Wenn du immer bei mir bist, warum mussten wir dann diese gefährliche Reise auf uns nehmen, um mit dir zu sprechen?“
    Gladi öffnete den Mund, um zu kommentieren, schien es sich dann jedoch schnell wieder anders zu überlegen und blieb still.
    „An diesem Ort sammeln sich seit tausenden von Jahren große Energien – Relikte von Mut, Überzeugung, Willensstärke. Jene Energien erlauben es mir, zu erwachen und dem Wesen reinen Herzens, das mich beschwor, meine Weisheit zu leihen.“
    „T-tschuldigung, ich hätte da 'ne kleine Frage“, meldete sich Gladi nun doch zögerlich. „Gibt's nich' zufällig noch mehr von diesen Orten? Wo man, naja, besser hinkommt?“
    Reshiram fixierte sie mit seinen strahlend blauen Augen und lächelte sanft. „Eine äußerst kluge Frage. In der Tat konzentrierte sich die Macht des Schwarzen und des Weißen Drachen auf ihren Reisen in vielen Teilen des Landes Einall. Der größte Teil der Energie, die aus mir hervorging, strömte in die Weißen Ruinen und zog in die Drachenstiege. Doch hoch in den Bergen, am südlichen Rande des Westgebirges, ruhen verborgen die Schwarzen Ruinen, in welchen Zekroms Kraft schlummert.“
    „Ich glaube, ich verstehe“, sagte Resharp. „Und mit dieser Drachenkraft kann ich dich rufen.“ Es überlegte einen Moment. „Immerhin kann ich dein Feuer einsetzen. Sonst wären wir hier ja gar nicht reingekommen.“
    „In dir fließt mein Blut, Kind. In dir lodert meine Flamme. Dennoch sei gewarnt, denn du bist nicht Reshiram. Meine Bestimmung ist es, eine Welt der Wirklichkeit zu schaffen. Deine Aufgabe soll eine andere sein, dein Weg von dir selbst gewählt.“
    „Ich muss mit Gladis Hilfe die verlorene Alte Heimat der Caesurio finden!“, rief Resharp selbstbewusst.
    „Und eigentlich wollten wir …“, begann Gladi. „Also, die haben gesagt, Reshi – ähm, Resharp, soll zur Drachenstiege und …“
    „ … dich fragen, wo sie liegt, Reshiram“, beendete der junge Drache den Satz. „Du warst doch dort, deshalb musst du es ja wissen!“
    „Deine Worte entsprechen der Wahrheit, Resharp“, sprach Reshiram. „Bisharp, von dem ebenfalls ein Teil von dir stammt, stieg zum Helden auf und stellte somit jene legendäre Verbindung zwischen uns her. Der Ort, an dem dies geschah, lag gut versteckt, auf dass der Frieden in der Ebene zwischen den Welten Äonen anhalten sollte.“
    „Ebene zwischen den Welten?“, fragte Gladi. „Davon haben die nix gesagt. Dachte immer, es wär 'n riesiger Garten oder so, wo's halt keine Menschen gibt.“
    „Vielleicht soll das ja nur heißen, dass sich dort die Welten von Reshiram und den Caesurio vereint haben“, gab Resharp zurück. „Entschuldige, Reshiram. Wir müssen diesen versteckten Ort unbedingt finden!“
    „Die Schwertklingen tanzen. Sie bilden einen Reigen, das Zentrum im Herzen, doch niemals in Sichtweite. Habt ihr die Weisheit, den ewigen Kreislauf zu durchbrechen, so offenbart sich euer Ziel. Süd und Nord, West und Ost, sie alle sind gut und richtig – allein der Betrachtungswinkel zählt.“
    „Reshi, kannste das mal übersetzen?“, stupste Gladi ihren Freund an. „Ich versteh' nur Barschuft.“
    „Tut mir leid, Gladi, mir ist das auch ein bisschen zu hoch“, antwortete es etwas enttäuscht. „Warum sprichst du in Rätseln, Reshiram? Wir wollen die Caesurio doch so schnell wie möglich nach Hause führen!“
    „Kind, deine Stärke ist groß“, sagte der Weiße Drache etwas streng. „Noch hast du nicht gelernt, deine eigene Macht zu kontrollieren. Verriete ich dir nun das Geheimnis der Alten Heimat, so würde die Kraft des Heiligtums sowohl deinen Körper als auch deinen Geist in ihren Besitz nehmen und die Welten in dunkle Flammen hüllen, die weder Pokémon noch Mensch zu ersticken vermag.“


    Ein entsetzter Aufschrei ertönte vom Ende des Raumes. Als Gladi und Resharp sich schlagartig umdrehten, folgte eine donnernde Druckwelle, die sie beinahe von den Füßen riss.
    An ihrem Ursprung erblickten sie einen blau gekleideten Jungen mit verwuscheltem Haar, der abwechselnd Reshiram und die schwarze Kugel, die pulsierend vor ihm schwebte, erschrocken anstarrte.
    Ein Träger des Dunkelsteins …“, zischte der Weiße Drache. „Kann es wahr sein?“
    „Nich' schon wieder so einer!“, jammerte Gladi.



    Der Dunkelstein verwandelte die Aura um sich herum in ein mächtiges Energiefeld.
    Er ließ die Energie entweichen …
    Blitze zuckten durch die Umgebung.
    Die elektrische Energie fing an, Gestalt anzunehmen.
    Der Schwarze Drache öffnete die Augen.



    „Träger des Dunkelsteins“, wandte er sich grollend an den Trainer. „Was ist dein Begehr?“
    Der Junge antwortete nicht, sondern griff sich stattdessen an den Gürtel, an dem einige bunte Bälle befestigt waren – jedoch nicht, ohne die Drachen dabei aus den Augen zu lassen.
    „Zekrom!“, erklang Reshirams Stimme, worauf Zekrom sich zu ihm umwandte.
    „Ich hätte nicht erwartet, dich hier anzutreffen, Reshiram.“
    „Das Kind suchte meinen Rat, doch nun befindet es sich erneut in Gefahr. Verhindere unter allen Umständen, dass dieser Trainer es in seine Gewalt bringt!“
    Das Licht der weißen Sphäre begann, sich zu verdichten, bis es erneut allen die Wahrnehmung raubte.
    „Reshiram, warte!“, schrie Resharp. Doch schon fuhr die Kugel wie ein gleißend heller Feuerball gen Himmel, bis nichts mehr von ihr zu sehen war.
    „Tritt zurück“, knurrte Zekrom. „Wenn Reshiram deinen Schutz wünscht, so sei er dir gewährt.“
    Es fletschte die Zähne und drehte sich erneut zu dem Trainer um.
    „Los, Reshi, weg hier!“, drängte Gladi. „Dein Kumpel hier schaukelt das schon!“
    Doch Resharp machte keine Anstalten, sich zu bewegen. Es konnte nicht anders, als erschrocken zu beobachten, wie der Junge einen seiner Bälle warf, aus dem sich ein großes, schwarz-rotes Pokémon mit gelben Ornamenten und einem flammenden Bart materialisierte.
    „Flambirex!“, rief er. „Das ist einer unserer wichtigsten Kämpfe! Ich vertraue dir!“
    Als Zekroms Kopf mit einer psychischen Aura aufleuchtete, befahl er: „Setz Walzer ein!“
    Das Flambirex begann, mit atemberaubender Geschwindigkeit auf den Schwarzen Drachen zuzurollen, der seinerseits auf das Feuerschwein zuraste. Der Kopfstoß, verstärkt durch mentale Energie, schleuderte den Gegner jedoch in hohem Bogen zurück zu seinem Trainer, bevor die Roll-Attacke auch nur den geringsten Schaden anrichten konnte.
    „Verflixt“, murmelte dieser und holte Flambirex zurück in den Ball. „Okay, dann eben Zo… - äh, Stalobor!“
    „Gladi, was … was war das?“, stammelte Resharp, während das braune Pokémon mit mächtigen Stahlklauen das Kampffeld betrat.
    „Ach, willste hier noch was lernen, was?“, gab das Gladiantri ungeduldig zurück. „Irgendwas mit zehnmal Kopfstoß. Oder so ähnlich.“
    „Nachthieb“, befahl der Trainer angespannt.
    „Hä? Die haben sowas drauf?“, rief Gladi überrascht.


    Mit unerwarteter Agilität sprang das Stalobor im Zickzack auf Zekrom zu, welches seinen Gegner angestrengt beobachtete. Doch mit einem Mal verlor es diesen doch aus den Augen und kassierte sogleich einen heftigen Schlitzer von der Seite. Allerdings reagierte der Drache noch im selben Moment und verpasste dem braunen Pokémon mit aufleuchtenden Krallen einen Hieb, der es zu Boden stieß.
    Sofort wurde das Stalobor von einem silbrigen Schimmer umgeben, der sich schwarz färbte und es sogleich völlig verschlang. Im Schein der Aura war nun zu erkennen, wie sich die Gestalt wandelte.
    „Ein Zoroark!“, begriff Resharp. „Es hat sich als Stalobor getarnt, Zekrom!“
    Keuchend sprang das nun vollständig zurückverwandelte Unlicht-Pokémon zurück auf die Beine und warf Zekrom einen herausfordernden Blick zu, bereit für die nächste Attacke.
    „Du wagst es, den Schwarzen Drachen zu täuschen?“, donnerte das Legendäre Pokémon, worauf das Zoroark hämisch kicherte. Dies stellte sich als schwerer Fehler heraus, da der Drache es nun mit seinen beiden Pranken packte und ihm einen heftigen elektrischen Schock verpasste, bis es ohnmächtig wurde.
    Resharp staunte. „Weißt du, was das für eine Attacke war?“
    „Gar keine“, antwortete Gladi. „Der Große is' nur stinkig.“ Sie musste grinsen.


    Inzwischen hatte der Junge, in dessen Gesicht erste Anzeichen von Verzweiflung zu erkennen waren, sein Pokémon erneut ausgewechselt. Erneut stand ein Stalobor auf dem Feld.
    „Los, Stalobor, wie wir es trainiert haben: Mach deine Sandsturm-Schlagbohrer-Kombo!“
    Wie wild drehte sich das Boden-Pokémon um die eigene Achse, die Klauen eng an den Bohrer an seinem Kopf angelegt. Ein Wirbel aus Sand bildete sich um seinen Körper herum, beinahe wie ein umgedrehter Tornado. Der konzentrierte Sandsturm trug es hoch in die Luft, bis es kopfüber auf Zekrom zuschnellte. Doch dieses reagierte noch rechtzeitig und stieg in die Höhe, wo es meinte, vor dem Boden-Angriff sicher zu sein. Das hatte das Stalobor offensichtlich mit eingeplant und ließ sich von seinem Sandtornado steil nach oben reißen, womit es einen effektiven Treffer landete, der den Drachen sogar zum Absturz brachte. Schwer atmend richtete sich dieser wieder auf.
    Erschrocken wollte Resharp loslaufen, um nach ihm zu sehen, doch Gladi stellte sich ihm in den Weg. „Kuck, es is' noch nich' fertig“, deutete sie.


    „Wenn dies die Regeln dieses Duells sind, so will ich sie mir ebenfalls zunutze machen“, knurrte Zekrom und hob beide Arme, die sich daraufhin in ein knisterndes, blaues Licht hüllten. Schnaufend flog es auf das Stalobor zu, welches direkt die Flucht ergriff. Doch zu Fuß war es weit schwerfälliger und hatte keine Chance auf Entkommen. Noch ehe es besonders weit gekommen war, fiel es der doppelten Klauen-Attacke zum Opfer und landete flach auf seinem Bauch. Vorsichtshalber entfernte sich Zekrom wieder ein Stück, um nicht durch einen Überraschungsangriff außer Gefecht gesetzt zu werden. Dies entpuppte sich als weise Voraussicht, denn tatsächlich richtete sich das Stalobor wieder auf und brachte seine Stahlkrallen in Angriffsposition.
    „Sieht nich' so rosig aus“, meinte das Gladiantri nervös. „Willste nich' doch lieber jetzt abhauen?“
    Resharp wollte antworten, kam jedoch nicht dazu, da der Schwarze Drache nun in seinem Frust das Maul öffnete und ein ohrenbetäubendes Brüllen von sich gab, das den gesamten Turm zu rütteln schien und alle dazu zwang, sich die Ohren zuzuhalten. Gladi drückte sich eng an die Federn ihres Freundes, um die Schwingungen zu dämpfen, die durch das Metall an ihrem Körper dröhnten.
    Das Stalobor allerdings hatte nicht so viel Glück. Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte es verzweifelt, sich vor den Schallwellen zu schützen, doch seine riesigen stählernen Körperteile vibrierten gnadenlos unter dem Lärm. Lange konnte es das nicht durchhalten, und so brach es doch noch kraftlos zusammen.
    Mit verkrampften Fingern umklammerte der Trainer Stalobors Pokéball, in welchen er es nun zurückrief, während seine andere Hand nach dem nächsten Ball griff. „Agilität“, murmelte er, während er ihn fallen ließ.


    Die Kapsel öffnete sich, und heraus sprang – nichts? Irritiert suchte Resharp die Umgebung ab, doch es war kein fremdes Pokémon weit und breit zu sehen. Was ging hier nur vor sich?
    Ein leichter Luftzug zog an ihm und Gladi vorbei – dann noch einer aus der entgegengesetzten Richtung. Wieder und wieder.
    „Da hat einer 'nen Rasaffzahn drauf“, raunte Gladi Resharp zu. „Es is' so ultraschnell, dass wir's nich' sehen.“
    „Jetzt, Nadelrakete!“, schrie der Junge auf einmal. Scheinbar aus allen Richtungen prasselten nun spitze Geschosse auf Zekrom ein, welches überrascht versuchte, sich mit seinen Armen zu schützen. Hektisch drehte es seinen Kopf hin und her, beobachtete genau, woher die Attacke stammen mochte. Zu seinem Glück richtete sie nicht allzu viel Schaden an, machte es ihm aber dennoch schwer, Atem zu holen.
    „Habe ich dich gefunden“, brummte der Schwarze Drache auf einmal und schwenkte seinen Blick mit gezielteren Bewegungen. Den Fokus aufrechterhaltend, lud er seinen massigen Schweif mit Elektrizität auf und hüllte sich in blaue Blitze.
    Plötzlich raste Zekrom unter lautem Krachen und Knacken auf einen unbestimmten Punkt zu, schwenkte nach links, schoss an der Wand entlang, die Augen stets auf ein klares Ziel gerichtet, dabei auch den nun frontal in kurzen Schüben auf es zukommenden Stacheln ausweichend.
    Mit einer grellen Lichtexplosion holte es den Gegner ein und verpasste ihm einen elektrisch geladenen Bodycheck. Das Pokémon wurde nach vorn geschleudert, verlor seine Geschwindigkeit, schlitterte am Boden entlang und kam schließlich zum Stillstand. Zu erkennen war nun ein großes, dunkelmagentafarbenes Pokémon mit vier langen Beinen und unzähligen Stummelbeinchen, das imposante, giftig aussehende Stacheln am Kopf und am Schwanz trug.
    „Hoffentlich hat der Große sich nich' dran gepikst“, sagte Gladi und biss sich auf die Lippe. Ihren Befürchtungen entsprechend fasste Zekrom sich an die Schulter, von der eine violette Flüssigkeit tropfte, und gab einen Laut von sich, der wie eine Mischung aus Brüllen und Würgen klang.
    „Fast geschafft!“, jubelte der Trainer, der wiederum neue Hoffnung schöpfte. „Nur noch ein kleines bisschen mehr – Karippas, Steinpolitur!“
    „Dieser Kampf neigt sich seinem Ende zu“, grollte Zekrom, sammelte noch einmal seine Kräfte und fing das blaue, gepanzerte Pokémon mit einem weiteren Einsatz seiner elektrischen Ramm-Attacke ab, wenngleich diese nun schwächer ausfiel als vorhin. Dennoch wurde das Karippas von dem sehr effektiven Treffer zurückgestoßen und blieb hilflos auf seinem Rücken liegen.
    „Nicht im Ernst!“, entfuhr es dem Jungen. „Deine Robustheit sollte dich doch schützen!“ Gestresst rief er das Pokémon zurück und warf seinen letzten Ball, aus dem ein rot-blauer Vogel mit weißem Kopfschmuck erschien. „Jetzt kommt's ganz auf dich an, Washakwil …“
    Inzwischen war Zekrom erschöpft auf die Knie gesunken und gab ein Husten von sich, dem selbst in seinem schlechten Zustand noch der Klang eines Donnersturms innewohnte.
    „Zekrom hat so viele Pokémon alleine besiegt und weigert sich selbst jetzt noch, aufzugeben“, flüsterte Resharp beeindruckt.
    „Ja, krass und so, aber wollen wir jetzt nich' doch lieber mal die Kurve kratzen?“, gab Gladi zurück und stieß es mit ihrem Ellbogen an. Doch Resharp hörte ihr nicht zu und beobachtete weiter gebannt das Geschehen. Die beiden Kontrahenten blickten sich angespannt in die Augen, warteten auf den Angriff des jeweils anderen.
    „Wir werden gewinnen“, krächzte das Washakwil. „Wir sind die Stärksten. Wir verlieren nie.“ Ein gackerndes Lachen drang aus seiner Kehle. Der Schwarze Drache hingegen knurrte nur und zeigte ihm die Zähne.
    Plötzlich durchschnitt ein leises Zischen die Luft, und als Zekrom den Kopf hob, wurde es von einem gelb-schwarzen Ball an selbigem getroffen, der sich sofort öffnete und das Legendäre Pokémon einsog.


    Resharp erschrak. Nun realisierte es, wie sehr es sich hatte ablenken lassen, und wagte es nicht, zu atmen, während die Kapsel sich unter Zekroms Widerstand wild schüttelte, bis sie mit einem klickenden Laut zum Stillstand kam.
    „G-gefangen“, hauchte der Trainer beinahe ungläubig. „Ich bin jetzt … der Held der Ideale?!“
    „Kraa!“, schrie das Washakwil übermütig. „Großartig, Team!“ Dann fiel der Blick des Vogel-Pokémon auf Resharp. „Du bist als nächstes dran“, sagte es beinahe zischend.
    Das Reshiram erschrak, als die Augen seines Feindes es beinahe durchbohrten. „Rauf mit dir, Gladi!“
    „Höchste Zeit“, muffelte Gladi und sprang schnell auf seinen Rücken. Keine Sekunde später flatterte Resharp bereits durch die Luft und suchte fieberhaft nach einem Punkt, an dem es ihm sicher erschien, sich durch die dichten Wolken um den Turm zu stürzen.
    „Nichts da, kraa!“, krähte das Washakwil und stürmte hinterher. „Ich besiege euch für den Meister!“
    Als er die wilden Schreie seines Pokémon hörte, riss sich der Junge schlagartig vom Anblick des Pokéballs los und sah, was der Vogel da gerade versuchte.
    „Washakwil, nicht! Das Team ist zu angeschlagen!“, brüllte er erschrocken.
    „Ich mach das, Meister!“, kam die Antwort, die er aber natürlich nicht verstehen konnte.
    „Gladi, der will uns nichts – nur dieser Vogel spielt verrückt!“, sagte Resharp zähneknirschend. „Ich … ich glaube, ich lass dem mal ein bisschen die Luft raus.“ Es schluckte. Ganz sicher schien es sich seiner Sache nicht zu sein, doch es nahm all seinen Mut zusammen und landete auf der Spitze einer dicken Säule.
    „Reshi, du spinnst!“, knurrte Gladi. „Das Vieh kämpft schon 'n Weilchen länger als du!“


    Doch das Reshiram beachtete sie nicht und fixierte stattdessen seinen Gegner, der hoch über ihnen schwebte und hämisch lachte.
    „Für unser Team!“, schrie das Washakwil und ließ sich, den Kopf samt spitzem Schnabel voraus, fallen.
    „Für Zekrom“, murmelte Resharp und konzentrierte sich auf die feurige Energie in seinem Inneren. Sein Schweif erhitzte sich, doch die Attacke loderte in seinem Rachen auf und manifestierte sich als prasselnde Energiekugel. Mit aller Macht versuchte das Reshiram, den Drachen und das Feuer zu vereinen – und die Energiekugel ging in Flammen auf.
    Das Washakwil näherte sich im Sturzflug.
    „Reshi, jetzt!“, kreischte Gladi panisch.
    Im selben Moment entfesselte sich ein Tornado aus loderndem Feuer und flammender Energie aus Resharps Maul, der das Vogel-Pokémon vollständig einhüllte. Ein markerschütternder Schmerzensschrei drang aus dem Inferno, wurde jedoch vom Brausen der Flammen übertönt. Nach ewig lang scheinenden Momenten ließ die Attacke schließlich nach, und der feurige Wirbel löste sich in Windeseile auf.
    Schwer keuchend öffnete das Reshiram die Augen. Seine Sicht war verschwommen, doch es nahm einen stechenden Geruch nach verbrannten Federn wahr – und gebratenem Fleisch. Zu lange gebratenem Fleisch.
    „Washakwil, nein!“, rief der Junge erschrocken und rannte unter Tränen auf sein Pokémon zu – oder eher, was davon übrig geblieben war. Er beugte sich über den verkohlten Körper und ergriff seinen Pokéball. Es dauerte einige Zeit, bis dieser das ihm zugeordnete Pokémon erkannte, doch schließlich löste es sich doch in einen roten Lichtstrahl auf. „Ich danke dir für alles, mein Freund“, murmelte der Trainer mit zitternder Stimme. Dann richtete er sich auf und rannte davon.




    Highlights: @Kiriki-chan, @Shining Lucario, @Luxuria, @Thalfradin Sturm-Sucher


  • „Wahn…sinn …“, stammelte Gladi immer wieder. „Wahnsinn …“
    Resharp schwieg nur, während es im Sinkflug die Drachenstiege umkreiste. Unzählige Gedanken schossen durch seinen Kopf, doch keinen davon konnte es länger betrachten. All dies war einfach … viel zu viel gewesen.
    „Gladi“, zwang es sich schließlich zu sagen. „Habe ich dieses Pokémon … getötet?“
    „Du hast 'ne Wahnsinnsattacke abgelassen, so sieht's aus“, antwortete Gladi mit immer noch stockender Stimme.
    „Und der Gedanke an dieses Washakwil macht mich wahnsinnig“, murmelte Resharp. „Ich habe es bei lebendigem Leibe gegrillt, Gladi. Hatte es das wirklich verdient?“
    „Reshi, kuck“, versuchte das Gladiantri beruhigende Worte zu finden. „Vielleicht war's ja gar nich' tot. Weißt du, die Menschen machen ja, dass Pokémon sich gegenseitig ins Koma kloppen. Also wirklich ständig. Irgendwann wären ja alle Pokémon k.o., das is' schon komisch, was? Aber stell dir vor, die haben Maschinen gebaut, die irgendwie Verletzungen einfach wegzaubern!“
    „Echt, Gladi? Kein Scherz?“, fragte das Reshiram ein wenig hoffnungsvoller gestimmt. Dann fiel ihm etwas ein. „Woher weißt du sowas denn überhaupt? Ja, sag nichts, dein Unterricht. Aber woher wissen die Caesurio das?“
    „Wir haben da so 'ne Wache, die sich zur Not fangen lässt und sich dann so bescheuert aufführt, dass der Mensch sie wieder rausschmeißt. Passiert nich' oft, klingt aber schon 'n bisschen witzig.“ Ein leises Lächeln schlich sich auf Gladis Lippen und sie verdrehte die Augen.
    „Hm“, machte Resharp. „Dann wollen wir mal das Beste hoffen.“
    In diesem Moment führten seine Kreise es wieder hinter dem Turm hervor, und die Sicht auf das Gebirge, dessen Ausläufer bis zu ihrem Aufenthaltsort reichten, erinnerte es an Reshirams Worte.
    „Am südlichen Rand des Westgebirges liegen die Schwarzen Ruinen“, wiederholte es deren Inhalt. Es erinnerte sich daran, dass sie nach Westen gereist waren, und leitete sich davon her, dass sie sich am Nordrand des Gebirges befinden mussten. „Okay, wir folgen einfach diesem Kamm.“


    So überflogen sie eine kleine menschliche Siedlung mit einigen Windmühlen und ließen das Moor schließlich hinter sich. Hinter jedem Hügel, den sie passierten, folgte ein höherer und steilerer, bis das Grasland in braunes Gestein überging. Auf einem einigermaßen ebenen Felsen machten sie ein letztes Mal Rast, da sie nicht sagen konnten, wie lange sich keine Möglichkeit zum Landen mehr bieten würde.
    Resharp entfuhr ein tiefer Seufzer, als es endlich dazu kam, sich zu entspannen. Seit die beiden die Drachenstiege betreten hatten, war eine Aufregung der nächsten gefolgt.
    „Wie is'n der eigentlich reingekommen?“, fragte Gladi, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Das Reshiram richtete seinen Blick auf den Turm, der selbst aus dieser Entfernung noch unendlich hoch wirkte.
    „Als wir vorhin im Kreis geflogen sind, hab ich gesehen, dass unten ein Loch in der Mauer ist“, sagte es abwesend. „Ich wette, der ist nicht mal an Veritas oder Effigia vorbeigekommen.“
    „Was'n Schummler“, muffelte Gladi und steckte ihren Kopf in ein kleines Rinnsal, das vom Gipfel herabsprudelte.
    „Rostest du denn nicht?“, fragte Resharp in einem Versuch, die Verarbeitung der jüngsten Geschehnisse auf später zu verschieben.
    „So'n Quatsch, wie kommst'n auf sowas? Das bisschen Wasser tut mir doch nich' weh“, gab sie zurück und wischte sich über den Mund. „Ich glaub, dein Kopf läuft heiß. Kühl dich auch mal ab.“
    Das Reshiram seufzte erneut. Sie hatte ja recht – und im Nachhinein kam ihm die Frage irgendwie dumm vor. Es stapfte hinüber zum Hang und ließ das kühle Nass direkt in sich hineinfließen.
    „Ha!“, machte Gladi plötzlich. „Warte mal 'nen Moment, klar?“
    Der junge Drache hob den Kopf. „Was hast du denn?“ Doch das Gladiantri kletterte bereits ein gutes Stück über ihm am Felsen herum. „Pass du mir nur auf! Am Ende muss ich dich runterholen!“
    „Wär nich' verkehrt, ohne Hände wieder runter wird schwierig“, rief sie und zog sich auf einen Vorsprung, auf dem sich, wie das Reshiram nun bemerkte, ein Nest befand.
    Es rollte mit den Augen und flatterte zu ihr hinauf. „Ich hätte dich auch gleich raufbringen können.“
    „Is' ja jetzt egal“, ächzte Gladi unter der Last von drei für ihre Verhältnisse großen Eiern. Sie nahm all ihre Kraft für einen Sprung auf Resharps Rücken zusammen und die beiden kehrten zu ihrem Rastplatz zurück. „Futterzeit“, sagte das Gladiantri zufrieden. „Haste mal 'n bisschen Feuer? So schmecken die besser.“
    „Hm. Ich will sie nicht gerade einäschern, also …“ Das weiße Pokémon erhitzte vorsichtig seinen Schweif und hielt diesen nah an die Eier heran. So verharrte es für einige Minuten, die Gladi damit verbrachte, ungeduldig auf und ab zu laufen. Schließlich meinte es, dass es reichte, und drehte sich wieder um.
    „Endlich“, krächzte Gladi und machte sich sofort daran, eines der Eier zu schälen. Resharp hingegen nahm sich selbst eines, sah es einen Moment lang an und vertilgte es dann in einem Bissen.
    „Kammf daff leffte ham“, sagte das Gladiantri mit vollem Mund, und so verschwand auch dieses Ei. „Und … puuuh … das hier.“ Sie hielt sich den Bauch und deutete auf den Rest von ihrer Mahlzeit. Sie hatte gerade einmal die Hälfte geschafft. Resharp kicherte und kümmerte sich auch darum.
    „Wir fliegen besser weiter“, sagte es dann. „Bevor der Besitzer des Nestes merkt, dass wir hier waren.“
    „Mhm.“


    Obwohl die Mahlzeit nicht gerade üppig ausgefallen war – wenngleich Gladi etwas anderes behaupten mochte – fiel es dem Reshiram etwas schwerer als sonst, an Höhe zu gewinnen. Dennoch kämpfte es sich aufwärts und überwand schließlich den Gipfel, hinter dem unzählige noch höhere zum Vorschein kamen. Tapfer spannte das junge Drachen-Pokémon die Flügel aus und zog im Gleitflug weiter südwärts, wobei es sich grob an den Verlauf einer schmalen Schlucht hielt, an deren Rand ein gefährlich aussehender Pass entlang führte. Dankbar für diesen Pfad, durch den es nicht ständig Flugrouten um Berggipfel herum suchen musste, war es gleichzeitig auch ein weiteres Mal froh, nicht zu Fuß reisen zu müssen.
    „Boah, Reshi“, tippte Gladi es plötzlich an. „Ich glaub, ich voltula.“
    „Was?“, fragte es verwirrt.
    „Ich spinne“, erklärte Gladi und deutete nach unten. Resharp drehte seinen Kopf zu ihr und folgte dann ihrem Zeichen mit seinem Blick.
    „Sind die verrückt?“, entfuhr es ihm, als es die vier Pokémon entdeckte, die hintereinander den Pass entlang spazierten. „Die stürzen noch in die Schlucht.“
    „Das mein' ich nicht“, sagte das Gladiantri. „Kuck sie dir mal an, Reshi!“
    Nun, da es sie genauer betrachtete, fiel es ihm auch auf: Während ein blaues und ein graues Pokémon die Gruppe anführten, wurde ein vor Höhenangst zitterndes Fohlen von einem grünen Pokémon sanft vorwärts geschoben.
    „Das können doch unmöglich die aus dem Moor sein“, murmelte Resharp. „Aber … sie sind es. Ganz sicher.“
    „Folgen die uns?“, meinte Gladi schnippisch.
    „Ich glaube, sie haben uns noch nicht bemerkt.“
    „Ich sag ja nur. Die fanden dich heut' Vormittag nich' so super, glaub ich.“
    In diesem Moment führte die Schlucht sie in einer Biegung um eine Felswand herum, die dahinter stark abflachte.
    „Ich versuche mal, da zu landen, Gladi“, kündigte Resharp an und flog näher heran. Der Abhang war von Geröll bedeckt – das würde es nicht einfach machen. Es bremste ab, schlug mit den Flügeln, um an einer Stelle zu schweben, und senkte sich vorsichtig herab. Dann setzte es einen Fuß auf den Felsen, ohne Gewicht darauf zu verlagern, und stützte sich behutsam immer stärker auf.
    Plötzlich rutschte sein Fuß unter ihm weg, als sich einige Steinchen lösten. Resharp zuckte zusammen, verlor das Gleichgewicht, versuchte, sich mit dem anderen Fuß zu retten. Dadurch fiel es letztendlich vornüber auf die Nase – aber immerhin war es gelandet. Es streckte die Flügel von sich und drückte seinen Körper in eine aufrechte Position.
    „Ein Meister is' noch nich' vom Himmel gefallen, aber dafür ein Reshi“, witzelte Gladi.
    „Pff. Wer hat sich denn panisch festgekrallt?“, antwortete Resharp trotzig und schüttelte sich den Staub ab. „Ja, ungefähr so“, stellte es grinsend fest.
    „Ich will mir den Spalt hier halt nich' aus der Nähe ansehen, klar?!“, rief das Gladiantri empört und gestikulierte in Richtung des Abgrundes.
    Das Reshiram wollte noch etwas erwidern, ließ es jedoch sein, als es merkte, dass gerade die kleine Herde am Rand seines Blickfeldes auftauchte.


    „Bleibt zurück“, sagte das blaue Pokémon zu seinen Kameraden und schritt mit eiskaltem Blick auf die beiden zu. „Erklärt euch!“, rief es streng, worauf Resharp und Gladi sich irritiert ansahen.
    „Ähm, guten Tag“, begann der junge Drache dann. „Wir haben euch heute schon im Moor gesehen und wollten mal hallo sagen.“
    „Eure Namen“, sagte das Gegenüber, ohne eine Miene zu verziehen.
    „Ich heiße Resharp und … das ist Gladi“, antwortete das Reshiram immer noch unsicher, ob es eingeschüchtert sein sollte. „Pst, Gladi“, machte es leise. „Haben wir was falsch gemacht?“
    „Weiß nich', frag mich nich'“, muffelte es aus seinem Federkleid. Gladi hatte ihre Antwort offenbar bereits gefunden und kauerte sich auf seinem Rücken zusammen.
    „Schluss mit dem Geflüster! Ihr sprecht mit Kobalium, Anführer der Ritter der Redlichkeit. Dies sind meine treuen Gefährten“, es deutete auf das grüne und anschließend auf das graue Pokémon, „Viridium und Terrakium.“
    „Die Ritter der Redlichkeit?“, fragte der Drache. „Das klingt, als wärt ihr richtig starke Pokémon.“
    „Dein Süßholzgeraspel beeindruckt mich nicht“, gab Kobalium kühl zurück und kam noch einige Schritte näher. „Ich verlange zu erfahren, weshalb du aussiehst wie Reshiram, der Weiße Drache.“
    „Ich sag's ja“, raunte Gladi.
    „Ach so“, leuchtete es Resharp ein. „Weißt du, Kobalium, ich bin Reshirams Kind.“
    Im Hintergrund tauschten Terrakium und Viridium, die sich schützend vor ihrem Fohlen platziert hatten, erstaunte Blicke aus.
    „Wage es nicht, mich anzulügen!“, donnerte Kobalium. „Die verehrten alten Drachen sind einzigartig, beinahe gottgleich, unsterblich. Weshalb sollten sie das Bedürfnis nach Nachwuchs hegen?“
    „Jugendsünde …“, kicherte Gladi beinahe unhörbar, bedeckte dann jedoch schnell ihren Mund.
    „Bestimmt hatte Reshiram seine Gründe“, sagte Resharp. „Hast du es denn schon getroffen?“
    Die Augen des Ritters funkelten verächtlich. „Unverschämtheit. Eine Audienz bei der Verkörperung der Wahrheit ist nichts, was jeder dahergelaufene Tunichtgut gewährt bekommt. Nicht einmal mir oder meinen tapferen Kameraden war es vergönnt, obgleich wir unsere Leben der Redlichkeit verschrieben haben.“
    „Hm“, machte das junge Reshiram. „Das tut mir leid für euch. Vielleicht kann ich ja ein gutes Wort für euch einlegen?“
    „Selbst, wenn man deinen Worten Glauben schenken könnte, wäre es unsittlich, derartige Geschenke von einem Bastard anzunehmen“, sagte Kobalium und nahm eine Angriffshaltung ein. „Doch ich gebe dir die Möglichkeit, deinen Wert zu beweisen. Stelle dich mir im Zweikampf!“
    Resharp riss die Augen auf. Ein Kampf? Es hatte noch nie zuvor einen richtigen Kampf von Anfang bis Ende bestritten – würde es gegen diesen Gegner bestehen?


    „En garde!“, rief Kobalium da bereits und stampfte mit den Vorderhufen. Aus seiner Stirn wuchs ein langes Horn aus kobaltfarbener Energie, das es sofort wild durch die Luft schwang. Kleinere Energieschwerter erschienen neben dem Ritter der Redlichkeit, umkreisten diesen und fuhren in das Horn hinein, welches daraufhin noch heller leuchtete.
    „Reshi, pass auf!“, zischte Gladi. „Zuhause ham sie sowas auch drauf. Das is' Schwerttanz, und nach dem tut 'n Treffer doppelt so weh!“
    „I-in Ordnung“, flüsterte Resharp und machte sein Feuer bereit. „Halt dich fest“, warnte es Gladi, worauf es ungefähr einen Meter in die Luft flatterte und einen Flammenwurf in seinem Rachen aufsteigen ließ. Angestrengt nahm es das mit erstaunlicher Sicherheit auf es zugaloppierende Kobalium ins Visier und ließ die Stichflamme in einem scheinbar günstigen Moment entweichen.
    „Kobalium, spring!“, quietschte eine jugendliche Stimme hinter Terrakium und Viridium.
    Keuchend blickte der Drache auf. Von Kobalium war nichts zu sehen. Es musste der Attacke ausgewichen sein, doch wie hatte es das nur geschafft?
    Bevor das Reshiram sich umsehen und nach seinem Gegner suchen konnte, wurde es hinterrücks von einem mächtigen Hieb an der Seite getroffen und zu Boden geschleudert. Es schrie vor Schmerz auf, während es noch im selben Moment merkte, dass es auf den Abgrund zurutschte. Erschrocken grub es die Krallen an seinen Flügeln in das Gestein und schaffte es, sich rechtzeitig abzubremsen. „Gladi, bist du okay?“, hauchte es und kämpfte sich zurück auf die Beine, was aufgrund des Gerölls alles andere als einfach war.
    „Nich' mehr lang!“, kreischte das Gladiantri.
    „Enttäuschend“, murmelte Kobalium kühl wie eh und je, als es das weiße Pokémon aus dem Sprint mit metallisch glänzenden Hörnern rammte.
    Ein lautes Stöhnen war alles, was Resharp hervorpressen konnte, während es rücklings hinab in die Schlucht gestoßen wurde. Bevor es reagieren und den Fall abbremsen konnte, prallte es bereits gegen die Felswand. Ein elektrischer Schock fuhr durch seinen Körper und raubte ihm jegliches Gefühl.
    „Reshi … bleib wach und … flieg“, ächzte Gladi, die es auch erwischt hatte.
    „Natürlich, Gladi …“, flüsterte Resharp. Mit all seiner Willenskraft streckte es die Flügel von sich.
    Dann wurde alles um sie herum schwarz.




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  • Ein recht ruhiges Kapitel würde ich sagen.
    Ich finde es etwas komisch, dass Resharp so Probleme hatte mit dem Fliegen. Ob es nur der Hunger war?
    Generell war es angenehm zu lesen, es ist aber nicht so viel passiert. Er ist nur vom Turm runter und dann durch ein Missverständnis in einen Kampf geraten. Der Beschreibung nach ist er jetzt in der Elektrolithhöhle. Das heißt, er hat auch Panaero durchquert. Damit war wohl das Dorf mit den Windmühlen gemeint.


    Natürlich ist Maxax grün. Eher kotzgrün, aber so hätte ich die Farbe ja wohl kaum beschreiben können.

    Ich würde eher sagen ein gräuliches Gelb. http://www.pokedexia.net/images/0/08/PGL-612.png
    Aber darüber kann man denke ich streiten.

    Kyurem ist ein verstümmelter Überrest, der allein in einem Krater haust und nachts Leute frisst, also schätze ich es schon als etwas fieser als "murrig und schlecht gelaunt" ein.

    Stimmt auch wieder. Wobei mir murrig so gut gefällt.

    „Wir haben da so 'ne Wache, die sich zur Not fangen lässt und sich dann so bescheuert aufführt, dass der Mensch sie wieder rausschmeißt

    Schlechte Erfahrungen gemacht?
    Da muss die Wache ja schon verdammt viel falsch machen und einen guten Orientierungssinn haben.

    „Rostest du denn nicht?“, fragte Resharp in einem Versuch, die Verarbeitung der jüngsten Geschehnisse auf später zu verschieben.

    Es ist ein Stahlpokemon also rostet es eh nicht. Wobei im Japanischen heißt der Typ Hagane, also na ja. Echte Samuraischwerter sind allerdings aus Stahl und Hagane ist in Stahl enthalten, also... wen juckt es?

    „Hast du es denn schon getroffen?“
    Die Augen des Ritters funkelten verächtlich. „Unverschämtheit. Eine Audienz bei der Verkörperung der Wahrheit ist nichts, was jeder dahergelaufene Tunichtgut gewährt bekommt.

    Dann kann man ziemlich falsch interpretieren.
    Aber seit wann sind die Ritter so negativ? Gegenüber Menschen 100%, aber gegen ihn? Ich hätte eher erwartet, dass sie ihm etwas über die Menschen und den Waldbrand erzählen, der Keldeo zu einem Waisen gemacht hat. Das wäre ein recht guter Moment, da Resharp so seine Meinung von den Menschen noch weiter verfestigen kann. Falls du planst, dass dieser sie später ablegt, würde eine Erinnerung wie das die Geschichte der Ritter nur noch mehr Twist in die Entscheidung einbringen.
    Generell hätte ich auch erwartet, dass einer der anderen Ritter etwas dazu sagt. Das Vorbild von Terrakion war immer recht bequem und simpel, aber auch jemand der sich gerne Prügelt. Das Vorbild von Viridium war ein ruhiger besonnener Typ. Und Keldeo hatte im Manga auch ein gutes Herz, weshalb er in den Kampf gegen das Finstrio eingeschritten ist.
    Die Stelle fand ich alles in allem etwas random.

    derartige Geschenke von einem Bastard anzunehmen

    Pokemon können nicht heiraten, außer vielleicht manche Caesurio, demnach ist so ziemlich jedes nicht legendäre Pokemon ein Bastard.
    Ich verstehe aber was du meinst, nette Wortwahl.


  • Flink krabbelte ein winziges, gelbes Käfer-Pokémon über die Höhlenwand, wobei jeder kleine Tapser ein leichtes Knistern unter seinen Beinchen erzeugte. „Tik, tik, tik“, machte es. „Statitik, tik.“
    Doch mit einem Mal hielt es inne, als es etwas entdeckte, was es nie zuvor gesehen hatte: Auf einem Felsvorsprung hoch über ihm lag etwas, das wie ein Pokémon aussah, das nicht aus Gestein oder Metall bestand. Es war auch nicht gelb und außerdem viel zu groß, um ein Artgenosse zu sein.
    Neugierig trippelte das Käferchen kopfüber an der schrägen Höhlendecke entlang nach oben, um besser sehen zu können.
    „Tik, tik! Flauschik! Viel Statitik!“, machte es freudig, als es das bewusstlose Pokémon genauer betrachtete. Sein ganzer Körper war mit weißen, aufgestellten Federn bedeckt – was nur eines bedeuten konnte! Schnell kletterte das Käfer-Pokémon an eine geeignete Stelle, um sich dann abzustoßen und punktgenau auf dem Kopf des fremden Pokémon zu landen. Ohne zu zögern krallte es sich fest und begann, elektrische Energie abzuzapfen. „Tik titik!“
    Kurze Zeit später krabbelten zwei weitere gelbe Käfer vorbei und erblickten das gefiederte Pokémon sowie den Artgenossen, der bereits darauf saß. „Tiktik, tiktik?“, machten sie.
    „Titik Statitik“, antwortete der Erste und wandte sich wieder seiner Mahlzeit zu.
    Die beiden neu Hinzugekommenen nickten sich zu und setzten sich am Hals des weißen Pokémon fest, woraufhin auch sie begannen, Elektrizität zu schlürfen.
    „Tiktik tik, tik tiktik“, machten alle drei nun.
    Bald schon tauchten immer mehr dieser gelben Käferchen auf und gesellten sich dazu, bis es praktisch kein Körperteil mehr gab, auf dem noch keines saß und zapfte. Und während sie sich fröhlich bedienten, verloren die weißen Federn bald schon ihre statische Aufladung und senkten sich langsam zurück in ihre normale Position.


    „Hnnngh“, machte Resharp. Nein, es durfte nicht abstürzen. Es würde nicht abstürzen. Es würde einfach seine Flügel ausbreiten und … warum juckte seine Nase eigentlich so? Verdammt, so konnte das doch nichts werden, es konnte sich doch jetzt nicht an der Nase kratzen – oder am ganzen Körper! Überall juckte und kitzelte es!
    „Ha … ha … HATSCHI!“
    Hunderte gelbe Flauschbällchen flogen durch die Luft, als das Reshiram einen gewaltigen Nieser losließ. Während es sich noch die Augen rieb, eilten diese bereits in alle Richtungen davon und verschwanden in Felsspalten oder unter Steinen.
    Verwirrt sah Resharp sich um. Was war denn das nun schon wieder für ein Ort, und wie war es hier hergekommen? Das Letzte, woran es sich erinnerte, war ein seltsamer Traum, in dem es gegen einen Ritter gekämpft hatte. Stöhnend versuchte es sich aufzurichten, doch ein stechender Schmerz in seinem rechten Flügel ließ es sofort wieder umknicken. Tief durchatmend startete es einen neuen Versuch, diesmal nur auf den linken Flügel gestützt, und es gelang ihm, wieder auf die Beine zu kommen. Es betrachtete die blutverschmierte Stelle – offenbar war es doch kein Traum gewesen. Immerhin schien es recht glimpflich davongekommen zu sein, doch fliegen würde es wohl besser eine Weile nicht mehr, um die Verletzung zu schonen. Wenn es denn überhaupt ginge. Doch in dieser Höhle würde es ihm ohnehin nicht viel nützen.
    Moment mal … wo war eigentlich …
    „Gladi!“, rief Resharp erschrocken. „Gladi, wo bist du?“ Hastig drehte es sich nach allen Seiten um und suchte verzweifelt nach dem Gladiantri. „Gladi!“, rief es noch einmal, als es den kleinen Körper seiner Freundin auf dem Felsboden hinter sich erblickte. Immer noch bewusstlos lag sie da, und auf ihr klebten ebenfalls zwei kleine Käfer, die mit leisen „Tik tik“-Lauten an ihr saugten.
    Hastig beugte das Reshiram sich zu ihr hinunter, und ein schmerzhaftes Zerren schoss durch seine Seite, wo Kobaliums Schwert es getroffen hatte. „Argh“, entfuhr es ihm, und die Käfer-Pokémon trippelten aufgeschreckt davon.
    „Gladi, bitte wach auf!“ Bemüht sanft, in der Realität aber heftig zitternd rüttelte es mit seiner Schnauze an ihr. „Bitte, Gladi!“
    „Näääh …“, brummte das Gladiantri. „Will pennen.“
    Erfreut schoss Resharps Kopf in die Höhe. „Gladi, dir geht's gut!“
    „Naja“, murmelte sie und setzte sich auf. „Vielleicht 'ne Schramme oder zwei.“
    „Ich hab auch ein bisschen was davongetragen, aber es wird schon gehen. Hoffe ich“, sagte Resharp erleichtert.
    „Klasse. Was is'n das hier für 'ne Spelunke?“, fragte Gladi und rappelte sich vollständig hoch. Dann hob sie ihren Kopf. „Da sind wir reingekommen?!“
    Ein schmaler Riss im Gestein über ihnen ließ nur wenige feine Sonnenstrahlen herein. Dennoch war es keineswegs dunkel – vereinzelt wuchsen blau glühende Felsen aus dem Boden, den Wänden und auch der Decke heraus, die ein kühles Licht ausströmten und die Höhle erleuchteten.
    „Raus können wir dort jedenfalls nicht mehr, ich hab mich nämlich am Flügel verletzt.“ Neugierig geworden näherte sich das Reshiram vorsichtig einem dieser seltsamen Gesteinsbrocken. „Wenigstens muss ich kein Feuer machen, damit wir etwas sehen. Ich frag mich, wie diese Dinger leuchten können.“
    Wie als Antwort darauf machte es „bzzt“, und ein kleiner Blitz zuckte von dem Felsen in das Federbüschel zwischen Resharps Beinen.
    „Ieh!“, entfuhr es ihm, und es verzog schlagartig das Gesicht. Gladi starrte ihren Freund einen Moment lang an, bekam dann jedoch einen gewaltigen Lachanfall.
    „Was ist daran so witzig?“, zischte das Reshiram und wischte hastig über das zerzauste Büschel, was das Gladiantri dazu veranlasste, vor Lachen auf dem Boden herumzukugeln.
    „Hihi … nix … hehe“, kicherte sie und hielt sich den Mund. „War nur ulkig“, behauptete sie immer noch glucksend.
    „Soso?“, seufzte Resharp genervt. „Okay, die Felsen sind also elektrisch. Hätte ich mir eigentlich denken können.“ Auf einmal erinnerte es sich an die Momente vor ihrem Sturz. „Gladi, die berühren wir lieber nicht. Ich glaub, einer von denen hat mich vorhin paroly… parasi… “
    „Paralysiert“, half Gladi nach. „Gehen wir jetzt oder willste hier Verwurzler lernen?“ Kaum hatte sie das gesagt, schon hüpfte sie über die Kante des Vorsprunges und versuchte, sich mit flinken Sprüngen nach Caesurio-Art nach unten vorzuarbeiten. Ganz so gut wie ihren weiterentwickelten Verwandten gelang es ihr dann aber doch nicht, sie geriet aus dem Rhythmus und stolperte.
    „Ach, Mist!“, krächzte sie, gefolgt von einem „Uff“, als sie unsanft auf dem Boden landete. „Nix passiert!“, rief sie dann und sprang schnell wieder auf die Beine.
    „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber dafür Gladi, was?“, stichelte Resharp, das sich inzwischen selbst – einhändig kletternd – auf den Weg nach unten gemacht hatte.
    „Punkt für dich“, grummelte Gladi.
    „Und in welche Richtung gehen wir jetzt am besten?“, fragte das Reshiram, als es seine Gefährtin endlich erreichte.
    „Der Nase nach?“, antwortete das Gladiantri halb-ironisch, worauf der Drache in die Luft schnupperte.
    „Also ich rieche nichts. Und sehen kann ich auch keinen Ausgang.“
    „Ja, genau so, Reshi“, kommentierte Gladi.
    „Hm … denkst du, wenn wir lauschen, könnten uns die Geräusche helfen, nach draußen zu finden?“, schlug Resharp vor.
    „Find's doch raus“, sagte Gladi und verschränkte die Arme. Dann spitzten beide die Ohren.


    Tik tik tik, machten einige Käfer-Pokémon.
    Bzzt, summten die elektrischen Felsen leise vor sich hin.
    Klikk-klikk-klikk, drang es von hinter einer Ecke her.


    „Häh?“, unterbrach Gladi ihr Schweigen. „Was is'n das? Klingt wie 'ne Maschine.“
    „Menschen?“, hakte Resharp aufgeregt nach. Dies wäre definitiv kein guter Zeitpunkt für eine weitere Konfrontation.
    „Näh“, beruhigte sie es. „Also, klingt wie 'ne Maschine, aber … irgendwie auch nich'. Hat 'n bisschen was von 'nem Pokémon-Ruf.“
    „Ein Maschinen-Pokémon also?“, fragte der Drache interessiert.
    „Weiß nich'. Kucken wir mal.“ Ohne eine Antwort abzuwarten marschierte sie auch schon in die Richtung, aus der das mechanische Klicken kam. Resharp beschloss, ihr einfach zu folgen.
    „Klikk klikk“, tönte es erneut, diesmal lauter. „Fremdes Pokémon erkannt. Leite Analyse ein.“
    „Argh! Lass mich, du gratiges Schrottvieh! Ksch!“, kreischte Gladi und kam zurück in seine Richtung gerannt, wobei sie wild mit den Armen fuchtelte in dem Versuch, ein seltsames Wesen, das ruckartig um sie herum schwebte, zu verscheuchen. Alles, was Resharp davon erkennen konnte, waren zwei runde, metallische Teile, die aneinander hingen und sich miteinander drehten.
    „Analyse abgeschlossen“, sagte das Pokémon plötzlich und platzierte sich vor Gladi. „Gladiantri erkannt. Angehörigkeit: Caesurio.“
    „Caesurio?“, rief Resharp erstaunt.
    „Klikk“, sagte das Metallding und schwebte zu ihm herüber. „Fremdes Pokémon erkannt. Leite Analyse ein.“ Mit weiteren „Klikk“-Lauten wiederholte es sein Prozedere.
    „Was zum Grypheldis is' das für'n Vieh?“, sagte Gladi immer noch empört.
    „Analyse abgeschlossen. Reshiram erkannt. Caesurio-DNA erkannt. Angehörigkeit: Caesurio.“
    „Es weiß, was ein Caesurio ist, Gladi! Bestimmt kann es uns helfen!“, sagte Resharp aufgeregt. „Kannst du das?“, fragte es das Pokémon.
    „Klikk dient Caesurio. Wie kann Klikk Caesurio behilflich sein?“, antwortete es.
    „Als ob das Ding die Alte Heimat kennt“, murmelte Gladi.
    „Eingabe: Alte Heimat. Klikk klikk. Verstanden. Caesurio, bitte Klikk folgen.“ Schnell schwebte es davon, in einen Tunnel in der gegenüberliegenden Richtung.
    „Hinterher!“, rief Resharp und rannte los. Gladi wollte protestieren, tat es ihm dann aber doch lieber gleich. Der Gang führte um einige Biegungen, dann in eine Kammer mit einigen größeren elektrischen Steinen.
    „Klikk … bitte langsamer …“, keuchte das Reshiram, das zu Fuß nicht so gut unterwegs war, was nicht zuletzt an seiner Verletzung lag. Doch mit einem Mal hielt das Klikk an.
    „Caesurio-Heim erreicht.“
    „Ich sag doch, das Ding klikkt nich' ganz richtig“, sagte Gladi und tippte sich an die Stirn. „Unsere Heimat is' sicher nich' in 'ner blöden Höhle.“
    „Klikk, ist das auch sicher kein Fehler?“, fragte das Reshiram stirnrunzelnd.
    „Negativ. Öffne Caesurio-Heim“, sagte das metallene Pokémon. Dann schwebte es zu einem der blau leuchtenden Felsen und drehte seine beiden Teile immer schneller. Vor diesen bildete sich daraufhin eine hellblaue Kugel, die es auf den großen Brocken abfeuerte. Sehr zum Erstaunen der beiden Freunde löste sich dieser nun aus dem Boden und raste durch die Luft auf einen anderen Stein in der Nähe zu, an dem er schließlich kleben blieb. Hinter der Stelle, an der er gestanden hatte, war nun ein Eingang zu sehen.
    „Wahnsinn, was die elektrische Kraft anrichten kann“, staunte Resharp.
    Sie betraten einen weiteren Tunnel, der nicht gerade flach abfiel, aber noch nicht zu steil, um gut darauf laufen zu können. Gleichzeitig war er aber auch relativ niedrig, und das Reshiram war froh, noch nicht ausgewachsen zu sein, da es sonst wohl Probleme gehabt hätte, sich hindurchzuzwängen. Nach kurzer Zeit war der Abstieg jedoch wieder vorbei, denn bald schon fanden sie sich in einer kleineren Kammer als der vorherigen wieder.
    „‚Caesurio-Heim‘, pah“, maulte Gladi. „Caesurio sollen nich' in Erdlöchern rumkriechen. Das Schrottvieh verkauft uns für blöd.“
    „Ich habe da so einen Verdacht, Gladi“, sagte Resharp und spazierte durch den Raum, um sich umzusehen. In der Nähe der dem Eingang gegenüberliegenden Wand standen ungewöhnlich viele – nicht elektrische – Felsen, die es untersuchen wollte. „Aha!“, rief es dann aus. „Sieh mal, da hinten ist ein Graben!“
    „Und?“, sagte Gladi und stellte sich neben es. „Wow, Reshi!“, staunte sie dann, als sie sich über den Rand der Mulde beugte. „Ich glaub's nich', da waren mal Soldaten!“
    „Meinst du wirklich, Gladi? Ich war mir nicht ganz sicher.“
    „Klar, kuck mal: Die Steine sind voll abgewetzt, da haben die ihre Schwerter poliert!“ Nun, da sie darauf deutete, erkannte auch Resharp die Wetzspuren, die klar darauf hindeuteten, dass hier einmal Klingen geschliffen worden waren.
    „Hier waren also definitiv früher Caesurio. Oder sind vielleicht immer noch welche hier?“, überlegte es.
    „Negativ“, sagte Klikk auf einmal.
    „Und warum sind sie umgezogen?“
    „Wiedergabe Caesurio: ‚Wir sind auch hier nicht sicher, deshalb werden wir morgen weiterziehen.‘ Wiedergabe beendet.“
    „Weiterziehen?“, wunderte sich Gladi. „Also is' das schon öfter passiert?“
    „Was meinst du mit ‚öfter‘?“, fragte Resharp.
    „Also, ich war noch nich' da, aber die haben gesagt, wir waren mal woanders. Drüben auf der anderen Seite von Twindrake City, in so 'ner Schlucht.“
    „Scalp!“, rief das Reshiram auf einmal.
    „Hä?“ Gladi tippte sich an die Stirn. „Was willst'n jetzt mit dem Kerl?“
    „Er sagte, sein Großvater lebte in einer elektrischen Höhle“, erzählte es und streckte ihr die Zunge raus. „Na komm, das hast du doch mitgehört, du kleiner Spion.“ Das Gladiantri räusperte sich nur und verdrehte peinlich berührt die Augen.
    „Kucken wir uns noch mehr an?“, fragte sie dann und deutete auf einen von mehreren Durchgängen, die von diesem Raum wegführten.
    „Na gut“, sagte Resharp. Gefolgt von Klikk betraten die beiden ein in den Fels gehauenes Treppenhaus, durch das sie in einen Höhlenabschnitt gelangten, der sich deutlich größer vor ihnen erstreckte als jene, die sie bisher gesehen hatten.
    „Was ist das hier, Klikk?“, fragte das Reshiram.
    „Trakt: Schlaflager. Besonderheiten: Vergleichsweise geringe Dichte an Elektrolithen.“
    „Elektrowas? Meint das Schrottvieh diese blauen Brocken?“, murmelte Gladi.
    „Positiv“, antwortete das Klikk.
    In der Tat waren hier nicht sehr viele davon vorhanden – zumindest auf dem Boden. Stattdessen befanden sich die elektrischen Felsen fast ausschließlich an der Höhlendecke und sorgten wie ein Sternenhimmel für eine beinahe nächtliche Stimmung. Fasziniert schritt Resharp tiefer in den Raum hinein. Dass er einst als Schlaflager genutzt worden war, sah man ihm direkt an, obgleich in diesem ehemaligen Caesurio-Versteck keine Zelte standen – vermutlich waren diese vor langer Zeit abgebrochen worden, wenn es sie denn hier jemals gegeben hatte. Niedrige Steinplattformen deuteten jedoch auf die Stellen hin, an denen sich die Caesurio zum Schlafen hingelegt hatten.
    Mit einem Mal musste Resharp gähnen. Aus irgendeinem Grund übte dieser Ort eine beruhigende Wirkung auf es aus, als wäre es hier nach diesem langen Tag in Sicherheit, um sich endlich ausruhen zu können. Es ließ sich auf einem der Steinbetten nieder, und ihm war, als würde alle Anstrengung sich in diesem Moment niederschlagen.
    „Kommst du, Gladi?“, fragte es schläfrig.
    „Du willst schon wieder pennen?“, gab sie etwas ungläubig zurück, setzte sich dann jedoch zu ihm und lehnte sich an seinen flauschigen Körper. Bereits nach wenigen Momenten hörte sie es leise schnarchen, und das leichte Heben und Senken seiner Brust sowie das entfernte Summen der Elektrolithen ließen auch sie bald einschlafen.




    Highlights: @Kiriki-chan, @Shining Lucario, @Luxuria, @Thalfradin Sturm-Sucher

  • Inwiefern denn?

    Na ja, er hat sich mit dem nächsten Satz ja korrigiert, aber Resharp hat ihn gefragt, ob er Reshiram schonmal gesehen hat und er meinte, ein dahergelaufener Tunichtgut hätte keine Chance ihn jemals zu sehen. Ohne den nachfolgenden Satz wäre das ein ziemlicher Diss gegen sich selbst geworden, was?



    Klikk-klikk-klikk, drang es von hinter einer Ecke her.

    Ich wusste gleich was es sein wird. Klikk, oder Klicklak.


    „Analyse abgeschlossen“, sagte das Pokémon plötzlich und platzierte sich vor Gladi. „Gladiantri erkannt. Angehörigkeit: Caesurio.“

    Klikk entwickelt sich zuuuuu Rotom-Pokedex. Aber weniger Nervig. Noch.


    Bin mal gespannt, worauf sich dieses "Hier ist es nicht sicher" beziehen wird. Lockere Erde, die schnell einstürzen könnte, oder vielleicht ein Voltula Nest? Vielleicht entlädt sich die Höhle auch immer wieder mal in diesem Gebiet.
    Bei dem ganzen Kapitel viel mir auch auf, wie unglaublich seltsam es ist, dass Stahl und Elektro ein Neutrales Verhältnis zueinander haben. Gerade bei Gladiatri hätte es normalerweise eine Reaktion geben müssen.